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Juni 2006 56. Jahrgang Heft 231

LB Heft 229 - Burg · 2020. 1. 4. · Erika Schulz (Schumine) 11 21. Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung Susanne Rappe-Weber 12 Historische Aufnahmen von Julius Groß

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  • Juni 2006

    56. Jahrgang Heft 231

  • Die Burg Ludwigstein wurde von der deutschen Jugendbewegung, wie sie imWandervogel ihren ersten Ausdruck fand, als Jugendburg und Erinnerungsmalan die im Ersten Weltkrieg gefallenen Brüder wieder errichtet. Nach demZweiten Weltkrieg wurde das Gedenken an dessen Gefallene und an die Opferder Gewalt aus den Bünden mit einbezogen.

    Die Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e. V. ist Nachfolgerin der 1920 gegründe-ten Vereinigung zum Erwerb, Wiederaufbau und zur Erhaltung der Burg Ludwigsteinbei Witzenhausen an der Werra. Die Burg steht der Jugend und den Älteren inWahrung der Tradition der deutschen Jugendbewegung als Jugendherberge undTagungsstätte offen; sie soll menschliche Begegnung, Sammlung und gemeinsameErholung vermitteln. Die Burg ist Sitz des Archivs der deutschen Jugendbewegung.

    Um die Erreichung dieses Zieles auch für die Zukunft sicherzustellen, be-schloss die Ordentliche Mitgliederversammlung der Vereinigung JugendburgLudwigstein e. V. vom 18. Juni 1966, das Eigentum an der Burg und demArchiv der deutschen Jugendbewegung auf eine gemeinnützige Stiftung priva-ten Rechts zu übertragen, die den Namen „Stiftung Jugendburg Ludwigsteinund Archiv der deutschen Jugendbewegung“ führt.

    Präambel der Vereinssatzung

    Ludwigsteiner Blätter Zeitschrift der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e. V.56. Jahrgang, Heft 231 vom Juni 2006

    Redaktion, Satz Wolfgang Moeller (Strubb), Marßel 65, 28719 Bremenund Layout: Tel./Fax (04 21) 69 30 296/-297, E-Mail: [email protected]

    Thorsten Ludwig (tolu), Am Rasen 23, 37214 WerleshausenTel./Fax (0 55 42) 50 58 73, E-Mail: [email protected] Siebeneicker, Am Tiergarten 7, 34454 Bad ArolsenTel./Fax (0 56 91) 27 71, E-Mail: [email protected]

    Druck: FeldmannDruck, Witzenhausen (auf 100% Recyclingpapier)Erscheinungsweise: vierteljährlich, Auflage: 650Redaktionsschluss: für Heft 232 am 15. August 2006

    Selbstverständnis derVereinigung Jugendburg Ludwigstein

    Impressum

    Friedesines Puppenkinder - Familienwoche Foto: Karlaugust Wicke (Kalle)Archiv der Jugendbewegung: 45; H.-P. Bode: 37; Yasmin Brandl:34, 41; Nicole Demmer: 38; Uwe Eck: 20-22, 29, 39; Julius Groß:12-13; Martin Jung: 4-7; Loheland-Stiftung: 43-44; Thorsten Lud-wig (tolu): 19, 24-25, 44; Wolfgang Moeller (Strubb): 4-7; WolfgangMüller: 32; Holger Pflüger-Grone: 40; Janny Schubring: 18-19;Stephan Sommerfeld: 33; Karlaugust Wicke (Kalle): 8-10

    Titelmotiv:Bildnachweis:

  • INHALT

    Inhalt

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    Aus dem Burgleben

    4 Zweites BeräunertreffenStephan Sommerfeld

    8 „Nachlese“ Ostern – Familienwoche 2006Erika Schulz (Schumine)

    11 21. Jahrbuch des Archivs der deutschenJugendbewegungSusanne Rappe-Weber

    12 Historische Aufnahmen von Julius GroßThorsten Ludwig (tolu)

    14 „Griechenland“ – 18. Fest der KulturinitiativeWolfgang Moeller (Strubb)

    16 Mitglieder berichten a. d. BurggeschichteRolf Siebeneicker

    17 Die Redaktion in eigener SacheRolf Siebeneicker

    17 Gedicht: Starke ZinnenReinhold Wischof

    18 Wasserspiele auf Burg LudwigsteinGerhard Neudorf

    Burgbauhütte

    20 Jugendbünde bringen Farbe auf denLudwigstein – RaumpatenschaftenHNA 11.4.2006

    22 Eine Vision wird WirklichkeitStiftungsvorstand

    24 Sanierung des Erkers im KaminzimmerStefan Apmann

    26 Die Burg erwirbt das Viabono-GütesiegelThorsten Ludwig (tolu)

    Im Burggespräch

    27 Jugendbewegung und ReformpädagogikThorsten Ludwig (tolu)

    Burg intern

    30 Standesamtliche Trauungen auf der BurgLB-Redaktion

    30 Wir danken Alexander SülbergStiftungsvorstand

    31 Der Spenderbaum – Er wächstVolker Steinbacher

    32 Neu im Einsatz für die Burg ........ Richard Geppert

    33 .... Andreas Lenski34 .... M. Oetzel/D. Brumm/R. Eichenberg35 Stellenausschreibung:

    Jugendbildungsreferent/inSebastian Laufer (sebl)

    35 Wir grüßen unsere neuen MitgliederVJL-Vorstand

    36 Hannelore Bode – ein Legat für denLudwigsteinUrsula Eickhoff

    Die Burg in der Region

    38 Literarisches Burgcafé – Hans PaascheJugendbewegung und KolonialismusSusanne Rappe-Weber

    39 Landtagsabgeordnete besuchen die BurgHolger Pflüger-Grone

    40 Die Burg auf dem HessentagIris Lück

    42 Ring junger Bünde Hessen auf der BurgStephan Sommerfeld

    Rundblick

    43 Loheland – Auf den Spuren derRhön-AmazonenThorsten Ludwig (tolu)

    Burgtermine

    45 Archivtagung Freie SchulgemeindeWickersdorfSusanne Rappe-Weber

    62 Burgkalender Juni bis September 2006LB-Redaktion

    63 Adressen und KontenLB-Redaktion

    64 ZitatChristian Gründer (bly)

  • AUS DEM BURGLEBEN

    4

    Burg Ludwigstein. „Aus grauer StädteMauern“ brach sie vor einhundert Jah-ren aus, um in der Natur nach ihremGral, der „Blauen Blume“, zu suchen –gemeint ist die Jugendbewegung. Über-rollt von Hitlerjugend oder 68er Studen-tenbewegung wurden die wetterfestenPfadfinder und Wandervögel seitdemoftmals totgesagt und doch gelang esihnen immer wieder, mit neuen Grup-pen, verjüngt aufzuerstehen. Wie kraft-und kunstvoll sich diese Szene aktuellwieder präsentiert, davon konnten sicham Wochenende über 100 Teilnehmen-de und Gäste (den weitesten Weg nahmein junger Mann aus Brasilien) überzeu-gen. Der Ludwigstein hat Strahlkraft unddas nicht von ungefähr - gilt doch dieWappenburg unseres Kreises unter Bün-dischen, mit etwas Augenzwinkern, alsdas „Camelot“ der deutschen Jugend-bewegung.

    Stiftung und Jugendbildungsstätte hat-ten also zum zweiten Mal zum „Beräu-

    nertreffen“, einem Singewettstreit samtWorkshops, eingeladen. „Unsere Lie-derbücher sind Schatzkisten“ stellte zurEröffnung Vorstandsvorsitzender Thors-ten Ludwig im Burghof fest, und ermu-tigte die zahlreichen jungen Musikanten,nicht nachzulassen in ihrem Bemühen,einen eigenen, selbstgemachten Aus-druck ihres Erlebens zu entwickeln. Undso wurde am Samstag „mehrstimmigesSingen“ oder „lateinamerikanisches

    Die singende, klingende BurgPressetext zum zweiten Beräunertreffen auf dem Ludwigstein

    Publikum bestimmt die Rangfolge der Sieger

    Die ursprünglichen Beräuner: tolu, Bountyund Dierk

    Musikalische Werkstattgruppe von Stare

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Gitarrenspiel“ gelernt, probiert, verwor-fen, verbessert und wiederholt, bis derletzte Ton traf oder der schönste Akkordgefunden war. Die Führung durch dasArchiv der deutschen Jugendbewegungkomplettierte aus historischer Sicht denBogen zwischen gestern und heute.

    Der Wettstreit selbst, bei dem nur eige-ne Lieder zugelassen waren, erhielt ei-nen klaren Sieger. Ein Drittel des Publi-kums hatte in einem Scherbengerichtdas Sängerpaar „Pfiffo & Boo“ vomWandervogel Balduinstein in den Statusvon „Beräunern“ erhoben. „Unglaub-lich,....“ zeigten sich die Gewinner über-rascht „...bei der Konkurrenz“. Immerhinhatten sie sich gegen urkomische Kuh-

    Lieder aus Meck-Pomm (2. Platz anFred Jürgens, Greifswald) und vibrie-rende Pablo-Neruda-Vertonungen (3.Platz Dierk Moyzes, Berlin) durchge-setzt. Ihre Hoffnung, das eigene Lieddemnächst an fremden Lagerfeuern oderCD-Playern wieder zu hören, ist nichtunbegründet. Erstens werden alle Lie-der zum kostenlosen Download ins Netzgestellt und zweitens schmetterten die70 Kehlen des Abschlusskreises denSiegerrefrain an das Fachwerk des Burg-hofs: „Wandervogel, du musst wan-dern, einen unbestimmten Weg, wis-sentlich, dass weit da draußen, mussdie blaue Blume stehen“.

    Stephan Sommerfeld

    Bountys musikalische Werkstattgruppe CPD-Singegruppe mit Corny und Katti

    Heiner Knoch (Bounty) mit Familie tolu, Bianca Kranz und Alex (sOnnenschein)

  • AUS DEM BURGLEBEN

    6

    Erster Platz: Markus Müller (Pfiffo) und Boo

    Dierk Moyzes vertonte Neruda-und Hesse-Texte

    Fred Jürgens Da-Craw) mit Chor belustigtalle durch sein „Der Bauer mit der Kuh“

    Zweites Beräunertreffen - im Meißnersaal

    Axel Schwanke Stare) mit Werkgruppe Lisa Gendziorra (Lotte): „Die schwarze Helena“

  • AUS DEM BURGLEBEN

    7

    Musikalische Werkgruppe v. Dierk Moyzes helm und tolu

    Simon und Sven (Lippischer Wandervogel) Katti und Stephan schreiben die Urkunden

    Spätes Singen am Kamin

    Schlußrunde

    Andy

    Die Aufnahmen, die sowohl als CD alsauch im mp3-Format vorliegen, hat AndreasSchliecker (Andy) gemacht. Alle Titel sindvon der Seite www.ludwigstein.de herunter-ladbar. In besserer Qualität ist die CD für8 Euro bei Stephan Sommerfeld (Tel.05542/5017-30, [email protected])erhältlich.

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    „Nachlese“ Ostern – Familienwoche 2006

    Nun war es mal wieder soweit:Wie jedes Jahr zur Osterzeit,wie könnte es auch anders sein –sind wir auf der Burg Ludwigstein.160 sind es heuer,die sich freu’n aufs Osterfeuer.Doch zuvor gibt’s viel zu tun,keiner kann hier planlos ruh’n:Wandern, Singen, Spielen, Tanzen –so sind wir im großen Ganzenvöllig ausgelastet hier;zum Beispiel: Birte am Klavierweiß davon ein Lied zu singen,denn will sie das Tanzbein schwingen,hat zuvor sie lang geprobtmit Solisten und Orchester,dafür sei sie hier gelobt.Ludwig ist der Dirigent,

    nun als Meister nicht Student.Tatjana leistet meisterhaftdas Singen hier mit voller Kraft.Maike, wie immer sehr gewandt,hält alle Fäden in der Hand.Kalle, Spezialist für Ferneschaut mit uns die Himmelssterne.Dorle, wieder mit viel Schwunglädt ein zur Tageswanderung,auch will sie mit „Basen“ und „Vettern“üben sich im Steilwand-Klettern.In alter frische Friedesinekam mit ihrer Puppenbühne.Kasper konnte auch nicht ruh’n,hatte er doch viel zu tun:Der Kater wollte Stiefel haben,um damit dem Müllerknabendie Prinzessin zu gewinnen.

    Morgensingen mit Tatjnja

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Im Uhrzeigersinn:Tanzen im Meißnersaal; Tatjana dirigiertden Madrigalchor; Tageswanderung zumBilstein; der Mond am ersten Abend; All-abendlich am Kamin: Erika und Hans brin-gen die Kleinen mit Psaltermusik und Mär-chen ins Bett; Wanderung zum „Öhrchen“

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Darum rannte er von hinnen!Und – wie’s überliefert ist,trieb er mit seiner Kater-Listden Zauberer zum Land hinaus,indem er jagt die kleine Maus ....Und jeden Abend – bitte schön –gab’s neue Märchen am Kamin.Steffen mahnt: Beim Kanu-Fahrenstets die Sorgfalt zu bewahren,denn der Fluss bedarf Gewöhnung,hat er diesmal sehr viel Strömung.Ebi als echter Feuerwehrmannzeigt uns gerne, was er kann.Das Schwimmbad nur nicht zu vergessen –die Meuten baden wie besessen.Kuchen wird auch selbst gebacken.Mancher läuft sich wund die Hacken.Vieles wär’ noch zu berichtenvon den Familien-Burggeschichten.Ein jeder bringt sich von uns einso ist das auf dem Ludwigstein .…

    Und das bewährte Orga-TeamBiegt sicher alle Pannen hin.Ostern gibt’s ein großes Fest,alle rüsten sich aufs Best’.Doch danach heißt’s: Abschied nehmen,sich zum Packen zu bequemen.Dann sagen wir: „Auf Wiederseh’n!Im nächsten Jahr wird’s wieder schön!“

    Erika Schulz (Schumine)

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    In neuer, farbiger Aufmachung ist jetztdas 21. Jahrbuch des Archivs der deut-schen Jugendbewegung für das Jahr2004 erschienen. Es trägtals neuen Haupttitel dieBezeichnung „HistorischeJugendforschung“ undwird bibliographisch kor-rekt als Neue Folge (N.F.), Bd. 1 gezählt. Zu be-ziehen ist der 456 Seitenstarke Band über denBuchhandel zum Preisvon 24,80 Euro.

    Bewährte Elemente desJahrbuches wurden bei-behalten: die Dokumen-tation wichtiger Ergebnis-se vorangegangener Archivtagungen,Rezensionen zu Neuerscheinungen ausdem Bereich der Jugendgeschichte undBerichte zur Arbeit des Archivs. Erwei-tert hat sich mit dem neuen Titel „Histo-rische Jugendforschung“ der Blick aufden Gegenstand von Jahrbuch und Ar-chiv. Stärker als früher geht es jetzt umKontexte von Jugendbewegung und Ju-gendkultur, deren Folgen und Weiterent-wicklungen. Dieses ist vom Wissen-schaftlichen Beirat ausführlich diskutiertund in die Neukonzeption des Jahrbu-ches eingebracht worden.

    Der jetzt vorgelegte Band trägt diesemAnspruch Rechnung: ausführlich kom-men darin die Referentinnen und Refe-renten der Archivtagungen zum Thema

    „Bündische Jugend der Nachkriegszeitzwischen Tradition und Aufbruch“ zuWort. Hans-Ulrich Thamer, Professor für

    Geschichte in Münster,Vorsitzender des Beira-tes und Veranstalter derTagung, erörtert die Situ-ation bündischer Grup-pen im Zusammenhangmit der gesamtgesell-schaftlichen Situationnach dem Krieg und führtin den Zusammenhangder weiteren Beiträge ein.Als zweiter Themen-schwerpunkt werden Ju-gendkulturen in der DDRvorgestellt, beson-dersim Hinblick auf Begeg-

    nungsorte zwischen Jugendlichen bei-der deutscher Staaten. Die inhaltlicheAnregung und herausgeberische Verant-wortung für diesen Teil hat Ulrich Herr-mann, Geschichtsprofessor aus Tübin-gen und langjähriges Beiratsmitglied,übernommen. Er hat außerdem in viel-fältiger Weise zum Gelingen des Jahr-buches und seinem zügigen Erscheinenerheblich beigetragen.

    Susanne Rappe-Weber

    Das neue Jahrbuch ist da ....21. Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung

    Auf der Internetpräsenz des Wochen-schau-Verlages www.wochenschau-verlag.de sind unter dem Stichwort„Historische Jugendforschung“ wei-tere Informationen sowie ein ausführli-ches Inhaltsverzeichnis aufrufbar.

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Wer heute eine Kamera zur Hand nimmtund ein Bildmotiv wählt, dem ist kaumgegenwärtig, wie mühsam die Fotogra-phie zu Beginn des 20. Jahrhundertswar. Aufnahmen abseits der Ateliersbedurften geduldiger Vorarbeiten – al-lein schon aufgrund der hohen Material-kosten. Der Fotograph war in SachenTiefenschärfe und Belichtungszeit aufseine Erfahrung angewiesen und muss-te sich seinen Motiven oft auf abenteu-erlichen Wegen nähern. Die Kamera,das Stativ, die Fotoplatten waren vonOrt zu Ort zu bewegen, und wenn das inunwegsamem Gelände geschah, dann

    Historische Aufnahmen von Julius GroßDie Jugendbewegung in den Jahren zwischen 1913 und 1933

    Julius Groß

    glich das Ganze eher einer Expeditionals einem unbeschwerten Ausflug.Viele der frühen Wandervögel habendiese Strapazen auf sich genommen,und so war die Lichtbildkunst schon vordem Ersten Weltkrieg in der Jugendbe-wegung weit verbreitet. Besonders be-merkenswert ist die Sammlung des Wan-dervogel-Fotographen Julius Groß (1892-1986), der ein eigenes Wandervogel-Lichtbildamt einrichtete und eine großeAnzahl von Veranstaltungen aus demFahrten- und Lagerleben, den Bildungs-und Siedlungsprojekten der Jugendbün-de dokumentierte. Als 1913 Tausende

    Auszug aus dem Tor

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    von Jugendlichen zum FreideutschenJugendtag auf dem Hohen Meißner zu-sammenkamen, wurde das Ereignis vonJulius Groß fotographisch festgehalten.Und auch als Burg Ludwigstein 1920von Wandervögeln erworben und alsBurg der Jugendbewegung wieder in-stand gesetzt wurde, war Jule, wie er inWandervogelkreisen genannt wurde, mitseiner Kameraausrüstung dabei.

    Rund 160 000 Aufnahmen von JuliusGroß sind im Archiv der deutschenJugendbewegung auf Burg Ludwigsteinuntergebracht. Im Burgrat haben wirdreimal sechs Motive ausgewählt undals Postkarten nachdrucken lassen. DieKartensätze sind zum Preis von jeweils3,60 Euro zu beziehen, die Bestellungennimmt Heiko Meserle (Heino) [email protected] entgegen. Vergrö-ßert anzusehen sind sie unter www.ludwigstein.de/postkarten/index.htm

    Thorsten Ludwig (tolu)

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Seit Jahrzehnten war und ist diesesLand das Ziel von Jugendbewegten,und es gibt wohl kaum einen Bund, dernicht irgend eine Verbindung zu denRaubfischern, dem Pelion, zu Xekinamia oder Retsina hat. „Das sind Far-ben“, schreiben die Festvorbereitendenim Programm, „Klänge, Rhythmen undGerüche - Lebensfreude und Sonnen-schein, Mythos und Tragödie, Sagenund Götter, Helden und Schicksale -Berge und Inseln, der Duft des Meeresund der Lärm der Städte. Griechenland!Das ist auch unsere Geschichte: dieerste Demokratie, die deutsche Beset-zung, der EU-Beitritt ....“

    Äußerst vielfältig war das Angebot indiesem Jahr: Zwölf Arbeitsgemeinschaf-ten und Gesprächskreise: darunter grie-chische Tänze, griechische Lieder, eineInstrumentalgruppe mit griechischer Mu-sik, Philosophisches,Mythen und Sagen derGriechen, griechischerSprechchor, Puppen-spiel und Handwerkli-ches.

    Leider wurden einige in-teressante Themen nichtgewählt, so daß die Be-kanntschaft mit der„Einzigartigkeit dieserKultur“ ohne ihre Sagenund Mythen bleibenmußte und dadurch et-was einseitig blieb. Auchwar die geplante

    griechische Dekoration nicht zustandegekommen. Dafür hatten die Gruppender Weidenflechter und Rindenschnitzerstarken Zuspruch, besonders von denJüngeren. Und das von einigen Jungenunter Rumpels Anleitung gebaute Troja-nische Pferd wurde am Festabend inden Saal gerollt, aus dem die - gottlobharmlos bewaffneten - Griechen johlend

    entstiegen. Wie immerwurden Ergebnisse undEinstudiertes der AGspräsentiert, nachdemsich alle am reichhalti-gen Büffet mitgebrach-ter Köstlichkeiten gelabthatten.

    Die von den „Götter-gruppen“ pantomimischdargestellten Gottheitenwurden vom Forum rechtbald gedeutet, und einausgedehntes Volks-tanzprogramm schloßden langen Abend ab.

    Thema „Griechenland“18. Fest der Kulturinitiative ‘lebendig leben’

    Griechische Lieder mit Mücke

    Morgensingen

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Es ist vielleicht nicht nur KI-typisch, daßdie Anmeldemoral immer mehr zu wün-schen übrig läßt: bis zum Tage vorFestbeginn hatte sich nur die Hälfte derschließlich später Anwesenden ange-meldet. So mußte die ursprünglich be-stellte Suppenmenge zunächst redu-ziert, später wieder erweitert werden.Ein Dank an die Burgküche für IhreFlexibilität und das köstliche Bio-Mahl.

    Wolfgang Moeller (Strubb)

    Bilderläuterungen im Uhrzeigersinn:Gerhard wirbt für die Teilnahme an denvielen AG-Angeboten; Yankee und ihreRindenschnitzer; Birgitts Gruppe führtgriechische Tänze vor; das trojanischePferd wird in den Saal gerollt; Bianca unddie Weidenflechter-AG; Volker und der in-strumentale Musizierkreis mit griechischerMusik

    Weitere Fotos unter www.kulturinitiative-lebendig-leben.de/KI_Web/Fotos.htm

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Liebe Freundinnen und Freunde,

    in unseren Ludwigsteiner Blättern habenwir nun bereits mehrmals unter obigerRubrik Erinnerungen unserer Leser vor-stellen können, die sich um ihre Erleb-nisse in und mit der Burg Ludwigsteinranken. Das Interesse an solchen Be-richten ist offensichtlich groß und dasEcho entsprechend lebhaft. Das kommtwohl nicht von ungefähr, taucht hierbeidoch so manche Episode auf, an derauch andere Freunde beteiligt waren,und die denen nun wiederum neu ausder Vergessenheit aufersteht. Ein ande-rer positiver Aspekt ist es, dass Begeb-nisse angesprochen werden, die mög-licherweise nirgendwo sonst dokumen-tiert sind, infolgedessen auch im Archivnicht greifbar werden, aber für künftige„Burgforscher“ wichtige Hinweise lie-fern können, z. B. hinsichtlich beteiligterPersonen, Zeitstellung, Hintergründe undanderes mehr.

    Ein gutes Beispiel hierfür ist ketschasausführlicher Bericht aus Heft LB 227über die Baumaßnahmen im Zusam-menhang mit der Einrichtung der Gefal-lenen-Gedenkstätte unterhalb der Burg.Vor allem möchten wir aber den jünge-ren Generationen zeigen, wie unendlichvielseitig und anregend die lange Ge-schichte unserer Burg bereits ist, wieviele Tausende menschlicher Schicksa-le schon mit der Burg verknüpft sind,und welcher Mühen und beispielhafterEinsatzbereitschaft es immer schon be-durfte, die Burg durch alle Fährlichkei-ten der wechselvollen Jahrzehnte seit

    1920 bis in heutige Zeiten für die Ju-gend zu bewahren.

    Damit wir diese Reihe auch in dennächsten Heften weiterführen können,wende ich mich heute einmal an Euchpersönlich mit der Bitte um Mitarbeit. Ihrseid schon viele lange Jahre mit derBurg eng verbunden, habt mit Gewiss-heit eine Menge schöner, vielleicht auchproblematischer Stunden und Tage hiererlebt. Was für Euch wichtig gebliebenist, an was Ihr Euch besonders gernerinnert und was ihr allgemein als be-richtenswert anseht, schreibt es docheinmal für uns auf, falls vorhanden auchgern mit zugehörigen Zeichnungen oderFotos garniert. Bin fest davon über-zeugt, dass es Euch auch selbst Spaßmacht, einmal wieder in Euren altenSchubladen zu kramen, sei es in Schrän-ken, sei es im Kopf, oder ....?

    Wäre Euch dankbar, wenn wir für dienächsten Hefte dieses Jahres mit Euchrechnen könnten.

    Gebt mir in jedem Falle eine kurzeMitteilung, möglichst als Zusage – aberbitte auch, wenn es Euch nicht möglichsein sollte! Der eigentliche Textbeitragsollte dann möglichst bald bei mir ein-trudeln.

    Mit meinen besten Wünschen für Wohl-ergehen und Gesundheit sowie mit gro-ßem Dank und ganz herzlichen Grüßen,

    Rolf Siebeneicker

    Mitglieder berichten aus der Burggeschichte

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Die Redaktion in eigener Sache

    Rolf Siebeneicker

    Mit obiger Bitte habe ich seit Juli 2005ganz gezielt und persönlich 15 hand-verlesene und von mir hochgeschätzte,seit Jahrzehnten mit dem Ludwigsteineng verbundene Burgfreunde angespro-chen und um Mithilfe gebeten für obigeRubrik.

    Daß von diesen 15 Leuten 11 (elf !!) sichnicht entschließen konnten, wenigstensden Erhalt meines Brief zu bestätigenund mir eine Antwort auf meine diesbe-zügliche Bitte – selbst für eine begrün-dete Negativ-Info wäre ich dankbar ge-wesen – zukommen zu lassen, darüberbin ich noch immer ziemlich irritiert,eigentlich kann ich es immer noch nichtglauben !

    Da bemüht man sich als Redaktionsmit-glied nach Kräften, über Jahre hin einabwechslungsreiches Heft den Mitglie-dern und Lesern zu bieten, und mußdann enttäuscht feststellen, wieunbegreiflich groß das Desinteresse ist,

    wenn es darum geht, unsere Arbeit zuunterstützen. Das hätte ich unter Freun-den – ganz besonders unter Ludwigstein-Freunden – nicht für möglich gehalten.

    Meinen herzlichen Dank jedoch an die-ser Stelle an die vier treuen und echtenFreunde, die es sich nicht nehmenließen, die 55 Cent Portogebühren auf-zuwenden und wegen meiner Bitte zurFeder zu greifen und sich zu melden!

    Hier in LB 231 nun noch einmal meinAufruf, diesmal an alle Leser. Sollte dasEcho darauf ebenso dürftig ausfallen,werden wir, wenn auch ungern, dieRubrik „Mitglieder berichten aus derBurggeschichte“ streichen. Die Redak-tion fragt sich dann allerdings tatsäch-lich, warum wir eigentlich so blöde sind,immer wieder neu soviel Energie, Zeit,Mühe und Gehirnschmalz in ein solches– offensichtlich wenig geachtetes – Ge-meinschaftswerk zu investieren.

    Hinab von starken Zinnenschaut man ins weite Tal,der Tag soll nun beginnenunterm großen Himmelssaal.

    Erahnt man erst nur die Konturen,der Hügel, die man sieht,und des Weges helle Spuren,der sich zum Berg hinzieht.

    Mit stolzen Mauerkronenim goldenen Morgenscheinsieht man ihn dann dort thronen –unseren lieben Ludwigstein.

    Reinhold Wischof

    Starke Zinnen

  • AUS DEM BURGLEBEN

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    Im September 2001 erschütterten dieWelt die Ereignisse um das World TradeCenter in den USA. In den Monatendanach überlegte sich Uta Dreher, dieHerausgeberin des amerikanischen Wan-dervogel-Rundbriefs, wohnhaft in Scran-ton (Pennsylvanien), wie sie das Erbe vonGilbert Perleberg, der den amerikani-schen Wandervogel-Rundbrief jahrzehn-telang herausgegeben hatte, einem gutenjugendbewegten Zweck zugute kommenlassen könnte.Da das Archiv der deutschen Jugendbe-wegung, wie sie festgestellt hatte, sichdes dorthin geschafften Nachlasses vonGilbert gut angenommen hatte, wollte siezunächst den vorgesehenen Betrag von10 000 Dollar dem Archiv spenden. Alsaber dann die Affäre um die HelmuthBehrendes-Stiftung und gar die Tötungvon Monika Neuenroth die Moral derganzen Jugendburg Ludwigstein in Fragestellte, fragte sie die Kulturinitiative, obsie von dem Geld nicht etwas Geeigne-tes für Kinder und Jugendliche, die dieBurg besuchen, schaffen könne.Aus der Kulturinitiative kam rund einDutzend Vorschläge, darunter der vonReinhard Rau (Schnippel), der die Ideevon „Wasserspielen“ hatte, die oberhalbdem zur Burg hinaufführenden Weg ange-legt werden könnten. Dem stimmte dieMehrheit zu, ebenfalls der Burgbetriebs-leiter Dieter Brauch (christophorus). Utagab im April 2003 erfreut ihre Zustim-mung zu diesem Projekt.Die nächste Zeit diente der Konzeptions-bildung. Ende Februar 2004 markierteSchnippel mit Pflöcken den Verlauf der

    Die Wasserspiele auf Burg LudwigsteinDie KI errichtet eine Brunnenanlage auf dem Burgvorplatz

    Wasserspiele, um eine anschaubare Dis-kussionsgrundlage zu haben: über Fels-steine in zwei Becken plätscherndesWasser, wo Kinder klettern und sich nassspritzen konnten. Hierzu müsste Wassersechs Meter mit einer Solarpumpe hoch-gepumpt werden. christophorus verlang-te eine Verschiebung der Wasserspiele,Wolfgang Müller, zweiter Kuratoriumsvor-sitzender, und Harald Männle, Architektaus Darmstadt, berechneten u. a. dieKosten für die Solarpumpe, sie kamenauf rund 8 000 Euro. Die Kulturinitiativewollte die entstehenden rund 3 500 EuroMehrkosten durch Spenden decken.Für April 2004 lud christophorus die KI zueinem Planungsgespräch auf die Burg.Bedingung: Drei Tage vorher mußte einFinanzierungsplan vorgelegt werden. Diesgeschah. Und bei dem Gespräch unter-breitete christophorus uns in Anwesen-heit von Holger Pflüger-Grone, dem Kura-toriumsvorsitzenden, einen völlig neuenPlan: Die Wasserspiele sollten in dieNeuplanung des Vorplatzes integriert wer-den, in Form einer Pumpanlage mit Be-cken vor der Mauer zwischen Hütte und

  • AUS DEM BURGLEBEN

    19

    Tanzplatz, zusammen mit einer Tanzbüh-ne. Aus der Wasserzisterne unter demVorplatz könne das Wasser für den Brun-nen bezogen werden, allerdings müssenoch Wasser z. B. per Solaranlage hinzu-gepumpt werden. Dafür entwickelte erein Finanzierungskonzept. Dem Wegentlang sollte dann ca. 30 m einkleiner Bachlauf folgen, wo Kinderihre kleinen Boote fahren lassenkönnten. Die KI-Vertreter Lampi,Schnippel, Janny und Gerhardstimmten um des lieben Friedenswillen dem Vorschlag zu. WenigeWochen später meldete christopho-rus, dass sein Architekt das Ganzefür 3 000 Euro bauen könne, dieRestsumme könne dann in die Büh-ne fließen. Damit waren wir, dieKulturinitiative, allerdings nicht ein-verstanden, da wir für die Besucher

    und für die Spender des Geldes keinenBilligtrog und keine Billigpumpe wollten,ohne Spielmöglichkeiten für Kinder.So wurde ein neues Gespräch für Julianberaumt. Dieter Brauch verlangte nunbauantragsfähige Unterlagen eines Archi-tekten, der zusätzlich über 500 Eurokostete.Sehr viel kostengünstiger als Solarpum-pen kamen die Rohre zur Zisterne, dieSchnippel vom Regenwasserfallrohr desMeißnerbaus dorthin legte. Danach brach-te er den Sandsteintrog auf einen Sand-steinsockel, welcher die Möglichkeit gibt,um den Brunnen herum zu sitzen; wenigeMonate später erstand die Pumpe amBrunnen. Zeitaufwändig waren die Arbei-ten, die Lampi und Schnippel an demSandstein für den Brunnenvorbau zumgroßen Teil in Hannover ausführten, bisdieser schließlich im März 2006 auf dieBurg gebracht und zu Pfingsten mit demBrunnen zusammengefügt wurde. Jetztfehlen nur noch wenige Details.Es war ein Bauwerk mit Hindernissen,Frust und Arbeit unter ständig neuenBedingungen .... und in der Freizeit.

    Gerhard Neudorf

    Lampi und Schnippel am Modell

    Die (fast) fertige Brunnenanlage

  • BURGBAUHÜTTE

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    Kurz vor Ostern habenmehr als 50 Jugendlichein einem Großeinsatz dieRenovierung der BurgLudwigstein für das Win-terhalbjahr abgeschlos-sen. Mehr als 650 ehren-amtliche Arbeitsstundenwurden dabei geleistet.

    Die Aktion wurde von denWandervogel- und Pfad-finderbünden aus demgesamten Bundesgebietgetragen, die auf der BurgR a u m p a t e n s c h a f t e nübernommen haben. Je-der der Jugendbündebetreut dabei einen odermehrere Räume. Die Ju-gendlichen übernehmendie notwendigen Reno-vierungsarbeiten selbst und haben imGegenzug die Möglichkeit, „ihre“ Räu-me an fünf Tagen im Jahr kostenfrei zunutzen.

    Der technische Leiter der Jugendburg,Uwe Eck, zeigte sich über die Unterstüt-zung hoch erfreut. Was er noch vorwenigen Wochen für ausgeschlossengehalten habe, sei nun doch geschafftworden: Sämtliche Schlafräume auf derBurg und im Brunnenhaus seien reno-viert – und zwar in einer ganz beachtli-chen Qualität. Zudem seien im gesam-ten Mittelbau Leselampen installiert wor-den, so dass fortan auch die naturge-

    mäß eher düsteren Teile der Burg nichtnur von wildromantischer Spukstimmung,sondern auch von Wärme und Gemüt-lichkeit geprägt seien. Selbst die größe-ren Tagesräume habe man frisch gestri-chen und das Parkett dort, wo es amnötigsten war, abgeschliffen und neuversiegelt.

    Der Vorsitzende des Stiftungsvorstands,Thorsten Ludwig, betonte die pädagogi-sche Wirkung des Projekts. Es macheimmer wieder Mut zu beobachten, wieJugendliche Verantwortung für das über-nähmen, was ihnen da anvertraut wor-den sei. Eine Marburger Pfadfindergruppe

    Jugendbünde bringen Farbe auf den LudwigsteinGroßer Renovierungseinsatz der Raumpatengruppen

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    habe ihre Kasse auf den Kopf gestellt,um in ihrem Raum ein Hochbett einbau-en zu können. Unter Aufsicht einesZimmermanns und Restaurators sei dasProjekt von der Planung über den Ein-kauf bis zur Umsetzung von den Ju-gendlichen selbst finanziert und durch-geführt worden. Eine Wandervogel-Mäd-chengruppe sei derweil in Kiel damitbeschäftigt, durch Singen und Musizie-ren in der Innenstadt Geld zu sammeln,um Vorhangstoff zu kaufen und so für„ihren“ Raum auf der Burg neue Vorhän-ge nähen zu können. Man komme mitdiesem Projekt der ursprünglichen Ideeder Jugendburg, die ja in den 20erJahren von Jugendbünden erworbenund grundlegend instand gesetzt wor-den war, wieder sehr nah.

    Auch der Geschäftsführer der Jugend-bildungsstätte Ludwigstein, Stephan

    Sommerfeld, zeigte sich überzeugt, dassdie für die Jugendbewegung wesentli-chen Merkmale Eigenverantwortung,Selbsttätigkeit, Gestaltungskraft und Un-ternehmungsgeist im Raumpatenprojektquasi von selbst zusammenlaufen. Wich-tig sei zudem der Aspekt des Lebensund Arbeitens in Gemeinschaft. Wenndie Jugendlichen am Abend ihr Werk-zeug beiseite legen, werde gemeinsamdas Essen zubereitet und dann amKaminfeuer noch bis tief in die Nachtgesungen. Obwohl am Wochenende Mit-glieder von dreizehn verschiedenen Ju-gendbünden aus den unterschiedlichs-ten Ecken Deutschlands zusammenge-kommen seien, habe man so am Endeden Eindruck gehabt, es gäbe nur einegroße Gruppe, die sich in jedem Fallwieder in dieser Zusammensetzung aufder Burg treffen werde, um ihr Werkfortzusetzen.

    Wann das nächste Raum-patentreffen stattfindenkann, ist indes noch unge-wiss. Ausschlaggebend sei,so die Leiterin des Burgbü-ros, Iris Lück, die Bele-gungsplanung. Der Dienstam Gast habe unbedingtVorrang und dürfe durch dieArbeiten nicht gestört wer-den. Einige Gruppen hättenaber schon intensiv nachBelegungslücken Ausschaugehalten, um „wenigstensdie neuen Vorhänge aufhän-gen“ zu können.

    Hessisch-NiedersächsischeAllgemeine vom 11.4.2006

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    Mehr als 650 ehrenamtliche Arbeitsstunden leisteten die Raumpatengruppen bei ihremersten großen Renovierungseinsatz auf der Burg.

    In den Ludwigsteiner Blättern vom März2006 (Heft 230) wurde über die Planungund das Konzept eines Bauhüttengebäu-des berichtet. Nunmehr steht fest: DieJugendbauhütte wird gebaut werden.

    Ermöglicht wurde dies einerseits durchdie Bereitstellung von Fördermittelndurch das Land Hessen sowie derStiftung Deutsche Jugendmarke e. V.,die beide für das Projekt gewonnenwerden konnten. Hierfür dankt der Stif-tungsvorstand an dieser Stelle sehrherzlich!

    Die Bezuschussung sichert rund zweiDrittel der erforderlichen und kalkulier-ten Aufwendungen. Der verbleibendeAnteil wird daher andererseits zum ge-ringen Teil durch Eigenmittel sowie durchEigenleistungen und ehrenamtliches En-gagement erbracht werden. Vor diesemHintergrund wird an dieser Stelle derbereits in der vorgenannten Ausgabeder Ludwigsteiner Blätter enthalteneAufruf erneuert und gebeten, Burgpa-tenschaften zu zeichnen bzw. durchaktive Mitarbeit an der Errichtung desBauhüttengebäudes mitzuwirken.

    Eine Vision wird Wirklichkeit –Die Jugendbauhütte wird gebaut

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    Der Stiftungsvorstand hat dafür eigensein Konto eingerichtet. Wer einen finan-ziellen Beitrag zur Jugendbauhütte leis-ten möchte, wird gebeten diesen auffolgendes Konto zu überweisen:

    Konto-Nr.: 32219Sparkasse Werra-MeißnerBLZ : 522 500 30Empfänger: Stiftung JugendburgLudwigsteinVerwendungszweck: Bauhütte

    Wegen Förderung der Jugendhilfe so-wie Förderung der Pflege und Erhaltungvon Kulturwerten ist die Stiftung alsgemeinnützigen Zwecken dienend an-erkannt und kann daher eine Zuwen-dungsbescheinigung erstellen. Spen-den hilft zudem Steuern sparen!

    Erste Spender haben bereits einen Bei-trag geleistet. Auch diesen sei aufdiesem Wege herzlichst gedankt!

    Nachdem die Zusagen Mitte April 2006bzw. Anfang Mai 2006 dem Stiftungs-vorstand vorlagen, konnte bereits am27. Mai 2006 ein erstes informativesTreffen durchgeführt werden, an demneben Vertretern des Stiftungsvorstan-des und des Kuratoriums auch einArchitekt sowie bauausführende Unter-nehmer teilnahmen. Begrüßt werdenkonnte darüber hinaus auch der Land-tagsabgeordnete Landau, der ausdrück-lich um eine Teilnahme bat, sich sehrinteressiert an diesem Projekt zeigteund seine Unterstützung zusagte.

    Auf Basis dieser Zusammenkunft wur-den der Standort abschließend festge-legt und bauliche Detailfragen geklärt,

    so dass auf dieser Grundlage die Pla-nung abgeschlossen werden kann. Wiewichtig diese Zusammenkunft war zeigtdie Tatsache, dass begleitende Maß-nahmen, so beispielsweise die Erwei-terung der vorhandenen Parkmöglich-keiten, in die Planung einbezogen wer-den konnten. Ob und inwieweit dieserealisiert werden können, bleibt abzu-warten. Hier sind noch zahlreiche offe-ne Fragen abschließend zu klären, sobeispielsweise im Hinblick auf Eigen-tumsverhältnisse.

    Der Dank des Stiftungsvorstandes giltneben dem Zimmerermeister BenjaminNeunes (Benne), der die Vorplanungfertigte, auch den Architekten SelmarSechtling, Düsseldorf, und Holger Frisch,Offenburg, die die Bauunterlagen zurAntragsreife ehrenamtlich aufbereitenwerden, sowie Herrn Prof. Dr. Kramer,Hamburg, der sich freundlicherweiseebenfalls bereit erklärt hat, die stati-schen Berechnungen ehrenamtlichdurchzuführen.

    Der Stiftungsvorstand steht gegenwär-tig in Kontakt mit den zuständigenBaubehörden des Kreises Werra-Meiß-ner sowie der Stadt Witzenhausen, umdie bauplanungsrechtlichen Vorausset-zungen herbeizuführen. Ausgehendhiervon und unter Berücksichtigung derbaulichen Vorgaben und Besonderhei-ten ist eine Fertigstellung des Vorha-bens noch im Jahre 2007 angestrebt.

    Das Jugendbauhüttengebäude kannallerdings nur dann dauerhaft Erfolghaben, wenn es mit Leben gefüllt ist.Erste Kontakte zu Seminaranbietern un-terschiedlichster Art, wie beispielsweise

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    Nun war es also soweit: Der schon seitlangem dringend sanierungsbedürftigeErker des Kaminzimmers sollte untermeiner Federführung restauriert werden.Mit der Denkmalpflege und dem Vor-stand war die Sache schnell besprochen,und nachdem es Volker vom Vorstandgelungen war, den nötigen Finanzmittel-zuschuss beim Landesdenkmalamt zuakquirieren, blieb nur noch die Frage, wiesetzt man wo und mit der notwendigenBehutsamkeit an, an so einem für michnatürlich besonders bedeutungsvollen

    Sanierung des Fachwerkerkers im Kaminzimmer

    Musikinstrumenten- und Bogenbau oderKalligraphie, wurden aufgenommen. Diedurchweg positive Resonanz zeigt, dassdas angestrebte Ziel, das Angebot derBurg Ludwigstein als einzigartigem Ortdes Lernens mit Begegnungscharakterzu erweitern, zahlreiche Früchte tragenwird.

    Diejenigen, die sich vorstellen können,ein Seminar oder einen Workshop –

    gleich welcher Art – in dem neuenJugendbauhüttengebäude zu veranstal-ten, werden gebeten, mit dem stellv.Vorsitzenden Volker Steinbacher Kon-takt aufzunehmen, der auch für weiter-gehende Fragen oder Anregungen [email protected] oder unter derRufnummer 0 61 92 / 2 20 40 zur Verfü-gung steht.

    Der Stiftungsvorstand

    Denkmal. Bei jeder größeren Baustelleauf der Burg steht diese Frage im Raum.Aber bis jetzt ist ja noch alles zur allge-meinen Zufriedenheit fertig geworden.

    Das Wetter war uns allerdings zunächstnicht sehr gewogen, doch als die Planenam Gerüst angebracht waren und dererste Schock überwunden war - es warmehr kaputt, als erwartet – konnte eslosgehen. Eine Staubschutzwand wurdeim Kaminzimmer errichtet, um die Unan-nehmlichkeiten der Baumaßnahme fürdie Gäste und die Mitarbeiter so geringwie möglich zu halten. Dann wurde Ei-chenholz aus sogenannter Zweitverwen-dung besorgt, d. h. diese Eichenbalkenwaren schon einmal eingebaut. Sie muss-ten nachgeschnitten werden auf den Quer-schnitt, den wir am Ende benötigten. Soging mit dem Bau des Gerüsts und derersten Sicherungsmaßnahmen der ersteTag zu Ende.

    Was an den nächsten Tage getan wurde,haben wir durch eine Vielzahl von Fotos

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    für die Nachwelt dokumentiert. Es wurdeabgestützt, mit hölzernen Laschen aufge-hängt und erneut gesichert. So wurdezunächst die Schwelle teilweise ersetzt,was doch zu einigem Mehraufwand führ-te, da hier und da einige Ecken vorstan-den, die zwar an die alte Schwelle ange-passt waren, jetzt jedoch erst an unserneues Teilstück angepasst werden muss-ten.

    Bis wir das Holz so vorbereitet hatten,dass es so, wie wir es haben wollten, indie vorgesehene Position passte, vergingeinige Zeit. Sodann konnten die Fach-werkstiele angepasst und teilweise auf-gebohlt werden. Der Erhalt historischerund gerade dieser Bausubstanz ist mirals Zimmermeister und Restaurator sehrwichtig, und so haben wir auch nurausgetauscht, was unbedingt notwendigwar.

    Schließlich haben wir noch herausgefun-den, dass die Wand, die wir saniert

    haben, nicht die ursprüngliche war, son-dern dass dort vorher schon einmal eineandere Wand gestanden haben muss;zum einen, weil die Schwelle mit Eisen-winkeln an den innenliegenden Fußbodenangeschlossen war, zum anderen weildie Balkenköpfe, die ja doch schon sehralt aussehen, nur 30 cm lang sind. Nunhat die Wand aber ihre alte, mehr oderweniger historische Form wieder, undnachdem wir auch die Fensterbekleidun-gen erneuert haben, denke ich, sie wirdjetzt auch wieder sehr lange halten.

    Die Ausmauerung aus Bruchstein erfolgtnun in Form der alten, gesicherten undnummerierten Steine durch Klaus undDaniel vom Technikteam. Noch sieht dieFassade ein wenig aus wie der vonChristo verhängte Reichstag, aber ichhoffe, in zwei Wochen hat der Ludwig-stein sein altehrwürdiges Ansehen zu-rück.

    Mein besonderer Dank gilt an dieserStelle allen Mitarbeitern der Burg,

    insbesondere Uwe undtolu, die diese Arbeitenmöglich gemacht haben,der Küche für das guteEssen und dem Büro,das für einen reibungs-losen Ablauf gesorgt hat.Im Juli steht nun dieRestaurierung derZwerchhäuser auf demLandgrafenflügel aufdem Programm. Ich freuemich schon auf diesennächsten Einsatz auf derBurg.

    Stefan Apmann

    Sanierung des Erkers am Kaminzimmer

  • BURGBAUHÜTTE

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    In LB 230 (S. 34/35) haben wir angekündigt,dass wir uns um den Erwerb des Viabono-Gütesiegels bemühen möchten. Viabono isteine touristische Qualitätsmarke, die zahl-reiche Schnittstellen zu unserem Burgprofilaufweist und von namhaften Verbändenunterstützt wird. Sie steht für „Reisen fürNaturgenießer“ und legt u. a. Standards fürnaturschonendes Wirtschaften und einenoffenen und freundlichen Umgang mit denGästen fest.Durch das gute Zusammenspiel aller Berei-che ist es uns nun schon nach wenigenMonaten gelungen, eine Zertifizierung nachViabono in der Kategorie „Jugendunter-künfte und Jugendbildungsstätten“ zu er-reichen, mit der wir bereits auf dem Hes-sentag aktiv werben konnten. In Kürzewerden wir auch im Viabono-Internetportalunter www.viabono.de präsent sein.Das Gütesiegel bietet uns zahlreiche Vortei-le. Gegenüber der touristischen Öffentlich-keit ist die Burg nun in mehr Verteilernpräsent. Sie lässt sich gezielter suchen,wird schneller gefunden und macht besserauf sich aufmerksam. Gegenüber unserenpotentiellen Gästen wird fassbar, wofür dieBurg steht, und dass von ihr etwas erwartetwerden darf. Gegenüber uns selbst ist dasGütesiegel schließlich zum einen ein An-sporn, das erreichte Niveau zu halten undauszubauen, zum anderen stellen die Quali-tätskriterien in vielerlei Hinsicht Entschei-dungshilfen für unsere Mitarbeiter dar.Im Streben nach mehr Qualität im Gästebe-trieb geht es uns aber natürlich vor allemdarum, unseren Gästen den Aufenthalt aufder Burg so angenehm wie möglich zumachen. Qualität ist dabei nicht mit mehr

    Komfort oder mehr Bequemlichkeit gleich-zusetzen. Von der Qualitätssteigerung sol-len v. a. solche Gästegruppen profitieren,die von den jugendbewegten Wesensmerk-malen Eigenverantwortung, Selbsttätigkeit,Gestaltungskraft, Unternehmungsgeist, Of-fenheit, Gemeinschaft und Naturnähe getra-gen sind. Ihnen möchten wir, wie in unserenLeitsätzen formuliert, attraktive Räume undAngebote zur Verfügung stellen. Denn nurwenn es uns gelingt, die Belegung derBurgherberge durch uns wesensverwandteGästegruppen zu steigern, können wir so-wohl den wirtschaftlichen als auch dengeistigen Erhalt der Burg der Jugendbewe-gung gewährleisten.Das Viabono-Zertifikat ist hierbei nur einerster Schritt. Wir möchten in den kommen-den Monaten prüfen, welche Gütesiegel fürWanderer, Radwanderer und Flusswandererbedeutsam, und inwieweit sie mit unsereneigenen Kriterien in Einklang zu bringen sind.Im Hinblick auf die Ansprache der Schulen,die nach wie vor unsere zahlenstärksteBelegungsgruppe darstellen, befassen wiruns derzeit zudem mit den Möglichkeiteneiner Auszeichnung als offizielles Projekt derUN-Dekade „Bildung für nachhaltige Ent-wicklung“.Wer an verantwortlicher Stelle in die ent-sprechenden Verbände und Arbeitskreiseeingebunden ist und hier Lobbyarbeit leis-ten oder Hinweise über die Ansprachedieser Gruppen geben kann, der wendesich an unseren neuen Burgbetriebsleiter,Richard Geppert ([email protected]). Wir freuen uns überjede Form der Unterstützung.

    Thorsten Ludwig (tolu)

    Die Burg erwirbt das Viabono-GütesiegelAuf einem guten Weg zu mehr Qualität im Gästebetrieb

  • IM BURGGESPRÄCH

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    Das Archiv der deutschen Jugendbe-wegung nimmt die Gründung der Frei-en Schulgemeinde Wickersdorf vor hun-dert Jahren und die Tatsache, dassder Nachlass ihres Gründers, GustavWyneken, ein Kernbestand des Ar-chivs ist (weitere im Archiv vorhande-ne Nachlässe bekannter Reformpäda-gogen sind die von August Halm undBernhard Uffrecht), zum Anlass, re-formpädagogische Aspekte zum Inhaltder Archivtagung im Oktober zu ma-chen. Im Januar 2007 findet der zweiteBildungskongress der Kulturinitiativezum Thema statt. Mit dem Burgge-spräch haben wir vorab eine Möglich-keit zum Gedankenaustausch geschaf-fen.

    In enger Verbindung zur Jugendbewe-gung, sie z. T. durchdringend oder vonihr durchdrungen, entwickelten sich zuBeginn des 20. Jh. eine ganze Reihereformpädagogischer Modellprojekte,die fast durchweg mit den Namenmaßgeblicher Persönlichkeiten verbun-den sind. Zu nennen sind in diesemZusammenhang – neben der FreienSchulgemeinde Wickersdorf (GustavWyneken) – die Waldorfschulen (Ru-dolf Steiner), die Landerziehungsheime(Hermann Lietz), die Jenaplanschule(Peter Petersen), die Odenwaldschule(Paul Geheeb) oder die erlebnispäda-gogischen Kurzschulen (Kurt Hahn).Zahllose Impulse für Schulreformen gin-gen von diesen Initiativen aus. Überdie Schullandheime und die Freiluft-bzw. Waldschulen gelang die zumindestteilweise Integration in die Regelschu-le, die bis heute Bestand hat.

    Im Gegensatz zu den Anfängen derJugendbewegung ging die Reformpä-dagogik nicht allein von Deutschlandaus. In anderen europäischen undaußereuropäischen Ländern wirktenunter anderen Begriffen (éducation nou-velle, attivismo, progressive educati-on) zeitgleich ähnliche Impulse. InFrankreich war es die „moderne Schu-le“ von Celestin Freinet, in Belgien dieDecroly-Schule (nach Ovide Decroly),in Polen entwickelte Janusz Korczakeine moderne Waisenhauspädagogik,in Italien gründete Maria Montessoridie nach ihr benannte Schule, in Eng-land machte Alexander Neill mit sei-ner Internatsschule Summerhill vonsich reden und in den USA waren esDavid Berlitz (Berlitz-Schule) und He-len Parkhurst (Dalton-Plan) die sichum pädagogische Reformen bemüh-ten.

    Wenngleich das Spektrum reformpäd-agogischer Initiativen also ungeheuervielgestaltig ist, standen die meistenReformpädagogen doch untereinan-der in einem lebhaften Austausch,und eine Reihe von Grundideen ver-bindet nahezu alle Strömungen. Sowar fast allen die Ablehnung desautoritären, stark auf die Person desLehrers ausgerichteten und sehr kopf-lastigen Unterrichts gemeinsam, wieer zu Beginn des 20. Jh. gang undgäbe war. Der Unterricht der meistenReformer sollte vom Kind ausgehenund Lernen durch spielerische Übun-gen und praktisches Selbsttun in klei-nen Gruppen ermöglichen. AbstrakteInhalte traten in den Hintergrund, eine

    Jugendbewegung und Reformpädagogik

  • IM BURGGESPRÄCH

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    „Schule für das Leben durch dasLeben“ (Decroly) wurde angestrebt,die das Hervorbringen schöpferischerund verantwortungsbewusster Persön-lichkeiten zum Ziel hatte.

    In der Forderung nach dem unmittel-baren Erleben in Gemeinschaft undzumeist in der freien Natur fandensich zahlreiche Parallelen zur Jugend-bewegung und zur zeitgleich aufkom-menden Pfadfinderbewegung („Lear-ning by Doing“, „Look at the boy“), sodass der enge Bezug der Reformpäd-agogen zu diesen Kreisen – Wynekenwar einer der prominentesten Meiß-nerfahrer – nicht überrascht.

    Bei der offensichtlichen Nähe vonJugendbewegung und Reformpäda-gogik waren aber durchaus auch kriti-sche Stimmen seitens der Reformpä-dagogik bezüglich der Jugendbewe-gung zu hören. Hugo Gaudig, bekanntfür seine geistige „Arbeitsschule“ bzw.„freie geistige Arbeit“ schrieb: „Wasallerdings bisher die „Jugendbewe-gung“ hervorgebracht hat, dünkt michim wesentlichen wertlos. Vielleichtdenkt ihr eben jetzt, das sei dieMeinung eines Alten, eines Überalter-ten. In dieser Scheidestunde ist nichtdie Zeit, in der ich meine Stellungnah-me begründe. Nur eins sei gesagt: dieganze Jugendbewegung ist durchdrun-gen von der Sehnsucht nach „Füh-rern“, nach dem „Führer“. Was für einUnheil! Die Jugend der „Jugendbewe-gung“ ruft sich zu selbstverantwortli-chem Tun auf und endet damit, sichdem autoritären Willen eines Führerszu unterwerfen! Von ihm, dem Führer,wird’s abhängen, was in der Zukunft

    aus unserem Volke wird; so stiehltsich die Jugend aus ihrem Herzen dasGefühl der Selbstverantwortlichkeit,den Willen zu einem gemeinsamenHandeln, zu dem jeder einzelne seinBestes beisteuert, bei dem jeder ein-zelne nicht auf den Befehl des Füh-rers wartet, sondern dem Befehl sei-nes Herzens gehorcht“ (Hugo Gaudig,„Wir – Ich“, 1923 – aus einer Ab-schiedsrede an Seminarabiturien-tinnen, zu finden in „Was mir der Tagbrachte“). Dass sich Gaudig zehn Jah-re vor der Machtergreifung durch dieNationalsozialisten in diesem Sinneäußerte, stimmt nachdenklich. Ver-söhnlicher klingt sein Urteil über diePfadfinderbewegung: „Es hätte nichterst die Pfadfinderbewegung und an-deres uns Schulmeistern zeigen sol-len, wie viel man auch jüngeren Schü-lern überlassen darf, wie stark dasGefühl der Verantwortlichkeit diszipli-nierend wirkt“ (Hugo Gaudig, „Self-government?“, 1917, zu finden in „DieSchule im Dienste der werdendenPersönlichkeit“, Band I).Gaudigs Urteil über die Jugendbewe-gung wurde im Burggespräch mit Ver-weis auf einige der charismatischstenFührerpersönlichkeiten wie EberhardKoebel (tusk) oder Robert und KarlOelbermann heftig kritisiert.

    Den größten Einfluss auf die deut-schen Regelschulen übten reformpä-dagogische Ansätze nach dem Zwei-ten Weltkrieg aus. Wanderungen, Ar-beitsgemeinschaften, Werken, Laien-spiel, Gymnastik aber auch Schul-landheimaufenthalte und Klassenfahr-ten wurden zu selbstverständlichenBestandteilen des Schullebens.

  • IM BURGGESPRÄCH

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    Großer Popularität erfreute sich dieReformpädagogik auch auf der Suchenach neuen pädagogischen Wegen zuBeginn der siebziger Jahre. In dergegenwärtigen Diskussion um eine Bil-dung für nachhaltige Entwicklung wer-den reformpädagogische Ansätzeallerdings selten bemüht. Hier tut sichmglw. eine Lücke auf, die es noch zufüllen gilt.

    Die Unzufriedenheit vieler Zeitgenos-sen mit den herkömmlichen Schulfor-men, wie sie um 1900 geäußert wur-de, erinnert jedenfalls bis in die For-mulierungen hinein an heutige Debat-ten, auch wenn diese unter ganz an-deren Vorzeichen geführt werden. Undin der Lehrerausbildung an den Uni-versitäten gibt es durchaus auch Ver-anstaltungen mit Titeln wie: „Die NeueReformpädagogik und die Bewegung‘Offener Unterricht’“ oder „Schulent-wicklung in reformpädagogischen Mo-dellen“.

    Hingewiesen wurde aberauch darauf, dass Lern-ergebnisse nicht nur vonreformpädagogischen An-sätzen sondern ganz we-sentlich von Lehrerper-sönlichkeit und ihrer Fä-higkeit zur Klassenfüh-rung abhängen. Und aneinigen Universitäten wirdoffenbar nicht in Zweifelgezogen, dass Gruppen-führungstechniken in ju-gendbewegten Gruppenbedeutend besser zu er-lernen sind als in denHörsälen.

    Auf dem Bildungskongress der Kultur-initiative im vergangenen Jahr (vgl.LB229, S. 33ff.) wurden zahlreich ak-tuelle Verknüpfungen von jugendbe-wegten Gruppen mit Konzepten – vomWaldkindergarten bis zur freien Schu-le – aufgezeigt, die sich selbst inreformpädagogischen Zusammenhän-gen sehen. Vermisst wurde jedoch einin sich geschlossenes, schulischesKonzept, das jugendbewegte und re-formpädagogische Ansätze unter zeit-gemäßen Gesichtspunkten sinnvollverbindet.

    Thorsten Ludwig (tolu)

    Am Burggespräch bzw. am Austauschim Burgforum teilgenommen habenThorsten Ludwig (tolu), Heiko Meserle(Heino), Susanne Rappe-Weber, SvenStemmer und Stephan Sommerfeld.

    Foto zum Beitrag auf der Seite 26:Burgmitarbeiter präsentieren das Viabono-Zertifikat

  • BURG INTERN

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    Standesamtliche Trauungen auf der Burg

    Wir danken ....

    „Nachts, wenn alles schläft....“ So be-ginnt der Titel eines bekannten deut-schen Schlagers. Es ist aber auch dieStunde der System-Administratoren, flei-ßige Helfer, die für einen reibungslosenAblauf der Computertechnik sorgen. Vielist geschehen, seit Alexander Sülberg(sOnnenschein) sich dieser Aufgabe an-genommen hat. Hierüber berichtet des-sen Beitrag „Pinguine auf der Burg“,nachzulesen in der Ausgabe März 2006der Ludwigsteiner Blätter (Heft 230),sehr ausführlich.

    Das enorme Einsparpotential, die Mög-lichkeit der digitalen Messwerterfassungvon Energieverbrauch und schnurloserInternetzugang für Burggäste seien an

    .... Alexander Sülberg (sOnnenschein)

    dieser Stelle in Erinnerung gerufen, diedie neue Computertechnik ermöglicht.

    Nach monatelangem, auch kräftezeh-rendem ehrenamtlichen Engagement hatAlexander nunmehr eine Arbeitsstelle imRheinland angetreten.

    Stellvertretend für die vielen ehrenamtli-chen Helfer, die in den vergangenenWochen und Monaten Hervorragendesauf der Burg geleistet haben, dankt derStiftungsvorstand (sOnnenschein) fürdessen enormen Einsatz. Er hat sichzudem freundlicherweise bereit erklärt,die Computertechnik auch weiterhin zubetreuen.

    Der Stiftungsvorstand

    Künftig werden auf der JugendburgLudwigstein nicht mehr nur kirchlichesondern auch standesamtliche Trau-ungen möglich sein. Nach einer Ver-einbarung des Stiftungsvorstands mitder Stadt Witzenhausen sind sowohldas Musikzimmer als auch das Turm-zimmer als Trauzimmer vorgesehen.Bürgermeisterin Angela Fischer über-zeugte sich vor Ort persönlich von derEignung der beiden Räume und ver-lieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dassviele junge Paare von der neuen Mög-lichkeit Gebrauch machen werden.Erstmals können nun Hochzeitsfeiernvon der Trauungszeremonie über das

    Buffet bis zur Hochzeitsnacht voll-ständig auf der Wappenburg desWerra-Meißner-Kreises durchgeführtwerden.

    LB-Redaktion

  • BURG INTERN

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    Anlässlich der Novembergespräche2005 wurde das Thema Zustiftungen ineinem Vortrag dargestellt, verbundenmit dem Appell

    „Helfen Sie mit! Stiften Sie Zukunft“

    und dem Wunsch, dass dieser vondem Einen oder der Anderen aufgegrif-fen wird und der Spenderbaum, der alssichtbares Zeichens des Gedenkensan großzügige Menschen nunmehr inden Burgmauern dienen soll, zu wach-sen beginnen kann. Dieser Appell istnicht ungehört verklungen. Die verstor-bene Frau Hannelore Bode hat dieszum Anlass genommen, eine Zustiftungvorzunehmen.

    Bei Zustiftungen handelt es sich umZuwendungen in Form von Geldvermö-gen – beispielsweise Barzuwendun-gen – oder in Form von Sachgütern –beispielsweise Immobilien, Grundbe-sitz oder Liegenschaften – die demStiftungsvermögen im Rahmen des Stif-tungszwecks unmittelbar zugeführt wer-den. Anders als bei Spenden, die kurz-fristig bei aktuellen Projekten einge-setzt werden, dienen Zustiftungen dau-erhaft der Stärkung des Stiftungsver-mögens, da sie das Stiftungskapital,welches unangetastet bleibt, vermeh-ren. Lediglich die Erträge, alsobeispielsweise die Zinserträge, dürfenverwendet werden.

    Zustiftungen sind daher für eine nachhal-tige Förderung interessant und wirkenüber ein Leben hinaus. Mit einer Zustif-

    Der Spenderbaum – Er wächsttung trägt der Stifter dauerhaft undwirkungsvoll zur Verwirklichung des Stif-tungszweckes bei.

    Das Stiftungsrecht schafft darüber hin-aus steuerliche Anreize zum Stiften.Hiernach werden die Möglichkeiten desSonderausgabenabzugs im erheblichenUmfang erweitert. So können Zuwen-dungen an gemeinnützige und/odermildtätige Stiftungen von Privatperso-nen oder Firmen pro Jahr bis zu 20 450Euro steuerlich wirksam zugewendetwerden.

    Wer sich diesem schönen und heraus-ragenden Beispiel der Verstorbenen an-schließen möchte, ist aufgerufen eineZustiftung, die bereits ab 1 000 Eurovorgenommen werden kann, zu tätigen.Hierfür genügt es, einen Geldbetrag mitdem Verwendungszweck „Zustiftung“auf das Konto der Stiftung anzuweisen,oder in geeigneter Form die Stiftungtestamentarisch, beispielsweise in Formeines Vermächtnisses, zu bedenken.

    Für weitergehende Fragen oder Anre-gungen steht ich als stellvertretenderVorsitzender der Stiftung, unter derE-Mail [email protected] oder un-ter der Rufnummer 0 61 92 / 2 20 40gern zur Verfügung. Auch zu einempersönlichen und vertraulichen Bera-tungsgespräch bin ich gern bereit.

    Volker Steinbacher

  • BURG INTERN

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    Neu im Einsatz für die Burg

    Ein neues und noch unbe-kanntes Gesicht auf der Burg.Mein Name ist Richard Gep-pert und leite seit dem 1.Juni 2006 den Herbergsbe-trieb der Burg Ludwigstein.Auf dem Gebiet der deut-schen Jugendbewegung undder Sangeskunst bin ich zwarnoch total unbedarft, bin abervoller Erwartung für die neueinteressante Herausforde-rung.

    Ich bin 35 Jahre alt undgebürtig aus dem Fürsten-tum Lippe. Gemeinsam mitmeiner Lebensgefährtin Si-bylle sind wir Eltern unsererTochter Alegria (8 Monate).Die letzten fünf Jahre warich als Betriebsleiter des Ju-gendgästehauses und Bil-dungszentrums in Bielefeldtätig. Nach Ausbildung undFachoberschule war ich vie-le Jahre im Einzelhandel in der Funk-tion des Filialleiters beschäftigt.

    Meinen Zivildienst leistete ich in derJugendherberge in Helmarshausenab. Dort habe ich erste Kontakte undErfahrungen mit Jugendgruppen sam-meln können. Seitdem zieht sich derKontakt zu Jugendherbergen und Ju-gendgruppen wie ein Roter Fadendurch mein Leben.

    Meine Interessen sind überwiegend

    im sportlichen Bereich zu finden, u.a.Mountainbiken und Nordic-Skaten.

    Nach nur wenigen Tagen fühle ichmich der Burg schon stark verbun-den, auch wenn für mich vieles unbe-kannt und neu ist.

    Ich freue mich auf die aufregendeAufgabe und heiße euch mit meinemMitarbeiter-Team auf der Burg herzlichwillkommen.

    Richard Geppert

    Richard Geppert

  • BURG INTERN

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    Andreas Lenski

    Ich bin 45 Jahre jung. Mich hat es 2002aus Berlin nach Nordhessen verschla-gen. Von der Qualifikation her bin ichgelernter KFZ-Mechaniker, Berufskraft-fahrer und Gärtner - habe allerdings niein den Berufen gearbeitet. Da ich sehrneugierig bin und das Leben für michständiger Wandel bedeutet, bin ichimmer offen, neue Dinge auszuprobie-ren. Nun bin ich über die Gesellschaftfür Internationale Wirtschaftsförderungin Kooperation mit dem Arbeitsamt zurJugendbildungsstätte Ludwigstein ver-mittelt worden und dort seit April tätig.Zwei Projekte stehen im Mittelpunktmeiner Arbeit.

    Zuerst wäre da der Mittelaltergarten desLudwigstein. Immer eng an der südli-chen Burgmauer, zieht er sich vomBurgtor bis hinter zum Neidkopf. Nachden frühjahrsüblichen Grundarbeiten,brachte ich u. a.folgende Kräuterbzw. Heilpflanzenzur Aussaat: Bär-lauch, Eibisch,Brunnenkresse,Tullsikraut, Lieb-stöckel, Majoran,Thymian, Basili-kumminze, Arnika,Baldrian, Calden-dula, Echinaceaund Muskateller-salbei. Nun gehtes darum diePflanzen für Schul-klassen und Be-sucher zu bezeich-nen, das Unkraut

    niederzuhalten und ggf. mit einer Mulch-decke der wilden Vermehrung Einhalt zugebieten.

    In meinem zweiten Schwerpunkt be-treue ich das Kanuangebot der Jugend-bildungsstätte. Über die Bereitstellungder sechs Dreier-Kanus hinaus, begleiteich bei Bedarf auch Gruppen, die sichzwischen Eschwege und dem Ludwig-stein auf dem Wasser der Werra aus-probieren möchten. Eher punktuell warmein Auftritt als Zeitzeuge der DDR-Oppositionsbewegung im Zusammen-hang mit der Jubi-Diskussionsveran-staltung zum aktuellen Stasi-Film „DasLeben der Anderen“. Wer sich für michoder meine Arbeit auf der Burg interes-siert, kann mich gerne ansprechen. Bisdahin!

    Andreas Lenski

    Zwischen Burggarten und Werrawellen -Neuer Mitarbeiter in der Jubi

  • BURG INTERN

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    Die neuen Zivildienstleistenden Michael Oetzel, Daniel Brumm und Ralf Eichenberg

    Mein Name ist Michael Oetzel. Ich bin20 Jahre alt. Wenn ich mich nicht aufder Burg befinde, bin ich entweder imSchwimmbad, beim Tauchen oder aufmeinem Fahrrad. Ich habe auf derBurg Ludwigstein schon viele Erfah-rungen gemacht, die mir im späteren

    Leben hilfreich sind. Die Zeit auf derBurg ist total super und ich bin frohdiese Zivildienststelle angetreten zuhaben. Auch nach der Zivildienststel-le werde ich öfter Gast auf der Burgsein. Ich kann diese Stelle nur jedemempfehlen.

    Euer Michael

    Mein Name ist Daniel Brumm. Ich bin20 Jahre alt und bin in Heiligenstadtgeboren. Seit 1986 lebe ich in Rusten-felde. Nach dem ich meine Lehre alsMaurer abgeschlossen habe, habe icheine Stelle als Zivildienstleistendergesucht, die ich am 18. April 2006 auf

    der Burg Ludwigstein begonnen habe.Es macht mir sehr viel Spaß der Burgzu dienen. Das Arbeitsklima ist vollcool!

    Mit freundlichen GrüßenDaniel

    Ich heiße Ralf Eichenberg undbin am 8.12.84 in Witzenhausengeboren. Ich wohne in Oberrie-den und brauchte nach meinerAusbildung zum Elektroinstalla-teur noch eine Zivildienststelle.Da der Weg von Oberrieden biszur Burg nicht allzuweit ist, kames mir ganz gelegen. Bis jetztgefällt es mir auch ganz gut.

    Ralf Eichenberg

    Die Zivis (von oben nach unten)Michael Oetzel, Daniel Brummund Ralf Eichenberg

  • BURG INTERN

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    Der Ring junger Bünde Hessen e. V., eine Dachorganisation pfadfinderischerJugendverbandsarbeit, sucht zum 1.9. 2006 unbefristet eine/n

    Jugendbildungsreferenten/in (Vollzeit)

    im Bereich der außerschulischen Jugendbildung. Im Rahmen einer Kooperations-vereinbarung ist der Referent zu 50% für die Jugendbildungsstätte LudwigsteingGmbH tätig. Dienstort ist die Jugendburg Ludwigstein.

    Die Aufgabe des Ringes junger Bünde Hessen e. V. ist es, für einen Kreisunabhängiger Jugendbünde aus Hessen einzutreten und deren Eigenverantwortlich-keit im Sinne der jugendbewegten Meißnerformel von 1913 zu fördern. DieJugendbildungsstätte Ludwigstein entwickelt aus dem Ideen- und Kulturgut derJugendbewegung ein modernes Bildungsangebot für junge Menschen.

    Die Stelle des/der Jugendbildungsreferenten/in ist angesiedelt in den Arbeitsgebie-ten Erlebnispädagogik, Medien/Kommunikation und Jugendgruppen- bzw. Multipli-katorenarbeit im pfadfinderisch-jugendbewegten Kontext.

    Sollten Sie:

    • einen Fachhochschul- bzw. Hochschulabschluss als Pädagoge oder Pädagoginsowie Berufserfahrung in der außerschulischen Jugendbildung besitzen,

    • bereit sein, auch in den Abendstunden und an Wochenenden zu arbeiten,• motiviert sein, Jugendbildungsarbeit konzeptionell mit zu gestalten und• nicht älter als 35 Jahre sein,

    dann freuen wir uns über ihre Bewerbung.

    Wir bieten eine angemessene Vergütung in Anlehnung an BAT, eine anregendeArbeitsatmosphäre sowie eine flexible Arbeitszeitregelung.Bitte senden Sie Ihre aussagekräftige Bewerbung bis zum 15. Juli 2006 an:Ring junger Bünde Hessen e. V., Calvinstraße 3, 35037 Marburg.

    Sebastian Laufer (sebl)

    Stellenausschreibung

    Wir grüßen unsere neuen MitgliederUlrike und Uwe Besken, MünsterSophie von Elsner, BraunschweigMarie Medow, HohenhausenBenjamin Neunes (Benne), Kalletal

    Jörg Rothämel, BraunschweigMalte Sieker, BielefeldSven Stemmer, DetmoldGunthard Stübiger, Benz

  • BURG INTERN

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    Wer war Hannelore Bode?Was hat sie bewogen, in ihrem Testa-ment ein Legat für den Ludwigsteinauszusetzen?

    Die jüngeren Mitglieder der Vereini-gung werden Hannelore, genannt Han-nele, kaum noch kennen. Dabei ge-hört sie nicht zu den ganz Alten, alsonicht zur Gründergeneration der Verei-nigung, sondern zur zweiten, der Kin-dergeneration, die aber nun auchschon das achtzigste Lebensjahr über-schritten hat. Einige von den Älterenwerden sich wohl noch an sie erin-nern.

    Sie war das zweite von vier Ge-schwistern, deren Eltern Arthur Bodeund Emma, geborene Reuter, aus denAnfängen des Wandervogels kamen.Arthur Bode war 1913 mit einer Grup-pe Leipziger Wandervögel auf denHohen Meißner gezogen und EmmaReuter gehörte schon als Elfjährigemit ihren beiden älteren Schwesternder Mädchengruppe des GöttingerWandervogels an. Schon damals warder Ludwigstein das Ziel vieler Fahr-ten. Und als Arthur 1919, aus demKriege heimgekehrt, im Zug an Wer-leshausen vorbei nach Göttingen fuhr,dachte er voll Sehnsucht an das gera-de auf der Burg stattfindende Gau-treffen. Die Erlebnisse gemeinsamerFahrten, unter anderem durch denSchwarzwald zum Bodensee, hattensie für ihr ganzes Leben geprägt. Woauch immer der Beruf des Vaters dieFamilie hinführte, fand sie Kontakt zu

    den Ortsgruppen des Kronacher Bun-des, dem sie sich nach dem Kriegeangeschlossen hatten. So blieb auchder Ludwigstein ein zentraler Treff-punkt, bis er 1934 von der Hitlerju-gend übernommen wurde. Bei derletzten Mitgliederversammlung zuPfingsten, die in Witzenhausen in derKolonialschule stattfinden mußte, durf-te ich dabei sein. Göttingen, Wesel,Bremen, Hannover waren die Statio-nen unserer Kindheit und Jugend.Dabei war die Zeit in Bremen wohl fürHannele die prägendste, war dochder Freundeskreis dort besonders ak-tiv. Auch nach der Auflösung der Ver-einigung überlebten die Kronacher Orts-gruppen als sehr lebendige Freundes-kreise. Es gab regelmäßige Nestab-ende, große Sonnenwendfeiern undviele Wanderungen (mit oder ohneFamilien). Ausflüge und Feste, ge-meinsam gestaltet, vermittelten unsKindern eine Vorstellung von einemwundervollen selbstbestimmten Le-ben.

    So war es ganz natürlich, daß wir,nach dem Zusammenbruch des Drit-ten Reichs zurück in Göttingen, in derneugegründeten Akademischen Frei-schar ein ebensolches Erlebnis such-ten. Wieder war der Ludwigstein Aus-gangspunkt und Ziel für Fahrten undTreffen. Schon 1946 waren wir dort zuHause.

    Arthur Bode, unser Vater, war maß-geblich an den Verhandlungen mit derMilitärregierung über die Rückgabe

    Hannelore Bode - Ein Legat für den Ludwigstein

  • BURG INTERN

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    der Burg an die Vereinigung beteiligtund wurde auf der ersten Mitgliederver-sammlung Ostern 1947 zum Kassen-wart gewählt. Dieses Amt hat er zwan-zig Jahre bis zur Gründung der Stiftunginnegehabt und in dieser schwierigenZeit die Geschicke der Burg finanziellgesteuert. Die Mittel für die Renovie-rung der Altburg, für die Errichtung desMeißnerbaus mit Archiv und Schwimm-bad (als Wasserreservoir) mußten ein-geworben oder bereitgestellt werden.

    Hannelore hatte nach dem Abitur undArbeitsdienst, den sie in Pommern ab-solvierte, in der Heide eine ländlicheHauswirtschaftslehre begonnen undwechselte dann zum Studium an diePädagogische Hochschule in Göttin-gen. Mit der Akademischen Freischar,mit der Pädagogischen Hochschule undspäter als junge Lehrerin in Bremen mitihren Schülern war sie immer wieder aufder Burg.

    Sie war ein aktiver und auf vielenGebieten kreativer Mensch. So stürztesie ein Schlaganfall, der sie aus einemselbstbestimmten Leben herausriß undzu einer hilflosen Person machte, intiefe Verzweiflung, aus der sie für sichkeinen Ausweg fand.

    Doch bis zuletzt hat sie dem Andenkenihrer Eltern, die in der JugendbewegungSinn und Inhalt ihres Lebens gefundenhatten, Dankbarkeit und Treue bewahrt.

    Das sichtbare Erbe dieser Jugendbe-wegung aber ist der Ludwigstein. Ihn zuerhalten und zu seinem Fortbestandbeizutragen, lag ihr immer amHerzen. So beschloß sie, als sie 1999

    bei einem Familientreffen zum letztenMal auf der Burg war, in ihrem Testa-ment eine größere Summe für den Lud-wigstein auszuweisen.

    Früher waren solche Legate (z.B. beimWandervogel „Männertreu“, Hannover)viel selbstverständlicher. Sollte nichtdieses Beispiel wieder Schule machen?Der Ludwigstein bescherte uns vieleschöne Stunden, wertvolle Begegnun-gen und treue Freunde. Möge er dieseBedeutung auch für nachfolgende Ge-nerationen erfüllen.

    Dazu sollten wir alle beitragen.

    Ursula Eickhoff, geb. Bode

    Hannelore Bode (25.7.1999)

  • DIE BURG IN DER REGION

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    „Spielbälle aus Afrika“ lautete das zu-sammenfassende Fazit der Zeitungsre-dakteurin zum Tag der Archive auf derBurg Ludwigstein. Damit waren alle dreiProgrammpunkte benannt, die die rund40 Besucher an diesem Sonntagnachmit-tag erleben konnten. Bundesweit hieß esin diesem Jahr in den Archiven: „Der Ballist rund“. Und natürlich hatte auch dasArchiv der Jugendbewegung dazu etwaszu bieten. Neben historischen Spielanlei-tungen und einigen Fotos lagen einfache,aus Blättern und Schnur gefertigte Bälleaus Uganda auf dem Ausstellungstisch:Fußball weltweit, natürlich auch in derJugendbewegung, hier aber neben ande-ren „kleinen Spielen“ zur Förderung derGemeinschaft.

    Mit einer kleinen Finissage wurde dannnoch einmal die Ausstellung „Jugendbe-wegung und Kolonialismus“ in den Mit-telpunkt gerückt. Darin ging es einerseits

    Tag der Archive und Literatur-Café Hans Paascheum die Beeinflussung der Jugend mitkolonialem Gedankengut, dessen Wir-kung bis in die Gegenwart verfolgt wer-den kann, andererseits um die realenBegegnungsorte Jugendbewegter mitDeutschlands überseeischen Besitzun-gen. Fundstücke aus dem Archiv sowieLeihgaben des Witzenhäuser Tropeninsti-tuts DITSL machen diese spannendeGeschichte von der Gründung der Pfad-finder durch Kolonialoffiziere über dieWeltfahrten der Nerother bis zum Weltju-gendtreffen sehr anschaulich. Im Jahr-buch des Archivs werden demnächst diein der Ausstellung und während derletzten Archivtagung gewonnenen Er-kenntnisse zum Thema dokumentiert.

    In besonderer Weise verarbeitete HansPaasche (1881 - 1920) den Widerspruch,als Kolonialoffizier an der EroberungAfrikas beteiligt zu sein und gleichzeitigzu erleben, wie damit ein einmaliger

    Kultur- und Naturraumzerstört wurde. HansPaasche hat als Pazifistdarüber geschriebenund Zeit seines Lebensauch gesprochen. Fürdieses Engagementwird er seit seiner Er-mordung durch Rechts-radikale auf dem Lud-wigstein geehrt. Mit ei-ner Lesung aus seinenWerken wurde der Tagder Archive beschlos-sen.

    Susanne Rappe-Weber

  • DIE BURG IN DER REGION

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    Nach einer Fraktionssitzung der hessischenLandtagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünenin Witzenhausen besuchten die Abgeordne-ten Margaretha Hölldobler-Heumüller undMarcus Bocklet gemeinsam mit dem Kreis-geschäftsführer Armin Jung am 25.4.2006die Burg Ludwigstein.Holger Pflüger-Grone (Kuratoriumsvorsitzen-der), Dr. Susanne Rappe-Weber (Leiterindes Archivs der deutschen Jugendbewe-gung), Stephan Sommerfeld (Geschäftsfüh-rer der Jugendbildungsstätte gGmbH) undDiana Brehm (Tourist-Information Witzen-hausen) stellten die Einmaligkeit der Ju-gendburg Ludwigstein heraus, mit ihrenvielfältigen Möglichkeiten als Begegnungs-stätte und Herberge, mit den Angeboten derJugendbildungsstätte für die Jugendarbeitund Programmgestaltung sowie den Nut-zungsmöglichkeiten der jugendhistorischenSammlungen im Archiv der deutschen Ju-gendbewegung. Für den Tourismus in derRegion hat die Wappen-burg des Werra-MeißnerKreises mit ihrem Her-bergsbetrieb eine eminentwichtige Bedeutung.Großes Interesse zeigtendie beiden Landtagsab-geordneten für die Chan-cen, die Burg als Mittel-punkt eines „Geschichts-parks“ im Dreiländereckzu entwickeln und alsAusgangspunkt für das„Grüne Band“ entlang derehemaligen Grenzlinie zuetablieren.

    Unterstützung sagten die Landtagsabge-ordneten für konkrete Projekte zu, v. a. fürdie Sanierung der Altburg, die Werbungfür die Burg als Tagungsort und dieEntwicklung der Jugendarbeit. Sie batendarum, über wesentliche Termine auf derBurg Ludwigstein aber auch anstehendeProbleme unterrichtet zu werden. Mitsolchen Informationen könnten sich dieParlamentarier in ihren Bereichen zukünf-tig noch stärker für die wichtigen Belangeder Jugendburg Ludwigstein einsetzen.Die Landtagsabgeordneten zeigten sichvom Ambiente auf der Jugendburg Lud-wigstein sehr angetan, stellten weitereBesuche der Fraktion in Aussicht undinformierten sich anhand von Hauspros-pekten und -preislisten über Möglichkei-ten, selbst Veranstaltungen auf der Burgdurchzuführen.

    Holger Pflüger-Grone

    Grüne Landtagsabgeordnete besuchen BurgLudwigstein

  • DIE BURG IN DER REGION

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    Zum ersten Mal in der Geschichte derJugendburg Burg Ludwigstein, derWappenburg des Werra-Meißner-Krei-ses, haben wir die Möglichkeit be-kommen und wahr genommen, unsauf dem im nahe gelegenen HessischLichtenau stattfindenden Hessentag2006 zu präsentieren. Auf dem Gelän-de der Sonderausstellung „Der Naturauf der Spur“ stand uns eine großzü-gige Fläche zur Verfügung.

    Einige Wochen vor Beginn des Auf-tritts kam der Stiftung durch den Um-zug von Alexander Sülberg (sOnnen-schein) der Hessentagsbeauftragteabhanden. Uwe Eck trat seinen wohl-verdienten und längst überfälligen Jah-resurlaub 2005 an.

    Yasmin Brandl und ich bekamen dieFäden in die Hand und versuchten, inder uns verbleibenden Zeit das Ge-

    lände sinnvoll und mit Inhalt zu ge-stalten. Nach Beratung mit StephanSommerfeld und Susanne Rappe-We-ber wurde beschlossen, wie sich dieAbteilungen vom 26. Mai bis zum 5.Juni präsentieren.

    Am Samstag, den 20 Mai, gab es denersten Arbeitseinsatz. Bei viel Regenund ein bisschen Wind stellte TottiTorsten Flader (Totti) mit sechs freiwilli-gen Helferinnen und Helfern eine Jurten-burg auf der 300 Quadratmeter großenStandfläche auf. Sonntagmorgen, wäh-rend der Abreise der KI, bekam icheinen Anruf von Holger Pflüger-Grone. Erteilte mir mit, dass der in der Nachtwütende Sturm wahrscheinlich die Jur-tenburg etwas beschädigt hatte. Nacheiner Kontrolle war klar: Alles war hin.Während ich mit Fieber das Bett hütete,baute Yasmin mit Unterstützung derJugendbildungsstätte die Trümmer am

    Montag ab unddafür am Diens-tag mit der Un-terstützung dergesamten Fami-lie Brandl dasschwierig zu be-kommende Er-satzzelt auf.

    Mittwoch ver-brachten wir denTag in Heli (sosagen wir zu Hes-sisch Lichtenau)um aufzubauen.Klaus Zimmer-

    Die Burg auf dem Hessentag

  • DIE BURG IN DER REGION

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    mann mit seinerTruppe hatte Bänkegebaut, die neuenBanner wurden auf-gestellt, ein Bett vonIngrid Becker wurdeim Zelt aufgebaut,ein Kanu, Fahrten-ausrüstung sowieein alter Überseekof-fer, der das Archivpräsentierte, wurdenin Szene gesetzt.

    Die Freiwilligen desökologischen Jahresder EKKW stelltenauf unserer Flächeaus, was für mehr Fülle auf den 300m²sorgte.

    Freitag war es dann soweit. Wir richte-ten uns für die kommenden zehn Tag aufdem Gelände ein.

    Unsere Lagerfeuerstelle und die ausden Resten aufgebaute Jurte wurden inden nächsten Tagen zum wichtigen Treff-punkt für die Standnachbarn, aber auchfür Schulklassen und andere Gäste, diees trotz des ständigen Regens gab.Außerdem lockte ein mittelalterlichesGewinnspiel – Teilnahme 1 Euro. DerHauptpreis waren zwei Übernachtungenauf der Burg Ludwigstein für vier Perso-nen. In jedem Fall aber konnte man sicheine Keksburg (hergestellt in der burgei-genen Küche) oder einen Schlüsselan-hänger mit Burglogo, den ReinholdWischof aus Birkenscheiben hergestellthatte, aussuchen. An dem Spiel haben450 Personen teilgenommen. Bilder imeigens dafür aufgestellten Bett wurden

    gemacht, zu Gast darin war unter ande-ren das Hessentagspaar. Die Kinderkonnten Dohlen basteln, und die Er-wachsenen ließen sich rundum überBurg und Stiftung informieren.

    Fünf Personen fuhren jeden Morgen ge-gen 7 Uhr 30 mit dem Burgbus inRichtung Heli und gegen 19 Uhr zurück.In allen Abteilungen fanden wir freiwilli-ge Kolleginnen und Kollegen, die bereitwaren, die tägliche zehnstündige Stand-betreuung zu gewährleisten.

    Vielen Dank, dass alle bereit waren, mitDienst zu tun. Mir persönlich hat es sehrviel Spaß gebracht, euch einmal ganzanders zu begegnen.

    Mein besonderer Dank geht an dieFamilie Brandl, die auch am Pfingst-montag mit der gesamten Familie (achtPersonen) erschien, um das Zelt abzu-bauen.

    Iris Lück

  • DIE BURG IN DER REGION

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    Die Präsenz des RjB-Hessen auf demLudwigstein war in den vergangenenJahren vor allem während ihres winter-kalten Grundlagenseminars und beimherbstlichen Fahrtenabschlusstreffenspürbar. Jetzt aber wird die quickleben-dige Bündegemeinschaft des öfteren denBurgberg erklimmen, denn der Ring willseine aktuell ausgeschriebene Jugend-bildungsreferentenstelle zum 1.9.2006wieder auf den Ludwigstein verlagern.

    Um diesen Arbeitsplatz hier dauerhaft zuetablieren, vereinbarten der RjB-Hessenund die Jugendbildungsstätte eine Koo-peration, die ein flexibles Arbeits- undFinanzierungskonzept bezüglich der Stelle

    Ring junger Bünde Hessen auf der Burgvorsieht. Inhaltlich, so Sebastian Laufer(sebl) als erster RjBH-Sprecher, sollenSippen- und Stammesführerschulungen imMittelpunkt der Referententätigkeit stehen.

    Die jüngst vom 16.-18. Juni 2006 vonJugendbildungsstätte und RjB-Hessengemeinsam veranstaltete Jugendgruppen-leiterschulung zum Thema „stockkampf /jungenschaft“ war als Feuerprobe, sofernes überhaupt einer bedurfte, sehr erfolg-reich und ist damit ein positives Signal fürdie Zusammenarbeit hier im Zentrum derJugendbewegung.

    Stephan Sommerfeld

    Informationen über Mitgliederbündebzw. Bezug der Mitteilungen desRjB unter: www.rjb.de odermitteilungen @ rjb.de

  • RUNDBLICK

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    Auf den Spuren der Rhön-AmazonenBesuch der anthroposophischen Dorfsiedlung Loheland bei Fulda

    Fährt der Leser vom Ludwigstein aus inRichtung Süden, so passiert er zahlreicheGründungsorte jugendbewegter Siedlungs-gemeinschaften aus dem ersten Drittel des20. Jh.. Eines der engagiertesten Projekte,das nach wie vor lebendig ist, ist die an-throposophische Dorfsiedlung Loheland,die Ziel der Frühjahrskundschaft des Lei-tungsteams unserer Burgherberge war.

    Bereits 1919, also ein Jahr vor der Ju-gendburg Ludwigstein, war Loheland alsMädchen- und Frauensiedlung von denkünstlerisch geprägten Gymnastiklehre-rinnen Hedwig von Rohden und LouiseLanggaard gegründet worden. Das Kon-zept stand auf anthroposophischer Grund-lage und war von Anfang an sehr breitangelegt. Ohne jede Form staatlicher Un-terstützung entwickelten sich mit Hilfejugendbewegter Gruppen neben einerGymnastikschule in kürzester Zeit Lehr-werkstätten für Handweberei, Schreine-rei, Drechslerei und Korbflechterei. Land-

    wirtschaft wurde zu Selbstversorgungs-zwecken gemeinschaftlich betrieben.

    Der jugendbewegte Verleger Eugen Die-derichs besuchte Loheland und schriebin der Zeitschrift „Die Tat“ (Heft 9, 1919):„Ich hatte das Gefühl, in einer Kolonie

    von Tolstoianhängern in Süd-russland zu sein oder in ei-ner Klostergemeinschaft.Man hatte 160 Morgen Landgekauft, Wald, Feld und Wie-sen. In den Wald auf denBergrücken wollte man dieHäuser setzen, Übungsräu-me und Werkstätten errich-ten. Man war bereits amWerk, Gartenanlagen einzu-richten und eine Wasserlei-tung anzulegen. Alles als Leibeiner Gemeinschaft, die aussich heraus die Frau zu einem

    Louise Langgaard (li.) und Hedwig von Rohden

    Loheländerinnen mit Stab und Ball (um 1930)

  • RUNDBLICK

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    eigenen Wesen entwickeln solle.“ Lohe-land wurde vielfach als weiblicher Ge-genentwurf zu Stefan Georges Vision ei-nes Bundes neuer Männer verstanden.

    Die „Tänze aus Loheland“ fanden durchAuftritte in den Städten weite Verbreitung.Louise Langgaard entwarf aufsehenerregen-de Wohn- und Gemeinschaftshäuser, undin der „Lichtbildwerkstatt Loheland“ ent-stand eine Fotographie mit einer klaren Bild-sprache; unter anderem wurde hier die Fo-togramm-Technik entwickelt. Als Teil einerBewegung regte Loheland selbst neue Be-wegungen an. 1925 gab es in Hamburg undBerlin, bald auch in anderen deutschenStädten eigenständige Lohelandhäuser.

    Loheland ist ein faszinierender Ort. Abernatürlich war es nicht allein ein histori-

    sches Interesse, das uns dorthin geführthatte. Spannend war für uns v. a. dieFrage, was aus den jugendbewegtenAnfängen geworden ist, und wie sichLoheland den Herausforderungen unsererZeit stellt. So wie die Stiftung JugendburgLudwigstein am jugendbewegten Burg-profil feilt, arbeitet die Loheland-Stiftungseit einigen Jahren verstärkt mit Instru-menten der Qualitätsentwicklung, und v.a. in diesem Punkt haben wir den Erfah-rungsaustausch gesucht und gefunden.

    Loheland heute ist nicht minder vielge-staltig als zur Aufbruchszeit – wenngleichsich der Schwerpunkt der Arbeit etwasverschoben hat. Kindergarten, Hort undSchule mit Internat stehen im Mittelpunkt,wobei die Schule mittlerweile alsUNESCO-Projektschule anerkannt ist. DieBerufsfachschule für Gymnastik ist in derLoheland-Akademie eigenständig organi-siert. Die Landwirtschaft, die Tischlereiund die übrigen Betriebe bestehen fort,erfüllen aber i. w. pädagogische Zwecke.

    Auch in der Personalführung verfolgt Lo-heland mit ausschließlich kollegialen Füh-rungsorganen und Selbstverwaltung derMitarbeiter anspruchsvolle Ziele. DieGehaltsordnung ist an den Bedürfnissender Mitarbeiter orientiert. Was Arbeit wertist, soll dagegen – entsprechend der So-zialgestalt anthroposophischer Einrichtun-gen - nicht in Geld ausgedrückt werden.

    Wir waren von unserem Besuch auf Lo-heland beeindruckt und haben die großeGastfreundschaft der Loheländerinnensehr genossen. Nun hoffen wir darauf,dass wir uns bald revanchieren und denAustausch auf Burg Ludwigstein fortset-zen können.

    Thorsten Ludwig (tolu)

    Leitungsteam Burgherberge vor dem Stein-haus

  • BURGTERMINE

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    Gustav Wyneken, August Halm, Bern-hard Uffrecht – diese drei und weitereNachlässe repräsentieren im Archiv diehistorische Refompädagogik, also dieersten Versuche um die Jahrhundert-wende 1900 die Schule neu zu erfinden.Häufig hatten Begegnungen in der Ju-gendbewegung den Anstoß dazu gege-ben, über das Freizeitleben hinaus auchdie schulischen Institutionen entspre-chend den Bedürfnissen der Jugendli-chen umzugestalten. Die Unzufriedenheit vieler Zeitgenossenmit den herkömmlichen Schulformen,wie sie um 1900 geäußert wurde, erin-nert bis in die Formulierungen hinein anheutige Debatten, auch wenn diese un-ter ganz anderen Vorzeichen geführtwerden. Was haben uns die damaligen

    Freie Schulgemeinde Wickersdorf

    Auseinandersetzungen um Religionsun-terricht, Koedukation, Schul- oder Le-bensgemeinschaft, Werktätigkeit, „Kopf,Herz und Hand-Bildung“ usw. heute zusagen? Auf der Archivtagung vom 27.bis 29. Oktober 2006 wird das KonzeptGustav Wynekens für die im Herbst1906 gegründete Freie SchulgemeindeWickersdorf in seinem Kontext vorge-stellt. Wynekens umfangreicher Nach-lass bildet einen Kernbestand des Ar-chivs. Worum ging es Wyneken, wie hatWickersdorf funktioniert, und welcheWirkung hat das Modell entfaltet? DieWiederaufnahme der historischen Re-formdebatte bietet Orientierung in derheute manchmal kurzatmigen Suchenach Instant-Bildungsrezepten.

    Susanne Rappe-Weber

    Vorschau auf die Archivtagung im Oktober

    Freie Schulgemeinde Wickersdorf

  • Termine

    Burgkalender März bis Juni 2006

    BURGTERMINE

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    8

    6

    Ständige und kostenlose Veranstaltungsangebote:

    Montag, 16 bis 17.30 Uhr: Gitarrenschnupperrunde im SpeisesaalMontag, 20 bis 21.30 Uhr: Kaminabend mit jugendbewegten Liedern und GeschichtenMittwoch, 19 bis 21 Uhr: Tänze der Völker im MeißnersaalSonntag ab 19.30: Offenes Abendsingen auf dem Söller

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    9

    2.-5.6. Pfingsttagung, Thema: Die Römer im WerratalWolfgang Müller, Tel. (07635) 823835, [email protected]

    16.-18.6. Bundestag der Deutschen GildenschaftAlbrecht Roeder, Tel. (0173) 9195502

    23.-25.6. Kirschenfest – Sonnenwende und KirschkuchenStephan Sommerfeld, Tel. (05542) 5017-30, [email protected]

    2.7. Künstlerisches Burgcafé, Thema: Hugo Höppener (Fidus)Yasmin Brandl, Tel. (05542) 5017-10, [email protected]

    10.-30.7. SommerbauhütteUwe Eck, Tel. (05542) 5017-10, [email protected]

    28.-30.7. Fantasy-Freizeit des Rodensteiner OrdensMarkus Rau, Tel. (0171) 2612445

    30.7. Literarisches Burgcafé, Thema: Martin LuserkeYasmin Brandl, Tel. (05542) 5017-10, [email protected]

    31.7.-2.8. Jugendbewegung Lyon - ein deutsch-französisches JugendprojektFrau Bauer-Both, Tel. (06622) 923-110

    5.-13.8. 50. Europäische JugendwocheNorbert Gorldt, Tel. (06004)1524, [email protected]

    26.8. Freilichtkino auf der BurgYasmin Brandl, Tel. (05542)5017-10, [email protected]

    10.9. Burggartenfest zum Tag des offenen DenkmalsYasmin Brandl, Tel. (05542)5017-10, [email protected]

    22.-24.9. Tanzfest – Bundesweites FolkloretreffenWolfgang Kurz, Tel. (0561) 9324083, [email protected]

    29.9.-1.10. RjB-Jugendgruppenleiterschulung, Thema: Bündische JuleicaStephan Sommerfeld, Tel. (05542) 5017-30, [email protected]

    Weitere Termine unserer Burggäste finden sich unterwww.burgludwigstein.de,

    burginterne Termine unter www.ludwigstein.de.

  • ADRESSEN UND KONTEN

    Adressen

    Stiftung

    Stiftung Jugendburg Ludwigstein undArchiv der deutschen JugendbewegungBurg Ludwigstein, 37214 WitzenhausenHomepage: www.burgludwigstein.de

    StiftungskuratoriumVorsitzender: Holger Pflüger-Grone (s. links)Das Kuratorium hat sieben Mitglieder. Die Vereini-gung ist durch ihre drei Vorstände, den Archivrefe-renten und Tatjana Wander vertreten, der Ring jungerBünde durch Wolfgang Müller und Tim Brandes.

    StiftungsvorstandVorsitzender: Thorsten Ludwig (tolu)

    Am Rasen 23, 37214 WerleshausenTel./Fax (0 55 42) 50 58 [email protected]

    Stellvertr. Vorsitzender: Volker SteinbacherHofheimer Str. 44, 65830 KriftelTel. (0 61 92) 910 [email protected]

    Dr. Petra WeckelGreifswalder Straße 161, 10409 BerlinTel. (0 30) 44 04 33 [email protected]

    BurgwartBurgbüro: Richard Geppert

    Tel. (0 55 42) 50 17 10, Fax 50 17 12,[email protected]

    Konto: Sparkasse Werra-MeißnerBLZ 522 500 30, Kto. 50 01 13 94

    ArchivLeiterin: Dr. Susanne Rappe-Weber

    Archiv der deutschen JugendbewegungTel. (0 55 42) 50 17 20, Fax 50 17 [email protected]

    JugendbildungsstätteGeschäftsführer: Stephan Sommerfeld

    Jugendbildungsstätte Ludwigstein gGmbHTel. (0 55 42) 50 17 30, Fax 50 17 34,[email protected]: www.jubilu.de

    Ludwigsteiner BlätterRedaktion: s. Impressum; Einzelheft im Direktver-kauf: 1,50 Euro, im Versand: 3,50 Euro, Jahresabo:12 Euro (für Mitglieder im Beitrag). Einzahlungen aufdas Konto der Vereinigung (Verwendung: LB)

    Vereinigung

    Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e.V.Burg Ludwigstein, 37214 WitzenhausenHomepage: www.ludwigstein.deE-Mail: [email protected]

    Vereinsvorstände (zugleich Kuratoren)Vorsitzender: Holger Pflüger-Grone

    Am Altersheim 12, 37213 WitzenhausenTelefon (0 55 42) 7 27 59

    Schriftführer: Hans-Egon HartnußAm Bredenbek 17, 22397 HamburgTelefon (0 40) 6 05 13 71

    Kassenführerin: Regina SchillingHorn 45, 25421 PinnebergTel. (0 41 01) 6 57 14, Fax (0 41 01) 5 90 72

    Archivreferent (zugleich Kurator)Prof. Dr. Herbert Reyer

    Ludwig-Uhland-Straße 22, 31137 Hildesheim

    KuratorinTatjana Wander

    Steensiel 4a, 25938 Wyk auf FöhrTelefon (0 46 81) 58 00 06

    BeiratVorsitzender: Alexander Sülberg (sonnenschein)

    Karl-Marx-Str. 89,37081 GöttingenTelefon (05 51) 205 35 41

    Geschäftsstelle / BurgboteHeiko Meserle (Heino)

    Geuderstraße 7, 90489 NürnbergTelefon (0 911) 58 07 94 50

    MitgliederbetreuungFriedesine Strüver

    Herberhäuser Weinberg 17, 37075 GöttingenTelefon (05 51) 2 13 91

    Konto der VereinigungVJL, Sparkasse Werra-MeißnerBLZ 522 500 30, Konto-Nr. 50 01 83 73

    für Mitgliedsbeiträge, Ludwigsteiner Blätter,Spenden an die Vereinigung und das Archiv

    Mitgliedsbeiträge der VereinigungEinzelmitglieder ................................... 40 EuroFamilien (Ehepaare) ............................ 60 EuroSchüler, Studenten, Jugendliche ...... 15 EuroKorporative Mitglieder ...................... 110 Euro

  • Ist Geiz geil?Ich sag mal was richtig geil ist:Nichts haben wollen und derbe zufrieden sein.Das ist geil.

    Wir leben im Überfluss.Und gerade deshalb kann die Gleichgültigkeit derSpaßgesellschaft nicht der Weg der Bünde sein.Wir bündische Jugend sind eine Gegenbewegung.Wir teilen.Und wir machen selber.

    Christian Gründer (bly) in Ostrakon III/2005