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Hans-Joachim Kosmahl Geschichte der Beziehungen Breklums und Nordelbiens mit afrikanischen Partnerkirchen 1958 bis 2012 Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel

Leseprobe © Verlag Ludwig, Kiel · Vorwort Vorbemerkung Die Beschäftigung mit den Entwicklungen in Ostafrika seit der Unabhän - gigkeit von Tansania (1961 und 1963), der ehemaligen

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Hans-Joachim KosmahlGeschichte der Beziehungen Breklums und Nordelbiens

mit afrikanischen Partnerkirchen 1958 bis 2012

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Hans-JoacHim KosmaHl

Geschichte der Beziehungen Breklums und Nordelbiens mit afrikanischen Partnerkirchen 1958 bis 2012

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2016 by Verlag Ludwig Holtenauer Straße 141 24118 Kiel Tel.: 0431–85464 Fax: 0431–[email protected] www.verlag-ludwig.de

Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem PapierPrinted in Germany

ISBN 978-3-86935-284-8

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Inhalt

Vorwort ....................................................................................9

Vorbemerkung ........................................................................................... 9

Einleitung ................................................................................................ 15

Die nmZ-Jahresberichte in ihrer Bedeutung für die Zusammenarbeit ......... 23

Zum Kontext des neubeginns ................................................................... 53Missionstheologische Impulse in einer Zeit des Aufbruchs .................... 53Freytags Interpretation in der Phase des Neubeginns ........................... 57Die Kirche im Umbruch Afrikas .......................................................... 59Die Mission der Kirche 1960–1980 ................................................... 60Ausländische Missionare in Tansania ................................................. 73Kirche im Kontext sozio-ökonomischer Entwicklung ............................. 80Klärungsprozesse in den Fragen konkreter Zusammenarbeit ................. 83Stipendien statt Missionare? ............................................................. 91Liste der geförderten Stipendiaten und Stipendiatinnen der ELCT/S.D. ... 98

I. Allgemeiner Teil ................................................................... 99

Was ist ElcT? ......................................................................................... 99

Kolowas theologische Doktorarbeit ..........................................................104

Das interview .........................................................................................112

Die kritische Perspektive, eine Bilanz der ElcT ........................................114

Wiederbeginn Breklums nach vier Jahrzehnten ........................................116

Die Hamburger Beteiligung .....................................................................119

Das Junior seminary in morogoro ...........................................................120

»ElcT at a Glance« .................................................................................123

nach hundert Jahren auf dem Weg in das neue Jahrtausend ....................137

Theologische Klärungen im streit zwischen lutheranern und Pfingstlern ..155

christen und muslime in Tansania ...........................................................171

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Kirche – staat – Demokratie ...................................................................196

Ein »heißes Eisen« – die Forderung nach Entschuldung ............................222

aiDs – die große Herausforderung beim Jahrtausendwechsel ..................241

Von der einseitigen Koordinierung zur beiderseitigen Kooperation ............256

II. Regionaler Teil ................................................................... 306

Vorbemerkung: Die ersten aussendungen der Breklumer mission 1959 bis 1961 ........................................................................................306

i. Die Beteiligung Breklums und des nmZ in nordtansania ........................309a) Mission und Verkündigung (Evangelisierung) ..................................311b) Jugendarbeit ..............................................................................337c) Ausbildung kirchlicher Führungskräfte ...........................................343d) Gesundheitsdienst ......................................................................359e) Sonderprogramme ......................................................................386f) Technische Aufgaben ..................................................................390

ii. Die Beteiligung Breklums und des nmZ in mitteltansania ......................399a) Jugendarbeit ..............................................................................400b) Gesundheitsarbeit .......................................................................404c) Ausbildung .................................................................................410d) Landwirtschaft ............................................................................414

iii. Die Beteiligung der Hamburger Kirche und des nmZ in südtansania .....419a) Pastorendienst ..........................................................................430b) Religionsunterricht ......................................................................460c) Naturwissenschaftlicher Unterricht und Lehrerfortbildung ................484d) Gesundheitsdienst ......................................................................487

iV. mitbeteiligung in den ElcT-Partnerkirchen in Kenia und Kongo ............523a) Von der Keniasynode der ELCT zur Kenianischen Evangelisch- Lutherischen Kirche ....................................................................523b) Die Partnerschaft mit der Ev.-Luth. Kirche in der Demokratischen Republik Kongo...................................................552

V. »mission to the north« – afrikanische missions- und Gemeinde - arbeit in nordelbien ...........................................................................589

Vi. Teilhabe und Teilnehmen (sharing) über traditionelle Grenzen hinweg ..608a) Die Sorge afrikanischer Partnerkirche nach 1991 ...........................608b) Südafrika – Bundesschluss und Hoffnungswanderung ....................609c) »Gemeinsamer Christlicher Dienst in Westafrika« ...........................623d) Kirchen in Togo & Ghana und die Norddeutsche Mission in Bremen .....627

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Vii. »nordkirche Weltweit – Zentrum für mission und Ökumene« ...............629a) Internationale Frauenkonsultationen ..............................................633b) NEK-Synoden und Visitationen .....................................................639c) »Ökumene – eine andere Globalisierung« ......................................647d) Reformprozess der Nordelbischen Kirche / Nordkirche ....................650e) Impulse aus der Ökumene (ÖRK und LWB) und das Echo in Nordelbien .............................................................................654f) Edinburgh 1910 und 2010: der weitere Weg ...................................672

III. Biographischer Teil ........................................................... 695

Register der missionskräfte Breklums, Hamburgs, des nmZ und afrikanischer Kirchen in afrika und nordelbien von 1959–2012 ................695

Nachwort .............................................................................. 904

Anhang ................................................................................. 912

Veröffentlichungen .................................................................................912

Zeittafel .................................................................................................945

Quellen ..................................................................................................954

abkürzungen ..........................................................................................963

Glossar ..................................................................................................973

Über den Autor ..................................................................... 975

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In memoriamHans-Joachim Kosmahl

1929–2014

In LiebeIngrid Kosmahl mit Arndt, Stephan, Markus, Matthias, Michael

und Familien

Kiel, im Sommer 2016

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Vorwort

Vorbemerkung

Die Beschäftigung mit den Entwicklungen in Ostafrika seit der Unabhän-gigkeit von Tansania (1961 und 1963), der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ost-afrika und des britischen Mandatsgebiets Tanganyika in den Anfangsjah-ren der evangelischen Missionsarbeit ist das Thema einer Reihe kirchlicher Handbücher, die der Verlag der Ev.-Luth. Mission Erlangen herausgebracht hat. Ernst Jaeschke veröffentlicht dort 1968 das erste der Taschenbücher über die Lutherische Kirche in Tansania mit dem Titel »Zwischen Sansi-bar und Serengeti«. Dieses Handbuch informiert in drei Abschnitten über Land und Leute, Kirche und Mission und Sendung und Dienst mit infor-mativen Aufsätzen aus der Feder deutscher und amerikanischer Frauen und Männer sowie drei Tansanier: Bischof Moshi, Professor Omari und Pastor Lyimo. Im mittleren Teil begegnen die Leser den sieben Teilkirchen (Diö-zesen und Synoden), die seit dem 19. Juni 1963 die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania bilden. Diese Kirche (Kanisa Kiinjili Kilutheri Tanza-nia = KKKT in Kisuaheli; in Englisch: Evangelical Lutheran Church in Tanzania = ELCT) ist ein föderatives Gebilde von selbständigen Teil- oder Gliedkirchen. Der nordelbische Begriff »Sprengel« trifft nicht ganz das Selbstverständnis der Diözesen und Synoden, die sich bis in das 21. Jahr-hundert auf zwanzig Regionalkirchen erhöhen. In den Anfangsjahren deutet sich der ökumenische Gedanke kaum an, obwohl neben den Mis-sionsprogrammen (outreach) der ELCT die Herrnhuter (Moravians) und die Römisch-Katholische Kirche missionarisch wirken. Das ökumenisch-missionarische Bewusstsein der Kirchen ist von Anfang an das Haupt-augenmerk des Christenrats von Tansania (CCT), an dem Anglikaner, Baptisten und Pfingstler beteiligt sind.

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1976 – im Todesjahr von Bischof Moshi, des ersten Leitenden Bischofs der ELCT, dem Horst Becker einen Nachruf widmete – erschien das zweite Handbuch über die tansanische Partnerkirche: »Lutherische Kir-che Tanzania«, herausgegeben von Gerhard Mellinghoff in Verbindung mit Judah Kiwovele und Sebastian Kolowa. Hier erfahren Interessierte in Teil I (»Umfeld – Texte zu Gesellschaft und Kirchen«) viele Einzelhei-ten über die sozialen und religiösen Traditionen (Kiwovele), die für das Gemeinschaftsbewusstsein des jungen afrikanischen Staates und seinen Weg zu einer modernen Gesellschaft (Omari )von besonderer Bedeutung sind. Die Missionsmethoden der Lutheraner, Benediktiner und Herrnhuter werden von Tansaniern (Shauri und Chitemo) und euro-amerikanischen Missionsexperten (Danielson, Smedjebacka, Bintz und Winter) beschrie-ben. Teil II (»Zeugnis und Dienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tanzania«) behandelt die vielfältigen Aufgaben in den ökonomischen, entwicklungs- und bildungsbezogenen Herausforderungen, die in 23 Bei-trägen von 14 Tansaniern, darunter zwei Frauen (Florah Mpayo und Kaa-naeli Makundi) aufgeführt werden. Joel Ngeiyamu bilanziert dort seine Kirche, L.F. Bahendwa gibt Einzelheiten über die Finanzhaushalte und Haushalterschaft, Isaac Nsibu erläutert das kirchliche Leben der Gemeinde Ruzinga und Isaac Makanta die Musik als Instrument für die Verkündi-gung und Missions arbeit. Daniel Magogo kommentiert die Rundfunk-arbeit im Studio der »Stimme des Evangeliums«, Nsemwa und Ringo werfen einen Blick auf die im Umbruch befindlichen Bibelschulen und die Theologen Dr. Mawinza Bombwe, Amos Lyimo und Naaman Laiser denken über die Herausforderungen der Kirche durch die traditionellen afrikanischen Religionen, die theologischen Impulse auf Leben und Ent-wicklung der Kirchen und die Bedeutung des Heiligen Geistes bei den Lutheranern nach. Die sozial Schwachen und die Kranken mit psychischen Problemen stehen im Fokus der Artikel von Kaanaeli Makundi und R. Hermas, während Florah Mpayo die Stellung der Gemeindehelferin her-vorhebt. Weiterhin geben Missionarinnen und Missionare Auskunft über ihre Arbeit unter den Waluguru (C. Vermont), die Ausbildung zum pfarr-amtlichen Dienst (Melling hoff), Präventivmedizin (Marlis Stroothenke), Blindenarbeit (Wolf gang Stein) und die Flüchtlingsarbeit in Tansania (Christian Krause). Wer sich in diese Fülle von Aufgaben und Erfahrungen hineinversetzt, spürt, dass er sich in irgendeiner Weise beteiligen muss.

1994 erschien das dritte Tansaniabuch mit dem Titel »Gemeinsam auf eigenen Wegen«, ein Jubiläumsband der Ev.-Luth. Kirche Tanzanias, das mit einem Nachruf von Johann Rösch zum Gedenken an den verstorbenen

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2. Mkuu, Bischof Dr. Sebastian Kolowa (1933–1992), eröffnet wird. Die Herausgeber sind Joel Ngeiyamu, dessen Bedeutung als Exekutivsekretär der ELCT Friedrich Durst beschreibt, und Johannes Triebel. Das Buch ist in vier Hauptteile gegliedert: »Das Umfeld«, »Die Kirchen, »Aufgaben der Kirche« und »Herausforderungen und Antworten der Kirche«. Mehr als zwei Drittel der Beiträge sind von tansanischen Personen, darunter zwei Frauen, verfasst worden. Diese geben dem Buch einen besonders authentischen Charakter. Veröffentlicht werden Gedanken zur politischen Freiheit (Cuthbert Omari), der traditionellen afrikanischen Religion und der Rolle des Gastmissionars (Zephania A. Mgeyekwa), der lutherischen Missions- und Kirchengeschichte und Kritik an der charismatischen Bewegung (Naaman Laiser), Visionen für das kommende Jahrtausend (Owdenburg Mdegella), missionarischer und kirchlicher Bildungsarbeit (Isaac Landai, Isaac Makanta, Martha Kimaro und Esther Swai), den Auf-gaben der Partnerschaft (Erasto N. Kweka, Gabriel Kimirei) und Fragen des Bischofsamtes in der ELCT und der Großstadtarbeit (Leonidas Kalu-gila und Elinaza E. Sendoro). Die Ökumene steht im Mittelpunkt der Bei träge der Vertreter der Anglikaner, Katholiken und Herrnhuter und des Christen rats (E. Chiwanga, Bruno M. Mapunda, Andrew A. Kyomo und Ben Mlewa). Von der Seite der europäischen Missionskräfte kommen wichtige Artikel über den Islam in Tansania (Elmar Krämer), die theolo-gische Ausbildung in Makumira (Friedrich Martiny), die charisma tische Bewegung (Reinhard Veller), die Problemgeschichte der Polygamie als Taufhindernis (Johannes Triebel) und »last but not least« der Bericht über das AIDS-Kontrollprogramm der ELCT, das der nordelbische Missions -arzt Dr. Christoph Benn vom Hospital Bulongwa in Südtansania aufgebaut hat. Das Handbuch schließt mit der wichtigen Stellungnahme der ELCT zum Thema »Ökumenisches Teilen«, einer Art Charta für Partnerschaft in der Mission.

Als vierten Teil der Tansania-Handbuchreihe könnte man das Kapitel in dem Sammelband »Lutherische Kirchen« (2007; Hrsg.: Michael Plathow) bezeichnen, das der Neuendettelsauer Theologe Moritz Fischer verfasst hat: »Die heutige Situation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tan-sania (ELCT) in ihren vielfältigen Spannungen und in ihrem Streben nach Einheit« (Seiten 234–279). Wer sich hingegen im Rahmen einer Besuchs planung auf das Land und die Begegnungen in der Partnerkirche vorbereitet, wird auch zu Reisehandbüchern greifen, von denen das »Ost-afrika Reisehandbuch Kenya-Tanzania« (4. Auf lage 1994) mit seinen vielen detail lierten Hinweisen am Wege eine empfehlenswerte Hilfe ist.

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Im Vergleich mit Jaeschkes Tansaniadarstellung vor vier Jahrzehn ten staunen viele Menschen über die Entwicklung der wachsenden afri ka-nischen Partnerkirche. Aus sieben Teilkirchen sind zwanzig Diözesen geworden, die von der Kirchenleitung der ELCT an die Einheit erin-nert werden. Alle sind an das Common Work, das Gemeinschaftswerk der ELCT und Diözesen, gebunden, das für die Gemeinschaftsaufgaben sowie die Ausbildung der zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pfarramt und in der Diakonie zuständig ist. Diese Aufgaben verlan-gen eine gemeinsame Förderung aller tansanischen Lutheraner. Nicht zu verschweigen sind die innerkirchlichen Konflikte, die zu Zerreiß proben, Abspaltungen und Amtsenthebungen geführt haben. Mission und Evan-gelisation, die großen Themen der Ökumene, berühren die Nachbar schaft zum Islam, der zweitgrößten Religion im Land, das Miteinander mit den rapide wachsenden Bewegungen der Pfingstkirchen und charisma tischen Gruppen und die politisch-ethische Frage der Demokratisierung.

Die Geschichte der Beziehungen der Schleswig-Holsteinischen Mis-sionsgesellschaft in Breklum und später des Nordelbischen Zentrums für Mission und kirchlichen Weltdienst (NMZ) mit ostafrikanischen Partnerkirchen begann nach der Weltmissionskonferenz in Edinburgh vor einem Jahrhundert. »Das winzige Dorf Breklum mit seiner kleinen Missions-gesellschaft war ziemlich dicht dran an der dramatischen und fast endzeitlich aufgeladenen Auf bruchsstimmung dieser großen Welt-missionskonferenz. Ein wesentlicher Impuls wurde von Edinburgh her für die Neuerschließung eines zusätzlichen afrikanischen Missionsgebietes gegeben.«1 Diesen Impuls nahm damals Christian Jensen auf, der Bre-klumer Dorfpastor, von dem Martin Pörksen 1956 geschrieben hat: »Die Weite der Perspektive traut man dem Pietisten nicht zu.«2 Dann, nach dem kurzen Term der drei Breklumer im Uhaland am Tanganyikasee von 1912 bis 1916 folgte bis 1959 eine Pause von mehr als vier Jahrzehnten, bis das durchgeschnittene Band mit Ostafrika wieder neu zusammengeknüpft werden konnte und die kontinuierliche Linie eines partnerschaftlichen Miteinanders ermöglicht wurde. Diese Entwicklung in dem darauf folgen-dem halben Jahrhundert hinein in das neue Jahrtausend, unsere Gegen-wart, zu beschreiben, ist die Aufgabe dieses missionshistorischen Projektes.

1 Dietrich Werner, »Die Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910 im Spiegel einmer regionalen Missionsgesellschaft. Breklum und die Entdeckung des Welthorizontes«, in: Zeitschrift für Mission 2/2007, S. 138–147.

2 Martin Pörksen, »Die Weite eines engen Pietisten«, S. 1.

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Die im Jahre 2010 wieder in Edinburgh angesagte Bilanzierung der Arbeit im Beziehungsfeld mit den Partnern im Süden des Globus gibt auch für das NMZ in Breklum an der Nordseeküste und in Hamburg-Oth marschen am Elbufer Veranlassung, mit den anderen ökumenisch ausgerichteten Missionswerken den kritischen Blick in die Vergangenheit mit der konstruktiven Entschlussfreudigkeit im Gehorsam gegen Gott, dem eigentlichen »Actor der ›Missio Die‹«, zusammen mit den Kirchen in Afrika zu werfen. Sie haben in der Mission und Entwicklungsarbeit viel vor und rechnen weiterhin auf ihre Partnern im Norden und Westen. In den drei Beziehungen zur tansanischen ELCT, kenianischen KELC und kongolesischen ELCCo im international-lutherischen Kooperationsnetz ist der LMC von besonderer Bedeutung, denn er hat seit den Zeiten des LCS (1973) auf neue Herausforderungen zu reagieren versucht. Was die Situation in Westafrika betrifft, wo das NMZ die Arbeit der NMG in Togo und Ghana und später im fulbebezogenen »Gemeinsamen Christ-lichen Dienst in Westafrika« zeitweise mitgetragen hat, so sollte sich auch dort das NMZ weiterhin mitverantwortlich wissen im Blick auf die zum Glauben und zur Nachfolge Jesu Christi einladende Verkündigung sowie um das Ringen um Dialog und Versöhnung von Christen und Muslimen. Die Menschenrechte vor allem der Kinder und Frauen, das Mühen um demokratische Entwicklungen im öffentlichen Leben stehen besonders auf dem afrikanischen Kontinent auf der Agenda der Kirchen und Missionen.

Die vorliegende Arbeit, die die Entwicklung der Zusammenarbeit Bre-klums und des NMZ mit den afrikanischen Partnerkirchen speziell im Osten des Kontinents seit dem Zweiten Weltkrieg darstellt, ist so aufge-baut, dass auf die Vorbemerkung und die Einleitung, in der auf die Bedeu-tung der drei lutherischen Kirchen in Tansania, Kenia und der Demokra-tischen Republik Kongo hingewiesen wird, der Allgemeine Teil folgt, der sich mit den verschiedenen Aspekten der Partnerkirchen im Zusammen-hang mit den politischen, sozialen und religiösen Problemen in den drei Ländern befasst. Während die Arbeitserfahrungen von fünf nordelbischen Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter in den Partnerkirchen in Kenia und in der Demokratischen Republik Kongo bereits beschrieben wurden, wendet sich der Regionale Teil den »Breklumer und nordelbischen Spu-ren« zu, die mehr als fünfzig Missionarinnen und Missionare im Dienste in den Kirchen in Nord-, Zentral- und Südtansania in den fünfzig Jahren seit der Wiederaufnahme der Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg hinterlassen haben.

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Zum nördlichen Bereich Tansanias gehören die Norddiözese, Merudiö-zese, Nordzentraldiözese (ehemalige Synode bzw. Diözese in der Arusha-Region), Parediözeseund Nord-Ost-Diözese. Diese ELCT-Gliedkirchen zwischen Serengeti und Indischem Ozean haben 26 Menschen unserer Kirche zur Mitarbeit eingeladen. Etwa genauso viele missionarische Fach-kräfte arbeiteten in der Kondediözese, Süddiözese, Südzentral- und Süd-west-Diözese und Iringadiözese. Zwischen Nord- und Südtansania liegt der Mittelstreifen von Zentraltansania, der sich von Dodoma über Morogoro nach Dar es Salaam am Indischen Ozean erstreckt. Dort wirkten acht Personen, ausgesandt auf Einladung der Partnerkirchen von Breklum und dem NMZ in der Ost-und Küstensynode (jetzt Diözese), Dodoma- und Morogorodiözese und im Junior Seminar der ELCT in Morogoro.

Diese Spuren im Sand hätte der Wind längst verweht oder der tropische Regenguss ausgewaschen, wenn nicht lebendig anschaulich geschriebene Briefe und Berichte aus der Feder dieser Menschen an die Freundinnen und Förderer ihrer Arbeit, das NMZ und den Freundeskreis im Missionskon-vent geschrieben worden wären, die aus ihrer unmittelbaren Perspektive auf den Weg der Partnerkirche und das Leben in den Gemeinden und Institutionen aufmerksam machen und von ihren Erlebnissen erzählen. Als Missionare, Pastoren, Lehrer, Ärzte, Krankenschwestern, Landwirte und Baumeister haben sie von ihren Freuden und Lasten berichtet und so geholfen, dass der Kreis der Interessierten in Nordelbien wuchs und sich Kirchengemeinden und Kirchenkreise, aber auch Schulen, entschlossen haben, eine Projektpartnerschaft zu übernehmen – und das in allen Spren-geln der Nordelbischen Kirche. Es wird sich sicher in den kommenden Jahrzehnten herausstellen, ob der »afrikanische Partnerschaftsboom« in Hamburg, Kiel, Lübeck, Lauenburg, Schleswig und Nordschleswig wirk-lich zu einer starken Brücke zwischen Nord und Süd geworden ist, auf der sich alle Aktiven des gemeinsamen Auftrags der Verkündigung des Evan-geliums und der ganzheitlichen Missionsarbeit in Afrika und Nordelbien bewusst sind. Zu den Missionaren gehören auch die sieben ordinierten Pasto rinnen und Pastoren aus Afrika, die auf Einladung der Nordelbi-schen Kirche mit Vermittlung des NMZ in Nordelbien gearbeitet haben: in der Seemannsmission, im pastoralen Seelsorgedienst unter den vielen nach Hamburg gekommenen Afrikanern und im Pastorendienst in den Kirchengemeinden der Kirchenkreise Hamburg und Harburg.

So stellt dann der Biographische Teil ein »Missionarsregister« dar. Die chronologische Übersicht mit Angaben über die einzelnen Personen bietet die Möglichkeit, sich mit ihnen und ihrem Dienst in den Partner-

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kirchen zu beschäftigen. Es ist für die Geschichtsschreibung in Nordelbien nicht uninteressant, was diese Menschen für die gastgebende afrikanische Kirche und die Öffentlichkeitsarbeit bei uns in den Gemeinden in ihrer Weltoffenheit und ihrem Interesse an ihren Altersgenossen auf dem afrika-nischen Kontinent bedeuten und hoffentlich weiterhin bedeuten werden. Auf das Nachwort folgen schließlich die Anhänge mit einem Überblick zu relevanten Veröffentlichungen, einer Zeittafel, einem Quellen- und Abkürzungsverzeichnis und einem Glossar.

e i n le i tung

Was ist nicht alles in der Missions- und Kirchengeschichte geschehen, nachdem die 1912 begonnene Afrikaarbeit der Breklumer Mission vier Jahre später beendet werden musste? Die drei Missionare Bock, Jessen und Andersen hatten das Uhagebiet im Westen des damaligen Tanganyika (»Deutsch-Ostafrika«) verlassen und waren unter großen Strapazen nach Europa zurückgekehrt. War der Geist von Edinburgh verschwunden, der auch Breklum bewegt hatte, nach Afrika mit der Botschaft Jesu Christi zu gehen?

Die schleswig-holsteinische Missionsgesellschaft musste sich nun auf jahrzehntelange politische Blockaden, Restriktionen und fehlende finanzi-elle Mittel einrichten. Breklum war gewiss keine Kolonialmission, sondern aus der Mitte der Heiligen Schrift von der »Weite des engen Pietisten«3 Christian Jensen im Sinne einer Glaubensmission geprägt. In den letzten Hungerjahren des Ersten Weltkrieges und den darauf folgenden Zeiten der politischen Verwirrung konnte in Deutschland überhaupt nicht daran gedacht werden, die Arbeit wieder aufzunehmen, die längst in die Hände anderer Missionen übergegangen war. Vier Jahrzehnte dauerte die Zeit, in der nun zunächst Breklum »nach dem ersten Term«4 ›out of Africa‹ war! In den 1930er Jahren verweigerte die NS-Regierung die Bewilligung von Devisen. Breklum stand damals nicht auf der Seite der dem Regime Hitlers angepassten Deutschen Christen, sondern auf der Seite der Bekennenden Kirche. Der Albersdorfer Pastor Hans Asmussen hatte mit Karl Barth 1934 die Theologische Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen5 formu-

3 Martin Pörksen, »Die Weite eines engen Pietisten«, S. 1.4 Vgl. Hans-Joachim Kosmahl, »Erster Term in Afrika«, in: NM Nr. 6/76.5 Abgedruckt im Evangelischen Gesangbuch, Ausgabe für die Nordelbische Ev.-Luth.

Kirche, Nr. 810.

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liert und zog sich nach der Kieler Braunen Synode die Maßregelung des Landesbischofs Paulsen und der Kieler Kirchenleitung zu.

Während des Zweiten Weltkrieges waren viele Freunde Breklums ein-gezogen. Der Bombenkrieg verwüstete Hamburg, Kiel und Lübeck und nahm vielen Gemeinden ihre Arbeitsgrundlage. Die vielen Flüchtlinge aus den östlichen Provinzen mussten aufgenommen und versorgt werden, so auch in Breklum. Ähnlich wie nach dem Ersten Weltkrieg gab es in den ökumenischen Missionsgremien, besonders im Internationalen Mis-sionsrat, Menschen, die sich für die deutschen Missionen verwendeten, ihre Hände auf das Missionsvermögen legten und sich für die Rückkehr deutscher Missionskräfte eingesetzt haben. Sicher hat dabei das Stutt-garter Schuldbekenntnis eine wichtige Rolle gespielt. Besonders ist hier J.H. Oldham zu nennen, der einst bei Warneck in Halle studiert hatte und sich in seinen Artikeln in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift »International Review of Mission« für Versöhnung mit den Deutschen eingesetzt hatte. So schreibt William Richey Hogg über die Bedeutung des Internationalen Missionsrates mit Blick auf den 1939 begonnenen Krieg: »Zwei Tage nach dem Einbruch in Polen waren England und Frankreich im Krieg mit Deutschland. Die Pläne von Hemmen und nach zwei Tagen konnte der Rat verkündigen, dass alles Missionseigentum geschützt bleiben werde wie im ersten Weltkrieg.«6 1938 hatte die Ratstagung in Tambaram Vorsorge getroffen. So kam dies in Tanganyika fünf deutschen Missionen zugute. Erstaunlich ist, welche Bedeutung der Internationale Missionsrat in den Jahrzehnten zwischen den beiden Weltkriegen 1918 und 1945 hatte. Oldham und (bis zu seinem Tod mitten im Krieg 1943) Paton waren inner-lich verbunden von der Überzeugung, die Missionsverpflichtung in den Kirchen der ganzen Welt zu stärken. Hier wirkte gewiss die studentische Losung aus Edinburgh von der Evangelisation der Welt in dieser Gene-ration nach, wenn auch in viel nüchterner Form als 1910. Die Stationen dieses Weges, dessen Anfang die Verfassung des IMR von Lake Mohonk 1921 darstellt, führte zielgerade auf die vierzig Jahre später vollzogene Inte-gration von Mission und Kirche 1961 in New Delhi, als der Internationale Missionsrat mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen verschmolzen wurde.

Für die Breklumer war in diesen Jahrzehnten von Bedeutung, welche ermutigenden Impulse von den Missionskonferenzen ausgingen: 1928 Jeru-

6 Im Schloß Hemmen bei Arnheim in Holland tagte im Juli 1939 der Ad Interim-Ausschuss des Internationalen Missionsrates, vgl. W.R. Hogg, »Mission und Öku-mene«, S. 361.

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salem »Jesus Christus als unsere Botschaft für die Welt«, 1938 Tamba-ram/Madras »Die Christliche Botschaft in einer nichtchristlichen Welt«, 1947 Whitby (Kanada) »Christliches Zeugnis in einer sich wandelnden Welt«, 1952 Willingen »Die Missionarische Verantwortung der Kirche« und 1957/58 Achimota (Ghana) die Strukturfragen Kirche und Mission, Missionar und einheimische Gemeinde sowie Mission und zwischen-kirchliche Hilfe. Die Schleswig-Holsteinische Evangelisch-Lutherische Missions-Gesellschaft zu Breklum, deren Gründer Christian Jensen in Kiel und Erlangen Theologie studiert hatte und bei Franz Delitzsch die missionarische Ausrichtung gewann, verband die Glaubensmission mit dem evangelisch-lutherischen Bekenntnis. Hier ist dann der Lutherische Weltkonvent 1923 in Eisenach zu nennen, der Vertreter aus Deutschland, Skandinavien und Nordamerika vereinte. Die ökumenische Dimension des Luthertums fand in Nathan Söderblom einen begnadeten Interpreten. 1928 rief der Lutherische Weltkonvent in Kopenhagen die lutherische Chris-tenheit auf, die große Sache der Verkündigung des Evangeliums mit allen Kräften zu betreiben. Im Fokus dieses Aufrufs waren auch die verwaisten Missionsfelder, die die lutherischen Nationalräte der USA, Kanadas und Skandinaviens besonders ansprachen. Hier zeigte sich eine Art lutheri-scher Solidarität. Weder Brackers noch Henschens Afrikakapitel in den Missionschroniken zum 50. und 100. Jubiläum Breklums berichten etwas über diese Entwicklungen. Beide erwähnen aber die brutale Behandlung der Breklumer Missionarsfamilien durch belgische Truppen.

Dass die geleistete Missionsarbeit in der Notsituation der Ausweisung vor dem Aussterben bewahrt wurde, war das Anliegen besonderer Ausschüsse des 1947 in Lund begründeten Lutherischen Weltbundes (LWB), der Kommission Junger Kirchen und verwaister Missionen (CYCOM = Com-mission on Younger Churches and Orphaned Missions) 1948–52, der Kom-mission (1947) und der Abteilung (1952) für Weltmission des LWB. Die Voll versammlung von Lund war ein wichtiger Schritt beim kritischen Übergang von einem hauptsächlich westlich orientierten Lutherischen System der Aussendung zu einem Konzept, das die Autonomie der lutherischen Kirchen in allen sechs Kontinenten zum Ausdruck brachte. Es gab Treuhandabkommen befristeter Art, die auf die Weiterarbeit deut-scher Missionen in späterer Zeit angelegt wurden. Die lutherische Zusam-menarbeit förderte, wenn auch zunächst einseitig euro-amerikanisch, den Koinoniagedanken in der Missionsarbeit. Zu den Leistungen der Kom mission für Weltmission zählte die gesamtafrikanische lutherische Kon ferenz 1955 in Marangu. Dort wurden Radioprogramme des Studio

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Moshi abgesprochen, die dann nach 1963, dem Jahr des in Äthiopien vom Lutherischen Weltbund errichteten Senders »Stimme des Evangeliums« (Radio Voice of the Gospel), für Afrika und den Nahen Osten wichtig wurden. Im Fokus der gemeinsamen Planungen standen auch die theologische Ausbildung und die mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen gefällten Entscheidungen des Christlichen Gesundheitsdienstes, der für das ganzheitliche Missionsverständnis in Afrika bedeutsam ist. Dadurch, dass der LWB 1970 in Evian seine »Kommission für Weltmission« in die »Kommission für Kirchliche Zusammenarbeit« umbenannte, wurde die Aufgabe der Mission der neuen Abteilung für Mission und Entwicklung zugeordnet. Dies bedeutete keinen Etikettenwechsel, sondern die Ablösung des alten missionarischen Nord-Süd-Verständnisses durch das Konzept der gemeinschaftlichen Mission der Kirchen.

Nun war klar, dass die lutherischen Kirchen sich dem Ziel verpflichtet wussten, das Evangelium von Jesus Christus als die seligmachende Kraft Gottes vor der Welt einmütig zu bezeugen. Das schlagende Herz, der im LWB lebende Missionsimpuls, das lebendige Prinzip im Leben der Einzelgemeinde, bewegte den LWB zu einer einheitlich gemeinsamen Strategie und einen Plan für die Zusammenarbeit in der Mission. Ein Instrument dafür war die Schaffung der Kommission für Weltmission bei der 2. LWB-Vollversammlung in Hannover 1952. Über diese Assembly, an der Bischof Moshi aus Tansania teilnahm und die der damalige Präsident des LWB, Bischof Lilje, als Gastgeber leitete, hat der damalige Oberkirchenrat Hübner, später Bischof in Kiel und Lübeck, in seinen Berichten betont, dass der Beratungsprozess und der Austausch über die Arbeitsweise der Kirchen und Missionsgesellschaften von entscheidender Bedeutung für die Zukunft ist. Die Lutheraner müssen sich besser kennenlernen und vertrauensvoller kooperieren. In Hannover profitierte die weitere Entwicklung von der Arbeit, die die Kommission für Junge Kirchen und verwaiste Missionen (CYCOM = Commission on Younger Churches and Orphaned Missions) mit ihrer Verantwortung für die ehemaligen Missionsfelder geleistet hatte. Dieser Typ einer neuen lutherischen Zusammenarbeit war das Werkzeug für den Bau einer eigenständigen lutherischen Kirche auf dem afrikanischen Kontinent.

Dieses Anliegen war der entscheidende Punkt, der aus dem Bericht des Breklumer Missionsdirektors Ahrens bei der unter dem Vorsitz von Bischof D. Halfmann zusammengerufenen Sitzung des Weiteren Vorstandes am 18. September 1958 in Breklum herausgehört werden konnte. Ahrens berichtete über die im Juni 1958 stattgefundene Tagung der LWB-Kommission für

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Weltmission in Sigtuna in Südschweden, zwischen Stockholm und Upp-sala gelegen. Im Protokoll von Sigtuna heißt es: »Die schleswig-holsteini-sche Mission … hat ihr Interesse bekundet, ihre Teilnahme an der Arbeit in Tanganyika zu unterstützen.«7 Und Ahrens berief sich drei Monate später in der Außerordentlichen Generalversammlung darauf und fügte die Prüfung der Aufnahme eines neuen Arbeitsfeldes durch den Engeren Vorstand hinzu.8 Für Breklum war entscheidend, dass in der Tagung der Kommission für Weltmission des LWB in Sigtuna im Jahre 1958 der LWB offiziell die Breklumer Mission nach einer Beteiligung an der Missions-arbeit in Tanganyika gefragt habe. Breklum zeigte sich offen für weitere Verhandlungen. Nun ging alles sehr schnell: zum Jahresfest, an dem sich drei Missionskandidaten für Indien vorstellten, trifft die Ablehnung ihrer Visaanträge durch die indische Regierung ein. Die Generalversammlung beschließt am 18. September 1958, alle Anstrengungen für Indien fortzuset-zen, und den Ruf nach Afrika anzunehmen. Schon am 28. Mai 1958 hatte der Weitere Vorstand beschlossen, Helga Tauscher, Anni Krützmann und Fritz Lamparter nach Indien zu entsenden, allerdings unter der Bedingung, dass der indische Staat das Visum und die Arbeitsgenehmigung erteilt. Henschen berichtet, wie sehr die Jahresfestgemeinde erschüttert war, als in dem Augenblick der Präsentierung der künftigen Indienmissionare die Ablehnung aus Indien bekannt gemacht werden musste.9

Spätere Sitzungen des Weiteren Vorstandes behandeln die kirchlich-missionarische Lage in Tanganyika und die geplanten Einsätze der ausrei-senden Missionskräfte Anni Krützmann (Lehrerin) nach Moshi, Helga Tauscher (Krankenschwester) nach Gonja, Peter Nickels (Gemeindehelfer) nach Dar es Salaam und Fritz Lamparter (Diakon) nach Soni bei Vuga. Ein wichtiger informierender Helfer war dabei Pastor Dr. Busse in Marangu. Die vorläufige Missionarsordnung, die sich an indischen Mustern orien-tierte, wurde entworfen, die die nächsten Ausreisenden unterschreiben sollten. Die Etatsummen für die »Heidenmission« in Indien und Afrika werden festgelegt: 487.908,10 DM (1959) und 571.993 DM (1960). Am 17. Juni 1960 beruft der Weitere Vorstand im Breklumer Festsaal die bei-den Krankenschwestern Margarethe Gramzow für medizinische Dienste in Kisarawe bei Dar es Salaam und Waltraut Mumme in Marangu. Am

7 »The Schl.-H. Mission … expressed interest in giving assistance and participating in the work in Tanganyika.«

8 »Seit zwei Jahren ist die Frage nach der Aufnahme einer weiteren Missionsarbeit nicht verstummt …«

9 Sonderausgabe Br. SBl. Nr. 2/84 vom 11. Januar 1959.

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17.Oktober 1960 lässt der vorsitzende Bischof Halfmann über die Ent-sendung von Pastor Karl Rudolf Bräsen schriftlich abstimmen. Am 20. Januar 1961 referiert Pastor Schatte als Generalsekretär des Nationalen Christenrats in Breklum über die »Lage der protestantischen Kirchen in Tanganyika« und die Weiterarbeit der lutherischen Mission, dargestellt an der Lutherischen Kirche von Nord-Tanganyika. Dabei wurde deutlich, in welch starkem Masse die Mitarbeit der Missionen von den afrikanischen Kirchen erwünscht und erbeten wird.

Die Diskussion in den Anfangsjahren der Wiederaufnahme der Mitar-beit in Ostafrika zeigt, dass viele Stimmen in Breklum deutlich machen, welches Echo die Einladung des LWB und der lutherischen Kirche in Ostafrika ausgelöst hat. Der »Ruf nach Mazedonien« in der Apostel-geschichte »Komm herüber … und hilf uns!«, den Paulus gehört hatte, war wieder aktuell geworden (Apg. 16:9). Nun waren anderthalb Jahr-zehnte nach dem Zweiten Weltkrieg vier Breklumer Missionarinnen und zwei Missionare wieder in Ostafrika tätig, nachdem seit dem gewaltsamen Abbruch der Breklumer Afrikabeziehung im Jahre 1916 fast viereinhalb Jahrzehnte verstrichen waren. Die Wiederaufnahme war vom Lutheri-schen Weltbund gewünscht und durch Verhandlungen des von Oldham beeinflussten Internationalen Missionsrates ermöglicht worden. Der damit empfohlene Neuanfang wurde in Breklum leidenschaftlich diskutiert: die Kritiker führten die knappen Finanzmittel, die Sorge der indischen Jeypurkirche vor der Vernachlässigung und das Desinteresse der Missions-freunde an Indien ins Feld. War der Beschluss der Generalversammlung eine Fehlentscheidung?10

Dennoch, die Würfel waren gefallen. Breklum war gewillt, die aus politisch-militärischen Gründen im Ersten Weltkrieg den drei deportier-ten Missionaren im Uhagebiet in West-Tanganyika zwischen Tabora und Kigoma am Tanganyikasee aus der Hand genommene Arbeit wieder aufzu-nehmen. Bei dieser Entscheidung spielte das alte Missionsfeld keine Rolle, wohl aber die eigenständig gewordene afrikanische Kirchenleitung, die die Breklumer in das Kilimanjaro- und Paregebiet und an die Küste des Indischen Ozeans rief. Das war ein wahrhaft ökumenischer Vorgang mit einer weitreichenden Wirkung für die Breklumer Missionsfreunde und die Kirchengemeinden in den schleswig-holsteinischen, Lübecker, Lauenbur-ger und Hamburger Landeskirchen. In den Folgejahrzehnten wurden in

10 So Prof. Dr. Waack, Verfasser der beiden Bände »Indische Kirche« und »Indien-Mission« in einem Gespräch mit dem Verfasser.

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