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LEBE ORANGE! 3 Gemeinde und Familie – gemeinsam stark REGGIE JOINER LEBE ORANGE !

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Eine beunruhigende Beobachtung lässt aufhorchen: Warum kehren in Gemeinden viele Heranwachsende dem Glauben den Rücken, sobald sie erwachsen sind? "Lebe orange!" ist die Antwort auf diese Herausforderung. Dieses Konzept stellt in vielen Punkten die bisherigen Ansätze in der Arbeit mit Kindern, Teens und Familien auf den Kopf. Und gibt Gemeinden und Familien hilfreiche Werkzeuge an die Hand, wie sie sich gemeinsam ideal ergänzen können und mehr erreichen.

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LEBE ORANGE! 3

Gemeinde und Familie – gemeinsam stark

REGGIE JOINER

LEBE ORANGE!

6 INHALT

INHALT

Mein Dank geht an 8

Vorwort Andy Stanley 10

Teil 1: Zwei Einflüsse 13

Bitte lesen Sie dies zuerst 16

1 Orange-ologie 24

2 Helle Lichter Einfluss Nr. 1: Die Gemeinde 32

3 Warme Herzen Einfluss Nr. 2: Die Familie 48

4 Orange Glut 88

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Teil 2: Die fünf Grundprinzipien von „Lebe Orange!“

5 Grundprinzip Nr. 1: Entwickeln Sie eine ganzheitliche Strategie Die Kombination zweier Einflüsse schafft Synergien 113

6 Grundprinzip Nr. 2: Die Botschaft zuspitzen Die Kombination zweier Einflüsse betont das Entscheidende 137

7 Grundprinzip Nr. 3: Die Familie mobilisieren Die Kombination zweier Einflüsse stärkt den Glauben im Alltag 163

8Grundprinzip Nr. 4: Gemeinde wirksam werden lassen Die Kombination zweier Einflüsse erhöht die Chancen 197

9 Grundprinzip Nr. 5: Die Chance, Einfluss zu nehmen Die Kombination zweier Einflüsse mobilisiert Generationen 223

Die Orange-alität 244FAQ – Häufig gestellte Fragen 256Weiterführendes Material 259Anmerkungen 305Über den Autor 309

10 VORWORT

VORWORT

Als wir 1995 die „North Point Community Church“ gründeten, waren viele unserer Mitarbeiter und ehrenamtlichen Leiter Eltern mit kleinen Kindern. Die Idee, dass Gemeinde und Familie eine Art Partnerschaft eingingen, lag also nah: Wir waren Gemeindeleiter und wir waren Eltern. Unser Gemein-degründungsprojekt war also in gewisser Hinsicht für unsere eigenen Fami-lien und die Zukunft unserer Kinder gedacht. Und in Reggie Joiners Verant-wortung lag es, das entsprechende Umfeld für sie zu schaffen.

Als ich gebeten wurde, dieses Vorwort zu schreiben, dachte ich darüber nach, wie sehr wir noch immer von seiner Zeit als Leiter unserer Familienar-beit in North Point profitierten. Jeden Sonntag bestehen die Grundschul-kinder darauf, von ihren Eltern zur Gemeinde gebracht zu werden, weil sie ihre Kleingruppen nicht verpassen wollen. Hunderte von Schülern engagie-ren sich morgens in verschiedenen Arbeitsbereichen der Gemeinde und kommen nachmittags wieder, um ihre eigenen Gottesdienste zu feiern und sich in Kleingruppen zu treffen. All das trägt Reggies Handschrift.

Reggie war von Anfang an davon überzeugt, dass wir Eltern bei der geist-lichen Erziehung ihrer Kinder zur Seite stehen müssen. Natürlich ist das von uns geschaffene Umfeld wichtig für die Kinder, aber unser Einfluss ist be-grenzt: Schließlich verbringen die Kinder nur rund vierzig Stunden pro Jahr in der Gemeinde. Doch auch der Einfluss der Eltern hat Grenzen, und des-halb brauchen Kinder auch andere Erwachsene, die sich um sie kümmern.

Reggie verändert die Art und Weise, wie tausende Pastoren und Gemein-deleiter mit Familien zusammenarbeiten. Was er vor zehn Jahren in North Point begann, führt er heute mit der „reThink Gruppe“ weiter. Sein neu-estes Buch Lebe Orange! vermittelt seine wesentlichen Gedanken und

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Ideen. Auf den folgenden Seiten beschreibt er seine Erfahrungen zu den Fragen: „Wie gestaltet man Gemeinde?“ und „Wie gestaltet man Fami-lie?“ Am wichtigsten sind jedoch seine Antworten auf die Frage: „Wie gestaltet man beides zusammen?“

In Lebe Orange! legt Reggie überzeugend dar, dass es nicht nur effektiv, sondern auch biblisch ist, eine Strategie zur Maximierung des Einflusses von Kirche und Eltern zu entwickeln. Achten Sie beim Lesen doch einmal darauf, was Mose zu Eltern und Leitern an einem Wendepunkt der hebräi-schen Kultur sagte. Stellen Sie sich vor, wie Nehemia die zerstörten Mauern Jerusalems besichtigte und systematisch plante, wie er den Glauben einer Nation wieder zum Leben erwecken kann. Diese und andere in das Buch eingestreute Geschichten zeigen: Gott will nicht nur, dass wir Leiter unseren Leuten helfen, geistlich zu reifen, sondern auch, dass wir strategisch leiten.

Lebe Orange! liefert nicht einfach nur ein weiteres Modell oder eine neue Formel. Es ist ein Paradigmenwechsel. Ein ganz neuer Ansatz, wie sich die Herzen und Gedanken von Eltern und Kindern dieser Generation erreichen lassen. Und dank vierzehn Jahren Erfahrung weiß ich: Dies kann in der Dy-namik jeder Ortsgemeinde ungemein viel bewegen. Also suchen Sie sich ein gemütliches Plätzchen zum Lesen, legen Sie sich ein paar Textmarker bereit, und seien Sie bereit zu lernen!

Andy Stanley

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ORANGE-OLOGIE

Eigentlich mochte ich die Farbe Orange nie besonders. Bis vor kurzem vermied ich es, Orange zu tragen oder etwas in Orange zu streichen. Das lag vielleicht an einer unbewussten Abneigung gegen das Baby-Aspirin, das ich als Kind bekam. Vielleicht aber auch daran, dass mich orangefarbe-ne Kleidung blass wirken lässt oder an der Rauflustigkeit der „Florida Gators“-Fans (Orange gehört zu den Clubfarben des amerikanischen Foot-ballteams). Auf jeden Fall hatte ich schon immer eine persönliche Abnei-gung gegen die Farbe.

Kaum zu glauben, dass ausgerechnet ich ein Buch namens Lebe Orange schreibe. Aber ich muss gestehen, dank ausgiebiger Internet-Recherchen hat sich meine Meinung über die Farbe Orange inzwischen geändert. Man könnte sogar sagen, dass ich ein regelrechter Orange-Fan geworden bin.

Was ist so faszinierend an der Farbe Orange?Orange sendet viele interessante Botschaften: Es symbolisiert Gesund-heit – orangefarbene Lebensmittel wie Mandarinen, Süßkartoffeln und Karotten suggerieren gesunde Kost, voll von Beta-Carotin und Vitamin C. In der Farbfamilie sticht Orange als markant und kräftig hervor. Bei Sicher-heits- und Rettungsdiensten wird es wegen seiner Signalwirkung verwen-det. Werbeagenturen wecken Aufmerksamkeit mit orangefarbenen Logos und Innen architekten verwenden die Farbe, um besondere Akzente zu setzten. Ja, sogar Hilfsorganisationen wählen Orange, um ihre Anliegen ins Gespräch zu bringen.

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Ich könnte mir vorstellen, dass Orange eine von Gottes Lieblingsfarben ist – er platzierte es direkt zwischen Rot und Gelb als zweite Farbe im Re-genbogen. Im Herbst kleidet er ganze Wälder in unterschiedlichen Oran-getönen. Es strahlt beim Sonnenaufgang und leuchtet, wenn die Sonne untergeht. Manchmal schimmert sogar der Mond orange.

Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum ich meine Meinung über Orange ge ändert habe. Doch wir haben noch etwas anderes über die Farbe ent-deckt. Allen voran die Tatsache, weshalb dieses Buch Lebe Orange heißt: Orange ist eine Mischfarbe. Es entsteht, wenn man zwei Grundfarben – Rot und Gelb – kombiniert. Sicher erinnern Sie sich noch an das Finger-malen in der Vorschule. Wahrscheinlich waren Sie begeistert, als Sie zum ersten Mal zwei Farben mischten und daraus plötzlich ein neuer, kräftige-rer Farbton entstand.

Orange steht für das, was Rot und Gelb erreichen können, wenn sie ihre Kräfte vereinen. Verwendet man beim Malen nur Rot, erzielt man auch nur rote Ergebnisse. Das gleiche gilt für Gelb. Führt man aber Rot und Gelb zusammen, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten.

Erkennen Sie das Potenzial? Es bringt Vorteile, wenn man zwei Farben kom-biniert, um eine dritte zu schaffen. Wenn Sie anfangen, orange zu denken, wird Ihnen klar: Die Kombination zweier Einflüsse entfaltet größere Wirkung, als jeder für sich allein.

Das ist natürlich keine neue Erkenntnis. Wenn sich etwa zwei eigenständige Institutionen zusammenschlossen, um zusammen mehr Wirkung zu erzielen, bewirkte das schon oft positive Veränderungen und Innovationen.

So wollten Ellie Ortiz und Diane Granito vom Ministerium für Kinder, Ju-gend und Familie in Neu Mexiko die Adoptionschancen für ältere Kinder

Wenn Sie anfangen, orange zu denken, wird Ihnen klar: Die Kombination zweier Einflüsse entfaltet größere Wirkung, als jeder für sich allein.

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und Geschwisterpaare erhöhen. Ortiz glaubte, dass wirklich gute Fotos der Kinder den potenziellen Adoptiveltern etwas mehr über die einzigartige Persönlichkeit jedes ihrer Schützlinge vermitteln könnten. Bis dahin erinner-ten die Aufnahmen in den Unterlagen eher an Fahndungsbilder: Die Kinder standen ungekämmt vor schmucklosem Hintergrund und lächelten nur sel-ten. Um ihre Idee in die Tat umzusetzen, baten Ortiz und Granito Fotogra-fen und Kunstgalerien, fröhlichere Fotos der Kinder zu machen.

2001 eröffnete schließlich die erste „Heart Gallery“. Die Ausstellung prä-sentierte Fotos und Informationen über zahlreiche Kinder, die zur Adoption frei waren. Über tausend Besucher kamen und die Anfragen zu den Kindern stiegen enorm. Sowohl die Lokalpresse als auch die nationalen Fernseh- und Radiosender ABC und NPR berichten seitdem regelmäßig über das Thema. Ortiz und Granito erreichten, dass über sechzig „Heart Galleries“ in ganz New Mexico gegründet wurden. Immer mehr Topfotografen, die normalerweise um die tausend Dollar für ein Porträt verlangen, lichten die Kinder kostenlos ab, damit sie endlich ein neues Zuhause finden. Man kann sich kaum vorstellen, dass ein einfaches Foto solch eine Veränderung be-wirken kann. Doch die Ausstellungen zeigen: Es funktioniert.

Die „Heart Galleries“ veranschaulichen wunderbar, wie man orange denkt. Und mittlerweile versuchen immer mehr Adoptionsagenturen auf der gan-zen Welt, die Vermittlungschancen von Kindern durch die Zusammenarbeit mit Kunstgalerien zu verbessern. Wenn zwei Akteure ihr Talent und ihren Einfluss gemeinsam einsetzen, kann Erstaunliches passieren.

Schaut man genauer hin, lassen sich allerorts Beispiele für dieses Prinzip finden: Als sich etwa die Harvard Universität mit Fernsehmachern zusam-mentat, bescherte uns das die Sesamstraße – die perfekte Mischung aus Pädagogik und Unterhaltung.

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Die Verbindung von Rot und Gelb schafft immer orange Effekte. Orange zu denken sprengt Grenzen und birgt das Potenzial, eine Revolution auszulö-sen.

Worum geht es in diesem Buch genau?Im Prinzip handelt es davon, wie zwei getrennte Bereiche gemeinsam eine größere Wirkung erzielen oder eine bessere Lösung finden. Es beschreibt, was passieren kann, wenn Gemeinde und Familie ihre Kräfte bündeln, um die nächste Generation zu erreichen. Dabei steht die Farbe Gelb für die Gemeinde (Kapitel 2, „Helle Lichter“), während Rot die Familien repräsen-tiert (Kapitel 3, „Warme Herzen“).

Die Prämisse dieses Buchs ist einfach: Solange Gemeinden weiterhin nur das Übliche tun, werden sie auch nichts Neues erreichen. Das gleiche gilt für Familien. Wer neue Resultate erzielen will, muss neue Strategien auspro-bieren. Sollten Sie vollauf zufrieden damit sein, wie Kinder in unseren Ge-meinden und Familien aufwachsen, dann ist dieses Buch nicht das richtige für Sie.

Sind Sie jedoch zunehmend besorgt über das wachsende geistlich-morali-sche Dilemma der nächsten Generation, dann werden Sie es hoffentlich Seite für Seite mit Gewinn lesen. Orange zu denken birgt ein gewisses Ri-siko: Es kann dazu führen, dass Sie Veränderungen bewirken wollen, die andere für radikal halten und die Diskussionen in der Gemeinde entfachen.

Viele von uns glauben, dass sich sowohl die Gemeinde als auch die Familie an einem Scheideweg befinden. Die Kirchen und Gemeinden verlieren an Bedeutung und in den Familien mangelt es zunehmend an Herzenswärme. Manche halten die Gemeinde daher für ein Auslaufmodell. Dass die Kirche als organisierte Institution irgendeine bleibende Wirkung auf die nächste Generation haben könnte, scheint in ihren Augen eine Illusion zu sein. An-dere glauben nicht mehr an das Modell Familie: Immer mehr Ehen brechen

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auseinander und viele Eltern nehmen die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder nicht wirklich wahr. Daher scheint der Schluss logisch, dass es an der Zeit sei, die Familie durch ein effektiveres Modell abzulösen. Einige Gemeinden finden die Vorstellung verlockend, Gemeinde als Familiener-satz zu betrachten. Andere wiederum wünschen sich Großfamilien als Ge-meindeersatz.

Das Ergebnis: Anstatt sich zu ergänzen, konkurrieren Gemeinde und Fami-lie miteinander. Gelb-Fans versuchen, noch leuchtendere Gelb-Facetten zu kreieren. Zugleich wollen die Rot-Gläubigen noch intensivere Rot-Versionen schaffen.

Was aber, wenn die Lösung für die nächste Generation weder gelb noch rot lautet? Was, wenn die Antwort beides enthält, in einer neuen und radikalen Mischung? Wie wäre es, wenn Gemeinde und Familie ihre Kräfte bündel-ten, und um der Kinder willen gemeinsam an einem Strang zögen? Unser Lösungsvorschlag ist orange: Denn wir glauben, dass es revolutionäre Aus-wirkungen auf das Leben von Kindern haben kann, wenn Gemeinde und Familie wirklich zusammenarbeiten.

Die entscheidende Frage ist: Wer wird die Strategie in Gang setzten, die Gemeinden und Familien lehrt, orange zu denken? Damit der Orange- Effekt in der nächsten Generation Wirkung entfalten kann, brauchen wir Menschen, die sich neu erfinden und anfangen, orange zu denken. Pastor und Gemeindeleiter sind naturgemäß besonders dafür geeignet, sich für diese Sache einzusetzen: Die meisten Gemeinden verfügen über die nötige Plattform und das erforderliche Netzwerk, um Familie und Gemeinde zu-sammenzubringen und ihre Bemühungen aufeinander abzustimmen. Aller-dings haben die allermeisten Gemeinden keine Erfahrung darin, wie sie Familien wirklich effektiv beteiligen können. Zu viele Gemeinden sind so an das Malen in Gelb gewöhnt, dass sie Schwierigkeiten haben, orange zu denken.

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Was steht wirklich auf dem Spiel, wenn Kirche und Familie nicht orange denken und nicht dieselbe Strategie verfolgen? Reines Rot- oder Gelbden-ken hat zahlreiche negative Konsequenzen:

Die Gemeinde lässt Möglichkeiten ungenutzt, das Leben von Kindern und Jugendlichen positiv zu beeinflussen.Gemeinden verpassen entscheidende Gelegenheiten, um den Nöten von kirchenfernen Eltern in ihrem Umfeld zu begegnen.Kommunen nehmen die Kirche weiterhin als institutionell, isoliert und irrelevant wahr.Die Gemeinde zeichnet sich durch oberflächliche Beziehungen aus.Eltern und Gemeindeleiter ziehen nicht an einem Strang, wenn es um das Lehren der gleichen Wahrheiten geht.Eltern vermeiden die Erziehung zu geistlicher Reife oder überlassen sie der Gemeinde.

Ich meine nicht, dass Gemeinde und Familie einfach nur effektiver arbeiten müssen, um mehr zu erreichen. Meist versuchen beide, das Beste für ihre Kinder zu geben. Gemeinden bieten zahlreiche inspirierende Familienpro-gramme und viele Familien besuchen solche Gottesdienste regelmäßig. Beide Seiten versuchen, Kindern den Glauben nahezubringen. Das Problem ist aber: Sie arbeiten nicht im Einklang miteinander. Zur selben Zeit an derselben Sache zu arbeiten, ist nicht so effektiv, wie zur selben Zeit an der-selben Sache mit derselben Strategie zu arbeiten. Wenn beide Bereiche in Einklang miteinander kommen, entsteht mehr als Rot oder Gelb – es entsteht orange.

„Orange Babies“ ist eine holländische Organisation, die sich für die Ret-tung von afrikanischen Kindern vor einer AIDS-Infektion engagiert. Erhält eine HIV-positive Schwangere im letzten Schwangerschaftsmonat das Me-dikament Nevirapin, kann das die Übertragung des tödlichen Virus von der

Zur selben Zeit an derselben Sache zu arbeiten, ist nicht so effektiv, wie zur selben Zeit an derselben Sache mit derselben Strategie zu arbeiten.

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Mutter auf das Kind verhindern. Die Gabe von nur einer Tablette erhöht die Chancen für das ungeborene Kind, gesund auf die Welt zu kommen, um fünfzig Prozent. Solch eine Tablette kostet gerade mal sechs Dollar. Des-halb entwickelte „Orange Babies“ einen einfachen Plan: Es sollen so viele Mütter wie möglich Nevirapin bekommen, damit möglichst viele Kinder bessere Überlebenschancen haben.

Stellen Sie sich vor, Sie wären Arzt und besäßen ein Medikament, das die Überlebenschancen eines Kindes vervielfacht. Würden Sie es verabreichen? Selbstverständlich! Genauso sind wir als Pastor in der Gemeinde dazu auf-gerufen, Leben zu retten und jedem Kind die bestmöglichen Chancen zu bieten. Leider gibt es keine Pille, die Kindern eine bessere geistliche und moralische Entwicklung garantiert. Aber wir können Strategien entwickeln, die die Ausgangssituation verbessern.

Werden Sie das in Erwägung ziehen?

Das kann bedeuten, dass Sie sich von ihren bisherigen Methoden verab-schieden müssen.

Es kann zur Folge haben, dass Sie Ihr bestehendes Programm umgestalten müssen.

Es kann sogar bedeuten, das Ihr gesamtes Denken und Handeln auf den Kopf gestellt wird.

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HELLE LICHTEREinfluss Nr. 1: Die Gemeinde

In meinem zweiten Studienjahr an der Universität studierte ich englische Literatur bei einem Professor, der bekennender Agnostiker und anti-christ-lich eingestellt war. Ich hatte schon vorher Menschen getroffen, die das Christentum ablehnten oder die Kirche nicht mochten, aber noch nie hatte jemand die Fundamente meines Glaubens so erschüttert, wie dieser Pro-fessor. In seinen Vorlesungen wetterte er regelmäßig über die Grausamkeit der Kirche. So schilderte er beispielsweise immer wieder die Gräueltaten der Kreuzfahrer und erklärte dann, wie man die widersprüchlichen Lehren christlicher Fundamentalisten argumentativ auseinandernehmen kann. Für ihn schienen alle Christen gleich: außergewöhnlich dumm, engstirnig und voreingenommen. Manchmal stimmte ein Teil der Studenten ein und erläu-terte, warum die Kirche irrelevant und gemeingefährlich sei.

Eines Tages entwickelte sich eine besonders heftige Diskussion. Die weni-gen im Raum anwesenden Christen verstummten. Ein besonders lauter Kri-tiker platzte heraus: „Es wäre für alle besser, wenn wir sämtliche Kirchen abschaffen würden!“ Als die Klasse in Applaus ausbrach, sagte der Profes-sor etwas, das uns alle verblüffte.

„Das wäre eine Tragödie! Schüfen wir die Kirchen ab, wäre das so, als knipsten wir unserer Gesellschaft die Lichter aus. Wir brauchen die Kirchen ebenso wie unser Gewissen.“

Ich finde es immer noch erstaunlich, dass jemand, der so kritisch über Christen und die Kirche dachte, trotzdem ih-

Die Gemeinde ist keines-wegs dazu berufen, alles zu beleuchten – ihr Licht soll schlicht und einfach

erhellen, wer Gott ist.

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ren eigentlichen Auftrag verstanden hatte und an ihn glaubte. Dieser Pro-fessor wusste, dass die christlichen Gemeinden dazu bestimmt sind, das Licht der Welt zu sein.

Man könnte der Gemeinde eine Vielzahl von Funktionen zuordnen.Bevor wir orange denken können, müssen wir verstehen, für welche heraus-ragende und einmalige Aufgabe die Gemeinde geschaffen wurde. Es gibt ebenso viele Ansichten über den Sinn von Gemeinde, wie es Theologen, Experten und Kirchgänger gibt. Meiner Meinung nach hat die Gemeinde aber eine bestimmte Hauptfunktion in unserer Gesellschaft – und das gilt für alle Gemeinden, unabhängig von ihrer Größe, ihrer Denomination, ihrer theologischen Ausrichtung oder ihrem Sitz. Die Gemeinde ist eine der bei-den Institutionen, die Gott schuf, um diese Welt zu erreichen. Und ihre einzigartige Aufgabe besteht darin, der Welt Gottes Herrlichkeit zu zeigen. Die Gemeinde ist schlicht und einfach dazu da, um zu leuchten.

Freilich haben sich eine ganze Menge kluger Leiter über den Sinn von Ge-meinde geäußert. Man liest die unterschiedlichsten Meinungen darüber, wie Gemeinde zu funktionieren oder auszusehen hat. Aber trotz aller Ge-gensätze glaube ich, dass die Autoren in dieser Frage stärker übereinstim-men, als sie vielleicht zugeben würden. Lässt man nämlich einfach mal die Detailanalysen beiseite und kürzt einige der langen Ausführungen, zeigt sich: Über den wesentlichen Zweck von Gemeinde sind sich die allermeis-ten einig. Schauen Sie mal, ob Sie die Gemeinsamkeiten in den folgenden Aussagen über Gemeinde finden können:

„Genauso besteht die Kirche nur zu dem Zweck, die Menschen in Christus ,hineinzuziehen‘, sie zu kleinen Christussen werden zu lassen. Wenn sie das nicht tut, sind alle Kathedralen, alle Geistlichen, alle Missionen und Predig-ten, dann ist sogar die Bibel nichts anderes als Zeitverschwendung. Aus keinem anderen Grund wurde Gott Mensch.“ C. S. Lewis1

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„Die Kirche ist die eine Vielvölkerfamilie, die Gott Abraham verheißen hat. Sie wurde durch Jesus, den Messias Israels, ins Leben gerufen. Ihr Auftrag besteht darin, der ganzen Schöpfung die verändernde Nachricht von Got-tes rettender Gerechtigkeit zu bringen.“ N. T. Wright2

„Der Hauptgrund [warum ich meinen Sohn zur Gemeinde schicke] liegt da-rin, dass ich ihm das geben möchte, was ich in dieser Welt gefunden habe: Einen Weg und ein kleines Licht, das mir hilft zu sehen. Die Mehrheit der Menschen, die ich kenne und die das haben, was ich mir wünsche – d.h. ein Ziel, Herzlichkeit, Ausgeglichenheit, Dankbarkeit und Freude – sind Men-schen mit einem ausgeprägten Sinn für Spiritualität … Sie folgen einem helleren Licht als dem Schimmer ihrer eigenen Kerze. Sie sind Teil von et-was Schönem.“ Anne Lamott3

„Die Gemeinde ist von Natur aus missionarisch. Durch Gottes Geist ist sie von Gott berufen, geschaffen und beauftragt, der Welt mitzuteilen, dass das erlösende Reich Gottes in der Menschheitsgeschichte angebrochen ist.“ Craig Van Gelder4

Egal, welche dieser Persönlichkeiten Sie nun bevorzugen, in einem Punkt stimmen sie alle überein: Die Gemeinde ist dazu da, der Welt Jesus zu zei-gen. Natürlich ist Gemeinde global gesehen etwas komplizierter und sie umfasst viel mehr, als sich durch eine simple Definition ausdrücken lässt. Aber mich persönlich ermutigt es, dass Christen in einer Sache so weit übereinstimmen.

Im letzten Buch der Bibel wird dieser Gedanke noch einen Schritt weiter-geführt. Wir finden dort eine starke Metapher für die Bestimmung der Ge-meinde: Es ist der Leuchter im Heiligtum. Johannes berichtet im ersten

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Kapitel der Offenbarung, wie Jesus die Gemeinde mit einem Leuchter ver-gleicht und ermahnt die Gemeinden so nachdrücklich, ihrer Verantwortung auch gerecht zu werden.5

In der frühen Gemeinde wäre jedem beim Lesen dieser Worte sofort die Bedeutung der Leuchter-Matapher klar gewesen. Im Buch 2. Mose wird beschrieben, dass er zu den wenigen Gegenständen gehörte, die Gott für die Stiftshütte vorschrieb. Er gab genaue Anweisungen zur Handhabung des Leuchters – etwa welches Öl verwendet werden sollte, wo er zu stehen hatte und worauf sein Licht scheinen sollte. Viele Passagen aus dem zwei-ten Buch Mose beschreiben den Leuchter und vermitteln dabei zugleich ein tieferes Verständnis für den Auftrag der Gemeinde Gottes. So war der Leuchter, abgesehen von der Gegenwart Gottes, die einzige Lichtquelle im Inneren der Stiftshütte. Und die Priester mussten darauf achten, dass die-ses Licht niemals erlosch.

Der Leuchter befand sich an einem strategisch wichtigen Ort.Eines der faszinierenden Details über den Leuchter ist sein Standort: Er befand sich neben dem Tisch mit den „Schaubroten“. Das waren geweihte Brotlaibe, die auch „Brote der Gegenwart“ genannt wurden. Der Leuchter stand zu einem ganz bestimmten Zweck an diesem speziellen Ort: Er sollte Licht auf den Tisch mit dem Brot werfen, also auf den Gegenstand, der Gottes Gegenwart und Fürsorge repräsentierte. Diese Symbolik wurde über Generationen hinweg gepflegt. Und schließlich verwendete Jesus die Brot-Metapher selbst – für seinen eigenen Leib.

Die Gemeinde soll Licht in die Dunkelheit bringen. Ein Licht, das Gottes Güte zeigt und der Welt seinen Sohn offenbart, sodass sie ihn verstehen und erkennen kann. Wir könnten noch tiefer in den Symbolismus einstei-gen, doch ehrlich gesagt bietet mir das schon genug Stoff zum Nachden-ken für ein ganzes Leben.

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Neulich las ich wieder einmal die Passagen in der Offenbarung, in denen Johannes die sieben Gemeinden beziehungsweise die sieben Leuchter er-mahnt. Mit dem Wissen, welchen Zweck der Leuchter im Heiligtum erfüllte, wurde mir ihre Bedeutung nun allerdings viel klarer. Jede Warnung, Mah-nung und Anweisung machte mir bewusst, wie sehr sich Gott darum sorgte, dass diese sieben Gemeinden ihre Wirkung und ihren Einfluss verlieren könnten. Alles, was diese Gemeinden ausmachte – ihre Lehre, ihre Metho-den und ihre Arbeitsweisen – wurde nur aus einem einzigen Grund auf den Prüfstand gestellt: Sie waren dabei, ihre Wirkung als Gottes Licht für ihr Umfeld zu verlieren.

Man sollte wissen, dass von dem Leuchter in der Stiftshütte kein breites Licht ausging. Er erhellte nicht das gesamte Heiligtum; sein Lichtstrahl kon-zentrierte sich auf die Erleuchtung der Schaubrote. Das bedeutet: Die Ge-meinde ist keineswegs dazu berufen, alles zu beleuchten – ihr Licht soll schlicht und einfach erhellen, wer Gott ist.

Für uns Gemeindeleiter ist es nicht schwer, dieses Prinzip anzuwenden. Un-sere Aufgabe ist klar: Wir haben darauf zu achten, dass die Dochte be-schnitten sind, die Lichter brennen und der Leuchter am richtigen Platz

steht. Sobald das Licht schwächer wird, gilt es, zu handeln. Gott will, dass die Gemeinde einen strategisch wichtigen Platz in der Gesellschaft einnimmt, damit er sich der Welt offen baren kann. Jedes Mal, wenn die Gemeinde darin nachlässt, auf Jesus Christus hinzuweisen, muss sie sich wie-der neu auf diese Kernaufgabe besinnen.

Vielleicht liegt dem Imageproblem der Gemeinde aber auch ein Identitäts-problem zugrunde.

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Das Einflussvermögen einer Gemeinde hängt davon ab, wie sie sich positioniert und worauf sie ihren Fokus richtet.Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass manche Gemeinden vielleicht deshalb mehr Wirkung erzielen als andere, weil sie besonderen Wert darauf legen, Jesus in den Mittelpunkt zu stellen? Vielleicht haben einige Gemeinden ihren Einfluss verloren, weil sie sich nicht mehr auf das konzentrieren, was die Herzen der Menschen gewinnt.

Jesus sagte: „Wenn ich aber erhöht sein werde, will ich alle zu mir ziehen.“6 Er wusste: Ein vergebender Christus am Kreuz zieht Menschen in seine Nachfolge. Eine Gemeinde, die ihren Zweck als Gottes Licht erfüllt und der Welt zeigt, welches Opfer Jesus für sie gebracht hat, wird automatisch un-widerstehlich. Licht ist von Natur aus einladend – denken Sie nur mal an eine Haustürlampe, die spät nachts noch leuchtet. Licht vermittelt Gebor-genheit, Wärme und Heilung. Es schenkt uns Hoffnung und Orientierung, sodass wir besser sehen und verstehen können. Die meisten Menschen, denen ich begegne, sind auf der Suche nach einem Licht. Nur leider haben viele Gemeinden ihren Fokus verlagert. Und je weiter sich der Leuchter von seinem Ziel entfernt, desto geringer wird seine Anziehungskraft.

Viele wenden ihren Blick von unseren Gemeinden ab, weil wir uns nicht mehr besonders bemühen, Gottes Licht widerzuspiegeln. Wir haben ein Image-Problem in der jüngeren Generation. Die Folge: Die Menschen ent-fernen sich von uns und von Gott. Vielleicht liegt dem Imageproblem der Gemeinde aber auch ein Identitätsproblem zugrunde. Wir haben verges-sen, wer wir sind und was wir der Welt zeigen sollen. Es wird Zeit, dass wir uns wieder auf unsere Hauptaufgabe besinnen – und Licht verbreiten. Sehr viele Kirchendistanzierte glauben, dass sich das Image der Gemeinde nur dann wiederherstellen lässt, wenn sie zu ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückfindet. Wenn wir als Ortsgemeinde etwas bewirken wollen, müssen wir zu einem strahlend gelben Licht werden – einem goldenen Leuchter.

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Die Gemeinde neigt dazu, sich von ihrer ursprünglichen Bestimmung zu entfernen.Die Gemeinde ist dazu bestimmt, ihr Licht auf eine einzige Sache zu kon-zentrieren – Christus. Wenn wir den Fokus jedoch ständig ändern und etwa auf unsere persönlichen Vorstellungen und politischen Ziele richten, mer-ken sogar Außenstehende, dass der Leuchter zweckentfremdet wird.

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie schnell wir den Leuchter verrücken und unsere Aufmerksamkeit untergeordneten Themen und Zielen widmen? Wir lassen uns schnell vom Wesentlichen ablenken und vergessen, den Leuch-ter richtig auszurichten. Dabei sollten wir eigentlich dafür sorgen, dass sein Licht nur auf eine einzige Sache fällt.

Wir driften ab, wenn wir den Leuchter für unsere eigenen Zwecke missbrau-chen. Wohl jeder von uns hat schon einmal versucht, mit Hilfe des Leuchters persönliche Ziele voranzutreiben. Als Pastor und Leiter in der Gemeinde müssen wir besonders darauf achten, worauf wir den Leuchter richten. Wir sollten uns davor hüten, mit seiner Hilfe ungeliebte Personen oder Anliegen zu hinterfragen. Wir müssen der Versuchung widerstehen, unsere Meinung in seinem Licht zu rechtfertigen.

Während meiner Zeit als Leiter der Familienarbeit in der North Point Com-munity Church, wurden wir des Öfteren von bekannten Persönlichkeiten und besorgten Christen nach unserem Standpunkt zu umstrittenen The-men gefragt. Damit forderten sie uns unabsichtlich dazu auf, unseren Leuchter um ein paar Zentimeter in eine bestimmte Richtung zu verschie-ben. Meistens handelte es sich dabei um Themen aus dem Umfeld des „4-H Clubs“: Hollywood, Homosexualität, Halloween oder Harry Potter. Es reizte uns, in die Diskussion einzusteigen, doch dann ermahnten wir uns: „Tut es nicht! Denkt an den Fokus des Leuchters!“

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Ich erinnere mich an einige Situationen in meinem Leben als Pastor, in de-nen mir plötzlich bewusst wurde, dass wir unseren eigentlichen Fokus durch die Beschäftigung mit unwichtigen Themen aus den Augen verloren haben. Dann fragte ich mich: „Warum steht der Leuchter dort drü-ben? Warum streiten wir uns überhaupt mit denen? Warum mache ich mir solche Sorgen über Dinge, die Gott gar nicht bekümmern?“ Ich glaube nämlich, dass Gott unsere Aufre-gung meistens gar nicht teilt. Er sitzt sicher nicht im Himmel und klagt verzweifelt: „Oh nein, jetzt schreibt diese J. K. Rowling noch so ein Buch!“ oder „Achtung, Aufruf an alle Engel: Die Disney-Leute lassen Homosexuelle in ihre Parks. Trommelt die Christen zum Boykott zusammen!“7 Nein, ich denke Gott deutet vielmehr auf den Leuchter und sagt: „Wer hat ihn ver-schoben? Was macht ihr da? Warum beschäftigt ihr euch mit diesem Zeug? Stellt den Leuchter wieder an seinen Platz. Zeigt den Menschen, wer ich bin.“

Natürlich hat jeder Christ das Recht auf seine eigene Meinung, und er soll-te auch feste Überzeugungen haben. Doch wenn es um die Gemeinde geht, darf uns das nicht dazu verleiten, den Leuchter vom rechten Platz zu verrücken. Die wertvollen Ressourcen der Gemeinde sind nicht dazu da, Schlachten zu schlagen, die Gott gar nicht führen will. Statt Harry Potter zu bekämpfen, sollten wir unsere Energie vielleicht lieber darauf verwenden, unseren Kindern vor Augen zu führen, wie faszinierend und geheimnisvoll ein Gott sein muss, der den ganzen Kosmos geschaffen hat. Dass es einen Gott gibt, der übernatürliche Kräfte besitzt und dem nichts unmöglich ist. Wenn wir den Leuchter an seinen Platz stellen, können wir uns darauf kon-zentrieren, die Fantasie unserer Kinder so anzuregen, dass sie das Staunen über ihren Schöpfer nie mehr verlieren.

Wenn wir den Leuchter verschieben, schwindet unser Einfluss. Wir dämpfen das Licht und verdunkeln den Menschen die Sicht auf Gottes wahres Wesen.

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Denken wir daran: Wenn wir den Leuchter verschieben, schwindet unser Einfluss. Wir dämpfen das Licht und verdunkeln den Menschen die Sicht auf Gottes wahres Wesen.

Wir driften ab, wenn wir den Leuchter benutzen, um unsere Gemeinde in ein besseres Licht zu rücken.

Manchmal verhalten wir uns so, als ob der Zweck des Leuchters darin be-stünde, sich selbst anzustrahlen. Dabei vergessen wir: Der Leuchter stand nicht in der Stiftshütte, um vom Hohepriester bestaunt zu werden. Das wäre so, als würden wir mit dem Leuchter in der Hand herumlaufen und rufen:

„Schaut euch meinen Leuchter an.“ „Mein Leuchter ist größer als deiner.“ „Mein Leuchter ist besser als deiner.“„Mein Leuchter ist heiliger als deiner.“

Natürlich dürfen wir von unserer Gemeinde begeistert sein, das sollten wir sogar. Es ist auch richtig und wichtig, dass wir unsere Gemeinden stetig verbessern. Es ist eine Gratwanderung: Wir sollten unsere Gemeinden lie-ben, aber nicht vergöttern. Wir sollten auch unsere Pastoren lieben (sie sind wahrscheinlich auch wirklich liebenswert), aber weder sie selbst noch ihre Funktion vergöttern. Unsere Gemeinden sind nicht dazu da, sich selbst ins Rampenlicht zu stellen, sondern einzig und allein den Sohn Gottes.

Wir müssen kontinuierlich darauf achten, dass der Leuchter an seinem Platz bleibt.Als Gemeindeleiter sollten wir den Mut haben zu fragen: „Wer hat den Leuchter verschoben?“ Denn Gott nimmt auch kein Blatt vor den Mund: „Kehre um, und werde wieder so, wie du am Anfang warst. Wenn du dich nicht von Grund auf änderst und zu mir umkehrst, werde ich kommen und