Upload
others
View
0
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
weitergeben.
Leistungsbegriff und Beurteilung von Leistung in der Schule
Hanni Lötscher Studienbereichsleiterin BSW
PH Luzern
PH Luzern / Hanni Lötscher
Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler
PH Luzern / Hanni Lötscher 2
Quelle NZZ am Sonntag, 29. Okt. 2017
Leistungsdruck Gesellschaft - Eltern - Schule - Kinder
PH Luzern / Hanni Lötscher 3
Quelle: http://stpaul.at/bunte-seite
Eltern wollen das Beste für ihr Kind.
Schulerfolg ist daher sehr wichtig.
Zwei Sichtweisen auf Leistungen
PH Luzern / Hanni Lötscher 4
Auszüge aus: Bartnizky, Horst. 1991. «Leistung und Leistungsbeurteilung.». In Handbuch Grundschule. Bd. 1, hrsg. v. Dieter Haarmann, 114–28. Weinheim und Basel: Beltz.
Kinderwelt ErwachsenenweltRecht auf KindheitSchule – Integration – Partizipaton
Recht auf FürsorgeAHV / IV
Lern«arbeit» LohnarbeitLeistungslohn (kritisch diskutiert)
Fehler machen dürfen erkennen, benennen, bearbeiten
«keine Fehler erlaubt»Systemtisches Fehlermanagement
Individuelle Entwicklung IF und IS Zyklusgedanken Grundstufe Differenzierung und adaptive
Unterstützung
z.T. «scharfe» Selektion
Berufsprofil entwickeln
Leistung in der Kind- und Erwachsenenwelt
PH Luzern / Hanni Lötscher 5
Was ist eine starke / gute Leistung in der Schule?
Blick auf die Leistungen der Schülerinnen und Schülern
Funktionen der Schule in der Gesellschaft
Funktionen der Beurteilung
Spannungsfeld Förderung und Selektion
verengte Beurteilungspraxis
Beispiel eines differenzierenden kompetenzorientierten Lernarrangements mit formativer und summativer Beurteilung
PH Luzern / Hanni Lötscher 6
Funktionen der Schule in der Gesellschaft
PH Luzern / Hanni Lötscher 7
Funktion Auftrag der Schule
Enkulturation Einführung in Sprache, Schrift, Werteorientierung
QualifikationVermittlung von Fertigkeiten und Kenntnissen für die Arbeitswelt
IntegrationSchaffung einer kulturellen und sozialen Identität, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Frieden sichert
Allokation Selektion
Zuweisung zu verschiedenen Laufbahnen berufliche und gesellschaftliche Positionen
Fend, 2006
Funktionen der Beurteilung
PH Luzern / Hanni Lötscher 8
Formative Funktionfördernd
Surmmative Funktionbilanzierend
Prognostische Funktionselektionierend
Förderung - Selektion
PH Luzern / Hanni Lötscher 9
Fördern SelektionierenAnwält/in der Schülerin Richter/in der Schülerinnen
Kind in seiner Ganzheit verstehen und fördern Unparteiische, distanzierte Auswahl
Auftrag gegenüber Schüler/in / Gesellschaft Auftrag gegenüber Gesellschaft
Bedarfsprinzip (Chancengerechtigkeit) Leistungsprinzip (Meritokratie)Ressourcen suchen, um darauf aufbauen Defizite suchen als Beweis, nicht zu genügen
Inhaltlicher BildungserfolgLernen, Kompetenzen aufbauen (unbegrenzt)
Formaler Bildungserfolg Abschlüsse erwerben (beschränkt)
Selektion = alle Massnahmen, die so bedeutsam sind, dass sie in amtlichen Dokumenten festgehalten werden (auch IF-Status, Wiederholen)
Spannungsfeld nehmen Lehrpersonen unterschiedlich wahr (Streckeisen, et. al., 2007)
Hälfte Lehrpersonen sieht Dilemma (stufenspezifische Unterschiede) Von Engelhardt (1979 zit. nach Streckeisen, et al., 2007, S. 56)
Selektionsaufgabe als Störfaktors von pädagogischen Prozessen, erschwert vertrauensvolles Arbeitsbündnis (vgl. Streckeisen et al., 2007)
Die Selektion wirft ihren Schatten auf den schulischen Alltag (Luhmann, 1986)
Das Spannungsfeld ist im Berufsauftrag angelegt – es ist kein individuelles Problem
Spannungsfeld Förderung – Selektion
PH Luzern / Hanni Lötscher 10
Gefahr !!!Verengung des Lernens und Prüfens a) auf leicht zählbares Faktenwissen
um einfach Unterschiede machen zu können (Schulreif ja-nein, Niveau A – B?, IF ja-nein)
b) nur schriftlichkann von den Eltern unterschrieben werdenSelektionsentscheide lassen mit den vorgelegten
Noten «leicht» und «objektiv» berechnen
Spannungsfeld Förderung und Selektion
PH Luzern / Hanni Lötscher 11
Deutsch: 3.-4, Klasse «Buch vorstellen»Judith Studer - Niederberger
PH Luzern / Hanni Lötscher 12
Lesen und erzählen, Vorlesen
PH Luzern / Hanni Lötscher 13
(In der Bibliothek) ein Buch auswählen
Lesestunden mit Vorlesen und Erzählkreisen mit formativen Peer- und Selbstbeurteilung, Fremdbeurteilung (LP)
PH Luzern / Hanni Lötscher 14
Schreiben und Sprache im Fokus
Das Buch mit einem Plakat vorstellen
• Eine Zusammenfassung und Empfehlung zum Buch schreiben
Plakat gestalten und Vortrag zum Buch halten
PH Luzern / Hanni Lötscher 15
Formative PeerbeurteilungBuchvortrag
Formative Selbstbeurteilung
Kriterien für die Gestaltung des Plakates
Summative Beurteilung durch die Lehrperson
PH Luzern / Hanni Lötscher 16
Summative, differenzierte Beurteilung eines Produkts, einer Handlung, eines Gespräch, einer Lernkontrolle wird in einer Kurzform ausgedrückt (Häckelchen)
Differenzierte Aussagen bleiben sichtbar
Kriterien werden vorher formativ genutzt
PH Luzern / Hanni Lötscher 17
Formative BeurteilungPlakat
Summative BeurteilungPlakat
Formative BeurteilungText
Summative BeurteilungText
Summative Beurteilung Buchvortrag
Art der summativen Beurteilung bestimmt das Lernen der Schülerinnen und Schüler mehr als alles andere
Backwash-Effekt: Ich richte mein Lernen auf das aus, was zählt!(Biggs & Tang, 2007, S. 169)
Formative BeurteilungVortragPlakat Plakat
Beurteilung einer summativen Lernkontrolle (Sek)
(vgl. Lacher, 2018)
Kommunikation der Beurteilung
PH Luzern / Hanni Lötscher 19
(Selektions-) und Notendruck
Eigenlogiken und Mythen werden teilweise unhinterfragt reproduziert
Notengebung auch genutzt im Umgang mit Disziplinarproblemenfehlender Sinnstiftung im Unterricht (Breidenstein, 2018, 308)
Kaum kritische Analyse der eigenen Beurteilungspraxis Verantwortung für diese wird der «Gesellschaft» bzw. der gesellschaftlichen Funktion der Schule angelastet
(Breidenstein 2018, 325)
PH Luzern / Hanni Lötscher 20
Zeugnisnote
Basis ist die kriterienbasierte Beurteilung von Produkten, Lernkontrollen, Präsentationen, Handlungen aus dem Unterricht
Repräsentative Abbildung der Kompetenzbereiche eines Faches datengestützte, dokumentierte Beurteilung der Leistungen als
Expertenurteil
"Wir müssen aufhören, Leistungsbeurteilungen über irgendwelche Formalismen zu Stande kommen zu lassen (am extremsten durch blosse Betätigung des Taschenrechners!)und wieder stärker selber einstehen
für unsere Bewertungs- und Benotungsentscheidungen" (Sacher, 2009, S. 221).
PH Luzern / Hanni Lötscher 21
Prognostische Funktion: Selektionsentscheide
Zuweisungsempfehlung durch Lehrperson Beurteilung des Lernstands Berücksichtigung der Anforderungen der nachfolgenden
Schule
Uneinigkeit = geregeltes Verfahren (Lötscher, Tanner Merlo & Joller-Graf, 2017)
PH Luzern / Hanni Lötscher 22
Literatur
Bartnizky, Horst. 1991. «Leistung und Leistungsbeurteilung.». In Handbuch Grundschule. Bd. 1, hrsg. v. Dieter Haarmann, 114–28. Weinheim und Basel: Beltz.
Biggs, John; Tang, Catherine. 2007. Teaching for Quality Learning at University. London: SRHE and OUP.
Breidenstein, Georg 2018. Das Theorem der ‚Selektionsfunktion der Schule‘ und die Praxis der Leistungsbewertung. In: Sabine Reh und Norbert Ricken (Hg.): Leistung als Paradigma: Zur Entstehung und Transformation eines pädagogischen Konzepts. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 307–327.
Fend, Helmut. 2006. Neue Theorie der Schule. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Lacher, Martin. 2018. Lernzielorientierte Mathematikprüfung ohne Punktevergabe pro Aufgabe. https://www.zebis.ch/unterrichtsmaterial/lernzielorientierte-mathematikpruefung-ohne-punktevergabe-pro-aufgabe. Überprüft am 11.08.2018
Lötscher, Hanni; Tanner Merlo, Sabine; Joller-Graf, Klaus. 2017. Beurteilung in integrativen Schulen. Kompetenzfördernd unterrichten mit dem Lehrplan 21. Luzern: Pädagogische Hochschule.
Luhmann, Niklas1986. Codierung und Programmierung. Bildung und Selektion im Erziehungssystem. In: Niklas Luhmann (Hg.): Schriften zur Pädagogik. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 23–47.
Sacher, Werner 2009). Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. Bewährte und neue Wege für die Primar-und Sekundarstufe. Heilbrunn: Klinkhardt.
Streckeisen, Ursula; Denis Hänzi und Andrea Hungerbühler. 2007. Fördern und Auslesen: Deutungsmuster von Lehrpersonen zu einem beruflichen Dilemma. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Vögeli-Mantovani, Urs. 1999. Mehr fördern, weniger auslesen: Zur Entwicklung der schulischen Beurteilung in der Schweiz. SKBF-Trendbericht Nr. 3. Aarau: Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung.
PH Luzern / Hanni Lötscher 23