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Hessen in die Top 5 der innovativsten Industriestandorte Europas bringen Ein Leitbild für den Industriestandort Hessen

Leitbild Industriestandort Hessen 2013

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Das Leitbild für den Industriestandort Hessen ist Ergebnis eines längeren gemeinsamen Diskussionsprozesses von Wirtschaft und Politik. Es ist gleichzeitig Bekenntnis zu einer starken und modernen Industrie und kann Richtschnur für weitere Optimierungen sein. Wie kein zweites Bundesland in Deutschland zeigt Hessen bereits heute, dass eine starke Industrie und ein starker Dienstleistungssektor keine Gegensätze sind, sondern inzwischen untrennbar zusammengehören. Auch der Internationalisierungsgrad ist vor allem in der Metropolregion FrankfurtRheinMain so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Damit verfügt Hessen über eine hervorragende Ausgangsbasis, um von der globalen Reorganisation der industriellen Wertschöpfung überdurchschnittlich zu profitieren. Wir wollen in den kommenden Jahren diese Chance auf breiter Basis nutzen und Hessen zu einer der modernsten Industrieregionen Europas machen.

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Hessen in die Top 5 der innovativsten Industriestandorte Europas bringen Ein Leitbild für den Industriestandort Hessen

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Impressum

Erschienen | August 2013

Auflage | online

Kontakt

Initiative Industrieplatz Hessen - eine Initiative der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung c/o Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU) Emil-von-Behring-Str. 4 60439 Frankfurt am Main www.industrieplatz-hessen.de

Dr. Ulrich Kirsch Tel. 069 95808-150 Mail: [email protected]

Mit Unterstützung von BCC Business Communications Consulting GmbH

Layout: Heike Krasemann

Online-Redaktion: Michael Kowol

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Inhalt

Vorwort .......................................................................................................................................................... - 4 -

1. Was wir wollen ..................................................................................................................................... - 6 -

2. Woher wir kommen und was wir auf dem Weg gelernt haben .................................................... - 8 -

3. Unsere Leitvorstellung – die strategische Vision……………………………………………………………..- 10 -

4. Die Handlungsfelder ......................................................................................................................... - 13 -

4.1 Einstellungen verändern ......................................................................................................... - 13 -

4.2 Ressourcen sichern .................................................................................................................. - 17 -

4.3 Das Neue erschließen.............................................................................................................. - 21 -

5. Was zu tun ist. ................................................................................................................................... - 28 -

6. Anhang: Die Initiative Industrieplatz Hessen ............................................................................... - 30 -

Workshop-Teilnehmer ...................................................................................................................... - 31 -

Was die Industrie bewegt und die Unternehmer wollen ............................................................ - 33 -

Die Instrumente: Studien & Website ............................................................................................. - 47 -

Steuerungsausschuss der Industrieplatz-Initiative Hessen ....................................................... - 49 -

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Florian Rentsch Hessischer Minister für Wirtschaft,

Verkehr und Landesentwicklung

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Leitbild für den Industriestandort Hessen, das wir Ihnen hier vorlegen, ist Ergebnis eines längeren ge-meinsamen Diskussionsprozesses von Wirtschaft und Politik. Es ist gleichzeitig Bekenntnis zu einer starken und modernen Industrie und kann Richtschnur für weitere Optimierungen sein.

Wie kein zweites Bundesland in Deutschland zeigt Hessen bereits heute, dass eine starke Industrie und ein starker Dienstleistungssektor keine Gegensätze sind, sondern inzwischen untrennbar zusammengehören. . Auch der Internationalisierungsgrad ist vor allem in der Metropolregion FrankfurtRheinMain so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Damit verfügt Hessen über eine hervorragende Ausgangsbasis, um von der globalen Reorganisation der industriellen Wertschöpfung überdurchschnittlich zu profitieren.

Wir wollen in den kommenden Jahren diese Chance auf breiter Basis nutzen und Hessen zu einer der modernsten Industrieregionen Europas machen. Diese Region soll gekennzeichnet sein durch überdurch-schnittlich viele moderne Industrieunternehmen, denen hier so gut wie an keinem zweiten Ort die Ver-schmelzung von klassischer Industrie, Software und Dienstleistung gelingt.

Um diese Modernität messbar zu machen, haben wir den Europäischen Innovationsindex ausgewählt. Des-sen Indikatoren-Auswahl erscheint uns am überzeugendsten, weil dieser neben Forschung und Entwicklung und den Patentanmeldungen auch die Erwerbstätigen in industriellen Hochtechnologiebranchen, in den wissensintensiven Dienstleistungen und den wissenschaftlich-technischen Berufen erfasst und bewertet. In diesem Ranking nimmt Hessen aktuell Platz 8 ein: hinter Dänemark und Schweden und vor Luxemburg. Das Spitzentrio – Baden-Württemberg, die Île-de-France und Bayern – hat sich etwas abgesetzt.

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Dieter Weidemann Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände

Es ist unser Ziel, Hessen in den Top 5 der europäischen Innovationsrangliste zu platzieren. Das würde be-deuten, an den skandinavischen Ländern vorbeizuziehen; ein Ziel, das uns hinlänglich ambitioniert und in den nächsten fünf bis zehn Jahren auch erreichbar erscheint.

Um zu einer der modernsten Industrieregionen Europas zu werden, muss unser Land seine Chancen im Wettbewerb mit anderen Regionen gezielt nutzen, indem es die Ressourcen sichert, das Neue erschließt und die gesellschaftliche Akzeptanz herstellt. Dafür braucht Hessen den gemeinsamen Willen und das ge-meinsame Engagement von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das nun vorgelegte Leitbild ist dafür der erste Schritt. Es ist auch die konsequente Fortsetzung der Arbeit der Industrieplatz-Initiative Hessen, die 2006 als gemeinsame Initiative renommierter hessischer Unternehmen, der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwick-lung gegründet wurde.

Unsere Initiative hat im Frühjahr 2011 die Studie „Gemeinsam Mehr.Wert – Innovationen im industriellen Mittelstand“ vorgelegt und sie im Frühjahr 2012 um eine weitere ergänzt: „Smart Industry – Intelligente Industrie. Eine neue Betrachtungsweise der Industrie“. Auf dieser Basis haben wir mit dem Steuerungsaus-schuss der Initiative einen Leitbild-Entwurf entwickelt. Diesen haben wir in zwei Workshops mit Vertretern der hessischen Industrie und der industrienahen Dienstleistungen getestet: im April 2013 bei Duktus Rohr-systeme in Wetzlar und im Mai bei der Siemens AG im Schaltanlagenwerk Frankfurt-Fechenheim. Wir dan-ken allen an der Entstehung Beteiligten und freuen uns auf die Realisierung in den nächsten Jahren.

Florian Rentsch Prof. Dieter Weidemann Hessischer Wirtschaftsminister VhU-Präsident

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1. Was wir wollen

Wir wollen Hessen bis 2030 zu einer der modernsten Industrieregionen Europas machen. Hessen hat dazu gute Voraussetzungen, muss seine Chancen im Wettbewerb mit anderen Regionen aber auch gezielt nutzen, indem es die Voraussetzungen in der Infrastruktur sichert, das Neue erschließt und die gesellschaftliche Akzeptanz dafür herstellt.

Hessen hat – im Unterschied z. B. zu Baden-Württemberg und Bayern – kein ausgeprägtes Industrie-profil und ist nicht Sitz großer Industrieunternehmen, von wenigen Ausnahmen wie Fresenius, Merck, Adam Opel, Kion, K+S, Heraeus und Schunk abgesehen. Hessen hat aber Stärken in einzelnen indust-riellen Feldern und Branchen mit zahlreichen Beschäftigten: In der Metall- und Elektroindustrie von Maschinenbau, Auto über Elektro bis Optik arbeiten 210.000 Menschen, in der Chemie- und Pharma- sowie verwandten Industrien rund 115.000 und in der Informations- und Kommunikationsindustrie rund 80.000. Hessen hat außerdem breit gefächerte Kompetenzen in der Dienstleistung und einen überdurchschnittlich hohen Dienstleistungsanteil, der wesentlich von zwei stabilen Standortvorteilen getragen wird: dem Finanzplatz mit rund 70.000 Beschäftigten und dem Mobilitäts- und Logistiksektor mit knapp 80.000 Beschäftigten allein an Deutschlands größter Arbeitsstätte, dem Frankfurter Flug-hafen.

Diese Branchen sind aber nicht nur einfach zu einer Gesamtleistung zu addieren. Vielmehr entsteht die Wertschöpfung in hohem Maß gerade aus der Zusammenarbeit und Verbindung dieser Kompetenzen zu einem ganzheitlichen Angebot. Industrieprodukte brauchen in jedem Fall eine logistische Distributi-on fast immer in alle Welt, häufig auch Finanzierung und mehr und mehr auch integrierte Software, um aus ihnen „lernende“ Produkte zu machen. Deshalb liegen vor allem in der intelligenten Verbin-dung und Vernetzung dieser Kompetenzen die Chancen für Hessen, der führende Standort für eine neuartige, sich gerade stark modernisierende Industrie zu werden,

• der im Netzwerk mit anderen in beispielhafter Weise die Verbindung von industrieller Produktion und unternehmensnaher Dienstleistung gelingt,

• die im Netzwerk die Verbindung von Industrie und Software, eben die Industrie 4.0, vorantreibt, • die in besonderer Weise vernetzt und innovationsstark Lösungen für die globalen Megatrends „Res-

sourcenknappheit und Klimawandel“, „Gesundheit und Ernährung“, „Kommunikation in der Infor-mationsgesellschaft“ und „demografischer Wandel“ entwickelt,

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• die zur Lösung des Megatrends „Urbanisierung“ beiträgt, indem sie die Infrastrukturbedarfe wach-sender Städte und einer infrastrukturanbietenden, global exportierenden Industrie zusammen-bringt,

• und die dadurch menschenfreundliche und nachhaltige Lösungen schafft.

Welche Verbindungen zeichnen sich für eine „neue Industrie“ in Hessen ab?

• Z. B. die Verbindung industrieller Standardisierung und qualitätsvoller individueller Gesundheitslö-sungen zu einer Gesundheitsindustrie – die auch Beiträge leistet für eine Kostendegression im aus der Sozialversicherung finanzierten Gesundheitssektor

• Z. B. die Verbindung von Industrie mit der Energiewende: durch Forschungsförderung neuer Spei-chertechnologien, wie der wieder verstärkten Forschung in Sachen Brennstoffzelle (Anschluss an den PPP-Forschungspakt mit der EU).

Diese Liste ist weder vollständig noch sicher prognostizierbar. Nicht alle Blütenträume dieser Projekti-onen werden reifen. Aber wenn Hessen seine Chancen realistisch suchen will, dann werden sie über-wiegend im Korridor dieser neuen Handlungsfelder gefunden werden.

Dafür braucht Hessen den gemeinsamen Willen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zur Fokussie-rung und Weiterentwicklung von Infrastruktur und Förderpolitik. Und es braucht das gemeinsame En-gagement der Akteure, um Ziele zu setzen und die Umsetzung voranzutreiben.

Die Entwicklung eines Leitbildes für den Industriestandort Hessen in einem gemeinsamen Prozess ist dafür der erste Schritt. Dieses Leitbild soll gleichzeitig

• Bekenntnis zu einer starken und modernen Industrie in Hessen und • Richtschnur für weitere Optimierungen des Industriestandortes sein.

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2. Woher wir kommen und was wir auf dem Weg gelernt haben

Der Wirtschaftsstandort Deutschland, in den Hessen eingebettet ist, hat in den Krisen der vergangenen Jahre eine vergleichsweise hohe Stabilität gezeigt. Diese ist vor allem auf den – im Vergleich zu den anderen europäischen Nationen – nach wie vor hohen Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung zurückzuführen. War dieser Industrieanteil Deutschlands zunächst der Grund für den kurzfristig schar-fen Einbruch bei Ausbruch der Krise, so hat der industrielle Sektor bei der anschließenden Krisenbe-wältigung seine strukturell zentrale Rolle als Stabilisator von Wohlstand und Beschäftigung gezeigt. Zurückzuführen ist dies auf die hohe Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrieprodukte, zu der auch die Senkung der Lohnstückkosten von durchschnittlich 2,2 Prozent zwischen 2000 und 2007 beitrug. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die Gemeinschaftswährung. Auf Basis einer nationalen Währung hätten Aufwertungen die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stark beeinträchtigt. Im Ge-gensatz dazu konnte die deutsche Industrie nach der Krise sogar noch von einem Rückgang des effek-tiven Wechselkurses des Euro profitieren, der die Wettbewerbsfähigkeit von Produkten aus dem Euro-raum noch einmal verbesserte.

Über die vergangenen 15 Jahre konnte in Deutschland der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung weitgehend gehalten werden. Vor dem Hintergrund eines kontinuierlichen BIP-Wachstums ist dieser Industrieanteil absolut gesehen sogar gewachsen. Dieses Wachstum wurde vor allem von der sehr positiven Entwicklung der exportorientierten Industrie getragen. So sind die Exporte des verarbeiten-den Gewerbes zwischen 1995 und 2010 deutlich schneller gestiegen als die Wertschöpfung. Neben diesen direkten Effekten ist die Industrie Initiator von weit über diesen Sektor hinausreichenden Wert-schöpfungsketten, die viele Branchen anderer Sektoren umfassen.

Was für Deutschland gilt, gilt auch für den Industriestandort Hessen. Unbeschadet des starken Dienst-leistungszentrums in der Rhein-Main Region, spielt die industrielle Wertschöpfung in Hessen eine zent-rale Rolle. Im Jahr 2010 lag der Wertschöpfungsanteil des verarbeitenden Gewerbes (produzierendes Gewerbe ohne Bergbau) in Hessen bei 17,7 Prozent (Deutschland 22 Prozent). Durch Vor- und Neben-leistungen verbunden ist ein weiterer Wertschöpfungsanteil von über sieben Prozent, so dass die Wertschöpfung aus Industrie und industrienaher Dienstleistung ein knappes Viertel der gesamten hessischen Bruttowertschöpfung bestreitet.1)

1) Berechnungsbasis 2006; In neuerer Studie sind für Deutschland bereits Zahlen für 2007 verfügbar. Sie zeigen einen wachsen-

den Anteil.

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In den letzten Jahren wird folgende Betrachtung des industriellen Sektors über die industriell herge-stellten Produkte geläufiger: Danach wird dem Industriesektor zugerechnet, was industriell hergestellt wird und bei seinem Gebrauch nicht untergeht. Nach dieser Abgrenzung arbeiten über 40 Prozent der Arbeitnehmer im so definierten industriellen Sektor.2)

Der bisherige Erfolg der Industrie am Standort Hessen läuft aber nicht automatisch weiter. Der Prozess der Globalisierung hat in den letzten Jahren auch für Industriestandorte zu einer deutlich verschärften Wettbewerbssituation geführt. Schwellenländer, allen voran die BRIC-Staaten, haben ihre Rolle inner-halb der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung verändert und beschränken sich nicht mehr auf die Rolle der Lieferanten von Rohstoffen und einfachen Produkten. Ihr Wille – mit teilweise protektionistischen Maßnahmen – immer höhere Stufen der Wertschöpfung zu besetzen, ist ungebrochen und ihre Ent-wicklung verläuft dynamisch. So entstehen immer mehr eigene hochwertige Produktionsstandorte mit hoher innerer Vernetzung und Clusterbildung, die die Entwicklung und Fertigung auch anspruchsvolle-rer Güter ermöglichen. Vor diesem Hintergrund haben entwickelte und hochpreisige Industriestandorte wie Hessen nur eine Chance, ihr Niveau zu halten oder gar auszubauen, wenn sie sich selbst ständig weiterentwickeln und die wissensbasierte Wertschöpfung ausbauen.

Dazu braucht Hessen die richtigen Standortbedingungen. Sie sollen die Innovationskraft der Unter-nehmen in den Bereichen Technologie, Organisation und Marketing stärken, die Nutzung der Trends in der industriellen Produktion begünstigen und die Vernetzung der Industrie untereinander sowie mit der Wissenschaft einerseits und der Dienstleistung andererseits unterstützen.

Die heute bereits gute Position als Forschungsstandort, die breite Branchenaufstellung mit starken Leitbranchen wie der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sowie der Metall- und Elektroin-dustrie und der hohe Anteil an unternehmensnahen Dienstleistungen sind die Chance des Industrie-standortes Hessen. Ohne den Ballast größerer Konversionsaufgaben aus einem industriellen Struktur-wandel, wie ihn z. B. das Ruhrgebiet hinter sich hat, zentral mitten in Europa gelegen und mit einer außerordentlich guten Positionierung im Bereich der Infrastruktur ist der Standort prädestiniert, in der sich neu bildenden globalen Arbeitsteilung eine herausragende Position einzunehmen und Leitanbie-ter aus Hessen zu schaffen. Diese Chance muss genutzt werden.

2) Smart Industry – Intelligente Industrie. Eine neue Betrachtungsweise der Industrie. Ergebnisse einer Studie des Instituts der

deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH für das Land Hessen 2012, S. 48 - 51

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3. Unsere Leitvorstellung – die strategische Vision.

Wie kein zweites Bundesland in Deutschland zeigt Hessen bereits heute, dass eine starke Industrie und ein starker Dienstleistungssektor keine Gegensätze, sondern vielmehr zwei Seiten einer Medaille sind. Auch der Internationalisierungsgrad ist vor allem in der Metropolregion FrankfurtRheinMain so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Damit verfügt Hessen über eine hervorragende Ausgangs-basis, um von der globalen Reorganisation der industriellen Wertschöpfung überdurchschnittlich zu profitieren.

Wir wollen in den kommenden Jahren diese Chance auf breiter Basis nutzen und Hessen zu einer der modernsten Industrieregionen Europas machen. Diese Region soll gekennzeichnet sein durch über-durchschnittlich viele moderne Industrieunternehmen, denen hier so gut wie an keinem zweiten Ort die Verschmelzung von klassischer Industrie, Software und Dienstleistung gelingt.

Als Gradmesser der Modernität dient die Platzierung Hessens bei den sechs Einzelindikatoren des europäischen Innovationsindex:

• Forschungs- und Entwicklungsausgaben bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt

• Personal in Forschung und Entwicklung bezogen auf die Erwerbspersonen insgesamt

• Erwerbstätige in industriellen Hochtechnologiebranchen bezogen auf die Erwerbstätigen insgesamt

• Erwerbstätige in wissensintensiven Dienstleistungen bezogen auf die Erwerbstätigen insgesamt

• Erwerbstätige, die in wissenschaftlich-technischen Berufen arbeiten, bezogen auf die Erwerbstäti-gen insgesamt

• Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt je 1 Mill. Einwohner

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Im Gesamtindex nimmt Hessen heute Platz acht im Innovationsranking ein. Es ist unser Ziel, Hessen unter die Top-5 der Innovationsrangliste zu platzieren.

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Der Nutzen einer modernisierten und intensivierten industriellen Wertschöpfung für die hier ansässi-gen Unternehmen besteht in der Konzentration und Neuordnung von Kompetenzen, die wiederum Ausgangspunkt für weiteres Wachstum und weitere Wohlstandsgewinne für die Menschen in Hessen sind.

Die Umsetzung In enger Zusammenarbeit zwischen Landesregierung, Industrieverbänden und Unternehmen wurden fünf Handlungsfelder definiert, in denen gemeinsam an der weiteren Modernisierung des Industrie-standorts Hessen gearbeitet werden soll.

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1. Einstellungen verändern

2. Ressourcen sichern

3. Das Neue erschließen

Diese Handlungsfelder sind kein Prioritäten-Ranking und auch keine nacheinander abzuarbeitende Liste. Vielmehr hängt der Erfolg entscheidend davon ab, dass auf allen Feldern gleichzeitig Fortschritte erzielt werden, die sich wechselseitig verstärken.

Akzeptanz & Industriefreundlichkeit

Die Lösungsbeiträge der Industrie zu einem guten Leben verdeutlichen

Infrastruktur & Flächen

Den Vorteil der zentralen Lage optimal nutzen

Energie, Rohstoffe & Umwelt

Wettbewerbsnachteile beseitigen und vorhandene Potenziale erschließen

Innovation & Bildung

Die Wissensarbeit(er) stärken

Die neue Industrie

Die Dynamik für neue Wertschöpfung nutzen

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4. Die Handlungsfelder

4.1 Einstellungen verändern

Um Hessen bis 2030 zu einer der modernsten Industrieregionen Europas zu machen, muss das Land seine Chancen im Wettbewerb mit anderen Regionen gezielt nutzen, indem es die gesellschaftliche Akzeptanz dafür herstellt, die Ressourcen sowie die Infrastruktur sichert und das Neue erschließt.

Spagat zwischen Kundenwunsch und maximaler Standardisierung Industrie ist von Anfang an die Lösung der Probleme von entstehenden Massengesellschaften gewe-sen. Je größer und intensiver die arbeitsteilige Standardisierung, desto größer die gefertigte Anzahl der Produkte, desto günstiger die Produktion, desto mehr Kostenvorteile bezogen auf das einzelne Pro-dukt und desto besser die Versorgung der wachsenden Anzahl von Menschen mit Produkten, und des-to mehr auch Beschäftigte im Wertschöpfungsprozess. Eine Massengesellschaft braucht Massenpro-dukte, günstig und mit guter Qualität. Die Industrialisierung machte und macht es möglich. Um 7 Mrd. und mehr Menschen zu ernähren, zu kleiden, ihnen Wohnung und Arbeit zu schaffen, ihre Kommuni-kation zu verbreitern und ihr Wissen zu intensivieren, ihre Energie zu sichern, ihren Müll zu entsorgen und zu recyceln, brauchen wir mehr, nicht weniger Technik, und mehr, nicht weniger Industrie.

Unsere Wünsche sind komplex, teilweise widersprüchlich Wir wollen die Segnungen des Wohlstands und alle Vorteile einer maximalen, globalen, standardisier-ten Arbeitsteilung und deren durch die Skaleneffekte immer günstigeren Produktion und den daraus sich ergebenden günstigen Preis.

Wir wollen aber auch das individuelle Optimum nicht nur im Produkt und seiner Dienstleistungsverpa-ckung, sondern auch schon in der sozialen Gestaltung der Arbeitsprozesse und der ökologischen Nut-zung der Energie. Diese Qualität hat ihren Preis, der seine Käufer finden muss.

Akzeptanz & Industriefreundlichkeit

Die Lösungsbeiträge der Industrie zu einem guten Leben verdeutlichen

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Für unsere auf Wachstum gründende Wohlstandssicherung wollen wir definitiv keine umweltschädli-chen Folgen, die mit einer industrialisierten Produktion verbunden sind: keine Emissionen, keinen ausufernden Ressourcenverbrauch, keine fossilen Energien, keine Müllberge. Dafür brauchen wir intel-ligente Lösungen.

Diese Komplexität müssen wir aushalten und alle gemeinsam an den Lösungen der Widersprüche arbeiten. Einfache Lösungen gibt es hier nicht. Und deshalb dürfen wir uns nicht von einseitiger Recht-haberei überwältigen lassen: Weder von Beschönigungen des Ressourcenverbrauchs noch von Dekla-rationen pauschaler Wachstums- und Wohlstandsverzichte, was weder den hoch entwickelten Indust-rieländern noch Teilen der Gesellschaft zusteht, die mit ihrem Wohlstand zufrieden sind.3)

Bewältigung von Komplexität verlangt wechselseitige Akzeptanz Um mit diesen teilweise widersprüchlichen Wünschen und Forderungen richtig umzugehen, muss man sie als berechtigte Anliegen verstehen und respektieren. Das beinhaltet aber auch Akzeptanz und Respekt gegenüber der Industrie. Denn die moderne Industrie will und kann Lösungen für die vielfälti-gen Probleme und Herausforderungen entwickeln.

Industriefreundliche Einstellung entwickeln und pflegen Voraussetzung für die Weiterentwicklung der Industrie am Standort Hessen ist eine hohe Akzeptanz der Industrie und ihrer Bedürfnisse, eher sogar eine Art von Begeisterung für das, was sie leistet und welche Vorteile sie schafft, ohne zu verschweigen, was sie kostet und welche Nachteile man dabei in Kauf nehmen muss.

Solcherart Akzeptanz oder gar Begeisterung resultiert aus der Erkenntnis der existentiellen Funktion, die die Industrie für unseren Wohlstand hat, und – wichtiger noch – aus der Einsicht in die Lösungs-kompetenz der Industrie für die vielen Probleme unserer Massengesellschaften.

Wir müssen jetzt, da es uns gut geht, wieder verstehen lernen, dass Wohlstand nicht selbstverständ-lich ist, und dass man etwas für den Erhalt und den Ausbau dieses Wohlstandes tun muss: dass es keinen ökonomischen Nutzen gibt, wenn man die Ökonomie mit vorgeschriebenen Wünschen über-frachtet, überreguliert und fesselt. Und wir müssen erst wieder lernen, welchen sozialen Nutzen indust-rielle Standardisierung schafft, und welche Individualisierungen inzwischen möglich sind und durch die eingebauten Lerneffekte künftig noch viel stärker zu entwickeln sind.

3) „Smart Industry – Intelligente Industrie“ 2012, S. 7 – 9

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Die Tragfähigkeit unserer Gesellschaft für die Erfordernisse eines prosperierenden Industriestandorts muss wieder erhöht werden. Unser Land muss wieder in der Lage sein, Großprojekte zu realisieren. Ansonsten sind – auch für die Industrie essentielle – Vorhaben wie die Energiewende oder der Infra-strukturausbau nicht zu leisten.

In der Herstellung dieses Verständnisses sind insbesondere die Unternehmer und Unternehmen selbst gefordert. In öffentlichen Auftritten und in den privaten Netzwerken müssen die realen Zusammen-hänge zwischen Industrie, technischer Entwicklung, Wohlstand und Lebensqualität anschaulich vermit-telt und für eine aktive Unterstützung der Industrie geworben werden. Um dies zu erreichen, ruft die Initiative Industrieplatz Hessen zu einer Kommunikationsoffensive auf, die darauf zielt,

• das Bild der Industrie zu korrigieren: Weg vom Ressourcenverschwender hin zu einem geschätzten Problemlöser für Urbanisierung, für Globalisierung und Nachhaltigkeit, indem die neu gewonnene Aufmerksamkeit der Industrie genutzt wird, um die Bedeutung, die Viel-falt und die Veränderungen dieses Sektors in Hessen deutlich zu machen, solange das „Fenster der Gelegenheit“ offensteht.

• die Technologieoffenheit zu fördern, indem gezeigt wird, welchen bedeutenden Beitrag technische Entwicklungen und Innovationen für in der Gesellschaft positiv besetzte Felder wie Ressourcen- und Umweltschutz, nachhaltige Entwick-lung, Energiewende oder Gesundheit leisten. Neue technologische Lösungen sind häufig die einzi-gen Schlüssel zur Bewältigung der Probleme einer „hot, flat and crowded World“ (Friedman)

• die Wertschätzung gegenüber der Industrie zu erhöhen, indem wir die Industrie wieder näher an die Menschen bringen, ihre Leistungen deutlich machen, Mitarbeiter als Botschafter gewinnen und eine Eigendynamik „Pro Industrie“ initiieren.

Beispielhafte Umsetzungsvorschläge Die Kommunikationsmaßnahmen stehen unter dem Motto „Pro Industrie“ und schaffen durch ein-prägsame Bilder und Slogans Aufmerksamkeit. Bei allen Maßnahmen geht es um die zentrale Bot-schaft, dass die Industrie Basis unseres Wohlstandes ist und dass ihre weitere Entwicklung über den Erhalt und den Ausbau unseres Wohlstandes zumindest mitentscheidet.

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• Roadshow industriepolitisches Leitbild Hessen: In einer „Roadshow“ wird das industriepolitische Leitbild auf verschiedenen politischen Ebenen und bei den betroffenen Organisationen präsentiert. Über Partner in den Regionen werden alle regionalen Organisationen und Körperschaften (Regio-nalvertretungen der Industrieverbände, IHK, Wirtschaftsförderer, Stadtregierungen, Cluster etc.) eingeladen. Begleitet wird jede Veranstaltung von einem Vertreter der IPH, der über Ziele und Ab-sichten des Leitbildes Auskunft gibt, sowie einem Vertreter des Ministeriums. Nach der Vorstellung des Leitbildes gibt es die Möglichkeit zur Diskussion, wie vor Ort zur Umsetzung des Leitbildes bei-getragen werden kann. Auslage der IPH-Publikationen.

• Tag der hessischen Industrie: Etablierung eines offiziellen Tages der hessischen Industrie. Er findet hessenweit einmal pro Jahr statt. Neben einer zentralen Veranstaltung kann der Tag von den Un-ternehmen als Tag der offenen Tür genutzt werden. Unterstützung durch Teilnahme von Landtags-abgeordneten, (Ober-) Bürgermeistern, Verbandsvertretern etc., Verknüpfung des Tages mit Aktio-nen in Schulen und Universitäten. Einblicke in die Welt der hessischen Industrie werden ermöglicht.

• Kooperationen mit Schulen in Hessen (alle Jahrgänge): Unternehmen gestalten Projektwochen in den Schulen mit. Diese finden zum Teil in den (nahegele-genen) Unternehmen statt. Motto: Industrie macht Spaß!

• Kooperationen mit den relevanten Universitäten in Hessen: Hessische Industrieunternehmen bieten Semester-Projekte (frühzeitige Nachwuchskräfte-

bindung) an; Kooperationen mit Unis und FHs Einbindung von Professoren aus den relevanten Fachbereichen als Botschafter für die Industrie Referenten-Vermittlung: Unternehmer aus der hessischen Industrie halten Vorträge in Hoch-

schulen (evtl. auch in Form einer Vorlesungs-Reihe mit unterschiedlichen Gastreferenten) und berichten aus ihrem Arbeitsalltag, bringen, wenn möglich, Exponate mit, laden in die Unter-nehmen selbst ein.

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4.2 Ressourcen sichern

Bereits viel erreicht Hessen liegt im Zentrum einer der reichsten und am dichtesten bevölkerten Regionen der EU - und hat sowohl das hoch entwickelte Verkehrs- als auch Kommunikationssystem, das Unternehmen brauchen, um diesen Lagevorteil optimal zu nutzen. Unternehmen des Industrie-/ Dienstleistungsverbundes sind in erheblichem Maße auf eine sehr leistungsfähige Infrastruktur angewiesen. Dies gilt gleichermaßen für den Transport von Gütern, für die Mobilität der Wissensarbeiter wie für die Echtzeitkommunikation.

Eine intelligent vernetzte Infrastruktur erhöht die Rentabilität unternehmerischer Investitionen und bietet Anreiz für weitere Investitionen des privaten Sektors.

Qualität der Verkehrsinfrastruktur halten und ausbauen Hessen mit seinem Zentrum Rhein-Main bietet Unternehmen schnelle und effiziente Versorgungs- und Vertriebsverbindungen mit anderen wichtigen Zentren in Europa und allen Teilen der Welt. Hessen verfügt über eines der dichtesten Flugstrecken-, Straßen- und Bahnnetze in Europa mit einem hohen Maß an intermodaler Verknüpfung. Die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung einer erstklassigen Verkehrsinfrastruktur kostet erhebliche Mittel. Diese müssen auch weiterhin aufgewendet werden, damit ein Substanzverzehr vermieden und die gute Wettbewerbsposition Hessens gehalten werden kann. Darüber hinaus ist die intermodale Verknüpfung der einzelnen Verkehrsträger permanent zu optimieren.

Antworten auf wachsende Logistikanforderungen entwickeln Die verstärkte Vernetzung der Wirtschaft, die Dezentralisierung von Wertschöpfungsprozessen und der zunehmende Online-Handel erhöhen das Logistikaufkommen. Hessen mit seiner zentralen Lage und seiner Drehscheibenfunktion profitiert in hohem Maße vom Wachstum dieses Industriezweigs. Alle Teilnehmer der Logistikkette müssen intelligent und intermodal vernetzt werden, um bestehende Inf-rastrukturen wesentlich effizienter zu nutzen. Mit dem „House of Logistics and Mobility“ trägt Hessen der wachsenden Bedeutung des Logistiksektors Rechnung und fördert seine Weiterentwicklung. Auch

Infrastruktur & Flächen

Den Vorteil der zentralen Lage optimal nutzen

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der Öffentlichkeit muss dabei die zentrale Rolle einer modernen Logistik für den Industriestandort bewusst gemacht werden.

Flächenangebot transparent machen Hessen hat mit seinen drei Regionalplänen Nord-, Mittel- und Südhessen spezielle Gebiete für die in-dustrielle Nutzung und Rohstoffgewinnung geschaffen. Diese Gebiete befriedigen die besonderen Standort- und Erschließungsansprüche der Industrie und bieten heute bereits beste Voraussetzungen für weiteres Wachstum. Diese Planung soll auf Basis der jeweils aktuellen Bedürfnisse weiterentwi-ckelt werden. Zu ergänzen wäre sie durch eine Datenbank der in Hessen verfügbaren Industrie- und Logistikflächen mit ihrem Profil und einer Suchfunktion auf Basis definierter Parameter.

Digitale Infrastrukturen ausbauen Hessen ist Bestandteil des digitalen Backbones Europas. Es bietet Kommunikation und Anbindung auf einem Niveau und mit einer Zuverlässigkeit und Schnelligkeit, wie sie andernorts kaum zu finden sind – verbunden mit einer Konzentration größter Rechenzentren. Frankfurt am Main gehört zu den führen-den Internet- und Datencenterknoten Europas und baut seine Position ständig aus. Eine sichere und kostengünstige Energieversorgung ist dabei zu einem Wettbewerbsfaktor geworden und muss sicher-gestellt werden. Der im Rahmen der Aktionslinie „Hessen-IT“ vorangetriebene Ausbau von Breitbandhochgeschwindig-keitsnetzen muss zügig fortgesetzt werden, um auch in den ländlichen Regionen für optimale Stand-ortbedingungen zu sorgen und das Entstehen eines Industriestandorts der zwei Geschwindigkeiten zu vermeiden.

Energie für die Industrie Für die Weiterentwicklung des Industriestandortes Hessen ist es entscheidend, dass der Umbau der hessischen Energieversorgung im Rahmen der Energiewende mit möglichst geringen Kostensteige-rungen einhergeht. Versorgungssicherheit und Stabilität der Übertragungs- und Verteilnetze müssen gewährleistet sein, teilweise sogar über den heutigen Standard der Netzdienstleistungen hinaus. Dar-über hinaus gilt es, intelligente Energienetze durch den Einsatz von IKT Wirklichkeit werden zu lassen.

Energie, Rohstoffe & Umwelt

Wettbewerbsnachteile beseitigen und vorhandene Potenziale erschließen

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Seit 1998 erhöhten sich die Preise für Erzeugung, Transport und Vertrieb von elektrischer Energie le-diglich um 11 Prozent. In demselben 15-jährigen Zeitraum stiegen aber die staatlichen Abgaben und Steuern um 243 Prozent an. Inzwischen machen staatlich induzierte Abgaben mehr als 50 Prozent des Strompreises aus. Auch unter ökologischen Gesichtspunkten leidet der Markt unter erheblichen Fehl-steuerungen. Hocheffiziente Gaskraftwerke werden aufgrund gefallener Börsenpreise von alten Kohle-kraftwerken verdrängt. Dies konterkariert die Energiewende. Eine Überarbeitung des EEG und die Etab-lierung eines neuen Marktdesigns sind dringend erforderlich. Die hessische Landesregierung muss auf Bundesebene auf ein neues Marktdesign hinwirken, das die Fehlsteuerung der aktuellen Rahmenbe-dingungen heilt.

Die sich durch die Energiewende bietenden Chancen sollen von der hessischen Industrie optimal ge-nutzt werden können. Dies ist grundsätzlich in einer privatwirtschaftlichen Wettbewerbsordnung am besten zu gewährleisten, bei der die Politik lediglich die Rahmenbedingungen festlegt, die Suche nach der besten Lösung aber – wo immer möglich – dem Markt überlässt.

Innovationspotential bei Speicher-, Steuerungs- und Netztechniken sowie der Energieeffizienz aus-schöpfen Innovationen sind der Motor der Energiewende. Bei den Speicher-, Steuerungs- und Netztechniken besteht noch ein hohes Innovationspotential für die hessischen Unternehmen. Energieeffizienz ist ei-ner der größten Einsparhebel für Umwelt und Kosten. Neue Techniken und Geschäftsmodelle können Industriegebäude effizienter machen, Automatisierung und neue Antriebstechniken setzen zusätzliche Effekte in der Fertigung frei. Im Rahmen eines neuen Energiewende-Marktdesigns und intelligenter Energienetze (Smart Grids) werden zudem neue Optimierungsmöglichkeiten im Zusammenspiel von volatilen Energieerzeugern und angepasstem Energieverbrauch möglich. Hessen hat diese Felder als Wachstumspotentiale für den Standort erkannt und unterstützt im Rahmen seiner Innovationsförde-rung die hessische Industrie bei der Suche nach neuen Lösungskonzepten und Technologien. Nach der hessischen Innovationsstrategie 2020 werden Förderungen konzentriert auf Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiespeichertechnologien sowie System- und Netztechnik und deren Zusammen-wirken. Sie sollen die Entwicklung von wettbewerbsfähigen Produkten und Lösungen unterstützen.

Energetische Rohstoffe gewinnen Hessen verfügt über Vorkommen von Schiefergas. Im Interesse einer verstärkten Nutzung eigener Rohstoffe sollte Hessen sich für die umweltverträgliche Weiterentwicklung von Gewinnungsmethoden

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und Fördertechnologien dieser Gasvorkommen (z. B. Fracking) einsetzen, um die Chance auf niedrige-re Gaspreise zu nutzen.

Rohstoffsicherung Für die in Hessen vorhandenen natürlichen Ressourcen hat das Land frühzeitig ein Rohstoffsiche-rungskonzept entwickelt und umgesetzt. Hessen unterstützt auch die Anstrengungen der Bundesregie-rung, Rohstoffabkommen mit rohstoffreichen Ländern zu schließen. Aber gerade die heimische Roh-stoffindustrie muss in ihrer Arbeit unterstützt werden. Sie verringert die Abhängigkeit von ausländi-schen Lieferungen und liefert wichtige Lösungen für die Industrie und den Alltag der Menschen. Neben der traditionellen Rohstoffgewinnung sollen in Hessen und aus Hessen heraus auch neue Rohstoff-quellen erschlossen werden.

Urban Mining und Landfill Mining zur Ressourcengewinnung nutzen Die Nutzung von Städten und Deponien als Rohstoffminen sind Konzepte zur Rückgewinnung von Rohstoffen, die den gesamten Kreislauf von Produkten aller Größenordnungen berücksichtigen – vom Design for Mining über die Produktinformation bis zur Prospektion. Die Konzepte stecken noch in den Kinderschuhen, können aber zu wichtigen Ressourcenzugängen weiterentwickelt werden.

Materialwirtschaft ausbauen Neue Werkstoffe und bekannte Werkstoffe, die mit neuen Eigenschaften versehen werden, können helfen, seltene Rohstoffe zu ersetzen. Hessen hat mit dem Cluster „Materials Valley“ bereits eine aus-geprägte Stärke in diesem Bereich. Die 2012 gestartete Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreis-läufe und Ressourcenstrategie IWKS in Hanau wird vom Land Hessen mit 24 Millionen Euro gefördert. Die Industrie wird die so verfügbar gemachten Forschungs- und Entwicklungskapazitäten nutzen und den Aufbau eines Fraunhofer-Instituts durch Aufträge maßgeblich unterstützen. So wird Hessen zum bevorzugten (Ansiedlungs-) Standort für materialforschende Unternehmen.

Umweltkompatibilität sicherstellen Die Industrie muss sich umweltkompatibel entwickeln. Dazu gehören die weitere Intensivierung der Energie- und Ressourceneffizienz innerhalb der Unternehmen sowie die Nachhaltigkeit der gesamten Lieferkette von den Vorlieferanten über die eigene Produktion bis zur Logistik und Distribution an den Kunden. Ein umweltorientiertes Leistungsportfolio bietet große Marktchancen für die Industrie.

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4.3 Das Neue erschließen

Wettbewerbsvorteile kreieren Innovationen sind der Antrieb für eine erfolgreiche Industrie. Und Wissensarbeiter werden für die Inno-vationskraft der Industrie immer wichtiger. Dies gilt nicht nur für die Mitarbeiter in den Forschungs- & Entwicklungsabteilungen, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Unternehmen. Ein durchgängiges Bildungs-, Ausbildungs- und Weiterbildungssystem ist daher erfolgskritisch für einen prosperierenden Industriestandort.

Momentan gehen ca. 90 Prozent der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der deutschen Wirt-schaft von der Industrie aus – hier werden die Innovationen gemacht. Trotz einiger Großunternehmen, die aufgrund ihrer industriellen Nachfrage eine wichtige Ankerfunktion innerhalb des industriellen Sektors ausüben, ist das Industrieland Hessen vor allem mittelständisch geprägt. Die F&E in diesem Segment findet weniger grundlagenorientiert als vielmehr markt- und kundenorientiert statt. Der Vor-teil dieser Art der Entwicklungsarbeit besteht im schnellen „Time to Market“, der Nachteil in der Kurz-fristigkeit der so aufzubauenden Wettbewerbsvorteile. Wichtig für die Weiterentwicklung der Industrie am Standort Hessen ist beides:

• Eine bedarfsorientierte Weiterentwicklung bestehender Wertschöpfungen mit dem Ziel, vor allem komplexe Nachfragen zu befriedigen, um Wettbewerbsvorteile länger aufrechterhalten zu können. Dies ist in erster Linie die Aufgabe der Industrie und der mit ihr verbundenen Dienstleistern selbst.

• Ergänzt werden muss dies durch stärker an zukunftsorientierten Themenfeldern orientierte Innova-tionsanstrengungen und -förderung. Mit der Entwicklung der Innovationsstrategie 2020 verknüpft und verstärkt das Land Hessen bereits die Anstrengungen in diesem Bereich und setzt auf die schon aufgebaute vielfältige und leistungsfähige Forschungslandschaft in Hessen auf.

• Beide Prozesse sollten durch die Einführung einer steuerlichen Förderung von F&E unterstützt wer-den. Sie belohnt forschungsfreudige Unternehmen, ist wettbewerbsneutral und unbürokratisch, was sie gerade für KMU äußerst attraktiv macht. Hessen sollte daher seinen bundespolitischen Einfluss

Innovation & Bildung

Die Wissensarbeit(er) stärken

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geltend machen, und sich für die Einführung einer steuerliche F&E-Förderung stark machen. Von ihr würde die hessische Wirtschaft dank ihrer Forschungsstärke besonders stark profitieren.

Auf Schlüsselbereiche konzentrieren: Stärken stärken – Potenziale entwickeln Unter dem Motto „Stärken stärken – Potenziale entwickeln“ soll sich aus Industriesicht die Innovati-onsförderung auf marktrelevante Schlüsselbereiche konzentrieren, in denen die hessische Industrie (Technologieanbieter und Anwendungsbranchen) bereits gut positioniert ist oder ein hohes Wachs-tumspotential aufweist.

Die Konzentration auf Schlüsselbereiche berücksichtigt, dass sich die klassischen Branchenabgren-zungen zunehmend auflösen und neue, übergreifende Handlungs- und Kooperationsfelder entstehen. Innovationsförderung sollte daher an solchen Themenfeldern ausgerichtet werden. Aus Sicht der In-dustrie sind dies: • Gesundheit • Mobilität • Urbanität • Umwelt, Energie und Ressourceneffizienz • Kommunikation in der Informationsgesellschaft/Digitale Wissensindustrien

Im Rahmen von Förderungen sollte insbesondere auf die Vollständigkeit der Wertschöpfungsketten geachtet werden, damit Hessen von den jeweiligen Trends optimal profitieren kann und Verlagerungs-effekte vermieden werden. Das Hauptaugenmerk soll auf der Förderung von innovativen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) entlang der Wertschöpfungskette liegen.4)

Hessischen Patentverwertungsfonds errichten und an EU-Forschungspakt andocken Gegenwärtig laufen unter der Führung des Wissenschaftsministeriums Planungen für einen Hessi-schen Patentverwertungsfonds, der als Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft in Form eines Patenmodells aufgesetzt wird und den Trägerkreis des Validierungsfonds erweitern soll. „Patent-paten“ aus dem Kreis interessierter forschender Unternehmen aus unterschiedlichen Technologiebe-reichen sollen in den Bewertungsgremien des Patentfonds für mehr Marktnähe sorgen und konkurrie-rende Vorschläge in einem Pitch auswählen.

4) Smart Industry 2012, S. 15: „Insgesamt zeigen die Indikatoren zur F&E- und Innovationstätigkeit, dass kleine und mittlere Un-ternehmen und die Dienstleistungsbranchen Defizite haben. Auf die größeren Unternehmen entfallen in Deutschland etwa 90

Prozent der F&E-Ausgaben und 80 Prozent der Innovationsaufwendungen.“

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Sinnvoll wäre eine Andockung an den im Juli 2013 errichteten und mit 22 Mrd. Euro als Public Private Partnership ausgestatteten EU-Forschungspakt zur Förderung von sauberem Flugverkehr, Brennstoff-zellentechnik, innovativer Medizin, Elektronik und Biotechnologie.

Betriebliches Innovationspotenzial erhöhen Innovationsmanagement in KMUs vollzieht sich häufig wenig formal, kaum standardisiert und wenig methodenbasiert. Dies erhöht die Fehlschlagquote und führt in der Folge zu einer Unterschätzung des Innovationsmanagements für den Unternehmenserfolg. Um die Innovationskraft im industriellen Mit-telstand zu erhöhen, ist eine Verbesserung der Kenntnis von systematischem Innovationsmanagement erforderlich. Insbesondere die Verbände und Vereinigungen der Industrie und der Gesamtwirtschaft sind aufgefordert, hier stärker zu unterstützen.

Lernnetzwerke „Innovation“ etablieren Die hessischen Großunternehmen der Chemie, Pharmazie und des Automobilbaus oder auch der Elektrotechnik sind extrem innovationsstark. Von den von ihnen entwickelten Innovationskonzepten und -strategien kann der Mittelstand profitieren. Prototypisch ist das weltweit mittlerweile intensiv praktizierte Modell der Open Innovation, bei der die klassische Innovationszusammenarbeit mit Uni-versitäten und Forschungsinstituten zur geteilten „Intellectual Property“ und der interaktiven Wert-schöpfung fortentwickelt wird. Dadurch kann auch der industrielle Mittelstand stärker an der Grundla-genforschung partizipieren und dennoch ein schnelles „Time to Market“ erreichen. Es sollen Lernnetz-werke etabliert werden, die moderne Methoden des Innovationsmanagements auf den industriellen Mittelstand transferieren helfen. Wissens- und Technologietransfer Der Zugang zu Technologie und die Existenz von F&E-Netzwerken haben einen deutlich positiven Effekt auf Wachstum und Beschäftigung. Hessen verfügt über eine ausgeprägte Forschungslandschaft. Die Zusammenarbeit insbesondere der mittelständischen Industrie mit den vielen Hochschulen, hier vor allem Fachhochschulen und wissenschaftlichen Instituten in Hessen muss genauso weiter gefördert werden, wie der Aufbau von intraindustriellen F&E Netzwerken und Kooperationen zwischen Industrie und Dienstleistern. Diese Aufgabe soll seitens der Organisationen der Wirtschaft verstärkt wahrge-nommen werden.

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Cluster bilden Unternehmen, die in Clustern und Netzwerken arbeiten sind im Schnitt erfolgreicher als andere. In Hessen existiert bereits eine Reihe von industriellen Clustern. Bei der Clusterförderung verfolgt Hessen einen Bottom-Up-Ansatz, d. h. die Initiative muss von der Wirtschaft selbst ausgehen. Es soll ein Clus-teratlas erstellt werden, der den Unternehmen hilft, das für sie richtige Cluster zu finden und die Zu-sammenarbeit zwischen den Clustern zu stärken.

Facharbeitskräftepotential erhöhen Laut der Fachkräftekommission muss bis 2030 von einer Verringerung des Arbeitskräfteangebots in Hessen um 300.000 bis 400.000 ausgegangen werden. Die Ergebnisse des IAB-Betriebspanels 2011 zeigen, dass die Betriebe Hessens die aus der demografischen Entwicklung resultierenden Probleme wahrnehmen und auf einem guten Weg sind, sich aktiv auf den demografischen Wandel einzustellen. Auf diesem Weg muss weitergegangen werden.

Das Thema Industrie im Bildungskanon verankern Die Rolle der Industrie in der Wirtschaft und für die Wohlfahrtsentwicklung unseres Landes muss be-reits in den Schulunterricht integriert werden. Die bestehenden Currikula sollten dahingehend erwei-tert werden. Daneben sollen die zahlreichen Maßnahmen, die eine verstärkte Hinwendung junger Menschen beiderlei Geschlechts zu technischen und naturwissenschaftlichen Berufen fördern, ver-stärkt und noch besser verzahnt werden. Auch der Übergang von Schule in Beruf soll optimiert werden, indem die berufliche Orientierung wieder in die Schulzeit verlagert wird und die Lehrkräfte in dieser Aufgabe unterstützt werden.

Ausbildungsreserven nutzen Um das Fachkräftepotential zu erhöhen, soll die Quote der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss gesenkt und bisher nicht als ausbildungsfähig charakterisierte Jugendliche sollen zur Ausbildung quali-fiziert werden. Tarifparteien, Unternehmen und Bildungseinrichtungen sind aufgerufen, die erforderli-chen Modelle und Angebote zu entwickeln.

Beschäftigungsfähigkeit erhalten Das umfangreiche Wissen und die Erfahrung Älterer stellt ein großes Potential dar. Es muss gesichert, weiterentwickelt und weitergegeben werden. Neben einer fortgesetzten Aktualisierung des Wissens-stands muss die betriebliche Organisation ein optimales Einbringen der Leistungen, aber auch die individuellen Belange älterer Mitarbeiter sicherstellen.

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Lebenslang Lernen In der Geschwindigkeit, in der sich industrielle Wertschöpfung ändert, ändern sich auch die Anforde-rungen an die Mitarbeiter. Die hessische Industrie bekennt sich zum Konzept des lebenslangen Ler-nens und will dies in ihren Betrieben aktiv umsetzen.

Familie und Beruf vereinbar machen Die Beschäftigung und Förderung weiblicher Fachkräfte gewinnt für die Industrie immer mehr an Be-deutung. Mit dem wachsenden Anteil von Doppelbeschäftigungen in den Familien wächst auch der Bedarf an Lösungen für die Vereinbarkeit von familiären und beruflichen Anforderungen. Als Antwort darauf will die hessische Industrie flexible Formen der Arbeitszeitgestaltung sowie Lösungen entwi-ckeln, wie Arbeitnehmer vor allem ihren sozialen Aufgaben in der Kinder- und Altenbetreuung Rech-nung tragen können.

Zuwanderung von Fachkräften erleichtern Trotz aller eigenen Anstrengungen ist die hessische Industrie mittelfristig auf die Zuwanderung von vor allem gut ausgebildeten Fachkräften aus dem MINT-Bereich angewiesen. Das Land Hessen soll sich für eine stärkere Zuwanderung von Fachkräften vorrangig aus Ländern der EU nach Hessen einsetzen.

Ganzheitliche Lösungen und die Verdienstleistung der Industrie Insbesondere an den reifen Industriestandorten verändert der Sektor sein Gesicht. Der ursprüngliche Produktfokus wird mehr und mehr durch ganzheitliche Lösungskonzepte ergänzt oder verdrängt, ob-wohl diese anfangs nicht immer bei allen auf Nachfrage stoßen. So stehen beispielsweise bei der öf-fentlichen Infrastruktur – z. B. den wachsenden Städten und ihrer schnell zu erneuernden Infrastruktur - Ressortbudgets den unter Wirtschaftlichkeits- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten überlegenen ganzheitlichen Lösungen entgegen. Teil des mehr und mehr vordringenden Lösungsansatzes ist auch die zunehmende Verdienstleistung von industriellen Gütern. Was mit Finanzierungs- und Leasingange-boten begann, reicht heute bis zum Vertrieb der mit den industriellen Produkten erzeugten Prozesser-gebnisse, der Auslagerung ganzer Wertschöpfungsstufen an Dienstleister oder dem Insourcing von ergänzenden Dienstleistungen.

Die neue Industrie

Die Dynamik für neue Wertschöpfung nutzen

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Die 4. Industrielle Revolution Neben diesen schon länger laufenden Entwicklungen hat sich in jüngster Zeit ein neuer Trend durch-gesetzt, der die industrielle Produktion selbst revolutionieren kann. Nach der Erfindung der Dampfma-schine, der Einführung der Massenfertigung und der Digitalen Revolution steht nun die vierte industri-elle Revolution vor der Tür. Im Zentrum dieser Industrie 4.0 steht das immer stärkere Zusammenspiel der realen Welt in Form von physischen Produkten und Produktionssystemen mit der digitalen Welt und ihrer zunehmenden Vernetzung im Internet. Dieses Zusammengehen erlaubt es, sämtliche Pro-zesse der Wertschöpfungskette digital zu verknüpfen. Die einzelnen Geschäfts- und Produktionspro-zesse greifen nahtlos ineinander über. Bereits heute werden neue Produkte und Produktionsanlagen mit IT-Unterstützung und Software zunächst virtuell entwickelt, simuliert und optimiert, noch bevor sie in der realen Welt existieren. Auch aus der Planung, Steuerung und Überwachung von Produktionsab-läufen sind IT und Software nicht mehr wegzudenken. In modernen, automatisierten Fabriken sind Bauteile, Werkzeuge und Transportcontainer, Maschinen und Fördereinrichtungen mit Sensoren und Kommunikationssystemen ausgestattet, die in jeder Sekunde Tausende von Daten untereinander aus-tauschen und auswerten. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. In Zukunft steuern sich Produktions-prozesse selbst, Produkte können in ihren eigenen Produktionsprozess eingreifen und Fehler vermei-den oder für individuelle Spezifikationen sorgen. Serienfertigung und Einzelanfertigung sind in dieser Welt keine Gegensätze mehr.

In Hessen bieten sich insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie, der optischen Industrie, dem Anlagen- und Maschinenbau sowie der Logistik Anwendungspotentiale. Es sollen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass hessische Unternehmen diese Entwicklung zum Ausbau der Wert-schöpfung in Hessen nutzen können. Neben der für den Bereich Automatisierung und Systemtechnik bereits bestehenden öffentlichen Förderung werden die Wirtschaft und ihre Organisationen verstärkt den Fokus auf den Wissenstransfer und das Stiften von Entwicklungspartnerschaften legen.

• Anschluss der KMU an Entwicklung sicherstellen Die im April 2013 gegründete Plattform Industrie 4.0 zielt auf den Aufbau eines deutschen Leit-markts und einer Leitanbieterschaft modernster Produktionstechnologien. Die Ergebnisse dieser Plattform sollen insbesondere auch im Bereich der KMUs nach Hessen transformiert werden, um über eine schrittweise Erhöhung des Automatisierungsgrades entlang des gesamten Produktle-benszyklus die Unternehmen in die Lage zu versetzen, auch die mittel- und langfristigen Potentiale von Industrie 4.0 ausschöpfen zu können.

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• Schneller Transfer von Forschungsergebnissen Die aktuelle Forschung zu der horizontalen und vertikalen Integration von Produktionssystemen sowie zur Durchgängigkeit des Engineerings ist erfolgskritisch für die Umsetzung des Konzeptes der intelligenten Produktion. Die Ergebnisse dieser Forschung werden interessierten KMUs zugänglich gemacht und Ansprechpartner auf Forschungsseite vermittelt.

• Arbeitsgruppe zur Organisation moderner industrieller Arbeit: „Responsible Work“ Eine zunehmende Vernetzung und eine Echtzeitsteuerung von Produktion verändern die Arbeitsor-ganisation und die Arbeitsumgebung. Komplexere Inhalte, höhere Flexibilität und Variabilität brin-gen Chancen vermehrter Eigenverantwortung und Selbstentfaltung. Dieses Thema wird in das Res-sort Arbeitswissenschaft in den Verbänden zur Bearbeitung eingespielt.

• Aus- und Weiterbildungskonzepte Die veränderten Arbeitsumfelder und -inhalte stellen auch auf der Seite des Fach-Know-hows neue Anforderungen. Auf der Ausbildungsseite ist eine stärkere Integration von vertikalen Softwaretech-niken in die Curricula erforderlich. Frühzeitig muss auch mit der Entwicklung entsprechender Inhal-te für Weiterbildungsangebote begonnen werden. Dieses Thema wird in die Bildungswerke der Wirtschaft getragen.

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5. Was zu tun ist.

1. Einstellungen verändern

• Kommunikationsoffensive „Die Industrie als Problemlöser der Herausforderungen der Moderne“

2. Ressourcen sichern

• Permanente Optimierung der Logistik-Drehscheibe Hessen in allen vier Verkehrsträgern • Datenbank der in Hessen verfügbaren Industrie- und Logistikflächen und Standortmarketing

Hessen, FrankfurtRheinMain und Frankfurt besser synchronisieren

• Politisch Einfluss nehmen, um Energiewende richtig, ohne gravierende Nachteile für den Industrie-standort, umzusetzen: Moratorium für EEG, neues Marktdesign für Energiemix

• Innovationspotenzial bei Speicher-, Steuerungs- und Netztechniken sowie der Energieeffizienz aus-schöpfen

• Rohstoffsicherung gezielt vorantreiben • Hessen zum bevorzugten Ansiedlungs-Standort für materialforschende Unternehmen machen

(Stichwort: Verbreiterung des „Materials Valley“)

Akzeptanz & Industriefreundlichkeit

Die Lösungsbeiträge der Industrie zu einem guten Leben verdeutlichen

Infrastruktur & Flächen

Den Vorteil der zentralen Lage optimal nutzen

Energie, Rohstoffe & Umwelt

Wettbewerbsnachteile beseitigen und vorhandene Potenziale erschließen

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3. Das Neue erschließen

• Innovationsstrategie Hessen 2020 umsetzen • Einführung einer steuerlichen Förderung von F&E unterstützen • Lernnetzwerke „Innovation“ etablieren (Stichwort „Open Innovation“) • Planungen für den Hessischen Patentverwertungsfonds umsetzungsreif vorantreiben und andocken

an den mit 22 Mrd. Euro als PPP ausgestatteten EU-Forschungspakt zur Förderung von sauberem Flugverkehr, Brennstoffzellentechnik, innovativer Medizin, Elektronik und Biotechnologie

• Industrie im Bildungskanon verankern • Fachkräftesicherung (Stichwort: Ergebnisse der Fachkräftekommission umsetzen)

• Hessische Industrie, speziell auch KMUs schrittweise an Plattform Industrie 4.0 andocken • Aus- und Weiterbildung: Vertikale Software verstärkt in Lehrpläne integrieren • Produktionssysteme: Forschung und Umsetzung vorantreiben • Arbeitsgruppe „Responsible Work“ aufsetzen

Innovation & Bildung

Die Wissensarbeit(er) stärken

Die neue Industrie

Die Dynamik für neue Wertschöpfung nutzen

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6. Anhang

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MINDMAP

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Workshop-Teilnehmer

30. April 2013, Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH, Sophienstr. 52 - 54, 35576 Wetzlar 15. Mai 2013, Siemens AG, Schaltanlagenwerk Ffm, Carl-Benz-Str. 22, 60386 Frankfurt

Friedrich Avenarius VhU-Geschäftsstelle Rhein-Main-Taunus, Frankfurt Manfred Bender Pfeiffer Vacuum GmbH, Aßlar Dr. Dirk Bühring Clariant Produkte Deutschland GmbH, Frankfurt Dr. Thomas Büttner Alessa GmbH, Frankfurt Dr. Clemens Christmann VhU-Landesgeschäftsstelle Hessen, Frankfurt Dr. Guntram Danne Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG, Stadtallendorf Wolfgang M. Drechsler VhU-Geschäftsstelle Darmstadt und Südhessen Julia Esterer Dr.-Ing. Ulrich Esterer GmbH & Co. Fahrzeugaufbauten und Anlagen KG, Helsa Dr. Ralf-Michael Fuchs Carl Schenck Aktiengesellschaft, Darmstadt Marco Gajewski Daimler AG, Werk Kassel Gerd Grimmig K+S Aktiengesellschaft, Kassel Hans-Joachim Jungbluth Hessenmetall-Geschäftsstelle Offenbach u. Osthessen Dr. Michael Kassner Siemens AG, Region Mitte, Frankfurt Dr. Ulrich Kirsch Initiative Industrieplatz Hessen, c/o VhU Dr. Arno Knebelkamp PVA TePla AG, Wettenberg Holger Kneisel KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt Jürgen Kümpel VhU-Geschäftsstelle Nordhessen Wolf Matthias Mang Arno Arnold GmbH, Obertshausen Fabian Maurer RINGSPANN GmbH, Bad Homburg Carsten Rahier Seybert & Rahier GmbH + Co. Betriebs-KG Florian Rentsch Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Dr. Heinz Riederer Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt Jürgen Schmieding Commerzbank AG, Frankfurt Dr. Christian Schudnagies Frankfurter Sparkasse 1822, Frankfurt Friederike Segeberg Merck KGaA, Darmstadt Oliver Michael Stein Donges SteelTec GmbH, Darmstadt Jürgen Vormann InfraServ GmbH & Co. Höchst KG, Frankfurt Stefan Weber Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH, Wetzlar Hans Weigandt Hess. Ministerium für Wirtschaft, Verkehr u. Landesentwicklung Alexander Zang BCC Business Communications Consulting GmbH

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Was die Industrie bewegt und die Unternehmer wollen

Zu unseren Workshops haben wir die Vertreter der hessischen Industrie und der industrienahen Dienstleistung gebeten, uns zwei Fragen zu beantworten: „Für die Weiterentwicklung der hessischen Industrie ist mir am wichtigsten …!“

„Der beste Weg dazu ist ..."

„Wir brauchen eine Image-Kampagne für die Industrie.“ Friedrich Avenarius, Geschäftsführer VhU und HESSENMETALL Rhein-Main-Taunus

Es muss uns gelingen, eine industriefreundlichere Haltung ins-besondere bei Bevölkerung und zumindest Teilen der Politik zu schaffen. Ziel muss es dabei sein, eine angemessene Wert-schätzung des Beitrags, den der industrielle Sektor für unseren Wohlstand leistet, mehr Technologiefreundlichkeit sowie eine höhere Akzeptanz - auch Belästigungstoleranz - industrieller Projekte zu erreichen. Das erreichen wir am besten durch eine Image-Kampagne, an der sich neben den Unternehmen selbst auch die Politik und die Verbände beteiligen.

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„Weiterbildung ist kritischer Erfolgsfaktor im Innovationswettbewerb“ Dr. Dirk Bühring, Standortleiter Clariant Produkte (Deutschland) GmbH, Industriepark Höchst

Vor allem zwei Punkte sind mir wichtig. Zum einen ist die Akzep-tanz der Industrie in unserem Land einfach zu wenig vorhanden. Noch mehr liegt mir aber das Thema Bildung am Herzen. Wenn wir langfristig innovativ und erfolgreich bleiben wollen, geht es nicht nur um Bildung und Ausbildung, sondern auch um Weiterbildung. Nur so können wir im internationalen Wettbe-werb vorne bleiben. Wir müssen in diesem Punkt viel aktiver und kreativer werden.

„Wir sollten uns das romantische Verhältnis zur Energie in Deutschland abgewöhnen.“ Thomas Büttner, President & CEO Allessa GmbH

Ganz klar, Akzeptanz. Für die hessische Industrie insge-samt und unser Chemieunternehmen mit 150-jähriger Tradition insbesondere. Wir brauchen kürzere Genehmigungsverfahren und for-dern mehr Anerkennung für innovative Chemiepolitik. Dazu zähle ich zum Beispiel das Thema Fracking. In den USA wird Fracking schon lange praktikziert. Und auch wir werden nicht umhin kommen, uns mit solchen Themen auseinander zu setzen. Wir sollten uns das romantische Verhältnis zur Energie in Deutschland abgewöhnen. So kommen wir auf keinen grünen Zweig.

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„Wir können uns keine Susstanzbesteuerung leisten.“ Dr. Clemens Christmann, Geschäftsführer Wirtschafts- und Umweltpolitik VhU

Energiekosten und Substanzbesteuerung sind zwei Themen, die insbesondere Indust-rieunternehmen betreffen. Besteuert werden sollen Einkommen und Gewinne, nicht aber die Substanz von Industrieunternehmen, unabhängig davon, ob sie Gewinne ma-chen oder nicht. In der Politik wird viel über neue Bemessungsgrundlagen diskutiert. Das Land Hessen hat kürzlich beispielsweise die Grunderwerbssteuer angehoben. Das ist ein Problem für Unternehmen, die expandieren wollen und die Produktionsflächen brauchen. Die Ener-giepolitik ist ebenfalls Teil der Rahmenbedingungen, dort drückt die Industrie der Schuh, insbesondere im Bereich Strom und im Bereich der staatlich bedingten Stromkostenver-teuerungen. Bei den Rahmenbedingungen sollten wir auch in einer hessischen Initiative stets Bundes- und Landespolitik mitbedenken.

„Umweltpolitische Auflagen müssen schrittweise erreichbar sein.“ Dr. Guntram Danne, Geschäftsführer Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG

Fünf Punkte: Akzeptanz der Industrie, faire Preise und politische Weitsicht in den Bereichen Energie und Umwelt, durchdachte Integrationsprozesse sowie Allianzen und Koalitionen. Für mich steht die Akzeptanz der Industrie an erster Stelle. Unser Unternehmen wurde 1951 auf der „grünen Wiese“ gegründet und ist mittlerweile von Wohnhäusern umgeben. Da heißt es Rücksicht nehmen, auch wenn es manchmal raucht, stinkt und laut ist. Die hohen Energiepreise beeinträchtigen unsere Wettbewerbsfähig-keit zudem ganz entscheidend. Beim Thema Umwelt stehen wir aufgrund umfangreicher, zum Teil kostenträchtiger behördlicher Auflagen enorm unter Druck. Meine Empfehlung an die Politik ist es deshalb, umweltpolitische Auflagen mit Augenmaß zu tätigen und diese schrittweise erreichbar zu machen. Da fehlt der Politik manchmal eine realistische Einschätzung. Wenn wir über Arbeit und Beschäftigung sprechen, müssen wir auch über Integration sprechen. Wir sind, gerade bei den gewerblichen Mitarbeitern, mit dem Thema stark konfrontiert und benötigen vernünftige Integrationsprozesse. Ich möchte außerdem für mehr Allianzen und Koalitionen plädieren, die die Unternehmen der unterschiedlichen Couleurs bilden sollten. Obwohl wir eine so heterogene Industrie haben, soll-ten wir ähnliche Interessen bündeln, um dann mit einer Stimme an den wichtigen Stellen zu sprechen.

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„Wir brauchen mehr Vernetzung.“ Wolfgang Drechsler, Geschäftsführer VhU und HESSENMETALL Südhessen

Mehr Vernetzung! Ich wünsche mir für die hessische Industrie eine noch stärkere Zu-sammenarbeit der KMUs aus Industrie und Handwerk, nicht nur unter-einander, sondern auch mit den Universitäten, mit den Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Es gibt zwar eine Menge Programme, aber richtig erfolgreich läuft es im Moment noch nicht.

„Wir brauchen eine motivierende Bildungspolitik.“ Julia Esterer, Geschäftsf. Gesellschafterin Dr.-Ing. Ulrich Esterer GmbH & Co. KG Fahrzeugaufbauten und Anlagen KG

Ganz klar, Innovationen. Ohne Innovationen werden wir nicht weiter wachsen. Deshalb liegt es mir am Herzen, die Innovations-kraft der hessischen Industrie zu stärken. Mir ist die Verzahnung der Industrien als Innovationstreiber wich-tig. Wir brauchen mehr Vernetzung von Industrie und Bildungsin-stitutionen. Außerdem eine motivierende Bildungspolitik, die jungen Leuten einen engagierten Berufseinstieg ermöglicht. Nur so können wir qualifizierte Fachkräfte, die wir dringend brauchen, finden und binden. Natürlich ist es auch wichtig, dass sich Unter-nehmen untereinander vernetzen. Wir sind beispielsweise in ver-schiedenen Clustern vertreten. Daraus ergeben sich regelmäßig neue Anregungen, aber auch Chancen und gemeinsame Projekte. Das bringt uns gemeinsam voran.

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„Wir brauchen eine stärkere Wahrnehmung des Industriestandortes Hessen.“ Dr. Ralf-Michael Fuchs, Vorsitzender des Vorstandes Carl Schenck AG

Für uns sind gut ausgebildete, weltoffene Mitarbeiter am Wichtigs-ten. Für diese Mitarbeiter sollte Hessen auch als attraktiver Indust-riestandort stärker wahrnehmbar sein. Momentan wird eher über Demonstrationen gegen Industrie- und Verkehrsunternehmen berichtet. Wir brauchen mehr Marketing für unseren Industriestandort, Stichwort „Wir in Hessen“. Wir sollten die Weltmarktführer in Hes-sen stärker medial herausstellen und anhand dieser Beispiele zeigen, dass Hessen bereits sehr attraktive Industrieunternehmen hat. Außerdem plädiere ich dafür, dass wir mehr auf die Erfolge unserer Forschungszentren, wie z.B. die der Fraunhofer Gesell-schaft in Darmstadt, verweisen. Wir sollten dabei selbstbewusst unsere Stärken vermarkten mit dem Ziel, die Wertschätzung für die Menschen, die in hessischen Industrieunternehmen arbeiten, zu erhöhen.

Wir brauchen innovative arbeitsmarktpolitische Instrumente.“ Marco Gajewski, Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit Daimler AG, Werk Kassel

Für die Weiterentwicklung der hessischen Industrie brauchen wir innovative arbeitspolitische Instrumente, eine flexible Automati-sierung der Fertigung, eine gute Facharbeiterversorgung und Infrastrukturinvestitionen. Wir müssen dringend innovative arbeitsmarktpolitische Instru-mente etablieren. Denn Personalflexibilität ist, neben der Stammbelegschaft, ein wichtiges Instrument, die Zyklizität, die unser Geschäft mit sich bringt, abdecken zu können. Zweitens benötigen wir eine flexible Automatisierung der Fertigung. Wir müssen neue Wege finden und sollten deshalb den Austausch mit der Wissenschaft sowie den Unternehmen untereinander weiter intensivieren. Drittens brauchen wir neue Wege, die uns eine ausreichende Facharbeiterversorgung garantieren. Dies

wird in den nächsten Jahren zu einem großen Problem, denn immer mehr Facharbeiter wandern schon heute aus den ländlichen Gegenden ab. Abschließend ist mir der Punkt Infrastrukturinvestitionen wichtig. Eine funktionierende In-dustrie braucht neben all den anderen von mir genannten Punkten auch eine funktionierende Infrastruktur.

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„Wir brauchen die Fähigkeit, Großprojekte zu stemmen.“ Gerd Grimmig, Mitglied des Vorstandes K+S AG

Drei Punkte sind für die Weiterentwicklung der hessischen Industrie wichtig: Akzeptanz der Industrie, Sicherung unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit und die Fähigkeit, Großprojekte umzusetzen. Zunächst müssen wir für eine höhere Akzeptanz der Industrie sorgen, damit alles andere einen Rahmen bekommt. Unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit muss durch faire Rah-menbedingungen gesichert sein, sonst können wir im Wett-bewerb nicht bestehen. Wenn wir zum Beispiel für Großprojek-te eine zehnjährige Genehmigungsdauer haben, können wir nicht wettbewerbsfähig sein und werden in diesem Land ernsthafte Probleme bekommen. Also, ich fordere mehr Ak-zeptanz, Großprojektefähigkeit und Rahmenbedingungen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit unterstützen und nicht behindern.

„Wir brauchen eine ausgeprägte Technologie-Affinität in Politik & Bevölkerung.“ Dr. Michael Kassner, Leiter Region Mitte Siemens AG

Wir brauchen mehr als nur Akzeptanz für die Industrie, wir brauchen auch eine ausgeprägte Technologie-Affinität und ein innovations-freundliches Klima bei Entscheidungsträgern, Politik, Bildungssys-tem und Bevölkerung! Unsere Produkte und Technologien gewinnen ja auch mehr und mehr an strategischer Bedeutung bei der Lösung der großen Herausforderungen, sei es bei städtischen Infrastruktu-ren, wettbewerbsfähigen Industrien, der Energiewende oder der Gesundheitsversorgung. Wir müssen deshalb vermehrt auf ihren Nutzen aufmerksam ma-chen, für Gesellschaft, Wohlstand und Lebensqualität, für jeden einzelnen. Um diesen strategischen Mehrwertbeitrag der Industrie herauszuarbeiten, sollte verstärkt in Szenarien kommuniziert wer-den. Nur ein Beispiel: Wie leben und arbeiten wir im Jahr 2030 im

Rhein-Main-Gebiet? Sind wir hier dann eine attraktive „Smart City“, ein weltweit erfolgreiches „Powerhouse“? Und in welche Entwicklungsschritte haben unsere Verkehrs-, Logistik-, Energie- oder Klinik-Systeme bis dahin durchlaufen? Wenn wir solche Szenarien verständlich beschreiben, werden Entscheidungsträger wie Bevölkerung mit Begeisterung auf der Seite von Technologie und Industrie stehen.

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„Wir brauchen eine noch bessere Verzahnung von Industrie und Forschung.“ Dr. Arno Knebelkamp, Mitglied des Vorstandes PVA TePla AG

Um den Wohlstand, den wir an der industriellen Basis geschaffen haben, aufrecht-erhalten zu können, müssen wir unseren Technologievorsprung sichern und uns ste-tig weiter entwickeln. Wenn wir unseren Technologievorsprung sichern wollen, brauchen wir eine gute Basis, junge Leute, die hochqualifiziert sind. Und wir brauchen ein Industrieverständ-nis innerhalb von Deutschland, das allgemein akzeptiert ist. Außerdem brauchen wir eine enge Verzahnung zwischen den Industrien auf der einen Seite und zwischen Industrie und Forschungsinstitutionen auf der anderen Seite. Das kann auch ein Land Hessen mit entsprechenden Initiativen fördern, so dass die lokale Industrie sich di-rekt mit beteiligen kann.

„Humankapital braucht die richtigen Rahmenbedingungen.“ Holger Kneisel, Regionalvorstand KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Mir liegt das Humankapital besonders am Herzen. Die In-dustrie hat große Probleme, qualifiziertes Personal zu be-kommen. Wir müssen also die Frage beantworten, wie wir es schaffen diese Industrie mit dem notwendigen Humankapital zu versorgen? Ich sehe drei entscheidende Faktoren: Wir brauchen vernünf-tige soziale Rahmenbedingungen. Wenn wir diese Rahmen-bedingungen, wie bezahlbare Wohnungen, Kita-Versorgung etc. nicht haben, werden wir geeignete Mitarbeiter künftig nicht mehr an unsere Unternehmen binden können. Wir brauchen außerdem ein modernes Infrastrukturnetz, das es ermöglicht, den Arbeitsplatz in angemessener Zeit zu errei-chen. Und zu guter Letzt brauchen wir ein umsichtiges Steu-ersystem mit einem vernünftigen Steuersatz für Gehälter, die gutes Geld für gute Arbeit garantieren.

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„Wir brauchen den Ausbau des Breitbandnetzes.“ Jürgen Kümpel, Geschäftsführer VhU und Hessenmetall Nordhessen

Das Thema Infrastruktur ist für mich der zentrale Punkt zur Siche-rung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden, um die Wettbewerbsfä-higkeit der Industrie, vor allem außerhalb von Ballungsräumen, voran zu bringen. Mit Infrastruktur meine ich Straßen, Bahnstre-cken, aber auch Breitband. Der Ausbau des Breitbandnetzes ist essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu sichern. Dass einige hessische Gegenden mit zum Teil internationalen Unternehmen vom Datentransfer abgeschnitten sind und Proble-me haben, weltweit zu kommunizieren, schwächt unsere Wirt-schaft enorm.

„Wir brauchen eine Modernisierung des Arbeitsrechts.“ Fabian Maurer, Geschäftsführer RINGSPANN GmbH

Für mich sind die rechtlichen Rahmenbedingungen am wich-tigsten. Uns behindert eine Vielzahl von Regelungen im Arbeitsrecht und im Betriebsverfassungsgesetz. Deshalb plädieren wir für ein praxisgerechtes Arbeitsrecht und ein praxisgerechtes Be-triebsverfassungsgesetz.

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„Wir brauchen Brücken zwischen der Industrie, Politik, Bildung und Wissenschaft.“ Carsten Rahier, Geschäftsf. Gesellschafter Seybert & Rahier GmbH & Co. Betriebs-KG (sera Unternehmensgruppe)

Wir müssen unsere Fähigkeiten und Interessen bündeln, Kooperationsnetzwer-ke aufbauen und uns gemeinsam für den Industriestandort Hessen stark ma-chen. Wir müssen solide Brücken zwischen der Industrie, Politik, Bildung und Wissen-schaft bauen, um einen regelmäßigen Meinungs- und Informationsaustausch zu gewährleisten sowie Fähigkeiten und Interessen zusammenzuführen. Deshalb sind Initiativen wie die „Industrieplatzinitiative Hessen“, in denen Wirtschaft und Politik zusammenarbeiten, so wichtig.

„Wir brauchen mehr gemeinsame Konzepte von Industrie und Politik.“ Florian Rentsch, Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Hessen

Grundvoraussetzung sind faire Rahmenbedingungen und eine gute Infrastruktur – hier schließe ich ausdrücklich eine verläss-liche und bezahlbare Energieversorgung ein. Schlüsselthemen sind aber auch wissenschaftliche Exzellenz, ein gutes Bil-dungssystem und gesellschaftliche Akzeptanz. Wir müssen gemeinsam Konzepte entwickeln, und dazu gehört auch Unterstützung durch die Industrie, etwa bei Infrastruk-turmaßnahmen, in die der Staat viel Geld investiert, und von denen die Industrie in hohem Maß profitiert. Denn wir stehen vor der Frage, wie wir bei knapper werdenden öffentlichen Mitteln in Zukunft eine moderne Infrastruktur auch im ländli-chen Raum sicherstellen können. Und wir müssen die Vernet-zung von Wissenschaft und Wirtschaft noh weiter verbessern.

Das House of Logistics and Mobility und das House of IT sind richtungsweisende Modelle dafür.

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„Die Schlüsselbranche industrielle Gesundheitswirtschaft steht gleichermaßen für bessere Gesundheit und für mehr Wohlstand.“ Dr. Heinz Riederer, Geschäftsführer Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

Wir brauchen gute Rahmenbedingungen für die Schlüsselbranche „industri-elle Gesundheitswirtschaft. Unsere Industrie arbeitet für bessere Gesundheit und mehr Wohlstand und ist außerordentlich exportstark, nahezu unabhängig von konjunkturellen Zyklen. Bei uns macht der Export einen Anteil von nahezu 80 Prozent aus, mit einem Volumen von fast vier Milliarden Euro. Wir haben mit unserer Wertschöpfung einen starken Ausstrahlungseffekt in die KMUs hinein, die in vielfältiger Weise in Forschung, Entwicklung und Produktion mit uns ver-bunden sind. Es ist wichtig, die Rahmenbedingungen zu optimieren, damit unsere Schlüsselindustrie nicht nur überleben, sondern weiter wachsen kann. Hessen ist einer der wichtigsten regionalen Schwerpunkte der indust-riellen Gesundheitswirtschaft in Europa. Die Leistungen, die hier erbracht werden, sind für die Gesellschaft besonders bedeutsam, weil die Menschen gesund und selbstbestimmt alt werden wollen und immer länger erwerbstätig bleiben müssen.

„Wir brauchen innovationsfähige Unternehmen.“ Jürgen Schmieding, Vorsitzender der Geschäftsleitung Commerzbank AG, Frankfurt

Für mich sind der Ausbau und die Sicherstellung der Innovati-onsfähigkeit von Unternehmen am Wichtigsten. Das funktioniert am besten, wenn wir eine gute Vernetzung zwischen Forschung/Wissenschaft und den Unternehmen herstellen. Genauso wichtig ist es, dass sich die Unternehmen untereinander vernetzen, austauschen und gemeinsame Lö-sungen suchen und finden, um an ihr Ziel zu kommen.

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„Wir müssen gute Fachkräfte auch an uns binden.“ Dr. Christian Schudnagies, Direktor/Vertriebsleiter Unternehmenskunden Frankfurter Sparkasse 1822

Uns beschäftigen die Megatrends Infrastruktur, Energie, Steuer-politik und Innovation. Über allem aber steht für uns das Thema Humankapital. Wichtig ist, dass es uns gelingt, gute Fachkräfte zu identifizieren, zu gewinnen und vor allen Dingen auch an uns zu binden. Dazu brauchen wir neue Wege und Konzepte, Unterstützung der Politik und die Vernetzung von Industrie und Wissenschaft.

„Wir brauchen gute Köpfe auf allen Ebenen.“ Friederike Segeberg, Group Communications – Public Affairs Merck KGaA

Als forschungsgetriebenes Pharma-, Chemie-, und Life-Science-Unternehmen brauchen wir gute Köpfe auf allen Ebenen: Forscher, Facharbeiter und Auszubildende. Wir wünschen uns eine noch stärkere Vernetzung der Politik mit Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie mehr Forschungs-schwerpunkte an den Hochschulen. Aber wir brauchen nicht nur gute Forscher, sondern auch qualifizierte Facharbeiter und Auszubildende. Seit einigen Jahren stellen wir zunehmend fest, dass immer mehr Schulabgänger die Schule ohne ausreichende Ausbildungsreife ver-lassen. Merck hat daher ein Programm gestartet, um junge Leute mit schulischen Defiziten fit für die Ausbildung zu machen. Aber das reicht nicht. Wir fordern deshalb auch mehr Investitionen in Schulen und Bildung.

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„Wir brauchen mehr und besser ausgebildete, gewerbliche Mitarbeiter.“ Oliver Stein, Geschäftsführer Donges SteelTec GmbH

Mir ist die Akzeptanz der Industrie und der damit verbundenen Anforde-rungen wichtig. Außerdem brauchen wir faire Rahmenbedingungen, um im nationalen und internationalen Wettbewerb zu bestehen, und wir müssen einen Blick auf das Thema Bildung werfen. Hier haben wir Nachholbedarf. Unser Stahlbauunternehmen hat seinen Sitz in der Mitte von Darmstadt. Wir benötigen deshalb zum einen die Akzeptanz der Bevölkerung für einen industriellen Standort mitten in der Stadt und zum anderen eine städtische Infrastruktur, die (Sonder-)Transportwege für unsere großen und schweren Stahlkonstruktionen aus der Stadt hinaus ermöglicht. Wird dies nicht langfristig gewährleistet, können wir zukünftig nur noch kleine Teile fertigen und sind dadurch nicht mehr konkurrenzfähig. Wenn es um unsere Mitarbeiter geht, ist es wichtig, dass wir nicht nur

gut ausgebildete Ingenieure haben, sondern auch gut ausgebildete gewerbliche Mitarbeiter, die als Schlosser oder Schweißer arbeiten wollen. Diese Mitarbeiter brauchen eine vernünftige Grundausbildung. Neben ihrem handwerkli-chen Geschick müssen sie die deutsche Sprache und die Grundrechenarten beherrschen. Das ist bei vielen Bewerbern häufig nicht der Fall. Aber wir brauchen diese Leute, die auch diese schwere und nicht immer saubere Arbeit machen möchten, ganz dringend.

„Wir brauchen mehr Software-basierte Produkte und Dienstleistungen.“ Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender Software AG

Software ist der fundamentale Werkstoff für die 4. industrielle Revolution (Industrie 4.0). Innovative Produkte und Dienstleistun-gen sind ohne Software in Zukunft nicht mehr denkbar. Die Wett-bewerbsfähigkeit der hessischen und deutschen Wirtschaft wird entscheidend von der Fähigkeit abhängen, Software-basierte Pro-dukte und Dienstleistungen mit höchster Qualität zu erstellen. Deshalb gehen von einer dynamischen und erfolgreichen hessi-schen Softwareindustrie wichtige Impulse für Industrie 4.0 aus und damit für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Hessen und Deutschland.

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„Wir brauchen Unternehmer, die Position beziehen“ Jürgen Vormann, Vorsitzender der Geschäftsführung, Infraserv GmbH & Co. Höchst KG

Für die Weiterentwicklung der hessischen Industrie ist mir am wichtigsten, sich wieder auf einen markt- und wettbewerbsorientierten Ordnungsrahmen zu besinnen. Wir sehen seit geraumer Zeit eine zunehmende „Regulierungs-wut“ in Bereichen, in denen vernünftig ausgestaltete wettbewerbs- und marktwirtschaftlich-orientierte Prinzipien das bessere Regulativ darstellen, und dies in der irrigen Annahme, dass die Politik die Dinge grundsätzlich besser regelt als der Wettbewerb. Wir müssen in wesentlichen Leistungsbereichen der Wirtschaft verstärkt wett-bewerbs- und marktwirtschaftlich-orientierte Prinzipien anmahnen und brau-chen dafür Unternehmer, die den Mut haben, in diesem Sinne klar und deutlich Position zu beziehen. In vielen Fällen sind Unternehmen und Unternehmer von der Politik abhängig. Wir profitieren von öffentlichen Geldtöpfen, haben es mit Themen wie Subventionierung, Forschungsförderung oder Innovationsförde-

rung zu tun. Das bedingt gegenseitige Abhängigkeiten, von denen wir uns frei machen müssen. Wir müssen aus Über-zeugung für marktwirtschaftlich orientierte Positionen in der breiten Öffentlichkeit eintreten. Und mit Blick auf die Lan-desregierung möchte ich hinzufügen, dass Unternehmen, die aus einem mittelständisch geprägten Umfeld kommen, darauf angewiesen sind, einen starken Multiplikator auf der Bundesebene zu haben. Unsere Stimme wird in Berlin zu wenig gehört. Eine wesentliche Aufgabe der Landesregierung besteht meiner Meinung nach deshalb darin, diese Stim-men aufzunehmen und zu verstärken.

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„Wir brauchen ein Grundverständnis von Industrie in der Bevölkerung.“ Stefan Weber, Geschäftsführer Duktus Rohrsysteme Wetzlar GmbH

Vier Punkte sehe ich als wichtig an: Erstens müssen wir ein positives Industriebild in der breiten Bevölkerung verankern. Zweitens müssen wir mehr für die Bildung tun. Drittens müssen wir an das Thema Ener-giekosten ran. Und schlussendlich plädiere ich dafür, die Regulierungen dringend zurückzufahren. Akzeptanz: Um mehr Akzeptanz für die Industrie zu erreichen, brauchen wir ein Grundverständnis von Industrie in der Bevölkerung, in der Politik und in den Medien. Die Industrie ist die Basis unseres Wohlstandes. Bildung: Mit Bildung können wir nicht früh genug anfangen, idealer-weise bereits im Kindergarten. Schon in dieser frühen Phase sollten wir versuchen, ein Interesse für Technik und Naturwissenschaften zu we-cken. Das Interesse für Industrie und Wirtschaft kommt dann später hoffentlich von selbst. Energiekosten: Ein fairer Preis für Energie muss gewährleistet sein. Wir sind bereit, diesen zu zahlen, aber die aktuelle Preissituation bedarf einer dringenden Überprü-fung und Anpassung. Regulierung: Wir müssen uns damit beschäftigen, was wir können: Produkte entwickeln und uns regelmäßig neu erfinden! Das sichert unseren Standort, der zu den teuersten weltweit gehört, aber auch unsere Ar-beitsplätze. Regulierungen helfen nur bedingt.

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Die Instrumente: Studien & Website

Frühjahr 2011 Frühjahr 2012

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www.industrieplatz-hessen.de

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Steuerungsausschuss der Industrieplatz-Initiative Hessen

Vorsitzender: Florian Rentsch MdL Hess. Ministerium für Wirtschaft, Verkehr u. Landesentwicklung

Stellvertretender Vorsitzender: Prof. Dieter Weidemann Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V.

Dr. Clemens Christmann Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V., Wirtschafts- und Umweltpolitik

Gerhard Federer Schunk Group

Dipl. Ing. Gerd Grimmig K+S Aktiengesellschaft

Dr. Michael Kassner Siemens AG, Region Mitte

Dr. Ulrich Kirsch Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V./VhU

Holger Kneisel KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Stefan H. Lauer Deutsche Lufthansa AG

Dr. Altfried M. Lütkenhaus Frankfurter Sparkasse

Dr. Franz Merath Industriepark Wolfgang

Dr. Heinz Riederer Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

Jürgen Schmieding Commerzbank AG

Dr. Norbert Schraad Landesbank Hessen-Thüringen

Dr. Stefan Schulte FRAPORT AG

Matthias W. Send HEAG Südhessische Energie AG (HSE)

Karl-Heinz Streibich Software AG

Jürgen Vormann InfraServ GmbH & Co. Höchst KG

Franz Josef Wolf WOCO Franz Josef Wolf & Co.

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