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LEBENS- UND FREIZEITSITUATION VON JUGENDLICHEN IN WOLFSBURG ERGEBNISSE DER JUGENDBEFRAGUNG 2013

LEBENS- UND FREIZEITSITUATION VON … · Die Jugendbefragung 2013 ermöglicht den Verantwortlichen der Stadt Wolfsburg und den jugendpolitischen Akteurinnen und Akteu-ren einen gezielten

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LEBENS- UND FREIZEITSITUATION VON JUGENDLICHEN IN WOLFSBURGERGEBNISSE DER JUGENDBEFRAGUNG2013

3Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

nun liegen sie vor, die Ergebnisse der ersten repräsentativen Befra-gung junger Menschen in Wolfsburg im Alter von 14 bis 21 Jahren.

Auf Initiative des Stadtjugendring Wolfsburg e.V. beschloss der Ju-gendhilfeausschuss der Stadt Wolfsburg 2012 eine repräsentative Befragung zur Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg in Auftrag zu geben.

Für die Konzeption und Durchführung der Befragung konnte mit der GEBIT Münster, Gesellschaft für Beratung sozialer Innovation und Informationstechnologie Münster GmbH & Co. KG, eine kompeten-te und erfahrene Partnerin gewonnen werden. Begleitet wurde die GEBIT bei der Entwicklung des Befragungsdesigns von einer Arbeits-gruppe, die sich aus Expertinnen und Experten aus der Wolfsburger Jugendarbeit zusammensetzte und so die Bezüge zu Wolfsburg her-stellte. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Doris Kahlert, die sich in ihrer damaligen Funktion als Jugendhilfeplanerin der Stadt Wolfsburg intensiv für den Erfolg der Befragung eingesetzt hat.

Die Jugendbefragung 2013 ermöglicht den Verantwortlichen der Stadt Wolfsburg und den jugendpolitischen Akteurinnen und Akteu-ren einen gezielten Blick auf die aktuelle Lebens- und Freizeitsitua-tion von Jugendlichen in Wolfsburg zu werfen, und zwar nicht (wie so oft) aus der Sicht der Erwachsenen, sondern aus dem Blickwinkel

der Jugendlichen. Die Ergebnisse bilden eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung einer lebendigen, engagierten Jugendpolitik für und mit jungen Menschen in dieser Stadt. Sie werden eine wichtige Rolle bei der Schwerpunktsetzung der integrierten Jugendhilfepla-nung spielen.

In drei Jahren werden wir eine erneute Jugendbefragung in Auftrag geben und hoffentlich zahlreiche positive Veränderungen oder Ver-besserungen der Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg sichtbar machen können.

Nun wünsche ich Ihnen viel Neugier und Freude beim Lesen.

Iris BotheStadträtin für Jugend, Bildung und Integration

Vorwort

4 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Inhalt

1. Konzeption und Durchführung der Studie ............................................................................................................. 51.1 Zielsetzung der Studie ............................................................................................................................................ 51.2 Fragebogen........................................................................................................................................................... 51.3 Durchführung und Rücklauf .................................................................................................................................... 61.4 Auswertungen ....................................................................................................................................................... 8

2. Lebenssituation der jungen Menschen ................................................................................................................. 102.1 Geschlecht und Alter der befragten Jugendlichen ..................................................................................................... 102.2 Wo leben die Jugendlichen? .................................................................................................................................. 112.3 Wie hoch ist der Anteil der Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte? ..................................................................... 132.4 In welchen Familienkonstellationen leben die Jugendlichen? ..................................................................................... 152.5 Wie ist die Wohnsituation der Jugendlichen? ........................................................................................................... 152.6 Wie ist der Erwerbs- und Ausbildungsstatus der Eltern? ........................................................................................... 162.7 Wie schätzen die Jugendlichen die finanziellen Verhältnisse ihrer Familie ein? ............................................................. 182.8 Wie setzt sich die Schülerschaft in den verschiedenen Schulformen zusammen? ......................................................... 182.9 Wie lange halten sich die Jugendlichen in der Schule auf und wie zufrieden sind sie mit der Betreuung? ......................... 202.10. Wie viel Geld steht den Jugendlichen zur Verfügung und wofür geben sie es aus? ...................................................... 21

3. Selbstbild und Probleme der Jugendlichen ......................................................................................................... 243.1 Wie ist das Selbstbild der Jugendlichen? ................................................................................................................. 243.2 Welche Probleme haben die Jugendlichen? ............................................................................................................. 25

4. Beziehungen ............................................................................................................................................................. 274.1 Wie ist das Verhältnis zu den Eltern? ...................................................................................................................... 274.2 Wie gestalten die Jugendlichen ihre Freundschaftsbeziehungen? ............................................................................... 294.3 Wie gestalten sich die Beziehungen der Jugendlichen in der Schule? .......................................................................... 31

5. Freizeitverhalten ...................................................................................................................................................... 335.1 Wann müssen die Jugendlichen zu Hause sein? ....................................................................................................... 335.2 Wo verbringen die Jugendlichen ihre Freizeit? ......................................................................................................... 335.3 Mit welchen Aktivitäten verbringen die Jugendlichen ihre Freizeit?............................................................................. 355.4 Welche Einrichtungen und Plätze sind für die Freizeit der Jugendlichen wichtig? .......................................................... 395.5 Welche Bedeutung hat Sport in der Freizeit der Jugendlichen? ................................................................................... 405.6 Welche Bedeutung haben Jugendgruppen und Jugendfreizeitheime für die Jugendlichen? ............................................ 415.7 Wie verbringen die Jugendlichen ihre Ferien? .......................................................................................................... 445.8 Wie bewerten die Jugendlichen das Freizeitangebot in Wolfsburg insgesamt? ............................................................. 455.9 Welchen Informationsbedarf haben die Jugendlichen ............................................................................................... 46

6. Zukunftspläne und Identifikation mit Wolfsburg ................................................................................................. 486.1 Zukunftspläne ..................................................................................................................................................... 486.2 Identifikation mit Wolfsburg .................................................................................................................................. 51

7. Engagement bei gesellschaftlichen Belangen ..................................................................................................... 537.1 Welche gesellschaftlichen Probleme nehmen die Jugendlichen in Wolfsburg wahr? ..................................................... 537.2 Wie groß ist das Interesse am Geschehen in Wolfsburg? ........................................................................................... 547.3 Welche Einstellungen zur Politik haben die Jugendlichen? ......................................................................................... 557.4 Wofür engagieren sich die Jugendlichen und in welchem Rahmen tun sie das? ............................................................ 557.5 Welche Beteiligungsmöglichkeiten in Wolfsburg sind den Jugendlichen bekannt? ........................................................ 587.6 Was wissen die Jugendlichen über die Aufgaben des Jugendamtes? .......................................................................... 60

8. Mobilität ..................................................................................................................................................................... 62

9. Sicherheitsgefühl ...................................................................................................................................................... 69

10. Zusammenfassung und Fazit ................................................................................................................................ 7110.1 Welche Rolle spielt die Lebenssituation für Verhalten und Einstellungen? .................................................................. 7110.2 In welchen Bereichen ergeben sich Handlungsansätze? .......................................................................................... 73

Impressum ..................................................................................................................................................................... 74

Inhalt

5Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Konzeption und Durchführung der Studie

11.1 Zielsetzung der Studie

Mit der Befragung von Jugendlichen in Wolfsburg hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt, die Angebote für Jugendliche in der Stadt weiter zu verbessern. Dazu sollten folgende Fragen in den Blick genommen werden:

• Wie nehmen junge Wolfsburgerinnen und Wolfsburger das so-ziale, kulturelle und wirtschaftliche Leben in Wolfsburg wahr und an welchen Stellen beteiligen sie sich aktiv daran?

• Entsprechen die Angebote und Möglichkeiten ihren Wünschen und Interessen?

• Welche Probleme haben Jugendliche und welche Hilfestellungen benötigen sie?

• Wie sehen sie ihre Perspektive in Wolfsburg?

• Wie zu Hause fühlen sie sich in Wolfsburg?

Mit der Durchführung der Studie wurde die GEBIT Münster GmbH & Co. KG beauftragt.

1.2 FragebogenIn Zusammenarbeit mit der GEBIT Münster wurden die konkreten Fragestellungen der Stadt noch einmal präzisiert. Abgeleitet aus den

erkenntnisleitenden Fragen wurde ein Fragebogen zu verschiedenen Themenbereichen entwickelt:1

• Selbstbild und Probleme

• Beziehungen der Jugendlichen zu Eltern und Gleichaltrigen

• Freizeitverhalten

• Identifikation mit der Stadt Wolfsburg

• Interesse am lokalen Geschehen

• Engagement

• Verkehr und Mobilität

• Sicherheitsgefühl

Daneben wurde eine umfangreiche Soziodemografie erfasst, die es ermöglicht, die Gruppe der befragten Jugendlichen nach verschie-denen individuellen und familiären Merkmalen genauer zu beschrei-ben. Hierzu gehören folgende Merkmale:

• Schulform

• Alter

• Geschlecht

1 Der Fragebogen kann unter www.wolfsburg.de/jugendfoerderung heruntergeladen werden.

Konzeption und Durchführung der Studie

6 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Konzeption und Durchführung der Studie

• Stadtteil

• Zuwanderungsgeschichte (Geburtsort, Geburtsort der Eltern und im Haushalt gesprochene Sprache)

• Wohnsituation (Ein-/Mehrfamilienhaus, eigenes Zimmer)

• Erwerbstätigkeit der Eltern

• Berufsausbildung der Eltern

• Taschengeld und Verdienst der Jugendlichen

• Subjektive Einschätzung des Reichtums bzw. der Armut der Fa-milie.

Damit ist es möglich, zum Beispiel das Freizeitverhalten in Abhängig-keit dieser individuellen und familiären Merkmale genauer zu unter-suchen. Unterscheidet sich das Freizeitverhalten von Mädchen und Jungen, von Jugendlichen verschiedenen Alters oder in verschiede-nen Stadtteilen?

Haben Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte andere Freizeit-interessen als Jugendliche ohne diesen Hintergrund? Ist das Frei-zeitverhalten auch abhängig vom Bildungshintergrund der Familie? Verhalten sich Jugendliche, die ihre Familie als reicher einschätzen in ihrer Freizeit anders als Jugendliche, die ihre Familie eher als arm bezeichnen?

1.3 Durchführung und Rücklauf Um eine möglichst repräsentative Gruppe von Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahre in die Erhebung einzubeziehen, wurde der Zugang über die Schulen in Wolfsburg gewählt. Hierbei sollten Schülerinnen und Schüler in möglichst allen Schulformen im allgemeinbildenden sowie im berufsbildenden Bereich berücksichtigt werden. Die Eltern der Schülerinnen und Schüler wurden vorab über die Durchführung der Befragung informiert. Für die Befragung stellten die Schulen eine Schulstunde zur Verfügung. Die Jugendlichen wurden gebeten, den schriftlichen Fragebogen in dieser Zeit auszufüllen. Die Befragung wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der GEBIT Münster in den Schulen durchgeführt. Sie standen als Ansprechperson für die Fragen der Jugendlichen und Lehrkräfte zur Verfügung.

Befragt wurden Jugendliche in den 8., 10. und 12. Jahrgängen allge-meinbildender Schulen sowie Schülerinnen und Schüler an den be-rufsbildenden Schulen in Wolfsburg. Tabelle 1 zeigt, welche Schulen in Wolfsburg sich beteiligt haben und wie viele Jugendliche in den einzelnen Schulen erreicht wurden.

35 Prozent der Jugendlichen, die in berufsbildenden Schulen befragt wurden, waren in einer betrieblichen Ausbildung, die übrigen be-suchten die Berufsfachschule bzw. die Oberstufe des gymnasialen Zweigs der berufsbildenden Schulen.

Schule Anzahl Prozent

Hauptschule Westhagen 71 3,4

Henri-Dunant-Realschule 112 5,4

H.-v.-Fallersleben-Realschule 180 8,6

Realschule Vorsfelde 169 8,1

Ratsgymnasium 264 12,7

A.-Schweitzer-Gymnasium 156 7,5

Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule 340 16,3

BBS III Anne Marie Tausch (Sozpäd. – Erzieherinnen) 121 5,8

BBS I Fachoberschule (Wirtschaft u. Verwaltung) 76 3,6

BBS II (Technik-Holz) 545 26,1

Wolfsburg Kolleg 9 0,4

Christliches Jugenddorf 15 0,7

Jugendförderzentrum/Jugendwerkstatt 24 1,1

Unbekannt 3 0,1

Gesamt 2 085 100,0

Tabelle 1: Befragte Schülerinnen und Schüler nach Schulen

7Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Konzeption und Durchführung der Studie

Von den 2 085 Befragten machten 1 901 junge Menschen Angaben zu ihrem Wohnort. 1 348, das sind 70,9 Prozent, leben nach eigenen Angaben in Wolfsburg. Die übrigen 553 Jugendlichen (29,1 Prozent) haben einen anderen Wohnort angegeben.

In der folgenden Tabelle 2 ist die Zahl der befragten jungen Men-schen in den einzelnen Ortsratsbereichen in Wolfsburg ausgewie-sen. Daneben wird jeweils angegeben, wie viele Einwohner im Alter von 14 bis 21 Jahre in diesen Bereichen insgesamt leben und wie viele durch eine Befragung von drei Jahrgängen in den allgemein-

bildenden Schulen erreicht werden können. Die ausgewiesene Aus-schöpfungsquote bezieht sich auf die maximal erreichbare Zahl der Jugendlichen.

Insgesamt ist demnach mit den Befragten aus Wolfsburg von einer Ausschöpfungsquote von 38,7 Prozent auszugehen. In den Ortsrats-bereichen im Südwesten und Südosten von Wolfsburg wurde jeweils fast die Hälfte der potenziell erreichbaren jungen Menschen befragt. In den Ortsratsbereichen Nord war es etwa ein Drittel und im Bereich Mitte etwas mehr als ein Viertel.

Wohnort Befragte Schüler/innen Einwohner

Anzahl Prozent Anzahl 14- bis 21-Jährige gesamt

Max. erreich-bar in drei Jahrgängen

Ausschöp-fungsquote

Nord 277 14,6 2 302 863 32,1

Brackstedt/Velstove/Warmenau 35 1,8 266 100 35,0

Kästorf/Sandkamp 22 1,2 171 64 34,4

Nordstadt (Alt-Wolfsburg, Kreuzheide, Tiergartenbreite, Teichbreite)

65 3,4 617 231 28,1

Vorsfelde 112 5,9 1 041 390 28,7

Wendschott 43 2,3 207 78 55,1

Südwest 547 28,8 3 088 1 159 47,2

Detmerode 101 5,3 546 205 49,3

Ehmen/Mörse 122 6,4 610 229 53,3

Fallersleben/Sülfeld 134 7,0 1 028 386 34,7

Westhagen 190 10,0 904 339 56,0

Südost 313 16,5 1 789 670 46,7

Almke/Neindorf 36 1,9 203 76 47,4

Barnstorf/Nordsteimke 49 2,6 339 127 38,6

Hattorf/Heiligendorf 73 3,8 302 113 64,6

Hehlingen 30 1,6 163 61 49,2

Neuhaus/Reislingen 125 6,6 782 293 42,7

Mitte 211 11,1 2 157 789 26,7

Mitte-West (Eichelkamp, Hageberg, Hohenstein, Klieversberg, Laagberg, Rabenberg, Wohltberg)

66 3,5 1 141 428 15,4

Stadtmitte (Hellwinkel, Heßlingen, Köhlerberg, Rothenfelde, Schillerteich, Stadtmitte, Steimker Berg)

145 7,6 1 016 361 40,2

Wolfsburg gesamt 1 348 70,9 9 336 3 481 38,7

Außerhalb Wolfsburg 553 29,1

Gesamt 1 901 100,0

Tabelle 2: Befragte Schülerinnen und Schüler nach Wohnort in den Ortsratsbereichen

8 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Konzeption und Durchführung der Studie

1.4 AuswertungenNach der Erfassung der Daten, der Aufbereitung und Bereinigung des Datensatzes wurde von der GEBIT Münster zunächst eine Grundaus-wertung der Daten vorgenommen. Neben diesem Überblick über die Grundverteilung der Angaben kam es jedoch darauf an, Zusammen-hänge zwischen einzelnen Merkmalen auszuweisen und Gruppen zu beschreiben, die sich in ihrem Verhalten oder ihren Einstellungen signifikant, d. h. statistisch bedeutsam, voneinander unterscheiden. Neben Kreuztabellen, in denen zwei Merkmale gemeinsam betrach-tet werden, wurden dazu auch komplexere statistische Verfahren durchgeführt.

Hierzu gehören insbesondere sogenannte Chaid-Analysen2. Mit Hilfe dieses Verfahrens ist es möglich, Gruppen zu beschreiben, die sich im Hinblick auf bestimmte Merkmale statistisch signifikant von-einander unterscheiden. So kann z. B. untersucht werden, ob es be-stimmte Gruppen von jungen Menschen gibt, die sich im Hinblick auf ihr Freizeitverhalten voneinander unterscheiden. In der Berechnung dieser Modelle werden alle potenziellen Einflussfaktoren berück-

2 Chi-Squared Automatic Interaction Detector (CHAID).

sichtigt. Hierzu gehören insbesondere die oben vorgestellten sozio-demografischen Merkmale (vgl. Kapitel 1.2, S. 5). Im Ergebnis werden jeweils nur die Merkmale ausgewiesen, für die sich signi-fikante Unterschiede ergeben. Damit können Gruppen von Jugend-lichen z. B. mit einem bestimmten Freizeitverhalten möglichst genau beschrieben werden.

Hierzu ein Beispiel:In Abschnitt 5.9 S. 46 f) wird untersucht, welche Gruppen von Ju-gendlichen besonders häufig Informationsbedarf zum Thema Schul-den haben. Zunächst kann festgestellt werden, dass 13 Prozent der befragten Jugendlichen zu diesem Bereich mehr erfahren möchten.

In einem zweiten Analyseschritt geht es um die Frage, ob Unter-schiede nach Alter, Geschlecht, Familienkonstellation, Bildungs-, Migrations- oder ökonomischem Hintergrund der Familie, Wohnsi-tuation oder besuchter Schulform bestehen. All diese Informationen werden in einem statistischen Modell berücksichtigt. Das Ergebnis ist in Abbildung 1 dargestellt.

Wie sich zeigt, spielt jedoch z. B. die Schulform, der Bildungshinter-grund oder die Familienkonstellation keine Rolle, wenn es darum

Abbildung 1: Ergebnisdarstellung einer Exhaustive Chaid Analyse

Informationsbedarf zum Thema Schulden

Armut/Reichtum (Korr. P-Wert = 0,005; Chi-Quadrat = 13,540; df = 1)

Zimmer (Korr. P-Wert = 0,037; Chi-Quadrat = 8,403; df = 1)

Knoten 0Kategorie % n

nein 87,0 1764 ja 13,0 263

Gesamt 100,0 2027

Reichtumskala ≤ 4,0

Knoten 1 (8,5 %)Kategorie % n

nein 78,0 135 ja 22,0 38

Gesamt 100,0 173

Reichtumskala > 4,0

Knoten 2 (91,5 %)Kategorie % n

nein 87,9 1629 ja 12,1 225

Gesamt 100,0 1854

»Ja; Nein, ich teile es mit anderen«

Knoten 3 (86,3 %)Kategorie % n

nein 88,4 1547 ja 11,6 203

Gesamt 100,0 1750

»Nein, ich teile es mit Geschwistern«

Knoten 4 (5,1 %)Kategorie % n

nein 78,8 82 ja 21,2 22

Gesamt 100,0 104

9Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Konzeption und Durchführung der Studie

geht, wie hoch der Informationsbedarf zum Thema Schulden ist. Auch Jugendliche verschiedenen Alters oder Geschlechts unter-scheiden sich hierin nicht.

Ausschlaggebend dafür, ob Jugendliche mehr über das Thema er-fahren möchten, ist vielmehr in erster Linie die subjektive Einschät-zung des finanziellen Hintergrunds der Familie. Jugendliche, die ihre Familie auf der zehnstufigen Reichtumsskala (vgl. Tabelle 7, S. 18) bei 4 oder niedriger einstufen, möchten häufiger etwas zum Thema Schulden erfahren als Jugendliche, die ihre Familie auf dieser Skala höher einstufen.

Auf einer zweiten Stufe dieses Modells ergeben sich weitere Unter-schiede je nach Wohnsituation der Jugendlichen. Dies gilt allerdings nur in der Gruppe der Jugendlichen, die ihre Familie auf der Reich-tumsskala höher als 4 einstufen. Hier spielt es eine Rolle, ob die Jugendlichen ein eigenes Zimmer haben oder es mit Geschwistern teilen. Ist letzteres der Fall, liegt der Informationsbedarf zum Thema Schulden ebenfalls bei mehr als einem Fünftel.

Dieses Beispiel zeigt, dass mit Hilfe dieses multivariaten Verfahrens detaillierte Analysen möglich sind, mit deren Hilfe die wichtigsten Merkmale herausgefiltert werden können. Auf diese Art und Weise können Gruppen z. B. mit bestimmtem Freizeitverhalten, bestimmten Einstellungen oder eben mit bestimmten Informationsbedarfen charakterisiert werden.

Ein weiteres statistisches Verfahren, das zur Auswertung der Daten zur Anwendung kam, ist die Faktorenanalyse3. Mit Hilfe dieser Ana-lysen können mehrere Variablen zu Themengebieten, sogenannten Faktoren zusammengefasst werden. Hiermit konnten z. B. die ver-schiedenen abgefragten Aspekte des Freizeitverhaltens zusammen-gefasst werden. Die zu einem Faktor zusammengefassten Aktivitä-ten werden von den Jugendlichen häufig gemeinsam unternommen.

Schließlich wurden auch Korrelationen berechnet, um Zusammen-hänge zwischen zwei Variablen zu untersuchen. Mit Korrelations-analysen können jedoch keine Ursache-Wirkungszusammenhänge belegt werden. Vielmehr bedeutet eine vorliegende Korrelation le-diglich, dass zwei Phänomene gleichzeitig auftreten.

Neben den zahlreichen Fragen, zu denen Antwortmöglichkeiten vorgegeben waren, konnten die Jugendlichen am Ende des Frage-bogens auch schriftliche Anmerkungen machen. Viele Jugendliche haben hiervon Gebrauch gemacht. Diese Anmerkungen wurden von der GEBIT Münster ebenfalls ausgewertet und Themenbereichen zugeordnet. Die Kommentare der Jugendlichen zur Befragung, zu einzelnen Aspekten der Freizeit- und Lebenssituation in Wolfsburg umfassen alleine mehr als 33 Seiten. Sie stehen in einem separaten Auswertungsband zur Verfügung. Die Anmerkungen der Jugendli-chen ergänzen die quantitativen Ergebnisse der Studie.

3 Vgl. z. B. Backhaus, Klaus et al. (2005): Multivariate Analysemethoden. 11. Aufla-ge. Heidelberg.

10 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

2Soziale und gesellschaftliche Teilhabe, Lebenschancen und -risiken sind durch die sozioökonomische Lage des Einzelnen bzw. seiner Familie beeinflusst. Wichtige gesellschaftliche und soziale Struktur-kategorien sind z. B. Alter und Geschlecht. Die Lebenssituation von Jugendlichen ist zudem mit beeinflusst vom Bildungshintergrund der Eltern, deren Stellung im Erwerbssystem, aber auch von der Familienform, in der sie leben sowie von Migrationserfahrungen. All diese Aspekte der Lebenssituation stehen in enger Wechselwirkung zueinander. Von zentraler Bedeutung ist auch die besuchte Schul-form. Welche weiterführende Schule ein Jugendlicher besucht, ist ebenfalls mit von seinem sozialen Hintergrund beeinflusst und steht umgekehrt auch im Zusammenhang mit dem Verhalten und den Ein-stellungen von Jugendlichen. Schließlich wird die Lebenssituation von Jugendlichen auch von den sozialräumlich unterschiedlichen Lebensbedingungen beeinflusst.4

Um die Lebensverhältnisse von Jugendlichen in Wolfsburg in mög-lichst vielen Aspekten beschreiben zu können, wurden den Jugend-lichen verschiedene Fragen gestellt. Die damit erfassten Merkmale dienen in der Untersuchung des Freizeitverhaltens, der Einstellungen und Probleme der Jugendlichen als zentrale unabhängige Variablen. Das heißt, es wird jeweils zu fragen sein, ob sich Jugendliche mit unterschiedlichen demografischen Merkmalen im Hinblick auf ihr

4 Vgl. hierzu auch Sozialbericht 2014 der Stadt Wolfsburg sowie Bildungsbericht 2011 der Stadt Wolfsburg.

Verhalten, ihre Interessen oder ihre Probleme voneinander unter-scheiden.

In Folgenden wird die Lebenssituation der befragten Jugendlichen in Wolfsburg zunächst anhand der verschiedenen erfassten Merkmale beschrieben.

2.1 Geschlecht und Alter der befragten Jugendlichen

Interessen und Bedürfnisse von Mädchen und Jungen sind durchaus unterschiedlich. Das Geschlecht ist daher eine zentrale soziale Kate-gorie, die es bei der Untersuchung des Freizeitverhaltens und von Einstellungen stets zu berücksichtigen gilt.

Insgesamt wurden 910 weibliche und 1 103 männliche Jugendliche be-fragt. Der Frauenanteil liegt damit bei 45,3 Prozent. Abbildung 2 zeigt, dass ihr Anteil am Gymnasium mit 52,8 Prozent über dem Durchschnitt liegt. In den berufsbildenden Schulen und insbesondere in den berufs-vorbereitenden Maßnahmen ist der Frauenanteil deutlich niedriger.

Auch das Alter ist eine zentrale Kategorie, die bei den Auswertun-gen immer zu berücksichtigen ist, da je nach Alter unterschiedliche Optionen offenstehen und damit unterschiedliche Bedürfnisse zu er-warten sind.

Lebenssituation der jungen Menschen

11Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

Abbildung 3 gibt die Altersverteilung der Befragten wieder. Etwa die Hälfte ist demnach im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Etwa ein Drittel der Jugendlichen ist älter als 18 Jahre und 15,5 Prozent jünger als 14.

Das Durchschnittsalter liegt bei 16,5 Jahren (Abbildung 4). An den allgemeinbildenden Schulen sind die befragten Jugendlichen im Durchschnitt 15 Jahre alt, an den berufsbildenden Schulen dagegen 19 Jahre und in den Maßnahmen 20,5 Jahre.

Abbildung 2: Anteil der Geschlechter nach Schulform

Gesamt Gesamtschule Hauptschule Realschule Gymnasium Berufsb. Schule Maßnahme

45,3

54,7

48,951,1

47,7

52,3

45,1

54,952,8

47,2

40,2

59,8

31,8

68,2

weiblich männlich Angaben in Prozent

Abbildung 3: Anteil der Altersgruppen nach Schulform

Gesamt Gesamtschule Hauptschule Realschule Gymnasium Berufsb. Schule Maßnahme

unter 14-Jährige

14- bis unter 16-Jährige

16- bis unter 18-Jährige 21 Jahre und älter Angaben in Prozent

18- bis unter 21-Jährige

15,5

26,0 25,1

24,2

31,1

44,5

20,1

3,7

9,4

35,9

51,6

3,1

24,0

44,5

29,2

2,3

22,7

52,0

23,7

1,7

61,0

34,1

4,9

23,2

34,6

26,7

15,3

9,3

2.2 Wo leben die Jugendlichen?Die Verteilung der befragten Jugendlichen auf die einzelnen Sozial-räume der Stadt ist für die Jugendhilfeplanung eine wichtige Infor-mation, da auf eventuell unterschiedliche Lebensverhältnisse von Jugendlichen in einzelnen Sozialräumen mit spezifischen Angebo-ten reagiert werden kann. Neben der Frage, ob sich Jugendliche aus verschiedenen Sozialräumen im Hinblick auf ihre soziale Lage unterscheiden, wird auch immer wieder zu untersuchen sein, ob sich

12 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

Jugendliche aus unterschiedlichen Sozialräumen in ihrem Freizeit-verhalten oder ihren Einstellungen unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund voneinander unterscheiden.

Die Zahl der Befragten in den einzelnen Stadtteilen von Wolfsburg wurde bereits in Tabelle 1 (S. 6) dargestellt. Demnach leben 70 Prozent der befragten jungen Menschen in Wolfsburg selbst, 30 Prozent besuchen eine Schule in Wolfsburg, leben aber nicht in der Stadt. Da auch diese Jugendlichen Freizeitangebote in der Stadt nutzen, ist es sinnvoll, sie mit in die Studie einzubeziehen. Gleichzei-

tig ist es jedoch auch notwendig, jeweils zwischen jungen Menschen mit Wohnort Wolfsburg und Auswärtigen zu unterscheiden. Wie die weiteren Auswertungen zeigen werden, unterscheiden sich diese beiden Gruppen auch im Hinblick auf ihren sozialen Hintergrund.

Abbildung 5 zeigt, dass Jugendliche, die außerhalb Wolfsburgs le-ben, vor allem in den berufsbildenden Schulen angetroffen wurden. Fast die Hälfte der dort befragten Jugendlichen lebt außerhalb Wolfs-burgs. Infolgedessen ist auch das Durchschnittsalter der Auswär-tigen höher als das der Befragten, die in Wolfsburg leben. Letztere

Abbildung 4: Durchschnittsalter nach Schulform

Maßnahme

Berufsbildende Schule

Schulen 1–4, gesamt

4 Gymnasium

3 Realschule

2 Hauptschule

1 Gesamtschule

Gesamt

20,5 Jahre

19,0 Jahre

15,0 Jahre

15,4 Jahre

14,8 Jahre

15,4 Jahre

14,7 Jahre

16,5 Jahre

Abbildung 5: Anteil Auswärtiger nach Schulform

Gesamt Gesamtschule Hauptschule Realschule Gymnasium Berufsb. Schule Maßnahme

Wolfsburger/innen Auswärtige Angaben in Prozent

70,9

29,1

63,7

36,3

98,1

1,9

89,4

10,6

84,7

15,3

52,747,3

68,8

31,3

13Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

sind im Durchschnitt 16,2 Jahre alt, Auswärtige haben ein mittleres Alter von 17,2 Jahren. Auch der Männeranteil ist mit 57,8 Prozent hö-her als unter den Wolfsburger Jugendlichen.

Auch an der Gesamtschule liegt der Anteil der Auswärtigen mit mehr als einem Drittel der befragten Schülerinnen und Schüler über dem Durchschnitt. An den übrigen Schulformen wurden deutlich weniger auswärtige Jugendliche registriert.

2.3 Wie hoch ist der Anteil der Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte?

Zur Erfassung der Zuwanderungsgeschichte wurden den Jugend-lichen drei Fragen gestellt: Sie sollten angeben, ob sie selbst in Deutschland oder im Ausland geboren sind, ob ein Elternteil oder beide Elternteile in Deutschland oder im Ausland geboren sind und ob bei ihnen zu Hause Deutsch oder eine andere Sprache gesprochen wird. Ist ein/e Jugendliche/r selbst im Ausland geboren und/oder ist mindestens ein Elternteil im Ausland geboren und/oder es wird zu Hause eine andere Sprache als Deutsch gesprochen, wird von einer Zuwanderungsgeschichte ausgegangen.

Wie Tabelle 3 zeigt, liegt der Anteil der Jugendlichen mit Zuwande-rungsgeschichte bei insgesamt 35,9 Prozent. Hierbei bestehen klare

Unterschiede zwischen Einheimischen und Auswärtigen. Unter den befragten Jugendlichen, die in Wolfsburg leben, haben 42,1 Prozent eine Zuwanderungsgeschichte, unter den Auswärtigen sind es ledig-lich 21,1 Prozent.

Mehr als 90 Prozent der befragten Jugendlichen sind allerdings selbst in Deutschland geboren. Der Anteil der Jugendlichen, die im Ausland geboren sind, ist mit 9,7 Prozent auch unter den Wolfsbur-ger/innen relativ niedrig.

Mehr als ein Viertel hat jedoch Eltern, die beide im Ausland gebo-ren wurden und jede/r Achte hat ein Elternteil, das aus dem Ausland stammt. Insgesamt 17,6 Prozent der Jugendlichen, die in Wolfsburg leben, sprechen zu Hause überwiegend eine andere Sprache als Deutsch.

Insgesamt haben 86,3 Prozent der Jugendlichen angegeben, dass bei ihnen zu Hause Deutsch gesprochen wird. Unter den Jugendli-chen mit Zuwanderungsgeschichte liegt dieser Anteil bei 55,2 Pro-zent (Tabelle 4). Ist der junge Mensch selbst im Ausland geboren und auch beide Eltern stammen aus dem Ausland, liegt der Anteil derjenigen, die zu Hause deutsch sprechen, bei lediglich 26,7 Pro-zent.

Wie die folgende Tabelle 5 zeigt, ist der Anteil der befragten Ju-gendlichen mit Zuwanderungsgeschichte in den Stadtteilen recht

Wolfsburger/innen Auswärtige Gesamt

Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent

Zuwanderungsgeschichte Keine Zuwanderungsgeschichte 758 57,9 429 78,9 1 187 64,1

Zuwanderungsgeschichte 551 42,1 115 21,1 666 35,9

Gesamt 1 309 100,0 544 100,0 1 853 100,0

Geburtsort Deutschland 1 206 90,3 527 95,6 1 733 91,8

Ausland 130 9,7 24 4,4 154 8,2

Gesamt 1 336 100,0 551 100,0 1 887 100,0

Geburtsort Eltern Beide Elternteile in Deutschland geboren 790 59,6 437 79,5 1 227 65,4

Ein Elternteil im Ausland geboren 167 12,6 50 9,1 217 11,6

Beide Elternteile im Ausland geboren 369 27,8 63 11,5 432 23,0

Gesamt 1 326 100,0 550 100,0 1 876 100,0

Sprache im Haushalt Deutsch 992 82,4 501 95,1 1 493 86,3

Andere Sprache 212 17,6 26 4,9 238 13,7

Gesamt 1 204 100,0 527 100,0 1 731 100,0

Tabelle 3: Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte

14 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

Deutsch Andere Sprache Gesamt

Prozent Prozent Anzahl

Zuwanderungsgeschichte Keine Zuwanderungsgeschichte 100,0 0,0 572

Zuwanderungsgeschichte 55,2 44,8 1 264

Geburtsort Deutschland 90,3 9,7 1 718

Ausland 33,1 66,9 133

Geburtsort Eltern Beide Elternteile in Deutschland geboren 99,5 0,5 1 283

Ein Elternteil im Ausland geboren 87,0 13,0 208

Beide Elternteile im Ausland geboren 37,1 62,9 348

Beide Elternteile im Ausland geboren

Jugendliche/r in Deutschland geboren 41,3 58,7 247

Jugendliche/r im Ausland geboren 26,7 73,3 101

Tabelle 4: Zuwanderungsgeschichte und Sprache im Haushalt

unterschiedlich. Der höchste Anteil mit drei Vierteln der befragten Jugendlichen findet sich in Westhagen. An zweiter Stelle stehen die Stadtteile Wendschott, Barnstorf/Nordsteimke und Kästorf/Sand-

kamp. Etwas mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen, die in diesen Stadtteilen leben, stammt aus einer Familie mit Zuwan-derungsgeschichte. Auch in Mitte-West, Detmerode, Neuhaus/Reis-

Stadtteil Prozent Anzahl Prozent

Westhagen 76,9 143 76,9

Wendschott 54,8 23 51,4

Barnstorf/Nordsteimke 50,0 24

Kästorf/Sandkamp 47,6 10

Mitte-West 44,3 27 41,0

Detmerode 44,0 44

Neuhaus/Reislingen 40,8 51

Stadtmitte 37,4 52

Hehlingen 36,7 11

Brackstedt/Velstove/Warmenau 35,3 12

Nordstadt 32,3 21 30,2

Vorsfelde 31,8 34

Ehmen/Mörse 30,7 35

Fallersleben/Sülfeld 28,8 36

Hattorf/Heiligendorf 27,8 20

Nicht in Wolfsburg 21,5 112 21,1

Sonstiger Stadtteil 19,2 5

Almke/Neindorf 16,7 6

Gesamt 35,9 666 35,9

Tabelle 5: Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte nach Stadtteilen (Im Vergleich dazu bestätigen der Sozialbericht 2014 sowie der Bildungsbereich 2012

die Werte Westhagens bzgl. des höchsten Anteils von jungen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, bei den anderen Ortsratsbereichen variieren die An-

teile zu den hier befragten Jugendlichen.)

15Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

lingen, Stadtmitte, Hehlingen und Brackstedt/Velstove/Warmenau liegt der Anteil der Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte mit 41 Prozent noch über dem Durchschnitt. In den übrigen Stadtteilen sowie unter den Jugendlichen, die nicht in Wolfsburg selbst leben, liegen die Anteile unterhalb des Mittelwerts. Insbesondere Jugend-liche, die im Stadtteil Almke/Neindorf oder außerhalb Wolfsburgs leben, stammen vergleichsweise selten aus einer Migrantenfamilie5.

2.4 In welchen Familienkonstel-lationen leben die Jugendlichen?

Familienformen unterliegen in den letzten Jahrzehnten einem star-ken Wandel. Mit dem Anstieg der Scheidungsraten leben immer mehr Kinder und Jugendliche in Ein-Eltern-Familien oder aber in sogenannten Patchwork-Familien, in denen ein Elternteil eine neue Partnerschaft eingegangen ist. Ob sich Jugendliche, die in unter-schiedlichen Familienkonstellationen leben, auch im Hinblick auf an-dere Merkmale unterscheiden und ihre familiären Verhältnisse sich z. B. auch auf das Freizeitverhalten auswirken, ist eine der Fragestel-lungen, die immer wieder zu prüfen sein wird.

Zwei Drittel der befragten Schülerinnen und Schüler leben mit beiden Elternteilen zusammen in einem Haushalt (Abbildung 6). Jede bzw. jeder zehnte Jugendliche lebt in einer Stiefelternfamilie und fast ein Fünftel lebt mit nur einem Elternteil zusammen.

5 Die in der dritten Spalte dargestellten Werte beziehen sich jeweils auf eine Gruppe von Stadteilen, die sich im Hinblick auf den Anteil der Jugendlichen mit Zuwande-rungsgeschichte nicht signifikant voneinander unterscheiden.

Unterscheidet man nur zwischen Jugendlichen, die mit beiden El-ternteilen in einem Haushalt leben und solchen in anderen Familien-konstellationen, zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen den drei Schulformen (Abbildung 7). Knapp 40 Prozent der Hauptschü-lerinnen und -schüler, etwa ein Drittel der Real- und Gesamtschüle-rinnen und -schüler und ein Viertel der Gymnasiast/innen leben nicht mit beiden Elternteilen zusammen.

Mehr als die Hälfte (54,7 Prozent) der befragten Jugendlichen lebt zusammen mit Geschwistern in einem Haushalt.

2.5 Wie ist die Wohnsituation der Jugendlichen?

Die Wohnsituation der Jugendlichen wurde anhand von zwei Fragen erfasst. Sie sollten angeben, ob sie in einem Ein- oder Mehrfamilien-haus leben und ob sie ein eigenes Zimmer haben oder es z. B. mit Geschwistern teilen. Die Wohnsituation von Familien ist hierbei auch als ein wichtiger Indikator für die ökonomische Lage der Familie zu betrachten. Zudem stellt sie einen Faktor dar, der in Zusammenhang mit dem Freizeitverhalten der Jugendlichen steht.

Wie die nachfolgende Tabelle 6 zeigt, lebt die Mehrheit der befragten Jugendlichen, nämlich fast zwei Drittel, in einem Einfamilienhaus. 92,6 Prozent haben ein eigenes Zimmer.

Der Anteil der Jugendlichen, die in einem Einfamilienhaus leben, ist je nach Wohnort unterschiedlich. Der geringste Anteil findet sich unter

Abbildung 6: Familienkonstellation

Sonstige

Alleinerziehende

Stiefelternfamilie

Beide Elternteileim Haushalt

66,5 Prozent

10,3 Prozent

18,6 Prozent

4,6 Prozent

16 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

den Jugendlichen, die in Wolfsburg Mitte oder Südwest leben. Hier sind es lediglich 42,9 Prozent. Unter den Jugendlichen, die im Süd-osten Wolfsburgs leben sowie unter auswärtigen Jugendlichen liegt der Anteil dagegen bei 81,3 Prozent. In den nördlichen Stadtteilen entspricht der Anteil der Jugendlichen in Einfamilienhäusern etwa dem Gesamtdurchschnitt.

Im Hinblick auf das eigene Zimmer gibt es keine Unterschiede zwi-schen den Sozialräumen. Hier ergeben sich Unterschiede je nach Sprache, die im Haushalt gesprochen wird. 96,7 Prozent der Jugend-lichen, die angegeben haben, dass bei ihnen zu Hause Deutsch ge-sprochen wird, haben ein eigenes Zimmer, aber nur 77,2 Prozent, bei denen eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird.

2.6 Wie ist der Erwerbs- und Ausbildungsstatus der Eltern?

Um den sozialen Hintergrund der Jugendlichen genauer beschreiben zu können, wurde nach dem Bildungs- und Erwerbsstatus der Eltern gefragt. Damit können Jugendliche aus Familien mit unterschiedli-chem Bildungs- und Erwerbshintergrund beschrieben werden.

Erwartungsgemäß unterscheidet sich der Erwerbsstatus von Mut-ter und Vater deutlich (Abbildung 8). Während 85,1 Prozent der Väter nach Angaben ihrer Kinder Vollzeit arbeiten, sind es lediglich 40,4 Prozent der Mütter.

Abbildung 7: Familienkonstellation nach Schulform

Hauptschule,Berufsbildende Schule

Gymnasium

Realschule,Gesamtschule

66,5 Prozent

33,5 Prozent

24,1 Prozent

38,2 Prozent

75,9 Prozent

61,8 Prozent

beide Elternteile im Haushalt andere Familienkonstellation

Wohnhaus Anzahl Prozent

Einfamilienhaus 1 253 63,2

Mehrfamilienhaus 730 36,8

Gesamt 1 983 100,0

Zimmer

Eigenes Zimmer 1 866 92,6

Teile Zimmer mit Geschwistern 121 6,0

Teile Zimmer mit anderen 28 1,4

Gesamt 2 015 100,0

Tabelle 6: Wohnsituation

17Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

Umgekehrt arbeiten 28,1 Prozent der Mütter, aber nur 6,2 Prozent der Väter in Teilzeit. Auch im Hinblick auf eine stundenweise Beschäfti-gung sind es vor allem die Mütter der befragten Jugendlichen, die in diesem Umfang erwerbstätig sind (8,9 Prozent). 14,2 Prozent der befragten Jugendlichen haben angegeben, dass ihre Mütter kei-nem Beruf nachgehen, sondern Hausfrauen sind. Jeweils etwas mehr als 60 Prozent der Mütter und Väter haben nach Auskunft ihrer Kinder eine Berufsausbildung absolviert, wie untenstehende

Abbildung 9 zeigt. Ein knappes Fünftel der Mütter und 14,6 Prozent der Väter hat studiert.

Der Anteil der Eltern der befragten Jugendlichen ohne Berufsaus-bildung liegt bei 4 Prozent der Mütter und bei 7 Prozent der Väter. Je-weils etwa 14 Prozent der Jugendlichen konnten keine Angaben dazu machen, ob ihre Eltern eine Ausbildung absolviert haben oder welche Ausbildung ihre Eltern absolviert haben.

Abbildung 9: Ausbildungsstatus der Eltern

Mutter

Vater

… hat eine Berufsausbildung … hat studiert hat keine Berufsausbildung »Weiß ich nicht«

4,2 7,4

14,5 13,7

62,1 64,3

19,214,6

Angaben in Prozent

Abbildung 8: Erwerbsstatus der Eltern

Vollzeit Teilzeit stundenweise Hausfrau, Hausmann Sonstiges

Mutter

Vater

8,91,2

8,4 7,2

14,2

0,3

40,4

85,1

28,1

6,2

Angaben in Prozent

18 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

2.7 Wie schätzen die Jugendlichen die finanziellen Verhältnisse ihrer Familie ein?

Neben den »objektiven« Merkmalen zum Bildungs- und Erwerbshin-tergrund der Eltern wurden die Jugendlichen auch nach ihrer subjek-tiven Einschätzung der ökonomischen Situation der Familie gefragt. Sie sollten auf einer Skala von 1 bis 10 angeben, wie »arm« oder »reich« ihre Familie ist (Tabelle 7). Diese subjektive Wahrnehmung wird ebenfalls als ein potenzieller Einflussfaktor auf Interessen, Ver-halten und Einstellungen mit berücksichtigt.

Im Durchschnitt haben die Jugendlichen die finanzielle Situation ihrer Familie mit einem Wert von 6,3 eingeschätzt. Mehr als die Hälfte ord-net ihre Familie auf den Stufen 6 oder 7 ein. 17,5 Prozent sehen ihre Familie auf Stufe 5, kaum mehr sind es, die Stufe 8 oder höher ange-geben haben. Weniger als 10 Prozent sehen ihre Familie unter Stufe 5.

Anhand welcher Kriterien haben die Jugendlichen die finanzielle Si-tuation ihrer Familie eingeschätzt? Um dies herauszufinden, wurde eine Analyse durchgeführt, in die neben den bereits zuvor genannten Variablen Schulform, Sozialraum und Zuwanderungsgeschichte fol-gende weitere Merkmale berücksichtigt wurden: Geschlecht, Alter, Familienkonstellation, Wohnung, eigenes Zimmer, Erwerbs- und Ausbildungsstatus der Eltern sowie die Höhe des Taschengeldes bzw. des eigenen Verdienstes der Jugendlichen.

Das Ergebnis dieser Analyse zeigt, dass die Einordnung der Fami-lie auf der Armuts- bzw. Reichtumsskala im Wesentlichen vom Er-

werbsstatus des Vaters abhängig ist. Jugendliche, deren Vater nicht in Vollzeit erwerbstätig ist, schätzen ihre Familie ärmer ein. Unter den Jugendlichen, deren Vater Vollzeit arbeitet, wird die Familie rei-cher eingeschätzt, wenn der Vater studiert hat. Die Höhe des Geld-betrages, der den Jugendlichen als Taschengeld oder aus eigenem Verdienst zur Verfügung steht, spielt interessanterweise keine Rolle, wenn es darum geht, wie reich die Familie eingeschätzt wird. Auch die übrigen Merkmale, die in der multivariaten Analyse berücksich-tigt wurden, wie beispielsweise u. a. die Zuwanderungsgeschichte, spielen keine Rolle.

2.8 Wie setzt sich die Schüler-schaft in den verschiedenen Schulformen zusammen?

Nachdem die verschiedenen Aspekte der Lebenssituation der be-fragten Jugendlichen genauer beschrieben wurden, geht es in die-sem Abschnitt noch einmal darum, wie sich die Schülerschaft in den verschiedenen Schulformen zusammensetzt. Hierbei wurden alle bisher dargestellten Merkmale berücksichtigt.

Betrachtet man nur Gruppe der Jugendlichen, die eine der allgemein-bildenden Schulen besucht, zeigt sich, dass es in erster Linie von der Berufsausbildung des Vaters abhängt, welche der Schulformen ausgewählt wurde. Die Ergebnisse der multivariaten Analyse sind in Abbildung 10 dargestellt.

Betrachten wir zunächst den Anteil der Schülerinnen und Schüler, die ein Gymnasium besuchen. Ihr Anteil an der befragten Schüler-

Es gibt Familien, die sind reich und es gibt Familien, die sind arm. Wenn du deine Familie mit anderen vergleichst, wo ordnest du sie auf der Treppe von arm nach reich ein?

arm reich

1,9 %

2,4 % 10

14,3 % 9

28,8 % 8

25,8 % 7

17,5 % 6

6,2 % 5 Mittelwert: 6,3

2,3 % 4

0,4 % 3

0,4 % 2

1

Tabelle 7: Einschätzung der ökonomischen Situation der Familie

19Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

schaft in den allgemeinbildenden Schulen liegt insgesamt bei einem Drittel (1). Von den Schülerinnen und Schülern, deren Vater studiert hat, besucht aber mehr als die Hälfte das Gymnasium (2.1), und zwar unabhängig davon, ob bei ihnen zu Hause deutsch oder eine andere Sprache gesprochen wird (3.1.1 und 3.1.2).

Auch im Hinblick auf den Anteil der Realschülerinnen und Realschü-ler bestehen deutliche Unterschiede je nachdem, ob der Vater ein Studium absolviert hat oder nicht. Insgesamt besuchen 35,7 Prozent der Befragten an allgemeinbildenden Schulen die Realschule (1). Ist der Vater Akademiker, liegt der Anteil bei lediglich 26,9 Prozent (2.1). Wird zu Hause deutsch gesprochen, sinkt der Anteil noch einmal auf 16,1 Prozent (3.1.2). Hat der Vater nicht studiert, besuchen 40,3 Pro-zent eine Realschule (2.2). Unter den Befragten, bei denen zu Hause nicht deutsch gesprochen wird, sind es sogar mehr als die Hälfte (3.2.2).

Bei der Gesamtschule spielt vor allem die Sprache im Haushalt eine Rolle. Insgesamt besuchen 26,3 Prozent der befragten jungen Men-schen an allgemeinbildenden Schulen eine Gesamtschule. Ob der

Vater ein Studium absolviert hat oder nicht, macht hier keinen großen Unterschied. In beiden Gruppen bestehen aber deutliche Unterschie-de, wenn man betrachtet, ob zu Hause deutsch gesprochen wird oder nicht. Ist der Vater Akademiker und zu Hause wird deutsch gespro-chen, liegt der Anteil der jungen Menschen, die die Gesamtschule besuchen bei 30,8 Prozent. Wird in diesen Akademiker-Haushalten nicht deutsch gesprochen, liegt der Anteil bei lediglich 6,3 Prozent. Ähnliche Unterschiede bestehen auch in der Gruppe der Haushalte, in denen der Vater nicht studiert hat.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Jugendlichen an ver-schiedenen Schulformen sich in ihrer Zusammensetzung nach so-zialen Kriterien deutlich voneinander unterscheiden.

Der Bildungshintergrund der Familie und die zu Hause gesprochene Sprache spielen dabei eine zentrale Rolle, nicht jedoch die Zuwande-rungsgeschichte – das heißt, wenn in der Familie deutsch gespro-chen wird, kommt es unabhängig davon, wo die Jugendlichen selbst oder ihre Eltern geboren sind, vor allem auf das Bildungsniveau des Vaters an, welche Schulform besucht wird.

Abbildung 10: Schulform nach Ausbildung des Vaters und zu Hause gesprochener Sprache

Hauptschule

Realschule

Gymnasium

Gesamtschule

Angaben in Prozent((1. Gesamt1.1 Vater hat studiert, 1.2 Vater hat nicht studiert,1.1.1 Zu Hause wird Deutsch gesprochen1.1.2 Zu Hause wird nicht Deutsch gesprochenusw. = das hätte auch eine Logik))

35,7

5,5

26,3

32,5Hauptschule

Realschule

Gymnasium

Gymnasium

Gesamtschule

Gesamtschule

26,9

2,3

24,7

52,1

16,11,0

30,8

52,0

6,2 6,3

52,335,4

1. Gesamt

2.1 Vater hat studiert

3.1.1 Zu Hause wirdDeutsch gesprochen

3.1.2 Zu Hause wird nichtDeutsch gesprochen

36,1

4,3

33,1

26,5

7,212,6

26,154,1

3.2.1 Zu Hause wirdDeutsch gesprochen

3.2.2 Zu Hause wird nichtDeutsch gesprochen

Hauptschule

Realschule

Gymnasium

Gesamtschule

40,3

5,0

28,3

26,4

2.2 Vater hat nicht studiert

Realschule

Realschule

Realschule

Realschule

Hauptschule Gesamtschule

Gesamtschule

GesamtschuleHauptschule

Gymnasium

Gymnasium

20 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

2.9 Wie lange halten sich die Jugendlichen in der Schule auf und wie zufrieden sind sie mit der Betreuung?

Mit der Ausweitung des Ganztagsangebots an Schulen und dem Aus-bau schulischer Betreuungsangebote war es auch von Interesse zu erfahren, wie viel Zeit die Jugendlichen durchschnittlich an der Schu-le verbringen und wie zufrieden sie mit den Angeboten sind.

Abbildung 11 zeigt, dass nur etwas mehr als ein Viertel der Jugend-lichen keinen Nachmittagsunterricht hat. Jeweils ein weiteres Viertel geht an zwei oder drei Nachmittagen in der Woche in die Schule. Im Durchschnitt liegt die Anzahl der wöchentlichen Schultage mit Ganz-tagsunterricht bei 1,8.

Betreuungsangebote oder freiwillige AGs in der Schule werden nur von knapp jedem/r zehnten Jugendlichen in Anspruch genommen.

Erwartungsgemäß variiert die Zahl der Nachmittage, die die Jugend-lichen in der Schule verbringen, mit der Schulform und der Klassen-stufe, in der sie sich befinden. Abbildung 12 zeigt die durchschnittli-che Anzahl der Tage mit Nachmittagsunterricht in den verschiedenen Schulformen. Gesamtschülerinnen und -schüler haben demnach mit durchschnittlich 2,8 Tagen am häufigsten Nachmittagsunterricht. Fast drei Viertel der dort befragten Jugendlichen geben an, an drei Nachmittagen Unterricht zu haben. An zweiter Stelle folgen Gymna-siast/innen mit durchschnittlich 2,5 Tagen. Jeweils etwas mehr als

ein Drittel der Schüler, die diese Schulform besuchen, haben an zwei oder an drei Tagen Nachmittagsunterricht. An der Hauptschule und den berufsbildenden Schulen liegt der Durchschnitt lediglich bei 1,8 Tagen. Hier hat etwas mehr als ein Drittel gar keinen Nachmittags-unterricht. Am seltensten besuchen Realschülerinnen und Real-schüler am Nachmittag die Schule. Der Durchschnitt liegt hier bei 1,4. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen, die diese Schulform besuchen, haben an keinem Tag der Woche nachmittags Unterricht.

Abgesehen von der Realschule steigt die Zahl der Tage mit Nachmit-tagsunterricht in den höheren Klassenstufen.

An Betreuungsangeboten oder freiwilligen AGs nehmen insgesamt knapp 10 Prozent der befragten Jugendlichen teil. Am höchsten ist der Anteil an der Hauptschule. Hier sind es insgesamt 18,3 Prozent. 15 Prozent besuchen ein solches Angebot lediglich an einem Nach-mittag in der Woche. An Realschule und Gymnasium liegt der Anteil bei jeweils 11,9 Prozent. Auch hier nimmt ein Großteil der Jugend-lichen solche Angebote lediglich einmal in der Woche wahr. An der Gesamtschule, in der ohnehin bereits häufig Nachmittagsunterricht stattfindet, aber auch an der berufsbildenden Schule, besuchen le-diglich etwas mehr als 6 Prozent eine freiwillige AG.

Im Unterschied zum Ganztagsunterricht sind es bei den Betreuungs-angeboten und freiwilligen AGs in allen Schulformen häufiger die jüngeren Schülerinnen und Schüler, die die Angebote wahrnehmen.

Alle Jugendlichen – also auch diejenigen, die nicht an Betreuungs-angeboten oder freiwilligen AGs teilnehmen – sollten angeben, wie

Abbildung 11: Nachmittagsunterricht, Betreuungs- und AG-Angebote

keine Teilnahme Nachmittage pro Woche0 1 2 3 4 5

Nachmittagsunterricht Wahrnehmung von Betreuungsangeboten oder AGs Angaben in Prozent

26,7

90,6

15,0

6,4

24,6 25,9

5,3

26,7

90,6

15,0

6,4

24,6

2,0

25,9

0,6 5,3 1,0 2,4 0,4

21Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

zufrieden sie mit diesen Angeboten sind. Die Hälfte der Jugendlichen äußert sich eher zufrieden mit dem Angebot, 14,4 Prozent sind sogar sehr zufrieden. Etwas mehr als ein Fünftel der Jugendlichen ist eher unzufrieden und 13,6 Prozent sogar sehr unzufrieden.

Die Zufriedenheit mit diesen Angeboten variiert in erster Linie mit dem Alter. Am zufriedensten sind Jugendliche unter 14 Jahre, wobei es keine Rolle spielt, ob sie ein solches Angebot selbst wahrnehmen oder nicht. 59,6 Prozent der unter 14-Jährigen sind eher zufrieden und ein Fünftel sogar sehr zufrieden.

In der Altersgruppe der 14 bis unter 18-Jährigen entspricht der Grad der Zufriedenheit dem Durchschnitt. In dieser Altersgruppe ist je-doch festzustellen, dass Jugendliche, die selbst solche Angebote auch wahrnehmen, sich zufriedener äußern als diejenigen, die dies nicht tun. 54,7 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jah-ren, die an mindestens einem Nachmittag ein Betreuungsangebot oder eine freiwillige AG besuchen, äußern sich eher zufrieden mit dem Angebot und 27,9 Prozent sind sehr zufrieden. Jugendliche die-ser Altersgruppe, die keine solchen Angebote wahrnehmen, äußern sich zu 50,6 Prozent als eher zufrieden und zu 14,5 Prozent als sehr zufrieden.

Unzufrieden mit den Angeboten sind insbesondere Jugendliche, die ihre Familie auf der Reichtumsskala im unteren Bereich einordnen. Mehr als ein Drittel dieser Gruppe ist eher unzufrieden mit den An-geboten und ein Viertel sogar sehr unzufrieden.

Auch unter den ab 18-Jährigen ist die Zufriedenheit mit den Ange-boten niedriger als im Durchschnitt. Und auch in dieser Gruppe be-

urteilen Jugendliche, die solche Angebote selbst nicht wahrnehmen, diese schlechter als diejenigen, die nicht daran teilnehmen.

2.10. Wie viel Geld steht den Jugendlichen zur Verfügung und wofür geben sie es aus?

Als letzter Aspekt der Lebenssituation von Jugendlichen wird die Höhe des verfügbaren Taschengeldes bzw. die Höhe des eigenen Verdienstes betrachtet. Hier stellt sich die Frage, ob und wie stark die Verfügbarkeit eigenen Geldes auch das Freizeitverhalten beein-flusst.

Zunächst ist festzustellen, dass 31 Prozent der befragten Jugend-lichen angegeben haben, dass sie kein Taschengeld erhalten (Abbildung 13). Diejenigen, die Taschengeld erhalten, haben im Durchschnitt 62,50 Euro im Monat zur Verfügung.

Ob Jugendliche Taschengeld erhalten oder nicht, ist im Wesentlichen altersabhängig. 83,2 Prozent der bis 18-Jährigen haben angegeben, dass sie Taschengeld erhalten, aber nur 49 Prozent der 18- bis unter 21-Jährigen und 22,9 Prozent der ab 21-Jährigen. Dies ist darauf zu-rückzuführen, dass viele Ältere sich bereits in Ausbildung befinden und selbst Geld verdienen.

Bei den bis 18-Jährigen sind zudem Unterschiede je nach Geburtsort der Eltern festzustellen. So erhalten 87,7 Prozent der Jugendlichen, deren Eltern beide in Deutschland geboren sind oder von denen le-diglich ein Elternteil im Ausland geboren ist, Taschengeld. Sind beide

Abbildung 12: Durchschnittliche Anzahl der Tage mit Nachmittagsunterricht nach Schulform

Gesamtschule 2,8 Tage pro Woche

Gymnasium 2,5 Tage pro Woche

Realschule 1,4 Tage pro Woche

Hauptschule 1,8 Tage pro Woche

Berufsbildende Schule 1,8 Tage pro Woche

22 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

Elternteile im Ausland geboren, liegt der Anteil der Jugendlichen die-ses Alters, die Taschengeld erhalten, lediglich bei 68,2 Prozent.

Die Höhe des Taschengeldes ist ebenfalls in erster Linie altersab-hängig. Jugendliche bis 15 Jahre erhalten im Durchschnitt 38,60 Euro, 16- bis unter 18-Jährige 65,60 Euro und Ältere durchschnittlich 111,20 Euro.

Die große Mehrheit der befragten Jugendlichen ist mit der Höhe ihres Taschengeldes zufrieden. 34,2 Prozent geben an, sehr zufrieden da-mit zu sein und 39,1 Prozent, dass sie eher zufrieden sind. Auf einer vierstufigen Zufriedenheitsskala liegt der Mittelwert bei 3.6

Die Zufriedenheit mit dem Taschengeld ist vor allem davon ab hängig, wie reich bzw. arm die Familie eingeschätzt wird. Je höher die Fa-milie auf der Reichtumsskala von 1 bis 10 eingestuft wird, desto zu-friedener sind die Jugendlichen mit der Höhe ihres Taschengeldes. Dies ist insofern bemerkenswert, als die tatsächliche Höhe des Ta-schengeldes nicht mit dieser Einschätzung in Zusammenhang steht. Wie viel Taschengeld die Jugendlichen erhalten, ist also unabhängig davon, wie der Reichtum der Familie eingeschätzt wird.

Zusätzlich zum Taschengeld steht 40 Prozent der befragten Jugend-lichen selbst verdientes Geld zur Verfügung. Ob die Jugendlichen be-reits selbst Geld verdienen, ist erwartungsgemäß ebenfalls abhängig vom Alter. Unter den bis 15-Jährigen sind es 22,6 Prozent, 35,7 Pro-zent der 16- bis unter 18-Jährigen geben einen eigenen Verdienst an,

6 1 = sehr unzufrieden, 2 = eher unzufrieden, 3 = eher zufrieden, 4 = sehr zufrieden.

fast zwei Drittel der 18- bis 21-Jährigen und drei Viertel der 21-Jäh-rigen und Älteren.

Da ein Großteil der unter 16-Jährigen noch die allgemeinbilden-de Schule besucht, dürfte der Verdienst hier nicht aus einem Aus-bildungsverhältnis stammen. Entsprechend ist die Höhe des Ver-dienstes in dieser Gruppe mit durchschnittlich 57 Euro im Monat vergleichsweise niedrig. 16- bis unter 18-Jährigen haben im Durch-schnitt 200,70 Euro eigenen Verdienst, 18- bis unter 21-Jährige 476,20 Euro und ab 21-Jährige 555,50 Euro.

Wofür geben die Jugendlichen ihr Taschengeld und ihren Verdienst aus? Im Fragebogen sollten sie zu 15 verschiedenen Positionen an-geben, ob sie viel, wenig, kein Geld oder nicht viel, aber auch nicht wenig Geld ausgeben. Viel Geld geben die Jugendlichen vor allem für Kleidung und Schuhe aus. Insgesamt hat ein Drittel angegeben, für diese Dinge viel Geld auszugeben, weitere 35,6 Prozent geben »nicht viel, aber auch nicht wenig« Geld dafür aus. An zweiter Stelle folgt das Sparen. 27,2 Prozent geben an, viel Geld zu sparen, noch einmal etwas mehr als ein Drittel spart »nicht viel, aber auch nicht wenig Geld«.

Um diese Vielfalt von Ausgabemöglichkeiten zu reduzieren, wur-de eine Faktorenanalyse durchgeführt. Mit den damit berechneten Faktoren werden jeweils die Ausgabenarten zusammengefasst, die häufig gemeinsam auftreten:

1. Ausgaben für den Grundbedarf: Schulverpflegung, Materialien für die Schule, Mobilität, Verbindungskosten Handy/Smartphone, Essen und Getränke außer Haus

Abbildung 13: Höhe des Taschengeldes

kein Taschengeld

bis 20 Euro

bis 30 Euro

bis 40 Euro

bis 50 Euro

bis 75 Euro

bis 100 Euro

über 100 Euro

31,5 Prozent

15,4 Prozent

bis 10 Euro 3,0 Prozent

12,7 Prozent

7,8 Prozent

11,0 Prozent

4,9 Prozent

4,6 Prozent

7,3 Prozent

23Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Lebenssituation der jungen Menschen

2. Ausgaben für elektronische Medien: Hardware, Computer-spiele/Spiele für die Spielkonsole, Downloads

3. Ausgabe für Konsum: Kosmetik/Schmuck/Tattoos, Eintritts-gelder, Kleidung/Schuhe, andere Dinge

4. Ausgaben für Alkohol und Zigaretten: gleichzeitig geringe Ausgaben für Bücher/Zeitschriften und geringe Sparbeträge.

Wovon ist es abhängig, wofür Jugendliche ihr Geld ausgeben? Die Analyse zeigt, dass die Frage, ob Geld für den Grundbedarf aus-gegeben wird, vor allem vom Alter abhängig ist. Unter 16-Jährige wenden für diesen Bereich deutlich weniger Geld auf als Ältere. Bei der jüngsten Gruppe spielt auch die Zuwanderungsgeschichte eine Rolle. Jugendliche unter 16 Jahren, bei denen zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird, geben mehr Geld für den Grundbedarf aus als Ju-gendliche dieses Alters, die zu Hause Deutsch sprechen. Unter den ab 18-Jährigen sind es die Mädchen, die deutlich mehr für Dinge des Grundbedarfs ausgeben als Jungen.

Ob viel Geld für elektronische Medien ausgegeben wird, ist vor allem eine Frage des Geschlechts. Männliche Jugendliche wenden für Dinge wie Hardware, Computerspiele oder Downloads deutlich mehr auf als weibliche. Bei beiden Geschlechtern sind es vor allem die Jüngeren, unter 16-Jährigen, die mehr für diese Dinge ausgeben als Ältere.

Während Jungen mehr Geld für elektronische Medien ausgeben, sind es die Mädchen, die häufiger viel Geld für den Konsum ver-wenden, also für Kosmetik, Schmuck, Eintrittsgelder, Kleidung und Schuhe.

Jugendliche, die viel Geld für Alkohol und Zigaretten aufwenden, sind gleichzeitig auch diejenigen, die besonders wenig Geld für Dinge wie Bücher ausgeben und die besonders wenig Geld sparen. Die Aus-gaben für Alkohol und Zigaretten nehmen mit steigendem Alter zu und sind in jeder Altersgruppe häufiger bei männlichen als bei weib-lichen Jugendlichen zu finden.

Abbildung 14: Anteil Jugendlicher mit eigenem Verdienst nach Altersgruppen

Gesamt 40,0 Prozent

unter 16-Jährige 22,6 Prozent

16- bis unter 18-Jährige 35,7 Prozent

18- bis unter 21-Jährige 63,5 Prozent

21-Jährige und Ältere 74,4 Prozent

24 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Selbstbild und Probleme der Jugendlichen

33.1 Wie ist das Selbstbild der Jugendlichen?

Eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben in der Pubertät ist das Erlangen von Selbstständigkeit. Der verantwortliche Umgang mit erweiterten Handlungs- und Entscheidungsfreiräumen, die sich den Jugendlichen in dieser Phase eröffnen, erfordert Selbstvertrauen und Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten. Das Selbstwertgefühl ist eng verbunden mit dem Erleben eigener Wirkung und eigener Kontrolle. Ob Jugendliche solche Erfahrungen machen können, hängt wieder-um eng mit ihren Beziehungen und ihrer sozialen Lage zusammen.

Um das Selbstbild der Jugendlichen, ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen zu erfassen, wurden den Jugendlichen vier Aus-sagen vorgelegt, zu denen sie jeweils angeben sollten, ob sie ihnen zustimmen oder nicht. Nach den Ergebnissen einer Faktorenanalyse können jeweils zwei Aussagen einem Faktor zugeordnet werden. Die Aussagen »Im Großen und Ganzen bin ich mit mir zufrieden« und »Eigentlich kann ich auf einiges stolz sein« bilden zusammen ein positives Selbstbild ab, während die Aussagen »Manchmal ist mir alles egal« und »Manchmal fühle ich mich überfordert« eher für ein negatives Selbstbild stehen.

Abbildung 15 zeigt den Grad der Zustimmung zu den einzelnen Aus-sagen. Wie sich zeigt, kann die große Mehrheit der befragten Jugend-

lichen den positiven Aussagen über sich selbst zustimmen. Auf der anderen Seite hat aber auch mehr als ein Drittel der Jugendlichen der Aussage »Oft fühle ich mich von allem überfordert« zugestimmt. Mehr als die Hälfte gibt an, dass ihnen »manchmal einfach alles egal ist«.

Untersucht man, welche Gruppen von Jugendlichen den positiven Aussagen eher zustimmen, zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwi-schen Mädchen und Jungen. Männliche Jugendliche sind demnach eher stolz auf ihre Leistungen und eher mit sich zufrieden als weib-liche. Unter den männlichen Jugendlichen ist das positive Selbstbild umso stärker ausgeprägt, je höher sie den Reichtum ihrer Familie einschätzen. In der Gruppe der Mädchen ist es vor allem eine Alters-frage, wie sie sich selbst wahrnehmen. Unter 18-Jährige sehen sich deutlich kritischer als Mädchen, die älter sind.

Berücksichtigt man zusätzlich zu den persönlichen Merkmalen der Jugendlichen auch das Verhältnis zu den Eltern, zeigt sich noch ein-mal ein anderes Bild. Demnach sind Jugendliche vor allem dann »stolz auf einiges« und »im Großen und Ganzen mit sich zufrieden«, wenn sie von ihren Eltern häufig gelobt werden. Je stärker sie der Aussage »Meine Eltern loben mich oft« zustimmen, desto eher haben sie auch ein positives Bild von sich selbst. Aber auch in diesem Mo-dell spielt das Geschlecht eine Rolle. Männliche Jugendliche haben ein positiveres Selbstbild als weibliche, auch wenn sie der Aussage »Meine Eltern loben mich oft« nicht oder kaum zustimmen können.

Selbstbild und Probleme der Jugendlichen

25Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Selbstbild und Probleme der Jugendlichen

Ein umgekehrtes Bild zeigt sich im Hinblick auf die Überforderung oder die Aussage »Manchmal ist mir einfach alles egal«. Diesen Aus-sagen stimmen vor allem Jugendliche zu, die angeben, dass ihre El-tern viel an ihnen auszusetzen haben.

Im Hinblick auf die Zustimmung zu den negativen Aussagen unter-scheiden sich weibliche und männliche Jugendliche nicht. Je ärmer die Jugendlichen ihre Familie einschätzen, desto eher stimmen sie den Aussagen zu. Die geringste Zustimmung findet sich unter Ju-gendlichen, die den Reichtum ihrer Familie auf der zehnstufigen Skala auf Stufe 6 und höher einordnen. In dieser Gruppe sind es ins-besondere junge Menschen, die 21 Jahre und älter sind, die diese Aussagen ablehnen.

Selbstbild und die Sicht auf die eigene Zukunft hängen eng mitein-ander zusammen. Jugendliche, die »auf einiges stolz« sind, was sie geleistet haben, betrachten ihre Zukunft eher als sicher als Jugend-liche, die diese Aussage ablehnen.

3.2 Welche Probleme haben die Jugendlichen?

Den Jugendlichen wurde eine Liste mit 11 Bereichen vorgelegt, zu dem sie jeweils angeben sollten, ob sie in diesem Bereich ein großes, ein mittleres oder gar kein Problem haben. In keinem der Bereiche haben mehr als 10 Prozent der Befragten angegeben, dass ein gro-ßes Problem besteht. Mit 9,1 Prozent sind Schulleistungen noch am häufigsten ein großes Problem für die Jugendlichen (Abbildung 16).

Weitere 51,9 Prozent geben an, dass Schulleistungen ein mittleres Problem für sie sind. An zweiter Stelle stehen Probleme wegen des Aussehens und der Gesundheit. Der Anteil derjenigen, die diese Be-reiche als mittleres Problem bezeichnen, ist mit jeweils etwas mehr als 28 Prozent bereits bedeutend geringer. Mittlere Probleme in der Familie nennt noch knapp ein Fünftel der befragten Jugendlichen und 16,2 Prozent sehen ein mittleres Problem darin, Freunde zu finden. Die übrigen Bereiche werden noch deutlich seltener als Problembe-reiche wahrgenommen.

Die Rangfolge der Probleme, die die Wolfsburger Jugendlichen nen-nen, weicht kaum von der ab, die sich in einer ähnlichen Untersu-chung in der nordrhein-westfälischen Stadt Bocholt ergeben hat.7 Obwohl Bocholt im Vergleich zu Wolfsburg sehr ländlich strukturiert ist und in vielen Aspekten nicht mit Wolfsburg vergleichbar, ergeben sich im Hinblick auf die Problembereiche der Jugendlichen ähnliche Ergebnisse.

Eine Faktorenanalyse fasst die Problembereiche Drogen, Alkohol, Gewalt und Schulden zusammen. Diese gravierenden Probleme werden von den Jugendlichen insgesamt selten genannt. Untersucht man, welche Gruppen von Jugendlichen eher Probleme in diesem Bereichen haben, zeigt sich, dass es eher Jungen als Mädchen sind.

Der zweite Faktor, der sich in der Faktorenanalyse ergeben hat, fasst die übrigen Probleme zusammen. Hier zeigt sich ein deutlicher Zu-

7 Elke Bruckner (2008): Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Bocholt 2007. http://bocholt.sportalis.de/fileadmin/bilder/DAM/boh/7 416P.pdf

Abbildung 15: Selbstbild der Jugendlichen

Ost fühle ich mich vonallem überfordert.

Manchmal ist mir einfach alles egal.

Im Großen und Ganzenbin ich mit mir zufrieden.

Eigentlich kann ich aufeiniges stolz sein.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

23,1 22,8

12,2

42,0

29,7

9,9

4,2 2,6

10,2

47,0

40,2

13,0

42,0 40,8

31,229,2

26 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Selbstbild und Probleme der Jugendlichen

Abbildung 16: Probleme der Jugendlichen

Drogen

Gewalt

Schulden

Alkohol

Sexualität

Freunde finden

Familie

Gesundheit

Aussehen

Schulleistungen

gar kein Problem ein mittleres Problem ein großes Problem Angaben in Prozent

93,1 4,0 2,9

91,2 6,4 2,4

90,8 6,6 2,7

89,0 8,4 2,7

88,9 8,4 2,7

81,6 16,2 2,3

76,6 19,0 4,3

66,8 28,5 4,8

66,7 27,2 6,1

39,0 51,9 9,1

sammenhang mit der Einschätzung der ökonomischen Situation der Familie. Jugendliche, die ihre Familie eher als arm einstufen, geben auch häufiger an, Probleme z. B. mit dem Aussehen, der Familie, mit Freunden, mit der Gesundheit oder mit den Schulleistungen zu ha-ben. Je höher sie ihre Familie auf der Reichtumsskala einschätzen, desto seltener haben sie in diesen Bereichen große oder auch nur mittlere Probleme.

Enge Zusammenhänge bestehen zwischen dem Selbstbild der Ju-gendlichen und ihrer Problembelastung. So fühlen sich Jugend-liche mit Schulproblemen deutlich häufiger überfordert als andere. Jugendliche, die »im Großen und Ganzen mit sich zufrieden« sind, äußern auch seltener Probleme mit dem Aussehen. Jugendliche, die angeben, dass sie mit ihren Problemen zu den Eltern kommen kön-nen, haben seltener Probleme in der Familie.

Zusammenfassung: Selbstbild und Probleme der Jugendlichen

• Insgesamt konnte die Mehrheit der Jugendlichen ein positives Selbstbild entwickeln.

• Mädchen haben seltener ein positives Selbstbild entwickelt als Jungen.

• Unterstützendes Elternverhalten stärkt die Jugendlichen bei der Entwicklung eines positiven Selbstbildes.

• Die große Mehrheit der Jugendlichen sieht keine großen Prob-lembereiche in ihrem Leben

• Schulleistungen stellen noch den größten Problembereich dar.

• Jugendliche mit Problemen wegen der Schulleistungen füh-len sich häufiger überfordert.

• Jugendliche aus ärmeren Familien haben mehr Probleme.

27Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Beziehungen

4Wie die im vorangegangenen Kapitel dargestellten Ergebnisse be-reits gezeigt haben, ist das Verhältnis zu den Eltern von großer Be-deutung für die Jugendlichen. Jugendliche, die ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben, können auch eher ein positives Selbstbild ent-wickeln. Neben der Beziehung zu den Eltern spielt für Jugendliche jedoch auch die Beziehung zu den Gleichaltrigen eine wichtige Rolle, ist doch die Ablösung vom Elternhaus eine der wichtigsten Entwick-lungsaufgaben in dieser Lebensphase.

4.1 Wie ist das Verhältnis zu den Eltern?

Im Hinblick auf das Verhältnis zu den Eltern wurden den Jugendli-chen verschiedene Aussagen vorgelegt. Die Aussagen bezogen sich zum einen darauf, was die Eltern zum Freundeskreis und zu ihren Freizeitaktivitäten sagen. Zum anderen wurde nach den Beziehungen innerhalb der Familie gefragt.

Mit Hilfe einer Faktorenanalyse konnten diese Aussagen zu zwei Faktoren zusammengefasst werden. Der erste Faktor beschreibt eine eher partnerschaftliche Elternbeziehung. Jugendliche, die ein solches Verhältnis zu ihren Eltern haben, geben eher an, dass sie mit Problemen zu ihren Eltern kommen können, dass in ihrer Familie viel miteinander gesprochen wird und dass man sich nach einem Streit auch schnell wieder versöhnt. Partnerschaftliche Eltern möchten

eher wissen, wo sich die Jugendlichen in ihrer Freizeit aufhalten. In der folgenden Abbildung 17 sind die Ergebnisse zu diesen Aussagen zusammengestellt.

Die Verteilung zeigt, dass die Mehrzahl der Jugendlichen ein sol-ches partnerschaftliches Verhältnis zu ihren Eltern unterhält. Von den sieben Aussagen, die diese Art der Beziehung charakterisieren, stimmen die Jugendlichen im Durchschnitt 5,1 Aussagen eher oder ganz zu. Wie vielen Aussagen zugestimmt wird, ist in erster Linie ab-hängig von der Familienkonstellation, in der die Jugendlichen leben. Leben sie zusammen mit beiden Eltern- oder Stiefelternteilen, wer-den durchschnittlich 5,6 der Aussagen bejaht. Jugendliche, die mit nur mit einem Elternteil zusammenleben, stimmen durchschnittlich nur 4,8 der Aussagen zu.

In beiden Gruppen spielt auch die Einschätzung der ökonomischen Situation der Familie eine Rolle. Je höher die Jugendlichen ihre Fa-milie auf der Reichtumsskala einordnen, desto mehr Aussagen wird zugestimmt. Jugendliche aus ärmeren Familien unterhalten damit seltener ein partnerschaftliches Verhältnis zu ihren Eltern als Ju-gendliche, die ihre Familie eher als reich wahrnehmen.

Der zweite Faktor, der sich in der Faktorenanalyse ergeben hat, kann eher als kontrollierende Elternbeziehung beschrieben werden. Die Eltern raten den Jugendlichen von bestimmten Freunden ab, fragen danach, mit welchen Jugendlichen sie sich treffen und haben eher

Beziehungen

28 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Beziehungen

etwas an ihren Kindern auszusetzen. Wie Abbildung 18 zeigt, geben zwar mehr als drei Viertel der Jugendlichen an, dass sie von ihren Eltern danach gefragt werden, mit wem sie sich treffen. Dass Eltern von bestimmten Freunden abraten oder viel an ihnen auszusetzen haben, ist jedoch selten der Fall. Die Mehrheit der Jugendlichen lehnt diese Aussagen eher ab.

Von den drei Aussagen stimmen die Jugendlichen im Durchschnitt 1,2 zu. Dies ist vor allem eine Frage des Alters. Bis 18-Jährige berich-

ten eher von kontrollierendem Verhalten ihrer Eltern als Ältere und in dieser Altersgruppe sind es vor allem Mädchen mit Zuwanderungs-geschichte. Der Mittelwert liegt in dieser Gruppe bei 1,5. In der Grup-pe der männlichen Jugendlichen spielt die Zuwanderungsgeschichte dagegen keine Rolle. Hier bestehen noch einmal signifikante Unter-schiede je nach Familienkonstellation. Männliche Jugendliche unter 18 Jahren geben häufiger kontrollierendes Verhalten ihrer Eltern an, wenn sie mit beiden Elternteilen zusammenleben. Söhne von Allein-erziehenden erleben solches Verhalten seltener.

Abbildung 17: Aspekte einer partnerschaftlichen Elternbeziehung

Sie wollen wissen,wo ich in meinerFreizeit bin.

In unserer Familieunternehmen wirviel gemeinsam.

Nach einem Streitversöhnen wir unsschnell wieder.

Meine Elternloben mich ost.

Sie interessieren sich dafür, was ich in meiner Freizeit mache.

Ich kann mit allenProblemen zu meinenEltern kommen.

In unserer Familiesprechen wir vielmiteinander.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

5,2

13,4

38,8

42,6

11,1

41,0

35,2

12,7

4,7

11,3

42,3 41,7

8,9

21,8

46,5

22,8

5,6

12,2

38,8

43,3

9,2

13,8

28,2

48,8

3,7

13,4

41,8 41,1

Abbildung 18: Aspekte einer kontrollierenden Elternbeziehung zu ihren Kindern

Meine Eltern haben vielan mir auszusetzen.

Sie raten mir von bestimmtenFreunden ab.

Sie fragen danach, mit welchenJugendlichen ich mich treffe.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

32,8

17,7

8,9

40,6

23,7

48,9

33,135,0

13,9 13,5 13,7

18,1

29Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Beziehungen

4.2 Wie gestalten die Jugendlichen ihre Freundschaftsbeziehungen?

Die Bedeutung von Freundschaftsbeziehungen ist sehr groß. 92,9 Pro-zent der Jugendlichen geben an, dass sie einen festen Freundeskreis haben. Unter Jugendlichen, die im Ausland geboren sind, sind mit 83,8 Prozent signifikant weniger Befragte mit festem Freundeskreis zu finden. Dennoch ist es auch in dieser Gruppe die große Mehrheit.

Treffen mit Freunden sind eine wichtige Freizeitaktivität. 86,1 Prozent der befragten Jugendlichen treffen ihre Freunde und Freundinnen mindestens einmal in der Woche, mehr als ein Viertel sogar täglich. Wie obige Abbildung 19 deutlich macht, gibt es hierbei Unterschie-de je nach Schulform, die die Jugendlichen besuchen. Hauptschü-lerinnen und Hauptschüler treffen ihre Freunde demnach deutlich häufiger als Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen. Am seltensten kommen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit ihren Freunden zusammen. In allen Schulformen sinkt die Häufigkeit der Treffen, wenn Jugendliche ihre Familie eher als arm einordnen.

Zu ihrem Freundeskreis sollten die Jugendlichen angeben, welche Aktivitäten sie gemeinsam unternehmen. Bei einer Faktorenana-lyse konnten die elf vorgegebenen Aktivitäten zu drei Gruppen zusammengefasst werden. Damit können bestimmte Muster von Freundschaften charakterisiert werden. Die folgende Abbildung 20 zeigt die Aktivitäten, die zu einem ersten Faktor zusammengefasst wurden.

Die gemeinsamen Aktivitäten, die auf diesem Faktor zusammen-gefasst wurden, beschreiben ein eher unangepasstes Verhalten. Sie treffen sich regelmäßig auf der Straße und »tun schon mal etwas Verbotenes und übertreten Gesetze, um Spaß zu haben«. Wie die Verteilung der Zustimmung zu diesen Aussagen in der Abbildung allerdings zeigt, ist der Anteil der Jugendlichen, die solche unange-passten Freundschaftsbeziehungen unterhalten, eher gering. Fast drei Viertel der Jugendlichen lehnen die Aussagen »Wenn wir zu-sammen auftreten, haben viele Leute Angst vor uns« und die Aus-sage »Es gibt andere Gruppen, die sind mit uns richtig verfeindet« komplett ab. Auch bei den übrigen Aktivitäten ist der Anteil derje-nigen, die »stimmt eher« oder »stimmt genau« angegeben haben, gering.

Untersucht man, welche Gruppen von Jugendlichen solche Aktivi-täten mit ihren Freunden unternehmen, zeigt sich, dass es vor al-lem männliche Jugendliche sind. Die Einordnung der Familie auf der Reichtumsskala spielt bei jungen Männern ebenfalls eine Rolle: Je höher sie ihre Familie auf dieser Skala einordnen, desto eher pfle-gen sie solche unangepassten Freundschaftsbeziehungen. Unter den weiblichen Jugendlichen finden sich unangepasste Freundschafts-beziehungen eher unter Schülerinnen der Gesamtschule, der Real-schule und der Hauptschule. Unter Gymnasiastinnen sind solche Aktivitäten kaum zu finden.

Zu einem zweiten Faktor wurden drei Aktivitäten mit Freunden zu-sammengefasst. Die Verteilung hierzu findet sich in der folgenden Abbildung 21. Mit diesem Faktor werden eher klassische Freund-schaften charakterisiert. Die Jugendlichen treffen sich zu Hause, ge-

Abbildung 19: Häufigkeit der Treffen mit Freunden und Freundinnen nach Schulform

seltener oder nie 2- bis 3-mal im Monat 1- bis 2-mal pro Woche 3- bis 4-mal pro Woche (fast) täglich

Angaben in Prozent

Gesamt 3,9 9,9 29,7 28,0 28,4

Hauptschule 6,2 9,2 12,3 16,9 55,4

Realschule 4,7 7,8 24,5 30,7 32,3

Berufsbildende Schule 2,2 7,7 29,9 29,1 31,1

Gesamtschule 4,2 9,7 31,2 29,7 25,2

Gymnasium 4,8 17,4 35,8 25,4 16,5

30 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Beziehungen

hen gemeinsam aus und geben an, dass sie mit ihren Freundinnen und Freunden jederzeit über ihre Probleme sprechen können. Die entsprechenden Aussagen finden deutlich höhere Zustimmung als die oben beschriebenen Aussagen zu den unangepassten Freund-schaftsbeziehungen.

Zwei Drittel der Jugendlichen stimmen der Aussage »Wenn ich Pro-bleme habe, kann ich jederzeit mit meinen Freundinnen/Freunden sprechen« zu. Auch die anderen beiden Aussagen werden nur von wenigen Jugendlichen abgelehnt.

Ob solche Freundschaften unterhalten werden, ist in erster Linie eine Frage des Alters. Je älter die Jugendlichen, desto eher sind ihre Freundschaften so zu charakterisieren. Bei den unter 14-Jährigen, bei denen diese Art der Freundschaft insgesamt eher selten ist, er-geben sich noch einmal Unterschiede je nach Geschlecht. Mädchen unterhalten in dieser Altersgruppe eher solche Freundschaften als Jungen. Dies gilt auch für die Gruppe der 16- und 17-Jährigen.

Der dritte Faktor fasst nur noch zwei Aussagen zu Freundschafts-aktivitäten zusammen. Jugendliche, die solche Freundschaften

Abbildung 20: Aspekte unangepasster Freundschaftsbeziehungen

Was die in meinemFreundeskreis sagen,ist mir egal. Ich tuesowieso, was ich will.

Sex ist wichtigesThema in unsererGruppe.

Wir treffen uns regelmäßig auf derStraße.

Es gibt andereGruppen, die sind mit uns richtigverfeindet.

Um Spaß zu haben und unsere Interessen durchzusetzen, tun wir auch schon mal Verbotenes und übertreten Gesetze.

Wenn wir zusammenaustreten, haben vieleLeute Angst vor uns.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

33,737,4

19,2

9,7

41,0

26,7

16,6 15,8

35,0

28,9

22,7

13,4

73,5

14,3

6,4 5,8

72,8

16,5

6,1 4,6

42,2

26,9

17,113,9

Abbildung 21: Aspekte klassischer Freundschaftsbeziehungen

Wir treffen uns bei einemvon uns zu Hause.

Wenn ich Probleme habe, kann ich jederzeitmit meinen Freunden/Freundinnen sprechen.

Wir gehen gemeinsam in Kneipen,Diskotheken, auf Konzerte

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

8,4

40,9

30,4

20,3

5,83,1

24,028,2

24,5

66,6

27,1

20,8

31Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Beziehungen

unterhalten, lernen zusammen und unternehmen gemeinsam kul-turelle Aktivitäten. Wie die Verteilung in Abbildung 22 zeigt, ist auch dies eine relativ kleine Gruppe. 83,8 Prozent der befragten Jugend-lichen unternehmen keine gemeinsamen kulturellen Aktivitäten, fast die Hälfte lernt nicht zusammen für die Schule.

Diese Art der Freundschaft findet sich eher unter Schülerinnen der Gesamtschule, des Gymnasiums oder der Hauptschule. Am seltens-ten unterhalten männliche Jugendliche, die die Berufsschule besu-chen, solche Freundschaften.

4.3 Wie gestalten sich die Beziehungen der Jugendlichen in der Schule?

Jugendliche verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in der Schule. Ihre Beziehungen zu den Mitschülerinnen und den Mitschülern sowie zu den Lehrkräften sind aus diesem Grund ebenfalls von großer Bedeu-tung. Daher wurden den Jugendlichen auch hierzu einige Aussagen vorgelegt.

Abbildung 22: Aspekte angepasster Freundschaftsbeziehungen

Wir machen zusammen Musik, Theater oder eine Zeitung.

Wir lernen zusammen fürdie Schule.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

83,8

3,6 3,49,1

17,6

4,8

46,9

30,6

Abbildung 23: Außenseiter in der Schule

Manchmal sind meine Klassenkameraden/-kameradinnen richtig gemein zu mir.

In der Klasse bin ich wohl einAußenseiter/eine Außenseiterin.

In den Pausen werde ich ostnicht beachtet.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

68,5

22,6

5,8 3,1

71,2

19,7

7,2 2,0

77,9

16,6

4,2 1,3

32 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Beziehungen

Die insgesamt fünf Aussagen wurden im Rahmen einer Faktoren-analyse zu zwei Faktoren zusammengefasst. Der erste Faktor fasst Aussagen zusammen, die eine bzw. einen Jugendlichen eher als Außenseiter/in charakterisieren. Wer diesen Aussagen zustimmt, wird von den Mitschülerinnen und Mitschülern oft nicht beachtet, fühlt sich als Außenseiter/in und ist Mobbing ausgesetzt. Wie die Verteilung der Antworten in Abbildung 23 zeigt, lehnt die Mehrheit der befragten Jugendlichen diese Aussagen jedoch ab. Entsprechend ist der Anteil der Jugendlichen, die sich in der Schule als Außensei-ter/in betrachten, auch gering. Der Anteil der Jugendlichen, die sich in der Schule als Außenseiter/in fühlen, steigt, je ärmer die Jugend-lichen ihre Familie einschätzen.

Die beiden weiteren Aussagen zu den Beziehungen in der Schule, die den zweiten Faktor bilden, beschreiben eher die beliebten Jugend-lichen. Solche Jugendliche geben häufiger an, dass sie bei ihren Mit-schülerinnen und Mitschülern wie auch bei den Lehrkräften beliebt sind. Wie die in Abbildung 24 dargestellte Verteilung zeigt, stimmt ein Großteil der befragten Jugendlichen diesen beiden Aussagen zu.

Lediglich ein Drittel der Jugendlichen stimmt der Aussage »Bei den meisten Lehrerinnen und Lehrer bin ich beliebt« nicht oder kaum zu. Im Hinblick auf die Beliebtheit bei den Mitschülerinnen und Mitschü-lern sind es etwa ein Fünftel, die der Aussage nicht zustimmt.

Ob sich Jugendliche in der Schule als Außenseiter/in fühlen oder ob sie in die Schulgemeinschaft gut integriert sind, ist erneut abhängig von der Einstufung der Familie auf der Reichtumsskala. Jugendliche, die den Reichtum der Familie unter dem Mittelwert von 6 einordnen,

sehen sich häufiger als Außenseiter/in in der Schule als Jugendliche, die die Position ihrer Familie auf dieser Skala um den Mittelwert oder höher verorten. Umgekehrt steigt der Anteil der Integrierten, je rei-cher die Jugendlichen ihre Familie einschätzen.

Zusammenfassung: Beziehungen

• Die Mehrzahl der Jugendlichen hat ein partnerschaftliches Ver-hältnis zu ihren Eltern.

• Jugendliche, die nicht mit beiden (Stief-)Elternteilen zusam-menleben sowie Jugendliche aus ärmeren Familien unter-halten seltener ein solches partnerschaftliches Verhältnis

• Kontrollierendes Elternverhalten erleben insbesondere Mädchen mit Zuwanderungsgeschichte.

• Die große Mehrheit der Jugendlichen hat einen festen Freundes-kreis.

• Ein Großteil der Jugendlichen unterhält klassische Freund-schaftsbeziehungen mit gemeinsamen Treffen und gegen-seitigem Vertrauen. Unter älteren und weiblichen Jugend-lichen sind solche Freundschaften weit verbreitet.

• Unangepasste Freundschaftsbeziehungen, bei denen die Jugendlichen sich auf der Straße treffen und zusammen auch Verbotenes tun, sind deutlich seltener. Solche Freund-schaftsbeziehungen werden vor allem von männlichen Ju-gendlichen unterhalten.

• Auch in der Schule ist die überwiegende Zahl der Jugendlichen beliebt.

• Als Außenseiter fühlen sich eher Jugendliche, die ihre Fami-lie als arm einstufen.

Abbildung 24: Beliebtheit in der Schule

Bei meinen Mitschülern/Mitschülerinnenbin ich sehr beliebt.

Bei den meisten Lehrern/Lehrerinnenbin ich beliebt.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

3,8

68,1

11,1

17,0

9,4

54,3

9,5

26,8

33Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

5Zentrale Zielsetzung der Befragung war es, etwas über das Freizeit-verhalten der Jugendlichen in Wolfsburg zu erfahren. Entsprechend wurden zu diesem Themenbereich auch besonders viele Fragen an die Jugendlichen gerichtet. So wurde nicht nur gefragt, mit welchen Aktivitäten sie ihre Freizeit verbringen, sondern auch an welchen Or-ten.

Des Weiteren sollten die Jugendlichen das Freizeitangebot in Wolfs-burg bewerten und angeben, inwieweit bestimmte Angebote ausrei-chend vorhanden sind. Damit kann ein sehr differenziertes Bild von den Freizeitaktivitäten der Jugendlichen gezeichnet werden.

5.1 Wann müssen die Jugendlichen zu Hause sein?

Die Jugendlichen sollten angeben, wann sie an Schultagen und am Wochenende oder in den Ferien zu Hause sein müssen. Abbildung 25 zeigt die Ergebnisse hierzu.

Die Uhrzeit, zu der die Jugendlichen zu Hause sein müssen, ist stark altersabhängig. Innerhalb der Altersgruppen bestehen zudem Unter-schiede zwischen weiblichen und männlichen Jugendlichen. Ältere Jugendliche dürfen länger ausbleiben als jüngere und männliche jeweils länger als weibliche.

5.2 Wo verbringen die Jugendlichen ihre Freizeit?

Zunächst wurden die Jugendlichen danach gefragt, wo sie ihre Frei-zeit verbringen. Abbildung 26 zeigt die Ergebnisse für die Jugend-lichen, die in Wolfsburg leben.8

Mehr als die Hälfte der Wolfsburger Jugendlichen gibt an, die Freizeit häufig zu Hause zu verbringen. 44,3 verbringen die Freizeit häufig im eigenen Stadtteil. Der Anteil derjenigen, die häufig ihre Freizeit in anderen Stadtteilen verbringt, liegt nur noch bei einem Viertel. Nicht einmal jede/r zehnte Jugendliche aus Wolfsburg hält sich in der Frei-zeit häufig außerhalb Wolfsburgs auf.

Ob Jugendliche häufig ihre Freizeit an einem der vier Orte verbrin-gen, ist je nach Ort von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Im Hin-blick auf den Freizeitort zu Hause ergeben sich Unterschiede nach dem Geburtsort der Eltern (Abbildung 27). Sind beide Elternteile in Deutschland geboren, ist der Anteil der Jugendlichen, die häufig ihre Freizeit zu Hause verbringen, am höchsten. 58,6 Prozent dieser Gruppe geben an, in ihrer Freizeit häufig zu Hause zu sein. Sind beide Elternteile im Ausland geboren, liegt dieser Anteil bei 47,3 Prozent. In

8 Da auch gefragt wurde, ob die Jugendlichen ihre Freizeit außerhalb Wolfsburgs verbringen, wäre die Vergleichbarkeit nicht mehr gewährleistet.

Freizeitverhalten

34 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Abbildung 25: Wann müssen die Jugendlichen abends zu Hause sein?

Ich kann kommen, wann ich will51,8 Prozent

30,3 Prozent

später als 23 Uhr11,0 Prozent

2,2 Prozent

bis 23 Uhr9,7 Prozent

6,0 Prozent

bis 22 Uhr12,5 Prozent

14,4 Prozent

bis 21 Uhr7,7 Prozent

15,0 Prozent

bis 20 Uhr5,5 Prozent

16,9 Prozent

bis 19 Uhr1,5 Prozent

9,8 Prozent

bis 18 Uhr0,4 Prozent

5,3 Prozent

am Wochenende an Schultagen

Abbildung 26: Freizeitangebote (nur Wolfsburger/innen)

zu Hause im eigenen Stadtteil in anderen Stadtteilen außerhalb Wolfsburgs

selten manchmal häufig Angaben in Prozent

37,6

52,9

9,6

18,4

54,1

9,1

36,7

23,6

51,2

25,2

37,3

44,3

35Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

der Gruppe der Jugendlichen mit einem im Ausland geborenen El-ternteil sind es nur noch 38,1 Prozent. Alter und Geschlecht spielen keine Rolle.

Innerhalb dieser Gruppen spielt auch die Schulform eine Rolle. Ge-samtschülerinnen und -schüler und Gymnasiast/innen, deren Eltern in Deutschland oder im Ausland geboren sind, verbringen ihre Frei-zeit häufiger zu Hause als Jugendliche in anderen Schulformen. In der Gruppe der Jugendlichen mit nur einem im Ausland geborenen Elternteil ergeben sich solche Unterschiede nicht.

Ob Wolfsburger Jugendliche häufig ihre Freizeit im eigenen Stadt-teil verbringen, ist je nach Stadtteil unterschiedlich. Durchschnitt-lich 47,7 Prozent der Jugendlichen, die in Wolfsburg Mitte, Nord oder Südwest leben, verbringen ihre Freizeit häufig im eigenen Stadtteil, aber nur 33,1 Prozent der Jugendlichen, die im Südosten Wolfsburgs leben.9 Bei Jugendlichen, die in Mitte, Nord oder Südwest leben er-geben sich zusätzlich Unterschiede je nach Familienkonstellation. Demnach verbringen Jugendliche, die mit beiden Eltern zusammen-leben, ihre Freizeit häufiger zu Hause als Jugendliche in anderen Fa-milienkonstellationen.

Im Hinblick auf die Freizeit in anderen Stadtteilen ergeben sich Unter-schiede je nach Alter. Während knapp ein Fünftel der Jugendlichen bis 15 Jahre ihre Freizeit häufig in anderen Stadtteilen verbringt, sind es unter den Älteren 30,2 Prozent. In der jüngeren Altersgruppe spielt

9 Welche Ortsratsbereiche zu diesen Sozialräumen zählen, ist aus Tabelle 2, S. 7, ersichtlich.

es zudem eine Rolle, welche Sprache zu Hause gesprochen wird. Jugendliche, die zu Hause nicht deutsch sprechen, verbringen ihre Freizeit seltener in anderen Stadtteilen als Jugendliche, bei denen zu Hause deutsch gesprochen wird.

Ob Wolfsburger Jugendliche ihre Freizeit außerhalb der Stadt ver-bringen, ist ebenfalls eine Altersfrage. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil derjenigen, bei denen dies häufig der Fall ist. Sind es unter den unter 14-Jährigen noch 4,7 Prozent, die dies häufig tun, steigt der Anteil bei den ab 21-Jährigen auf mehr als ein Fünftel.

5.3 Mit welchen Aktivitäten verbringen die Jugendlichen ihre Freizeit?

In einer weiteren Frage zur ihrem Freizeitverhalten sollten die Ju-gendlichen zu 19 Freizeitaktivitäten angeben, wie häufig sie diese unternehmen. Ordnet man diese Aktivitäten danach, wie häufig sie von den Jugendlichen unternommen werden, steht an erster Stelle das Hören von Musik und Radio sowie die Nutzung vom Smartphone und Computer (Abbildung 28). Fast 90 Prozent der Jugendlichen unternehmen diese beiden Aktivitäten täglich.

Immer noch mehr als die Hälfte der Jugendlichen gibt an, täglich fernzusehen oder Filme anzuschauen. »Abhängen« ist ebenfalls für mehr als die Hälfte der Jugendlichen eine tägliche Freizeitbeschäfti-gung. Weitere 37 Prozent tun dies mindestens einmal in der Woche.

Abbildung 27: Freizeit zu Hause nach Geburtsort der Eltern (nur Wolfsburger/innen)

Gesamt beide Eltern in Deutschland geboren

beide Elternteile imAusland geboren

ein Elternteil imAusland geboren

selten manchmal häufig Angaben in Prozent

37,5

52,9

9,57,4

16,9

38,1

45,0

10,8

41,9

47,3

34,0

58,6

36 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen gibt an, sich täglich mit Hausaufgaben zu beschäftigen. Mehr als ein Drittel hilft täglich zu Hause. Tägliche Treffen mit Freundinnen und Freunden nennt noch etwas mehr als ein Viertel der befragten Jugendlichen.

Unternehmungen mit der Familie sind für mehr als ein Drittel eine Frei-zeitaktivität, die sie mindestens einmal pro Woche unternehmen. An den Angeboten von Jugendgruppen von Vereinen, Verbänden, kirch-lichen oder religiösen Einrichtungen nimmt immerhin etwas mehr als ein Viertel der Jugendlichen mindestens einmal die Woche teil.

Mit der Tageszeitung beschäftigt sich ein knappes Fünftel täglich, ein weiteres knappes Viertel mindestens einmal die Woche. Ähnliches gilt für das Lesen.

Zu den wenig Freizeitaktivitäten, die deutlich seltener unternommen werden gehört der Besuch im Jugendtreff oder Freizeitheim und der Kinobesuch. Mehr als 90 Prozent der Jugendlichen gehen diesen Ak-tivitäten seltener als einmal die Woche nach. 5,5 Prozent besuchen mindestens einmal wöchentlich einen Jugendtreff oder ein Freizeit-heim.

Unterzieht man die Variablen einer Faktorenanalyse, um zu sehen, welche Freizeitaktivitäten häufig gemeinsam von Jugendlichen unternommen werden, können sieben unterschiedliche Muster iden-tifiziert werden.

1. Häusliche Aktivitäten: Hierzu gehört die Mithilfe im Haushalt, Unternehmungen mit der Familie und lesen. Diese Aktivitäten werden vor allem von Mädchen unternommen. Zudem spielt die Zuwanderungsgeschichte eine Rolle. Exemplarisch für die häus-lichen Aktivitäten zeigt Abbildung 29 die Ergebnisse für die Mit-hilfe im Haushalt.Insgesamt haben 47,9 Prozent der Jugendlichen angegeben, dass sie täglich im Haushalt helfen. Von den weiblichen Befrag-ten sind es 54,8 Prozent (2.1), von den männlichen 42,5 Prozent (2.2). In der Gruppe der Mädchen bestehen zudem Unterschie-de, je nachdem, ob eine Zuwanderungsgeschichte vorliegt oder nicht. 60,9 Prozent der Mädchen mit Zuwanderungsgeschich-te helfen täglich im Haushalt (3.1.1), aber nur 50,9 Prozent der Mädchen ohne diesen Hintergrund (3.1.2). In der Gruppe der Jungen bestehen solche Unterschiede nicht. Ähnliches gilt auch für die weiteren häuslichen Aktivitäten, die zu diesem Faktor gehören.

Abbildung 28: Häufigkeit von Freizeitangeboten

Kino

Jugendtreff, Freizeitheim

Nachilfe

Jugendgruppen von Vereinen, Ver-bänden, kirchl. oder rel. Gruppen

Weiterbildung (z. B. Musikunterricht,Juleica, Computerkurs)

Shoppen

Unternehmungen mit der Familie

Musik machen, im Chor singen

Langeweile

Lesen

Tageszeitung lesen

anderen Hobbys nachgehen

Freund, Feundin, Clique treffen

zu Hause helfen

Hausaufgaben

Abhängen

Fernsehen, Filme

Computer, Smartphone

Musik, Radio hören

täglichAngaben in Prozent mindestens einmal die Woche seltener oder nie

94,0

81,2

69,3

55,5

81,5

57,3

58,8

21,9

13,9

15,7

24,7

10,9

3,9

3,9

3,9

5,9

8,3

16,0

17,3

25,0

28,4

38,3

45,9

52,3

85,0

85,1

95,6

55,713,6

8,054,6

4,2

5,5

87,212,0

69,23,3 27,5

14,9

26,8

38,6

10,2

30,6

26,7

24,0

53,1

57,7

45,9

29,5

36,8

37,4

12,0

11,0

3,1

0,8

0,5

37Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

2. Shoppen. Kinobesuche, Freund/innen treffen: Jugendliche, die sich in ihrer Freizeit häufig mit Freund/innen treffen, gehen auch den beiden anderen genannten Aktivitäten häufiger nach. Wie bereits in Abschnitt 4.2 (S. 29) dargestellt, unterscheiden sich die Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen im Hinblick auf diese Aktivitäten. Abbildung 19 (S. 29) zeigt, dass Jugendliche, die die Hauptschule besuchen, sich beson-ders häufig mit Freund/innen treffen, während dies unter Gym-nasiast/innen vergleichsweise selten geschieht. Ähnliches gilt auch für die Aktivitäten Shoppen oder Kinobesuche.

3. Kulturell Aktive: Hierzu gehören Jugendliche, die besonders häufig selbst Musik machen oder sich beispielsweise im Rahmen der Musikschule oder bei Juleica-Schulungen fortbilden. Wie vo-rangegangene Abbildung 28 deutlich gemacht hat, ist der Anteil der Jugendlichen, die solche Aktivitäten häufig unternehmen, re-lativ gering. Kulturell aktive Jugendliche findet man vor allem an Gymnasien und dort vor allem unter Jugendlichen, deren Vater studiert hat. Auch an der Gesamtschule ist der Anteil leicht überdurchschnitt-lich. Besonders selten sind kulturell Aktive dagegen in den ande-ren Schulformen zu finden.

4. Computer und Smartphone: Musik hören und die Nutzung von Computer- und Smartphone sind Aktivitäten, die von der großen Mehrheit der befragten Jugendlichen täglich unternommen wer-den (Abbildung 28). Unterschiede ergeben sich hier nur im Hin-blick auf die verschiedenen Altersgruppen. Wie Abbildung 30 zeigt, ist der Anteil derjenigen, die täglich Computer und/oder Smartphones nutzen, bei den unter 14-Jährigen mit 77,8 Pro-zent am geringsten. In den folgenden Altersgruppen steigt dieser Anteil auf um die 90 Prozent. Erst ab 21 Jahren sinkt der Anteil wieder auf etwas unter 80 Prozent. Ähnliches gilt auch für das Musik hören.

5. Abhängen: In einem fünften Faktor wurden fünf Aktivitäten zusammengefasst. Dazu gehören Abhängen, Langeweile und Fernsehen. Jugendliche, die diese Freizeitbeschäftigungen be-sonders häufig angegeben haben, geben gleichzeitig besonders selten an, die Tageszeitung zu lesen oder andern Hobbys nach-zugehen. Untersucht man, welche Gruppen von Jugendlichen es sind, die dieses Aktivitätsmuster in ihrer Freizeit zeigen, stellt man zu-nächst fest, dass sie eher die Gesamtschule, die Realschule oder die Hauptschule besuchen. Unter Gymnasiast/innen und Schü-

Abbildung 29: Mithilfe im Haushalt nach Geschlecht und Zuwanderungsgeschichte

seltener oder nie

mind. einmaldie Woche

täglich

Angaben in Prozent((1. Gesamt1.1 Mädchen, 1.2 Jungen,1.1.1 Zuwanderungsgeschichte1.1.2 keine Zuwanderungsgeschichteusw. = das hätte auch eine Logik))

45,9

6,1

47,9

seltener oder nie

mind. einmaldie Woche

mind. einmaldie Woche

mind. einmaldie Woche

täglich

täglich

täglich

40,6

4,6

54,8

34,4

4,7

60,9

4,6

50,944,5

seltener oder nie

1. Gesamt

2.1 Mädchen

3.1.1 Zuwanderungs-geschichte: ja

3.1.2 Zuwanderungs-geschichte: nein

seltener oder nie

mind. einmaldie Woche

täglich

50,4

7,0

42,5

2.2 Jungen

38 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

lerinnen und Schülern der berufsbildenden Schulen findet sich dieser Typus selten.Innerhalb der Gesamt-, Real- oder Hauptschule sind es wiede-rum eher Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte, und zwar insbesondere Mädchen. In dieser Gruppe ist das Muster am stärksten verbreitet. In Gymnasien und berufsbildenden Schulen findet sich dieses Muster ebenfalls eher bei Mädchen. Die Zuwanderungsge-schichte spielt hier jedoch keine Rolle. Vielmehr sind es eher Mädchen, die in Mehrfamilienhäusern leben. Dies kann als In-dikator für die ökonomische Situation der Familie gewertet wer-den. Unter Jungen an Gymnasien und berufsbildenden Schulen ist dieses Muster seltener verbreitet. Auch hier spielt jedoch die ökonomische Situation der Familie eine Rolle. Jugendliche, die ihre Familie auf der Reichtumsskala besonders hoch einordnen, gehören am seltensten zur Gruppe derjenigen, die das beschrie-bene Aktivitätsmuster zeigen.

6. Schulisch Orientierte: Ein sechster Faktor fasst die Aktivitä-ten Hausaufgaben und Nachhilfe zusammen. Wie Abbildung 28 (S. 36) gehört das Erledigen von Hausaufgaben für mehr als die Hälfte der Jugendlichen zu den täglichen Aktivitäten, wäh-rend 84 Prozent angegeben haben, selten oder nie Nachhilfe zu erhalten. Schulisch orientierte Aktivitäten sind dabei unabhängig von der Schulform, die die Jugendlichen besuchen. Vielmehr spielt an erster Stelle das Alter eine Rolle. Schulisch Orientierte findet man eher unter den bis 17-Jährigen als unter den Älteren und man fin-det sie eher unter weiblichen Jugendlichen als unter männlichen.

7. Wahrnehmung von Angeboten der Jugendarbeit: Zu einem letz-ten Faktor wurde der Besuch von Jugendtreffs bzw. Freizeithei-men und der Besuch von Jugendgruppen von Vereinen, Verbänden oder kirchlichen und religiösen Gruppen zusammengefasst. Wie Abbildung 28 (S. 36) gezeigt hat, gehören auch diese beiden Ak-tivitäten zu denjenigen, die nur von einer Minderheit der Jugend-lichen häufig unternommen werden. 86,3 Prozent der befragten Jugendlichen haben angegeben, dass sie Jugendtreffs selten oder nie aufsuchen und 63,7 Prozent besuchen Jugendgruppen selten oder nie. Immerhin etwas mehr als ein Viertel gibt den Besuch von Jugendgruppen mindestens einmal in der Woche an.Jungen und Mädchen unterschieden sich im Hinblick auf die Wahrnehmung solcher Angebote der Jugendarbeit deutlich von-einander. 22,9 Prozent der Mädchen, aber 32 Prozent der Jungen geben an, mindestens einmal die Woche eine Jugendgruppe zu besuchen. Auch der Besuch von Jugendtreffs ist bei Jungen häufiger. Innerhalb der beiden Gruppen bestehen zudem Alters-unterschiede. Bei Mädchen wie Jungen nimmt die Häufigkeit des Besuchs von Jugendgruppen mit zunehmendem Alter ab. Unter den unter 14-Jährigen besuchen noch 34,4 Prozent der Mädchen und 47,7 Prozent der Jungen mindestens einmal die Woche eine Jugendgruppe. Unter den ab 18-Jährigen ist es nicht einmal ein Fünftel.Jugendtreffs werden dagegen vor allem von 16- bis 18-Jährigen männlichen Jugendlichen aufgesucht. 12,8 Prozent dieser Al-tersgruppe gehen täglich in einen Jugendtreff oder ein Freizeit-heim, weitere 11,3 Prozent mindestens einmal die Woche. Unter weiblichen Jugendlichen ist dieser Anteil zwar insgesamt niedri-ger, aber ebenfalls in dieser Altersgruppe am höchsten.

Abbildung 30: Häufigkeit von Smartphone- und Computernutzung nach Altersgruppen

Gesamt unter 14-Jährige 14- bis unter 16-J. 16- bis unter 18-J. 18- bis unter 21-J. 21 Jahre und älter

täglich mindestens einmal in der Woche seltener oder nie Angaben in Prozent

1,7

11,8

86,6

1,7

20,5

77,8

1,09,6

89,4

1,08,3

90,7

1,311,0

87,7

6,5

14,5

79,0

39Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

5.4 Welche Einrichtungen und Plätze sind für die Freizeit der Jugendlichen wichtig?

Für 17 verschiedene Einrichtungen und Plätze in Wolfsburg sollten die Jugendlichen angeben, wie wichtig sie in ihrer Freizeit sind. Fasst man die Angaben »wichtig« und »eher wichtig« jeweils zusammen, ergibt sich folgende Rangfolge (Abbildung 31): Mit Abstand die be-deutendsten Freizeittreffs sind City Galerie und Innenstadt. Für mehr als 80 Prozent der befragten Jugendlichen sind diese beiden Orte wichtig oder eher wichtig. An dritter Stelle steht das Kino, das für mehr als drei Viertel der Jugendlichen von großer Bedeutung ist. Schwimmbäder und Plätze zum Abhängen sind von ähnlich großer Bedeutung für die Jugendlichen. Etwas mehr als zwei Drittel haben Diskotheken, Kneipen und Cafés als wichtige Orte bezeichnet.

Sportplätze, Fitnesscenter und Bolz- sowie Spielplätze sind immer noch für mehr als die Hälfte der befragten Jugendliche wichtige Orte. Die übrigen Orte werden von weniger als der Hälfte der Jugendlichen als wichtig bezeichnet.

Unterzieht man auch die Fragen zu den wichtigen Orten einer Fak-torenanalyse, ergeben sich vier Faktoren. Demnach kann zwischen öffentlichen Orten, Sportstätten, Orten der Jugendarbeit und kom-merziellen Orten unterschieden werden.

1. Die Bedeutung öffentlicher Orte, zu denen die City Galerie, die Innenstadt, Kinos, Schwimmbäder, Plätze zum Abhängen sowie Schulhöfe gehören, ist vor allem für Jugendliche bis 16 Jahre hoch. Mit steigendem Alter nimmt die Bedeutung dieser Orte für die Jugendlichen ab.

2. Die Bedeutung von Sportstätten (Sporthallen, -plätze und -ver-eine, Bolz- und Spielplätze sowie Vereinsheime) variiert je nach der subjektiven Sicht auf die ökonomische Situation der Familie. Sportstätten sind demnach eher für Jugendliche von Bedeutung, die ihre Familie auf der Reichtumsskala über dem Mittelwert ein-ordnen. Besonders geringe Bedeutung haben Sportstätten da-gegen für Mädchen, die ihre Familie auf dieser Skala unter dem Mittelwert einordnen.

3. Auf einem dritten Faktor werden Freizeitorte der Jugendarbeit zusammengefasst. Hierzu gehören Jugend- bzw. Freizeitheime,

Abbildung 31: Wichtige Freizeitorte in Wolfsburg

Anderes 12,4 Angaben in Prozent

Jugendtreff, Freizeitheim 15,5

Vereinsheim, Clubraum 24,0

Treffpunkt der Kirchengemeinde oder Moschee 16,8

Jugendkultureinrichtung (z. B. Probe-räume für Bands, Theater, Tanz) 25,6

Schulhöfe 44,2

Bolzplätze, Spielplätze 50,6

Fitnesscenter 54,5

Sporthallen, Sportplätze 59,0

Sportvereine 61,5

Diskotheken, Cafés, Kneipen 69,5

Plätze zum Abhängen 75,5

Schwimmbad 75,7

Kinos 77,5

City Galerie 85,4

Innenstadt 82,5

40 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Treffpunkte in Kirchengemeinden oder Moscheen sowie Jugend-kultureinrichtungen. Wie in Abbildung 31 deutlich geworden ist, werden diese Orte nur von einer Minderheit als wichtig erachtet. Jugendliche, für die Orte der Jugendarbeit wichtig sind, sind vor allem unter den 16- bis 18-Jährigen sowie unter weiblichen Ju-gendlichen unter 16 Jahren zu finden.

4. Kommerzielle Orte – dazu gehören Diskotheken, Kneipen, Cafés sowie Fitnesscenter – sind vor allem für Jugendliche ab 15 Jahren von Bedeutung.

Die Jugendlichen wurden nicht nur nach der Bedeutung der verschie-denen Freizeitorte gefragt, sondern auch danach, ob sie der Meinung sind, dass in Wolfsburg ausreichend solche Orte und Einrichtungen vorhanden sind. Auf der linken Seite der folgenden Abbildung 32 ist noch einmal der Anteil der Jugendlichen abgebildet, der die ver-schiedenen Orte als wichtig oder eher wichtig bezeichnet hat. Auf der rechten Seite sind die Antworten der Jugendlichen auf die Frage »Gibt es davon ausreichend oder zu wenig in Wolfsburg?« abgebildet. Da davon auszugehen war, dass nicht allen Jugendlichen alle Ein-richtungen und Orte bekannt sind, war es hier auch möglich, »weiß ich nicht« anzugeben. Wie man sieht, ist der Anteil derjenigen, die zur ausreichenden Anzahl keine Angaben machen können, bei den Orten und Einrichtungen besonders hoch, die auch nur von einer Minderheit als wichtig erachtet werden.

Die größte Diskrepanz zwischen Bedeutung und Bedarf besteht im Hinblick auf Diskotheken, Kneipen und Cafés. Für 69,5 Prozent der Jugendlichen sind diese Orte in ihrer Freizeit wichtig. Fast die Hälfte ist aber auch der Meinung, dass davon zu wenig in Wolfsburg vor-

handen sind. Die Auswertung der schriftlichen Anmerkungen der Jugendlichen in der Befragung bestätigt dieses Ergebnis. Viele Ju-gendliche haben angemerkt, dass Diskotheken und Kneipen fehlen.

Auch Plätze zum Abhängen sind nach Ansicht der vieler Jugendlicher in Wolfsburg nicht ausreichend vorhanden. Für drei Viertel der Ju-gendlichen sind solche Orte wichtig, 47,1 Prozent sind der Meinung, es gebe davon zu wenig.

Bolz- und Spielplätze, Schulhöfe, auf denen man sich auch nach Schulende aufhalten kann und Jugendkultureinrichtungen sind zwar nicht für so viele Jugendliche wichtig, jedoch gibt ein Drittel der Be-fragten an, dass es zu wenig Bolz- und Spielplätze gibt, 29,3 Prozent meinen, es gebe zu wenig zugängliche Schulhöfe und ein Fünftel ver-misst Jugendkultureinrichtungen.

5.5 Welche Bedeutung hat Sport in der Freizeit der Jugendlichen?

Sportliche Aktivitäten nehmen im Leben vieler Jugendlichen einen großen Stellenwert ein. Wie bereits dargestellt, haben 61,5 Prozent der Jugendlichen angegeben, dass Sportvereine für sie eine wich-tige Einrichtung in ihrer Freizeit sind. Sporthallen und -plätze fin-den 59 Prozent wichtig und weitere 50,6 Prozent nennen Bolz- und Spielplätze als wichtige Orte in ihrer Freizeit (Abbildung 31, S. 39). Neben den Fragen zur Bedeutung von Sporteinrichtungen wurden die Jugendlichen auch danach gefragt, wie häufig sie Sport treiben. Abbildung 33 gibt die Ergebnisse hierzu wieder.

Abbildung 32: Wichtigkeit von Freizeitorten und Bedarf

genau richtig zu wenig weiß ich nichtAngaben in Prozent

Wichtig und eher wichtig Gibt es davon ausreichend oder zu wenig?

77,5

75,7

75,5

69,5

61,5

59,0

54,5

50,6

44,2

25,6

24,0

16,8

15,5

8,5

11,4

26,0

24,7

32,8

33,6

31,3

37,2

45,2

68,7

66,5

74,8

67,9

Kinos

Schwimmbad

Plätze zum Abhängen

Diskotheken, Cafés, Kneipen

Sportvereine

Fitnesscenter

Sporthallen, Sportplätze

Bolzplätze, Spielplätze

Schulhöfe

Jugendkultureinrichtung (z. B. Proberäume)

Vereinsheim, Clubraum

Treffpunkt in Kirchengemeinde oder Moschee

Jugendtreff, Freizeitheim

63,5

53,3

26,9

26,1

51,5

39,6

47,4

30,4

25,6

11,8

17,0

17,9

16,7

27,9

35,3

47,1

49,2

15,7

26,8

21,3

32,4

29,3

19,5

16,4

7,3

15,4

41Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Am häufigsten wird Sport demnach außerhalb von Sportvereinen oder kommerziellen Fitnessstudios betrieben. Fast die Hälfte der be-fragten Jugendlichen gibt an, mindestens einmal die Woche Sport außerhalb eines organisierten Rahmens zu betreiben. An zweiter Stelle folgt der Sport im Sportverein. Hier sind es 45,8 Prozent, die mindestens einmal in der Woche trainieren.

80,4 Prozent der befragten Jugendlichen treiben mindestens einmal in der Woche eine der aufgeführten Sportarten. Die übrigen treiben seltener oder gar keinen Sport. Ob Jugendliche sich sportlich betäti-gen, ist erneut abhängig von der subjektiven Einschätzung der öko-nomischen Situation der Familie. Jugendliche, die ihre Familie auf der 10-stufigen Skala unter dem Mittelwert von 6 einordnen, treiben am seltensten regelmäßig Sport. 76,1 Prozent dieser Gruppe trainieren mindestens einmal die Woche, unter den ab 16-Jährigen Mädchen in dieser Gruppe sind es sogar nur 66,2 Prozent. Stufen die Jugend-lichen ihre Familie auf der Reichtumsskala höher als 7 ein, liegt der Anteil der wöchentlich sportlich Aktiven bei 89,2 Prozent.

5.6 Welche Bedeutung haben Jugendgruppen und Jugendfrei-zeitheime für die Jugendlichen?

Wie die Antworten zur Bedeutung verschiedener Freizeiteinrichtun-gen bereits gezeigt haben, sind Jugendgruppen nur für eine Minder-heit der befragten Jugendlichen wichtig. Dieses Bild bestätigt sich noch einmal, wenn man betrachtet, wie häufig Jugendliche Jugend-

gruppen aufsuchen. Abbildung 34 zeigt die entsprechenden Ergeb-nisse.

16,1 Prozent der Jugendlichen geben an, mindestens zweimal im Monat eine Jugendgruppe eines nicht in der Liste aufgeführten Ver-eins zu besuchen. An zweiter Stelle folgen Jugendgruppen von Kir-chengemeinden oder der Moschee, die von 14,2 Prozent mindestens zweimal monatlich besucht werden. Die übrigen Jugendverbands-angebote werden von weniger als 10 Prozent der Jugendlichen re-gelmäßig aufgesucht.

Berechnet man, wie hoch der Anteil der befragten Jugendlichen ist, der mindestens eine der aufgeführten Jugendgruppen monatlich besucht, ergibt sich ein Wert von 29,8 Prozent. Das bedeutet, dass einige Jugendliche auch mehrere Jugendgruppen aufsuchen. Am höchsten ist der Anteil der Jugendlichen, die mindestens eine Ju-gendgruppe monatlich besuchen, in der Gruppe der unter 14-Jähri-gen. Hier sind es 49,5 Prozent. Unter den 14- und 15-Jährigen liegt der Anteil bei 33,9 Prozent und unter den älteren Jugendlichen nur noch bei 22,4 Prozent.

Diejenigen Jugendlichen, die keine Angebote von Sportvereinen oder Jugendgruppen wahrnehmen, wurden gebeten, ihre Gründe dafür zu benennen. Abbildung 35 gibt die Verteilung zu diesen Angaben wie-der. Der wichtigste Grund für die Jugendlichen ist es demnach, dass sie lieber etwas alleine oder mit wenigen Freunden unternehmen als in einer Gruppe. Die Hälfte der Jugendlichen stimmt dieser Aussage insgesamt zu. Dieser Anteil ist noch höher unter Jugendlichen, die in Mehrfamilienhäusern leben.

Abbildung 33: Häufigkeit sportlicher Aktivitäten

Mannschastssport Fitnessstudio Andere Sportart (z. B. Leichtathletik,Schwimmen, Kampf-sport, Turnen

Sport im Sportverein Anderen Sport außerhalbSportverein/Fitnessstudio

seltener oder nie 2- bis 3-mal im Monat 1- bis 2-mal die Woche 3- bis 4-mal die Woche (fast) täglich

Angaben in Prozent

5,0

12,3

65,263,0

10,9

6,78,5

11,0 11,7

5,9

53,3

11,1

19,8

8,3 7,6

50,6

3,6

20,8

16,2

8,7

30,3

20,622,9

12,114,1

42 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Der zweitwichtigste Grund ist, dass die Angebote aus Sicht der Ju-gendlichen zu verpflichtend sind. Dieser Meinung ist mehr als ein Drittel der Befragten. Männliche Jugendliche stimmen hier häufiger zu als weibliche Jugendliche.

Etwas weniger als ein Drittel hat noch nicht die richtige Jugendgrup-pe oder den richtigen Sportverein für die Freizeitgestaltung gefun-den. Dies gilt insbesondere für Mädchen. 39,5 Prozent der weiblichen befragten Jugendlichen stimmen dieser Aussage zu. Unter den Mäd-

chen, die im Ausland geboren sind, liegt der Anteil sogar bei 50 Pro-zent.

Etwas mehr als ein Viertel gibt an, dass solche Angebote zu teuer sind. Dieser Anteil ist umso höher, je ärmer die Jugendlichen ihre Fa-milie einschätzen. Nur wenige Jugendliche äußern, dass ihre Eltern nicht damit einverstanden sind, dass sie eine Jugendgruppe oder einen Sportverein besuchen. Auch dies hängt mit der Einordnung der Familie auf der Reichtumsskala zusammen.

Abbildung 34: Häufigkeit des Besuchs von Jugendgruppen

Pfadfinder Umwelt-, Ökogruppen(z. B. NABU)

PolitischeJugend-organisationen

Jugendfeuerwehr,THW, DLRG, DRK

Jugendruppe einer Kirchengemeinde oder Moschee

Anderer Verein oderVerband außerhalbdes Sports

seltener oder nie mindestens 2-mal im Monat Angaben in Prozent

83,9

16,1

85,6

14,2

93,2

6,8

97,7

2,3

98,3

1,7

98,3

1,7

83,9

16,1

85,8

14,2

93,2

6,8

97,7

2,3

98,3

1,7

98,3

1,7

Abbildung 35: Gründe, warum Angebote von Jugendgruppen oder Sportvereinen nicht wahrgenommen werden

Meine Eltern sind nichtdamit einverstanden, dassich eine Jugendgruppe odereinen Sportverein besuche.

Das ist mir zu teuer. Ich habe noch nicht dierichtige Jugendgruppe/den richtigen Sportvereingefunden.

Die Angebote von Jugend-gruppen oder Sport-vereinen sind mir zu verpflichtend.

Ich mache lieber etwasalleine oder mit wenigenFreunden als in einerGruppe.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

98,3

1,7

92,0

4,1 1,8 2,1

47,4

24,3

16,911,4

52,4

16,9 17,013,7

37,8

23,7 26,3

12,2

31,8

18,024,6 25,7

43Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Auch zu Jugendtreffs und Freizeitheimen wurden den Jugendlichen einige Aussagen vorgelegt. Wie Abbildung 36 verdeutlicht, konnten viele der befragten Jugendlichen hierzu keine Angaben machen. Die Frage, ob Jugendlichen in Jugendtreffs bei Problemen geholfen wird, können fast drei Viertel der befragten Jugendlichen nicht beant-worten. Bei der Frage nach der Ausstattung sind es fast zwei Drittel und bei den Fragen nach Öffnungszeiten und Sicherheitsgefühl sind es noch mehr als die Hälfte. Besonders häufig konnten junge Men-schen, die berufsbildende Schulen besuchen, keine Angaben zu Ju-gendtreffs machen. Umgekehrt ist dieser Anteil unter den befragten Jugendlichen an der Hauptschule besonders niedrig. Bedenkt man, dass Jugendtreffs auch nur für eine Minderheit von Jugendlichen wichtige Freizeitorte sind und die Mehrzahl der befragten Jugend-lichen Jugendtreffs selten oder nie aufsucht, wird dieser hohe Anteil verständlich.

Betrachtet man nur diejenigen, die Angaben zu den einzelnen Aus-sagen gemacht haben, ergibt sich folgendes Bild (Abbildung 37): Ähnlich wie im Hinblick auf den Besuch von Jugendgruppen spielt auch hier eine Rolle, dass Jugendliche in ihrer Freizeit etwas ohne Aufsicht unternehmen möchten. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen stimmt dem völlig zu, fast ein Drittel gibt an, dass diese Aussage eher stimmt. Unter Jugendlichen, die nicht mit beiden Eltern in einem Haushalt aufwachsen, fällt die Zustimmung noch deutlich höher aus.

Die Hälfte der Jugendlichen, die Aussagen gemacht haben, bestätigt eine gute Ausstattung der Wolfsburger Jugendtreffs. Unter Gymna-siast/innen und Schülerinnen und Schülern berufsbildender Schulen ist dieser Anteil mit 39,3 Prozent deutlich geringer. Die Jugendlichen,

die andere Schulformen besuchen, geben zu 58,9 Prozent an, dass die Jugendtreffs eine gute Ausstattung haben.

59 Prozent der Befragten geben an, dass sie niemanden kennen, der in einen Wolfsburger Jugendtreff geht. Auch dies variiert je nach Schulform. Fast drei Viertel der Jugendlichen an Gesamtschule, Gymnasium oder berufsbildenden Schulen kennen niemanden, aber nur 30,2 Prozent der Hauptschülerinnen und -schüler.

Dass ihnen in Jugendtreffs bei Problemen geholfen wird, bestätigt insgesamt fast die Hälfte der Jugendlichen, die Angaben gemacht haben. Besonders hoch, nämlich bei 57,5 Prozent liegt dieser Anteil bei Jugendlichen, deren Vater keine Berufsausbildung hat oder die die Berufsausbildung des Vaters nicht kennen.

Ungünstige Öffnungszeiten von Jugendtreffs nehmen mehr als ein Drittel der befragten Jugendlichen wahr. Unter Jugendlichen, deren Mutter studiert hat, sind es sogar fast die Hälfte.

Nur ein Fünftel der Jugendlichen, die Angaben gemacht haben, sa-gen, dass das Angebot der Wolfsburger Jugendtreffs für sie inter-essant ist. Auch hier unterscheiden sich die Jugendlichen je nach Schulform, die sie besuchen. So ist das Angebot für 15,4 Prozent der Gymnasiast/innen und den Schülerinnen und Schülern berufs-bildender Schulen interessant, aber für ein Viertel der Jugendlichen aus den anderen Schulformen. Hier ist das Angebot wiederum be-sonders häufig für die Jugendlichen interessant, die zu Hause eine andere Sprache als Deutsch sprechen. Für ein Drittel dieser Gruppe machen Wolfsburger Jugendtreffs interessante Angebote.

Abbildung 36: Anteil der Jugendlichen, die bei den ihnen vorgelegten Aussagen über Jugendtreffs in Wolfsburg keine Antwort geben können

Ich mache lieber etwas ohne Aufsicht.

Ich kenne niemanden, der in einen WolfsburgerJugendtreff geht.

Das Angebot der Jugendtreffs und Freizeitheime in Wolfsburg ist für mich interessant.

Ich fühle mich in Wolfsburger Jugendtreffs nicht sicher.

Ich vertrage mich nicht mit den Jugendlichen dort.

Die Öffnungszeiten sind für mich ungünstig.

Die Ausstattung ist gut.

Mir wird dort bei Problemen geholfen. 73,3 Prozent

65,5 Prozent

55,8 Prozent

55,6 Prozent

53,8 Prozent

37,8 Prozent

23,1 Prozent

29,4 Prozent

44 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Etwas mehr als ein Viertel der befragten Jugendlichen, die Anga-ben gemacht haben, vertragen sich nicht mit anderen Jugendlichen in den Treffs. Dieser Anteil ist mit mehr als einem Drittel besonders hoch in der Gruppe der 14- bis unter 18-Jährigen. Ein Viertel der Jugendlichen fühlt sich in den Jugendtreffs nicht sicher. Besonders hoch ist dieser Anteil mit 43,3 Prozent unter den ab 21-Jährigen. Unter den 16- bis unter 18-Jährigen lehnen dagegen 83,4 Prozent diese Aussage ab.

5.7 Wie verbringen die Jugendlichen ihre Ferien?

Wie haben die Jugendlichen in den letzten drei Jahren ihre Ferien verbracht? Wie Abbildung 38 zeigt, haben nur 6,7 Prozent der be-fragten Jugendlichen in den letzten drei Jahren keine Ferienreise unternommen. Mehr als drei Viertel der befragten Jugendlichen sind mit ihren Eltern verreist und mehr als ein Drittel haben ihre Reisen selbst organisiert. Die übrigen Reiseangebote wurden nur von einer Minderheit wahrgenommen.

Jugendliche, die in den letzten drei Jahren keine Ferienreise unter-nommen haben, sind besonders häufig in der Hauptschule zu finden. Von den dort befragten Jugendlichen hat fast ein Viertel angegeben, in den letzten drei Jahren nicht verreist zu sein.

Reisen mit den Eltern wie auch selbst organisierte Reisen und Rei-sen, die von Jugendtreffs organisiert wurden, sind altersabhängig. 90 Prozent der Jugendlichen unter 16 Jahren sind in den letzten drei

Jahren mit den Eltern verreist, 84,1 Prozent der 16- bis unter 18-Jäh-rigen, 60,4 Prozent der 18- bis unter 21-Jährigen, aber nur noch 39 Prozent der jungen Menschen ab 21 Jahren. In zwei der Alters-gruppen bestehen zudem Unterschiede je nach ökonomischer Situ-ation der Familie. So sind 90,3 Prozent der 16- bis unter 18-Jährigen, die in Einfamilienhäusern leben, mit den Eltern verreist, aber nur 73,3 Prozent derjenigen, die in Mehrfamilienhäusern leben. Bei den unter 18- bis unter 21-Jährigen ergeben sich Unterschiede je nach Einordnung auf der Reichtumsskala. 65,8 Prozent der Jugendlichen, die ihre Familie auf der 10-stufigen Skala höher als 5 einordnen, sind in den letzten drei Jahren verreist, aber nur 48,3 Prozent derjenigen, die ihre Familie auf dieser Skala tiefer einordnen.

Selbst organisierte Reisen werden vor allem von älteren Jugend-lichen unternommen. Unter den bis 15-Jährigen liegt der Anteil bei knapp einem Fünftel, bei den 16- bis unter 18-Jährigen bereits bei mehr als einem Drittel und bei den ab 18-Jährigen bei zwei Drittel. In der mittleren Altersgruppe findet man Jugendliche, die in den letzten drei Jahren selbst organisierte Reisen unternommen haben, beson-ders häufig an Gymnasien und an den berufsbildenden Schulen. Hier sind es 43,4 Prozent. Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen in diesem Alter sind nur zu 27,5 Prozent selbst organisiert auf Reisen gegangen.

Reisen mit einer Jugendgruppe einer Kirchengemeinde oder Mo-schee haben vor allem Gymnasiast/innen unternommen. 17,1 Pro-zent der Jugendlichen, die ein Gymnasium besuchen, waren mit einer solchen Jugendgruppe unterwegs. Unter Hauptschülerinnen - und schülern waren es lediglich 0,8 Prozent.

Abbildung 37: Aussagen zu Jugendtreffs in Wolfsburg

Ich fühle michin WolfsburgerJugendtreffsnicht sicher.

Ich vertragemich mit den Jugendlichendort nicht.

Das Angebot der Jugendtreffs und Freizeitheime ist interessant.

Die Öffnungs-zeiten sind fürnicht ungünstig.

Die Ausstattungist gut.

Ich machelieber etwasohne Aufsicht.

Mir wird dortbei Problemengeholfen.

Ich kenne nie-manden, der ineinen WolfsburgerJugendtreff geht.

stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

59,9

14,712,0 13,4

57,9

15,1 15,7

11,4

42,9

19,7

24,1

13,3

32,0

18,4

29,2

20,422,3

27,5

34,5

15,7

7,38,8

31,0

52,9

29,7

11,4

17,7

41,3

51,7

28,5

14,6

5,2

45Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Im Hinblick auf Reisen mit Jugendgruppen von Vereinen und Verbän-den wie auch im Hinblick auf Reisen mit kommerziellen Reisever-anstaltern bestehen Unterschiede je nach ökonomischer Situation der Familie.

Der Indikator, der hier eine Rolle spielt, ist die Wohnsituation. Jugend-liche, die in einem Einfamilienhaus leben, haben diese Arten von Rei-sen häufiger unternommen als Jugendliche in Mehrfamilienhäusern.

5.8 Wie bewerten die Jugendli-chen das Freizeitangebot in Wolfsburg insgesamt?

Insgesamt 55 Prozent der befragten Jugendlichen äußern sich zu-frieden mit den Freizeitangeboten in Wolfsburg (Abbildung 39). Mehr als ein Drittel ist eher unzufrieden mit den Angeboten und

Abbildung 38: Ferienreisen in den letzten drei Jahren

Ferienreise mit einer Ferienmaßnahme des Jugendtreffs/Freizeitheims

Ferienreise mit einem kommerziellen Anbieter (z. B. Ruf, Rainbow)

Ferienreise mit einer Jugendgruppe einer Kirchengemeinde oder Moschee

Ferienreise mit einem Verein oder Verband (z. B. Pfadfinder, Sportverein)

Ferienreise selbst organisiert – allein oder mit Freunden

Ferienreise mit den Eltern/mit der Familie

keine Ferienreise in den letzten drei Jahren

5,7 Prozent

6,1 Prozent

10,7 Prozent

13,1 Prozent

38,9 Prozent

75,8 Prozent

6,7 Prozent

Abbildung 39: Zufriedenheit mit den Freizeitangeboten in Wolfsburg

sehr unzufrieden

eher unzufrieden

eher zufrieden

7,6 Prozentsehr zufrieden

47,4 Prozent

35,1 Prozent

9,9 Prozent

46 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

jede/r Zehnte sogar sehr unzufrieden. Wie zufrieden die Jugend-lichen mit den Angeboten sind, ist in erster Linie altersabhängig. Mit steigendem Alter nimmt die Zufriedenheit ab. 16,3 Prozent der unter 14-Jährigen sind sehr zufrieden mit den Angeboten, aber nur noch 3,1 Prozent der 18- bis unter 21-Jährigen. Umgekehrt sind 14,7 Pro-zent der 18- bis unter 21-Jährigen sehr unzufrieden mit den An-geboten, aber nur 2,4 Prozent der unter 14-Jährigen. In der Gruppe der 16- bis unter 18-Jährigen ergeben sich zudem Unterschiede in der Bewertung je nachdem, ob es sich um Jugendliche mit oder ohne Zuwanderungsgeschichte handelt. Migranten dieses Alters bewerten das Freizeitangebot in Wolfsburg deutlich schlechter als der Durchschnitt ihrer Altersgruppe. 15,9 Prozent sind sehr unzu-frieden damit.

5.9 Welchen Informationsbedarf haben die Jugendlichen

Im Zusammenhang mit den Angeboten für Jugendliche in Wolfsburg ist es auch von Interesse, in welchen Bereichen bei den Jugendlichen Informationsbedarf besteht. Abbildung 40 gibt einen Überblick über die Angaben der Jugendlichen.

Zunächst ist festzuhalten, dass sich die Mehrzahl der Jugendlichen in den abgefragten Themenbereichen ausreichend informiert fühlt (Abbildung 40). Mehr als die Hälfte hat dies jeweils angegeben. Hinzu kommt, dass ein Teil der Jugendlichen kein Interesse an bestimmten Themenbereichen hat. Auch dies sind mehr als diejenigen, die einen Informationsbedarf anmelden.

Im Durchschnitt melden die Jugendlichen nur in 0,7 der vorgelegten acht Bereiche einen Informationsbedarf an. Unter Jugendlichen, die im Ausland geboren sind, liegt der Durchschnitt bei 1. Innerhalb der Gruppe der Jugendlichen, die in Deutschland geboren sind, haben Mädchen einen höheren Informationsbedarf als Jungen. Letztere nennen im Durchschnitt 0,6 Themenbereiche, zu denen sie mehr er-fahren möchten, Erstere jedoch 0,8.

Betrachtet man die einzelnen Themenbereiche, die in Abbildung 40 dargestellt sind, besteht der größte Informationsbedarf noch im Hin-blick auf Rechte und Pflichten im Internet. Insgesamt 17,9 Prozent der Jugendlichen haben dies angegeben. An zweiter Stelle steht das The-ma Schulden, zu dem insgesamt 13 Prozent der Jugendlichen einen Informationsbedarf anmelden. Besonders hoch ist dieser Anteil mit 22 Prozent in der Gruppe der Jugendlichen, die ihre Familie auf der Reichtumsskala im unteren Bereich einordnen. Auch 21,2 Prozent der Jugendlichen, die ihre Familie höher einordnen, möchten zu die-sem Thema mehr erfahren, wenn sie zu Hause ein Zimmer mit Ge-schwistern teilen müssen.

Sonstiger Informationsbedarf, der insgesamt von 11,3 Prozent der befragten Jugendlichen angemeldet wird, findet sich vor allem unter den männlichen Jugendlichen. 15,1 Prozent der Jungen, aber nur 6,8 Prozent der Mädchen geben an, dass sie in weiteren Bereichen Informationsbedarf haben. In der vorgelegten Liste scheinen daher insbesondere für Jungen wichtige Problembereiche zu fehlen.

Zu den Themen Gewalt und Essstörungen wünschen sich insgesamt 9 Prozent der Jugendlichen weitere Informationen. Diese beiden

Abbildung 40: Informationsbedarf in verschiedenen Themenbereichen

Ist mir eigentlich egal Ich bin ausreichend informiert Ich möchte mehr erfahrenAngaben in Prozent

Sexualität, Verhütung, Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten

Suchtgefahren (Rauchen, Alkohol, Drogen)

Partnerschast, Elternschast

Essstörungen

Gewalt, Mobbing, Missbrauch

Schulden

Sonstiges

Rechte und Pflichten im Internet

13,2

20,0

19,4

30,3

18,4

21,9

27,2

21,5

79,7

72,1

72,3

60,6

72,2

66,8

59,8

60,5

7,1

7,9

8,2

9,1

9,4

11,3

13,0

17,9

47Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Freizeitverhalten

Themen gehören zu den Bereichen, in denen vor allem weibliche Jugendliche Informationsbedarf angeben. 12,7 Prozent der Mädchen würden gerne mehr über die Themen Gewalt, Mobbing und Miss-brauch erfahren und 13,5 Prozent über Essstörungen. Unter den Jungen sind es lediglich 6,5 bzw. 5,6 Prozent.

Zu den Themenbereichen Sexualität, Verhütung und Schutz vor se-xuell übertragbaren Krankheiten, Suchtgefahren und Partner- und Elternschaft wünschen sich insgesamt 7 bis 8 Prozent mehr Infor-mationen. In allen drei Bereichen sind es Jugendliche mit Zuwan-derungsgeschichte, die hier häufiger einen Informationsbedarf an-melden. So wünschen sich 16 Prozent der im Ausland geborenen Jugendlichen mehr Informationen zum Bereich Sexualität, aber nur 6,4 Prozent derjenigen, die in Deutschland geboren sind. Auch über den Themenbereich Partnerschaft und Elternschaft möchten im Aus-land geborene Jugendliche häufiger mehr erfahren. 14 Prozent von ihnen geben dies an. Unter den Jugendlichen, die in Deutschland ge-boren sind, sind es nur 7,7 Prozent. Über Suchtgefahren wiederum möchten Jugendliche, die zu Hause kein Deutsch sprechen beson-ders häufig mehr erfahren. 11 Prozent der Jugendlichen in dieser Gruppe melden diesen Bedarf an, aber nur 7 Prozent derjenigen, die zu Hause Deutsch sprechen.

Zusammenfassung: Freizeitverhalten

• Der Ort, an dem die Jugendlichen den größten Teil ihrer Freizeit verbringen, ist ihr zu Hause.

• Jugendliche mit einem Elternteil, das im Ausland geboren ist, verbringen ihre Freizeit am seltensten zu Hause.

• Musik, Radio hören, Computer und Smartphone sind die häu-figsten Freizeitaktivitäten der Jugendlichen. Besonders selten sind die Besuche von Jugendtreffs und Jugendgruppen.

• Öffentliche Orte wie die City-Galerie, die Innenstadt, Plätze zum Abhängen, aber auch Schwimmbäder und Kinos sind für die Jugendlichen – insbesondere bis 16-Jährige – die wichtigsten Freizeitorte.

• Gerade die für die Jugendlichen wichtigen Plätze zum Ab-hängen werden von ihnen in Wolfsburg aber auch beson-ders häufig vermisst.

• Auch Diskotheken, Kneipen und Cafés gibt es nach Ansicht vieler Jugendlichen in Wolfsburg zu wenig. Sport nimmt einen brei-ten Raum in der Freizeit der Jugendlichen ein. 84 Prozent der Jugendlichen treiben mindestens einmal in der Woche Sport, größtenteils außerhalb von Sportvereinen oder kommerziellen Fitnessstudios.

• Jugendgruppen und Jugendtreffs werden nur von einem kleinen Teil der Jugendlichen aufgesucht.

• Der wichtigste Grund dafür ist der verpflichtende Charakter der Angebote von Jugendgruppen und Sportvereinen bzw. die ungewünschte Aufsicht in Jugendtreffs.

• Die Mehrheit der Jugendlichen hat in den letzten drei Jahren eine Ferienreise unternommen.

• In welchem Rahmen diese Reise stattfand, ist im Wesent-lichen altersabhängig.

• Auch die ökonomische Situation der Familie spielt hierbei eine Rolle.

• Das Freizeitangebot in Wolfsburg wird von den Jugendlichen insgesamt weitgehend positiv bewertet.

• Die Zufriedenheit mit dem Freizeitangebot sinkt mit steigen-dem Alter.

• 16- bis unter 18-Jährige Jugendliche mit Zuwanderungs-geschichte bewerten das Freizeitangebot am schlechtesten.

48 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Zukunftspläne und Identifikation mit Wolfsburg

6Eine weitere zentrale Fragestellung der Studie ist die Identifikation mit der Stadt. Damit zusammenhängend sollte auch die Frage be-antwortet werden, welche Zukunftspläne die Jugendlichen haben und ob sie angesichts dieser Pläne davon ausgehen, in Wolfsburg zu bleiben oder an einen anderen Ort zu ziehen.

6.1 ZukunftspläneAbbildung 41 zeigt, welche Pläne die Jugendlichen aus den ver-schiedenen Schulformen nach Abschluss der Schule gefasst haben.10 Die Möglichkeit, gleich Geld zu verdienen und nicht erst eine Berufs-ausbildung zu machen, ziehen nur wenige Jugendliche in Betracht. Am höchsten ist dieser Anteil noch unter den Hauptschülerinnen und -schülern, von denen jede/r Zehnte diese Möglichkeit in Erwägung zieht. Eine weitere Schule zu besuchen, um einen höheren Abschluss zu erreichen, kommt vor allem für Jugendliche an der Realschule in-frage. 17,3 Prozent von ihnen geben dies an. An der Hauptschule sind es lediglich 7 Prozent. Zwei Drittel der Hauptschülerinnen und -schü-ler, und fast die Hälfte der Realschülerinnen und -schüler, möchten nach Abschluss der Schule eine Ausbildung beginnen. Diese Mög-lichkeit kommt nur für etwas mehr als ein Viertel der Gesamtschü-

10 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden die Antwortalternativen »Freiwilligen-dienst«, »zuerst eine Familie gründen und (noch) keine Ausbildung machen« sowie »etwas anderes« in der Abbildung nicht berücksichtigt. Auf diese Antwort-alternativen entfallen nur sehr geringe Anteile.

lerinnen und -schüler, und nur für jede/n Zehnte/n am Gymnasium infrage. Ein Großteil der Gymnasiast/innen, nämlich 62,2 Prozent, möchte studieren. Unter den Schülerinnen und Schülern der Ge-samtschule zieht das etwas mehr als ein Viertel in Betracht. Unter den Realschülerinnen und -schülern, sind es 13,1 Prozent. Der Anteil derjenigen, die noch nicht wissen, welchen Weg sie nach der Schule einschlagen sollen, ist an der Gesamtschule am höchsten. Fast ein Fünftel gibt an, noch keine konkreten Pläne zu haben.

Untersucht man, mit welchen Merkmalen die Pläne der Jugendlichen zusammenhängen und berücksichtigt dabei neben den soziodemo-grafischen Variablen auch Aspekte des Selbstbildes, ergibt sich fol-gendes Bild: Sowohl in der Gruppe der Jugendlichen, die eine Ge-samtschule besuchen als auch in der Gruppe der Hauptschülerinnen und -schüler, ergeben sich keine weiteren Differenzen. Das heißt, ihre Pläne für die Zeit nach der Schule sind sowohl unabhängig von ihrem familiären Hintergrund als auch von ihrem Selbstbild.

Auch unter den Jugendlichen am Gymnasium und an berufsbilden-den Schulen bestehen keine Unterschiede zwischen Gruppen mit unterschiedlichem familiären Hintergrund. Allerdings spielt hier eine Rolle, ob den Jugendlichen »manchmal einfach alles egal« ist. Gym-nasiast/innen wie auch Schülerinnen und -schüler, der berufsbilden-den Schule, die dieser Aussage zustimmen, planen deutlich seltener ein Studium nach Abschluss der Schule und wollen häufiger eine Ausbildung beginnen. Sie scheinen sich ein Studium weniger zuzu-

Zukunftspläne und Identifikation mit Wolfsburg

49Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Zukunftspläne und Identifikation mit Wolfsburg

trauen als Jugendliche, die der Aussage »manchmal ist mir einfach alles egal« nicht zustimmen können.

Unter Jugendlichen, die die Realschule besuchen, sind die Pläne für die Zeit nach der Schule davon abhängig, welche Sprache bei ihnen zu Hause gesprochen wird. Die Hälfte der Jugendlichen, die zu Hau-se deutsch sprechen, möchte nach der Schule eine Ausbildung ab-solvieren, aber nur ein Viertel der Jugendlichen, die zu Hause eine andere Sprache sprechen. Umgekehrt ist in dieser Gruppe der Anteil

derjenigen, die ein Studium beginnen möchten mit 21,4 Prozent deut-lich höher als in der deutschsprachigen Gruppe, in der nur 11,3 Pro-zent ein Studium in Erwägung ziehen.

Insgesamt ist sich die Mehrheit der befragten Jugendlichen sehr si-cher oder eher sicher, dass sie ihre Pläne in Wolfsburg verwirklichen kann. Unterschiede bestehen je nachdem, welche Pläne die Jugend-lichen für die Zeit nach der Schule gefasst haben (Abbildung 42). Erwartungsgemäß sind sich diejenigen, die studieren möchten, am

Abbildung 41: Pläne nach der Schule

Gesamtschule Gymnasium Realschule Hauptschule Berufsbildende Schule

gleich Geld verdienen und nicht erst eine Berufsausbildung machen eine weitere Schule (Sek. II) besuchen

eine Ausbildung machen ein Studium beginnen weiß noch nicht Angaben in Prozent

3,2

15,9

26,9 27,3

19,8

3,2

12,7

62,2

14,3

6,7

17,3

46,4

13,1 13,710,5

7,0

66,7

3,5

10,5

5,1

42,5

29,2

9,0

Abbildung 42: Sicherheit der Umsetzung von Zukunftsplänen in Wolfsburg

Gesamt gleich Geld verdienenund nicht erst eineBerufsausbildung machen

eine weitere Schule(Sek. II) besuchen

eine Ausbildungmachen

ein Studiumbeginnen

sehr unsicher eher unsicher eher sicher sehr sicher Angaben in Prozent

24,1

43,1

12,0

20,8

31,3 31,3 31,3

6,3

20,0 20,0

60,0

19,5

47,8

26,1

6,6

24,2

37,6

15,6

22,8

50 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Zukunftspläne und Identifikation mit Wolfsburg

wenigsten sicher, dass sie dies in Wolfsburg tun können. Wenn es dagegen darum geht, eine weitere Schule zu besuchen, sind sich die meisten sicher, in Wolfsburg bleiben zu können. Dies gilt auch für diejenigen, die eine Ausbildung beginnen möchten.

Ein vergleichsweise hoher Anteil eher Unsicherer findet sich in der Gruppe derjenigen, die nach der Schule gleich Geld verdienen und keine Ausbildung beginnen möchten. Aber auch in dieser Gruppe ge-hen zwei Drittel der Jugendlichen davon aus, dass dies wahrschein-lich in Wolfsburg zu verwirklichen ist.

Auch die Frage, wo die Jugendlichen nach der Schule leben möch-ten, ist im Wesentlichen davon abhängig, welche Pläne sie für diese Zeit gefasst haben. Obige Abbildung 43 zeigt dies exemplarisch für die beiden Gruppen, die eine Ausbildung oder ein Studium planen. Hierbei wurden nur die Jugendlichen berücksichtigt, die in Wolfsburg wohnen.

Jugendliche, die eine Ausbildung planen, wollen zu mehr als der Hälfte in Wolfsburg bleiben. Ein Viertel plant, während der Ausbil-dung weiter bei den Eltern zu wohnen, und etwas mehr als ein Drit-

Abbildung 43: Pläne zum Wohnort und zur Ausbildung nach der Schule (nur Wolfsburger/innen)

Weiß ich noch nicht

Weiß ich noch nicht

Es ist mir gleichgültig

Im Ausland

In einer anderen Stadt

In einer Großstadt

In Wolfsburg bei meinen Eltern

In Wolfsburg in einer eigenen Wohnung

In Wolfsburg bei meinen Eltern

In Wolfsburg in einereigenen Wohnung

Es ist mir gleichgültig

Im Ausland

In einer anderenStadt

In einer Großstadt

Ausbildung nach der Schule

15,4

3,24,8

10,3

5,335,8

25,2

8,7

18,2

16,8

15,6

9,5

6,4

24,9

Studium nach der Schule

Abbildung 44: Jugendliche, die ein Studium planen: Pläne zum Wohnort (nur Wolfsburger/innen)

Weiß ich noch nichtWeiß ich noch nicht

Es ist mir gleichgültig

Im Ausland

In einer anderen Stadt

In einer Großstadt

In Wolfsburg bei meinen Eltern

In Wolfsburg in einer eigenen Wohnung

In Wolfsburg bei meinen Eltern

In Wolfsburg in einer eigenen Wohnung

Es ist mir gleichgültig

Im Ausland

In einer anderen Stadt

In einerGroßstadt

Frauen Männer

7,6

27,6

3,5

11,2

18,8

11,2

20,0

9,9

24,6

14,012,3

7,6

9,4

22,2

51Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Zukunftspläne und Identifikation mit Wolfsburg

tel möchte eine eigene Wohnung in Wolfsburg. 15,4 Prozent dieser Gruppe haben noch keine konkreten Pläne im Hinblick auf ihren zu-künftigen Wohnort gemacht. Andere (Groß-)Städte oder das Ausland spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Planen Jugendliche nach Abschluss der Schule ein Studium, ergibt sich eine andere Verteilung. Nur 8,7 Prozent möchten auch in diesem Fall weiter bei den Eltern in Wolfsburg leben und ein knappes Fünftel möchte eine eigene Wohnung in Wolfsburg. Ein Viertel der Jugend-lichen weiß noch nicht, wo sie ihr Studium aufnehmen werden.

In der Gruppe der Jugendlichen, die ein Studium planen, bestehen des Weiteren signifikante Unterschiede zwischen Frauen und Män-nern, die in der folgenden Abbildung 44 dargestellt sind. Auffällig ist dabei insbesondere, dass Frauen deutlich seltener in Wolfsburg bleiben möchten als Männer. Während 11,2 Prozent der Frauen eine eigene Wohnung in Wolfsburg wünschen, ist es ein Viertel der jun-gen Männer. Entsprechend häufiger werden von den jungen Frauen Wohnorte in anderen Städten oder Großstädten angegeben.

6.2 Identifikation mit WolfsburgDie Identifikation mit Wolfsburg wurde mit zwei Fragen erfasst. Zu-nächst wurden die Jugendlichen gefragt, ob sie möchten, dass ihre Kinder einmal in Wolfsburg groß werden. In einer zweiten Frage ging es darum, ob sie sich als Wolfsburger bzw. Wolfsburgerin fühlen. Insbesondere bei der Frage, ob die eigenen Kinder in Wolfsburg auf-wachsen sollen, muss zwischen einheimischen und auswärtigen Jugendlichen unterschieden werden. Tatsächlich beantworten fast

zwei Drittel der Jugendlichen aus Wolfsburg diese Frage mit Ja, aber auch etwas mehr als ein Viertel der Jugendlichen, die nicht in Wolfs-burg leben (Abbildung 45).

Betrachtet man nur die Gruppe der Jugendlichen, die in Wolfsburg leben, zeigt sich, dass es vor allem männliche Jugendliche sind, die möchten, dass ihre Kinder in der Stadt aufwachsen. 72,2 Prozent der männlichen Jugendlichen geben dies an, aber nur 56 Prozent der weiblichen. In der Gruppe der Mädchen, die jünger als 18 Jahre sind, liegt der Anteil nur bei 47,1 Prozent. Weibliche Jugendliche in dieser Altersgruppe mit Zuwanderungsgeschichte möchten sogar nur zu 36,9 Prozent, dass ihre Kinder in Wolfsburg aufwachsen.

In der Gruppe der männlichen Jugendlichen finden sich weder Unter-schiede nach Alter noch nach Zuwanderungsgeschichte. Vielmehr spielt es hier eine Rolle, wie sie die ökonomische Situation ihrer Fa-milie einschätzen. Männliche Jugendliche, die ihre Familie auf der zehnstufigen Reichtumsskala unter 7 einordnen, wünschen sich zu 76,1 Prozent, dass ihre Kinder in Wolfsburg aufwachsen sollen. Stu-fen sie ihre Familie höher ein, liegt dieser Anteil bei 61,5 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen, die in Wolfsburg leben, be-antwortet die Frage »Fühlst Du Dich als Wolfsburger/in?« eindeutig mit ja, weitere 26,8 Prozent mit »eher ja« (Abbildung 46). Immer-hin auch jede/r achte Auswärtige sieht sich klar als Wolfsburger/in und fast ein Fünftel gibt »eher ja« an. Betrachtet man auch hier nur die Gruppe der Jugendlichen, die in Wolfsburg leben und unter-sucht, welche Gruppen besonders häufig eine Identifikation mit der Stadt aufweisen, zeigt sich, dass hier in erster Linie der Geburtsort der Jugendlichen bedeutsam ist. 55 Prozent der Jugendlichen, die

Abbildung 45: Sollen die eigenen Kinder in Wolfsburg aufwachsen?

Auswärtige

Wolfsburger und Wolfsburgerinnen

Ja, eigene Kinder sollen in Wolfsburg aufwachsen 64,6 Prozent

Nein, eigene Kinder sollen nicht in Wolfsburg aufwachsen 73,6 Prozent

Nein

Ja

35,4 Prozent

26,4 Prozent

52 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Zukunftspläne und Identifikation mit Wolfsburg

in Deutschland geboren sind, beantworten die Frage, ob sie sich als Wolfsburger/in fühlen eindeutig mit Ja und weitere 26,7 Prozent ge-ben »eher ja« an. Unter den Jugendlichen, die im Ausland geboren sind, beantworten nur 26,5 Prozent die Frage eindeutig mit »ja«. Der Anteil derjenigen, die »eher ja« angeben, ist ebenso hoch wie in der Gruppe der Jugendlichen, die in Deutschland geboren sind. Hier spielt jedoch nur der Geburtsort der Jugendlichen selbst eine Rolle. Ju-gendliche, deren Eltern im Ausland geboren sind, fühlen sich ebenso häufig als Wolfsburger/in wie Jugendliche, deren Eltern in Deutsch-land geboren sind.

In der Gruppe der in Deutschland geborenen Jugendlichen variiert die Identifikation mit der Stadt auch mit der Familienkonstellation, in der sie leben. 58 Prozent der Jugendlichen, die mit beiden Elternteilen in einem Haushalt leben, fühlen sich eindeutig als Wolfsburger/in, aber nur 51 Prozent der Jugendlichen, die bei Alleinerziehenden oder in einer Stiefelternfamilie aufwachsen. Jugendliche, die in Deutschland geboren sind und mit beiden Eltern zusammenleben, unterscheiden sich zudem je nach Vorliegen einer Zuwanderungsgeschichte. Ju-gendliche mit Zuwanderungsgeschichte fühlen sich seltener eindeutig als Wolfsburger/in. Nur knapp die Hälfte in dieser Gruppe beantwortet die Frage, ob sie sich als Wolfsburger/in fühlen eindeutig mit Ja. Liegt keine Zuwanderungsgeschichte vor, liegt der Anteil bei 63,8 Prozent.

Zusammenfassung: Zukunftspläne und Identifikation mit Wolfsburg

• Die Mehrheit der befragten Jugendlichen hat bereits Pläne für die Zeit nach dem Schulabschluss.

• Ein Großteil geht davon aus, diese Pläne auch in Wolfsburg verwirklichen zu können.

• Die Pläne sind unabhängig vom familiären Hintergrund der Jugendlichen.

• Jugendliche mit negativem Selbstbild trauen sich seltener, nach dem Schulabschluss ein Studium zu beginnen.

• 60 Prozent der Jugendlichen, die nach der Schule eine Aus-bildung planen, möchten dazu in Wolfsburg bleiben.

• Fast zwei Drittel der Wolfsburger Jugendlichen möchte, dass ihre eigenen Kinder einmal in Wolfsburg aufwachsen.

• Auch ein Viertel der Auswärtigen wünscht das.

• Männliche Jugendliche aus Wolfsburg äußern diesen Wunsch häufiger als weibliche.

• Die Identifikation mit Wolfsburg ist sehr hoch. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen aus Wolfsburg fühlt sich eindeutig als Wolfs-buger/in, etwas mehr als ein Viertel beantwortet die Frage mit »eher ja«.

Abbildung 46: Identifikation als Wolfsburger/Wolfsburgerin nach Wohnort

Auswärtige

Wolfsburger und Wolfsburgerinnen

nein 9,4 Prozent

eher nein 11,7 Prozent

eher ja 26,8 Prozent

ja 52,2 Prozent

nein 48,8 Prozent

eher nein 20,4 Prozent

eher ja 18,7 Prozent

ja 21,1 Prozent

53Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

7Zu den Themenbereichen gesellschaftliche Probleme, politisches In-teresse und persönliches Engagement wurden den Jugendlichen ver-schiedene Fragen gestellt. Besonderes Interesse galt dabei jeweils der lokalen Situation in Wolfsburg. Hierzu gehört auch die Frage, was die Jugendlichen über die Aufgaben des Jugendamtes wissen.

7.1 Welche gesellschaftlichen Probleme nehmen die Jugendli-chen in Wolfsburg wahr?

Zu einer Liste von 10 gesellschaftlichen Problembereichen sollten die Jugendlichen jeweils angeben, ob sie dies in Wolfsburg als großes, als mittleres oder als gar kein Problem wahrnehmen. Abbildung 47 gibt die Angaben hierzu der Jugendlichen wieder.

Insgesamt ist festzustellen, dass alle genannten Bereiche von je-weils mehr als der Hälfte als Problem in Wolfsburg wahrgenommen werden. An erster Stelle steht die Umweltverschmutzung in Wolfs-burg. Weniger als ein Fünftel der Jugendlichen ist der Meinung, dass Umweltverschmutzung gar kein Problem darstellt. Mehr als die Hälf-te sieht dies als mittleres und ein knappes Drittel sogar als großes Problem an. An zweiter Stelle folgt der Problembereich Gewalt und Kriminalität. Hier sieht etwa ein Viertel gar kein Problem, aber mehr als die Hälfte ein mittleres und ein knappes Viertel ein großes Prob-

lem. Arbeitslosigkeit folgt an dritter Stelle. Der Anteil derjenigen, die hierin ein mittleres Problem sehen, ist mit 56,2 Prozent besonders hoch. Allerdings sieht auch mehr als ein Viertel der Jugendlichen in der Arbeitslosigkeit kein Problem und der Anteil derjenigen, die hier ein großes Problem wahrnehmen, ist mit 16,1 Prozent nicht sehr hoch.

Fehlende Beratungsstellen für Jugendliche oder die Verkehrssicher-heit von Fußgängern und Radfahrern wird zwar von den wenigsten Jugendlichen als Problem in Wolfsburg betrachtet; auch hier sind es jedoch jeweils mehr als die Hälfte, die diese Bereiche als problema-tisch erachten.

Im Rahmen einer Faktorenanalyse konnten die Problembereiche zu drei Bereichen zusammengefasst werden. Die Probleme, die hier je-weils zusammengefasst werden, werden von den Jugendlichen be-sonders häufig gleichzeitig wahrgenommen.

1. Drogenmissbrauch, Gewalt und Kriminalität, fehlende Be-ratungsstellen für Jugendliche und Ausländerfeindlichkeit.Diese Probleme werden am häufigsten von jungen Menschen ab 18 Jahren wahrgenommen.

2. Arbeitslosigkeit, Armut, Lehrstellenmangel und Umwelt-verschmutzung.Diese Problembereiche werden besonders häufig von Jugend-lichen an der Hauptschule, von weiblichen Jugendlichen an der

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

54 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

Realschule oder von Jugendlichen an der Gesamtschule oder der berufsbildenden Schule genannt, die ihre Familie als arm ein-schätzen.

3. Fehlende öffentliche Verkehrsmittel und Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radfahrern.Ob solche Probleme wahrgenommen werden, ist vor allem eine Altersfrage. Besonders häufig werden sie von Jugendlichen im Alter von 16 bis unter 18 Jahren angegeben, also der Altersgrup-pe, die in ihrer Freizeit mobil sein möchte, aber noch nicht selbst Auto fahren kann. Wie die Auswertungen zum Thema Mobilität gezeigt haben, ist dies auch die Altersgruppe, der am häufigsten Busverbindungen fehlen (vgl. Kapitel, 8, S. 62)

Im Durchschnitt nehmen die befragten Jugendlichen 6,4 der 10 auf-geführten Problembereiche in Wolfsburg wahr. Weibliche Jugendli-che nennen im Mittel 7 Problembereiche, männliche dagegen nur 6,1. Mädchen, bei denen zu Hause deutsch gesprochen wird, nehmen in Wolfsburg sogar 7,1 Problembereiche wahr.

In der Gruppe der männlichen Jugendlichen variiert die Zahl der wahrgenommenen Problembereiche je nachdem, wo sie ihre Fa-milie auf der zehnstufigen Reichtumsskala einstufen. Jungen, die ihre Familie lediglich auf Stufe 4 oder darunter einordnen, nehmen in der Stadt durchschnittlich 6,9 Problembereiche wahr, leben sie in einem Mehrfamilienhaus, sind es sogar 7,6. Männliche Jugendliche, die ihre Familie auf der Reichtumsskala über dem Mittelwert von 6 einordnen, sehen dagegen durchschnittlich nur 5,7 Problembereiche. Stammen sie aus einer Familie mit Zuwanderungsgeschichte, sind es sogar nur 5,2.

Betrachtet man nur die Anzahl der genannten großen Probleme, sind es im Durchschnitt 1,9. Wie viele große Probleme wahrgenommen werden, ist ebenfalls abhängig davon, wo die Familie auf der zehn-stufigen Reichtumsskala eingeordnet wird. Jugendliche, die ihre Familie auf Stufe 4 oder darunter einordnen, sehen durchschnittlich 2,8 große Problembereiche in Wolfsburg. Ordnen sie ihre Familie am anderen Ende der Skala, also als reich ein, werden durchschnitt-lich 1,4 große Problembereiche wahrgenommen. In der mittleren Gruppe liegt der Mittelwert bei 1,8. Hier bestehen auch Unterschie-de zwischen weiblichen und männlichen Jugendlichen. Erneut sind es männliche Jugendliche, die weniger große Probleme sehen als Mädchen.

7.2 Wie groß ist das Interesse am Geschehen in Wolfsburg?

Um das Interesse der Jugendlichen am Geschehen in der Stadt zu er-fassen, wurden sie gefragt, wie häufig sie sich darüber informieren, darüber diskutieren oder lokale Medien nutzen. Abbildung 48 gibt die Ergebnisse hierzu wieder.

Lokale Medien oder Informationsangebote werden demnach von den Jugendlichen kaum genutzt. Lediglich 6,3 Prozent sehen den Sender TV 38 mindestens zweimal im Monat und 5,3 Prozent nutzen so häufig das Internetportal wob4u.de. Mehr als 90 Prozent nutzen diese beiden Angebote selten oder nie. Hierbei ist festzustellen, dass Jugendliche, die ihre Familie auf der zehnstufigen Reichtumsskala im oberen Bereich einordnen, diese Angebote häufiger nutzen als Jugendliche, die ihre Familie auf dieser Skala tiefer einordnen.

Abbildung 47: Gesellschaftliche Probleme in Wolfsburg

gar kein Problem ein mittleres Problem ein großes ProblemAngaben in Prozent

Armut

Fehlende öffentliche Verkehrsmittel

Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radfahrern

Fehlende Beratungsstellen für Jugendliche

Ausländerfeindlichkeit

Drogenmissbrauch

Gewalt und Kriminalität

Lehrstellenmangel

Arbeitslosigkeit

Umweltverschmutzung

12,6

21,8

14,1

26,6

11,8

21,4

21,6

16,1

23,4

31,8

48,7

38,5

36,2

33,8

28,9

27,8

24,4

17,2

43,7

30,1

38,8

39,7

52,1

44,8

49,5

56,2

52,2

51,0

42,1

43,3

55Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

Dennoch besteht bei den Jugendlichen durchaus Interesse am Ge-schehen in Wolfsburg. Ein knappes Fünftel gibt an, sich darüber zu informieren, was im Rat der Stadt diskutiert wird, etwas mehr als ein Drittel liest regelmäßig den Lokalteil der Zeitung und mehr als die Hälfte diskutiert mit anderen darüber, was in Wolfsburg passiert.

Das Interesse am Geschehen in der Stadt ist bei Einheimischen erwar-tungsgemäß stärker ausgeprägt als bei Auswärtigen. Besonders star-kes Interesse findet sich in der Gruppe der Jugendlichen, deren Vater eine Berufsausbildung oder studiert hat und die in Einfamilienhäusern leben. Besonders geringes Interesse zeigen dagegen Jugendliche an der Gesamtschule, deren Vater keine Berufsausbildung hat.

7.3 Welche Einstellungen zur Politik haben die Jugendlichen?

Neben der Wahrnehmung von Problemen in der Stadt und dem Inter-esse am Geschehen in Wolfsburg wurden auch die Einstellungen zur Politik untersucht. Hierzu wurden den Jugendlichen fünf Aussagen vorgelegt, zu denen sie jeweils den Grad ihrer Zustimmung angeben sollten. Abbildung 49 zeigt die Ergebnisse hierzu.

Nur eine Minderheit von etwas mehr als einem Drittel der befrag-ten Jugendlichen betrachtet Politik als so kompliziert, dass sie sie nicht verstehen können. Fast zwei Drittel sind allerdings auch der Meinung, dass Jugendliche politisch nicht ernst genommen werden.Im Hinblick auf die Aussagen »Gerade als Jugendliche/r sollte man sich für Politik interessieren« und »Wenn ich mich für etwas einsetze, kann ich auch etwas bewirken« ergibt sich kein solch eindeutiges

Bild. Jeweils etwas mehr als die Hälfte der Jugendlichen stimmt den beiden Aussagen zu. Mehr als drei Viertel von ihnen geben an, dass sie wählen gehen werden, wenn sie alt genug sind.

Eine Faktorenanalyse zeigt, dass Jugendliche, die angeben, dass sie politisch nicht ernst genommen werden, auch häufiger der Meinung sind, dass Politik so kompliziert ist, dass sie sie als Jugendliche/r nicht verstehen können. Zu dieser Gruppe gehören vor allem weibli-che Jugendliche. Besonders stark ist diese Haltung in der Gruppe der Mädchen ausgeprägt, die selbst im Ausland geboren sind.

Auch die übrigen drei Aussagen, in denen eher ein politisches Inter-esse zum Ausdruck kommt, werden im Rahmen der Faktorenanaly-se zusammengefasst – das heißt Jugendliche, die der Überzeugung sind, dass man sich gerade in diesem Alter für Politik interessieren sollte, sind auch eher der Überzeugung, dass sie etwas bewirken können und sie sind auch eher bereit, wählen zu gehen. Jugendliche mit dieser Einstellung finden sich am häufigsten an Gymnasien und berufsbildenden Schulen, und zwar insbesondere in den Haushalten, in den Deutsch gesprochen wird. Besonders selten sind solche Ein-stellungen unter Jugendlichen an der Hauptschule zu finden. Das Alter spielt hier keine Rolle.

7.4 Wofür engagieren sich die Jugendlichen und in welchem Rahmen tun sie das?

Um zu sehen, in welchen Bereichen sich die Jugendlichen engagieren, wurde ihnen eine Liste von Themengebieten bzw. Personengruppen

Abbildung 48: Interesse am lokalen Geschehen

Ich diskutiere mitanderen, was inWolfsburg passiert.

Ich lese den Lokalteil der Wolfsburger Nachrichten oder der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung.

Ich informiere mich über das, was im Rat der Stadt Wolfsburg diskutiert wird.

Ich sehe den Sender TV 38.

Ich nutze die Internetseite www.wob4u.de

seltener oder nie 2- bis 3-mal im Monat mindestens einmal die Woche Angaben in Prozent

1,71,7

28,5 28,5

43,0

16,1

29,6

54,3

10,5 7,9 4,5 1,8 3,7 1,6

94,793,7

81,6

56 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

vorgelegt, zu der sie jeweils angeben konnten, wie häufig sie sich für diese Sache oder diese Gruppe engagieren. In Abbildung 50 sind die Angaben der Jugendlichen zusammengefasst.

Die Mehrzahl der Jugendlichen setzt sich für keine der genann-ten Themen oder Gruppen oft oder auch nur gelegentlich ein. Das häufigste gelegentliche Engagement der Jugendlichen gilt älteren, hilfsbedürftigen Menschen und den Interessen junger Menschen in Schule und Ausbildung. Jeweils ein Drittel setzt sich hierfür gele-gentlich ein. An dritter Stelle folgt der Umwelt- und Tierschutz. Der Anteil derjenigen, die sich in diesem Bereich oft engagieren, ist mit 11,2 Prozent hier am höchsten. Weitere 27,3 Prozent engagieren sich hier gelegentlich.

Das geringste Engagement ist im Hinblick auf soziale und politische Veränderungen in Deutschland sowie für die Pflege deutscher Kultur und Tradition zu finden. Drei Viertel der Jugendlichen geben an, sich in diesen Bereichen nie zu engagieren. Der Anteil der gelegentlich Engagierten liegt bei einem Fünftel.

Im Rahmen einer Faktorenanalyse konnten die 14 Themenbereiche und Personengruppen, für die man sich engagieren kann, zu drei Gruppen zusammengefasst:

1. Engagement für arme, sozial schwache Menschen, für eine Verbesserung der Situation Behinderter, für Sicherheit und Ordnung in Wolfsburg, für ein besseres Zusammenleben mit Menschen anderer Kulturen und Religionen sowie für Um-welt- und Tierschutz.

In diesen Bereichen engagieren sich unter 14-Jährige bis unter 16-Jährige, bei denen zu Hause nicht deutsch gesprochen wird, am häufigsten. Auch unter den ab 16-Jährigen engagieren sich Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte häufiger als Jugend-liche ohne diesen Hintergrund.

2. Engagement für die Interessen junger Menschen in Wolfs-burg insgesamt sowie im Stadtteil und in Schule und Ausbil-dung sowie Engagement für ein besseres Zusammenleben in Wolfsburg.Für die Interessen von Jugendlichen setzen sich Jungen stärker ein als Mädchen.

3. Engagement für die Pflege deutscher Kultur und Tradition, für soziale oder politische Veränderungen in Deutschland, für hilfsbedürftige, ältere Menschen sowie für Menschen in armen Ländern.Engagement für diese Themenbereiche findet sich häufiger in der Gruppe der 18- bis unter 21-Jährigen.

71,2 Prozent der befragten Jugendlichen engagieren sich mindes-tens in einem Bereich. Unter den weiblichen Jugendlichen sind es drei Viertel, unter den männlichen etwas mehr als zwei Drittel. Im Durchschnitt engagieren sich die Jugendlichen in 4,2 Bereichen, wo-bei das gelegentliche Engagement überwiegt: Im Mittel findet in 3,3 Bereichen gelegentliches Engagement und in 0,9 Bereichen häufiges Engagement statt.

In welchem Rahmen sich die Jugendlichen engagieren, zeigt die fol-gende Abbildung 51. Am häufigsten geschieht dies demnach nicht

Abbildung 49: Einstellung zur Politik

Wenn ich alt genugbin, gehe ich wählen.

Gerade als Jugendliche(r)sollte man sich für diePolitik interssieren.

Wenn ich mich füretwas einsetze, kann ichauch etwas bewirken.

Jugendliche werdenpolitisch nicht ernstgenommen.

Politik ist so kompliziert, dass ich sie als Jugend-liche(r) nicht verstehe.

Angaben in Prozentstimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau

10,7

24,6

52,1

12,6

30,3

35,6

19,215,0

39,2

26,4

11,7

22,6

32,8

39,8

13,8 13,6

20,2

43,0

7,7

29,1

57Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

Abbildung 50: Häufigkeit des Engagements

nie gelegentlich ost Angaben in Prozent

Interessen junger Menschen im Stadtteil

Umwelt- und Tierschutz

Interessen junger Menschen in Schule/Ausbildung

Hilfsbedürstige ältere Menschen

Arme, sozial Schwache

Andere Ziele oder Gruppen

Besseres Zusammenleben in Wolfsburg

Sicherheit und Ordnung

Besseres Zusammenleben von Menschen anderer Kulturen und Religionen

Verbesserung der Situation Behinderter

57,1

61,5

66,0

68,0

70,7

71,1

71,2

71,9

59,1

69,4

34,0

27,3

28,5

24,7

22,9

22,1

22,9

21,6

33,3

23,9

Menschen in armen Ländern 72,5 22,4

Interessen junger Menschen in Wolfsburg insgesamt 73,6 22,2

Pflege deutscher Kultur und Tradition 74,7 20,0

Soziale und politische Veränderungen in Deutschland 75,2 20,5

8,9

11,2

5,5

7,3

6,4

6,8

6,0

6,5

7,6

6,7

5,1

4,2

5,3

4,3

Abbildung 51: Rahmen des Engagements

Bürgerinitiative, Bürgerverein 2,7 Prozent

Partei 3,4 Prozent

Gewerkschast 6,5 Prozent

Jugendorganisation, Jugendtreff 9,3 Prozent

Projekt einer selbst organiserten Gruppe 10,1 Prozent

Hilfsorganisation 12,8 Prozent

Kirchengemeinde, jüdische Gemeinde, islamisches Kulturzentrum, türkisch-islamische Gemeinde 13,4 Prozent

In einer Gruppe, einer Funktion oder einem Amt in der Schule/Ausbildung

20,5 Prozent

Verein, Verband 28,1 Prozent

In anderer Weise 33,8 Prozent

Allein durch mein persönliches Tun 37,3 Prozent

58 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

im Rahmen einer Gruppe, eines Vereins oder in sonstigen organisier-ten Zusammenhängen, sondern allein. Mehr als ein Drittel der Ju-gendlichen hat auf die Frage nach dem Rahmen ihres Engagements mit »allein, durch mein persönliches Tun« geantwortet. Ebenfalls ein Drittel der Befragten hat »in anderer Weise« angegeben, was eben-falls auf nicht institutionell verankerte Formen des Engagements hinweist.

Erst an dritter Stelle folgt das Engagement im Rahmen eines Vereins oder Verbandes, auf den mehr als ein Fünftel der Nennungen entfällt. Ein Fünftel gibt an, sich im Rahmen einer Gruppe, einer Funktion oder eines Amtes in Schule oder Ausbildung zu engagieren.

Etwa jede/r achte Jugendliche engagiert sich bei einer Kirchen-gemeinde bzw. entsprechenden Vereinigungen anderer Religionen oder in einer Hilfsorganisation. Gewerkschaften, Parteien und auch Bürgerinitiativen werden nur von einer kleinen Zahl von den befrag-ten Jugendlichen genannt.

Nach den Ergebnissen einer Faktorenanalyse können drei Formen des Engagements unterschieden werden:

1. Engagement alleine und in anderer Weise.Alleine, durch persönliches Tun engagieren sich weibliche Ju-gendliche häufiger als männliche.

2. Engagement in kirchlichen Gruppen bzw. Gruppen von Reli-gionsgemeinschaften.Engagement im Rahmen kirchlicher oder religiös orientierter Gruppen findet sich vor allem bei jungen Menschen, die älter als 18 Jahre sind.

3. Engagement in sonstigen Gruppen, Vereinigungen, Vereinen etc.Engagement im institutionellen Rahmen findet sich eher unter Jugendlichen, die in Einfamilienhäusern leben. Unter Jugend-lichen aus Mehrfamilienhäusern sind es vor allem die unter 14-Jährigen, die sich in diesem Rahmen engagieren. Besonders selten engagieren sich Jugendliche ab 16 Jahren, die in Mehr-familienhäusern leben.

7.5 Welche Beteiligungsmöglich-keiten in Wolfsburg sind den Ju-gendlichen bekannt?

Ein weiterer Fragekomplex zum Themenbereich Jugendengagement befasste sich mit den Beteiligungsmöglichkeiten in Wolfsburg selbst. Die Jugendlichen wurden gebeten, zu den verschiedenen Beteili-gungsmöglichkeiten in der Stadt jeweils anzugeben, ob sie sie ken-

nen, ob sie sie nutzen würden und ob sie sie bereits einmal genutzt haben. Abbildung 52 zeigt die Verteilung der Antworten.

Den höchsten Bekanntheitsgrad haben demnach Befragungen oder Workshops. 41,7 Prozent der befragten Jugendlichen kennen solche Beteiligungsformen, etwas mehr als ein Drittel würden sich beteili-gen und mehr als ein Viertel hat sich bereits einmal beteiligt.

Auch die Baubeteiligung an Schulen ist einem Drittel der Jugendli-chen bekannt. Etwas mehr geben an, dass sie sich daran beteiligen würden, aber nur 8,6 Prozent haben dies tatsächlich bereits einmal getan.

Sieht man von der Bürgermeistersprechstunde ab, die nur 15,6 Pro-zent der befragten Jugendlichen bekannt ist, haben jeweils zwischen 20 und knapp 30 Prozent der Jugendlichen von den übrigen Beteili-gungsmöglichkeiten schon einmal gehört.

Betrachtet man, an welchen der Angebote sich die Jugendlichen am häufigsten beteiligen würden, steht an erster Stelle die Baubeteili-gung an der Schule. 36,4 Prozent würden sich daran beteiligen. Fast ebenso viele würden an Befragungen oder Workshops teilnehmen. Jeweils mehr als ein Viertel würde bei Projektarbeit zur Gestaltung neuer Baugebiete mitmachen, sich an Befragungen der Verkehrsbe-triebe beteiligen oder bei der Spielplatzgestaltung.

Eine Beteiligung an der Bürgermeistersprechstunde und dem Ju-gendforum kommt für ein knappes Fünftel der Jugendlichen infrage. Die wenigsten Nennungen erhalten das Kinder- und Jugendbüro so-wie die Kinderversammlungen mit jeweils 14 Prozent.

Wirft man den Blick auf die Angebote, die am häufigsten schon ein-mal von den Jugendlichen genutzt wurden, sind es an erster Stelle die Befragungen und Workshops mit 26,2 Prozent. An allen übrigen Beteiligungsmöglichkeiten haben sich jeweils weniger als 10 Prozent der Jugendlichen beteiligt.

Baubeteiligung an Schulen, Spielplatzgestaltung und Kinderver-sammlungen haben noch mehr als 5 Prozent erreicht, die übrigen weniger als 5 Prozent.

Im Durchschnitt sind den Jugendlichen 1,9 Engagementmöglichkei-ten in Wolfsburg bekannt. An durchschnittlich 1,8 dieser Möglichkei-ten würden sie sich beteiligen und an durchschnittlich 0,5 haben sie sich bereits einmal beteiligt.

Wie viele Möglichkeiten den Jugendlichen bekannt sind, ist altersab-hängig. Überraschenderweise sinkt die Zahl der Engagementmög-lichkeiten, die den Jugendlichen bekannt sind, mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab. Unter den unter 14-Jährigen sind es durch-schnittlich 2,9 und unter den ab 21-Jährigen nur noch eine Möglich-

59Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

Abbildung 53: Durchschnittliche Anzahl der bekannten Engagementmöglichkeiten nach Altersgruppen

ab 21-Jährige 1,0 Möglichkeit

18- bis unter 21-Jährige 1,4 Möglichkeiten

16- bis unter 18-Jährige 2,0 Möglichkeiten

14- bis unter 16-Jährige 2,3 Möglichkeiten

unter 14-Jährige 2,7 Möglichkeiten

Abbildung 52: Kenntnis und Nutzung von Beteiligungsmöglichkeiten in Wolfsburg

habe ich schon mitgemacht würde ich mitmachen kenne ichAngaben in Prozent

Kinder- und Jugendbüro der Stadt

Spielplatzgestaltung, Spielplatzcheck

Baubegteiligung in der Schule

Befragungen oder Workshops

Projektarbeit zur Gestaltung neuer Baugebiete

Befragung der Wolfsburger Verkehrsbetriebe

Jugendforum

Kinderversammlungen, Kinderkonferenzen auf Aktivspielplätzen oder in Freizeitheimen

26,2

8,6

7,9

3,0

3,8

5,8

7,0

14,623,0

36,434,1

28,222,4

14,422,3

2,8

2,4

16,421,0

19,115,6

29,822,6

28,728,2

34,341,7

Bürgersprechstunde

habe ich schon mitgemacht würde ich mitmachen kenne ichAngaben in Prozent

Kinder- und Jugendbüro der Stadt

Spielplatzgestaltung, Spielplatzcheck

Baubegteiligung in der Schule

Befragungen oder Workshops

Projektarbeit zur Gestaltung neuer Baugebiete

Befragung der Wolfsburger Verkehrsbetriebe

Jugendforum

Kinderversammlungen, Kinderkonferenzen auf Aktivspielplätzen oder in Freizeitheimen

26,2

8,6

7,9

3,0

3,8

5,8

7,0

14,623,0

36,434,1

28,222,4

14,422,3

2,8

2,4

16,421,0

19,115,6

29,822,6

28,728,2

34,341,7

Bürgersprechstunde

60 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

keiten, die den jungen Menschen bekannt ist. Hier scheint demnach eine Generation heranzuwachsen, die bereits besser über Beteili-gungsmöglichkeiten Bescheid weiß als ihre älteren Vorgänger.

Lediglich in der Gruppe der 18- bis unter 21-Jährigen ergeben sich auch Unterschiede zwischen Wolfsburger/innen und Auswärtigen. Letzteren sind erwartungsgemäß weniger Beteiligungsmöglichkei-ten in Wolfsburg bekannt als den einheimischen Jugendlichen.

Im Hinblick auf die Zahl der Beteiligungsmöglichkeiten, die die Ju-gendlichen nutzen würden, bestehen in erster Linie Unterschiede nach Geschlecht. Während Mädchen sich im Mittel an 2,3 der neun vorgelegten Möglichkeiten beteiligen würden, sind es unter den Jun-gen lediglich 1,5.

Weibliche Jugendliche, deren Vater studiert hat, würden im Durch-schnitt sogar drei Möglichkeiten wahrnehmen. Lediglich in der Grup-pe der männlichen Jugendlichen bestehen Unterschiede zwischen Wolfsburgern und Auswärtigen. Letztere ziehen erwartungsgemäß weniger Beteiligungsmöglichkeiten innerhalb der Stadt Wolfsburg in Betracht.

Auch die Anzahl der Wolfsburger Beteiligungsmöglichkeiten, die die Jugendlichen bereits einmal genutzt haben, variiert je nach Alter. Unter 18-Jährige haben durchschnittlich 0,6 der neun vorge-legten Engagementmöglichkeiten schon einmal wahrgenommen, Ältere dagegen nur 0,4. Die festgestellte größere Kenntnis von Be-teiligungsmöglichkeiten unter den jüngeren befragten Jugendlichen könnte auf ihre breiteren Erfahrungen mit diesen Angeboten zurück-zuführen sein.

In der älteren Gruppe bestehen erneut Unterschiede zwischen Ju-gendlichen aus Wolfsburg und Auswärtigen. Wolfsburger/innen dieses Alters haben im Mittel 0,5 Möglichkeiten genutzt, Auswärtige lediglich 0,3.

7.6 Was wissen die Jugendlichen über die Aufgaben des Jugend-amtes?

Zu den Aufgaben des Jugendamtes wurden den Jugendlichen fünf Aussagen vorgelegt. Wie Abbildung 54 verdeutlicht, ist der Anteil der Jugendlichen, die keine Kenntnis von den Aufgaben des Jugend-amtes haben, relativ hoch.

Jeweils mehr als ein Drittel der Befragten hat insgesamt mit »weiß ich nicht« geantwortet. Insbesondere männliche Jugendliche hatten häufig keine Vorstellungen zu den Aufgaben des Jugendamtes.

Die größte Zustimmung erhält die Aussage »Die Mitarbeiter/innen des Jugendamtes sind vor allem für arme Familien mit vielen Kin-dern da«. 45 Prozent stimmen dieser Aussage ganz oder eher zu. 42,6 Prozent meinen, dass die Mitarbeiter/innen des Jugendamtes Eltern bei Erziehungsschwierigkeiten helfen und 40,2 Prozent, dass sie gute Ansprechpartner/innen sind, wenn man Probleme hat.

Ein Drittel der befragten Jugendlichen ist der Meinung, dass das Ju-gendamt für sie ohne Bedeutung ist. 40,2 Prozent meinen, dass das Jugendamt mehr Events für Jugendliche organisieren sollte.

Abbildung 54: Aussagen zu Aufgaben des Jugendamtes

Die Mitarbeiter/innen desJugendamtes sind guteAnsprechpartner, wennman Probleme hat.

Die Mitarbeiter/innen desJugendamtes helfen Eltern bei Erziehungs-schwierigkeiten.

Die Mitarbeiter/innen desJugendamtes sind vorallem für arme Familienmit vielen Kindern da.

Die Mitarbeiter/innen desJugendamtes sollten mehr Events für Jugend-liche organisieren.

Die Mitarbeiter/innen desJugendamtes sind fürmich ohne Bedeutung.

weiß ich nicht stimmt nicht stimmt kaum stimmt eher stimmt genau Angaben in Prozent

5,4

8,5

12,4

26,3

13,9

38,9

5,7

9,8

24,3

18,3

41,9

5,4

11,8

30,2

15,0

37,5

7,6

13,2

20,6 19,6

39,0

17,9

14,516,5 16,8

34,3

61Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

Zusammenfassung: Engagement bei gesellschaftlichen Belangen

• Die Jugendlichen nehmen eine große Zahl gesellschaftlicher Probleme in Wolfsburg wahr.

• Umweltverschmutzung wird von den befragten Jugend-lichen am häufigsten als Problembereich in Wolfsburg wahrgenommen. Es folgen Gewalt und Kriminalität sowie Arbeitslosigkeit.

• Weibliche Jugendliche nehmen mehr gesellschaftliche Pro-bleme wahr als männliche. Männliche Jugendliche sehen mehr Probleme in Wolfsburg, wenn sie ihre Familie als arm einstufen.

• Lokale Medien und Informationsangebote werden von den Ju-gendlichen kaum regelmäßig genutzt. Dennoch ist das lokale Geschehen für mehr als die Hälfte Diskussionsgegenstand.

• Das Interesse der Jugendlichen am lokalen Geschehen ist abhängig vom Bildungshintergrund der Familie und deren ökonomischer Situation.

• Fast drei Viertel der Jugendlichen meinen, dass Jugendliche politisch nicht ernst genommen werden. Etwas mehr als die Hälfte der Jugendlichen meint, politisch etwas bewirken zu kön-nen, wenn sie sich für eine Sache einsetzen.

• Politisches Interesse findet sich besonders häufig unter Gymnasiast/innen und Schülerinnen und Schülern berufs-bildender Schulen.

• Die Mehrzahl der befragten Jugendlichen engagiert sich gele-gentlich.

• Das am weitesten verbreitete gelegentliche Engagement gilt älteren, hilfsbedürftigen Menschen oder den Interessen jun-ger Menschen in Schule und Ausbildung.

• Dieses Engagement erfolgt größtenteils alleine durch persön-liches Tun und nicht im institutionellen Rahmen.

• Im Durchschnitt kennen Jugendliche 1,9 von 9 Beteiligungsmög-lichkeiten in Wolfsburg. Sie würden sich durchschnittlich an 1,8 dieser Möglichkeiten beteiligen und haben im Durchschnitt 0,5 dieser Beteiligungsmöglichkeiten schon einmal genutzt.

• Jüngere Jugendliche kennen mehr Beteiligungsmöglichkei-ten und haben bereits mehr Erfahrungen damit gesammelt als Ältere.

• Die Bereitschaft, sich zu beteiligen ist unter Mädchen aus Akademikerhaushalten am höchsten.

• Viele Jugendliche haben keine Kenntnis von den Aufgaben des Jugendamtes.

62 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Mobilität

8Auch die Mobilität der Jugendlichen war in der Untersuchung eine zentrale Fragestellung. Hierzu sollten die Jugendlichen zunächst aus einer Liste von Verkehrsmitteln dasjenige angeben, das sie auf dem Weg zur Schule und in ihrer Freizeit hauptsächlich benutzen. Wie sich zeigt, ist der Bus neben dem eigenen Wagen das wichtigste Verkehrsmittel für die Jugendlichen. Da Jugendliche unter 18 Jahren nicht selbst mit dem Auto fahren können und sich daher eine ganz andere Verteilung ergibt als in der Gruppe der Älteren, werden die Ergebnisse für diese beiden Altersgruppen in Abbildung 55 in se-paraten Grafiken.

Der Bus wird von mehr als der Hälfte der unter 18-Jährigen auf dem Weg zur Schule genutzt. In ihrer Freizeit nutzt noch mehr als ein Drittel die Wolfsburger Busverbindungen. Auch in der älteren Grup-pe fahren immerhin noch 22 Prozent mit dem Bus zur Schule. In der Freizeit sind es allerdings nur noch 9 Prozent.

Die Hälfte der ab 18-Jährigen fährt selbst mit dem Auto zur Schule. Für fast zwei Drittel ist das Auto in der Freizeit das wichtigste Ver-kehrsmittel. Entsprechend haben alle anderen Verkehrsmittel in die-ser Altersgruppe erheblich an Bedeutung verloren.

Neben der Nutzung von Busverbindungen spielt bei den Jüngeren auch das Fahrrad und der Chauffeurdienst Erwachsener eine Rolle. Jede/r achte Jugendliche fährt mit dem Fahrrad zur Schule, mehr als ein Viertel nutzt das Fahrrad für die Wege in der Freizeit. Ein Fünftel

der unter 18-Jährigen wird in der Freizeit mit dem Auto zum Ziel ge-bracht. Ebenfalls fast ein Fünftel geht zu Fuß zur Schule.

Welches Verkehrsmittel gewählt wird, ist vor allem vom Wohnort abhängig. Abbildung 56 weist die Verkehrsmittel aus, die unter 18-Jährige aus verschiedenen Stadtteilen auf dem Weg zur Schule nutzen. Der Bus ist demnach vor allem für Jugendliche, die im Süd-osten von Wolfsburg leben, sowie für Auswärtige das zentrale Ver-kehrsmittel auf dem Schulweg. Knapp drei Viertel von ihnen fahren mit dem Bus zur Schule. Junge Menschen, die im Südwesten leben, nutzen nur zu etwas mehr als einem Viertel den Bus. 43,8 Prozent von ihnen gehen zu Fuß zur Schule.

Welches Verkehrsmittel genutzt wird, um zur Schule zu kommen, ist zwar in erster Linie vom Wohnort und damit von der Entfernung zur Schule abhängig, es spielen aber auch soziale Kriterien eine Rolle. So zeigt sich beispielsweise für die unter 18-Jährigen, die im Norden oder der Mitte Wolfsburgs leben, dass der Geburtsort der Eltern bei der Wahl des Verkehrsmittels von Bedeutung ist. Jugendliche, deren beide Elternteile in Deutschland geboren sind, nutzen deutlich häu-figer das Fahrrad für den Schulweg als Jugendliche mit mindestens einem Elternteil, das im Ausland geboren ist. Fast ein Viertel der Ju-gendlichen mit Eltern, die beide in Deutschland geboren sind, fahren mit dem Fahrrad zur Schule, aber nur 6 Prozent der Jugendlichen mit mindestens einem ausländischen Elternteil. Ein Fünftel von ih-nen geht dagegen zu Fuß zur Schule. Unter den Jugendlichen mit in

Mobilität

63Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Mobilität

Abbildung 55: Genutzte Verkehrsmittel

Freizeit Schulweg Freizeit SchulwegAngaben in Prozent

mit dem Fahrrad

jemand fährt mich mit dem Auto

mit anderen Verkehrsmitteln

mit dem Mofa, Motorroller

zu Fuß

ich fahre selbst mit dem Auto

35,455,1

9,022,0

8,1

63,350,9

12,718,2

7,7

26,412,6

11,98,1

19,710,5

5,96,3

2,01,81,5

4,4

3,81,8

0,70,2

mit dem Bus

Abbildung 56: Verkehrsmittel auf dem Schulweg unter 18-Jähriger nach Stadtteil

jemand fährt mich mit dem Auto

zu Fuß Fahrrad Bus

außerhalb Wolfsburgs Südost Südwest Nord, Mitte Angaben in Prozent

18,8

9,56,7

10,60,9

43,8

13,7

0,5 0,5

18,2 16,3

10,1

72,3

28,6

59,7

74,5

64 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Mobilität

Deutschland geborenen Eltern ist es lediglich jede/r Zehnte. Ähnliche Differenzen ergeben sich auch für Jugendliche, die im Südwesten Wolfsburgs leben.

Bei der Wahl des Verkehrsmittels in der Freizeit spielt der Wohn-ort bei unter 18-Jährigen eine untergeordnete Rolle. Die größten Unterschiede bestehen hier zwischen Mädchen und Jungen. Wie Abbildung 57 zeigt, nutzen Mädchen deutlich häufiger den Bus. Sie werden auch häufiger mit dem Auto gebracht. Jungen dagegen fah-ren fast doppelt so häufig mit dem Fahrrad, um Ziele in ihrer Freizeit zu erreichen. Dies ist sicherlich mit auf das größere Unsicherheitsge-fühl weiblicher Jugendlicher zurückzuführen (vgl. Kapitel 9, S. 69).

Der Wohnort spielt nur in der Gruppe der männlichen Jugendlichen eine Rolle. So legen Jungen, die im Südwesten oder der Mitte Wolfs-burgs leben, besonders häufig Wege zu Fuß zurück, wenn sie in ihrer Freizeit unterwegs sind. In der Gruppe der weiblichen Jugendlichen ergeben sich auf einer zweiten Stufe Altersunterschiede. So sind unter 14-Jährige in ihrer Freizeit häufiger mit dem Fahrrad unter-wegs, während Ältere eher den Bus nutzen. Dies wird wahrscheinlich darauf zurückzuführen sein, dass sich der Radius, in dem Freizeit-aktivitäten stattfinden, mit dem Alter erweitert.

Auch bei den ab 18-Jährigen ist die Frage, welches Verkehrsmittel auf dem Schulweg genutzt wird, im Wesentlichen abhängig vom Wohnort. Dies verdeutlicht Abbildung 58. Das eigene Auto nutzen vor allem Auswärtige, aber auch junge Menschen, die im Südosten und Norden Wolfsburgs leben. Liegt der Wohnort in der Mitte Wolfs-burgs, spielt das Auto eine untergeordnete Rolle. Für diese jungen Menschen spielen Bus und Fahrrad eine wichtigere Rolle. Jeweils ein

Viertel nutzt diese beiden Verkehrsmittel, ebenso viele gehen zu Fuß zur Schule.

Neben dem Wohnort spielen aber auch hier soziale Kriterien eine Rolle, wenn es um die Wahl des Verkehrsmittels auf dem Weg zur Schule geht. Insgesamt 39,9 Prozent der ab 18-Jährigen, die im Süd-westen Wolfsburgs wohnen, fahren selbst mit dem Auto zur Schule. Dieser Anteil liegt vergleichsweise im Mittelfeld. Hier spielt es jedoch eine wesentliche Rolle, ob die jungen Menschen in einem Einfami-lienhaus oder in einem Mehrfamilienhaus leben. Junge Menschen aus Einfamilienhäusern nutzen zu 57,8 Prozent den eigenen Wagen, in Mehrfamilienhäusern sind es lediglich 25,3 Prozent. Der finan-zielle Hintergrund der Familie, wie er u. a. in der Wohnsituation zum Ausdruck kommt, spielt also eine wesentliche Rolle. In den ande-ren Stadtteilen finden sich solche Unterschiede allerdings nicht. Hier scheint die Entfernung zur Schule im Mittelpunkt zu stehen.

Wenn es um die Nutzung von Verkehrsmitteln in der Freizeit ab 18-Jähriger geht, spielt erneut der Wohnort die zentrale Rolle (Abbildung 59). Anders als im Hinblick auf den Schulweg werden hier aber andere Sozialräume zusammengefasst. Erneut ist es der Stadtteil Mitte, in dem die jungen Menschen am seltensten den eige-nen Wagen nutzen. Vergleicht man den Anteil allerdings mit dem, der sich im Hinblick auf den Schulweg ergeben hat, ist festzustellen, dass doppelt so viele in der Freizeit auf das Auto zurückgreifen. Auch in der Freizeit wird von den Jugendlichen, die in der Mitte Wolfsburgs leben, häufig das Fahrrad genutzt oder sie legen Wege zu Fuß zurück.

In einer zweiten Frage zur Mobilität sollten die Jugendlichen an-geben, welche Verkehrsverbindungen ihnen fehlen. Hierbei wurde

Abbildung 57: Verkehrsmittel in der Freizeit unter 18-Jähriger nach Geschlecht

jemand fährt mich mit dem Auto

zu Fuß Fahrrad Bus

Jungen Mädchen Angaben in Prozent

15,5

23,8

14,8

10,6

34,6

18,4

25,8

44,9

65Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Mobilität

zwischen Verkehrsverbindungen tagsüber, am Abend sowie am Wo-chenende unterschieden. In einer weiteren Frage ging darum, ob ge-nügend Radwege vorhanden sind. Abbildung 60 zeigt die Verteilung der Antworten.

Am häufigsten werden demnach Busverbindungen am Abend ver-misst. 30,7 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, solche Verbindungen häufig zu vermissen, weitere 26,9 Prozent vermissen sie manchmal. Ein ähnliches Bild ergibt sich im Hinblick auf Busver-bindungen am Wochenende. Tagsüber fehlt mehr als drei Viertel der

Jugendlichen keine Busverbindung. Radwege werden von 12,8 Pro-zent häufig und von einem weiteren Viertel manchmal vermisst.

Ob tagsüber Busverbindungen vermisst werden, ist in erster Linie abhängig vom Wohnort der Jugendlichen. Befragte, die in der Mitte, im Norden oder im Südwesten Wolfsburgs leben, vermissen solche Verbindungen am seltensten. Ein Fünftel der Jugendlichen, die im Südosten Wolfsburgs leben, vermissen manchmal Busverbindun-gen und 5,3 Prozent von ihnen fehlen sie häufig. Auswärtigen fehlen Busverbindungen etwa ebenso häufig, allerdings ist hier der Anteil,

Abbildung 58: Verkehrsmittel auf dem Schulweg ab 18-Jähriger nach Stadtteil

jemand fährt mich mit dem Auto

zu Fuß Fahrrad Bus

außerhalb Wolfsburgs Südost Südwest, Nord Mitte Angaben in Prozent

Auto

9,33,4 5,84,2 0,0 1,7

26,9

18,2

0,0

13,4

25,0

8,4

17,821,0

25,028,0

62,158,8

17,1

39,0

Abbildung 59: Verkehrsmittel in der Freizeit ab 18-Jähriger nach Stadtteil

jemand fährt mich mit dem Auto

zu Fuß Fahrrad Bus

Nord, Südwest Südost, außerhalb Wolfsburgs Mitte Angaben in Prozent

Auto

9,06,24,2 5,3

21,0

4,6

14,3

21,0

7,513,5 14,8

4,6

57,1

34,6

76,2

66 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Mobilität

denen sie häufig fehlen mit 12,6 Prozent deutlich höher als im Süd-westen Wolfsburgs.

Ob den Jugendlichen Busverbindungen am Abend fehlen, ist un-abhängig von ihrem Wohnort. Vielmehr spielt hier das Alter eine zentrale Rolle. Jugendliche, die unter 14 Jahre alt sind, vermissen solche Verbindungen erwartungsgemäß am seltensten. Es ist davon auszugehen, dass sie um diese Zeit seltener noch unterwegs sind. Den größten Bedarf an abendlichen Busverbindungen melden 16- bis unter 18-Jährige an. 40 Prozent dieser Altersgruppe vermissen sol-

che Verbindungen häufig, fast ein weiteres Drittel manchmal. Unter den 14- bis unter 16-Jährigen wie auch unter den ab 21-Jährigen lie-gen diese Anteile bei jeweils etwas mehr als einem Viertel. Es ist davon auszugehen, dass diese beiden Altersgruppen ähnliche Be-darfe aus unterschiedlichen Gründen anmelden. Ab 21-Jährige kön-nen häufiger auf ein Auto zurückgreifen, während 14- und 15-Jährige noch nicht so häufig abends unterwegs sein dürften. Auch unter den 18- bis unter 21-Jährigen besteht ein großer Bedarf nach abendlichen Busverbindungen. Mehr als einem Drittel fehlen sie häufig, etwas weniger als einem Viertel manchmal.

Abbildung 60: Fehlende Verkehrsverbindungen

Radwege Busverbindungenam Wochenende

Busverbindungenabends

Busverbindungentagsüber

fehlt nicht fehlt manchmal fehlt häufig Angaben in Prozent

61,8

25,4

12,8

30,2

44,0

25,8 26,9

42,4

30,7

13,6

79,0

7,3

Abbildung 61: Fehlende Busverbindungen tagsüber nach Stadtteil

außerhalb Wolfsburgs Südost Mitte, Nord, Südwest

fehlt nicht fehlt manchmal fehlt häufig Angaben in Prozent

72,1

15,312,6

73,0

21,7

5,3

84,0

10,75,4

67Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Mobilität

Innerhalb der Altersgruppen ergeben sich weitere Differenzen, wo-bei unterschiedliche Merkmale bedeutsam sind. Unter den 18- bis unter 21-Jährigen sind es vor allem die weiblichen Jugendlichen, die abendliche Busverbindungen vermissen. 42 Prozent geben an, dass ihnen solche Verbindungen am Abend häufig fehlen, aber nur 33 Pro-zent der männlichen Jugendlichen.

In den beiden Altersgruppen der 14- bis 16-Jährigen und der ab 21-Jährigen spielt erneut die Wohnsituation als Indikator der öko-nomischen Situation der Familie eine Rolle. Fast ein Drittel der Ju-

gendlichen, die in Einfamilienhäusern leben, vermissen abendliche Busverbindungen häufig, aber nur ein Fünftel der Jugendlichen, die in einem Mehrfamilienhaus leben.

In der Gruppe der 16- bis unter 18-Jährigen der befragten Jugend-lichen spielt auch der Wohnort noch eine Rolle. Der Hälfte der Ju-gendlichen in dieser Altersgruppe, die im Südosten Wolfsburgs oder außerhalb Wolfsburgs leben, fehlt eine Busverbindung am Abend häufig. Unter den Jugendlichen aus anderen Stadtteilen liegt dieser Anteil lediglich bei 31,7 Prozent.

Abbildung 62: Fehlende Busverbindungen am Abend nach Altersgruppen

18- bis unter21-Jährige

16-bis unter18-Jährige

fehlt nicht fehlt manchmal fehlt häufig Angaben in Prozent

39,5

23,7

36,8

28,631,4

40,0

14- bis unter 16-Jährigeund ab 21-Jährige

45,7

26,5 27,7

unter 14-Jährige

60,4

25,9

13,7

Abbildung 63: Fehlende Busverbindungen am Wochenende nach Altersgruppen

unter 14-Jährige 14- bis unter16-Jährige

16- bis unter18-Jährige

18- bis unter21-Jährige

Angaben in Prozent

ab 21-Jährige

fehlt nicht fehlt manchmal fehlt häufig

51,2

15,3

33,638,3

25,3

36,5 35,6 33,531,0

47,3

26,526,1

60,9

22,4

16,7

68 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Mobilität

Auch im Hinblick auf Busverbindungen am Wochenende erweist sich in erster Linie das Alter als relevant. Erneut sind es hier die 16- bis 18-Jährigen, denen zu dieser Zeit Busverbindungen fehlen. Zwei Drit-tel dieser Altersgruppe vermissen solche Verbindungen häufig oder manchmal. Am seltensten fehlen sie den ab 21-Jährigen. Allerdings sind es auch hier mehr als ein Fünftel, die angeben, dass ihnen am Wochenende Busverbindungen fehlen. Unter 14-Jährige scheinen ebenfalls seltener vor dem Problem zu stehen, am Wochenende mit dem Bus fahren zu müssen. Mehr als der Hälfte fehlen solche Ver-bindungen nicht, allerdings gibt ein Drittel an, dass am Wochenende manchmal Busverbindungen fehlen.

Im Hinblick auf Busverbindungen am Wochenende ergeben sich le-diglich in der Gruppe der 18- bis unter 21-Jährigen weitere Unter-schiede, und zwar je nach Wohnort. Den befragten Jugendlichen dieses Alters, die im Südwesten oder Südosten von Wolfsburg leben, fehlen Busverbindungen häufiger als Jugendlichen aus den anderen Stadtteilen.

Auch die Frage, ob Radwege vermisst werden, ist vom Alter abhängig. Hier wird allerdings nur zwischen zwei Altersgruppen unterschie-den. Knapp der Hälfte der unter 14-Jährigen fehlen Radwege, aber nur etwas mehr als einem Drittel der Älteren. In dieser Altersgruppe spielt zudem die Zuwanderungsgeschichte eine Rolle. Jugendliche

mit einem solchen Hintergrund geben seltener an, dass ihnen Rad-wege fehlen als Jugendliche ohne Zuwanderungsgeschichte. Dies ist insofern nicht überraschend, als bereits gezeigt werden konnte, dass Jugendliche, deren Eltern im Ausland geboren sind, deutlich seltener das Fahrrad als Verkehrsmittel benutzen.

Zusammenfassung: Mobilität

• Für unter 18-Jährige ist der Bus sowohl in der Freizeit als auch auf dem Schulweg das wichtigste Verkehrsmittel.

• Ob der Bus in dieser Altersgruppe genutzt wird, ist in erster Linie abhängig vom Wohnort.

• Das Fahrrad wird von Jugendlichen mit Zuwanderungsge-schichte deutlich seltener genutzt.

• Weibliche Jugendliche unter 18 Jahren sind in ihrer Freizeit häufiger mit dem Bus und seltener mit dem Fahrrad unter-wegs als männliche.

• Für junge Menschen ab 18 Jahren steht das Auto an erster Stelle.

• Ob das Auto genutzt wird, ist in erster Linie abhängig vom Wohnort. Daneben spielen auch soziale Merkmale eine Rol-le.

• Busverbindungen fehlen den Jugendlichen vor allem am Abend und am Wochenende.

69Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Sicherheitsgefühl

9Eine Frage der Studie beschäftigt sich mit dem Sicherheitsgefühl der Jugendlichen in der Stadt. Abbildung 64 gibt die Angaben der be-fragten Jugendlichen wieder.

Insgesamt betrachtet fühlt sich die Mehrheit der Jugendlichen an den aufgeführten Orten »eher sicher« oder sogar »sehr sicher«. Am sichersten fühlen sich die Jugendlichen zu Hause. Am niedrigsten ist dieser Anteil, wenn es um den ZOB bzw. den Bahnhof geht. Fast je-de/r zehnte Jugendliche gibt an, sich dort »sehr unsicher« zu fühlen, etwas mehr als ein Viertel fühlt sich »eher unsicher«.

Die Mehrheit, nämlich etwas mehr als 60 Prozent, fühlt sich jedoch auch am ZOB bzw. am Bahnhof »eher sicher« oder »sehr sicher«. Auch unter den Jugendlichen, die nachts im eigenen Stadtteil unter-wegs sind, ist der Anteil der »eher Unsicheren« mit 17,5 Prozent deut-lich erhöht. Tagsüber fühlen sich dagegen 72,5 Prozent der Jugend-lichen in ihrem eigenen Stadtteil »sehr sicher«. Auch die Schule kann als sicherer Ort gelten. Fast zwei Drittel der Befragten fühlt sich dort »sehr sicher«, etwa ein Drittel »eher sicher«.

Das Sicherheitsgefühl tagsüber im eigenen Stadtteil variiert je nach-dem, ob die Jugendlichen in einen Mehrfamilienhaus oder einem Einfamilienhaus leben. Drei Viertel der Jugendlichen aus Einfami-lienhäusern geben an, dass sie sich tagsüber im eigenen Stadtteil »sehr sicher« fühlen. Unter den Jugendlichen, die in einem Mehr-familienhaus leben, liegt dieser Anteil bei 61,3 Prozent. Unter weib-

lichen Jugendlichen aus Mehrfamilienhäusern ist dieser Anteil mit 54,3 Prozent noch einmal geringer.

In der Gruppe der Jugendlichen aus Einfamilienhäusern kommt es auch darauf an, in welchem Stadtteil sie leben. Jugendliche aus Stadtteilen im Südwesten, Südosten oder Norden Wolfsburgs geben zu 77,1 Prozent an, dass sie sich tagsüber in ihrem Stadtteil »sehr si-cher« fühlen. Jugendliche aus Einfamilienhäusern in der Mitte Wolfs-burgs fühlen sich dort tagsüber nur zu 62,5 Prozent »sehr sicher«.

Ob sich Jugendliche auch nachts in ihrem Stadtteil sicher fühlen, ist in erster Linie eine Frage der Geschlechtszugehörigkeit. Männliche Jugendliche fühlen sich deutlich sicherer als weibliche. So geben 46,7 Prozent der Jungen an, sich nachts in ihrem Stadtteil »sehr si-cher« zu fühlen, aber nur ein knappes Viertel der Mädchen. Beson-ders niedrig ist der Anteil der Mädchen, die sich nachts sehr sicher fühlen, in den Stadtteilen Mitte und Südwest. Nur 18 Prozent der dort lebenden weiblichen Jugendlichen fühlt sich »sehr sicher«, 30 Pro-zent aber »eher unsicher«. In der Gruppe der männlichen Jugend-lichen ist das Sicherheitsgefühl eine Frage des Alters. Jüngere fühlen sich seltener nachts im eigenen Stadtteil unsicherer als Ältere.

Auch im Hinblick auf das Sicherheitsgefühl auf dem Schulweg be-stehen in erster Linie Unterschiede nach Geschlecht und Alter. Er-neut fühlen sich Mädchen seltener sicher als Jungen und das Sicher-heitsgefühl steigt in beiden Gruppen mit zunehmendem Alter. Ob sich

Sicherheitsgefühl

70 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Sicherheitsgefühl

Jugendliche in der Schule sicher fühlen, ist in erster Linie eine Al-tersfrage. Auch hier gilt: Der Anteil derjenigen, die sich sicher fühlen, steigt mit dem Alter. Lediglich in der Altersgruppe der 18- bis unter 21-Jährigen bestehen auch Geschlechtsunterschiede. Erneut sind es die Frauen, die sich in der Schule unsicherer fühlen als Männer.

Das Sicherheitsgefühl auf dem Weg zu Freizeitveranstaltungen wie auch am ZOB bzw. am Bahnhof ist ebenfalls geschlechtsspezifisch unterschiedlich stark ausgeprägt. Frauen fühlen sich in beiden Fällen seltener sicher als Männer. Im Hinblick auf den ZOB und den Bahn-hof variiert das Sicherheitsgefühl zudem mit der Zuwanderungs-

geschichte. Sowohl Frauen als auch Männer mit Zuwanderungs-geschichte fühlen dort häufiger sicher als Frauen und Männer ohne diesen Hintergrund.

Zusammenfassung: Sicherheitsgefühl

• Am sichersten fühlen sich die Jugendlichen zu Hause.

• Am häufigsten fühlen sich Jugendliche am ZOB beziehungswei-se am Bahnhof unsicher.

• Weibliche Jugendliche geben häufiger an, sich nicht sicher zu fühlen als männliche.

Abbildung 64: Sicherheitsgefühl an verschiedenen Orten

zu Hause tagsüber imeigenen Stadtteil

Schule Schulweg auf dem Weg zu Freizeit-veranstaltungen

nachts imeigenen Stadtteil

ZOB, am Bahnhof

sehr unsicher eher unsicher eher sicher sehr sicher Angaben in Prozent

0,0 1,37,8

90,9

1,2 3,1

23,2

72,5

1,1 3,6

32,1

63,2

1,0 3,8

40,6

54,6

2,67,1

47,542,9

7,1

17,5

34,8

40,7

9,2

27,4

42,9

20,5

71Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Zusammenfassung und Fazit

10Mit der Befragung von mehr als 2 000 Jugendlichen in Wolfsburg hat die Stadt eine umfassende Studie zu den Lebensverhältnissen, dem Freizeitverhalten und vielen weiteren Aspekten des Lebens der Ju-gendlichen in der Stadt in Auftrag gegeben. Die Auswertung dieser Studie liefert eine Fülle von Einzelinformationen über die Situation der Jugendlichen in Wolfsburg, die eine wichtige Grundlage für die Planung weiterer Vorhaben im Jugendbereich darstellen.

10.1 Welche Rolle spielt die Lebenssituation für Verhalten und Einstellungen?

In der Befragung der Jugendlichen in Wolfsburg wurde eine Reihe von individuellen und familiären Merkmalen erfasst, deren Zusam-menhang mit dem Verhalten und den Einstellungen der Jugendlichen untersucht wurde.

Sozialräumliche UnterschiedeFür die Stadt Wolfsburg war es von großer Bedeutung, die Angaben der Jugendlichen auch den verschiedenen Stadtteilen in Wolfsburg zuordnen zu können. Damit sollte die Studie Ansatzpunkte für eine sozialräumliche Planung geben.

Wie sich gezeigt hat, spielt der Wohnort der Jugendlichen jedoch eine untergeordnete Rolle, wenn andere Merkmale der Jugendlichen wie

ihr familiärer Hintergrund, ihr Alter oder ihr Geschlecht berücksich-tigt werden. Allerdings ist festzustellen, dass die Zusammensetzung der Bevölkerung der verschiedenen Stadtteile unterschiedlich ist. Insbesondere im Hinblick auf den Anteil der Bevölkerung mit Zuwan-derungsgeschichte bestehen große Differenzen.

Wenn beispielsweise festgestellt wurde, dass Jugendliche mit Zu-wanderungsgeschichte höheren Informationsbedarf zu bestimmten Themenbereichen haben, ist in Stadtteilen mit besonders hohem An-teil an Migrantinnen und Migranten anzusetzen.

Zuwanderungsgeschichte42,1 Prozent der Jugendlichen aus Wolfsburg haben einen eine Zu-wanderungsgeschichte. Das heißt, sie sind entweder selbst im Aus-land geboren, haben mindestens ein Elternteil, das im Ausland ge-boren ist und/oder bei ihnen zu Hause wird eine andere Sprache als deutsch gesprochen. Immer wenn eines dieser Merkmale vorliegt, wird von einer Zuwanderungsgeschichte ausgegangen.

Wie sich gezeigt hat, sind teilweise nur einzelne Aspekte der Zu-wanderungsgeschichte für Unterschiede zwischen Jugendlichen ausschlaggebend. So fühlen sich zwar Jugendliche, die selbst im Ausland geboren sind, seltener als Wolfsburger/in, zwischen Ju-gendlichen mit zwei in Deutschland geborenen Elternteilen und Jugendlichen mit Eltern, die im Ausland geboren sind, bestehen je-doch keine Unterschiede. In anderen Fällen ist es ausschließlich von

Zusammenfas-sung und Fazit

72 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Zusammenfassung und Fazit

Bedeutung, ob zu Hause bei den Jugendlichen deutsch gesprochen wird oder nicht. So verbringen beispielsweise Jugendliche, bei denen deutsch gesprochen wird, eher ihre Freizeit auch in anderen Stadt-teilen als Jugendliche, bei denen dies nicht der Fall ist. Unterschiede zwischen Jugendlichen, die selbst im Ausland geboren sind und sol-chen, die in Deutschland geboren sind, bestehen in diesem Fall nicht. In der dritten Variation spielt vor allem der Geburtsort der Eltern eine Rolle. So erhalten beispielsweise Jugendliche, deren Eltern im Aus-land geboren sind, weniger Taschengeld.

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass innerhalb der Gruppe der Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte – ebenso wie in der Gruppe der Jugendliche ohne diesen Hintergrund – eine große Varia-tion besteht, die es zu berücksichtigen gilt. So zeigt z. B. die Betrach-tung der Zusammensetzung der Schülerschaft der verschiedenen Schulformen, dass Zuwanderungsgeschichte nicht mit Bildungs-armut gleichzusetzen ist. Auch wenn in der Familie nicht deutsch gesprochen wird, ist der Anteil der Migrantinnen und Migranten am Gymnasium nicht geringer als in der Gruppe der Jugendlichen, die zu Hause nicht deutsch sprechen.

Ökonomischer Hintergrund der Familie Als eine der bedeutsamsten Merkmale hat sich die Einschätzung der ökonomischen Situation der Familie durch die Jugendlichen erwie-sen. Wo sie ihre Familie auf der zehnstufigen Reichtumsskala ein-stufen, hängt mit zahlreichen Verhaltensweisen und Einstellungen zusammen. Zwar wurden die tatsächlichen finanziellen Verhältnisse der Familie nicht erfasst, betrachtet man jedoch die Aspekte, auf deren Grundlage die Jugendlichen diese Einordnung vorgenommen haben, scheint diese Einstufung realistische Grundlagen zu besitzen. Sie basiert vor allem auf der Erwerbstätigkeit des Vaters und dem Bildungshintergrund der Familie.

Jugendliche, deren Vater Vollzeit arbeitet, schätzen ihre Familie rei-cher ein als Jugendliche, deren Vater einen anderen Erwerbsstatus hat. Noch höher erfolgt die Einordnung, wenn der Vater studiert hat.

Die Einschätzung des Reichtums bzw. der Armut der Familie steht beispielsweise in Zusammenhang mit dem Selbstbild der Jugend-lichen. Jugendliche aus ärmeren Familien haben häufiger ein eher negatives Bild von sich selbst, sie haben selbst mehr Probleme und nehmen in Wolfsburg mehr gesellschaftliche Probleme wahr. In der Schule fühlen sie sich eher als Außenseiter/innen. Sie treiben selte-ner Sport und ihre Eltern sprechen sich eher gegen den Besuch von Jugendgruppen aus. Ihr Informationsbedarf zum Thema Schulden ist besonders hoch.

Umgekehrt steigt mit dem subjektiv wahrgenommenen Reichtum der Familie z. B. das Interesse am politischen Geschehen. Unabhän-

gig von der eigentlichen Höhe des Taschengeldes sind Jugendliche aus reicheren Familien mit dem, was sie erhalten, häufiger zufrie-den. Diese Jugendlichen haben eher ein positives Bild von sich selbst entwickelt und unterhalten eher ein partnerschaftliches Verhältnis zu den Eltern.

Angesichts der großen Bedeutung, die dem finanziellen Hintergrund der Familie zukommt, ist hier eine wichtige Zielgruppe für zu ent-wickelnde Handlungsansätze identifiziert.

BildungshintergrundSowohl der Bildungshintergrund der Familie – insbesondere der des Vaters – als auch der Bildungshintergrund der Jugendlichen selbst spielt für Verhalten und Einstellungen der Jugendlichen ebenfalls eine wichtige Rolle. Weitreichende Bedeutung kommt dem Bildungs-hintergrund zu, wenn es um die Wahl der weiterführenden Schule geht. Jugendliche, deren Vater studiert hat, besuchen am häufigsten das Gymnasium. Sie sind z. B. auch eher kulturell aktiv und interes-sieren sich stärker für das lokale Geschehen in Wolfsburg.

Die Bildung der Jugendlichen selbst spielt ebenfalls eine Rolle. Ju-gendliche, die die Hauptschule besuchen, sind seltener in den Ferien verreist. Sie nehmen z. B. häufiger als andere Probleme wie Arbeits-losigkeit, Armut und Lehrstellenmangel in der Stadt wahr und sind seltener politisch interessiert.

Geschlecht und Alter Dass viele Freizeitaktivitäten altersabhängig sind, entspricht den unterschiedlichen Entwicklungserfordernissen in den verschiedenen Altersgruppen ebenso wie den unterschiedlichen Möglichkeiten, die sich Jugendlichen verschiedenen Alters bieten. Dies gilt es bei der Entwicklung von Maßnahmen immer mit zu berücksichtigen.

Neben dem Alter spielt aber auch das Geschlecht eine wesentliche Rolle. Wie die Studie gezeigt hat, unterscheiden sich weibliche und männliche Jugendliche in ihrem Freizeitverhalten und ihren Einstel-lungen in zahlreichen Aspekten. Weibliche Jugendliche können sel-tener ein positives Selbstbild entwickeln. Sie engagieren sich bereits in mehr Bereichen und sind bereit, sich in mehr Bereichen zu enga-gieren als männliche Jugendliche. Sie nutzen mehr der vorhandenen Beteiligungsmöglichkeiten in Wolfsburg.

Obwohl sich weibliche Jugendliche ebenso stark mit Wolfsburg identifizieren wie männliche Jugendliche, möchten sie seltener, dass auch ihre Kinder in Wolfsburg aufwachsen, und in ihren Plänen nach dem Schulabschluss kommt Wolfsburg seltener als Wohnort vor. Mädchen fühlen sich an fast allen Orten weniger sicher als Jungen, was beispielsweise auch Folgen für die in der Freizeit genutzten Ver-kehrsmittel hat.

73Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Zusammenfassung und Fazit

10.2 In welchen Bereichen erge-ben sich Handlungsansätze?

Eltern stärkenDie Entwicklung eines positiven Selbstbildes hängt wesentlich mit der Beziehung zu den Eltern zusammen. Ein eher partnerschaftliches Verhältnis zu den Eltern, in dem die Leistungen der Jugendlichen an-erkannt und mit Lob versehen werden, unterstützt die Entwicklung eines positiven Selbstverständnisses. Umgekehrt können Jugendli-che, die sich häufig der Kritik ihrer Eltern ausgesetzt sehen, seltener ein positives Bild von sich entwickeln. Sie fühlen sich häufiger über-fordert und geben an, häufiger Probleme zu haben.

Die Unterstützung der Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder ist si-cherlich nicht eine Aufgabe, die erst dann beginnen kann, wenn diese das jugendliche Alter erreicht haben. Angebote zur Eltern- und Fa-milienbildung müssen früher einsetzen und einen möglichst breiten Kreis von Eltern erreichen.11

Freizeitorte schaffen Die Befragung der Jugendlichen zu den Orten, die für sie in der Frei-zeit wichtig sind und welche Orte ihnen fehlen, hat gezeigt, dass ins-besondere Diskotheken, Kneipen, Cafés und Plätze zum Abhängen in Wolfsburg aus Sicht der Jugendlichen fehlen. Dies zeigen auch die Auswertungen der schriftlichen Anmerkungen, die die Jugendlichen in der Befragung gemacht haben. Insbesondere in der Innenstadt, die für eine Mehrzahl der Jugendlichen einen wichtigen Freizeitort darstellt, fehlen solche Plätze. Hier ergibt sich die Aufgabe einer ju-gendgerechten Gestaltung des öffentlichen Raums wie auch die der Ansiedlungspolitik entsprechender kommerzieller Angebote, die den Bedürfnissen der Jugendlichen entgegenkommen.

InformationsbedarfAuch wenn sich ein Großteil der Jugendlichen über die meisten The-menbereiche ausreichend informiert fühlt, hat die Untersuchung gezeigt, dass in bestimmten Bereichen weiterer Informationsbedarf besteht. Je nach Thema sind es dabei unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen, die Informationsbedarf anmelden. Zum Thema Rech-te und Pflichten im Internet besteht der größte Informationsbedarf.

11 Hierzu weist der Kinder- und Jugendgesundheitsbericht 2013 folgende Empfeh-lung aus: »1. Implementierung von integrativer Elternarbeit. Bildungsprogramme können Eltern bei der Erziehung unterstützen und ihre sozialen, gesundheitlichen und persönlichen Kompetenzen stärken. Der Erfolg der Bildungsprogramme bemisst sich dabei nicht nur daran, ob Eltern teilnehmen, sondern insbesondere daran, wie die Programme die Bedürfnisse und die Lebenswelten der Familien berücksichtigen. Eine Evaluation der Programme sollte kontinuierlich erfolgen.«

Auch die Studie »Alleinerziehend in Wolfsburg – Eine Studie über Ein-Eltern-Fa-milien im SGB II-Bezug« weist aus, dass erlebnisorientierte (Trainings-) Maßnah-men zur Stärkung der Selbstwirksamkeit angeboten werden sollen.

Im Hinblick auf andere Themen hat sich gezeigt, dass insbesondere Mädchen und Migrantinnen und Migranten mehr erfahren möchten. Dies zeigt auch das Integrationskonzept »Vielfalt leben« der Stadt Wolfsburg aus dem Jahr 2012. Hier gilt es, spezifische Angebote zu entwickeln, die diese Gruppen erreichen.

EngagementbereitschaftUnter den befragten Jugendlichen besteht eine große Bereitschaft zum Engagement. Wie sich gezeigt hat, kennen jüngere Jugendliche mehr Beteiligungsmöglichkeiten in Wolfsburg und haben auch schon mehr Beteiligungsmöglichkeiten wahrgenommen als ältere Jugend-liche. Dies zeigt, dass in Wolfsburg in puncto Beteiligung in den ver-gangenen Jahren einiges getan wurde. Diesen Weg gilt es weiter zu gehen und die Bereitschaft der Jugendlichen zu Engagement und Beteiligung aufzunehmen. Die Schaffung von Freizeitorten – Plät-zen zum Abhängen – in der Innenstadt von Wolfsburg könnte hier Projekt sein, weitere Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche zu schaffen, indem Jugendliche mit in entsprechende Planungen ein-bezogen werden.

JugendtreffsWie die Ergebnisse gezeigt haben, sind Jugendtreffs nur für eine Min-derheit von Jugendlichen von Bedeutung. Für viele ist das Angebot nicht interessant. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Einrich-tungen überflüssig sind. Für bestimmte Gruppen von Jugendlichen sind es wichtige Orte in ihrer Freizeit und gerade diejenigen, die sich in prekären Lebenssituationen befinden, scheinen zu wissen, dass ihnen dort bei Problemen geholfen wird. Dennoch gilt es in diesem Bereich sorgfältig zu überprüfen, welche Angebote die Attraktivität dieser Einrichtungen erhöhen können.

Sicherheit und MobilitätDie Untersuchung hat gezeigt, dass sich viele Jugendliche an ZOB und Bahnhof unsicher fühlen. Hier ergibt sich ein klarer Handlungs-auftrag an die Stadt.

Im Hinblick auf die Verkehrsverbindungen in Wolfsburg sollten die Ergebnisse im Detail analysiert werden. Generell gilt, dass den Ju-gendlichen am Abend und am Wochenende zahlreiche Busverbin-dungen fehlen.

74 Lebens- und Freizeitsituation von Jugendlichen in Wolfsburg 2013

Impressum

ImpressumHerausgeberStadt WolfsburgPorschestraße 49 30884 Wolfsburg

Geschäftsbereich Jugend Abteilung Jugendförderung

Ansprechpersonen Iris Bothe Stadträtin für Jugend, Bildung und Integration [email protected]

Hans HansenGeschäftsbereichsleiter Jugend [email protected]

Gunnar CzimczikLeiter Abteilung Jugendförderung/Stadtjugendpfleger [email protected]

Fachliche BegleitungDoris Kahlert, Carola Kirsch, Jost Geissler, Rosa Schreier, Gunnar Czimczik, Frederik Boog, Jens Hortmeyer, Martin Fleischhauer, Birte Neitzel, Judith Wurm

Durchführung und Realisation Dipl.-Soz. Elke Bruckner, März 2014

GEBIT MünsterGesellschaft für Beratung sozialer Innovation und Informationstech-nologie Münster GmbH & Co. KGCorrensstraße 80, 48149 Münsterwww.gebit-ms.de

TitelbildDas Titelfoto wurde der Foto-DVD »Blickwinkel«, die der Deutsche Bundesjugendring im Rahmen von »Projekt P – misch dich ein« pro-duziert hat, entnom men. Foto: Journalistenbüro Röhr: Wenzel.

Auflage 1 000 Exemplare

LayoutFOLIANT-Editionen Ralf Tempel Unterstraße 12, 24977 Langballig [email protected]