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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Leitfaden zur Umsetzung Idee Der «Pfad der Artenvielfalt» erklärt mit 15 verschiedenen Stationen Grundlegendes zur Biodiversität: klassischer Lehrpfad, der als Parcours individuell absolviert wird Themenweg, der auf einer Exkursion gemeinsam begangen wird Infowand für eine Standaktion einzelne Plakate als Hinweisschilder Folien für ein Referat ... Erlebnis-Pfad Die Tafeln sind unnummeriert und können in einer freien Reihenfolge platziert werden. Anzahl und Themen der Posten werden den örtlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen entspre- chend eingesetzt. Am besten geeignet ist ein Rundgang durch ein Gebiet, auf dem viele beschriebene Elemente vor- kommen oder mit direktem Bezug angesprochen werden können: «Vielfalt der Nutztiere» vor einer Rinderweide, vor einer Metzgerei; «Unterhalt und Pflege» bei Kleinstrukturen, vor dem Werkhof,...) Für eine geführte Begehung mit einer Exkursionsleitung liefert die Umsetzungshilfe Hintergrundinfor- mationen und weitere Bezüge zur Biodiversität. Die Anregungen liefern Ideen zur Aktivierung der Teilnehmenden: Weiterdenken, Schätzen, Diskutie- ren, Beobachten, Mitgestalten Technische Umsetzung Die Vorlagen stehen als pdf bereit und können individuell ausgerüstet werden: Variante Mini: Ausdruck auf A4 farbig, Befestigung mit Klebstreifen, Klammern, Reissnägel, Kos- ten/Posten ca. Fr. 1.– Variante Midi: Ausdruck auf A3 farbig, aufziehen auf Karton/Sperrholz, Draht/Schnur durch Bohrloch ziehen, an Bäumen, Zäunen, Mauern aufhängen, Kosten/Posten ca. Fr. 7.–

Leitfaden zur Umsetzung...Variante Maxi: in Copyshop/Druckerei auf optimale Grösse A3 (maximal A2) ausdrucken, wetterfest laminieren und aufziehen lassen, mit zwei Schrauben an Pfahl

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Page 1: Leitfaden zur Umsetzung...Variante Maxi: in Copyshop/Druckerei auf optimale Grösse A3 (maximal A2) ausdrucken, wetterfest laminieren und aufziehen lassen, mit zwei Schrauben an Pfahl

Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Leitfaden zur Umsetzung Idee Der «Pfad der Artenvielfalt» erklärt mit 15 verschiedenen Stationen Grundlegendes zur Biodiversität: klassischer Lehrpfad, der als Parcours individuell absolviert wird Themenweg, der auf einer Exkursion gemeinsam begangen wird Infowand für eine Standaktion einzelne Plakate als Hinweisschilder Folien für ein Referat ...

Erlebnis-Pfad Die Tafeln sind unnummeriert und können in einer freien Reihenfolge platziert werden. Anzahl und Themen der Posten werden den örtlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen entspre-

chend eingesetzt. Am besten geeignet ist ein Rundgang durch ein Gebiet, auf dem viele beschriebene Elemente vor-

kommen oder mit direktem Bezug angesprochen werden können: «Vielfalt der Nutztiere» vor einer Rinderweide, vor einer Metzgerei; «Unterhalt und Pflege» bei Kleinstrukturen, vor dem Werkhof,...)

Für eine geführte Begehung mit einer Exkursionsleitung liefert die Umsetzungshilfe Hintergrundinfor-mationen und weitere Bezüge zur Biodiversität.

Die Anregungen liefern Ideen zur Aktivierung der Teilnehmenden: Weiterdenken, Schätzen, Diskutie-ren, Beobachten, Mitgestalten

Technische Umsetzung Die Vorlagen stehen als pdf bereit und können individuell ausgerüstet werden: Variante Mini: Ausdruck auf A4 farbig, Befestigung mit Klebstreifen, Klammern, Reissnägel, Kos-

ten/Posten ca. Fr. 1.– Variante Midi: Ausdruck auf A3 farbig, aufziehen auf Karton/Sperrholz, Draht/Schnur durch Bohrloch

ziehen, an Bäumen, Zäunen, Mauern aufhängen, Kosten/Posten ca. Fr. 7.–

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Variante Maxi: in Copyshop/Druckerei auf optimale Grösse A3 (maximal A2) ausdrucken, wetterfest laminieren und aufziehen lassen, mit zwei Schrauben an Pfahl (Durchmesser 4-5 cm, Höhe 2-2,5 m) montieren. Kosten/Posten ca. Fr. 30.–

Adressaten Der Pfad ist für Erwachsene selbsterklärend Jugendliche ab 12 Jahren, welche ins Thema eingeführt wurden, sollten ihn ebenfalls in Gruppen selb-

ständig absolvieren können. In Begleitung eines Exkursionsleiters, einer Lehrperson oder mit der Familie können Kinder im Ge-

spräch, mit einem Spiel, beim Beobachten oder durch Aktivitäten mit den Themen vertraut werden. Aktivitäten und Materialien Die Umsetzungshilfe beinhaltet einfache Anregungen, die mit wenigen Materialien (z.B. kopierte Kärtchen) umgesetzt werden können. Selbstverständlich ist es für Teilnehmende interessanter z.B. beim Thema «Kulturpflanzen» verschiedene Apfelsorten zu degustieren als nur die Namen aufzuzählen. Themen Aktivitäten Lehrpfad der Biodiversität Biodiversität - Grundlage allen Lebens Tier- und Pflanzenarten raten Biodiversität - Daten und Fakten Faktenkarten chronologisch ordnen Wert der Biodiversität Funktionen der Lebensräume sammeln Vielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzen Gemeinsam Sorten aufzählen Vielfalt der Landschaften Selbstversuch Attraktivität Landschaft Apotheke aus der Natur Heilpflanzen Krankheitsbilder zuordnen Barrieren gegen Vielfalt Gemeindeplan auf Barrieren untersuchen Der Verlust der Biodiversität Kartenvergleich früher und heute Mangelware Magerwiese und Totholz Artenzählen auf Fläche A4 Gesetzte für die Vielfalt Rollenspiel Natürliche Vielfalt im Garten Strukturen vergleichen Kleinstrukturen fördern Vielfalt Kleinstrukturen auf 1m2 untersuchen Keine Vielfalt ohne Pflege Schätzfragen zu Trockenwiesen, -weiden Mein Beitrag für die Biodiversität Vorschläge, Reihum-Konjugation Tafel-Maske blanco eigene Aktivität

Individuelle Tafel In wenigen Schritten eine eigene Pfad-Tafel gestalten. Individuelle Informationen und Bilder einbauen. Nach wenigen Sekunden ist das druckfertige, individuelle pdf heruntergeladen. Impressum Herausgeber: SVS/BirdLife Schweiz, Zürich, 2010 Realisation: Naturama Aargau; Hans-Ruedi Kunz, Thomas Burkard, Thomas Flory Gestaltungskonzept: Daniel Sommerhalder Fotos: Naturama Aargau, SVS/BirdLife Schweiz, wenn nichts anderes vermerkt

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Biodiversität – Grundlage allen Lebens

Hintergrundinformationen In der Schweiz wurden bisher über 49'000 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen, vermutet wer-den auf dem Gebiet total rund 70'000 Arten. Bei jeder näheren Untersuchung eines Gebietes oder einer Tiergruppe gelingen Erstnachweise für die Schweiz oder es werden gar neue Arten entdeckt. So wurden im Jahr 2000 auf der Alp Flix im Rahmen eines „Tag der Artenvielfalt“ eine Nacktschneckenart und eine Dungmückenart neu entdeckt und von mehreren Arten gelangen Erstnachweise für die Schweiz. Bei einer Untersuchung im Sihlwald bei Zürich wurden 953 Flie-genarten entdeckt. Darunter befanden sich 186 Schweizer Erstnachweise und 20 wissenschaft-lich noch nicht beschriebene Arten. Eine grosse Schwierigkeit beim Erforschen der Artenvielfalt ist das Fehlen von Spezialisten für die genaue wissenschaftliche Bestimmung. Weltweit sind heute rund 1,75 Mio. Arten beschrieben, vermutet werden zwischen 10 und 20 Mio. Arten. Der hohe Unsicherheits-Faktor hat einerseits mit den erst wenig erforschten Lebensräu-men zu tun, andererseits mit den häufigen Unsicherheiten der Abgrenzung von Arten und Unter-arten. Innerhalb der Arten gibt es eine breite genetische Vielfalt: Unterarten, Ökotypen, Rassen und Sorten gehören zwar jeweils zur gleichen Art, unterscheiden sich aber genetisch deutlich vonein-ander. Auch die Zahl der Lebensräume ist für die kleine Fläche der Schweiz beeindruckend. Dies hat mit den grossen Höhenunterschieden in der Schweiz zu tun und mit dem unterschiedlichen Klima. Über 230 verschiedene Lebensräume sind beschrieben.

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Bezug zu Biodiversität Die Übersetzung von „Biodiversität“ mit „Artenvielfalt“ greift zu kurz. Oft sind besonders wertvolle Lebensräume nicht jene mit den höchsten Artenzahlen. Hochmoore beispielsweise sind Lebens-räume mit ganz speziellen Lebensbedingungen. Sie sind nass, mager und sauer. Nur wenige, hoch spezialisierte Arten leben hier. Gerade wegen dieser hoch spezialisierten und entsprechend seltenen Arten sind die Hochmoore schützenswert. Aktivität Wie viele Arten kennen Sie? Eine Umfrage unter Schulkindern hat ergeben, dass im Durchschnitt heute 5,1 Tier- und 5,2 Pflanzenarten erkannt werden. Eine Arbeit aus Grossbritannien zeigte, dass Pokemon-Figuren von Kindern besser erkannt werden als häufige Tier- und Pflanzenarten wie Eiche oder Dachs. Und wie steht es mit Ihrer Artenkenntnis? Versuchen Sie es mit den je zehn Pflanzen- und Tier-bildern (Beilage). Quellen § Forum Biodiversität Schweiz; Biodiversität in der Schweiz – Zustand, Erhaltung, Perspektiven; Haupt

Verlag, Bern 2004 § Müller Werner; Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 § Delarze Raymond, Gonseth Yves; Lebensräume der Schweiz – Ökologie, Gefährdung, Kennarten; hep

Verlag, Bern 2008 § Steiger Peter; Wälder der Schweiz; hep Verlag, Bern 2010 § Koordinationsstelle Biodiversitäts-Monitoring Schweiz 2009, Zustand der Biodiversität in der Schweiz,

Umwelt-Zustand 0911, BAFU, Bern 2009 § Bachmann Stefan; „Experten der Artenvielfalt sind eine bedrohte Art“ in Beobachter Natur 1/2010; Axel

Springer Verlag Schweiz AG, Zürich 2010 Links § http://www.schatzinselalpflix.ch interessante Unterlagen zu einem schweizweit einmaligen For-

schungsprojekt § http://www.artenspezialisten.ch/ die Seite der Schweizer Artenkenntnis-Spezialisten § http://www.bfq.ch/biofotoquiz/index.php für das Training der Artenkenntnis: Pflanzen, Vögel und Repti-

lien § http://www.insektenwelt.ch Wissenswertes zu den Insekten im Naturgarten § http://www.waldwissen.net/themen/waldoekologie/biodiversitaet/wsl_insekten_sihlwald_DE über die

Insekten-Untersuchungen im Sihlwald § http://bioteach.ubc.ca/TeachingResources/GeneralScience/PokemonWildlife.pdf zur Untersuchung der

Artenkenntnis und den Pokemon-Figuren in England § http://www.biodiversity.ch/downloads/Lindemann.pdf hier wird diese Untersuchung zitiert… und weitere

interessante Punkte zum Thema Biodiversität, sehr empfehlenswert!

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Artenkenntnis Lösung und Auswertung Nr. Name Punkte 1 Klee

gemeiner Hornklee 1 2

2 Löwenzahn (oder Dialekt-Name)

2

3 Klee Rot-Klee

1 2

4 Gras Rot-Schwingel

1 2

5 Brennnessel

2

6 Hahnenfuss (oder Dialekt-Name) Scharfer Hahnenfuss

1 2

7 Wegerich Breitwegerich

1 2

8 Tanne Rottanne oder Fichte

1 2

9 Buchs Rotbuche

1 2

10 Ameise Rote Waldameise

1 2

11 Schmetterling / Sommervogel Kleiner Fuchs

1 2

12 Libelle Blaugrüne Mosaikjungfer

1 2

13 Frosch Grasfrosch

1 2

14 Echse oder Eidechse Mauereidechse

1 2

15 Fuchs

2

16 Gämse

2

17 Fink Buchfink

1 2

18 Amsel Amsel, Männchen

1 2

Auswertung über 34 Pkt.: Artenspezialist! 30 – 34 Pkt.: Kenner! 25 – 29 Pkt.: Kompliment! 20 – 24 Pkt.: weiter so! 15 – 19 Pkt.: nicht schlecht 10 – 14 Pkt.: üben, üben! 5 – 9 Pkt.: mehr an die frische Luft und Augen auf! unter 5 Pkt.: bedenklich…

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1

http://gastein-im-bild.info

2

http://www.schulthess-koblet.ch

3

http://www.news-service.admin.ch

4

http://www.naturhuf.ch

5

http://www.naturwerkstoffe.ch

6

http://www.agrigate.ch

7

http://tier-im-fokus.ch

8

www.abies.ch

9

http://www.retokurmann.ch

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10

http://www.bildformat.ch

11

http://www.gnvu.ch

12

http://www.insektenwelt.ch

13

http://www.froschnetz.ch

14

http://www.karch.ch

15

http://www.wildphoto.ch

16

http://www.beatenbergbilder.ch

17

http://www.birdlife.ch

18

http://www.birds-online.ch

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Biodiversität - Daten und Fakten

Hintergrundinformationen Als Geburtsstunde einer Umweltpolitik auf globaler Ebene gilt die Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen (Weltumweltkonferenz, UNCHE, United Nations Conference on the Human Environment), von 1972 in Stockholm. Aus dieser Konferenz heraus wurde das Umweltprogramm der UNO das UNEP (Unites Nations Environ-ment Programme) gegründet. Der Begriff der Biodiversität fand nach 1985 Eingang in die Umweltdiskussion, insbesondere durch das von E.O. Wilson herausgegebene Buch „Biodiversity“ (1988). Gelegentlich wird der Begriff bis heute fälschli-cherweise mit „Artenvielfalt“ gleichgesetzt, obwohl diese nur einen Teil der Biodiversität ausmacht. Am Weltgipfel von Rio – offiziell „Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung“ – wurde 1992 das Übereinkommen über die biologische Vielfalt – kurz Biodiversitätskonvention – verabschiedet. Als eines von inzwischen 191 Ländern ratifizierte die Schweiz 1994 dieses Abkommen. Entsprechend der Auflagen der Konvention errichtete die Schweiz ein Biodiversitäts-Monitoring (BDM), welches seit 2001 den Zustand der Biodiversität anhand von 30 Indikatoren misst. Eine Biodiversitäts-Strategie fehlt noch. Der Bundesrat wurde durch das Parlament beauftragt, diese während der laufenden Legislatur vorzulegen. Er hat die entsprechende Botschaft für Anfang 2011 in Aussicht gestellt. Bezug zu Biodiversität Vom wissenschaftlich geprägten Fachausdruck fand der Begriff der Biodiversität zunehmend Eingang in den Natur-/Umweltschutz. Seine Bekanntheit beschränkte sich noch vor wenigen Jahren auf einige wenige Spezialisten. Durch die grosse Aufklärungsarbeit, insbesondere der Natur- / Umweltschutzorganisationen, gelang es, weite Teile der Bevölkerung über die Biodiversität zu informieren und zu sensibilisieren. Knapp die Hälfte der Bevölkerung gab 2009 in einer Umfrage an, den Begriff zu kennen und die meisten waren in der Lage, ihn richtig zu umschreiben. Aktivität „Anno domini“: Ähnlich dem Spiel „Anno domini“ sollen die Fakten sortiert werden nach Alter.

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Die Karten liegen verdeckt und gemischt auf dem Tisch. Der erste Spieler dreht eine Karte um. Der zweite dreht ebenfalls eine Karte um und legt diese links (älter) rechts (jünger) neben die erste. Ziel ist es, ge-meinsam die 9 Karten in die richtige Reihenfolge zu bringen. Lösungen

H A I F E G B D C 1966 1972 1983 1985 1992 1994 2002 2010 2010/11

Quellen Müller Werner, Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 Müller Werner, „Jetzt geht’s los!“ in ORNIS 6 / 2009 Koordinationsstelle Biodiversitäts-Monitoring Schweiz 2009, Zustand der Biodiversität in der Schweiz,

Umwelt-Zustand 0911, BAFU, Bern 2009 Urs Hostettler, Anno domini, Fata Morgana Spiele, Bern

Links www.muellerscience.com/WIRTSCHAFT/Umwelt/Umweltschutz_seit_1200.htm

Geschichte Umweltschutz in Stichworten http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltprogramm_der_Vereinten_Nationen

UNEP Wikipedia-Eintrag http://www.bafu.admin.ch/artenvielfalt/01020/07362/index.html?lang=de

Seite des BAFU zur Biodiversitätsstrategie

A Stockholm

Erste Weltumweltkonfe-

renz; Gründung des Uno-Umweltprogramms

UNEP

B Johannesburg

UNO-Gipfel für nachhal-

tige Entwicklung

C Schweiz

voraussichtliche Verab-

schiedung einer nationa-len Biodiversitätsstrate-

gie

D UNO

Zielvorgabe für eine sig-nifikante Reduktion des

Biodiversitätsverlusts auf globaler, nationaler und

regionaler Ebene

E Rio de Janeiro

Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und

Entwicklung «Weltum-weltgipfel»

F

E.O. Wilson gibt das Buch «Biodiversity»

heraus

G Schweiz

Ratifizierung des Überein-kommen über die biologi-sche Vielfalt «Biodiversi-

tätskonvention»

H Schweiz

Die Schweiz gibt sich ein

Natur- und Heimat-schutzgesetz

I Schweiz

Die Schweiz gibt sich ein

Umweltschutzgesetz

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Wert der Biodiversität

Hintergrundinformationen Während vielen Millionen Jahren richtete sich Leben auf der Erde ein. Es organisierte sich, Arten kamen und gingen im Lauf der Erdgeschichte. Kontinente verschoben sich, Meeresböden wurden durch Gebirgs-bildung in die Höhe gehoben, Warm- und Eiszeiten wechselten sich ab. Das Leben überdauerte – dank seiner Vielfalt – alle Widrigkeiten und Veränderungen. Die heutigen – vom Menschen (mit)verursachten – Veränderungen fordern von der Natur ein hohes Mass an Anpassungsfähigkeit: Durch den Klimawandel wird es nicht nur wärmer, auch die Niederschlagsmenge und -verteilung im Jahresverlauf ändern sich und Wetterextreme nehmen zu. Nur ein hohes Mass an Bio-diversität, das heisst ein grosses Reservoir an Lebensräumen, Arten und genetischen Variationen, ist in der Lage, solche Veränderungen zu überdauern und sich den neuen Anforderungen anzupassen. Beispiel Wald: Allein durch den Temperaturanstieg verändern sich die Wachstumsbedingungen für den Wald. Bereits sichtbar wird dies beispielsweise im Mittelwallis, wo die Bergföhre zunehmend durch die gegenüber Trockenheit und Hitze resistentere Flaumeiche abgelöst wird. Im Mittelland werden in Zukunft bei weiter steigenden Temperaturen und tendenziell trockeneren Sommern die Bedingungen für die Fichte schwieriger. Auch die Buche wird eher in höhere Lagen verdrängt. Gewin-ner sind voraussichtlich Föhre, Eiche, Linde und Kirsche. Daher ist es wichtig, dass die Förster diese Arten heute schon fördern und pflegen und damit eine Grundlage für die zu erwartende Entwicklung bereitstellen. Der Förster von heute erarbeitet den Wald der Jahre 2050 oder 2100! Bezug zu Biodiversität Die Biodiversität leistet Unbezahlbares. Manche ihrer Leistungen sind nicht mit technischen Mitteln ersetz-bar. Böden speichern Wasser und Nährstoffe und dienen als Filter für die versickernden Niederschläge. So

erhalten wir bestes, sauberes Grundwasser „gratis“ aus dem Untergrund Die Vielfalt von Bodenlebewesen spielt eine zentrale Rolle für die Kreisläufe der Natur. Viele von ihnen

sind an der Zersetzung von pflanzlichem und tierischem Material beteiligt. Keine Kompostierung, kein Biogas ohne Mikroorganismen

Moore speichern Unmengen an CO2

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Schutzwälder schützen Siedlungen und Verkehrswege vor Steinschlag und Lawinen, artenreiche Alp-wiesen vor Erosion

Auenwälder schützen vor Überschwemmungen und reichern die Grundwasserströme an Die Liste könnte fast beliebig verlängert werden! Aktivität Welche unbezahlbaren Aufgaben übernimmt eine Hektare Wald? Überlegen Sie sich, welche Funktionen der Wald für die Natur und für den Menschen hat. CO2-Aufnahme (3-4 t Kohlenstoff / Jahr / ha; gespeichert sind rund 13'000 t auf 1 ha Wald) O2 -Abgabe (15-30 kg pro Baum und Jahr) Energie- und Wertholz liefern (Zuwachs 5-10 m3 / ha) Erholungswert: Spazierwege, Vitaparcours, Bike-Strecke Luftbefeuchter Wasserreservoir Regenwasserfilter Erosionsschutz Lebensraum (für rund die Hälfte aller Pflanzen und Tierarten)

Das Gleiche gilt für andere Lebensräume: Ein Tümpel, eine Flussaue, eine Hecke…: Sie alle haben viele Funktionen, die mit Geld nicht aufzurechnen und mit technischen Mitteln nicht zu ersetzen sind. Quellen Müller Werner, Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 Kantonsforstamt St. Gallen, Waldpflege und Waldverjüngung unter dem Aspekt der Klimaveränderung,

St. Gallen, Juni 2008 Dumont Philippe, Zaric Nikola; Waldführer für Neugierige; Werdverlag, Zürich 1999

Links http://www.wvs.ch/m/mandanten/159/download/07_1klimawandel.pdf

Wald und Klimawandel, Artikel aus Forum für Wissen 2006 http://www.wald.sg.ch/home/st_galler_wald/umwelt_und_klima.Par.0001.DownloadListPar.0001.File.tm

p/KFA%20Brosch_einz.pdf Waldpflege und Waldverjüngung unter dem Aspekt der Klimaveränderung – Strategiepapier Forstdienst

Kt. St. Gallen

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Vielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzen

Hintergrundinformationen Seit der Mensch begann, Landwirtschaft zu betreiben, veränderte er durch Auslese und gezielte Zucht den Genpool der von ihm genutzten Pflanzen- und Tierarten. Es entstanden Sorten und Rassen, die je nach Anforderungen besondere Eigenschaften aufwiesen. So war es im Gebirge wichtig, kleine, leichte, robuste und anspruchslose Rinder zu halten. Nur so konnten die Tiere auch mit dürftigem Futter überleben und verursachten auf den Alpen weniger Trittschäden. Im Mittelland konnte eher auf Milch- oder Fleischleistung gezüchtet werden. Das Futter war dazu genügend energiereich und Trittschäden kein Thema. Bei den Nutzpflanzen entstanden Sorten mit einem sehr engen lokalen Verbreitungsgebiet, was sich bei-spielsweise in den Namen alter Obstsorten wie Menznauer Jäger oder Luzerner Weinapfel zeigt. Manche Getreidesorte war in den Alpen in einem einzigen Tal verbreitet. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft ging von dieser Vielfalt ein grosser Teil verloren. Neue Eigen-schaften waren gefragt, beispielsweise die Möglichkeit der industriellen Verarbeitung und insbesondere ein möglichst hoher Ertrag. Mit Dünger und Pestiziden wurde dem Wachstum nachgeholfen. Obwohl in der Schweiz über 600 Birnensorten bekannt und gesichert sind, werden auf 90% der Anbauflä-che lediglich 4 Sorten angebaut! Die Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Kulturpflanzen (SKEK) hat sich der Erhaltung und Dokumentation von traditionellen Sorten verschrieben. Bei ihr sind zurzeit tausende Gemüse-, Obst- und Getreidesorten sowie Futter-, Gewürz- und Medizinalpflanzenarten und -sorten registriert und in verschie-dene Sammlungen aufgenommen. Auch die Organisationen pro „specie rara“ und „fructus“ leisten einen grossen Einsatz zur Erhaltung von Kulturpflanzensorten und Nutztierrassen. Bezug zu Biodiversität Die genetische Vielfalt innerhalb der Arten ist eines der drei „Standbeine“ der Biodiversität. Bei Wildpflan-zen und -tieren spricht man dabei von Ökotypen, bei Kulturpflanzen und Nutztieren von Sorten resp. Ras-sen.

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Bei Wildpflanzen wird heute darauf geachtet, nicht nur die „richtigen“ Arten anzupflanzen, sondern auch regionaltypische Ökotypen zu verwenden. So werden bei Begrünungen im Gelände oft Samen aus Heu-wiesen und -stöcken der Umgebung gewonnen, um mit dieser Direktbegrünung Pflanzen zu erhalten, die den lokalen Bedingungen am besten angepasst sind. Bei den Kulturpflanzen und Nutztieren werden mit den traditionellen Sorten und Rassen auch Eigenschaf-ten erhalten, deren Wichtigkeit vielleicht heute noch gar nicht bekannt ist. So wurde die Resistenz gegen den Feuerbrand erst in jüngerer Zeit zum Thema bei der Sortenwahl von Obstbäumen. Aktivität 1. Apfelsorten Wie viele Apfelsorten kennen Sie? Zählen Sie reihum Ihnen bekannte Apfelsorten auf. Wem zuerst keine mehr einfällt, der hat verloren. Varianten: Birnensorten, Tomatensorten, Kartoffelsorten… Für Obst-Profis: Der Endbuchstaben der vorherigen Sorte muss der Anfangsbuchstabe der folgenden Sor-te sein: Suurgrauech Chüsenrainer Reinette u.s.w. 2. 5 Nutztier- und 12 Kulturpflanzenarten Welche Tier- und Pflanzenarten könnten es sein, welche für die Ernährung der Weltbevölkerung eine ent-scheidende Rolle spielen? Lösungen Tiere: Rind, Schwein, Huhn, Schaf, Ziege Pflanzen: Die Top 10 nach kcal / pers / Tag: Reis - Weizen - Mais - Bohnen / Erbsen - Zucker (-rohr und -rübe) - Kartoffeln - Maniok - Soyaöl - Palmöl - Rapsöl Die Top 15 nach angebauten Tonnen: Zuckerrohr - Mais - Reis - Weizen - Kartoffeln - Zuckerrüben - Frischgemüse - Maniok - Soja - Gerste - Süsskartoffeln - Wassermelonen - (Koch-)Bananen - Zwiebeln - Kohlgewächse Quellen BAFU, Faktenblatt2, Zustand der Biodversität, BAFU Bern, 2010 Forum Biodiversität Schweiz, Biodiversität in der Schweiz – Zustand Erhaltung Perspektiven, Verlag

Paul Haupt, Bern 2004 Forum Biodiversität Schweiz, HOTSPOT 3/2001 Die Erhaltung der Agrobiodiversität, Bern 2001 oder

als pdf siehe Links Müller Werner, Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009

Links http://www.cpc-skek.ch/index.php?id=3&L=1

Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Kulturpflanzen http://www.prospecierara.ch

Homepage der pro specie rara http://www.vielfalt-fuer-alle.ch/home-de.xhtm

Kampagne von pro specie rara gegen die Revision der Saat- und Pflanzgutverordnung http://www.biodiversity.ch/downloads/3_01_d.pdf

Hotspot 3/2001 zum Thema Agrobiodiversität http://www.fructus.ch/

Die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Vielfalt der Landschaften

Hintergrundinformationen Rund 30% der Touristen bezeichnen sich als „naturnah“. Weit über diesen Anteil hinaus wird die Land-schaft als Grund für Ferien in der Schweiz angegeben, nämlich von 83% der ausländischen und 76% der Schweizer Feriengäste. Abwechslungsreiche und artenreiche Landschaften werden, über alle Bevölkerungskreise hinweg, als att-raktiver bevorzugt. Dies zeigt eine gemeinsame Forschungsarbeit der Forschungsanstalt Agroscope Re-ckenholz-Tänikon ART und der Universität Zürich. Sowohl im Wohnumfeld wie auch in der Landschaft werden kleinräumig strukturierte Umgebungen bevorzugt. In der Untersuchung wurden den Testpersonen verschiedene Bilder vorgelegt, welche sie nach ihrer Attraktivität einordnen mussten. Dass der Mensch reich strukturierte, vielfältige Landschaften als attraktiver empfindet, hängt offenbar eng mit der Menschheitsgeschichte zusammen. In der afrikanischen Savanne, der Heimat unserer Urahnen, bedeutete diese Vielfalt eine bessere Überlebenschance. Offenbar hat sich dieses Empfinden in unseren Genen festgesetzt. Bezug zu Biodiversität Die Strukturvielfalt oder die Vielfalt an Lebensräumen und Kleinstrukturen ist ein wichtiger Teil der Biodi-versität. In den ausgeräumten, grossflächig intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen ist die Biodiversität in allen ihren Teilen – Artenvielfalt, genetische Vielfalt und Vielfalt an Lebensräumen – am geringsten. Öko-logische Ausgleichsflächen wie Buntbrachen und Hecken oder Kleinstrukturen wie Steinhaufen lockern einerseits das Bild auf und dienen gleichzeitig als wertvolle „Stützpunkte des Lebens“. Aktivität Machen Sie den Selbstversuch: Betrachten Sie diese Bilder. Welche Landschaft erleben Sie als attraktiv? Warum? Tippen Sie auf das Bild rechts, gehören Sie zu einer Mehrheit. Eine aktuelle Forschungsarbeit zeigt auf, dass reich strukturierte, vielfältige Landschaften als schöner wahrgenommen werden als aus- und aufge-räumte.

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Bilder: Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Quellen Müller Werner, Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Mediendienst, Die Vermessung des Land-

schafts-Gens, Medienmitteilung vom 18.06.2009, EVD Bern 2009 Forschungsstelle für Freizeit, Tourismus und Landschaft, Hochschule für Technik Rapperswil; Abtei-

lung Sozialpsychologie, Universität Zürich; Naturnaher Tourismus in der Schweiz, Juni 2002 Links http://www.news.admin.ch/message/index.html?lang=de&msg-id=27518

Medienmitteilung „Die Vermessung des Landschafts-Gens“ und Bilder dazu http://www.bafu.admin.ch/landschaft/00522/01649/01650/index.html?lang=de

Informationen zum Ökologischen Ausgleich http://www.sanu.ch/files/archiv/2008/nl07ct/NL07CT_D_Stremlow_PPT.pdf

Kultur Landschaft Tourismus, Vortrag von Matthias Stremlow, Abteilung Natur und Landschaft, BAFU http://www.cipra.org/de/alpmedia/news/211/

Landschaft als touristische Attraktion

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Apotheke aus der Natur

Hintergrundinformationen Die medizinischen Wirkstoffe von Pflanzen sind an sich Schutzstoffe: Bitterstoffe sollen Fressfeinden den Genuss verderben, Alarmstoffe verwirren Insekten, Gifte dienen der Abwehr. Ein Klassiker ist die Entdeckung der antibiotischen Wirkung von Schimmelpilzen: Der französische Militär-arzt Ernets Duchesne beschrieb 1897 in seiner Doktorarbeit die Wirkung von Schimmelpilzen auf Bakteri-en. Alexander Fleming beschrieb den gleichen Effekt 1928, als in eine seiner Staphylokokken-Kolonien versehentlich ein Schimmelpilz der Gattung Penicillinum geraten war. Die Schimmelpilze wehren sich mit dieser Substanz gegen den Bakterienbefall. Die Naturheilkunde spielt besonders in den Ländern der Dritten Welt bis heute eine zentrale Rolle. Oft sind schulmedizinische Medikamente in diesen Ländern kaum erhältlich oder für die Menschen nicht erschwing-lich. Die traditionellen Heiler und das verbreitete Wissen über die Heilwirkungen von Pflanzen ersetzen Arzt und Apotheke. Die Wirkung dieser pflanzlichen Stoffe ist unbestritten: Auf Samoa haben Wissenschaftler bei 86% der Pflanzen, welche von Heilern eingesetzt werden, deutlich biologische Aktivität festgestellt. Bezug zu Biodiversität Der Verlust an natürlichen Lebensräumen gefährdet diesen Schatz an medizinischen Wirkstoffen. Pflan-zenarten verschwinden, bevor sie überhaupt entdeckt sind. Und mit ihnen verschwinden auch die potentiel-len medizinischen Wirkstoffe. Der Zugang zu dieser Ressource war jahrzehntelang sehr einseitig: So genannte Bioprospektoren westli-cher Pharma- und Kosmetik-Firmen durchstreiften systematisch Lebensräume auf der Suche nach wirk-samen Stoffen, isolierten Wirkstoff und Erbgut und bemühten sich um Patente auf den entsprechenden Substanzen und Gensequenzen. Im Rahmen der Biodiversitätskonvention soll die Verteilung aus Gewin-nen, welche aus der Nutzung der genetischen Ressourcen entstehen, „fair and equitable“ geschehen.

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Aktivität Kennen Sie sich aus bei Heilpflanzen? Testen Sie Ihr Wissen, ordnen sie der Pflanze das entsprechende Krankheitsbild zu! z.B. M Wundklee entspricht 13 Wundheilmittel

Pflanzen Indikationen A: Kamille Matricaria recutitia

1: Harnweginfektionen, Blasenentzündung, Ödeme

B: Baldrian Valeriana officinalis

2: Reizdarm; Erkältung, Schnupfen, Kopfschmerzen, Sportverletzungen (in Kältesprays)

C: Fenchel Foeniculum vulgare

3: Durchfall, Hauterkrankungen, Wechseljahrbeschwer-den

D: Tollkirsche Atropa belladonna

4: äusserlich: Haut- / Schleimhautentzündungen innerlich: Magen-, Darmkrämpfe, Erkältung, Bronchitis

E: Schachtelhalm Equisetum arvense

5: Sportverletzungen (Prellungen, Zerrungen), entzündli-che Erkrankungen, Hauterkrankungen

F: Spitzwegerich Plantago lanceolata

6: Erkältungskrankheiten, Blähungen, Stilltee

G: Minze Mentha x piperita

7: Schlafstörungen, Unruhezustände, Angst

H: Brennnessel Urtica dioica

8: Wundheilung, Entzündungen im Mund- und Rachen-raum

I: Ringelblume Calendula officinalis

9: Prävention von Erkältungen und Grippe

J: Beinwell Symphytum officinale

10: Harnweginfektionen, Blasenentzündung, rheumatische Beschwerden

K: Frauenmantel Alchemilla vulgaris

11: giftig! krampflösend, Pupillen erweiternd, halluzinogen

L: Sonnenhut Echinacea

12: äusserlich: Insektenstiche innerlich: Bronchitis, Erkältung, Husten

M: Wundklee Anthyllis vulneraria

13: Wundheilmittel Husten

Lösungen

A B C D E F G H I J K L M 4 7 6 11 1 12 2 10 8 5 3 9 13

Quellen Gregor Klaus, Die Natur als Apotheke, in HOTSPOT 12 / 2005, Forum für Biodiversität, Bern 2005

Links http://www.pharmawiki.ch/

Heilpflanzen-Lexikon

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Barrieren gegen Vielfalt

Hintergrundinformationen „Kaum ein anderes Land verfügt über ein derart dichtes Weg- und Strassennetz wie die Schweiz.“ Dieser Satz steht im Kapitel „Zerstückelung der Lebensräume“ im Bericht „Biodiversität in der Schweiz“. Im Mittelland sind 6 bis 7 Kilometer Strasse pro km2 Fläche keine Seltenheit. Die unüberwindbarsten Hindernisse stellen Autobahnen und Eisenbahn-Hauptlinien dar. Ihre Breite und die Zäune verhindern Wanderbewegungen von grösseren Tieren zuverlässig. 2001 wurde der Zustand der Wildtierkorridore von überregionaler Bedeutung für die ganze Schweiz erfasst und dargestellt. Dabei zeigte sich, dass von 303 Korridoren 47 (oder 16%) für Wildtiere unbenutzbar und 171 (oder 56%) in ihrer Funktionstüchtigkeit nennenswert bis stark beeinträchtig waren. Lediglich 85 Korridore (oder 28%) waren intakt, wiesen also keine Barrieren und vielfältige natürliche Strukturen auf. Und der Strassenbau hört nicht am Rand des Mittellandes auf. Erschliessungsstrassen, Ortsum-fahrungen, land- und forstwirtschaftliche Strassen gibt es auch im Alpenraum in zunehmender Dichte. Um Unterhaltkosten zu sparen, werden viele Naturstrassen asphaltiert und damit für klei-nere Tiere wie Schnecken und Käfer zu unüberwindbaren Hindernissen. Für kleinere Tiere (und Pflanzen) braucht es oft nicht einmal eine Strasse, um sie am Wandern oder an der Ausbreitung zu hindern. Schon ein abgemähter Wiesenstreifen kann genügen: Blüten werden in kleinräumig zerstückelten Wiesen weniger häufig von bestäubenden Insekten besucht, Krankheiten dagegen breiten sich schneller aus.

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Bezug zu Biodiversität Im Biodiversitätsmonitoring wird die Landschaftszerschneidung mit dem Mass der „effektiven Maschenweite“ gemessen. Darunter versteht man die durchschnittliche nicht von Verkehrswegen oder Siedlungen unterbrochene Fläche. Diese ist von 1935 bis 2002 kontinuierlich gesunken und hat sich in diesen 70 Jahren ziemlich genau halbiert. In einer Forschungsarbeit wurde festgestellt, dass Rehgeissen im Zeitraum von 1971 bis 1975 noch durchschnittlich 4,3 km zurücklegten, im Untersuchungszeitraum 1991 bis 1993 jedoch nur noch 600 m! In kleineren Populationen ist die genetische Vielfalt wesentlich geringer. Dadurch sind sie anfälli-ger und letztlich auch weniger fruchtbar. Dies wurde beispielsweise am Deutschen Enzian aufge-zeigt: Pflanzen aus grossen Populationen wiesen mehr Samen auf und diese bringen erst noch überlebensfähigere Nachkommen hervor. Kleine Populationen sind als gleich mehrfach im Nach-teil! Aktivität Studieren Sie den Ortsplan Ihrer Wohngemeinde. Wo befindet sich die grösste zusammenhän-gende (naturnahe) Fläche, die nicht von einer Eisenbahnlinie, einer (asphaltierten) Strasse oder von Siedlungs-, Gewerbe-, oder Industriezone unterbrochen ist? Wie gross ist sie? Vergleichen Sie die Fläche beispielsweise mit einem Fussballplatz, dem grössten Industrieareal in der Ge-meinde. Welche Massnahmen könnten dazu führen, Lebensräume zu vernetzen oder aufzuwer-ten? Quellen Koordinationsstelle Biodiversitäts-Monitoring Schweiz 2009; Zustand der Biodiversität in der

Schweiz; Umwelt-Zustand 0911; BAFU, Bern 2009 Holzgang Otto et al.; „Schweizer Wildtierkorridore auf dem Papier, in den Köpfen und in der

Landschaft“ in GAIA 2 / 2005; oekom Verlag, München Müri H. (1999); „Veränderung im Dispersal von Rehen in einer stark fragmentierten Land-

schaft“; in Zeitschrift für Ökologie und Naturschutz 8, S. 41 – 51; Urban + Fischer Verlag, Je-na 1999

Müller Werner; Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 Forum Biodiversität Schweiz; Biodiversität in der Schweiz – Zustand, Erhaltung, Perspekti-

ven; Haupt Verlag, Bern 2004 Links http://infonet.vogelwarte.ch/upload/34540260.pdf der Artikel von Otto Holzgang im Internet http://www.biodiversitymonitoring.ch/deutsch/aktuell/portal.php Die Seite des Biodiversitäts-

monitoring Schweiz; beachtenswert insbesondere der Indikator E15 „Landschaftszerschnei-dung“

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Der Verlust von Biodiversität

Hintergrundinformationen Heute sind in der Schweiz fast 40% aller Arten in unterschiedlichen Ausmass bedroht. Am schlechtesten steht es um die Reptilien: 15 der 19 Arten, die in der Schweiz vorkommen, das entspricht fast 80%, sind in der Roten Liste als „verletzlich“, „stark gefährdet“ oder „vom Ausster-ben bedroht“ klassiert. Bei den Vögeln sind es rund 40%, bei den Pflanzen etwa ein Drittel. Heute gibt es bei der Be-standesentwicklung der bedrohten Arten keinen einheitlichen Trend. Die Bestandesentwicklung auf der Ebene der Arten ist relativ gut dokumentiert: Seit 2001 veröffentliche das Bundesamt für Umwelt (BAFU) Rote Listen nach den international anerkannten Kriterien der Bedrohung. Üblich sind die folgenden Kategorien: EX ausgestorben CR vom Aussterben bedroht EN stark gefährdet VU verletzlich NT potenziell gefährdet (Vorwarnliste) Die Bilanz, welche im Rahmen des Biodiversitätsmonitoring 2009 gezo-gen wurde, zeigt ein düsteres Bild: Quelle: Zustand der Biodiversität in der Schweiz; BAFU, Bern 2009, S. 71

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Weniger offensichtlich als bei den Arten verläuft der Verlust an genetischer Vielfalt. Mit bestimm-ten Populationen verschwinden möglicherweise unerkannt auch speziell angepasste Ökotypen. Weltweit sterben Nutztierrassen und Kulturpflanzensorten aus. Auch diese Verluste sind letztlich unersetzlich. Die Landschaftsveränderung der letzten 150 Jahre hat zu einem gewaltigen Verlust an Lebens-räumen geführt: Feuchtgebiete und Auen wurden trockengelegt, Flüsse kanalisiert und verbaut, Moore entwässert und durch den Torfabbau geschädigt, traditionelle Kulturlandschaften überbaut oder durch veränderte Nutzung geschädigt. Sowohl in der Fläche wie in der Qualität sind die Ver-luste beängstigend. Selbst an sich geschützte Räume wie die Moore können nicht als gesichert angesehen werden. So hat deren Qualität trotz des verfassungsmässigen Schutzes seit 1987 weiter abgenommen. Besondere Verantwortung der Schweiz In der Schweiz kommen rund 60 Arten vor, welche weltweit als „vom Aussterben bedroht“ gelten. Für diese Arten trägt die Schweiz eine besondere Verantwortung. Dazu gehören beispielsweise der Apron, eine Fischart, die nur noch in der Rhone und im Doubs vorkommt, zwei Tulpenarten, die im Wallis vorkommen oder das Bodensee-Vergissmeinnicht. Bei den Lebensräumen trägt die Schweiz vor allem im alpinen Raum eine besondere Verantwor-tung. Aktivität Betrachten Sie die beiden Karten (Beilage). Was ist in diesem Gebiet verloren gegangen? Wie sieht es in Ihrer Wohngemeinde aus? Was ist verloren gegangen? Was ist noch vorhanden? Was ist gefährdet? Was ist geschützt? Quellen Müller Werner; Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 Koordinationsstelle Biodiversitäts-Monitoring Schweiz 2009; Zustand der Biodiversität in der

Schweiz; Umwelt-Zustand 0911; BAFU, Bern 2009 Forum Biodiversität Schweiz; Biodiversität in der Schweiz – Zustand, Erhaltung, Perspekti-

ven; Haupt Verlag, Bern 2004 Links http://www.bafu.admin.ch/biodiversitaet/07980/09588/index.html?lang=de http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Liste_gef%C3%A4hrdeter_Arten http://www.birdlife.ch/d/projekte_biodiv.html http://www.biodiversitaet2010.ch/

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Kartenvergleich 1 Sarmenstorf Siegfriedkarte 1880 Quelle: www.ag.ch/agis

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Kartenvergleich 2 Sarmenstorf Orthophoto 2009 Quelle: www.ag.ch/agis

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Mangelware Magerwiese und Totholz

Hintergrundinformationen „Von Natur aus“ wäre die Schweiz ein Waldland. Einzig die Hochalpen und einzelne Gebiete mit besonderen Eigenschaften (besonders nass, trocken, mager oder steil) waren einst weniger dicht oder gar nicht bewaldet. Vor rund 8'000 Jahren wurden die Menschen in unserer Gegend sesshaft und begannen, Land-wirtschaft zu betreiben. Sie rodeten Wälder, um Brenn- und Baumaterial zu erhalten und um Äcker anzulegen. Die Nutzungsformen wurden im Laufe der Jahrhunderte immer differenzierter: Rebbau auf Terrassen, Ackerbau, Wiesen und Weiden oder verschiedene Formen der Waldnut-zung führten zu einem kleinräumigen Mosaik von Lebensräumen. Biodiversität entstand dabei als Nebenprodukt. Sie erreichte ihren Höhepunkt durch diese differenzierte, kleinräumige menschli-che Nutzung, um das Jahr 1850 herum. Die Intensivierung der Landwirtschaft begann mit der Stallhaltung des Viehs und dem gezielten Einsatz von Gülle und Mist als Dünger. Die Fortsetzung war der Einsatz von synthetischen Dün-gern und die enorme Mechanisierung. Die Anbauschlacht von 1940 war ein weiterer entscheidender Eingriff: Im Zug dieser Notmass-nahme wurden Flüsse begradigt, Feuchtgebiete entwässert und viele naturnahe Gebiete einer intensiven Nutzung unterzogen. Viele Lebensräume sind durch eine Intensivierung der Nutzung ebenso bedroht wie durch die Nutzungsaufgabe. Dies gilt vor allem für Flächen, deren Bewirtschaftung aufwändig ist und sich finanziell nicht (mehr) lohnt, so genannte Grenzertragsflächen. Die Landwirte stehen hier vor dem Dilemma „intensivieren oder aufgeben“. Ein grosser Teil der wertvollen Trockenwiesen ist diesem Dilemma bereits zum Opfer gefallen.

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Die Schweizerischen Landwirtschaftspolitik versucht, den Verlust an Ökologie zumindest zu bremsen: Seit 1999 ist an die Ausrichtung von Direktzahlungen die Bedingung geknüpft, einen bestimmten Anteil der Fläche als „Ökologischen Ausgleich“ auszuweisen. Seit 2001 stehen zu-sätzlich Gelder zur Verfügung, wenn diese Ökoflächen eine bestimmte Qualität oder Vernet-zungsfunktion aufweisen. Bezug zu Biodiversität Die Landwirtschaft spielt für die Biodiversität eine grosse Rolle. Rund ein Viertel der Landesflä-che gilt als landwirtschaftliche Nutzfläche (exkl. Alpflächen). Durch den Ökologischen Ausgleich wurden beispielsweise Buntbrachen angelegt. In ihnen wachsen über 200 verschiedene Pflan-zenarten. Eine Untersuchung zeigte, dass lediglich rund ein Viertel eingesät wurde. 95 waren Kulturpflanzen. Zwei Drittel sind also spontan aufgekommene Wildpflanzen. Gehen wir davon aus, dass jede Pflanzenart rund 10 Tierarten als Lebensgrundlage dient, wo ist der Wert einer solchen Brache unschätzbar! Auch Elemente wie Hecken, Feldgehölze, Obstgärten und Kleinstrukturen werden durch den Ökologischen Ausgleich und die Öko-Qualitätsverordnung gefördert. Sie bieten Nahrung, Unter-schlupf und Wanderkorridore in den ausgeräumten Agrarsteppen. Aktivität Artenvielfalt erleben: Scheiden sie aus einem A4-Karton einen 2cm breiten „Bilderrahmen“. Sie erhalten eine Fläche von knapp 4,5 dm2. Mit dieser „Probefläche“ können Sie – auch ohne grosse Artenkenntnis – abschätzen, wo wie viele Pflanzenarten wachsen. Legen Sie den Rahmen in verschiedene Flächen: Einen Rasen, eine gedüngte Intensivwiese, eine Blumenwiese, eine Bunt-brache und zählen sie die unterschiedlichen Arten. Achtung: So ist nur die Artenzahl zu erfassen, nicht die „Qualität“ der Arten. Der Löwenzahn erscheint genauso als 1 Art wie das Bodensee-Vergissmeinnicht, eine weltweit bedrohte Art! P.S: Bei einer Untersuchung im Kanton Baselland wurden in einer Trockenweide 34 Arten auf 4 dm2 nachgewiesen! Quellen Forum Biodiversität Schweiz; Biodiversität in der Schweiz – Zustand, Erhaltung, Perspekti-

ven; Haupt Verlag, Bern 2004 Delarze Raymond, Gonseth Yves; Lebensräume der Schweiz – Ökologie, Gefährdung,

Kennarten; hep Verlag, Bern 2008 Koordinationsstelle Biodiversitäts-Monitoring Schweiz 2009, Zustand der Biodiversität in der

Schweiz, Umwelt-Zustand 0911, BAFU, Bern 2009 Klaus Gregor et al.; Biologische Vielfalt – Perspektiven für das neue Jahrhundert; Birkhäuser

Verlag, 2001 (vergriffen) Links http://www.biodiversitaet2010.ch/index.php?id=219&L=0 Landwirtschaft und Biodiversität http://www.news-service.admin.ch/NSBSubscriber/message/attachments/12153.pdf BAFU

Faktenblatt Biodiversität und Landwirtschaft http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/07/03/blank/ind24.indicator.240204.2402.

html Statistischen Angaben zur Landwirtschaft in der Schweiz http://www.comm-care.ch/pdf/BuchBiodiversitaet.pdf Das Buch „Biologische Vielfalt“ als .pdf

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Gesetze für die Vielfalt

Hintergrundinformationen Die Idee, Anliegen der Natur in Gesetze und Verordnungen zu verpacken, ist nicht neu. Im Fi-schereigesetz von 1888 wurde verboten, „…in Fischgewässern Fabrikabgänge oder andere Stof-fe von solcher Beschaffenheit und in solchen Mengen einzuwerfen oder einfliessen zu lassen, dass dadurch der Fisch- und Krebsbestand geschädigt wird". 1902 trat das erste Waldgesetz in Kraft, welches beispielsweise die Waldfläche sicherte. Im Schweizerischen Zivilgesetzbuch von 1907 betrafen verschiedene Artikel den Schutz von Tieren, Pflanzen und der Landschaft. 1953 wurde der Gewässerschutz in die Bundesverfassung aufgenommen und 1957 das erste Gewäs-serschutzgesetz erlassen. Im Jahr 1966 wurde das Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG) verabschiedet. 1979 folgt das Raumplanungsgesetz. Für die Ökologisierung der Landwirtschaft sind die Direktzahlungsverordnung von 1998 und die Verordnung über die regionale Förderung der Qualität und der Vernetzung von ökologischen Ausgleichsflächen in der Landwirtschaft (Öko-Qualitätsverordnung, ÖQV) von 2001 entscheiden-de Erlasse. Im Rahmen der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung von 1992 in Rio de Janeiro (Brasilien), dem so genannten Erdgipfel, wurde unter anderen die Biodiversitäts-konvention verabschiedet. 1994 wurde diese durch das Schweizerische Parlament ratifiziert. Die Konvention enthält den klaren Auftrag an die Unterzeichnerstaaten, den Zustand der Biodiversität auf ihrem Staatsgebiet zu erfassen, eine Strategie zu deren Erhaltung zu formulieren und daraus Aktionspläne abzuleiten. Das Forum für Biodiversität hat mit der Publikation von „Biodiversität in der Schweiz – Zustand, Erhaltung, Perspektiven“ den ersten Teil der Hausaufgaben erledigt. Die Biodiversitäts-Strategie lässt jedoch bis heute auf sich warten. Der Bundesrat hat das BAFU mit der Ausarbeitung beauftragt und den Bericht für das Parlament auf Anfang 2011 in Aussicht ge-stellt. Eine wichtige Frage ist, ob die bestehenden Gesetze ausreichen, die Biodiversität zu schützen. In der Gesetzessammlung des Bundes lassen sich mit dem Suchwort „Biodiversität“ gerade mal 6 Treffer erzielen, welche sich auf drei Rechtserlasse auf Verordnungsstufe beziehen. Der Begriff hat also bisher weder in die Verfassung noch in die Bundesgesetze Eingang gefunden.

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Bezug zu Biodiversität Die bestehenden Gesetze vermögen die Biodiversität nur ungenügend zu schützen. So sind bei-spielsweise die am stärksten geschützten Lebensräume, die Moore und Moorlandschaften (Schutz in der Verfassung festgeschrieben seit 1987, Verordnungen in Kraft seit 1991) zwar in ihrer Fläche erhalten geblieben, nicht aber in ihrer Qualität. Sie wurden trockener, nährstoffrei-cher und bewaldeter. In anderen geschützten Lebensräumen ist die Situation nicht anders. Trotz des Raumplanungs-gesetzes von 1979 (!) geht die Zersiedelung ungebremst und scheinbar ohne übergeordnete Pla-nung weiter. Wertvolle Flächen werden überbaut, zerschnitten oder entwertet. Gerade einmal knapp 2% der Landesfläche sind Naturschutzgebiete im klassischen Sinn. Diese decken zwar besonders wertvolle Lebensräume ab. Über 80% aller in der Schweiz bekannten Tier- und Pflanzenarten konnten in Naturschutzgebieten nachgewiesen werden. Doch sind die Gebiete oft klein und kaum untereinander vernetzt, so dass die Populationen von Tieren und Pflanzen in manchen Fällen langfristig nicht überlebensfähig sind. Aktivität Der Schutz der Natur ist nur ein Interesse unter vielen. Konflikte zwischen verschiedenen Inte-ressegruppen sind vorprogrammiert. So beschreibt der Artikel 1 (siehe Anhang) im Raumpla-nungsgesetz folgende Punkte, welche es zu beachten gilt: haushälterischer Umgang mit Land Rücksicht auf natürliche Gegebenheiten, aber auch auf die Bedürfnisse von Bevölkerung

und Wirtschaft natürliche Lebensgrundlagen wie Boden, Luft, Wasser, Wald und Landschaft schützen soziales, wirtschaftliches und kulturelles Leben in allen Landesteilen fördern angemessene Dezentralisierung ausreichende Versorgungsbasis des Landes sichern Gesamtverteidigung gewährleisten.

Hinter diesen Themen stehen zum Teil sehr unterschiedliche Anliegen und Grundhaltungen. Stel-len Sie in einem Rollenspiel ein fiktives Podiumsgespräch mit den verschiedenen Positionen nach. Mögliche Ausgangssituationen für eine Diskussion: Bau eines Golfplatzes neben dem Thermalbad

Errichtung eines Einkaufzentrums mit Lebensmittelgeschäften, einem Baumarkt, einem Fast-

food-Restaurant und einer Bowling- und Billardhalle am Ortsrand

Einzonung von Landwirtschaftsland am Südhang der Gemeinde als Bauland für Ein-familienhäuser im oberen Preissegment

Ausbau des Autobahnanschlusses und Bau einer Umfahrungsstrasse

Aufwertung des kanalisierte Dorfbach durch Renaturierungsmassnahmen

usw.

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Quellen Forum Biodiversität Schweiz; Biodiversität in der Schweiz – Zustand, Erhaltung, Perspektiven; Haupt

Verlag, Bern 2004 Koordinationsstelle Biodiversitäts-Monitoring Schweiz 2009, Zustand der Biodiversität in der Schweiz,

Umwelt-Zustand 0911, BAFU, Bern 2009 Links http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/fokus/05968/05973/index.html?lang=de BAFU-Seite zum

Gewässerschutz http://www.admin.ch/ch/d/sr/index.html Systematische Sammlung des Bundesrechts: Alle Gesetze,

Verordnungen etc. des Bundes auf dem aktuellsten Stand Hintergrundinformation und Material Artikel 1 des Raumplanungsgesetztes

Ziele 1 Bund, Kantone und Gemeinden sorgen dafür, dass der Boden haushälterisch genutzt wird. Sie stimmen ihre raumwirksamen Tätigkeiten aufeinander ab und verwirkli-chen eine auf die erwünschte Entwicklung des Landes ausgerichtete Ordnung der Besiedlung. Sie achten dabei auf die natürlichen Gegebenheiten sowie auf die Bedürf-nisse von Bevölkerung und Wirtschaft. 2 Sie unterstützen mit Massnahmen der Raumplanung ins-besondere die Bestrebungen, a. die natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Luft, Wasser, Wald und die Landschaft zu schützen; b. wohnliche Siedlungen und die räumlichen Vorausset-zungen für die Wirtschaft zu schaffen und zu erhalten; c. das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben in den einzelnen Landesteilen zu fördern und auf eine angemes-sene Dezentralisation der Besiedlung und der Wirtschaft hinzuwirken; d. die ausreichende Versorgungsbasis des Landes zu si-chern; e. die Gesamtverteidigung zu gewährleisten.

alle Interessengruppen alle Interessengruppen

Natur / Umwelt

Wohnungsbau

Industrie, Gewerbe, Verkehr

Bodenschutz, Landwirtscahft

Umwelt, Gesund-heit

Fischerei, Umwelt

Forstwirtschaft, Umwelt

Tourismus, Umwelt

Industrie, Gewerbe, Verkehr

Regionalpolitik, Kultur, Sprachen, Landwirtschaft

Landwirtschaft Landes-verteidigung/Armee

Wohnungsbau

Landwirtschaft

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Simone F. Oberstufenschülerin - besucht die Oberfstufe im Nachbardorf - bemängelt, dass es am Abend keine Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr ins Dorf mehr gibt deshalb möchte sie so schnell wie möglich Auto fahren lernen - hat als Kind oft im nahen Wald gespielt - verbringt die Freizeit heut jedoch vor allem mit Kolleginnen und Kollegen beim Shopping, im Kino

oder in Cafés in der nahen Stadt

Zeno B. Naturschützer - engagiert sich im regionalen Naturschutzverein - verbringt seine Freizeit gerne in der Natur beim Wandern, Vögel beobachten und Velo fahren - ist der Meinung, dass eine intakte Natur das grösste Gut für die Region ist - setzt sich in diesem Sinne für einen sanften, nach- haltigen Tourismus ein (z.B. Ferien auf dem Bauernhof, Naturlager für Kinder und Jugendliche…)

Gudrun G. Vorsteherin des regionalen Tourismusvereins - möchte den Touristen eine ausgebaute Infrastruktur

bieten, welche keine Wünsche offen lässt (Hotels, Vergnügnungspark, Bikewege, Wellnessangebote, Einkaufsmöglichkeiten…)

- ist der Überzeugung, dass der Tourismus die einzi-ge realistische Einnahmequelle für eine Randregion ist

- findet, dass die Schweiz bereits genug für die Um-welt tut

Max I. Landwirt - bewirtschaftet seinen Bauernbetrieb von mittlerer

Grösse nach konventionellen Methoden - sieht seine Hauptaufgabe darin, die Versorgung der

Schweizer Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzu-stellen

- findet, dass der Bund zu wenig zur Unterstützung der Schweizer Landwirte unternimmt.

- ist durch den Verkauf von Bauland (ehemaliges Landwirtschaftsland) zu einem ansehnlichen Ver-mögen gekommen

- sieht wenig Sinn in Renaturierungsmassnahmen und ist nicht bereit Land dafür zu verkaufen oder abzutauschen (Warum soll rückgängig gemacht werden, was vor einigen Jahrzehnten als fortschritt-lich gepriesen wurde?)

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Martin A. Revierförster, Jäger - pflegt und unterhält den Wald der Gemeinde - ist für Holznutzung und Bewirtschaftung verantwort-

lich - stellt bei Waldrundgängen mit Schulklassen immer

wieder fest, dass viele Kinder und Jugendliche nur noch wenig Ahnung von den Pflanzen, Tieren und Zusammenhängen im Wald haben

- in der Freizeit häufig auf Jagd

Marianne Z. Familienfrau - wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern in einem

Einfamilienhausquartier - Familienfrau, drei schulpflichtige Kinder - Fährt ihre Kinder oft mit dem Auto herum (Musik-

unterricht, Sportverein, Jugendgruppe…) - möchte mehr Leben und Geschäfte im Dorf - ist aufs Land gezogen, damit ihre Kinder im Grünen

und mit der Natur aufwachsen können

Marcel R. Gemeindeammann, Chef eines KMU - möchte in der Gemeinde Bauland an attraktiver

Lage ausscheiden, um finanzstarke Steuerzahlen anzulocken

- ist für den Bau des geplanten Autobahnanschlusses - erholt sich in der Freizeit gerne beim Golf spielen

Guido W. Biobauer, Fischer - bewirtschaftet einen kleinen Biobetrieb und unter-

hält eine Biofischzucht - erhält vom Bund Ausgleichszahlungen für die Pflege

verschiedener Naturschutzgebiete und den Unter-halt von Ausgleichsflächen wie Magerwiesen und Hecken

- hat beim Fischen im nahen Fluss einen deutlichen Rückgang der Fischbestände beobachtet und findet immer wieder kranke Tiere.

- seine Frau führt einen kleinen Hofladen mit eigenen und regionalen Produkten und Spezialitäten

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Annelies H. Politikerin (Grüne) - setzt sich für die Förderung des öffentlichen Ver-

kehrs ein - schreibt der Schule eine wesentliche Rolle bei der

Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für Umweltthemen zu

- engagiert sich im Vorstand der Regionalgruppe von Pro Specie Rara

- kauft selber ausschliesslich Bioprodukte ein

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Natürliche Vielfalt im Garten

Hintergrundinformationen In vielen Privatgärten ist es um die Biodiversität nicht besser bestellt als im intensiv bewirtschafte-ten Landwirtschaftsgebiet: Zierrasen, Kirschlorbeer und Tuya reihen sich aneinander. Niemand kann hier, wie der Landwirt, ökonomischen Druck geltend machen. Der Druck wird höchstens vom geordneten Nachbargarten ausgeübt: Keiner will derjenige sein mit der „Unordnung im Gar-ten“. Diese Erkenntnis konnte sogar wissenschaftlich untermauert werden. Amerikanische For-scher liessen 500 Hauseigentümer Vorgärten zu Häusern aussuchen. Zur Auswahl standen 5 verschiedene Grade an Naturnähe. Entscheidendes Merkmal für die Auswahl war der Stil der Nachbargärten. Waren diese naturnah, so entschieden sich die Befragten auch für naturnahe Gärten. Und umgekehrt. Ein bisschen mehr Grosszügigkeit und natürliche "Unordnung" wären der Schlüssel zu mehr Bio-diversität im Garten: Wildkräuter in den Geranienkistchen, Stein- oder Asthaufen an sonnigen oder schattigen Standorten, ein zerfallender Wurzelstock, eine Trockenmauer, ein Kleinstgewäs-ser, einige über den Winter stehen gelassene Pflanzenstängel, Blumenwiese statt Rasen… Fast 7% der Landesfläche macht die Siedlungsfläche aus. Das ist 3-mal mehr Fläche als alle klassischen Naturschutzgebiete der Schweiz zusammen - und die Gestaltungshoheit liegt bei den Besitzern. Eigentlich tolle Voraussetzungen für mehr naturnah gestaltete Flächen, gespickt mit hunderttausenden von Kleinstrukturen… Bezug zu Biodiversität Kleinstrukturen sind Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten, die grundsätzlich in jedem Garten Platz finden und jeweils sehr schnell bevölkert werden. Eine Holzbeige wird innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen von Spinnen, Wildbienen, Käfern u.s.w. in Beschlag genommen, auf einer Ruderalfläche (=unbewachsene Fläche mit magerem Boden) stellt sich in den ersten zwei Jahren eine bunte Flora mit den entsprechenden Blütenbesuchern ein. Asthaufen, gespickt mit gröberem Holz, werden von Igel und Blindschleiche gerne als Tagesversteckt, vielleicht sogar

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als Kinderstube, angenommen. Gleichzeitig leisten diese Elemente einen wichtigen Beitrag für die Vernetzung naturnaher Lebensräume: Als Wanderkorridore oder als Trittsteine. Aktivität Vergleichen Sie die abgebildeten Gärten: Suchen Sie auf den Fotos verschiedene Ausschnitte. Wo sind die Strukturen besonders vielfältig? Wo finden viele Tiere Unterschlupf? Schätze die Anzahl von Sträuchern, Bäumen, Vögeln, Kleintieren, Amphibien… pro Aus-

schnitt Wie weiter? Die Anlage von Kleinstrukturen lohnt sich: Gestalten Sie bei sich zu Hause entsprechende Ele-mente. Ein Wildbienen-Hotel auf dem Balkon, eine Blumenkiste mit Wildkräutern statt Geranien, ein Asthaufen, ein nicht versiegelter Vorplatz… Die Entwicklung und Leben in diesen Kleinstruk-turen zu beobachten ist spannend und bietet viele Möglichkeiten zum Beobachten und Entde-cken. Quellen Pauli Daniela; „Mehr Farbe für unsere Dörfer und Städte“ in ORNIS 1 / 2010; Verlag Zollikofer AG, St.

Gallen 2010 Glauser Christa; „Biodiversität im Siedlungsraum“; SVS / BirdLife Schweiz, 2010 Bolliger Martin, Schmid Viktor; „Mehr Natur im Garten – wie geht das?“; Naturama Aargau, 2009 Müller Werner; Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 Glauser Christa, Müller Werner; „Natur- und vogelfreundliche Gärten und Anlagen“, SVS BirdLife

Schweiz, 2005 Links http://www.naturama.ch/naturschutz/dokumente/Mehr_Natur_im_Garten_2009.pdf Die Broschüre

„Mehr Natur im Garten – wie geht das?“; als Download http://www.birdlife.ch/pdf/wildbienennisthilfen.pdf Merkblatt Wildbienen-Nisthilfen http://www.birdlife.ch/d/projekte_ch_klein.html Kleinstrukturen-Kampagne des SVS / BirdLife Schweiz

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Kleinstrukturen fördern Vielfalt

Hintergrundinformationen Kleinstrukturen sind typische Beispiele für etwas, was einst „von selber“ respektive als Neben-produkt traditioneller Bewirtschaftung entstand und über Jahrhunderte Bestand hatte: Lesestein-haufen fanden sich einst am Rande vieler Äcker. Wurzelstöcke blieben liegen und zerfielen im Lauf von Jahren. Steile Borde wurden, wenn überhaupt, höchstens extensiv genutzt, dadurch entstanden wertvolle Altgrasstreifen. Hecken und Feldgehölze wurden als Abgrenzungen ange-legt oder wuchsen dort auf, wo die Nutzung längere Zeit unterblieb. Auf Weiden bildeten sich vegetationslose Stellen, beispielsweise rund um die Tränken. Auf und an Naturstrassen bildeten sich typische Streifen von trittfester Vegetation im Wechsel mit unbewachsenen Fahrstreifen. Alle diese Elemente – und viele andere mehr – bildeten einst ein dichtes Mosaik an „Stützpunk-ten des Lebens“. Danach verschwand ein Grossteil dieser Elemente unter dem Druck der intensivierten Land-wirtschaft sowie durch Überbauungen. Und so präsentiert sich das Bild heute: Zwischen asphal-tierten Flurstrassen erstrecken sich flächendeckend Intensivwiesen und Äcker, oft ohne irgend einen Streifen mit einer weniger intensiven Nutzung. Wurzelstöcke werden vor Ort gefräst und die entsprechenden Stellen sofort wieder begrünt. Feldgehölze werden entfernt, wenn sie der Bewirt-schaftung im Weg stehen. Als ökologische Ausgleichsflächen wurden oft ungünstig gelegene Restparzellen deklariert. Die Verordnung über die Qualität dieser Flächen beginnt erst allmählich zu greifen. Infolge dieser Verordnung und dank dem gewachsenen Bewusstsein werden solche Objekte heute wieder künstlich geschaffen. Je geringer die Distanz zwischen solchen naturnahen Elementen, desto besser ist ihre Wirkung. Kaum verlassen wir die Schweiz, haben wir schon rein optisch den Eindruck, dass die Umgebung „natürlicher“ wird. Egal ob jenseits der deutschen oder der französischen Grenze: In der Land-schaft hat es Hecken, Brachflächen oder -streifen, Steinhaufen; kurz gesagt: mehr „Unordnung“. Dieser Eindruck täuscht nicht: Bei den Erhebungen für den Schweizerischen Burtvogelatlas 1993 – 1996 wurde festgestellt, dass sowohl die Artenvielfalt wie auch die Bestandesdichten jenseits der Schweizergrenzen höher sind. Die ist auf einen höheren Anteil naturnaher Strukturen und extensiv genutzter Flächen zurückzuführen.

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Bezug zu Biodiversität Gerade bei Vogelarten, die in extensiv bewirtschaftetem Kulturland leben, wurden wesentliche Bestandesunterschiede zwischen Flächen in der Schweiz respektive in Deutschland und Frank-reich festgestellt: Goldammer, Baumpieper, Gartenrotschwanz und Braunkehlchen kamen ennet der Grenze deutlich häufiger vor. Diese Arten stehen nicht nur für sich, sondern für die Lebens-raumqualität als Ganzes. Wo sie vorkommen, hat die Natur mehr Raum zur Verfügung! Bei Arten wie dem Braunkehlchen ist in der Schweiz eine Verschiebung vom Mittelland hin in die Voralpen und Alpen festzustellen, also auch hier vom intensiv bewirtschafteten und stark zersiedelten Raum hin zu den Räumen mit extensiverer Bewirtschaftung. Aktivität Kleinstrukturen untersuchen Suchen Sie sich einen Platz mit einem oder mehreren Kleinstrukturen (Baumstrunk, Stein-

haufen, Mauer…). Grenzen Sie dort mit Schnur eine Fläche von ca. einem Quadratmeter ab. Untersuchen Sie diese Fläche. Wie viele verschiedene Arten (Pflanzen, Kleintiere) finden Sie? Vergleichen Sie mit einem Quadratmeter Rasen oder Asphaltplatz.

Lust selber aktiv zu werden? Viele Natur- und Vogelschutzvereine sind genau in diesem Bereich aktiv. Sie pflanzen Hecken, legen Stein- und Asthaufen an, unterstützen Landwirte beim Pflanzen und Pflegen von Obstbäu-men oder unterhalten und pflegen Feuchtgebiete. Falls sie Lust haben selber aktiv zu werden, ist dies eine tolle Möglichkeit: Schliessen Sie sich dem lokalen Natur- und Vogelschutzverein. Ein Einsatz der sich für die Natur, aber auch für Sie persönlich auszahlt. Quellen Müller Werner; Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 Schmid Hans; „Reichere Vogelwelt im grenznahen Ausland“; in CH-Wildinfo, Zürich, Nr. 1 / 2003, S. 4.

Links http://www.bafu.admin.ch/landschaft/00516/00528/01643/index.html?lang=de Seite des BAFU – Bun-

desamt für Umwelt: Kleinstrukturen in der Landwirtschaft http://www.birdlife.ch/d/projekte_ch_klein.html SVS / BirdLife Schweiz; Kleinstrukturen-Kampagne http://www.biodiversitaet2010.ch/de/wissen/ursachen.html Verschwinden von Kleinstrukturen als Ursa-

che für die Abnahme der Biodiversität

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Keine Vielfalt ohne Pflege

Hintergrundinformationen Nur sehr wenige Lebensräume werden durch den Verzicht auf jeglichen menschlichen Eingriff aufgewertet. Der Schweizerische Nationalpark ist ein solches Beispiel, Naturwaldreservate ein anderes. Andere wertvolle Lebensräume brauchen Nutzung oder – wo sich traditionelle Nutzungsformen finanziell nicht mehr lohnen, Pflegeeingriffe, welche diese Nutzung ersetzen. Oft erfolgt diese Pflege durch einen Landwirt, welcher für seinen Zusatzaufwand entschädigt wird. Auch Naturschutzvereine oder Profis kom-men dafür in Frage. Ohne diese Pflege droht ein gravierender Verlust an Lebensräumen und damit an Biodiversität. Einige Beispiele: Feuchtgebiete verlanden und verbuschen anschliessend. Sie verlieren dadurch ihren offenen Charak-

ter. Hecken wachsen in die Höhe und verlichten im unteren Bereich. Obstbäume müssen regelmässig geschnitten werden. Wiesen brauchen das Mähen, damit nicht Büsche und Bäume aufkommen. Gebietsfremde Pflanzen müssen aktiv bekämpft werden, damit sie nicht überhand nehmen. Waldränder können durch gezielte Eingriffe aufgewertet werden.

Bezug zu Biodiversität Zu den artenreichsten Lebensräumen in der Schweiz gehören Trockenwiesen und –weiden. Für viele Pflanzen-, Tagfalter- und Heuschreckenarten sind diese Lebensräume geradezu überlebenswichtig. Gera-de am Beispiel dieser Arten lässt sich das Dilemma der Pflege aufzeigen. Die Trockenwiesen befinden sich oft an steilen, schlecht zugänglichen Lagen. Für den Landwirt ist die Nutzung mit grossem Aufwand bei geringem Ertrag verbunden. So steht er vor der Wahl, entweder mit Düngung den Ertrag zu steigern oder die Nutzung aufzugeben und so die Fläche der Verbuschung preiszugeben. Beides führt zu einer massiven Abnahme der Artenvielfalt und vor allem zum Verschwinden der spezialisierten und daher oft seltenen Ar-ten. Nur mit einer gezielten Pflege lassen sich die Trockenwiesen als solche erhalten. Schnittzahl und Schnittzeitpunkt müssen dabei auf die Schutzziele abgestimmt sein.

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Aktivität Schätzen, raten, staunen 1. In der Schweiz gibt es rund 3000 Arten von Blütenpflanzen. Wie viele Arten wurden beim Inventarisieren der Trockenwiesen und -weiden (TWW) gefunden? 553 Arten 1271 Arten 1889 Arten 2. Welcher Anteil an TWW-Flächen ist seit dem Jahr 1900 verschwunden? 50% 75% 90% 3. Wie viele der 202 Tagfalter- und Dickkopffalterarten kommen ausschliesslich oder vorwiegend in TWW-Lebensräumen vor? 43 Arten 81 Arten 122 Arten 4. Welcher Anteil der inventarisierten Flächen war 2007 auch wirklich gesichert? 28 % 51 % 89 % 5. Welchen Anteil an der Landesfläche machen die rund 3000 Objekte im TWW-Inventar aus? 0,5 % 1,8 % 3,3 % 6. Wie viele % der 111 Heuschreckenarten kommen ausschliesslich oder vorwiegend in TWW-Lebensräumen vor? 15 % 28 % 61 % Lösungen 1c 1889 Arten 2c 90 % 3b 81 Arten 4a 28 % 5a 0,5 % 6b 28 % Quellen HOTSPOT 18/2008 Trockenwiesen und -weiden, Forum für Biodiversität, Bern 2008 Müller Werner, Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009

Links http://www.bafu.admin.ch/schutzgebiete-inventare/07849/index.html?lang=de

Seite zu den Trockenwiesen und -weiden des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)

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Umsetzungshilfe Pfad der Artenvielfalt Mein Beitrag zur Biodiversität

Hintergrundinformationen Die „Abstimmung mit dem Einkaufskorb“ ist ein mächtiges Instrument der „gewöhnlichen Leute“. Dieser Abstimmung ist zu verdanken, dass es sich heute selbst Harddiscounter nicht mehr leisten können, ein Sortiment ohne Bioprodukte zu führen. Die Grossverteiler führen verschiedene Produkte, welche einen Mehrwert für Natur und Biodiversität ausweisen. Für die Biodiversität noch günstiger ist der Einkauf im Hofladen des lokalen Landwirts, auf dem Wochenmarkt und im spezialisierten Geschäft. Der Konsum sai-sonaler und regionaler Produkte bietet die beste Gewähr für Nachhaltigkeit. Konsumentinnen und Konsumenten können sich an einigen Labels orientieren:

Hochstamm Suisse: Obstprodukte garantiert von Hochstammobstbäumen Hochstamm Suisse-Label: http://www.hochstamm-suisse.ch/ow/index.html Bio Suisse: Nach den Richtlinien des organisch-biologischen Landbaus ange-baut Bio Suisse-Label: http://www.bio-suisse.ch/de/daslabel.php

FSC: Holz und Holzprodukte aus nachhaltiger Waldnutzung FSC-Label: http://www.fsc-schweiz.ch/ oder http://www.bearcounty.eu/media/fsc.jpg

MSC: Fisch aus nachhaltiger Fischerei MSC-Label: http://www.msc.org/ Ein besonders wertvoller Beitrag zu Erhalt und Förderung der Biodiversität ist die Mitgliedschaft in einem lokalen Natur- und Vogelschutzverein. 500 lokale Vereine sind in 17 Kantonalverbänden im SVS BirdLife

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Eine Aktion von Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, Naturama Aargau und Forum Biodiversität mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU © Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Wiedingstrasse 78 Postfach 8036 Zürich Tel. 044 457 70 20 [email protected], www.birdlife.ch/biodiversitaet

Schweiz organisiert. Die Mitglieder unterstützen die Natur nicht nur ideell und finanziell, sondern auch tat-kräftig in unzähligen Arbeitseinsätzen mit der Pflege von Hecken, dem Pflanzen von Obstbäumen, dem Unterhalt von Feuchtgebieten u.s.w. Kurse und Exkursionen helfen, die Ideen weiteren Bevölkerungskrei-sen zugänglich zu machen. Bezug zu Biodiversität Der höhere Preis eines Produktes bedeutet noch keinen Gewinn für die Biodiversität. Umgekehrt ist die Förderung der Biodiversität oft mit einem höheren Aufwand und niedrigeren Erträgen verbunden und führt so zwangsläufig zu höheren Preisen. Am Beispiel der Hochstamm-Obstbäume wird dies deutlich: Hoch-stammobstgärten sind – insbesondere dann, wenn die Wiesen darunter nur extensiv genutzt werden - wertvolle Lebensräume. Aber sowohl die Pflege der Bäume wie auch die Ernte sind arbeitsintensiver als bei den Niederstammkulturen der industrialisierten Landwirtschaft. Zudem sind die Erträge geringer. Ohne einen realistischen Preis für die Produkte lohnt sich der Aufwand für den Landwirt nicht. Hochstamm Suis-se garantiert seinen Produzenten deshalb einen Abnahmepreis mindestens 20% über dem Referenzpreis. Oft übernehmen Natur- und Vogelschutzvereine nicht nur die Pflanzung von Obstbäumen, sondern auch für mehrere Jahre deren Pflege und entlasten damit die Landwirte. Aktivität „Jede Tag e gueti Tat“: Dieses Pfadfinder-Motto kann auch auf die Förderung und den Schutz der Biodi-versität angewendet werden. Konjugieren Sie mit… und machen Sie mit. Jeder Beitrag zählt! Ich lasse im Garten die verblühten Stauden über den Winter stehen. Du könntest im Restaurant statt einer Cola einen Süssmost bestellen. Er nimmt öfters mal das Fahrrad und lässt das Auto in der Garage. Sie zieht einen Pullover an und dreht den Heizkörper-Thermostat von 4 auf 3 zurück. Wir erkundigen uns vor der Varianten-Abfahrt nicht nur über die Lawinengefahr, sondern auch über

Wildruhezonen. Ihr nehmt selbstverständlich den Hund an die Leine, wenn ihr durch ein Naturschutzgebiet spaziert. Sie machen Ferien im „Regionalen Naturpark“ statt in der Karibik.

und wieder von vorn: Ich… Du…

Quellen Müller Werner, Biodiversität: Vielfalt ist Reichtum, SVS / BirdLife Schweiz, Zürich 2009 Robinson David, „Einfach die Welt verändern, 50 kleine Ideen mit grosser Wirkung“, Verlag Pendo Pi-

per, München, 2006 Links www.labelinfo.ch Hintergrundinformationen zu über 100 in der Schweiz gebräuchlichen Umwelt- und Soziallabels http://www.wearewhatwedo.de/ … leider nur in englisch: Die Seite zu „einfach die Welt verändern“