66
Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re- flektieren Lerneinheit V: Interaktion gestalten Inhaltsverzeichnis: Seite Didaktischer Kommentar 2 Unterrichtsablaufplan 4 Methoden 8 Informations- und Arbeitsblätter 24 Wandzeitungen 44 Mögliche Lösungen 57 Wissenswertes 62 © BMFSFJ V/1

Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte

Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Lerneinheit V: Interaktion gestalten Inhaltsverzeichnis: Seite

Didaktischer Kommentar

2

Unterrichtsablaufplan

4

Methoden

8

Informations- und Arbeitsblätter

24

Wandzeitungen

44

Mögliche Lösungen

57

Wissenswertes 62

© BMFSFJ V/1

Page 2: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Didaktischer Kommentar Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Didaktischer Kommentar Schritte im Reflexions-zyklus

Handlung – Rückschau auf die Handlung – Bewusstwerden wesentlicher Aspekte – Finden alternativer Handlungsverfahren – Ausprobieren

Das „Zentrale“

In dieser Lerneinheit geht es um die Gestaltung der Interaktion in der Arbeit mit Menschen mit Demenz. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der nonverba-len Kommunikation zwischen Menschen mit Demenz und Pflegenden. Die Lernenden erfassen die Vielfalt der nonverbalen Ausdrucksmöglichkeiten. Sie unterscheiden zwischen Beobachtung und Interpretation und lernen Möglich-keiten kennen, ihre eigene Interpretation abzusichern. Auf verschiedenen Zugangswegen (Videoarbeit, Wahrnehmungsübung, Leh-rervortrag) erfassen die Lernenden die Bedeutung der Synchronie zwischen Pflegeperson und Mensch mit Demenz in der Interaktion und lernen Möglich-keiten kennen, diese Synchronie herzustellen. Im letzten Teil der Lerneinheit wird der Fallbericht „Schülerin Andrea unter-stützt Frau Klewe beim Mittagessen“ aus der ersten Lerneinheit aufgegriffen. Durch die erneute Bearbeitung am Ende der Lerneinheit haben die Lernenden Gelegenheit, das in der Lernsituation erworbene Wissen auf den Fall anzu-wenden. Die Reflexion erfolgt anhand der drei Perspektiven Person, Team und Organisation. Damit eröffnet sie den Blick dafür, dass Pflegende für die Qualität der Interaktion nicht allein verantwortlich sein können.

Kompeten-zen

Fachkompetenz: • Nonverbale Signale deuten und die Interpretation absichern • Modell der Interaktion zwischen Menschen mit Demenz und Pflegeperso-

nen als theoretische Grundlage nutzen • Eine Interaktionssituation vor dem Hintergrund des theoretischen Wissens

beurteilen Personalkompetenz: • Eigene Körpersprache bewusst wahrnehmen und einsetzen • Die eigenen Möglichkeiten und Grenzen im Zusammenspiel von Person,

Team und Organisation erkennen Sozialkompetenz: • Auf der nonverbalen Ebene eindeutig und klar kommunizieren • Auf den Rhythmus und den Takt des Menschen mit Demenz einstellen:

Eigene Signalebenen mit der des Menschen mit Demenz synchronisieren Methodenkompetenz: • Körperliche Ausdrucksformen beobachten und dokumentieren

Mögliche Verortung im Gesetz

Lernfeld 1.2: Pflege alter Men-schen planen, durch-führen, dokumentie-ren und evaluieren • Wahrnehmung und

Beobachtung

Lernfeld 1.3: Alte Menschen personen- und situationsbezogen pfle-gen • Pflege dementer und ge-

rontopsychiatrisch verän-derter alter Menschen

Lernfeld 1.4: Anleiten, beraten und Gespräche führen • Kommunikation

und Gesprächsfüh-rung (nonverbale Kommunikation)

Ausgewähl-te Inhalte der Lern-einheit

• Grundlagen der gezielten Beo-bachtung der Kör-persprache (Mimik, Gestik, Augenaus-druck, Körperhal-tung, Körperbewe-gung)

• Modell der Interaktion zwischen Pflegepersonen und Menschen mit De-menz

• Interaktion mit Menschen mit Demenz in der Lebens-aktivität Essen und Trinken

• Rolle von Team und Or-ganisation in Bezug auf Interaktion

• Deutung nonverba-ler Signale bei Menschen mit De-menz

© BMFSFJ V/2

Page 3: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Didaktischer Kommentar Lerneinheit V: Interaktion gestalten

© BMFSFJ V/3

Methoden • Kurzvortrag: „Das Was, Wie und Warum der Lerneinheit“ • Vortrag „Verbale und nonverbale Signalebenen des Menschen“ • Brainstorming, Vernissage und körpersprachliche Darstellung • Vortrag „Regeln zur Bedeutungsabsicherung“ • Videoarbeit mit Beobachtungsauftrag und Unterrichtsgespräch • Synchronieübung • Vortrag „Modell der Interaktion zwischen Menschen mit Demenz und Pfle-

gepersonen“ (Athlin & Norberg 1987) • Interaktion gestalten (in einer Essenssituation) • Vertiefte Fallreflexion und Präsentation • Reflexion anhand des Lerntagebuches

Exemplari-sches Ler-nen

Die Lernenden erarbeiten und erproben wesentliche Prinzipien zur Synchro-nie der Interaktion mit Menschen mit Demenz anhand der Lebensaktivität Essen und Trinken.

Anforde-rungen an Lehrende

• Den technischen Ablauf der Videoarbeit koordinieren; den Bedarf der Ler-nenden in dieser Sequenz (Wiederholung bzw. Beschleunigung des Lern-prozesses) aufgreifen

• Die eigenen Erfahrungen der Lernenden in die Darstellung des Modells der Interaktion einbinden

Anforde-rungen an Lernende

• Gezielte und verlangsamte Beobachtung während der Videoarbeit • Hineinversetzen in einen Menschen, der beim Essen und Trinken Unter-

stützung benötigt und dies in einer Wahrnehmungsübung erspüren bzw. darstellen

• Die Erkenntnisse der gesamten Unterrichtswoche auf die Fallsituation des Anfangs (Lerneinheit I) übertragen

Stunden-zahl

495 Minuten = 11 Unterrichtsstunden

Page 4: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Unterrichtsablaufplan Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Unterrichtsablaufplan (Gesamtzeit ca. 11 Unterrichtsstunden) Handlungsschwerpunkte /

Zeitangabe Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methoden / Sozialformen Medien

0. Das Was, Warum und Wie der Lerneinheit verstehen (ca. 15 Minuten)

• Lehrende gibt einen visualisierten Kurzüberblick über das Was, Warum und Wie der Lerneinheit

Kurzvortrag (Plenum)

• Tafel

• Lehrende gibt einen Überblick über die verschie-denen verbalen und nonverbalen Signalebenen des Menschen

Vortrag (Plenum) • Informationsblatt V/1.1 • Wandzeitung V/1.1

• Lernende finden Beispiele für körpersprachliche Signale (Mimik, Gestik …), die sie während der Lebensaktivität Essen und Trinken bei Menschen mit Demenz beobachten können

• Lehrende moderiert den Ablauf der Vernissage und achtet auf die Unterscheidung zwischen Beo-bachtung und Interpretation

• Lehrende bittet drei Personen, ein nonverbales Signal im Plenum darzustellen, welches von der Gesamtgruppe gedeutet wird

Brainstorming, Vernissage und körpersprachliche Darstellung (Gruppenar-beit, Plenum)

• Arbeitsblatt V/1.1 • Wandzeitungen V/1.2 (je

eine WZ für Mimik, Gestik, Augenausdruck, Körperhal-tung, Körperbewegung)

• Stifte

1. Signalebenen des Men-schen unterscheiden (ca. 105 Minuten)

• Lehrende gibt einen visualisierten Infoinput über die drei Regeln zur Bedeutungsabsicherung von nonverbalen Signalen

Vortrag (Plenum) • Informationsblatt V/1.2 • Wandzeitung V/1.3

© BMFSFJ V/4

Page 5: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Unterrichtsablaufplan Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Handlungsschwerpunkte /

Zeitangabe Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methoden / Sozialformen Medien

• Lernende sehen die Ausgangssituation (Vorstellung von Herrn A.) und die Szene „Herr A. möchte etwas trinken“ (ohne Ton) ein erstes Mal in Normalge-schwindigkeit und beschreiben stichwortartig, was sie wahrgenommen haben

• Lehrende moderiert die Auswertung

• Arbeitsblatt V/2.1 • Film „Interaktionen mit

dementen Menschen“ (Margraf 1999)

• DVD-Player, Beamer

• Lernende sehen die Szene ein zweites Mal ohne Ton in Zeitlupe und beobachten mit Hilfe eines Beobach-tungsbogens gezielt die Signale von Herrn A. und der Pflegeperson

• Lernende vergleichen und überprüfen ihre Beobach-tungen

• Lehrende erfragt möglicherweise aufgetretene Schwierigkeiten

• Arbeitsblatt V/2.2

• Lernende formulieren aus ihren Beobachtungen mög-liche Regeln für die nonverbale Kommunikation mit Menschen mit Demenz

• Lehrende sammelt die Beiträge auf einer leeren Wandzeitung oder an der Tafel („Regelspeicher“)

• Arbeitsblatt V/2.3 • Wandzeitung V/2.1

• Lernende ordnen die nonverbalen Signale von Herrn A. und die nonverbalen Signale der Pflegeperson den verschiedenen Kanälen zu und überprüfen, welche Sinneskanäle die Pflegekraft bei Herrn A. anspricht

• Lehrende leitet und moderiert die Zurufabfrage und formuliert Fragen zur Weiterarbeit

• Lernende ergänzen ggf. den „Regelspeicher“

• Arbeitsblatt V/2.4 • Tafel oder Wandzeitung

V/2.2

2. Körpersprache beobach-ten und interpretieren ca. 120 Minuten)

• Lernende sehen den Film ein drittes Mal mit erläutern-dem Ton

Videoarbeit mit Beobach-tungsauftrag und Unter-richtsgespräch (Einzelarbeit, Partnerar-beit und Plenum)

© BMFSFJ V/5

Page 6: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Unterrichtsablaufplan Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Handlungsschwerpunkte /

Zeitangabe Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methoden / Sozialformen Medien

• Lernende führen eine Partnerübung zur Synchronie in der Interaktion durch und reflektieren ihre Erfah-rungen während der Übung

• Lehrende leitet eine Partnerübung an und moderiert die anschließende Reflexion

Synchronieübung (Partner-arbeit)

• Arbeitsblatt V/3.1

• Lehrende erläutert das Modell der Interaktion zwi-schen Menschen mit Demenz und Pflegepersonen (nach Athlin und Norberg), greift dabei die vorausge-gangene Übung auf

Vortrag (Plenum) • Informationsblatt V/3.1 • Wandzeitung V/3.1

3. Synchronie in der Interak-tion herstellen (ca. 105 Minuten)

• Lernende versetzen sich in einer Wahrnehmungs-übung in eine Essenssituation; sie gestalten, beo-bachten bzw. reflektieren den Kontakt zu einem Men-schen mit Demenz aus verschiedenen Rollen

• Lehrender erläutert die Wahrnehmungsübung und moderiert den Prozess

• Lernende formulieren Schwierigkeiten und Erkennt-nisse in Bezug auf die Wahrnehmungsübung

Interaktion gestalten (Grup-penarbeit)

• Arbeitsblatt V/3.2 • Teller, Tassen und

Besteck

4. Interaktion, Team und Organisation betrachten (ca. 60 Minuten)

• Lernende beurteilen die Interaktionssituation im Fall-bericht aus Lerneinheit 1 vor dem Hintergrund des neu erworbenen Wissens; dabei beziehen sie die Perspektiven Interaktion, Team und Organisation ein

• Lernende präsentieren ihre Ergebnisse • Lehrende moderiert die Ergebnispräsentation

Vertiefte Fallreflexion und Präsentation (Einzelarbeit, Plenum)

• Arbeitsblätter V/4.1 und V/4.2

• Je einen farbigen Kreis zu Interaktion, Team, Organi-sation

5. Die Lerneinheit evaluieren (ca. 30 Minuten)

• Lernende reflektieren anhand des Lerntagebuchesdie Lerneinheit

• Lehrender bittet die Lernenden, ihre Ergebnisse auf eine vorbereitete Wandzeitung zu übertragen und auf Wunsch zu kommentieren

Reflexion anhand des Lerntagebuches (Einzelarbeit) Einpunktabfrage (Plenum)

• Lerntagebuch • Wandzeitung V/5.1 • Wandzeitung V/5.2 • Wandzeitung V/5.3

© BMFSFJ V/6

Page 7: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Unterrichtsablaufplan Lerneinheit V: Interaktion gestalten

© BMFSFJ V/7

Handlungsschwerpunkte / Zeitangabe Handlungsschritte Lernende und Lehrende Methoden / Sozialformen Medien

6. Die gesamte Lernsituation evaluieren (ca. 60 Minuten)

• Lernende schätzen ihren Lernzuwachs ein, bewer-ten die Lernsituation in Bezug auf Inhalte, Methoden und Medien und sprechen Konsequenzen für zu-künftige Lernsituationen an

Befragung (siehe Arbeitsblatt V/6.1) Blitzlicht

• Arbeitsblatt V/6.1

Page 8: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode Kurzvortrag: „Das Was, Wie und Warum der Lerneinheit“ Ziel Der Vortrag in Form eines „Informierenden Unterrichtseinstieges“ verfolgt das

Ziel, den Lernprozess für die Lernenden transparent zu machen. Die Lernen-den werden zu Beginn des Unterrichts über das „Was“, das „Wie“ und das „Warum“ der Lerneinheit informiert. Dadurch, dass sie den Sinn und das Ziel der Arbeit kennen, können sie eine willkürliche Lernbereitschaft entwickeln.

Vorgehens-weise und Sozialform

Der Lehrende teilt den Lernenden zu Beginn des Unterrichts in knapper und präziser Form mit, was sie durch die folgende Lerneinheit lernen können. Zum besseren Verständnis schreibt er die grobe Übersicht über den geplan-ten Verlauf der Lerneinheit an die Tafel. Hierbei erläutert er: • das Thema sowie das übergeordnete Ziel der Lerneinheit (Was) und be-

gründet beides (Warum); • die übergeordneten Arbeitschritte und das methodische Vorgehen (Wie). Im Anschluss an diese Ausführungen bittet der Lehrende die Lernenden, zu seinen Ausführungen Stellung zu nehmen.

Zeitaufwand Max. 15 Minuten Material • Tafel Hinweise Der Lehrende sollte begründete Kritik der Lernenden zum Ablauf der Lern-

einheit ernst nehmen und genügend Raum für Diskussion geben, selbst auf die Gefahr hin, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden kann. Bei dieser Diskussion sollte der Lehrende einerseits seine eigene Meinung nicht verber-gen, anderseits sollte er den Lernenden aber gewisse Auswahlmöglichkeiten für die Bearbeitung anbieten.

Literatur Grell, J., Grell, M. (1999): Unterrichtsrezepte. (2. Auflage). Weinheim, Basel: Beltz, 199-231.

© BMFSFJ V/8

Page 9: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode Vortrag: „Verbale und nonverbale Signalebenen des Menschen“

Ziel Ziel dieses Lehrervortrags ist es, einen vertieften Einblick in die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Menschen mit Demenz und Pflegepersonen zu gewinnen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der nonverbalen Kommunikation.

Vorgehens-weise und Sozialform

Der Lehrende gibt den Lernenden anhand einer Wandzeitung einen visuali-sierten Überblick über die verschiedenen verbalen und nonverbalen Signal-ebenen der Kommunikation. Er erläutert, dass es innerhalb der nonverbalen Signalebene verschiedene Kanäle gibt (Mimik, Gestik …), auf denen Mittei-lungen mittels Signalen / Zeichen sowohl gesendet als auch empfangen wer-den können. Damit die Lernenden eine genauere Vorstellung von der Vielfalt der nonverbalen Signalebene bekommen, empfiehlt es sich, dass der Leh-rende für jeden Kanal beispielhaft ein Zeichen, welches von Pflegenden in der Interaktion beobachtet werden kann, nennt (z. B. kann innerhalb des Ka-nals Mimik das Zeichen „herunterhängende Mundwinkel“).

Zeitaufwand Ca. 20 Minuten Material • Informationsblatt V/1.1

• Wandzeitung V/1.1 Hinweise Die verbale Kommunikation wird an dieser Stelle zur Vollständigkeit aufge-

führt, der Schwerpunkt liegt jedoch auf der nonverbalen Signalebene. Für die Lernenden kann es eine Schwierigkeit sein, die verschiedenen Begrifflichkei-ten (Signalebenen, Kanäle, Signale) in ihrer Bedeutung zu erfassen.

Literatur Grell, J., Grell, M. (1999): Unterrichtsrezepte (2. Auflage). Weinheim, Basel: Beltz, 199-231

© BMFSFJ V/9

Page 10: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode: Brainstorming, Vernissage und körpersprachliche Darstellung Ziel Bei dieser Methode geht es insbesondere darum, die eigene Beobachtungs-

fähigkeit in Hinblick auf die Körpersprache zu schulen und den Unterschied zwischen Beobachtung und Deutung bewusst zu machen. Schritt I: Brainstorming und Vernissage (Kleingruppenarbeit) • Der Lehrende bereitet fünf verschiedene Wandzeitungen vor und be-

schriftet jede Wandzeitung mit einer Überschrift (Mimik, Gestik, Augen-ausdruck, Körperhaltung, Körperbewegung).

• Die Lernenden bilden fünf Gruppen, jede Gruppe ordnet sich einer Wandzeitung zu.

• Jede Kleingruppe sammelt spontan beobachtbare nonverbale Signale zu „ihrem“ Kanal (Mimik, Gestik …) und notiert diese auf der Wandzei-tung.

• Im Anschluss rotieren alle Kleingruppen zur nächsten Wandzeitung. Dort lesen sie die gesammelten Signale ihrer Vorgruppe und ergänzen diese um weitere. Dieses geschieht so oft, bis alle Gruppen einmal vor jeder Wandzeitung waren.

• Wenn alle Gruppen wieder vor ihrem ursprünglichen Plakat stehen, ha-ben die Gruppen die Aufgabe, die Ergebnisse noch einmal anzusehen und der Großgruppe zusammenfassend vorzustellen.

Der Lehrende moderiert die Präsentation der Produkte und achtet hierbei insbesondere auf die richtige Unterscheidung zwischen Beobachtung und Deutung. Schritt II: Körpersprachliche Darstellung (Plenum)

Vorgehens-weise und Sozialform

Im Anschluss an die Veröffentlichung der Ergebnisse bittet der Lehrende drei Lernende, ein für sie „typisches“ nonverbales Signal von Menschen mit De-menz in Essenssituationen körpersprachlich darzustellen. Die anderen Lernenden haben die Aufgabe, dieses Signal zu deuten (zu-nächst jeder für sich) und ihre Deutung zu begründen. Hierbei kann es hel-fen, dass jeder Lernende das nonverbale Signal, das gezeigt wurde, für sich nachmacht. Wahrscheinlich werden die Aussagen zur Deutung unterschiedlich sein. An dieser Stelle zeigt sich für die Lernenden in der Regel die Schwierigkeit in Bezug auf die Deutung von nonverbalen Signalen. Der Lehrende greift diese Schwierigkeit auf, indem er die Lernenden über die drei Regeln zur Bedeu-tungsabsicherung von nonverbalen Signalen informiert (siehe Lehrervortrag).

Zeitaufwand Vernissage inkl. Präsentation: ca. 40 Minuten Körpersprachliche Darstellung: ca. 25 Minuten

Material • Arbeitsblatt V/1.1 • Wandzeitungen V/1.2 • Stifte

Hinweise Bei diesem Brainstorming kommt es darauf an, die Vielfältigkeit der Signale zu erfassen, ohne zwingend eine Vollständigkeit zu erzielen. Dabei können sowohl eigene Erfahrungen aus der beruflichen Praxis, Beobachtungen aus dem Film „Personenzentrierte Pflege als Chance und Perspektive“ als auch Informationen aus dem Fallbericht (Lerneinheit I) hilfreich sein. Die Kanäle Atmung und Muskeltonus wurden im Sinne der didaktischen Re-duktion an dieser Stelle ausgelassen. Der Wechsel von einer Wandzeitung zur nächsten sollte vom Lehrenden zü-gig moderiert werden, d.h. die Lernenden lesen kurz das bereits Geschriebe-ne, notieren weitere Ergebnisse und gehen unmittelbar weiter zur nächsten Wandzeitung.

Literatur Schneider, K. (2001). Moderationsprozess. Grundlagen für Lehr- und Füh-rungskräfte. Brake: Prodos.

© BMFSFJ V/10

Page 11: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode Vortrag: „Regeln zur Bedeutungsabsicherung“

Ziel Der Lehrervortrag greift die Schwierigkeit der Deutung von nonverbalen Sig-nalen auf. Ziel ist es, grundlegende „Regeln“ kennen zu lernen, welche die Deutung von nonverbalen Signalen und damit die Kommunikation mit Men-schen mit Demenz insgesamt erleichtern. Wichtig ist dabei zu betonen, dass diese Regeln nicht als starre Handlungsanweisungen gelten, die automatisch zum Erfolg führen. Statt dessen sind sie als Hilfestellungen zu verstehen, die das Gelingen der Kommunikation wahrscheinlicher machen können.

Vorgehens-weise und Sozialform

Der Lehrende gibt den Lernenden anhand einer Wandzeitung einen visuali-sierten Überblick über die drei Regeln zur Bedeutungsabsicherung in der nonverbalen Kommunikation mit Menschen mit Demenz. Dabei veranschaulicht er die einzelnen Regeln anhand von praxisnahen Bei-spielen (siehe auch Wissenswertes zur Lerneinheit V).

Zeitaufwand Ca. 20 Minuten Material • Informationsblatt V/1.2

• Wandzeitung V/1.3 Hinweise Die einzelnen Regeln zur Bedeutungsabsicherung können begrifflich für die

Lernenden schwer zu erfassen sein, da die Sprache zur nonverbalen Kom-munikation (Signale, Signalebenen …) ungewohnt ist. Daher sind an dieser Stelle anschauliche Praxisbeispiele besonders wichtig.

Literatur Grell, J., Grell, M. (1999): Unterrichtsrezepte (2. Auflage). Weinheim, Basel: Beltz, 199-231.

© BMFSFJ V/11

Page 12: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode: Videoarbeit mit Beobachtungsauftrag und Unterrichtsgespräch Ziel Ziel dieser Videoarbeit ist es, sich anhand einer konkreten Situation „Herr A.

möchte etwas trinken“ aus dem Film „Interaktionen mit dementen Menschen“ (Margraf 1999) mit der Interaktion zwischen einem Menschen mit Demenz und einer Pflegeperson während einer Essenssituation auseinanderzusetzen. Der Schwerpunkt liegt darauf, die eigene Wahrnehmung und Beobachtung in Bezug auf die nonverbale Kommunikation zu schulen. Die gestufte Vorgehensweise beim Ansehen der Filmsequenz ermöglicht einen sich aufbauenden, vertieften Zugang zum Inhalt.

Schritt I: Filmsequenz ein erstes Mal sehen (Einzelarbeit, Plenum) Die Lernenden sehen die Filmsequenz (Ausgangssituation mit Ton und Ablauf ohne kommentierenden Ton) ein erstes Mal in Normalgeschwindigkeit (Menü Extra: Ausgangssituation) und lassen das Gesehene dabei einfach auf sich wirken. Sie beschreiben stichwortartig mit Hilfe eines Arbeitsblattes (Arbeitsblatt V/2.1), was sie wahrgenommen haben. Im Anschluss moderiert der Lehrende einen Austausch im Plenum über das Gesehene. Die Antworten der Lernenden werden höchstwahrscheinlich unter-schiedlich sein, sie werden jedoch an dieser Stelle noch nicht bewertet oder korrigiert. Auf diese Weise haben die Lernenden die Möglichkeit, ihre Beobach-tungen / Deutungen in der Weiterarbeit selbst noch einmal zu überprüfen.

Schritt II: Filmsequenz ein zweites Mal sehen (Einzel-, Partner- und Plenumsarbeit) Die Lernenden sehen die Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ nun ein zweites Mal, wieder ohne Ton, aber jetzt in Zeitlupe (Menü Extra: Zeitlupe). Die Filmsequenz ist in vier Zeitlupen unterteilt. Bei der Bearbeitung geht es nun darum, mit Hilfe eines Beobachtungsbogens gezielt die Signale von Herrn A. und der Pflegeperson in den dargestellten Zeitlupen zu beobachten (Arbeits-blatt V/2.2): • Beobachten Sie genau: Welche nonverbalen Signale senden und empfan-

gen die Pflegeperson und Herr A.? • Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen auf dem vorbereiteten Beobach-

tungsbogen (Arbeitsblatt V/2.2)

Damit die Beobachtung gut gelingen kann, stoppt der Lehrende den Film nach jeder Zeitlupe, damit die Lernenden genügend Zeit haben, Ihre Beobachtungen zu dokumentieren. Am Ende der vier Zeitlupen vergleichen die Lernenden ihre Ergebnisse in Part-nerarbeit und tauschen sich über Schwierigkeiten, die sich im Rahmen der Be-obachtung ergeben haben, aus. Der Lehrende greift mögliche Schwierigkeiten auf. Falls Bedarf besteht, kann die Zeitlupe nochmals gezeigt werden. (Eine detaillierte Vorstellung der Beobachtungsergebnisse im Plenum ist an dieser Stelle nicht zwingend, da mit den Ergebnissen im Folgenden noch wei-tergearbeitet wird. Sie kann allerdings erfolgen, wenn große Schwierigkeiten bei der Bearbeitung geäußert werden.) Schritt III: Regeln zur Klarheit in der nonverbalen Kommunikation formulieren (Plenum)

Vorgehens-weise und Sozialform

Bei der Weiterverarbeitung der Lernaufgabe geht es nun darum, dass sich die Lernenden die Abfolge der Signale / die Wechselseitigkeit zwischen Herrn A. und der Pflegeperson bewusst machen und Regeln für die nonverbale Kommu-nikation mit Menschen mit Demenz formulieren. Der Lehrende bereitet eine leere Wandzeitung („Regelspeicher“) vor. Er bittet die Lernenden, aus ihren Beobachtungen Regeln für die Klarheit in der nonver-balen Kommunikation mit Menschen mit Demenz abzuleiten. Die Lernenden äußern ihre Gedanken auf Zuruf, der Lehrende notiert diese für alle sichtbar auf der Wandzeitung.

© BMFSFJ V/12

Page 13: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Schritt IV: Signale von Herrn A. und der Pflegeperson den Kanälen der nonverbalen Signalebene zuordnen (Einzelarbeit, Plenum) In diesem Schritt geht es erstens darum, die nonverbalen Signale von Herrn A. und der Pflegeperson den verschiedenen Kanälen der nonverbalen Sprache (Mimik, Gestik, Augenausdruck, Körperbewegung und Körperhaltung) zuzuord-nen. Dieses ist wichtig, um herauszufinden, auf welchen Kanälen Herr A. und die Pflegeperson schwerpunktmäßig miteinander kommunizieren. Zur Bearbeitung der Aufgabe lesen die Lernenden ihre Aufzeichnungen auf dem Beobachtungsbogen (Arbeitsblatt V/2.2) noch einmal durch und rufen dem Lehrenden ihre Antworten nach einer kurzen Denkpause zu. Der Lehrende no-tiert die Antworten auf einer vorstrukturierten Wandzeitung oder der Tafel. Bei der Zuordnung zu den Kanälen der nonverbalen Sprache kann es zu Über-schneidungen kommen, da z. B. beobachtbare Signale im Bereich von Gesten bzw. Körperbewegungen ähnlich und nicht immer klar voneinander zu trennen sind. Hier liegt der Fokus nicht darauf, zwingend den „richtigen“ Kanal heraus-zufinden, sondern ein Gefühl für die Vielfältigkeit der Signale zu bekommen. Zweitens geht es darum herauszufinden, welche unterschiedlichen Sinneskanä-le (visuell, akustisch, taktil) die Pflegeperson bei Herrn A. anspricht und wie sie das genau macht. Der Lehrende unterstützt über zentrierende Fragen: • Was fällt Ihnen auf, wenn Sie vergleichen, auf welchen Kanälen Herr A. und

die Pflegeperson Mitteilungen austauschen? • Ab wann begreift Herr A. die Situation und woran liegt das Ihrer Ansicht

nach? • Welche weiteren Regeln lassen sich daraus für die nonverbale Kommunika-

tion mit Menschen mit Demenz ableiten? (An dieser Stelle kann der erstellte Regelspeicher vervollständigt werden.)

Schritt V: Filmsequenz ein drittes Mal sehen (Einzelarbeit, Plenum) Zum Abschluss der Videoarbeit wird der Film ein letztes Mal – mit kommentie-rendem Ton – gesehen. Die Lernenden haben die Gelegenheit, ihre Einschät-zungen zur Interaktionsqualität in der Filmszene im Kommentar bestätigt zu sehen. Möglicherweise weichen ihre eigenen Einschätzungen aber auch vom Kommentar ab. In diesem Fall können die unterschiedlichen Sichtweisen disku-tiert werden.

Zeitaufwand Ca. 120 Minuten (Filmsequenz jeweils wenige Minuten) Material • Arbeitsblätter V/2.1 – V/2.4

• Film „Interaktionen mit dementen Menschen“ (Margraf 1999) (Der Film ent-hält ein Begleitheft für Lehrende mit Kommentaren zu den dargestellten Szenen und weitere mögliche Bearbeitungsvorschläge.)

• DVD-Player, Beamer Hinweise Der reibungslose Ablauf dieser Methode hängt stark mit den gegebenen techni-

schen Möglichkeiten zusammen. Kann der Film nur über einen normalen Fern-seher gezeigt werden, wird es für die Lernenden schwierig, die Details genau zu beobachten. Das Zeigen des Films über DVD-Player / Beamer ist daher – sofern möglich – vorzuziehen. Hilfreich ist es, wenn eine weitere Person zur Koordination der Technik hinzukommt. In jedem Fall muss die Anwendung vorab erprobt werden, um die jeweiligen Stellen im Film passend aufzufinden. Für die Bearbeitung relevant sind drei verschiedene Filmsequenzen: • Ausgangssituation: Herr A. wird vorgestellt (mit Ton) • Ablauf der Szene „Herr A. möchte etwas trinken“ in Normalgeschwindigkeit

(ohne Ton) • Ablauf der Szene „Herr A. möchte etwas trinken“ in vier Zeitlupen (ohne

Ton)

© BMFSFJ V/13

Page 14: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Durch die Verlangsamung des Lernprozesses (Zeitlupen) kann die Videoarbeit für die Lernenden anstrengend sein. Das Füllen des Regelspeichers (Schritt III) wird als willkommene „Auflockerung“ zwischen der Arbeit an den Beobach-tungsergebnissen empfunden. Zu den „Regeln“ sollte der Lehrende verdeutlichen, dass diese nicht als starre Handlungsanweisungen zu verstehen sind, die in jedem Fall zum Erfolg führen, sondern als Hilfestellungen, die das Gelingen der Interaktion wahrscheinlicher machen.

Literatur Kittelberger, R. & Freisleben, I. (1994). Lernen mit Video und Film. Zweite neu ausgestattete Auflage. Weinheim: Beltz. Margraf, K. (1999). Interaktionen mit dementen Menschen. Video. Fachhoch-schule Frankfurt am Main, Fachbereich Pflege und Gesundheit. Im Auftrag der Alzheimer-Gesellschaft Mittelhessen e.V. Produktion und Vertrieb: AXIS Kom-munikation GmbH, Hudtwalckerstr. 31a, 22299 Hamburg.

© BMFSFJ V/14

Page 15: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode: Synchronieübung Ziel In dieser Wahrnehmungsübung geht es darum, dass sich die Lernenden im

Takt und Rhythmus einer anderen Person bewegen und hierdurch Synchro-nie erspüren. In einem ersten Schritt wird die Übung in Partnerarbeit ohne Berührung durchgeführt und dann anhand vorgegebener Leitfragen mit dem Partner reflektiert. Im zweiten Schritt wird die Übung mit Berührung durch-geführt und dann ebenfalls mit Hilfe der Leitfragen überdacht. Der Erkennt-nisgewinn ergibt sich aus dem Vergleich beider Übungen miteinander. Schritt I: Übung durchführen (Partnerarbeit) Damit die Übung richtig wirken kann, ist die gezielte Anleitung durch den Leh-renden von Bedeutung: Während der gesamten Übung – außer bei der Re-flexion – darf nicht gesprochen werden. 1. Jeder Lernende sucht sich einen Partner. Sie stehen einander gegen-

über und stellen sich vor, dass Sie vor einem „Spiegel“ stehen. 2. Sie sorgen dafür, dass beide genügend Raum für die gemeinsame Be-

wegung haben. 3. Nun heben Sie ihre beiden Handflächen zueinander, ohne dass sich

diese berühren. 4. Alle Bewegungen des Partners vollziehen Sie möglichst gleich und

gleichzeitig. 5. Sie finden einen Anfang, ohne abzusprechen, wer die Bewegung leitet. 6. Die Übung führen Sie solange durch, bis der Lehrende ein Stopp-

Zeichen gibt. 7. Die Übung in Partnerarbeit wird anhand folgender Fragen reflektiert:

• Wie habe ich mich gefühlt? • Was war leicht? • Was war schwer? • Wer hat geführt? • Woher wusste ich, wie ich mich bewegen musste?

8. Die Lernenden wiederholen die Wahrnehmungsübung mit folgender Än-

derung: Sie heben ihre beiden Handflächen zueinander und legen sie aneinander, so dass sich Ihre Handflächen berühren. Die Übung wird erneut anhand der oben stehenden Fragen reflektiert.

Schritt II: Weiterverarbeitung (Plenum)

Vorgehens-weise und Sozialform

Die Wahrnehmungsübung wird im Plenum in Form eines kurzen Blitzlichtes reflektiert. Um diesen Prozess anzustoßen, hat der Lehrende die Möglichkeit, folgende zentrierende Fragen zu stellen: Beispiele für zentrierende Fragestellungen durch den Lehrenden: • Welchen Unterschied haben Sie zwischen dem ersten Schritt (ohne Be-

rührung) und dem zweiten Schritt (mit Berührung) gespürt? • Was bedeutet das für die Interaktion mit Menschen mit Demenz? • Welche Erkenntnisse können Sie sonst noch aus der Übung für die Inter-

aktion mit Menschen mit Demenz ableiten? Zeitaufwand Partnerarbeit: 20 Minuten

Weiterverarbeitung: 10 Minuten Material • Arbeitsblatt V/3.1 Hinweise Für das Gelingen der Übung ist es wichtig, die einzelnen Sequenzen schritt-

weise in der Großgruppe anzuleiten. In der Reflexion der Wahrnehmungsübung stellen die Lernenden in der Regel

© BMFSFJ V/15

Page 16: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

fest, dass sie die zweite Übung – mit sich berührenden Handflächen – klarer, eindeutiger, leichter, harmonischer empfinden. Damit haben sie die Kernaus-sagen des Modells der Interaktion von Athlin und Norberg (anschließender Lehrervortrag) bereits durch die Übung erfasst. Es ist durchaus möglich, dass einzelne Lernende die Übung mit Berührung gegenteilig beurteilen. Dies kann mit der individuellen Durchführung der Ü-bung in Partnerarbeit (Einlassen auf die Übung, Einstellung zum Gegenüber) zusammenhängen.

Literatur Luther, M. & Maaß, E. (1994). NLP Spiele- Spektrum: Basisarbeit. Übungen-Spiele-Phantasiereisen. Paderborn: Junfermann.

© BMFSFJ V/16

Page 17: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode: Vortrag „Modell der Interaktion“ (Athlin & Norberg 1987)

Ziel Dieser Lehrervortrag hat die Aufgabe, die wesentlichen Aspekte zur Interakti-on zwischen Menschen mit Demenz und Pflegepersonen noch einmal zu-sammenfassend anhand des Modells von Athlin und Norberg (1987) darzu-stellen.

Vorgehens-weise und Sozialform

Der Lehrende greift für die Erläuterung des Modells der Interaktion die vorab durchgeführte Wahrnehmungsübung zur Synchronie auf und verdeutlicht an ihr die wesentlichen Elemente des Modells. Die Lernenden haben fast alle Elemente bereits im Vorfeld kennen gelernt, erhalten jedoch durch den Lehrervortrag die Gelegenheit, das Gelernte in einem Bild zusammenzuführen.

Zeitaufwand Ca. 15 Minuten Material • Informationsblatt V/3.1

• Wandzeitung V/3.1 Hinweise Der Lehrende stellt bei der Vorstellung des Modells jeweils die Verbindung zu

bereits Gelerntem her, zum Beispiel unter dem Aspekt „Interpretation“ die Verbindung zu den „Regeln zur Bedeutungsabsicherung“ in der nonverbalen Kommunikation. Je nach Lerngruppe kann es vorkommen, dass das Modell in seiner Bedeu-tung bereits vollständig durch die vorherigen Arbeitsphasen erfasst ist. In diesem Fall kann es in aller Kürze vorgestellt werden. Die Vorstellung dient dann dazu, den Einbezug (pflege-)wissenschaftlicher Erkenntnisse deutlich zu machen.

Literatur zur Methode

Grell, J., Grell, M. (1999): Unterrichtsrezepte (2. Auflage). Weinheim, Basel: Beltz, 199-231.

© BMFSFJ V/17

Page 18: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode: Interaktion gestalten (in einer Essenssituation)

Ziel In dieser Wahrnehmungsübung geht es darum, sich in eine Essenssituation hineinzuversetzen und den Kontakt aus drei verschiedenen Positionen heraus wahrzunehmen, zu beobachten und zu reflektieren. Es geht in dieser Wahrnehmungsübung nicht darum, einen Menschen mit Demenz, der beim Essen unterstützt wird, zu spielen, sondern bei sich selbst zu bleiben und nachzuspüren, „was ankommt“ und „wie es ankommt“. Der Sinn besteht dar-in, Folgendes am eigenen Leib zu erspüren: „Welche Form der individuellen Unterstützung benötige ich, um die Situation für mich zu begreifen, um die Handlung Trinken bzw. Essen möglichst eigenständig durchführen zu kön-nen? Hierbei sind häufig Kleinigkeiten (die „richtige Berührung" und „richtige Mikrobewegung“, d. h. im Sinne des Menschen mit Demenz ausgeführt) von großer Bedeutung.

Vorgehens-weise und Sozialform

Der Lehrende erläutert den Sinn und die Durchführung der Wahrnehmungs-übung. Hierbei ist es von Bedeutung, dass er die verschiedenen Positionen kurz erläutert. Die Lernenden versuchen in dieser Übung folgender Frage nachzugehen: „Welche Form der individuellen Unterstützung benötigt der Mensch, um die Situation für sich zu begreifen? Was braucht er, um die Handlung Trinken bzw. Essen möglichst eigenständig durchführen zu können?“ Sie bilden Kleingruppen mit je drei Personen und entscheiden wer A, wer B und wer C ist. Person A: Person A ist in der Lage, mit Unterstützung selbstständig zu essen und zu trinken. Sie hat aber manchmal Schwierigkeiten, mit einer Handlung zu be-ginnen oder die Handlung nach Beginn fortzusetzen. Außerdem fällt es Per-son A. schwer, verbale Aufforderungen zu verstehen. Person B: Person B möchte Person A beim Essen unterstützen, so dass diese die Handlung weitgehend selbstständig ausführen kann. Person C Person C beobachtet und protokolliert die Kommunikation mit Hilfe eines Be-obachtungsbogens. Die Lernenden führen nun die Übung durch und reflektieren sie anschließend anhand der Leitfragen. Dabei gehen sie so vor, dass zunächst Person A und dann Person B reflektiert. Erst im Anschluss daran erläutert Person C ihre Beobachtungen. Leitfragen zur Reflexion: Person A: • Wie habe ich mich gefühlt? • Was hat mir gut gefallen? • Was war schwierig für mich? • Was hätte ich mir gewünscht? Person B: • Wie habe ich mich gefühlt? • Was war leicht? • Was war schwer? • Was würde ich beim nächsten Mal gerne anders machen?

© BMFSFJ V/18

Page 19: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Person C: • Was habe ich beobachtet? Die Lernenden tauschen nun die Positionen, so dass jeder einmal alle Positi-onen eingenommen hat. In einem abschließenden Blitzlicht im Plenum werden die gewonnenen Er-kenntnisse der Schülerinnen und Schüler erhoben, Gelerntes bewusst ge-macht und auf die Interaktion mit Menschen mit Demenz übertragen. Die Erfahrungen der Lernenden können dabei in Art und Qualität vielfältig und unterschiedlich sein.

Zeitaufwand Gruppenarbeit: 40 Minuten Blitzlicht: 20 Minuten

Material • Arbeitsblatt V/3.2 • Teller, Tassen und Besteck

Hinweise Die Lernenden hatten bis dahin schon Gelegenheit, die drei Schritte des Kontaktes – Kontakt herstellen, Kontakt halten und Kontakt beenden (siehe Arbeitsblatt V/3.2) – kennen zu lernen. Die aufgezeigte Struktur ist hand-lungsleitend für die Person B, die das Essen anreicht. Darüber hinaus soll Person C, in ihrer Rolle als Beobachter, die Handlung mit Hilfe dieser Struk-tur gezielt beobachten. In der abschließenden Reflexion dient die Struktur als Reflexionsinstrument. Falls der Lehrende den Eindruck hat, dass die Lernenden diese Handlungsstruktur bisher noch nicht ausreichend erfasst haben, kann er sie vor der Übung noch einmal im Überblick erläutern. In der Begleitung der Gruppenarbeit kann es notwendig sein, dass der Leh-rende den Schülern entsprechende Hilfestellung anbietet. Hierbei kann er beispielsweise noch einmal den Einsatz des Körper-Hilfs-Ichs verdeutlichen. Die Konzentration der Kleingruppen kann erhöht werden, wenn alle Lernen-den an Tischgruppen im Klassenraum arbeiten (besonders bei Anfänger-gruppen hilfreich).

Literatur Scheller, I. (1998). Szenisches Spiel: Handbuch für pädagogische Praxis. Berling: Cornelsen Scriptor. Stevens, J. O. (2000). Die Kunst der Wahrnehmung. Übungen zur Gestalt-Therapie. Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus.

© BMFSFJ V/19

Page 20: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode: Vertiefte Fallreflexion und Präsentation

Ziel Ziel dieser Methode ist es, die Interaktion zwischen einer Schülerin und einer Person mit Demenz zu beurteilen. Dazu wird der Fallbericht aus der Lernein-heit I erneut aufgegriffen. Die Lernenden haben die Möglichkeit, ihr erworbe-nes Wissen in die Beurteilung der Interaktionsqualität einfließen zu lassen. Ein weiterer Aspekt der erneuten Fallreflexion ist der Blick auf die drei Per-spektiven: Person, Team und Organisation. Hierbei wird der Blick dafür ge-öffnet, dass Team und Organisation zum Gelingen bzw. Misslingen von In-teraktion beitragen. Die Präsentation und Auswertung der Reflexionsergebnisse soll in einer Form erfolgen, welche das Zusammenspiel zwischen den Perspektiven Inter-aktion, Team und Organisation hervorhebt. Gleichzeitig ist es wünschens-wert, dass möglichst viele Lernende zu Wort kommen, ohne jedoch ihre je-weiligen Ergebnisse im einzelnen und in vollständiger Form vorzutragen. Schritt I: Vertiefte Reflexion (Einzelarbeit) Der Lehrende erläutert den Lernenden den Arbeitsauftrag zur Reflexion und stellt die Leitfragen bezogen auf die Interaktion, das Team und die Organisa-tion vor (Arbeitsblatt V/4.1). Anschließend bittet er die Lernenden, für sich allein und in Ruhe den Fallbericht unter die aufgeführten Fragestellungen erneut zu lesen und die Fragen zu beantworten.

Schritt II: Präsentation der Reflexionsergebnisse (Plenum)

Vorgehens-weise und Sozialform

Voraussetzung für die Auswertung ist es, dass ausreichend Platz im Klassen-raum zur Verfügung steht. Der Lehrende bittet die Lernenden, aufzustehen und einen großen Stuhlkreis zu bilden. Dabei werden drei freibleibende Stüh-le eingebaut, vor die der Lehrende drei runde, verschiedenfarbige Kreise mit den Begriffen Interaktion, Team bzw. Organisation legt. Ablauf der Methode Die Auswertung verläuft in drei Runden – Runde 1: „Wie beurteilen Sie die Interaktion / das Team / die Organisation?“ Runde 2: „Was könnte die Schülerin / das Team / die Organisation Ihrer Mei-nung nach tun?“ Runde 3: „Was würde sich Ihrer Meinung nach dadurch verändern?“ • Der Lehrende stellt die erste Frage und bittet nun drei Lernende, zu den

freien Stühlen zu gehen und sich einem der drei Kreise (Interaktion, Team, Organisation) zuzuordnen. Entsprechend ihrer Zuordnung geben die Lernenden nun jeder ein Statement zu der Fragestellung ab.

• Anschließend verlassen diese drei den Kreis, und es haben nun drei wei-tere Lernende Gelegenheit, zur ersten Frage in den Kreis zu treten und ein Statement abzugeben. Dieser Wechsel kann so lange wiederholt werden, bis keine ergänzenden Statements von den Lernenden kommen.

• Erst dann leitet der Lehrende zur Runde zwei über, indem er die nächste Frage stellt. Das gleiche Procedere wird nun für Runde zwei und drei wiederholt.

• Abschließend kann der Lehrende erfragen, ob es nun noch weitere Er-gänzungen oder auch Fragen zur Reflexion des Fallberichtes gibt. Falls die Lernenden dies nicht bereits selbst im Rahmen der Präsentation äu-ßern, kann der Lehrende noch einmal die Wichtigkeit des Zusammen-spiels aller drei Ebenen betonen.

Zeitaufwand Einzelarbeit: 40 Minuten Plenum: 20 Minuten

© BMFSFJ V/20

Page 21: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Material • Arbeitsblätter V/4.1 und V/4.2 • Je einen farbigen Kreis zu Interaktion, Team, Organisation

Hinweise Der Lehrende sollte als Moderator darauf achten, dass jeder Lernende nur einen ausgewählten Aspekt – nicht sein gesamtes Ergebnis – im Plenum vorstellt, da sonst der lebendige Wechsel in der Präsentation verloren geht und nur wenige Lernende zu Wort kommen.

Literatur Mattes, W. (2002). Methoden für den Unterricht. Paderborn: Schöningh Ver-lag, S. 54.

© BMFSFJ V/21

Page 22: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Methode: Reflexion anhand des Lerntagebuches

Ziel Ein Lerntagebuch stellt ein individuelles Dokument des Lernenden dar, in wel-chem er seine persönlichen Lernerlebnisse und Lernprozesse fortlaufend doku-mentiert. Das primäre Ziel eines Lerntagebuches besteht darin, die Selbstreflexi-on und Selbstbeurteilung des Lernenden anzuregen und diese Fähigkeiten konti-nuierlich zu fördern. Reflexionen finden mit Hilfe des Lerntagebuch zum einen auf der inhaltlichen Ebene statt, zum anderen wird durch das Lerntagebuch die Re-flexion über das eigene Lernen und Denken (Metakognition) angeregt. Somit wird der individuelle Lernprozess durch das Lerntagebuch auf folgende Weise unter-stützt: Der Lernende • bereitet den Lernstoff regelmäßig nach und vertieft so den Unterrichtsinhalt • verknüpft die Themen eigenständig miteinander und erfasst den roten Faden • wird sich der eigenen Arbeits- und Lernstrategien bewusst und ist in der Lage,

sie konstruktiv zu verändern • verbessert die schriftliche Ausdrucksfähigkeit durch das häufige Üben • lernt selbstverantwortlich zu arbeiten und zu entscheiden, was er für das Lern-

tagebuch nutzen möchte Die Dokumentation mit Hilfe des Lerntagebuchs ist bereits eine Lernleistung, die auch zur Leistungsbeurteilung herangezogen werden kann.

Vorgehens-weise und Sozialform

Der Lehrende führt das Lerntagebuch zu Beginn der Lernsituation ein. Er erläu-tert das Ziel, die einzelnen Elemente und den Umgang mit dem Lerntagebuch. Elemente des Lerntagebuches: 1. Öffentlicher Teil des Lerntagebuches

• enthält Tagesrückblicke zu den einzelnen Lerneinheiten strukturiert nach dem TZI Modell von Ruth Cohn

• enthält persönliche Sichtweisen (Gedanken, Gefühle Anmerkungen) des Lernenden zu den einzelnen Lerneinheiten in Bezug auf den Menschen mit Demenz, in Bezug auf den Lernenden selbst in seiner Rolle als Aus-zubildender und in Bezug auf die Beziehung zwischen dem Menschen mit Demenz und dem Lernenden

2. Nichtöffentlicher Teil des Lerntagebuches • enthält persönliche Sichtweisen (Gedanken, Gefühle, Anmerkungen) des

Lernenden zu den einzelnen Lerneinheiten in Bezug auf das Thema und die Arbeitsweise

• enthält ein Formular zur persönlichen Lernstandsbestimmung als Ergeb-nissicherung nach einer Lernberatung

Umgang mit dem Lerntagebuch in der Lernsituation: • Jeder Lernende erhält zu Beginn der Lernsituation sein persönliches Lernta-

gebuch. • Die Lernenden schließen jede Lerneinheit mit einer Reflexion anhand des

Lerntagebuches (Tagesrückblick und Persönliche Sichtweisen) ab. Für diese Reflexion sind in jeder Lerneinheit 30 Minuten vorgesehen.

• Die Lernenden füllen ihr Lerntagebuch (Tagesrückblick und Persönliche Sichtweisen) am Ende jeder Lerneinheit für sich in Einzelarbeit aus.

• Im Anschluss übertragen alle Lernenden ihre Ergebnisse vom Tagesrückblick auf eine vorbereitete Wandzeitung (siehe Einpunktabfrage).

• Abschließend haben Lernende und Lehrende Gelegenheit, zu dem Ergebnis Stellung zu nehmen. Bei dieser Reflexion geht es darum, konstruktiv auf den weiteren Lernprozess einzuwirken und z. B. zu überlegen, was in Bezug auf die nächsten Lerneinheiten verbessert bzw. verändert werden könnte.

© BMFSFJ V/22

Page 23: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Zeitaufwand Zu Beginn der Einführung des Lerntagebuchs sollte genügend Zeit für die Erläu-terungen der einzelnen Elemente und deren Anwendung eingeplant werden. Bei regelmäßigem Einsatz wenden die Lernenden die Methode zunehmend selbstor-ganisiert an.

Material • Lerntagebuch • Wandzeitung V/5.1 • Wandzeitung V/5.2 • Wandzeitung V/5.3

Hinweise Das Lerntagebuch kann mit Fortgang der Ausbildung von Lehrenden und Ler-nenden weiterentwickelt und um weitere Elemente ergänzt werden (z. B. Beurtei-lungskriterien für die Arbeit in Gruppen, für Präsentationen). Indem die Lernen-den in den Prozess der Weiterentwicklung eingebunden werden, können sie sich stärker mit dem Lerntagebuch auseinandersetzen. Auf diese Art entsteht die Struktur des Lerntagebuchs stückweise, und die Lernenden lernen, nach und nach das Lerntagebuch anzuwenden. Der „nichtöffentliche Teil“ des Lerntagebuches enthält persönliche Gedanken, Gefühle oder Anmerkungen des Lernenden. Dieser Teil wird zu Lernberatungen oder Beurteilungen nicht mitgebracht und auch nicht bewertet.

Literatur Depping, D. (2003): Lerntagebuch, ein Begleitinstrument. Unterricht Pflege, 4, 8, 34-35. Herold, M. & Landherr, B. (2003). Selbstorganisiertes Lernen. Ein systematischer Ansatz für den Unterricht. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag. Hohengehren. S. 146-164.

© BMFSFJ V/23

Page 24: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Informationsblatt V/1.1: „Ein Mensch – viele Ausdrucksmöglichkeiten“ – Signalebenen des Menschen unter-scheiden

Verbale und nonverbale Signalebenen

Signalebenen

Nonverbale SignalebeneVerbale Signalebene

Das gesprochene Wort Die verschiedenen Kanäle der Körpersprache

Mimik

Gestik

Augen-ausdruck

Körper-haltung

Körper-bewegung

Atmung

Muskel-tonus

Wörter

Tonfall

... ...

z.B. herunter-hängende Mundwinkel

z.B. Hände falten

z.B. Blick-kontakt auf-nehmen

z.B. Hände in die Hüften stemmen

z.B. ein Bein oder einen Arm ausstrecken

z.B.beschleunigte Atmung

z.B. erhöhterMuskeltonus

Kanäle Signale

mmm

ggggg

ggggg

Kanäle Signale

z.B. Frage undAntwort

z.B.angehobene oder gesenkteStimme

...

© BMFSFJ V/24

Page 25: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/1.1: „Ein Mensch – viele Ausdrucksmöglichkeiten“ – Signalebenen des Menschen unter-scheiden In dieser Aufgabe geht es darum, sich die Vielfalt der nonverbalen Signale von Menschen mit Demenz in Essenssituationen bewusst zu machen. Hierbei können Ihnen die Beobach-tungen, die Sie bisher in Ihrer beruflichen Praxis gemacht haben, helfen. Ebenso können Sie Beobachtungen aus dem Film „Personenzentrierte Pflege als Chance und Perspektive – Über den Umgang mit Verwirrten“ und den Beobachtungen aus dem Fallbericht (Frau Klewe) ergänzen.

1. Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer hat zu jedem Kanal der nonverbalen Sprache eine Wandzeitung vorbereitet. Bilden Sie in Ihrer Klasse fünf Arbeitsgruppen und ordnen Sie sich einer Wandzeitung zu.

2. Sammeln Sie nun spontan zu Ihrem jeweiligen Kanal, z. B. Mimik, mögliche nonverbale Signale, die Sie bei einem Menschen mit Demenz in Essenssituationen beobachten kön-nen. Notieren Sie Ihre Ergebnisse auf der Wandzeitung.

3. Gehen Sie auf diese Weise nacheinander von Wandzeitung zu Wandzeitung. Lesen Sie sich dabei zunächst die bereits von Ihren Vorgruppen notierten Ergebnisse durch und er-gänzen Sie diese, wenn Ihnen weitere beobachtbare Signale einfallen. Am Ende der Aufgabe haben Sie sich so mit allen fünf Kanälen der nonverbalen Sprache auseinan-dergesetzt.

4. Stellen Sie am Ende der Bearbeitung die Wandzeitung, die Sie zuletzt bearbeitet haben, im Plenum vor.

Kanal Nonverbale Signale/Beobachtungen Mimik

Gestik

Augenausdruck

Körperhaltung

Körperbewegung

© BMFSFJ V/25

Page 26: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Informationsblatt V/1.2: „Ein Mensch – viele Ausdrucksmöglichkeiten“ – Signalebenen des Menschen unter-scheiden

Drei Regeln zur Bedeutungsabsicherung von nonverbalen Signalen

1. Regel:

Signale im Verbund mit anderen Signalen deuten Bei Menschen mit Demenz, die auf der verbalen und nonverbalen Signalebene senden:

• Verbale und nonverbale Signalebenen in die Interpretation mit einfließen lassen, d.h. es soll mindestens ein Signal aus der nonverbalen Signalebene hinzukommen.

Bei Menschen mit Demenz, die nur auf der nonverbalen Signalebene senden:

• Mindestens einen zweiten Kanal der nonverbalen Signalebene in die Interpretation mit einfließen lassen (z. B. Gestik und Mimik).

Bei Unsicherheit, ob die Interpretation im Sinne des Menschen mit Demenz ist:

• Körpersprachlich nachfragen, ob die Interpretation stimmt.

2. Regel:

Signale im Kontext deuten Nonverbale Signale immer im Kontext der Situation, in der sie auftreten, deuten. 3. Regel:

Auf Übereinstimmung zwischen verbalen und nonverbalen Signalen achten

Wenn verbale und nonverbale Signalebene nicht übereinstimmen, hat das nonverbale Signal Vorrang. Quellen: Argyle, M. (2005). Körpersprache & Kommunikation. Das Handbuch zur nonverbalen Kommunikation (9. Auflage). Paderborn: Junfermann. Ulmer, E-M & Margraf, K. (2005). Interaktionen mit dementen Menschen. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft. Im Auftrag der Alzheimer-Gesellschaft Mittelhessen e.V.

© BMFSFJ V/26

Page 27: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/2.1: „Der Körper sagt mehr als tausend Worte“ – Körpersprache beobachten und interpre-tieren Ziel: Diese Aufgabe besteht aus mehreren. Es geht darum, sich mit der Interaktion zwischen ei-nem Menschen mit Demenz (Herr A.) und einer Pflegeperson während einer Essenssituation auseinanderzusetzen. Der Schwerpunkt liegt darauf, die eigene Wahrnehmung und Beo-bachtung anhand der Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ aus dem Film „Interaktion mit dementen Menschen“ (Margraf 1999) zu schulen. Schritt I: Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ (1. Mal) Sehen Sie sich den Filmausschnitt „Herr A. möchte etwas trinken“ aus dem Film „Interaktion mit dementen Menschen“ ein erstes Mal in Normalgeschwindigkeit und ohne Ton an. Be-schreiben Sie im Anschluss daran stichwortartig, was Sie gesehen haben.

Blick auf die Situation

Was habe ich gesehen? Beschreiben Sie stichwortartig.

Wir wollen uns im Anschluss über Ihre Eindrücke in der Großgruppe austauschen. Bearbeitungszeit: 10 Minuten

© BMFSFJ V/27

Page 28: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/2.2: „Der Körper sagt mehr als tausend Worte“ – Körpersprache beobachten und interpre-tieren Schritt II: Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ (2. Mal) Sehen Sie die Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ jetzt ein zweites Mal in Zeitlupe und ohne Ton an. Damit Sie alles genau beobachten können, ist die Szene in vier Zeitlupen aufgeteilt. Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer wird den Film nach jeder Zeitlupe kurz stoppen, damit Sie genügend Zeit haben, Ihre Beobachtungen zu dokumentieren. Nach der vierten Zeitlupe wird die gesamte Filmsequenz noch einmal in Normalgeschwindigkeit gezeigt. Falls Sie das Ge-fühl haben, noch nicht alles beobachtet zu haben, kann Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer Ihnen die Zeitlupen nochmals zeigen. 1. Beobachten Sie genau:

• Welche nonverbalen Signale senden und empfangen die Pflegeperson und Herr A.? 2. Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen auf dem vorbereiteten Beobachtungsbogen auf

der folgenden Seite. 3. Nachdem Sie die gesamte Beobachtung und Dokumentation abgeschlossen haben, ver-

gleichen und überprüfen Sie Ihre Ergebnisse mit einer Partnerin / einem Partner. 4. Notieren Sie mögliche Fragen und Unstimmigkeiten. Bearbeitungszeit für die Partnerarbeit: 15 Minuten

© BMFSFJ V/28

Page 29: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Beobachtungsbogen

Zeitlupe 1

Zeitlupe 2

Zeitlupe 3

Zeitlupe 4

Herr A.

Herr A.

Herr A.

Herr A.

Herr A.

Pflegeperson

Pflegeperson

Pflegeperson

© BMFSFJ V/29

Page 30: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/2.3: „Der Körper sagt mehr als tausend Worte“ – Körpersprache beobachten und interpre-tieren Regeln zur Klarheit in der nonverbalen Kommunikation mit Menschen mit Demenz

Regel 1:

© BMFSFJ V/30

Page 31: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/2.4: „Der Körper sagt mehr als tausend Worte“ – Körpersprache beobachten und interpre-tieren Schritt III: „Auf welchen Kanälen kommunizieren Herr A. und die Pflegeperson?“ Im ersten Teil dieser Aufgabe geht es darum, die nonverbalen Signale von Herrn A. und der Pflegeperson den verschiedenen Kanälen (Mimik, Gestik, Augenausdruck, Körperhaltung, Körperbewegung) zuzuordnen. Dieses ist wichtig, um herauszufinden, auf welchen Kanälen Herr A. und die Pflegeperson schwerpunktmäßig miteinander kommunizieren. In einem zweiten Teil der Aufgabe überlegen Sie, welche unterschiedlichen Sinneskanäle (visuell, akustisch, taktil) die Pflegeperson bei Herrn A. anspricht und wie sie dies genau macht. 1. Lesen Sie nun noch einmal Ihre Aufzeichnungen auf dem Beobachtungsbogen. Ordnen

Sie die von Ihnen beobachteten Signale von Herrn A. und der Pflegeperson nun gemein-sam den verschiedenen Kanälen der nonverbalen Sprache zu. Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer wird Ihre Ergebnisse an der Tafel festhalten.

Tabelle 1: Ergebnisse Tafelbild

Herr A. Pflegeperson

Kanal Nonverbale Signale / Beo-bachtungen Kanal Nonverbale Signale / Be-

obachtungen Mimik

Mimik

Gestik

Gestik

Augen- ausdruck

Augen- ausdruck

Körper-haltung

Körper-haltung

Körper-bewegung

Körper-bewegung

© BMFSFJ V/31

Page 32: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

2. Überlegen Sie nun, welche unterschiedlichen Sinneskanäle die Pflegekraft bei Herrn A.

anspricht und wie sie dies genau macht. Tragen Sie Ihre Ergebnisse in die nachfolgende Tabelle ein.

Tabelle 2: Sinneskanäle

Sinneskanäle Beobachtungen / Signale Visuell (sehen) Visuelles Signal:

Taktil (berühren) Taktiles Signal:

Akustisch (hören) Akustisches Signal:

© BMFSFJ V/32

Page 33: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/3.1: „Im Kon-Takt sein“ – Synchronie in der Interaktion herstellen In dieser Wahrnehmungsübung geht es darum, sich in dem Takt und Rhythmus einer ande-ren Person zu bewegen und Synchronität zu erspüren. Schritt I: Eine Wahrnehmungsübung ohne Berührung durchführen und reflektieren 1. Suchen Sie sich einen Partner oder eine Partnerin und stellen Sie sich einander gegen-

über. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem „Spiegel“. 2. Sorgen Sie dafür, dass Sie beide genügend Raum für die gemeinsame Bewegung ha-

ben. 3. Heben Sie nun Ihre beiden Handflächen zueinander, ohne dass sich diese berühren. 4. Vollziehen Sie alle Bewegungen Ihres Partners / Ihrer Partnerin möglichst gleich und

gleichzeitig. 5. Finden Sie einen Anfang, ohne abzusprechen, wer die Bewegung leitet. 6. Führen Sie die Übung solange durch, bis Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer Ihnen ein Stopp-

Zeichen gibt. Wichtig: Während der gesamten Übung darf nicht gesprochen werden! 7. Reflektieren Sie die Übung in Partnerarbeit anhand folgender Fragen: • Wie habe ich mich gefühlt? _________________________________________________ • Was war leicht? __________________________________________________________ • Was war schwer? _________________________________________________________ • Wer hat geführt? _________________________________________________________ • Woher wusste ich, wie ich mich bewegen musste? _______________________________ Schritt II: Eine Wahrnehmungsübung mit Berührung durchführen und reflektieren 1. Wiederholen Sie die Wahrnehmungsübung mit folgender Änderung: Heben Sie Ihre bei-

den Handflächen zueinander und legen sie sie aneinander, so dass sich Ihre Handflä-chen berühren.

2. Reflektieren Sie die Übung in Partnerarbeit:

© BMFSFJ V/33

Page 34: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

• Wie habe ich mich gefühlt? _________________________________________________ • Was war leicht? __________________________________________________________ • Was war schwer? _________________________________________________________ • Wer hat geführt? _________________________________________________________ • Woher wusste ich, wie ich mich bewegen musste? _______________________________ Bearbeitungszeit: 20 Minuten

© BMFSFJ V/34

Page 35: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Informationsblatt V/3.1: „Im Kon-Takt sein“ – Synchronie in der Interaktion herstellen

Modell der Interaktion zwischen Menschen mit Demenz und Pflegepersonen

Klarheit der verbalen undnonverbalen SignaleEmpfänglichkeitInterpretation / DeutungErwiderungsbereitschaft

Pflegeperson

(in Anlehnung an Athlin &. Norberg 1987)

Mensch mit Demenz

• Klarheit der verbalen und nonverbalen Signale: • Empfänglichkeit: • Interpretation / Deutung: • Erwiderungsbereitschaft:

© BMFSFJ V/35

Page 36: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/3.2: „Im Kon-Takt sein“ – Synchronität in der Interaktion herstellen In dieser Wahrnehmungsübung geht es darum, sich in eine Essenssituation hinein-zuversetzen und den Kontakt (Kontakt herstellen, Kontakt halten, Kontakt beenden) aus verschiedenen Positionen heraus zu gestalten, zu beobachten und zu reflektieren. Versu-chen Sie hierbei folgender Frage nachzugehen: „Welche Form der individuellen Unterstüt-zung benötigt der Mensch, um die Situation für sich begreifen? Was braucht er, um die Handlung Trinken bzw. Essen möglichst eigenständig durchführen zu können? 1. Bilden Sie eine Kleingruppe mit drei Personen 2. Entscheiden Sie wer A, wer B und wer C ist

Person A: Person A ist in der Lage, mit Unterstützung selbstständig zu essen und zu trinken. Sie hat aber manchmal Schwierigkeiten, mit einer Handlung zu beginnen oder die Handlung nach Beginn fortzusetzen. Außerdem fällt es Person A. schwer, verbale Aufforderungen zu verstehen. Person B: Person B möchte Person A beim Essen unterstützen, so dass diese die Handlung weit-gehend selbstständig ausführen kann. Person C Person C beobachtet und protokolliert die Kommunikation mit Hilfe eines Beobachtungs-bogens.

3. Führen Sie nun die Übung durch. 4. Reflektieren Sie die Übung anhand der Leitfragen. Gehen Sie dabei so vor, dass zu-

nächst Person A und dann Person B reflektiert. Erst im Anschluss daran erläutert Person C ihre Beobachtungen.

Leifragen zur Reflexion:

Person A: • Wie habe ich mich gefühlt? • Was hat mir gut gefallen? • Was war schwierig für mich? • Was hätte ich mir gewünscht? Person B: • Wie habe ich mich gefühlt? • Was war leicht? • Was war schwer? • Was würde ich beim nächsten Mal gerne anders machen? Person C: 1. Was habe ich beobachtet?

5. Tauschen Sie nun die Positionen, so dass jeder einmal alle Positionen eingenommen

hat. Bearbeitungszeit: 40 Minuten

© BMFSFJ V/36

Page 37: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Beobachtungsbogen zur Übung:

„Kontakt mit Menschen mit Demenz herstellen, halten und beenden“

Beobachtungsaspekte Beobachtungsnotizen 1. Kontakt herstellen (Kontakt vor Funktion) • auf Augenhöhe begegnen • Blickkontakt herstellen • körpersprachlich klar und

eindeutig sprechen • eindeutig und angemessen

berühren (Berührungsgeste) • genügend Zeit zum Wahr-

nehmen geben •

2. Kontakt halten • körpersprachlich klar und

eindeutig sprechen • visuelle Signale senden • akustische Signale senden • taktil/haptische Signale sen-

den

3. Kontakt beenden • körpersprachlich klar und

eindeutig sprechen • eindeutig und angemessen

berühren (Berührungsgeste) • genügend Zeit zum Wahr-

nehmen geben

© BMFSFJ V/37

Page 38: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/4.1: „Alles spielt zusammen“ – Interaktion, Team und Organisation betrachten Das Ziel dieser letzen Aufgabe in der Lernsituation besteht darin, dass Sie sich in dieser Woche erarbeitetes Wissen noch einmal vor Augen führen und anwenden. Dabei kehren Sie zum Ausgangspunkt der Lernsituation zurück: zum Fallbericht von Schülerin Andrea und Frau Klewe. Die nachfolgenden Leitfragen unterstützen Sie dabei, die Situation im Fallbericht erneut zu reflektieren – diesmal unter Einbezug dessen, was Sie im Verlauf dieser Lernsitua-tion an neuem Wissen hinzugewonnen haben. Abschließend schätzen Sie selbst ein, ob und – wenn ja – wie sich Ihre Sichtweise auf die Situation verändert hat. 1. Lesen Sie die Leitfragen aus den verschiedenen Blickwinkeln Interaktion, Team und Or-

ganisation auf den Seiten 40 und 41. 2. Überprüfen Sie, ob Sie die Fragen verstehen. 3. Lesen Sie nun den Fallbericht „Schülerin Andrea unterstützt Frau Klewe beim Mittages-

sen“ noch einmal durch. 4. Bearbeiten Sie jeder für sich die Leitfragen vor dem Hintergrund Ihres neu erworbenen

Wissens. Bearbeitungszeit: 40 Minuten Fallbericht: Schülerin Andrea unterstützt Frau Klewe beim Mittagessen

Schülerin Andrea Baumann befindet sich gerade im Praxiseinsatz im Altenheim. Zu der Be-wohnergruppe, für die Andrea gemeinsam mit ihrer Praxisanleiterin verantwortlich ist, gehört auch die 85-jährige Frau Maria Klewe. Sie hat eine Demenz vom Alzheimer Typ. Frau Klewe kann noch gut laufen, benötigt aber bei den meisten übrigen Aktivitäten die Un-terstützung der Pflegekräfte. Sie ist sehr ruhig und sitzt häufig teilnahmslos in ihrem Sessel. Wenn sie eine bestimmte Handlung anfängt, vergisst sie schon einmal, was sie gerade tut, hört mitten in der Bewegung auf und schließt die Augen. Öfter weiß Frau Klewe auch gar nicht, was sie denn in einer bestimmten Situation tun soll, z. B. während der Körperpflege oder beim Essen und Trinken. Schülerin Andrea kommt es heute vor, als sei der Vormittag rasend schnell verflogen. Nach dem Mittagessen will sie unbedingt noch einige Dinge dokumentieren, das hat sie in der Hektik noch gar nicht geschafft. Jetzt soll sie allerdings erst einmal Frau Klewe bei der Ein-nahme ihres Mittagessens unterstützen. Gemeinsam mit einigen anderen Bewohnern beglei-tet Schülerin Andrea Frau Klewe zu ihrem Platz im Speisesaal. Es dauert noch einige Minu-ten, bis das Mittagessen von einer Mitarbeiterin aus der Küche gebracht wird. Teller, Besteck und ein Getränk stehen schon auf dem Tisch. Andrea nutzt die Zeit, um einigen Bewohne-rinnen, die beim Essen und Trinken häufiger etwas verschütten, ein Tuch als Schutz umzu-binden. Im Speisesaal läuft Musik, und Andrea summt leise mit. Das Mittagessen besteht aus einem Eintopf, gemischtem Salat und einer Nachspeise. Frau Klewe sitzt abwesend auf ihrem Platz, auch als das Essen vor ihr steht, scheint sie dies nicht wahrzunehmen. Schülerin Andrea setzt sich neben Frau Klewe an den Tisch und fragt: „Frau Klewe, haben Sie noch gar keinen Hunger?“ Die Bewohnerin hebt den Kopf und sieht And-rea an. „Ich helfe Ihnen jetzt beim Essen. Riechen Sie mal, es gibt Eintopf mit Rindfleisch.“ Frau Klewe wirkt ein wenig aufmerksam, sie hebt ihre rechte Hand und reibt vor sich über die Tischkante. Schülerin Andrea hebt das Wasserglas an Frau Klewes Lippen. „Trinken Sie mal

© BMFSFJ V/38

Page 39: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

erst einen Schluck, dann klappt es mit dem Essen gleich besser“, fordert Andrea Frau Klewe auf. Frau Klewe zuckt zunächst mit dem Kopf zurück, öffnet dann aber den Mund und trinkt einige große Schlucke. Anschließend gibt Andrea Frau Klewe einen Löffel in die rechte Hand und führt diese zu ihrem Teller. Daraufhin beginnt Frau Klewe mit dem Essen. Andrea ist erleichtert darüber, dass Frau Klewe isst. Nach ein paar Löffeln erkundigt sie sich: „Schmeckt gut, oder?“. „Ja, Eintopf schmeckt immer gut“, antwortet Frau Klewe. Da Frau Klewe jetzt allein isst, steht Andrea auf, um einem anderen Bewohner beim Zerklei-nern des Essens und beim Einnehmen der Medikamente zu helfen. Nach einigen Minuten geht Andrea zu Frau Klewe zurück; auf dem Weg nimmt sie noch Frau Klewes Mittagsmedi-kamente mit. Inzwischen hat Frau Klewe aufgehört zu essen, sie spielt mit dem Löffel in ihrer Hand, ihr Blick geht geradeaus ins Leere. Der Teller scheint bis auf ein paar Löffel unberührt. Andrea seufzt leise und setzt sich wieder neben die Bewohnerin. „Frau Klewe, warum essen Sie denn nicht? Sie müssen doch etwas essen. Außerdem schmeckt es Ihnen doch!“ Frau Klewe sieht Andrea an und lächelt ein wenig, sie lässt den Löffel los und streichelt Andrea mit der Hand über den Arm. Andrea versucht, Frau Klewe zum Weiteressen zu überreden. Sie spricht ermutigend auf sie ein und führt Frau Klewes Hand mit einem gefüllten Löffel zum Mund. Frau Klewe wendet den Kopf ab und wehrt den gefüllten Löffel ab, so dass Eintopf über ihr Kleid und ihren Stuhl läuft. Ihr Blick wirkt angestrengt. Andrea ekelt sich und spürt, wie sie sich innerlich verkrampft. So gut es geht, säubert sie mit einer Serviette das Kleid und den Stuhl von Frau Klewe. Sie versucht dann erneut, Frau Klewe zum Essen zu bringen: „Frau Klewe, dann nehmen Sie wenigstens Ihre Medikamente, das ist wichtig für Sie!“ Andrea gibt Frau Klewe zwei Tabletten in die Hand. Da sie nicht rea-giert, gibt Andrea die Tabletten auf einen Löffel und berührt damit Frau Klewes Mund. Frau Klewe presst jetzt die Lippen ganz fest aufeinander, ihr Gesichtsausdruck ist verkniffen. Andrea fühlt sich hilflos und überfordert. Sie versucht es noch einmal mit etwas Wasser, aber Frau Klewe schlägt jetzt nach dem Glas und ruft laut: „Nein, nein, nein!“ Frustriert steht And-rea auf.

© BMFSFJ V/39

Page 40: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/4.2: „Alles spielt zusammen“ – Interaktion, Team und Organisation betrachten Leitfragen zur Reflexion aus den Blickwinkeln Interaktion, Team und Organisation Blickwinkel: Interaktion 1. Wie beurteilen Sie die Interaktion zwischen Schülerin Andrea und Frau Klewe?

2. Was könnte Andrea Ihrer Meinung nach anders machen? 3. Wie würde sich die Interaktion dadurch möglicherweise verändern?

© BMFSFJ V/40

Page 41: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Blickwinkel: Team

1. Wie beeinflusst das Team Ihrer Ansicht nach die Interaktion? 2. Was könnte das Team Ihrer Ansicht nach tun? 3. Was könnte sich dadurch verändern? Blickwinkel: Organisation 1. Wie beeinflusst die Organisation Ihrer Ansicht nach die Interaktion? 2. Was könnte die Organisation Ihrer Ansicht nach tun? 3. Was könnte sich dadurch verändern?

© BMFSFJ V/41

Page 42: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Arbeitsblatt V/6.1 „Blick zurück und nach vorn“ – die Lerneinheit evaluieren

Meine Rückmeldung zur Lernsituation Code-Nr.: ________ 1. Folgende Themen, Aspekte und Inhalte fand ich ...

... wichtig ... weniger wichtig ... überflüssig

2. Die folgenden Aspekte waren für mich

nicht geeig-net

weniger ge-eignet

gut geeignet sehr gut ge-eignet

Aspekte

(--) (-) (+) (++) Fallbericht (Schülerin Andrea und Frau Klewe)

Szenische Darstellungen

Wahrnehmungsübungen

Gruppenarbeit

Schülerpräsentationen

Lehrervortrag

Medien

Thematik „Essen und Trinken“

Lernmaterialien (Arbeits- und Informationsblätter)

Wandzeitungen

Lerntagebuch

© BMFSFJ V/42

Page 43: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten

3. Folgende Themen, Aspekte und Inhalte glaube ich, in der Praxis anwenden zu können: auf jeden Fall

- - - ab und zu

- - - gar nicht

- - - 4. Durch die Lernsituation habe ich neue Erkenntnisse hinzu gewonnen ...

in sehr geringem Maße

in geringem Maße

in hohem Maße

in höchstem Maße

(--) (-) (+) (++)

Was ich noch sagen wollte!

© BMFSFJ V/43

Page 44: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/1.1: Verbale und nonverbale Signalebenen

© BMFSFJ V/44

Page 45: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/1.2: Nonverbale Signalebenen

© BMFSFJ V/45

Page 46: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/1.2: Nonverbale Signalebenen

© BMFSFJ V/46

Page 47: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/1.2: Nonverbale Signalebenen

© BMFSFJ V/47

Page 48: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/1.2: Nonverbale Signalebenen

© BMFSFJ V/48

Page 49: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/1.2: Nonverbale Signalebenen

© BMFSFJ V/49

Page 50: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/1.3: Drei Regeln zur Bedeutungsabsicherung von nonverbalen Signalen

© BMFSFJ V/50

Page 51: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/2.1: Regelspeicher – Regeln zur Klarheit in der Kommunikation mit Menschen mit Demenz

Regeln zur Klarheit in der Kommunikation mit Men-

schen mit Demenz

© BMFSFJ V/51

Page 52: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/2.2: Auf welchen Kanälen kommunizieren Herr A. und die Pflegeperson?

© BMFSFJ V/52

Page 53: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/3.1: Modell der Interaktion

© BMFSFJ V/53

Page 54: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/5.1: Tagesrückblick „Ich“

© BMFSFJ V/54

Page 55: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/5.2: Tagesrückblick „Es“ (das Thema)

© BMFSFJ V/55

Page 56: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wandzeitungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wandzeitung V/5.3: Tagesrückblick „Wir“ (die Gruppe)

© BMFSFJ V/56

Page 57: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Mögliche Lösungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Mögliche Lösungen Mögliche Lösungen zum Handlungsschwerpunkt V/1: Signalebenen des Menschen unterscheiden Erwartungshorizont zum Brainstorming / Vernissage Nonverbaler Kanal Beobachtbare Signale Mimik • Augenzwinkern

• Lippen zusammenpressen • Augenbrauen hochziehen • Kussmund • Nase krausen • Stirn runzeln • Mundwinkel nach oben bzw. unten • aufgeblasene Wangen • … •

Gestik • Vogel zeigen • Fäuste ballen • winken • Arme verschränken • mit dem Finger zeigen • Ohren zuhalten • Finger in den Hals stecken • Nase zuhalten • … •

Augenausdruck • Augen geschlossen • Augen verdrehen • an die Decke schauen • weit aufgerissene Augen • auf anderen Teller schielen gedeutete Beobachtungen (beim Augenausdruck liegen Beobach-tung und Deutung besonders eng zusammen): • böser Blick • leerer Blick • erwartungsvoller Blick • freudiger Blick • … •

Körperhaltung • im Stuhl hängen lassen • zur Seite kippen • aufrechtes Sitzen • gekrümmte Haltung • Hand vor den Mund gehalten • Kopf weggedreht • hängende Schultern • Kopf hängen lassen • Kopf in die Hände abstützen • steifes Stehen • … •

© BMFSFJ V/57

Page 58: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Mögliche Lösungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Körperbewegung • auf den Tisch hauen • Arme ausstrecken • Hände verschränken • Däumchen drehen • Sachen aus der Hand schlagen • schlagen • Kopfschütteln • gehen, weglaufen • mit den Beinen trampeln • …

Beispiele zur Unterscheidung von Beobachtung und Deutung aus dem Film „Personenzent-rierte Pflege als Chance und Perspektive“:

Nonverbale Signalebene Kanäle Nonverbale Signale des Menschen mit Demenz (mögliche Deutung)

Mimik • Die Lippen zusammenpressen (z. B. der Mensch möchte vielleicht

nicht mehr essen oder er kann sich im Moment nicht mehr orientieren)• Den Mund öffnen (z. B. der Mensch möchte essen oder trinken oder

etwas sagen) Gestik • Vom Körper wegführende Handbewegungen (Ablehnung, vor allem

wenn sie von oben nach unten ausgeführt werden auf den Tisch hau-en . Dieses gilt nicht, wenn der Tastsinn durch den Bewegungssinn ersetzt wird)

• Zum Körper hinführende Handbewegungen (Gesten des Nehmens, Holens und Einverleibens, also zustimmende Geste)

Augenausdruck

• Eine Bewohnerin (Frau Bolzhausen) nimmt Blickkontakt mit der Pfle-geperson auf (z. B. Frau Bolzhausen möchte Kontakt mit der Pflege-person aufnehmen, sich mitteilen)

Körperhaltung • Im Stuhl zusammensinken (z. B. Erschöpfung, nicht mehr weiter wis-sen)

Körper-bewegung (Körper-bewegungen sind zum Teil schwer von Gesten zu unterscheiden)

• Eine bestimmte Handlung / Teilhandlung – das Glas zum Mund füh-ren – anfangen und mitten in der Bewegung aufhören (z.B. der Mensch möchte trinken, weiß aber nicht, wie es geht – Apraxie)

• Nach dem Löffel schlagen (z. B. der Mensch möchte vielleicht nicht mehr essen oder kann sich im Moment nicht mehr zur Situation orien-tieren)

• Mit dem Löffel in der Hand spielen (z. B. der Mensch kann sich im Moment nicht mehr zur Situation orientieren oder dem Menschen ist langweilig)

Anmerkung: Die möglichen Deutungen liegen nicht im Erwartungshorizont der Lernenden, sondern sind als Hintergrundinformationen für die Lernenden gedacht. Erwartungshorizont zur Deutung der körpersprachlichen Darstellungen Wahrscheinlich werden die Lernenden die im Plenum demonstrierten körpersprachlichen Darstellungen unterschiedlich deuten. An dieser Stelle zeigt sich in der Regel die Schwierig-keit in Bezug auf die Deutung von nonverbalen Signalen. Die / der Lehrende greift diese Schwierigkeit auf, indem er die Lernenden über die drei Regeln zur Bedeutungsabsicherung von nonverbalen Signalen informiert (Lehrervortrag).

© BMFSFJ V/58

Page 59: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Mögliche Lösungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Mögliche Lösungen zum Handlungsschwerpunkt V/2: Körpersprache beobachten und interpretieren 1. Erwartungshorizont: Beobachtungsbogen zur Filmsequenz „Herr A. möchte etwas

trinken“ (aus dem Film „Interaktionen mit dementen Menschen“, Margraf 1999)

Zeitlupe 1

Zeitlupe 2

Herr A.• blickt auf den Tisch• hebt beide Hände und tastet auf der Tischoberfläche• greift mit der rechten Hand nach vorne• blickt vor sich ins Leere• rutscht in seine Sitzposition zurück• hebt die linke Hand, rechte Hand zittert (Tremor)

Pflegeperson• wackelt mit dem Glas mit Apfelsaft (visuelles Signal)• stellt das Glas mehrere Male hörbar auf dem Tisch ab

(akustisches Signal)

Zeitlupe 3

Herr A.• tastet mit der linken Hand suchend auf dem Tisch,

bleibt in der Bewegung stecken

Herr A. • blickt nach rechts in Richtung der Pflegeperson• blickt die Pflegeperson an

Pflegeperson• kniet sich auf die gleiche Höhe wie Herr A. • führt die rechte Hand von Herrn A. zum Glas, schiebt

das Glas in seine rechte Hand (taktiles Signal)• blickt Herrn A. an (visuelles Signal)

Herr A.• hebt die linke Hand und greift nach vorne auf den

Tisch

Pflegeperson• verfolgt mit ihrem Blick die Handbewegung von

Herrn A. • greift die linke Hand von Herrn A. und schließt sie

ebenfalls um das Glas (taktiles Signal)• nimmt Blickkontakt auf, lächelt und sagt etwas

(visuelles und verbales Signal)

Zeitlupe 4

Herr A.• öffnet den Mund und sagt etwas• führt das Glas mit beiden Händen zum Mund, beugt

den Kopf nach vorne und beginnt zu trinken

2. Erwartungshorizont zu den Regeln zur Klarheit in der nonverbalen Kommunikation Die Regeln werden von den Lernenden an dieser Stelle bzw. im weiteren Verlauf dieser Lerneinheit in den Regelspeicher aufgenommen. Dabei muss deutlich werden, dass diese nicht im Sinne unumstößlicher Handlungsanweisungen zu verstehen sind, die immer zum Erfolg führen. Stattdessen stellen sie Hilfen dar, die eine gelungene Kommunikation wahr-scheinlicher machen.

• zunächst Kontakt mit dem Menschen aufnehmen (Kontakt vor Funktion) • sich auf Augenhöhe des Menschen begeben • auf Takt und Rhythmus des Menschen einstellen • sich auf der gleichen Signalebene (verbal bzw. nonverbal) austauschen

© BMFSFJ V/59

Page 60: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Mögliche Lösungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

• wenn verbale und nonverbale Signale widersprüchlich sind, hat das nonverbale Signal Vorrang

• sich auf dem gleichen nonverbalen Kanal austauschen • akustische, visuelle und taktile Signale senden • alle Signale in dieselbe Richtung senden • Signale schrittweise geben, aufeinander aufbauend, dem Bedarf des Menschen ange-

messen (Ermöglichung von Selbstständigkeit) • das eigene Körper-Hilfs-Ich einsetzen • eine Handlung vormachen • .. 3. Erwartungshorizont zur Zurufabfrage im Plenum Tabelle 1: Zuordnung der Signale zu den Kanälen der nonverbalen Sprache (Tafelbild oder Wandzeitung)

Herr A. Pflegeperson

Kanal Nonverbale Signale / Beobach-tungen Kanal Nonverbale Signale / Be-

obachtungen Mimik

• öffnet den Mund Mimik

• lächelt Herrn A. an • öffnet den Mund

Gestik

Gestik

Augen- ausdruck

• blickt auf das Glas • blickt die Pflegeperson an • blickt vor sich ins Leere

Augen- ausdruck

• nimmt Blickkontakt auf zu Herrn A.

Körper-haltung

Körper-haltung

• kniet sich auf die gleiche Höhe wie Herr A.

Körper-bewe-gung

• hebt beide Hände und tastet an der Tischoberfläche

• rutscht in seine Sitzposition zurück

• hebt die rechte Hand • tastet mit der linken Hand su-

chend auf den Tisch, bleibt in der Bewegung stecken

• hebt die linke Hand und greift nach vorne auf den Tisch

• führt das Glas mit beiden Hän-den zum Mund und fängt an zu trinken

Körper-bewegung

• greift die rechte Hand und führt sie zum Glas

• führt die linke Hand von Herrn A. zum Glas

© BMFSFJ V/60

Page 61: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Mögliche Lösungen Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Bei der Zuordnung der Signale zu den Kanälen der nonverbalen Sprache kann es zu Unsi-cherheiten kommen, da z. B. beobachtbare Signale im Bereich von Gesten bzw. Körperbe-wegungen ähnlich und nicht immer klar voneinander zu trennen sind. Hier liegt der Fokus nicht darauf, zwingend den „richtigen“ Kanal herauszufinden, sondern ein Gefühl für die Viel-fältigkeit der Signale zu bekommen. Tabelle 2: Zuordnung der Signale der Pflegeperson zu den Sinneskanälen Sinneskanäle Beobachtungen / Signale

Visuell (sehen)

• zeigt Herrn A. das Glas Apfelsaft, indem sie es auf dem Tisch hin und her bewegt

Taktil (berühren)

• führt die rechte Hand von Herrn A. zum Glas, schiebt das Glas in seine rechte Hand

• greift die linke Hand von Herrn A. und schließt sie ebenfalls um das Glas

Akustisch (hören)

• stellt das Glas mehrere Male hörbar auf dem Tisch ab

Eine Schwierigkeit für die Lernenden liegt darin, dass neben der Systematik der nonverbalen Signalebene (Mimik, Gestik …) nun die Ebene der Wahrnehmungsbereiche des Menschen (die verschiedenen Sinneskanäle wie visuell, akustisch …) hinzukommt.

© BMFSFJ V/61

Page 62: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wissenswertes Lerneinheit V: Interaktion gestalten

Wissenswertes: Allgemeine Hintergrundinformationen zu Lerneinheit V Bedeutung der nonverbalen Kommunikation im Kontakt mit Menschen mit Demenz Menschen kommunizieren im Allgemeinen auf der verbalen und auf der nonverbalen Signal-ebene. Menschen mit Demenz kommunizieren mit Fortschreiten der Demenz bevorzugt auf der nonverbalen Signalebene. Sie haben die Fähigkeit, sich bis zu ihrem Tod über die non-verbale Signalebene auszudrücken und können Mitteilungen auf dieser Signalebene auch länger verstehen als Mitteilungen, die aus der verbalen Signalebene kommen. Der Ausdruck über die Körpersprache geschieht meist unbewusst. Auch wenn man dem verbalen Inhalt der Sprache eines Menschen mit Demenz keine Bedeutung mehr entnehmen kann, gelingt es doch häufig, über das gezielte Beobachten der Körpersprache etwas über den derzeitigen Zustand des Menschen mit Demenz zu erfahren. Über die Körpersprache werden Gefühle und Bedürfnisse mit einer hohen Authentizität vermittelt. Aus diesem Grund ist es für Pfle-gende sehr wichtig, sowohl für den Ausdruck der eigenen Körpersprache als auch für das Verstehen der Körpersprache des Menschen mit Demenz sensibel zu sein (zur Vertiefung siehe Literatur zur Lerneinheit V). Informationen zum Modell der Interaktion zwischen Menschen mit Demenz und Pfle-gepersonen (nach Athlin & Norberg 1987) Die Phänomene Verwirrtheit und Verstörtheit führen bei Menschen mit Demenz häufig zu Veränderungen und Schwierigkeiten in der Kommunikation und Interaktion. Im Allgemeinen wird Menschen mit Demenz die Fähigkeit zur Interaktion abgesprochen. Durch mehrere Stu-dien (Renneke 2005, Wagener et al. 1998) konnte jedoch nachgewiesen werden, dass Men-schen mit Demenz durchaus Fähigkeiten besitzen, die für eine Interaktion von Bedeutung sind. Sie können nonverbale Signale empfangen und senden. So sind sie beispielsweise in der Lage, das Verhalten ihrer Interaktionspartner wahrzunehmen und ihre Körperbewegun-gen und Gesten nachzumachen. (Wagener et al. 1998, Margraf 1999) Das hier vorgestellte theoretische Modell von Athlin und Norberg (1987) dient zur Einschät-zung von Interaktionen. Das Modell beruht auf den von Barnard (1981) beschriebenen Inter-aktionen zwischen dem Säugling und seiner Mutter. In der Interaktion steht der Mensch mit Demenz mit seinen Fähigkeiten und Einschränkungen der Pflegeperson gegenüber. Die Aufgabe der Pflegeperson besteht darin, die Fähigkeiten und Einschränkungen von Men-schen mit Demenz einzuschätzen und das eigene Interaktionsverhalten den Fähigkeiten des Menschen mit Demenz anzupassen. Dieser ist mit Fortschreiten des demenziellen Prozes-ses immer weniger in der Lage, sein Interaktionsverhalten situativ anzupassen. Das theoreti-sche Modell der Interaktion von Athlin und Norberg (1987) dient in Bezug auf die Lernsituati-on dazu, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, das eigene Interaktionsverhalten in der Arbeit mit Menschen mit Demenz auf der Folie der wesentlichen Elemente, die für eine er-folgreiche Interaktion zentral sind, zu reflektieren und weiterzuentwickeln. I. Synchronie Synchronie umfasst die Harmonie zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation. Sie kann sich sowohl auf die Person selbst als auch auf die Interaktion zwischen zwei Personen beziehen. In Bezug auf die Person selbst bedeutet Synchronie, dass verbale Sprache und nonverbale Sprache kongruent sind (Selbstsynchronisation). In Bezug auf die Interaktion bedeutet Synchronie das Aufeinanderfolgen von Aktionen und Reaktionen: Ein Partner a-giert, der andere reagiert, darauf reagiert wieder der erste und so weiter. Die Aktionen und Reaktionen beider Interaktionspartner sind hierbei aufeinander abgestimmt, sie folgen einem gemeinsamen rhythmischen Muster (Interaktionssynchronisation). Damit dieses gelingen kann, müssen die Interaktionspartner die Signale ihres jeweiligen Gegenübers lesen können, um zu verstehen, wann eine Aktion beginnt und endet. Dieses ist wichtig, damit insgesamt

© BMFSFJ V/62

Page 63: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wissenswertes Lerneinheit V: Interaktion gestalten

stimmige Übergänge erreicht werden. Neben dieser Wechselseitigkeit gibt es auch noch eine Gegenseitigkeit, d. h. eine Parallelität in der Interaktion (Athlin und Norberg 1987). Synchronie spielt eine sehr große Rolle für die gelungene Interaktion zwischen Menschen mit Demenz und Pflegepersonen. Eine fehlende Synchronie weist häufig auf eine Störung in der Beziehung zwischen den Interaktionspartnern hin. Um Synchronie in der Interaktion mit Menschen mit Demenz zu erlangen, bringt die Pflegeperson ihre verbalen und nonverbalen Signale, d. h. das eigene Interaktionsverhalten mit dem des Menschen mit Demenz in Über-einstimmung. Sie stellt sich auf seine bevorzugten Mitteilungskanäle, seinen Rhythmus und seinen Bewegungs- und Handlungstakt ein (tuning in). Sie parallelisiert und synchronisiert ihre verbalen und nonverbalen Signale mit den Signalen des Menschen mit Demenz. Sie wartet die Antworten ab und lässt Wahlmöglichkeiten zu. Die Synchronie in der Interaktion ist abhängig von vier Elementen: • Klarheit und Eindeutigkeit der verbalen und nonverbalen Signale • Empfänglichkeit • Interpretation • Erwiderungsbereitschaft Diese verschiedenen Elemente werden im Folgenden erläutert.

II. Klarheit der verbalen und nonverbalen Signale Kommunikation meint den wechselseitigen Austausch von Informationen, Gefühlen oder Gedanken zwischen Personen, Gruppen und Systemen. Dieser Austausch geschieht mit Hilfe von verbalen und nonverbalen Signalen. Kommunikation kann nur dann gelingen, wenn Sender und Empfänger die gleiche Sprache sprechen und die Signale, die mitgeteilt werden, gegenseitig verstanden werden. Bei der Interaktion und Kommunikation mit Menschen mit Demenz sind folgende Elemente von zentraler Bedeutung (Ulmer & Margraf 1999). II.1 Auf der gleichen Signalebene austauschen Menschen mit Demenz verstehen Mitteilungen besser, wenn der Austausch auf der gleichen Signalebene (verbal oder nonverbal) stattfindet. Das heißt, auf ein nonverbales Zeichen er-folgt als Antwort ebenfalls ein nonverbales Zeichen. Wenn sich die Mitteilung auf der glei-chen Signalebene befindet, muss sie nicht auf eine andere Ebene übersetzt werden. Hier-durch können die gesendeten Zeichen besser vom Empfänger erkannt werden. II.2 Auf dem gleichen Kanal der nonverbalen Signalebene austauschen Menschen mit Demenz verstehen Mitteilungen besser, wenn diese über die gleichen Kanäle (Gestik, Mimik, Blickkontakt, Körperhaltung, Körperbewegung) einer Signalebene ausge-tauscht werden. Das heißt zum Beispiel, dass auf eine Geste eine gestische Antwort erfolgt. II.3 Mindestens zwei Signale senden Menschen mit Demenz verstehen Mitteilungen besser, wenn mindestens zwei Signale ge-sendet werden. Dieses zweite Signal sollte auf jeden Fall aus dem nonverbalen, körper-sprachlichen Bereich kommen. II.4 Alle Signale in die gleiche Richtung senden Menschen mit Demenz verstehen Mitteilungen besser, wenn alle Signalebenen und Kanäle in die gleiche Richtung gehen. Dieses ist wichtig, um Double-bind-Situationen zu vermeiden. Double-bind-Situationen entstehen immer dann, wenn Menschen mit Demenz Signale erhal-ten, die sich widersprechen. Das heißt zum Beispiel, wenn auf der einen Seite Signale ge-sendet werden, mit dem Essen zu beginnen und gleichzeitig Signale gesendet werden, Me-dikamente einzunehmen II.5 Bei Inkongruenz dem nonverbalen Signal Vorrang geben Wenn nonverbale und verbale Äußerungen bei Menschen mit Demenz nicht zusammenpas-sen (zeigt das nonverbale Zeichen in eine andere Richtung als das verbale Zeichen), also

© BMFSFJ V/63

Page 64: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wissenswertes Lerneinheit V: Interaktion gestalten

die Selbstsynchronisation nicht mehr stimmt, sieht die Pflegeperson die nonverbale Signal-ebene als die wesentliche an. II.6 Sich auf den Takt und Rhythmus des Menschen mit Demenz einstimmen Menschen mit Demenz verstehen Mitteilungen besser, wenn sich ihr Gegenüber auf ihren Takt und den Rhythmus einstimmt (Tuning in) und diesem in der Interaktion folgt. II.7 Akustische, visuelle, taktile und kinästhetische Signale senden Wagener et al. (1998) haben in ihrer Studie festgestellt, dass verbale Kommunikation als alleiniger Anreiz zur Essensaufnahme bei Menschen mit Demenz kaum von Bedeutung ist. Verbale Kommunikation ist nur in Verbindung mit nonverbaler Kommunikation wirksam. Durch das Ansprechen unterschiedlicher Sinneskanäle verdeutlicht sich der Informationsge-halt der Nachricht für den Menschen mit Demenz. Dieses bedeutet, dass die Pflegeperson im Rahmen der Interaktion gestuft akustische, visuelle, taktile und kinästhetische Signale sendet, die an den bevorzugten Sinneskanal (Schlüsselreize) des Menschen mit Demenz angepasst sind. • Akustisch (z. B. die Aufforderung, mit dem Essen zu beginnen oder das Glas geräuschvoll

auf dem Tisch abzusetzen) • Olfaktorisch (z. B. Aufforderung, an dem Essen zu riechen) • Gustatorisch (z. B. etwas von dem Essen probieren lassen) • Visuell (z.B. auf den Löffel / Teller zeigen, die gewünschte Handlung vormachen, d.h.

Mitmachbewegungen initiieren) • Taktil (z. B. die Berührung des Löffels mit der Handinnenfläche) • Kinästhetisch (z. B. das Einleiten der Bewegung durch das Füllen des Löffels oder das

Heben des Armes) II.8 Körper-Hilfs-Ich einsetzen Menschen mit Demenz haben häufig Schwierigkeiten, bestimmte Handlungsabläufe (Beginn, Abfolge, Durchführung und Beendigung von Handlungsabläufen, einzelne Handlungsschritte bzw. Teilhandlungsschritte) in ihrer Gesamtheit zu erinnern. Dieses macht die Interaktion mit Menschen mit Demenz oft so schwierig. Die Pflegeperson kann den Menschen mit Demenz mit Hilfe des Körpergedächtnisses hel-fen, sich wieder zu erinnern und so zum selbstständigen Handeln zu kommen. Hierbei fühlt sie mit Hilfe ihres eigenen Körpergedächtnisses nach, welche Handlungsschritte nicht mehr erinnert oder nicht mehr richtig ausgeübt werden können. Sie nimmt über ihren eigenen Kör-per Kontakt mit dem Körpergedächtnis des Menschen mit Demenz auf und unterstützt ihn durch ihr eigenes Körper-Hilfs-Ich die Handlung in seinem Sinne auszuführen. Dabei lässt die Pflegeperson den Menschen mit Demenz durch sich und durch ihren eigenen Körper die fehlenden Handlungsschritte wieder fühlen. Dadurch hebt sie zum Teil die Fragmentierung des Gedächtnisses des Menschen mit Demenz wieder auf. Es entsteht ein begreifbarer Sinnzusammenhang, der es dem Menschen mit Demenz möglich macht, die Situation zu erkennen. Die Pflegeperson stellt für den Menschen mit Demenz ein Körper-Hilfs-Ich dar, indem sie seinen Handlungsversuch deutet und zurückhaltend ergänzt, so dass der Mensch mit De-menz selbst weitermachen kann. Diese Ergänzung kann zum Beispiel dadurch stattfinden, dass die Pflegeperson bestimmte Handlungen vormacht oder durch sinnesspezifische Signa-le im Takt des Menschen mit Demenz Bewegungen initiiert. Menschen mit Demenz können durch Nachahmung oder durch Fortsetzen der Bewegungen sich selbst wiederfinden und so zu selbstständigem Handeln kommen. Hierbei ist es entscheidend, dass die Pflegeperson fähig ist, die nonverbalen Signale des Menschen mit Demenz wahrzunehmen, zu beobachten und sie in die eigene Körpersprache rückübersetzen kann. Einige der Aspekte zur Klarheit in der nonverbalen Sprache finden sich unter III. (Interpreta-tion) wieder. Dort sind sie – wie in der Lernsituation auch – zusammengefasst zu drei we-sentlichen „Regeln zur Bedeutungsabsicherung“.

© BMFSFJ V/64

Page 65: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wissenswertes Lerneinheit V: Interaktion gestalten

III. Empfänglichkeit (Sensitivität) Empfänglichkeit bedeutet, dass der Interaktionspartner für die Signale und Zeichen seines Gegenübers sensibel ist, d. h., dass er die Signale wahrnimmt und beobachtet, dass er sie richtig interpretiert und mit klaren Signalen beantwortet, die der andere wiederum verstehen kann (Athlin und Norberg 1987). Menschen mit Demenz sind darauf angewiesen, dass die Pflegepersonen sehr sensibel sind für ihre körpersprachlichen Signale. Es kommt zu einer Hierarchieverschiebung der verbalen Signalsprache hin zu nonverbaler Signalsprache (Ul-mer & Margraf 1999). IV. Interpretation Durch die Interpretation der Signale erhält der Interaktionspartner einen Einblick in die Welt seines Gegenübers. In diese Interpretation fließen verbale und nonverbale Signalebenen mit ein. Signale, die als Mitteilungen sinngemäß interpretiert werden, ermöglichen einen Dialog (Athlin und Norberg 1987). Um die Interpretation abzusichern, sollten die Pflegepersonen in der Interaktion mit Menschen mit Demenz folgende drei Regeln beachten (Ulmer & Margraf 1999; Pease 2004): IV.1 Signale im Verbund mit anderen Signalen deuten Ein häufiger Fehler, der bei der Deutung und Interpretation der Körpersprache gemacht wird, ist, dass einzelne Signale unabhängig von anderen Signalen interpretiert werden. Dadurch, dass die Signale nicht im Verbund mit anderen Signalen beobachtet und interpretiert werden, kann es schneller zu Fehlinterpretationen kommen. In der Körpersprache gibt es, wie in der gesprochenen Sprache, Wörter, Sätze und Satzzei-chen. In der gesprochenen Sprache ist man erst dann in der Lage, die Bedeutung des Sat-zes richtig zu verstehen, wenn man ein Wort in einem Satz, d.h. in Verbindung mit anderen Wörtern hört (Pease 2003). In der Körpersprache ist es ähnlich: Hier müssen mindestens zwei Kanäle (z. B. Mimik und Gestik) in dieselbe Richtung weisen, damit die Bedeutung ab-gesichert werden kann. Außerdem werden die Sätze der Körpersprache mit den verbalen Äußerungen verglichen. Für die Arbeit mit Menschen mit Demenz ergeben sich daraus fol-gende drei Grundsätze (Ulmer & Margraf 1999.: • Bei Menschen mit Demenz, die auf der verbalen und nonverbalen Signalebene senden,

lässt die Pflegeperson verbale und nonverbale Signale in ihre Interpretation mit einflie-ßen. Auf Grund der mangelnden Eindeutigkeit verbaler und nonverbaler Signale von Menschen mit Demenz reicht die verbale Ebene zur Bedeutungsabsicherung nicht aus. Hier muss also mindestens ein zusätzliches Signal aus der nonverbalen Signalebene hinzukommen.

• Bei Menschen mit Demenz, die ausschließlich auf der nonverbalen Signalebene senden,

ist es für die Absicherung der Interpretation entscheidend, dass die Pflegeperson mindes-tens einen zweiten Kanal dieser Signalebene (z. B. Mimik und Körperhaltung) beobachtet.

• Ist sich die Pflegeperson unsicher, ob ihre Deutung im Sinne des Menschen mit Demenz

ist, sollte sie körpersprachlich nachfragen. Dieses kann sie dadurch tun, dass sie etwas fragend nach- oder vormacht und die Antwort des Menschen mit Demenz abwartet. Da-durch ist es möglich, Erinnerungen über das Körpergedächtnis des Menschen mit De-menz zu bergen, diese werden mit dem Körper-Hilfs-Ich der Pflegeperson in Verbindung gebracht.

IV.2 Signale im Kontext deuten Nonverbale Signale sollten immer im Kontext der Situation, in der sie auftreten, gedeutet werden. Hierzu geben Pease (2004, S. 34) folgendes Beispiel: „Wenn jemand zum Beispiel an einem kalten Wintertag mit fest verschränkten Armen, übereinander geschlagenen Bei-nen und gesenktem Kinn an einer Bushaltestelle sitzt, ist er nicht in Abwehrstellung, sondern er friert. Wenn Ihnen dieser Mensch aber in der gleichen Haltung am Tisch gegenübersitzt,

© BMFSFJ V/65

Page 66: Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als ... · Lernsituation: Verhalten von Menschen mit Demenz als sinnhafte Lebensäußerung verstehen und eigenes Handeln re-flektieren

Wissenswertes Lerneinheit V: Interaktion gestalten

während Sie versuchen, ihm eine Idee, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu verkaufen, zeigt seine Haltung durchaus, dass er Ihr Angebot ablehnt.“

IV.3 Auf die Kongruenz zwischen verbalen und nonverbalen Signalen achten Wenn nonverbale und verbale Äußerungen bei Menschen mit Demenz nicht zusammenpas-sen (zeigt das nonverbale Zeichen in eine andere Richtung als das verbale Zeichen), also die Selbstsynchronisation nicht mehr stimmt, sieht die Pflegeperson die nonverbale Signal-ebene als die wesentliche an.

V. Erwiderungsbereitschaft Erwiderungsbereitschaft meint, dass die Person die geistigen und motorischen Fähigkeiten besitzt, eine Antwort zu formulieren. Für die Interaktion mit Menschen mit Demenz bedeutet dieses, dass die Pflegeperson während der gesamten Interaktion präsent und somit im „Hier und Jetzt“ ist. Sie ist bereit, ihr Interaktionsverhalten dem des Menschen mit Demenz anzu-passen.

© BMFSFJ V/66