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Leseprobe aus: ISBN: 978-3-498-02006-4 Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf www.rowohlt.de.

Leseprobe aus€¦ · MANUSMRITI – MANUS GESETZBUCH, Schriften des Hinduismus, ca. 1000 v. Chr. Der Diplomat hatte keine Ahnung, dass seine Karriere zu Ende war. Bevor er den Sicherheitsbereich

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Leseprobe aus:

ISBN: 978-3-498-02006-4Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf www.rowohlt.de.

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Ronan Farrow

Das Ende der DiplomatieWarum der Wandel der amerikanischen

Außenpolitik für die Welt so gefährlich istAus dem Englischen von

Helmut DierlammHeide Lutosch

Hans-Peter RemmlerGabriele Würdinger

Rowohlt

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Die amerikanische Originalausgabe erschien 2018 unter demTitel War on Peace. The End of Diplomacy and the Decline of

American Influence bei W. W. Norton & Company, Inc., New York.

1. Auflage September 2018Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2018by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Alle deutschen Rechte vorbehaltenWar on Peace. The End of Diplomacy and the Decline

of American Influence © 2018 by Ronan FarrowAll rights reserved including the rights of

reproduction in whole or in part in any formRedaktion Kristian Wachinger

Satz aus der MinionGesamtherstellung CPI books GmbH, Leck, Germany

ISBN 978 3 498 02006 4

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Inhalt

WidmungInhaltProlog Massaker im Mahogany RowTeil 1 Die letzten Diplomaten

1 Amerikanische Mythen2 Lady Taliban3 Dick4 Die Mangokiste5 Das andere Haqqani-Netzwerk6 Doppeltes Spiel7 Das Verbindungshaus8 Mission: Impossible9 Auf dünnem Eis10 Landwirt Holbrooke11 Weniger Worte, mehr Taten12 A-Rod13 Versprechen Sie mir, dass Sie den Krieg be-enden14 Der Karren fährt gegen die Wand15 Das Memo16 Das Richtige

Teil 2 Schieß zuerst, stell niemals Fragen17 Generallinien18 Dostum: sagt die Wahrheit und hält alle vomLügen ab19 White Beast20 Kurzfrühling21 Mitternacht auf der Ranch

Teil 3 Zeuge der Zerstörung22 Im Innern des Außenamts23 Spatzen und Kanonen24 Kernschmelze

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Epilog Das erste MittelDankRegister

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Für Mom

[...]

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PrologMassaker im Mahogany Row

Amman, Jordanien, 2017

[Der König] soll … einen Botschafter ernennen, der in al-len Wissenschaften ausgebildet, mit Andeutungen, Manie-ren und Mimik vertraut, ehrlich und intelligent ist … VomKriegsherrn hängt die Strafe ab, von der Strafe die Herr-schaft, … vom Botschafter aber Frieden und Krieg. Dennein Botschafter hält zusammen und trennt die Zusammen-haltenden; ein Botschafter vollzieht die Tat, durch welcheMenschen gespalten werden.1MANUSMRITI – MANUS GESETZBUCH, Schriften des Hinduismus,ca. 1000 v. Chr.

Der Diplomat hatte keine Ahnung, dass seine Karriere zuEnde war. Bevor er den Sicherheitsbereich der amerikani-schen Botschaft betrat, hatte er sein Handy in einem derFächer an der Außenwand abgelegt, ganz nach Vorschrift.Dreieinhalb Jahrzehnte hatte sich der Diplomat ans Proto-koll gehalten, Zeiten, in denen Mauern fielen und Imperienuntergingen, in denen die Welt kleiner wurde, Telexe sichin Telefonkonferenzen verwandelten und die weitschweifi-ge Sprache der Diplomatie auf das zwergenhafte, offiziöseGeplapper des E-Mail-Verkehrs schrumpfte. Er hatte eini-ge Anrufe verpasst, und die erste Mail, die kam, war kurzund knapp. Der Generaldirektor des Foreign Service hatteversucht, ihn zu erreichen. Sie müssten sofort miteinanderreden.

Der Diplomat hieß Thomas Countryman  – der Nameklingt wie erfunden, ist es aber nicht. Er saß an einem

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Schreibtisch, der nicht seiner war, in der politischen Ab-teilung im Herzen des flachen, ausgedehnten Botschafts-komplexes in Jordaniens Nobelviertel Abdoun. Das Ge-bäude selbst war die kundige Hommage eines amerika-nischen Bauunternehmers an den Nahen Osten: sandfar-bener Stein, mit einem roten, diamantförmigen Motiv anden bruchsicheren Fenstern – eben «ortsüblich, aber nichtübertrieben ortsüblich». Wie bei den meisten US-Botschaf-ten in diesem Teil der Welt drängte sich der Eindruck ei-ner Festung auf. «Wir hätten auch einen Graben gezogen,wenn es möglich gewesen wäre»,2 hatte mir ein dort statio-nierter Beamter des Foreign Service einmal zugeraunt, alsunser gepanzerter SUV die Barrieren aus Stahl und Betonpassierte, vorbei an gepanzerten Mannschaftswagen volleruniformierter Soldaten.

Es war der 25. Januar 2017. Countryman war Amerikashöchster Beamter im Bereich Rüstungskontrolle, auf einerMission also, bei der es wortwörtlich um Leben und Todging. Er war vom US-Außenministerium, dem State Depart-ment, mit der Arbeit rund um das fragile Atomabkommenmit dem Iran betraut worden, und mit der angemessenenReaktion auf die apokalyptischen Drohungen des Regimesin Nordkorea. Seine Reise in jenem Januar war eine aben-teuerliche Expedition: die letzte nach Jahrzehnten der Ver-handlungen über nukleare Abrüstung im Nahen Osten.3Weltweit waren atomwaffenfreie Zonen entstanden, in La-teinamerika und in Teilen von Afrika und Europa. Niemandglaubte, dass Israel plötzlich seine Atomwaffen aufgebenwürde. Aber kleine Schritte – etwa, die Staaten in der Re-gion dazu zu bringen, bereits unterschriebene Verträge zuratifizieren, in denen es um das Verbot von Atomwaffen-tests ging, wenn schon nicht der Waffen selbst – würdenvielleicht eines Tages möglich sein. Allerdings war auch das«ein reichlich weltfremdes Vorhaben, wo doch die Araberund die Israelis so völlig unterschiedliche Standpunkte ha-

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ben.»4 Tom Countryman hatte einigen Sinn für Untertrei-bung.

Die mit dieser Mission verbundene Arbeit war klassischeDiplomatie alter Schule, das heißt frustrierend und mit je-der Menge Jetlag verbunden. Jahre sorgsamster Überzeu-gungs- und Vermittlungsarbeit hatten die Staaten des Na-hen Ostens näher denn je dahin gebracht, wenigstens ei-ner gemeinsamen Konferenz zuzustimmen. Es gab Dialogin der Hoffnung auf weiteren Dialog, und darüber zu spot-ten ist einfacher, als es zu erreichen. An jenem Abend soll-ten Countryman und seine britischen und russischen Pen-dants mit Vertretern von Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabi-en und Kuwait zusammenkommen, um der Wichtigkeit derDiplomatie in Bezug auf die Nichtweitergabe von Atomwaf-fen Nachdruck zu verleihen. Tags darauf sollte er nach Romfliegen und dort seine Kollegen aus der ganzen Welt tref-fen. «Es war ein wichtiges Meeting», erzählte er mir spä-ter, «wenn nicht gar ein entscheidendes.»5 Er unterstrichdies mit einem kurzen, freudlosen Lachen – weniger Aus-druck seines Sinns für Humor als vielmehr eine Klage überdie skurrilen Seiten der Verbreitung nuklearen Materialsim Nahen Osten.

Countryman war tags zuvor in Amman gelandet und hat-te im InterContinental eingecheckt. Von dort ging er gera-dewegs zu einem Treffen mit dem Kollegen von der Arabi-schen Liga, bei Kaffee und Zigaretten. Countryman trankseinen Kaffee mazboot, Schwarz mit Zucker, wie es dortüblich ist. Dabei rauchte er Marlboro Lights, wann immermöglich. (Ein Leben, das vor allem aus Reisen und Verhand-lungen bestand, vertrug sich nicht ganz mit der Absicht,das Rauchen aufzugeben. «Ich versuch’s ja», sagte er spä-ter, bevor er wenig überzeugt einen Zug aus der E-Zigaret-te nahm.6)

Am nächsten Tag sollte es ein Abendessen mit britischenund russischen Beamten geben. Nicht alle Kollegen Coun-

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trymans konnten seine Fülle an Erfahrung und Beziehun-gen vorweisen. Die britische Kontaktperson hatte in denJahren davor mehrmals gewechselt. Sein Pendant aus Russ-land hatte einen Stellvertreter geschickt. Das würde die Sa-che nicht leichter machen. Bei diesen Drahtseilakten derÜberzeugungskunst zählte jedes Gramm an diplomatischerErfahrung im Raum doppelt und dreifach.

Diplomaten erfüllen viele wichtige Funktionen – Ameri-kaner im Ausland aus Krisen herausführen, die Wirtschaftvon Entwicklungsländern am Laufen halten, Verträge zwi-schen Regierungen ausarbeiten. Gerade Letzteres vermit-telt bisweilen das Gefühl, beim Thanksgiving Dinner aus-gerechnet mit der schwierigsten Verwandtschaft am Tischzu sitzen, nur dass das Dinner ein Leben lang anzudau-ern scheint und an den gefährlichsten Orten der Welt statt-findet. Überzeugungskraft ist die Waffe des Diplomaten,geschärft an Gesprächsfronten am Rande internationalerGipfeltreffen, in schummrigen Hotelbars oder inmitten vonBombenhagel in Kriegsgebieten.

Tom Countryman hatte, seit er 1982 in den Foreign Ser-vice gegangen war, alle diese Unwägbarkeiten des Diplo-matengewerbes überstanden. Er hatte im früheren Jugosla-wien gedient und in Kairo während des Irakkriegs 1990/91.Er hatte sowohl Afghanistan als auch die bürokratischeTretmühle der Vereinten Nationen unbeschadet überstan-den. Er hatte im Laufe seiner Karriere Serbisch und Kroa-tisch gelernt, dazu Arabisch, Italienisch und Griechisch. So-gar sein Englisch hatte inzwischen einen eigenartigen Ak-zent mit Einflüssen aus all diesen Ländern, oder vielleichtauch aus keinem davon. Tom Countryman hatte eine ruhige,monotone Stimme und eine seltsame Art, Vokale auszuspre-chen – er klang ein wenig wie ein Text-to-Speech-Programmoder ein Bond-Bösewicht. Ein Internet-Troll, der ihn als «ei-nen dieser gesichtslosen Bürokraten im State Department»heruntermachte, bezeichnete das als «einen merkwürdigen

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Bürokratenakzent, den man sich wohl einfängt, wenn manes im gesamten Arbeitsleben nie mit richtigen Menschen zutun bekommt»7. Darin steckt eine weitere Facette des Di-plomatendaseins: Sie arbeiten an Orten, an denen das Mi-litär operiert, aber wenn sie wieder nach Hause kommen,warten bestimmt keine Konfettiparaden auf sie.

Dieser Troll jedoch lag ordentlich daneben: Tom Coun-tryman war alles andere als gesichtslos. Er hatte sogar einGesicht, das man auch in einer Menschenmenge leicht wie-dererkennen würde. Ein zierlicher Mann mit einem bohren-den, suchenden Blick, dessen angegrauter Vokuhila meistkeck über den Kragen seines makellosen Anzugs ragte. Daswar die perfekte Diplomatenfrisur: Friede an der Front,Krieg im Hinterland. («Unmögliche Mähne», echauffiertesich ein konservativer Nachrichtenkanal. «Partykönig».8)Er hatte den Ruf, bei öffentlichen Auftritten und Senats-anhörungen mit offenen und unbürokratischen Antwortenzu überzeugen. Aber er blieb dabei dem State Departmenttreu ergeben – und seiner Überzeugung, dass seine Arbeitdem Schutz der Vereinigten Staaten diente. Eine Roman-oder Filmfigur ausgerechnet «Countryman» zu nennen wä-re ein Ding der Unmöglichkeit.

In der Neonbeleuchtung der politischen Abteilung in Jorda-nien blickte Countryman einen Moment lang auf die E-Mailund mailte dann seine Bürodurchwahl zurück. Der Rückrufvon Botschafter Arnold Chacon, dem Generaldirektor desForeign Service, ließ nicht lange auf sich warten.

«Das sind keine erfreulichen Nachrichten», begann Cha-con, soweit sich Countryman an das Gespräch erinnerte.9Das Weiße Haus, so Chacon, hatte soeben CountrymansRücktritt akzeptiert, er werde zum Ende der laufenden Wo-che wirksam. Chacon tat die Sache leid. «Ich hatte nichterwartet, dass es dabei um mich geht», erinnert sich Coun-tryman zwischen zwei Zügen an der E-Zigarette. «Ich hatte

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nicht die leiseste Ahnung.»10 Aber nun stand er da, ein paarStunden vor einem entscheidenden Treffen mit Vertreternfremder Regierungen, und bekam den Stuhl vor die Tür ge-setzt.

Bei einem Führungswechsel in Washington ist es Usus,dass die vom Senat bestätigten Beamten in einer kurzenMitteilung, nicht länger als ein oder zwei Sätze, ihr Ab-schiedsgesuch einreichen. Eine reine Formalität, Traditioneben. Es wird eigentlich immer davon ausgegangen, dassparteilose Beamte wie Tom Countryman ihre Stelle behal-ten. Das hat ganz praktische Gründe. Laufbahnbeamte imForeign Service sind das Fundament der US-Regierung imAusland – eine unvollkommene Konstruktion, die aber zu-mindest die Inkompetenz und Korruption eines Systems derÄmterpatronage ablösen sollte. Nur Beamte verfügen überdie jahrzehntelange institutionelle Erfahrung und das Wis-sen, das es braucht, um den Betrieb der nationalen Behör-den aufrechtzuerhalten. Zwar wird bei jedem Regierungs-wechsel kritisiert, mit welcher Selbstverständlichkeit diese«Lebenslänglichen» ihren Freibrief nutzen, aber nieman-dem wäre ein Fall erinnerlich, in dem eine Regierung dieseBeamten in nennenswerter Zahl entlassen hätte.

Technisch betrachtet hat der Präsident nicht die Macht,Beamte des Foreign Service zu feuern – er kann sie lediglichvon ihren Posten abberufen. Aber es gibt auch die unge-schriebene Regel «Aufstieg oder Ausstieg»: Wenn du inner-halb einer bestimmten Zeit auf einem höheren Posten – undauf diesem Niveau war Countryman – noch nicht vom Prä-sidenten woandershin berufen bist, musst du deinen Rück-tritt einreichen. Aus diesem Job auszuscheiden war das En-de seiner Karriere; es ging nur noch darum, wie lange erdie Sache hinauszögern wollte. Er entschied sich für einrasches Ende. Es war Mittwoch. Mit Wirksamwerden desRücktritts am Freitag würde er gehen.

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Man entschied, dass er das Treffen mit den Arabern andiesem Abend noch mitnehmen sollte.

«Was wird aus dem Meeting in Rom?», fragte Country-man.11 Das war eine der seltenen Gelegenheiten für dieUSA, ihre Agenda der Nichtverbreitung von Atomwaffenvoranzubringen. «Es ist wichtig.» Chacon sah das ähnlich,aber die achtundvierzig Stunden, die Countryman blieben,würden dafür nicht reichen. Ein niedrigerer Beamter würdefür ihn einspringen müssen. «Okay, danke für die Informati-on», sagte Countryman schlicht. «Ich mache mich dann aufden Heimweg.» Für einen Vokuhila-Träger ging Tom Coun-tryman die Dinge sehr unspektakulär an.

Andere nahmen die Sache weniger gelassen. Seine FrauDubravka hatte ihn während seiner ersten Mission im ehe-maligen Jugoslawien kennengelernt, und die beiden ver-band eine fünfunddreißig Jahre währende Liebe im Dienstdes Foreign Service. Sie war ausgebildete Lehrerin und ei-ne talentierte Malerin, aber sie stellte ihre Ambitionen zu-rück, um mit ihm alle paar Jahre zu einem neuen Ziel inder Welt aufzubrechen. Dabei trug sie als Dolmetscherinzum Einkommen bei und kümmerte sich um die Erziehungihrer beiden Söhne. Ihr Vater war Diplomat gewesen, des-halb wusste sie um die Entsagungen, die der Job mit sichbrachte – aber sie erwartete auch den allgemein üblichenRespekt gegenüber hochrangigen Diplomaten, in ihrer Hei-mat Jugoslawien ebenso wie in den USA. Dies hier war et-was anderes. «Es ist nicht fair», sagte sie, als Countrymansie anrief, wenige Minuten nachdem er die Nachricht er-halten hatte, «und es ist auch nicht fair mir gegenüber.»12

Sie war schockiert. Der niedrigere Beamte, der ihn inRom zu ersetzen hatte –  entsendet, um sich durch einesder heikelsten multilateralen Probleme der Weltpolitik auseiner Position dürftiger Autorität hindurchzunavigieren – ,war schockiert. Die Italiener waren schockiert. Die Araberan jenem Abend waren schockiert. Countryman wartete bis

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zum Ende der Besprechung, nachdem die Araber ihre Kla-gen (und die Araber hatten immer eine Menge Klagen) los-geworden waren, die sie angesprochen wissen wollten, be-vor sie sich mit den Israelis an den Verhandlungstisch setz-ten. Dann sagte er ihnen, er werde die Ergebnisse ihresGesprächs an seinen Nachfolger weiterleiten, da dies hiersein letzter Auftritt als amerikanischer Diplomat war. Einernach dem anderen schüttelte seine Hand, einer nach demanderen äußerte Worte des Respekts – für ihn und auch füreine gemeinsame Tradition, die, wie es schien, urplötzlichvor einer höchst ungewissen Zukunft stand.

Die Regierung Trump war gerade einmal fünf Tage alt, undunter Amerikas Diplomaten machten sich Gerüchte und Pa-ranoia breit. Im Wahlkampf hatte Trump bezüglich seinergenaueren Vorstellungen von Diplomatie wenig zu bietengehabt. «America First» lautete das Mantra seiner Wahl-kampagne. Er wollte «Schluss damit machen, Hilfen in Län-der zu schicken, die uns hassen», wenngleich zu der Zeitunklar war, ob er von Entwicklungshilfe, militärischem Bei-stand oder beidem redete. («Niemand bekommt das besserhin als ich», ergänzte er, um die Sache zu präzisieren.13)

Tom Countryman war einer von vielen hohen Beamten,die aus ihren ersten Meetings mit Trumps Übergangsteamalarmiert herauskamen. «Der Übergang war ein Witz», er-innerte er sich. «Bei jedem anderen Regierungswechselgab es Leute, die sich mit auswärtigen Angelegenheitenauskannten, es gab Leute mit Regierungserfahrung, und esgab ein systematisches Vorgehen, Informationen zu sam-meln und dem neuen Team zur Verfügung zu stellen. In die-sem Fall gab es nichts dergleichen.»14 Er präsentierte demÜbergangsteam detaillierte Briefing-Unterlagen zu Fragender Nichtverbreitung von Atomwaffen, gestempelt als «ver-traulich, aber nicht geheim», da nur wenige Mitglieder desTeams eine Sicherheitsfreigabe hatten. Aber sie zeigten

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wenig Interesse an Atomwaffen. Was sie dagegen zeigten,war «ein tiefes Misstrauen gegenüber professionellen Be-amten», sagte Countryman.15 Sie waren nicht gekommen,um etwas zu erfahren, wie er ernüchtert erkennen musste.Sie waren gekommen, um Etatkürzungen durchzudrücken.

Dann ging es mit den Entlassungen los. Üblicherwei-se bleiben auch politisch ernannte Botschafter in wichti-gen Ländern, vor allem solche, die nicht übermäßig im Rufder Parteizugehörigkeit stehen, auf ihrem Posten, bis einNachfolger bestätigt ist, mitunter mehrere Monate lang.Die Trump-Regierung brach mit dieser Tradition: Kurz nachder Amtsübernahme wies sie sämtliche politisch ernanntenBotschafter an, sofort zu gehen, schneller als üblich. Packteure Sachen und macht euch vom Acker!

Hinterher forderte das Übergangsteam bei der Verwal-tung des State Department eine Liste aller Beamten imMinisterium an, die keine Diplomatenkarriere anstrebten.Countryman beschlich die Befürchtung, als Nächstes könn-ten Dienstleister auf der Abschussliste stehen, die die Re-gierung gezielt als Fachleute für ganz bestimmte Themen-bereiche in Amerikas Diplomatie geholt hatte. Das Ministe-rium war voll mit solchen Leuten. Sie spielten eine entschei-dende Rolle in Ämtern, die die sensibelsten Bereiche ame-rikanischer Außenpolitik unter sich hatten, einschließlichdes Bereichs, in dem Tom Countryman tätig war. «Dies wa-ren die absolut besten Leute, die man zu Themen wie Koreaund Pakistan kriegen konnte», erinnerte er sich. «Und ge-rade im Rüstungskontrollbereich gab es mehrere, die wirk-lich nicht leicht zu ersetzen waren.»16 Sie wurden «drin-gend gebraucht». Die USA konnten es sich einfach nichtleisten, sie zu verlieren. Aber «die Sorge, sie würden jedenrausschmeißen, den sie rausschmeißen könnten, war mitHänden zu greifen.»17 Und so hatte er die Wochen bis zujenem Tag in Jordanien damit zugebracht, still und leise dieVerwaltung des State Department zu bearbeiten. Er half ih-

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nen, Argumente gegen das aufzubauen, was sich nach sei-ner Befürchtung zu einer ganzen Entlassungswelle von Ex-perten des Ministeriums auswachsen könnte.

Eigentlich hatte er gedacht, genau darum würde es indem Anruf gehen. Das Undenkbare, Ahistorische, schein-bar Sinnlose war, dass es in Wirklichkeit um Beamte wieihn ging. Countryman beharrte darauf, das Ganze sei fürihn persönlich kein großes Drama gewesen. Er war schonziemlich lange im Geschäft gewesen, hatte seine Pensionsicher. Aber es war ein besorgniserregender Affront ge-genüber der institutionellen Kultur. Tom Countryman hatteeinen untadeligen Dienstnachweis unter republikanischenwie demokratischen Regierungen. Es hatte ein paar ange-spannte Momente in Senatsanhörungen gegeben, aber siehaben ihm mehr Respekt als Ärger eingetragen. Es gab Se-natoren, die «hinterher auf mich zukamen und meinten, ih-nen gefalle meine Art, nicht um den heißen Brei herumzu-reden», erinnerte er sich. Vielleicht, spekulierte er, woll-te die Regierung die Botschaft aussenden, die USA seiennicht mehr an Rüstungskontrolle interessiert. Oder viel-leicht sind sie auch in seinen privaten Facebook-Accounteingedrungen, wo er während des Wahlkampfs im engstenFreundeskreis Kritik an Trump zum Ausdruck gebracht hat-te. «Ich weiß bis heute nicht, warum ausgerechnet ich her-ausgegriffen wurde.»18

Tatsächlich war Tom Countryman keineswegs gezielt her-ausgegriffen worden. Das Weiße Haus, so erzählte ihm Cha-con, enthob an jenem Tag gleich sechs Karrierediploma-ten ihrer Posten. Manche dieser Abberufungen waren ehernachvollziehbar als die von Countryman. Patrick Kennedy,der Abteilungsleiter für Verwaltung im Außenministerium,der seinem Land mehr als vierzig Jahre lang in jedem Win-kel der Welt gedient hatte, war mit den E-Mail-Accountsund der diplomatischen Sicherheit des Außenministers be-

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fasst, und er hatte das Jahr davor in der Flut der Wahl-kampfberichte über Hillary Clintons E-Mail-Server und dieKontroverse um Bengasi zugebracht. David Malcolm Robin-son war Leiter des Büros für Konfliktbewältigung und Sta-bilisierung gewesen, eine Stelle mit einem nicht klar ab-gegrenzten Aufgabenbereich, der für konservative Kritikerauf jenes schlimmste aller Unwörter in Washington hinaus-lief: nation building. Aber drei andere –  Staatssekretäre,die unter Kennedy gearbeitet und, soweit bekannt, abso-lut nichts mit Bengasi zu tun gehabt hatten – waren eben-falls gefeuert worden. «Das war schlicht kleinkariert», sag-te Countryman. «Rachsüchtig».19

Und es war erst der Anfang. Ein paar Wochen später, amValentinstag, klingelte Erin Clancys Telefon – ihr privatesHandy, das sie in einem abgewetzten blauen Holzkästchenaufbewahrte. Sie war gerade auf dem John Wayne Airportin Orange County gelandet, stand in Jeans und T-Shirt in derkalifornischen Februarsonne und wartete auf ihren Mietwa-gen. «Bleiben sie dran», sagte der Disponent.20 «Wir habeneine dringende Teambesprechung.» Das Team war dasje-nige des Vizeaußenministers, dem auch Clancy unterstelltwar, eine Beamtin des Foreign Service. Sie saß in unmit-telbarer Nähe des Außenministers in der sechsten Etage:Durch die Sicherheitstür, hinter der die schlaffen Decken-abhängungen und die Linoleumböden endeten und die opu-lenten, holzgetäfelten Empfangsräume begannen, im legen-dären Korridor der Macht, bekannt als Mahogany Row. Jobsin diesem Mahagonitrakt waren Eliteposten, die die Bestendes Foreign Service innehatten – die Ferraris unter den Be-diensteten im State Department, wenn man so will, nur vielverlässlicher.21

Clancy blieb in der Leitung. Ihr Partner, ein Ehemaligeraus dem State Department, sah sie forschend an. Erin zuck-te die Achseln: Keine Ahnung, worum es geht. Die gefeu-erten Beamten hatten bis dahin immerhin vom Senat be-

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stätigte Aufgabenbereiche gehabt. Ihr Team bestand aus-schließlich aus Beamten auf Arbeitsebene, und zwar denbesten und am besten geschützten unter diesen. Sie hattengeglaubt, ihnen könnte nichts passieren.

Während der Wochen, in denen Tom Countryman unddie anderen leitenden Beamten ihre Schreibtische räum-ten, vernahm man aus dem Ministerium kein Sterbenswört-chen. Sonst pflegte nach diesem Zeitraum in den meistenRegierungen das Büro des Stellvertretenden Ministers em-sige Betriebsamkeit auszustrahlen, um dem neuen Außen-minister einen nahtlosen Einstieg zu ermöglichen. In die-sem Fall musste die neue Regierung erst einmal einen Vi-zeaußenminister nominieren – und das sollte noch mona-telang so bleiben. In der Amtszeit des letzten Stellvertre-ters, Tony Blinken, waren Clancy und der Rest ihres Teamsmorgens um sieben angetreten und hatten täglich zwölfbis vierzehn Stunden gearbeitet. Jetzt saßen sie herum undhatten kaum etwas zu tun, machten jeden Tag um neun ei-ne ausgedehnte Kaffeepause und warteten auf Anweisun-gen, die nie kamen. «Niemand wollte etwas von uns, wirwaren vollkommen abgeschnitten, wurden nicht zu Bespre-chungen gerufen, mussten um jedes einzelne Meeting imWeißen Haus regelrecht kämpfen», erinnerte sie sich. «Inunseren Morgenmeetings hieß es immer, ‹und, habt ihrauch schon dieses Gerücht mitbekommen?›22 Mit schlüssi-ger US-Außenpolitik hatte das alles nicht das Geringste zutun.» Am Ende sagte ihnen der amtierende stellvertretendeMinister, Tom Shannon, sie könnten eigentlich auch freima-chen. Also hatte Clancy an jenem Morgen einen Flug vonWashington genommen, um ihre Mutter zu besuchen.

Als dann Yuri Kim, Stabschefin des stellvertretenden Mi-nisters und Kollegin aus dem Foreign Service, ans Telefonkam, klang sie sehr förmlich. «Sehr schön», begann sie ineinem Ton, der andeutete, dass das, was sie zu sagen hatte,alles andere als schön werden würde. «Ich danke Ihnen al-

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len, dass Sie sich die Zeit nehmen. Wir haben soeben erfah-ren, dass wir alle aufgefordert werden, uns nach einer neu-en Tätigkeit umzusehen.»23 Der komplette Stab des Stell-vertretenden Ministers war versammelt: fünf Leute im Be-sprechungsraum des Mahagonitrakts, zwei am Telefon. Alleredeten gleichzeitig. «Wie bitte?», fragten sie. «Wieso?» Siesollten zu ihrer Gewerkschaft gehen, schlug einer vor. Mansollte an die Presse gehen, meinte ein anderer. «Ihre Pos-ten sind gekündigt», wurde ihnen gesagt, wie sich Clancyerinnert. «Wer weiß, ob es einen neuen Job überhaupt gibt –vielleicht, vielleicht auch nicht. Es ist das totale Chaos. Undes kommt aus heiterem Himmel. Es gibt keinen Grund.»24

Kim, normalerweise eine leidenschaftliche Fürspreche-rin ihres Teams, wurde geschäftsmäßig. Sie hatten acht-undvierzig Stunden. Am nächsten Tag sei ein Treffen in derPersonalabteilung anberaumt, um die nächsten Schritte zubesprechen. Die wenige verbleibende Zeit sollten sie nut-zen, um Vorbereitungen zu treffen.

Nach dem Telefonat sagte Clancy völlig perplex zu ihremPartner: «Wir werden alle gefeuert.»25

Wie viele andere junge Diplomaten war Erin Clancy nachdem 11. September 2001 in den Foreign Service eingetre-ten. Sie wollte die Welt sicherer machen. Sie zog für sechsJahre in den Nahen Osten. Sie war in Damaskus gewesen,als die US-Botschaft dort von Demonstranten gestürmt wur-de. Sie entkam mit knapper Not einem Entführungsver-such. Sie arbeitete endlose Stunden bei schlechter Bezah-lung. Wie bei Countryman konnten die Beamten des For-eign Service in ihrem Team nicht endgültig entlassen wer-den. Sie konnten aber von ihren Aufgaben entbunden wer-den. Das war nicht bloß ein Karriereknick. Für viele bedeu-tete es den Unterschied zwischen «über die Runden kom-men» oder eben nicht. Beamte des Foreign Service bekom-men ihre Überstunden nicht bezahlt. Stattdessen gibt es beiEinsätzen mit extremen Arbeitszeiten einen Verdienstaus-

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gleich, einen Bonus von 18 Prozent für das Team des Stell-vertretenden Ministers. Niemand entscheidet sich für die-se Karriere, um reich zu werden. Einschließlich dieser Aus-gleichszahlungen kam Clancy auf 91 000 Dollar. Aber siebemühten sich um diese Jobs, weil sie ein Jahreseinkommengarantierten. Viele hatten ihr Familienleben darauf aufge-baut. Die Abberufungen fühlten sich willkürlich an, ohneRespekt vor ihrem Dienst.

In den Büros auf der anderen Seite der sechsten Etageim State Department fanden an jenem Tag genau gleicheKrisensitzungen statt. Der Referent für das Verwaltungs-personal erfuhr, dass sein kürzlich ausgeschiedener Bossnicht ersetzt werden würde. Auch sie würden entlassenwerden. Dasselbe galt für das Büro des Beraters im Außen-ministerium – manche Minister behielten ihren Posten bei,andere verzichteten darauf. Laut mehrerer Mitarbeiter, diean dem Tag dabei waren, nahm Margaret Peterlin, Stabs-chefin des künftigen Außenministers Rex Tillerson, an je-nem Valentinstag im Büro von Beraterin Kristie Kenney fürihr erstes Gespräch unter vier Augen Platz. Peterlins ers-te Frage an Kenney, eine altgediente Botschafterin und ei-ne der hochrangigsten Frauen im Foreign Service, lautete:Wie schnell könnte sie gehen?

Nach einigen Bierdeckel-Berechnungen von Insidernwaren an diesem Tag die Jobs von über der Hälfte des Be-amtenpersonals im Mahagony Row bedroht. Kurz vor Tor-schluss bekamen Erin Clancy und das Team des Stellvertre-ters eine Atempause: Der amtierende Stellvertretende Mi-nister Tom Shannon sprach ein Machtwort – wenigstens ei-ne Galgenfrist bis zum nächsten Tag würde es geben. Aberdie anderen Teams mussten sehen, wo sie blieben.

Als ich mich mit Clancy traf, trug sie wieder T-Shirt undJeans und saß in der Sonne, vor einem Café in Los Angeles.Sie war nicht entlassen, aber sie war wieder zu Hause, woll-te sich neu aufstellen, über die nächsten Schritte nachden-

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ken. Vielleicht sollte sie für ein Amt kandidieren, überlegtesie – vielleicht hätte sie damit derzeit eine bessere Chan-ce. Letztendlich entschied sie sich, zu bleiben, und ging aufeinen Posten in der Vertretung der USA bei den VereintenNationen. Wie viele andere, die beim State Department be-schäftigt waren, würde sie nicht aufgeben. Aber ihr Ver-trauen in ihren Beruf hatte gelitten. «Die Kultur des StateDepartment ist dermaßen zerrüttet», bemerkte sie. Überein Dutzend Karrierediplomaten sagten mir, sie würden dasMinisterium als Institution gar nicht mehr wiedererkennen,und ihre Expertise gelte nichts mehr. Erin Clancy blinzeltein die Nachmittagssonne und überlegte. «Man betrachtetuns wirklich als Außenseiter», sagte sie.26

Mitglieder von Rex Tillersons Team behaupteten hart-näckig, sie hätten von den ganzen Entlassungen nichts ge-wusst, die in einigen Fällen stattfanden, nachdem TrumpsÜbergangsteam die Zusammenarbeit mit dem Außenminis-terium aufgenommen hatte, aber noch vor der offiziellenErnennung Tillersons. (Nach Tillersons Bestätigung im Amtgab es weitere Entlassungen oder versuchte Entlassungen,wie diejenige von Clancy.) Als ich Tillerson in den erstenTagen des Jahres 2018 über Countryman und die Welleerzwungener Rücktritte befragte, starrte mich der Außen-minister unverwandt an und sagte schließlich: «Ich kennemich da nicht aus.»27 Etwas über einen Monat später warauch Tillerson weg vom Fenster: ein weiteres Opfer eineslaunischen Präsidenten und eines ins Chaos gestürzten Au-ßenministeriums.

In mancherlei Weise hatte sich die Welt verändert und pro-fessionelle Diplomaten wie Countryman und Clancy ein-fach hinter sich gelassen. Eine Welle des Populismus, derseit Amerikas ersten Tagen dem Internationalismus feind-lich gegenüberstand und ihn schlechtredete, war in derganzen westlichen Welt auf dem Vormarsch. Das außen-

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politische Establishment, einst Mitbegründer der diploma-tischen Grundpfeiler der Nachkriegszeit, von der NATObis zur Weltbank, hatte sich längst in ein Haifischbeckenhinterhältiger Vetternwirtschaft verwandelt. Die moderneTechnik hatte der Arbeit des Diplomaten viel von ihrerBedeutung und Unverwechselbarkeit genommen. Für dieKernfunktion der Übermittlung offizieller Mitteilungen anfremde Länder waren E-Mails effizienter als jeder Botschaf-ter. Macht und Ansehen des Foreign Service waren im Nie-dergang.

Die Skepsis, die der amerikanischen Diplomatie entge-genschlug, war teilweise gerechtfertigt. Das State Depart-ment war oft langsam, behäbig, von Mehltau überzogen.Seine Strukturen und seine Ausbildung waren veraltet an-gesichts der modernen Herausforderungen für AmerikasEinfluss, vom Cyberterrorismus bis zum radikalen Islamis-mus. Im Weißen Haus wurden oft genug die Augen ver-dreht, wenn «Einwände des Außenministeriums» zur Spra-che kamen. Aber für eine komplexe Gruppe neuer Heraus-forderungen – kulturelle Barrieren in einer belasteten Be-ziehung mit China zu durchdringen; Nordkorea von seinenDrohungen mit Atomkrieg abzubringen; das Hegemonial-streben eines modernen Iran einzudämmen – bleiben spe-zialisierte Experten, bewandert in der Kunst hartnäckigerVerhandlungsführung, unverzichtbar. Neue Techniken undmilitärische Aufrüstung sind kein Ersatz. Die Diplomatieangesichts solcher Krisen beiseitezudrängen, ist keine un-vermeidliche Entwicklung infolge des globalen Wandels: Esist vielmehr eine Option, für die sich US-Regierungen wie-der und wieder entschieden haben, demokratische wie re-publikanische.

«Beispiellos»,28 grollte die Zeitschrift Foreign Policy undmit ihr eine ganze Reihe weiterer Veröffentlichungen überdas, was als «Anschlag» und «Krieg» der Trump-Regie-rung gegen das State Department beschrieben wurde. Aber

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so schockierend diese Entwicklungen auch waren, sie bei-spiellos zu nennen geht an der Sache schlicht vorbei. DieTrump-Regierung trieb allenfalls einen Trend zu neuen Ex-tremen, der in Wirklichkeit schon seit dem 11. September2001 Fahrt aufgenommen hatte. Von Mogadischu über Da-maskus bis nach Islamabad verabschiedeten sich die USAaus dem zivilen Dialog, ersetzten die Werkzeuge der Di-plomatie durch direkte, taktische Deals zwischen US-ame-rikanischem Militär und den ausländischen Streitkräften.An der Heimatfront füllte sich das Weiße Haus mit Genera-len. Die letzten Diplomaten, Bewahrer einer schwindendenDisziplin, die Amerikanern das Leben rettete und Struktu-ren schuf, die zu einer stabileren Welt führten, schafften esoft genug gar nicht erst in den Besprechungsraum. Über-all auf der Welt zogen zunehmend uniformierte Offizieredie Verhandlungen an sich, den wirtschaftlichen Wieder-aufbau und die Entwicklung der Infrastruktur, für die einsteine Riege geschulter Spezialisten bereitstand. Im Ergeb-nis bildet heute eine andere Art von Beziehungen die Ba-sis amerikanischer Außenpolitik. Wo Zivilisten nicht mehrdie Macht und das Mandat zum Verhandeln haben, werdenAbmachungen von Militär zu Militär weiterblühen. Amerikabringt ganz andere Leute an den Verhandlungstisch, undzusätzlich nimmt es auch Einfluss darauf, wer auf der ande-ren Seite am Tisch sitzt. Außenministerien gibt es noch im-mer. Aber ausländische Militärs und Milizen sitzen oft aufden besseren Plätzen.

Diese Beziehungen sind nicht neu, und sie sind auchnicht unbedingt etwas Negatives. «Amerikas militärischeStärke, klug und mit strategischer Präzision eingesetzt, istein wichtiges Mittel der Diplomatie», sagte James Baker,Außenminister unter George Bush, und verkörperte damiteher die Perspektive der Falken in der Außenpolitik. «Ichhabe schon immer gesagt, dass Diplomatie am besten funk-tioniert, wenn eine gepanzerte Faust dahintersteht.»29 Es

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ist alles eine Frage der Ausgewogenheit. In vielen der En-gagements Amerikas in aller Welt haben diese militärischenAllianzen inzwischen der Art ziviler Diplomatie, die einstein Gegengewicht darstellte, den Garaus gemacht – mit de-saströsen Folgen.

Diese Entwicklung sehen wir schon seit 2001, aber ihreUrsachen reichen noch weiter zurück. Zu der Zeit, als Ter-roristen die Twin Towers zum Einsturz brachten, war dieBühne für diese Krise der modernen Diplomatie schon seitmindestens einem Jahrzehnt bereitet. Bill Clintons Wahl-kampagne baute auf dem Versprechen von Reinvestition inden heimischen Markt auf – oder wie es Clintons StrategeJames Carville in einem Statement formulierte, das zum un-auslöschlichen Markenzeichen der Kampagne werden soll-te: It’s the economy, stupid! Und es dauerte nicht lange, bises daran ging, Amerikas zivile Präsenz in der Welt massivzurückzufahren. Als die Republikaner 1994 die Mehrheitim Kongress erlangten und Jesse Helms – der mit den Hän-gebacken, dem Rassismus und dem isolationistischen Fu-ror – den Vorsitz des Senatskomitees für Auswärtige Bezie-hungen übernahm, beschleunigte sich der Sturzflug.30 Clin-tons erster Außenminister, der verstorbene Warren Chris-topher, vertrat das, was er als «harten Haushalt für harteZeiten» bezeichnete. Christophers Nachfolgerin, Madelei-ne Albright, verteidigte Clintons persönliche Verpflichtungauf internationales Engagement, räumte aber ein, dass esim Nachgang des Kalten Krieges «einfach das Gefühl gab,dass wir uns mehr um die Angelegenheiten im eigenen Landkümmern sollten.»

Im Laufe der 1990er Jahre fiel das Budget der USA für in-ternationale Angelegenheiten um 30 Prozent, das ist ziem-lich genau das, was die Trump-Regierung viele Jahre spä-ter fordern sollte.31 Und dann geschah Folgendes:32 DasState Department zog den Stecker von 26 Konsulaten und50 weiteren Außenstellen der United States Agency for In-

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ternational Development (USAID). Das Timing hätte kaumschlimmer sein können. Mit dem Zerfall der Sowjetunionund Jugoslawiens benötigten die USA jede Menge neuer Au-ßenposten, um die Region zu stabilisieren und in GegendenFuß zu fassen, in denen durch die Auflösung der Sowjetuni-on ein Vakuum entstanden war. Zwar schuf man tatsäch-lich einige dieser Außenposten, trotzdem unterhielten dieUSA Mitte der 1990er Jahre weniger Botschaften und Kon-sulate als selbst auf dem Tiefpunkt des Kalten Krieges.33

Und auch die verbliebenen Posten bekamen den Wechselzu spüren  – Christopher erzählte vor einem Komitee desKongresses kleinlaut, in der Botschaft in Beijing rieche esnach Klärgas, und in Sarajevo mussten sich Diplomaten, dieverzweifelt auf Nachrichten aus dem Rest der Welt warte-ten, ihre Satellitenschüssel selbst zusammenbasteln – auseinem Gartengrill.34

1999 wurden die Behörde für Rüstungskontrolle und Ab-rüstung (Arms Control and Disarmament Agency) und derInformationsdienst der Vereinigten Staaten (United Sta-tes Information Agency) dichtgemacht und ihre jeweiligenAufgabenbereiche einem schrumpfenden und überlastetenState Department übertragen. Der Kalte Krieg war vor-bei, das war die Logik dahinter. Wann sollten sich die USAjemals wieder wegen aufkommender Atommächte sorgen,oder wegen des Informationskrieges gegen die hinterhäl-tige Propagandamaschinerie eines ideologischen Feindes?Zwei Jahrzehnte danach zählen Irans und Nordkoreas nu-kleare Bestrebungen und die weltweite Rekrutierung durchden Islamischen Staat zu den drängendsten internationa-len Herausforderungen der USA. Damals aber wurden diespezialisierten, geschulten Kräfte, die mit diesen Aufgabenbetraut waren, einfach abgeschafft.35 Thomas Friedmanwar mit einer vielsagenden Metapher eilends zur Stelle, alser beklagte, die Vereinigten Staaten würden «der Vergan-genheit und der Zukunft der US-Außenpolitik gleichzeitig

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den Rücken zuwenden, alles nur der Gegenwart halber.»36

(Da war zweifellos etwas dran, auch wenn man sich fragenkonnte, wohin der Rücken der Nation denn nun eigentlichzeigte. Vielleicht drehten wir uns ja im Kreis? Gut, sagenwir, wir drehten uns im Kreis.)

Und so kam es, dass die Personaldecke des Außenmi-nisteriums am 11. September 2001 um 20 Prozent zu kurzwar, und das noch verbliebene Personal war unzureichendausgebildet und ausgestattet.37 Die Vereinigten Staatenbrauchten mehr als je zuvor die Diplomatie und konnten sienirgendwo finden.

Die Bush-Regierung bemühte sich hektisch um neue Inves-titionen. «Wir haben das Ministerium ausgestattet wie niezuvor», erinnerte sich der damalige Außenminister ColinPowell.38 Aber dieses Wachstum entstammte einer neuen,militarisierten Form der Außenpolitik. Die Finanzierung,die es bis ins Ministerium schaffte, kam verstärkt aus soge-nannten «Overseas Contingency Operations» – diese warenspeziell für den globalen Krieg gegen den Terror reserviert.Förderung der Demokratie, Absichern wirtschaftlicher Ent-wicklung, Hilfe für Migranten – alle diese Missionen wur-den unter dem Mantel der Terrorismusbekämpfung ganzneu verpackt. «Weiche» Kategorien des Ministeriumsbud-gets – mithin alles, was nicht unmittelbar mit den Zielen desAnti-Terror-Kampfs zu tun hatte – wurden gekappt, in vie-len Fällen sogar auf Dauer.39 Die Verteidigungsausgabenexplodierten hingegen in historisch rekordverdächtige Di-mensionen und lagen meilenweit über dem bescheidenenWachstum des Außenministeriums. «Das State Departmenthat seit 2001 sehr viele Zuständigkeiten an das Verteidi-gungsministerium abgegeben,» sinnierte Albright.40

Diplomaten rutschten an die Peripherie des politischenProzesses. Vor allem in den ersten Tagen des Irakkriegskonzentrierte Bush die Macht im Weißen Haus – genauer:

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unter Vizepräsident Dick Cheney. Cheney baute eine en-ge Beziehung zu Verteidigungsminister Donald Rumsfeldauf, hatte aber wenig Zeit für Powell übrig. «Der Vize hat-te eine absolut eindeutige Haltung und kommunizierte die-se direkt an den Präsidenten», erinnerte sich Powell.41 DasWeiße Haus unter Bush hatte «in dieser Phase zwei Natio-nale Sicherheitsräte. Einer stand unter Führung von Con-di [Rice, die damalige Nationale Sicherheitsberaterin], derandere unter Führung des Vizepräsidenten. Alles, was denoffiziellen Sicherheitsrat durchlaufen hatte und zum Präsi-denten weitergeleitet werden sollte, lief zuerst über den Si-cherheitsrat Cheneys, und ich hatte mitunter das Problem,dass … Zugang in der Politik alles bedeutet, und Cheneywar einfach immer da.» Das war eine Herausforderung, vorder auch frühere Außenminister immer wieder standen, je-denfalls bis zu einem gewissen Grad. «Da gibt es die psy-chologisch interessante Tatsache, dass das Büro des Au-ßenministers zehn Autominuten vom Weißen Haus entferntist, das Büro des Sicherheitsberaters aber gleich nebenan»,sagte Henry Kissinger in Erinnerung an seine Zeit in beidenFunktionen unter den Präsidenten Nixon und Ford. «DieVerlockungen durch diese Nähe sind sehr stark.»42

Während der Bush-Regierung schnitt diese Dynamikdas Außenministerium sogar von explizit diplomatischenEntscheidungen ab. Powell erfuhr von Bushs Plan, sichaus dem Kyoto-Protokoll zum Klimawandel zurückzuzie-hen, erst, nachdem die Entscheidung bereits gefallen war,und er bat Rice inständig um mehr Zeit, damit AmerikasVerbündete über den radikalen Schritt informiert werdenkönnten. Er eilte ins Weiße Haus, um auf die Dringlichkeitder Sache hinzuweisen. Rice ließ ihn wissen, es sei bereitszu spät.

Besonders tiefgreifend war der Ausschluss des Außen-ministeriums jedoch im globalen Krieg gegen den Terroris-mus, den das aufsteigende Pentagon als exklusive Zustän-

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digkeit an sich zog. Dabei war es unvermeidlich, dass dieInvasion im Irak und die Zeit unmittelbar danach vom Pen-tagon dominiert wurden. Später jedoch überließ Bush auchAufgaben des Wiederaufbaus und der Errichtung demokra-tischer Strukturen, was vormals immer in die Zuständigkeitdes State Department und von USAID gefallen war, unifor-mierten Offizieren im Verbund mit der Übergangsverwal-tung der Koalition im Irak, und die unterstand dem Vertei-digungsminister. Powell und seine Leute im Außenministe-rium rieten zur Vorsicht, schafften es aber nicht wirklich,in den politischen Prozess einzugreifen, in dem es – nachAnsicht Powells – inzwischen nur noch um Taktik ging, aufKosten strategischer Überlegungen. «Mr. Rumsfeld dachte,er hätte eine Strategie, und in der kam Powell’sches Den-ken nicht vor», erinnerte er sich. «Und er konnte seine Zie-le billig vorantreiben, ohne großen Aufwand. Meine Sorgewar wohl, na ja, er hat vor zehn Jahren diese Armee wirk-lich bis zum Letzten gefordert, ich zweifle keine Sekunde,dass sie bis nach Bagdad kommen, aber wir haben nicht dieMacht in diesem Land übernommen, um es anschließend zuregieren.»43 Powell benutzte nie die Formulierung von der«Porzellanladen-Regel», wie ein Journalist später sein Den-ken titulierte, aber er ließ den Präsidenten wissen: «Wer eskaputt macht, dem gehört es – mit allen Konsequenzen.» Eswar, wie er mir später mit einem tiefen Stoßseufzer erzähl-te, «ein gewaltiger strategischer Fehlschlag, politisch wiemilitärisch.»

Genauer gesagt war es eine Serie aufeinanderfolgen-der strategischer Fehlschläge. Das Pentagon löste die ira-kischen Sicherheitskräfte auf und ließ so Hunderttausendebewaffneter, beschäftigungsloser junger irakischer Män-ner von der Leine und schuf damit die Basis für einen tödli-chen Aufstand.44 Geld des Steuerzahlers aus dem riesigen,4 Milliarden Dollar schweren Commander’s Emergency Re-sponse Program, das im Wesentlichen der militärischen Eli-

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te die Autorität verlieh, Entwicklungsprojekte im Stil vonUSAID abzuwickeln, floss, wie später herauskam, direkt andie Aufständischen.45 Der Rechtsberater des Außenminis-ters wird üblicherweise bei juristischen Fragen im Zusam-menhang mit der Behandlung feindlicher Kämpfer konsul-tiert, aber Powells Ministerium war in die Gespräche überdie erweiterte Nutzung von Militärkommissionen durch dieRegierung nicht eingebunden – Aspekte, die später vom Su-preme Court als Verstöße gegen die Verfassung eingestuftwurden.46

Als das Desaster im Irak immer schlimmere Ausma-ße annahm, versuchte eine angeschlagene Bush-Regierungdurchaus, zusätzliche Ressourcen in Diplomatie und Ent-wicklung umzuleiten. Das Weiße Haus gelobte, den Umfangdes Foreign Service von USAID zu verdoppeln, und begann,von einer Neuausrichtung ziviler und militärischer Aufga-benbereiche zu sprechen, sowie von einer größeren Macht-fülle für den US-Botschafter im Irak. Die vorgebliche Neu-ausrichtung war eher pantomimischer Natur als von politi-scher Aussagekraft – die gähnende Kluft bei der Verteilungvon Ressourcen und Einfluss zwischen militärischer und zi-viler Führung im Krieg blieb unverändert erhalten – zumin-dest kam man zur Erkenntnis, dass sich die politische Ent-scheidungsfindung durch das Militär als toxisch erwiesenhatte.47

Aber die Lehren daraus blieben nicht haften. In nostalgi-scher Verklärung zeichnen liberale Kommentatoren biswei-len ein Bild von Barack Obama als Meister der Diplomatie,Welten entfernt von der rauflustigen Ära Trump. Sie erin-nern sich daran, wie er in einem voll besetzten Auditoriuman der Universität von Kairo der muslimischen Welt Dialogund ruhigere Zeiten in Aussicht stellte. «Die Ereignisse imIrak haben Amerika an die Notwendigkeit erinnert, sich derDiplomatie zu bedienen und einen internationalen Konsens

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zu schmieden, um unsere Probleme, wo immer möglich, zulösen», sagte er in jener Rede.48 Und die Obama-Regierungsollte vor allem während der zweiten Amtszeit tatsächlichmehrere Beispiele dafür liefern, wie effektiv es sein kann,Diplomaten Machtbefugnisse zu geben, so etwa beim Ab-kommen mit dem Iran, dem Klimaschutzabkommen von Pa-ris und dem Tauwetter in den Beziehungen zu Kuba. DieRegierung verstärkte allerdings auch, vor allem in den ers-ten vier Jahren, gleich mehrere jener Trends, die in ihrerGesamtheit dazu führten, dass Amerikas diplomatische Ka-pazitäten während der Trump-Regierung vollkommen vordie Wand gefahren wurden.

Obama umgab sich, in geringerem Maß als Trump, aberin größerem Maß als viele Präsidenten vor ihm, mit pen-sionierten Generalen oder anderen Militärs in Führungs-positionen. Dazu gehörten der Nationale Sicherheitsbera-ter General James L. Jones, General Douglas Lute als Jo-nes’ Stellvertreter für Afghanistan, General David Petraeusals CIA-Chef und Admiral Dennis Blair sowie General Ja-mes Clapper als aufeinanderfolgende Direktoren der Natio-nalen Geheimdienste.49 Das Budgetplus des State Depart-ment floss weiterhin aus den Finanzen für «Overseas Con-tingency Operations» und war damit explizit für militäri-sche Ziele eingeplant. Die Verteidigungsausgaben stiegenderweil unablässig weiter. Dabei verlief der Trend nicht li-near: Die Sequestration – automatische Ausgabenkürzun-gen im Jahr 2013 – ließ das Pentagon ebenso bluten wiedas State Department. Aber das Ungleichgewicht zwischenVerteidigungs- und diplomatischen Ausgaben wurde trotz-dem immer größer. «Der Verteidigungshaushalt ist immerein deutlich größerer Brocken, und das aus gutem Grund,da bin ich durchaus einverstanden. Aber das Verhältnis zwi-schen beiden Etatposten wird einfach immer schlechter»,sagte Madeleine Albright.

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Im Lauf seiner Präsidentschaft genehmigte Barack Ob-ama in Geldwert mehr als das Doppelte an Waffengeschäf-ten mit fremden Regimen gegenüber seinem Amtsvorgän-ger George W. Bush. Tatsächlich verkaufte die Obama-Re-gierung mehr Waffen als jede andere seit dem ZweitenWeltkrieg.50 Als ich bei Hillary Clinton wegen dieser Fak-ten nachhakte, schien sie verblüfft. «Ich behaupte nicht,dass es perfekt war», meinte sie zu mir. «Wie Sie bemerkthaben, gab es Entscheidungen, die ein verstärktes militä-risches Engagement mit sich brachten», Am Ende jedochhatte sie schon den Eindruck, die Obama-Regierung hät-te «mehr richtig als falsch gemacht», was die Militarisie-rung der Außenpolitik anging.51 Als Beispiel nannte sie diemit Schwerpunkt auf der Diplomatie durchgeführte Prü-fung der Verhältnisse in Afghanistan, an der sie beteiligtwar. Aber just diese Überprüfung wurde von verschiede-nen Offiziellen, sowohl aus dem State Department als auchaus dem Weißen Haus, als überaus bedauerlich herausge-stellt, und als geradezu exemplarisch für den Ausschlussvon Zivilisten aus wichtigen außenpolitischen Entscheidun-gen. In geheimen Memoranden, die im Verlauf dieses hieröffentlich gemachten Prozesses direkt an Clinton gingen,beklagte der Diplomat Richard Holbrooke, vorgeblich derVertreter des Präsidenten für Afghanistan, einen Prozess,der nach seinen Worten von «rein militärischem Denken»gekapert wurde.»52

Die Regierung Obama setzte außerdem verstärkt auf dieArt des Griffs nach Machtbefugnissen durch das WeißeHaus, die schon Powell unter Präsident Bush den Nerv ge-raubt hatte. Seit den ersten Tagen der Amtszeit Obamasbat Jones, der Nationale Sicherheitsberater, die Zuständig-keiten des Nationalen Sicherheitsrats zu erweitern. Die ab-schätzig als «unter der Hand» bezeichnete Kommunikationzwischen Präsident und Kabinettsmitgliedern wie dem Au-

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ßenminister sollte eingeschränkt werden.53 Jones’ Nachfol-ger, Tom Donilon und Susan Rice, fuhren nach Angaben lei-tender Beamter das Niveau der Kontrolle jeweils noch wei-ter hoch.

Samantha Power, die als Direktorin für multilaterale An-gelegenheiten und später in Obamas Kabinett auch als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen gedient hatte,räumte ein, es habe «manche berechtigte Kritik» gegebenan der Tendenz der Regierung, jede Kleinigkeit zu über-wachen. «Es war tatsächlich oft so», wie sie sich erinner-te, dass Entscheidungen, die nicht in den höchsten Kreisendes Weißen Hauses getroffen wurden, «keine Gesetzeskraftbesaßen oder keine Richtungsentscheidungen waren. DieLeute befürchteten, dass alles wieder gekippt werden könn-te, sobald die Entscheidungskette im Weißen Haus ins Spielkam.» Wir saßen in einer schattigen, von Backsteinmauernumgebenen Ecke von Grendel’s Den, einer Bar in der Nä-he von Harvards Kennedy School of Government, wo sie alsProfessorin arbeitete. Power, einst Kriegsreporterin mit vielHerzblut und Professorin für Menschenrechte, hatte einenPulitzerpreis bekommen für ihr Buch über Amerikas Schei-tern beim Versuch, den Genozid aus der Welt zu schaffen.Sie war lange Zeit das Lieblingsobjekt begeisterter, unge-wollt sexistischer journalistischer Lobgesänge, die oft aufdie immergleiche Weise begannen. Power «schritt durchden voll besetzten Raum und nahm Platz, ihr langes rotesHaar umgab sie wie ein schützender Schal», schrieb etwadie New York Times.54 Sie war von «elfenbeinfarbener Hautmit jeder Menge Sommersprossen und trägt ihr volles ro-tes Haar lang», ergänzte die Washington Post.55 «Ihr langesrotes Haar», stimmte die Vogue ein, «kontrastierte mit derhoffnungsfroh-himmelblauen Kulisse der UN.»56 SamanthaPowers Haar, auch wenn sie selbst wenig dafür konnte,leuchtete durch eine ganze Dekade von Profilen, bis endlichder feministische Blog Jezebel flehte: «Es reicht jetzt mit

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Samantha Powers fließendem roten Haar.»57 Power besaßeine gewinnende Seriosität und eine Neigung zu authenti-schen Wortausbrüchen, durch die sie mitunter zu einer Be-lastung in Sachen PR wurde. Denkwürdig, wie sie einmal,während der Präsidentschaftskampagne 2008, Hillary Clin-ton als «Monster» bezeichnete. Und sie sagte oft und gerne«fuck».

«Der Engpass ist zu groß», fuhr sie fort, «wenn jede Klei-nigkeit in der US-Außenpolitik auf Stellvertreterebene odergar von ganz oben entschieden werden muss, damit es alspolitische Entscheidung durchgeht.»58 Denis McDonough,Donilons Stellvertreter und später Stabschef im WeißenHaus, pflegte hohe Beamte zu maßregeln, die versuchten,wie sie es ausdrückte, «die Grenzen ein wenig verschwim-men zu lassen», nach Angaben von zwei Mitarbeitern, de-nen genau dies widerfahren war. Susan Rice führte laut ei-nem hohen Amtsträger ein noch strengeres Regiment überpolitische Entscheidungen in praktisch jedem Winkel derWelt, mit Ausnahme von Lateinamerika.59 Rice wies dar-auf hin, dass jede Regierung mit Fragen des Mikromanage-ments im Weißen Haus zu kämpfen hat. «Das ist nun ein-mal die Bürde der untergeordneten Behörden», sagte sie,«und ich habe im Lauf meiner Karriere länger im State De-partment gedient als im Weißen Haus. Ich kenne eben bei-de Seiten ziemlich genau. Nennt mir eine Behörde, in dernicht das Gefühl vorherrscht, dass das Weiße Haus ihnenständig hinterher ist, und ich wäre verblüfft und schwer be-eindruckt.»60

Einige Beamte im State Department sagten aber auch,der Regierung Obama sei dieser Balanceakt öfter misslun-gen als früheren. An Beispielen herrschte kein Mangel.Die Südsudan-Politik, die unter Obama zur Chefsache er-klärt wurde, war oft blockiert, wenn Außenminister JohnKerry oder Verteidigungsminister Ash Carter wegen diver-ser anderer Verpflichtungen gerade nicht an Meetings teil-

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nehmen konnten. Untergeordneten Beamten, die die Lückehätten füllen können, wurden Befugnisse entzogen. Mee-tings wurden abgesagt und verschoben, und es gingen Wo-chen verloren, während anderswo Menschenleben am sei-denen Faden hingen. Power räumte ein, das Ganze «hättehöchstens ein Prozess für die Stellvertreterebene sein sol-len, da es angesichts der unvermeidlichen Engpässe kaumals Prozess auf Chef-Ebene haltbar sein würde».

Die Zentralisierung der Macht führte zum Austrocknenvon Kapazität außerhalb des Weißen Hauses. «Die Außen-stellen machten es sich zur Gewohnheit, immer wiedernachzufragen und Anweisungen oder Rückendeckung vonoben abzuholen», sinnierte sie, während die Bedienung einReiscurry brachte. Sie schüttete eine erschreckende Men-ge scharfer Chilisauce darüber – was vielleicht Sinn macht,wenn man ein Curry an der Bar bestellt. «Das Problem»,fuhr sie fort, «besteht darin, dass die zentrale Kontrolle mitder Zeit so etwas wie erfahrungsgestützte Hilflosigkeit er-zeugt.»61 Die aufmüpfige, weltgewandte und hochgebilde-te Politikerin klang für einen Moment beinahe wehmütig.«Ich glaube, Leute in anderen Behörden hatten das Gefühl,keinerlei Bewegungsfreiheit zu haben.»62

Zwischen den Arten von Kontrolle durch das Weiße Hausunter Trump und unter Obama liegen Welten. Wo die eineRegierung ihren Behörden minuziös auf die Finger schau-te, kappte die andere schlicht und einfach jede Verbindung.Nach der Darstellung von Susan Rice musste sich das Sta-te Department «bei früheren Regierungen immer durch dieWidrigkeiten der Bürokratie kämpfen. Heute versuchen sie,sie einfach abzutöten.»63 Das Ende vom Lied sah aber inbeiden Fällen ganz ähnlich aus: Die Diplomaten sitzen ta-tenlos am Rand, und die Politik wird anderswo gemacht.

Die Talfahrt des Foreign Service setzte sich unter Oba-ma und Trump ungebremst fort. Im Jahr 2012 waren 28 Pro-

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zent der Auslandsstellen für Beamte des Foreign Serviceentweder gar nicht oder mit untergeordneten Mitarbeiternbesetzt, die qua Erfahrungsniveau für diese Aufgabe nichtqualifiziert waren.64 2014 hatten die meisten Beamten we-niger als zehn Jahre Berufserfahrung, das ist selbst gegen-über den 1990er Jahren ein Rückgang.65 Weniger als je zu-vor stiegen in Führungspositionen auf: 1975 erlangte überdie Hälfte aller Beamten leitende Positionen; 2013 war esnur noch ein Viertel.66 Ein Berufsstand, der noch vor einpaar Jahrzehnten die besten Köpfe aus Amerikas Univer-sitäten und auch aus der Privatwirtschaft anlockte, lag inTrümmern, wenn nicht sogar im Sterben.

Jeder noch lebende Ex-Außenminister gab seine Ansich-ten für dieses Buch zu Protokoll. Viele drückten ihre Be-sorgnis über die Zukunft des Foreign Service aus. «DieUSA müssen eine globale Diplomatie betreiben», sagte derzum Zeitpunkt unseres Gesprächs siebenundneunzigjähri-ge George P. Shultz  – der Präsident hieß inzwischen Do-nald Trump. Das State Department, so argumentierte er,sei überlastet und den wechselnden Launen von Regierun-gen ausgeliefert, die kommen und gehen. «Es war doch ei-ne Ironie: Kaum hatten wir den Fokus auf Asien gelegt, daflog der Nahe Osten auseinander, und Russland marschier-te in der Ukraine ein. … Es bleibt einem also gar nichtsanderes übrig: Wir müssen globale Diplomatie betreiben.67

Das heißt, wir brauchen einen starken Foreign Service undLeute, die permanent dort arbeiten.»

Henry Kissinger gab zu bedenken, dass der Lauf der Ge-schichte den Foreign Service ausgezehrt und das Gleichge-wicht noch stärker zum Militärischen hin verschoben ha-be. «Das Problem ist, dass vielleicht die Wahl der wich-tigsten Berater zu einseitig ist,» sinnierte Kissinger. «Nunja, es gibt eine Menge Gründe dafür. Zum einen gibt eseinfach weniger Beamte im Foreign Service mit ausrei-chender Erfahrung. Und zum Zweiten könnte man auch sa-

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gen: Wenn du dem Verteidigungsministerium einen Auftraggibst, besteht eine 80-prozentige Chance, dass er auch er-ledigt wird. Wenn du dem Außenministerium einen Auftraggibst, besteht eine 80-prozentige Chance, dass erst einmaldiskutiert wird.»68 Diese Ungleichheit in der Effizienz ver-schärft sich in Zeiten des Krieges unweigerlich. «Wenn dasLand im Krieg ist, verschiebt sich alles in Richtung Wei-ßes Haus und Pentagon», erklärte mir Condoleezza Rice.«Und das ist, wie ich finde, auch ganz natürlich.» Rice re-flektierte damit das gängige Denken über mehrere Regie-rungen und Präsidenten hinweg: «Die äußeren Umständeverändern sich sehr schnell», argumentierte sie. «Man hateinfach keine Zeit für die bürokratischen Prozesse … dieSache ist vollkommen anders als die beständige Prozess-entwicklung in eher normalen Zeiten.»69

Aber zu der Zeit, als die Trump-Regierung begann, mitder Abrissbirne auf das State Department loszugehen, lie-gen schon fast zwanzig Jahre «normale Zeiten» in der ame-rikanischen Außenpolitik hinter uns. Das war die neue Rea-lität, mit der die USA klarkommen mussten. Der Punkt, aufden Rice hinweist – dass sich nämlich alternde Bürokratienin der Nachkriegszeit gebildet hatten, die für Krisenzeitenzu unflexibel sind – , traf nicht selten tatsächlich zu. Aber dieMacht rücksichtslos zu zentralisieren und damit eine dys-funktionale Bürokratie zu umgehen, anstatt sie so zu refor-mieren, dass sie ihre Arbeit wie vorgesehen erledigen kann,beschwört einen Teufelskreis herauf. Wir haben ein Außen-ministerium, das in einer Welt im permanenten Notstandimmer sinnentleerter wird; wir haben ein Pentagon, dessenGeld, Macht und Ansehen sämtliche anderen Behörden undMinisterien weit in den Schatten stellt; und wir haben einWeißes Haus, in dem es nur so von Ex-Generalen wimmelt.Die USA verabschieden sich von der Fähigkeit, diplomati-sche Lösungen auch nur auf die Agenda zu setzen.

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«Ich erinnere mich, wie Colin Powell einmal sagte, es ha-be schon seinen Grund, warum die Okkupation Japans nichtvon einem Beamten des Foreign Service durchgeführt wur-de, sondern von einem General», erzählte Rice. «Bei sol-chen Umständen muss es einfach mehr in Richtung Pen-tagon gehen.»70 Natürlich: Die Okkupation Japans, organi-siert durch einen Beamten des Foreign Service, wäre einereine Absurdität. Aber ebenso ist das Aushandeln von Ver-trägen oder der Wiederaufbau von Volkswirtschaften durchuniformierte Offiziere ein Widerspruch in sich, und einermit höchst fragwürdiger Erfolgsbilanz noch dazu.

Es geht nicht darum, ob die alten Institutionen traditio-neller Diplomatie die Krisen von heute bewältigen kön-nen. es geht darum, dass wir Zeugen der Zerstörung die-ser Institutionen werden, ohne dass ernste Gedanken aufdie Gestaltung eines modernen Ersatzes dafür verschwen-det würden. Ehemalige Außenminister waren unterschied-licher Ansicht, wie das Problem mit Amerikas schwinden-dem diplomatischem Engagement zu lösen sei. Kissinger,seit jeher der Falke, bestätigte den Niedergang des Au-ßenministeriums eher achselzuckend. «Mir ist gewiss nichtwohl dabei, wenn man heute beim Gang durchs State De-partment so viele verwaiste Büros findet», sagte er. Kissin-ger war vierundneunzig, als wir uns unterhielten. Er saßgemütlich auf einer königsblauen Couch in seinem NewYorker Büro und starrte mich unter seinen von Sorgenfal-ten zerfurchten Augenbrauen an. Er schien die Problemeder Gegenwart aus einem immensen Abstand zu betrach-ten. Sogar seine tiefe, bajuwarisch-kratzige Stimme schienechogleich aus vergangenen Jahrzehnten zu hallen, als wä-re sie in Nixons Oval Office aufgenommen wurden. «Esstimmt schon, dass das State Department personell unge-nügend ausgestattet ist. Es stimmt schon, dass das StateDepartment nicht das bekommen hat, was ihm nach der ei-

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genen Einschätzung zusteht. Aber das liegt zum Teil daran,dass neue Institutionen dazugekommen sind.» Zum Zeit-punkt meines Interviews mit Kissinger jedoch hieß der Prä-sident bereits Trump, und da gab es keine neuen oder auf-kommenden Institutionen, die losgelöst von militärischenZwängen und Notwendigkeiten an die Stelle einer durch-dachten, ganzheitlichen außenpolitischen Analyse hättentreten können, die die Diplomatie einst für Amerika er-bracht hatte.71

Hillary Clinton klang ermattet, rund ein Jahr nach derverlorenen Präsidentschaftswahl von 2016, als sie mir er-zählte, sie hätte diesen Wandel schon Jahre zuvor kommensehen. Als sie das Amt der Außenministerin zu Beginn derRegierung Obama übernahm, «begann ich, führende Poli-tiker in aller Welt anzurufen, die ich aus meiner Zeit alsSenatorin und First Lady schon kannte. Sehr viele von ih-nen waren tief beunruhigt über das, was sie als Militarisie-rung der Außenpolitik unter Bush erlebt hatten, und überden sehr eng gefassten Fokus auf die wichtigen Fragen desTerrorismus und natürlich die Kriege im Irak und in Afgha-nistan. Heute denke ich, der Schwerpunkt hat sich auf al-len Feldern noch mehr in Richtung Militarisierung verscho-ben», sagte sie. Und mit einem Gefühl, das allen ehemali-gen Außenministern – Republikanern ebenso wie Demokra-ten – offenbar gemeinsam ist, fügt sie hinzu: «Die Diploma-tie steht mit dem Rücken zur Wand.»72

Das sind keine Probleme grundsätzlicher Natur. Die hierbeschriebenen Veränderungen führen zu Ergebnissen, dieweltweit Sicherheit und Wohlstand gefährden. Schon ha-ben sie die USA in militärische Engagements gestürzt, diehätten vermieden werden können. Schon haben sie Ameri-ka einen hohen Preis an Menschenleben und weltweitemEinfluss abverlangt. Das Folgende ist die Bestandsaufnah-me einer Krise. Es erzählt die Geschichte einer Leben ret-

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tenden Disziplin, die durch politische Feigheit zerstört wur-de. Es beschreibt meine eigenen Jahre als Mitarbeiter desState Department in Afghanistan und anderswo, wie ichdem Verfall zusehen konnte, mit katastrophalen Folgen fürAmerika, und für das Leben der letzten großen Verteidigerdieses Berufsstands. Und es hält Ausschau nach modernenAllianzen in jedem Winkel der Welt, geschmiedet von Sol-daten und Spionen, und dies auf Kosten der entsprechen-den Beziehungen für die Vereinigten Staaten.

Kurz gesagt ist es die Geschichte einer Verwandlung derRolle der Vereinigten Staaten unter den Nationen der Welt –und von Staatsbediensteten, die, hoffnungslos unterlegeninnerhalb der ächzenden Institutionen, verzweifelt versu-chen, eine Alternative am Leben zu erhalten.

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Endnoten1 Michaels, Axel (Hg.), Manusmrti – Manus Gesetzbuch,aus dem Sanskrit übersetzt und herausgegeben von AxelMichaels unter Mitarbeit von Anand Mishra, Verlag derWeltreligionen im Insel Verlag, Berlin 2010.2 Gespräch mit einem Beamten des Foreign Service, derwegen der aus seiner Äußerung ersichtlichen Kritik ander Botschaftssicherheit auf Anonymität bestand, 20. Fe-bruar 2012.3 Goldschmidt, Pierre. «A Realistic Approach Towarda Middle East Free of WMD», in: Carnegie Endowmentfor International Peace, 7. Juli 2016, carnegieendowmen-t.org/2016/07/07/realistic-approach-toward-middle-east-free-of-wmd-pub-64039.4 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Juni2017.5 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Juni2017.6 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Juni2017.7 «The Case of Thomas Countryman», Seattle.PoliticsGoogle Group, 26. Februar 2017, https://groups.goog-le.com/forum/#!topic/seattle.politics/hVTxKDgCdbU.8 «Former Assistant Secretary of State Rocks BodaciousMullet on MSNBC», in: Washington Free Beacon, 1. Fe-bruar 2017, freebeacon.com/national-security/former-as-sistant-secretary-of-state-rocks-bodacious-mullet-on-msn-bc/.9 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Juni2017.10 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.

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11 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.12 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.13 Gharib, Malaka, «From AIDS To Zika: Trump OnGlobal Health And Humanitarian Aid», NPR, 9. Novem-ber 2016, https://www.npr.org/sections/goatsandso-da/2016/11/09/501425084/fromaids-to-zika-trump-on-glo-bal-health-and-humanitarian-aid und Clarke, Hilary etal. «Alarm bells ring for charities as Trump pledges toslash foreign aid budget», CNN, 1. März 2017, www.cn-n.com/2017/02/28/politics/trump-budget-foreign-aid/in-dex.html.14 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.15 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.16 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.17 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.18 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.19 Interview des Autors mit Thomas Countryman, 22. Ju-ni 2017.20 Interview des Autors mit Erin Clancy in Los Angeles,1. Juni 2017.21 Interview des Autors mit Erin Clancy in Los Angeles,1. Juni 2017.22 Interview des Autors mit Erin Clancy in Los Angeles,1. Juni 2017.23 Interview des Autors mit Erin Clancy in Los Angeles,1. Juni 2017.24 Interview des Autors mit Erin Clancy in Los Angeles,1. Juni 2017.

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25 Interview des Autors mit Erin Clancy in Los Angeles,1. Juni 2017.26 Interview des Autors mit Erin Clancy in Los Angeles,1. Juni 2017.27 Interview des Autors mit Rex Tillerson, 4. Januar2018.28 Gramer, Robbie, De Luce, Dan und Lynch, Colum,«How the Trump Administration Broke the State De-partment», in: Foreign Policy, 31. Juli 2017, foreignpo-licy.com/2017/07/31/how-the-trump-administration-bro-ke-the-state-department; Chalfant, Morgan. «Trump’s Waron the State Department», in: The Hill, 14. Juli 2017, the-hill.com/homenews/administration/341923-trumps-war-on-the-state-department. Siehe auch z. B. Dreyfuss, Bob.«How Rex Tillerson Turned the State Department intoa Ghost Ship», in: Rolling Stone, 13. Juli 2017, www.rol-lingstone.com/politics/features/rex-tillerson-turned-the-State-department-into-a-ghost-ship-w492142.29 Interview des Autors mit James Baker, 22. Januar2018.30 Konyndyk, Jeremy, «Clinton and Helms Nearly Rui-ned State. Tillerson Wants to Finish the Job», in: Po-litico, 4. Mai 2017, www.politico.com/magazine/sto-ry/2017/05/04/tillerson-trump-state-department-bud-get-cut-215101.31 «A Foreign Affairs Budget for the Future: Fixing theCrisis in Diplomatic Readiness», Stimson Center, Ok-tober 2008, https://www.stimson.org/sites/default/files/file-attachments/A_Foreign_Affairs_Budget_for_the_Fu-ture_11_08pdf_1.pdf.32 Ebenda.33 Lippman, Thomas, «U. S. Diplomacy’s Presence Sh-rinking», Washington Post, 3. Juni 1996, https://www.wa-shingtonpost.com/archive/politics/1996/06/03/us-diploma-

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cys-presence-shrinking/4d1d817e-a748-457d-9b22-1971b-b1cb934/?utm_term=.d3faf19815ad.34 Ebenda.35 «The Last Time @StateDept Had a 27 % Budget Cut,Congress Killed A. C. D. A. and U. S. I. A», in: Diplopundit,31. März 2017, https://diplopundit.net/2017/03/31/the-last-time-statedept-had-a-27-budget-cut-congress-killed-ac-da-and-usia/.36 Friedman, Thomas, «Foreign Affairs; the End ofSomething», New York Times, 26. Juli 1995, www.nyti-mes.com/1995/07/26/opinion/foreign-affairs-the-end-of-so-mething.html.37 «A Foreign Affairs Budget for the Future: Fixing theCrisis in Diplomatic Readiness», Stimson Center, Ok-tober 2008, https://www.stimson.org/sites/default/files/file-attachments/A_Foreign_Affairs_Budget_for_the_Fu-ture_11_08pdf_1.pdf.38 Interview des Autors mit Colin Powell in Washington,D. C., 29. August 2017.39 Beispielsweise verdreifachte sich der Economic Sup-port Funds (ESF) von 2,3 Mrd. USD im Fiskaljahr 2001auf 6,1 Mrd. 2017, wobei 3,7 der 3,8 Milliarden Zunahmeaus dem OCO stammen. Entsprechend ist OCO für nahe-zu die komplette Steigerung in der internationalen Kata-strophenhilfe verantwortlich, die von 299 Mio. auf 2 Mrd.Dollar stieg. Dasselbe gilt für das Budget der Hilfe für Mi-gration und Flüchtlinge (von 698 Mio. auf 2,8 Mrd. US-Dollar). Zugleich wurden die Inter-American Foundation,African Development Foundation und andere «weiche»Haushaltsposten praktisch ausgehungert. «CongressionalBudget Justification Department of State, Foreign Opera-tions, and Related Programs: Fiscal Year 2017», UnitedStates State Department, und «Congressional Budget Jus-tification, Foreign Operations, Fiscal Year 2002», UnitedStates State Department.

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40 Interview des Autors mit Madeleine Albright, 15. De-zember 2017.41 Interview des Autors mit Colin Powell in Washington,D. C., 29. August 2017.42 Interview des Autors mit Henry Kissinger, 4. Dezem-ber 2017.43 Interview des Autors mit Colin Powell in Washington,D. C., 29. August 2017.44 Konyndyk, Jeremy, «Clinton and Helms Nearly Rui-ned State. Tillerson Wants to Finish the Job», in: Po-litico, 4. Mai 2017, www.politico.com/magazine/sto-ry/2017/05/04/tillerson-trump-state-department-bud-get-cut-215101.45 Lake, Eli, «SIGIR Audit Finds Some U. S. CERP FundsWent to Insurgents in Iraq», in: Daily Beast, 29. April2012, www.thedailybeast.com/sigir-audit-finds-some-us-cerp-funds-went-to-insurgents-in-iraq.46 Boumediene v. Bush, 553 US 723 (2008).47 Konyndyk, Jeremy, «Clinton and Helms Nearly Rui-ned State. Tillerson Wants to Finish the Job», in: Po-litico, 4. Mai 2017, www.politico.com/magazine/sto-ry/2017/05/04/tillerson-trump-state-department-bud-get-cut-215101.48 «Text: Obama’s Cairo Speech», New York Times, 4. Juni 2009, http://www.nytimes.com/2009/06/04/us/po-litics/04obama.text.html.49 «Donald Trump Would Have the Most Generals inthe White House Since WWII», ABC News, 8. Dezember2016, http://abcnews.go.com/Politics/donald-trump-gene-rals-white-house-world-war-ii/story?id=44063445.50 Weisgerber, Marcus, «Obama’s Final Arms-Ex-port Tally More than Doubles Bush’s», in: DefenseOne, 8. November 2016, www.defenseone.com/busi-ness/2016/11/obamas-final-armsexport-tally-more-dou-bles-bushs/133014 und Farid, Farid, «Obama’s Adminis-

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tration Sold More Weapons Than Any Other Since WorldWar II», in: Vice News, 3. Januar 2017, https://mother-board.vice.com/en_us/article/qkjmvb/obamas-administrati-on-sold-more-weapons-than-any-other-since-world-war-ii.51 Interview des Autors mit Hillary Clinton, 20. Novem-ber 2017.52 «SUBJECT: AT THE CROSSROADS», Memo von Ri-chard Holbrooke an Hillary Clinton, 10. September 2010.Vgl. die detaillierte Besprechung im Text weiter unten.53 DeYoung, Karen, «How the Obama White Hou-se Runs Foreign Policy», Washington Post, 4. Au-gust 2015, https://www.washingtonpost.com/world/national-security/how-the-obama-white-hou-se-runs-foreignpolicy/2015/08/04/2befb960-2f-d7-11e5-8353-1215475949f4_story.html?utm_term=.f-fae45cd1509 und DeYoung, Karen. «Obama’s NSC-Will Get New Power», Washington Post, 8. Februar2009, www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/arti-cle/2009/02/07/AR2009020702076.html.54 Buckley, Cara, «A Monster of a Slip», New YorkTimes, 16. März 2008, www.nytimes.com/2008/03/16/fa-shion/16samantha.html.55 Roig-Franzia, Manuel, «Samantha Power: learningto play the diplomat’s game.» Washington Post, 4. April2014, https://www.washingtonpost.com/lifestyle/ma-gazine/samantha-power-learning-to-play-the-diplo-mats-game/2014/04/03/1ea34bae-99ac-11e3-b88d-f36c07223d88_story.html.56 Sullivan, Robert, «Samantha Power Takes on the Jobof a Lifetime as Ambassador to the U. N», in: Vogue, 14. Oktober 2013, www.vogue.com/article/samantha-power-americas-ambassador-to-the-un.57 Carmon, Irin, «Enough With Samantha Power’s Flo-wing Red Hair», in: Jezebel, 30. März 2011, www.jeze-

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bel.com/5787135/have-you-heard-about-samantha-powers-flowing-red-hair.58 Interview des Autors mit Samantha Power, 10. Juli2017.59 Interview des Autors mit einem anonymen leitendenBeamten.60 Interview des Autors mit Susan Rice, 19. Januar 2018.61 Interview des Autors mit Susan Rice, 19. Januar 2018.62 Interview des Autors mit Samantha Power, 10. Juli2017.63 Interview des Autors mit Susan Rice, 19. Januar 2018.64 Davidson, Joe, «Gaps Persist in Midlevel ForeignService Positions», Washington Post, 16. Juli 2012,https://www.washingtonpost.com/blogs/federal-eye/post/gaps-persist-in-midlevel-foreign-service-positi-ons/2012/07/16/gJQAHEdwoW_blog.html?tid=a_inl&ut-m_term=.7eccb98aee1d65 «Five Year Workforce and Leadership SuccessionPlan FY2016 to FY2020», Department of State, Bureauof Human Resources, September 2016, https://www.sta-te.gov/documents/organization/262725.pdf.66 «American Diplomacy at Risk», American Academy ofDiplomacy, nachgedr.: Association for Diplomatic Studiesand Training, April 2015, http://adst.org/american-diplo-macy-at-risk.67 Interview des Autors mit George P. Shultz, 19. Januar2018.68 Interview des Autors mit Henry Kissinger, 4. Dezem-ber 2017.69 Interview des Autors mit Condoleezza Rice, 3. August2017.70 Interview des Autors mit Condoleezza Rice, 3. August2017.71 Interview des Autors mit Henry Kissinger, 4. Dezem-ber 2017.

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72 Interview des Autors mit Hillary Clinton, 20. Novem-ber 2017.

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