Leonhard Euler-Logik aus Briefe an eine deutsche Prinzessin

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das anschaulichste Werk zur Aristotelischen Syllogistik

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Leonhard Euler Briefe an eine deutsche Prinzessin ber verschiedene Gegenstnde aus der Physik und Philosophie. Aus dem Franzsischen bersetzt. Zweyter Theil. Leipzig bey Johann Friedrich Junius, 1769. (Reprint Tle. I-III bei Vieweg erhltlich, Braunschweig 1986)

Leonhard Euler (* 15. April 1707 in Basel; 7. Septemberjul./ 18. September 1783greg. in Sankt Petersburg) war einer der bedeutendsten Mathematiker. Er schrieb nicht nur viel, sondern brachte bei allen Themen, mit denener sich beschftigte, mit unglaublicher Kreativitt neuartige Ideen ein und erffnete durch seine Beitrge sogar neue Teilbereiche der Mathematik. EULER wird in Basel als Sohn eines Pfarrers geboren; auch seine Mutter stammt aus einer Pfarrersfamilie. Da die Schule, die er besucht, den Jungen nicht angemessen frdern kann, unterrichtet ihn sein Vater selbst. Mit 14 Jahren besucht EULER philosophische Vorlesungen an der Universitt und schliet das Studium mit einem Vergleich der Ideen von DESCARTES und NEWTON ab; mit 16 Jahren nimmt er, dem Wunsch seines Vaters entsprechend, ein Theologiestudium auf, wechselt dann aber zur Mathematik, nachdem JOHANN BERNOULLI, ein Freund des Vaters, diesen davon berzeugt hat, dass LEONHARD eine auergewhnliche mathematische Begabung besitzt. Mit 19 Jahren gewinnt er den zweiten Preis in einem Wettbewerb der Franzsischen Akademie der Wissenschaften mit einem Beitrag zur Frage,wie man Maste auf Segelschiffen optimal positioniert man kann davon ausgehen, dass EULER bis dahin noch keine Ozeanschiffe gesehen hatte! Diesen angesehenen, jhrlich ausgeschriebenen wissenschaftlichen Wettbewerb gewinnt er spter insgesamt 12mal. Eine der besten Darstellungen der aristotelischen Logik findet man bei Euler. Diese verfate er in Briefen fr Friederike Charlotte von Brandenburg-Schwedt, eine Nichte Friedrichs des Groen legte dabei also auf Verstndlichkeit allergrten Wert. Dazu stellte er die logischen Verhltnisse mittels Kreisen dar. Diese anschauliche Methode wurde spter noch vielfach bernommen und abgewandelt, so z.B. auch von Lewis Carroll (Autor von Alice im Wunderland - und selbst Logiker und Mathematiker von Beruf) in seinem Buch: Das Spiel der Logik (Stuttgart 1998). , Die Briefe an... vermitteln ber die logischen Partien hinaus auch Grundzge der Physik, der Astronomie, der Mathematik, der Philosophie und der Theologie. (vgl. Gesamtausgabe free access via: http://www.archive.org/details/briefeaneinedeu02eulegoog)

Logische Briefe, Zweiter Teil, Briefe 102-108, 14. Februar bis 7. Mrz 1761 Hundert und zweiter Brief Ew. H. haben gesehen, wie notwendig die Sprache den Menschen sei, nicht allein, um sich einander ihre Empfindungen und Gedanken mitzuteilen, sondern auch, um ihren eignen Geist vollkommner zu machen und ihre eignen Kenntnisse zu erweitern. Wre Adam im Paradiese auch ganz allein gelassen worden, so htte er doch eine Sprache haben mssen, oder er wre in der tiefsten Unwissenheit geblieben. Er wrde die Sprache notwendig gebraucht haben, nicht sowohl um die individuellen Gegenstnde, die seine Sinne gerhrt htten, durch gewisse Zeichen zu bemerken, als vornehmlich,

um die allgemeinen Begriffe, die er durch Abstraktion von ihnen wrde abgezogen haben, so zu bezeichnen, da diese Zeichen seiner Seele statt der Begriffe selbst dienten. Diese Zeichen oder Wrter stellen also allgemeine Begriffe vor, deren jeder sich auf eine unendliche Menge von Gegenstnden anwenden lt; wie zum Beispiel die Idee des Warmen und der Wrme auf alle Gegenstnde angewendet werden kann, die warm sind: und ebenso kommt der allgemeine Begriff eines Baums allen den einzelnen Bumen zu, die sich in einem Garten oder in einem Walde befinden, sie mgen Kirschbume oder Birnbume oder Eichen oder Tannen usw. sein. Hieraus begreifen nun Ew. H., wie die eine Sprache vollkommner als die andre sein knne. Eine Sprache ist immer vollkommner, wenn sie geschickt ist, eine grere Anzahl von allgemeinen Begriffen, die durch Abstraktion gebildet worden, auszudrcken. Vordem hatte man in der russischen Sprache kein Wort fr den Begriff der Gerechtigkeit; in der Tat ein sehr groer Mangel, da dieser Begriff zu so vielen Urteilen und Schlssen so unentbehrlich ist und da man die Sache selbst kaum einmal denken kann, ohne ein Wort zu haben, wodurch sie bezeichnet werde. Auch hat man diesem Mangel abgeholfen und ein Wort in die russische Sprache eingefhrt, das soviel als Gerechtigkeit bedeutet. Diese allgemeinen Begriffe nun, die durch Abstraktion gebildet werden, sind der Grund aller unserer Urteile und Schlsse. Ein Urteil ist nichts anderes, als die Bejahung oder Verneinung, da zwei Begriffe zusammenstimmen oder nicht, und drckt man dieses Urteil durch Worte aus, so wird es ein Satz genannt. So ist es zum Beispiel ein Satz, wenn ich sage: Alle Menschen sind sterblich. Hier sind zwei allgemeine Begriffe, der Begriff der Menschen und der Begriff der Sterblichkeit, worunter alles gehrt, was der Sterblichkeit unterworfen ist. Das Urteil besteht darin, da man bejaht, der Begriff der Sterblichkeit komme allen Menschen zu: und insofern dieses Urteil durch Worte ausgedrckt ist, heit es ein Satz, der hier ein bejahender Satz ist, weil etwas bejaht wurde. Htten wir etwas verneint, dann wre es ein verneinender Satz gewesen, so wie dieser: Kein Mensch ist gerecht. Die beiden Stze, die ich hier als Beispiele angefhrt habe, sind zugleich allgemeine Stze, weil der erste von allen Menschen bejaht, da sie sterblich sind und der letzte von allen verneint, da sie gerecht sind. Es gibt auch besondere Stze (eingeschrnkte Stze, frz. Text prfen!), sowohl bejahende als verneinende, wie z.E. diese: Einige Menschen sind gelehrt; einige Menschen sind nicht weise: hier geht das, was bejaht und verneint wird, nicht alle Menschen, sondern nur einige unter ihnen an. In allem gibt es demnach vier unterschiedliche Arten von Stzen. Die erste Art sind die allgemein bejahenden Stze, und ihre allgemeine Formel ist diese: Alle A sind B. Die andre Art machen die allgemein verneinenden Stze aus, und ihre Formel ist: Kein A ist B. Die dritte Art besteht nun aus besonders bejahenden Stzen, fr welche die Formel gehrt: Einige A sind B. Endlich die vierte Art enthlt die besonders verneinenden Stze unter der allgemeinen Formel: Einige A sind nicht B. Alle diese Stze enthalten als wesentliche Teile zwei Begriffe A und B, welche man die Glieder des Satzes nennt. Den ersten Begriff A, von dem man etwas bejaht oder verneint, nennt man noch besonders das Subjekt; den zweiten B, von dem man sagt, da er jenem entweder zukomme oder nicht zukomme, nennt man das Prdikat. So ist in dem Satze: alle Menschen sind sterblich das Wort Mensch oder Menschen das Subjekt und das Wort sterblich das Prdikat. Diese Kunstwrter werden sehr oft in der Logik gebraucht, die uns die Kunst vernnftig zu Schlieen lehrt. Man kann auch diese vier Arten von Stzen durch Figuren vorstellen, um ihre Beschaffenheit selbst den Augen sichtbar zu machen. Dieses Hilfsmittel ist von ungemeinem Nutzen, wenn wir uns recht deutlich erklren wollen, worin eigentlich die Richtigkeit eines Schlusses bestehe. Da ein allgemeiner Begriff eine unendliche Menge von einzelnen Dingen enthlt, so betrachtet man ihn als einen Raum, worin alle diese einzelnen Dinge eingeschlossen sind. Als fr den allgemeinen Begriff Menschen macht man einen Zirkel

und stellt sich vor, da er alle Menschen begreife. Ebenso macht man fr den allgemeinen Begriff sterblich einen Zirkel

und stellt sich wieder vor, da alles Sterbliche darin enthalten sei. Wenn ich hernach behaupte, da alle Menschen sterblich sind, so heit dieses anderes nichts, als da die erste Figur in der anderen enthalten. I. Die Vorstellung eines allgemein bejahenden Satzes wird also diese sein:

wo der Zirkel A, der das Subjekt des Satzes vorstellt, gnzlich innerhalb des Zirkels B fllt, der das Prdikat bedeutet. II. Fr allgemein verneinende Stze werden die beiden Zirkel A und B, wovon A bestndig das Subjekt und B das Prdikat anzeigt, voneinander abgesondert und also vorgestellt

weil man sagt, da kein A, B ist, oder da nichts von dem, was der Begriff A enthlt, zu dem Begriffe B gehre. III. In besonders bejahenden Stzen: Einige A sind B, fllt ein Teil des Zirkels A in den Zirkel B:

so da man sieht, da etwas, was in dem Begriffe A enthalten ist, auch in dem Begriffe B enthalten sei. IV. Endlich was die besonders verneinenden Stze betrifft, Einige A sind nicht B, so mu ein Teil des Zirkels A auer dem Zirkel B fallen, wie hier:

wo die Figur zwar mit der vorigen einerlei ist, wo man aber vornehmlich dieses anmerkt, da etwas in dem Begriffe A ist, was der Begriff B nicht enthlt, oder was sich auer diesem Begriffe befindet. den 14. Februar 1761. Hundert und dritter Brief Diese Zirkel (oder was wir sonst fr Figuren dazu nehmen wollen; denn das ist gleichgltig) sind sehr geschickt, unsere Betrachtungen ber diese Materie zu erleichtern und uns alle die Geheimnisse zu entdecken, womit man sich in der Logik rhmet. Man beweiset sie dort mit vieler Mhe, da sie hingegen durch den Gebrauch dieser Zeichen von selbst in die Augen fallen. Jeder allgemeine Begriff kann durch eine solche Figur vorgestellt werden; das Subjekt eines Satzes bezeichnet man durch einen

Raum, der A enthlt, das Prdikat desselben durch einen Raum, der B in sich schliet. Die Natur des Satzes selbst bringt es mit sich, ob der Raum A ganz in den Raum von B fallen oder nur zum Teil darin fallen soll; ob wenigstens ein Teil auer dem Raum von B liegen oder auch das ganze A sich auer B befinden soll. Ich will hier noch einmal diese Figuren oder Abbildungen der vier Arten von Stzen Ew. H. vor Augen stellen. Abbildungen der vier Arten von Stzen Allgemein bejahender Satz Allgemein verneinender Satz

Kein A ist B. Alle A sind B. Besonders bejahender Satz Besonders verneinender Satz

Einige A sind B.

Einige A sind nicht B.

Was diese beiden letzten Flle betrifft, die besondere Stze vorstellen, so bemerke ich, da dabei einiger Zweifel stattfinde, weil es nicht entschieden wird, wie gro der Teil von A sei, der in B enthalten oder nicht enthalten sein soll; es knnte sogar geschehen, da der Begriff A den ganzen Begriff B in sich schlsse, wie in dieser Figur:

denn hier ist es klar, da ein Teil des Zirkels A in dem Zirkel B und ein andrer Teil von A nicht in B sei. So wenn A der allgemeine Begriff vom Baume und B der allgemeine Begriff vom Birnbaume wre, der ohne Zweifel ganz in jenem enthalten ist; so knnte man aus dieser Figur folgende Stze ziehen: I. Alle Birnbume sind Bume. II. Einige Bume sind Birnbume. III. Einige Bume sind nicht Birnbume. Fllt der eine Zirkel ganz auerhalb dem andern wie hier:

so kann ich ebenfalls beides sagen: Kein A ist B, und kein B ist A; ich kann sagen: kein Mensch ist ein Baum, und ebensogut umgekehrt, kein Baum ist ein Mensch.

In dem dritten Fall, wo die beiden Begriffe einen Teil gemeinschaftlich haben, als:

kann man sagen: I. Einige A sind B. II. Einige B sind A. III. Einige A sind nicht B. IV. Einige B sind nicht A. Dieses kann genug sein, um Ew. H. zu zeigen, wie alle Stze durch Figuren knnen vorgestellt werden: aber der grte Vorteil zeigt sich in den Schlssen, die, wenn sie durch Wrter ausgedrckt werden, Syllogismen heien und bei welchen es darauf ankommt, aus einigen gegebenen Stzen die richtige Folge zu ziehen. Wir wollen den Anfang mit einem allgemein bejahenden Satze machen: Alle A sind B

wo der Zirkel A ganz innerhalb den Zirkel B fllt und wollen sehen, wie ein dritter Begriff C auf den einen oder andern von beiden Begriffen A oder B msse bezogen werden, um einen Schlu daraus bilden zu knnen. In den folgenden Fllen ist die Sache offenbar. I. Wenn der Begriff C ganz in dem Begriff A enthalten ist, so wird er auch ganz in B enthalten sein:

woraus diese Schluart entsteht: Alle A sind B. Nun sind alle C, A. Folglich sind alle C, B. Der letzte Satz ist der Schlusatz. Um ein Beispiel zu geben, so mag der Begriff A alle Bume enthalten; der Begriff B ist das, was Wurzeln hat und der Begriff C alle Kirschbume. Unser Schlu wird dann dieser sein: Alle Bume haben Wurzeln. Nun ist jeder Kirschbaum ein Baum. Folglich hat jeder Kirschbaum Wurzeln. II. Wenn ein Teil des Begriffs C in A enthalten ist, so wird der nmliche Teil auch in B enthalten sein, weil nmlich der ganze Begriff A in B eingeschlossen ist.

oder Hieraus entsteht die zweite Schluart:

Einige A sind B. Nun sind einige C, A. Folglich sind einige C, B. Wenn der Begriff C ganz auer dem Begriffe A lge; so wrde daraus nichts in Beziehung auf den Begriff B knnen geschlossen werden. Entweder knnte es sein, da der Begriff C auch ganz auer B lge:

oder ganz in B:

oder zum Teil in B:

In keinem Fall liee sich etwas schlieen. III. Wenn aber der Begriff C ganz auer dem Begriffe B wre, so wrde er auch ganz auer dem Begriffe A sein, wie man in dieser Figur sieht:

woraus folgende Schluart entsteht: Alle A sind B. Nun ist kein C, B oder kein B ist C. Folglich ist kein C, A. IV. Wenn ein Teil des Begriffs C auer B ist, so wird dieser nmliche Teil auch gewi auer dem Begriffe A sein, weil dieser ganz in dem Begriffe B ist:

und hieraus entspringt die Schluart: Alle A sind B. Nun sind einige B nicht C. Folglich sind einige C nicht A.

V. Wenn der Begriff C den ganzen Begriff B in sich schliet, so wird ein Teil des Begriffs C gewi in A fallen.

woraus diese Schluart entsteht: Alle A sind B. Alle B sind C. Folglich sind einige C, A. Keine anderen Schluarten als diese sind mglich, solange der erste Satz allgemein bejahend ist. Lassen Sie uns jetzt annehmen, der erste Satz sei allgemein verneinend wie dieser: Kein A ist B, dessen Abbildung die Figur ist:

wo der Begriff A sich ganz auer dem Begriffe B befindet; so wird in folgenden Fllen eine richtige Schlufolge sein. I. Wenn der Begriff C ganz in dem Begriffe B liegt, so wird er auch ganz auer dem Begriffe A liegen.

und so hat man die Schluart: Kein A ist B. Nun sind alle C, B. Folglich ist kein C, A. II. Wenn der Begriff C ganz in dem Begriffe A enthalten ist; so wird er auch ganz auer dem Begriffe B sein.

Dies gibt die Schluart: Kein A ist B. Nun sind alle C, A. Folglich ist kein C, B. III. Wenn ein Teil des Begriffes C in dem Begriffe A enthalten ist, so wird dieser Teil auch sicher auer dem Begriffe B liegen wie hier:

oder auf diese Art:

oder auch und dies gibt die Schluart: Kein A ist B. Nun sind einige C, A oder einige A sind C. Folglich sind einige C nicht B. IV. Ebenso wenn der Begriff C einem Teil nach in dem Begriffe B enthalten ist, so wird dieser Teil sich gewi auer dem Begriffe A befinden, auf diese Art:

[Das "C" steht nicht im Bild. Vielleicht ein Druckfehler, oder Euler will andeuten, da es ums "NichtC" geht.] oder auch so:

oder endlich so, da der Schlu herauskommt: Kein A ist B Nun sind einige C, B oder einige B sind C. Folglich sind einige C nicht A. Was die noch brigen Schluarten betrifft, die alsdann entstehen, wenn der erste Satz ein besonders bejahender oder besonders verneinender Satz ist, so werde ich sie Ew. H. mit der nchsten Post vor Augen legen. den 17. Februar 1761. Hundert und vierter Brief In meinem letzten Briefe habe ich die Ehre gehabt, Ew. H. verschiedene Arten von Syllogismen oder von einfachen Schlssen vorzustellen, die dann entstehen, wenn der erste Satz allgemein bejahend oder allgemein verneinend ist. Es ist also noch brig, auch die Schluarten zu untersuchen, die sich dann ergeben, wenn man den ersten Satz als besonders bejahend oder besonders verneinend annimmt, um alle mglichen Arten von Syllogismen zusammen zu haben, die eine richtige Folge geben. Der erste Satz sei also ein besonders bejahender Satz, der in dieser allgemeinen Formel enthalten ist:

Einige A sind B, wo ein Teil des Begriffs A innerhalb des Begriffs B fllt. Nun nehme man einen dritten Begriff C an, der, wenn man ihn auf den Begriff A bezieht, entweder ganz in dem Begriffe A wird enthalten sein, wie in diesen Figuren

oder einem Teil nach in A wird enthalten sein, wie hier:

oder ganz auer dem Begriffe A liegen wird, wie in den Figuren:

In allen diesen Fllen kann man nichts daraus schlieen, weil es mglich sein knnte, da der Begriff C in dem Begriffe B entweder ganz, oder zum Teil oder gar nicht enthalten wre. Wenn aber der Begriff C den Begriff A in sich schliet, so ist es gewi, da ein Teil von ihm auch in B wird enthalten sein, wie hier:

oder: und dann entsteht die Schluart: Einige A sind B. Nun sind alle A, C. Folglich sind einige C, B. Ebenso wenn man den Begriff C mit dem Begriffe B vergleicht, so kann man anders keine Folge ziehen, als wenn der Begriff C den ganzen Begriff B in sich schliet, wie hier:

oder: denn weil alsdann der Begriff A einem Teil nach in B enthalten ist, so ist man sicher, da sich der nmliche Teil auch in dem Begriffe C befinden werde: und man erhlt also die Schluart: Einige A sind B. Nun sind alle B, C. Folglich sind einige C, A. Endlich wollen wir annehmen, da der erste Satz ein besonders verneinender Satz sei, nmlich dieser: Einige A sind nicht B, der in der Figur vorgestellt wird:

wo ein Teil des Begriffs A sich auer dem Begriffe B befindet. Wenn in diesem Fall der dritte Begriff C den ganzen Begriff A in sich schliet, so wird auch gewi ein Teil von ihm auer dem Begriffe B liegen, wie hier:

oder woraus der Schlu entspringt: Einige A sind nicht B. Nun sind alle A, C. Folglich sind einige C nicht B. Ferner, wenn der Begriff C ganz in dem Begriffe B enthalten ist; so wird, wenn ein Teil von A auer B ist, dieser nmliche Teil auch gewi auer C sein, wie in diesen Figuren:

da man also folgende Schluart erhlt: Einige A sind B. Nun sind alle C, B. Folglich sind einige A nicht C. Es wird ntzlich sein, alle diese verschiedenen Schluarten zusammenzustellen, um sie mit einem Blicke bersehen zu knnen. I. Alle A sind B. Nun sind alle C, A. Folglich sind alle C, B. III. Alle A sind B. Nun ist kein C, B. Folglich ist kein C, A. V. Alle A sind B. Nun sind einige C nicht B. Folglich sind einige C nicht A. VII. Kein A ist B. Nun sind alle C, A. Folglich ist kein C, B. IX. Kein A ist B. Nun sind einige C, A. Folglich sind einige C nicht B. XI. Kein A ist B. Nun sind einige C, B. Folglich sind einige C nicht A. XIII. Einige A sind B. II. Alle A sind B. Nun sind einige C, A. Folglich sind einige C, B. IV. Alle A sind B. Nun ist kein B, C. Folglich ist kein C, A. VI. Alle A sind B. Nun sind alle B, C. Folglich sind einige C, A. VIII. Kein A ist B. Nun sind alle C, B. Folglich ist kein C, A. X. Kein A ist B. Nun sind einige A, C. Folglich sind einige C nicht B. XII. Kein A ist B. Nun sind einige B, C. Folglich sind einige C nicht A. XIV. Einige A sind B.

Nun sind alle A, C. Folglich sind einige C, B. XV. Einige A sind nicht B. Nun sind alle A, C. Folglich sind einige C nicht B. XVII. Alle A sind B. Nun sind einige A, C. Folglich sind einige C, B. XIX. Kein A ist B. Nun sind alle B, C. Folglich sind einige C nicht A.

Nun sind alle B, C. Folglich sind einige C, A, XVI. Einige A sind nicht B. Nun sind alle C, B. Folglich sind einige C nicht A. XVIII. Kein A ist B. Nun sind alle A, C. Folglich sind einige C nicht B. XX. Alle A sind B. Nun sind alle A auch C. Folglich sind einige C, B.

Von diesen zwanzig Schluarten merke ich noch an, da die sechzehnte mit der fnften einerlei ist, weil diese in jene verwandelt wird, wenn man C fr A und A fr C schreibt und dann mit dem zweiten Satze anfngt, so da nur neunzehn Schluarten noch brig bleiben. Der Grund aller dieser Schluarten liegt in zwei Grundstzen von der Natur des Enthaltenden und des Enthaltenen. I. Alles, was in dem Enthaltenen ist, findet sich auch in dem Enthaltenden, und II. Alles, was auer dem Enthaltenden ist, ist auch auer dem Enthaltenen. So ist in der ersten Schluart der ganze Begriff A in dem Begriffe B enthalten, und es ist klar, da wenn A auch in dem Begriffe C enthalten ist oder einen Teil von ihm ausmacht, dieser nmliche Teil von C in dem Begriffe B werde enthalten sein, so da einige C, B sein werden. Jeder Schlu besteht also aus drei Stzen, wovon die beiden ersten Prmissen oder Vorderstze und der dritte die Konklusion oder der Schlusatz heien. Der Vorteil aber, den diese Schluarten fr uns haben, wenn wir uns genau an ihre Form binden, ist die gewisse berzeugung, da, wenn beide Vorderstze wahr sind, auch unfehlbar der Schlusatz wahr sein msse. Sie sind zugleich das einzige Mittel, unbekannte Wahrheiten zu entdecken; denn jede Wahrheit mu immer der Schlusatz eines Syllogismus sein, dessen Vorderstze ungezweifelt wahr sind. Ich kann noch hinzusetzen, da der erste von diesen Vorderstzen der Major oder der Obersatz und der zweite der Minor oder der Untersatz heiet. den 21. Februar 1761. Hundert und fnfter Brief Wenn Ew. H. auf die Schluarten, welche ich die Ehre gehabt habe, Ihnen vor Augen zu legen, einige Aufmerksamkeit wenden wollen, so werden Sie sehen, da sie alle notwendig drei Stze enthalten, wovon die beiden ersten Vorderstze genannt werden und der letzte der Schlusatz heit. Die bindende Kraft aber von jeder dieser neunzehn Schluarten besteht in der Eigenschaft, da, wenn die zwei ersten Stze oder Vorderstze wahr sind, man auch ungezweifelt auf die Wahrheit des Schlusatzes rechnen kann. Lassen Sie uns zum Beispiel den folgenden Schlu betrachten: Kein tugendhafter Mensch ist ein Verleumder. Nun sind einige Verleumder Gelehrte. Folglich sind einige Gelehrte nicht tugendhaft. Sobald man die beiden ersten Stze einrumt, so ist man auch schlechterdings gentigt, die Wahrheit des dritten, der daraus notwendig folgt, zu gestehen. Es tut hierzu nichts, da dieser Schlu gerade von der XIIten Art ist; denn er wrde ebenso bindend sein, wenn er auch zu jeder der brigen Arten gehrte, die ich Ew. H. vorgelegt habe, und deren Grund in den gegebenen Figuren sogleich in die Augen fllt. In unserem Schlusse finden wir drei Begriffe:

den Begriff der tugendhaften Menschen,

den Begriff der Verleumder und

den Begriff der Gelehrten. Der Zirkel A stelle den ersten, der Zirkel B den zweiten und der Zirkel C den dritten Begriff vor. Wenn man nun in dem ersten Satze sagt, da kein tugendhafter Mensch ein Verleumder sei, so behauptet man, da nichts von dem, was in dem Begriffe des tugendhaften Menschen oder in dem Zirkel A enthalten ist, in dem Begriffe des Verleumders oder in dem Zirkel B enthalten sei: also wird der Zirkel A gnzlich auer dem Zirkel B liegen, nach der Figur:

Nun sagt man aber in dem zweiten Satze, da einige Menschen, die in dem Begriffe B enthalten sind, auch zu dem Begriffe der Gelehrten oder zu dem Zirkel C gehren; oder man sagt, da ein Teil des Zirkels B sich in dem Zirkel C befinde, wie hier:

wo der Teil des Zirkels B, der in C fllt, mit einem Sterne bezeichnet ist und ebensowohl zum Zirkel C als auch zu B gehrt. Da also dieses ist und da sich vermge des ersten Satzes der ganze Zirkel B auer dem Zirkel A befindet, so ist es deutlich, da auch derjenige Teil, den C mit B gemeinschaftlich hat, sich auer dem Zirkel A befinden werde, oder da einige Gelehrten nicht werden tugendhaft sein. Man mu wohl bemerken, da dieser Schlusatz nur den Teil * des Begriffes C, der mit zu dem Begriffe B gehrt, angehe. Was seine brigen Teile betrifft, so bleibt es unentschieden, ob sie auch von dem Begriffe A ausgeschlossen sind, wie in dieser Figur:

oder ob sie ganz darin enthalten sind, wie hier:

[Das A mu also im B-Bereich eine Aussparung haben:

weil in

ein Teil von A in B lge. Seidel] oder ob nur ein Teil von ihnen darin enthalten sei, auf diese Art:

Weil nun dies unentschieden bleibt, so kommt das brige von dem Zirkel C in keine Betrachtung; der Schlusatz schrnkt sich allein auf dasjenige ein, was gewi ist, nmlich darauf, da der Teil des Zirkels C, der im Zirkel B enthalten ist, sich auer A befinde, weil dieses ganze A sich auer dem Zirkel B befindet. Auf gleiche Art kann man die Richtigkeit der brigen Schluarten beweisen; alle anderen Schluarten aber, die von den angefhrten neunzehn unterschieden oder nicht unter ihnen begriffen sind, haben keinen richtigen Grund und wrden nur zu Irrtmern und falschen Stzen fhren, wenn man sich ihrer bedienen wollte. Ew. H. werden diesen Fehler sehr deutlich in einem Beispiele erkennen, das unter keiner der neunzehn Schluarten begriffen ist: Einige Gelehrte sind geizig. Nun ist kein Geiziger tugendhaft. Folglich sind einige Tugendhafte keine Gelehrte. Dieser dritte Satz knnte wahr sein, aber er folgt nicht aus den Vorderstzen; daher knnten diese sehr richtig sein (wie sie's denn ohne Zweifel sind), ohne da es auch der dritte wre; aber dieses streitet offenbar gegen die Natur des Schlusses, vermge welche allemal der Schlusatz eben deswegen wahr sein mu, weil die Vorderstze wahr sind. Der Fehler der angefhrten Schluart wird auch sogleich durch die Figur in die Augen fallen.

Der Zirkel

enthalte alle Gelehrte;

der Zirkel

alle Geizigen; und

der Zirkel alle Tugendhaften. Demnach wird nun der erste Satz durch die folgende Figur vorgestellt:

wo der mit dem Sternchen * bezeichnete Teil des Zirkels A (der Gelehrten) in dem Zirkel B (dem Begriffe der Geizigen) mit enthalten ist. Ferner fllt vermge des zweiten Satzes der ganze Zirkel C (der Begriff der Tugendhaften) auer dem Zirkel B (dem Begriff der Geizigen): aber daraus folgt auf keinerlei Art, da ein Teil des Zirkels C sich auf dem Zirkel A befinde:

Es knnte sogar sein, da der Zirkel C ganz und gar innerhalb A fiele, wie hier:

oder ganz auer dem Zirkel A, wie in der Figur:

wo er auch immer noch ganz auer B liegt. Diese Schluart also wrde vllig falsch und ungereimt sein. Noch ein anderes Beispiel wird gar keinen Zweifel mehr wegen dieser Sache briglassen: Einige Bume sind Kirschbume. Nun ist kein Kirschbaum ein Apfelbaum. Folglich sind einige Apfelbume keine Bume. Die hier gebrauchte Schluart ist gerade mit der vorigen einerlei, und die Falschheit des Schlusatzes leuchtet in die Augen, obgleich die Vorderstze ungezweifelt wahr sind. Sobald aber ein Schlu unter den neunzehn angegebenen Schluarten enthalten ist, so kann man versichert sein, da, wenn beide Vorderstze wahr sind, auch der Schlusatz ungezweifelt wahr sein msse. Hieraus begreifen Ew. H., wie man von einigen bekannten Wahrheiten auf neue Wahrheiten kommt und wie alle Schlsse, womit man in der Geometrie so viele Wahrheiten beweist, sich mssen auf frmliche Syllogismen knnen zurckbringen lassen. Es ist aber nicht notwendig, unsere Schlsse bestndig in der syllogistischen Form vorzutragen, wenn nur der Grund immer derselbige ist: im Reden und Schreiben bemht man sich sogar, diese syllogistische Form zu verbergen. Ich mu noch anmerken, da nicht ebenso, wie die Wahrheit der Vorderstze die Wahrheit des Schlusatzes nach sich zieht, auch die Falschheit des einen Vordersatzes oder der beiden Vorderstze die Falschheit des Schlusatzes notwendig bestimme: aber das ist gewi, da, wenn der Schlusatz falsch ist, auch notwendig einer von den Vorderstzen oder alle beide falsch sein mssen; denn wenn sie wahr wren, so wrde auch der Schlusatz wahr sein, und wenn also dieser falsch ist, so ist es unmglich, da jene wahr sein sollten. Ich werden die Ehre haben, Ew. H. noch einige weitere Betrachtungen ber diese Materie vorzulegen, weil sich auf sie die Gewiheit unsrer ganzen Erkenntnis grndet. den 24. Februar 1761.

Hundert und sechster Brief Die Betrachtungen, die ich noch ber die Schlsse zu machen habe, laufen auf folgende Stcke hinaus: I. Ein Schlu enthlt nur drei Begriffe, die man seine Terminos oder Glieder nennt, insofern sie durch Worte ausgedrckt werden. Es tut hier nichts, da ein Schlu drei Stze und jeder Satz zwei Begriffe oder Glieder enthlt; denn man mu bemerken, da jedes Glied darin zweimal vorkommt, wie zum Beispiele in dem Schlusse: Alle A sind B. Nun sind einige A, C. Folglich sind einige C, B. Die drei Begriffe werden durch die Buchstaben A, B, C bezeichnet, welche die drei Glieder dieses Syllogismus sind; wovon das Glied A im ersten und zweiten Satze, das Glied B im ersten und dritten und das Glied C im zweiten und dritten vorkommt. II. Man mu diese drei Glieder eines jeden Syllogismus wohl unterscheiden. Zwei, nmlich B und C, kommen im Schlusatze vor, von welchem das C Subjekt und das B das Prdikat ist. In der Logik heit das Subjekt des Schlusatzes C der Terminus minor oder das Hinterglied und B der Terminus major oder das Vorderglied. Der dritte Begriff aber, oder das Glied A findet sich in den beiden Vorderstzen, wo er mit jedem der Glieder des Schlusatzes verbunden ist. Dieses Glied A nennt man den Terminus medius oder das Mittelglied. So ist in dem Schlusse: Kein Geiziger ist tugendhaft. Nun sind einige Gelehrte geizig. Folglich sind einige Gelehrte nicht tugendhaft, der Begriff des Gelehrten das Hinterglied, der Begriff des Tugendhaften das Vorderglied und der Begriff des Geizigen das Mittelglied. III. Was die Ordnung der Stze betrifft, so wre es sehr gleichgltig, welchem von den beiden Vorderstzen man den ersten oder den zweiten Platz anweisen wollte, wenn nur der Schlusatz als die Folge aus den Vorderstzen den letzten Ort behielte. Inzwischen haben doch die Logiker fr gut befunden, diese Regel festzusetzen: Der erste Satz ist bestndig der, welcher das Prdikat des Schlusatzes oder den Terminus major enthlt, von welchem denn auch dieser Satz den Namen Propositio major fhrt. Der zweite Satz enthlt bestndig das Subjekt des Schlusatzes oder den Terminus minor, und daher heit er auch Propositio minor. Also enthlt der Obersatz eines Schlusses das Mittelglied mit dem Vordergliede oder dem Prdikat des Schlusatzes, und der Untersatz enthlt das Mittelglied mit dem Hintergliede oder dem Subjekte des Schlusatzes. IV. Durch das Mittelglied nun, nachdem es in den Vorderstzen entweder Subjekt oder Prdikat ist, bestimmt man die verschiednen Figuren der Schlsse, und daher haben die Logiker folgende Figuren gezhlt: Die erste Figur ist die, wo das Mittelglied im Obersatze das Subjekt und im Untersatze das Prdikat ist. Die zweite Figur, wo das Mittelglied beides im Ober- und Untersatze das Prdikat ist. Die dritte Figur ist, wo das Mittelglied in beiden Stzen, dem Obersatze sowohl als dem Untersatze, das Subjekt ist. Endlich die vierte Figur, wo das Mittelglied im Obersatze das Prdikat und im Untersatze das Subjekt ist. P sei das Hinterglied oder das Subjekt des, Q das Vorderglied oder das Prdikat des Schlusatzes, und M sei das Mittelglied; so werden nun die syllogistischen Figuren auf folgende Art knnen vorgestellt werden: Erste Figur Obersatz M...Q Untersatz P...M Schlusatz P...Q Zweite Figur Obersatz Q...M Untersatz P...M Schlusatz P...Q

Dritte Figur Obersatz Untersatz Schlusatz M...Q M...P P...Q

Vierte Figur Obersatz Q...M Untersatz M...P Schlusatz P...Q V. Nachdem nun ferner die Stze selbst entweder allgemeine oder besondere, entweder bejahende oder verneinende Stze sind, enthlt wiederum jede Figur mehrere Formen, die man Schluarten nennt. Um diese Schluarten einer jeden Figur desto besser vorzustellen, bezeichnet man mit dem Buchstaben A die allgemein bejahenden Stze, mit dem Buchstaben E die allgemein verneinenden Stze, mit dem Buchstaben I die besonders bejahenden Stze und endlich mit dem Buchstaben O die besonders verneinenden Stze. Oder A ist ein allgemein bejahender Satz. E ist ein allgemein verneinender Satz. I ist ein besonders bejahender Satz. O ist ein besonders verneinender Satz. VI. Also werden die oben angefhrten neunzehn Schluarten unter diese vier Figuren mssen gebracht werden, und zwar werden sie also verteilt: I. Schluarten der ersten Figur Erste Schluart Zweite Schluart A A A A I I Alle M sind Q. Alle M sind Q. Nun sind alle P, M. Nun sind einige P, M. Folglich sind alle P, Q. Folglich sind einige P, Q. Dritte Schluart Vierte Schluart E A E E I O Kein M ist Q. Kein M ist Q. Nun sind alle P, M. Nun sind einige P, M. Folglich ist kein P, Q. Folglich sind einige P nicht Q. II. Schluarten der zweiten Figur Erste Schluart Zweite Schluart A E E A O O Alle Q sind M. Alle Q sind M. Nun ist kein P, M. Nun sind einige P nicht M. Folglich ist kein P, Q. Folglich sind einige P nicht Q. Dritte Schluart Vierte Schluart E A E E I O Kein Q ist M. Kein Q ist M. Nun sind alle P, M. Nun sind einige P, M. Folglich ist kein P, Q. Folglich sind einige P nicht Q. III. Schluarten der dritten Figur Erste Schluart Zweite Schluart A A I I A I Alle M sind Q. Einige M sind Q. Nun sind alle M, P. Nun sind alle M, P. Folglich sind einige P, Q. Folglich sind einige P, Q. Dritte Schluart A I I Vierte Schluart E A

O

Alle M sind Q. Kein M ist Q. Nun sind einige M, Q. Nun sind alle M P. Folglich sind einige P, Q. Folglich sind einige P nicht Q. Fnfte Schluart Sechste Schluart E I O O A O Kein M ist Q. Einige M sind nicht Q. Nun sind einige M, P. Nun sind alle M, P. Folglich sind einige M nicht Q. Folglich sind einige P nicht Q. IV. Schluarten der vierten Figur Erste Schluart Zweite Schluart A A I I A I Alle Q sind M. Einige Q sind M. Nun sind alle M, P. Nun sind alle M, P. Folglich sind einige P, Q. Folglich sind einige P, Q. Dritte Schluart A E E Alle Q sind M. Nun ist kein M, P. Folglich kein P, Q. Vierte Schluart E A O Kein Q ist M. Nun sind alle M, P. Folglich sind einige P nicht Q.

Fnfte Schluart E I O Kein Q ist M. Nun sind einige M, P. Folglich sind einige P nicht Q. Ew. H. ersehen hieraus, da die erste Figur vier Schluarten, die zweite auch vier, die dritte sechse und die vierte fnfe habe, so da die Anzahl aller dieser Schluarten sich auf neunzehn beluft, welches eben diejenigen neunzehn sind, die ich oben entwickelt und jetzt nur unter die vier Figuren verteilt habe. brigens ist die Richtigkeit einer jeden von diesen Schluarten schon oben vermittels der Zirkel bewiesen worden, die ich zur Bezeichnung der Begriffe gebrauchte. Der ganze Unterschied besteht nur darin, da ich mich hier der Buchstaben P, Q, M, statt der obigen Buchstaben A, B, C bedient habe. den 28. Februar 1761. Hundert und siebenter Brief Ich hoffe, da die folgenden Betrachtungen nicht wenig dazu beitragen werden, die Natur der Schlsse in ein noch helleres Licht zu setzen. Geruhen Ew. H. nur, die Arten der Stze, aus welchen die Schlsse jeder von unsern vier Figuren bestehen, in Betrachtung zu ziehen, nmlich ob es 1. allgemein bejahende Stze sind, deren Zeichen A ist, oder 2. allgemein verneinende Stze, die zum Zeichen E haben, oder 3. besonders bejahende Stze, die man durch I anzeigt, oder endlich 4. besonders verneinende Stze, die man durch O bezeichnet: und Sie werden sehr leicht die Richtigkeit der folgenden Betrachtungen zugeben. I. Die beiden Vorderstze sind nirgends alle verneinend, woraus die Logiker die Regel gezogen haben: Aus zwei verneinenden Stzen lt sich nichts schlieen. Der Grund ist sehr deutlich: denn wenn man P und Q fr die Glieder des Schlusatzes und M fr das Mittelglied annimmt, so sagt man, wenn beide Vorderstze verneinend sind, da die Begriffe P und Q entweder ganz oder zum Teil auer M sind: aber daraus lt sich nichts auf die bereinstimmung oder den Widerspruch der Begriffe P und Q schlieen. Ich wei zum Beispiele aus der Geschichte, da die Gallier keine Rmer gewesen sind und wei auch, da die Kelten es ebenso wenig gewesen sind: aber

gibt mir dies die geringste Aufklrung ber die Frage, ob die Gallier Kelten waren oder nicht? Also zwei verneinende Schlustze fhren zu keiner richtigen Schlufolge. II. Auch sind die Vorderstze in keinem Fall beide besondere Stze, und deswegen schreibt uns die Logik die Regel vor: Aus zwei besonderen Stzen lt sich nichts schlieen. Als aus den beiden Stzen: Einige Gelehrte sind arm, und einige Gelehrte sind Verleumder, kann ich weder schlieen, da die Armen Verleumder sind, noch, da sie es nicht sind; denn wer steht mir dafr, da die Einigen im Obersatze eben die Einigen im Untersatze sind? Und wenn sie es wren, so wrde doch der Schlusatz nur zuflligerweise wahr sein. Ebenso auch umgekehrt, wenn sie es nicht wren. III. Wenn einer von den Vorderstzen verneinend ist, so mu auch der Schlusatz verneinend sein. Dies ist die dritte Regel, die man in der Logik findet. Sobald man etwas in den Vorderstzen verneint hat, kann man in dem Schlusatze nichts bejahen; das Vorder- und Hinterglied als das Subjekt und Prdikat des Schlusatzes haben nicht im Mittelgliede bereingestimmt, sondern sich darin widersprochen, und dieser Widerspruch soll im Schlusatze ausgedrckt werden; also mu der Schlusatz notwendig ein verneinender Schlusatz sein. IV. Wenn einer von den Vorderstzen ein besonderer Satz ist, so mu auch der Schlusatz ein besonderer Satz sein. Dies ist die vierte Regel, welche die Logik vorschreibt. Sobald man in den Vorderstzen nur von einigen redet, kann man im Schlusatze nicht berhaupt von allen reden; der Schlusatz mu gleichfalls auf einige eingeschrnkt werden. Auch diese Regel wird durch alle die Schluarten besttigt, deren Richtigkeit ich oben erwiesen habe. V. Wenn alle beide Vorderstze bejahend sind, so ist auch der Schlusatz bejahend. Aber nicht immer, wenn die beiden Vorderstze allgemein sind, ist auch der Schlusatz allgemein; zuweilen ist er nur besonders, wie in der ersten Schluart der dritten und vierten Figur. VI. Auer den allgemeinen und besonderen Stzen braucht man auch zuweilen einzelne Stze, wo das Subjekt ein einzelnes Ding oder ein Individuum ist, als wenn ich sage: Vergil war ein groer Dichter. Hier ist der Name Vergil kein allgemeiner Begriff, der mehrere Dinge in sich schlsse; es ist der eigentmliche Name des individuellen oder wirklichen Menschen, der einmal gelebt hat. Ein solcher Satz heit ein einzelner Satz, und da er in einem Schlusse vorkommen kann, so ist es ntig zu wissen, ob er als ein allgemeiner oder als ein besonderer Satz msse angesehen werden. VII. Einige haben behauptet, da ein einzelner Satz zur Klasse der besonderen msse gerechnet werden und zwar, weil ein besonderer Satz nur von einigen unter dem Begriffe enthaltenen Dingen redet, dagegen der allgemeine Satz von ihnen allen spricht. Wenn man aber, sagen diese Schriftsteller, nur von einem einzelnen Dinge redet, so ist das noch weniger, als wenn man von etlichen redet: und folglich mu ein einzelner Satz als ein sehr besonderer angesehen werden. VIII. So richtig dieser Grund auch scheinen mag, so kann er doch nicht zugegeben werden. Das Wesentliche eines besonderen Satzes besteht darin, da er nicht von allen unter dem Begriffe des Subjektes enthaltenen Dingen redet, hingegen ein allgemeiner Satz redet von allen ohne Ausnahme. Wenn man sagt Einige Einwohner von Berlin sind reich, so ist das Subjekt dieses Satzes der Begriff von allen Einwohnern in Berlin; aber man nimmt dieses Subjekt nicht in seiner ganzen Ausdehnung; man schrnkt seine Bedeutung ausdrcklich nur auf einige ein: und eben dadurch unterscheiden sich die besondern Stze auf eine wesentliche Art von den allgemeinen Stzen, da sie sich nur auf einen Teil der Dinge erstrecken, die unter dem Subjekte begriffen werden. IX. Nach dieser Bemerkung ist es sehr deutlich, da ein einzelner Satz wie ein allgemeiner msse angesehen werden; denn wenn man von einem einzelnen Dinge als von Vergil redet, so wird der Begriff des Subjektes, welches Vergil ist, auf keinerlei Weise eingeschrnkt, sondern vielmehr in seiner ganzen Ausdehnung angenommen;; und eben deswegen gelten die nmlichen Regeln, die bei allgemeinen Stzen stattfinden, auch von einzelnen Stzen. So ist zum Beispiel der folgende Schlu richtig: Voltaire ist ein Philosoph. Nun ist Voltaire auch ein Dichter. Folglich gibt es einen Dichter, der auch Philosoph ist.

Und er mte doch notwendig falsch sein, wenn die beiden Vorderstze besondere Stze wren. Da sie aber als allgemeine knnen angesehen werden, so gehrt dieser Schlu zur dritten Figur und zwar zur ersten Schluart AAI. Die individuelle Idee Voltaire ist darin das Mittelglied, und da es zugleich in beiden Vorderstzen das Subjekt ist, so erkennen wir, da der Schlu in der dritten Figur sei. X. Endlich mu ich noch anmerken, da ich bisher noch von keinen andern als von einfachen Stzen geredet habe, die nur zwei Begriffe enthalten, welche von einander entweder allgemein oder besonders bejaht oder verneint werden. Die Schlsse, die man aus zusammengesetzten Stzen herleiten kann, erfordern noch ihre besondern Regeln. den 3. Mrz 1761 Hundert und achter Brief Bisher haben wir nur die einfachen Stze betrachtet, die nicht mehr als zwei Begriffe enthalten, wovon der eine das Subjekt und der andre das Prdikat ist. Aus diesen Stzen knnen weiter keine Schlsse gezogen werden, als ich die Ehre gehabt habe, Ew. H. vorzulegen und die unter den oben erklrten vier Figuren begriffen sind. Aber man bedient sich auch oft der zusammengesetzten Stze, die mehr als zwei Begriffe in sich schlieen und bei welchen man andere Regeln beobachten mu, wenn man richtig aus ihnen folgern will. Die bekanntesten von diesen zusammengesetzten Stzen sind diejenigen, die man hypothetische oder bedingte nennt. Sie enthalten zwei ganze Stze und sagen uns, da wenn der eine wahr ist, auch der andre wahr sei, als zum Beispiele: Wenn die Zeitungen die Wahrheit melden, so ist der Friede nicht mehr weit entfernt. Hier haben wir zwei Stze; den ersten, die Zeitungen melden die Wahrheit, oder die Zeitungen sind wahrhaft; den zweiten, der Friede ist nicht mehr weit entfernt, oder der Friede ist nahe. Nun behauptet man eine solche Verbindung unter beiden Stzen, vermge welcher der zweite wahr sein mu, wenn es der erste ist; oder man behauptet, da der zweite Satz eine notwendige Folge des ersten sei, so da dieser nicht wahr sein knne, ohne da es auch jener wre. Man nehme also an, da die Zeitungen uns viel vom nahen Friede vorsagen; so wird man mit Grund behaupten knnen, da, wenn die Zeitungen wahrhaft sind, der Friede nahe sein msse. Auer dieser Bedingung behauptet man nichts; man kann aber noch einen Satz hinzufgen und dann, nach Beschaffenheit desselben, auf eine zwiefache Art schlieen. Die eine Art wird stattfinden, wenn uns jemand versichert,, da die Zeitungen wahrhaft seien, denn alsdann werden wir schlieen knnen, der Friede sei nahe. Die andere Art aber wird stattfinden, wenn man uns versichert, da der Friede noch sehr entfernt sei; wir werden dann nicht anstehen, daraus den Schlu zu machen, da folglich die Zeitungen nicht die Wahrheit sagen. Hieraus werden Ew. H. erkennen, da diese beiden Arten zu schlieen allgemein stattfinden und da sie zwei bedingte oder hypothetische Schluarten geben werden, die man auf diese Art wird vorstellen knnen: Erste Schluart Wenn A, B ist; so ist C, D. Nun ist A, B. Folglich ist C, D. Zweite Schluart Wenn A, B ist; so ist C, D. Nun ist C nicht D. Folglich ist A nicht B. Auer diesen beiden Schluarten gibt es keine andern mehr, die richtig wren; denn vor den beiden folgenden mu man sich wohl in acht nehmen: Die erste fehlerhafte Schluart Wenn A, B ist; so ist C, D. Nun ist A nicht B. Folglich ist C nicht D.

Die zweite fehlerhafte Schluart Wenn A, B ist; so ist C, D. Nun ist C, D. Folglich ist A, B. Diese sind ganz und gar fehlerhaft. In dem obigen Exempel von den Zeitungen und dem Frieden wre es bel geschlossen, wenn ich sagen wollte: Wenn die Zeitungen wahrhaft sind, so ist der Friede nahe. Nun sind die Zeitungen nicht wahrhaft. Folglich ist der Friede nicht nahe. Es ist freilich nur allzu gewi, da die Zeitungen nicht wahrhaft und zuverlssig sind; aber dem unerachtet knnte der Friede wohl nahe sein. Die zweite Schluart wre nicht weniger fehlerhaft: Wenn die Zeitungen wahrhaft sind, so ist der Friede nahe. Nun ist der Friede nahe. Folglich sind die Zeitungen wahrhaft. Wir wollen annehmen, da diese trstliche Wahrheit von der Nhe des Friedens uns offenbart worden sei, so da sich nicht daran zweifeln liee: wrde daraus folgen, da die Zeitungen wahrhaft wren oder da sie niemals lgen? Ich hoffe wenigstens, da der Friede nahe sei, ob ich gleich weit davon entfernt bin, auf die Wahrheit der Zeitungen zu bauen. Diese beiden letzten Arten von hypothetischen Schlssen sind also fehlerhaft; aber die beiden vorhergehenden sind richtig und zuverlssig, wenn nur der erste bedingte Satz wahr ist, und er ist es alsdann, wenn sein letzter Teil eine notwendige Folge von seinem ersten Teile ist. In dem bedingten Satze: Wenn A, B ist; so ist C, D, nennt man den ersten Teil wenn A, B ist das Antecedens oder die Bedingung und den zweiten Teil: So ist C, D, das Consequens oder die Folge. Dieses auf das vorige angewandt, erkennt man den Sinn und die Richtigkeit der beiden logikalischen Regeln: I. Wer die Bedingung zugibt, mu auch die Folge zugeben. II. Wer die Folge verneint oder verwirft, der mu auch die Bedingung verwerfen. Aber die Bedingung kann man leugnen, ohne die Folge zu leugnen, und die Folge kann man zugeben, ohne da man die Bedingung zugbe. Es gibt noch andre zusammengesetzte Stze, aus denen man Schlsse bilden kann; und ich glaube, da ein einziges Beispiel davon genug sein werde. Wenn ich den Satz habe: Jede Substanz ist entweder ein Krper oder ein Geist, so kann ich auf folgende beide Arten schlieen: I. Nun ist diese oder jene Substanz kein Krper. Folglich ist sie ein Geist. II. Nun ist diese oder jene Substanz ein Krper. Folgleich ist sie kein Geist. Aber es wre berflssig, Ew. H. von dieser Materie lnger unterhalten zu wollen. den 7. Mrz 1761