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TU DRESDEN / FAKULTÄT ARCHITEKTUR INST. FÜR GEBÄUDELEHRE UND ENTWERFEN LEHRSTUHL WOHNBAUTEN PROFESSOR C. LORENZEN OASIS - Refugium für ein Modeschöperpaar SS 2017 PHASE 03 - Fassade und Detail „Das Haus hat allen zu gefallen. Zum Unterschiede zum Kunstwerk, das niemandem zu gefallen hat. Das Kunstwerk ist eine Privatangelegenheit des Künstlers. Das Haus ist es nicht.“ Adolf Loos, Gesammelte Schriften Nachdem Sie sich eine städtebauliche Setzung erarbeitet und sich mit räumlichen Zusammenhängen in- nerhalb Ihres Gebäudes beschäftigt haben, soll der Blick im nächsten Schritt auf das konkrete architektoni- sche Bild gerichtet werden. Es geht um die präzise Ausarbeitung der Fassaden. Welchen architektonischen Ausdruck hat ihr Gebäude und wie ist es konstruiert? Wie sind die zugehörigen Außenräume gestaltet? Das Augenmerk gilt hierbei den Materialien und Konstruktionsprinzipien. Über die Fassade kommuniziert das Haus mit der Stadt. Aber wie tut sie das eigentlich? Fassadengestaltung entsteht zwischen dem Spannungsfeld von Innen- und Außenraum, zwischen privaten und öffentlichen Anliegen. Die Hülle ist die Schnittstelle zwischen Stadtraum und Gebäudeinnerem. Sie bildet das ‚Gesicht‘ des Hauses und prägt dessen Erscheinungsbild nach außen und nach innen. Fassaden können sich in den baulichen Kontext einordnen oder ihr Umfeld gänzlich negieren. Sie sind weit mehr als das Resultat gestalterischer und konstruktiver Überlegungen. Sie sind kulturelle Bedeutungsträger, die sich in jedem Fall gewollt oder ungewollt, der öffentlichen Diskussion stellen. Die Fassade ist jener Teil des Gebäudes, der im Wechelspiel mit Form und städtebauilicher Setzung des Volumens seinen Charakter im Stadtraum manifestiert. Die daraus resultierenden konzeptionellen Ansprüche zeigen sich in Gestalt- und Ordnungsprinzipien, der Logik des Materials und der Abhängigkeit von Struktur und Nutzung. Was ist eine Fassade und welche Bedeutung hat sie für den Stadtraum? Wie ist sie strukturell aufgebaut und materialisiert? Welchem Ordnungsprinzip folgt sie und warum? Wie erhält die Fassade Sinnlichkeit und Reichtum im Ausdruck? Gestaltung und Funktion kann nur durch eine geeignete und angemessene Konstruktion in die Realität umge- setzt werden. Materialfügungen müssen physikalischen, ästhetischen und kulturellen Ansprüchen Rechnung tragen - entsprechend wichtig ist in dieser Phase auch das Arbeiten und Konstruieren im Detailmaßstab. Urban housing, Genf, Switzerland / Sergison Bates Architects P. SCHMELZER C. MURR D. WEIGELT D. SACKMANN T. MAISCH

LEHRSTUHL WOHNBAUTEN PROFESSOR C. LORENZEN · House & Atelier, Atelier Bow-wow, Tokyo WIE(N) WOHNEN - Stadthäuser am Karmelitermarkt Phase 02 – Struktur und Raum nerhalb

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TU DRESDEN / FAKULTÄT ARCHITEKTUR INST. FÜR GEBÄUDELEHRE UND ENTWERFEN

LEHRSTUHL WOHNBAUTEN PROFESSOR C. LORENZEN

House & Atelier, Atelier Bow-wow, Tokyo

WIE(N) WOHNEN - Stadthäuser am Karmelitermarkt

Phase 02 – Struktur und Raum

Nachdem Sie sich eine städtebauliche Setzung erarbeitet und ein Nutzerszenario für Ihr Grundstück entwickelt haben, werden Sie im nächsten Arbeitsschritt die anhand der Gegebenheiten des Ortes und der programmatischen Voraussetzungen entstandene grundlegende Struktur in ein konkretes Gebäudekonzept übersetzen. Neben Erschließung und Festlegung der Nutzungsbereiche soll jetzt vor allem die innere Struktur des Gebäudes weiterentwickelt werden. Entwerfen Sie ein Raumgefüge, welches die einzelnen Funktionen Ihres Raumprogramms optimal zueinander in Beziehung setzt. Denken Sie in spannenden Raumfolgen und konkreten Funktionsabläufen. Eine starke architektonische Idee als Konzept für das Gebäude lässt sich im besten Fall in mehreren maßstäblichen Ebenen wiederfinden. Ganz konkret werden die Wohnungen und die öffentlichen Bereiche des Gebäudes in Grundriss und Schnitt betrachtet. Der Grundriss verbindet und teilt die verschiedenen Nutzungsbereiche innerhalb des Gebäudes und der Wohnungen. Räume können von unterschiedlicher Wichtigkeit und Bedeutung sein und haben unterschiedliche Anforderungen an Belichtung und Lage. Differenzierte Stufen der Privatheit und Beziehungen von Räumen und Bereichen untereinander sind wichtige Aspekte beim Entwurf von Wohngrundrissen. Im Schnitt des Gebäudes erklären sich Raum- sequenzen und räumliche Beziehungen, zeigt sich die dritte Dimension und der Bezug von Innenraum zu Außenraum. Die Hülle des Gebäudes bildet genau jene Schnittstelle zwischen Stadtraum und Gebäudeinnerem. Das „Gesicht“ des Hauses prägt das Erscheinungsbild des Gebäudes nach außen aber auch die Qualitäten nach innen. Die Ausbildung der Fassade kann kontextuell erfolgen, das Umfeld negieren oder in einer kritischen Abstraktion mit der Umgebung in einen Dialog treten. Die Fassade des Gebäudes kann immer auch Ausdruck der zu Grunde liegenden Struktur und Konstruktion sein – dem Entwurf eine architektonische Konsistenz verleihen. Im nächsten Arbeitsschritt werden Sie ein erstes Fassadenkonzept entwickeln, das Ihrem Entwurfskonzept entspricht.

OASIS - Refugium für ein Modeschöperpaar SS 2017

PHASE 03 - Fassade und Detail

„Das Haus hat allen zu gefallen. Zum Unterschiede zum Kunstwerk, das niemandem zu gefallen hat. Das Kunstwerk ist eine Privatangelegenheit des Künstlers. Das Haus ist es nicht.“ Adolf Loos, Gesammelte Schriften

Nachdem Sie sich eine städtebauliche Setzung erarbeitet und sich mit räumlichen Zusammenhängen in-nerhalb Ihres Gebäudes beschäftigt haben, soll der Blick im nächsten Schritt auf das konkrete architektoni-sche Bild gerichtet werden. Es geht um die präzise Ausarbeitung der Fassaden. Welchen architektonischen Ausdruck hat ihr Gebäude und wie ist es konstruiert? Wie sind die zugehörigen Außenräume gestaltet? Das Augenmerk gilt hierbei den Materialien und Konstruktionsprinzipien.Über die Fassade kommuniziert das Haus mit der Stadt. Aber wie tut sie das eigentlich? Fassadengestaltung entsteht zwischen dem Spannungsfeld von Innen- und Außenraum, zwischen privaten und öffentlichen Anliegen. Die Hülle ist die Schnittstelle zwischen Stadtraum und Gebäudeinnerem. Sie bildet das ‚Gesicht‘ des Hauses und prägt dessen Erscheinungsbild nach außen und nach innen.Fassaden können sich in den baulichen Kontext einordnen oder ihr Umfeld gänzlich negieren. Sie sind weit mehr als das Resultat gestalterischer und konstruktiver Überlegungen. Sie sind kulturelle Bedeutungsträger, die sich in jedem Fall gewollt oder ungewollt, der öffentlichen Diskussion stellen.Die Fassade ist jener Teil des Gebäudes, der im Wechelspiel mit Form und städtebauilicher Setzung des Volumens seinen Charakter im Stadtraum manifestiert. Die daraus resultierenden konzeptionellen Ansprüche zeigen sich in Gestalt- und Ordnungsprinzipien, der Logik des Materials und der Abhängigkeit von Struktur und Nutzung.Was ist eine Fassade und welche Bedeutung hat sie für den Stadtraum? Wie ist sie strukturell aufgebaut undmaterialisiert? Welchem Ordnungsprinzip folgt sie und warum? Wie erhält die Fassade Sinnlichkeit und Reichtum im Ausdruck?Gestaltung und Funktion kann nur durch eine geeignete und angemessene Konstruktion in die Realität umge-setzt werden. Materialfügungen müssen physikalischen, ästhetischen und kulturellen Ansprüchen Rechnung tragen - entsprechend wichtig ist in dieser Phase auch das Arbeiten und Konstruieren im Detailmaßstab.

Urban housing, Genf, Switzerland / Sergison Bates Architects

P. SCHMELZER C. MURR D. WEIGELT D. SACKMANN T. MAISCH

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Aufgabe:

01. Durchdenken Sie das konstruktive Prinzip Ihres Gebäudes. Welche Elemente sind tragend und nichttragend?Wo benötigen Sie tragende Stützen/ Wandscheiben/ Kerne um Lasten abzutragen? Welche Auswirkung hat die innere Struktur auf Ihre Fassadengestaltung?

02. Studieren und präzisieren Sie anhand eines Strukturmodellls im Maßstab 1:100 oder 1:50 (wie Schnittmodell, d.h. ohne Fassaden) die räumliche Struktur Ihres Gebäudes (inklusive Erschließung, Lufträume etc.).

03. Setzen Sie sich parallel intensiv mit den Fassaden Ihres Gebäudes auseinander. Welchen Ausdruck soll IhrGebäude haben? Wie kann die Fassade Ihre konzeptionelle Entwurfsidee unterstützen oder verstärken? Wie öffnet sich der Innenraum abhängig von seiner Nutzung über die Öffnung(en) in der Fassade zum Außen? Welche Materialien-, Gestaltungs- und Konstrukionsprinzipien kommen zum Einsatz?

Bauen Sie Fassadenmodelle als Reliefmodelle in drei Varianten im Maßstab 1:100 (ggfls. M 1:50) als abnehmenbareTeile ergänzend zu Ihrem Strukturmodell. Übertragen Sie hierfür Ihr Fassadenkonzept in einen größeren Maßstab und entwickeln Sie schematische Fassadenschnitte mit dazugehöriger Ansicht, die die Positionierung der Öffnungen und die plastische Ausformulierung Ihrer Fassade zeigen.

04. Betrachten Sie die Fassade immer in der Wechselwirkung außen zu innen und innen zu außen.Arbeiten Sie hierfür weiterhin an einer räumlich-atmosphärischen Skizze eines für Ihren Nutzer bedeutenden Raumes, der über eine besondere räumliche Qualität verfügt und dessen Atmosphäre identitätsstiftend für Ihren Entwurf sein soll. Welche Beziehung zwischen Innenraum und Außenraum entsteht durch die Größe, Proportion und Anordnung der Fensteröffnungen?

05. Überarbeiten und konkretisieren Sie Ihre Grundrisse und Schnitte.

Grundrisse, Schnitte, Ansichten M 1:100

Erläuterung der Leitidee

- alle weiteren relevanten Grundrisse (mit anschließender Nachbarbebauung)- Erdgeschoss mit Umgebung

- Konzeptskizzen, Diagramme, Piktogramme

- mind. 2 Ansichten- Quer- und Längsschnitt- Anordnung übereinander (Lesbarkeit)

Fassadenschnitt- schematischer Fassadenschnitt mit dazugehöriger Detailansicht M 1:50

Perspektive- räumliches Bild des Gebäudes aus Fußgängerperspektive mit ersten Darstellungen der Fassade und ihrer Materialität

Innenperspektive- räumliches Bild eines Innenraums mit Darstellung der räumlichen Stimmung, Ausformulierung der Öffnungen nach außen

Volumenmodell 1:200- Update des Einsatzmodells

Strukturmodell 1:100 mit drei Fassadenvarianten (abnehmbar)- mit Darstellung der Geschossigkeiten, der räumlichen Struktur, Fassadenstruktur

Termine

Leistungen

Ausgabe: Do. 01.06.2017 - Abgabe / Präsentation: Do. 22.06.2017