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Leitfaden Pressearbeit Kai G. Fuchs Redakteur | Fundraising-Manager (FA) Evangelisches Dekanat Rodgau Öffentlichkeitsarbeit Haus der Evangelischen Kirche Hausanschrift: Theodor-Heuss-Ring 52 63128 Dietzenbach Postanschrift: Postfach 1521 63115 Dietzenbach Tel.: 0 60 74 . 484 61 - 16 Fax: 0 60 74 . 484 61 - 30 [email protected] www.dekanat-rodgau.de Handout zum Seminar „Die Presse als Partner“ Fundraising-Forum Hessen-Nassau DZ BANK, Frankfurt am Main Dienstag, 27. Oktober 2009

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LeitfadenPressearbeit

Kai G. FuchsRedakteur | Fundraising-Manager (FA)

Evangelisches Dekanat RodgauÖff entlichkeitsarbeit

Haus der Evangelischen Kirche

Hausanschrift:Theodor-Heuss-Ring 5263128 Dietzenbach

Postanschrift:Postfach 152163115 Dietzenbach

Tel.: 0 60 74 . 484 61 - 16Fax: 0 60 74 . 484 61 - 30

[email protected]

Handout zum Seminar„Die Presse als Partner“

Fundraising-Forum Hessen-NassauDZ BANK, Frankfurt am MainDienstag, 27. Oktober 2009

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Inhaltsverzeichnis

I. Vorwort

2. Medienarbeit in lokal verorteten NPOs:Erste Schritte zur „Presse als Partner“

3. Handwerkszeug I:Journalistische Darstellungsformen

4. Handwerkszeug II:Gutes Journalisten-Deutsch

4.1. Wie verfasse ich einen Bericht oder eine Nachricht?

4.2. Was ist das Besondere an einerNachricht?

5. Wie mache ich bessere Bilder?

6. Wie arbeite ich gut mit meiner Tageszeitungsredaktion zusammen?

7. Wie gestalte ich eine Pressemitteilung?

8. Literatur- und sonstige Tipps

8. Der Referent

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1. Vorwort

(Anmerkung des Verfassers: Die folgenden Inhalte nehmen zwar im Wesentlichen Be-zug auf die Arbeit in (evangelischen) Kir-

chengemeinden und kirchlichen Einrichtungen. Die Erkenntnisse und Empfehlungen können aber na-hezu deckungsgleich auf andere lokal oder regional verortete Non-Profit-Organisationen übertragen werden.)

Ob es der Hinweis auf eine besodere Veranstaltung oder einen Gottesdienst ist, das Foto vom Gemein-defest oder Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Fragen: Die Pressearbeit ist eines der wichtigsten Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit von Kirchen und Non-Profit-Organisationen (NPO).

Zeitung in der Krise?

Zugegeben: Auch der „Institution Tageszeitung“ macht der gesellschaftliche Wandel, der letztlich auch Kirchen, Gewerkschaften, Sozialverbänden und Parteien Sorgen bereitet, schwer zu schaffen. Die Affinität der Menschen, sich fest an eine ge-sellschaftliche Institution zu binden, geht langfris-tig zurück. Und Abonnentenzahlen bestimmen die Höhe der Einnahmen aus Anzeigenverkäufen entscheidend mit. Für die Zeitungsverlage poten-ziert sich damit das wirtschatliche Risiko.

Der wachsende, hart umkämpfte Markt bei den kostenlosen Anzeigenzeitungen und nicht zuletzt auch das Internet als Informations- und Werbeme-dium tragen ein Übriges dazu bei, dass Zeitungs-verlage – insbesondere die mit dem Schwerpunkt auf der regionalen Berichterstattung – einen dop-pelten Spagat leisten müssen, um langfristig zu überleben:

Auf der einen Seite müssen sie in innovative An-gebote investieren und ihre Produkte immer wie-der an die Interessen und Anforderungen moder-ner „Medienkonsumenten“ anpassen, ohne die guten, alten, treuen Leserinnen und Leser aus den Augen zu verlieren.

Auf der anderen Seite unterliegen auch die Zei-tungsverlage einem fortwährenden Spardruck, der dazu führt, dass Redaktionen personell immer weiter „ausgedünnt“ werden – auf die Gefahr, dass sich auch die Regionalen aus der Fläche zurück-ziehen.

Die Folge: Individualität und Qualität drohen ver-loren zu gehen. Immer mehr Inhalte werden bei Agenturen zugekauft oder, wie in größeren Medi-enkonzernen, zentral für viele Redaktionen produ-ziert. Den Redakteurinnen und Redakteuren bleibt immer weniger Zeit für fundierte Recherche.

Medien haben Perspektive

Vor allem dem Berufsethos des kritischen, unab-hängigen Journalisten ist es zu verdanken, dass Presse, Funk und Fernsehen nach wie vor ihre Auf-gabe als „Vierte Gewalt“ mit ihrer Kontroll- und Wächterfunktion im Interesse der Gesellschaft wahrnehmen.

Nicht zu Unrecht haben in Umfragen zur Glaub-würdigkeit von Medien die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanbieter sowie die regio-nalen Tageszeitungen die Nase vorn: Journalistin-nen und Journalisten kommen dieser Wächter-funktion nicht nur in Washington und Brüssel, in Berlin, Wiesbaden oder Mainz nach, sondern auch vor Ort in den Kommunen: gegenüber Stadtver-waltungen und Parteien, Vereinen und eben auch Kirchen.

Darüber hinaus ist es ja nicht so, dass sich der „mo-derne Mensch“ aus dem Medienkonsum zurück-zöge. Im Gegenteil: Mag sein, dass der „Institution Tageszeitung“ strukturell Abonnenten verloren gehen. Der Anteil ihrer Lebenszeit, den Menschen in den Konsum von Medien investieren, nimmt stetig weiter zu – und auch hier gewinnt das Regi-onale an Bedeutung: Online-Portale gibt es mitt-lerweile passgenau auf jede Region zugeschnit-ten. Nachrichten kommen direkt aufs Handy.

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Kostenlose Anzeigenzeitungen, die ein, zwei Mal die Woche in allen Briefkästen der Region landen, werden von weitaus mehr Menschen gelesen als es sich überzeugte Intelligenzblatt-Fans vorstel-len mögen.

Und was haben wir damit zu tun?

Noch ein entscheidendes Argument für eine so-lide Pressearbeit in kirchlichen und gemeinnüt-zigen Einrichtungen kommt hinzu: Zeitungsleser und andere Mediennutzer interessieren sich für gesellschaftliche Zusammenhänge. Sie legen Wert darauf, über die Vorgänge in ihrer kleinen und der großen, weiten Welt auf dem Laufenden gehalten zu werden. Sie sind kritisch, nehmen andere Mei-nungen zur Kenntnis, wägen Argumente ab und bilden sich ihre eigene Sicht auf die Dinge.

Das macht die Zeitungsleser zu einer wichtigen Zielgruppe für alle Institutionen, die sich selbst Verantwortung für die Gesellschaft und die Verän-derung von Missständen auf die Fahnen geschrie-ben haben.

Am Beispiel der Kirchen stellt sich dieser Umstand wie folgt dar: Verkündigung und Diakonie, der Ein-satz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, Bildungsangebote oder die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – auch und gerade im Zusammenleben vor Ort in den kommunalen und Kirchengemeinden bringen die Kirchen die Frohe Botschaft Jesu Christi unter die Leute und tragen somit gestaltend zur Meinungsbildung und damit zu nachhaltiger Veränderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen bei.

Und es ist tatsächlich so: Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen. Anders formuliert: Die Medienlandschaft ist eine eigenständige Erlebnis- und Erfahrungswelt, in der gesellschaftliche Strukturen und Zusammen-hänge abgebildet und wahrgenommen werden.

Es wäre nicht einfach nur bedauerlich, auf diese Ebene der Kommunikation zu verzichten. Es wäre schlicht unverantwortlich.

Mit diesem Leitfaden möchten wir allen, die im Auftrag von gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Einrichtungen und Organisationen, für ihre Gruppen und Kreise als Haupt- oder Eh-renamtliche mit der Presse zusammenarbeiten (müssen), Mut machen, sie von der Bedeutung ihres Engagements überzeugen und das vielleicht noch fehlende Handwerkszeug für gute Pressear-beit mit auf den Weg geben.

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2. Medienarbeit in lokal verorteten NPOs: Erste Schritte zur „Presse als Partner“

„Öffentlichkeitsarbeit“ als Thema im (Kirchen-)Vorstand

Gemäß den Ordnungen der Evangelischen Kirche verantwortet der Kirchenvorstand alle Arbeit, die vor Ort in den Kirchengemeinden und deren Ein-richtungen geleistet wird. Darin unterscheiden sich die Leitungsstrukturen in der Evangelischen Kirche nicht wesentlich von denen anderer Non-Profit-Organisationen: Auch hier sind es in der Regel (ehrenamtliche) Präsidien oder Vorstands-kollegien, die über Angebote, wirtschaftliche Rah-menbedingungen und die inhaltliche Positionie-rung der Organisation entscheiden.

Die Männer und Frauen, die mit der Leitung einer Kirchengemeinde, eines Vereins oder einer ande-ren gemeinnützigen Organisation beauftragt sind, tragen damit auch Verantwortung für die Öffent-lichkeitsarbeit vor Ort: für das Erscheinungsbild der Schaukästen und die Inhalte der Vereinszei-tung/des Gemeindebriefs, für den Internetauftritt und eben auch für die Pressearbeit.

Am Anfang steht die Analyse

Das allein ist Grund genug, einmal genau hinzu-schauen: Auf welchen Wegen kommunizieren wir als Einrichtung zurzeit? Was funktioniert gut, wo bestehen Defizite, wo ist akuter Handlungsbedarf? Wo und wie informieren sich Menschen in unserer Stadt über Neues? Welche Wege wären noch mög-lich, werden aber bisher nicht genutzt? Welche Ziele verbinden wir mit Pressearbeit, Rundschrei-ben & Co.? Gibt es bestimmte Zielgruppen, die auf besondere Weise angesprochen werden müssen? Mit welchen Angeboten erreichen wir wen?

Denkbar wäre, das Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ in all seinen Facetten auf einer Klausurtagung des Vorstands zu bearbeiten. Schließlich geht es dabei nicht in erster Linie um das Layout des Info-Briefes oder die Druckqualität von Flugblättern.

Für die Kirchen ist auch die gemeindliche Öffent-lichkeitsarbeit eine Form der Verkündigung des Evangeliums. Für sie und alle anderen Organisa-tionen ist gelingende Kommunikation mit Mit-gliedern, Interessierten und weiteren Zielgruppen einer der entscheidenden Faktoren dafür, dass An-gebote und Veranstaltungen, Menschen und ihre Themen in der Öffentlichkeit zur Geltung kom-men.

Nachhaltigkeit garantieren

Nach diesem „Startschuss“ bietet es sich an, einen Ausschuss oder Arbeitskreis für Öffentlichkeitsar-beit und Mitgliederorientierung ins Leben zu ru-fen, der den eingeschlagenen Weg und die formu-lierten Ziele weiter verfolgt und sich auch um die Umsetzung kümmert.

Nicht im eigenen Saft schmoren

Dabei kann es wichtig sein, den Perspektivenwech-sel von vornherein mit einzuplanen: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“, lautet ein eherner Grundsatz aller PR-Leute.

Holen Sie sich deshalb Kompetenz „von außen“ in den Ausschuss. In jeder Stadt gibt es Experten, die man zumindest für einen befristeten Zeitraum um beratende Mitarbeit bitten kann. Das können Gra-fiker sein, Presseleute oder Gastronomen, Neuzu-gezogene oder Auswärtige – Menschen also, die ein Auge für das Erscheinungsbild einer öffentli-chen Einrichtung und einen unvoreingenomme-nen Blick mitbringen.

Wichtig: Es geht nicht darum, dass diese Men-schen gleich „loslegen“ sollen. Viel wichtiger ist zunächst, die Einrichtung und ihre Kommunikati-on mit dem „Blick von außen“ wahrzunehmen und deren Rückmeldungen in die weiteren Planungen einfließen zu lassen: Wie „wirken“ Gemeinde oder Einrichtung auf Außenstehende? Was sagen ihre Gebäude, ihre Publikationen, ihre Angebote über

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sie aus? Wie kommt das, was wir kommunizieren wollen, bei den Menschen an?

Menschen beauftragen und befähigen

Gute Arbeit kann nicht „nebenbei“ oder „auf die Schnelle“ erledigt werden. Entscheidend für das Gelingen von Kommunikation ist es, Menschen zu finden, die die Verantwortung dafür übernehmen. Dazu gehört es übrigens auch, Verantwortung ab-geben zu können.

In vielen Kirchengemeinden oder gemeinnützi-gen Gruppierungen gibt es bereits Menschen, die sich speziell um die Schaukästen oder die Präsenz im Internet kümmern. Warum nicht auch

einen ehrenamtlichen Pressereferenten suchen, der die gesamte Arbeit der NPO im Blick hat und Ansprechpartner sowohl für die Aktiven als auch für die Pressevertreter ist? Grundvoraussetzungen sind ein Gespür für Texte und Bilder und die Be-reitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Nicht alles auf einmal umkrempeln

Bei allem wohlmeinenden Engagement: Befreien Sie sich vom Anspruch der Perfektion. Wenn es nicht die Pressearbeit ist, nehmen Sie vielleicht zunächst die Mitgliederzeitung ins Visier oder be-freien einen Ihrer Schaukästen vom Informations-ballast. Wichtig ist es, an einer Stelle loszulegen und die Kraft der Veränderung zu spüren.

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3. Handwerkszeug I: Journalistische Darstellungsformen

Wer mit der Presse zusammenarbeitet, sollte zumindest einen groben Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten

haben, einen Sachverhalt journalistisch korrekt zu präsentieren.

Die „journalistischen Darstellungsformen“ gehö-ren dabei zum Grundrepertoire jedes Zeitungs-Mitarbeiters – vom Abiturienten, der sich beim Lokalblättchen als freier Mitarbeiter ausprobiert, bis hin zum Chefredakteur der renommierten Wo-chenzeitung. Wer sie einigermaßen beherrscht und um ihre Grundregeln weiß, der hat schon eine wesentliche Hürde genommen, wenn es da-rum geht, einen Pressetext möglichst unfallfrei zu schreiben und ins Blatt zu bekommen.

Die Nachricht als „Mutter aller Texte“

Die Nachricht informiert Leserinnen und Leser kurz, prägnant und sachlich über aktuelle Ereig-nisse, etwa über bevorstehende Veranstaltungen, Personalia oder wichtige Entscheidungen des (Kir-chen-)Vorstands… Sie bemüht sich um Objektivi-tät, ihre Inhalte sind von allgemeinem Interesse.

Der Bericht ist der viel größere und schon reifere Zwillingsbruder der Nachricht. Er berücksichtigt Zusammenhänge, Vorgeschichte, Hintergründe ausführlicher als die Nachricht, kann auch wohl dosiert erzählerische Elemente enthalten und greift häufiger und ausführlicher auf Zitate zurück. Sein Grundtenor bleibt aber objektiv und sachlich. Wie die Nachricht enthält der Bericht weder Mei-nungen noch Bewertungen des Autors.

Auf Grund der engen Verwandtschaft gelten die Regeln für Nachrichten auch für Berichte.

Reportage und Porträt: Blick durch das Auge des Autors

Im Gegensatz zu Nachricht und Bericht ist die Re-portage keineswegs objektiv und sachlich. Viel-mehr schildert der „Reporter“ subjektiv und er-zählerisch, was er sieht, erfährt, wahrnimmt. Der Autor des Textes lässt seine Leser in seine eigenen Empfindungen eintauchen.

Ziel der Reportage ist es, vor dem geistigen Auge des Lesers Bilder eines Ereignisses entstehen zu lassen. Der Reporter wird zum Sinnesorgan des Lesers. Deshalb ist die Reportage so konkret und anschaulich wie möglich.

Das Porträt verwendet die Stilmittel der Reporta-ge zur Beschreibung und Veranschaulichung ei-ner Person. Gerne wird es mit Interview-Einheiten angereichert.

Zwei Tipps, um sich die grundlegenden Unter-schiede zwischen Nachricht/Bericht und Repor-tage zu verdeutlichen: Vergleichen Sie einen län-geren, zum Beispiel politischen Bericht in einer Tageszeitung mit einer Reportage, etwa in „Geo“. Und lesen Sie Reportagen von Egon Erwin Kisch, dem viel zitierten und einzig wahren „rasenden Reporter“.

Das Feature

Das Feature ist der Zwitter in der Familie der Dar-stellungsformen. Es verwendet die Elemente der Reportage (konkrete Beispiele, Sinneswahrneh-mungen, eigene Empfindungen des Autors), um dem Leser Inhalte eines Berichtes anschaulicher zu machen. Es gestaltet einen an sich undramati-schen Stoff mit erzählerischen Stilelementen.

Häufig wählt das Feature die szenische Darstel-lung eines mustergültigen Beispielfalls zur an-schaulichen Vermittlung von Zusammenhängen. Die Fakten werden dann quasi nachgereicht.

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Gute Beispiele für Features finden wir häufig in den Fernsehnachrichten: Der Reporter stellt eine Familie vor, schildert ihre Lebensumstände und bezieht diese dann z. B. auf eine Gesetzesinitiative zur Entlastung von Familien. Am konkreten Bei-spiel werden dann die Auswirkungen des Geset-zes sachlich erläutert. Interview und Umfrage

Von einem Interview sprechen wir, wenn sich das Gespräch zwischen Journalist und Interviewtem bei der Veröffentlichung vom Leser im Wechsel-spiel Frage/Antwort als solches erkennen lässt. Während sich das Interview in der Regel mit einer oder wenigen sachkundigen Personen ausein-andersetzt, zielt die Umfrage auf ein breites Mei-nungsspektrum und wendet sich meist gezielt an „Menschen auf der Straße“ (oder wo man sie sonst trifft).

Wenn Meinung zählt: Kommentar, Glosse, Kritik und Rezension

Alle vier sind die „Kritiker“ in unserer Familie, die auf den Tisch hauen und ihre Meinung sagen. Nur in diesen Darstellungsformen darf der Journalist werten und seine Meinung sagen – und dies auch nur, wenn der Beitrag namentlich gekennzeichnet ist.

Der Kommentar setzt sich sachlich mit einem The-ma auseinander.

Die Glosse ironisiert, polemisiert, spitzt zu und lässt keine Kompromisse zu. Sie kommt zwar wie das „leichte Mädchen“ in unserer Familie daher, hat es aber faustdick hinter den Ohren, weil sie hinter der Fassade ihres losen Mundwerks ebenso seriös und anspruchsvoll ist wie der Kommentar.

Kritik und Rezension sind die Schöngeister der Familie, sie beurteilen und bewerten musisches Schaffen (Musik, Literatur, darstellende Kunst, …).

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4. Handwerkszeug II: Gutes Journalisten-Deutsch

Wenn ein Journalist eine Nachricht oder einen Bericht schreibt, dann tut er dies nicht unter ästhetischen oder anderwei-

tig schöngeistigen Gesichtspunkten.

Deswegen ist journalistisch korrektes Deutsch nicht automatisch „gutes Deutsch“. Es orientiert sich an Pragmatismus mehr als an Ästhetik und hat als oberste Maximen den für die jeweilige Le-serschaft (= Zielgruppe) optimalen Lesefluss und die gute Verständlichkeit. Deswegen greift es häu-fig auf allgemein gültige Regelungen und standar-disierte Formulierungen zurück und hinterfragt mit besonderer Vorliebe schräge Metaphern und Vergleiche: „Frauen haben die Nase vorn.“ Andere Beispiele finden Sie in jeder Ausgabe des SPIEGEL auf der drittletzten Seite.

Sprachlich austoben können sich Journalisten in Glossen oder Reportagen. Oder sie schreiben ein Buch. Bei der Nachricht ist Seriosität und Be-schränkung auf das Wesentliche angesagt.

„Der Leser ist dumm und faul.“

So haben es Generationen von Redaktionsleitern ihren Volontären beigebracht. Damit wollten Sie (hoffentlich) Zweierlei zum Ausdruck bringen:

1. Kein Journalist sollte sich anmaßen, eigenes Vorwissen bei den Leserinnen und Lesern voraus-zusetzen.

2. Leserinnen und Leser bestimmen selbst über die Zeit, die sie sich für die Lektüre ihres Leib- und Magenblattes oder für den Konsum anderer Me-dien nehmen.

Ziel des Berichts oder der Nachricht ist es, Inhalte zu transportieren, und das so schnell und so rei-bungslos wie möglich. Die Tagesschau hat dafür exakt 15 Minuten, und dem Zeitungsredakteur steht täglich nur eine bestimmte Anzahl von Seiten zur Verfügung, auf denen häufig noch kommerzi-

elle Anzeigen unterzubringen sind. Ausufernde Pressemitteilungen einer Non-Profit-Organisation oder einer kirchlichen Einrichtung sind da völlig fehl am Platze.

Doch nicht nur das Platzkontigent spielt beim Ver-fassen von Nachrichten und Berichten eine Rolle, sondern auch das Verhalten der Leserinnen und Leser. Die nehmen sich durchschnittlich knappe 20 Minuten Zeit für die Lektüre ihrer Zeitung. Ten-denz: fallend.

Das journalistisch gute und korrekte Deutsch ver-meidet deshalb...

...alles, was einen Text unnötig verkompliziert •und die rasche Aufnahme des nachrichtli-chen Inhalts erschwert (z. B. Schachtelsätze).

...alles, was einen Text unnötig in die Länge zieht •(nebensächliche Informationen, Füllwörter)

...alles, was dem interessierten Leser das Wei-•terlesen verleidet (fehlender roter Faden, ein-tönige Formulierungen).

Mit der Berücksichtigung einiger konkreter Tipps, auf die Sie beim Schreiben der nächsten Meldung achten sollten, ist schon viel geholfen. Diese fin-den Sie auf den folgenden Seiten.

„Was bringt‘s dem Leser?“...

... ist eine weitere beliebte Frage von Redaktions-leitern, wenn der Volontär oder die freie Mitarbei-terin nicht in der Lage ist, einen Text auf Länge zu bringen, sprich: zu kürzen. Die dahinter stehen-den Fragen lauten: Worin liegt der (Mehr-)Wert der Nachricht? Was können Zeitungsleserinnen und -leser mit den neu erworbenen Informatio-nen anfangen? Allein an den Antworten auf diese Fragen orientiert sich der Redakteur, wenn er sei-ne Seiten plant und entscheidet, welchem Inhalt wie viel Raum gegeben wird.

So wird die Ankündigung eines für Interessierte zugänglichen Ausflugs sicherlich von allgemei-nem Interesse sein; der anschließende ellenlange Bericht des Organisationskomitees mit detaillier-ter Beschreibung aller Stationen und des Mittags-menüs sicherlich nicht.

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4.1. Wie verfasse ich einen Bericht oder eine Nachricht?

1. Vermeiden Sie unpersönliche Formulierungen wie:

„Danach • wurden die Preise verliehen.“„Danach blickte • man zurück auf die Ereignisse des vergangenen Jahres.“ Verwenden Sie nach Möglichkeit Aktiv-Konstruktionen. Damit zwingen Sie sich selbst dazu, handelnde Personen in den Text einzubinden. Das macht Ihren Text lebendiger.

2. Achten Sie auf Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik und Sprachstil:

Konzentrieren Sie sich auf die richtige Verwendung von Fällen (Rettet den Genitiv!) •und Zeiten (Vor-, Gleich- und Nachzeitigkeit)Vermeiden Sie Fremdwörter und vor allem Anglizismen (eingedeutschte englische Be-•griffe, zum Beispiel „Kids“, „cool“, „Highlight“, „Event“. Ausnahmen: Wörter, die bereits Einzug in den deutschen Wortschatz gefunden haben und für die es keinen adäquaten deutschen Begriff gibt: Statt „Leibchen“ dürfen Sie „T-Shirt“ schreiben, statt „Mobiltelefon“ „Handy“, statt „elektronische Post“ „Email“ usw.

3. Achten Sie auf den „roten Faden“ in Ihrem Text:

Zu viele Gedankensprünge wirken auf den Leser wie „Rausschmeißer“ aus dem Text. •Tipp: Versuchen Sie, den nächsten Absatz mit dem vorhergehenden zu verknüpfen, in dem sie einen Gedanken daraus aufgreifen.

4. Journalistische Berichte sind keine Schulaufsätze:

Verzichten Sie auf Füllwörter• (eigentlich, zum Beispiel, gerade auch, ein Stück weit, ...) und Floskeln („allseits beliebt“, „Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt“, ...)Keine Tagebuch-Berichte• („Am nächsten Tag sind wir in einen Freizeitpark gefahren. Abends wurde gegrillt.“)Keine Speisepläne• („Außerdem serviert die Frauenhilfe Handkäs‘ mit Musik, Rippchen mit Kraut und die allseits beliebten Schmalzebrote.“)Keine Wetterberichte• („Auch strömender Regen konnte die Wanderer nicht von ihrem Ziel abbringen.“ „Die angekündigte Kapelle fiel wegen Regens leider ins Wasser.“)

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5. In der Kürze liegt die Würze:

Es ist schwer, einen langen Text über einen Kindergartenausflug so zu schreiben, dass •nicht nur Muttis und Papis ihn lesen. Ein kurzer Text ist auch schwer, wird aber (eher) gelesen.

6. Schreiben Sie nicht für sich, sondern für die Zeitung

Oberstes Ziel Ihrer Pressearbeit sollte es sein, dem Redakteur so viel wie möglich Zeit •zu sparen. Ein Text, der aufwändig redigiert werden muss, läuft Gefahr, nicht veröffent-licht zu werden. - Vermeiden Sie unbedingt den „Wir-Stil“ („Wir laden Sie herzlich ein...“) - Beschränken Sie Ihre Pressemitteilung nicht auf Stichworte oder die Zusendung von Protokollen. Schreiben Sie zusammenhängende, in sich geschlossene Texte. - Ohne eine Berufsgruppe diskriminieren zu wollen: Pädagogen-Stil hat in der Zeitung nichts verloren. („Das ist irgendwo auch ein Stück weit Entlastung für die kommunale Jugendarbeit.“ „Alle sind eingeladen: Mann und Frau, groß und klein, dick und dünn.“)

7. Schaffen Sie mit Ihrem Text Atmosphäre:

Speziell für Berichte (von Veranstaltungen, Freizeiten, ...): •- Beschreiben Sie statt Allgemeinplätzen („Viel Spaß hatten die Kinder...“) besser Details (Was hat den Kindern warum den meisten Spaß bereitet?) - Lassen Sie Personen handeln, dazu sind sie da. - Kombinieren Sie Fakten mit erzählerischen („narrativen“) Passagen.

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4.2. Was ist das Besondere an einer Nachricht?

1. Nachrichten sind IMMER sachlich.

Sie sollen informieren, nicht unterhalten.•Sie sollen vor allem keine Meinung, Kommentierung oder Wertung enthalten.• („Ein tolles Sommerfest veranstaltet...“, „...erwarten die Veranstalter die „Hupfdolls“, eine der besten Bands der Region“)„Sachlich“ heißt nicht „trocken“: Überprüfen Sie, ob Sie Ihre Nachricht z. B. mit Zitaten •oder kurzweiligen Formulierungen (nicht immer nur „sagte“ schreiben) beleben kön-nen.

2. Die W-Fragen:

Achten Sie darauf, dass alle relevanten Informationen auch richtig und vollständig im •Text vorkommen. Also: Was? (Seit/Bis) Wann? Wer? Wo? Wie? Warum? Woher? Wie viel? usw.Namen werden richtig und vollständig ausgeschrieben: • Es heißt nicht „Herr Meier“, auch nicht „F. Meier“, sondern „Fritz Meier“ und im weiteren Verlauf des Textes einfach „Meier“, „der 43-Jährige“, „der Seelsorger“, ... Das gilt übrigens – außer in der F. A. Z. – entsprechend auch für Frauen. •Es gibt nur eine korrekte Schreibweise für das Datum: „Dienstag, 27. Oktober“. Denken •Sie IMMER an den Wochentag und ggf. die Uhrzeit, dafür können Sie auf die Jahreszahl verzichten, wenn sich Ihr Text auf ein Ereignis im laufenden Jahr bezieht.

3. Sie müssen nicht alle wichtigen Fragen im ersten Satz beantworten,

aber im ersten Absatz: •Der Einstieg in den Text sollte mit Bedacht gewählt sein, denn an ihm entscheidet der Leser, ob er weiterliest oder nicht. Beginnen Sie eine Nachricht niemals mit dem Datum („In seiner Sitzung am 9.1.2004 hat der Vorstand entschieden,…“), sondern am besten mit dem Anlass: „Mit dem Umbau des Gemeindehauses befasste sich der Kirchenvorstand…“

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4. Die wichtigsten Informationen sollten am Anfang stehen:

Das erleichtert dem Redakteur gegebenenfalls das Kürzen von Texten. •Folgender Aufbau - im Schaubild eine umgekehrte Pyramide - hat sich bewährt:

5. Die Nachricht sollte verständlich sein:

kurze, einfache Sätze. Verzichten Sie möglichst auf Schachtelsätze.•Achten Sie auf einfache Wortwahl. •Vermeiden Sie ungeklärte Abkürzungen • (z. B. KV, F+V, KiBiWo, GoDi, …)Vermeiden Sie zu abstrakte Formulierungen• („Eltern und Geschwister“ liest sich besser als „das familiäre Umfeld“)Vermeiden Sie unvorstellbare Mengen- und Größenangaben. Besser: Vergleiche finden•Ausnahme: Geldbeträge (z. B. bei Spendenaktionen, Bauinvestitionen, …) werden •immer genannt. Der Redakteur fragt sowieso danach und wird misstrauisch, wenn er keine Info erhält.„Verbalstil“ statt „Nominalstil“: • Nicht „Die Gruppe nimmt dort an einer Führung teil…“, sondern besser „Ein Museumspädagoge führt die Gruppe…“Vermeiden Sie Nebelbegriffe • („das fast schon traditionelle Heringsessen“, das zum dritten mal unfallfrei durchgeführt wurde), Phrasen („Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt“) und Füllwörter (also, eigentlich, nämlich, in etwa, überhaupt, …)

W-Fragen

Hintergründe

Details

Weiteres

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5. Wie mache ich bessere Bilder?

1. Ist der Fotoapparat betriebsbereit?

Film bzw. Chipkarte eingelegt?•Kamera und ggf. Blitz richtig eingestellt?•Batterien/Akkus überprüft?•

2. Eine gute Kamera macht zwar noch keinen guten Fotografen, ist aber ein entscheidendes Qualitätskriterium.

Die qualitativ besten Ergebnisse hinsichtlich Schärfe, Belichtung, Farbqualität und •Auslöse-Zeit erzielen Sie mit einer digitalen Spiegelreflexkamera. Zudem bieten Digi-talkameras die Möglichkeit, Bilder ohne Qualitätsverlust (z. B. durch Scannen von Ne-gativen, Dias oder Abzügen) elektronisch weiterzuverarbeiten (Bildnachbearbeitung, Email-Versand, Weiterverarbeitung in einem Layout-Programm). Lassen Sie zwischen dem eigentlichen Motiv und dem Bildrand etwas Luft. Das ver-•schafft dem Redakteur die Möglichkeit, das Bild so zuzuschneiden, dass es gut in das Gesamtlayout der Zeitungsseite passt.Entscheidend für die journalistische Qualität eines Fotos sind die Motivwahl, das For-•mat (hoch oder quer), die Perspektive (Blickrichtung) und der Zusammenhang zum Text. Vorsicht bei Digitalkameras bzw. Bildbearbeitung: Erkundigen Sie sich zunächst, in •welchem Dateiformat (wahrscheinlich „jpg“) und welcher Auflösung Bilder veröffent-licht werden können. Zeitungsfotos benötigen in der Regel eine Auflösung von mindes-tens 200 dpi (Bildpunkte („dots“) pro inch) und sollten ausreichend hoch und breit sein. Im Zweifel schicken Sie Ihre Fotos unbearbeitet. •BILDER AUS DEM INTERNET EIGNEN SICH NICHT FÜR DEN DRUCK! NIEMALS!!•

3. Bewahren Sie Ruhe und lassen Sie sich nicht vom Motiv nervös machen.

Gute Arbeit braucht Zeit, auch beim Fotografieren. Vermeiden Sie z. B. bei Gruppenauf-•nahmen nach Möglichkeit Fotos „mal eben zwischendurch“. Das ist natürlich abhängig vom Anlass (siehe 4.) Besser: im Vorfeld eine Verabredung mit den Akteuren für den Fototermin treffen (z. B. •direkt im Anschluss an den „offiziellen Teil“).

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4. Vermeiden Sie nach Möglichkeit gestellte Fotos und Großgruppen-bilder.

Eine typische Freizeitszene ist allemal sehenswerter als die gesamte Freizeittruppe. •Szenen zaubern Atmosphäre - was der dazu gehörige Bericht auch tun sollte.Dass gleiche gilt für statische „Ess- und Trinkbilder“. Das will niemand sehen.•Auch „tote“ Bilder, ohne (menschliches) Leben sind für unsere Zwecke ungeeignet.•Stattdessen sollte das Bild verraten, worum es im Text eigentlich geht. •Ein Foto ist ein „Eyecatcher“ (= Augenfänger), der zum Lesen des zugehörigen Textes anregen soll. Nicht umsonst heißt es: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“•

5. Machen Sie niemals nur ein Bild

Eines geht meistens in die Hose.•

6. Der Fotograf ist Herr über das Motiv.

Wenn schon gestellte Fotos, dann bitte nicht das fotografieren, was gerade da ist. Neh-•men Sie, wann immer möglich und erforderlich, Einfluss auf das Motiv. Das gilt auch für Kirchenpräsidenten, Ministerinnen, Vorstandsvorsitzende und andere Großkopferte.Lassen Sie sich nicht hetzen und bewahren Sie Ruhe. •Wenn schon vor dem Motiv in die Knie gehen, dann zumindest mit einem Grund: Wech-•seln Sie die Perspektive, statt immer nur frontal draufzuhalten. Hoch oder quer? In welchem Format und in welchem Anschnitt kommt Ihr Motiv am •besten zur Geltung?Achten Sie nicht nur auf das Motiv, sondern auch auf Vorder- und Hintergrund. Schon •manches unschöne Detail hat das an sich nette Vorstandsfoto ruiniert.

7. Ein schöner Rücken kann auch entzücken?

Nicht beim Fotografieren: Achten Sie darauf, dass man möglichst viele Menschen von •vorn erkennen kann. Die meisten Menschen sehen sich gern in der Zeitung, auch wenn das die wenigsten zugeben würden.

8. Wenn möglich, nutzen Sie als Anfänger die Kameraautomatik, die inzwischen jede Spiegelreflex- oder Digitalkamera anbietet.

Viele Spielereien an Blende, Belichtungszeit, … gehören in die Kunstfotografie, die Ein-•stellungen dauern zu lang, die Ergebnisse sind im Zeitungsdruck kaum zu erkennen.Wenn Sie an der Fotografie interessiert sind, können Sie sich durch Experimentieren •weiterbilden – oder in einem Fotokurs (Volkshochschule, Fotoclubs, …)

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6. Wie arbeite ich gut mit meiner Tageszeitungs-Redaktion zusammen?

1. Eine Zeitungsredaktion ist keine Druckerei.

Weder ist sie an Wunschtermine der Absender gebunden noch verpflichtet, Texte im •Wortlaut zu veröffentlichen.Wer das möchte, muss eine Anzeige schalten. Das kostet aber, im Gegensatz zum •redaktionellen Beitrag, Geld.

TIPPS:Texte müssen rechtzeitig vorliegen: •Ankündigungen ca. zwei Wochen vor dem relevanten Datum (Veranstaltung, Anmelde-frist); Berichte: keinesfalls später als eine Woche nach Veranstaltung.Bei knappem Zeitrahmen (wenn der Abgabetermin verbaselt wurde): persönlich •Kontakt mit der Redaktion aufnehmen (anrufen, vorbeischauen) und die Meldung an-kündigen/mitbringen, statt nur mit dem Vermerk „Eilt“ zu versehen.

2. Wenn die Redaktion einen Text verändert, hat das keine persön-lichen Gründe, auch wenn der Text ein persönliches Anliegen dar-stellt.

Gründe dafür können sein:Der Text entspricht nicht den redaktionellen Anforderungen. Das hat nicht unbedingt •etwas mit der Frage zu tun, ob der Text gut oder schlecht ist.Der Redakteur verfügt über ein eingeschränktes Platzkontingent und muss kürzen.•Der Redakteur misst der Veranstaltung nicht die gleiche Bedeutung bei wie der •Veranstalter.Es liegt auch kein persönlicher Grund vor, wenn der Redakteur nicht persönlich zur •Veranstaltung kommt.

3. Ein Redakteur ist auch nur ein Mensch und macht manchmal Fehler.

TIPPS:Missverständnisse ausräumen, um Konflikten rechtzeitig aus dem Wege zu gehen •(„Die haben bei meinem Text schon zum fünften Mal das Wichtigste weggelassen“)Bei Unklarheiten einfach in der Redaktion nachfragen (Redakteure beißen nicht).•

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4. Redaktionen arbeiten fast immer unter Zeitdruck.

TIPPS:Erleichtern Sie dem Redakteur die Arbeit:

Verfassen Sie Ihren Text so, dass er möglichst ohne großen Aufwand „ins Blatt geho-•ben“ werden kann. Das verringert die Gefahr, dass gekürzt wird.Schicken Sie Ihre Mitteilung, vor allem bei größeren Zeitungen, dorthin, wo Sie hinge-•hören. Erkundigen Sie sich ggf. nach Ihrem Ansprechpartner.Gestalten Sie Ihre Pressemitteilung „redakteursfreundlich“, das heißt übersichtlich.•Weisen Sie auf Fototermine ausdrücklich hin, am besten mit Angabe einer Uhrzeit, die •Sie dann aber auch einhalten sollten. Vermeiden Sie Wartezeiten, denn Fotografen haben, vor allem am Wochenende, viele Termine, die in ein enges zeitliches Korsett geschnürt sind.Vergewissern Sie sich vor der Veranstaltung noch einmal, ob der Fototermin „angekom-•men“ ist bzw. berücksichtigt wird.Nehmen Sie sich Zeit für die Mitarbeiter, die zu einer Veranstaltung kommen, oder de-•legieren Sie diese Aufgabe an jemanden, der Bescheid weiß. Das vermeidet Fehler und Missverständnisse.Nicht jeder Termin ist eine Besetzung wert. Das sieht der Redakteur, bei dem die •Terminvergabe zum Job gehört, anders als der Ehrenamtliche, dessen Herzblut an einer Veranstaltung hängt. Außerdem klagen auch Redaktionen über schmaler werdende Honorarbudgets für freie Mitarbeiter. Machen Sie ggf. deutlich, warum Ihnen ein Ter-min so sehr am Herzen liegt, dass er unbedingt besetzt werden muss („News is what‘s different.“)

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7. Wie gestalte ich eine Pressemitteilung?

1. Achten Sie auf die Übersichtlichkeit Ihrer Pressemitteilung.

Trennen Sie klar das Anschreiben, in dem Sie (zusätzlich) auf Thema und Termine hin-•weisen, und den eigentlichen Text Ihrer Pressemitteilung.

2. Nennen Sie auf alle Fälle Ihre Kontakt- und Emailadresse sowie vor allem Ihre Telefonnummer.

Flüchtigkeitsfehler (falsches Datum oder Wochentag, fehlender Ort) passieren jedem •und können so einfach und schnell aus dem Weg geräumt werden.

3. Schicken Sie niemals Handgeschriebenes.

Das wirkt unprofessionell und birgt Fehlerquellen.•

4. Heben Sie Termine deutlich hervor.

Das erleichtert dem Redakteur das Ablegen und vor allem Wiederfinden. •

5. Heben Sie Fototermine noch deutlicher hervor.

Und vergewissern Sie sich ein bis zwei Tage vorher, ob sie auch „angekommen“ sind •und ob sie bei der Terminvergabe berücksichtigt werden.

6. Achten Sie auf…

Schriftgröße: 12pt. Texte, die mit der Lupe bearbeitet werden müssen, laufen Gefahr, •nicht veröffentlicht zu werden.Zeilenabstand: 1,5 zl. Kein Text ist perfekt; der Redakteur findet immer etwas, was sei-•ner Meinung nach umgeschrieben werden muss.Rand: links oder rechts 5 cm; gleiche Gründe.•

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7. Formulieren Sie Ihre Texte aus.

Der Redakteur wird zwar fürs Schreiben bezahlt, deswegen muss man‘s ihm nicht •schwerer machen als nötig. Stichpunkte sind unhöflich und bergen ebenfalls Fehler-quellen.

8. Verschicken Sie Ihre Texte möglichst per Email.

Vermeiden Sie aber ungewöhnliche Dateiformate. Am besten •- Word- oder Nur-Text-Dateien (.doc oder .txt) für Texte - und gesondert angehängte JPEG-Dateien (.jpg) für Bilder. Es bietet es sich an, das Anschreiben in die Email-Nachricht zu integrieren, den eigentli-•chen Pressetext und die Bilder (einzeln!) als Anhänge mitzuschicken.Bilder werden NICHT in Word-Dokumente integriert versandt, sondern i. d. R. als eigen-•ständige JPEG-Datei.

9. Schicken Sie nie mehrere Texte auf einmal.

Das führt zu Durcheinander und dazu, dass Texte übersehen werden. •Pro Email nur ein Thema!•

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8. Literatur- und sonstige Tipps

Literatur:

Walter von la RocheEinführung in den praktischen JournalismusEcon-Verlag, 18. erweiterte und aktualisierte Auflage (2008), 17,95 €

Wolf SchneiderDeutsch für Profis: Wege zu gutem StilGoldmann-Verlag (2001), 8,95 €Wörter machen Leute: Magie und Macht der SprachePiper, 14. Auflage (2007), 12,95 €

Henriette LöwischJournalismus für DummiesOliver Erens Pressearbeit für DummiesWilley-VCH-Verlag, Erstauflage, Dezember 2008, 19,95 €

Andreas Lutz / Isabel Nitzsche von LindePraxisbuch Presseabreit:Für Selbstständige, Gründer, keine Organisationen und VerbändeLinde-Verlag, Wien 2007

Egon Erwin KischDer rasende ReporterAufbau-Verlag, 5. Auflage 2008

Fortbildungsmöglichkeiten:

Wenden Sie sich an Ihren Dach- oder Landesverband, Ihre Landeskirche oder - im Falle der EKHN - an den Öffentlichkeitsreferenten in Ihrer Region oder an das Evangelische Medienhaus in Frankfurt/Main.

Sowohl für Fortbildungen in Fotografie als auch in „Schreiben für die Zeitung“ bieten zumindest die größeren Volkshochschulen Kurse an.

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9. Der ReferentKai Georg Fuchs (36) ist gelernter Tageszeitungsredakteur und seit März 2009 als Absolvent der Fundraising-Akademie Frankfurt am Main ausgebildeter Fundraising-Manager (FA).

Nach zwölf Jahren Tätigkeit im Lokal- und Regionaljournalismus bei der OFFENBACH-POST als freier Mitarbeiter, Volontär und Redakteur sowie über 15 Jahren ehrenamtlicher Arbeit mit Kin-dern und Jugendlichen in der evangelischen Kirchengemeinde arbeitet er seit 2003 als Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der evangelischen Kirche im Dekanat Rodgau (EKHN).

Zu seinen Aufgaben gehört neben der Pressearbeit und der redaktionellen Gestaltung des Inter-netauftritts [www.dekanat-rodgau.de] auch die interne Kommunikation. Darüber hinaus berät er Haupt- und Ehrenamtliche bei kirchlichen Kommunikations- und Spendenprojekten.

Neben der beruflichen Tätigkeit ist Kai Fuchs als Prädikant in den ehrenamtlichen Dienst der öffentlichen Wortverkündigung berufen.