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weiter Lichtenberg-Oberstufen- Gymnasium Bruchköbel Forschendes Lernen im Auftrag der Gemeinde Transfer „21“ Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

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Lichtenberg-Oberstufen- Gymnasium Bruchköbel

Forschendes Lernen im Auftrag der Gemeinde

Transfer „21“

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

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Inhalt

1. Ein kurzes Porträt 3 Fakten und Zahlen 3 Profil-Merkmale 5 Im Mittelpunkt: die Jugendlichen 6

2. GOL – lange Geschichte, erfolgreiche Praxis 7 Einführung 7 Übersicht GOL-Projekte 9 Zum Beispiel „Dicke Eiche“ 10 Zum Beispiel „Kartoffelprojekt“ 12 Zum Beispiel „Verbraucherverhalten“ 13 Zum Beispiel „Familienstadt“ 14 Zum Beispiel „Menschen in Bruchköbel“ 17

3. Chemieunterricht alternativ – Kooperation mit Unternehmen und TU 19

Einführung 19 Zum Beispiel „Iffens“ 19 Zum Beispiel „Das Vampirdinner“ 23 Perspektiven 23

4. Rom nicht zweimal gründen 24 Hinweise zur Schule 24 Kontakte 24 Literatur 25

Impressum 26

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1. Ein kurzes Porträt Fakten und Zahlen

Hinter dem Kürzel LOG verbirgt sich der Name „Georg-Christoph-Lichtenberg-Oberstufengymnasium“, gegründet 1974 als eigenständige Oberstufenschule. Das breit gefä-cherte Angebot des LOG wird von mehr als 600 Jugendlichen wahrge-nommen und von ca. 40 Lehrkräf-ten unterrichtet.

Am LOG lernen neben deutschen auch Schülerinnen und Schüler aus fast 30 weiteren Nationen (darun-ter ca. 50% europäische Länder, die anderen 50% repräsentieren die Kontinente Afrika, Asien und Süda-merika). Des Weiteren soll erwähnt werden, dass 2/3 der Population Schülerinnen sind – gleichermaßen deutscher und ausländischer Her-kunft.

Schüler aus über 30 Nationen besuchen das Lichtenberg Oberstufengymnasium Bruchkö-bel. Die interkulturelle Kommunikation, also der Austausch der Kulturen, spielt demzu-folge eine große Rolle und stellt somit auch einen Schwerpunkt der schulischen Arbeit dar. Das Bruchköbeler Gymnasium veran-staltete daher auch in diesem Jahr wieder Interkulturelle Tage, zu denen Referenten zum Thema eingeladen wurden. Die Ver-anstaltungsreihe wurde von Schülern des Grundkurses Geschichte der Jahrgangsstufe 13 unter der Leitung von Hille Bentfeld im Rahmen des Kursthemas „Migration nach 1945“ vorbereitet. Den Anfang bildete der Bericht von Rudi Patrolla, einem Migranten der besonderen Art...

„mehr

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Das LOG, größte Gymnasiale Oberstufe des Main-Kinzig-Kreises, bildet seit 1978 einen Schulverbund mit 5 Mittel-stufen-Schulen der Region. Insgesamt ca. 15 Lehrkräfte unterrichten im Austausch zwischen Mittel- und Oberstufen-schule.

Zum Verbund gehören:

Heinrich-Böll-Schule Bruchköbel

Erich-Kästner-Schule Maintal

Käthe-Kollwitz-Schule Langenselbold

Bertha-von-Suttner-Schule Nidderau

LOG

Georg-Büchner-Schule Erlensee

Das LOG hat somit einen Einzugsbereich, der das Gebiet des Main-Kinzig Kreises nördlich der Mainlinie umfasst.

Wie melde ich mich an?

Die abgebende Gesamtschulesammelt die Anmeldungen ihrer

Schülerinnen und Schüler, denenvoraussichtlich die Eignung zumÜbergang auf die Oberstufe be-

scheinigt werden wird und gibtsie an das LOG weiter.

Geeignete Schülerinnen undSchüler von anderen Schulen

bewerben sich mit demHalbjahreszeugnis der

Jahrgangsstufe 10 und derEignung durch die abgebende

Schule am LOG.

Im Sekretariat steht man Ihnenfür Fragen zur Verfügung,

Nach freien Kapazitäten und ggf,individueller Laufbahnberatungkann eine Aufnahme erfolgen.

Lernen Sie uns kennen, kommenSie uns doch einmal besuchen;

auf unserer Homepagewww.logschule.de

oder am Abend der offenen Tür.

Rufen Sie uns an: 06181 - 71078Faxen Sie uns an: 01681 - 71079Per e-mail: [email protected]

Anfahrtsskizze

Nidderau

BruchköbelMittel-buchen

HanauMaintal Langen-selbold

Hanauer Kreuz

A45

A66

A3

L435

Impressum

Konzept,Grafik,Foto:Ute Abel.Kahl

Druck:Druckerei Kolb, Karlstein

Finanzielle UnterstützungFörderverein des LOG, Bruchköbel

Anfahrtskizze

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Profil-Merkmale

Das Profil der Schule ist gekennzeichnet durch die Teilnahme an drei nationalen bzw. internationalen Programmen, welche inhaltlich-fachliche sowie pädagogische Aspekte der Schul- entwicklung fokussieren:

- G.-Chr.-Lichtenberg Oberstufengymnasium, Bruchköbel / Deutschland- Collège et Lycée Saint Joseph, Sarlat / Frankreich- Istituto Magistrale Statale „G. Renier“, Belluno / Italien- I.E.S. de Foz, FOZ (Lugo) / Spanien- Bishop Burton College, Beverly / Großbritannien- Gymnasium P. Horova, Michalovce / Slowakei- Eniaio Lykeio Anavyssou, Anavyssos / Griechenland

LIMES 2006Comeniusprojekt

1 Comenius: Das LOG beteiligt sich am Comenius-Bildungsprogramm der EU. Das EU-Programm zielt darauf, zur Entwicklung eines - nicht nur auf formaler Ebene - gemeinsamen Europa konkret, d.h. im persönlichen Kontakt und der inhaltlichen Kooperation beizutragen. Am LOG geschieht das derzeit durch die Partnerschaft mit einer spanischen Schule. Weitere Schulen aus europäischen Nachbarländern waren in den vergangenen Jahren beteiligt. Das Programm der „Europäischen Woche“ zeugt von internationaler Ausrichtung und programmatischer Vielfalt.

2 CoR: Das LOG gehört zu den 22 deutschen „Club of Rome“(CoR) - Schulen, die sich in der Gründungsphase befinden. Ziel ist es, als selbstständig arbeitende Schule anerkannt zu werden. Ein Förderbeirat aus IHK, Kreishandwerkerschaft, Handel- und Gewerbeverein Bruchköbel, Staatlichem Schulamt, Fa. Merck als Patenbetrieb und

dem LOG begleiten den dazu erforderlichen Prozess der qualitativen Weiterentwicklung der Schule nach den vom Club of Rome definierten Kriterien. www.clubofrome.de

Club of Rome-SchuleExzellenz in Bildung und Ausbildung

Dem unterrichtlich-pädagogischen Konzept der Club of Rome-Schule (CoR-Schule) liegen nationaleund internationale Erkenntnisse und Erfahrungen zugrunde,die in diesergebündelten und anspruchsvollen Form wohl in kaum einer deutschenSchule zu finden sind.Der Club of Rome sieht in Bildung den strategischenFaktor zur Lösung der zentralen Weltprobleme,auf die in seinen Veröffent-lichungen aufmerksam gemacht wurde.In Zusammenarbeit mit mehrerenKultusministerien,Experten aus Wissenschaft und Schulpraxis sowie Vertretern der großen gesellschaftlichen Gruppen ist das Konzept der CoR-Schule erarbeitet worden.Die Auswahl einer Gruppe von Pilotschulenfür den Start im Jahr 2005 fand in Kooperation mit den zuständigen Landesministerien statt.

Was zeichnet CoR-Schulen organisatorisch aus?

CoR-Schulen haben eine besondere Prägung:Sie legen ihrer alltäglichen Arbeit einen Wertekanon mit positiven Zielen zugrunde, in denen die Würde des Individuums,dasfriedliche und sich gegenseitig befruchtende Zusammenleben der Kulturen,der Schutz unserer Umwelt und die Handlungen des Einzelnen in Verant-wortung ein besonderes Gewicht haben.So wie die Sicht des Club of Romeauf Situationen und Entwicklungen in der Welt geprägt ist durch einensystemischen Ansatz, in dem Öko-System und „Menschheitssystem“ mit-einander verflochten sind und ein Gesamtsystem bilden,sollen auch CoR-Schulen in immer stärkerem Maße bei ihrer Unterrichts- und Erziehungs-arbeit eine Integration von Kenntnissen und Fähigkeiten anstreben und zu einer systemischen Sicht hinführen.

Mit der Club of Rome-Schule geht es um ein Bildungsmodell und um ein Angebot an jede Schule,darüber nachzudenken,wie sie sich

als eine Bildungsinstitution der Zukunft für die Bürger verstehen und etablieren will – mit Ausstrahlung auf die gesamte Bildungs-

landschaft,nicht nur in Deutschland und Europa,sondern in der gesamten Welt und mit dem Ziel,den jungen Menschen die Fähigkeit

zu vermitteln,die Zukunft für sich und die nachfolgenden Generationen zu gestalten.Dr.Ricardo Díez-Hochleitner,Ehrenpräsident des Club of Rome

CoR-Schulen stellen sich in den Dienst der lernenden Kinder und Jugendlichen. Die Lernenden sol-len die Zeit in der Schule als erfolgreich und bereichernd erleben.Das setztvoraus,dass die Lernenden ihr Tun als für sie relevant und wichtig wahrneh-men.Das wiederum verlangt nach einer differenzierten und individuellen Förderung,die sich am Prinzip eines weitgehend selbst gestalteten undselbst verantworteten Lernens orientiert. Ausgangspunkt sind dabei die allgemeinen Fähigkeiten und die besonderen Talente jedes Einzelnen,dieentwickelt werden sollen.

Es geht darum,Unterricht und Schulen konsequent zu modernisieren.Die Schule der Zukunft wird geprägt sein von neuen Formen

des Unterrichts,die die individuelle Förderung von Kindern stärken.Dabei stehen selbstständiges Arbeiten und kreatives

Lernen im Vordergrund.Karin Wolff,Hessische Kultusministerin

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CLUB OF ROME-SCHULEN

DEUTSCHLAND

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3 Transfer 21: Eines der letzten von der Bund-Länder-Kommission (BLK) betriebenen Programme will Impulse dazu geben, dass sich schulische Bildung stärker am Konzept der Nachhaltigkeit orientiert. Zentrales Ziel des Programms ist es, Schülerinnen und Schülern Gestaltungskompetenz für die Zukunft näher zu bringen. Das LOG beteiligt sich mit seinem Konzept des Gemeinwesen-Orientierten Lernens (GOL) seit 2000 am hessischen BLK21- bzw. Transfer21-Programm.

Transfer „21“

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Informationsveranstaltungen: 18.30 – 20.00 Uhr R613 Wege zum LOG E. Jae und U. Rauch zeigen die

Übergänge zum LOG auf.

R 623 Comenius-Projekt „Domus-Unser europäisches Haus“

Einblicke in das internationale Comenius-Projekt in Foz/Lugo/Spanien bieten die Comeniusschüler vom letzten Jahr mit B. Burba-Frank und H.Witt

vor dem Chemie-Hörsaal

Merck und das LOG Dr. Jansen informiert über eine ungewöhnliche Partnerschaft

Foyer Was kommt nach der Schule?

Dr. Klein von der Hanauer Arbeitsagentur berät bei der Berufs- und Studienwahl

Ab 18.oo Uhr: Einlass mit Musik Sekt und Saft, ausgeschenkt vom Förderverein Cafeteria ist geöffnet 18.30 Uhr „Herzlich Willkommen!“ sagt Frau Bär, die Schulleiterin des LOG Bühnenprogramm: Musikalische Darbietungen der Musikband von der Projektwoche unter der Leitung von Herrn Stürmer Acapella von Honeyda und Edena

- All my life - Angle of mine

mehr

Ein Förderverein trägt dazu bei, das spezifische Profil des LOG weiter zu entwickeln, Der jährliche „Tag der Offenen Tür“ gewährt Interessierten und externen Partnern vielfältige Einblicke. Im Unterricht erworbene Kenntnisse, Arbeitsformen und Lernergebnisse werden aus „erster Hand“, d.h. von den LOG-Jugendlichen präsentiert, z.B. während des „Tages der Offenen Tür“.

Im Mittelpunkt: die Jugendlichen

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Zum Einstieg in die Arbeit am LOG geht es darum, die Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher schulischer „Backgrounds“ heimisch werden zu lassen. Zum „Wir-Gefühl“ und Einfinden in den Betrieb eines Oberstufengymnasiums sollen Kennerlerntage und Projektphasen ebenso beitragen wie das Lernen im Klassenverband.

Langfristig vor der Auflösung der Klassenverbände werden Jugendliche und ihre Eltern zur Kurs-Einwahl beraten. Klassenlehrkräfte sind dabei behilflich, dass aus den 60 Kombinationsmöglichkeiten die zum individuellen Lernprofil passende gewählt wird. Vor allem dieses breite Kurs-Angebot, ergänzt von einer Palette interessanter, oft fächerverbindender Projekte, kennzeichnet das Profil des LOG.

Kollegium des LOG

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2. GOL — lange Geschichte, erfolgreiche Praxis

Was verbirgt sich hinter dem zweiten, in der Schule zum eigenständigen Begriff gewordenen Kürzel GOL? Nicht nur rein äußerlich ist es auf die Kurzform des Schulnamens LOG bezogen. Der Bezug hat durchaus eine programmatische Bedeutung.Die Idee des Gemeinwesen-Orientierten Lernens – GOL – bezieht sich auf das angelsächsische Konzept der community education. GOL wurde 1993 als Bestandteil des naturwissenschaftlichen Curriculums entwickelt und im Lauf der Jahre sukzessive von weiteren Fachbereichen des LOG übernommen. Beteiligte Fächer sind: Biologie, Chemie, Deutsch, Gemeinschaftskunde, Erdkunde, Geschichte, Informatik, Kunst, Mathematik, Physik.

Didaktische Merkmale aller GOL-Projekte sind:

• Öffnung des Unterrichts• konkrete und langfristige Arbeitsvorhaben• Projektarbeit• Einbindung in den Regelunterricht• curriculare Weiterentwicklung

GOL-Projekte sind von ihrem Selbstverständnis her Auftragsarbeiten und deshalb zu bezeich-nen „als Lernangebote mit Ernstcharakter“.

Besonders im naturwissenschaftlichen Fachbereich entstanden in den letzten Jahren Projekte mit ökologischen Inhalten, die gleichzeitig ein stark gemeindeorientiertes Lernen förderten. …Andere gemeinde- und regionorientierte Projekte, z.B. aus Kunst- und Deutsch-Kursen, sind in der Vergangenheit in Kooperation mit der Stadt Bruchköbel, dem Main-Kinzig-Kreis und anderen kommunalen Institutionen durchgeführt und von diesen unterstützt worden. Die daraus erwachsene Form der Zusammenarbeit wollen wir fortsetzen bzw. ausbauen mit dem Ziel einer weiteren Öffnung der Schule zur Stadt und zur Region. Fensterbilder

für die Stadt Bruchköbel

Einführung

in: Schulprogramm S. 4

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Übersicht GOL-Projekte

Projekt Auftraggeber Kooperation mit Beteiligte Fächer

Dauer

Ökologische Belastungen des Kinzigtales

Main-Kinzig-Kreis (MKK)

„Jelenia Gora-Hochschule“ Jelenia Gora/Polenund Lycee Polyvalent „La Pleiade“, Pont de Cheruy/Frankreich

Bio/Chemie/Erdkunde

1992

Renaturierung Krebsbach U.Naturschutz-behörde MKK

Bio/Chemie/Erdkunde, Gemeinschafts-kunde

1994 -1995

Untersuchung der Gartenerde hinsichtlich des Nährstoffgehalts

Angebot LOG Gartenbauverein Bruchköbel

Bio/Chemie 5/96

Algenblüte im Kahler Lindensee

Anwohner Bio 6/97 – 3/99

Dicke Eiche Magistrat Stadt Bruchköbel

Bio/Chemie 1998-2001

Milchvieh-Emissionen Landwirt Bio/Chemie 3/98

Kartoffelprojekt MKK Landwirten/Stiftg.Warentest/ Analyse-Institut ISEGA/Unt. Nat.-schutzbehörde

Bio, Erdkunde 2002 - 2004

Waschweiher Birstein U.Naturschutz-behörde MKK

Chemie, Erdkunde

2002-2005

Gestaltung des Parkhauses

Stadt Bruchköbel

Kunst 1998/99

Fensterbilder Stadt Bruchköbel

Stadtbibliothek Kunst 1999

Menschen in Bruchköbel Angebot LOG Deutsch 1999

Gestaltung des Kindergartens in Rossdorf

Stadt Bruchköbel

Kindergarten Rossdorf Kunst

Konsumenten-befragung Werbe-gemeinschaft Bruchköbel

Erdkunde 2005

Familienstadt Abteilung Stadtmarketing Bruchköbel

Stadt Bruchköbel Erdkunde 2005

Experimentieren mit einer Biogasanlage

Kooperations-projekt im Schulverbund

Zusammenarbeit von Käthe-Kollwitz –Schule + ISET-Institut Hanau + Landwirte der Region

Chemie 2007…

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Zum Beispiel „Dicke Eiche“

Einige Erfahrungen lagen bereits vor, als der Bürgermeister der Stadt an das GOL-Team der Schule herantrat mit dem Anliegen, die Gewässergüte des Stadtteiches „Dicke Eiche“ zu untersuchen.In den Vorläuferprojekten „Krebsbach“ „Waschweiher“ und „Kahler Lindensee“ konnten die jeweiligen Projektgruppen in den Fächern Biologie, Chemie und Erdkunde einschlägige Untersuchungen anstellen, deren Ergebnisse an die Auftraggebenden (s. Tabelle S. 9)berichten und diesen darüber hinaus mit fachlich untermauerten Expertisen konkrete Empfehlungen zur Sanierung bzw. Schadensbegrenzung vorlegen.

Im September 1998 erfolgte eine telefonische Anfrage durch das Büro des Bürgermeisters der Stadt Bruchköbel an das GOL-Team des Lich-tenberg Oberstufengymnasiums mit der Bitte, eine Untersuchungsreihe zur Gewässerbeurteilung im Teich „Dicke Eiche“ in Bruchköbel zu starten. Nach der über zwei-jährigen sehr guten Zusammenarbeit bei der Rena-turierung des Krebsbaches hoffte die Stadt auf ein nachhaltiges Engage-ment unserer Schülerinnen und Schüler sowie des Lehrerteams. Nach eingehenden Vorbereitungen starten mehrer Gruppen im Frühjahr 1999 mit den Untersuchungen, die sich bis Ende 2000 erstreckten. In diesem Zeitraum wurden auch zwei „Trainingswochen“ in Rieneck durchgeführt. Hier erprobten und verfeinerten die Schülerinnen und Schüler in einem Kompaktseminar vor allem bestimmte Analysetechniken, Beobachtungs-modelle und Dokumentationsverfahren für das Projekt „Dicke Eiche“. Am 24.01.2001 konnten wir dann dem 1. Stadtrat und Umweltdezernenten der Stadt Bruchköbel, Herrn Dziony, unsere Ergebnisse zur Sanierung des Teiches unterbreiten. Am gleichen Tag wurde dann dieser Vorschlag in einer Magistratssitzung zur Diskussion gestellt.

An diesem Projekt haben insgesamt 8 Lerngruppen der Jahrgangsstufen 11 bis 13 und folgende Lehrer mitgewirkt:

Biologische Untersuchungen: Erhard Müller, Burkhard Toillé; Chemische Untersuchungen: Karl Hellwig, Ewald Jaé; Organisation: Werner Neidhardt, Reinhard Stürmer

in: Werner Neidhardt: „Projekt „Dicke Eiche“ - Expertise ...“, 2001

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Der Arbeitsprozess im Vorhaben „Dicke Eiche“ war gekennzeichnet durch:

• altersgemischte Projektgruppen• fächerverbindendes, forschendes Lernen• Langzeitigkeit• Kompaktseminare im außerschulischen Lernort

Jugendherberge „Burg Rieneck“• Expertise der Schülerinnen und Schüler • Aufgreifen der Arbeitsergebnisse im Magistrat• Beschlussfassung und Umsetzung• Wirksamkeit in der politischen Gemeinde

Die Projektgruppe schlug dem Magistrat zur Sanierung des Stadtteiches „Dicke Eiche“ als Maßnahmen vor:

Für den Teich Dicke Eiche wäre ein regelmäßiges Ausbaggern des Faulschlammes hilfreich, im Abstand von 3 bis 4 Jahren, kombiniert mit Sauerstoffzufuhr über Springbrunnen oder direkte Belüftung des Gewässerbodens.Zusätzlich könnte das Teichwasser über ein mit Binsen und Schilf bewachsenes Gelände geleitet werden und nach erfolgter Reinigung von Nährstoffen wieder in den Teich zurückfließen. Die Bepflanzung müsste im Herbst abgeerntet und entsorgt werden.

in: Ewald Jaé: Bewertung der biologischen Gewässergüte des Teiches „Dicke Eiche“ , S. 3

Das Ausbaggern erschien den Auftraggebern zunächst zu kostenaufwendig; wenige Jahre später wurde der Vorschlag jedoch umgesetzt, weil diese Investition zum Erhalt des Gewässers unumgänglich wurde. Übrigens entsprachen die Sanierungsvorschläge des LOG-Projektes denen einer kanadischen Expertengruppe, was die Qualität der fachlichen Expertise der LOG-Forschungsgruppe unter Beweis stellt.

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größere Ansicht

Zum Beispiel „Kartoffelprojekt“

An den Boden- und Gewässer-Untersuchungen im sog. Kartoffelprojekt waren die Fächer Biologie, Chemie und Erdkunde beteiligt. SchülerInnen und Lehrkräfte untersuchten mit Unterstützung von Kooperationspartnern (s. S. 9f) das Sickerwasser auf einem konventionell und einem biologisch bewirtschafteten mit Kartoffeln bebauten Acker. Eingebettet war das Projekt in das „Beratungsprojekt zur Flächendeckenden Gewässer schonenden Landbewirtschaftung im Main-Kinzig-Kreis“.

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Befragung von Konsumenten in Bruchköbel

Ein Projekt des Stadtmarketing Bruchköbel, des Lichtenberg-Oberstufen-Gymnasiums und des Handwerker und Gewerbevereins

….. Befragter vor dem Viadukt ….. Befragter in der Innenstadt ........Uhrzeit (bitte ankreuzen/eintragen)

1 a. Wie oft kaufen Sie in der Bruchköbeler Innenstadt ein?

1 c. Wie oft kaufen Sie in anderen Städten/Einkaufszentren ein?

1 e. Haben Sie feste Tage zum Einkaufen?

1 f. Wenn ja, wann kaufen Sie ein?

2 a. Was schätzen Sie in der Bruchköbeler Innenstadt? Mehrfachnennungen möglich

3 c. Was vermissen Sie?

3 d. Was kaufen Sie nicht in Bruchköbel ein?

4 b. Wie beurteilen Sie die folgenden Punkte für die Bruchköbeler Innenstadt (Schulnoten: 1 sehr gut – 6 ungenügend)?

Parkplatzsituation Bus: Brk-Erlensee Preisniveau

Öffnungszeiten Sicherheit Flair

Cafes und Restaurants mehr Grün Service

Ärzte Angebotsvielfalt Erlebniskauf/Events

5 a. Wie oft besuchen Sie den Bruchköbeler Wochenmarkt?

5 b. Glauben Sie eine Aktion wie „Freitag ist Markttag“, an der Läden und Restaurants jeden

Freitag etwas Besonderes bieten, Sie beeinflussen kann, in Bruchköbel öfter einzukaufen?

Persönliche Angaben

Männlich Weiblich49 98

Alter: bis 20 Jahre 20 – 30 30-40 40 -50 50 – 60 über 6032 31 27 40 15 40

Familienstand:Allein stehend? Verheiratet/ Lebensgemeinschaft Familie mit Kind/ern46 59 59

Wohnort:Stadtteil von Bruchköbel. Welcher

96 58 4 17 2 15

Auszug aus dem Fragebogen der LOG-Projektgruppe

Zum Beispiel „Verbraucherverhalten“

Im Jahr 2006 beauftragten Gewerbeverein und Verwaltung der Stadt Bruchköbel das LOG mit einer Befragung von BürgerInnen der Gemeinde zu Kaufverhalten und Verbesserung der Angebotsqualität. Im folgenden eine Übersicht der Fragen und einige Ergebnisse:

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Die Teilnahme der Stadt Bruchköbel am Wettbewerb „Familienstadt mit Zukunft“, ausgeschrieben vom Hessischen Sozialministerium, bescherte Bruchköbeler GymnasiastInnen einen Rechercheauftrag besonderer Art. Eine Gruppe von Schü-lerInnen wurde mit Umfragen zur Vorbereitung eines Wettbe-werbsbeitrages der Stadt Bruchköbel beauftragt. Die Aufgabe war im Fach Erdkunde angesiedelt. Mehr dazu:

Die Stadt Bruchköbel wurde zwar nicht in das Programm „Familienfreundliche Stadt“ aufgenommen, doch gewonnen haben die Beteiligten in mindestens zweierlei Hinsicht trotz-dem: einmal haben die StadtplanerInnen mit Hilfe der Umfrage wichtige Hinweise für künftige Maßnahmen erhalten, mit denen Bruchköbel für Familien attraktiver werden könnte. Zum ande-ren veranlassten Vorbereitung und Durchführung der Umfrage die Jugendlichen, dass sie, manche von ihnen sicher auch als künftige BewohnerInnen, ihren Blick auf innerstädtische Struk-turen und Merkmale von Lebensqualität schärften.

Fragebogen an Jugendliche über die Situation junger Menschen in Bezug auf Familie und Kinder

1. Stellen Sie sich vor, Sie sind 10 Jahre älter: Wie leben Sie? 2. Stellen Sie sich vor, Sie sind 20 Jahre älter: Wie leben Sie? 3. Wie sehen Sie den aktuellen und zukünftigen Status von

Müttern? (Darf auch von Männern beantwortet werden) 4. Welche positiven Gedanken verbinden Sie mit „Mutter sein“?

(Darf auch von Männern beantwortet werden) 5. Wie sehen Sie den aktuellen und zukünftigen Status von

Vätern? (Darf auch von Frauen beantwortet werden) 6. Welche positiven Gedanken verbinden Sie mit „Vater sein“?

(Darf auch von Frauen beantwortet werden) 7. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ich eine

Familie gründe?

Zum Beispiel „Familienstadt“

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8. Wie stehen Sie vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung dazu, eine Familie zu gründen?

9. In welchem Alter glauben Sie, ist es am besten, Kinder zu bekommen?

10. Wenn Sie Bruchköbel als Kleinstadt in der Region Rhein-Main ansehen, ist es ein: geeigneter Standort, um mit Kindern zu leben?

11. Was würde Ihre Entscheidung, Kinder in die Welt zu setzen, positiv beeinflussen?

12. Wie schätzen Sie die allgemeine Kinderfreundlichkeit der Gesellschaft ein?

13. Wer vermittelt Ihnen ein Bild der Familie? Würden Sie sich mehr Beratung wünschen? 14. Ich bin ein Einzelkind/Ich habe Geschwister 15. Ist Ihnen bekannt, dass z.B. in Frankreich schon früher etwas

gegen die rückläufige Geburtenrate getan wurde? 16. Welche Maßnahmen würden Sie für Deutschland vorschlagen,

um den aktuellen Durchschnitt von 1,3 Kindern zu erhöhen?

10. Wenn Sie Bruchköbel als Kleinstadt in der Region Rhein-Main ansehen, ist es ein geeigneter Standort, um mit Kindern zu leben?

Ja: 190 Nein: 94

wenn ja, warum? Was macht es aus, dass Sie Bruchköbel anderen Standorten vorziehen würden?ruhige Lage 12 ist schön 8 wenig Arbeitslose 1Infrastruktur 22 Sicherheit 16 Naturnah 11Bildung / Schulen / Kitas

24 Freizeit 9 keine Großstadt 37

Spielplätze 2

wenn nein, warum? Wo würden Sie lieber wohnen, wenn Sie eine Familie gründen und warum?wohnt nicht in Bruchköbel

6 in Großstadt mehr Chancen

4 lieber Ausland 3

lieber auf dem Land aufwachsen

5 wenig Möglichkeit der Freizeitgest.

6 es gibt schönere Orte 2

Hohes Verkehrsaufkommen

2 Gewalt 1

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7. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ich eine Familie gründe?Partner/Partnerin, der/die:

die Arbeit mit mir teilt:

verlässlich zu mir steht:

sichere Zukunft:

anderes:

198 270 19 46

Abgeschlossene Berufsausbildung:feste

Anstellung:Arbeit in Teilzeit

möglich:Möglichkeit

für Homeoffice gegeben:

Vollzeit mit guter

Betreuungs-möglichkeit:

sicherer guter Verdienst:

anderes:

200 121 66 93 11 5

Kinderbetreuung – durch wen?Tagesmutter: Großeltern: Kita: Eltern /

Verwandte:etc.:

75 121 178 56 74

Andere Voraussetzungen - welche?niedrige Betreuungskosten 3 Haus und Wohnung 7Kindgerechte Umgebung 2 glückliche Ehe / Partnerschaft 1Reife 1 geregeltes Leben 3Partner mag Kinder 1 festes und gutes Einkommen 14

in: Reinhard Stürmer u.a.: Auswertung „Familienstadt Bruchköbel“ März 2006

2. Stellen Sie sich vor, Sie sind 20 Jahre älter: Wie leben Sie?allein mit festem

Partnerin WG mit Kind

1-2-3-4wenn anders,

wie?0 = 251 = 72 verh. = 2

11 233 7 2 = 83 sonstiges = 63 = 14 Im Ausland = 24 = 8 eigenes Haus = 25 u. mehr = 15

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Zum Beispiel „Menschen in Bruchköbel“

1999 erarbeiteten Schülerinnen und Schüler eines Deutsch-Leistungskurses im Jahrgang 12 einen Betrag zur „Oral History“ der Gemeinde. Die stilistisch und formal individuell gestalteten Beiträge wurden im Sammelband „Menschen in Bruchköbel“ zusammengefaßt und publiziert.

Inhalt

Gudrun Benischke: Der Bruchköbler KirchturmVon Monika Erdmann.................................................................................................................................................................................................................

Helga Dachselt: Stadtkultur in BruchköbelVon Sonja Schadt .................................................................................................................................................................................................................

Günther Erk: Der große KnallVon Jessica Erk .................................................................................................................................................................................................................

Sabine Faber: Die BauchtänzerinVon Sören Müller .................................................................................................................................................................................................................

VorwortDie in dem vorliegenden Bändchen abgedruckten Arbeiten sind im Rahmen eines Deutsch-Leistungskurses am Lichtenberg-Oberstufengymnasium in Bruchköbel entstanden. …wurde es den Schülerinnen und Schülern aber auch zur Aufgabe gemacht, Kontakte zu Bürgerinnen und Bürgern in Bruchköbel und seinen Stadtteilen zu knüpfen, mit ihnen Gespräche zu führen und danach literarische oder journalistische Portraits ihrer Interview-Partner herzustellen. (…)Die Broschüre ordnet sich damit ein in eine Reihe von gemeindeorientierten Projekten, welche die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bruchköbel und dem Lichtenberg-Oberstufengymnasium nun schon zu einer gemeinsamen Tradition haben werden lassen. (…)Für einige Zeit hat sich der Deutschunterricht in die Stuben der Bruchköbler Bürger verlagert und aus all dem, was die Schülerinnen und Schüler mitgebracht und sich gegenseitig schriftlich mitgeteilt haben, ist sicherlich bei allen ein verändertes, ein differenzierteres Bild Bruchköbels und seiner Menschen entstanden. Wichtig war nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Kontakt und die Kommunikation zwischen Jung und Alt, zwischen Schule und Gemeinde, zwischen dem Schulleben drinnen und den Lebenserfahrungen draußen.

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Axel W. Fischer: Die Liebe zum AutomobilVon Eva Peukert ........................................................................................................................................................................................................

Waltraud Goy: Dorfhelferin in RoßdorfVon Janine Hirsch ..................................................................................................................................................................................................................

Gisela Haas: Fremde Gesichter im LebensmittelladenVon Dominique Meißner.................................................................................................................................................................................................................

Dr. Christian Kaiser: Zwischen Rotary Club und KinzigheimerhofVon Prisca Alig .................................................................................................................................................................................................................

Geon-u Kang: Von Südkorea nach BruchköbelVon Johanna Schmidt .................................................................................................................................................................................................................

Karl-Heinz Mühlhans: Paradies für BücherfansVon Mareike Vollmer .................................................................................................................................................................................................................

Matthias Philp: UWV - Unter WortVerdachtVon Kristin Buxmann.................................................................................................................................................................................................................

Ursula Rössel: Die Laienspielgruppe BruchköbelVon Lisa Lux und Susanne Rentzsch .................................................................................................................................................................................................................

Veronika Runkel: Mutter und TochterVon Annika Büttner.................................................................................................................................................................................................................

Alfred und Hanna Schulz: Tante Emma und Willy BrandtVon Karin Kießling.................................................................................................................................................................................................................

Klaus-Dieter (KD) Schuster: En aale KeewelerVon Annina Hilfenhaus .................................................................................................................................................................................................................

Thomas Stöppler: Biologischer Anbau auf dem MarienhofVon Julia Peter .................................................................................................................................................................................................................

Hermann Trusheim: Pfarrer aus LeidenschaftVon Steffi Lerp.................................................................................................................................................................................................................

Heinz Weil: Mit 15 am WestwallVon Christine Theumer.................................................................................................................................................................................................................

Peter Zunke: Krankengymnastik und VoodooVon Jenny Klarr.................................................................................................................................................................................................................

in: LOG (Hrsg.): „Menschen in Bruchköbel“, 1999mehr

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3. Chemieunterricht alternativ – Kooperation mit Unternehmen und TU

„Chemie im Alltag, Chemie zum Anfassen – unter dieses Motto stellt Merck seine Aktivitäten im Rahmen der Schulförderung mit dem Ziel, den naturwissenschaftlichen Unterricht inhaltlich, konzeptionell und materiell zu fördern. …Neben einer Breitenförderung für Schulen in der Region Südhessen (Projektförderung) gibt es auch eine „Spitzenförderung“, vor allem an weiterführenden Schulen. Hierzu werden Schulpartnerschaften geschlossen,in denen Schulen und Unternehmen eng zusammenarbeiten… .“

in: Merck KGaA (Hrsg): Naturwissenschaften erleben und entdecken – Broschüre Schulförderung

Im Zentrum der Kooperation von LOG und Merck steht die jährlich durchgeführte Projektwoche in der „Station Umwelterziehung“ in Iffens/Butjadingen. Sie verbindet die Erfahrung des gemeinsamen Lernens und Lebens mit der Vermittlung sinnhaften und vergnüglichen Tuns in einer Umgebung, auf die sich Jugendliche in der Regel nicht freiwillig einlassen. In der Zwischenzeit genießt die „Iffens-Woche“ einen so guten Ruf im LOG, dass daran gedacht wird, sie zweimal jährlich anzubieten.

Das LOG wird seit März 2002 als eine von fünf Partnerschulen des Chemieunternehmens Merck auf besondere Weise gefördert. Im Programm „Partner- und Projektschulen“ werden Absicht und Ziele der Förderung von Merck wie folgt beschrieben:

Einführung

Zum Beispiel „Iffens“

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Zu Anfang arbeiteten Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 12 und 13 vor allem zu fachbezogenen Aspekten des Umweltschutzes in einem besonderen Ökosystem.

Aus den hierbei gewonnenen Erfahrungen entwickelten die betreuenden Chemielehrkräfte das „Iffens-Curriculum“ ständig weiter. So wurden zu den bewährten Bausteinen:

• Wissenschaftliches Arbeiten• Präsentationstechniken• Techniken der Stressbewältigung

neue Bausteine entwickelt, wie z.B.

• Theoretische Grundlagen der Hirnphysiologie• Lerntypen und Wahrnehmungspsychologie

In Zusammenarbeit mit dem Leiter der Station Umwelterziehung werden weitere Lernangebote ausgearbeitet und Angebote der Station genutzt:

• Zusammenarbeit von Schülerinnen und Schülern des LOG und Auszubildenden in Chemieberufen

• Dokumentation von Arbeitsvorgängen in der chemischen Industrie (IHK)• Gestaltung von Dokumentationsmappen• Ein Forschungscamp mit „Ernstcharakter“: Gewässer- und

Bodenuntersuchungen als Beitrag zu einer Langzeitanalyse der Gründe eines akut auftretenden Fischsterbens im Küstenbereich

• Exkursion zum Alfred-Wegner-Institut (AWI) in Bremerhaven.

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in: Dr. Ute Reichel, Dr. Manfred Schade: Bericht zur Projektfahrt nach Iffens vom 7. – 14. 10. 2005

Wie im vergangenen Jahr wurde unsere Idee, das Projekt an einem außerschu-lischen Lernort durchzuführen, von den TeilnehmerInnen rückhaltlos bestätigt. Auch war wieder deutlich aus persönlichen Gesprächen zu entnehmen, dass der Ort – in diesem Fall das Watt – das Interesse und die Begeisterung an der Natur weckte bzw. verstärkte.

Es wurde von den SchülerInnen weiterhin sehr positiv vermerkt, dass das offene Arbeiten ohne strikten Zeitplan für Kreativität und Freude am selbständigen Lernen sehr förderlich war.

Es hat sich als äußerst sinnvoll und notwendig erwiesen, den Inhalt „Präsenta-tionen“ aus dem Methodentraining der Jgst.11 auszuweiten. Offensichtlich sind die SchülerInnen nun verstärkt aufnahmefähig und interessiert, sich intensiv mit diesem Themenkomplex zu befassen.

Die Zusammensetzung der Lerngruppe aus SchülerInnen der Jahrgangsstufen 12 und 13 erwies sich als vorteilhaft. So konnten die TeilnehmerInnen des letz-ten Jahres den „Neulingen“ gezielt helfen und sie beraten. Sie fanden darin eine Bestätigung des bereits Erlernten. Allerdings wurde hier auch eine Problematik deutlich, die an unserer Schule auftritt, obwohl wir nur drei Jahrgangsstufen unterrichten: Eine Kommunikation zwischen SchülerInnen der unterschiedlichen Jahrgangsstufen besteht praktisch nicht. Erst das Arbeiten in einem gemein-samen, gewünschten Projekt führte dazu, dass die SchülerInnen untereinander Kontakt aufnahmen und sich über ihre Interessen, Probleme etc. unterhielten. Dieser Mangel an Kommunikation muss unserer Meinung nach an unserer Schule dringend behoben werden. Alle SchülerInnen müssen erkennen, dass sie voneinander profitieren können.

Ergebnisse und Erfahrungen während der „Iffens-Wochen“ wirken in das LOG zurück, z.B. in Form von erweiterter Fach-kompetenz der SchülerInnen bei der Ausführung von GOL-Auf-trägen. Auch haben die Teilnehmenden ihren Wunsch nach einer Verbesserung von Kooperation und Sozialklima zwischen den Jahrgangsstufen formuliert. Diese Entwicklungen bestätigen, dass offene Unterrichtsformen, die Ausrichtung von Fachin-halten an den Erkenntnisinteressen der SchülerInnen und die Auflösung des engen unterrichtlichen Zeitrahmens wesentlich zu Motivation und Lernerfolg beitragen.

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Perspektiven

Die Partnerschaft mit Merck steht auf sicheren Füßen: die vertraglich ver-einbarte Zusammenarbeit sichert die Arbeit im Sinne von GOL zumindest auf mittlere Sicht in der hier beschriebenen Unterstützung sowie durch regelmäßige Chemikalien-, Geräte- und Buchspenden und Fortbildungsange-bote, so dass der Fachbereich Chemie den Vorteil genießt, kontinuierlich an Projekten arbeiten zu können, seien sie eigens entwickelt oder von außen an das LOG herangetragen. Ergänzt wird diese „win-win“-Koope-ration durch die Vermittlung von Praktikumsplätzen im Unternehmen, Beiträge zur Berufs- und Studienorientierung am LOG sowie Betriebsfüh-rungen und Fortbildungen für Lehrkräfte außerhalb der Schule.

Darüber hinaus trifft das praxisorientierte Konzept auf übergeordnetes Interesse. Die zuständigen Chemielehrkräfte am LOG wurden in eine Cur-riculum-Gruppe der „Gesellschaft deutscher Chemiker“ (GdCh) berufen, die Bildungsstandards für den Chemieunterricht entwickelt.

Für die Zukunft stehen auf der Agenda die (Weiter-) Entwicklung der Zusammenarbeit mit DidaktikerInnen der TU Darmstadt und mit einer Firma, die Kosmetikprodukte herstellt.

Gemeinsam mit Merck veranstalten Lehrende der TU Darmstadt eine Chemie-Vorlesungsreihe für Jugendliche der Klassen 9 – 12. „Knalliger“ Höhepunkt der Abschlussvorlesung im Mai 2005 war

die Aufführung eines Theaterstückes, entwik-kelt, einstudiert und aufgeführt von Schüle-rInnen des LOG. Ganz im Sinn der GOL-Essentials „Projektlernen“, „Auf-trags-Bezogenheit“ und „Öffnung der Schule“ nahm die Gruppe die Anfrage entgegen, einen Beitrag zur Vorlesungs-reihe zu gestalten. Seit-dem erfreut sich das „Vampirdinner“ großer Beliebtheit, so auch beim traditionellen „Tag der Offenen Tür“ des LOG.

AKTIV

19. August 2006 / Seite 8

AKTIV im Internet: www.div-aktiv.de

AKTIV erscheint in Zusammen-arbeit mit Arbeitgeberverbänden

der Chemie

Herausgeber: Ulrich Brodersen � Chefredakteur: Ulrich von Lampe � Stellvertreter und Chef vom Dienst: Giesbert Wiegel � Redaktion:Barbara Auer, Ulrich Halasz (Chefreporter), Wilfried Hennes, Anja van Marwick-Ebner, Gero Trepte, Hans Joachim Wolter (LeitenderRedakteur) � Korrektorat: Iris Delev � Bildredaktion: Bernhard Eifrig � Produktion: Harro Klimmeck � Technische Leitung: Rüdiger Wil-helmi � Vertrieb: Renate Hacker � AKTIV erscheint mit den Ausgaben Bayern, Bremen, Chemie in Baden-Württemberg, CO-Chemie, Hes-sen Chemie,Hessen Metall, Kautschuk, M+E, Metall, Metall-Niedersachsen, Nordchemie, Nordostchemie, Nordrhein-Westfalen, Papier-verarbeitung, Südwest, Textil, Zentral � Anschrift der Redaktion: Postfach 51 06 70, 50942 Köln; E-Mail: [email protected]; Tel: 0221/4981-0; Fax: 0221/4981258 � Redaktion Bayern: Michaela Geiger und Matthias Nauerth (Leitung); Eva Schröder; Max-Joseph-Str. 5; 80333 München; Postfach 200220, 80002 München; Tel: 089/55178-551; Fax: 089/55178-553 � Redaktion Südwest:

Dr. Joachim Sigel (verantw.), Rut Katzenmaier, Josefstraße 10, 70597 Stuttgart, Tel: 0711/4579986, Fax: 0711/457219 � Redaktion Nord:Werner Fricke, Stephanusweg 9, 31174 Schellerten, Tel: 05123/7710, Fax: 05123/7762 � Redaktion Rhein-Main-Neckar: Sabine Lator-re, Werderstr. 15, 68165 Mannheim; Tel: 0621/4317331, Fax: 0621/4401624 �AKTIV erscheint in der Deutscher Instituts-Verlag GmbH(DIV), Köln � Verlagsleitung: Ulrich Brodersen � Preise und Mengenrabatt auf Anfrage. � Die zur Abwicklung des Vertriebs erforderli-chen Daten werden als Datenauftragsverwaltung (§11 BDSG) gemäß den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes verarbeitet. �Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsanspruch. � Alle Rechte, auch der auszugsweisen Veröffentli-chung, liegen beim Verlag. � Reinzeichnung: Böhm Mediendienst GmbH, Köln � ctp und Druck: KVD/Henke, Köln � Erfüllungsort undGerichtsstand: Köln � Für die Herstellung von AKTIV wird Recycling-Papier verwendet.

AKTIV

Erfolgreiche Forschunggegen Schmerzen

Strengste Kontrollen:Während der Produk-tion überwachen die Mitarbeiter vonMundipharma dieQualität der Arznei-mittel laufend im hauseigenen Labor.

Fotos: Scheffler (3)

Darmstadt. Graf Draculaleckt sich die Lippen: „Blut-schaum-Dessert“ steht auf derSpeisekarte des Vampir-Din-ners. Doch es droht Ge-fahr: Vampir-Jäger schleichenums Haus, bereit, den Grafenzu enttarnen. Allerdings nichtmit Kreuz und Knoblauch,sondern mit knallharten Chemie-Tests.

Das Vampir-Dinner – ge-konnt inszeniert durch eineSchülergruppe des Lichten-berg-Gymnasiums Bruchkö-bel – dient als Ausgangsbasisfür die Experimentalvorle-sung „Chemie der Sinne“.

Kein Spiegelbild? Ein Fall für die Stereochemie!

„Vampire sind sehr blass,haben einen kalten Körper,lange spitze Eckzähne, trin-ken Blut, meiden Knoblauch,verbrennen am Tageslicht undhaben kein Spiegelbild“, do-ziert Chemie-Professor Mi-chael Reggelin augenzwin-kernd. Im Hörsaal der TU-Darmstadt sitzen Schüler derKlassen neun bis zwölf, einge-laden vom Pharma- und Che-

mieunternehmen Merck.„Wie erkennt ein ChemikerVampire?“, fragt sein KollegeReinhard Meusinger.

� Sie scheuen Tageslicht,sind also oxidationsempfind-lich.

� Sie meiden Knoblauch,da eignet sich ein Geruchstest(„olfaktorische Detektion“).

� Ihnen fehlt das Spiegel-bild – also der „stereochemischeAnsatz“. Der beschreibt dieWinkel und Elektronenvertei-

Das Medikament kommtaber in einigen Wochen auf denMarkt: Das Bundesinstitut fürArzneimittel und Medizinpro-dukte (BfArM) erteilte jetzt eine „beschleunigte Zulassung“zum Wohle der Patienten.

Kräftig in Forschung und Entwicklung investiert

Genau hier zeigt sich die Stärke des Familienunterneh-mens: Bereits 1984 brachte es

die erste Morphin-Retardtab-lette auf den Markt, deren Wirkung über zwölf Stundenanhält. „Das hat die ambulanteSchmerztherapie erst ermög-licht“, so Heinze.

Geschäftsführer GuntherNiederheide ist stolz auf seineMannschaft: „Die Mitarbeitersind unser stärkstes Potenzial“,lobt er. Jedes Jahr steckt dasUnternehmen 20 Prozent desUmsatzes in Forschung undEntwicklung. Eine lohnende

Das Familienunternehmen Mundipharma aus Limburg ist auf hochwertige Arzneimittel fürdie Schmerztherapie, Wundhei-lung und Onkologie spezialisiert.750 Mitarbeiter erwirtschafteten2005 einen Umsatz von 195 Mil-lionen Euro.

www.mundipharma.de

DAS UNTERNEHMEN

Investition: Seit 1999 hat sichder Umsatz auf 195 MillionenEuro fast verdoppelt, die Zahlder Mitarbeiter stieg von 469auf 750. Das lässt an eine gol-dene Zukunft glauben – odernicht? Niederheide ist zurück-haltend: „Deutschland ist alsStandort nicht mehr berechen-bar“, sagt er und verweist aufgesetzliche Regelungen wieFestbeträge und Zwangsrabat-te. Aufgrund besserer Rahmen-bedingungen ging auch die Pro-

beim SchmerzspezialistenMundipharma aus Limburg.

Viele Patienten, die an chroni-schen Bewegungs-, Rücken-,Nerven- und Tumorschmerzenleiden, sind dauerhaft auf starke Opiate angewiesen.

Beschleunigte Zulassung

Süchtig werden sie davonnicht: „Das ist bei einer kontrol-lierten Therapie so gut wie aus-geschlossen“, beruhigt Heinze.Die Opiate binden an Rezepto-ren im Rückenmark und imGehirn und verhindern so dieWeiterleitung der Schmerzen.Sie rufen aber auch uner-wünschte Nebenwirkungen wieÜbelkeit oder insbesondere Ver-stopfung hervor. Hier gelangdem Unternehmen eine kleineSensation: „Unsere Forscherhaben ein sehr gut verträglichesPräparat entwickelt“, so die Wis-senschaftlerin. Wie es genauwirkt, ist noch streng geheim.

Fortschritt für Patienten: Mundipharma entwickeltein besonders verträgliches Medikament

GuntherNiederheide:„Innovative Ideenkommen auchkünftig ausDeutschland.“

Horschema . . .!

duktion der neuen Arzneimittelnach Großbritannien. Trotz-dem bleibt der Chef optimis-tisch: „Die innovativen Ideenkommen auch weiterhin ausDeutschland!“ Ein Zeichen sei-ner Zuversicht gibt es bereits: In Kürze fließen 20 MillionenEuro in neue Gebäude am Standort. SABINE LATORRE

lung sowie die räumliche Auf-teilung eines Moleküles.

Es folgt ein Feuerwerk ver-rückter Experimente und span-nender Theorien. „Einfach nurgut“, findet Schülerin CarinaMüller. Für sie steht fest: „Ichstudiere später mal Chemie!“Schüler Raphael Adam ist eben-falls fasziniert: „Toll, Wissen-schaft durch einen Mythos solebendig zu veranschaulichen“,sagt der junge Mann. Eigent-lich will er Falkner werden, aber

Chemie begeistert ihn eben-falls.

Genau das wollen die Profes-soren erreichen. „Einfach Spaßan Chemie haben“, bringt esChrista Jansen, Referatsleite-rin Schulförderung bei Merck,auf den Punkt. 30 Projekt- undPartnerschulen fördert dasUnternehmen. Jansen freutsich über das große Engage-ment auf beiden Seiten: „Dasmotiviert alle, an Naturwissen-schaften dran zu bleiben!“ SL

Ohne Kreuz und Knoblauch

Wissenschaftlerin Ute Heinze:„Wir entwickeln hochwirksame,sehr gut verträgliche Präparate.“

Limburg. „Oh Gott, dieseSchmerzen!“ Jeder dritte er-wachsene Deutsche leidet unterchronischen, oft unerträglichenSchmerzen.

Denn schmerztherapeutischgesehen, sind wir ein Entwick-lungsland. In Sachen For-schung gehören wir dagegen zurWeltspitze: „Mit Opioiden, dassind starke, aber sehr gut ver-trägliche Schmerzmittel, kön-nen wir den Betroffenen nach-haltig helfen“, versichert UteHeinze aus der Medizinisch-Wissenschaftlichen Abteilung

Sonne ist herrlich, Sonnenallergie dagegen äußerst unangenehm. Auslöser sind Überempfindlichkeit ge-

gen UV-Strahlen und fetthaltige Sonnenschutzmittel, die allergische Reaktionen verursachen. Besser eignen sichölfreie Cremes und Lotionen auf Wasserbasis. Nur – wiekriegt man die wasserunlöslichen UV-Schutzfilter hinein?„Wir nehmen hochwirksame Sonnenschutz-Wirkstoffeund verpacken sie in winzigste, nur eine hundertstel Haaresbreite große Glaskügelchen“, verrät Wolfgang Krü-ger, Leiter des Kosmetikgeschäfts beim Pharma- und Chemiekonzern Merck in Darmstadt. Die unsichtbarenKügelchen bestehenaus einer Silizium-glashülle, gefüllt mitflüssigen UV-A- undUV-B-Filtern. „Sie er-zeugen ein ange-nehm samtigesGefühl auf der Haut“,versichert Krüger.

Der Clou: Der UV-Filter bleibt in denKügelchen einge-schlossen, dringt alsonicht in die Haut ein. Damit habenAllergien kaum eineChance – und derSonnenschutz bleibtbestehen. SL

Sonnenallergie? Nein danke! Vampire „festnageln“: Chemische Tests überführen den BlutsaugerVampire „festnageln“: Chemische Tests überführen den Blutsauger

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Sonne macht Spaß: Dank Chemie hat siehier aber weder Verbrennungen noch Al-lergien zur Folge. Foto: dpa

Möchten Sie mal probieren? Lieber nicht: Die schrillen „Cocktails“, von Schülern des Lichtenberg-Gymnasiumsraffiniert gemixt, bekommen wohl nur Chemikern und echten Vampiren . . . Foto: Scheffler

in: Aktiv Hessen Chemie, Ausgabe August, 2006

Zum Beispiel „Das Vampirdinner“

größere Ansicht

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Hinweise zur Schule

Georg-Christoph-Lichtenberg-Oberstufengymnasium (LOG)Pestalozzistr.163486 Bruchköbel

Tel.: 06181-71078, Fax: 06181-71079 [email protected], www.logschule.de

Schulleitung:

OStDin Heidi Bär, Schulleiterin StD Ernst Payerl, stellvertretender Schulleiter

Kontakte

AnsprechpartnerInnen am LOG

• Comenius-Programm: Brigitte Burba-Frank• GOL: Reinhard Stürmer• Fachbereich Chemie: Dr. Ute Reichel

Externe Partner

• Firma Merck, Darmstadt: Dr. Christa Jansen, Projektleiterin Schulförderung

• Stadt Bruchköbel

• Main-Kinzig-Kreis Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum Postfach 1465 63569 Gelnhausen Tel.: 06051/85-0 Fax: 06051/85-77 [email protected]

• Club of Rome (Hrsg.): Exzellenz in Bildung und Ausbildung c/o CoR gGmbh Steckelhörn 9 20457 Hamburg [email protected]

4 Rom nicht zweimal gründen

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Literatur

• Görz, Andrea/Jaé, Ewald et al.: „GOL - gemeinwesenorientiertes Lernen in der Gymnasialen Oberstufe“ in: BLK21- Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (Hrsg.): Reihe Werkstattmaterialien Nr. 48 - Modul Partizipatives Lernen, Berlin o.J.

• Jaé, Ewald/Mathar, Rainer/Neidhardt, Werner: GOL-ein Modell für community education in der gymnasialen Oberstufe, in: NaSch - Zeitschrift für community education Nr. 11/1995, S. 3 - 7

• LOG Bruchköbel (Hrsg.): Limes 2006 – Comeniusprojekt Programm der Europäischen Woche im Rahmen von „Comeniusprojekt - Perspektiven und Grenzen einer Erweiterung der Europäischen Union 2004-2006“, November 2006

• dass.: Schulprogramm LOG, o.J.

• dass.: Fortschreibung Schulprogramm vom Februar 2006

• Neidhardt, Werner: Projekt „Dicke Eiche“ - Expertise für einen Sanierungsvorschlag dieses Gewässers, o.O., 2001

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Konzept und Text: Dorothea Kröll Parkstraße 47 34119 Kassel [email protected] [email protected] www.dorothea-kroell.de

Impressum

„Transfer 21“ Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

Projektleitung Hessen: Reiner Mathar AfL - Amt für LehrerbildungAbteilung Schulentwicklung

Schubertstraße 60 H15 35392 Gießen Tel.: 0641 - 4800-3657 e-mail: [email protected]/BLK21

Gestaltung und Umsetzung: Sabine Grunert

Meierstr. 4

34125 Kassel

[email protected]

www.sabine-grunert-design.de

Transfer „21“

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung

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AKTIV

Erfolgreiche Forschunggegen Schmerzen

Strengste Kontrollen:Während der Produk-tion überwachen die Mitarbeiter vonMundipharma dieQualität der Arznei-mittel laufend im hauseigenen Labor.

Fotos: Scheffler (3)

Darmstadt. Graf Draculaleckt sich die Lippen: „Blut-schaum-Dessert“ steht auf derSpeisekarte des Vampir-Din-ners. Doch es droht Ge-fahr: Vampir-Jäger schleichenums Haus, bereit, den Grafenzu enttarnen. Allerdings nichtmit Kreuz und Knoblauch,sondern mit knallharten Chemie-Tests.

Das Vampir-Dinner – ge-konnt inszeniert durch eineSchülergruppe des Lichten-berg-Gymnasiums Bruchkö-bel – dient als Ausgangsbasisfür die Experimentalvorle-sung „Chemie der Sinne“.

Kein Spiegelbild? Ein Fall für die Stereochemie!

„Vampire sind sehr blass,haben einen kalten Körper,lange spitze Eckzähne, trin-ken Blut, meiden Knoblauch,verbrennen am Tageslicht undhaben kein Spiegelbild“, do-ziert Chemie-Professor Mi-chael Reggelin augenzwin-kernd. Im Hörsaal der TU-Darmstadt sitzen Schüler derKlassen neun bis zwölf, einge-laden vom Pharma- und Che-

mieunternehmen Merck.„Wie erkennt ein ChemikerVampire?“, fragt sein KollegeReinhard Meusinger.

� Sie scheuen Tageslicht,sind also oxidationsempfind-lich.

� Sie meiden Knoblauch,da eignet sich ein Geruchstest(„olfaktorische Detektion“).

� Ihnen fehlt das Spiegel-bild – also der „stereochemischeAnsatz“. Der beschreibt dieWinkel und Elektronenvertei-

Das Medikament kommtaber in einigen Wochen auf denMarkt: Das Bundesinstitut fürArzneimittel und Medizinpro-dukte (BfArM) erteilte jetzt eine „beschleunigte Zulassung“zum Wohle der Patienten.

Kräftig in Forschung und Entwicklung investiert

Genau hier zeigt sich die Stärke des Familienunterneh-mens: Bereits 1984 brachte es

die erste Morphin-Retardtab-lette auf den Markt, deren Wirkung über zwölf Stundenanhält. „Das hat die ambulanteSchmerztherapie erst ermög-licht“, so Heinze.

Geschäftsführer GuntherNiederheide ist stolz auf seineMannschaft: „Die Mitarbeitersind unser stärkstes Potenzial“,lobt er. Jedes Jahr steckt dasUnternehmen 20 Prozent desUmsatzes in Forschung undEntwicklung. Eine lohnende

Das Familienunternehmen Mundipharma aus Limburg ist auf hochwertige Arzneimittel fürdie Schmerztherapie, Wundhei-lung und Onkologie spezialisiert.750 Mitarbeiter erwirtschafteten2005 einen Umsatz von 195 Mil-lionen Euro.

www.mundipharma.de

DAS UNTERNEHMEN

Investition: Seit 1999 hat sichder Umsatz auf 195 MillionenEuro fast verdoppelt, die Zahlder Mitarbeiter stieg von 469auf 750. Das lässt an eine gol-dene Zukunft glauben – odernicht? Niederheide ist zurück-haltend: „Deutschland ist alsStandort nicht mehr berechen-bar“, sagt er und verweist aufgesetzliche Regelungen wieFestbeträge und Zwangsrabat-te. Aufgrund besserer Rahmen-bedingungen ging auch die Pro-

beim SchmerzspezialistenMundipharma aus Limburg.

Viele Patienten, die an chroni-schen Bewegungs-, Rücken-,Nerven- und Tumorschmerzenleiden, sind dauerhaft auf starke Opiate angewiesen.

Beschleunigte Zulassung

Süchtig werden sie davonnicht: „Das ist bei einer kontrol-lierten Therapie so gut wie aus-geschlossen“, beruhigt Heinze.Die Opiate binden an Rezepto-ren im Rückenmark und imGehirn und verhindern so dieWeiterleitung der Schmerzen.Sie rufen aber auch uner-wünschte Nebenwirkungen wieÜbelkeit oder insbesondere Ver-stopfung hervor. Hier gelangdem Unternehmen eine kleineSensation: „Unsere Forscherhaben ein sehr gut verträglichesPräparat entwickelt“, so die Wis-senschaftlerin. Wie es genauwirkt, ist noch streng geheim.

Fortschritt für Patienten: Mundipharma entwickeltein besonders verträgliches Medikament

GuntherNiederheide:„Innovative Ideenkommen auchkünftig ausDeutschland.“

Horschema . . .!

duktion der neuen Arzneimittelnach Großbritannien. Trotz-dem bleibt der Chef optimis-tisch: „Die innovativen Ideenkommen auch weiterhin ausDeutschland!“ Ein Zeichen sei-ner Zuversicht gibt es bereits: In Kürze fließen 20 MillionenEuro in neue Gebäude am Standort. SABINE LATORRE

lung sowie die räumliche Auf-teilung eines Moleküles.

Es folgt ein Feuerwerk ver-rückter Experimente und span-nender Theorien. „Einfach nurgut“, findet Schülerin CarinaMüller. Für sie steht fest: „Ichstudiere später mal Chemie!“Schüler Raphael Adam ist eben-falls fasziniert: „Toll, Wissen-schaft durch einen Mythos solebendig zu veranschaulichen“,sagt der junge Mann. Eigent-lich will er Falkner werden, aber

Chemie begeistert ihn eben-falls.

Genau das wollen die Profes-soren erreichen. „Einfach Spaßan Chemie haben“, bringt esChrista Jansen, Referatsleite-rin Schulförderung bei Merck,auf den Punkt. 30 Projekt- undPartnerschulen fördert dasUnternehmen. Jansen freutsich über das große Engage-ment auf beiden Seiten: „Dasmotiviert alle, an Naturwissen-schaften dran zu bleiben!“ SL

Ohne Kreuz und Knoblauch

Wissenschaftlerin Ute Heinze:„Wir entwickeln hochwirksame,sehr gut verträgliche Präparate.“

Limburg. „Oh Gott, dieseSchmerzen!“ Jeder dritte er-wachsene Deutsche leidet unterchronischen, oft unerträglichenSchmerzen.

Denn schmerztherapeutischgesehen, sind wir ein Entwick-lungsland. In Sachen For-schung gehören wir dagegen zurWeltspitze: „Mit Opioiden, dassind starke, aber sehr gut ver-trägliche Schmerzmittel, kön-nen wir den Betroffenen nach-haltig helfen“, versichert UteHeinze aus der Medizinisch-Wissenschaftlichen Abteilung

Sonne ist herrlich, Sonnenallergie dagegen äußerst unangenehm. Auslöser sind Überempfindlichkeit ge-

gen UV-Strahlen und fetthaltige Sonnenschutzmittel, die allergische Reaktionen verursachen. Besser eignen sichölfreie Cremes und Lotionen auf Wasserbasis. Nur – wiekriegt man die wasserunlöslichen UV-Schutzfilter hinein?„Wir nehmen hochwirksame Sonnenschutz-Wirkstoffeund verpacken sie in winzigste, nur eine hundertstel Haaresbreite große Glaskügelchen“, verrät Wolfgang Krü-ger, Leiter des Kosmetikgeschäfts beim Pharma- und Chemiekonzern Merck in Darmstadt. Die unsichtbarenKügelchen bestehenaus einer Silizium-glashülle, gefüllt mitflüssigen UV-A- undUV-B-Filtern. „Sie er-zeugen ein ange-nehm samtigesGefühl auf der Haut“,versichert Krüger.

Der Clou: Der UV-Filter bleibt in denKügelchen einge-schlossen, dringt alsonicht in die Haut ein. Damit habenAllergien kaum eineChance – und derSonnenschutz bleibtbestehen. SL

Sonnenallergie? Nein danke! Vampire „festnageln“: Chemische Tests überführen den BlutsaugerVampire „festnageln“: Chemische Tests überführen den Blutsauger

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Sonne macht Spaß: Dank Chemie hat siehier aber weder Verbrennungen noch Al-lergien zur Folge. Foto: dpa

Möchten Sie mal probieren? Lieber nicht: Die schrillen „Cocktails“, von Schülern des Lichtenberg-Gymnasiumsraffiniert gemixt, bekommen wohl nur Chemikern und echten Vampiren . . . Foto: Scheffler

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Georg-Christoph-Lichtenberg Oberstufengymnasium

MENSCHEN IN

BRUCHKÖBEL

Verfasst von Schülerinnen und Schülern des Deutsch-

Leistungskurses "Ideal und Wirklichkeit", Jahrgang 12.

Kursleiter: G. Kirchner

1999

Blättern bitte über die Acrobat-Navigation.

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Die Bruchköbler Ansicht auf dem Titelblatt wurde für diese Broschüre gezeichnet von

Christine Theumer, Lichtenberg-Oberstufengymnasium, Jg. 12.

Der Deutsch-Leistungskurs Jg. 12 (Kirchner) des Lichtenberg-Oberstufengymnasiums Bruchköbel bedankt sich

bei den folgenden Banken für deren großzügige finanzielle Unterstützung, ohne die der Druck dieser Broschüre nicht möglich gewesen wäre:

Raiffeisenbank e.G. Bruchköbel

Sparkasse Hanau, Filiale Bruchköbel

Volksbank Raiffeisenbank Hanau e.G., Filiale Bruchköbel

Inhalt Gudrun Benischke: Der Bruchköbler Kirchturm Von Monika Erdmann ................................................................................... Helga Dachselt: Stadtkultur in Bruchköbel Von Sonja Schadt ......................................................................................... Günther Erk: Der große Knall Von Jessica Erk ............................................................................................ Sabine Faber: Die Bauchtänzerin Von Sören Müller ......................................................................................... Axel W. Fischer: Die Liebe zum Automobil Von Eva Peukert .......................................................................................... Waltraud Goy: Dorfhelferin in Roßdorf Von Janine Hirsch ....................................................................................... Gisela Haas: Fremde Gesichter im Lebensmittelladen Von Dominique Meißner .............................................................................. Dr. Christian Kaiser: Zwischen Rotary Club und Kinzigheimerhof Von Prisca Alig ............................................................................................ Geon-u Kang: Von Südkorea nach Bruchköbel Von Johanna Schmidt ................................................................................... Karl-Heinz Mühlhans: Paradies für Bücherfans Von Mareike Vollmer ................................................................................... Matthias Philp: UWV - Unter WortVerdacht Von Kristin Buxmann ................................................................................... Ursula Rössel: Die Laienspielgruppe Bruchköbel Von Lisa Lux und Susanne Rentzsch ............................................................

Veronika Runkel: Mutter und Tochter Von Annika Büttner ...................................................................................... Alfred und Hanna Schulz: Tante Emma und Willy Brandt Von Karin Kießling ...................................................................................... Klaus-Dieter (KD) Schuster: En aale Keeweler Von Annina Hilfenhaus ................................................................................ Thomas Stöppler: Biologischer Anbau auf dem Marienhof Von Julia Peter ............................................................................................ Hermann Trusheim: Pfarrer aus Leidenschaft Von Steffi Lerp ............................................................................................. Heinz Weil: Mit 15 am Westwall Von Christine Theumer ................................................................................ Peter Zunke: Krankengymnastik und Voodoo Von Jenny Klarr ...........................................................................................

Vorwort Die in dem vorliegenden Bändchen abgedruckten Arbeiten sind im Rahmen eines Deutsch-Leistungskurses am Lichtenberg-Oberstufengymnasium in Bruchköbel entstanden. In diesem Kurs mit dem Thema "Ideal und Wirklichkeit" geht es um Goethes "Iphigenie", um Gedichte aus Klassik und Romantik und um Brechts "Guten Menschen von Sezuan". Daneben wurde es den Schülerinnen und Schülern aber auch zur Aufgabe gemacht, Kontakte zu Bürgerinnen und Bürgern in Bruchköbel und seinen Stadtteilen zu knüpfen, mit ihnen Gespräche zu führen und danach literarische oder journalistische Portraits ihrer Interview-Partner herzustellen. Mit dem Projekt war eine Reihe von Lernzielen verbunden. Neben ihrer Arbeit am traditionellen Lektürekanon des Deutschunterrichts sollten die Schülerinnen und Schüler auch mit den Bedingungen und Gepflogenheiten zeitgenössischen Schreibens bekannt gemacht werden. Sie sollten Ideale und Wirklichkeiten am Beispiel individueller Lebenserfahrungen und Lebensweisen in ihrem unmittelbaren gesellschaftlichen Umfeld untersuchen. Sie sollten mit der Schwierigkeit konfrontiert werden, gleichzeitig neugierig und taktvoll zu sein. Und sie sollten die Herstellungs- und Vertriebswege schriftstellerischer Produktionen kennenlernen sowie - durch gemeinsame Korrrektur - ihre Schreibkompetenz insbesondere auch in Bezug auf die Veröffentlichung von Texten erweitern. Darüberhinaus öffnet sich mit diesem Projekt die Schule gegenüber der Gemeinde. Die Broschüre ordnet sich damit ein in eine Reihe von gemeindeorientierten Projekten, welche die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bruchköbel und dem Lichtenberg-Oberstufengymnasium nun schon zu einer gemeinsamen Tradition haben werden lassen. Genannt seien an dieser Stelle nur die Renaturierung des Krebsbachs, die künstlerische Gestaltung des Parkdecks am Rathaus, die großformatigen Fensterbilder für die Stadtbibliothek zum Weihnachtsmarkt 1999 sowie der Entwurf eines Konzepts zur Restaurierung des Teichs an der Dicken Eiche. Für einige Zeit hat sich der Deutschunterricht in die Stuben der Bruchköbler Bürger verlagert und aus all dem, was die Schülerinnen und Schüler mitgebracht und sich gegenseitig schriftlich mitgeteilt haben, ist sicherlich bei allen ein verändertes, ein differenzierteres Bild Bruchköbels und seiner Menschen entstanden. Wichtig war nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Kontakt und die Kommunikation zwischen Jung und Alt, zwischen Schule und Gemeinde, zwischen dem Schulleben drinnen und den Lebenserfahrungen draußen. Schön allerdings, wenn der Arbeitsaufwand dann noch zu einem sichtbaren Ergebnis führt. Und so sind die Schüler stolz darauf, mit dieser Broschüre der Gemeinde etwas von dem zurückgeben zu können, was sie von ihr empfangen haben. Gemeindeorientiertes Lernen mit Rückantwort sozusagen. Diese Broschüre enthält insgesamt 19 Portraits von Bruchköblerinnen und Bruchköblern. Von Anfang an war keinerlei Anspruch auf demographische

Repräsentanz beabsichtigt. Doch die Bandbreite der in Erzählungen, Anekdoten, Erinnerungen und Interviews dargestellten Persönlichkeiten ist enorm. Vom jungen Trommler bis zum Rotary-Vorsitzenden, vom koreanischen Schüler bis zum alteingesessenen Keeweler, von der Bäuerin bis hin zur ehemaligen Bürgermeisterkandidatin: die Sammlung bietet ein sehr breitgefächertes Spektrum der heutigen Bruchköbler Bevölkerung. Und aus den individuellen Portraits - wer hätte das gedacht? - erwachsen Hinweise auf Bruchköbler Gemeinsamkeiten: Viele der heute in Bruchköbel ansässigen Familien, so scheint es, kamen wohl nach dem 2. Weltkrieg aus der damaligen DDR oder aus den deutschsprachigen Gebieten etwa in Polen oder Rumänien. Die Reinelt-Explosion im Jahre 1982 war wohl für viele Menschen in Bruchköbel eine traumatische Erfahrung, jedenfalls ist die Erinnerung daran noch sehr präsent. Vielen gemeinsam ist aber auch der Stolz auf den romantischen Weihnachtsmarkt, für viele Bürgerinnen und Bürger ein wichtiges Aushängeschild ihrer Heimatgemeinde. Dagegen verbinden sich mit dem gegenwärtigen Wachstum und der Neuausweisung zahlreicher Neubaugebiete eher unsichere Gefühle. Gemeinsamkeiten dieser Art können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bruchköbel seine ehemalige dörfliche Einheitlichkeit wohl weitestgehend verloren hat. Heute wohnen hier Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen, mit ganz unterschiedlichen beruflichen Perspektiven, mit ganz unterschiedlicher Herkunft, mit ganz unterschiedlichen Geschichten. Bei ihrer Lektüre wünschen wir allen viel Spaß.

Gerhard Kirchner

Gudrun Benischke: Der Bruchköbler Kirchturm. Von Monika Erdmann

Um das Jahr 1975 wurden in Bruchköbel eine ganze Reihe neuer Häuser gebaut, und schon ein Jahr später zog die junge Familie Benischke in das Neubaugebiet. Am Anfang konnte sich Gudrun Benischke, die wie auch ihr Mann in Hanau aufgewachsen war, nicht vorstellen in Bruchköbel zu wohnen. Denn, obwohl der Stadtbus schon fuhr, fühlte Sie sich angebunden. Außerdem kannte sie ja auch noch niemanden. - Das änderte sich aber schnell. Durch die beiden Söhne, der eine damals im Kindergartenalter und der jüngere erst eineinhalb, fanden die Benischkes schnell Anschluss. Das lag aber auch daran, dass in der Nachbarschaft fast alle neu zugezogen waren. Die Menschen in Bruchköbel waren alle ganz nett, und durch die Kinder lernte man immer mehr Familien kennen. Denn wie das so ist, die Kinder bringen andere Kinder mit, und der Kreis an Bekanntschaften wächst. Bald war Gudrun Benischke im Elternbeirat des Kindergartens tätig, man traf sich mit anderen Müttern zu vielen schönen Kaffeestündchen und zu immer lustigen Hausfrauenfrühstücken. Die Kinder wurden dann in den Kindergarten gebracht, und man ging immer abwechselnd zu einer Mutter nach Hause und leistete sich ein gutes Frühstück. Auch heute trifft man sich zum Teil noch. Der Kreis an Bekanntschaften und neuen Freundschaften wurde immer größer, als die Kinder dann in die Schule kamen und bei den Pfadfindern eintraten. Auch bei den Pfadfindern engagierte sich die Familie Benischke. Beide erinnern sich gerne an diese Zeit. Später waren die Kinder dann im Fußballverein, und man kannte dann bald jeden Fußballplatz im Landkreis, da die Kinder ja gefahren werden mussten. Mit all` den neu gewonnenen Freundschaften wurden Straßenfeste veranstaltet und man lernte sich durch Grillfeste in der Hofeinfahrt besser kennen. Auch ganz spontane Feste oder ein abendliches Bier mit dem Nachbarn, vor der Haustür, nahmen stets einen fröhlichen Verlauf. Für das Altstadtfest, das in Bruchköbel seit längerem immer wieder veranstaltet wird, nimmt sich jeder frei, um mit alten und neuen Freunden über alte und neue Zeiten zu plaudern. Aber nicht nur das Altstadtfest gilt als Treffpunkt, bei Hausfrauen ist der Wochenmarkt groß angesagt. Auch Gudrun Benischke ist Hausfrau, ihr gingen damals wie heute die Kinder vor, sie sollten, wenn sie mittags heimkamen, etwas vernünftiges zu essen auf dem Tisch haben. Sie fährt immer mit dem Fahrrad einkaufen, und freitags fährt sie dann auf den Wochenmarkt, aber sie sagt, dass man, wenn man eigentlich keine Zeit hat, dort besser nicht hinfährt, da man immer jemanden trifft, mit dem man noch mal kurz auf eine Tasse Kaffee ins Café gehen kann. Wenn sie gerade nicht mit dem Fahrrad unterwegs ist, geht sie gerne ins Theater oder in Musicals, aber auch ein gutes Buch lässt sie nicht liegen. Außerdem sind die Benischkes in der Kirchengemeinde und sie überbringt die Jubiläums-Glückwünsche an die Senioren. Und im Sommer muss der Garten gepflegt

werden, und sobald die Gartenzeit vorbei ist, beginnt für das Ehepaar die Faschingszeit. Sie ist im Komitee für die Weiberfastnacht und da trifft man sich schon im November das erste Mal mit neuen Leuten, um neue Ideen zu sammeln, - auch jüngere Bruchköbler und ihre Ideen sind immer willkommen. Gudrun Benischke hält an Fasching lustige Büttenreden, und da einem die Ideen und lustige Reime meistens nicht einfach so aufs Blatt purzeln, liegen in der Faschingszeit meistens Zettel und Stift neben ihrem Bett. Auch ihr Mann ist an Fasching immer aktiv, er ist in einer Gesangsgruppe der Kirchengemeinde, einer reinen Männergruppe. Diese treten dann als Piraten, Sultane oder andere lustige Gestalten auf und singen ein Potpourri über die Bruchköbler Kirchengemeinde, über Land und Leute oder auch über große und kleine Politik. Wenn Herr Benischke mal keine Lieder singt, arbeitet er in Bruchköbel auf der Bank. Auch die beiden Söhne arbeiten inzwischen auf einer Bank, jedoch nicht in Bruchköbel. Aber beide wohnen gerne dort. Einer arbeitet in Frankfurt, hat sich aber auch eine Wohnung in Bruchköbel gesucht - wenn das nicht für Bruchköbel spricht!? Oder etwa nur für Mamas gute Hausmannskost? Ihr Mann und einer der beiden Söhne kommen nämlich fürs gute Mittagessen nach Hause. Aber auch jede Hausfrau braucht mal Urlaub! Sie und ihr Mann machen viel Urlaub in Deutschland. Er macht einmal im Jahr eine Bergtour mit Rucksack, und wandert dann von Hütte zu Hütte. Auch Sie geht gern wandern, aber nicht so hoch in die Berge und auch nicht allzu lange. Nach spätestens vierzehn Tagen schon sagt Sie nämlich zu ihrem Mann: ”Ich brauch´ jetzt unbedingt den Bruchköbler Kirchturm.”

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Helga Dachselt: Unabhängige Bürgermeisterkandidatin Von Sonja Schadt

Helga Dachselt, früher Schuller, wurde 1937 in Siebenbürgen geboren. Als kleines Kind musste sie, in Folge der Kriegsereignisse 1944 zusammen mit ihren Eltern vor heranrückenden russischen Truppen fliehen. Sie landeten in Österreich, wo Helga Schuller aufwuchs, die Schule besuchte und den Beruf einer medizinisch technischen Assistentin erlernte. In Salzburg übte sie ihren Beruf beim Röntgen, in der Orthopädie und im Labor aus. Es folgte ein Auslandsaufenthalt für ein Jahr in Schweden. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie in einer Landarztpraxis. Sie beschreibt diesen Lebensabschnitt als ”sehr interessant”. 1962 heiratete sie. Ihr Mann kommt aus Hamburg. Gemeinsam wohnten sie zunächst in München. 1963 kam dort ihr erster Sohn Rainer zu Welt. 1964 siedelte die Familie nach Bruchköbel über. Im folgenden Jahr wurde ihr zweiter Sohn Erik geboren.

1969 war die Einschulung ihres älteren Sohnes. Sie übernahm das Amt des Elternbeirates, damals als einzige Frau in dem Gremium. Mit dieser Aufgabe begann ihre ehrenamtliche Laufbahn in verschiedenen Funktionen, die ohne Unterbrechung bis heute fortbesteht. Sie kümmerte sich um Haushalt und Kinder, da eine Kinderbetreuung damals in Bruchköbel nicht möglich war. Es gab nur einen Kindergarten mit sehr langen Wartezeiten. Das bewirkte auch ihr stärkeres Engagement im Elternbeirat. Sie befürwortete die Ganztagsschule, die damals im Zusammenhang mit der Einführung der Gesamtschulen diskutiert wurde. Auch die nachschulische Betreuung in der Grundschule war ein Anliegen, um Eltern die Ausübung ihres Berufes zu erleichtern. (Dies wurde in Schweden schon seit längerem mit Erfolg praktiziert.) Sie hätte selbst gerne wieder gearbeitet, aber ihr Ehemann, Physiker, musste aus beruflichen Gründen häufig reisen, so dass sie als Muuter zweier Kinder zu Hause bleiben musste. Allerdings nutzte sie die Möglichkeit eines Fernstudiums, um den Schein für Sozialmedizin zu erwerben. In den 70er Jahren trat sie der FDP bei. Sie entschied sich für diese Partei, da ihr die liberalen Grundsätze der Partei gefielen und sie diese auch von zu Hause kannte. Unter anderem war es die Ostpolitik, die von der FDP in einer Weise vertreten wurde, die ihrem Empfinden sehr entgegenkam. Im Hinblick auf eine Wiedervereinigung Deutschlands hielt sie Gespräche, Kontakte und Begegnungen für den geeigneteren Weg als Abschottung. Viele Leute waren in diesem Punkt damals anderer Meinung, sagt sie. Auch die Umwelt- und Bildungspolitik dieser Partei konnte sie vertreten. Dennoch trat sie 1991 wieder aus der Partei aus. Sie nahm im Zusammenhang mit ihrer politischen Arbeit an mehreren Ausschüssen und Arbeitskreisen teil und beurteilt diese Zeit als sehr lehrreich und interessant. Acht Jahre war sie Schöffin beim Amtsgericht in Hanau und vier Jahre Stadtverordnete im Bruchköbler Stadtparlament. Seit über zwanzig Jahren ist sie im Naturschutzverein aktiv. Auch dem Vorstand des Tennisklubs hat sie jahrelang angehört, vier Jahre als zweite Vorsitzende. Ihr privates Interesse gilt der Kunst. Sie besucht Museen und Ausstellungen, so oft es ihre Zeit erlaubt. Das Sammeln von Bildern und Skulpturen richtet sich jedoch auch nach ihren finanziellen Möglichkeiten. S.S.: Frau Dachselt, wie lange sind Sie schon als Vorsitzende des Naturschutzvereins in Bruchköbel tätig? H.D.: Ich gehöre seit ca. zwanzig Jahren zum Vorstand des Naturschutzvereins. Das Amt des Vorsitzenden habe ich vor zwölf Jahren übernommen. Welche Projekte haben Sie in dieser Zeit ins Leben gerufen? Konnten sie durchgesetzt werden? 1985 gab es eine Diskussion zum öffentlichen Personennahverkehr. Bei einer Podiumsdiskussion wurden Vorschläge zur Verbesserung des ÖPNV vom

Naturschutzverein vorgelegt, z.B. die Einbeziehung des bestehenden Schienennetzes der Friedberger Bahn und die durchgehende Buslinie zum Bahnhof Hanau. Am Podium saßen Fachleute von der Bahn und den Verkehrsbetrieben, aber auch der Bürgermeister von Bruchköbel. Einige Vorschläge wurden später vom Kreis aufgegriffen und in einer Verkehrsstudie verwertet. Später gab es noch mehrere dieser öffentlichen Podiumsdiskussionen wie zum Beispiel zur Wasserproblematik. Sie haben viele Ausstellungen organisiert. Wie kam es dazu? Immer waren es Anregungen, die aus irgendeiner Problematik hervorgingen. Die Form der Ausstellung lässt viele Menschen einen Einblick gewinnen, damit sie sich selbst ein Urteil bilden können. Das gleiche gilt für Diskussionsveranstaltungen (siehe oben). Dazu gehört auch die jüngste solcher Veranstaltungen des NVB, das ”Energiegespräch” vom vergangenen Jahr, mit Dr. Franz Alt. Da stand die Nutzung erneuerbarer Energie zur Diskussion. Sie haben mit Kindern an einem Projekt gearbeitet. Erzählen Sie uns davon! Mit Schulkindern fanden mehrere Veranstaltungen statt. Die herausragendste war das Projekt: ”Der fliehende Baum”. Ein Kinderbuch, dass ich auf der Buchmesse entdeckte, war der Auslöser. Das Buch beschreibt die Nöte einer alten, umweltgeschädigten Dorflinde, die sich um die Existenz ihrer vielfältigen Lebensgemeinschaft sorgt und sich deshalb zur Flucht entschließt. Mit ihr verlassen die Tiere das Dorf und am Ende auch die Kinder. Damit schließt die Geschichte. Gespräche mit Lehrern, dem Autor, Sponsoren und der damaligen, sehr engagierten Umweltberaterin der Stadt ließen ein schönes, langfristiges Projekt reifen. Am Ende fand eine gemeinsame Ausstellung in der ehemaligen Bücherei Bruchköbels statt. Kinder beider Grundschulen hatten den Inhalt des Buches in verschiedenen Schulfächern verarbeitet. In Bildern, Gedichten, Collagen, Aufsätzen usw. gaben sie ihren Eindrücken und ihrer Meinung Ausdruck. Lesungen und Gespräche kamen hinzu. Dieses Projekt erfuhr großen Beifall von Kindern und Erwachsenen, aber auch von der Presse. Da jeder Schule ein Klassensatz des Buches überlassen wurde, kann auch weiterhin an diesem Thema gearbeitet werden. Gab es noch weitere Ausstellungen? Eine Ausstellung, die mein Mann und ich kurz nach der Wende im Brandenburger Dom gesehen hatten, das war 1991, wollte ich unbedingt nach Bruchköbel holen. Sie hatte den Russlandfeldzug vor fünfzig Jahren zum Thema. Sehr eindrucksvolle Fotos und ausschließlich authentische Texte, Presseartikel, Erlasse, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen usw. zeigten das Elend des Krieges und dass es am Ende nur Verlierer gibt. Die Ausstellung kam von Friedensbibliothek und Antikriegsmuseum der evangelischen Kirche Berlin. Sie fand im Foyer des Bürgerhauses statt. Der Titel der Ausstellung: ”Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung”.

Sind Ihnen besondere Momente der Ausstellung in Erinnerung geblieben? Es kam zu manchen Gefühlsausbrüchen von Betroffenen und zu vielen Gesprächen mit den zahlreichen Besuchern. Auch einige Schulklassen haben die Ausstellung gesehen und ich erinnere mich, dass ein kleines Mädchen etwas abseits saß und still vor sich hinsah. Ich ging zu ihr und sie sagte mir, dass sie jetzt verstehe, wovon ihr Opa immer mal erzählte. Haben Sie noch einmal eine ähnliche Ausstellung nach Bruchköbel geholt? Zwei Jahre später organisierte die ”Ausstellungsgemeinschaft Bruchköbler Frauen”, wie wir uns nannten, erneut eine kritische Ausstellung. Auch die hatten wir der ”Friedensbibliothek...” entliehen. Sie hatte den Titel: ”Amerika, Bilder aus der neuen und der alten Welt”. In ihr wurden alte Kulturen der neuen Zivilisation gegenübergestellt. Eindrucksvolle Bilder und Texte dokumentierten die achtlose Zerstörung alter Kulturen und die Entwurzelung von Menschen, die, wenn sie den Massakern entkamen, der Verelendung zum Opfer fielen. Früher, bei den Eroberungskriegen und der Kolonialisierung, aber leider auch später, am Beispiel der Indianer. Leider findet man noch aktuellere Bezüge, auch heutzutage. Auch diese Ausstellung war sehr gut besucht und rief heftige Diskussionen, aber auch Nachdenklichkeit hervor. Wir zeigten nämlich auch strahlende Bilder Amerikas daneben. High life, die Glitzerwelt der Schönen und Reichen, technische Hochleistung, Raketen, Waffen, Umweltzerstörung in Urwäldern, etc. Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie solche Aktionen oder Projekte starten? Mir ist wichtig, dass ich ein Thema, das mir problematisch und wichtig erscheint, mit anderen Menschen bespreche, es anderen mitteile. In unserer freien Gesellschaft können wir vieles mitentscheiden. Da ist es wichtig, möglichst vieles zu durchschauen, Zusammenhänge zu sehen und zu verstehen. Vor drei Jahren haben Sie sich für das Amt der Bürgermeisterin in Bruchköbel beworben? Wie kam es dazu? Ich wurde von mehreren Bürgerinnen und Bürgern angesprochen, als Alternative zu den parteigebundenen Kandidaten anzutreten. Die lange Erfahrung auf allen möglichen Gebieten im kommunalen, politischen Bereich und das Einverständnis meiner Familie gaben mir die Kraft für die Entscheidung. Mir war klar, dass ich, ohne den üblichen Aufwand und ohne den Anhang, der Parteikandidaten begleitet, einen anderen Wahlkampf führen musste. Es war viel Arbeit, die Termine, die Reden, die Presseinformation, die Veranstaltungen etc. allein zu organisieren und durchzuführen. Freunde und Bekannte boten mir ihre Hilfe an und die war beim Plakatekleben und bei Briefkastenaktionen von großem Wert. Natürlich hat auch die Familie geholfen. Meine Wahlkampfbroschüre, die wirklich gut und etwas außergewöhnliches war, hat mein Sohn Erik entworfen. Welches sind, bzw. waren einige ihre Ziele?

Die Unterstützung der Wirtschaft in unserer Gemeinde, um ein gutes Angebot an Waren und Dienstleistungen zu gewährleisten. Verbunden damit, ortsnahe Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern. Ein gut funktionierender innerstädtischer Personenverkehr, damit auch die Bürger aus den Ortsteilen umweltfreundlich an dem Angebot teilhaben können und um die Stadt von dem zunehmenden Verkehrsdruck zu entlasten. Umweltfragen liegen mir natürlich am Herzen. Der Umgang mit der Natur, den wichtigen Ressourcen Boden, Wasser, Luft. Nicht zuletzt im Hinblick auf künftige Generationen. Die Jugend und ihre Bedürfnisse und Belange waren und sind für mich ein wichtiges Thema. Wie werden sie in die Gesellschaft aufgenommen? Wie fühlen sie sich in ihrer Stadt, in der sie vielleicht einmal Verantwortung übernehmen sollen? Ich wünschte mir eine Stadt, in der man gut leben, gern jung sein und getrost alt werden kann. Ich nenne das ”Stadtkultur”. Was unterschied sie von den anderen Parteien? Ich war auf mich selbst gestellt und ich trat den Bürgern auch allein entgegen. Ich hatte keine Werbegeschenke zu verteilen, mich gab es nur als Person. Ich stellte mich auf dem Wochenmarkt den Fragen und viele Bürger kamen auf mich zu. Es gab interessante und aufschlussreiche Gespräche und Begegnungen. Auch Ermunterungen, was wieder Kraft gab. An den weiteren Markttagen waren dann auch die anderen Kandidaten, natürlich mit ihrem Troß und Geschenken präsent! Auf den Wahlveranstaltungen äußerte ich meine eigenständige Meinung zu Themen und Fragen. Wenn ich über einen Bereich nicht bescheid wußte, gab ich es zu und machte mich kundig. Auf einer Wahlveranstaltung überraschten mich meine Söhne mit einer sehr gelungen Kabaretteinlage, die sich auf die Kandidatin Helga Dachselt bezog. Der Unterschied zu den anderen Kandidaten lag sicher darin, dass mein Wahlkampf sehr individuell und persönlich war, auf Begegnungen und Gespräche ausgerichtet. Die Resonanz bei den Bürgern und auch das Wahlergebnis waren die Mühe und den Aufwand wert.

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Günther Erk: Der große Knall Von Jessica Erk

Die Bevölkerung Bruchköbels besteht zu einem erheblichen Teil aus, in dieser oder der letzten Generation, zugezogenen Familien. Ich selbst bin auf diese Weise Bruchköblerin geworden, denn mein Großvater zog im Jahre 1953 in diese Gemeinde.

Mein Großvater Günter Erk wurde am 09.07.1927 in Leipzig geboren und verbrachte dort auch seine Kindheit. Nachdem er sich am Ende des Zweiten Weltkrieges ein halbes Jahr in russischer Gefangenschaft befunden hatte, zog er 1946 erstmals nach Westdeutschland, genauer gesagt nach Hanau, wo er im Fliegerhorst tätig war. Dort lernte er auch seine heutige Frau Emma kennen, die er im Mai 1953 heiratete. Zusammen mit ihr zog er nach Ostheim, wo ihr erster Sohn Rainer im August zur Welt kam. Einen Monat später zog die Familie dann in die Mühlbachstr.34 in Bruchköbel, dort wurde ihr zweiter Sohn Klaus geboren. Bis zum Jahre 1965 übte Günter Erk den Beruf eines Fernfahrers aus, machte sich dann selbständig und gründete einen eigenen Fuhrbetrieb. Zwei Jahre später wurde er Eigentümer eines Grundstückes im Niederried (heute: Werner-von-Siemens-Straße ), wo er innerhalb eines Jahres ein Einfamilienhaus errichtete. Zur selben Zeit wurde in unmittelbarer Nähe die Kosmetikfabrik der Reinelts gebaut. Siebzehn Jahre lang fiel die Firma nicht sonderlich auf, doch am 8. Februar des Jahres 1982 explodierte die Produktions- und Lagerhalle der Firma Reinelt; vermutlich auf Grund einer defekten Gasleitung. Im Umkreis von mehreren 100 Metern wurden einige Gebäude stark beschädigt, vor allem die benachbarten Wohnhäuser. Darunter auch das Haus von Günter Erk: Fensterscheiben zersprangen, Türen wurden aus den Angeln gerissen und das Dach wurde fast vollständig abgedeckt. Auch LKW, PKW, Wohnwagen und Fahrzeughalle wurden beschädigt. Allein der Schaden dieser Familie belief sich auf ca.200.000 DM. Er wurde zum Großteil von der Hessischen Brandversicherung gedeckt. Doch am tragischsten war wohl der Tod dreier Menschen (ein Vorarbeiter, eine Putzfrau und eine Kundin), die sich zur Zeit des großen Knalls am Unfallort aufhielten. Außerdem kam es zu Umweltschäden in der Nähe der Explosionsstelle, so dass die Erde abgetragen und erneuert werden musste. Auch Günter Erk begann wenige Tage nach der Explosion mit dem Wiederaufbau seines Hauses. Bereits ein Jahr später war von den Auswirkungen der Katastrophe nichts mehr zu erkennen. Heute befindet sich auf dem früheren Reinelt Gelände ein Wohngebiet mit vielen Reihenhäusern, hauptsächlich bewohnt von zugezogenen Familien, die die Explosion nicht selbst miterlebt haben. Manche von ihnen glauben allerdings, die Geister der drei Verstorbenen noch immer in den Kellern der Neubauten spuken zu hören. Siebzehn Jahre sind seit dem Unglück nun vergangen. Günter Erk musste seinen Fuhrbetrieb1988 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und führt nun ein glückliches Rentnerleben. Zusammen mit seiner Frau Emma verreist er so oft wie möglich mit dem Wohnmobil oder er widmet sich seiner größten Leidenschaft, dem Angeln. Die Reinelt-Explosion war wohl eines der tragischsten Ereignisse in der Geschichte Bruchköbels. Denn sonst ist Bruchköbel, so Günter Erk, ein recht ruhiges Städtchen, wo zum Glück nicht viel Aufregendes passiert.

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Sabine Faber: Die Bauchtänzerin Von Sören Müller

Sabine Faber wurde am 23.05.1958 als Sabine Redel geboren und erlebte ihre Kindheit und Jugend in Rodenbach. Nach Abschluß ihrer Lehre als Arzthelferin arbeitete sie wider Erwarten als Empfangsdame und Telefonistin bei Leybold-Heraeus. 1980 lernte sie beim Segelfliegen ihren späteren Ehemann Erwin Faber, Sohn der Besitzer der Polsterwerkstatt Faber in Bruchköbel, kennen, den sie dann im darauffolgenden Jahre heiratete. Fast gleichzeitig nahm sie in der Firma der Schwiegereltern einen Job in der Buchhaltung an. So kam Frau Faber nach Bruchköbel. Schon vor einigen Jahren übernahm dann das Ehepaar von den Eltern die Polsterwerkstatt in der Hauptstraße, die neben Polster-und Möbelreperaturen aller Art auch Wunschanfertigungen und die Herstellung von Matratzen erledigt. Etwa die Hälfte ihrer Kundschaft sind Bruchköbeler. Von den ersten Jahren berichtete mir Frau Faber, daß es schwer gewesen sei, in dieser ”typischen” Kleinstadt Kontakte zu knüpfen. Dies änderte sich unter anderem deshalb, weil sie seit geraumer Zeit mit Unterstützung der Bruchköbeler Frauenbeauftragten hier ihre Bauchtanzkurse leitet, was allerdings auch Zündstoff für allerlei Tratsch bot und immer noch bietet. Getuschel der Leute wie ”Guck mal, da kommt die Bauchtanztante...” nimmt sie gelassen hin. ”Hier kennt eben jeder jeden und will alles über jeden anderen wissen! Bauchtanz ist für die Leute etwas Exotisches und alles Fremde macht eben Angst!” Laut Sabine Faber haben die engen persönlichen Bezüge der Bevölkerung in Bruchköbel Vorteile bezüglich eines gewissen Zusammenhaltes und der damit verbundenen Hilfsbereitschaft, aber auch Nachteile, da man sich oft bei allem beobachtet und damit schnell eingeengt fühlen kann. An Bruchköbel als Stadt schätzt sie neben den inzwischen mehr als reichhaltigen Einkaufsmöglichkeiten durch einige Geschäfte und mehrere Supermärkte besonders den ”schönen und großen Wald”, den sie sehr oft für ausgedehnte Spaziergänge mit Ihrem Hund nutzt. ”Außerdem stehen einem einige Vereine zur Freizeitgestaltung offen - wenn man Freizeit hat!”, fügt sie lachend hinzu. Allerdings hält sie die Bemühungen, die Stadt für Jugendliche attraktiv zu machen, für viel zu gering: ”Auch das Jugendzentrum beispielsweise bietet wohl nur wenig Jugendlichen einen Anreiz”. Ähnlich sei es auch in der hier ansässigen Gastronomie. Zu wenig Möglichkeiten, ”einfach schnell mal einen Kaffee trinken zu können”, dafür gebe es hier ein regelrechtes Überangebot an Kneipen und Restaurants. Dies ermögliche einem zwar die angenehme Qual der Wahl, führe aber auch zu einer extremen Konkurrenz und damit zu häufigem Pächterwechsel. ”Das ist dann einfach zu unpersönlich”, meint sie. ”Aber man liegt hier ja relativ zentral und kann auch woanders hingehen”, reicht sie schließlich nach.

Ich denke also sagen zu können, daß sich Sabine Faber im großen und ganzen recht wohl fühlt in Bruchköbel.

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Axel W. Fischer: Die Liebe zum Automobil Von Eva Peukert

Axel W. Fischer wurde am 9.1.1941 (mitten im Krieg) in Neuwied am Rhein geboren. Er besuchte von 1947 bis 1954 die Volksschule und ging dann für 2 Jahre auf die kaufmännische Handelsschule. Danach absolvierte er eine Verwaltungslehre bei einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Axel Fischer machte daraufhin in Bonn auf dem 2. Bildungsweg eine Ausbildung zum Betriebswirt, heute Marketing genannt, die er mit der Note 1,0 abschloss. Ab dem 1.4.1964 arbeitete er in Koblenz als Autoverkäufer für exklusive europäische Sportwagen (wie z.B. Alfa Romeo, Jaguar, Rolls Royce, Ferrari, MG, Austin) und wurde schon bald Verkaufsleiter in diesem Unternehmen. Nachdem er insgesamt 10 Jahre in Koblenz gearbeitet hatte, ging er 3 Jahre lang nach Berlin, wo er Verkaufsleiter eines Ford-Autohauses wurde. Danach übernahm er in Stuttgart die Verkaufsleitung eines der größten Opelhäuser in Deutschland. Als das damalige VW/Audi-Autohaus Fischer und Tag einen Geschäftsführer und Teilhaber suchte, ging Axel Fischer zum 1.1.1984 nach Bruchköbel. Er machte das Unternehmen über die Region hinaus bekannt und brachte es kontinuierlich nach oben. Heute ist Fischer und Rohe ein markenspezifischer Händler (VW/Audi) und eines von nur 200 Großkundenzentren in ganz Deutschland. Zu seinen Groß-Kunden gehören der Otto Versand, Douglas, Christ und Heraeus, um nur einige zu nennen. Der Betrieb umfasst zur Zeit 40 Mitarbeiter, davon 12 Auszubildende. Fischer und Rohe verkaufen 1000 Neuwagen und 600 Gebrauchtwagen im Jahr. Das Unternehmen macht einen Jahresumsatz von 50 Millionen Mark. Am Tag werden durchschnittlich 35 Kunden im Service bedient. Neben dem Verkauf und der Reparatur von Audis und Volkswagen sowie Nutzfahrzeugen bietet das Unternehmen Finanzdienstleistungen wie Versicherungen, Leasing und Finanzierung an. Auf dem über 8000 m² großen Firmengelände befinden sich zwei separate Ausstellungshallen für die VW und Audi-Neufahrzeuge, sowie eine eigene Karosseriewerkstatt und Lackiererei. Axel Fischer ist seit 35 Jahren verheiratet und hat 2 erwachsene Söhne. Auf meine Fragen gab er mit die folgenden Antworten: E.P.: Wollten Sie schon immer Autohändler werden? A.W.F.: Eigentlich wollte ich Journalist werden. Dieser Beruf hat mich schon

immer interessiert.. Aber auch die Liebe zum Automobil habe ich schon früh entdeckt. Autos faszinieren mich schon immer. Haben Sie außer dem Beruf noch andere Hobbies ? / Haben Sie noch Freizeit ? Ich habe keine Hobbies, weil ich einen 24-Stunden-Job an 6, manchmal auch an 7 Tagen in der Woche habe. Aber ich bin Kunstliebhaber und besitze eine Kunstsammlung wichtiger Hanauer Maler wie z.B. August Peukert, Reinhold Ewald, Erhard Angermann, sowie von anderen internationalen Künstlern. Ich lege aber Wert darauf, Bilder von lebenden Künstlern zu kaufen, weil ich mit ihnen noch reden kann. Außerdem bin ich ein großer Musikliebhaber. Ich mag alle Musikrichtungen, von den Beatles bis zu Richard Wagner. Deshalb bin ich auch ständiger Abonnent für klassische Musik und Opern in Frankfurt. Ich fahre z.B. an einem Tag zu einem Konzert der Rolling Stones am Hockenheimring und dann gleich am nächsten Tag nach Salzburg zu Don Carlos. Sind Sie früher auch mal sportlich aktiv gewesen ? Ja, als Jugendlicher bin ich Leistungssportler in der Disziplin Schwimmen gewesen und bin mehrmaliger Rheinland-Pfalz-Meister in der Spezialdisziplin 100 m Delphin geworden. Sind Sie politisch engagiert ? / Könnten Sie sich vorstellen, in die Politik zu gehen ? Ich habe sehr differenzierte Vorstellungen über Politik und Wirtschaft, bin aber nicht politisch aktiv, weil ich zu ungeduldig und nicht kompromißbereit bin. In einer eigenen Firma geht das, aber in der Politik nicht. Fühlen Sie sich in Bruchköbel wohl ? Wie sind die Leute ? Ich bin zwar erst seit dem 1.1.1984 in Bruchköbel, aber aufgrund meiner Tätigkeiten habe ich viele Kontakte mit Bruchköblern. Wir wohnten erst mehr als 10 Jahre zur Miete, weil wir uns nicht entscheiden konnten Bruchköbler zu werden. Dann sind wir es aber doch geworden. Wir nehmen am gesellschaftlichen Leben in Bruchköbel teil und haben hier auch viele Freunde und Bekannte. Aber ein Original-Bruchköbler wird man wohl auch nach 15 Jahren nicht. Denken Sie, dass Bruchköbel ein guter Standort für Ihre Firma ist ? Ja. Bruchköbel wird ein Mittelzentrum werden. Diese Entwicklung habe ich schon in 1983 gesehen. Besonders in den Gewerbegebieten und für private Geschäfte ist Bruchköbel ein guter Standort. Die Entwicklung ist ja auch noch nicht zu Ende. Die Kaufkraft der Bruchköbler Bürger ist sehr hoch, weil viele in Frankfurt ihr Geld verdienen, aber hier in Bruchköbel wohnen. Mein Nachbar z.B. wohnt hier in Bruchköbel, ist aber Direktor bei einer Bank in Frankfurt. Es gibt in Bruchköbel viele Zugezogene. Auch wird bald ein neues Gewerbegebiet eröffnet und es werden ständig neue Wohngebiete erschlossen. Hat Bruchköbel für Sie eine angemessene Infrastruktur ? Bruchköbel hat eine sehr gute Infrastruktur, die vorbildlich für Gemeinden gleicher Größe ist. Das liegt an der Kommunalpolitik, die sehr lobenswert ist. Sie ist

sehr zielorientiert, wird durchgesetzt, es gibt keinen Zick-Zack Kurs und es ist eine sehr kontinuierliche Arbeit. Wir erledigen unsere Einkäufe deshalb immer nur in Bruchköbel und gehen nicht fremd. Worauf wird in Ihrer Firma besonders viel Wert gelegt ? In unserem Betrieb wird viel Wert auf die Ausbildung gelegt, also auf Auszubildende. Denn in meinen Augen ist Ausbildung eine wirtschaftliche und soziale Notwendigkeit. Deshalb ist mein Betrieb schon zwei mal Hessensieger für die Berufsausbildung gewesen. Herr Fischer, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

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Waltraud Goy: Dorfhelferin in Roßdorf Von Janine Hirsch

Ich habe Waltraud Goy für mein "Interview" gewählt, weil sie die Mutter meiner ersten besten Freundin Katharina ist und ich früher viel Zeit auf dem Bauernhof der Familie verbracht habe. Heute erinnere ich mich immer wieder gerne an diese Zeit zurück. Schon damals ist Frau Goy mir immer als eine sehr herzliche Frau und liebevolle Mutter aufgefallen. Waltraud Messerschmidt kam 1970 als 21jährige aus Schwäbisch-Hall/Baden-Württemberg aus persönlichen Gründen als Dorfhelferin nach Roßdorf. (Dorfhelferin ist ein sozialer Beruf, den man in unserer Region eigentlich nicht kennt. Wenn auf einem Bauernhof die Bäuerin, oder in einer Großfamilie die Mutter aus beispielsweise gesundheitlichen Gründen "ausfällt", hilft die Dorfhelferin so lange im Haushalt und bei der Betreuung der Kinder aus.) Am 3.10.1970 fand die Hochzeit von Waltraud und Heinrich Goy statt. Zu dieser Zeit arbeitete sie in Hanau beim Diakonischen Werk als Vertretung für eine Gemeindeschwester. 1971 schloß sie erfolgreich die Meisterprüfung in Hauswirtschaft ab. Anschließend war sie ein halbes Jahr in der Altenpflege im Martin-Luther-Stift tätig. Im gleichen Jahr adoptierten die Goys ein acht Monate altes Mädchen namens Sandra. Nebenbei half Frau Goy stets auf dem Bauernhof mit. Ihr Schwerpunkt ist auch jetzt noch der Direktverkauf von Kartoffeln auf ihrem Hof. Und auch bei der Fütterung der Mastschweine und Pferde sowie bei der Feldarbeit packt sie heute noch mit an. 1979 wurde die sechsjährige Gaby als Pflegekind in den Kreis der Familie aufgenommen. 1980 wurde Katharina, ihr gemeinsames Kind, geboren. Die nächsten Jahre bezeichnet Waltraud Goy selbst als "intensive Familienphase". Erst ab 1988 arbeitete sie wieder außerhalb des Hofes: als Ausbilderin in Hauswirtschaft in einer Jugend-Sozial-Einrichtung. Diese Stelle verlor sie 1998 aufgrund von Personalkürzungen. In dieser

Zeit, im Jahr 1990, wurde das damals sechs Jahre alte Pflegekind Brian aufgenommen. Seit vorigem Jahr arbeitet Frau Goy an der Käthe-Kollwitz-Schule in Offenbach, was ihr viel Freude bereitet. Wenn ich mich an meine häufigen Besuche bei Goys erinnere, fallen mir viele schöne Erlebnisse ein: Blumen pflücken im großen Bauerngarten, helfen auf dem Hof, die Kartoffelernten, Fahrradtouren, Besuche von Theaterstücken, Kränze binden im Herbst, weihnachtliches Plätzchen backen, Schlittenfahren im Höhlchen und so weiter. Bei meinen Gesprächen mit ihr erzählte mir Frau Goy von ihrer Kindheit in Schwäbisch-Hall, an die sie mit vielen schönen Erinnerungen zurückdenkt. Sie wuchs in einem großen Geschwisterkreis auf dem Land auf : "Diese Zeit hat mich für mein ganzes Leben in der Liebe zu Kindern und zu der Natur geprägt!" Die Kinder haben sich viel Zeit für einander genommen und sich mit sich selbst beschäftigt, deshalb hat ihr auch nie ein Fernseher gefehlt. Waltraud Goy pflegt intensive Freundschaften, denn Freunde sind ihr sehr wichtig. Wenn es einer Bekannten einmal nicht gut gehen sollte, ist sie immer für sie da. Außerdem mag sie es sehr, Besuch zu Hause zu empfangen. Schon im Kindesalter hat sie sich für Pflanzen interessiert und auch heute schätzt sie den bewussten Umgang mit einheimischen Pflanzen, aus denen sie zum Beispiel Tees und Crémes selbst herstellt. "Mein Lieblingsmonat ist der Oktober, weil sich die Natur dann zeigt, wie sie wirklich ist, nämlich kraftvoll." Sie versucht ständig mit sich selbst und der Natur in Einklang zu leben, denn nur so kann sie offen auf Menschen zugehen, deshalb betreibt sie auch seit 16 Jahren mit Begeisterung Yoga. Ein weiteres Hobby ist die Arbeit im evangelischen Kirchenvorstand in Roßdorf, wo sie auch gerne auf Gemeindefesten hilft. Schon jetzt bereitet sie sich auf die Feierlichkeiten zum 1200. Geburtstag von Roßdorf vor, wo sie auch einen geschichtlichen Rückblick der Gemeinde präsentieren wird. Nachdem ich das alles über Waltraud Goy erfahren habe, wird mir klar, warum ich mich früher immer so wohl bei Goys gefühlt habe: weil man einfach ein willkommener Gast ist und gleich das Gefühl hat, gemocht zu werden. Zur Geschichte des Bauernhofes Das Fachwerkhaus der Familie Goy ist eines der ältesten Häuser Roßdorfs. Es wurde 1687 auf dem Gelände eines ehemaligen Antoniterklosters von Andreas Will, einem direkten Vorfahren der Goys gebaut. Das Grundstück war zuvor im Zuge der Säkularisation in Privatbesitz gegeben worden. Der Hof ist noch heute vollständig in seiner damaligen Form erhalten. In dem Haus wohnten mehrere Bürgermeister nacheinander. Sie wurden damals Schulzen genannt. Aus diesem Grund heißt die Straße auch heute noch Schulzenstraße. Die Familie Goy betreibt schon seit vielen Generationen mit Begeisterung Landwirtschaft als "Haupterwerb", sie besitzen 25 ha Land, auf dem größtenteils Kartoffeln angebaut werden.

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Gisela Haas: Fremde Gesichter im Lebensmittelladen Von Dominique Meißner

Gisela Haas ist die Miteigentümerin des einzigen Bäckerei- und Lebensmittelgeschäftes in Oberissigheim, zu dem auch seit neuestem die Poststelle gehört. Es ist mittlerweile ein Mini-Supermarkt geworden, in dem es fast alle Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen gibt. Es ist die einzige Einkaufsmöglichkeit dieser Art im ganzen Ort. Gisela Haas ist ausgebildete Industriekauffrau. 1970 heiratete sie den Sohn des Geschäftsbegründers, der immerhin schon 1927 mit der Bäckerei angefangen hatte. Seit ihrer Hochzeit arbeitet sie auch im Geschäft. Neben den kaufmännischen Arbeiten bedient sie auch selbst ab und an im Laden, wenn Not an der Frau ist. Früher lebte sie in Langenselbold, zog dann aber direkt nach Oberissigheim. Das heutige Bruchköbel beschreibt sie als schönes und modernes Städtchen, das im Moment eine rasante Entwicklung durchläuft, vor allem in Bezug auf Neubaugebiete und damit verbundene Zuzüge. Auf die Frage, ob sie denn Bruchköbel beziehungsweise speziell Oberissigheim weiterempfehlen würde, antwortet Frau Haas, das komme ganz darauf an. Um sich in Oberissigheim wohlzufühlen, sollte man schon das ländliche Leben lieben, vor allem eine ländliche Umgebung. Ihre Freizeit verbringt Gisela Haas hauptsächlich mit der Leitung des Chors der landeskirchlichen Gemeinschaft. Im allgemeinen empfindet sie das Freizeitangebot Bruchköbels bzw. Oberissigheims gut. Da gibt es zum Beispiel die Landfrauen, den Gesangverein, sowie die vielen sportlichen Vereine und Angebote wie etwa Gymnastik oder ähnliches. Handlungsbedarf scheint ihr auf diesem Gebiet nicht gegeben. Auf die Frage, wie sie denn die Menschen hier beschreiben würde, antwortet sie, sie empfinde den überwiegenden Teil als freundlich. Dies könne aber auch daran liegen, dass sie so viele in ihrer unmittelbaren Umgebung näher kenne, gibt sie mit einem Lächeln zu. In ihrer Bruchköbler Zeit hat sie schon einiges erlebt. Besonders erinnert sie sich an die Serie von Bränden, von der Oberissigheim vor gar nicht allzulanger Zeit heimgesucht wurde. Oder auch an einen Vorfall vor einigen Jahren, als es ganz dicht neben ihrem Laden brannte. Ein Gehöft der Familie Jung stand damals in Flammen, und nur die ehemalige Poststelle lag noch zwischen ihrem Laden und dem Brandherd. Sie kann sich noch gut daran erinnern, welche Angst sie selbst oder auch die Nachbarn damals empfunden haben, denn die Anwesen im Ortskern liegen ja eng beieinander und man war dicht an dem brennenden Gehöft dran. Ich stellte auch die Frage, ob sich denn vielleicht schon einmal eine bekannte Persönlichkeit in Oberissigheim oder sogar in ihrem Laden habe sehen lassen. Und ja,

dem war auch so. Obwohl man die "bekannten Persönlichkeiten" eher als berüchtigte Kriminelle bezeichnen müsste. Gemeint ist damit zunächst einmal der Raubmörder Büsch, dessen Ergreifung in Oberissigheim landesweit für Aufsehen sorgte. Frau Haase selbst war zu dieser Zeit im Urlaub, doch als im Fernsehen gezeigt wurde, dass der gesuchte Raubmörder in Oberissigheim gefasst worden war, rief sie schnell zu Hause an und erfuhr von ihrer Tochter, dass der Mörder noch kurz vor seiner Festnahme in ihrem Laden eingekauft habe und von der Tochter höchst selbst bedient worden sei. Auch jener Bankräuber, der kürzlich erst die Bank in Hüttengesäß ausraubte, war kurz vor dem Überfall noch im Laden, er hatte sogar schon eine Plastiktasche und das Handwerkszeug, das später bei ihm sichergestellt wurde, bei sich. Er kaufte lediglich ein Päckchen Kaugummi - wahrscheinlich zur Beruhigung seiner Nerven. Gisela Haas vermutet, dass der Mann ursprünglich die Raiffeisenbank in Oberissigheim überfallen wollte und seine Pläne nur änderte, weil er im Laden genau wieder auf jene Angestellte der Raiffeisenbank traf, die ihn bereits am Tag zuvor gesehen hatte, als er längere Zeit um die Bank herumgeschlichen war. Er fühlte sich wohl erkannt und zog deswegen weiter nach Hüttengesäß, um dort die Bank zu überfallen. Noch heute erinnert sich Frau Haas an den Mann. In einem kleinen Ort wie Oberissigheim merkt man sich schon mal ein fremdes Gesicht. Und man sieht: hier kann man mehr erleben, als manch einer denkt. Ob Frau Haas gerne woanders leben würde? Also, ob sie gerne umziehen würde? "Wenn man einen Laden führt", sagt sie, "ist das sehr schwierig. So etwas kann man nicht so einfach aufgeben." Es gefällt ihr gut in Oberissigheim und sie hat noch nie ernsthaft daran gedacht, hier wieder wegzuziehen.

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Dr. Christian Kaiser: Rotary Club und Kinzigheimerhof Von Prisca Alig

Dr. Christian Kaiser, Landwirt und Präsident des Rotary Club Hanau, wohnt und arbeitet auf der hessischen Staatsdomäne ”Kinzigheimerhof” in Bruchköbel. 1942 in Nordhessen geboren, kam er 1953 mit seinen Eltern und seiner sieben Jahre älteren Schwester hierher. Familie Kaiser musste umziehen, da der Vater den Kinzigheimerhof als Pachtbetrieb übernommen hatte. Seitdem lebt Herr Dr. Christian Kaiser nun in Bruchköbel und fühlt sich auch wohl hier. Ein besonderer Vorteil ist in seinen Augen die Lage: Bruchköbel selbst, eine Kleinstadt umgeben von schöner Natur und nur 20 Autominuten entfernt von Frankfurt/Main mit all seinen großstädtischen Annehmlichkeiten z.B. im kulturellen Bereich. Nachdem Christian Kaiser auf der Hohen Landesschule in Hanau sein Abitur bestanden hatte, war er sich nicht gleich klar darüber, welchen Beruf er ergreifen wollte.

So entschied er sich dafür, zunächst einmal eine berufliche Basis zu schaffen. Im Rahmen dieser Lehre, die er auf einem Hof in Baden-Württemberg absolvierte, begeisterte er sich für den Beruf des Landwirtes. Wie Herr Dr. Christian Kaiser selbst sagt, hatte er besonders Glück mit seinem Ausbildungsbetrieb. ”Mein Lehrmeister war äußerst aufgeschlossen und sympathisch. Somit brachte mir meine Lehre viel Spaß." Schon früh versuchte er neue und eigene Ideen in den elterlichen Betrieb mit einzubringen. ”Zum Glück wurden diese aber kritisch von meinem Vater unter die Lupe genommen. Sozusagen geprüft durch die Weisheit des Alters”, merkt er schmunzelnd an und gibt im Nachhinein zu, dass ihm damals noch der nötige Weitblick gefehlt hat. Nach dem Tod seines Vaters 1971 stieg er selbst in den Pachtvertrag mit dem Land Hessen ein und führte und entwickelte den Kinzigheimerhof als landwirtschaftlichen Betrieb weiter. Seit diesem Zeitpunkt wirtschaftet Herr Dr. Christian Kaiser mit eigenem Kapital und Risiko und muss eine Pacht an das Land Hessen zahlen. Auf den Feldern rund um den Kinzigheimerhof werden Mais, Getreide, Zuckerrüben und Erdbeeren (zum Teil auch zum Selbstpflücken) angebaut. Nach der Ernte verkauft er seine Ware dann an den Gemüsegroßhandel und an den Einzelhandel (wie z.B. Edeka und Aldi). Hinzu kommt noch die Vermietung von Pferdeboxen an private Pferdehalter.. Nach 28 Jahren bereitet ihm sein Beruf im Großen und Ganzen immer noch viel Freude, trotz schwieriger Zeiten, die immer auftreten können, wenn z.B. schlechtes Wetter zu Missernten und niedrigen Erträgen führt oder wenn es zu marktbedingten Absatzschwierigkeiten kommt. Danach gefragt, gibt er überzeugend an: ”Noch einmal vor die Wahl gestellt, würde ich mich jederzeit wieder für meinen Beruf entscheiden.” Seit 1981 ist Herr Dr. Christian Kaiser Mitglied im Rotary Club Hanau. Nachdem er als Mitglied vorgeschlagen wurde, besuchte er zunächst verschiedene Veranstaltungen und sah sich in aller Ruhe um. Der Rotary Club wurde 1905 in Chicago/USA gegründet und hat heute über1 Million Mitglieder weltweit, die auf nationaler sowie auf internationaler Ebene kulturellen Austausch pflegen. Ebenso sind Rotarier sozial engagiert, z.B. ermöglichen sie internationale Schüleraustausche, vergeben Stipendien und trugen mit ihrem Projekt ”Polio Plus” zur Bekämpfung der Kinderlähmung bei. Die Arbeit und Zielsetzung der Rotary Clubs sagte Dr. Christian Kaiser sehr zu und so er entschloss sich zu einer Mitgliederschaft. Nun ist er Präsident des Rotary Clubs Hanau und - befristet auf ein Jahr - hauptverantwortlich für die Organisation, so z.B. für die wöchentlichen Zusammenkünfte, die jeden Mittwoch stattfinden. Zur Aufgabe hat er sich die Fortführung des umfangreichen ”Brückenbau Ost-Projektes” gemacht, welches von dem vorherigen Präsidenten Horst Roepenack, ebenfalls ein Bruchköbler, initiiert wurde. Im Rahmen dieses Projektes wird Integrationshilfe für aus dem Osten (Russland, Polen, etc.) kommende deutsche Spätaussiedler geleistet. Die Organisation dieser Hilfe, die natürlich auch mit einer ganzen Menge Arbeit und Zeit verbunden ist, leistet er gerne. Hierbei wird er natürlich auch von anderen Rotary-Mitgliedern unterstützt. Ein besonders wichtiges Datum ist für Dr. Christian Kaiser das Jahr 1974.

”Seitdem bin ich nämlich glücklich mit meiner Frau Lioba verheiratet”. Gemeinsam haben sie zwei Kinder: Ihre Tochter (21 Jahre) wohnt in Berlin und studiert dort Design und ihr Sohn (24 Jahre) wohnt in Frankfurt/Main und studiert an der Fachhochschule Architektur. Für dieses Jahr plant das Ehepaar Kaiser noch eine schöne gemeinsame Reise. Das wird wohl mit dem silbernen Hochzeitsjubiläum in 1999 zusammenhängen. Aber auch auf ihren bisherigen Fern- und Entdeckungsreisen konnten sie schon viele bleibende Eindrücke sammeln. In deutlicher Erinnerung geblieben ist den Kaisers hierbei eine Wanderreise durch den Jemen vor 5 Jahren. Von einem einheimischen Führer geleitet, lernten seine Frau und er die noch mittelalterliche Lebensweise der dortigen Menschen kennen und konnten das Land mit seinen zahlreichen Besonderheiten erfahren. Die starke Bewaffnung aller Männer zum Ausdruck ihrer Stellung und Macht ist ebenso normal wie das Schlafen auf dem Boden. ”Eine Sitte, die wir am eigenem Leib zu spüren bekamen”. Neben dem Reisen gelten Dr. Christian Kaisers private Interessen dem Skilaufen und der klassischen Musik. Bach und Beethoven zählen hierbei zu seinen favorisierten Komponisten. Sehr oft findet er jedoch nicht die nötige Zeit diesen Hobbys nachzugehen, da ihn sein Beruf und sein Engagement für den Rotary Club weitestgehend ausfüllen. ”Das macht aber nichts”, ist alles, was er bescheiden dazu sagt. Und sein zufriedenes Lächeln dabei deutet darauf hin, dass hier jemand mit sich und seiner Welt im Reinen ist.

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Geon-u Kang: Von Südkorea nach Bruchköbel Von Johanna Schmidt

Geb. in: Seoul / Südkorea Geb. am: 20.02.1980 / 08:00 Uhr Vater: Josef Kang (für koreanische Exportfirma Cana tätig) Mutter: Seou-Suk Kang (hat keine Arbeitserlaubnis) Bruder: Dae-U Kang (Schüler am LOG, 12. Klasse) Geon-u besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt. Bedingt durch die Versetzung seines Vaters nach Deutschland mußte er seine koreanische Schullaufbahn nach drei Monaten in der 10. Klasse abbrechen. Im Juni 1995 zog er zusammen mit seiner Familie zuerst nach Erlensee, doch schon nach drei Wochen siedelte die Familie nach Bruchköbel über, wo auch der Sitz der Exportfirma Cana ist. Geon-u musste noch einmal in Klasse 8 anfangen, diesmal auf der Eberhard-Schule in Hanau, die er von 1995 bis 1998 besuchte. Danach wechselte er auf das Lichtenberg-Oberstufen-Gymnasium in Bruchköbel, wo er zur Zeit die 11. Klasse besucht.

J.Sch.: Wie wurdest du in Deutschland aufgenommen, was macht speziell Bruchköbel für einen Eindruck auf dich ? Geon-u: In Bruchköbel wurden wir schon recht freundlich empfangen. Mir fiel nur auf, dass dort viele alte Leute wohnten. Das war eigentlich mein erster Eindruck. Es ist mir auch aufgefallen, daß es dort sehr ruhig ist. In Frankfurt, wo ich mich oft aufhalte, kannte man Bruchköbel nicht mal. Ein Mann fragte mich, wo ich herkäme. Als ich sagte, ich käme aus Bruchköbel, meinte er, er wolle nicht meinen Namen wissen, sondern woher ich komme. Also habe ich dann Hanau gesagt. Stimmt zwar nicht, aber das kannte er wenigstens. Fühlst du dich wohl in Deutschland? Hm, eigentlich nicht. Jedenfalls nicht in Bruchköbel. Es ist langweilig, nicht viel los. Keine Kinos, Einkaufszentren, Cafés... Wollte dein Vater nach Deutschland? Nein, aber er musste. Und dein Bruder? Gefällt es ihm besser? Nein, meinem Bruder geht es ähnlich wie mir. Warum wohnt ihr eigentlich in Bruchköbel und nicht in Frankfurt, wo ja sehr viele Koreaner hingezogen sind? Die Wohnungen dort sind sehr schlecht instand. Darum sind wir lieber nach Bruchköbel gezogen. Ich gehe aber in Frankfurt zur Kirche und habe dort auch viele Freunde. Willst du in Deutschland bleiben? Hm, ich weiß nicht. Aber in Bruchköbel auf keinen Fall. Warum nicht? In Bruchköbel gibt es viele Cliquen und Gruppierungen. Und es ist schwer, dort Anschluss zu finden. Außerdem fehlt der Stadt sehr viel, was mich persönlich interessieren würde. War das in Korea anders? Ja, Cliquen gab es da kaum. Wir hatten viele Veranstaltungen, coole Cafés... Dinge, die ich hier vermisse. In Seoul war es auch viel einfacher, Leute anzusprechen und Kontakte zu knüpfen, sich anzufreunden. Hier in Deutschland war es schon allein wegen der Sprache schwer, viele Leute kennenzulernen. Ich habe dann in der Schule oder auch in der Kirche Freunde gefunden, lerne aber auch viele Leute über das Internet kennen. Was war denn an den Schulen in Korea anders, als hier? Das Schulsystem in Deutschland ist besser. Obwohl man hier sitzen bleiben kann. Das kann man in Korea nicht? Nein. Aber die Lehrer dort sind sehr streng. Wenn man zu viel redete, wurde man vom Lehrer geschlagen. Oder wenn man schlechter wurde, in der Schule... – Rauchen war auch verboten, hier nicht. Jedenfalls ist es dort bis zur 10. Klasse verboten, man kann’s nur heimlich machen. Wenn man erwischt wird, wird man vom Unterricht

suspendiert. Hattet ihr Schuluniformen? Ja, und nicht nur das. Wir mussten unsere Haare auch gleich tragen. Kurz. – Ich war nur mit Jungs in einer Klasse. Und vom Unterrichtsstoff oder der Länge des Schultages her, gibt es da Unterschiede? Ja. Ab dem 2. Halbjahr der 9. Klasse fängt man an, sich für die Prüfung vorzubereiten. Ich musste dann von morgens bis abends in der Schule bleiben. Auch waren wir dort sehr viel mehr Schüler in einer Klasse, etwa 40. Ist das nicht von Nachteil? Ja, schon. Die Lehrer können schlecht auf einzelne Schüler eingehen. Sie können sich nicht um alle kümmern. Andererseits war es so leichter, mit Banknachbarn zu schwätzen. (grinst) Wie viele Fächer hattet ihr? 15, bis zur 10. Klasse allesamt Pflichtfächer. Hattet ihr auch Unterricht in einer zweiten Fremdsprache? Ja. Wir konnten wählen zwischen Japanisch, Deutsch und Französisch. Und was hast du genommen? Deutsch. Aber ich hatte es nur drei Monate, weil wir dann ja umgezogen sind. Wir hatten gerade erst das Alphabet... Das ist anders als unseres, nicht wahr? Ja, andere Schriftzeichen. War es schwer, Deutsch zu lernen? Ja, schon. Aber es hat Spaß gemacht. ”Hat!”. Langsam habe ich keine Lust mehr. (grinst wieder.) Wie war das denn dann mit der Schule hier in Deutschland? War es nicht nervig, noch mal mit der 8. Klasse anfangen zu müssen? Ja, schon. Der Direktor der Eberhardschule wollte aber, dass ich in eine Ausländerklasse gehe. Nach einem halben Jahr meinte er, ich lerne schnell, und sagte, ich solle in die achte Klasse gehen. Ich fand das natürlich nicht gut. Was dort in Naturwissenschaften behandelt wurde, kannte ich schon alles. Da war ich auch immer gut. Aber der Direktor meinte, mein Deutsch sei noch nicht gut genug für eine höhere Klasse. Aber ich bekam dann gute Noten, darum konnte ich auch auf’s LOG. Also waren für dich die Aufnahmekriterien strenger, als für andere? Ja. Ich finde, Koreanische Lehrer achten mehr auf die Fähigkeiten von Schülern.

Deutsche gucken nur auf die Noten und stempeln einen dann ab, beurteilen einen danach. Ich finde das ungerecht. Als du nach Bruchköbel kamst... Wurden dort Deutschkurse angeboten? Nein. Aber ein alter Mann, ein Nachbar, bot mir an, mit ihm Deutsch zu lernen. Leider ist er gestorben. – Ich bin dann nach Hanau gegangen. In die Volkshochschule, einmal die Woche. Was hältst du von der deutschen Kultur? Sind die Unterschiede zwischen hier und Korea sehr groß? Die Leute hier rauchen mehr. (lacht) Und beim Essen verhält man sich hier anders. Hier putzen sich die Leute beim Essen die Nase am Tisch, in Korea ist man deswegen immer aufgestanden und hat das in einem Nebenzimmer oder so gemacht... – Aber deutsche Leute grüßen einen auch viel öfter. In Korea grüßten wir uns selbst unter Nachbarn selten... – Und deutsche Leute fahren öfter in den Urlaub. Wirklich? Ja. Ich meine, in den Ferien sind wir vielleicht mal nach Japan oder nach Südasien gefahren, nach Thailand, beispielsweise. Eventuell auch mal nach Nordamerika... – Aber nicht so oft. Es ist teurer, von Korea aus zu reisen, als von Deutschland aus. Was ist noch anders? Landschaftlich, klimatisch...? In Korea ist es sehr viel bergiger. Und das Klima war extremer. Im Sommer richtig heiß, im Winter richtig kalt, mit viel Schnee. Und wie sieht es mit dem sozialen Umgang aus? Hm, sprachlich ist es ziemlich anders... Es gibt eine Sprache für Jugendliche, und eine für Erwachsene, die behandelt man mit mehr Respekt. Man siezt auch seine Eltern. Aber dieses ”Sie” ist etwas ganz anderes, als wenn ich zu einem Fremden ”Sie” sage. Persönlicher, auch wenn das für Deutsche oder andere schwer nachvollziehbar ist. – Oh, und ”schlimme” Wörter in unserer Sprache sind tabu. Das Fernsehen in Korea zeigt auch nicht soviel, wie das Deutsche. Wenn man in Korea Erotikfilme sehen will, muss man sich die entsprechenden Programme bestellen. Also gibt es schon recht große, gesellschaftliche Unterschiede? Ja. In Korea ist es für Firmen auch sehr wichtig, Abitur zu haben. Wenn man einen guten Job will, kommt man darum nicht herum. Darum gehe ich auch weiterhin trotz Schwierigkeiten in die Schule. – Obwohl ich hier in Deutschland keine richtige Arbeitserlaubnis bekomme.

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Karl-Heinz Mühlhans: Paradies für Bücherfans Von Mareike Vollmer

Man stelle sich vor, man liegt eines morgens nichtsahnend im Bett, plötzlich ein Knall, und in der nächsten Sekunde ist man umgeben von Glasscherben. Man möchte aus dem Fenster sehen, um den Grund zu erfahren, da merkt man, daß überall die Scheiben fehlen und alles übersät ist mit Splittern. So geschehen im Februar 1982 in Bruchköbel. Niemand kannte vorerst die Ursache, man dachte an ein Eisenbahnunglück mit einem Güterzug. Später erfuhr man den wahren Grund: In einem kleinen chemischen Betrieb wurde durch ausströmende Gase und einen Funken eine Explosion ausgelöst, bei welcher es auch Tote in besagter Firma gab. Ein Mensch, der diesen Schock miterlebte, ist Karl-Heinz Mühlhans. Karl-Heinz Mühlhans wurde 1941 im Sudetenland geboren und siedelte 1946 nach Thüringen in die damalige DDR aus. Nach seinem Abitur 1961 flüchtete er mit seinen Eltern nach Westberlin. Bevor er jedoch studieren durfte, mußte er sein Abitur wiederholen, da in der BRD ein Ost-Abitur nicht anerkannt wurde. Dies tat er in Stuttgart. Eine weitere Station in seinem Leben war Heilbronn und ein angefangenes Studium in München, bevor Karl-Heinz Mühlhans an die Universität nach Gießen überwechselte. Dort lernte er auch seine Frau kennen, mit der er einen Sohn hat. In seinen Semesterferien nahm er nun allerhand verschiedene Jobs an. So arbeitete er als OP-Gehilfe, Möbelträger, Tierarztgehilfe, Kameraassistent oder Hafenarbeiter. Wollte Karl-Heinz Mühlhans eigentlich Tierarzt werden, musste er nun aus Zeit- und Geldgründen ins Lehramt überwechseln. Zum Glück wurden ihm die vorherigen Semester anerkannt. Wer weiß, ob Karl-Heinz Mühlhans sonst überhaupt nach Bruchköbel gekommen wäre. Doch wie es der Zufall wollte, bekam er seine erste Lehrstelle an der Heinrich-Böll Gesamtschule in Bruchköbel, wo er nun bereits seit 1971 lebt. Seine Fächer: Biologie im Hauptfach und Deutsch und Geschichte in den Nebenfächern. 1986 wurde das Schulgartenprojekt ins Leben gerufen: ein Teich wurde angelegt, ein Gewächshaus und ein Zaun errichtet und obwohl Karl-Heinz Mühlhans bereits seit 2 Jahren pensioniert ist, geht er noch ab und zu an seine alte Schule, um sich darum zu kümmern. Ein Punkt, der ihm dabei zugute kommt, ist seine Wohnung direkt gegenüber der H-B-S. Berühmt berüchtigt waren seine schriftlichen Hausaufgabenkontrollen. Nichtsdestotrotz war er beliebt an der Schule und unterrichtete sehr gerne dort. Noch heute ist er sehr engagiert, was man nicht nur in bezug auf den Schulgarten sehen kann. Aufgrund persönlicher Interessen nahm er kürzlich noch an einer Austauschfahrt nach Polen teil. Jedoch beweist Karl-Heinz Mühlhans auch in anderer Hinsicht großes Engagement: Er war in der Bürgerinitiative gegen den Standort der neuen Sporthalle vor der H-B-S. Die besagte Sporthalle wird nun woanders gebaut. Doch hat Karl-Heinz Mühlhans nun auch endlich mehr Zeit für seine Hobbies. Er geht seit 30 Jahren regelmäßig ins Nidderauer Schwimmbad, fährt Rad, reist sehr gerne und interessiert sich

für Eisenbahnen und klassische Musik. Sein größtes Hobby sind jedoch Bücher. Diese sucht er zumeist auf Antiquitäten- und Flohmärkten und zuhause werden sie dann katalogisiert. In seinen Bücherregalen finden sich wahre Schätze. Ein Paradies für Bücherfans. Wenn man Karl-Heinz Mühlhans nach seiner Meinung über Bruchköbel befragt, gibt es eigentlich nur eine Sache, die ihn stört: ein bestimmtes Hochhaus, welches von jeder Seite sofort zu sehen ist, egal woher man kommt. Ansonsten gefällt ihm Bruchköbel recht gut. Zum Abschluss wünsche ich Karl-Heinz Mühlhans noch viel Spaß bei seinen Hobbies (vorallem mit seinen tollen Büchern) und bedanke mich für die bereitwillige Auskunft über sein bisheriges Leben.

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Matthias Philp: UWV - Unter WortVerdacht Von Kristin Buxmann

Es war dieses Jahr zur Maskenballzeit, als ich ihn das erste Mal sah.Er besetzte mit seinen Freunden eine Ecke der Sektbar des berühmt-berüchtigten BÖse-BUben-BAlls in Windecken und tat spontan das, was er am liebsten tut: er trommelte auf seinen heißgeliebten Bongos. Begleitet wurde er von seinen Freunden mit Rasseln und Gesang, und die feiernde Menge hatte er mit seinen rhythmischen Klängen wahrhaftig im Griff. ER - das ist Matthias Philp. Mit seinen 25 Jahren ist er alles andere als ein Bruchköbler Original und bekannt ist er auch nicht. Noch nicht! Aber vielleicht bald! Denn er steht mit seiner Gruppe UWV (Unter WortVerdacht) kurz vor der Veröffentlichung ihrer ersten CD. Die Jungs haben sich vor etwa einem Jahr zusammengetan und mischen seitdem in der deutschen Hip Hop-Szene kräftig mit. Erste Hörproben aus der CD klingen vielversprechend. Ich rief Matthias an und wir trafen uns bei ihm zu Hause, wo ich inmitten seines musikalischen Chaos anfing ihn zu befragen. Matzi, wie er von aller Welt genannt wird, wohnte erst in Erlensee und dann in Hammersbach, bevor er 1995 nach Bruchköbel zog. Sein Freundeskreis stammt noch aus der Vor-Bruchköbler Zeit und so kennt er hier keine Menschenseele. Dazu kommt, dass er durch seine Musik viel unterwegs ist. Unter anderem trommelt er - unabhängig von seiner Band - regelmäßig in einem Musikclub in Schweinfurt unter seinem Künstlernamen "Congamat". Bruchköbel sieht er nicht als seine Heimat, sondern eher "als Schlaf- und Ess-Station" und als Ort, an dem er Formalitäten wie Bank- oder Postgeschäfte erledigt. "Ich bin kein Familientyp", sagt er, "ich brauche einzig und allein meine vier Wände, in die ich mich zurückziehen kann, und die könnten sich auch egalwo auf dieser Welt

befinden." Stundenlang schreibt er Texte und Reime in modernem Stil, vergräbt sich aber auch gerne in klassische Literatur, wobei er ganz besonders für Goethe schwärmt. Bruchköbel als Wohnort hält er für praktisch: nicht zu groß, nicht zu klein, zentral gelegen, gute Einkaufsmöglichkeiten. Allerdings ist ihm hier einfach zu wenig los und die - seiner Meinung nach - einzig nenneswerten Events wie Straßenfest und Weihnachtsmarkt gefallen ihm nicht, ..."was vielleicht auch daran liegt, dass ich zu den Einwohnern Bruchköbels einfach keinen Kontakt habe." Deshalb wegzuziehen kommt für ihn aber nicht in Frage, da er mit seiner Mutter zusammenwohnt, zu der er seit dem Tod seines Vaters vor drei Jahren eine sehr enge Beziehung hegt. Es gibt nur einen Platz in Bruchköbel, zu dem er einen Bezug hat: die dicke Eiche. "Hier lassen sich in warmen Sommernächten wunderbare Parties feiern". Neben Musik und Parties macht Matzi natürlich auch "etwas Anständiges". Nach abgeschlossener Banklehre studiert er jetzt Pädagogik in Gießen und verdient sich mit Kinderbetreuung auf Freizeiten etwas dazu. Das ist nötig, denn er reist auch gern, vor allem in südliche Länder. "Dort zu leben würde mir tausendmal besser gefallen, aber dafür gibt es hier zuviele Menschen, die ich nicht missen mag." Am Ende unseres Gesprächs fragt er mich noch, ob ich mit diesem Interview überhaupt etwas anfangen könne, da er ja eigentlich zu Bruchköbel keinen Bezug hat.... Aber diese Broschüre, liebe Leser, die Sie gerade in der Hand halten soll ja ein breites Spektrum der Menschen in Bruchköbel aufzeigen und - lieber Matzi - du wohnst nun mal dort!

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Ursula Rössel: Die Laienspielgruppe Bruchköbel Von Lisa Lux und Susanne Rentzsch

1953 war Bruchköbel noch ein kleines Dorf, welches sich aus einer Hauptstrasse, einigen kleineren Gässchen und ansonsten hauptsächlich aus Bauernhöfen zusammensetzte. Der Bahnhof lag noch weit ausserhalb des Ortskerns, statt Straßenlärm hörte man nur den Zug pfeifen, wenn er über dem Viadukt hielt, bevor er am Bahnhof die Passagiere aufnahm. Auf den Kopfsteinpflasterstrassen waren noch mehr Pferdewagen und Fahrräder als Autos unterwegs. Damals gab es in Bruchköbel nur eine Schule. Es gab noch keine Kläranlage, keinen Supermarkt, und die Leute wohnten überwiegend in einfachen Fachwerkhäusern. Statt dessen gab es z.B. eine Schnapsbrennerei und eine Mühle, in der das Getreide der Bauern gemahlen wurde. Das Brot wurde selbst gebacken, der Apfelwein selbst hergestellt, und um Sachen zu konservieren, wurden sie selbst eingekocht. Für das Nötigste gab es einen kleinen Krämerladen. Ansonsten waren alle Arten von

Handwerkern im Dorf zu finden. Unter anderem ein Küfer (jemand, der traditionelle Holzfässer für z.B. den Apfelwein anfertigte), ein Stellmacher (jemand, der Holzräder für Pferdewagen herstellte), ein Schmied und ein Schreiner. Außerdem gab es noch einen Feldschütz, der auf den Feldern Wacht hielt und einen Gendarm, der abends durch den Ort patrouillierte, um zu kontrollieren, dass sich nach 22.00 Uhr keiner mehr auf der Strasse befand. Die ”Gänschristin” kam einmal die Woche, um alle Gänse der Bauern einzusammeln, und der Schweinehirt holte die Schweine ab, um sie auf den Acker zu treiben. Viele Sachen kommen uns heute fremd vor, die damals alltäglich waren- so lief z.B. immer der Gemeindebote durchs Dorf, um- nachdem er sich mit seiner Schelle Gehör verschafft hatte- die neusten lokalen Bekanntmachungen auszurufen. In den 60er und 70er Jahren aber fand ein großer Zuzug statt. Vieles veränderte sich, denn die neuen Einwohner brachten auch neue Sitten und Gebräuche mit. Auf der heute noch angrenzenden Bundesstrasse B45 wurde der Verkehr zu dicht, die Bauern hatten Probleme, über dieselbe ihre Felder zu erreichen. Zahlreiche Bauern wurden ausgesiedelt und viele der damaligen Bauernhöfe befinden sich heute auf dem Gemeindegebiet von Erlensee. Ursula Rössel, heute 78 Jahre alt, kam schon 1955 als Heimatgeflohene aus der DDR nach Bruchköbel. Zuerst wohnte sie bei einem Bauern, und erinnert sich noch heute: damals gab es keinen Urlaub- da ging man höchstens mal Sonntags spazieren, es gab keine Kinos oder dergleichen, keine Abwechslung. Als Zugezogene in einem kleinen Dorf, unter dessen gerade mal knapp über 3000 Einwohnern ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl existierte, versuchte sie durch Beitritt in einen der ortsansässigen Vereine Anschluss zu finden. Gut aufgehoben fühlte sie sich im Verein der Landfrauen, einem Zusammenschluss von Bäuerinnen. Schnell entdeckte sie hier ihre Liebe zur ”Köbler” Mundart. 1979 wurde aus dieser Vorliebe mehr: zusammen mit acht anderen Mitgliedern des Landfrauenvereins, gründete sie eine Theatergruppe, welche mit von ihr erdachten Lustspielen in Köbler Dialekt noch große Erfolge feiern sollte. Die LSG (Laienspielgruppe Bruchköbel) versuchte durch ihre Arbeit die Mundart, welche durch den großen Zuzug verloren zu gehen drohte, den Leuten wieder näher zu bringen. Ursula Rössel fungierte innerhalb der LSG als Regisseurin, Autorin der Stücke und Schauspielerin. Die Sketche sollten den Zuschauern Einblicke in das Leben von damals ermöglichen. Meist beinhalteten die Stücke Ausschnitte aus dem wirklichen Leben, wie es um die 20er Jahre in Bruchköbel stattgefunden hatte. Der Stadtrat empfand diese Schauspielgruppe als eine ”Bereicherung für das Bruchköbler Theaterleben”. Auch die Zeitungen waren voll des Lobes. Unterstützung bekamen die Frauen - es handelte sich um ein reines Frauenensemble - aber auch in Gestalt ihrer Männer, die sich nicht etwa an dem Erfolg ihrer Gattinnen störten, sondern begeistert immer bessere Kulissen zimmerten. Die acht Schauspielerinnen spielten in all den Inszenierungen immer jeweils ähnliche Rollen,

Ursula Rössel hatte schon bald ”für jeden eine Rolle wie auf den Leib geschrieben”. Die Gründe, weshalb eine jede der Schauspielerinnen die ihr zugeteilte Rolle, z.B. als Magd, Bauer, Oma, usw. immer wieder übernehmen sollte, lagen auf der Hand: zum einen erleichterte es den Amateurschauspielerinnen die Einstudierung neuer Stücke, zum anderen ergab sich die Einteilung auch aus den jeweils individuellen Talenten heraus. Das blieb dann auch so in der gesamten Laufbahn der Theatergruppe, welche immerhin 12 Jahre lang andauerte. Diese Zeit bezeichnet U. Rössel als ”sehr schöne Jahre”. Während der Proben wurde viel gelacht, das gemischte(!) Publikum war begeistert und so waren ihre Vorstellungen stets ausverkauft. Mit leuchtenden Augen erzählt Ursula Rössel noch heute begeistert von den großen Erfolgen, die gefeiert werden konnten, von den jeweiligen Schauspielleistungen der Mitwirkenden und mit verschmitztem Lächeln auch von den kleinen Geheimnissen hinter den Kulissen. So wurde zum Beispiel vor einer Aufführung der Text für eine der Schauspielerinnen an der Tischdecke festgemacht- allerdings konnte auch diese nicht den gesamten Text fassen. Wie also den nächsten Text unauffällig auf die Bühne bringen? Ganz einfach: die Magd verschüttete aus Versehen etwas von dem guten Kaffee auf der Tischdecke, nun musste dort natürlich eine große Serviette ausgebreitet werden, an die heimlich vorher der neue Text geheftet worden war. Wie schon erwähnt, existierte die Theatergruppe ganze 12 Jahre lang, bis Ursula Rössel und ihre Mitstreiterinnen beschlossen auf dem Höhepunkt ihrer ”Karriere” aufzuhören, da sie, so U. Rössel ”nicht besser hätten werden können”. Noch heute sprechen Leute die ehemalige Vorsitzende des Landfrauenvereins an und fragen, warum sie denn damals aufgehört habe. Heute, an der Grenze zu einem neuen Jahrtausend, ist Ursula Rössel 78 Jahre alt. Ihr Bruchköbel hat sich verändert. Ihr Engagement jedoch hat kaum nachgelassen. So bekleidete sie in den letzten Jahren verschiedene Ehrenämter und seit längerer Zeit bereits ist sie Vorsitzende des Seniorenvereins Bruchköbel. Sie hat in ihrem Leben viel erreicht, ist mit ihrer Theatergruppe viel herumgekommen und hat maßgeblich zu einem eigenständigen Bruchköbler Kulturleben beigetragen. Wir für unseren Teil können nur sagen: Hut ab und vielen Dank für das nette Gespräch!

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Veronika Runkel: Mutter und Tochter Von Annika Büttner

"Du wirst mir nie glauben, was mir gestern passiert ist.” ”Was denn?” Ihr Gesicht verriet Neugierde sowie Skepsis. Ich war mir nicht sicher, ob ich es ihr wirklich erzählen sollte, es erschien mir viel zu unwirklich. ”Du wirst mich sicher für verrückt halten, aber ich erzähle es dir trotzdem.” Ich machte eine kurze Pause um Luft zu holen. ”Also, auf dem Weg zur Esso-Tankstelle lief ich gestern durch den Kinzigheimer Weg. Ich kam gerade an dem Haus von Frau Runkel vorbei, als ich ein kleines Kätzchen da sitzen sah. Ich wollte mich bücken um es zu streicheln, da lief es davon, und sprang durch das offene Fenster eines parkenden Wagens. Ich wollte es herausholen und lief ihm nach. Da der Wagen offen war, blickte ich mich kurz um und stieg dann hinein. Das Kätzchen saß unter dem Fahrersitz. Ich griff nach ihm, und stieß dabei versehentlich an einen Hebel. Erschrocken schaute ich mich um, und ich bemerkte, dass vor mir eine Art Display war, das heftig zu flimmern begann. Dann sah ich vor mir ein klares Bild. Ich sah Frau Runkel, ich erkannte sie, auch wenn sie verändert aussah. Sie wirkte sehr viel jünger. Da wurde mir bewusst, was ich dort sah – ich konnte die Vergangenheit sehen...” ”Bist du dir sicher, die Vergangenheit?” ”Ja, und nun sah ich ihr Leben in kurzen Szenen, nicht besonders lange, es dauerte wohl nur einige Minuten. Ich sah, wie sie als Flüchtling in Deutschland lebte. Sie kam schließlich 1961 nach Bruchköbel, das zu dieser Zeit noch völlig unbekannt war.” ”Ja, sie hat mir einmal erzählt, dass sie in Rumänien, am schwarzen Meer, geboren wurde.” ”Richtig.” ”Wie sah es damals in Bruchköbel aus?” ”Es gab kaum Geschäfte, kaum Industrie, und die Straßen waren noch nicht einmal alle fertig. Es gab dort hauptsächlich Agrarwirtschaft. Der Ort war sehr von der Außenwelt abgeschottet und deshalb wollten die Bruchköbler wohl auch gerne unter sich bleiben und akzeptierten Neuzugezogene nur schwer. So ging es auch Frau Runkel, doch sie hielt sich ohnehin nicht sehr viel in Bruchköbel auf, da sie in Hanau arbeitete und dort auch ihre Einkäufe tätigte.” ”Als was arbeitete sie denn?” ”Erst als Verkäuferin in einer Metzgerei, später dann im Kaufhof.” ”Und was machte sie nach der Arbeit?” ”Sie war alleinerziehende Mutter - abends gehörte ihre Zeit ihrer Tochter, sie fuhr sie zum Reitverein oder zur Koppel, wo sie die Pferde fütterten. Bruchköbel wurde dann irgendwann saniert, ich schätze in den siebziger Jahren, und jetzt wurde es zu einer richtigen Stadt mit Geschäften und annehmbaren Verkehrsverbindungen und so weiter. Ihr Leben veränderte sich dadurch jedoch nicht viel. Viel mehr sah ich nicht, denn nun sprang die Katze unter dem Sitz hervor und drückte dabei den anderen der beiden Hebel

herunter. Das Bild begann wieder zu flimmern und zu rauschen, bis es wieder klar wurde. Und nun sah ich die Gegenwart. Ich sah wie Frau Runkel nun lebt, als Rentnerin.” ”Und womit verbringt sie jetzt ihre Zeit?” ”Sie arbeitet immer noch sehr viel, im Haus und im Garten, und sie pflegt ihre Mutter, die bei ihr wohnt. Aber sie hat jetzt auch Zeit für sich selbst, sie fährt oft Rad, singt und tanzt gerne, macht Gymnastik in einem Verein, unternimmt Ausflüge mit diesem, und verbringt viel Zeit mit ihren Hunden. Und zweimal im Jahr fliegt sie nach Kanada, wo ihre Tochter und ihre 3 Enkel leben. Sie wirkte eigentlich ziemlich zufrieden. Erst jetzt als Rentnerin lernt Sie Bruchköbel wirklich kennen.” ”Sie hat mir einmal erzählt, dass sie Bruchköbel lebenswert findet, sie mag die Einkaufsmöglichkeiten und findet, dass die Stadt sich bemüht, ihren Einwohnern etwas zu bieten. Was sie allerdings vermisst, ist ein schönes Café. Wie auch immer, was hast du sonst noch gesehen?” ”Nichts mehr, das Bild ist verblasst.” ”Konntest du auch in die Zukunft schauen?” ”Nein, ich glaube auch nicht, dass das möglich ist – die Zukunft existiert schließlich noch nicht, wir müssen sie schon noch selbst gestalten.”

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Alfred und Hanna Schulz: Tante Emma und Willy Brandt Von Karin Kießling

Alfred Schulz lernte seine Frau Hanna 1966 in der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Bruchköbel kennen. Ihre Eltern zogen aus Bad Hersfeld 1956 in diesen Ort, um das Drogerie und Lebensmittelgeschäft von Herrn Köhler zu übernehmen. Es musste in dem Laden an der Hauptstraße erst sehr viel renoviert werden, denn es war in einem schlechten Zustand. Mit ihren zwanzig Jahren half Hanna Jäger bei ihren Eltern im Geschäft mit. Es war noch ein richtiger Tante-Emma-Laden, in dem Zucker, Mehl, Nudeln und andere Waren erst lose abgewogen werden mussten und dann in Papiertüten eingepackt wurden. Mit dem Geschäft verbindet Hanna Schulz schöne und vor allem lustige Erinnerungen wie z.B. als ein Bewohner des Altenheimes sein Gebiss mitten auf die Ladentheke legte, damit man ihm kleine Sauger, die damals für die dritten Zähne zum Haften benutzt wurden, daran befestigen sollte. In den 50er Jahren war Bruchköbel noch ein richtiges Dorf, indem mit Klingel und Sprachrohr die Bekanntmachungen verbreitet wurden. Die Straßen bestanden aus Pflastersteinen, und die Kanalisation sollte erst später kommen, so dass man noch Plumpsklos(etts) benutzen musste. Für Familie Jäger war das erst gewöhnungsbedürftig.

Zu dieser Zeit wurden auch noch die Schweine aus allen Bauernhöfen von dem Schweinehirt aufs Feld getrieben. Wenn Schweine oder andere Tiere zum Metzger mussten, um geschlachtet zu werden, wurden sie auf der Viehwaage im Dorf gewogen, die direkt gegenüber vom Haus der Jägers stand. Heute sind fast alle Bauernhöfe ausgesiedelt. Alfred Schulz kommt ursprünglich aus Polen, aus Felicjanow bei Lodz. Nachdem er 14 Jahre lang mit seiner Mutter im Schwarzwald gewohnt hatte , zog er 1964 mit ihr nach Bruchköbel. Sie hatten nähmlich gehört, dass dort neue Häuser gebaut wurden, und außerdem lebten Verwandten von ihnen in Hanau. 1965 wurde ihr Haus gebaut, in dem Alfred und Hanna Schulz noch heute wohnen. Ein Jahr später lernte sich das Ehepaar in der evangelischen Landeskirchlichen Gemeinschaft kennen. Im Juli 1967 heirateten sie dann in Bruchköbel. Sie bekamen zwei Töchter und einen Sohn, von denen die älteste Tochter noch im Ort lebt. Außerdem haben sie noch zwei Enkelkinder, die auch in Bruchköbel aufwachsen. Als Vorstadt im Grünen bezeichnen die Schulzes ihren Wohnort, in dem man schön leben kann, weil alles vorhanden ist wie z.B. Ärzte und Schulen usw., und man deswegen nicht erst weiter weg fahren muss wie etwa nach Hanau oder Frankfurt. Ebenfalls praktisch finden die Schulzes den Blumenmarkt jeden Freitag in der Hintergasse. Den hübschen Weihnachtsmarkt mit seinen Posaunen- und Gesangskonzerten, der vor ungefähr zwanzig Jahren gegründet wurde, besucht das Ehepaar sehr gerne. Sie selber singen auch beide im Chor. Ein wichtiges Erlebnis im Leben des Ehepaars Schulz war der Besuch des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, den sie im Bürgerhaus sahen. Außer Willy Brandt konnte Hanna Schulz aber auch schon John F. Kennedy beobachten, als er in den sechziger Jahren kurz vor seiner Ermordung Deutschland einenBesuch abstattete und sich dabei den Flugplatz bei Langendiebach anschaute. Traurig erinnert sich das Ehepaar Schulz an die furchtbare Explosion in der Kosmetikfirma Reinelt im Jahr 1982, über die, so Alfred Schulz, selbst die ”Bildzeitung” berichtete. Dabei kamen drei Menschen ums Leben. Eine davon war ihre Nachbarin, die dort etwas einkaufen wollte. Auch wenn schon alle drei Kinder verheiratet sind, und Herr Schulz nicht mehr als Konstrukteur arbeitet, haben die Schulzes noch genug zu tun mit ihrem Garten und den Enkelkindern. Frau Schulz pflegt dazu noch ihren Vater, der im Haus neben ihnen wohnt. Außerdem sind sie ziemlich aktiv in der Landeskirchlichen Gemeinschaft, die dieses Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum mit einem Sommerfest feierte. Höhepunkte im Jahr sind immer Weihnachten, Ostern und Erntedankfest, die sie natürlich mit der Kirche feiern. Man merkt es Hanna und Alfred Schulz an, dass sie zufrieden und dankbar für alles sind.

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Klaus-Dieter (KD) Schuster: En aale Keeweler Von Annina Hilfenhaus

Er bezeichnet sich selbst als ”aale Keeweler”, denn er ist in Bruchköbel geboren und hat bis auf wenige Monate immer dort gelebt. Auch seine Mutter stammt schon aus Bruchköbel, sein Vater kam 1946 als Vertriebener aus dem Egerland. Klaus-Dieter Schuster, den aber jeder nur als KD kennt (”Man nennt mich KD”), ging vier Jahre in Bruchköbel auf die Volksschule, mit 50 Kindern in einem Jahrgang, und dann auf die Eberhard-Realschule in Hanau. Diese war damals noch streng getrennt nach ”Jungs und Mädels”. Die Freizeit der Kinder und Jugendlichen spielte sich meistens am Bahndamm ab, an dem KDs Familie früher wohnte. Dabei passierte es schon mal, dass beim heimlichen Zigarettenrauchen ein abgestellter Waggon Feuer fing oder einem Kind beim Bahndamm-Anzünden die Schuhe verbrannten. Später, Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre hatte man Kontakt mit den Amerikanern vom Fliegerhorst. Eine schöne Erinnerung ist KD auch die Partnerschaft mit der französischen Stadt Varangeville. Zusammen ist man von Freitag bis Sonntag von Bruchköbel aus mal ganz spontan hingefahren oder die Franzosen kamen rüber. Es gab richtige Freundschaften, doch heute besteht die Partnerschaft der Städte leider nicht mehr, ”Der Bruchköbeler Bürgermeister ist von der CDU, der französische kommunistisch. Die vertragen sich wohl nicht besonders." Damals war KD ”bekannt wie ein bunter Hund”, wurde mit seinem speckigen Parka und den langen Haaren, die er übrigens noch heute trägt, auch mal als Gammler bezeichnet. Früher, meint er, war Bruchköbel noch ein richtiges Dorf, wo fast jeder jeden kannte und Neuigkeiten schnell die Runde machten. Das zeigte sich zum Beispiel 1970, als KD mit Freunden eines Nachts aus Frankfurt vom Rolling Stones Konzert kam. Da sie keine Lust hatten, so spät noch nach Hause zu gehen, übernachteten sie kurzerhand unter der Treppe des Bürgerhauses. Als er am nächsten Morgen nach Hause kam, hatte seine Mutter davon schon vom Briefträger erfahren, und das halbe Dorf hatte es mitbekommen. Seit seiner Kindheit, findet KD Schuster, sei Bruchköbel rasant gewachsen. Früher, als kleine Knirpse, mussten sie, wie es ihnen schien, ”Stunden durchs Feld laufen bis zum Fussballplatz”, der heute viel schneller zu erreichen ist. Nach seinem Schulabschluss machte KD eine Ausbildung zum Industriekaufmann, später eine Umschulung zum Programmierer. Doch da er bei den Jungsozialisten war, so Schuster, verlor er seine Arbeit. Aber da hatte er schon ”keinen Bock mehr” auf Anzug und Krawatte. Später arbeitete er 10 Jahre lang beim Hermes- Versand, musste dann aber dort gehen, da er ein ”unbequemer” Betriebsratvorsitzender war. Jetzt ist er selbständig in der Außenwerbung tätig, d.h., er sucht Plätze für Werbeplakate etc. aus und vermittelt diese an Firmen, meistens Zigarettenhersteller. Dadurch muss er alle zehn Tage nach Frankfurt, "um den Zigarettenmarkt zu beobachten", Berichte zu schreiben usw., doch kann er oft auch zu Hause arbeiten. In seinem Geburtsort war er dann vor 11 Jahren Mitgründer des Kulturvereins

”Wundertüte”. Am Stammtisch kam ihm und ein paar Freunden die Idee, einen Verein zu gründen, um auch mal Kultur für Jüngere anbieten zu können. Bis dahin gab es in Bruchköbel nur den Kulturring, dessen Mitglieder mit der neuen Konkurrenz zunächst gar nicht einverstanden waren und sie als ”Alternative Chaoten” bezeichneten. Die Mitgliederzahl der ”Wundertüte” wuchs jedoch schnell von ca. 10- 15 Gründern auf über 100. Die erste Veranstaltung des Vereins war ein Winterpicknick in der Grillhütte, woran, trotz ”eisiger Kälte”, 30-40 Personen teilnahmen. KD war von Anfang an im Vorstand und ist heute Kassierer, ”eine dusselige Arbeit”, und für die Pressearbeit zuständig. Höhepunkt der Veranstaltungen der ”Wundertüte” ist jedes Jahr das ”Hof- und Gassenfest”, nach KD Schusters Meinung das schönste Fest in Bruchköbel. Die Besucher haben dort die Möglichkeit, in die Höfe der Altstadt reinzuschauen; es gibt Musik und Theater. Alljährliche Veranstaltungen sind weiterhin ein Boule-Turnier und ”Jazz auf dem Bauernhof”, zu dem dieses Jahr über 350 Besucher kamen. In der Aula der Heinrich-Böll-Schule veranstaltet der Verein immer mal wieder Theater und Kleinkunst-Kabaretts und auch Benefiz- Konzerte, wie dieses Jahr für die Erdbebenopfer der Türkei. Ein Problem des Vereins ist der finanzielle Rahmen, der monatliche Mitgliedsbeitrag beträgt nur 1,50DM bis 3,00DM. Das meiste Geld kommt durchs Gassenfest rein, doch viel ist es nicht. Deswegen versucht der Verein, gute Gruppen für wenig Geld zu bekommen, um ein ansprechendes Programm bieten zu können. KD ist ein bisschen das ”Mädchen für alles”in der ”Wundertüte”, doch es macht ihm Spaß zu organisieren und dann auch mal Lob von der Presse zu bekommen. Er engagiert sich gerne, war auch in den 70ern in der AGB, die sich für die Schaffung eines Jugendzentrums einsetzte. Durch langjährige aktive Mitgliedschaft in der SPD, auch als Stadtverordneter, kam er zur ehrenamtlichen Arbeit als Jugendschöffe am Gericht in Hanau. ”Eine interessante Arbeit”, findet Klaus-Dieter Schuster, ”man erlebt viel dort”. Die sonst so ”coolen Jungs” würden vor dem Richter auch einmal ganz klein und trauten sich nichts mehr. Er würde jederzeit wieder gerne als Schöffe tätig sein. Trotz vieler vergangener Fernreisen und einer heimlichen Sehnsucht nach Luxor in Ägypten kann er es sich jedoch nicht so richtig vorstellen, aus Bruchköbel wegzuziehen. Als er arbeitslos war, lebte er einmal drei Monate in Berlin, länger hielt er es in der heutigen Hauptstadt nicht aus. Nachts wurde nur gefeiert, tagsüber geschlafen, außerdem waren ihm die Berliner zu depressiv, sie ”fühlten sich wie auf einer Insel” - damals gab es noch die Mauer. Nach Berlin wohnte er kurz in Windecken, bis ein Mitbewohner das Haus, in dem sie lebten, anzündete. Dann zog es KD wieder nach Bruchköbel zurück, denn er ist eben doch ein ”aaler Keeweler”.

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Thomas Stöppler: Biologischer Anbau auf dem Marienhof

Von Julia Peter

Das Tor des Marienhofes steht einladend offen, Lärm tritt aus der großen Scheune, in der Christoph Stöppler, mit einem grünen Arbeitsanzug an und Kopfhörer auf den Ohren, arbeitet. Er steht an einer Getreidereinigungs- und Absackanlage, aus der die Weizenkörner in einen Sack gefüllt und abgepackt werden. Familie Stöppler entschied sich 1984, 6 Jahre nach dem Kauf, den Hof von konventioneller Bewirtschaftung auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Diese Prozedur dauerte 3 Jahre, bis das Land ohne anorganische Düngemittel oder chemische Pflanzenschutzmittel bepflanzbar war. 1986 wurde der Marienhof Mitglied bei Bioland, einem seit 25 Jahren bestehenden Verband für Ökologischen Anbau mit hohem Bekanntheitsgrad. Dadurch dass auf dem Marienhof ökologisch gewirtschaftet wird, kommt es vor, dass wegen Kartoffelkäferplage die Ernte auch mal zwischen 30 – 100% vernichtet wird. Außerdem kann wegen der Fruchtfolge, eine Folge des Bestellens von Feldern welche wichtig ist für die Regenerierung der Erde, weniger gleichzeitig angebaut werden, als auf einem konventionellen Bauernhof. Familie Stöppler garantiert den ökologischen Anbau und kann deshalb ihre Produkte teuer verkaufen. So kostet zum Beispiel ein 25 kg Sack Kartoffeln von einem konventionellen Bauern 7,50 DM. Der gleiche Sack, direkt vom Biobauern, würde 17,50 DM kosten. ”Offene Flächen sind besonders wertvoll,” erklärt Diplom-Agraringenieur Thomas Stöppler. Rund um die Äcker werden Sträucher, Lebensräume für Nützlinge, angepflanzt. Diese sollen Schädlinge vertreiben. ”Ökologisch bebautes Land ist wichtig für das weitere Leben,” sagt die Ehefrau Helen , denn Lebensräume für Tiere werden nicht durch Pestizide vernichtet. Als Familie Stöppler sich vor 13 Jahren für den Bioanbau entschied, waren sie die einzigen Biobauern im Umkreis von 20 km. Heute gibt es mehrere Ökobauern, mit denen sie zusammenarbeiten. Für die Direktvermarktung im eigenen Laden und auf dem Wochenmarkt bekommen die Stöpplers Produkte zum Verkauf, die sie zur Zeit wegen der Fruchtfolge nicht selbst anbauen können. Diese Produkte sind ausschließlich aus ökologischem Anbau. Der Laden, der sich seit seinem Bestehen immer mehr vergrößert hat, wird von Helen und Thomas geleitet, außerdem helfen zwei Frauen im Verkauf mit. Die Familie benötigt zusätzlich eine Kraft auf dem Marienhof. Deshalb nimmt Herr Stöppler die Ausbildung der Azubis selbst in die Hand. ”Zur Zeit bin ich Pächter des Hofes," erzählt Thomas Stöppler, "mein Vater hat ihn mir aus privaten Gründen noch nicht vererbt.” Thomas und Helen sind beide 39 Jahre alt und haben eine 13jährige Tochter. Thomas ist in Bruchköbel, als eine Hausgeburt auf dem vorigen Hof seiner Eltern, geboren. Helen hingegen lebte als Neugeborenes in Kanada. Beide lernten sich vor 21

Jahren in einer kirchlichen Jugendgruppe kennen und lieben. 6 Jahre später heirateten sie. In Helens Freizeit spielt sie gerne Klavier, malt, geht regelmäßig schwimmen und verbringt viel Zeit in ihrem Garten. Thomas fährt leidenschaftlich gern Fahrrad, spielt Gitarre und liest, wenn er die Zeit dafür findet. Zusammen besuchen sie Rockkonzerte oder treffen sich mit Freunden, soweit die Arbeit auf dem Hof dies zulässt. Auf die Frage ”Wie kamen sie auf die Idee, ökologischen Landbau zu betreiben?” antwortete Thomas: ”Ich studierte in Witzenhausen, eigentlich wollte ich Entwicklungshelfer werden, doch dann machte mich mein Professor auf den ökologischen Anbau aufmerksam. ”Helen fügte hinzu: ”Es hatte auch etwas mit unserem christlichen Denken zu tun, wir wollten die Nahrungsmittel ohne äußere Einwirkung benutzen und verkaufen.” Der biologische Anbau wirft auch Probleme auf, zum Beispiel haben Äpfel auch mal braune Stellen und die Erzeugnisse sind teurer als im Supermarkt. ” Jedoch ist nichts chemisches dran und es ist das beste aus dem Boden”, erklärt Thomas. Auf die Frage, ob es schon mal Probleme mit dem Marienhof gab, erzählt Thomas Stöppler von der Zeit, als über den Bau der Straße von Ostheim Richtung Hanau entschieden wurde. Diese Straße sollte direkt durch die Felder des Hofes gehen, was von Familie Stöppler nicht akzeptiert werden konnte. Sie klagten gegen den Straßenbau, wurden aber abgewiesen. ”Die Bedürfnisse der Allgemeinheit haben gegenüber den Bedürfnissen einer einzigen Familie Vorrang,” war die Begründung. Für die Felder, die durch die Straße unbrauchbar wurden, bekamen sie eine Entschädigung. Zum Schluss des Interviews gab mir Helen ihre Gedanken bei der Arbeit zu verstehen: ”Der Boden des Biobauern ist Kapital für das weitere Leben.” Zitat aus der Frankfurter Rundschau:

"Dioxin im Ei, Rinderwahn, und im Schweinetrog auch noch Antibiotika: Schaffen es die Bauern, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen? Zusammen mit dem Verbraucher könnte eine Ökologisierung gelingen – damit Landschaft wieder schmeckt”.

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Hermann Trusheim: Pfarrer aus Leidenschaft Von Steffi Lerp

Mein Interview habe ich mit Hermann Trusheim, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Ober- und Niederissigheim, geführt. Nachdem wir beide einen Termin

gefunden hatten, der in unseren Terminplanern noch frei war, spazierte ich also voller Erwartungen und Vorstellungen ins Pfarramt, und lernte innerhalb kürzester Zeit seine ganze Familie kennen. Zu dieser gehören seine Frau Dorothea Best-Trusheim und seine drei Kinder Philipp (7), Anna (4) und Daniel (1). Sein jüngster Sohn Daniel kam mir gleich an der Tür entgegengekrabbelt, erblickte mich und - lief mit stark verzogenem Gesicht davon. Mein Selbstvertrauen war also gestärkt für das Interview! Nachdem wir dann einen ruhigen Platz gefunden hatten, konnten wir beginnen. Hermann Trusheim ist seit sieben Jahren Pfarrer unserer Kirchengemeinde. Ordiniert zum Pfarrer wurde er 1993. Die Pfarrstelle teilt er sich mit seiner Frau. Die beiden haben den Dienst in Ober- und Niederissigheim in verschiedene Arbeitsgebiete mit jeweiligen Schwerpunkten aufgeteilt. Darin liegt eine der Chancen von Pfarrerehepaaren, denn so fließt die Kreativität von zwei Persönlichkeiten in den Dienst mit ein, beide müssen aber auch viele Absprachen wegen Terminen treffen. Pfarramt als Teamarbeit kann für Amtsträger und Gemeinden eine Bereicherung sein, vielleicht sogar ein Vorbild für die weitere gesellschaftliche Entwicklung, besonders auch in Bezug auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Frau Best-Trusheim betreut Niederissigheim und Butterstadt. Unter anderem kümmert sie sich um die ETEK (Evangelische Tageseinrichtung für Kinder), das ist ein Modellprojekt mit fünfzig Plätzen, in denen Familiengruppen und normale Kindergartengruppen angeboten werden. Weiterhin befasst sie sich mit Frauenhilfe, Frauengruppen, der Verwaltung der Gemeinde, der Seelsorge, mit Beerdigungen, Hochzeiten und Taufen. Außerdem arbeitet sie mit dem Kirchenchor und dem Kirchenvorstand zusammen. In Oberissigheim tut dies Hermann Trusheim, wobei er den Konfirmandenunterricht, und den Kindergottesdienst in beiden Gemeinden betreut. Eines seiner wichtigsten Projekte ist die Jugendarbeit, wobei er Treffs und Freizeiten organisiert hat, ein großer Vorteil, wie ich finde, da man als Jugendliche auf dem Land leider nur begrenzte Möglichkeiten hat. Er ist ständig dabei, Vorurteile abzubauen, und nicht nur auf der Seite der Erwachsenen, sondern auch auf der Seite der Jugendlichen, sowie zwischen Ober- und Niederissigheim, um die beiden Schwestergemeinden einander näher zu bringen. Anfänge, die jungen Leute doch mit in die Kirche einzugliedern, sind bereits sichtbar: so wurde am 11. Juli ´98 ein Gottesdienst mit englischsprachigen Rapsongs abgehalten. (Ob dies wohl noch eine Fortsetzung finden wird?) Ein weiteres Projekt in diese Richtung ist ein Jugendgottesdienst im November 1999. Er animiert die Jugendlichen, an der Erfüllung ihrer eigenen Wünsche tatkräftig mitzuarbeiten, und nicht nur auf die Hilfe der Erwachsenen oder auf Hilfe von oben zu warten. Zudem versucht er, den Gottesdienst und die Gemeinde für alle Altersklassen interessant zu machen. Hermann Trusheim kommt eigentlich aus Nordhessen, genau genommen aus der nördlichsten Ecke des Marburger Landes, aus einem kleinen Dorf mit dem

wunderschönen Namen Ernsthausen, wo er auch die Schule besucht hat. Sein Abitur hat er in Frankenberg bestanden, studiert hat er in Marburg, Göttingen und Wien. Sein Vikariat hat er zwei Jahre lang bei Kassel abgelegt. Danach hat er sein zweites Examen gemacht. Nach einem Gespräch vor der Landeskirche wurde er in den Pfarrdienst übernommen, um ein Pfarramt zu übernehmen. Der Bischof versetzte unser Pfarrerehepaar zu uns, in die mit über 2.200 Mitgliedern in den letzten Jahren stark angewachsene Kirchengemeinde Ober- und Niederissigheim. Vorurteile wegen seines jugendlichen Alters, er war ja doch um einiges jünger als unser letzter Pfarrer, musste er nicht abbauen. Auch gab es keine Einwände dagegen, dass er sich die Stelle mit seiner Frau teilt. Vielmehr waren alle gespannt auf den ”frischen Wind”, der da nun wehen sollte. Aber natürlich war da auch ”der Schatten des Vorgängers”, wobei das bei seinem Vorgänger, Reinhold Platte, nichts Negatives war. Vielmehr konnten die zwei Neuen auf dessen Arbeit aufbauen. Die Trusheims stießen nicht auf eine dicke, undurchdringliche Mauer, sondern auf eine neugierige, aufgeschlossene Gemeinde, die bereit ist, auch neue Ideen auszuprobieren. In Oberissigheim fand Hermann Trusheim eine weitgehend intakte Dorfgemeinde, worüber er sehr froh ist. Er möchte alle Möglichkeiten nutzen, um Lebensqualität zu sichern. Die Atmosphäre einer Dorfgemeinschaft, in der man sich kennt, in der man miteinander und nicht nur übereinander redet, in der man sich gegenseitig hilft, das ist für ihn ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit. Er möchte die Existenz der Kirche im Dorf unbedingt bewahren. Er versucht zu signalisieren, dass Kirche auf keinen Fall nur aus Tradition besteht, sondern lebendig ist, und das bedeutet ihm, dass Kirche von allen Generationen und vielen verschiedenen Menschen getragen wird. Er betrachtet es als eine Herausforderung, dies zu vermitteln. Sein Motto ist: ”Menschen mit Gott und miteinander ins Gespräch bringen!” Sein erster Berufswunsch war nicht Pfarrer, vielmehr konnte er sich das lange Zeit gar nicht vorstellen, da Pfarrer seiner Ansicht nach mehr als nur ein Beruf ist. Natürlich gab es auch in seinem Leben mehrere Punkte, die ihn zum Zweifeln anregten, wie etwa der frühe Tod seines Vaters. Er hoffte darauf, alle Fragen, die sich ihm aufwarfen, während des Studiums klären zu können. Allerdings trat mehr das Gegenteil ein: nach der ersten Antwort kam prompt die zweite Frage hinterher. Glauben heißt für ihn auch, mit Fragen leben zu können, nicht perfekt sein zu müssen, sondern auch mit Zweifeln und Unzulänglichkeiten von Gott angenommen zu werden, und das kann das Leben verändern. Hermann Trusheim wollte ursprünglich entweder Lehrer für Englisch und Geschichte werden, oder ein begnadeter Rockstar, der Millionen von Menschen mit seiner Musik glücklich macht, und dem Tausende von Frauen zu Füßen liegen. Aber das merkt man auch heute noch, wenn er in seinen Gottesdiensten wieder mal so richtig losfetzt........ Aber dann hat ihn der liebe Gott doch noch auf den richtigen Weg geleitet.

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Heinz Weil: Mit 15 am Westwall Von Christine Theumer

”Als Kind konnte ich noch ungestört auf der Strasse spielen”. Dies waren die ersten Gedanken, die Heinz Weil in seine Vergangenheit schweifen liessen. Und schon nach kurzer Zeit erzählte mir dieser sympathische, ältere Herr mit glänzenden Augen von seinen Erinnerungen, Erlebnissen und Erfahrungen in Bruchköbel. Er und die anderen Kinder spielten sehr gerne draussen, auf der gepflasterten Strasse. Die Kinder wurden nur ganz selten mal von einem Pferde- oder Kuhfuhrwerk beim Spielen gestört, denn Autos gab es in Bruchköbel in den zwanziger Jahren noch nicht. Deshalb war es für Heinz Weil etwas ganz besonderes, dass gerade sein Vater 1930 der Besitzer eines Automobils wurde: eines "Laubfroschs". Dies war der zweite Wagen, der in Bruchköbel von nun an die Strassen unsicher machte. Aber da es eben noch mehr Viehfuhrwerke als Automobile gab, mussten die Kinder jeden Samstagmorgen die Strasse vom Mist reinigen. Da der Pferdemist ein besonderer Dung war, wurden die Kinder vorgeschickt, um die Pferdeäpfel als erste einzusammeln. 1935 gab es ca. 1000 Einwohner in Bruchköbel, davon war so gut wie jeder, tagtäglich auf den Feldern beschäftigt. Wenn die Einwohner tagsüber auf den Feldern waren, war das Dorf wie leergefegt. Nur ein Lanz-Bulldog (Heinz Weil besteht auf dieser traditionellen Bezeichnung) und nur eine Dreschmaschine halfen bei der täglichen Feldarbeit. Die Kleinbauern stellten sich dann abends an, um ihre Ernte, die sie in Säcken transportiert hatten, dreschen zu lassen. Danach gingen sie zur Mühle, um das Getreide mahlen zu lassen. Das gemahlene Getreide wurde dann weiter an die Bäcker in der Umgebung verkauft, dafür gab es dann den sogenannten Bäckerlohn. Das Mittagspäuschen und der Feierabend wurden immer durch das Kirchengeläute angezeigt. Mittag wurde um 11:00 Uhr und Feierabend um 18:00 Uhr geläutet. Heinz Weil half als kleiner Bub natürlich auch, wo er nur konnte, er machte mal die Kartoffeln aus oder spannte auch mal die Pferde an. Ihm hat das immer eine Menge Spaß gemacht, sagt er heute. Nach Feierabend saß sein Vater oft noch auf einem Baumstamm, den sie damals vor das Haus gelegt und zu einer Bank umfunktioniert hatten. Heinz Weil musste, damals noch ein kleiner Bub, seinem Vater und seinen Freunden oft ein Bier aus der Wirtschaft gleich um die Ecke holen. Natürlich war auch er ein neugieriges Kind und konnte der Versuchung nicht widerstehen, auch einmal von dem goldgelben, schaumigen Getränk zu nippen. Dies tat er jedoch nur einmal, denn verstehen, wieso sein Vater und seine Freunde so gerne Bier tranken, konnte er nach dieser nicht allzu wohlschmeckenden Erfahrung nun wirklich nicht... Als Bub hörte er gerne den jungen Männern zu, wie sie sich erzählten, was sie als letztes angestellt hatten ... wie sie den Kuchen aus der Küche geklaut hatten, oder - man

höre und staune - wie sie nachts auch mal ein Geschäft ausgeräumt hatten. Wobei normalerweise nachts ein Nachtwächter in Bruchköbel herumging, der die Strassenlampen damals noch mit der Hand anzündete und immer um kurz vor Mitternacht seine Runde drehte. Als Kind war es für Heinz Weil etwas ganz erstaunliches, wenn er beobachtete, wie clever die Gänse und Schweine waren, die von ihrem Hirten mit einem Horn gerufen wurden, und wie die Tiere genau wussten, was gemeint war und den Hirten durch die Strassen von Bruchköbel folgten. Später dann, als die Gänse und Schweine fort waren, wurden die Kinder rausgeschickt, um den zurückgebliebenen Dreck auf den Misthaufen zu schaffen. Und das bei Wind und Wetter, sommers wie winters. Vor 1940 gab es noch keine Kanalisation in Bruchköbel, die Strassen waren alle mit einem leichten Gefälle zum Fluss hin gebaut, damit das Regenwasser am Strassenrand direkt in den Bach floss. Auch die weniger schönen Erinnerungen kann man nicht einfach vergessen. Wie zum Beispiel den Krieg: 1941 wurde Heinz Weil Zeuge des ersten Flugzeugangriffs auf Bruchköbel. Die erste Brandbombe brannte sogar im hauseigenen Schweinestall ab. Dem Schwein passierte gottseidank nichts. Wenn Heinz Weil damals mit seinen Freunden unterwegs war und sie über die Felder strichen, entdeckten sie ab und zu noch Brandbomben, die nicht hochgegangen waren. Diese nahmen die Jungs dann vorsichtig hoch, um sie aufs freie Feld zu werfen, wo sie ein Feuer auslösten. Es war eine schwere Zeit für die Einwohner des kleinen Dorfes Bruchköbel. Nachts kamen die Engländer in das Dorf, und tagsüber kamen die Amerikaner. Während dieser Zeit wurde sehr oft Alarm geschlagen. Dann musste man in einen individuell zugewiesenen Luftschutzkeller gehen, wenn man selbst keinen besaß. Die Familie von Heinz Weil hatte selbst einen Keller.Er war so niedrig, dass man sich ducken musste, um hinein zu gelangen. Sie teilten den kleinen Keller mit noch anderen Leuten aus der Nachbarschaft, die selbst keinen besassen. Mit der Zeit gewöhnten sich fast alle an den täglichen Alarm, Angst war trotzdem weit verbreitet, da keiner wusste, ob er den nächsten Tag erleben würde. In der Nähe, am Kinzigheimer Hof, wurde eine Flak (Flugabwehrkanone) aufgebaut. Diese weckte natürlich auch das Interesse bei dem jungen Heinz Weil. Daher war es für ihn auch ein grosses Abenteuer, wenn er sich , nachdem er aus Hanau von der Schule kam, in sicherer Entfernung versteckte und der Flak bei ihrem Einsatz zuschaute. Seine Mutter durfte von dieser Beschäftigung natürlich nichts erfahren, da sie sich immer schrecklich sorgte. Ein weiteres Erlebnis für ihn war der Tag, an dem er mit dem Fahrrad nach Frankfurt fahren wollte. Als er schon fast in Frankfurt angekommen war, machte er eine kurze Pause und sah, wie Bomben auf Frankfurt abgeworfen wurden. Herr Weil kehrte mit seinem Fahrrad sofort um und radelte so schnell er nur konnte zurück. Die Bombardierung ließ den Boden vibrieren, es war wie bei einem Erdbeben. Zum Ende des Krieges, Heinz Weil war mitlerweile schon 15, wurde er von der Hitlerjugend eingezogen und mit seinen Kameraden, die nicht viel älter waren als er, an

den ”Westwall” nach Frankreich verlegt. Die jungen, unerfahrenen Männer waren Kanonenfutter für die Angreifer. Und so kam es dann auch, dass Weil und seine Kameraden, während sie gerade dabei waren, Gräben für die Panzer zu schippen, von der amerikanischen Artillerie beschossen wurden. "So etwas vergisst einer wahrscheinlich sein ganzes Leben lang nicht", sagt Heinz Weil. 1945 wurde er mit anderen jungen Männern zum Volkssturmlager abkommandiert. Dort wurde er zur "Verteidigung des Vaterlandes" ausgebildet. Und obwohl der Krieg schon fast beendet war, wurde den jungen Männern von einer ”Wunderwaffe” erzählt, mit der Deutschland sicher siegen würde. 1945 gab es eine Nacht, die wohl keiner , der sie miterlebt hat, vergessen kann. In dieser Nacht wurde Hanau durch unzählige Bomben zerstört. Insgesamt, so Heinz Weil, gab es 20.000 Tote. Bruchköbel wurde verschont, aber in der Hepplergasse, das damalige Zuhause von Heinz Weil, konnte er die Einschläge der Bomben hören. Für ihn als jungen Mann war es etwas ganz grossartiges, wenn er mit einem Freund Nachtdienst hatte. Sie mussten dann immer im alten Rathaus sitzen und bei Anruf Voralarm geben ... für junge Männer hiess das Verantwortung und war etwas ganz besonderes. Am 27 März 1945 wurde Heinz Weil 16 Jahre alt. Bruchköbel war noch nicht befreit und es war unpassend, an diesem Tag seinen Geburtstag zu feiern. Einen Tag später, am 28 März 1945 zogen dann die Amerikaner in Bruchköbel ein. Wahrscheinlich kamen damals gemischte Gefühle bei den Bruchköblern auf. So hatte der junge Heinz Weil unheimliche Angst, als 13 Amerikaner in ihr Haus kamen und die Familie daraufhin in einem einzigen Raum wohnen musste. Weil war damals bei der Feuerwehr gewesen und hatte seinen Feuerwehrhelm zuhause liegen. Auf dem Helm war damals noch die deutsche Flagge und das Hakenkreuz abgebildet und er hatte natürlich grosse Angst, dass die Amerikaner diesen entdeckten... Sie fanden ihn dann auch und er war vor Angst wie versteinert, aber dann versuchte er doch noch sich mit seinen wenigen Englischkenntnissen zu verteidigen. Schliesslich liessen die Amerikaner ihn dann zum Glück gehen. ”Das war vielleicht eine Erleichterung”. Es war keine einfache Zeit, aber je mehr von Deutschland eingenommen wurde, desto schneller ging es aufwärts. Die Amerikaner gaben den Einwohnern von Bruchköbel Ausgangssperre und es durften nicht mehr als 2 Leute auf der Strasse zusammenstehen. Dann wurde von den Amerikanern die Entnazifizierung angeordnet, unter anderem mussten die ehemaligen Mitglieder der NSDAP die Trümmer in den Städten wegräumen. Heinz Weil begann mit 16 Jahren eine Elektrolehre, die er 1949 beendete. Es gab viele Arbeitslose zu dieser Zeit und viele Betriebe waren zerstört, so auch die Firma seines Vaters. Nach dem Wiederaufbau der Firma arbeitete Herr Heinz Weil mit seinem Vater 17 Jahre lang zusammen in dessen Firma in Frankfurt. 1948 traf Herr Weil auf seine zukünftige Frau Lydia Nagel. Zusammen bekamen sie zwei Söhne, Claus und Dieter. 1964 verwirklichte er seinen Traum und gründete die Firma ”Heinz Weil Tankbau”. Er ging damit ein hohes Risiko ein, da er sich alles alleine aufbauen musste.

Sein Vater konnte ihm nicht mehr helfen, da er schlagartig erblindet war. Im Januar 1965 kam das dritte Kind von Lydia und Heinz Weil zur Welt, ihre Tochter Doris. In der Firma lief alles gut und bald schon wollte er expandieren. Da er in Bruchköbel kein passendes Grundstück fand, war er froh, als er dann doch noch eines ganz in der Nähe kaufen konnte: in Niederissigheim, das damals noch nicht zu Bruchköbel gehörte. 1970 wurde die neuerbaute Halle in Issigheim eingeweiht. Es war das glanzvollste Tankbaujahr in der Geschichte der Firma Weil. 1000 Tonnen Material wurden umgebaut. Zwischenzeitlich wurde die Firma umbenannt in ”Heinz Weil Stahl und Apparatebau". Die ganzen Finanz- und Papierarbeiten wurden von Lydia Weil gemacht, zusätzlich zu der Betreuung ihrer 3 Kinder und der Pflege einer älteren Tante. 1973 baute sich die Familie noch ein weiteres Haus, gleich neben die Halle in Issigheim, nachdem sie 1958 in der Hainstrasse in Bruchköbel bereits ein Haus gebaut hatte. ”Heinz Weil Stahl und Apparatebau” blieb ein Familienbetrieb, so dass sich Lydia und Heinz Weil schließlich 1996 zurückziehen und ein schönes Häuschen in Wächtersbach kaufen konnten, um endlich auszuspannen und in den verdienten Ruhestand gehen zu können. Jetzt könnte man natürlich denken, dass das Ehepaar Weil nun ungestört in ihrem Haus in Wächtersbach wohnen würde, zum grössten Teil trifft das wohl auch zu, aber eigentlich sind sie doch ständig noch unterwegs, entweder auf Reisen, um die Welt zu entdecken und zu erkunden, was beide leidenschaftlich gerne tun, oder die Familie zu besuchen. Es ist eine große Familie geworden. Heinz Weil, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, und seine Frau Lydia sind stolze Großeltern von insgesamt 9 Enkelkindern. Die Namen und Geburtsjahre kennen sie auswendig: 1976 Thorsten, 1980 Markus, 1987 Annika, 1988 Valerie, 1989 Carina, 1990 Madeleine, 1991 Simone, 1994 Fabienne und ganz frisch dazu gekommen ist 1998 Leonie.

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Peter Zunke: Krankengymnastik und Voodoo Von Jenny Klarr

Peter Zunke, Physiotherapeut, 45 Jahre alt, lebt und arbeitet seit 9 Jahren in Bruchköbel. Wie er sagt, sehr gern. Vorher lebte er in Hanau, wo er auch seine Frau kennenlernte, die gebürtige Bruchköbelerin ist. Er liebt die überschaubare Größe der Kleinstadt. Man bleibt hier nicht anonym so wie in einer Großstadt - "was nicht immer von Vorteil sein muss". Außerdem hat ihn sein Beruf hierhergeführt und damit verbunden der Kauf der Praxis für Krankengymnastik, die er nun leitet.

Er lebt hier mit seiner Familie, seine Kinder gehen in Bruchköbel in die Schule. Schon in seiner Jugend hatte Herr Zunke durch Freunde eine enge Beziehung zu dieser Stadt. Nachdem er damals die Praxis übernahm, hat er hier ein Haus gekauft. Obwohl er es schwierig findet, von den ”alteingesessenen” Bruchköbelern als Bürger und Nachbar akzeptiert zu werden, hat Peter Zunke natürlich durch seinen Beruf eine wunderbare Möglichkeit, einen Zugang zu den Menschen zu finden. Er erlebt in seiner Praxis viele seltsame, merkwürdige und auch komische Geschichten: ”Eines Tages”, erzählt er mir, ”hatte ich einen Patienten, mit dem ich arbeitete. Wir waren so in die Übungen vertieft, dass wir nicht merkten, dass es draussen anfing, zu schneien. Nicht einmal, als wir uns verabschiedeten, bemerkten wir, dass der Patient vergessen hatte, seine Hose wieder anzuziehen. Erst als er draussen im Schnee in der kurzen Hose anfing zu frieren, stellte er fest, wie intensiv wir in die Behandlung und das Gespräch vertieft gewesen waren!” Herr Zunke betreute früher unter anderem auch junge Fußballnationalspieler sportmedizinisch. Er war für funktionelle Gymnastik, Entspannungsübungen sowie Rehabilitationstraining von verletzten Spielern zuständig. Auch hier erlebte er im Zusammenhang mit der Betreuung eines jungen Fußballers aus Togo namens Massassaba während der Trainingsvorbereitungen merkwürdige Dinge. Er erfuhr z.B., dass die Spieler der togolesischen Vereinsmannschaften unter anderm auch von ”Medizinmännern” betreut wurden. Diese ”Fetischeure” vergruben auch schon mal eine ganze Sau, um den Voodoo-Gott freundlich zu stimmen.