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Die seste Stunde Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel Die sechste StundeDie Parallelen zwischen den beiden Dunkelheiten bei Christi und Caesars Tod sind von Historikern und Theologen schon früher bemerkt

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  • Die sechste Stunde

    Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

  • Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

  • C

    ARNE EICKENBERG

    DIE SECHSTE STUNDESYNOPSEN ZUM HISTORISCHEN URSPRUNGDER WUNDER UND NATURKATASTROPHEN

    IN DER PASSION CHRISTI

    Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

  • bibliografische information der deutschen nationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

    Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

    Die Urfassung dieses Buches erschien als Online-Artikel in englischer Sprache unter dem Titel «The sixth hour: Crucifixion darkness and cataclysm in the Gospel of Matthew. The historical approach and solution».© 2010 Arne Eickenberg

    Erstausgabe© 2015 Verlag Ludwig

    verlag ludwigHoltenauer Straße 141, 24118 Kiel, DeutschlandTel.: (+49431) 854 64, Fax: (+49431) 805 83 [email protected]

    www.verlag-ludwig.de

    Gestaltung, Satz: Arne Eickenberg (Berlin), Hubert Walter (Freiburg)Hauptschriften: Prillwitz Book (PreussType ), Didot (GFS)Einbandschrift: Neohellenic (GFS)

    Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem PapierPrinted in Germany

    ISBN 978-3-86935-193-3

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  • Vorwort vii Abkürzungsverzeichnis xi

    C

    1 Die synoptischen Perikopen 12 Das Schweigen der Quellen 33 Römische Zeiten 144 Diegetische Transposition 175 Die Dunkelheit zur sechsten Stunde 296 Von der Nacht zur Neunten 327 Ein Tag für die Ewigkeit 358 Zur historischen Dunkelheit 449 Solis defectus 5010 Das Erdbeben 5211 Die gespaltenen Felsen 5412 Die Auferstehung der Toten 5813 Der zerrissene Schleier 6614 Blut, Schweiß und Träume 7415 Gottes Sohn 8316 Apocalyptica 9217 Der Mond in Blut 10918 Der Vulkan und weitere Prodigien 11219 Antonius und Athanasius 11820 Antike christliche Quellen 12021 Paulus Orosius 12722 Traditionen des Mittelalters 12923 Autoren der Moderne 13424 Fazit 139

    Ö C ÄInhalt

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  • vi die sechste stunde

    Die johanneische Tradition 149 Postskript

    C

    Χρηστός Καῖσαρ 153 Appendix 1 Korruption der Servius-Manuskripte 164 Appendix 2 Die tyrrhenische Flut 166 Appendix 3 Das Regenwunder der Fulminata 173 Appendix 4 Kalendarische Tabelle 176 Appendix 5

    C

    Literaturverzeichnis 181 Verzeichnis der Internetquellen 201 Quellen zur Arbeitstheorie im Internet 203 Berechnungen 204

    C

    Weitere Nachweise 205

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  • D ie Parallelen zwischen den beiden Dunkelheiten bei Christi und Caesars Tod sind von Historikern und Theologen schon früher bemerkt worden. Wenn das Thema jetzt wieder aufge-griffen und ausgearbeitet wird, dann weil die Folgefragen, die sich bei einer solch erstaunlichen textuellen Entsprechung aufdrängen, bislang nicht gestellt wurden: Wie kam es dazu? Gehen sie auf gemeinsame literarische Muster der Antike zurück? Hat man caesarische Motive auf Christus übertragen? Oder handelt es sich um eine diegetische Transposition?

    Bei der Beantwortung dieser hierin endlich gestellten Fragen werden wir sehen, dass letztere Möglichkeit die bei weitem wahrscheinlichste ist. Zugleich wird sich herausstellen, dass die offenbar vollständige Abhängigkeit des Evangeliums von der Vita Caesarsa viel mehr Aspekte und Details hervorbringen, ja sogar eine vollständige historische Auf-klärung aller Kreuzigungswunder liefern kann.

    Der Autor stieß bereits im Januar 2006 auf die primäre Parallele zwischen den Naturkatastrophen bei Caesars und Christi Tod: Dies war die Bemerkung des Servius, dass sich die Sonne kurz vor Caesars Ermor-dung zur Mittagszeit und für längere Zeit verdunkelt hatte – ganz ähn-lich wie es in den synoptischen Evangelien beschrieben ist. Eine grobe Übersicht zu den Wundern der Kreuzigung erschien 2010 zunächst in englischer Sprache als Artikel im Internet.b Darin kamen jedoch einige Aspekte noch zu kurz, und gelegentliche Fehler wie undeutliche Argu-mente waren noch nicht korrigiert. Weiterhin war das Thema noch lange nicht aus allen Blickwinkeln beleuchtet: Es fehlte neben einer

    a Carotta 1999, 2003, 2005, 2007; cf. auch die neuesten Veröffentlichungen in id. 2012a, i.a. mit id. 2012b und erweiterten deutschen Ausgaben früherer Fachartikel.

    b Eickenberg 2010–12i.

    Ö C ÄVorwort

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  • viii die sechste stunde

    tiefgreifenden Analyse der Quellen vor allem das wichtige Schlaglicht auf die sogenannte «kleine Apokalypse». Dennoch war bereits nach die-sen frühen Recherchen zu erkennen, dass die Parallelen zwischen den synoptischen Evangelien und historischen Quellen aus Rom sehr tief reichen und nahezu vollständig gelöst werden können.

    Nun liegt die Abhandlung erstmals in deutscher Sprache vor, umfas-send überarbeitet und zu einem Sonderheft erweitert.c Sie enthält auch zwei einleitende Kapitel, die eine Auswahl der bislang versuchten Erklä-rungen der biblischen Katastrophe präsentieren. Darin werden in erster Linie die Probleme der angeblichen Belege behandelt («Das Schweigen der Quellen»), aber auch die bisherigen Versuche einer intertextuellen Deutung der Perikopen («Diegetische Transposition»). Der Inhalt die-ser Passagen dürfte beschlagenen Lesern bereits bekannt sein; wer also direkt in die Synopsis von christlichen und römischen Texten einstei-gen will, der springe zum fünften Kapitel («Die Dunkelheit zur sechs-ten Stunde») und lese von dort weiter.

    Diese Studie ist ein Supplement zu Francesco Carottas War Jesus Caesar? und der verwandten Forschung. Es folgt in der Tendenz der Methode, die der Althistoriker Stefan Weinstock als «kontinental» bezeichnete,d sodass die hierin enthaltenen Quellen, Analysen und The-sen an manchen Stellen ein breiteres Feld abdecken und somit nicht nur Leser mit Interesse an der frühen Geschichte des Christentums anspre-chen dürften. Vor allem naturwissenschaftliche Belange werden eben-falls behandelt: So enthält das Buch ein Kapitel über die historischen Texte zum Ausbruch des Ätna im März 44 vor Christus und wird in den Appendizes unter anderem mit der Untersuchung einer antiken Flut an der Westküste Italiens abgeschlossen, die nach modernen Erkennt-nissen ein Mittelmeer-Tsunami gewesen sein könnte.

    Der Autor schuldet Francesco Carotta großen Dank für willkom-mene Vorschläge, das Korrektorat, die philologische und historische Begutachtung sowie andere wichtige Beiträge und Zuwendungen. Herz-licher Dank gilt weiterhin Jan van Friesland, Pedro García González, Tommie Hendriks, Gerard Janssen, Erik Krambeck, Christoph Lohr und Geoffrey Sumi für dienliche Nebenrecherchen, Korrekturen, Anmer-kungen und Anregungen. Für weitere fachspezifische Begutachtun-gen, Hilfestellungen, Kontrollen und Kritik sei vor allem Chris Bennett (Kalenderkunde), Ralf Buchner (Medizin), Debbie Felton (Fol kloristik), Hanna Hadler (Geologie), Juan-José Marcos (lateinische Paläographie), Raymond Mer cier (Kalenderkunde, Astronomie), Andreas Vött (Geo-logie) und Michael Waltisberg (syrische Philologie) gedankt. Weiterer

    c Ursprünglich ein Artikel in Carotta 2012a, aber aus Platzgründen ausgegliedert.d Im Gegensatz zur «insularen Methode» (West 2000, xxiv).

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  • Vorwort ix

    Dank gilt Aaron Adair, Jobjorn Boman, Richard Carrier, Dragos Giulea, Heinz Hövel, Richard Miller, Danilo Palladino, Paul Schubert und Andreas Vött für die freundliche Zusendung von Fachartikeln und wei-teren bibliographischen Informationen, Juan-José Marcos und Kris Udd für die freundliche Erlaubnis zur Verwendung ihrer Schrifttypen sowie Ingo Preuß für typographische Informationen. Für die Unterstützung beim Satz des Buches sei Hubert Walter besonders gedankt. Der Autor dankt nicht zuletzt seiner Familie: In ihrer großen Bibliothek befand sich nämlich jener Verweis auf die Servius-Quelle, die den Stein erst ins Rollen brachte.

    A·EAo·D͡I·ŃŃ·ŶŴ

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  • Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

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    Ö C ÄAbkürzungçverzeichniç

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  • xii die sechste stunde

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  • xiv die sechste stunde

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  • «Reste que la théologie est un storytelling.»François Laruelle

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  • D ie synoptischen Evangelien1 erzählen von einem seltsamen Ereignis während Christi Leiden und Tod am Kreuz: Wir lesen, dass sich die Sonne stundenlang verdunkelte, begleitet von einer großen Naturkatastrophe mit teils übernatürlichen Zügen. Mar-tin Luther übersetzte wie folgt:

    [Markus] — Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. […] Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Der Hauptmann aber, der dabeistand, ihm gegen-über, und sah, dass er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!2

    [Matthäus] — Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. […] Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebte und die Fel-sen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!3

    1 Das Johannesevangelium entsprang einer alternativen, späteren Tradition und enthält lediglich einen indirekten (und dazu unsicheren) Verweis auf eines der hierin behandel-ten Naturwunder der Passion; cf. Post skript.

    2 Mk 15:33, 15:38 sq.: Καὶ γενομένης ὥρας ἕκτης σκότος ἐγένετο ἐφ᾿ ὅλην τὴν γῆν ἕως ὥρας ἐνάτης. […] Καὶ τὸ καταπέτασμα τοῦ ναοῦ ἐσχίσθη εἰς δύο ἀπ᾿ ἄνωθεν ἕως κάτω. Ἰδὼν δὲ ὁ κεντυρίων ὁ παρεστηκὼς ἐξ ἐναντίας αὐτοῦ ὅτι οὕτως ἐξέπνευσεν εἶπεν· ἀληθῶς οὗτος ὁ ἄνθρωπος υἱὸς θεοῦ ἦν.

    3 Mt 27:45, 27:51–54: Ἀπὸ δὲ ἕκτης ὥρας σκότος ἐγένετο ἐπὶ πᾶσαν τὴν γῆν ἕως ὥρας ἐνάτης. […] Καὶ ἰδοὺ τὸ καταπέτασμα τοῦ ναοῦ ἐσχίσθη ἀπ᾿ ἄνωθεν ἕως κάτω εἰς δύο καὶ ἡ γῆ ἐσείσθη καὶ αἱ πέτραι ἐσχίσθησαν, καὶ τὰ μνημεῖα ἀνεῴχθησαν καὶ πολλὰ σώματα τῶν κεκοιμημένων

    Ö Kapitel 1 ÄDie synoptischen Perikopen

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  • 2 die sechste stunde

    [Lukas] — Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. […] Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, die-ser ist ein frommer Mensch gewesen!4

    Dieser Kataklysmus nimmt nicht nur in den Texten des Kanons einen prominenten Platz ein, sondern ebenso in anderen Schriften des frü-hen Christentums.5 In ihnen finden wir auch sekundäre Wunder wie den blutroten Mond und die fallenden Sterne, die mitunter direkt zu den Naturwundern der Kreuzigung gezählt werden. Für diese und wei-tere Sonderrequisiten der Passion ist vor allem die sogenannte «kleine Apokalypse» in den synoptischen Evangelien von Bedeutung, aber auch Passagen der Apostelgeschichte und apokryphe Werke des Neuen Tes-taments, zum Beispiel aus dem Pilatus-Zyklus, sowie außerbiblische Schriften.6

    Die primären synoptischen Quellen aber liefern uns weder eine Deu-tung noch eine genauere Erklärung dieser Katastrophe. Nur das Lukas-evangelium öffnet die Tür einen kleinen Spalt, denn darin finden wir den Zusatz «die Sonne verlor ihren Schein». Ausgehend vom griechischen Verb ἐκλείπω könnte also das wichtigste Phänomen, die stundenlange Dunkelheit, vielleicht als eine Sonnenfinsternis gedeutet werden.7

    ἁγίων ἠγέρθησαν, καὶ ἐξελθόντες ἐκ τῶν μνημείων μετὰ τὴν ἔγερσιν αὐτοῦ εἰσῆλθον εἰς τὴν ἁγίαν πόλιν καὶ ἐνεφανίσθησαν πολλοῖς. Ὁ δὲ ἑκατόνταρχος καὶ οἱ μετ᾿ αὐτοῦ τηροῦντες τὸν Ἰησοῦν ἰδόντες τὸν σεισμὸν καὶ τὰ γενόμενα ἐφοβήθησαν σφόδρα, λέγοντες· ἀληθῶς θεοῦ υἱὸς ἦν οὗτος.

    4 Lk 23:44 sq., 23:47: Καὶ ἦν ἤδη ὡσεὶ ὥρα ἕκτη καὶ σκότος ἐγένετο ἐφ᾿ ὅλην τὴν γῆν ἕως ὥρας ἐνάτης τοῦ ἡλίου ἐκλιπόντος, ἐσχίσθη δὲ τὸ καταπέτασμα τοῦ ναοῦ μέσον. […] Ἰδὼν δὲ ὁ ἑκατοντάρχης τὸ γενόμενον ἐδόξαζεν τὸν θεὸν λέγων· ὄντως ὁ ἄνθρωπος οὗτος δίκαιος ἦν. V.i. zu Luthers fehlerhafter Übersetzung von δίκαιος als «fromm».

    5 Weitere kanonische sowie apokryphe und andere christliche Primärquellen werden ange-führt, sofern nötig. Kanonisches Neues Testament (NT) inkl. v.l. nach NA27; jüdische Bibel nach LXX; Übersetzungen nach Martin Luther (Stuttgart 1984rev); Abkürzungen zumeist nach Böttrich 2011i. Weitere christliche und nicht-christliche Primärtexte nach TLG und PHI, wenn nicht anders vermerkt; Abkürzungen antiker Autoren und Werke überwiegend nach DNP. Internetquellen sind mit einem hochgestellten i gekennzeichnet und bibliogra-phisch separiert. Koran inkl. v.l. nach CC. Talmud i.a. in Goldschmidt 1929–36.

    6 Diese weiteren Naturereignisse werden im Anschluss an die synoptischen Kreu zigungswunder untersucht (v.i.), wobei wir auch den Blut schweiß Christi behandeln.

    7 Pesch-Kratz 1980, 136.

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  • T heologisch und exegetisch ließen sich die Dunkelheit und Naturkatastrophe während der Passion Christi schon immer vor-züglich behandeln. Dazu finden wir genügend Ansätze in antiken Texten8 und der modernen Literatur,9 zum Beispiel die Deutungen als «ein übernatürliches Omen, […] welches das Urteil des Himmels über das Geschehen symbolisiert»;10 als epiphanische Elemente, die die Anwe-senheit und Macht Gottes beweisen;11 als jene Dunkelheit, die in der jüdischen Bibel der Weltschöpfung vorausgeht und als kurzlebiger Tri-umph einer dämonischen Macht wiederkehrte;12 als ein symbolischer

    8 E.g. Hil. comm. in Matt. 33.6 sq. [MPL 9.1074 sq.]: Nox autem ex die, divisio temporum est. Ita enim tertius dierum trium totidemque noctium numerus expletur: et occultum divinae operationis mysterium totius creationis stupore sentitur. […] Et deinceps velum templi scin-ditur: quia exinde populus est divisus in partes, et veli honor cum custodia Angeli prote-gentis aufertur. Movetur terra: capax enim huius mortui esse non poterat. Petrae scissae sunt: omnia enim tum valida et fortia penetrans Dei verbum et potestas aeternae virtutis irruperat. Et monumenta aperta sunt: erant enim mortis claustra reserata [v.l. reseranda]. Et multa corpora sanctorum dormientium surrexerunt: illuminans enim mortis tenebras, et infernorum obscura collustrans: in sanctorum ad praesens conspicatorum resurrectione mortis ipsius spolia detrahebat.

    9 Ein umfangreicher Überblick über die diversen Interpretationen inkl. antiker Quellen und weiterer theologischer Deutungen findet sich in Allison 2005, 79–105. In Mt selbst wer-den die weiteren Ereignisse (allerdings nicht die Dunkelheit) evtl. als himmlische resp. göttliche Intervention interpretiert, wie anhand der Floskel καὶ ἰδοὺ («und siehe») gezeigt werden könnte, die dort häufig in diesem Sinne eingesetzt wird, i.a. in Mt 2:9, 3:17, 4:11, 8:24, 17:5, 28:2 sq. (Garland 2001, 264).

    10 Nineham 1968, 426: «a miraculous portent […] symbolizing the judgement of heaven on what was taking place» etc.

    11 Broadhead 1992, 181, dort für die Dunkelheit zusammen mit dem zerreißenden Schleier. Sehr ähnlich in Pesch-Kratz 1980, 134: «Theophaniemotiv» in Zusammenhang mit den anderen Zeichen.

    12 Gen 1:2; Schreiber 1967, 38 sq., 62–66, 95, 118, unter Missachtung antiker Interpretati-onen, i.a. in Tert. adv. Marc. 4.42.5 [MPL 2.495]: Ecce autem et elementa concutiuntur. Dominus enim patiebatur ipsorum. Ceterum adversario laeso caelum luminibus floruisset, magis sol radiis insultasset, magis dies stetisset, libenter spectans pendentem in patibulo

    Ö Kapitel 2 ÄDaç Schweigen der Quellen

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  • 4 die sechste stunde

    und literarischer Verweis auf einen alttestamentarischen Chaoskampf;13 als Zeichen dafür, dass Christi Kreuzestod «eine siegreiche Begeben-heit war, die das messianische Zeitalter einleitete»;14 als Gottes heili-gen Zorn;15 oder gar als ein «Anti-Wunder».16

    Aber was während der Kreuzigung wirklich mit den Elementen pas-sierte, werden Theologie oder Metaphysik nie ergründen. Also müssen andere ran, doch das ist schwieriger als erwünscht. Seit dem Beginn der Moderne hat unsere Welt zwar einen enorm beschleunigten Fort-schritt erlebt, aber die Kreuzigungsdunkelheit hat wahrscheinlich jeden verblüfft, der sie aus einer historischen oder gar naturwissenschaftli-chen Perspektive begreifen wollte.17 Denn selbst wenn man annimmt, dass die Dauer der Dunkelheit dramatisierend auf drei Stunden verlän-gert wurde, kommt eine echte Eklipse nicht infrage, allein schon weil sich den astronomischen Berechnungen zufolge keine totale Sonnen-finsternis ereignete – weder in Jerusalem18 noch an einem 15. Nisan19

    Christum Marcionis. Unabhängig davon wäre statt einer septuagintischen gleichrangig auch eine hellenistische Exegese möglich, e.g. mit Hes. theog. 123.

    13 Rudman 2003, pass.14 Porter 2007, 124mg.15 Dungan 2011, 2.1325, n. 21 zu allen Wundern: «signs of divine wrath at the death of his

    Righteous One» etc.16 Robbins 2012, 81 sq.: «The three-hour period of darkness is, if you will, an antimiracle. It

    is a time when God’s power withdraws from the human realm, in contrast to times when God’s power imposes itself in an unusual manner in the human realm.» Dies ist das exakte Gegenteil der Deutung in Broadhead 1992, 181 (v.s.); es zeigt deutlich, dass theol. Exege-sen subjektiv und glaubensabhängig sind, und daher wissenschaftlich nicht verwertbar.

    17 Carson 1984, 578 fasst den Stand der bisherigen Forschung in Bezug auf die Finsternis zusammen: «we do not know how it happened». Allison 2005, 88 nennt alle bisherige Arbeit vergeblich: «Much labor has gone into vain efforts to defend the historicity of the darkness at the crucifixion and to understand its nature.»

    18 Tatsächlich gab es in Jerusalem seit der Zeitenwende nur drei totale Sonnenfinsternisse, nämlich am 27.12.83, am 10.3.601 und am 20.8.993; cf. Berechnungen.

    19 In der johanneischen Tradition geschieht die Kreuzigung am παρασκευή, was von vielen Kommentatoren als Rüsttag des jüdischen Pascha gedeutet wird (14. Nisan), während sich gradlinig gelesen aus den Synoptikern der 15. Nisan ergäbe, der erste Tag des Mazzot; der-art traditionell gedeutet i.a. in Hoehner 2011, 3.2339–50. Die Diskrepanz ist jedoch nur eine scheinbare, wenn man berücksichtigt, dass der Begriff παρασκευή auch für den Vor-bereitungstag des Samstag (Sabbat) benutzt wurde, also den Freitag; cf. Joh 19:31 mit der eindeutigen Verknüpfung von παρασκευή und σάββατον: ἐπεὶ παρασκευὴ ἦν, ἵνα μὴ μείνῃ ἐπὶ τοῦ σταυροῦ τὰ σώματα ἐν τῷ σαββάτῳ. Cf. als synoptisches Beispiel Mk 15:42: Καὶ ἤδη ὀψίας γενομένης, ἐπεὶ ἦν παρασκευὴ ὅ ἐστιν προσάββατον. Somit ist anzunehmen, dass die Kommentatoren das ἦν δὲ παρασκευὴ τοῦ πάσχα in Joh 19:14, was im christlichen Kontext wörtlich nur auf den Freitag der Heiligen Woche verweist (v.i.), als Rüsttag des jüdischen Pascha missdeutet haben. Der «hohe Sabbat» in Joh 19:31 (ἦν γὰρ μεγάλη ἡ ἡμέρα ἐκείνου τοῦ σαββάτου) ist somit ein typischer frühchristlicher Begriff, der auf den Samstag der Heili-gen Woche verweist, der «großen Woche», ἡ μεγάλη ἑβδομάς, auch ἑβδομάς τοῦ πάσχα etc. genannt; PGL 396a, s.v. «ἑβδομάς [B.3.a]»; cf. μεγάλη παρασκευή für «Karfreitag» resp. allg. παρασκευή als Freitag; PGL 1025b, s.v. «παρασκευή [3.d, 3.e]»; τῷ ἀρουβάτῳ (ἀρούβατον; «Rüsttag») für den Freitag in ActJoh 97 (NTApo 2.169), wohl von syr. ܥܪܘܒܬܐ (‘rūbta; wörtl. «Sonnenuntergang», «Abend»), das christl. über die Dunkelheit bei der Kreuzigung

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