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Zeitung für Diskurs & Ethik am Lebensende lebenszeit Ausgabe #4 Frühling 2012 Mit Nachrichten aus dem Ricam Hospiz Liebe Leserin, lieber Leser, vor ein paar Wochen lehnten sich ei- nige Bewohner eines kleinen Stadt- teils im Süden Hamburgs gegen den Bau eines Hospizes in der Nach- barschaft auf. Sie fürchteten einen Wertverlust ihrer Grundstücke und forderten einen Sichtschutz, der den Blick auf die Sterbenden verde- cke. Prompt sprach der SPIEGEL von fehlender Nächstenliebe in dieser Siedlung. Innerhalb der Hospizbe- wegung reichten die Reaktionen von Kopfschütteln bis zu scharfer Kritik. Selbst Immobilienmakler hielten die Befürchtung eines Wer- teverlusts für Nonsens. Der wah- re Grund des Protestes gegen das künftige Hospiz, so war zu vermu- ten, sei die mangelnde Bereitschaft, sich tagtäglich mit dem Tod ausein- anderzusetzen. Sicherlich erscheint die Debatte um diese Anwohnerproteste hys- terisch. Und sicher ist auch, dass es in dieser Siedlung auch dann noch Kinderlachen und Grillabende im Garten geben wird, wenn die ersten Bestattungswagen vorfahren wer- den. Über 95 Prozent der Anwoh- ner sind ohnehin für den Bau des Hospizes, lediglich zwei von ihnen schalteten einen Anwalt ein. Das eigentlich Interessante an die- sem Sturm im Wasserglas sind wohl eher die beiden Prinzipien, die sich hier offenbaren. Auf der einen Seite stehen jene, die sich der politisch korrekten Zustimmung sicher sind und immer wieder betonen, dass der Tod zum Leben gehöre. Auf der anderen Seite stehen jene, die sich nicht dazu zwingen lassen wollen, sich mit dem Tod auseinanderzu- setzen. »Denn solange wir leben, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann leben wir nicht mehr.« Diese Haltung hat eine lange Tra- dition und reicht zurück bis in die Antike. Ihr prominentester Vertreter ist der griechische Philosoph Epikur, dem auch das Zitat zugeschrieben wird. Die andere Haltung, die das Leben vom Tod her denkt, ist noch wesentlich älter. Im Gilgamesch- Epos, der ältesten erhaltenen Dich- tung, heißt es: »Gilgamesch weint bitterlich um seinen Freund Enki- du und streift umher in der Wüs- te. Wenn ich sterbe, werde ich wie Enkidu sein? Sorge hat mein Herz befallen, ich fürchte mich vor dem Tod und streife durch die Wüste.« Die altägyptische Kultur basierte auf einer Orientierung zum Tode. Und das Barock propagierte den Wahlspruch: »Memento mori« (Er- innere Dich, dass Du stirbst). Aber es kannte auch das »Carpe diem« (Nutze den Tag). So unbekümmert möchten wir unser Leben genießen können und unsere Sterblichkeit vergessen. Doch spätestens dann, wenn uns ein geliebter Mensch jäh entrissen wird oder wir nach langer Krankheit von ihm Abschied nehmen müssen, wird der Tod zum einschneidenden Ereignis im Leben der Hinterbliebenen. Der Tod ist plötzlich kein abstrakter Gedanke mehr. In der Trauer um einen ge- liebten Menschen erfahren wir un- weigerlich den Tod. Er wird zur Er- fahrung, die den ganzen Menschen bestimmt. Die Kulturwissenschaft betrachtet den Tod daher auch als das Zentrum jeder Kultur. Für die aktuelle Ausgabe der »le- benszeit« sprachen wir mit Hinter- bliebenen und darüber, wie sie den Verlust eines nahen Angehörigen erlebt, durchlitten und verschmerzt haben. In diesen Gesprächen ist von Trauer die Rede und Schmerz, aber eben auch von der Zuversicht, wieder ins eigene Leben zurück zu finden. Dazu brauchen Trauernde Unterstützung. Wie Trauerbeglei- tung wirkt, darüber schreibt unsere Gastautorin, die Herausgeberin des Fachmagazins Leidfaden, Monika Müller, in ihrem Fachartikel. Es gilt immer als Herausforderung, die Balance zu halten zwischen Le- bensbejahung und Gedanken an den Tod. Die von den Medien zum Aufruhr erklärte Diskussion an der Elbe wird diese beiden Prinzipien am Ende sicher in Einklang bringen. Den beiden Klägern ist sogar zu danken, haben sie doch mit ihren Bedenken die Frage in die Öffent- lichkeit getragen, wie wir leben und wie wir sterben wollen. Maik Turni Ricam Hospiz Öffentlichkeitsarbeit Meilenstein Ricam Hospiz Stiftung: Gründungsfeier im Schloss Britz Seite 7 Trauerbegleitung Wieder bei Trost sein von Monika Müller Seite 3 Danach... Illustration © Elke R. Steiner Gespräche mit Hinterbliebenen Editorial Epikurs Erbe

lebenszeit - Zeitung für Diskurs & Ethik am Lebensende - Ausgabe #4 - Danach... Gespräche mit Hinterbliebenen

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Für die Frühjahrsausgabe 2012 haben wir mit Hinterbliebenen gesprochen, über ihre Trauer und ihren Weg nach dem Tod eines geliebten Menschen.Die "lebenszeit" ist eine Zeitung, die in Berlin erscheint und den Blick auf Themen wirft, die im Alltag oft ausgeblendet werden: Sterben, Tod und Trauer... Herausgegeben wird sie vom Ricam Hospiz, dem ersten stationären Hospiz Berlins, gegründet 1998 von Bürgern für Bürger.

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Zeitung für Diskurs & Ethik am Lebensende lebenszeit

Ausgabe #4 Frühling 2012

MitNachrichtenaus dem

Ricam Hospiz

Liebe Leserin, lieber Leser,vor ein paar Wochen lehnten sich ei-nige Bewohner eines kleinen Stadt-teils im Süden Hamburgs gegen den Bau eines Hospizes in der Nach-barschaft auf. Sie fürchteten einen Wertverlust ihrer Grundstücke und forderten einen Sichtschutz, der den Blick auf die Sterbenden verde-cke. Prompt sprach der SPIEGEL von fehlender Nächstenliebe in dieser Siedlung. Innerhalb der Hospizbe-wegung reichten die Reaktionen von Kopfschütteln bis zu scharfer Kritik. Selbst Immobilienmakler hielten die Befürchtung eines Wer-teverlusts für Nonsens. Der wah-re Grund des Protestes gegen das künftige Hospiz, so war zu vermu-ten, sei die mangelnde Bereitschaft, sich tagtäglich mit dem Tod ausein-anderzusetzen. Sicherlich erscheint die Debatte um diese Anwohnerproteste hys-terisch. Und sicher ist auch, dass es in dieser Siedlung auch dann noch Kinderlachen und Grillabende im Garten geben wird, wenn die ersten Bestattungswagen vorfahren wer-den. Über 95 Prozent der Anwoh-ner sind ohnehin für den Bau des Hospizes, lediglich zwei von ihnen schalteten einen Anwalt ein. Das eigentlich Interessante an die-sem Sturm im Wasserglas sind wohl eher die beiden Prinzipien, die sich hier offenbaren. Auf der einen Seite stehen jene, die sich der politisch korrekten Zustimmung sicher sind und immer wieder betonen, dass der Tod zum Leben gehöre. Auf der anderen Seite stehen jene, die sich nicht dazu zwingen lassen wollen, sich mit dem Tod auseinanderzu-setzen. »Denn solange wir leben, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann leben wir nicht mehr.« Diese Haltung hat eine lange Tra-dition und reicht zurück bis in die Antike. Ihr prominentester Vertreter ist der griechische Philosoph Epikur, dem auch das Zitat zugeschrieben wird. Die andere Haltung, die das Leben vom Tod her denkt, ist noch wesentlich älter. Im Gilgamesch-Epos, der ältesten erhaltenen Dich-tung, heißt es: »Gilgamesch weint bitterlich um seinen Freund Enki-du und streift umher in der Wüs-

te. Wenn ich sterbe, werde ich wie Enkidu sein? Sorge hat mein Herz befallen, ich fürchte mich vor dem Tod und streife durch die Wüste.« Die altägyptische Kultur basierte auf einer Orientierung zum Tode. Und das Barock propagierte den Wahlspruch: »Memento mori« (Er-innere Dich, dass Du stirbst). Aber es kannte auch das »Carpe diem« (Nutze den Tag). So unbekümmert möchten wir unser Leben genießen können und unsere Sterblichkeit vergessen. Doch spätestens dann, wenn uns ein geliebter Mensch jäh entrissen wird oder wir nach langer Krankheit von ihm Abschied nehmen müssen, wird der Tod zum einschneidenden Ereignis im Leben der Hinterbliebenen. Der Tod ist plötzlich kein abstrakter Gedanke mehr. In der Trauer um einen ge-liebten Menschen erfahren wir un-weigerlich den Tod. Er wird zur Er-fahrung, die den ganzen Menschen bestimmt. Die Kulturwissenschaft betrachtet den Tod daher auch als das Zentrum jeder Kultur. Für die aktuelle Ausgabe der »le-benszeit« sprachen wir mit Hinter-bliebenen und darüber, wie sie den Verlust eines nahen Angehörigen erlebt, durchlitten und verschmerzt haben. In diesen Gesprächen ist von Trauer die Rede und Schmerz, aber eben auch von der Zuversicht, wieder ins eigene Leben zurück zu finden. Dazu brauchen Trauernde Unterstützung. Wie Trauerbeglei-tung wirkt, darüber schreibt unsere Gastautorin, die Herausgeberin des Fachmagazins Leidfaden, Monika Müller, in ihrem Fachartikel. Es gilt immer als Herausforderung, die Balance zu halten zwischen Le-bensbejahung und Gedanken an den Tod. Die von den Medien zum Aufruhr erklärte Diskussion an der Elbe wird diese beiden Prinzipien am Ende sicher in Einklang bringen. Den beiden Klägern ist sogar zu danken, haben sie doch mit ihren Bedenken die Frage in die Öffent-lichkeit getragen, wie wir leben und wie wir sterben wollen.

Maik TurniRicam HospizÖffentlichkeitsarbeit

MeilensteinRicam Hospiz Stiftung:Gründungsfeier im Schloss Britz — Seite 7

TrauerbegleitungWieder bei Trost seinvon Monika Müller — Seite 3

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Editorial Epikurs Erbe

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02 lebenszeit Ausgabe #4 Frühling 2012quergelesen

von Monika Müller, M.A.

Dieses Fallbeispiel führt in eine Reihe von Fragen ein. Warum musste dieser Mann so lange nach Hilfe suchen? Wurde sei-ne Trauer nicht vielleicht erst behandlungsbedürftig, nach-dem ihm in der akuten Trauerphase niemand half? Was ist denn mit Hilfe, die bereitgestellt werden müsste, gemeint?

Seit sich auch die Forschung mit Trauer befasst, weiß man besser, wie wirksam Trauerbegleitung ist. Es gibt Theorien, die die Wirksamkeit in Frage stellen, und wiederum andere, die behaupten, alles helfe, wenn die Beziehung zwischen der Trauernden und der Begleiterin nur stimme. Was bedeutet „Hilfe in der Trauer“ für einen trauernden Menschen? Sicher nicht, dass die Trauer zügig durchgearbeitet und beendet wird und „der Trauernde in einem hohen Maße den Verstorbenen hinter sich lässt und sich von den Gefühlen an ihn löst“, wie es Freud verlangte. Sicher auch nicht, dass sehr schnell alle Symptome ein für allemal verschwinden, wie Schlafstörun-gen, Verspannungen, Konzentrationsschwierigkeiten, starke Sehnsucht, Niedergeschlagenheit etc. Eine Begleitung mit dieser Zielsetzung wäre tatsächlich wirkungslos.

Was können Beratung und Begleitung bewirken?Eine repräsentative nichtklinische Studie mit 73 Personen nach dem Tod eines nahen Angehörigen von ALPHA Rhein-land (2001 – 2007) hat ergeben, dass allerdings sehr wohl eine Änderung durch Begleitung geschieht, nämlich in der Einstellung und in persönlichen Glaubenssätzen. 58% der Be-fragten, von denen die meisten Frauen zwischen zwischen 59 und 69 Jahren waren, gaben an, dass sich bereits nach 12 Wo-chen der Begleitung ihrer Trauer das dauernde Grübeln, die ständige Vorstellung des eigenen Versagens, die Apathie und der soziale Rückzug, der zu Beginn des Trauerprozesses einen tiefen Sinn hatte, deutlich weniger geworden sei. Besonders wichtig war ihnen die Feststellung, dass sie auffallend weni-ger hart mit sich ins Gericht gingen und nicht mehr glaub-ten, die Kontrolle wahren zu müssen und sich an niemanden wenden zu dürfen.

Das führte dazu, dass sie sich wieder wichtiger nahmen, ein höheres Selbstwertgefühl beschrieben und zum Beispiel wieder sorgfältiger waren beim Aussuchen und Zubereiten von Nahrungsmitteln, bei der Einnahme von Medikamenten und Arztbesuchen und ihre Diäten seltener vernachlässigten. Und dass ihre Scham abgenommen habe, dass ihnen dieser Verlust widerfahren sei. Auch nähmen sie nicht mehr solch große Rücksicht auf andere, das heißt, dass ihr Ich stärker

wurde. Über zwei Drittel der Befragten betonte, dass sie im Laufe der Gespräche einen Zugang zu ihrer Trauerreaktion bekämen[…]Eine Teilnehmerin der Befragung schrieb:“ F. war die Schlüsselfigur in meinem Leben, um die sich alles drehte. In den Gesprächen nach seinem Tod setzte ich mich selber wieder neu zusammen, meinen Charakter, meine Rollen, mei-ne Biographie, meine Identitäten, mein Selbstvertrauen und meinen Selbstwert.“

Diese Bewegungen und Veränderungen in den Einstellungen förderten auch die Bereitschaft, nach vorne zu schauen und sich um die Zukunft zu kümmern, statt nur zurück und aus-schließlich auf den erlittenen Verlust. Das mitfühlende Zuhö-ren und Nachfragen, die Erlaubnis und der Respekt, die Vor-gabe stützender Strukturen und Regeln und der Austausch von Erfahrungen (in der Gruppe) haben nachweislich diese Bewegung gefördert und die Sicherheit im mühsamen Pro-zess der Reorganisation gestärkt.

Beratung und Begleitung verhindern, dass die Trauer erstarrt, noch stärker wird und körperliche Beschwerden auftreten. Gerade das Zulassen von Wut, Aggression, Schuld, Zweifel und Angst im eigenen Aussprechen und Annehmen der Re-aktion der Begleiterin verkürzen den Ablauf und lösen Blo-ckaden zugunsten der Weiterentwicklung. Es gilt zu verhin-dern, dass nicht nur die »Welt der Trauernden arm und leer geworden ist« (Freud), sondern auch das »Ich der Trauernden selbst«. Dazu braucht es in der Regel keine Therapie, wohl aber gut befähigte und vor allem in der Praxis begleitete und kompetente Personen.

Beratung und Begleitung sollte solange stattfinden, bis der Prozess in Gang gekommen und seine Stabilität absehbar ist. Wichtig ist, dass die Berater in der Lage sind, das Trauererle-ben ggf. von bereits vorhandenen affektiven Störungen, zu unterscheiden und in befugtere Hände zu übergeben.Das obige Beispiel macht deutlich, dass Menschen, Patien-ten und Angehörige und Freunde, nicht nur in der Zeit des Sterbens Begleitung benötigen, sondern auch danach eigene Unterstützungsangebote erhalten müssen.

»Meine Phantasien und schlimmen Gedanken lösten Gefüh-le aus, die sich auch ganz stark im Körper zeigten. Ich vermis-se meine Tochter immer noch heftig, aber jetzt bin ich wieder bei Trost…« so der trauernde Vater aus dem Anfangsbeispiel zum Ende der Begleitung.

In dieser Ausgabe kommen Hinterbliebene zu Wort. Obwohl jede Trauer einzigartig ist und ihre eigene Geschichte hat, so scheint ein Merkmal universell:

Trauer teilt sich mit. Meist unterstützen dann Familie und Freunde die Trauernden. Manchmal brauchen Trauernde aber auch professionelle Trauerbeglei-

tung. Über die Wirkung von Trauerbegleitung schreibt unsere Gastautorin, Monika Müller, Mitherausgeberin des neuen Fachmagazins »Leidfaden«

Wieder bei Trost sein

Fallbeispiel Die 16jährige Tochter von Herrn B. war zu Weihnachten beim Musiküben durch ein geplatztes Blutgefäß (Aneurysma) gestorben und vom Vater aufgefunden worden. Das Ehepaar B. war dann über ein Jahr in meiner Beglei-tung. Heute – 4 Jahre danach - führen sie ein gutes Leben, wenngleich es immer noch heftige Trauerschübe gibt.

»Als meine Tochter tot war, bin ich Monate lang von Pontius zu Pilatus gelaufen, um irgendwo Hilfe zu bekommen. Aber alle waren überfordert oder hatten keinen Platz, oder keine Ahnung. Niemand konnte mir helfen. Ich war meinen Gefühlen ausgeliefert. Mein Arbeitgeber hat mir erst gesagt, ich soll zuhause bleibe, solange ich wollte. Aber ich wollte ja gar nicht, ich wollte arbeiten, mich ablenken. Ich fühlte mich mitschuldig, weil ich mein Kind nicht habe beschützen können. Weil ich es zum Trompete üben gedrängt hatte. Vielleicht war der Druck beim Blasen zu groß. Als es mir dann nach einem Jahr besser ging, brach meine Frau fast zusammen, und meine andere Tochter. Um denen beizustehen, habe ich mich 5 Wochen krankschreiben lassen. Irgendwann später waren wir alle drei nicht mehr zu gebrauchen, nur Weinen, Angst, dass noch mal so etwas passiert, aggressiv waren wir auch. Die Ehe ist beinahe gekracht. Ich kannte mich nicht wieder, fand mich nicht mehr zurecht. Und dann tauchten wie aus heiterem Himmel noch die anderen Toten auf: meine Mutter vor vier Jahren, mein Bruder vor 18, gerade so, als sei es erst ein paar Wochen her. Ich konnte nicht mehr schlafen und mich bei der Arbeit nicht mehr konzentrieren und auch am Bau nichts mehr leisten. Meine Kollegen meinten, nun müsse es aber doch langsam mal gut sein. Mein Hausarzt hat mir starke Beruhigungstabletten verschrieben, weil er meine Trauer übertrieben fand und dass es schon chronisch wäre – so hat er das gesagt. Aber dadurch wurde ich erst richtig einsam und ohne irgendwelche Energie, traute mir nichts mehr zu und versackte richtig.«

Monika Müller, M.A. ist Mitherausgeberin des Fachmagazins »Leidfaden« und leitet seit 20 Jahren die Ansprechstelle im Land Nordrhein-Westfalen zur Palliativversorgung, Hospiz-arbeit und Angehörigenbegleitung (ALPHA Rheinland)Neben dem Studium der Philosophie, Pädagogik, Literatur-wissenschaften ist sie ausgebildet in Integrativer Therapie, (Supervision Pastoral and Clinical Field University of Jeru-salem) und in Neurolinguistischer Programmierung (Aptos Kalifornien)

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Ausgabe #4 Frühling 2012 03lebenszeitGespräche mit Hinterbliebenen

ein Gespräch mit Renate Siebecke

»Nicht gesucht, aber gefunden«

lz: Frau Siebecke, was waren die ersten Anzeichen der Krankheit Ihres Mannes? Mein Mann war 41 Jahre lang Sportlehrer und entsprechend beweglich und fit. Eines Tages blieb er bei uns zu Hause mit dem Fuß an den Teppichfliesen hängen. Da merkte ich, dass sein rechter Fuß nicht mehr so beweglich war. Nach vielen Untersuchungen im Krankenhaus bekamen wir die Diagnose: Glioblastom. Als er dann nach dem langen Krankenhausaufent-halt nach Hause kam, war das Schlafzimmer in der ersten Etage unseres Häuschens für ihn unerreichbar. Diesen Abbau seiner Beweglichkeit hat er noch ganz bewusst erlebt. Wir haben die Essecke leer geräumt, stellten dort das Pflegebett und den Toilettenstuhl hin. Dann haben wir einen Treppenlift über drei Ebenen eingebaut,- und dass er noch einmal in die oberen Stockwerke konnte, das war für ihn das Größte! An der Wand, an der er hoch fuhr, hingen viele Fotos von den Ländern, in die wir gereist sind, - das hat er sich stundenlang angeschaut.

lz: Das klingt ein bisschen so, als hätte er auf diesem Treppenlift sitzend sein Leben Revue passieren lassen. Haben Sie in dieser Zeit begonnen, voneinander Abschied zu nehmen?Damit habe ich schon im Krankenhaus begonnen. Wir sind fast 52 Jahre glücklich verheiratet gewesen. Er war neun Monate krank, und ich war jeden Tag bei ihm; habe nicht einen Tag aus-setzen können. Während dieser ganzen Zeit habe ich immer Fotos gemacht. Ich habe sie mir nie angeschaut, ich weiß nicht warum, aber ich habe immer weiter fotografiert. Manchmal habe ich gar nicht mitbekommen, wie schlimm es mit ihm bergab ging. Nachdem er verstor-ben war, habe ich mir die Fotos ausdrucken lassen und sie angeschaut; ich war erschüttert. So hinfällig hatte ich meinen Mann nie wahrgenommen.

lz: „Einer großen Gefahr schaut man nicht direkt ins Auge“, heißt es. Aus der griechischen Mythologie kennen wir die Erzählung von Medusa. Der Held Perseus blickt beim Kampf in den spiegelblanken Schild und schaut nicht direkt auf die Medusa, denn er würde ja sonst versteinern. Sie haben offenbar etwas ganz ähnliches getan: Sie haben durch die Kamera ge-schaut und die Bilder erst in dem Moment angesehen, als sie Ihren Mann betrauern konnten, in einer Situation, in der Sie nicht mehr für ihn sorgen mussten.Ja, ein wenig war es so. Als er dann verstorben war, da hab ich sein Foto bei mir zu Hause in jeden Raum mitnehmen müssen. Ich hab mit ihm gesprochen, das war ganz eigenartig. Durch dieses Bild war er irgendwie bei mir. Das hat mir unheimlich geholfen. Und wenn ich allein war, hab ich ihn auch nach seiner Meinung gefragt. Wissen Sie, wenn man über 50 Jahre lang

mit einem Menschen gelebt hat, dann hat man so vieles geteilt. Ich kam mir nur noch wie ein halber Mensch vor. Gerade was Technik oder das Haus betraf, – ich hab zum ersten Mal unsere Rollos programmiert, und ich hatte auch gar keine Geduld, mich mit dieser Technik zu beschäftigen. Daraus entstanden dann solche Ängste, dass ich das allein nicht schaffe. Und da hab ich dann einfach mit ihm gesprochen und ihn gefragt, wie er das gemacht hat.

lz: Und das Fragen hat Sie ein wenig entlastet?Ja.

lz: Was sagte denn Ihr Umfeld dazu, dass Sie mit einem Foto sprechen?Wenn meine Freundin und ihr Mann da waren, die haben das so geduldet, aber andere Freun-de wollten das nicht. Im letzten Sommer habe ich unseren Enkelsohn eine ganze Woche bei uns gehabt, und der hat genau gesehen, dass ich das Bild immer mitnahm, in die Küche, ins Arbeitszimmer, – und er hat nichts gesagt. Am letzten Tag, als ich ihn dann wieder zu seinen Eltern fuhr, da sagte er „Omi, musst du das Foto von Opi immer mitnehmen?“ und ich sagte, „Ja, das tut mir gut, der ist immer dabei“. Und da sagte er „Aber Opi ist doch in deinem Her-zen“. Er hatte recht. Und dann hab ich das einfach gelassen.

lz: Sie haben Ihren Mann lange zu Hause gepflegt, gestorben ist er aber im stationären Hos-piz…Wissen Sie, ich hatte keine Ahnung von den vielen Dingen, die man zur Pflege braucht. Da hat mir Karla Fest vom ambulanten Hospiz sehr geholfen. Wenn ich manchmal verzweifelt war, dann sagte mein Mann: „Renate, frag Karla Fest, die weiß Rat“. Aber dann wurden die epilep-tischen Anfälle immer schlimmer. Dann sagten alle, unser Hausarzt, die Home-Care-Ärztin und Karla Fest: „Frau Siebecke, das schaffen Sie nicht mehr, da gehen Sie eher zugrunde als Ihr Mann“. Ich hatte deutlich abgenommen und konnte nicht mehr schlafen, weil die Nächte das Schlimmste waren. Die Tage habe ich wirklich gut gepackt, aber die Nächte waren schrecklich.

lz: Waren Sie in der Sterbestunde bei ihm?Ja, es war am 12. Januar 2011. Er hatte an diesem Tag zwei epileptische Anfälle. Nach dem zweiten Anfall beschloss ich, bei ihm zu bleiben. Ich habe ihn dann gestreichelt und ihm was erzählt, und dann merkte ich, dass er immer schwächer atmete. Fortsetzung S. 6

Renate Siebecke fotografiert leidenschaftlich gern. Als ihr Mann an einem Hirntumor erkrankte, erschien es ihr selbstverständlich, alles mit der Kamera

zu dokumentieren. Die Fotos haben ihr geholfen zu trauern. Renate und Günter Siebecke waren 52 Jahre verheiratet. Er starb im Januar 2011.

Foto: © Sibylle Baier

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04 lebenszeit Ausgabe #4 Frühling 2012

lz: Herr Richter, spielte in Ihrer Part-nerschaft die Frage eine Rolle: Was machen wir, wenn jemand von uns beiden ernsthaft krank wird und es darum gehen wird, wichtige Entscheidungen zu treffen?Explizit nicht. Das kam erst zur Sprache, als er krank wurde. Ein-mal sind wir in Stahnsdorf spazie-ren gewesen und haben so vor uns hin gesagt: „Hier können wir uns ja anonym verscharren lassen.“ Nach dem Motto: »Wenn wir tot sind, sind wir tot.« Aber als es konkret wurde, entschied er sich doch für einen Urnenplatz auf dem Potsda-mer Friedhof. Noch heute sehe ich uns beide zu Hause auf dem Sofa sitzen, der Bestatter zu Besuch, und dann ging es darum, wie Die-ter sich die Trauerfeier vorstellte, welches Sargmodell er haben woll-te…, und so sind wir da alles durch-gegangen, das hat vielleicht zwei Stunden gedauert. Und dann ging der Bestatter und da haben wir uns beide schweigend angeguckt, und wir wussten, nur Autokauf ist schöner. Die Patientenverfügung haben wir dann natürlich auch aufgesetzt. Dieter hat auch einen Sohn, aber für ihn war es wichtig, dass ich die Entscheidungen treffe, bis zu seinem Tod. Dann hatte er eine CD aufgenommen für die Be-erdigungsmusik und in dieser Zeit, da war keine Trauer…

lz: So wie Sie es schildern, klingt es auch eher wie eine Reisevorberei-tung... Ja, genau, so war es! Die ganzen Fragen mussten ja erst einmal ge-klärt werden: Was brauchen wir noch an Dokumenten? So leicht kommt man ja nicht unter die Erde.

lz: Welche Erinnerungen haben Sie an die letzte Zeit, die Sie gemeinsam verbracht haben?Der Bauchspeicheldrüsenkrebs wurde spät festgestellt. Und wie er es immer gemacht hatte, wenn er krank war, wollte er alles allein bewältigen. Aber irgendwann kam er zu Hause allein einfach nicht mehr zurecht und da willigte er ein, ins Hospiz zu gehen. Als ich ihn da das erste Mal besuchte und ins Zimmer trat, lag er da und strahlte die Leute an und in dem Moment wusste ich: „Gott, ja, das war die richtige Entscheidung, auch für ihn.“ Es bedeutete nicht nur eine Entlastung für mich, sondern er spürte, dass ihm hier geholfen wird. Ich selber konnte im Hospiz bleiben, solange ich wollte, auch nachts. In der Küche bekam ich auch immer etwas zu essen und immer meinen Kaffee, konnte mich auch mal in den Wintergarten setzen, mich mit anderen unterhalten, immer mal raus auf die Terrasse gehen. Oder ich nahm mir eine Decke, legte mich bei Dieter im Zimmer hin und döste. Dann wurde es langsam immer schlechter. Er konnte nicht mehr aus dem Stuhl raus, wollte nicht mehr viel.

lz: Haben Sie sich bewusst voneinander verabschiedet?Wir haben es immer ein wenig flapsig gehalten, mit viel Humor. Aber drei Tage vor seinem Tod, da sagte er zu mir: „Du bist ein treuer Freund!“ Und das war schon viel für ihn! Und dann an einem Tag, er konnte schon nicht mehr sprechen, hat er immer seinen Arm so seltsam hochgehoben. Ich wusste nicht, was er von mir wollte. Ich bin zu ihm hingegangen und dann hat er mich umarmt. Einen ganzen Moment. Das war der Abschied. Dann war es auch gut und er musste sich wieder mit sich selbst beschäftigen. Ich habe es danach auch vermieden, ihn

zu berühren. Ich wollte ihm seine Ruhe lassen und ihn nicht immer wieder »zurück holen«. Ich hatte das Gefühl, er könne dann nicht ge-hen, weil ich ihn nicht lasse. lz: Unter welchen Umständen ist Ihr Partner gestorben?Den Abend bevor er starb, war ich nach Hause gefahren, um mich auszuruhen. Morgens gegen halb sechs Uhr kam dann ein Anruf, dass ich doch bitte kommen sollte, und ich bin hingefahren. Da war er wieder so unruhig. Er bekam eine Morphinspritze und schlief dann wieder ein. Ich schlief auch noch eine Stunde. Dann setzte ich mich neben ihn und es war eine ganz friedliche Stimmung. Er atmete ruhig, ich war nochmal kurz drau-ßen, kam zurück und mit einem Mal setzte die Atmung aus. Dann kam so ein tiefer Seufzer. Und ich war froh, dass es nicht in der Nacht passiert ist, sondern ich wirklich bis zum letzten Atemzug dabei sein konnte und auch sehen konnte, wie ruhig er hinübergeglitten ist. Ohne Krämpfe und Kämpfe.

lz: Wie lange sind Sie bei ihm ge-blieben?Ich blieb eine Weile sitzen... eine ge-fühlte halbe Stunde. Dann bin ich auf den Flur gegangen. Ich hatte das Angebot, so lange zu bleiben, wie ich wollte. Bis abends, bis der Bestatter ihn abgeholt hat, bin ich geblieben. Ich habe eigentlich den ganzen Tag noch mit ihm verbracht, bin zwischendurch immer mal raus aus dem Zimmer, habe Kaffee ge-trunken und kam wieder rein. Das fand ich sehr wichtig für mich: die-se Zeit zum Begreifen... auch noch

mal Anfassen, zu merken, jetzt wird er kalt... das fand ich ganz wichtig. lz: Wann kam die Trauer zu Ihnen?Am Tag nach seinem Tod musste ich die Beerdigung vorbereiten, die Karten schreiben... man war ständig am Rotieren. Die Trauer kam das erste Mal massiv bei der Beerdigung. Wirkliches Abschiednehmen! Im Hospiz konnte ich ja immer wieder rein gucken und er war da noch da. Nach der Beerdigung im Januar bin ich gleich mit Freunden in den Skiurlaub gefahren. Und auch danach habe ich sehr viel unternommen, manchmal zu viel. Freunde meinten, ich solle mir doch Zeit für mich lassen. Das hat mir aber Angst gemacht. Es war für mich auch wichtig, selbst wieder Leute einzuladen. Einkaufen, kochen... Es war nur immer komisch, wenn die Gäs-te wieder weg waren. Mit ihm konnte man damals eben noch mal über den Abend reden, ein wenig lästern. Ich habe keine neue Partnerschaft... Ob sich das je ergeben wird, weiß ich nicht.

lz: Was hat Ihnen Kraft gegeben?Ich denke, im Großen und Ganzen hat es mir weitergeholfen, gemeinsame Dinge mit Freun-den zu unternehmen, in der Natur zu sein, mit dem Boot, das wir gemeinsam hatten, herum-zufahren und auch mal Rotz und Wasser zu heulen. Die Trauer, sie ist heute noch da, aber nicht mehr ganz so scharf. Ich vergleiche das immer mit einer Wunde. Am Anfang blutest du, und dann fangen die Schmerzen richtig an und dann pocht es noch und irgendwann ist nur noch die Narbe da und bei Wetterumsprüngen fängt es noch mal an, weh zu tun.

lz: Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr Richter.

»Du bist ein treuer Freund« ein Gespräch mit Götz Richter

Gespräche mit Hinterbliebenen

Götz Richter und Dieter Schulz haben 18 Jahre zusammen gelebt. Beide kamen aus einer Ehe. Jeder hatte seine Wohnung. Dieter lebte in Potsdam. Götz in

Berlin. Die Wochenenden und die Urlaube verbrachten sie zusammen. Dieter Schulz starb im Dezember 2009.

s Götz Richter nach dem Gespräch im ambulanten Ricam Hospiz

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Ausgabe #4 Frühling 2012 05lebenszeitGespräche mit Hinterbliebenen

Marion Fehrmann und Michael Föge lebten 25 Jahre zusammen, bevor er an einem Hirntumor erkrankte und sie im Krankenhaus heirateten. Michael Föge

war Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen FahrradClubs (ADFC) und Fahrradbeauftragter des Berliner Senats. Er starb 2003.

»Wir heirateten im Krankenhaus.« ein Gespräch mit Marion Fehrmann

lz: Frau Fehrmann, der neunte Todestag Ihres Mannes war Anfang des Jah-res. Was haben Sie an diesem Tag getan?Mein kleiner Enkel hat meinen Mann noch kennengelernt, und als er viel-leicht drei Jahre alt war, da meinte er: „Der Opa Micha hat doch immer so gerne Bier getrunken. Wollen wir ihm nicht eine Flasche Bier zum Fried-hof mitnehmen?“ Und seitdem gießen wir immer eine Flasche Bier auf die Wiese.

lz: Das klingt ja eher heiter...Wir sind Atheisten. Er war ja Physiker, ich Mathe- und Physiklehrerin. Für mich ist es einfach praktisch zu wissen, diese Urne, diese Asche liegt da eben auf dieser Wiese und ich brauche mich darum, nicht zu kümmern.

lz: Was haben Sie getan, als Sie und Ihr Mann wussten, wie es um ihn steht?Als wir erfuhren, dass es keine Heilung mehr gibt, sind wir von Prenzlauer Berg, wo wir wohnten, nach Mahlsdorf zu Freunden gezogen. Dort gibt es ein Haus und einen Garten, wo man sich vom Großstadttrubel verabschie-den konnte und in der Natur einen Halt fand. Wir haben versucht, noch so viel wie möglich gemeinsam zu erleben. Teilweise war es problematisch für mich, weil er nicht über das sprechen wollte, was kommen würde.

lz: Sie haben vor der ersten Hirn-OP im Krankenhaus geheiratet. Das war sicher eine spontane Entscheidung, oder? Wir hatten immer gesagt, dass wir im Alter heiraten würden. Dann kam die OP und da war mir klar, jetzt müssen wir heiraten. Und das möglichst noch heute. Sie haben sich im Krankenhaus sehr bemüht, noch einen Stan-desbeamten zu finden, der Sonntagnachmittag ins Krankenhaus kommt und die Trauung vornimmt. Das Kuriose geschah dann am nächsten Tag, als mein Mann von der OP erwacht war Ich kam mit meiner Tochter ans Bett, und das erste, was er sagte, war: »Marion, wir müssen die Ehe annullieren!« Ihm ging es nach der OP wesentlich besser und er dachte, er sei nun wieder gesund.

lz: Das hat Ihnen wahrscheinlich auch noch mal ganz viel Hoffnung ge-geben? Man hofft immer irgendwie auf ein Wunder und erst einmal haben wir die Zeit nach der OP genossen, wo alles wieder so halbwegs normal war. Doch dann wuchs ja der Tumor auch wieder. Wir haben seinen 50. Geburts-tag noch mal ganz groß hier im Garten gefeiert. Er war ja noch bis zum Schluss Fahrradbeauftragter und auch ADFC-Vorsitzender. Alle haben sich sehr liebevoll um ihn gekümmert. Und danach ging es eben wirklich berg-ab und auch relativ schnell.

lz: Waren Sie bei ihm, als er ging?Ja. Das war ganz schön, meine Tochter war mit meinem Schwiegersohn da und dann war noch seine Ärztin mit dabei, mit der wir schon jahrelang befreundet sind. Die Mitarbeiterinnen im Hospiz hatten das alles schön hergerichtet. Es war so friedlich. Das Fenster war auf, die Gardine wehte im Wind. Noch in der gleichen Nacht habe ich seinen Stellvertreter an-gerufen, und der hat Rund-Mails geschickt, das fand ich sehr beachtlich. Und dann kamen am nächsten Tag tatsächlich die jungen Leute vom ADFC und auch die Parteigenossen von der SPD ans Totenbett und haben sich von ihm verabschiedet. Dann habe ich noch einen guten Freund von ihm angerufen und hab ihm gesagt: »Wenn du ihn noch mal sehen willst...« Er war mir auch ganz dankbar, dass er so etwas erleben konnte.

lz: Was fühlten Sie, nachdem er gestorben war?Nach anderthalb Jahre des Auf und Ab der Krankheit habe ich den letzten Atemzug eigentlich auch als Erleichterung empfunden, muss ich sagen. Weil es ja keine Hoffnung mehr gab, keine Zukunft mehr. Ich hab mich ja selber auch so aufgegeben. Ich habe ihn bis zum Schluss beglei-tet. Das habe ich auch gerne gemacht, aber als es vorbei war, wusste ich, dass ich wieder ins Leben zurückkehren kann. Ich hab es als Chance gesehen, jetzt mein Leben irgendwie weiter zu führen.

lz: Wenn Sie zurückblicken, was ist Ihnen besonders in Erinnerung? Am 12.Februar 2003 ist mein Mann im Ricam Hospiz verstorben, nachdem er dort 6 Wochen

seine letzten Tage verbracht hat. Zu dieser Zeit wurden auch Aufnahmen von Patienten gemacht im Rahmen eines Fotoprojektes von Walter Schels* wwund Beate Lakotta, die im Buch »Noch mal leben vor dem Tod« veröffentlicht wurden. Und genau das empfand ich immer wieder als wertvolle Erinnerung. Ich kann mir die Bilder immer wieder ansehen und sie auch anderen zeigen. Dieses Projekt war mir auch immer wieder eine große Hilfe. Vom Lebenden hat man ja solche Fotos, aber wenn jemand gestorben ist, dann macht man in der Regel keine Fotos mehr. Und dass sie es wirklich so getroffen haben, dass er aussah, wie ich ihn die letzten Jahre kannte, so ein Bild, als wenn er schlafen würde. Das war etwas ganz Besonderes.

lz: Frau Fehrmann, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

*Die Fotos von Walter Schels wurden rund um den Globus in Galerien ausgestellt.

Foto: © Sibylle Baier

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06 lebenszeit Ausgabe #4 Frühling 2012Gespräche mit Hinterbliebenen

lz: Herr Kunze, wie haben Sie da-mals erfahren, dass Ihre Frau un-heilbar krank ist? Ursula hat immer mal gehüstelt, vielleicht einmal am Abend, so dass man weiter nichts darauf gegeben hat, und dann sagte sie: „Ach weißt du, ich möchte gern nochmal an die Ostsee“. Wir sind dann nach Heringsdorf gefahren und haben dort ihren Geburtstag gefeiert. Als wir wieder heimkamen, ging das Hüsteln wieder los, und ihr behan-delnder Arzt sagte „Ich schicke Sie mal zum Spezialisten“. Und dann sind wir nach Neukölln zum Spezi-alisten gefahren, der uns ins Kran-

kenhaus überwies. Dort wurde der Tumor festgestellt, zwischen Herz und Lunge - nicht erreichbar.

lz: Das war sicher ein großer Schock…Ja. Der Stationsarzt im Kranken-haus sprach von höchstens einem Jahr als Lebenserwartung. Und der Arzt, der zu Hause meine Frau behandelte, sagte, es würde nicht mal mehr einen Monat dauern. Ich habe mich dann mit den ganzen Folgen dieser Krankheit befasst, und ich habe mir gesagt, wenn ihr tatsächlich nur noch ein Monat bleibt, dann soll sie ganz in Ruhe und ohne Schmerzen sterben.

lz: Ihre Frau wusste also, dass die Ärzte nichts mehr für sie tun kön-nen? Ja, sie kannte den Verlauf von ihrer Mutter, bei der die Krankheit auch ziemlich rasch zum Tode geführt hatte. Und als meine Frau ins Hos-piz kam, wusste sie auch, wie es um sie stand. Sie bekam dort ein Einzel-zimmer, was mich sehr gefreut hat. Man sagte mir, dass ich auch dort übernachten könne. Sie würden mir dann ein Bett in ihr Zimmer stellen, ich könne aber auch im Gästezim-mer übernachten, ich könne sogar dort mit essen... Alle waren sehr warmherzig. Etwas Besseres hätte mir in meiner Lage gar nicht pas-sieren können. Ich war froh, dass ich die letzte Zeit mit meiner Frau

dort verbringen konnte.

lz: Wie haben Sie diese Zeit in Er-innerung?Der Tumor hatte schon Metasta-sen im Gehirn gebildet. Und meine Frau war schon recht verwirrt. Sie äußerte Dinge, die zum Teil sogar in Schmähungen ausfielen. Das war für mich sehr schwer zu ertragen.

lz: Waren Sie dabei, als sie starb?Am Abend davor riet mir die Schwester, nach Hause zu fahren, um mich auszuruhen, und sagte: „Wir rufen Sie an, wenn sich et-was ändert.“ Morgens gegen 5 Uhr

kam dann ein Anruf: „Ihre Frau ist verstorben“. Im Hospiz fragten sie mich, was sie anziehen solle. Das fand ich gut. Alle haben sich an-schließend diskret zurückgezogen. Ich war dann mit meiner Frau al-lein. Und dann merkte ich, dass sie verstorben war, dass ich sie nicht mehr in den Arm nehmen konnte. Und dann kam Schwester Gerlinde, die sagte: „Junge, komm mal her“, dann hat sie mich in den Arm ge-nommen, und da kamen zum ers-ten Mal Tränen.

lz: Wie haben Sie die Trauer erfah-ren?Als ich in der Wohnung saß, fragte ich mich: „Wie soll’s denn jetzt wei-ter gehen?“ Jedes Stück, das man in die Hand nimmt, erinnert daran, dass man es zusammen geschaffen hat: die Schrankwand, der Fernse-her, die Waschmaschine... Das sind alles Erinnerungen. Ganz oft dach-te ich mir: Tank das Auto nochmal voll, und der nächste Pfeiler von der Brücke ist deiner... Ich hatte starke Depressionen.

lz: Waren Sie denn beim Arzt we-gen der Depressionen?Ich habe das selber geschafft, aber ich war auch nah dran, zum Alko-holiker zu werden. Es war wirklich schlimm. Eine große Stütze waren meine Bücher. In meinem Bücherre-gal stehen viele Bücher von Stanis-law Lem. Eines hat mir meine Stief-

schwester geschenkt: „Die Irrungen des Dr. Stefan T.“ Daraus habe ich ziemlich viel Kraft geschöpft. Ich hab inzwischen schon viele andere Bücher mit ganz anderen Augen gelesen und mich gefragt, warum ich früher an ihnen vorbei gehen konnte. Zum Beispiel lese ich jetzt gerade von Gogol die „Petersburger Erzählungen“. Ein Buch, das ich frü-her nicht in die Hand genommen hätte. Jetzt verschlinge ich es gera-dezu.

lz: Wer war für Sie da, wenn es Ih-nen schlecht ging?In erster Linie mein Neffe und sei-

ne Frau. Im Nebenblock wohnt eine ehemalige Arbeitskollegin meiner Frau, die sich auch jetzt noch um mich kümmert, die mir mal Essen bringt, wenn sie meint, sie hätte zu viel gekocht. Aber dennoch ist das Bett neben mir leer. Die Betten ste-hen ja noch zusammen, und man denkt: War’s das nun wirklich? Was wird nun werden?

lz: Haben Sie sich denn eine neue Partnerschaft gewünscht?Vor ein paar Jahren hätte ich gerne eine neue Frau finden wollen, aber jetzt möchte ich lediglich noch ein-mal einen Menschen haben, mit dem ich mich gut verständigen kann. Nun wage ich den Schritt, auch das Schlafzimmer zu verän-dern. Das muss jetzt sein. Ich hatte auch eine andere Frau kennenge-lernt. Als sie zum ersten Mal bei mir war, da habe ich mich gefragt: „Willst Du es wirklich?“ Sie könnte meine Tochter sein. Sie ist 63 Jahre alt und ich werde 91! In meinem Alter kann jeder Tag der letzte sein, und dann habe ich mich gefragt, ob ich dem anderen diese Trauer, diese Last noch aufbürden muss? Inzwi-schen sind wir gute Freunde und haben ein gegenseitiges Vertrau-ensverhältnis aufgebaut. Und das ist auch ganz gut so. So lebt jeder sein Leben.

lz: Herr Kunze, vielen Dank für die-ses Gespräch.

»Eine grosse Stütze waren meine Bücher«

Hans Joachim Max Kunze wurde 1921 geboren. Mit seiner Ehefrau Ursula Kunze war er 50

Jahre zusammen, davon 45 Jahre verheiratet. Sie starb 2005.

Und dann hörte plötzlich die Atmung auf. Und ich schrie: „Günter, hol Luft, hol Luft, du musst atmen!“ Die Schwestern waren dann gleich da, und ich schrie immer noch, obwohl es doch eigentlich eine Erlösung für ihn war. Aber ich hab das nicht begriffen. Mein Sohn kam später dazu und schrie mich an: „Mutti, hör auf zu schreien, Vati ist tot, er kommt nicht zurück!“ Da erst habe ich das richtig mitgekriegt, und dann habe ich aufgehört. Das war, als ob ich aus einem Traum wach werde. Die Schwestern fragten, was sie ihm anziehen sollten. Seit Wochen hatte ich seine Lieblingskleidung schon im Schrank. Wir warteten vor dem Zimmer und wurden dann hinein gebeten. Wissen Sie, wie herrlich das war? Kerzen über Kerzen brannten, er lag ganz ruhig flach im Bett, und die Schwester hatte Rosenblätter ver-streut und unsere Bilder auf ihn gelegt. So was Schönes! Das hat so gut getan. Mein Sohn hat dann noch fotografiert. Ich habe mir die Bilder jetzt lange nicht angeguckt, aber so wie ich den Raum wahrgenommen habe, war es wie Balsam für meine Seele, das war eine Erlösung. Dass er nun endlich die Ruhe hatte, die er verdiente.

lz: Für seine letzte Ruhestätte haben Sie ein einzigartiges Grabmal ge-setzt…Nach seinem Tod nahmen mich meine Kinder eine Woche lang mit in den Winterurlaub. Sie sagten „Mutti, du kommst mit. Du sitzt zu Hause nur rum und heulst; das hilft nichts. Du musst raus“ Das Hotel, in dem wir waren, kenne ich, seitdem es gebaut worden ist, und mein Mann sagte immer: „Das Gasteinertal ist unsere zweite Heimat“. Ich wollte so gern etwas von dort haben für sein Grab. Wir kennen dort eine Künstlerin, die Steine bemalt. Und als ich zu ihr kam, sagte sie: „Ich hab vier Steine vom Gletscher“, und ich habe mir einen davon ausgesucht. Das ist Gletscher-granit, den sie im Sommer von dort herunter geholt hat, der sieht aus wie der Großglockner, und in der Spitze ist eine Quarzader, weiß wie Schnee. Ich hatte Fotos von den Händen meines Mannes mit und diese Hände hat sie auf den Stein gemalt; dazu seinen Namen und sein Geburts- und Ster-bedatum. Und am letzten Tag haben wir den Stein bei ihr abgeholt und gleich mitgenommen.

lz: Dieser Grabstein fällt bestimmt auf?Ja (lacht), der ist schon vielen aufgefallen.

lz: Dann sind Sie oft auf dem Friedhof?Am Anfang oft, jetzt eigentlich weniger, meist einmal in der Woche. Knapp 7 Monate nach dem Tod meines Mannes habe ich am übernächsten Grab einen Mann trauern gesehen. Er betete und war sehr traurig… Drei Wo-chen später war er wieder da, und dann haben wir uns fast jede Woche gesehen und über unsere beiden Ehepartner gesprochen, und über Reisen, und was wir so miteinander unternommen haben. Und als ich mal wieder meiner Schwiegertochter erzählte, dass wir uns dreieinhalb Stunden auf dem Friedhof unterhalten haben, fragte sie, „Müsst Ihr Euch ausgerechnet auf dem Friedhof unterhalten, habt Ihr wenigstens eine Bank gefunden?“ „Nö“, sagte ich, „wir stehen immer an den Gräbern“. Und meine Schwie-gertochter sagte dann, dass man durchaus auch bei einer Tasse Kaffee oder einem Gläschen Wein über frühere Zeiten reden könne. Das haben wir dann auch getan, und so sind wir uns dann immer näher gekommen, und inzwischen wohnen wir zusammen.

lz: Sie haben also über die Trauer um ihren Mannes einen neuen Lebens-gefährten gefunden...Ja. Und wir sagen immer: „Unsere beiden da oben und der liebe Gott, die wollen jetzt, dass es uns gut geht“. Er hat drei Jahre seine Frau gepflegt und auch Schlimmes durchgemacht. Jeder hat mal einen Tiefpunkt, und wir können uns da so ungemein gut trösten. Ich hätte das niemals ge-glaubt,- ich war so glücklich mit meinem Mann. Aber wissen Sie, die Zeit ist vorbei; ich hab’s begriffen. Nach dem Tod meines Mannes hatte ich kei-nen Mut mehr zum Leben. Ich habe krampfhaft überlegt, wie ich meinem Leben ein Ende mache. Dass ich nun einen Lebensgefährten gefunden habe, das ist ein Geschenk. Das ist ein unglaublicher Zufall: nicht gesucht, aber gefunden.

lz: Vielen Dank für dieses Gespräch, Frau Siebecke.

Nicht gesucht, aber gefunden. Fortsetzung von S.3ein Gespräch mit Hans-Joachim Kunze

A n z e i g e

Tag der Offenen Tür im Ricam Hospiz am 15. Juni 2012!

Von 14:00 bis 19:00 Uhr finden Führungen durch das stationäre Ricam Hospiz statt. Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Die nächste »lebenszeit« erscheint zum

Sie möchten die »lebenszeit« gern per Post erhalten? Bestellung unter 030-628880-0 oder per E-Mail an [email protected]

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Ausgabe #4 Frühling 2012 07lebenszeit

In KürzeNachrichten aus dem Ricam Hospiz

Eine große Überraschung war die Spende des Unternehmers Clausjürgen Martini am Jahresende 2011. Als Geschäftsführer der M.A.R.T.E.L.L. Grundstücksgesellschaft engagiert er sich jedes Jahr für ein soziales Projekt. In diesem Jahr wollte er ein Projekt in Neukölln fördern. Über eine Empfehlung wurde er auf das Ricam Hospiz aufmerksam gemacht. Wir danken ganz herzlich für die großzügige Spende.

M.A.R.T.E.L.L. fördert Ricam Hospiz

Druckhaus Spandau engagiert sich weiter

Sterbende nicht allein zu lassen – diese Idee trat in Eng-land ihre Reise um die Welt an. Die Krankenschwester, Sozi-alarbeiterin und Ärztin Cicely Saunders gründete Ende der sechziger Jahre das erste Hospiz der Welt in London, das St. Christopher’s Hospice. Über 30 Jahre später öffnete das Ricam Hospiz als erstes stationäres Hospiz in Berlin seine Türen. Mit der Gründung der Ricam Hospiz Stiftung ist nun ein weite-rer Meilenstein in der Berliner Hospizbewegung gelegt. Seit Anfang des Jahres setzt sich die Ricam Hospiz Stiftung da-für ein, die Arbeit des Ricam langfristig zu sichern. Sie ist die erste Stiftung in Berlin, die aus der Hospizbewegung heraus gegründet wurde. Zu den Gremienmitgliedern der jungen Stiftung gehören u.a. der ehemalige Präsident der Berliner Ärztekammer, Dr. Ellis Huber, sowie der Bezirksbürgermeis-ter Neuköllns, Heinz Buschkowsky. In einer feierlichen Grün-dungszeremonie stellt sich die Ricam Hospiz Stiftung im Rah-

men der 3. Berliner Stiftungswoche am 20. April erstmals der breiten Öffentlichkeit vor. Vor geladenen Gästen werden im Schloss Britz u.a. der Britische Botschafter, Simon McDonald, und der ärztliche Leiter des St. Christopher’s Hospice, Dr. Ni-gel Sykes, sprechen. Ermöglicht wurde die Stiftung durch ein Vermächtnis und die Mitstifter der Stiftung, den Lions Club Berlin-Kurfürstendamm und die Gesellschaft der Freunde des Ricam Hospizes. Die Stiftung konnte mit einem Vermögens-stock von 80.000 Euro ausgestattet werden. Durch Zustiftun-gen von Bürgerinnen und Bürgern soll das Kapital langfristig erhöht werden, um auch zukünftig die vielfältigen Angebote des Ricam Hospizes für Patienten und deren Familien zu er-halten und weiter zu entwickeln. Wie Sie die Stiftung unter-stützen können, erfahren Sie im Netz und selbstverständlich auch in einem persönlichen Gespräch. www.ricam-hospiz.de/stiftung

lebenszeit - Zeitung für Diskurs & Ethik am LebensendeHerausgeberRicam gemeinnützige Gesellschaft für Lebenshilfe und Sterbebegleitung mbHGeschäftsführung: Dorothea BeckerDelbrückstraße 22 12051 BerlinTel: 030-6288800 www.ricam-hospiz.deGrafik und Redaktion Maik Turni (verantw.)Lektorat Dieter ZahnDruck Axel Springer AG, Druckhaus Spandau www.axelspringer.de/druckhaus-spandauAuflage 2.500Spendenkonto GLS Gemeinschaftsbank eGBLZ 430 609 67 Kto 44004901Bildnachweis soweit nicht anders angegeben © Ricam HospizTitelseiteDie Titel-Illustration stammt von Elke R. Steiner.

Elke R. Steiner lebt als Comiczeichnerin und Illustratorin in Berlin. Aufgewachsen in Bremen, studierte sie an der Kunstakademie sowie an der Fachhochschule Münster/ Westfalen und nahm an internationalen Comicsemina-ren in Erlangen und Luzern teil. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht und ihre Comics im In- und Ausland aus-gestellt. Gelegentlich gibt sie ihre Erfahrungen in Comic-Workshops weiter. Seit 2004 fühlt sie sich dem Ricam Hospiz verbunden. www.steinercomix.de

impressum

Vergiss mein nicht - Gedenktag des Ricam HospizesEs ist ein besonderer Tag im Jahr, der Gedenktag des Ricam Hospizes. Dieses Jahr lud das Ricam Hospiz am 25. März Hin-terbliebene der Menschen ein, die im vergangenen Jahr von den Mitarbeiterinnen des ambulanten oder stationären Hos-pizes begleitet wurden. Mittlerweile ist es Tradition, diese Gedenkfeier in der Philipp-Melanchton-Kirche in Neukölln stattfinden zu lassen. Die halbkreisförmige Anordnung der Stuhlreihen in der eindrucksvollen Jugendstilkirche lädt zur Begegnung und zum Gespräch nach der Feierstunde ein. Trauernde und Mitarbeiterinnen des Ricam Hospizes kom-men miteinander ins Gespräch und gedenken der schweren Tage, die sie auch gemeinsam erlebt haben. Nicht wenigen fällt es zunächst schwer, die Einladung anzunehmen, man-che schaffen es nicht und gedenken lieber still für sich allein. Diejenigen, die dabei waren, erzählen nach der Feier, dass sie gern dabei waren und Kraft geschöpft haben, mit dem erwa-chenden Frühling die Zukunft zu wagen.

11 Apotheken in Rudow und Buckow beteiligten sich an einer Spendensammlung für das Ricam Hospiz. Zahlreiche Men-schen erfuhren auf diese Weise zum ersten Mal vom Ricam Hospiz in ihrem Bezirk. Insgesamt wurden 5566,51 Euro ge-spendet! Wir danken allen beteiligten Apotheken und selbst-verständlich allen Kunden der Apotheken für ihre Spende.

Apotheken sammeln für PatientenVor gut einem Jahr startete ein ganz außerge-wöhnliches Projekt:. Das Druckhaus Spandau er-klärte sich bereit, den Druck der »lebenszeit« zu produzieren. Auszubildende konnten auf diese Weise erste Erfahrungen machen. Begrenzt war das Projekt ursprünglich auf 5 Ausgaben und würde mit der Sommerausgabe enden. Nun hat das Druckhaus Spandau das Projekt bis Jahres-ende verlängert. Damit wird es auch 2012 mög-lich sein, einen breiten Leserkreis anzusprechen und das Anliegen der Hospizarbeit bekannt zu machen. Herzlichen Dank für dieses Engagement!

Einladung zu großen Taten

Team verabschiedet KolleginnenIm April wechseln die Krankenschwestern Ruth Pinggera, Sybille Sänger und Lydia Glöckner aus dem Ricam Hospiz in andere Arbeitsbereiche. Ruth Pinggera war Mitarbeiterin der ersten Stunde des Ricam Hospizes. Gründe wie Umzug und neue berufliche Möglichkeiten gaben den Ausschlag für den Wechsel. Zum Redaktionsschluss standen die Namen der Mitarbeiterinnen, die ihnen folgen, noch nicht fest.

Neue Ausstellung im Ricam HospizAb 30.März bis Mitte Juni sind im Ricam Hospiz Bilder der Se-niorenmalgruppe des HOPE-Seniorenzentrums in Neukölln zu sehen. Die Malgruppe wird von Annette Djamschidpur geleitet. Viele Teilnehmer ihrer Kurse malen zum ersten Mal in ihrem Leben mit Öl. Mittlerweile sind die Bilder bereits auf mehreren erfolgreichen Ausstellungen gezeigt worden. Die Arbeit des Seniorenzentrums wird vom Verein HOPE world-wide Deutschland unterstützt. Weitere Infos: www.hopeww.de Tel 030 61303366

Gründungsfeier und Grundsteinlegung der Ricam Hospiz Stiftung

sWährend der Gründungsfeier werden die Gäste einen symbolischen Grundstein für das weitere Engagement legen. Glaskunstwerks des Künstlers Egidius Knops im stationären Hospiz Foto: © Cathrin Bach - Konzept und Bild

Schülerinnen unterstützen HospizDie AG Hospiz des Gabriele-von-Bülow-Gymnasiums in Reini-ckendorf spendete dem Ricam Hospiz den Erlös der Kuchen-basare, die sie während des letzten Jahres im Hospiz veran-staltet hatten. Insgesamt kamen fast 300 Euro zusammen. Wir danken allen SchülerInnen der AG und wünschen ein erfolgreiches Abitur!

Foto: © Cathrin Bach - Konzept und Bild

s Auszubildende prüfen die Farbqualität der ersten Exemplare der »lebenszeit« aus dem Druck

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RÜCKANTWORT

m Hiermit bestelle ich ................. Ballkarten zum Einzel- preis von 99,00 Euro zur 7. Ricam-Hospiz-Charity-Gala am 13.10.2012 im Ballsaal ESTREL Berlin.

m Hiermit bestelle ich einen Tisch (10 Karten) zum Preis von 900,00 Euro.

m Ich überweise für die Ballkarten den Betrag von .................... Euro auf das Konto 44 000 600; BLZ 430 609 67 bei der GLS-Bank Hamburg. oder:

m Ziehen Sie per Lastschrift von meinem Konto den Betrag von .................... Euro ein.

Datum / Unterschrift.......................................................................................................

m Ich will Fördermitglied der Gesellschaft der Freunde des Ricam Hospizes e.V. werden. Bitte ziehen Sie bis auf Widerruf jährlich von meinem unten angegebenen Konto den Beitrag von .......................... Euro ein.

Kto-Nr.: ............................................................................................................

BLZ: ...................................................................................................................

Bankinstitut ..................................................................................................

Kontoinhaber: ...............................................................................................

Adresse ............................................................................................................

.............................................................................................................................

E-Mail / Telefon ............................................................................................(des Kontoinhabers / Kontoangaben rechts)

Datum / Unterschrift .............................................................................................

Empfänger: Gesellschaft der Freunde des Ricam Hospizes e.V. Delbrückstraße 22 · 12051 Berlin Tel: 030/6288800 Fax: 030/62 88 80-60 ·Konto: 44 000 600 u BLZ: 430 609 67 u GLS-Bank Hamburg

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Vorhang auf für den

am 13. Oktober 2012 im Estrel Berlin7 . R i c a m - H o s p i z - C h a r i t y - G a l a

Sektempfangprominente Gästeerlesenes 3-Gänge-MenüShowprogramm für Jung & ReifGroßer Galaball mit dem Damenorchester Salome

unter der Schirmherrschaft des Bezirksbürgermeisters von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky

Karten: 030 628880-0 www.ball-unter-sternen.de

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unterstützt von

mit dem DAMENORCHESTER SALOME

Ball unter Sternen

Das Ricam Hospiz begleitet sterbenskranke Menschen und deren Angehörige zu Hause, im Pflegeheim, im Krankenhaus und im eigenen stationären Hospiz.

1998 von zwei Krankenschwestern mit der Hilfe vieler Berlinerinnen und Berliner gegründet, war es das erste vollstationäre Hospiz in Berlin. Mit seinem Palliativen Hilfsdienst d.E.L.P.H.i.N. unterstützt das ambulante Ri-cam Hospiz Menschen in ihrem Wunsch, trotz schwerer Krankheit daheim zu bleiben. Das Ricam Hospiz arbeitet eng mit Haus- und Fachärzten, Psychologen und Phy-siotherapeuten zusammen. Ein besonderes Angebot ist die Musiktherapie, die hilft, auch ohne Worte körperliche Beschwerden und emotionale Not zu lindern.

Die laufenden Kosten des stationären Hospizes tragen nur zu 90 Prozent die Krankenkassen. Ein Zehntel muss aus Spenden finanziert werden. Das ambulante Hospiz erhält lediglich Zuschüsse zu den Personalkosten. Daher kann vieles von dem, was die Mitarbeiterinnen des Ricam Hospizes für Patienten und deren Familien tun, nur durch Spenden ermöglicht werden.

Die Gründerin und Geschäftsführerin, Dorothea Becker, erhielt im Jahr 2008 das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement in der Hospizbewegung.

Das Ricam Hospiz ist eine Einrichtung der Ricam Hospiz Stiftung und engagiertes Mitglied im Deutschen Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) und im Hospiz- und Palliativverband Berlin (HPV) .