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DIE NEWS 09/2012 FAMILIENUNTERNEHMEN_057 056_FAMILIENUNTERNEHMEN DIE NEWS 09/2012 So fasste Dr. Theo Breitsohl, Verleger von „Die News“ und Mitveranstalter, die Ereignisse des Tages in seinem Resü- mee am Ende der Veranstaltung zusammen. Über 230 Fami- lienunternehmerinnen und -unternehmer waren in die Alte Stuttgarter Reithalle gekommen, um sich auszutauschen. Vorträge, eine Podiumsdiskussion und fünf Gesprächskreise boten ein breites Spektrum der Themen, die Unternehmer bewegen. Felix Fiege, Vorstandsmitglied des Experten für Kontrakt- logistik „Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG“, be- gann seinen Vortrag mit einer dramatischen Geschichte aus dem Jahr 1959, dem Unfalltod seines Großvaters Josef Fiege jun., der das 1873 gegründete Unternehmen seit 1938 ge- führt hatte. Die Folgen seines Todes seien fast zehn Jahre gewesen, in denen das Unternehmen ohne eine fehlende un- ternehmerische Kraft vor sich hindümpelte. Als 1967 Heinz Fiege und 1974 Dr. Hugo Fiege die Unternehmensführung übernahmen, mussten sie zunächst einmal ihre fünf Schwes- tern ausbezahlen, die Ölkrise wirkte sich hemmend auf das Geschäft aus und das Unternehmen verfügte nur noch über negatives Eigenkapital. „Eine Nachfolgekrise trifft den Le- bensnerv des Unternehmens. Es ist unerlässlich, sich mög- lichst früh Gedanken über unerwartete Ereignisse und den Generationswechsel zu machen“, fasste Fiege die Erfah- rungen seiner Familie zusammen. Heute sei man besser vor- bereitet. Vater und Onkel würden sich zeitversetzt aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Er und sein Cousin Jens seien bereits seit einigen Jahren im Unternehmen. Als eine Bereicherung empfindet Fiege den Fremdgeschäftsführer: „Mit ihm haben wir einen starken Mann an Bord, der al- tersmäßig zwischen der vierten und fünften Fiege-Genera- tion steht.“ Heute mache das Unternehmen 1,4 Milliarden Umsatz, da- von etwa die Hälfte in Deutschland, und sei in 18 Ländern vertreten. Fiege übernehme für seine Kunden bei Bedarf das Management der gesamten Logistik. „Wir erfinden das Rad nicht neu, aber wir verbessern es stetig. Dafür schaffen wir im Unternehmen das entsprechende Inkubator-Umfeld, entwickeln gemeinsam mit unseren Kunden und entschlie- ßen uns auch einmal, Ideen zu verwerfen“, sagte Fiege. „Im Grund genommen profitieren wir von zusammengeführtem und recyceltem Wissen.“ WACHSEN IN EINEM SCHRUMPFENDEN MARKT Jeff Maisel, in vierter Generation Chef der gleichnamigen, 1887 gegründeten Bayreuther Brauerei, zog die Konfe- renzteilnehmer ebenfalls mit einer spannenden Fami- lien- und Unternehmensgeschichte in seinen Bann. Das Unternehmen habe sich von einer Regionalbrauerei zu ei- ner der führenden Weißbierbrauereien Deutschlands ent- wickelt und wachse seit 2007 in einem schrumpfenden Markt, sagte Maisel. Jede Generation habe ihren Beitrag zur Entwicklung des Unternehmens geleistet. Die beiden 7. FAMILIENUNTERNEHMER-KONFERENZ: Lebhaft, ereignisreich, nutzenbietend Existenzgründer hätten die Grundlage für die Zukunft ge- schaffen. Die zweite Generation habe den Fokus auf Tech- nik und Qualität gelegt und es geschafft, Bier haltbar zu machen. „Sie durften es dann auch in zehn Kilometer Ent- fernung verkaufen“, schmunzelte Maisel. Die dritte Gene- ration arbeitete weiter an der Qualität, schuf neue Sorten wie Diätbier und Champagnerweizen (heute Kristallwei- zen) und brachte das Maisel-Bier in den Norden. Jeff Mai- sel und sein Cousin Andreas legten den Schwerpunkt auf Marketing und Vertrieb. Wie bei Fiege gibt es auch bei Maisel zwei Familienzweige, die je 50 Prozent am Un- ternehmen halten und je einen Vertreter jeder Generation in die Geschäftsführung entsenden. Und wie Fiege wurde auch Maisel durch einen tragischen Tod getroffen. Nach- dem sein Cousin Andreas 2007 gestorben war, musste Jeff Maisel die gesamte Verantwortung tragen und die Restruk- turierung, die die beiden gemeinsam angestoßen hatten, alleine fortführen. In einem Strategieprozess wurde das gesamte Unternehmen einer Überprüfung unterzogen, um die Ziele, die man sich gesetzt hatte, umzusetzen. Die Vi- sion für 2030 ist klar: „Wir sind 2030 ein erfolgreiches Fa- milienunternehmen mit mindestens 200 Mitarbeitern.“ Ob man 2030 immer noch Bier braue oder etwas anderes ma- che, sei zweitrangig. „Wichtig sind für uns unsere Werte, Glaubwürdigkeit, und Mitarbeiterorientierung. PODIUM MIT INTERNATIONALEM FLAIR Moderator Wolf Hirschmann von der Agentur Slogan sah sich mit einem sehr heterogen besetzten Podium einer schwie- rigen Aufgabe gegenüber, die er mit Bra- vour löste. Nelly Kostadinova, Gründerin der Lingua-World GmbH, Kurt Schär von der Biketec AG und Entrepreneur des Jah- res 2011 in der Schweiz, diskutierten mit Karsten Engel, Leiter Vertrieb Deutsch- land der BMW Group, Volker Klosowski, Chief Technologie Office TÜV Rhein- land, und seinem aus Taiwan zugeschal- teten Kollegen Uwe Halstenbach, sowie Markus Linha, Leiter Bereich Unterneh- menskunden der Baden-Württemberg- ischen Bank, über die nationalen und in- ternationalen Herausforderungen, denen sich mittelständische Unternehmen der- zeit gegenüber sehen. Quintessenz der Diskussion war, dass „kein Unternehmen national ist“, wie es Linha ausdrückte. Globalisierung ist nach Meinung der Podiumsrunde keine Frage mehr, sondern eine Notwendigkeit, wenn auch je nach Un- ternehmen mit unterschiedlichen Anforderungen. Deutsche Unternehmen, so Engel, seien weltweit eine Benchmark. Dafür stünden nicht nur weltbekannte Marken, sondern auch Prozessstabilität und -sicherheit, Werte, Zuverlässigkeit Über 230 Gäste konnten die Veranstalter in der Alten Stuttgarter Reithalle begrüßen. Begrüßten die Teilnehmer: News-Verleger Dr. Theo Breitsohl und Joachim Schramm, Mitglied des Bundessenats von „Die Familien- unternehmer – ASU“, und Stephanie Bschorr, Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU). Felix Fiege und Jeff Maisel (v.l.) Prof. Dr. Arnold Weissman und Tobias Koch (v.l.) ALLE FOTOS: BERND HANSELMANN FOTOS: BERND HANSELMAN

Lebhaft, ereignisreich, nutzenbietend · Felix Fiege, Vorstandsmitglied des Experten für Kontrakt-logistik „Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG“, be-gann seinen Vortrag

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Page 1: Lebhaft, ereignisreich, nutzenbietend · Felix Fiege, Vorstandsmitglied des Experten für Kontrakt-logistik „Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG“, be-gann seinen Vortrag

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So fasste Dr. Theo Breitsohl, Verleger von „Die News“ und Mitveranstalter, die Ereignisse des Tages in seinem Resü-mee am Ende der Veranstaltung zusammen. Über 230 Fami-lienunternehmerinnen und -unternehmer waren in die Alte Stuttgarter Reithalle gekommen, um sich auszutauschen. Vorträge, eine Podiumsdiskussion und fünf Gesprächskreise boten ein breites Spektrum der Themen, die Unternehmer bewegen.

Felix Fiege, Vorstandsmitglied des Experten für Kontrakt-logistik „Fiege Logistik Holding Stiftung & Co. KG“, be-gann seinen Vortrag mit einer dramatischen Geschichte aus dem Jahr 1959, dem Unfalltod seines Großvaters Josef Fiege jun., der das 1873 gegründete Unternehmen seit 1938 ge-führt hatte. Die Folgen seines Todes seien fast zehn Jahre gewesen, in denen das Unternehmen ohne eine fehlende un-ternehmerische Kraft vor sich hindümpelte. Als 1967 Heinz Fiege und 1974 Dr. Hugo Fiege die Unternehmensführung übernahmen, mussten sie zunächst einmal ihre fünf Schwes- tern ausbezahlen, die Ölkrise wirkte sich hemmend auf das Geschäft aus und das Unternehmen verfügte nur noch über negatives Eigenkapital. „Eine Nachfolgekrise trifft den Le-bensnerv des Unternehmens. Es ist unerlässlich, sich mög-lichst früh Gedanken über unerwartete Ereignisse und den Generationswechsel zu machen“, fasste Fiege die Erfah-rungen seiner Familie zusammen. Heute sei man besser vor-bereitet. Vater und Onkel würden sich zeitversetzt aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Er und sein Cousin Jens

seien bereits seit einigen Jahren im Unternehmen. Als eine Bereicherung empfindet Fiege den Fremdgeschäftsführer: „Mit ihm haben wir einen starken Mann an Bord, der al-tersmäßig zwischen der vierten und fünften Fiege-Genera-tion steht.“

Heute mache das Unternehmen 1,4 Milliarden Umsatz, da-von etwa die Hälfte in Deutschland, und sei in 18 Ländern vertreten. Fiege übernehme für seine Kunden bei Bedarf das Management der gesamten Logistik. „Wir erfinden das Rad nicht neu, aber wir verbessern es stetig. Dafür schaffen wir im Unternehmen das entsprechende Inkubator-Umfeld, entwickeln gemeinsam mit unseren Kunden und entschlie-ßen uns auch einmal, Ideen zu verwerfen“, sagte Fiege. „Im Grund genommen profitieren wir von zusammengeführtem und recyceltem Wissen.“

WAcHSEN IN EINEM ScHRUMPFENDEN MARkT

Jeff Maisel, in vierter Generation Chef der gleichnamigen, 1887 gegründeten Bayreuther Brauerei, zog die Konfe-renzteilnehmer ebenfalls mit einer spannenden Fami-lien- und Unternehmensgeschichte in seinen Bann. Das Unternehmen habe sich von einer Regionalbrauerei zu ei-ner der führenden Weißbierbrauereien Deutschlands ent-wickelt und wachse seit 2007 in einem schrumpfenden Markt, sagte Maisel. Jede Generation habe ihren Beitrag zur Entwicklung des Unternehmens geleistet. Die beiden

7. Familienunternehmer-KonFerenz:

Lebhaft, ereignisreich, nutzenbietendExistenzgründer hätten die Grundlage für die Zukunft ge-schaffen. Die zweite Generation habe den Fokus auf Tech-nik und Qualität gelegt und es geschafft, Bier haltbar zu machen. „Sie durften es dann auch in zehn Kilometer Ent-fernung verkaufen“, schmunzelte Maisel. Die dritte Gene-ration arbeitete weiter an der Qualität, schuf neue Sorten wie Diätbier und Champagnerweizen (heute Kristallwei-zen) und brachte das Maisel-Bier in den Norden. Jeff Mai-sel und sein Cousin Andreas legten den Schwerpunkt auf Marketing und Vertrieb. Wie bei Fiege gibt es auch bei

Maisel zwei Familienzweige, die je 50 Prozent am Un-ternehmen halten und je einen Vertreter jeder Generation in die Geschäftsführung entsenden. Und wie Fiege wurde auch Maisel durch einen tragischen Tod getroffen. Nach-dem sein Cousin Andreas 2007 gestorben war, musste Jeff

Maisel die gesamte Verantwortung tragen und die Restruk-turierung, die die beiden gemeinsam angestoßen hatten, alleine fortführen. In einem Strategieprozess wurde das gesamte Unternehmen einer Überprüfung unterzogen, um die Ziele, die man sich gesetzt hatte, umzusetzen. Die Vi-sion für 2030 ist klar: „Wir sind 2030 ein erfolgreiches Fa-milienunternehmen mit mindestens 200 Mitarbeitern.“ Ob man 2030 immer noch Bier braue oder etwas anderes ma-che, sei zweitrangig. „Wichtig sind für uns unsere Werte, Glaubwürdigkeit, und Mitarbeiterorientierung.

PoDIUM MIT INTERNATIoNALEM FLAIR

Moderator Wolf Hirschmann von der Agentur Slogan sah sich mit einem sehr heterogen besetzten Podium einer schwie-rigen Aufgabe gegenüber, die er mit Bra-vour löste. Nelly Kostadinova, Gründerin der Lingua-World GmbH, Kurt Schär von der Biketec AG und Entrepreneur des Jah-res 2011 in der Schweiz, diskutierten mit Karsten Engel, Leiter Vertrieb Deutsch-land der BMW Group, Volker Klosowski, Chief Technologie Office TÜV Rhein-land, und seinem aus Taiwan zugeschal-teten Kollegen Uwe Halstenbach, sowie Markus Linha, Leiter Bereich Unterneh-menskunden der Baden-Württemberg- ischen Bank, über die nationalen und in-ternationalen Herausforderungen, denen sich mittelständische Unternehmen der-zeit gegenüber sehen.

Quintessenz der Diskussion war, dass „kein Unternehmen national ist“, wie es Linha ausdrückte. Globalisierung ist nach Meinung der Podiumsrunde keine Frage

mehr, sondern eine Notwendigkeit, wenn auch je nach Un-ternehmen mit unterschiedlichen Anforderungen. Deutsche Unternehmen, so Engel, seien weltweit eine Benchmark. Dafür stünden nicht nur weltbekannte Marken, sondern auch Prozessstabilität und -sicherheit, Werte, Zuverlässigkeit

Über 230 Gäste konnten die Veranstalter in der Alten Stuttgarter Reithalle begrüßen.

Begrüßten die Teilnehmer: News-Verleger Dr. Theo Breitsohl und Joachim Schramm, Mitglied des Bundessenats von „Die Familien- unternehmer – ASU“, und Stephanie Bschorr, Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU).

Felix Fiege und Jeff Maisel (v.l.)

Prof. Dr. Arnold Weissman und Tobias Koch (v.l.)

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und Qualität, sagte Kloskowski. Einig war sich die Runde auch in der Einschätzung der Bedeutung von Netzwerken, Innovation und interkultureller Kompetenz für die Interna-tionalisierung. Schär beschrieb, wie er die Globalisierung nutzt, indem er Teile auf der ganzen Welt fertigen lässt und das Unternehmen lokal auf die Kundenbedürfnisse aus-richtet. „Der Kunde in der Datenbank ist der Goldbarren“,

sagte der Schweizer. „Das Produkt ist Mittel zum Zweck.“ Kostadinova machte deutlich, was ein Engagement im Ausland vor allem braucht: „Es reicht nicht, mutig und fle-xibel zu sein“, sagte sie. „Man muss neugierig sein auf an-dere Menschen und Kulturen und bereit, gemeinsam mit anderen etwas Neues zu schaffen.“

ESSENz AUS 25 JAHREN BERATUNG

So nannte Prof. Dr. Arnold Weissman, Strategieberater für Familienunternehmen und Gründer von Weissman & Cie, seine zehn Thesen zur Good Governance in Familienunter-nehmen. Tatsächlich kann man diese zehn Thesen als An-leitung zu einer wertorientierten Unternehmensführung betrachten. Sie basieren auf der Annahme, dass das „einzig Beständige der Wandel ist“. Deshalb sei es Aufgabe jeder Unternehmensführung, für die gesteigerte Überlebensfä-higkeit des Unternehmens in einer sich wandelnden Welt zu sorgen: profitables Wachstum mit vertretbarem Risiko.

Die wichtigste Frage ist, ob wir in der Lage sind, nachhal-tige Wertschöpfung zu generieren“, sagte Prof. Weissman. Als Herzstück des Erfolgs der deutschen Weltmarktfüh-rer bezeichnete er das Prinzip: „Wir machen nur eines, aber das machen wir Spitze!“ Mit seinen weiteren Thesen

zu Strategie, Werten, Führung und Kundenorientierung machte er viele Zuhörer nachdenklich.

MANcHMAL koMMT ES GANz ANDERS

Tobias Koch, Büroleiter der Prognos AG in Stuttgart, oblag es, den versammelten Unternehmerinnen und Unternehmern

klar zu machen, das man zwar den Blick in die Zukunft für die Unternehmensentwicklung nutzen, es aber auch einmal ganz anders kommen kann. Dafür erinnerte er an Vorhersa-gen aus dem Jahr 1984, die beileibe nicht alle eingetroffen sind. Trotzdem, so der Forscher, sollten Unternehmen die Megatrends ernst nehmen und regelmäßig mit ihren Ge-schäftsfeldern abgleichen. Allerdings müsse man im Auge behalten, dass langfristige Trends mitunter von plötzlichen Ereignissen überlagert würden. Als die drei zentralen Trei-ber der nächsten Jahrzehnte bezeichnete Koch den demogra-fischen Wandel, den Klimawandel und die Globalisierung. „Prognosen zeigen den Unternehmen Chancen und Risiken auf“, fasste Koch zusammen. „Man kann Signale für Ent-scheidungen daraus ableiten, doch es kann manchmal auch ganz anders kommen.“

Einen weiteren Bericht, viele Bilder sowie einen Videoclip über die Konferenz finden Sie auf unserem Portal www.familienunternehmer-news.de.

Diskutierten über die Chancen und Risiken der Globalisierung: Kurt Schär, Biketec AG, Volker Klosowski, TÜV Rheinland, Nelly Kostadinova, lingua-World GmbH, Moderator Wolf Hirschmann, Karsten Engel, BMW Group, und Markus linha, BW-Bank. Uwe Halstenbach vom TÜV Rheinland war aus Taiwan zugeschaltet.

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JUNGE UNTERNEHMERINNEN ERzäHLEN

Die drei jungen Nachfolgerinnen Daniela Bechthold von der „b.i.g. Gruppe management GmbH“, Evelyn Kulitz von der ESTA Apparatebau GmbH und Alexandra Scholze von der Scholze-Gruppe Ingenieure und Consultants konnten sich der Aufmerksamkeit vieler Konferenzteilnehmer si-cher sein. Unter der Moderation des Unternehmers Bernd Schlossnickel ging es um etwa Fragen der Ausbildung, die Zusammenarbeit verschiedener Generationen, um den Wert von Erfahrungen aus anderen Unternehmen, um Ge-schwister, Beirat und Frauenquote. Die Zuhörer interes-sierten unter anderem die Spannungen zwischen Alt und Jung. Scholze sagte, es sei wichtig, sich auf beiden Seiten

viel Zeit füreinander zu nehmen. Bei ihnen habe sich zum Beispiel ein Konflikt dadurch ergeben, dass der Vater eine Auseinandersetzung mit ihr vor dem Führungsteam ausge-tragen habe. „Ich habe mit ihm gesprochen und die Situati-on geklärt. Er hat daraus gelernt und trägt Konflikte mit mir jetzt hinter verschlossenen Türen aus“, erzählte sie. Das hält auch Kulitz für eine wichtige Voraussetzung für eine harmo-nische Zusammenarbeit. Bechthold und ihr Vater lassen sich gegenseitig viel Spielraum. Für das Miteinander sei es auch wichtig, dass sie Erfahrungen außerhalb des Unternehmens gesammelt habe, sagte die junge Nachfolgerin.

FAMILIENcHARTA & co.

Unternehmerfamilien haben mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen, wenn es um den Erhalt und das Vorankommen des Unternehmens geht. Doch ist das hierfür so wichtige Zusammenspiel der Familienmitglieder untereinander oft nicht eindeutig geregelt. Worauf Unternehmen, in den vor allem mehrere Genera-tionen agieren, achten sollten, thematisierte Beraterin Kirsten Baus in ihrem Ge-sprächskreis über die Familiencharta und andere stabilisierende Institutionen in Unternehmerfamilien. Die Expertin machte deutlich, dass ein Gesellschafterver-trag bei weitem nicht ausreicht, um den Zusammenhalt der Familie zu gewähr-leisten. So müssten die Interessen von tätigen und passiven Familienmitgliedern geregelt sein und ein gemeinsamer Wertekatalog für eine Familiecharta erarbeitet werden. „Diese gemeinsame Grundüberzeugung ist wichtig, damit alle an einem Strang ziehen“, unterstrich Baus. Als „Hüter der Charta“ plädierte sie für die Ein-richtung eines Familienrats, der auch als Mentor für nachfolgende Generationen auftreten oder bei Konflikten mäßigend eingreifen könne. Zudem empfahl Baus den Teilnehmern die Etablierung eines so genannten Familientages.

MITTEN IM LEBEN, STERBEN INkLUSIVE

Den Titel des Gesprächskreises wollte Dr. Hartwig Welbers von Pricewater-houseCoopers, Stuttgart, als „provokanten Weckruf“ verstanden wissen. Umfra-gen zeigten, dass nur 52 Prozent der Inhaber an Familienmitglieder übertragen wollten und nur 30 Prozent der Unternehmer ein Testament gemacht hätten, das die Nachfolge in der Firma regle. Wer aber als Unternehmer auch nach seinem Tod die Arbeitsplätze sichern, eventuelle Probleme der Erben lieber im Vorfeld lösen,

die Bewertung des Unternehmens auch unter erbschaftsteu-erlichen Gesichtspunkten gestalten und nicht zuletzt die Nachfolge planen wolle, müsse sich rechtzeitig mit profes-sionellem Rat versorgen, denn – so Welbers – „unverhofft kommt oft“. Er und seine Kollegen, Dr. Steffen Huber und Dr. Martin Liebernickel, kamen über die Darstellung span-nender Fälle aus ihrer Praxis schnell ins Gespräch mit den Zuhörern. Themen waren Gütertrennung, Eheverträge, die Rechtsform des Unternehmens bei einer ungeplanten Nach-folge, minderjährige Kinder und die Nachteile des „Ber-liner Testaments“. Dr. Martin Liebernickel brachte es auf den Punkt: „Beschäftigen Sie sich so früh wie möglich mit dem Thema Erbschaft und Nachfolge. Aber treffen Sie Ihre Regelungen nicht ausschließlich unter (erbschaft)steuer-lichen Gesichtspunkten. Sehen Sie das Testament als ‚dyna-mischen Prozess‘: Es bedarf immer wieder der Anpassung und Aktualisierung.“

HEISSES THEMA: DATENSIcHERHEIT UND -ScHUTz

Das Thema von Dr. Gerhard K. Balz, Carsten Senze und Kirsten Wolgast von der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH in Stuttgart bewegt heutzutage jedes Unternehmen. In ihrem Vortrag stellten die Anwälte IT-Outsourcing an Mit-arbeiter, Cloud Computing und Social Media und die recht-

Aus den Gesprächskreisen

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ALTERNATIVE WAcHSTUMSFINANzIERUNG

Unterstützt von seinem Kollegen Mathias Weidner, machte Peter A. Koch, Vorstand der IMAP M & A Consultants AG, die Teilnehmer mit den verschiedenen Finanzierungsformen wie Anleihen und Private Equity vertraut. „Noch immer do-miniert über alle Unternehmensgrößen hinweg der Bankkre-dit“, sagte Koch. „Im Schnitt werden nur drei bis vier Finanzierungsinstrumente genutzt.“ Auf großes Interesse stießen Kochs Einlassungen zum Thema Rating. „Jede Bank hat ihr eigenes Rating und die diversen Finanzierungs-formen nutzen unterschiedliche Ratingskalen“, erklärte Koch. „Neben den Finanzen fließen in die Beurteilung auch die Qualität des Managements ein, die Zukunftsfähigkeit des Marktes und der Branche sowie besondere Risiken.“ Es sei sehr wichtig das eigene Rating zu kennen und es auch mit der Planung abzugleichen. „Fragen Sie sich, was sich verändert, wie es sich auf das Rating auswirkt und welche Maßnahmen Sie ergreifen können“, empfahl der Experte den Unternehmern. „Durch rechtzeitiges Handeln erhalten Sie den Unternehmenswert. Wenn ein Unternehmen kein Geld mehr bekommt, wird sein Handlungsspielraum stark eingeengt.“ Bezüglich der Frage nach der „richtigen“ Finan-zierungsform sagte er: „Man muss sich das Unternehmen ebenso genau anschauen wie die Zukunft, den Geldgeber und das Rating.“

liche Entwicklung in diesen Bereichen in den Mittelpunkt. Die Teilnehmer bewegten in der Diskussion vor allem die rechtlichen Folgen bei Verwendung privater Geräte durch die Mitarbeiter. Unternehmer sollten das durch eine Vereinbarung unterbinden, so der Rat der Anwälte. Schließlich könnten pri-vate Geräte auch gestohlen und Passwörter geknackt wer-den. Ein weiterer Tipp: Mitarbeiter mit modernen Geräten ausstatten. Auch beim Cloud Computing bestehen rechtliche Unsicherheiten. So muss zum Beispiel ein Unternehmen im-mer wissen, wo genau sich die Personaldaten befinden. Lie-gen Sie auf einem Server in den USA, kann es schon kritisch werden, da die Amerikaner ein anderes Datenschutzverständ-nis haben. Ein Teilnehmer fasste seinen Eindruck zusammen: „Rechtlich gesehen bestehen in dem gesamten Bereich Da-tenschutz und -sicherheit große Unklarheiten.

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