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Gefährliche, aber wichtige Arbeit S. 12 – 13 Gletscher-Initiative: Wir müssen jetzt handeln S. 3 Landwirtschaft am Scheideweg Die desaströsen Folgen der industriellen Landwirtschaft werden immer deutlicher. Doch es gibt Alternativen.

Landwirtschaft am Scheideweg · am Scheideweg Die desaströsen Folgen der industriellen Landwirtschaft werden immer deutlicher. Doch es gibt Alternativen. Perspektiven 3 / 2 091 2

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Gefährliche, aber wichtige ArbeitS. 12 – 13

Gletscher­Initiative: Wir müssen jetzt handelnS. 3

Landwirtschaft am ScheidewegDie desaströsen Folgen der industriellen Landwirtschaft werden immer deutlicher. Doch es gibt Alternativen.

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Perspektiven 3 / 2019

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Liebe Leserin, lieber Leser

Alle sprechen derzeit übers Klima. Das ist gut und wichtig. Denn auf dem Spiel steht nichts weniger als unsere Lebens­grundlage. Bäuerinnen und Bauern im Süden erfahren das schon heute am eigenen Leib. Dürren, Überschwemmungen und Stürme machen den Lebensmittelanbau immer schwie­riger. Und auch bei uns stellen Hitze und Trockenheit die Landwirte vor grosse Probleme.

Doch die Landwirtschaft ist nicht nur Opfer, sondern mass­geblich mitbeteiligt an der Klimaerwärmung. Mehr als ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen wird durch die industrielle Landwirtschaft verursacht.

Ein Richtungswechsel in der Klimapolitik und der industri­ellen Landwirtschaft ist dringend nötig. Deshalb engagiert sich Brot für alle für die Gletscher­Initiative und für einen nachhaltigen Lebensmittelanbau. Gemeinsam mit unseren Partnern fördern wir die Agroökologie, die sorgfältig mit natürlichen Ressourcen umgeht, das Klima schützt und viel­fältige Lebensgrundlagen für Menschen und Tiere ermög ­licht. Für mehr Gerechtigkeit zwischen Norden und Süden und zwischen den Generationen.

Politikum 5 Unterstützung fällt

Zensur zum Opfer

Südsicht 6 Agroökologie ist

die Zukunft»

Im Wandel 7 Engagment für mehr Konzernverantwortung

Dossier 8 «Die gelben Maschinen

haben alles zerstört»

14 Welche Landwirtschaft wollen wir?

17 Verbunden mit Tier und Boden

ImpressumHerausgeberin Brot für alle 2019 Chefredaktion Pascale Schnyder (pst) Redaktion Daniel Tillmanns (dt), Lorenz Kummer (LK) Gestaltung und Realisation Crafft AG, ZürichBildbearbeitung Schellenberg Druck AGDruck Druckerei Kyburz AGKorrektorat www.1-2-fehlerfrei.ch Auflage 30 400 DE / 8000 FRErscheint viermal jährlichCHF 5.– pro Spender / in werden für das Abonnement verwendet Kontakt Brot für alle, 031 380 65 65, [email protected]

Bernard DuPasquier Geschäftsleiter Brot für alle

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Editorial Inhalt

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Perspektiven 3 / 2019

Handeln – jetzt !

Polyestervliese sollen den Rohnegletscher vor dem Schmelzen schützen.

Während bei uns die Gletscher schmelzen, kämpfen die Menschen im Süden mit dem steigenden Meeresspiegel. Nun ist die Politik gefordert.

Ich stehe an der Tramstation und schaue mich um. Wen könnte ich ansprechen, die Gletscher- Initiative zu unterschreiben? Bis das Tram kommt, dauert es noch drei Minuten. Also los. Eine Frau mit zwei Teenies wartet da. Bevor ich ausgeredet habe, findet sie, «ja klar, da un-terscheibe ich» und nimmt den Kugelschrei-ber. Gleich daneben eine ältere Frau. Auch sie unterschreibt und wünscht uns viel Glück. Noch eine Minute, ein Mann mit Einkaufs-tasche, auch er unterschreibt.

Ein paar Stichwörter wie Klimaschutz, Brot für alle sammelt für die Gletscher-Initia-tive, weil die Menschen im Süden am stärksten F

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Gletscher-Initiative

davon betroffen sind. Das reicht schon. Ich bin positiv überrascht. Dabei hatte ich im Vorfeld viele Argumente zusammengetragen, weshalb Brot für alle Unterschriften für die Gletscher- Initiative sammelt. Wir in den reichen Ländern wie der Schweiz sind die Hauptverursacher für den Klimawandel. Treffen tut er bislang aber vor allem die Ärmsten, die am wenigsten dazu bei getragen haben: Küstenbewohnerinnen und -bewohner kämpfen mit immer häufige-ren Taifunen, Kleinbäuerinnen und Kleinbau-ern beklagen zunehmende Dürreperioden und der Anstieg des Meeresspiegels gefährdet Tau-sende von Menschen im Süden.

Brot für alle fordert seit 2007 mehr Klima- g erechtigkeit. Seit 2009 haben wir für Partner-organisationen in 21 Ländern 35 Klimaanpas-sungstrainings durchgeführt. Und wir haben unsere Partner darin unterstützt, ihre Anlie-gen bei ihren Regierungen einzubringen. Wir haben die Gerechtigkeitsfrage und den fairen Anteil der Schweiz zur Minderung der Krise thematisiert und uns als Mitglied der Klima- Allianz für eine schärfere Klimapolitik einge-setzt. Bis jetzt ist die Klimapolitik aber weit davon entfernt, die Ziele, zu denen sich die Schweiz verpflichtet hat, zu erreichen. Dazu gehört auch, bis 2050 bei den CO2-Emissionen auf netto null zu kommen. Genau das will die Gletscher-Initiative verbindlich machen.

Die meisten angesprochenen Leute sind einverstanden, dass es mehr Druck braucht, und unterschreiben. Nach ein paar Stunden gehe ich hoffnungsvoll und motiviert nach Hause. — Miges Baumann

Lesen &

Handeln

Unterzeichnen Sie die Initiative unter gletscher-initiative.ch und nehmen Sie an der nationalen Klimademo am 28. September in Bern teil: klimademo.ch

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Perspektiven 3 / 2019

Tagung Agroökologie

Systemwandel gefordert Artenschwund, Verlust von Bodenfruchtbarkeit, Klimawandel, Landraub, Bauernfamilien unter dem Existenzminimum und Hunger trotz globaler Über-produktion – im sogenannt «modernen» Agrarsystem ist der Wurm drin. Der diesjährige Welternährungstag bietet Gelegenheit, über die Ursachen in Nord und Süd zu diskutieren, die Alternativen zu ergründen, welche der Ansatz der Agrarökologie bietet, sowie Ansätze zu entwickeln, wie jede und jeder Einzelne zu einem grundlegenden Wandel in der Landwirtschaft beitragen kann. Veranstaltung am 16. Oktober, 09.30 –16.30 an der HAFL in Zollikofen. Infos und Anmeldung unter: www.welternaehrungstag.ch

Internationale Zusammenarbeit

Brot für alle bezieht StellungDer Bundesrat will die Internationale Zusammen- arbeit (IZA) neu ausrichten. Brot für alle forderte in ihrer Stellungnahme, dem Kampf gegen die globale Klimakrise und der Stärkung der Zivilgesellschaft mehr Gewicht zu geben. Vor allem für die Umsetzung der Klimamassnahmen brauche es zusätzliche finanzielle Mittel, die nicht aus dem ohnehin schon knappen IZA-Budget kommen dürfen. Eine Mass- nahme wäre etwa die Flugticketabgabe. Die Ver-nehmlassung zur IZA-Botschaft ging Ende August zu Ende, 2020 wird sich das Parlament damit befassen. www.brotfueralle.ch/stellungnahme_IZA

#jazuklimagerechtigkeit

Wir nehmen sie beim Wort ! Das neue Parlament soll sich für mehr Klimaschutz, Klimagerechtigkeit und die internationale Zusammenarbeit der Schweiz engagieren. Deshalb fordert Brot für alle die Kandidatinnen und Kandidaten vor den Wahlen über Social Media dazu auf, ihre entsprechenden Ziele unter dem Hashtag #jazuklimage-rechtigkeit zu kommunizieren. So können wir beobachten, ob den Worten auch Taten folgen.

«Der Klimawandel droht sämtliche Fortschritte der Entwicklung, der globalen Gesundheit und der Armutsreduktion der letzten 50 Jahre zunichte zu machen.» Philip Alston, Uno-Sonderberichterstatter zu extremer Armut und Menschenrechten

Goodnews

Mehr NachhaltigkeitNach 10 Jahren intensiver Arbeit hat das Parlament das neue Schwei-zer Bundesgesetz zur öffentlichen Beschaffung (BöB) angenommen. Dank dem Engagement einer breiten NGO-Koalition, zu der auch Brot für alle gehört, können bei Ausschreibungen neu strengere soziale Kriterien berücksichtigt werden wie die Bezahlung existenzsichernder Löhne. Auch im internationalen Vergleich ist dies fortschrittlich. Wermutstropfen ist, dass neu auch die unterschiedlichen Preisniveaus in den Produktionsländern berücksichtigt werden sollen. Damit werden Offerten aus dem Ausland künstlich verteuert, was die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit unterwandern kann. Umso wichtiger ist nun, wie das Gesetz in der Verordnung sowie auf Kantons- und Gemeindeebene umgesetzt wird. Grundsätzlich sind die Türen jedoch offen dafür, dass die rund 40 Milliarden Franken, die Behörden, Schulen, Spitäler jährlich für Güter ausgeben, nachhaltiger und verantwortungsvoller produziert werden.

769km2Regenwald wurden in Brasilien im Juni 2019 abgeholzt – 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: www.derspiegel.de

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News 4

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Perspektiven 3 / 2019

Unterstützung fällt Zensur zum Opfer30 Jahre nach dem Tiananmen-Massaker geht Chinas Regierung erneut massiv gegen Regimekritikerinnen vor. Dabei werden auch Organisationen, die sich für die Rechte von Fabrikarbeitern einsetzen, mundtot gemacht.

Als Kind dachte ich, in China leben die glück-lichsten Menschen der Welt. «Made in China» stand auf vielen meiner Kleider und auf dem Spielzeug, das ich mir wünschte. So viele schö-ne Dinge kamen aus dem Land! Im Fernsehen sah ich Tausende von Menschen, die in den Arbeitspausen vor den Fabriken mit viel Elan und im Einklang miteinander Turnübungen machten. Später, als ein tragbares Musikab-spielgerät – ebenfalls Made in China – mein wichtigster Begleiter war, sah ich Bilder von protestierenden Jugendlichen und Panzern auf dem Tiananmen-Platz in Peking.

Das Massaker ist nun 30 Jahre her. Nach wie vor gehört China zu den wichtigsten Pro-duzenten unserer Konsumgüter, insbesondere im Elektronikbereich. Inzwischen weiss ich, unter welch prekären Bedingungen Fliess-bandarbeiterinnen unsere Alltagsgeräte wiez-um Beispiel Smartphones herstellen. Während den Arbeitspausen wird selten geturnt. Eine ehemalige Fabrikarbeiterin hat mir erklärt, dass die Pausen manchmal so kurz sind, dass es nicht einmal auf die Toilette reicht. Wer zu spät zurückkommt, wird bestraft!

Besonders schwierig ist die Situation für Wanderarbeiterinnen vom chinesischen Hin-terland. Sie werden über Arbeitsagenturen je nach Auftragslage kurzfristig angestellt und wieder entlassen, zu Löhnen, die kaum für den Lebensunterhalt ausreichen. Im Vergleich zu lokalen und besser qualifizierten Angestellten haben sie kaum Möglichkeiten, ihre Rechte einzufordern. Gerade in den neuen boomen-den High-Tech-Megacities werden Wander-arbeiterinnen und andere Billigarbeitskräfte

zunehmend in informelle Jobs als Strassen-händler, Haushaltshilfen oder in die Prostitu-tion abgedrängt.

Um sie zu erreichen und ihnen Informati-onen und Ratschläge zu geben, hat eine Part-nerorganisation von Brot für alle eine speziel-le Online-Plattform aufgebaut und bietet über soziale Medienkanäle Beratungsdienste zu berufsbedingten und privaten Fragen an. Tau-sende von Fabrik- und Wanderarbeiterinnen haben dieses Unterstützungsangebot regel-mässig genutzt. Bis die chinesischen Behör-den es vor Kurzem abgestellt haben. Seit 2018 nehmen staatliche Repressionen in China zu, nicht nur gegenüber ethischen Minderheiten, Regimekritikerinnen und Regimekritikern und Menschenrechtsorganisationen, sondern auch gegenüber Studierenden, die sich mit benach-teiligten Fabrikarbeiterinnen solidarisieren und demokratische Rechte einfordern. Das passt nicht zum aktuellen staatlichen Kurs, der zentralistisch geführt wird und mit einer neuen «Seidenstrasse» nicht nur wirtschaft-lich, sondern auch politisch zentrale Welt-macht anstrebt. Ansprüche, die diesem Kurs zuwiderlaufen und aus staatlicher Sicht nicht dem Wohl der Mehrheit dienen, werden ver-folgt. Vor dem Hintergrund des aktuellen Han-delskriegs zwischen den USA und China, der besonders die chinesische Elektronik industrie betrifft, und 30 Jahre nach dem Tiananmen- Massaker sind die Behörden besonders nervös. Die Gefahr, dass Mitarbeitende der Partneror-ganisationen von Brot für alle aus politischen Gründen verfolgt werden, ist gross. Einzelne Aktivitäten zugunsten der Fabrikarbeiterin-nen mussten bereits drastisch reduziert wer-den – gerade jetzt, wo die Gefahr ihrer Ausbeu-tung weiter zunimmt und sie Unterstützung besonders nötig hätten. — Karin Mader

Karin Mader ist bei Brot für alle für «Menschenrechte im Elektroniksektor» zuständig.

Neues Gesetz setzt NGOs unter DruckMit dem 2017 eingeführten chinesi­schen «Foreign NGO Management Law» wurde es auch für Brot für alle schwieriger, Partnerorganisationen in China zu unterstützen. Um nieman­den zu gefährden, verzichtet Brot für alle auf die Veröffentlichung von Namen, Ortsangaben, Fotos und Details zu den Projektaktivitäten. Brot für alle kommuniziert über verschlüs­selte Kanäle und überprüft regel­mässig die Lage und ihre Handlungs­möglichkeiten. Ein Rückzug ist für Brot für alle keine Option, solange Möglichkeiten bestehen, Verbesse­rungen zu bewirken zugunsten benachteiligter Arbeiterinnen in den Lieferbetrieben von IT­Marken, die auch für den Schweizer Markt produzieren.

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Politikum

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Perspektiven 3 / 2019

«In der Agroökologie arbeitet man, um gute Resultate zu erzielen. Von der Bodenbearbei-tung über die Wahl des Saatguts, die Pflege der Pflanzen, die Ernte bis hin zur Verarbeitung arbeitet man mit grösster Sorgfalt und dem bestmöglichen Einsatz der natürlichen Res-sourcen. Ja, es ist ein aufwendiges und umfas-sendes System, das bislang nur einen kleinen Teil der Produzent/innen in Kamerun begeis-tert. Doch angesichts der Probleme, die die in-dustrialisierte Landwirtschaft mit sich bringt, stellt die Agroökologie eine nachhaltige und zukunftsorientierte Art und Weise dar, wie Bäuerinnen und Bauern ihr Land bearbeiten können.

Bei TerrEspoir setzen wir mit der Agrar-ökologie auf eine Diversifizierung im Agrar-system und ermöglichen damit die Ernäh-rungssicherheit der Bauernfamilien auf kleinen Parzellen. Mehrere Obst- und Gemüse-sorten stehen eng nebeneinander und stärken sich gegenseitig als essbare Ökosysteme. Da-mit die Bauern ein sicheres und berechenba-res Einkommen haben, hat TerrEspoir den Fairen Handel aufgebaut. Einen Teil der Früchte exportieren wir in die Schweiz, wo die-se sehr beliebt sind. Um die Wertschöpfung für die Bauern und Bäuerinnen zusätzlich zu er-höhen, wird ein Teil der Früchte in Kamerun getrocknet und in die Schweiz verkauft. Einen Teil der Früchte liefern wir regelmässig frisch.

Einer der Bauern, Jean Bosco Tchankoue, sagt dazu: ‹Dank TerrEspoir kann ich jede Woche mit sicheren Bestellungen für meine Früchte rechnen. Der Ananasanbau ist für

mich ein Beruf. Dank diesem Berufsstand konnte ich eine grosse Familie gründen, ein schönes Zuhause bauen, meine Kinder zur Schule schicken und sie mit der notwendigen Pflege versorgen.›

Bei der Agroökologie geht es aber nicht nur um Ernährungs- und Einkommenssiche-rung, sondern auch um den Schutz und die Erhaltung unserer natürlichen Ressourcen. Wir versuchen, Lösungen in und mit der Natur zu finden, wie etwa die Agroforstwirtschaft, wo (Obst-)Bäume den anderen Sorten den not-wendigen Schatten geben, oder natürliche Wasserspeichermethoden. Auch die Schäd-lingsbekämpfung wird mit natürlichen Mit-teln wie Neem, Holzasche usw. gemacht. Hin-zu kommt das Pflanzen von Hecken, die vielen Tieren Heimat bieten und so die Biodiversität fördern, oder die Wiederaufforstung von Flä-chen. Ich bin davon überzeugt, dass die Agroökologie Antworten auf viele Probleme der heutigen Zeit bietet wie die Marginalisie-rung der Kleinbauernfamilien, die abnehmen-de Biodiversität und den uns alle bedrohenden Klimawandel. Es ist das Modell der Landwirt-schaft der Zukunft.»

Brot für alle gehört zu den Gründungsmit-gliedern von TerrEspoir. Sie können die ge-schmackvollen und nachhaltig produzierten Früchte bestellen unter www.terrespoir.ch.

«Die Agroökologie ist dieLandwirtschaft der Zukunft»

1996wurde TerrEspoir gegründet mit der Überzeugung, dass die Aufwertung des Menschen und seiner Arbeit einen Schlüssel zur Ent-wickung darstellt.

80%der kamerunischen Bauern und Bäue-rinnen sind Klein-produzent / innen mit durchschnittlich 0,2 Hektar Land.

Null Zusatzstoffe, Chemikalien und Pestizide wer-den bei TerrEspoir verwendet.

Guirlain Tywa ist Agronom und bei der Fairhandelsorganisation Terr- Espoir für die technische Beratung und interne Kontrollen zuständig.

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Südsicht

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Perspektiven 3 / 2019

Bewegung zieht sich durch Regula Stockers Leben wie ein roter Faden. Die 60-jährige Ka-techetin, ehemalige Verwaltungsangestellte und zweifache Mutter ist ein Bewegungs-mensch und wann immer möglich mit dem Velo oder zu Fuss unterwegs. Regula Stocker lässt sich auch gerne bewegen durch Themen, die ihr nahegehen. So stört sie sich seit Jahren daran, dass Schweizer Konzerne Milliardenge-winne machen auf Kosten von armen Ländern im Süden. «Es ist doch einfach stossend, wenn Kadermitglieder von Glencore so viel verdie-nen, dass ihre Gemeinden gar die Steuern sen-ken können, während in der Demokratischen Republik Kongo Familien vertrieben werden und Angestellte des Konzerns so wenig verdie-nen, dass sie nicht mal das Schulgeld für ihre Kinder bezahlen können», sagt Regula Stocker bestimmt.

Bereits während der Ökumenischen Kam-pagne 2015 ist Regula Stocker deshalb auf die Strasse gegangen, um Unterschriften für die Konzernverantwortungsinitiative zu sammeln. Inzwischen ist sie Mitglied einer Regional-gruppe, die sich für die Initiative engagiert, und sie hat sich mit einem Statement auf der Website «Kirche für Konzernverantwortung» für die Initiative ausgesprochen. Als Mitglied der Regionalgruppe hat sie mitgeholfen, einen Filmabend zu organisieren, und war an ver-schiedenen Standaktionen mit dabei. «Die meisten Leute reagieren sehr positiv und sind der Initiative gegenüber gut gesinnt», sagt sie. Besonders gefreut hat sie, als sich eine Frau bei ihr für ihr Engagement bedankt hat. «Für mich ist das ein Ansporn zum Weitermachen.»

«Gleichgültigkeit ist das Schlimmste»Gerechtigkeit und Umweltschutz waren für Regula Stocker schon immer wichtige Anlie-gen. Nicht verstehen kann sie, wenn Leute bei solchen Themen einfach wegschauen. «Gleich-

gültigkeit ist für mich das Schlimmste», sagt sie bestimmt. Bereits in den 1980er-Jahren en-gagierte sie sich für den Südafrika-Boykott. Bei der FDP Emmen, in der sie einige Jahre politisch aktiv war, sind ihre sozialethischen Ansichten nicht immer auf Gegenliebe gestos-sen. «Ich vertrat halt die Meinung, dass sich nicht alles der Wirtschaft unterordnen lässt», sagt Regula Stocker. Der Politik hat sie inzwi-schen den Rücken gekehrt. Doch das Engage-ment für eine gerechtere Welt bleibt. Oder in den Worten von Regula Stocker: «Ich möchte nicht in einem Wohlstand leben, der auf Kos-ten von Dritten und der Umwelt basiert.» — Pascale Schnyder

Der Schutz von Umwelt und Menschenrechten ist für Regula Stocker ein zentrales Anliegen.

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Wir brauchen Ihre Unterstützung! Helfen Sie uns dabei, der Konzern-verantwortungsinitiative Sichtbar -keit zu verleihen und die Anliegen der Initia tive in eine möglichst breite Öffentlichkeit zu tragen. Denn nur so können wir den Druck aufs Parla- ment für einen guten Gegenvor-schlag aufrechterhalten oder die Ab- stimmung nächstes Jahr gewinnen. Sie können uns auf zwei Arten unter stützen:

Treten Sie einem der rund 250 Lokalkomitees in Ihrer Gemeinde oder in Ihrer Nähe bei oder gründen Sie ein Lokalkomitee an Ihrem Wohnort. Sie werden dabei vom Sekretariat der Initiative mit Materialien und Ideen unterstützt. Die Lokalkomitees tragen mit Filmabenden, Standaktionen und Unterschriftensammlungen ge- gen Menschenrechtsverletzungen durch Schweizer Konzerne zur Sichtbarkeit der Initiative bei. https://konzern-initiative.ch/lokalkomitees

Sprechen Sie sich auf der Website «Kirche für Konzernverantwor tung» in Wort und Bild für die Initiative aus und motivieren Sie Ihre Kirch-gemeinde oder gar Kantonalkirche dazu, dasselbe zu tun. www.kirchefuerkovi.ch

Die ehemalige FDP-Politikerin Regula Stocker engagiert sich in Emmen im Lokalkomitee für die Konzernverantwortungsinitiative.

«Man kann nicht alles der Wirtschaft unterordnen»

Im Wandel

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Perspektiven 3 / 2019

Dossier

Das Dorf der Bäuerin Yassa Mulbah wurde bei der Ausdeh-nung der Plantagen zerstört.

Die Kautschukplantagen von Socfin in Liberia dehnen sich über weite Flächen aus.

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Dossier

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Perspektiven 3 / 2019

Yassa Mulbah stapft durch das trockene Laub. Irgendwo in den langen Reihen mit Gummi-bäumen bleibt sie stehen und zeigt auf einen Hügel: «Die gelben Maschinen kamen von da oben, zusammen mit vielen Männern. Sie

trugen Macheten, wie damals im Bürgerkrieg. Dann haben sie alles zerstört.» Rund 30 Häuser fielen den Planierraupen zum Opfer, die vor neun Jahren das Dorf Tartee zerstörten – auch Yassas Elternhaus. «Hier bin ich aufgewachsen», sagt die Bäuerin, «da haben die Kinder gespielt, da war das Haus der Nachbarn».

Heute stehen hier nur noch Kautschukbäume, in Reih und Glied. «Ich sagte den Männern, wir haben eine Urkunde, das Land gehört uns», erklärte Bauer Binda Katter gegenüber der TV-Sendung «Rundschau», die im Februar 2019 eine Reportage über die Geschäfte der Kautschukplantagen des luxemburgischen Socfin-Kon-zerns in Liberia sendete. Doch das habe niemanden interessiert und die 200 Menschen, die einst in Tartee lebten, mussten ihre Häuser und Felder zurücklassen und fliehen.

Mindestens 25 Dörfer betroffenDie Vertreibung der Bewohner von Tartee ist kein Ein zelfall. Brot für alle und ihre liberianische Partner-organisation Green Advocates legten in einem im Februar 2019 publizierten Bericht offen, was gesche - hen ist, seit Socfin vor rund 20 Jahren in Liberia zwei Kautschukkonzessionen gekauft hat: Mindestens 25 Gemeinschaften haben ihr Land ganz oder teil - weise verloren oder ihre Dörfer wurden zerstört, weil der Plantagenkonzern die Anbaufläche für den

«Die gelben Maschinen haben

alles zerstört»Verstoss gegen Landrechte, Vertreibungen, Gewalt:

Der luxemburgische Plantagenkonzern Socfin und seine Schweizer Tochterfirmen sind in Liberia in gravierende Menschenrechts-

verletzungen verwickelt.

Naturgummi ständig ausgeweitet hat. Denn Kautschuk ist lukrativ: Er ist vielseitig einsetzbar und wird bei-spielsweise für Reifen, Kondome, Outdoor-Bekleidung oder Matratzen verwendet. Der Grossteil wird in Monokulturen in den Tropen angebaut, vor allem in Asien, aber zunehmend auch in afrikanischen Ländern wie Liberia. Zwischen 2000 und 2016 hat sich die Fläche, die weltweit für den Kautschukanbau genutzt wird, auf fast 13 Millionen Hektar verdoppelt. Dies entspricht mehr als dreimal der Fläche der Schweiz.

Entschädigungen zu geringSocfin ging bei der Ausweitung der Plantagen nicht zimperlich vor. Viele Menschen in den betroffenen

Kautschuk ist das Rohmaterial für die Produktion von Autoreifen.

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Dossier 1010

Perspektiven 3 / 2019

Dörfern wurden kaum über den Ausbau der Plantagen informiert und stimmten diesem nicht zu. Einige wurden wie in Tartee gewaltsam vom Land vertrieben, das ihnen gewohnheitsrechtlich zusteht. Die Ent - schä digungszahlungen – wenn sie flossen – reichten in den meisten Fällen nicht, um die Verluste zu kompensieren.

«Wir sind Bauern ohne Ackerland, unsere Kinder gehen nicht zur Schule, weil wir kein Geld haben.»Bauer aus Garjay

Auch heilige Wälder oder Gräber wurden verwüstet: Wo früher Friedhöfe waren, stehen nun Gummibäume. In mehreren Fällen wurden die Wasserquellen der Dorfgemeinschaften zerstört. Viele Menschen in den Dörfern berichten zudem, ihr Wasser sei durch Pes -tizide der Plantagen verunreinigt worden. Sie erzählen von Durchfall und Ausschlägen nach Spritzungen.

Betroffene zeigen ihre Landrechtsdokumente, die durch Socfin und die Regierung einfach ignoriert wurden.

Arbeiter sammeln den weissen Kautschuksaft, der aus den geritzten Bäumen fliesst, in grossen Eimern.

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Dossier 1111

Perspektiven 3 / 2019

Protestaktion und Beschwerden«Socfin – we are watching you» stand auf einem Trans- parent, das Demonstrierende im Mai 2019 vor dem Gebäude der Freiburger Kautschuk-Handelsfirma Sogescol entrollten. Gleichzeitig liessen sie Ballone mit aufgedruckten Augen steigen. Damit machten sie deutlich, dass die beteiligten Organisationen – Brot für alle, FIAN, Attac, Multiwatch und Solifonds – die Aktivitäten des luxemburgischen Plantagen-konzerns und seiner Schweizer Ableger weiterhin genau beobachten würden. Eine ähnliche Aktion fand an der Socfin-Generalversammlung in Luxemburg statt.

Gleichzeitig hatte die liberianische NGO Green Advocates im Namen von 22 Dorfgemeinschaften bei der International Finance Corporation (IFC) eine Beschwerde eingereicht. IFC ist bei der Weltbank für die Finanzierung privater Unternehmen zuständig und hatte der liberianischen Socfin-Tochter SRC 2008 einen Kredit von zehn Millionen US-Dollar zum Aus- bau ihrer Kautschukplantage gewährt. Green Advoca-tes, eine Partnerorganisation von Brot für alle, ver- langt vom IFC, die im Bericht von Brot für alle doku-mentierten Vorwürfe zu untersuchen und dafür zu sorgen, dass die geschädigten Menschen zu ihrem Recht kommen (siehe Haupttext).

Der Socfin-Konzern gerät aber auch andernorts unter Beschuss. Im Mai 2019 hat eine Koalition von zehn internationalen NGOs – darunter Brot für alle – eine Gerichtsklage gegen die französische Bolloré-Gruppe eingereicht, der fast 40 Prozent der Aktien von Socfin gehören. Dabei geht es um einen nicht eingehaltenen Aktionsplan im Rahmen einer OECD-Beschwerde gegen eine Ölpalmplantage der Socfin-Tochter Socapalm in Kamerun. Und im Juli 2019 deponierten mehrere NGOs in Holland eine OECD-Beschwerde gegen die Bank ING, die umstrit-tene Palmölgeschäfte der Socfin-Gruppe finanziert hatte. (lkr)

Vor allem Frauen leidenOhne Zugang zu Wasser und Land hat sich die Ernäh-rungssicherheit für die meisten verschlechtert. Vor allem Frauen leiden unter dem Verlust von Wald- und Ackerflächen. Verantwortlich für die Ernährung der Familie, müssen sie nun zusehen, wie sie Geld für den Kauf von Nahrungsmitteln beschaffen können. Jobs auf den Plantagen gibt es wenige, oft sind sie zeitlich limitiert oder saisonal. Vielen Familien fehlt deshalb das Geld, um die Kinder in die Schule zu schicken.

Viele Frauen sprechen von sexueller Gewalt durch Subunternehmer und teilweise auch durch Sicherheits-leute der Plantagen. Allgemein zeugen die Aussagen von zahlreichen Menschen, die auf oder neben den Plantagen leben, von einem Klima der Angst. Bei einem besonders schwerwiegenden Vorfall im Jahr 2013 haben Sicherheitsleute der Plantagen und die Polizei das Dorf Daokai innerhalb des Socfin-Konzessions-gebiets überfallen. Sie plünderten gemäss Berichten Häuser, stahlen elektronische Geräte und verprügelten einen Dorfbewohner.

«Wir haben dazu klar Nein, Nein gesagt. Wenn sie uns von hier vertreiben, wo sollen wir denn hingehen?» Dorfältester von Zondo

Verbindungen in die SchweizDie Menschenrechtsverletzungen im Umfeld der beiden Socfin-Plantagen in Liberia betreffen auch die Schweiz. Denn praktisch der gesamte Kautschuk Socfins aus Liberia wird über die in der Stadt Freiburg ansässige Tochterfirma Sogescol gehandelt. Die ebenfalls in Freiburg sitzende Filiale Socfinco kümmert sich zudem um Management und Nachhaltigkeitsberatung der Plantagen. Die Schweizer Firmen haben damit entschei-denden Einfluss auf die Plantagenunternehmen. Sogescol übt als exklusiver Handelspartner gar eine De-facto-Kontrolle aus.

Gemäss den Uno-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGP) liegt es in der Verantwortung von Sogescol und Socfinco, Menschenrechtsverletzun-gen durch die Geschäftstätigkeit der Plantagen in Liberia zu verhindern. Der Bericht von Brot für alle zeigt aber klar auf, dass dies ausblieb. Freiwillige Standards und Massnahmen reichen also nicht aus, um die Rechte der Menschen vor Ort zu schützen. Deshalb braucht es die Konzernverantwortungsinitiative, die Schweizer Unternehmen, deren Töchter und «faktisch kontrol-lierte» Unternehmen gesetzlich verpflichtet, auch bei Geschäften im Ausland Menschenrechte und Umwelt-standards einzuhalten und eine entsprechende Sorgfalt- sprüfung durchzuführen. — Lorenz Kummer

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Dossier 1212

Perspektiven 3 / 2019

Fast die Hälfte der liberianischen Landfläche ist so genanntes Konzes-sionsgebiet. Konzessionsverträge geben einer Firma oder einem Inves- tor das Recht, Land für Plantagen

oder Minen zu nutzen. Die Menschen, die seit Generationen auf diesem Boden leben und darauf Landwirtschaft betreiben, werden meist nicht um ihre Zustimmung gefragt, ob- wohl sie oft den Projekten weichen müssen.

Ein Teil der Konzessionsverträge stammt noch aus der Zeit des Kolonialismus. Tradi-tionelle Landrechte wurden damals ignoriert und die Landbesitzerinnen zu Besetzern degradiert. Trotzdem sind die Konzessions-verträge rechtlich noch gültig und die Re- gierung hat seither viele neue vergeben. Ein Dorfältester im Margibi County erzählt: «Die Menschen verliessen das Dorf, einer nach dem andern. Wie hätten wir bleiben können? Wenn die gelbe Maschine [die Pla nierraupe] kommt, kannst du nicht blei- ben. Wenn sie anfangen zu graben, hast du Angst.»

Für diese Menschen setzt sich Green Advocates, Partnerorganisation von Brot für alle, ein. Die Menschenrechtsverteidige-rinnen und -verteidiger engagieren sich zu - sammen mit den von Landraub Betroffenen dafür, dass ihre traditionellen Landrechte anerkannt werden und Entscheide, die ihr Land betreffen, auch von ihnen gefällt werden. Oft fahren die Mitarbeitenden von Green Advocates dazu in abgelegene Dörfer, um die Menschen über ihre Rechte zu informieren und sie zu mobilisieren. Denn der Zugang zu Land und der Erhalt der Wälder, die, wie eine Frau treffend beschreibt, als «Supermärkte dienen», sind deren Lebensgrundlage.

Fortschrittliches Landgesetz erreichtGreen Advocates engagieren sich aber auch auf anderer Ebene für Umweltanliegen und Landrechtsfragen. Zusammen mit wei- teren Organisationen, Aktivistinnen und Aktivisten haben sie erreicht, dass Liberia im September 2018 ein neues Landgesetz an- genommen hat, das traditionelle Landrechte künftig besser schützen soll.

Brot für alle unterstützt Green Advocates nicht nur finanziell, sondern auch bei Re- cherchen und Lobbyarbeit. Im Februar 2019 ist ein Bericht erschienen, der auf den ge - meinsamen Untersuchungen der Organisa- tionen beruht und die Realität der Betrof-fenen in und um die Plantagen aufzeigt (vgl. S. 10 – 13). Berichte wie dieser dienen dazu,

Gefährliche, aber wichtige ArbeitGreen Advocates setzt sich in Liberia dafür ein, dass von Landraub Betroffene ihre Rechte einfordern können und ihr Land zurückerhalten. Dafür wurde die Organisation mit einem Preis geehrt.

Larry George von Green Advocates besichtigt mit Betroffenen die erweiterte Plantage.

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Perspektiven 3 / 2019

«Weil sie sich wehren, werden sie ständig von der Polizei und vom Sicher-heitsapparat der Plantagen überwacht.»Francis Colee

den Druck auf die Firmen zu erhöhen, damit sie auf die Forderungen der Betroffenen eingehen.

Die Arbeit für Menschenrechtsverteidiger in Liberia ist nicht einfach. Francis Colee von Green Advocates berichtet, dass Menschen-rechtsverteidigerinnen und -verteidiger in den Dörfern von den Plantagenfirmen oft systematisch bedroht werden. «Weil sie sich wehren, Probleme äussern und Lösungen einfordern, werden sie ständig von der lokalen Polizei und dem Sicherheitsapparat der Plantagen überwacht», berichtet er.

Auch die Arbeit von Green Advocates ist gefährlich – und gleichzeitig sehr wichtig. Im Mai 2019 wurde ihr Direktor Alfred Brownell deshalb mit dem renommierten Goldman- Preis für Umweltschützerinnen und Umwelt-schützer ausgezeichnet. Eine Ehrung, die Mut macht. Ebenso wie die Rückmeldungen aus den Dörfern, dass sie sich dank Green Advocates endlich gegen den Landraub wehren können.— Silva Lieberherr

An einer Versammlung beklagen sich Dorfbewohnerinnen bei den Green Advocates über die Folgen der Plantagenerweiterung.

Ein junger Mann trägt zwei volle Eimer mit flüssigem Kautschuk.

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Ihre Spende hilft Green Advocates, ihr Engagement gegen Landraub fortzuführen. PC-60-19191-7

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Dossier 1414

Perspektiven 3 / 2019

Obwohl sie massiv zu Klimaerwärmung und Umwelt- zerstörung beiträgt, ist die industrielle Landwirtschaft weltweit auf dem Vormarsch. Ein Richtungswechsel hin zu einer Landwirtschaft, die natürliche Lebensräume für Menschen, Pflanzen und Tiere langfristig bewahrt, ist deshalb dringend nötig.

Welche Landwirtschaft wollen wir?

Lebensgrundlage für Viele

Bäuerinnen und Bauern können selbstbestimmt und mit den lokal vorhandenen Ressourcen arbeiten. Die gesunden und vielfältigen Lebens-mittel werden auf lokalen Märkten verkauft und ernähren die Menschen vor Ort.

Schafft Lebensräume Agroökologische Landwirt-

schaft basiert auf der Erfor-schung und dem Wissen um natürliche Kreisläufe sowie der Wechselwirkung zwischen Pflanzen, Tieren und Mineralien. Regionale Gegebenheiten und regional angepasste, biologische Sorten sind resistenter gegen Schädlinge und Klimaverände-rung.

Nachhaltiger Wasserverbrauch

Über verschiedene Anbau- techniken und -systeme (Perma-kultur, Waldgärten etc.) wird der Wasserverbrauch stark reduziert und die Wasserqualität bleibt erhalten.

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Dossier 1515

Perspektiven 3 / 2019

Bodenverbesserung Dem Boden werden wieder Nährstoffe

durch Kompost, Mist oder Gründüngung zugefügt. Die Humusschicht bleibt auch für zukünftige Generationen erhalten.

Wasserverschwendung und -vergiftung Der Wasserverbrauch und die Wasserverschmutzung

sind in der industriellen Landwirtschaft riesig. Die Überdüngung macht Seen und andere Gewässer zu «toten» Zonen.

Profit für KonzerneAgrarkonzerne machen Bäuerinnen und Bauern

von ihren Produkten abhängig. Jedes Jahr müssen sie Saatgut, Herbizide und Pestizide kaufen. In Ländern des Südens führt das oft zu Verschuldung. Zudem ver- drängt die industrielle Landwirtschaft für ihre Mono- kulturen Menschen von ihrem Land.

Schützt das Klima Die agroökologische Landwirtschaft ver-

ursacht deutlich weniger Treibhausgase und bindet sogar zusätzlich CO2 in den Böden.

Treibt Klimaerwärmung an Die industrielle Landwirtschaft verursacht

einen Drittel der globalen Treibhausgase durch Abholzung, Zerstörung der Böden und fossile Brennstoffe.

BodenzerstörungDurch schwere Maschinen und Pestizide

werden Böden verdichtet und Bodenlebewesen zerstört. Die Bodenqualität nimmt durch die industrielle Landwirtschaft weltweit laufend ab.

Zerstört Lebensräume Mit hybriden oder gentechnisch veränderten Hochleistungs-

sorten und dem Einsatz industriell hergestellter Düngemittel und Pestiziden soll immer mehr produziert werden. Wichtige Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Menschen gehen verloren, weil Sumpfgebiete trockengelegt, Wälder abgeholzt und kleinräumige Strukturen aufgehoben werden.

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Dossier 1616

Perspektiven 3 / 2019

Die Journalistin Bettina Dyttrich beobachtet seit über 15 Jahren die Entwicklungen in der Schweizer Landwirtschaft.

Blumenwiesen, weidende Kühe, frei herumlaufende Hühner: Viele haben ein sehr idyllisches Bild der Schweizer Landwirtschaft. Entspricht das noch der Realität?

Bei den Kühen hat sich in den letzten Jahren einiges verbessert. Nachdem bis in die 1990er-Jahre Stallhaltung als modern galt, können inzwischen wieder über 80 Prozent der Kühe auf die Weide – im internationalen Vergleich ist das sehr viel. Hühner, das ist den meisten wohl bewusst, laufen hingegen nur noch selten frei auf dem Hof herum, sondern werden in grossen Hallen zu mehre-ren Tausenden gehalten – mit oder ohne Auslauf. Und Blumenwiesen gibt es noch in den Alpen, aber im Mittelland wegen der Überdüngung kaum noch. Welches sind die grössten Herausforde-rungen in der Schweizer Landwirtschaft?Die wohl grösste Herausforderung ist global: Wie können Bäuerinnen und Bauern F

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ökologischer produzieren und gleichzeitig davon leben? Saatgut-, Pestizid- und Land-maschinenkonzerne sowie Verarbeitungs-betriebe und Handel machen mit der Land-wirtschaft riesige Gewinne. Dazwischen eingeklemmt sind Bauern, Bäuerinnen und landwirtschaftliche Angestellte, die mit enormer Arbeitsbelastung, Tiefstlöhnen und fehlender Marktmacht kämpfen. Eine öko-logische Produktion steigert den Arbeitsauf-wand zusätzlich. Wollen wir ökologischere Lebensmittel, kommen wir deshalb um höhere Preise nicht herum. Und wir brau chen neue Lebensmittelstandards – das perfekte Supermarktgemüse gibt es nicht ohne Pestizide, dessen müssen wir uns bewusst sein. Und nicht zuletzt muss der Fleisch-konsum radikal sinken, in der Schweiz und weltweit. Wir importieren jährlich über eine Million Tonnen Tierfutter und beans-pruchen damit Unmengen Ackerland im Ausland, das der menschlichen Ernährung dienen sollte. Gleichzeitig leiden hierzu - lande Biodiversität und Wasserqualität unter der Überdüngung.

Derzeit läuft die Vernehmlassung zur Agrarpolitik der Schweiz ab 2022. Ist ein Richtungswechsel in Sicht?Ein Richtungswechsel ist kaum möglich, weil die Agrarpolitik sehr widersprüchlich ist. Sie soll seit Jahren ökologischer und gleich-zeitig wettbewerbsfähiger werden. Doch das geht nicht zusammen. Deshalb gibt es eine Spaltung zwischen Betrieben, die auf Nischenprodukte, hohe Qualität und Ökologie setzen, und anderen, die versuchen, mit der globalen Massenproduktion mit-zuhalten. Für mich ist klar, dass hohe Qualität und Umweltschutz das Ziel sein müssen – für alle, nicht nur für eine Nische. Die Konzentration auf den Export ist absurd,

Bettina Dyttrich, geboren 1979, ist Journalistin, Buchautorin und Redaktorin der Wochenzeitung WoZ mit den Schwer-punkten Ökologie und Landwirtschaft.

«Ökologischer und Wettbewerbs- fähiger geht nicht zusammen»

denn wir können mit unserem Kostenumfeld, unserer Kleinräumigkeit und Topografie sowieso nicht mit EU-Betrieben mithalten – ausser bei einigen Hochpreisnischen wie Gruyère-Käse. Die Schweiz produziert nur rund die Hälfte der notwendigen Kalorien selbst. Warum sich also am Export orientie-ren?

Die Biolandwirtschaft macht heute 14 Prozent der Nutzfläche aus, Gemüse-Abos direkt vom Hof boomen. Gibt es hier eine Trendwende?Auch hier sind die Trends widersprüchlich – einerseits wächst das Interesse an nach-haltiger Landwirtschaft und Ernährung, andererseits gibt es mit Aldi, Lidl und Co. den Trend zu immer billiger.

Doch ich sehe viele ermutigende Bei-spiele von Gruppen, Genossenschaften und Einzelpersonen, die die Landwirtschaft verändern und wieder direkte Beziehungen zwischen Konsument / innen und Produzent /innen aufbauen. Diese Initiativen gehen eigentlich nie vom Staat aus. Bis in die 1980er-Jahre hat er den Biolandbau sogar aktiv behindert. Das Wichtige an diesen Initiativen ist, dass sie die Landwirtschaft als Lebensmittelproduzentin ernst nehmen und nicht auf Landschaftspflege reduzieren. Denn es geht nicht nur um Ökologie und Blumenwiesen, sondern auch um unsere Ernährung. — Interview: Pascale Schnyder

Lesen Sie das ausführliche Interview auf brotfueralle.ch/perspektiven

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Verbunden mit Tier und BodenDie Familie Iseli setzt auf ihrem Hof auf vielfältige Produkte und stellt sogar ihr eigenes Saatgut her.

A m Ausgang von La Sarraz grast eine Herde Kühe und Pferde. Sie gehören zum Hof von Christian und Christina Iseli, die hier seit 2003 einen Betrieb mit rund 30 Hektar Land bewirtschaften. Die Kinder, alle in der Ausbildung, packen mit an, wann immer es das Studium erlaubt.

Christina Iseli würde sich freuen, wenn eines von ihnen den Betrieb dereinst übernehmen und die Werte des Familienbetriebs erhalten würde. Doch für Christina und ihren Mann ist ebenso klar, dass sie ihren Kindern die freie Entscheidung lassen wollen, was sie mit ihrer Zukunft machen möchten. Den Wunsch, nicht überall einzugreifen und nicht zu forcieren, spiegelt sich auch in der Beziehung wider, die die Iselis zu ihren Tieren und ihrem Land haben.

Was Christina und Christian Iseli auf ihrem Hof anbauen, hängt nicht in erster Linie von Marktinteressen ab, sondern vom Wunsch nach einem natürlichen Gleichgewicht innerhalb des Betriebs. Sowohl in der Viehwirtschaft wie auch im Ackerbau gehen die Iselis deshalb eigene Wege – sie produzieren vielfältig und achten stets darauf, dass Ackerbau und Viehwirtschaft einen Kreislauf bilden. Auf dem Hof von Iselis wachsen Linsen, Kichererbsen, Hafer (Getreide und Flocken), Flachs (Leinöl und Leinsamen), Dinkel und im Zuge der Wechsel wirtschaft Buchweizen und Weizen. Angus-Mutterkühe und ihre Kälber, Legehennen und Freilandhühner bilden die tierische Produk tion. Alles, was auf dem Hof Iseli produziert wird, ist aus kontrolliert biologischem Anbau.

Im Einklang mit den eigenen Werten Auch beim Verkauf gehen die Iselis eigene Wege und setzen in erster Linie auf den Direktverkauf. Sie verkaufen ihre Produkte über den Hofladen, in kleinen Lebensmittelgeschäften, Bioläden sowie an Caterer und Gastronomen. Auf die Zusammenarbeit mit den Grossver-teilern verzichten sie, denn deren Auflagen entsprechen nicht ihrer Philosophie. Beim Fleisch beispielsweise haben die Grossverteiler klare Vorgaben, wie die Tiere zu mästen sind, um die geforderten Quoten in Bezug auf Gewicht und Alter zu erreichen. Doch die Iselis wollen ihre Tiere nicht mit zugekauftem und importiertem Mastfutter füttern, sondern mit dem Gras, das auf dem Hof wächst. Ist der Zeit- punkt gekommen, begleiten sie ihre Tiere auf den zehn Kilometer entfernten Schlachthof. Auch bei den Hülsenfrüchten sind die Iselis für die Supermärkte nicht interessant, die aus Kostengründen lieber grosse Mengen von wenigen Anbietern beziehen. Doch das ist nur möglich, wenn man eine intensive Landwirtschaft betreibt.

Vielmehr setzen Iselis auf den Direktkontakt mit ihren Kundin-nen und Kunden und beziehen deren Feedback in ihre Produktion ein. Das Saatgut produzieren Christina und Christian ebenfalls selbst und entwickeln so wertvolles Know-how, das für die Vielfalt und Ernährungssouveränität von grundlegender Bedeutung ist.

«Ich bin zuversichtlich, was die Zukunft angeht», sagt Christina Iseli. Die künftige Generation interessiere sich stark für nachhaltige Werte und setze sich bewusst mit dem Klimawandel auseinander. Auch wenn das Führen eines Landwirtschaftsbetriebs viel Arbeit mit sich bringt, geniesst Christina Iseli das selbstbestimmte Leben im Einklang mit den eigenen Werten. Und wenn sie mal etwas freie Zeit hat, geht sie in die Berge, immer in Kontakt mit der Natur. — Daniel Tillmanns

Christina Iseli verfüttert ihren Rindern ein paar Scheiben altes Brot. Die Tiere der Iselis werden nicht gemästet, sondern fressen nur Gras vom Hof.

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Vielfalt statt EinfaltAgroökologie aus eigener Kraft anstatt Abhängigkeit von Grosskonzernen, Düngern und Pestiziden. Dafür haben sich Bauernfamilien im Süden Honduras entschieden. Der Erfolg gibt ihnen Recht.

« Die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Uno (FAO) kam mit Lastwagen beladen mit Pestiziden, Dünge-mitteln und patentiertem Saatgut, das sie an uns verteilen wollten», sagt das Mitglied einer Kleinbauerngruppe aus Concepción de María im Süden von Honduras. Doch die

Gruppe lehnte diese Art der Hilfe ab. «Wir sagten ihnen, dass sie uns besser mit Material für Bewässerungsanlagen unterstützen würden», so der engagierte Bauer. «Wir wollen gesunde Nahrungsmittel pro - duzieren und verantwortungsvoll mit der Natur umgehen.»

Seit einigen Jahren haben er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter erfolgreich auf agroökologische Landwirtschaft um-gestellt. Sie setzen sich selbstbewusst für ihre Interessen ein. Das honduranische Netzwerk zur Förderung der Agroökologischen Landwirtschaft (Anafae) unterstützt sie darin. Der Brot für alle- Partner schult die Bauern und Bäuerinnen in agroökologischen Anbaumethoden. Anafae organisiert Weiterbildungen, unterstützt die Bauerfamilien beim Anlegen von Saatgutreserven, bei der Bodenbearbeitung, der Aufzucht von Pflanzen und Setzlingen und der Herstellung von Saatgut und organischen Düngemitteln.

Resistenter gegen Hitze und SchädlingeWie wirkungsvoll die Agroökologie ist, zeigt ein Besuch in der bergigen Region im Süden von Honduras, wo konventionelle Betriebe an Betriebe angrenzen, auf denen agroökologisch gewirtschaftet wird. Auf den Feldern, die nach natürlichen Prinzipien bewirtschaf-tet werden, ist es grün und die Temperaturen dank den Bäumen angenehm. Die benachbarten Felder dagegen sind trocken und die sengende Hitze brennt auf die Pflanzen nieder. «Wir bauen immer viele verschiedene Sorten und Bäume an, um den Boden vor Erosion zu schützen und Wasser zu speichern», erklärt eine Bäuerin. Ihr Nachbar müsse viel mehr bewässern und verwende zudem sehr viel künstlichen Dünger.

Schutz der Landrechte Anafae unterstützt die Bauernfamilien nicht nur in ökologischen Anbaumethoden, sondern auch beim Kampf für den Schutz ihrer Landrechte sowie der Verteidigung ihres heimischen Saatguts. Der Zugang zu Land und Saatgut bildet die Lebensgrundlage der Bauern-familien, doch grosse Minen- und Agrarunternehmen machen ihnen diese Rechte streitig. Die Regierung ist klar auf der Seite der grossen Unternehmen. Deshalb engagiert sich die Anafae für Gesetze, die die Bäuerinnen und Bauern schützen und Agroökologie fördern. — Ester Wolf

Domingo Garcia Nicolas, Bauer aus Honduras, baut auf seiner Parzelle 76 verschiedene Früchte, Gemüse und Kräuter an.