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Lessons Learned vom Emissionshandel
Berlin, den 11.12.2012 - PD Dr. Thorsten Permien
Freiwillige Kohlenstoffmärkte
Motivation des Käufers u. a.:
• Verbesserung der eigenen Klimabilanz,
• Marketing, Einbau in CSR-Strategie („klimaneutrale Produkte“).
Motivation des Verkäufers u. a.:
• Geschäftsinhalt verschiedener Anbieter (atmosfair, myclimate usw.),
• Der freiwillige Kohlenstoffmarkt ist auch Kommunikationshebel (z. B.
Hinweis auf Leistungen der Natur, Ökosystemleistungen).
Das Land Mecklenburg-Vorpommern verfolgt mit den MoorFutures
keine finanziellen Interessen, sondern möchte die Ökosystemleistungen
Herausstellen und erlebbar machen!
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Definition Ökosystemleistungen
Eine Ökosystemdienstleistung beschreibt die Nutzenstiftung der
ökologischen Systeme für den Menschen in vier Kategorien:
1. Bereitstellende Dienstleistungen
- Nahrung, Wasser, Holz, genetische Ressourcen
2. Regulierende Dienstleistungen
- Regulierung des Klimas, Wasserqualität
3. Kulturelle Dienstleistungen
- Erholung, ästhetisches Vergnügen
4. Unterstützende Dienstleistungen
- Bodenbildung, Nährstoffkreislauf Quelle: Millenium Ecosystem Assessment
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Landschaften, Landnutzungen und Klimaschutz
Wie gelingt es, diese Leistungen noch besser sichtbar zu machen?
Zwei Ansätze:
1. Schaffung von Symbolen, die die Leistungen verdeutlichen.
2. Monetarisierung von Ökosystemdienstleistungen.
Die Klimaschutzleistungen der Natur sind derzeit keine
marktgängigen Produkte, es gibt ein Marktversagen!
Beispiele aus Mecklenburg-Vorpommern: Waldaktie und MoorFutures
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
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Wo könnte ein Markt sein? Kompensation im Klimaschutz!
Die „Versicherung“ gegen den „Greenwashing-Vorwurf“:
1. Treibhausgasemissionen vermeiden,
2. Treibhausgasemissionen vermindern,
3. Kompensieren, was übrig bleibt
Grundvoraussetzung: Bestimmung der eigenen Emission!
Über Speicher- und Senkenpotentiale der Moore und Wälder
können Angebote formuliert werden. Waldaktie und MoorFutures
setzen die Senken- und Speicherfunktion von Wald und Moor in Wert.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
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Kompensationslösung
m CO2,T m CO2,T
m CO2,U + m CO2,V + m CO2,E CO2,U + m CO2,V + m CO2,E
m CO2,F m CO2,F
Holz-
einschlag
Nutzung des Holzes zur
Substitution fossiler ET
CO2 aus der Aufforstung
und Waldbewirtschaftung !
„Tourismuswald“
Nutzung des Holzes als
Bau- oder als Werkstoff
in langlebigen Produkten
Ferien-
CO2
aller
Urlauber
Die Waldaktie
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Der Wald als Dienstleister: CO2-Festlegung pro Gast
Eine vierköpfige Familie setzt urlaubsbedingt etwa 850 kg
Kohlendioxid frei (14 tägiger Urlaub, Mittelklassehotel, Anreise
im eigenen PKW).
Ein erwachsener Baum hat mit seinem Holzvolumen etwa 900 kg
Kohlendioxid festgelegt.
Ein erwachsener Baum hat nach forstwirtschaftlichen
Berechnungen etwa Kosten zwischen 10 und 15 Euro verursacht
(Pflanzung von Setzlingen und forstwirtschaftliche Pflege).
Fazit: wenn jede vierköpfige Familie für jeden Urlaub 10 Euro für
Aufforstungen zahlt, ist dieser Urlaub „CO2-neutral“
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
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Für Klimaskeptiker: Wenn es gar kein Klimawandel gibt, haben Sie
immerhin einen Wald gepflanzt!
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Die Rolle der Moore im Klimaschutz
• Moore sind die raumeffektivsten Kohlenstoff-Speicher von
allen terrestrischen Ökosystemen,
• Obwohl sie nur 3% der weltweiten Landfläche bedecken,
enthalten sie 500 Gigatonnen C in ihrem Torf (MV ca. 12% der
Fläche enthalten ca. 450 Mio. T.),
• Moore enthalten etwa doppelt soviel Kohlenstoff wie alle
Wälder der Erde,
• Weltweit emittieren degradierte Moore 2 Gigatonnen CO2-
Äquivalente pro Jahr (MV ca. 6,2 Mio. Tonnen).
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Moore und Klima - Kurzzusammenfassung
• Entwässerte Moore emittieren Treibhausgase (u. a. Zersetzung
des Torfes),
• Wiedervernässung kann Vorgang stark reduzieren, ggf. sogar
stoppen,
• Wasserstand ist also für Emissionen entscheidend,
• Wasserstand bestimmt auch die Pflanzengesellschaft vor Ort,
• Pflanzengesellschaft sollte daher ein Indikator (Proxy) für
Emission eines Moores sein.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
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Wertschätzung des Dienstleisters Moor
Bedeuten die etwa 300.000 ha Moorfläche Fluch oder Segen?
Welchen Wert hat das Moor für den Klimaschutz?
Welchen Wert haben die Moore für die Biodiversität?
Welchen Wert haben die Moore für die Umsetzung der WRRL?
Welchen Wert haben die Moore für die Umweltbildung, den
Tourismus, das Wassermanagement …
Was kosten technische Lösungen (soweit überhaupt denkbar)
mit gleichen Ergebnissen?
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
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Wie kommt ein Land mit viel Mooren auch zu „Kohle“?
Quantifizierung durch „Zertifikateentwicklung“
Möglichkeit 1: „Umwidmung“: früher Naturschutz, heute
Klimaschutz,
Möglichkeit 2: Entwicklung von „Post-Kyotozertifikaten“, (sog.
Pflichtmärkte)
Möglichkeit 3: Freiwilliger Kohlenstoffmarkt - MoorFutures,
Basierend auf anspruchsvollen Kriterien und Standards.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Ist der internationale freiwillige Markt der richtige?
Vorgaben durch internationale Standards, hoher Aufwand, hohe Kosten,
die kaum oder nicht mit der Projektgröße korrelieren.
Kosten für Validierung, Verifizierung, Zertifizierung sind schnell bei
mehreren 10.000€.
Internationale Standards doppeln z. T. rechtliche Infrastruktur in D.
Abhilfe:
a) Wechsel von einem anonymen zu einem „persönlichen“ Markt,
b) Entwicklung regionaler Standards ohne Qualitätseinbußen,
jedoch mit (deutlich) geringeren Kosten.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Alternative: Der Wochenmarkt mit regionalen Produkten
„Typisch für Wochenmärkte ist das
Angebot regionaler Produkte, so werden
Wochenmärkte häufig zur
Direktvermarktung genutzt. Verbraucher-
zentralen raten zum Einkauf auf Wochen-
märkten. Wochenmärkte seien umwelt-
freundliche Handelsplätze…“ (Wikipedia)
Fazit: Der Wochenmarkt ist sympathisch,
direkt und vertrauenswürdig.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
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Moorschutz in MV - die Marke…
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Zielgruppe sind vordergründig
Unternehmen (anders als Waldaktie)
Finanzierung von
Wiedervernässungsprojekten
CO2-Minderungen zur Kompensation der
THG-Emissionen bzw. zur Optimierung der
Klimabilanz als Gegenleistung
Co-Benefits (Natur, Wasserhaushalt)
Laufzeit mindestens 30 Jahre
Zwischen 30 bis 50 € pro Tonne CO2eq
MoorFutures – die Imagebroschüre
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Präambel MoorFutures-Standard (MV)
„Zur Generierung der MoorFutures-Zertifikate wurden in Zusammenarbeit
zwischen der Universität Greifswald und dem Ministerium für
Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz wissenschaftlich
begründete und transparente Kriterien definiert. Diese orientieren sich
eng an dem Verified Carbon Standard und den Regelungen des
Kyoto-Protokolls. Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und
Verbraucherschutz und die Universität Greifswald können so die hohe
Qualität des Standards garantieren.“
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Der MoorFutures Standard
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
1. MoorFutures sind eindeutig und transparent:
MF werden aus Moorwiedervernässungen erzeugt und sind eindeutig auf
konkrete Projekte zurückführbar. Die Projektunterlagen (meist
wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren) sind einsehbar.
2. MoorFutures sind für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt:
Derzeit keine Gültigkeit für Pflichtmärkte!
3. MoorFutures basieren auf realistischen Emissionsschätzungen:
Anwendung des GEST-Ansatzes. Berücksichtigung der „Torferschöpfungszeit“.
Der MoorFutures Standard
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
4. MoorFutures sind zusätzlich:
MoorFutures sind zusätzlich, weil die Wiedervernässungsprojekte nur durch
die Einnahmen aus dem Verkauf von MoorFutures finanziert werden können.
5. MoorFutures sind vertrauenswürdig:
Kontinuierliche Verifizierung und Überwachung durch Wissenschaft (in MV
durch Uni HGW), zentrale Registrierung und Stilllegung mittels Projektregister
im Ministerium.
Der MoorFutures Standard
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
6. Emissionsreduktionen durch MoorFutures sind permanent:
Festlegung der Wasserstände durch wasserrechtliche Festlegung,
Eintragungen von Dienstbarkeiten in das Grundbuch, ggf. Flächenerwerb.
7. MoorFutures sind nachhaltig und leisten mehr als
Klimaschutz:
Co-Benefits in den Bereichen Biodiversität, Wasser, Schadstoffrückhaltung,
Regionalklima, Umweltbildung, Tourismus…
Zur Rolle der Standards im freiwilligen Kohlenstoffmarkt
• Standards sollen u. a. die Messbarkeit, die Dauerhaftigkeit und die
Zusätzlichkeit der Kompensation garantieren,
• Die rechtliche Infrastruktur in D ist so ausgereift, dass eine 1:1-
Übertragung üblicher Standards zu Doppelungen führen kann,
• Beispiel MoorFutures (ähnlich Waldaktie):
• Grundlage der Wiedervernässung ist ein wasserrechtliches Verfahren
(Planfeststellung, Plangenehmigung), dadurch u. a. Festlegung des
Wasserstandes),
• Flächen werden erworben, bzw. Wasserstand wird durch Eintragung ins
Grundbusch festgeschrieben,
• Schließlich: Garantien durch das Land MV und die Universität Greifswald.
Zertifizierung durch TÜV möglich, aber: deutliche Kostenerhöhung!
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
MoorFutures – die Partner
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Spatenstich Polder Kieve am 14. Juli 2012
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
MoorFutures – das aktuelle Angebot
Polder Kieve (Lk Müritz): 65 ha, Ziel: 54,5 ha vernässen.
Projektlaufzeit: 50 Jahre,
Gesamtkosten: 500.000 Euro.
Leistungen Klimaschutz:
Einsparungen: 14.325 Tonnen Kohlendioxidäquivalente,
Entsprechend der Erzeugung von 14.325 MoorFutures,
Preis pro MoorFutures: 35 Euro.
Leistung Biodiversität:
aus monotonem Intensivgrünland entstehen artenreichere
Moor- und Feuchtbiotope.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
MoorFutures – die Seite: www.moorfutures.de
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
MoorFutures – Land der Ideen – Ausgewählter Ort 2012
Nominiert für den Bundessieg (Kategorie Umwelt)
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Die Botschaft:
Das „Land der Ideen“ macht all jene
sichtbar, die in Deutschland
Innovation, Erfindergeist und
Einfallsreichtum leben - Tag für Tag in
Schulen, Unternehmen,
Forschungseinrichtungen, Initiativen
und Vereinen.
http://www.land-der-ideen.de
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
MoorFutures erhalten am 14.11.2012 Auszeichnung im Rahmen
der UN-Dekade Biologische Vielfalt
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…Kollateralnutzen für die Carbon Credit-Käufer!
Naturschutz – u.a. Erhalt der Biodiversität,
Wasserwirtschaft – u.a. Rückhalte und Filterfunktion,
Retentionsräume, Regulierungsfunktion Hochwasser, Trockenheit,
Nutzung – u.a. forstliche Nutzung, Schilfanbau, Naturtourismus,
Umweltbildung – Sensibilisierung,
Erlebniswelten – Events im Moor
Fazit: MoorFutures berücksichtigen derzeit „nur“ die THG-
Emissionen, sind also viel zu preiswert…
Weitere Leistungen intakter Moore – Co-Benefits…
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Mögliche Weiterentwicklungen: MoorFutures 2.0 (3.0…)
1. Zertifizierung ökologischer Co-Benefits:
Derzeit konkurrieren die MoorFutures mit anderen
Kompensationsprojekten, ohne dass ihr ökologischer Mehrwert
Berücksichtigung findet.
2. Verbindung mit Paludikultur:
Anbau und Nutzung von Biomasse ohne Torfzehrung senkt
Vermeidungskosten deutlich.
3. Vom Wochenmarkt in die Welt:
Möglichkeiten der Übertragbarkeit, ggf. Kompatibilität mit Pflichtmärkten.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Ausblick – aktuelle Koalitionsvereinbarung 2011 bis 2016
Ziffer 149:
Die Dienstleistungen der Natur Mecklenburg-Vorpommerns
sollen eine stärkere Wertschätzung erfahren. Mecklenburg-
Vorpommern hat mit der Waldaktie und den MoorFutures
hierfür erste Ansätze entwickelt, die weit über die
Landesgrenzen hinaus Beachtung finden. Diese Instrumente
sollen weiterentwickelt und auf andere Ökosysteme und
Leistungen übertragen werden.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Ausblick – aktuelle Koalitionsvereinbarung 2011 bis 2016
Ziffer 150:
Moore haben für den Gewässer-, Klima- Arten- und
Biotopschutz eine hohe Bedeutung. Die Koalitionspartner
werden das Moorschutzkonzept unter Prüfung der bisherigen
Maßnahmen fortentwickeln. Die Bewirtschaftung der Moore
wird besonders unter dem Gesichtspunkt „Schutz durch
Nutzung“ umgesetzt.
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Klimaneutral durch…
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Foto: W. Thiel
Schutz und Verbesserung der Artenvielfalt weil…
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Foto: M. Ziebarth
Verbesserung des Wasserhaushalts infolge…
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Foto: M. Ziebarth
Umweltbildung durch…
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
Für Kunden und Partner konkret erlebbar…
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel
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Ich danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
Berlin, 11.12.2012 - Lessons Learned vom Emissionshandel