42
© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 17 BETTINA M. BOCK “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen aus Sicht der Linguistik 1 Vorhaben Der Beitrag beschäftigt sich mit der sogenannten “Leichten Sprache”, einem in der Praxis entwickelten Ansatz, um Texte für verschiedene, heterogene Ziel- gruppen verständlich zu machen. Eine linguistische Beschreibung und Fun- dierung des Phänomens und der aufgestellten “Verständlichkeitsregeln” stehen noch immer aus. Ziel des Aufsatzes ist es, eine erste Beschreibung der derzeiti- gen Situation der “Leichten Sprache” aus Sicht der Linguistik zu liefern und zentrale Problemstellungen zu benennen. Damit soll dieser Status quo aber keineswegs festgeschrieben werden, denn das Phänomen “Leichte Sprache” befindet sich in Entwicklung. Vielmehr sollen die hier präsentierten Überle- gungen auch Hinweise auf sinnvolle Entwicklungsrichtungen des Konzepts bieten. Ausdrücklich geht es im Folgenden nicht nur um Verständlichkeit, sondern um adressatenorientierte Verständlichkeit von Texten, und damit auch um die Kategorie der funktionalen Angemessenheit: Was macht einen Text zu einem nicht nur verständlichen, sondern auch für den Adressaten, den Inhalt und die Kommunikationssituation angemessenen, geeigneten Text? Damit verbunden ist die derzeit noch nicht beantwortete (und nicht allein von der Linguistik zu beantwortende) Grundsatzfrage, was “Leichte Sprache” eigentlich leisten soll und kann: Wozu sollen die Leser “leichter Texte” befähigt werden, was sollen sie nach ihrer jeweiligen Lektüre ‘können’ und ‘wissen’? Nach einem knappen Überblick über den Entstehungskontext der “Leich- ten Sprache”, soll sie in den darauffolgenden Abschnitten zunächst von ver- wandten Praxisphänomenen (“einfache Sprache”, “bürgernahe Sprache”) ab- gegrenzt werden (Abschnitt 2.2). Zudem wird “Leichte Sprache” zu verschie- denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik (Varietät, kon- trollierte Sprache, restringierter Code, Textfunktion) in Beziehung gesetzt (Abschnitte 3, 4.1). Daraus folgt ein Vorschlag zur linguistischen Beschreibung

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 17

BETTINA M. BOCK

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen aus Sicht der Linguistik

1 Vorhaben

Der Beitrag beschäftigt sich mit der sogenannten “Leichten Sprache”, einem in der Praxis entwickelten Ansatz, um Texte für verschiedene, heterogene Ziel-gruppen verständlich zu machen. Eine linguistische Beschreibung und Fun-dierung des Phänomens und der aufgestellten “Verständlichkeitsregeln” stehen noch immer aus. Ziel des Aufsatzes ist es, eine erste Beschreibung der derzeiti-gen Situation der “Leichten Sprache” aus Sicht der Linguistik zu liefern und zentrale Problemstellungen zu benennen. Damit soll dieser Status quo aber keineswegs festgeschrieben werden, denn das Phänomen “Leichte Sprache” befindet sich in Entwicklung. Vielmehr sollen die hier präsentierten Überle-gungen auch Hinweise auf sinnvolle Entwicklungsrichtungen des Konzepts bieten.

Ausdrücklich geht es im Folgenden nicht nur um Verständlichkeit, sondern um adressatenorientierte Verständlichkeit von Texten, und damit auch um die Kategorie der funktionalen Angemessenheit: Was macht einen Text zu einem nicht nur verständlichen, sondern auch für den Adressaten, den Inhalt und die Kommunikationssituation angemessenen, geeigneten Text? Damit verbunden ist die derzeit noch nicht beantwortete (und nicht allein von der Linguistik zu beantwortende) Grundsatzfrage, was “Leichte Sprache” eigentlich leisten soll und kann: Wozu sollen die Leser “leichter Texte” befähigt werden, was sollen sie nach ihrer jeweiligen Lektüre ‘können’ und ‘wissen’?

Nach einem knappen Überblick über den Entstehungskontext der “Leich-ten Sprache”, soll sie in den darauffolgenden Abschnitten zunächst von ver-wandten Praxisphänomenen (“einfache Sprache”, “bürgernahe Sprache”) ab-gegrenzt werden (Abschnitt 2.2). Zudem wird “Leichte Sprache” zu verschie-denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik (Varietät, kon-trollierte Sprache, restringierter Code, Textfunktion) in Beziehung gesetzt (Abschnitte 3, 4.1). Daraus folgt ein Vorschlag zur linguistischen Beschreibung

Page 2: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 18

der “Leichten Sprache” als primär funktional oder primär gruppenspezifisch bestimmte Varietät des Deutschen (Abschnitt 4.2). Schon hier sind die Folgen der jeweils unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen für die Wirksamkeit in der Praxis im Blick zu behalten. Ziel der im Artikel präsentierten Über-legungen ist es letztlich, einen Diskussionsbeitrag zu leisten, der mögliche (Entwicklungs-)Wege zu einer breiteren gesellschaftlichen Etablierung und Akzeptanz der Idee “Leichte Sprache” aufzeigt. Noch unmittelbarer als für die theoretische Beschreibung gilt dies selbstverständlich für die linguistische Überprüfung und ggf. Modifizierung der derzeitigen Regeln und Prinzipien “Leichter Sprache”. In Abschnitt 5 wird ein erster Ausblick auf die sprachliche Mikroebene gegeben: Wie können Texte angemessen modifiziert werden, welche Auswirkungen auf Inhalt und Wirkung kann das haben, welche sprach-lichen Prinzipien sind überprüfungsbedürftig etc.? In die Darstellung fließen auch Erfahrungen aus einer ersten empirischen Explorationsstudie ein.

2 Das Phänomen: “Leichte Sprache” und Verwandtes

2.1 Zu Situation und Entstehungsgeschichte Die Ursprünge von Konzepten wie “Leichte Sprache” oder “Leicht Lesen” im deutschsprachigen Raum liegen in der Empowerment-Bewegung “People First”, die sich als Selbstvertretungsorganisation von Menschen mit Lern-schwierigkeiten1 in den 1970er Jahren in den USA organisierte. Im Jahr 2001 wurde die entsprechende Organisation “Mensch zuerst” in Deutschland ge-gründet. Bereits in dieser Zeit entstand das erste Wörterbuch in “Leichter Sprache” (Wörterbuch 2004). 2006 wurde das “Netzwerk Leichte Sprache” gegründet, das sich seitdem verstärkt für barrierefreie Kommunikationsange-bote in “Leichter Sprache” einsetzt. Vorgänger des Konzepts sind im englisch-sprachigen Raum “easy read” oder in Schweden “lättläst”. Nicht zuletzt durch ihre Institutionalisiertheit dürfte im deutschsprachigen Raum “Leichte Spra-che” als Label bekannter sein als “Leicht Lesen”, das Konzept von capito, einer

............................................ 1 Der selbstgewählte Ausdruck zur Bezeichnung von Menschen mit geistiger Behinderung/

Lernbehinderung.

Page 3: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 19

Marke des österreichischen Sozialunternehmens atempo (s. Abschnitt 2.2). In bestimmten, eng begrenzten Bereichen gibt es durchaus eine Vielzahl von Texten in “Leichter Sprache”: u.a. im Bereich Politik, beispielsweise auf Web-seiten von Bundesregierung und -ministerien, bei Parteien oder einzelnen Politikern. In allen anderen Bereichen, insbesondere den alltäglichen, gehen vorhandene Angebote meist auf Einzelinitiativen zurück und sind keineswegs flächendeckend.

Die meisten Texte entstehen derzeit noch immer mit (explizitem oder er-kennbarem) Bezug auf den frei verfügbaren Regelkatalog des “Netzwerks Leichte Sprache” (Netzwerk Leichte Sprache 2013).2 Die dort formulierten Empfehlungen wurden vor allem intuitiv entwickelt und bisher nicht systema-tisch linguistisch überprüft. Ich gehe hypothetisch davon aus, dass bestimmte sprachliche Merkmale (repetitive Syntax, bestimmte sprachliche Formeln, Satzlänge etc.) und typografische Eigenschaften (Schriftart Arial in Groß-druck, farbige Illustration, seltener Icons, optische Worttrennung) mittlerweile als Signal- und Erkennungszeichen für “Leichte Sprache” fungieren. Ihre Wirksamkeit ist wie gesagt noch nicht systematisch überprüft. Mein Fokus in diesem Artikel liegt auf “Leichter Sprache”, wie sie derzeit vom “Netzwerk Leichte Sprache” bzw. von “People First” und sich auf diese Organisationen beziehenden Akteuren geprägt wird.

“Leichte Sprache” richtet sich laut eigener Definition im aktuellsten Regel-katalog (Netzwerk Leichte Sprache 2013) an folgende, ausgesprochen hetero-gene Zielgruppen: Menschen mit Lernschwierigkeiten, Demenzkranke, “Men-schen, die nicht so gut Deutsch sprechen” (gemeint sind Deutschlerner bzw. generell ‘Migranten’) und “Menschen, die nicht so gut lesen können” (gemeint sind sowohl funktionale Analphabeten als auch Menschen mit wenig Lese-erfahrung oder/und geringem Bildungsgrad). Zu ergänzen sind Hörgeschädig-te, die ebenfalls häufig als Zielgruppe genannt werden (vgl. Maaß/Rink/Zehrer 2014). Die Heterogenität dieser Adressaten und deren höchst unterschiedliche Bedürfnisse – auch innerhalb einer jeden Gruppe – wird vom Netzwerk selbst nicht problematisiert. Menschen mit Lernschwierigkeiten werden in der be-reits erwähnten Weise als unausgesprochene Hauptzielgruppe adressiert.

............................................ 2 Manche Texte wählen auch ohne erkennbaren Bezug die Bezeichnung “Leichte Sprache” als

Label.

Page 4: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 20

Deutlich wird dies einerseits an den Kommunikationsbereichen und Themen, zu denen mehrheitlich Texte in “Leichter Sprache” entstehen (beispielsweise Informationsbroschüren zu [betreuten] Wohnformen, zu Inklusion und Teil-habe, Ausstellungskatalog zu Euthanasie etc.) und zum anderen an den Um-feldern, in denen die meisten Texte entstehen (“People First”, Lebenshilfe-Einrichtungen, Werkstätten der Diakonie etc.) (vgl. Seitz 2014: 4). Prüfergrup-pen, bestehend (auch) aus anderen Teilnehmern als Menschen mit Lern-schwierigkeiten, sind meines Wissens die absolute Ausnahme. Diese Pri-märadressierung einer Zielgruppe ist sicherlich einerseits mit dem Ursprung des Konzepts in der Empowerment-Bewegung zu erklären, andererseits aber auch mit der irrigen Annahme, dass verständliche Sprache (bzw. das, was man dafür hält) automatisch auch für alle anderen maximale Verständlichkeit be-deutet.

Grundsätzlich lässt sich darüber streiten, ob die Bezeichnung “Leichte Sprache” für ein Konzept dieser Art gelungen ist. Denn eigentlich geht es ge-rade nicht um eine eigene Sprache mit eigenem grammatischem System, die erlernt werden müsste, sondern es geht um eine bestimmte Art des Sprachge-brauchs. Und zwar um einen Sprachgebrauch in schriftlichen Texten, der auf Zielgruppenangemessenheit und Verständlichkeit ausgerichtet ist. Diese Cha-rakterisierung trifft dann auch auf andere, verwandte Phänomene aus der Praxis zu und bietet gewissermaßen ein gemeinsames theoretisches “Über-dach” an.

2.2 Bestimmung und Abgrenzung: “Leichte Sprache”/“Leicht Lesen” – “einfache Sprache” – “bürgernahe Sprache”

“Leichte Sprache” ist letztendlich nur eine Bezeichnung bzw. eine Ausprägung von Konzepten und von zu Labels geronnenen Bestrebungen, Texte für be-stimmte enger oder weiter gefasste Zielgruppen verständlich zu gestalten. Weitgehend deckungsgleich mit der “Leichten Sprache” ist hinsichtlich der Zielsetzung das bereits genannte Konzept “Leicht Lesen”. Als Zielgruppen werden Menschen mit Lernschwierigkeiten genannt.3 Hauptunterschied zur “Leichten Sprache” ist die Anfang 2014 eingeführte Einteilung in Schwierig-

............................................ 3 Vgl. “Was bedeuten die Capito-Gütesiegel?” auf Capito (o.J.).

Page 5: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 21

keitsstufen: Angelehnt an die Kompetenzstufen A1, A2 und B1 des Gemein-samen Europäischen Referenzrahmens (2002) für Fremdsprachen wird “Leicht Lesen” in drei Niveaustufen unterteilt.4 Die Vor- und Nachteile einer solchen Bezugnahme auf Kompetenzbeschreibungen für Fremdsprachenlerner können hier nicht diskutiert werden. Neben diesen Praxiskonzepten gibt es eine Reihe linguistischer Untersuchungen zu Textoptimierungsverfahren für Hörgeschä-digte (exemplarisch: Schlenker-Schulte 2004).5

Ein teilweise synonym gebrauchtes, vom Ansatz her ganz ähnliches, aber sich doch unterscheidendes Phänomen ist die “einfache Sprache”. Eine ein-deutige Abgrenzung ist mangels umfassenderer Forschung derzeit schwierig.6 Die Soziologin Gudrun Kellermann hat kürzlich einen Definitionsversuch unternommen, der aber aus demselben Grund vage bleiben muss: “Einfache Sprache” sei im Unterschied zur “Leichten Sprache” “durch einen komplexe-ren Sprachstil gekennzeichnet”, zudem seien Formulierungsmöglichkeiten und Gestaltung weniger streng festgelegt (Kellermann 2014: 7). Tatsächlich existiert für “einfache Sprache” keine vergleichbare Kodifizierung von Regeln und Normen. Da allerdings auch die Regeln der “Leichten Sprache” bisher nicht empirisch überprüft sind und somit die Wirksamkeit dieser strengen Festschreibung noch nicht belegt ist, lässt sich dies derzeit nur als äußerliches, momentanes Unterscheidungskriterium anführen. Worin der ‘komplexere Sprachstil’ der “einfachen Sprache” genau besteht, ist ebenfalls zu untersu-chen.7 Sehr häufig sind Texte in “Leichter Sprache” an ihrer typografischen Gestaltung erkennbar (typische Schriftart: Arial, Großdruck, Zeilenlänge, Seitenaufteilung, Bildarten etc.). Texte in “einfacher Sprache” unterscheiden sich häufig nicht so offensichtlich von ihren Original- und Paralleltexten.

Beobachtbar ist, dass Akteure in der Praxis häufig dann auf “einfache Spra-che” zurückgreifen, wenn sie signalisieren wollen, dass auch kommunikati-

............................................ 4 Beschreibung der LL-Schwierigkeitsstufen: Capito Berlin (o.J.). 5 Sprachdidaktische Arbeiten zu sprachlichen Kompetenzen und deren Förderung bei den Ziel-

gruppen lasse ich hier aus. 6 Die im Folgenden getroffenen Abgrenzungsversuche sind insofern vorläufig. Ohnehin befinden

sich “Leichte” und “einfache Sprache” noch in einem (Weiter-)Entwicklungsprozess. Dieser wird einerseits von der Praxis vorangetrieben, andererseits aber hoffentlich zunehmend auch von der Forschung.

7 Der Redaktionsstab der Gesellschaft für deutsche Sprache beim Deutschen Bundestag hat ein internes Konzept für “Einfache Sprache” entwickelt, das sich weniger an Menschen mit Lern-schwierigkeiten als an Menschen mit Leseschwierigkeiten richtet.

Page 6: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 22

onsbeeinträchtigte Personengruppen angesprochen werden sollen, die Prinzi-pien der “Leichten Sprache” aber zu weitgreifend (vermutlich auch: zu sehr in den Inhalt eingreifend) erscheinen. Erklärt wird eine solche Entscheidung i.d.R. nicht. Typischerweise werden Zielgruppen nicht direkt genannt, sondern es wird explizit darauf verwiesen, dass der Text ‘alle’ ansprechen solle.8 Kel-lermann führt die unterschiedlichen Zielgruppen als weiteres Unterschei-dungskriterium an: Während sich “Leichte Sprache” an Menschen mit Lern-schwierigkeiten richte, sei “einfache Sprache”

für viele Menschen hilfreich, etwa für Menschen mit Lese- und Recht-schreibschwäche, Menschen mit Hirnverletzungen, ältere Menschen und hörbehinderte Menschen mit geringerer Lautsprachkompetenz, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, Lernende einer Fremdsprache oder auch Touristinnen und Touristen. (Kellermann 2014: 7)

Abgesehen davon, dass auch das “Netzwerk Leichte Sprache” mit seinem Kon-zept alle diese Gruppen ansprechen will, ist diese Zielgruppeneinteilung bisher mehr oder weniger intuitiv. Die Frage nach den Adressaten zu klären, ist eine der dringlichsten Aufgaben der zukünftigen Forschung.

Ein drittes Phänomen verständlichen und verständlich machenden Sprach-gebrauchs, das einen etablierten Namen trägt, ist die sogenannte “bürgernahe (Rechts- und Verwaltungs-)Sprache” (vgl. Eichhoff-Cyrus/Antos 2008; Schu-bert 2013). Im Unterschied zu den vorher genannten beiden Konzepten richtet sie sich nicht an spezifische Zielgruppen, ist dafür aber auf die Kommunikati-onsbereiche Verwaltung und Recht beschränkt. Sie ist im deutschsprachigen Raum von den drei genannten Phänomenen das älteste: Seit 1966 gibt es einen linguistischen Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag (betrieben von der Gesellschaft für deutsche Sprache), der u.a. Gesetzestexte auf Verständlichkeit prüft; seit 2009 gibt es einen Redaktionsstab Rechtssprache im Bundesjustiz-ministerium, der den Gesetzgebungsprozess von Beginn an beratend begleitet9 (vgl. Thieme 2008). Besonders im Bereich Verwaltungssprache gibt es eine

............................................ 8 Vgl. die Wahlkampfbroschüre der SPD zur Bundestagswahl 2013: “Warum einfache Sprache? Wir

wollen, dass uns alle verstehen.” (SPD-Parteivorstand 2013: 3). 9 Die entsprechende Institution in der Schweiz heißt “Verwaltungsinterne Redaktionskommission”;

auch dort gibt es daneben eine Redaktionskommission beim Parlament (vgl. Nussbaumer 2008).

Page 7: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 23

Vielzahl von Ratgebern, Regellisten und Empfehlungen für die Praxis (vgl. Schubert 2013). Dennoch zeichnet sich die “bürgernahe Sprache” im Unter-schied zu “einfacher” und “Leichter Sprache” dadurch aus, dass sie mittlerwei-le eine breite Erforschung und Fundierung durch verschiedene linguistische Disziplinen erfahren hat – nicht nur, aber besonders im Gebiet der Rechts-sprache.10 Eine ähnlich solide Basis und Forschungstiefe wie -breite muss auch für die “Leichte Sprache” erreicht werden.

Wie sind “bürgernahe Sprache”, “einfache Sprache” und “Leichte Sprache” nun aus linguistischer Sicht zu ordnen und zueinander in Beziehung zu set-zen? Alle genannten Phänomene haben das Ziel, zielgruppenzugeschnittene, verständliche Texte zu ermöglichen – das ist ihr kleinster gemeinsamer Nen-ner. Sie unterscheiden sich (mindestens) in den folgenden fünf Dimensionen:

1. Zielgruppenspezif ik Bei “Leichter Sprache” werden ausdrücklich spezifische (wenngleich unter-schiedliche) Adressatengruppen genannt, und es ist sowohl in den existieren-den Materialien als auch den Regelungen zum Erstellungsprozess “leichter Texte” (Partizipation der Zielgruppen) eine Orientierung auf bestimmte Adres-saten erkennbar. Bei der “einfachen Sprache” finden sich teilweise ausdrückli-che Zielgruppendefinitionen, gleichzeitig wird aber betont, dass eine größere Zielgruppe angesprochen werde oder angesprochen werden könne (s. oben). Die Gestaltung existierender Materialien in “einfacher Sprache” ist häufig enger an die Original- oder Parelleltextfassungen angelehnt; für diese Fälle kann man davon sprechen, dass eine allgemeinere, weniger spezifische Ziel-gruppe adressiert wird.11 Die Verständlichkeitsarbeit der “bürgernahen Spra-che” ist in Bezug auf den Kommunikationsbereich Verwaltung auf ‘alle Bürger’ (ohne erhebliche kommunikative Beeinträchtigung) ausgerichtet (ohne dass dies irgendwo explizit so formuliert würde); für Rechtstexte (und auch Texte der Verwaltung) wurde und wird das Problem der Mehrfachadressierung breit diskutiert; das betrifft viele Textsorten: Gerichtsurteile und Gesetzestexte rich-ten sich beispielsweise sowohl an Experten als auch an Laien.

............................................ 10 Der Band Verständlichkeit als Bürgerrecht? (Eichhoff-Cyrus /Antos Hrsg. 2008) kann einen ersten

Einblick in die Forschungslandschaft geben. 11 Derzeit ist die Gestaltung von Texten mit dem Label “einfache Sprache” noch sehr verschieden.

Das Gestaltungsspektrum ist noch größer als bei der “Leichten Sprache”.

Page 8: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 24

2. Fach(sprach)lichkeit, Themen Während sich die “bürgernahe Sprache” wie bereits gesagt auf die Kommuni-kationsbereiche Verwaltung und Recht beschränkt, haben sowohl “Leichte” als auch “einfache Sprache” den Anspruch, alle Themen und Kommunikationsbe-reiche mit Texten abdecken zu können.

Die Fachlichkeit und Fachsprachlichkeit von Themen und Gegenständen spielt auf unterschiedliche Art eine Rolle: In “Leichter” und “einfacher Spra-che” werden sowohl alltägliche als auch fachliche Themen behandelt (zum grundsätzlichen Kontinuum von Fach(sprach)lichkeit und Alltags(sprach)lich-keit vgl. Kalverkämper 1990). Insbesondere gibt es Texte aus den (“fachli-chen”) Themenfeldern Politik, Medizin, Verwaltung, Recht usw., aber auch aus eher alltäglich behandelten Themenbereichen (Kochen, Reisen, Trauerarbeit, Freizeit etc.). Die sprachlichen (und inhaltlichen) Bearbeitungen gehen in jedem Fall über eine bloße Übertragung in Alltagssprache hinaus (zum Zu-sammenhang von Inhalt und sprachlicher Form s. Abschnitt 5). Auch alltags-sprachliche Formulierungen und als alltäglich angesehene Inhalte sind nicht per se verständlich. Es handelt sich insofern um ‘sehr verständlich gehaltene alltagssprachliche Texte’, die die Möglichkeiten der sprachlichen, typografi-schen und inhaltlichen Verständlichmachung optimal ausnutzen. Zu beachten sind allerdings Zielgruppe und Verwendungszusammenhang der Texte: In beruflichen Kontexten müssen fachsprachliche Ausdrücke beispielsweise keine Schwierigkeit darstellen; “leichte” und “einfache” Texte können (völlig unab-hängig von vorhandenen Beeinträchtigungen) Experten-Adressaten als Leser haben.

Grundsätzlich gilt: Je weniger an sprachlichem und inhaltlichem Wissen vorausgesetzt werden kann, umso präziser müssen Formulierungen, Textge-staltung und Inhalte auf einen genau definierten Adressatenkreis zugeschnit-ten sein. Das betrifft auch den Unterschied zwischen Defiziten im sprachli-chen Bereich (beispielsweise bei Menschen mit Lernschwierigkeiten) und Defiziten allein in der Lesekompetenz (beispielsweise funktionale Analphabe-ten).

Bei der “bürgernahen Sprache” geht es (häufig) um den “Spagat” zwischen Verständlichmachen von Fach(sprach)lichem für Laien-Adressaten auf der einen Seite und Korrektheit, Verbindlichkeit und Präzision durch Fachsprache für Experten-Adressaten auf der anderen Seite. Verwaltungstexte, die sich nur

Page 9: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 25

oder primär an den ‘normalen Bürger’ richten, können in Alltagssprache “übersetzt” werden; zudem werden Inhalte (beispielsweise institutionsinterne Abläufe) erklärt.

3. Sprachliche Komplexität – sprachliche Reduktion Ohne dies schon genau belegen zu können, kann man vorläufig von einem Kontinuum von hoher oder höherer sprachlicher Komplexität (Wortschatz, Syntax, Morphologie, Wortbildung, Textstruktur) bis hin zu geringer Komple-xität ausgehen: “bürgernahe Sprache” ist sprachlich (und inhaltlich) am kom-plexesten, “Leichte Sprache” steht am anderen Extrempol, und “einfache Spra-che” ist je nach konkreter Ausformung dazwischen zu verorten. Höhere sprachliche Komplexität geht i.d.R. mit größerer inhaltlicher Komplexität einher, d.h., dass mehr Wissen vorausgesetzt wird, sowohl sprachliches als auch Sachwissen. Offen bleibt allerdings noch die Frage, ob geringe Komplexi-tät generell mit stärkerer Reduktion des Sprachgebrauchs auf eine geringe Zahl an Ausdrucks- und Formulierungsmöglichkeiten einhergeht. Zu Recht weist Schubert darauf hin, dass eine Gemeinsamkeit von “bürgernaher” und “Leich-ter Sprache” gerade die beiderseits vorliegende (wenngleich unterschiedlich geartete) “reduktive Einflussnahme” ist (Schubert 2013: 56, vgl. Schubert 2014).

4. Normiertheit und Kodif izierung “Leichte Sprache” hat eine kodifizierte Norm, beispielsweise in Form des frei verfügbaren Regelkatalogs von “Mensch zuerst” (Netzwerk Leichte Sprache 2013), aber auch in Form der intern verwendeten Regeln und Prinzipien von “Leicht Lesen”. Dass Normen kodifiziert wurden, heißt natürlich nicht unbe-dingt, dass sie auch in der Praxis umgesetzt werden. Das gilt gerade im Fall der theoretisch wenig unterfütterten Regeln der “Leichten Sprache”. Für “einfache Sprache” liegt eine vergleichbare Kodifizierung nicht vor, auch eine allgemein einheitliche Norm ist vorerst noch nicht erkennbar. “Bürgernahe Rechts- und Verwaltungssprache” ist aufgrund des Kommunikationsbereichs prinzipiell einer ausgeprägten Normierung unterworfen. Die verschiedenen Ratgeber und Checklisten stellen explizite Kodifizierungen dieser Norm(empfehlung) dar.

Page 10: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 26

5. Übersetzung oder Texterstel lung Bei allen drei Phänomenen gibt es sowohl Texte, die den Status von (Quasi-) Übersetzungen eines Ausgangstextes haben, als auch Texte, die neu erstellt werden. Die “leichten” Bundestagswahlprogramme der Parteien, “leichte” und “einfache” Informationsflyer zum persönlichen Budget oder Psalme in “Leich-ter” oder “einfacher Sprache” sind Fälle von Übersetzungen gleichermaßen verfügbarer Ausgangstexte. Der entscheidende Unterschied zur interlingualen Übersetzungsarbeit ist jedoch, dass immer auch Inhalte modifiziert, selektiert, zusammengefasst, umgeordnet werden – und zwar umso mehr, je komplexer der Gegenstand ist. Eigens erstellte Informationsbroschüren z.B. zu Krankhei-ten oder Gewalt und Missbrauch sind hingegen eindeutig keine (Quasi-) Übersetzungen.

Zu Texten in “bürgernaher Sprache” existiert i.d.R. keine parallele Ausgangs-fassung: “Bürgernahe” Verwaltungsschreiben folgen bestimmten Textprinzipien und gehen vielleicht von einem Ausgangstext aus, aber sie stellen – wenn über-haupt – eher Modifizierungen als Übersetzungen dar. In weiterem Sinne kann man aber bei erläuternden Broschüren (beispielsweise zu Gesetzen) ebenfalls von “Übersetzungen” der Inhalte für den Normalbürger sprechen.

“bürgernah” “einfach” “leicht”

1. Zielgruppengröße und Zielgruppen-spezifik

groß, eher unspezi-fisch

groß, spezifischer klein, sehr spezifisch

2. Fach(sprach)-lichkeit, Themen

fach(sprach)lich fach(sprach)lich und alltäglich

fach(sprach)lich und alltäglich

3. sprachliche Kom-plexität

am komplexesten [dazwischen] am wenigsten kom-plex

4. Normiertheit und Kodifizierung

stark normiert, Ko-difizierungen

wenig normiert, (bisher) keine Kodi-fizierung

unterschiedlich stark normiert, Kodifizie-rung

5. (Quasi-)Über-setzung oder Text-erstellung?

v.a. Texterstellung beides beides

Tab. 1: Übersicht über Abgrenzungsmerkmale “bürgernaher“, “einfacher” und “leichter” Sprache

Page 11: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 27

3 “Leichte Sprache” und kontrollierte Sprachen

“Leichte Sprache” wird – wie in diesem Band – mitunter im Kontext kontrol-lierter Sprachen thematisiert. Begründet wird dies mit ihrer künstlichen Ent-stehung, der Reduziertheit des Sprachgebrauchs oder mit ihren explizit kodifi-zierten Normen, die durch den Regelkatalog eine gewisse Rigidität aufweisen. Meines Erachtens trifft diese Nähe nur für bestimmte Aspekte der “Leichten Sprache” zu, keineswegs aber für das Phänomen als Ganzes. Vielmehr ist sie als sich (potenziell) dynamisch im Gebrauch entwickelnde Varietät des Deut-schen zu beschreiben.

Kontrollierte Sprachen sind künstliche Sprachformen, die für einen be-stimmten, technischen Kommunikationsbereich (sprachliche und typografi-sche) Regeln für das Erstellen von Texten definieren, um u.a. Texterstellungs-prozeduren zu vereinfachen, zu ökonomisieren oder Vagheit zu minimieren. Während bei Fachsprachen nur die Terminologie von Normierung und Sprachplanung betroffen ist, werden bei kontrollierten Sprachen alle Ebenen restringiert: Wortschatz, Phrasen, Satzstrukturen, Interpunktion, Textstruktur und Layout (Lehrndorfer 1996: 45). Hierin liegen offenkundige Ähnlichkeiten zum Entstehungsprozess und zur derzeitigen formalen Gestalt der “Leichten Sprache”.

Der entscheidende Unterschied liegt m.E. darin, dass kontrolliertes Deutsch nur in ganz ausgewählten Bereichen der technischen Dokumentation, beispielsweise in Kurzbeschreibungen, eingesetzt werden kann, wie Lehrn-dorfer (1996: 15) ausdrücklich festhält. “Leichte Sprache” soll im Gegensatz dazu verständliche Texte in allen Kommunikationsbereichen ermöglichen. Das bedeutet, dass alle Textsorten, alle Sprachhandlungen, alle Ausdrucksintentio-nen und Funktionen mit ihren Mitteln realisierbar sein müssen. Dass Textsor-ten einen so ausgeprägten Standardisiertheitsgrad aufweisen wie Produktbe-schreibungen, Bedienungsanleitungen und andere technische Textsorten, ist aber bezogen auf das gesamte “Textsortenuniversum” eher die Ausnahme als die Regel: Sandig (1997) weist darauf hin, dass Textsorten bzw. Textmuster, die im Wissensbestand jedes Schreibers abgespeichert sind, hinsichtlich ihrer typischen Eigenschaften unterschiedlich stark festgelegt sein können (Sandig 1997: 33). Fix spricht in demselben Sinne von “Möglichkeitsfelder[n], in denen es sowohl einige überindividuelle Handlungsorientierungen gibt als auch Er-

Page 12: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 28

messensspielräume”, d. h. “Nichtgenormtes, Freiräume, die es individuell zu füllen gilt” (Fix 2008a: 67; vgl. auch Fix 2008b: 84–85). Brinker führt Beispiele für mehr und weniger genormte Textsorten an:

Während stark normierte Textsorten wie Wetterbericht, Kochrezepte, Vertrag, Todesanzeige, Testament bis in die sprachliche Gestaltung hinein als weitgehend vorgeprägt erscheinen, gibt es bei anderen Textsorten wie Werbeanzeige, Zeitungskommentar, populärwissenschaftlicher Text usw. durchaus unterschiedliche Möglichkeiten der Ausführung, vor allem in struktureller Hinsicht. (Brinker 2001: 135–136)

Unterschiedliche Normiertheit von Textsorten bedeutet, dass in unterschiedli-chen Texten (abhängig von ihrer Funktion und ihrem Verwendungszusam-menhang) unterschiedliche sprachliche Mittel und Textgestaltungsprinzipien eingesetzt werden müssen, um das Ziel Verständlichkeit zu erreichen. Wenn man “Leichte Sprache” als Mittel zielgruppenadäquater Textverständlichkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen anerkennt, kann sie daher nicht als kontrol-lierte Sprache beschrieben werden. Ziel kann in diesem Sinne auch nicht eine universell geltende Festschreibung eng definierter Regeln sein, die strikt um-zusetzen wären. Stattdessen muss “Leichte Sprache” m.E. trotz ihrer künstli-chen Entstehung als quasi-natürliche, sich (potenziell) dynamisch im Ge-brauch entwickelnde Sprachform (mit Charakteristika in Sprachgebrauch und außersprachlichen Parametern) beschrieben werden. Gewählt wird daher der Zugang einer Beschreibung als Varietät (siehe Abschnitt 4.).

4 “Leichte Sprache” – eine Varietät des Deutschen

Nach dieser ersten Abgrenzung soll es darum gehen, das Phänomen “Leichte Sprache” theoretisch zu beschreiben. Diese theoretische Fundierung ist kein wissenschaftlicher Selbstzweck, sondern hat ein konkretes Ziel: Immer wieder sind in der öffentlichen Diskussion Vorbehalte und teilweise auch Ablehnung gegenüber dem Phänomen zu beobachten (vgl. dazu auch Kellermann 2014: 9). “Leichte Sprache” wird als primitive oder auch “kindliche” Sprachform wahrgenommen, Informationen würden verfälscht, unnuanciert vereinfacht

Page 13: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 29

und Botschaften verflacht. Eine Ursache dafür ist sicherlich die unterschiedli-che Qualität der Texte. Eine andere Ursache liegt aber m.E. in der fehlenden theoretischen Basis des gesamten Konzepts: Salopp ausgedrückt weiß die “Leichte Sprache” selbst nicht immer genau, was sie eigentlich sein will. Erst wenn das geklärt ist, lässt sich der Kritik zielgerichtet etwas entgegensetzen. Und erst dann kann die “Leichte Sprache” fundiert weiterentwickelt und ihre Wirksamkeit gesichert werden.

Eine (unausgesprochene) Auffassung, der man immer wieder begegnet: “Leichte Sprache” wird als Sprachform verstanden, die Erkennungszeichen einer bestimmten Gruppe (Menschen mit Lernschwierigkeiten) sei, also eine Art Sondersprache, die die Gruppenzugehörigen von den Nichtzugehörigen unterscheidet. Das exklusive Moment, das in einer solchen Auffassung (vgl. Möhn 1998: 173) steckt, widerspricht aber gerade dem Inklusionsgedanken. Zudem wird es so schwerer, die Nutzung “leichter” Texte für andere Zielgrup-pen attraktiv und ‘gängig’ werden zu lassen.12

Natürlich bedarf es dazu – und zu gesicherten Entgegnungen auf die Kritik an der sprachlichen Form “leichter Texte” – nicht nur der theoretischen Be-schreibung des Konzepts auf Makroebene, sondern auch der empirischen Überprüfung der sprachlichen Mikroebene. Untersuchungen hierzu sind im Rahmen eines beantragten interdisziplinären Forschungsprojektes zur Evaluie-rung der “Leichten Sprache” an der Universität Leipzig geplant (s. auch Ab-schnitt 5). Ziel ist aus linguistischer Sicht eine Grammatik der “Leichten Spra-che”. In den folgenden Abschnitten sollen aber zunächst Beschreibungskatego-rien ausgelotet werden. Es geht um die Inbeziehungsetzung zu theoretischen Ansätzen der Linguistik (Varietät, Subsprache, Restringiertheit und Redukti-on, Abschnitt 4.1) und danach um eine Beschreibung der “Leichten Sprache” als Varietät des Deutschen mit ihren charakteristischen sprachlichen und au-ßersprachlichen Merkmalen (Abschnitt 4.2.). Den außersprachlichen Merk-malen kann unterschiedliches Gewicht verliehen werden (primär gruppenspe-zifische vs. primär vermittelnde Varietät), was jeweils eine etwas andere Mo-dellierung zur Folge hat und unterschiedliche Entwicklungsrichtungen für die “Leichte Sprache” vorgibt. ............................................ 12 Die Inklusionspädagogin Seitz spricht in einem ähnlichen Zusammenhang von der Gefahr der

Positivdiskriminierung, die mit dem Konzept “Leichte Sprache” einhergeht, weil Zielgruppen de-finiert werden müssten und dies mit Defizitkonstruktionen einhergeht (Seitz 2014: 4).

Page 14: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 30

4.1 Restringiertheit vs. Multifunktionalität Unter Varietäten verstehe ich Realisierungsformen des Sprachsystems, “die in vorhersehbarer Weise mit gewissen sozialen und funktionalen Merkmalen kookkurrieren” (Berruto 2005: 189; vgl. Klein 2005: 1164; Löffler 2010: 79). Varietäten sind demnach durch charakteristische sprachliche Eigenschaften, v.a. aber durch außersprachliche Merkmale bestimmt und darüber abzugren-zen. Bevor diese Charakteristika im folgenden Abschnitt beschrieben werden, soll “Leichte Sprache” zunächst in ihrem Verhältnis zum Standarddeutschen und in ihrem Spannungsverhältnis zwischen Reduziertheit und Multifunktio-nalität beleuchtet werden, da sich hier m.E. Erklärungspotenziale für das teil-weise geringe Ansehen des Konzeptes bieten.

Das Verhältnis zwischen den Varietäten einer Sprache bzw. zwischen einer überdachenden Kategorie (wie ‘Gemeinsprache’, Standard, Ausbauvarietät [und anderen Kategorien], vgl., Dittmar 1973: 134–135; Steger 1988: 289ff.; Berruto 2005: 192) und einzelnen Varietäten wird unterschiedlich bestimmt (vgl. Berruto 2005: 192). Für den vorliegenden Fall ist Folgendes relevant: “Leichte Sprache” weist im jetzigen Zustand einerseits einen Bezug zur schrift-lichen Standardvarietät auf, andererseits aber auch zu umgangssprachlichen Varietäten (insbesondere im Wortschatz, teilweise in den syntaktischen Kon-struktionen). Dieses Verhältnis ist erst einmal ein strukturelles: “Leichte Spra-che” greift auf den Wortschatz und die syntaktischen, morphologischen und textbildenden Mittel zurück, die das Standarddeutsche zur Verfügung hat – allerdings nur auf einen bestimmten Ausschnitt davon. In struktureller Hin-sicht erscheint es also legitim, “Leichte Sprache” als “Subvarietät” des Stan-darddeutschen zu charakterisieren, da sie nur aus einem Ausschnitt der sprachlich-grammatischen Eigenschaften dieses Standards besteht. Dabei tun sich aber zwei Spannungsfelder auf: Das eine besteht darin, dass mit dieser Reduktion der Mittel keine Reduktion der Funktionalität einhergeht (wie es bei Subsprachen/Fachsprachen der Fall ist, vgl. Lehrndorfer 1996: 34; Hoff-mann 1998: 191–192). Das andere Spannungsfeld tut sich auf, wenn es um das Ansehen einer solchen reduzierten – oder mit Basil Bernstein (1971) gespro-chen: “restringierten” – Sprachform geht. Beides soll nun ausführlicher kom-mentiert werden.

Zum Widerspruch zwischen sprachlicher Reduktion und Multifunktionali-tät: In der Theorie der Subsprachen (mit denen meist Fachsprachen gemeint

Page 15: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 31

sind, vgl. Hoffmann 1998: 190) wird ein Zusammenhang zwischen der The-men- und Funktionsbegrenztheit von Subsprachen (bzw. allgemeiner: ihrer spezifischen Bezugnahme auf die Welt) und der ‘Reduziertheit’ ihres Formen- und Regelbestandes beschrieben (‘reduzierter bzw. restringierter Sprachge-brauch’): “lexical and grammatical restrictions reflect the restricted sets of objects and relations found in a given domain of discourse” (Kittredge/Lehr-berger 1982: 2, zitiert nach Hoffmann 1998: 191). Ein solcher Zusammenhang lässt sich für die “Leichte Sprache” nicht festhalten: Die faktisch vorhandene Reduziertheit des Sprachgebrauchs, also die getroffene Auswahl bestimmter sprachlicher Formen und Regularitäten, steht im Widerspruch zu dem An-spruch, “leichte Texte” für jeden Kommunikationszweck und Kommunika-tionsbereich zur Verfügung stellen zu können – also weder Gegenstände noch Funktionen von vornherein zu beschränken.

Was genau ist überhaupt mit Reduktion gemeint? Der Beschreibungsansatz der Subsprachen-Theorie geht auf Coserius Reduktionsbegriff zurück (Hoff-mann 1998: 191). Coseriu thematisiert ihn im Zusammenhang mit Dichtung und der Frage nach der Funktionalität von Sprache (Coseriu 2007: 147–148). Konkret wendet er sich gegen Roman Jakobsons Auffassung, der Dichtung sei nur eine einzige, isolierte ‘poetische Funktion’ zuzuweisen (Jakobson 1960). Literatur sieht Coseriu im Gegensatz dazu als Ort der Entfaltung der funktio-nellen Vollkommenheit von Sprache. “Wenn man von Reduktion sprechen darf, so im Fall der verschiedenen Arten des nicht-dichterischen Sprachge-brauchs, denn dort werden viele Sprachfunktionen aufgehoben”; erst in der Dichtung komme “vieles von dem voll zur Entfaltung, was in anderen Modali-täten des Sprachgebrauchs sozusagen ‘ungenutzt bereitsteht’” (Coseriu 2007: 148). Volle Funktionalität und sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten in der Literatursprache stehen also eingeschränkter Funktionalität und reduzierten Ausdrucksmöglichkeiten im nicht-literarischen Sprachgebrauch (bzw. in Sub-sprachen) gegenüber. In seinen Annahmen kann man direkte Parallelen zu Konstruktionen eines prestigeträchtigen, weil bildungssprachlichen bzw. “hoch” und “literatursprachlichen” Standards erkennen, der im Unterschied zu allen anderen Varietäten einzig die volle Ausdrucksbreite biete (s. unten).

Wie bereits gesagt trifft ein solcher Zusammenhang zwischen sprachlicher und funktionaler Reduktion auf die “Leichte Sprache” nicht zu, weshalb man nicht von einer klassischen Subsprache sprechen kann. Sie soll in allen Kom-

Page 16: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 32

munikationsbereichen und Textsorten anwendbar sein. Ihr Formenbestand muss dementsprechend alle Textfunktionen (i.S.v. Brinker 2001: 102ff.) und Sprachhandlungen realisieren und alle Themen angemessen13 darstellen kön-nen.14

Eine genaue empirische Untersuchung, welche Textfunktionen derzeitige “leichte Texte” im Einzelnen realisieren, steht noch aus. Zumindest folgende Fälle lassen sich aber feststellen: Zum einen gibt es den Fall, dass “leichte Tex-te” im Vergleich zu den Originaltexten mehr Funktionen erfüllen (müssen). Eine Nachricht in “Leichter Sprache” hat beispielsweise – wie jede Nachricht – primär Informationsfunktion (darüber hinaus eventuell die untergeordnete Funktion zu unterhalten etc.). Einem Wahlprogramm in “Leichter Sprache” kommen die textsortentypischen Funktionen zu – Appell- und Informations-funktion, darüber hinaus m.E. eine abstrakte Kontaktfunktion (vgl. Klein 2000: 743; Niehr 2006). Darüber hinaus haben diese “leichten Texte” aber eine weitere wichtige Funktion, nämlich die, Informationen adressatenangemessen verständlich und zugänglich zu machen. Ich möchte hier vorläufig von einer zusätzlichen Vermittlungsfunktion sprechen.15

Zum anderen gibt es Fälle, in denen “leichte Texte” die Mehrfachfunktiona-lität von Textsorten tatsächlich reduzieren: Ein Fall wäre die rechtliche Absi-cherungsfunktion, die für manche Textsorten von Bedeutung ist. Beispielswei-se kann die “leichte Fassung” eines Verwaltungsschreibens oder medizinischen Informationsblattes mitunter rechtlichen Anforderungen nicht entsprechen, wenn bestimmte “zwingende” Formulierungen zugunsten der Textverständ-lichkeit nicht übernommen werden (können). Solche Texten in “Leichter Spra-che” haben dann eher den Status von vermittelnden, erläuternden Paralleltex-

............................................ 13 Hier liegt zweifellos der Kernpunkt: Was ‘angemessen’ ist, muss genauer untersucht und theore-

tisch untermauert werden. 14 Man kann hier die Frage stellen, ob es demnach so etwas wie Subvarietäten “Leichter Sprache”

oder zumindest bereichsspezifische, sprachliche Charakteristika innerhalb der “Leichten Sprache” geben müsste oder geben kann. Denkbar ist eine (moderate) Ausdifferenzierung der “Leichten Sprache”, ggf. nur auf Wortschatzebene. In der Praxis kann man so etwas bei fach(sprach)lichen Themen in beruflichen Kontexten beobachten. Eine wissenschaftliche Untersuchung steht bisher noch aus.

15 Daneben muss man – gerade in politischen Kontexten – auch so etwas wie eine “Aushängeschild-funktion” konstatieren. “Leichte Texte” dienen den Auftraggebern als Signalmedium für be-stimmte politische Überzeugungen, das z.B. sagen soll: ‚ ‘wer solch ein Kommunikationsangebot macht, setzt sich für Inklusion/Behinderte/Barrierefreiheit/… ein’. Problematisch wird dies dann, wenn die Funktion als Aushängeschild die primären Textfunktionen dominiert.

Page 17: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 33

ten, denen Informationsfunktion zukommt (zur Rolle des Vorwissens und der Komplexität der Inhalte s. Abschnitt 5). – Dieses Phänomen ist auch gar nicht spezifisch für “Leichte Sprache”: Informationsbroschüren zu Gesetzen, die sich an den “normalen Bürger” richten, sind ähnliche Parallel- bzw. Vermittlungs-texte. Es ist noch genauer zu untersuchen, bei welchen anderen Funktionen und Textsorten eine solche tatsächliche Reduktion der Funktionalität zu be-obachten ist.

Eine Untersuchung solcher Fälle von Funktionsreduktion und -erweiterung in Bezug auf “leichte Texte” muss v.a. die Frage beantworten, welche Funktio-nen Texte in “Leichter Sprache” möglicherweise grundsätzlich nicht erfüllen können. Hier könnten Grenzen der Barrierefreiheit sichtbar werden, mit de-nen wiederum (auch linguistisch) umzugehen ist.

Nach dem bisher Gesagten stellt sich m.E. nicht zuerst die Frage, auf wel-ches Inventar an sprachlichen Formen und Regularitäten “Leichte Sprache” zu reduzieren ist.16 Vielmehr ist zunächst danach zu fragen, wie “leichte Texte” ihre zusätzliche(n) Vermittlungs- und Adressierungsfunktion(en) wirksam er-füllen können und wie Textfunktionen möglichst explizit und verständlich umgesetzt werden können. Ausgangspunkt der Beschreibung der “Leichten Sprache” als Varietät sind daher im folgenden Abschnitt auch nicht die sprach-lichen Mittel und Charakteristika, sondern die außersprachlichen Faktoren, die dann im nächsten Schritt mit sprachlichen Merkmalen zu korrelieren sind. Zum zweiten genannten Spannungsfeld, dem von Reduziertheit bzw. Einfach-heit und Ansehen einer Sprachform: In Diskussionen in der Öffentlichkeit ist immer wieder zu beobachten, dass “Leichte Sprache” ein teilweise negatives Image besitzt bzw. dass die sprachliche Gestaltung der “Leichten Sprache” ein geringes Prestige hat (vgl. Kellermann 2014: 9).17 Nicht selten werden die Texte als primitiv abgelehnt. Das liegt zum einen an der unbestreitbar sehr unter-schiedlichen Qualität der Texte. Zum anderen entspringt die Ablehnung aber auch der Kombination aus grundsätzlicher Unkenntnis des Konzepts und einem bestimmten Eindruck, der von der sprachlichen Gestaltung der Texte

............................................ 16 Insofern wurde das Phänomen tatsächlich “falsch herum” entwickelt. 17 Selbstverständlich gibt es nicht nur Kritik, sondern auch ausdrückliche Unterstützung für das

Konzept. Meist kommt diese von Personen, die sich genauer mit dem Ansatz auskennen. Auch in der Wissenschaft gibt es Skepsis gegenüber dem eindimensionalen Setzen auf Vereinfachung (z.B. Stefanowitsch 2014: 18).

Page 18: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 34

herrührt. Relevant sind derlei Vorwürfe und Missverständnisse – diese “Pres-tigeprobleme” –, weil die Auswirkungen nicht auf das Sprachliche beschränkt bleiben: Für die Umsetzung der Ziele Barrierefreiheit und Inklusion müssen die Mittel gesellschaftliche Akzeptanz finden, in diesem Fall die “Leichte Spra-che”. Zugespitzt formuliert: Wenn “Leichte Sprache” lediglich als simplifizier-te, nur grob formulierende Sprache mit verflachten und selektierten Inhalten für die, “die eben nicht mehr können (wollen)”, wahrgenommen wird, dann wird sie zum Stigma für die, die sie nutzen. Statt barrierefrei zu sein, ist sie dann im schlechtesten Fall selbst dabei, eine Sprachbarriere zwischen denen, die “leichte Texte” nutzen “müssen” und denen, die darauf nicht angewiesen sind, aufzubauen.

Ein hohes Prestige besitzen bei Sprachteilnehmern sogenannte ausgebaute Sprachformen, allen voran die Standardvarietäten. Eine Standardvarietät zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass sie als überregionales Verständigungsmit-tel legitimiert und institutionalisiert ist, dass sie durch eine Reihe von Normen kodifiziert ist und in der Schule gelehrt wird (Dittmar 1973: 134). Sie dient als intersubjektive Verkehrssprache und wird am häufigsten im Rahmen staatli-cher und gesellschaftlicher Institutionen und in allen formalen Kontexten, “die Sanktionen befürchten lassen, wenn sie [die Standardvarietät, B.B.] nicht kor-rekt benutzt wird”, angewendet (Dittmar 1973: 134). In dieser Charakterisie-rung deutet sich bereits das an, was Wiese als “standard language ideology” bezeichnet hat (Wiese 2014: 5): Standard wird in der allgemeinen Wahrneh-mung als homogene, abgrenzbare und ‘bessere’, ‘überlegene’ (“superior”) Sprachform konstruiert, was dazu führt, dass andere, davon abweichende Sprachformen als minderwertig und defizitär abgewertet werden (Wiese 2014: 5). Insbesondere, so Wiese, würden manche abweichenden Sprachformen als Anzeichen geringerer sozialer Stellung der Sprecher interpretiert.

Hier liegt m.E. ein Schlüssel für das, was ich vorläufig als Prestigeproblem des Konzepts bezeichnet habe. Offenbar wird von den (Laien-)Kritikern zwi-schen der Formulierungsweise der “Leichten Sprache” und dem angesehenen Standard ein deutlicher, negativ konnotierter Abstand wahrgenommen. Inte-ressanterweise wurde auch in den Kontroversen um kontrollierte Sprachen immer wieder auf etwas Ähnliches verwiesen: Mit Bezug auf Basil Bernsteins These vom sozialschichtenbedingten restringierten und elaborierten Code (Bernstein 1971) wurde Kritik an den eingeschränkten Ausdrucksmöglichkei-

Page 19: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 35

ten kontrollierter Sprachen geübt (vgl. Lehrndorfer 1996: 67). Ich erwähne dies hier weniger, um Merkmale der “Leichten Sprache” mit Merkmalen von Bernsteins restringiertem Code zu vergleichen und Ähnlichkeit oder Unähn-lichkeit zu diagnostizieren. Bernsteins Thesen, Untersuchungsweise und Er-gebnisse sind nicht nur kommentarbedürftig (vgl. Dittmar 1973: 1ff.; Nemeth 2008), sein Ziel – der Nachweis einer unterschichtenspezifischen Kommunika-tionsweise, die Schulerfolg und damit sozialen Aufstieg verhindert – war eben-falls ein anderes.

Was von Bernstein in der Soziolinguistik geblieben ist, ist die grundsätzli-che Annahme, dass es einen (nicht unbedingt mit Bernsteins Ansatz zu be-schreibenden) Zusammenhang zwischen sozialen Merkmalen des Sprechers und seinem Sprachgebrauch gibt. Wiese beschreibt diesen Zusammenhang als Zuschreibungsprozess: Bestimmten sprachlichen Varianten wird ein geringes oder ein hohes Ansehen zugeschrieben und dem Sprecher dementsprechend mehr oder weniger Kompetenzen und ein höherer oder niedrigerer Status (Wiese 2014: 5). Kritiker nehmen “Leichte Sprache” offenkundig als eine Art restringierten Code mit niedrigem Ansehen wahr.18 Es kann hier nicht zur Debatte stehen, ob diese Sichtweise in irgendeiner Weise begründet ist oder nicht. Worauf hingewiesen werden soll, ist lediglich das Stattfinden einer sol-chen Zuschreibung. Eine linguistische Beschreibung und Fundierung muss dies berücksichtigen, wenn sie sich zum Ziel setzt, auch die Wirksamkeit des Konzepts “Leichte Sprache” zu überprüfen und Entwicklungspotenziale aufzu-zeigen.

An diesem Punkt zeigt sich erneut, dass es nicht nur um Verständlich-keitsfragen gehen darf, sondern auch um die Frage der Angemessenheit (i.S.v. Kienpointner 2005) der bisherigen sprachlichen Regeln und der Textgestal-tungspraxis, und zwar adressaten-, textsorten- und situationsabhängig. Zu klären ist, ob die derzeitige, relativ eindimensionale Tendenz zur Vereinfa-chung, Reduzierung und Selektion (von Information) angemessen und effektiv ist.

............................................ 18 Vgl. den Überblick über typische Kritikpunkte bei Kellermann (2014: 9–10).

Page 20: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 36

4.2 Zwei Möglichkeiten der Varietätenmodellierung – mit Folgen Sinnvoll ist es, zunächst anhand der außersprachlichen Merkmale zu definie-ren, welcher ‘Varietätenraum’ untersucht werden soll, um dann im zweiten Schritt die relevanten sprachlichen Aspekte der Beschreibung festzulegen, zu analysieren und mit den außersprachlichem Merkmalen in Beziehung zu set-zen (vgl. Klein 2005: 1170). Ich unterscheide eine Makro- und eine Mikro-ebene19 der Varietätenbeschreibung. Das Phänomen “Leichte Sprache” soll zunächst auf Makroebene als außersprachlich abgrenzbare Varietät definiert werden. Welche Faktoren können herangezogen werden? Üblich ist die Be-zugnahme auf einen oder mehrere der folgenden nicht-sprachlichen Faktoren (vgl. Berruto 2005: 193–194; Klein 2005: 1164; Dittmar 1973: 134ff.): soziale Merkmale (soziale Herkunft, Gruppenzugehörigkeiten, bei Löffler 2010: 117ff. differenziert in temporäre, habituelle, transitorische etc.), geografische Vertei-lung, funktionale Merkmale (z.B. Fachsprachen, die nicht gruppenspezifisch definiert sind), Zeit, die Situation und ihre soziokommunikativen Merkmale, Medium (gesprochen vs. geschrieben). Berruto weist darüber hinaus auf den besonderen Status weiterer Varietäten hin, er nennt Sondersprachen, Kontakt- und Lernervarietäten (Berruto 2005: 194). Zu ergänzen ist m.E. das Merk-malsbündel Kultur/Gesellschaft, das ebenfalls Varietäten abgrenzen kann. Die genannten Merkmale liegen nicht alle auf derselben Ebene (insbesondere das Merkmal Zeit liegt quer zu allen anderen Faktoren), sie treten durchaus ge-meinsam auf und können sich im konkreten Fall überlappen. Die Standard-varietät wird häufig nicht explizit erwähnt, bildet aber durchaus einen Bezugs-punkt oder Hintergrund für die Bestimmung von “Besonderheiten” einzelner Varietäten. Das gilt auch und besonders für die künstlich geschaffene “Leichte Sprache”. Von den genannten Autoren definiert einzig Dittmar die Stan-dardvarietät (s. oben) (Dittmar 1973: 134).20

“Leichte Sprache” ist auf der Makroebene zentral durch mediale, funktio-nale und gruppenspezifische Merkmale bestimmt – und dies in teilweise be-sonderer Weise. Neben den bereits kommentierten Merkmalen der Künstlich-keit und der frühen Kodifizierung, ist festzuhalten, dass “Leichte Sprache” ausschließlich für die schriftliche Kommunikation entwickelt wurde: Es geht ............................................ 19 Erste Ansätze für die Beschreibung der Mikroebene: s. Abschnitt 5. 20 Auch Steger (1988) setzt seine Grunddimensionen zur “Binnengliederung der deutschen Spra-

che” in Bezug zu Termini wie Gemeinsprache, Alltagssprache, Standardsprache.

Page 21: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 37

um die Zugänglichmachung von Informationen und Verständlichkeit von Texten für kommunikationsbeeinträchtigte Leser.21 Es handelt sich also um eine medial und konzeptuell schriftliche Varietät. Eine Besonderheit ist, dass für “Leichte Sprache” nicht eine bestimmte Sprechergemeinschaft konstitutiv ist, sondern eine Adressatengemeinschaft: Ihre Gruppengeprägtheit liegt also in der Adressierung bestimmter Zielgruppen. Darüber hinaus ist sie aber auch in dem Sinne gruppenspezifisch, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten (die faktische Hauptzielgruppe) auch an der Entwicklung und Etablierung “Leich-ter Sprache” beteiligt waren und sind. Andere Zielgruppen waren an diesem Prozess hingegen nicht beteiligt. “Leichte Sprache” ist also in diesem Sinne gruppenspezifisch definiert, mit der Besonderheit, dass sie keine in einer be-stimmten Gruppe genutzte Varietät darstellt, sondern für die Kommunikation mit einer Gruppe genutzt wird. Dass dabei natürlich auch Mitglieder der Ad-ressatengruppe sie nutzen können, ist mit eingeschlossen, aber eben nicht konstitutiv für die Beschreibung. – Dass die Adressatengruppe und ihre Be-dürfnisse höchst heterogen ist bzw. sind und ein einziges, einheitliches Kon-zept “Leichte Sprache” möglicherweise gar nicht für angemessene und zweck-mäßige Kommunikation mit den unterschiedlichen Zielgruppen geeignet ist, kann hier auf der Ebene der Makrobeschreibung noch nicht problematisiert werden.22 Dieser Punkt ist für die noch ausstehende Beschreibung der sprach-lichen Strukturen, für eine Grammatik der “Leichten Sprache”, von Bedeutung (vgl. den Ausblick in Abschnitt 5).

In abstraktem Sinne kann man “Leichte Sprache” als funktionale Variante des Deutschen beschreiben: Sie erfüllt die Funktion zielgruppenadäquater, verständlicher Leseransprache. Sie ist aber nicht funktional in dem Sinne, dass sie dazu dient, nur in einem bestimmten Kommunikationsbereich eine adä-quate Verständigung zu ermöglichen; prototypische Fälle funktionaler Varietä-ten wären Fachsprachen. Stattdessen soll “Leichte Sprache” potenziell in allen

............................................ 21 Die direkte, unveränderte Anwendung ihrer Prinzipien in der mündlichen Kommunikation wird

teilweise (u.a. vom “Netzwerk Mensch zuerst”) angenommen, sie wird aufgrund der strukturellen Unterschiede zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache praktisch aber sicherlich kaum (im Sinne des “Regelkatalogs”) umgesetzt. Natürlich ist es denkbar, Hinweise für adressatengerechte, verständliche mündliche Kommunikation zu erarbeiten. Das steht aber bisher noch aus.

22 Ich erfasse mit meiner Charakterisierung zudem die derzeitige Situation und möchte damit eine Ausdifferenzierung und Ausarbeitung des gesamten Konzepts “Leichte Sprache” keinesfalls aus-schließen.

Page 22: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 38

Kommunikationsbereichen und allen Textsorten verständliche Texte ermögli-chen. Betrachtet man die derzeitigen Prinzipien “Leichter Sprache” und den Regelkatalog, ist so etwas wie eine “leichte Fachsprache” oder “leichte fachliche Texte” erst einmal nicht vorgesehen. Allerdings werden, wie bereits erwähnt, in vielen der kursierenden “leichten” Texte durchaus nicht nur alltägliche, nicht-fachliche Gegenstände thematisiert: Man denke an medizinische Infor-mationsbroschüren, Textsorten der Politik (Wahlprogramme, Webseiten von Politikern, Parteien, Organisationen etc.) oder museumspädagogische Mate-rialien zu Ausstellungen. Fachliche Inhalte und Fachwortschatz stellen für die Zielgruppen dabei nicht zwangsweise ein Problem dar: so beispielsweise in beruflichen Texten, die von Lesern aus dem entsprechenden Arbeitsumfeld genutzt werden oder bei anderen Themen, zu denen Leser (sprachliches und inhaltliches) Vorwissen mitbringen. Das legt nahe, dass “Leichte Sprache” auch funktionale Subvarietäten aufweisen kann bzw. in einzelnen Texten schon aufweist. Fachliche Inhalte werden verständlich dargestellt, aber nicht unbedingt unter strikter Vermeidung fach(sprach)licher Elemente. Eine ge-nauere Untersuchung steht hier noch aus.

Die genannten varietätenbeschreibenden Merkmale können unterschied-lich gewichtet werden. Je nachdem ergibt sich eine etwas andere Modellierung des Phänomens (vom jetzigen Standpunkt aus). Die beiden folgenden Varian-ten sind als Vorschläge für die weitere Diskussion gedacht. Für eine endgültige Beschreibung ist derzeit noch mehr Forschung nötig, ebenso für die Formulie-rung von Weiterentwicklungs-Empfehlungen mit dem Ziel, die “Leichte Spra-che” in der öffentlichen Wahrnehmung positiv sichtbar zu machen.

Unbestreitbar ist zunächst, dass “Leichte Sprache” als künstlich geschaffe-ne, schriftliche Varietät mit charakteristischen sprachlichen und parasprachli-chen Eigenschaften eingeordnet werden kann. Darüber hinaus kann man (1.) den Status als gruppenspezifische Varietät betonen: Man bindet “Leichte Spra-che” so nachdrücklich an die Adressatengruppe(n). Betrachtet man die derzei-tige Situation mit der fast ausschließlichen Verortetheit bei Behinderten- und Empowerment-Initiativen und den Adressatenzuschnitt existierender “leichter Texte”, dann betont die bisherige Praxis offenkundig die Gruppenspezifik des Konzepts “Leichte Sprache”, und zwar mit eindeutigem Fokus auf der Ziel-gruppe Menschen mit Lernschwierigkeiten. Aufgefasst als vorrangig gruppen-spezifische Varietät wird “Leichte Sprache” als Mittel für Teilhabe, Selbst-

Page 23: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 39

bestimmung und Barrierefreiheit für diese Behindertengruppe modelliert. Ein Nachteil dieser in der Praxis sichtbar werdenden Auffassung ist, dass die ande-ren potentiellen Zielgruppen so nur mitgemeint sind, ohne zielgerichtet ange-sprochen zu werden. Ein Hindernis kann dies auch für die allgemeine gesell-schaftliche Akzeptanz der “Leichten Sprache” sein (vgl. auch Seitz 2014: 4).

Ein “inklusiver Grundgedanke” lässt sich m.E. auch mit anderer Schwer-punktsetzung bei der Beschreibung realisieren: “Leichte Sprache” kann (2.) auch als Vermittlungsvarietät charakterisiert werden. Betont wird dann weni-ger der Adressatenkreis, sondern eher die Funktion, Informationen in Texten verständlich darzustellen. Ein solches “Verständlichkeitsinstrument”, das nicht vordergründig an Menschen mit Lernschwierigkeiten gebunden wird, sondern ausdrücklich an verschiedene (teils zahlenmäßig große!) Zielgruppen, hat es eventuell leichter eine breite gesellschaftliche Akzeptanz ohne Charakter als Nischen- und Spezialangebot zu erreichen. Dies ist nicht zuletzt relevant für die Finanzierung von neuen Kommunikationsangeboten. Verschiedene Agen-turen gehen daher auch schon diesen argumentativen Weg und betonen die Notwendigkeit von Texten in “Leichter Sprache” für eine Vielzahl von Adres-saten.

Gleichzeitig stellt sich bei dieser zweiten theoretischen Schwerpunktset-zung die Frage, wie bei der Modellierung als ‘allgemeines Verständlichkeits-Instrument’ gesichert werden kann, dass die spezifischen Bedürfnisse insbe-sondere der heterogenen Hauptzielgruppe beachtet werden. Um das zu beant-worten, müssen die unterschiedlichen Anforderungen an Texte überhaupt erst einmal empirisch untersucht werden. Des Weiteren stellt sich die Frage nach sinnvollen Binnendifferenzierungen; die Unterscheidung nach “Zielgruppen-Gruppen”, ähnlich wie bei der Unterscheidung zwischen “Leichter” und “ein-facher Sprache” könnte ein Ansatz sein. Im Hinblick auf die gesellschaftspoliti-sche Situation darf aber m.E. die Ursprungsidee von Inklusion und Em-powerment nicht völlig in den Hintergrund geraten.

Page 24: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 40

5 Ausblick: Sprachliche Mikroebene

5.1 Aufgaben der empirischen Überprüfung Was bisher noch nicht im Blick war, ist die Mikroebene der “Leichten Sprache” und damit die Frage, welche sprachlich-inhaltlichen und typografischen Fak-toren denn nun zur Verständlichkeit und Angemessenheit von Texten für die jeweiligen Adressaten beitragen. Insbesondere die Ergebnisse aus der psycho-logischen und linguistischen Verständlichkeitsforschung bieten hier eine Grundlage; die Textverständlichkeit für Hörgeschädigte ist ebenfalls relativ gut erforscht (exemplarisch: Schlenker-Schulte 2004; Wagner/Günther/Schlenker-Schulte 2006). Zu Menschen mit Lernschwierigkeiten liegen jedoch kaum text- und kommunikationsbezogene Erkenntnisse vor. Im Folgenden sollen vorbe-reitende Überlegungen und ein Ausblick auf eine geplante empirische Unter-suchung mit Vertretern der Zielgruppen “Leichter Sprache” präsentiert wer-den. Erste Einblicke in “die Lage” gibt außerdem eine abgeschlossene Explora-tionsstudie, aus der erste Befunde berichtet werden.

Aus linguistischer Sicht steht außer Frage, dass die sprachliche Modifizie-rung von Texten nie nur an einer (wie auch immer gearteten) ‘sprachlichen Oberfläche’ stattfindet. Mit Umformulierungen sind immer auch Veränderun-gen der ausgedrückten Inhalte verbunden. Die Frage ist, welcher Art und wie weit- oder eingreifend die Veränderungen sind.23 Häufig enthalten die Origi-naltexte mehr Informationen als die “leichten” Fassungen, Inhalte wurden also weggelassen, weniger detailliert dargestellt, zusammengefasst oder gerafft etc. Sie enthalten teilweise aber auch andere oder sogar mehr Informationen durch Erklärungen. Auf Wortebene geht es um das Verändern oder Streichen von Bedeutungsnuancen (stilistische, inhaltliche usw.) oder von Konnotationen: ‘Pranke’ enthält beispielsweise mehr Bedeutungselemente als die in einem Online-Wörterbuch angegebene Paraphrase ‘Pfote eines Tiers’, ‘plausibel’ ist keineswegs deckungsgleich mit ‘klar’ (vgl. Hurraki-Wörterbuch). Welche Mo-difizierung angemessen ist, lässt sich nicht generell beantworten, sondern ist ............................................ 23 Stefanowitsch weist allgemein auf dieses Problem hin und nimmt eine skeptische Haltung zu (zu

viel) Vereinfachung ein. Diese sei nur für kognitiv Beeinträchtigte legitim, und insgesamt dürfe man “nicht leichtfertig einfacher gestalten, als es die kommunizierten Inhalte erfordern” (Stefano-witsch 2014: 18). Was das allerdings heißt und welche Lösungsperspektiven es gibt, erörtert er nicht.

Page 25: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 41

abhängig von der Kommunikationssituation und der Funktion, die der Text erfüllen soll. Die Forschung hat sich mit der generellen Frage zu beschäftigen, auf welchem Wege und mit welchen Mitteln eine möglichst weitgehende in-haltliche Adäquatheit ‘leichter Texte’ erreicht werden kann.24 Sie hat auch zu beantworten, was genau ‘adäquat’ bedeutet (s. unten).

Textverstehen ist als aktiver Prozess der kognitiven Konstruktion von Be-deutung zu verstehen (vgl. Schnotz 2005). Leser müssen beim Verstehen über die unmittelbar sprachlich gegebenen Informationen hinausgehen und u.a. ihr Vorwissen aktivieren. Sprachliche Informationen müssen mit den Informatio-nen des Kontextes in Verbindung gebracht und in das vorhandene Vorwissen integriert werden (Christmann/Groeben 2006). Ziel des Lesers ist es, eine kohärente, kognitive Wissensstruktur “im Kopf” aufzubauen. Besonders die Bedeutung des Kontextes bei diesem Prozess wird in der Forschung betont.

Für die “Leichte Sprache” bedeutet dies, dass Listen mit absolut und isoliert formulierten sprachlichen und typografischen Regeln stets zu kurz greifen. Was ein angemessener und verständlicher “leichter Text” ist, welche sprachli-chen, inhaltlichen und typografischen Modifizierungen wirksam und adäquat sind, entscheidet nicht zuletzt der konkrete Zusammenhang, in dem ein Text verwendet werden soll. Die Hauptfrage lautet stets: Erfüllt der Text seinen Zweck beim Adressaten? Und was ist überhaupt sein Zweck, seine Funktion? Ein Befund, der noch genauer zu untersuchen sein wird, ist der, dass immer wieder “leichte Texte” zu finden sind, deren Funktion letztlich diffus bleibt (s. auch Fußnote 15).

Als Beispiel soll hier ein Einladungsflyer zu einem Vortragsabend25 ange-führt werden: Das Thema lautet “Von der Euthanasie zur Inklusion. Gedenk-stättenarbeit in Leichter Sprache”, veranstaltet wird der Abend von der Stif-tung “Erinnerung, Verantwortung, Zukunft” und unterstützt vom Deutschen Institut für Menschenrechte. Während die Spalte mit “schwerer Sprache” die für einen Werbeflyer üblichen Angaben zu Zeit, Ort und Programm, sowie einen kurzen Text zur Motivation der Veranstaltung enthält, bietet die Spalte in “Leichter Sprache” kein Äquivalent für diese Inhalte: Sehr allgemein und vage wird der Zweck der Veranstaltung erklärt: “Jeder Mensch soll etwas über ............................................ 24 Damit könnten dann dem Vorwurf des Primitiven, der Verfälschung und inhaltlichen Verflacht-

heit “leichter Texte” auch wirksame, fundierte Prinzipien entgegengesetzt werden. 25 Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft (2013). Der Flyer ist im Anhang wiedergegeben.

Page 26: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 42

sein Land wissen. Er soll wissen, was früher dort passiert ist.” Dann werden Wörter erklärt (beispielsweise Gedenkstätte, nicht aber Euthanasie), und es wird festgestellt, dass es noch nicht genügend Materialien in “Leichter Spra-che” in Gedenkstätten gibt. Eine Kohärenz aller Textteile herzustellen, ist für jeden Leser, der nur den “leichten Text” liest,26 schwer bis unmöglich. Es wer-den Informationen und Erklärungen recht lose aneinandergereiht, die Bezüge sind aber nicht immer klar.27 Welche Textfunktion dieser “leichte Text” haben soll, bleibt vage: Die Funktion von Werbeflyern, zur Veranstaltung einzuladen und über diese zu informieren, erfüllt die “leichte” Fassung nicht. Stattdessen wird allgemein über Sachverhalte informiert, die mit der Veranstaltung in irgendeinem Zusammenhang stehen (zu einer weiteren Auswertung s. Ab-schnitt 5.2).

Teilweise sind solche Texte also ohne die Originale kaum verständlich, weil man ihre Intention nicht erkennen kann. Solche Fälle und die irrige Annahme, dass man bei “Leichter Sprache” nur die ‘sprachliche Oberfläche’, nicht aber die Inhalte verändern würde, werfen m.E. die bisher unbeantwortete Frage auf, wozu genau die Leser “leichter Texte” eigentlich befähigt werden sollen, was sie nach der Lektüre wissen und ‘können’ sollen. Inhaltliche Komplexität kann nicht durch sprachliche Einfachheit “aufgelöst” werden; es muss also auch über die Inhalte gesprochen werden.28 Simone Seitz spricht hier aus pädagogi-scher Sicht von einer “fachlich anspruchsvolle[n] didaktische[n] Aufgabe”; es ginge darum, “Zugänge zu komplexen Sachzusammenhängen zu ermöglichen” (Seitz 2014: 5). Was soll “Leichte Sprache” insgesamt leisten und welchen Zweck können die einzelnen Texte erfüllen? Was bedeutet barrierefrei (oder: barrierearm) in Bezug auf insbesondere Menschen mit Lernschwierigkeiten? Wie weit gehen Partizipation und Inklusion? Klar ist, dass diese Fragen nicht ............................................ 26 Die beiden Probanden aus der Explorationsstudie haben – sicherlich auch wegen der klaren

typografischen Kennzeichnung und Trennung der Textspalten – nur die “leichte” Fassung wahr-genommen (s. Abschnitt 5.2)

27 Im Absatz, in dem erklärt wird, was Gedenkstätten sind, heißt es: “Eine Gedenk-Stätte ist ein Haus oder ein Grund-Stück. Zum Beispiel: ein altes Gefängnis. […] Heute können wir dieses Ge-fängnis besuchen. Wir sehen Bilder von den Gefangenen. Wir sagen: wir möchten nie wieder Krieg haben.”

28 Mit dieser Problematik hat sich u.a. die Rechtslinguistik ausführlich beschäftigt (vgl. zu unter-schiedlichen Positionen: Eichhoff-Cyrus/Antos (Hrsg.) (2008). Die Hypothese der Soziologin Kellermann, dass bei “Leichter Sprache” nichts anderes passiere als bei jeder Übersetzung in eine (voll ausgebaute) Fremdsprache (Kellermann 2014: 9f.), ist daher m.E. grundlegend falsch ge-dacht.

Page 27: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 43

allein (und nicht einmal vornehmlich) von der Linguistik beantwortet werden können. Hier sind interdisziplinäre Forschung und v.a. Beteiligung der Ziel-gruppen nötig.

Der Regelkatalog des “Netzwerks Leichte Sprache” (2013), der einen häufi-gen Referenzpunkt für ‘leichte Texte’ darstellt, soll hier bis auf den allgemeinen Hinweis, dass viele der Regeln sehr pauschal und zugleich vage formuliert sind (‘Benutzen Sie einfache Wörter.’, ‘Benutzen Sie einen einfachen Satzbau.’), und dass die Hinweise zur Textebene recht kurz kommen, nicht thematisiert wer-den. Positiv an den aufgestellten Regeln ist, dass die Verständlichkeitsüber-prüfung mit Vertretern der Zielgruppen standardmäßig vorgesehen ist. Was an dieser Stelle noch fehlt, sind Hinweise zu einem praktikablen Prüfverfahren, das bei den verschiedenen Adressatengruppen aussagekräftige Ergebnisse liefert. Dies zu erarbeiten ist u.a. Ziel der geplanten empirischen Untersu-chung. Darüber hinaus müssen aufbauend auf der existierenden Forschung sprachliche Faktoren auf allen Ebenen des Sprachsystems, einschließlich der Textebene, hinsichtlich ihres Einflusses auf die Textverständlichkeit für die Zielgruppen überprüft werden, und zwar insbesondere mit Blick auf Wechsel-wirkungen zwischen einzelnen Faktoren (Kürze vs. Informationsdichte, aus [syntaktischer und Wortwahl-]Monotonie folgende Demotivation beim Lesen vs. Verstehensschwierigkeiten bei zu viel Variation etc.). Einen weiteren Unter-suchungsschwerpunkt bildet die Typografie (inklusive Bilder).

5.2 Ergebnisse der Explorationsstudie In einer Explorationsstudie mit zwei Menschen mit Lernbehinderung (ein Mann, eine Frau, Alter: Mitte zwanzig), die zu diesem Zeitpunkt beide in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiteten, konnten erste Anhaltspunkte für Verständlichkeitsprobleme und deren weitere Erforschung erarbeitet wer-den. Die Studie hat begrenzte Aussagekraft,29 weshalb hier nur schlaglichtartig einzelne Aspekte genannt werden.

............................................ 29 Nicht nur wegen der geringen Probandenzahl, sondern auch, weil zu Explorationszwecken noch

kein strenges Methodendesign zur Anwendung kam: Die Probanden wurden gebeten, während ihrer Lektüre alles zu nennen und zu kommentieren, was ihrer Auffassung nach am Text gut oder schwer verständlich ist. Sie lasen und kommentierten den Text gemeinsam und kamen teilweise in ein Gespräch über verwandte Themen. Ohne Aufforderung lasen sie fast alle Passagen laut vor. Für zukünftige Untersuchungen ist die Methode des Lauten Denkens in Kombination mit ande-

Page 28: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 44

Vorgelegt wurde der oben bereits erwähnte Veranstaltungsflyer in gedruck-ter Form. Gelesen wurden zuerst die “Titelseiten” in “schwerer” und “leichter Fassung”, danach der “leichte” Informationstext, der oben angesprochen wur-de. Die “schwere” Textspalte wurde von den Probanden ignoriert. Beide äu-ßerten sehr klar, welche Wörter und welche Textpassagen sie nicht verstehen (beispielsweise Euthanasie, Inklusion, Gedenkstätte) und welche Wörter sie hingegen gut kennen (beispielsweise Menschen mit Lernschwierigkeiten). Die Erklärung zum Wort “Gedenkstätte” konnten sie schwer in ihren Textwissens-stand integrieren, da sie schon vorher gemeinsam Hypothesen über die Bedeu-tung des Wortes aufgestellt hatten und zum Ergebnis gekommen waren, dass es sich bei Gedenkstätten um Kirchen handele. Gestützt sahen sie diese Inter-pretation von der Illustration, die Kreuze auf einem Hügel und einen Eingang in ein großes, gemauertes Gebäude zeigt (bei dem es sich allerdings um eine Euthanasie-Anstalt handeln soll).

Was sich hier und während der gesamten Lektüre zeigt, ist das immense Gewicht des (gerade erworbenen oder schon länger vorhandenen) Vorwissens. In der Forschung werden Menschen mit Beeinträchtigungen im pragmati-schen Bereich häufig Probleme mit der Herstellung von Kohärenz auf Text-ebene zugeschrieben (vgl. Glück 2007: 247). In der Explorationsstudie haben beide Probanden Kohärenz teilweise auch gegen sachlich-logische Widerstän-de hinweg hergestellt. Wenn der Punkt erreicht wurde, dass Widersprüche die weitere Kohärenzherstellung zu offensichtlich nicht mehr zuließen,30 wurde der Reflexions- und Verstehensprozess abgebrochen und die Probanden wand-ten sich dem weiteren Text zu. Dazu ist zu sagen, dass die Sätze dieses vorge-legten Textes meist ohne explizite Textverknüpfungsmittel aneinander gereiht werden; die Bezüge zwischen den Sätzen müssen also erst durch Inferenzen erschlossen werden. Die Probanden erbringen diese (kognitiv anspruchsvolle) Inferenzziehungen, aber nicht immer im Sinne des Textes, sondern im Sinne ihres allgemeinen Wissens, ihrer Haltungen, Interessen usw. Beim bereits in Fußnote 27 erwähnten Satz “wir wollen nie wieder Krieg haben”, der für alle Leser schwierig in einen nahen Textzusammenhang zu bringen sein dürfte,

........................................................................................................................................................................... ren Methoden der Verständlichkeitsforschung vorgesehen.

30 Beispielsweise im Fall des Bildes, bei dem die Euthanasie-Anstalt (durchaus plausibel!) als Kirche gedeutet wird und dann konstatiert wird, dass es “komisch” sei, dass die Frau an der Tür wie eine Krankenschwester aussieht und über der Tür “Heil- und Pflegestätten” steht.

Page 29: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 45

begannen beide Probanden mit Reflexionen zum Thema Krieg in tagesaktuel-len Zusammenhängen: Sie erwähnten Ereignisse in Ägypten und im Irak.

Diese Schlaglichter aus der Explorationsstudie sollen nun v.a. Folgendes zeigen: Die derzeitigen Prinzipien der “Leichten Sprache” wählen nicht immer die am einfachsten verständlichen Mittel (s. Inferenzen). Gleichzeitig müssen hier weitere empirische Untersuchungen mit einer größeren Zahl Versuchs-personen und in einem strengen Versuchsablauf durchgeführt werden. Die zu erwartende Heterogenität der Probandengruppen (Vorwissen, Interessen, Beeinträchtigungen und Kompetenzen etc.) und die Neuheit des Forschungs-feldes machen qualitative Untersuchungsmethoden erforderlich.

6 Fazit

Die Überlegungen und vorläufigen Ergebnisse in diesem Aufsatz sind nur ein erster Schritt zur weiteren Erforschung und fundierten Weiterentwicklung der “Leichten Sprache” und verwandter Ansätze. Wie zielgruppenadäquate Text-verständlichkeit zu erreichen ist, muss sowohl theoretisch als auch empirisch weiter abgesichert werden. Wichtig ist m.E., dass die Beschreibung einer Grammatik der “Leichten Sprache” nicht ohne expliziten Bezug auf die Kate-gorie der funktionalen Angemessenheit erfolgen kann: Verständlichkeit ist nur ein Aspekt neben der adressatenbezogenen, sach- und situationsbezogenen Angemessenheit. In diesem Spannungsfeld ist zu bestimmen, was ein Konzept wie die “Leichte Sprache” als Form barrierefreier Kommunikation zu leisten vermag.

Page 30: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 46

Quellen

CAPITO® (o.J.): Leicht Lesen-Erklärungen – http://www.capito.eu/de/Leicht_Lesen/ (21.08.2014).

CAPITO BERLIN (o.J.): Das Leicht Lesen Gütesiegel – http://www.capito-berlin.eu/ueber-capito/ll-guetesiegel.html (21.08.2014).

Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren und beurteilen. (2002). Berlin u.a.: Langenscheidt – http://www.goethe.de/referenzrahmen (11.09.2014).

HURRAKI-WÖRTERBUCH = Hurraki – Wörterbuch für Leichte Sprache.” (Wiki) – http://hurraki.de/wiki/Hurraki:Wörter_von_A_bis_Z#A (01.04.2014).

NETZWERK LEICHTE SPRACHE (2013): Die Regeln für Leichte Sprache – http://www.leichtesprache.org/downloads/Regeln%20fuer%20Leichte%20Sprache.pdf (30.03.2014).

SPD-PARTEIVORSTAND (2013): Das Wir entscheidet – http://www.spd.de/linkableblob/ 104494/data/broschuere_in_einfache_sprache.pdf (21.08.2014).

STIFTUNG ERINNERUNG VERANTWORTUNG ZUKUNFT (2013): Vortrag und Diskussion. Von der Euthanasie zur Inklusion – http://www.stiftung-evz.de/fileadmin/ _temp_/EVZ_EK_Inklusion_web.pdf (21.08.2014).

Wörterbuch für leichte Sprache. Halt! Bitte leichte Sprache. (2014). Kassel: Netzwerk People First Deutschland.

Literatur

BERNSTEIN, BASIL (1971): “Linguistic codes, hesitation phenomena and intelligence.” In: Bernstein, Basil [Hrsg.] (1971): Class, codes and control. Bd. 1: Theoretical stu-dies towards a sociology of language. London: Roudledge & Kegan Paul, 76 – 94.

BERRUTO, GAETANO (2005): “Sprachvarietät – Sprache (Gesamtsprache, historische Sprache).” In: Ammon, Ulrich / Dittmar, Norbert / Mattheier, Klaus J. / Trudgill, Peter [Hrsg.] (2005): Sociolinguistics / Soziolinguistik. Ein internationales Handbuch zur Wissenschaft von Sprache und Gesellschaft. Teilbd. 3. Berlin / New York: de Gruyter, 179 – 188.

BRINKER, KLAUS (2001): Linguistische Textanalyse. Berlin: Schmidt. CHRISTMANN, URSULA / GROEBEN, NORBERT (2006): “Psychologie des Lesens.” In:

Franzmann, Bodo / Jäger, Georg [Hrsg.] (2001): Handbuch Lesen. München: Saur, 145–223.

COSERIU, EUGENIO (2007): Textlinguistik. Tübingen: Narr.

Page 31: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 47

DITTMAR, NORBERT (1973): Soziolinguistik. Exemplarische und kritische Darstellung ihrer Theorie, Empirie und Anwendung. Frankfurt/M.: Athenäum-Fischer.

EICHHOFF-CYRUS, KARIN M. / ANTOS, GERD [Hrsg.] (2008): Verständlichkeit als Bür-gerrecht? Die Rechts- und Verwaltungssprache in der öffentlichen Diskussion. Mann-heim: Dudenverlag.

FIX, ULLA (2008a): “Textsorte – Textmuster – Textmustermischung. Konzept und Analysebeispiel.” In: Fix, Ulla (2008): Texte und Textsorten – sprachliche, kommuni-kative und kulturelle Phänomene. Berlin: Frank & Timme, 65 – 82.

FIX, ULLA (2008b): “Wie wir mit Textsorten umgehen und sie ändern – die Textsorte als ordnender Zugriff auf die Welt.” In: Fix, Ulla (2008): Texte und Textsorten – sprachliche, kommunikative und kulturelle Phänomene. Berlin: Frank & Timme, 83 – 100.

GLÜCK, CHRISTIAN W. (2007): “Pragmatische Störungen bei Kindern und Jugendli-chen.” In: Schöler, Hermann / Welling, Alfons [Hrsg.] (2007): Sonderpädagogik der Sprache. Bd 1. Göttingen [u.a.]: Hogrefe. (= Handbuch Sonderpädagogik).

HOFFMANN, LOTHAR (1998): “Fachsprachen als Subsprachen.” In: Hoffmann, Lothar / Kalverkämper, Hartwig / Wiegand, Herbert Ernst [Hrsg.] (1998): Fachsprachen. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. Berlin / New York: de Gruyter, 189 – 198.

JAKOBSON, ROMAN (1960): “Closing Statement: Linguistics and Poetics.” In: Sebeok, Thomas A. [HRSg.] (1960): Style in language. Cambridge, Mass.: MIT Press, 350 – 434 + Bibl. 435 – 449.

KALVERKÄMPER, HARTWIG (1990): “Gemeinsprache und Fachsprachen – Plädoyer für eine integrierende Sichtweise.” In: Stickel, Gerhard [Hrsg.] (1990): Deutsche Ge-genwartssprache. Tendenzen und Perspektiven. Berlin/New York: de Gruyter, 88-133.

KELLERMANN, GUDRUN (2014): “Leichte und Einfache Sprache – Versuch einer Defini-tion.” In: Aus Politik und Zeitgeschichte 64 (9 – 11), 7 – 10.

KIENPOINTNER, MANFRED (2005): “Dimensionen der Angemessenheit. Theoretische Fundierung und praktische Anwendung linguistischer Sprachkritik.” In: Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur 3, 193 – 219.

KITTREDGE, RICHARD / LEHRBERGER, JOHN (1982): “Introduction.” In: Kittredge, Richard / Lehrberger, John[Hrsg.] (1982): Sublanguage. Studies of language in rest-ricted semantic domain. Berlin / New York: de Gruyter, 1 – 7.

KLEIN, JOSEF (2000): “Textsorten im Bereich politischer Institutionen.” In: Brinker, Klaus / Antos, Gerd / Heinemann, Wolfgang / Sager, Sven F. [Hrsg.] (2000): Text- und Gesprächslinguistik. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Halbbd. 1. Berlin / New York: de Gruyter, 732 – 755.

KLEIN, WOLFGANG (2005): “The grammar of varieties / Varietätengrammatik.” In: Ammon, Ulrich / Dittmar, Norbert / Mattheier, Klaus J. / Trudgill, Peter [Hrsg.] (2005): Sociolinguistics / Soziolinguistik. Ein internationales Handbuch zur Wissen-

Page 32: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 48

schaft von Sprache und Gesellschaft. Teilbd. 3. Berlin / New York: de Gruyter, 1163 – 1171.

LEHRNDORFER, ANNE (1996): Kontrolliertes Deutsch. Linguistische und sprachpsycholo-gische Leitlinien für eine (maschinell) kontrollierte Sprache in der Technischen Doku-mentation. Tübingen: Narr.

LÖFFLER, HEINRICH (2010): Germanistische Soziolinguistik. Berlin: Schmidt. MAASS, CHRISTIANE / RINK, ISABEL / ZEHRER, CHRISTIANE (2014): “Leichte Sprache in

der Sprach- und Übersetzungswissenschaft.” In: Jekat, Susanne J. / Jüngst, Heike Elisabeth / Schubert, Klaus / Villiger, Claudia [Hrsg.] (2014): Sprache barrierefrei gestalten. Perspektiven aus der Angewandten Linguistik. Berlin: Frank & Timme. (= TransÜD. 69). 53 – 85 (in diesem Band).

MÖHN, DIETER (1998): “Fachsprachen als Gruppensprachen.” In: Hoffmann, Lothar / Kalverkämper, Hartwig / Wiegand, Herbert Ernst [Hrsg.] (1998): Fachsprachen. Ein internationales Handbuch zur Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. Berlin / New York: de Gruyter, 168 – 180.

NEMETH, CORNELIA (2008): Sprachbarrieren in der Diskussion. Eine wissenschaftsge-schichtliche Darstellung. Berlin: Lit.

NIEHR, THOMAS (2006): “‘Bewahren, was wir für die Zukunft brauchen.’ Textsortenmi-schung und ihre Funktion am Beispiel des Wahlmanifests der SPD.” In: Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur 1, 25 – 42.

NUSSBAUMER, MARKUS (2008): “Der Verständlichkeit eine Anwältin! Die Redaktions-kommission der schweizerischen Bundesverwaltung und ihre Arbeit an der Geset-zessprache.” In: Eichhoff-Cyrus, Karin M. / Antos, Gerd [Hrsg.] (2008): Verständ-lichkeit als Bürgerrecht? Die Rechts- und Verwaltungssprache in der öffentlichen Dis-kussion. Mannheim: Dudenverlag, 301 – 322.

SANDIG, BARBARA (1997): “Formulieren und Textmuster.” In: Jakobs, Eva-Maria / Knorr, Dagmar [Hrsg.] (1997): Schreiben in den Wissenschaften. Frankfurt am Main u.a.: Lang, 25 – 44.

SCHLENKER-SCHULTE, CHRISTA (2004): Barrierefreie Information und Kommunikation. Hören – sehen – verstehen in Arbeit und Alltag. Villingen-Schwenningen: Neckar-Verlag.

SCHNOTZ, WOLFGANG (2005): “Was geschieht im Kopf des Lesers? Mentale Konstruk-tionsprozesse beim Textverstehen aus der Sicht der Psychologie und der kognitiven Linguistik.” In: Blühdorn, Hardarik / Breindl, Eva / Waßner, Ulrich Hermann. [Hrsg.] (2005): Text – Verstehen. Grammatik und darüber hinaus. Berlin / New York: de Gruyter, 222 – 238.

SCHUBERT, KLAUS (2013): “Bürgernahe Sprache. Überlegungen aus fachkommunikati-onswissenschaftlicher Sicht.” In: Synaps 29, 48 – 57 – http://www.nhh.no/Files/Filer/ institutter/fsk/Synaps/29-2013/Schubert_29.pdf (21.08.2014).

Page 33: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 49

SEITZ, SIMONE (2014): “Leichte Sprache? Keine einfache Sache.” In: Aus Politik und Zeitgeschichte 64 (9 – 11), 3 – 6.

STEFANOWITSCH, ANATOL (2014): “Leichte Sprache, komplexe Wirklichkeit.” In: Aus Politik und Zeitgeschichte 64 (9 – 11), 11 – 18.

STEGER, HUGO (1988): “Erscheinungsformen der deutschen Sprache. ‘Alltagssprache’ – ‘Fachsprache’ – ‘Standardsprache’ – ‘Dialekt’ und andere Gliederungstermini.” In: Deutsche Sprache 16 (4), 289 – 319.

THIEME, STEPHANIE (2008): “Recht verständlich? Recht verstehen? Möglichkeiten und Grenzen einer sprachlichen Optimierung von Gesetzen.” In: Eichhoff-Cyrus, Karin M. / Antos, Gerd [Hrsg.] (2008): Verständlichkeit als Bürgerrecht? Die Rechts- und Verwaltungssprache in der öffentlichen Diskussion. Mannheim: Dudenverlag, 230 – 243.

WAGNER, SUSANNE / GÜNTHER, CHRISTIAN / SCHLENKER-SCHULTE, CHRISTA (2006): “Zur Textoptimierung von Prüfungsaufgaben.” In: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 4, 402 – 423. (= Textlinguistik. Eine Momentaufnahme, Teil I).

WIESE, HEIKE (2014): “Voices of linguistic outrage. Standard language constructs and the discourse on new urban dialects.” In: Working Papers in Urban Language and Li-teracies, Paper 120 – http://www.kcl.ac.uk/sspp/departments/education/research/ ldc/publications/workingpapers/the-papers/WP120-Wiese-2014-Voices-of-Linguistic-Outrage.pdf (21.08.2014)

Page 34: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

“Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und Problemstellungen

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 50

Anhang Einladungsflyer Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft (2013), S.1–2 (Original farbig).

Page 35: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

Bettina M. Bock

© Frank & Timme Verlag für wissenschaftliche Literatur 51

Einladungsflyer Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft (2013), S. 3.

Page 36: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

T R A N SÜ D . A R B E I T E N Z U R T H E O R I EU N D P R A X I S D E S Ü B E R S E T Z E N S U N D D O L M E T S C H E N S

Verlag für wissenschaftliche Literatur

Frank & Timme

Band 6 Przemysław Chojnowski: Zur Strategie und Poetik des Übersetzens. Eine Untersuchung der Anthologien zur polnischen Lyrik von Karl Dedecius. 300 Seiten. ISBN 3-86596-013-8

Band 7 Belén Santana López: Wie wird das Komische übersetzt? Das Komische als Kulturspezifikum bei der Übersetzung spanischer Gegenwartsliteratur. 456 Seiten. ISBN 978-3-86596-006-1. ISBN 3-86596-006-5

Band 8 Larisa Schippel (Hg.): Übersetzungsqualität: Kritik – Kriterien – Bewertungs- handeln. 194 Seiten. ISBN 978-3-86596-075-7

Band 9 Anne-Kathrin D. Ende: Dolmetschen im Kommunikationsmarkt. Gezeigt am Beispiel Sachsen. 228 Seiten. ISBN 978-3-86596-073-3. ISBN 3-86596-073-1

Die Bände 1 bis 5 sind bei der Peter Lang GmbH erschienen und dort zu beziehen.

Band 10 Sigrun Döring: Kulturspezifika im Film: Probleme ihrer Translation. 156 Seiten. ISBN 978-3-86596-100-6. ISBN 3-86596-100-2

Band 11 Hartwig Kalverkämper: „Textqualität“. Die Evaluation von Kommunikations- prozessen seit der antiken Rhetorik bis zur Translationswissenschaft. ISBN 978-3-86596-110-5

Band 12 Yvonne Griesel: Die Inszenierung als Translat. Möglichkeiten und Grenzen der Theaterübertitelung. 344 Seiten. ISBN 978-3-86596-119-8

Band 13 Hans J.Vermeer: Ausgewählte Vorträge zur Translation und anderen Themen. Selected Papers on Translation and other Subjects. 286 Seiten. ISBN 978-3-86596-145-7

Band 14 Erich Prunč: Entwicklungslinien der Translationswissenschaft. Von den Asymmetrien der Sprachen zu den Asymmetrien der Macht. 442 Seiten. ISBN 978-3-86596-146-4 (vergriffen, siehe Band 43 der Reihe)

Page 37: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

T R A N SÜ D . A R B E I T E N Z U R T H E O R I EU N D P R A X I S D E S Ü B E R S E T Z E N S U N D D O L M E T S C H E N S

Verlag für wissenschaftliche Literatur

Frank & Timme

Band 15 Valentyna Ostapenko: Vernetzung von Fachtextsorten. Textsorten der Normung in der technischen Harmonisierung. 124 Seiten. ISBN 978-3-86596-155-6

Band 16 Larisa Schippel (Hg.): TRANSLATIONSKULTUR – ein innovatives und produktives Konzept. 340 Seiten. ISBN 978-3-86596-158-7

Band 17 Hartwig Kalverkämper / Larisa Schippel (Hg.): Simultandolmetschen in Erstbewährung: Der Nürnberger Prozess 1945. Mit einer orientierenden Einführung von Klaus Kastner und einer kommentierten fotografischen Dokumentation von Theodoros Radisoglou sowie mit einer dolmetsch- wissenschaftlichen Analyse von Katrin Rumprecht. 344 Seiten. ISBN 978-3-86596-161-7

Band 18 Regina Bouchehri: Filmtitel im interkulturellen Transfer. 170 Seiten. ISBN 978-3-86596-180-8

Band 19 Michael Krenz / Markus Ramlow: Maschinelle Übersetzung und XML im Übersetzungsprozess. Prozesse der Translation und Lokalisierung im Wandel. Zwei Beiträge, hg. von Uta Seewald-Heeg. 368 Seiten. ISBN 978-3-86596-184-6

Band 20 Hartwig Kalverkämper / Larisa Schippel (Hg.): Translation zwischen Text und Welt – Translationswissenschaft als historische Disziplin zwischen Moderne und Zukunft. 698 Seiten. ISBN 978-3-86596-202-7

Band 21 Nadja Grbić / Sonja Pöllabauer: Kommunaldolmetschen/Community Interpreting. Probleme – Perspektiven – Potenziale. Forschungsbeiträge aus Österreich. 380 Seiten. ISBN 978-3-86596-194-5

Band 22 Agnès Welu: Neuübersetzungen ins Französische – eine kulturhistorische Übersetzungskritik. Eichendorffs Aus dem Leben eines Taugenichts. 506 Seiten. ISBN 978-3-86596-193-8

Page 38: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

T R A N SÜ D . A R B E I T E N Z U R T H E O R I EU N D P R A X I S D E S Ü B E R S E T Z E N S U N D D O L M E T S C H E N S

Verlag für wissenschaftliche Literatur

Frank & Timme

Band 23 Martin Slawek: Interkulturell kompetente Geschäftskorrespondenz als Garant für den Geschäftserfolg. Linguistische Analysen und fachkommunikative Ratschläge für die Geschäftsbeziehungen nach Lateinamerika (Kolumbien). 206 Seiten. ISBN 978-3-86596-206-5

Band 24 Julia Richter: Kohärenz und Übersetzungskritik. Lucian Boias Analyse des rumänischen Geschichtsdiskurses in deutscher Übersetzung. 142 Seiten. ISBN 978-3-86596-221-8

Band 25 Anna Kucharska: Simultandolmetschen in defizitären Situationen. Strategien der translatorischen Optimierung. 170 Seiten. ISBN 978-3-86596-244-7

Band 26 Katarzyna Lukas: Das Weltbild und die literarische Konvention als Über- setzungsdeterminanten. Adam Mickiewicz in deutschsprachigen Übertragungen. 402 Seiten. ISBN 978-3-86596-238-6

Band 27 Markus Ramlow: Die maschinelle Simulierbarkeit des Humanübersetzens. Evaluation von Mensch-Maschine-Interaktion und der Translatqualität der Technik. 362 Seiten. ISBN 978-3-86596-260-7

Band 28 Ruth Levin: Der Beitrag des Prager Strukturalismus zur Translationswissenschaft. Linguistik und Semiotik der literarischen Übersetzung. 154 Seiten. ISBN 978-3-86596-262-1

Band 29 Iris Holl: Textología contrastiva, derecho comparado y traducción jurídica. Las sentencias de divorcio alemanas y españolas. 526 Seiten. ISBN 978-3-86596-324-6

Band 30 Christina Korak: Remote Interpreting via Skype. Anwendungsmöglichkeiten von VoIP-Software im Bereich Community Interpreting – Communicate everywhere? 202 Seiten. ISBN 978-3-86596-318-5

Band 31 Gemma Andújar / Jenny Brumme (eds.): Construir, deconstruir y reconstruir. Mímesis y traducción de la oralidad y la afectividad. 224 Seiten. ISBN 978-3-86596-234-8

Page 39: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

T R A N SÜ D . A R B E I T E N Z U R T H E O R I EU N D P R A X I S D E S Ü B E R S E T Z E N S U N D D O L M E T S C H E N S

Verlag für wissenschaftliche Literatur

Frank & Timme

Band 32 Christiane Nord: Funktionsgerechtigkeit und Loyalität. Theorie, Methode und Didaktik des funktionalen Übersetzens. 338 Seiten. ISBN 978-3-86596-330-7

Band 33 Christiane Nord: Funktionsgerechtigkeit und Loyalität. Die Übersetzung literarischer und religiöser Texte aus funktionaler Sicht. 304 Seiten. ISBN 978-3-86596-331-4

Band 34 Małgorzata Stanek: Dolmetschen bei der Polizei. Zur Problematik des Ein- satzes unqualifizierter Dolmetscher. 262 Seiten. ISBN 978-3-86596-332-1

Band 35 Dorota Karolina Bereza: Die Neuübersetzung. Eine Hinführung zur Dynamik literarischer Translationskultur. 108 Seiten. ISBN 978-3-86596-255-3

Band 36 Montserrat Cunillera / Hildegard Resinger (eds.): Implicación emocional y oralidad en la traducción literaria. 230 Seiten. ISBN 978-3-86596-339-0

Band 37 Ewa Krauss: Roman Ingardens „Schematisierte Ansichten“ und das Problem der Übersetzung. 226 Seiten. ISBN 978-3-86596-315-4

Band 38 Miriam Leibbrand: Grundlagen einer hermeneutischen Dolmetschforschung. 324 Seiten. ISBN 978-3-86596-343-7

Band 39 Pekka Kujamäki / Leena Kolehmainen / Esa Penttilä / Hannu Kemppanen (eds.): Beyond Borders – Translations Moving Languages, Literatures and Cultures. 272 Seiten. ISBN 978-3-86596-356-7

Band 40 Gisela Thome: Übersetzen als interlinguales und interkulturelles Sprachhandeln. Theorien – Methodologie – Ausbildung. 622 Seiten. ISBN 978-3-86596-352-9

Band 41 Radegundis Stolze: The Translator’s Approach – Introduction to Translational Hermeneutics. Theory and Examples from Practice 304 Seiten. ISBN 978-3-86596-373-4

Band 42 Silvia Roiss / Carlos Fortea Gil / María Ángeles Recio Ariza / Belén Santana López / Petra Zimmermann González / Iris Holl (eds.): En las vertientes de la traducción e interpretación del/al alemán. 582 Seiten. ISBN 978-3-86596-326-0

Page 40: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

T R A N SÜ D . A R B E I T E N Z U R T H E O R I EU N D P R A X I S D E S Ü B E R S E T Z E N S U N D D O L M E T S C H E N S

Verlag für wissenschaftliche Literatur

Frank & Timme

Band 43 Erich Prunč: Entwicklungslinien der Translationswissenschaft. 3., erweiterte und verbesserte Auflage (1. Aufl. 2007 ISBN 978-3-86596-146-4). 524 Seiten. ISBN 978-3-86596-422-9

Band 44 Mehmet Tahir Öncü: Die Rechtsübersetzung im Spannungsfeld von Rechtsvergleich und Rechtssprachvergleich. Zur deutschen und türkischen Strafgesetzgebung. 380 Seiten. ISBN 978-3-86596-424-3

Band 45 Hartwig Kalverkämper / Larisa Schippel (Hg.): „Vom Altern der Texte“. Bausteine für eine Geschichte des interkulturellen Wissenstransfers. 456 Seiten. ISBN 978-3-86596-251-5

Band 46 Hannu Kemppanen / Marja Jänis/Alexandra Belikova (eds.): Domestication and Foreignization in Translation Studies. 238 Seiten. 978-3-86596-470-0

Band 47 Sergey Tyulenev: Translation and the Westernization of Eighteenth-Century Russia. A Social-Systemic Perspective. 272 Seiten. ISBN 978-3-86596-472-4

Band 48 Martin B. Fischer / Maria Wirf Naro (eds.): Translating Fictional Dialogue for Children and Young People. 422 Seiten. ISBN 978-3-86596-467-0

Band 49 Martina Behr: Evaluation und Stimmung. Ein neuer Blick auf Qualität im (Simultan-)Dolmetschen. 356 Seiten. ISBN 978-3-86596-485-4

Band 50 Anna Gopenko: Traduire le sublime. Les débats de l’Église orthodoxe russe sur la langue liturgique. 228 Seiten. ISBN 978-3-86596-486-1

Band 51 Lavinia Heller: Translationswissenschaftliche Begriffsbildung und das Problem der performativen Unauffälligkeit von Translation. 332 Seiten. ISBN 978-3-86596-470-0

Band 52 Claudia Dathe / Renata Makarska / Schamma Schahadat (Hg.): Zwischentexte. Literarisches Übersetzen in Theorie und Praxis. 300 Seiten. ISBN 978-3-86596-442-7

Page 41: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

T R A N SÜ D . A R B E I T E N Z U R T H E O R I EU N D P R A X I S D E S Ü B E R S E T Z E N S U N D D O L M E T S C H E N S

Verlag für wissenschaftliche Literatur

Frank & Timme

Band 53 Regina Bouchehri: Translation von Medien-Titeln. Der interkulturelle Transfer von Titeln in Literatur, Theater, Film und Bildender Kunst. 334 Seiten. ISBN 978-3-86596-400-7

Band 54 Nilgin Tanış Polat: Raum im (Hör-)Film. Zur Wahrnehmung und Repräsentation von räumlichen Informationen in deutschen und türkischen Audiodeskriptions- texten. 138 Seiten. ISBN 978-3-86596-508-0

Band 55 Eva Parra Membrives / Ángeles García Calderón (eds.): Traducción, mediación, adaptación. Reflexiones en torno al proceso de comunicación entre culturas. 336 Seiten. ISBN 978-3-86596-499-1

Band 56 Yvonne Sanz López: Videospiele übersetzen – Probleme und Optimierung. 126 Seiten. ISBN 978-3-86596-541-7

Band 57 Irina Bondas: Theaterdolmetschen – Phänomen, Funktionen, Perspektiven. 240 Seiten. ISBN 978-3-86596-540-0

Band 58 Dinah Krenzler-Behm: Authentische Aufträge in der Übersetzerausbildung. Ein Leitfaden für die Translationsdidaktik. 480 Seiten. ISBN 978-3-86596-498-4

Band 59 Anne-Kathrin Ende / Susann Herold / Annette Weilandt (Hg.): Alles hängt mit allem zusammen. Translatologische Interdepenzen. Festschrift für Peter A. Schmitt. 544 Seiten. ISBN 978-3-86596-504-2

Band 60 Saskia Weber: Kurz- und Kosenamen in russischen Romanen und ihre deutschen Übersetzungen. 256 Seiten. ISBN 978-3-7329-0002-2

Band 61 Silke Jansen / Martina Schrader-Kniffki (Eds.): La traducción a través de los tiempos, espacios y disciplinas. 366 Seiten. ISBN 978-3-86596-524-0

Band 62 Annika Schmidt-Glenewinkel: Kinder als Dolmetscher in der Arzt-Patienten- Interaktion. 130 Seiten. ISBN 978-3-7329-0010-7

Band 63 Klaus-Dieter Baumann / Hartwig Kalverkämper (Hg.): Theorie und Praxis des Dolmetschens und Übersetzens in fachlichen Kontexten. 756 Seiten. ISBN 978-3-7329-0016-9

Page 42: “Leichte Sprache”: Abgrenzung, Beschreibung und ...bettinabock.de/wp-content/uploads/Bock-2014-Leichte-Sprache.pdf · denen theoretischen Konzepten und Kategorien der Linguistik

T R A N SÜ D . A R B E I T E N Z U R T H E O R I EU N D P R A X I S D E S Ü B E R S E T Z E N S U N D D O L M E T S C H E N S

Verlag für wissenschaftliche Literatur

Frank & Timme

Band 64 Silvia Ruzzenenti: «Präzise, doch ungenau» – Tradurre il saggio. Un approccio olistico al poetischer Essay di Durs Grünbein. 406 Seiten. ISBN 978-3-7329-0026-8

Band 65 Margarita Zoe Giannoutsou: Kirchendolmetschen – Interpretieren oder Transformieren? 498 Seiten. ISBN 978-3-7329-0067-1

Band 66 Andreas F. Kelletat / Aleksey Tashinskiy (Hg.): Übersetzer als Entdecker. Ihr Leben und Werk als Gegenstand translationswissenschaftlicher und literaturgeschichtlicher Forschung. 376 Seiten. ISBN 978-3-7329-0060-2

Band 67 Ulrike Spieler: Übersetzer zwischen Identität, Professionalität und Kulturalität: Heinrich Enrique Beck. 340 Seiten. ISBN 978-3-7329-0107-4

Band 68 Carmen Klaus: Translationsqualität und Crowdsourced Translation. Untertitelung und ihre Bewertung – am Beispiel des audiovisuellen Mediums TEDTalk. 180 Seiten. ISBN 979-3-7329-0031-1

Band 69 Susanne J. Jekat / Heike Elisabeth Jüngst / Klaus Schubert / Claudia Villiger (Hg.): Sprache barrierefrei gestalten. Perspektiven aus der Angewandten Linguistik. 276 Seiten. ISBN 978-3-7329-0023-7