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Lernprogramme konzipieren und erstellen - transfer … · Mediale Umsetzung Print – Audio – Video - Interaktiv Produktion in 7 Schritten In den nächsten Schritten können Sie

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DOKUMENTE FÜR FORTBILDER

Lernprogramme konzipieren und erstellen Eine Anleitung

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Für die Erstellung der Lernprogramme haben Sie verschiedene Möglichkeiten:

1. Sie beschaffen sich ein Autorenwerkzeug, lassen sich in die Handhabung einweisen und beginnen selbst zu programmieren.

2. Sie beauftragen eine Firma, mit einem gängigen Autorenwerkzeug für Sie das Programm zu erstellen. Das hat den Vorteil, dass Sie anschließend selbst mit dem Autorenwerkzeug Ergänzungen vornehmen können.

3. Sie verzichten auf ein Autorenwerkzeug und vergeben die Entwicklung an eine Firma, die dann eigene Werkzeuge einsetzt.

Bei der Produktion ist die erste Möglichkeit die kostengünstige, die letzte die teuerste. Allerdings sollten die Kosten nicht der einzige Gesichtspunkt sein.

Die Akzeptanz der Nutzer hängt stark von der Qualität des Programms ab. Es nützt Ihnen wenig, ein Programm zu entwickeln, dass zwar mehr recht als schlecht funktioniert, aber keinen Anklang bei den potenziellen Nutzern findet. Ein Lernprogramm sollte Nutzer motivieren, interessieren und animieren, mit Elan und Freude sich damit zu beschäftigen. Solche Programme lassen sich aber nicht „mal eben“ erstellen - auch nicht mit einem sehr guten Autorenwerkzeug.

Ein weiteres Kriterium sind Erfahrungen bei der Entwicklung. Vielfach macht die Entwicklung erster Lernprogramme deutlich mehr Arbeit als die von Folgeprodukten nach demselben Schema, allein schon deshalb, weil vieles neu festgelegt werden muss, etwa

• der Programmaufbau

• der Seitenaufbau

• die didaktischen Komponenten

• die Nutzerführung.

Viele Unternehmen, die sich auf das Erstellen von Lernprogrammen spezialisiert haben, verfügen über vorgefertigte Bausteine, in die dann nur noch die Inhalte eingebaut werden müssen. Wenn Sie mit einem Autorenwerkzeug arbeiten, müssen Sie vieles oft mühselig selbst erstellen.

Ein drittes Kriterium ist die Produktionsdauer. Wenn Sie innerhalb kurzer Zeit das Produkt brauchen und die Risiken minimieren wollen, ist die Vergabe an eine erfahrene Produktionsfirma meist der bessere Weg. Zaubern können aber auch externe Dienstleister nicht: Je nach Umfang müssen Sie mit mehreren Wochen oder Monaten Entwicklungszeit rechnen - auch wenn das Wissen, das transportiert werden soll, bereits aufbereitet ist.

Erfahrungen der letzten Jahre zeigen leider, dass eine Reihe „selbst gestrickter“ Eigenproduktionen, vor allem wenn mehrere Institutionen dabei beteiligt sind, lange Produktionszeiten erforderten, enttäuschende Ergebnisse erbrachten und dabei noch relativ viel Geld kosteten.

Sicher lohnt es sich, vor der Vergabe an ein Unternehmen auch einmal einige Autorenwerkzeuge zu prüfen. Lassen Sie sich dabei aber nicht von den Versprechen der Hersteller blenden. Viele einfach zu bedienende Werkzeuge liefern nur sehr bescheidene Ergebnisse, professionelle Ergebnisse erzielen Sie nur mit entsprechenden Werkzeugen, die umfangreiches Know-How erfordern. Zwar arbeiten auch viele Anbieter von Lernprogrammen mit Autorenwerkzeugen. Die werden allerdings fast immer in der Leistung deutlich erweitert.

Der Einsatz von Autorenwerkzeugen macht daher nur dann Sinn,

wenn Sie genügend Mitarbeiter für die Kursentwicklung haben

wenn diese Mitarbeiter genügend Know-How im Umgang mit dem Werkzeug haben oder entsprechend geschult werden können

wenn Sie genügend Zeit für die Entwicklung haben.

Andernfalls sollten Sie die Produktion an ein spezialisiertes Unternehmen vergeben.

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Die Vergabe an ein Unternehmen bedeutet nicht, dass Sie als Auftraggeber nur noch auf das fertige Produkt warten müssen.

Im ersten Schritt müssen Sie ein detailliertes Pflichtenheft erstellen, das die technischen Rahmenbedingungen, die Inhalte und die Umsetzung möglichst exakt vorgibt. Mehr dazu erfahren Sie gleich.

Auch die Produktion selbst müssen Sie begleiten. Dafür wird oft sehr viel mehr Zeit benötigt als angenommen. Wenn Sie sich diese Zeit nicht nehmen, dürfen Sie sich später auch nicht über das Ergebnis wundern oder beschweren.

Bevor es überhaupt losgeht mit der Produktion, müssen Sie möglichst exakt die technischen Rahmenbedingungen und die Einsatzfelder definieren.

Technische Rahmenbedingungen

Zu den technischen Rahmenbedingungen gehören folgende Fragen:

Welche Hardware ist vorhanden?

Welche Software ist vorhanden?

Kann bei Bedarf zusätzliche Software installiert werden? Wenn ja, welche? Und wer ist für die Installation zuständig?

Können Einstellungen auf den Rechnern gegebenenfalls geändert werden?

Dürfen Daten auf den Rechnern gespeichert werden?

Können Audios auf allen Rechnern wiedergegeben werden?

Können Videos auf allen Rechnern wiedergegeben werden?

Welcher Browser wird eingesetzt? Welche Version des Browsers wird verwendet?

Wie schnell sind die Datenleitungen? Wichtig ist hier nicht ein theoretischer Wert, sondern Daten aus dem Alltagsbetrieb.

Soll der Kurs in eine Lernplattform integriert werden? Wenn ja, in welche?

Welche Funktionen der Lernplattform soll der Kurs mindestens unterstützen?

Welche Speicherkapazitäten stehen für den Kurs zur Verfügung?

Diese Fragen müssen in jedem Fall vor der Produktion geklärt werden, da sie verbindliche Vorgaben für die Umsetzung liefern. Ein nachträgliche Änderung der technischen Rahmenbedingungen werden Sie kaum durchsetzen können.

Denken Sie an alle Mitarbeiter, die auf den Kurs zugreifen sollen – auch an die mit vielleicht etwas betagteren Computern. Im Zweifelsfall müssen die „schwächsten“ Computer die Vorgaben für die Umsetzung liefern - nicht die „besten“.

Einsatzfelder

Eng mit den technischen Rahmenbedingungen verzahnt ist die Definition der Einsatzfelder:

• Sollen die Teilnehmer am Arbeitsplatzrechner, im Netzwerk oder im Internet beziehungsweise Intranet lernen?

• Wo sollen die Teilnehmer lernen? Am Arbeitsplatz, unterwegs und/oder zuhause?

• Wie viele Teilnehmer sollen maximal gleichzeitig auf den Kurs zugreifen können?

• Sollen die Teilnehmer miteinander kommunizieren können?

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Fixieren Sie die technischen Rahmenbedingungen und auch die Einsatzfelder in jedem Fall schriftlich und machen Sie sie zur verbindlichen Vorgabe für die Entwicklung.

Erstellung von Selbstlernmedien

Festlegung der Ziele des Curriculums

Festlegung der Themen und Inhalte

Festlegung der Ziele der Vermittlung

Erstellung eines Basistextesverständlich – anschaulich - strukturiert

Didaktisierung des BasistextesEinstieg – Vermittlung - Festigung

QualitätssicherungNutzertests –Evaluation - Revision

Mediale UmsetzungPrint – Audio – Video - Interaktiv

Produktion in 7 Schritten

In den nächsten Schritten können Sie sich jetzt um die Inhalte kümmern. Dabei hat sich folgende Reihenfolge bewährt:

1. Konzeption

Definieren Sie zuerst die Ziele und die Themen. Gliedern Sie dann den Lernstoff in einzelne Lerneinheiten (Lektionen) und bringen Sie die Einheiten in eine sinnvolle Reihenfolge:

Was sind grundlegende Informationen?

Welche Lektionen behandeln vertiefendes Wissen?

Wie können die einzelnen Lektionen sinnvoll miteinander verzahnt werden?

Geben Sie für jede Lektion wieder die (Teil-)Ziele und die Inhalte an.

Halten Sie die Lektionen kurz. So findet der Teilnehmer mehr Gelegenheiten im Alltag, einen Baustein durchzuarbeiten. 30 Minuten sind besser als 60 Minuten, 10 Minuten besser als 20 Minuten. „Zerhacken“ Sie aber Inhalte nicht willkürlich, nur um die Lektion kurz zu halten. Jeder Baustein sollte in sich geschlossen sein.

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2. Entwicklung des Basistextes

Danach können Sie dann die Basistexte für die Lektionen entwickeln. Das ist der erste Schritt der „echten“ Produktion - also der greifbaren Umsetzung.

In den Basistexten finden sich die Informationen, die die jeweiligen Lektionen des Lernprogramms transportieren sollen. Dabei müssen Sie vier wesentliche Anforderungen berücksichtigen:

Einheitlichkeit Alle Lektionen sollten nach einem einheitlichen inhaltlichen Schema aufgebaut sein, um einen hohen Wiedererkennungswert und eine schnelle Orientierung zu ermöglichen – etwa Bedeutung des Themas, Übersicht über den Stoff....

Verständlichkeit Die Texte müssen verständlich sein und in einfacher Sprache gehalten werden. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, wird aber leider oft übersehen. Denken Sie daran: Die Teilnehmer kennen sich mit dem Thema nicht aus. Sonst würden sie ja erst gar nicht das Lernprogramm bearbeiten müssen.

Anschaulichkeit Ein guter Text sollte Bilder in den Köpfen der Zuhörer schaffen. Eine solche Anschaulichkeit lässt sich ebenfalls durch sprachliche Mittel erreichen.

Die beste Hilfe sind Beispiele. Sie zeigen einen Praxisbezug auf und machen abstrakte Inhalte konkret und verständlich.

Je unanschaulicher und schwieriger ein Inhalt ist, desto wichtiger sind Beispiele.

Eine weitere gute Möglichkeit sind Vergleiche. Sie sind immer dann sinnvoll, wenn Zusammenhänge nur schwer nachzuvollziehen sind oder wenn (zu) wenig Vorwissen vorhanden ist.

Eine dritte Möglichkeit sind Fallbeispiele. Sie eigenen sich ideal, um komplexe Sachverhalte an einem konkreten Fall anschaulich zu erklären.

Eine ähnliche Funktionen haben Szenarios. Sie sind konstruierte Fallbeispiele nach dem Schema Stellen Sie sich vor, Sie ....

Flexibilität Die Lektionen sollten sich für unterschiedliche Lernsituationen (seminarbegleitend, vorbereitend usw.) eignen. Das lässt sich zum Beispiel sehr gut erreichen, indem Sie darauf achten, dass jede Lektion für sich alleine einzusetzen ist.

Spätestens jetzt müssen Sie sich entschieden werden, welches Medium Sie einsetzen wollen. Soll ein reines CBT oder WBT produziert werden oder wollen Sie vielleicht ein Hybridsystem mit einer Audio-CD entwickeln? Bei einer Audio-CD müssen Sie unter Umständen die Texte anpassen, da es sich hier ja nur um eine „Ein-Wege“-Kommunikation ohne grafische Unterstützung handelt.

3. Didaktisches Design

Nach dem Erstellen des Basistextes für die einzelnen Lektionen erfolgt jetzt die Entwicklung der didaktischen Elemente. Dazu gehören Einschätzungshilfen, Übungen, Kontrollen und so weiter. Es muss festgelegt werden, welche didaktischen Elemente an welchen Stellen im Programm genutzt werden sollen, mit welcher Intention und mit welchen Dialogelementen. Richtschnur bei der Entwicklung ist wieder der Lernprozess.

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Bei den didaktischen Komponenten lassen sich die Makro- und die Mikroebene unterscheiden. Die Komponenten der Makroebene rahmen das Lernprogramm ein, die Komponenten der Mikroebene werden innerhalb einer Lektion eingesetzt.

Zur Makroebene gehören:

Einschätzungshilfe / Lerndiagnose

Basisbeispiel für die Einschätzungshilfe mit unterschiedlichen negativen und positiven Aspekten, analog zu den einzelnen Bausteinen und Themen des Lernprogramms

Aufgrund der Analyse wird dann ein differenzierter Lernpfad entwickelt.

Einführung in das Thema

Führen Sie einer kurzen Lernsequenz den Nutzer in das Thema ein. Die Hinführung sollte praxisnah und motivierend sein. Gut eignet sich hier ein Videofallbeispiel.

Lernkontrollen Hier sollten Sie mit den bereits vorgestellten Techniken den Lernerfolg kontrollieren. Für alle Lektionen, die „echte“ Inhalte vermitteln, sollten Sie auch eine eigene Lernkontrolle vorsehen.

Es gibt weitere Elemente, die in keinem Lernprogramm fehlen sollten:

Umgang mit dem Programm

Hinweise zum Aufbau des Programms und zur Navigation

Glossar Erläuterungen zu Fachbegriffen

Quellen Gesetze, Verordnungen, weiterführende Literatur und so weiter

Auf der Mikroebene wiederholen sich teilweise die didaktischen Komponenten, hier aber bezogen auf eine Lektion:

Einschätzungshilfen verschiedene Vorlagen mit Auswertung

Definitionen Begriffsbestimmungen

Merksätze Wichtige Sätze und Merkposten

Checklisten Mit wichtigen Umsetzungstipps

Grafiken Mit einer Erstellungshilfe und verschiedenen Vorlagen von Stichwortliste bis Flussdiagramm

Fallbeispiele Zur Veranschaulichung, zur Übung, zur Kontrolle

Übungen verschiedenen Übungsformen

Lernkontrollen verschiedene Kontrollformen von Multiple-Choice bis Lückentext

Zusammenfassungen Wiederholungen und Zusammenfassungen

Stolpersteine Ausnahmen von der Regel, Merkposten.

Je mehr didaktische Komponenten, desto aufwändiger die Produktion, desto wertvoller aber auch das Produkt.

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4. Erstellung des Drehbuchs (Storyboard)

Im nächsten Schritt wird jetzt das Drehbuch oder Storyboard erstellt. Es bildet die verbindliche Vorlage für die Programmierung und Umsetzung des Lernprogramms.

Das Drehbuch untergliedert die Lektionen weiter in einzelne Szenen und Schnitte. Für jede einzelne Szene enthält es mindestens eine detaillierte Beschreibung der Bildschirmaktivitäten, die dazugehörigen Texte und gegebenenfalls besondere Navigationsfunktionen.

Zu den Bildschirmaktivitäten zählen zum Beispiel:

• Beschreibungen oder Skizzen der Grafiken, die angezeigt werden sollen

• Beschreibungen von Animationen

• Textinformationen, die zusätzlich auf dem Bildschirm erscheinen sollen

• Angabe von Videosequenzen

• Beschreibungen von Interaktionen

Diese Bildschirmaktivitäten müssen mit dem dazugehörigen Text verknüpft werden. Das geht am einfachsten, wenn Sie das Drehbuch als Tabelle aufbauen. In der einen Spalte werden die Bildschirmaktivitäten beschrieben und in der Spalte daneben, die dazu gehörigen Texte.

Dabei müssen Sie sehr genau darauf achten, dass die Anzeigen auf dem Bildschirm und der Text auch synchron laufen. Eine lange Passage mit gesprochenem Text ohne entsprechende Bildschirmaktivität führt zu schnell zu Langeweile oder zu Verwirrung. Genauso darf keine komplexe Animation ablaufen, wenn sie nicht mit entsprechenden Erklärungen hinterlegt ist. Die Erklärungen müssen dann aber auch exakt an der richtigen Stelle der Animation erfolgen - also nicht zu früh, aber auch nicht zu spät.

Und gerade dieser synchrone Ablauf ist eine weiteres Argument für die Audio-Unterstützung in Lernprogrammen: Niemand ist in der Lage, gleichzeitig einen Text zu lesen und einer Animation zu folgen. Entweder liest er erst den Text und verpasst dann die Animation, oder er sieht sich erst die Animation an, weiß dann aber nicht so recht was er damit anfangen soll, weil er ja den Text noch nicht gelesen hat.

Mit Audio-Unterstützung dagegen ist es problemlos möglich, die Animation zu betrachten und gleichzeitig den Erklärungen zuzuhören. Die mehrkanalige Vermittlung sorgt also nicht nur für eine höhere Attraktivität, sondern auch für einen besseren Lernerfolg.

Das Drehbuch muss so exakt und detailliert wie möglich sein. In der Regel ist der Drehbuchautor nicht für die Umsetzung verantwortlich, sondern ein Programmierer beziehungsweise ein Grafiker. Je präziser die Arbeitsanweisungen sind, desto weniger Rückfrage treten auf beziehungsweise desto geringer sind Missverständnisse.

Das Erstellen eines guten Drehbuchs ist zum Teil mit erheblichem Aufwand verbunden und alles andere als trivial. Sie müssen beim Schreiben versuchen, den Ablauf des Programms quasi „im Kopf“ und „auf dem Trockenen“ zu simulieren. Das ist gerade bei den ersten Versuchen nicht immer von Erfolg gekrönt. Wenn Sie unter Zeitdruck stehen, sollten Sie sich daher nach einem erfahrenen Drehbuch-Autor für Lernprogramme umsehen.

5. Programmdesign

Bevor es mit der Umsetzung losgeht, müssen Sie noch den äußeren Rahmen des Lernprogramms definieren. Dazu gehören zum Beispiel

• der Aufbau der Bildschirmseiten

• die Farbgestaltung

• die Symbole und die Anordnung der Symbole

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• Schriften

• Musik

• Nutzerführung

Bei Lernprogrammen mit komplexen Verzweigungen sollten Sie außerdem die einzelnen Verzweigungspunkte und Lernpfade mit einem Flussdiagramm verdeutlichen.

Sie können das Programmdesign auch vor dem Erstellen des Drehbuchs oder parallel zum Erstellen des Drehbuchs festlegen.

Wenn Sie Lernprogramme selbst erstellen oder die Produktion kritisch überwachen wollen, sollten Sie auf folgende fünf Punkte bei der Gestaltung achten:

Definieren Sie einen identischen Seitenaufbau

Jede Seite sollte grundsätzlich denselben Aufbau haben - zum Beispiel oben links die Kapitelüberschrift, unten die Navigationsinstrumente und so weiter. Achten Sie dabei auf ein einfaches Layout.

• Lassen Sie Raum

Überfrachten Sie den Bildschirm nicht mit zu vielen Informationen. Denken Sie an die Regel: Jede Information, ob Bild, Text, Grafik oder Farbe, die nicht zum Verständnis beiträgt, zieht Aufmerksamkeit von den wichtigen Inhalten ab und behindert den Lernprozess.

• Nutzen Sie Farben und Schrift konsequent

Definieren Sie drei Schriftgrößen und drei Grundfarben. Halten Sie sich an diese Vorgaben, damit die Schrift einheitlich und die Darstellung farbig, aber nicht bunt ist.

• Achten Sie auf Lesbarkeit.

Nicht jeder hat gute Augen und eine gute Bildschirmauflösung.

• Reservieren Sie feste Plätze

Einige Seiten werden sich bei ihrem Programm wiederholen - zum Beispiel Einstiegsseiten, Seiten mit Übungen und Seiten mit Kontrollfragen. Diese Seiten sollten immer identisch aufgebaut sein. So weiß der Anwender oft allein schon durch das Betrachten, was jetzt auf ihn zukommt.

Entwickeln Sie für die einzelnen Elemente Vorlagen und trennen Sie diese Vorlagen nach Möglichkeit vom eigentlichen Programm. So können Sie die Vorlagen problemlos in anderen Projekten wieder verwenden und bei Bedarf auch sehr schnell ändern.

6. Produktion

Nachdem die ganzen Vorarbeiten geleistet sind, beginnt jetzt die eigentliche Umsetzung des Lernprogramms - die Produktion. Dabei werden die einzelne Elemente zu einem Ganzen zusammengefügt und die Interaktionen programmiert. Das Lernprogramm erwacht zum Leben.

Wie bei allen anderen Software-Systemen auch ist die eigentliche Produktion lediglich ein kleiner Teilschritt der Entwicklung. Im Wesentlichen werden hier Vorgaben aus anderen Phasen umgesetzt. Wie gut die Umsetzung gelingt, hängt vor allem von der Qualität des Drehbuchs ab.

Lassen Sie sich daher auf keinen Fall verleiten, möglichst schnell die ersten Lektionen erstellen zu wollen. Ohne sorgfältige Vorarbeiten erhalten Sie höchstens zufällig ein leidlich brauchbares Produkt.

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Die Umsetzung sollte in engem Austausch mit den Drehbuchautoren erfolgen, damit das Ergebnis auch tatsächlich den Vorgaben entspricht.

7. Test und Revision

Nur in seltenen Fällen haben Sie nach der Produktion ein einsatzfähiges Produkt in den Händen. In der Regel weisen die ersten Versionen mehr oder weniger viele Fehler auf. Sie sollten das Lernprogramm daher ausgiebig testen. Diese Qualitätskontrolle erfolgt am besten in drei Stufen:

Der Drehbuchautor prüft, ob die Darstellung seinen Vorstellungen entspricht.

Andere Beteiligte am Entstehungsprozess geben ihr Votum ab.

Nutzer aus der Zielgruppe arbeiten das Programm in einem Usability-Test durch.

Beim Test sollte auch auf Kleinigkeiten geachtet werden- denn gerade diese Kleinigkeiten können dem Anwender die Freude am Programm nachhaltig nehmen. Solche Kleinigkeiten sind zum Beispiel

• Können die Nutzer das Programm problemlos installieren und starten?

• Sind die Erklärungen ausreichend?

• Finden die Anwender auf Anhieb alle Funktionen?

• Sind die Symbole und Schaltflächen unmissverständlich?

• Kommen die Nutzer auf Anhieb mit der Navigation zurecht?

• Können sie sich im Programm „verirren“?

• Sind die Anweisungen klar?

• Sind die Verknüpfungen logisch?

• Kommen die Nutzer bei Verzweigungen wieder zum Ausgangspunkt zurück?

• Sind die Zusammenhänge deutlich?

• Ist das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Elementen (Sprecher, Bild, Video, Grafik, Test, Animation) gelungen?

• Passen die Übungen zu den Zielen und Inhalten der Lektionen?

• Sind sie ausreichend schwer, aber nicht zu schwer?

• Ist der Ton laut genug? Sind die Videos gut zu sehen?

• Ist die Hilfefunktion einfach zu nutzen? Ist sie verständlich?

• und nicht zuletzt

• Sind Texte fachlich richtig und frei von Rechtschreib- und Grammatikfehlern?

Wichtig sind nicht nur Prüfungen des Inhalts und der Darstellung, sondern auch technische Prüfungen - zum Beispiel:

• Funktioniert die Navigation an allen Stellen einwandfrei?

• Wie reagiert das Programm auf willkürliche Fehlbedienungen?

• Lässt sich das Programm zum Absturz bringen?

Während der Produktion sollte der Drehbuchautor den Programmierern bei Rückfragen zur Verfügung stehen.

Entwickeln Sie für die Tests Fragebögen. Beispiele finden Sie bei den Arbeitshilfen am Ende des Bausteins.

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Gegebenenfalls muss das Programm noch auf unterschiedlichen Rechnern, mit unterschiedlichen Betriebssystemen und auf unterschiedlichen Lernplattformen getestet werden.

Aufgrund der Testergebnisse wird das Programm überarbeitet und dann weiteren Tests unterzogen. Je nach Komplexität des Programms und Umfang der gefundenen Mängel können dabei durchaus mehrere Durchläufe notwendig sein. Nur so lässt sich eine hohe Qualität des Programm sicherstellen.

Geben Sie das Programm nie voreilig frei - auch wenn Sie unter Zeitdruck stehen. Ein Lernprogramm, das vor Fehlern wimmelt, vernichtet jede Akzeptanz und Motivation.