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Kapitel 5 Lineare Algebra Grundbegriffe Das Skalarprodukt Matrizen Die Determinante Lineare Gleichungssysteme Die Inverse einer Matrix Eigenwerte und Eigenvektoren Anwendungen

Lineare Algebra - Technische Hochschule Nürnberg...Lineare Algebra — Das Skalarprodukt Lange eines Vektors¨ Wie man die Lange eines Vektors berechnet, l¨ asst¨ sichanschaulichsehrgut

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Kapitel 5

Lineare Algebra

• Grundbegriffe

• Das Skalarprodukt

• Matrizen

• Die Determinante

• Lineare Gleichungssysteme

• Die Inverse einer Matrix

• Eigenwerte und Eigenvektoren

• Anwendungen

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Skalare und Vektoren

Ein Skalar ist einfach eine reelle Zahl (in der ent-sprechenden Maßeinheit), wie etwa die Temperatur(z.B. 25◦C).

Bei Vektoren kommt noch eine Richtung hinzu: Bei-spielsweise hat eine durch Vektoren reprasentierteGeschwindigkeit nicht nur einen Wert (z.B. 3m/s),sondern auch eine Bewegungsrichtung.

Die einzige Ausnahme: Der Nullvektor hat keine Rich-tung.

Vektoren veranschaulicht man sich gewohnlich alsVerschiebungspfeile:

Definition

Unter einem Vektor versteht man eine ge-richtete Strecke. Man bezeichnet Vektorenmit ~a, ~b, ... Zwei Vektoren heißen gleich,wenn sie sich durch Parallelverschiebungineinander uberfuhren lassen.

Mathematik kompakt 1

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Veranschaulichung von Vektoren

Bei Vektoren kommt es also nur auf Richtung undLange an — der Anfangspunkt ist egal.

a ab

In vielen Anwendungen hat man es mit ebenenoder mit raumlichen Vektoren zu tun:

Dabei identifizieren wir den IR2 mit den Punktender Ebene und ordnen jedem Punkt (x1, x2) ∈ IR2

einen (zweidimensionalen) Vektor ~x zu:

Bei beliebigem Anfangspunkt gehe man x1 Einhei-ten nach rechts (bei negativem x1 entsprechend nachlinks) in x-Richtung und x2 Einheiten in y-Richtungeines Kartesischen Koordinatensystems.

Mathematik kompakt 2

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Vektoren im IRn

Man beachte, dass bei Vektoren das Zahlenpaarublicherweise als Spalte (Spaltenvektor) geschrie-ben wird:

~x =

(

x1x2

)

.

Will man Vektoren als Zeilen (Zeilenvektoren) schrei-ben, so benutzt man den transponierten Vektor :

~x = (x1, x2)T .

Analoges gilt fur raumliche Vektoren des IR3. Mankann sogar ganz allgemein definieren:

Definition

Einen Vektor ~a des IRn stellt man dar als

~a =

a1a2...an

= (a1, a2, ..., an)T

mit ai ∈ IR fur alle i = 1, ..., n. Der Vektor(0, 0, ..., 0)T heißt Nullvektor.

Mathematik kompakt 3

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Vektoraddition und Skalarmultiplikation im IRn

Vektoren kann man bekanntermaßen addieren undmit einem Skalar multiplizieren:

Definition

Jeweils zwei Vektoren ~a = (a1, a2, ..., an)T

und ~b = (b1, b2, ..., bn)T des IRn kann man

(komponentenweise) addieren:

~a +~b := (a1 + b1, a2 + b2, ..., an + bn)T

bzw. einen Vektor ~a mit einem Skalar λ ∈ IR

multiplizieren:

λ~a := (λa1, λa2, ..., λan)T .

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Kommutativgesetz der Vektoraddition

Fur die beiden Operationen

”Vektoraddition“ und

”Skalarmultiplikation“

gelten nun einige einfache Rechengesetze, etwa

~a+~b = ~b+ ~a fur alle ~a,~b ∈ IRn.

Dies ist ganz einfach der Fall, weil jeweils kompo-nentenweise fur die reellen Zahlen das Kommuta-tivgesetz gilt:

ai + bi = bi + ai.

Veranschaulichen kann man sich dieses Rechenge-setz am so genannten Krafteparallelogramm.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

UbungWelche der folgenden Rechengesetze gelten fur Vek-toren?(Dabei seien ~a und~b Vektoren des IRn und λ und µ

Skalare aus IR.)

a) ~a+ λ = λ+ ~a,

b) λ(~a+~b) = λ~a+ λ~b,

c) ~a ·~b = ~b · ~a,

d) (λ+ µ)~a = λ~a+ µ~a,

e) ~a+ ~0 = ~a,

f) 0~a = ~0.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

LosungEs gelten die Rechengesetze b), d), e) und f).

Im Ausdruck a) werden verbotenerweise Vektorenund Skalare addiert, was uberhaupt nicht definiertist.

Im Ausdruck c) werden Vektoren multipliziert (undnicht ein Skalar mit einem Vektor), was erst spaterals Skalarprodukt definiert wird.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

IRn mit Vektoraddition ist kommutative Gruppe

Fur die Vektoraddition gelten Gesetze, die wir im Zu-sammenhang mit Gruppen bereits kennen gelernthaben:

• So ist die Summe zweier Vektoren wiederumein Vektor;

• es gibt ein neutrales Element, den Nullvektor ~0,mit ~a+ ~0 = ~a;

• zu jedem Vektor ~a gibt es einen inversen Vektor−~a (mit den Komponenten −ai anstelle von ai).

Außerdem gelten das Kommutativgesetz und dasDistributivgesetz.

Derartige Mengen (hier IRn) mit einer entsprechen-den Verknupfung (hier die Vektoraddition) heißenkommutative (oder abelsche) Gruppen.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Vektorraum

Nimmt man nun noch die Skalarmultiplikation hin-zu mit den unten aufgefuhrten Gesetzen, so sprichtman von einem Vektorraum:

Definition

Eine Menge V bildet einen Vektorraum uberIR, wenn folgende Axiome gelten:a) Die Menge V mit der Vektoraddition +,

also (V,+), ist eine abelsche Gruppe.b) Zwischen einem Skalar λ ∈ IR und ei-

nem Vektor ~a ∈ V ist eindeutig ein Pro-dukt λ~a ∈ V erkl art. Dabei gelten furλ, µ ∈ IR und ~a,~b ∈ V die folgendenRechengesetze:• λ(~a +~b) = λ~a + λ~b,• (λµ)~a = λ(µ~a),• (λ + µ)~a = λ~a + µ~a,• 1~a = ~a.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

BeispielWir betrachten die Menge aller reellwertigen Funk-tionen auf dem Intervall [0,1].

Offenbar kann man zwei Funktionen f und g ad-dieren und die Summenfunktion f + g ist definiertdurch

(f + g)(x) := f(x) + g(x)

fur alle x ∈ [0,1].

Ahnlich funktioniert die Multiplikation einer Funktionf mit einer reellen Zahl λ:

(λf)(x) := λ · f(x)fur alle x ∈ [0,1].

Mit diesen beiden Operationen ist die Menge allerreellwertigen Funktionen auf dem Intervall [0,1] einVektorraum.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

UbungWie lauten in vorangegangenem Beispiel der Null-vektor und wie der zum Vektor

f = sin x

inverse Vektor?

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

LosungDer Nullvektor ist hier ganz einfach die Funktion

f ≡ 0,

die jedem x ∈ [0,1] den Funktionswert 0 zuordnet.

Der zu f(x) = sin x inverse Vektor ist

−f(x) = − sin x,

denn

f(x) + (−f)(x) = sin x+ (− sinx) = 0,

also gleich der Funktion, die konstant den Wert 0ergibt.

(Von der Umkehrfunktion arcsin x sprechen wir ineinem ganz anderen Zusammenhang!)

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Linearkombination

Die Begriffe”Linearkombination“,

”lineare Abhangig-

keit“ bzw.”lineare Unabhangigkeit“ sowie

”Basis“ und

”Dimension“ lassen sich ganz allgemein fur beliebi-

ge Vektorraume erklaren.

Im IR2 beispielsweise konnen wir aus den beidenVektoren ~a = (1,4)T und ~b = (−2,5)T die Line-arkombination erzeugen:

2~a− 0.5~b = (3,5.5)T .

Definition

Einen Vektor ~b der Form

~b = λ1~a1 + λ2~a2 + ... + λn~an

mit λi ∈ IR fur i = 1, ..., n nennt man eineLinearkombination der Vektoren

~a1, ~a2, . . . , ~an.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

UbungStellen Sie, falls moglich, den (Zeilen-)Vektor

(−1,5)

jeweils als Linearkombination der folgenden Vekto-ren dar:

a) (1,0), (0,1);

b) (1,2), (−4,−1);

c) (1,2), (2,4);

d) (−1,5), (2,−10);

e) (1,2);

f) (2,−10);

g) (1,0), (0,1), (1,1).

In welchen Fallen ist dies evtl. sogar auf mehrereArten moglich?

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Losung

a) Es gilt: (−1,5) = (−1) · (1,0) + 5 · (0,1).

b) Hier ist: (−1,5) = 3 · (1,2) + 1 · (−4,−1).

c) Es ist unmoglich, (−1,5) als Linearkombinati-on von (1,2) und (2,4) darzustellen.

d) Es gilt z.B. (−1,5) = 1·(−1,5)+0·(2,−10)

oder auch (−1,5) = 7·(−1,5)+3·(2,−10).

e) Es ist unmoglich, (−1,5) als Linearkombinati-on von (1,2) darzustellen.

f) Naturlich ist (−1,5) = (−0.5) · (2,−10).

g) Hier ist z.B. (−1,5) = (−1) · (1,0) + 5 ·(0,1)+0 · (1,1) oder (−1,5) = 2 · (1,0)+8 · (0,1) + (−3) · (1,1).

In den Fallen d) und g) gibt es jeweils sogar unend-lich viele Moglichkeiten, (−1,5) als Linearkombina-tion der angegebenen Vektoren zu schreiben.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Lineare Unabh angigkeit, Lineare Abh angigkeit

Definition

Die Vektoren ~a1, ~a2, . . ., ~an heißen linearunabh angig, wenn aus der Gleichung

λ1~a1 + λ2~a2 + ... + λn~an = ~0 (∗)folgt, dass alle Koeffizienten λ1, λ2, ..., λn

gleich Null sind:

λ1 = λ2 = ... = λn = 0.

Gibt es hingegen Koeffizienten λ1, λ2, ...,λn, die nicht alle gleich 0 sind, fur die aber(∗) erfullt ist, so heißen die Vektoren ~a1, ~a2,..., ~an linear abh angig.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

UbungWelche der angegebenen Vektoren sind linear un-abhangig?

a) (1,0), (0,1);

b) (1,2), (−4,−1);

c) (1,2), (2,4);

d) (−1,5), (2,−10);

e) (1,2);

f) (2,−10);

g) (1,0), (0,1), (1,1).

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

LosungDie Vektoren unter a), b), e) und f) sind linear un-abhangig.

Alle anderen sind jeweils linear abhangig.

Bemerkung:

Die Darstellung des (Zeilen-) Vektors (−1,5) als Li-nearkombination der beiden Vektoren

(1,0), (0,1)

war am einfachsten, denn hier musste man uber-haupt nicht rechnen.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Basis und Basisvektoren

Es lasst sich allgemein fur Vektoren des IR2 zeigen:(

a1a2

)

= a1

(

10

)

+ a2

(

01

)

= a1~e1 + a2~e2.

Die Vektoren ~e1 := (1,0)T und ~e2 := (0,1)T

nennt man Basisvektoren des IR2.

Aber die Vektoren (1,2) und (−4,−1) bilden eben-falls eine so genannte Basis des Vektorraums IR2,denn auch hier lasst sich jeder Vektor des IR2 ein-deutig als Linearkombination dieser beiden Vekto-ren schreiben.

Definition

Die Vektoren ~a1, ~a2, ..., ~an eines Vektor-raums bilden eine Basis, wenn sie linear un-abhangig sind und wenn sich jeder Vektor ~x

des Vektorraums (eindeutig) als Linearkom-bination dieser Basisvektoren mit geeigne-ten λi ∈ IR darstellen l asst:

~x = λ1~a1 + λ2~a2 + ... + λn~an.

Mathematik kompakt 19

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

UbungWelche der angegebenen Vektoren bilden eine Ba-sis des IR2?

a) (1,0), (0,1);

b) (1,2), (−4,−1);

c) (1,2), (2,4);

d) (−1,5), (2,−10);

e) (1,2);

f) (2,−10);

g) (1,0), (0,1), (1,1).

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

LosungNur die Vektoren in a) und b) bilden jeweils eine Ba-sis.

Die Vektoren in c), d) und g) sind nicht linear un-abhangig.

Die Vektoren in e) und f) sind zwar linear unabhangig,aber nicht jeder Vektor des IR2 lasst sich als Linear-kombination (hier: als Vielfaches) der angegebenenVektoren darstellen.

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Lineare Algebra — Grundbegriffe

Dimension eines Vektorraumes

Mit Hilfe der Anzahl der Basisvektoren (die bei al-len Basen identisch ist) lasst sich mathematisch derBegriff der Dimension definieren.

Naturlich gilt dann, dass die Dimension des IR2 gleich2, die Dimension des IR3 gleich 3 und die Dimensi-on des IRn gleich n ist.

Definition

Die (endliche) Anzahl n der Vektoren ineiner Basis eines Vektorraums ist immergleich. Man sagt, dass der Vektorraum dieDimension n hat.

Mathematik kompakt 22

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

Lange eines Vektors

Wie man die Lange eines Vektors berechnet, lasstsich anschaulich sehr gut erlautern an Vektoren ~x =

(x1, x2, x3)T ∈ IR3:

x

y

z

x>

x1

x3x2

x1 x

22

2+

x 1

x 3x22

2

2 ++} }}

Nach dem Lehrsatz von Pythagoras hat zunachstdie senkrechte Projektion von ~x in die xy-Ebene dieLange

x21 + x22 (rechtwinkliges Dreieck!).

Eine weitere Anwendung des Pythagoraischen Lehr-satzes auf das grau unterlegte (rechtwinklige) Drei-eck liefert dann die Vektorlange

√(√

x21 + x22

)2+ x23 =

x21 + x22 + x23.

Mathematik kompakt 23

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

Betrag bzw. Norm eines Vektors

Formal gelten diese Uberlegungen auch im IRn, sodass man definiert:

Definition

Die Lange eines Vektors

~x = (x1, x2, . . . , xn)T ∈ IRn

nennt man Betrag oder Norm von ~x. Sie istgegeben durch

||~x|| :=√

x21 + x2

2 + . . . + x2n.

Vektoren mit ||~x|| = 1 heißen Einheits-vektoren.

Mathematik kompakt 24

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

Ubung

a) Bestimmen Sie alle Vektoren, die den Betrag 0

haben.

b) Welche Norm hat der Vektor ~x = (2,4,4)T?Bestimmen Sie einen Einheitsvektor, der die-selbe Richtung wie ~x hat.

Mathematik kompakt 25

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

Losung

a) Es ist ||~x||=! 0 aquivalent zu√

x21 + x22 + . . .+ x2n=!0,

also zu x1 = x2 = . . . = xn = 0. Der einzigeVektor mit Lange 0 ist also der Nullvektor.

b) Es ist

||~x|| =√

22 +42 +42 =√36 = 6.

Aus jedem Vektor ~x 6= ~0 lasst sich mittels

~y = ~x/||~x||ein Einheitsvektor konstruieren. Hier gilt

~y =1

6(2,4,4)T =

(1

3,2

3,2

3

)T.

Mathematik kompakt 26

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

Skalarprodukt, Inneres Produkt

Man kann nun jeweils die entsprechenden Kompo-nenten ai, bi zweier Vektoren ~a,~b ∈ IRn miteinandermultiplizieren und anschließend aufsummieren underhalt einen Skalar:

Definition

Fur zwei Vektoren ~a = (a1, a2, . . . , an)T

und ~b = (b1, b2, . . . , bn)T ist das Skalar-

produkt bzw. innere Produkt von ~a und ~b,bezeichnet mit

~a ·~b oder ~aT~b,

definiert als die reelle Zahl

~a ·~b := a1b1 + a2b2 + . . . + anbn.

Mathematik kompakt 27

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

BeispielWir berechnen das Skalarprodukt der Vektoren

~a = (√12,1,6)T , ~b = (0,1,1)T :

Es ergibt sich zu:

~a ·~b =√12 · 0+ 1 · 1+ 6 · 1 = 7.

Mathematik kompakt 28

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

Rechenregeln fur Skalarprodukte

Wichtige Rechenregeln fur das Skalarprodukt erge-ben sich unmittelbar aus dessen Definition:

Definition

Fur Vektoren ~a, ~b, ~c ∈ IRn und Skalare λ ∈IR gilt:a) ~a · ~a ≥ 0, ~a · ~a = 0 ⇐⇒ ~a = ~0,b) ||~a|| =

√~a · ~a,

c) ~a ·~b = ~b · ~a,d) (λ~a) ·~b = ~a · (λ~b) = λ(~a ·~b),e) ~a · (~b + ~c) = ~a ·~b + ~a · ~c.

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

BeispielFur zwei Vektoren ~a,~b ∈ IRn berechnen wir ||~b−~a||2.Unter Anwendung obiger Rechenregeln b), c) unde) ergibt sich:

||~b− ~a||2 = (~b− ~a) · (~b− ~a)

= ~b · (~b− ~a)− ~a · (~b− ~a)

= ~b ·~b−~b · ~a− ~a ·~b+ ~a · ~a= ||~a||2 + ||~b||2 − 2~a ·~b.

Mathematik kompakt 30

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

Winkel zwischen zwei Vektoren

Mit Hilfe des Skalarproduktes kann man auch Win-kel α zwischen zwei Vektoren ~a und ~b bestimmen:

x

y

z

>a

>

b>a

>

b-|| ||

Das durch die beiden Vektoren ~a und~b aufgespann-te Dreieck hat die Seitenlangen ||~a||, ||~b|| und ||~b−~a||.Den Winkel α kann man mit dem Kosinussatz furschiefwinklige Dreiecke berechnen:

||~b− ~a||2 = ||~a||2 + ||~b||2 − 2||~a||||~b|| cosα.Wegen ||~b − ~a||2 = ||~a||2 + ||~b||2 − 2~a · ~b ist obigeGleichung aber aquivalent zu

||~a||2+ ||~b||2−2~a ·~b = ||~a||2+ ||~b||2−2||~a||||~b|| cosα.

Mathematik kompakt 31

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

Winkel zwischen zwei Vektoren

||~a||2+ ||~b||2−2~a ·~b = ||~a||2+ ||~b||2−2||~a||||~b|| cosα.Kurzen gemeinsamer Terme und Auflosen der Glei-chung nach α liefert:

Fur den Winkel α mit 0 ≤ α ≤ π zwischenzwei Vektoren ~a 6= ~0,~b 6= ~0 gilt

~a ·~b = ||~a||||~b|| cosαbzw.

α = arccos

~a ·~b||~a||||~b||

.

Mathematik kompakt 32

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

UbungBerechnen Sie den Winkel α zwischen den Vekto-ren

~a = (√12,1,6)T und ~b = (0,1,1)T .

Mathematik kompakt 33

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Lineare Algebra — Das Skalarprodukt

LosungEs ist ~a ·~b = 7 und

||~a|| =√

12 + 1+ 36 = 7,

||~b|| =√

0 + 1+ 1 =√2.

Damit gilt

cosα =7

7 ·√2,

also

α = arccos

(

1√2

)

4.

Die beiden Vektoren bilden daher einen 45o -Winkel.

Bemerkung:Man bezeichnet Vektoren, die aufeinander senkrechtstehen (im Zeichen~a⊥~b), also einen 90o -Winkel bil-den, als orthogonale Vektoren. Da fur α ∈ [0, π]

gilt: cosα = 0 ⇐⇒ α = π2, liefert das Skalarpro-

dukt ein einfaches Kriterium fur die Orthogonalitatvon Vektoren:

~a⊥~b ⇐⇒ ~a ·~b = 0.

Mathematik kompakt 34

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Lineare Algebra — Matrizen

Grundlegende Definitionen

Wir konnen uns zwei Vektorraume — etwa IRn, IRm

— vorgeben und einem Vektor ~x des ersten Raum-es einen Vektor ~z des zweiten zuordnen.

Interessant sind in diesem Zusammenhang speziel-le Funktionen, so genannte lineare Abbildungen, diezusatzlich bestimmte (lineare) Eigenschaften erfullenund ublicherweise mit ϕ bezeichnet werden:

Definition

Eine Abbildung ϕ : IRn → IRm heißt linea-re Abbildung, wenn fur alle ~x, ~y ∈ IRn undc ∈ IR gilt:

ϕ(~x+~y) = ϕ(~x)+ϕ(~y), ϕ(c~x) = c ϕ(~x).

Mathematik kompakt 35

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Lineare Algebra — Matrizen

Beispiel

Setzt man ~x =

x1x2x3

und ~z =

(

z1z2

)

, dann ist

durch

z1 = 3x1 + x2 +5x3

z2 = −2x1 +8x3

offensichtlich eine lineare Abbildung ϕ : IR3 → IR2

gegeben. Jedem Vektor ~x ∈ IR3 wird ein Vektor ~z ∈IR2 zugeordnet.

Im Prinzip ist die Abbildung durch die Gleichungs-koeffizienten definiert. Daher kann man diese auchbeschreiben, indem man die Koeffizienten zu einemSchema zusammenfasst:

(

z1z2

)

=

(

3 1 5−2 0 8

)

x1x2x3

.

Das Koeffizientenschema

(

3 1 5−2 0 8

)

nennt man

Matrix.

Mathematik kompakt 36

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Lineare Algebra — Matrizen

Lineare Abbildung

Allgemein ist eine lineare Abbildung ϕ : IRn → IRm

gegeben durch

z1 = a11x1 + a12x2 + · · ·+ a1nxnz2 = a21x1 + a22x2 + · · ·+ a2nxn. . . . . . . . . . . . . . .zm = am1x1 + am2x2 + · · ·+ amnxn.

Jedem Vektor ~x ∈ IRn wird ein Vektor ~z ∈ IRm

zugeordnet. In Matrix-Schreibweise lauten die Glei-chungen dann:

z1z2...

zm

=

a11 a12 · · · a1na21 a22 · · · a2n

... ... ... ...am1 am2 · · · amn

x1x2......xn

.

Mathematik kompakt 37

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Lineare Algebra — Matrizen

Matrix

Definition

Ein rechteckiges Zahlenschema aus m Zei-len und n Spalten nennt man eine Matrixvom Typ (m,n):

A =

a11 a12 · · · a1k · · · a1na21 a22 · · · a2k · · · a2n

... ... ... ...ai1 ai2 · · · aik · · · ain

... ... ... ...am1 am2 · · · amk · · · amn

.

Die Zahlen aik heißen Elemente der Matrix.Das Element aik steht in der i-ten Zeile undk-ten Spalte. Daher heißt i Zeilenindex undk Spaltenindex.

Mathematik kompakt 38

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Lineare Algebra — Matrizen

Matrix

Die Gleichungen

z1 = a11x1 + a12x2 + · · ·+ a1nxnz2 = a21x1 + a22x2 + · · ·+ a2nxn. . . . . . . . . . . . . . .zm = am1x1 + am2x2 + · · ·+ amnxn

konnen jetzt abkurzend geschrieben werden als

~z = A~x.

Die i-te Komponente zi des Vektors ~z ergibt sichimmer als Skalarprodukt aus der i-ten Matrixzeileund dem Vektor ~x:

zi = (ai1, ai2, . . . , ain) · ~x.

Mathematik kompakt 39

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Lineare Algebra — Matrizen

UbungWie lauten die Gleichungen von ~z = A~x mit

A =

(

2 0 4 7−5 1 3 0

)

ausgeschrieben?

Welches Bild ~z ergibt sich fur ~xT = (1,2,3,4)?

Mathematik kompakt 40

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Lineare Algebra — Matrizen

LosungDer (2,4)-Matrix A entnimmt man, dass

a11 = 2, a12 = 0, a13 = 4, a14 = 7

(1. Zeile) und

a21 = −5, a22 = 1, a23 = 3, a24 = 0

(2. Zeile) ist.

Somit lauten die Gleichungen:

z1 = 2x1 +0x2 +4x3 +7x4

z2 = −5x1 +1x2 +3x3 +0x4

Konkret ergibt sich

z1 = 2 · 1 + 0 · 2 + 4 · 3 + 7 · 4 = 42

z2 = −5 · 1+ 1 · 2+ 3 · 3+ 0 · 4 = 6.

Mathematik kompakt 41

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Lineare Algebra — Matrizen

Matrizen — Weitere Begriffe

Matrizen notiert man ublicherweise mit großen Buch-staben: A,B,C, . . . Mochte man auch den Typ auf-fuhren, so schreibt man kurz A(m,n) fur eine (m,n)-Matrix. Gebrauchlich ist auch die Schreibweise

(aik), (bik), (cik), . . . ,

wenn man notieren mochte, wie das allgemeine Ele-ment der jeweiligen Matrix in Position (i, k) definiertist.

Wichtige Begriffe bzw. Sonderfalle:

• Eine Matrix A mit gleich vielen Zeilen und Spal-ten, d.h. eine (m,m)-Matrix, nennt man qua-dratisch. Ihre Elemente a11, a22, . . . , amm bil-den die so genannte Hauptdiagonale. Ihren Typ,ublicherweise Ordnung genannt, notiert man ab-kurzend zu Am.

• Eine quadratische (m,m)-Matrix Dm, bei deralle Elemente außerhalb der Hauptdiagonalenverschwinden (dik = 0 fur i 6= k), heißt Diago-nalmatrix. Abkurzend schreibt man auch Dm =

diag (d11, d22, . . . , dmm).

Mathematik kompakt 42

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Lineare Algebra — Matrizen

Matrizen — Weitere Begriffe

• Eine quadratische Matrix, die nur auf und ober-halb bzw. unterhalb der Hauptdiagonalen vonNull verschiedene Elemente haben darf, heißtobere Dreicksmatrix bzw. untere Dreiecksma-trix.

• Eine quadratische (m,m)-Matrix, die auf derHauptdiagonalen nur

”1“, sonst

”0“ stehen hat,

nennt man Einheitsmatrix der Ordnung m. Ubli-cherweise bezeichnet man sie mit Im oder I (Ifur Identitat).

• Eine (m,n)-Matrix, deren Elemente alle 0 sind,heißt Nullmatrix , bezeichnet mit 0 bzw. 0(m,n).

• Ein Spezialfall ist die (m,1)-Matrix, sie bestehtnur aus einer Spalte und ist unser ublicher Spal-tenvektor. Eine (1, n)-Matrix besteht dagegennur aus einer Zeile und wird Zeilenvektor ge-nannt.

Mathematik kompakt 43

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Lineare Algebra — Matrizen

Beispiel

D4 =

7 0 0 00 2 0 00 0 0 00 0 0 5

, I3 =

1 0 00 1 00 0 1

,

O(3,2) =

0 00 00 0

D4 = diag (7,2,0,5) ist eine Diagonalmatrix derOrdnung 4.

I3 ist die Einheitsmatrix der Ordnung 3.

O(3,2) ist die (3,2)-Nullmatrix.

Mathematik kompakt 44

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Lineare Algebra — Matrizen

Operationen und Rechenregeln fur Matrizen

Zunachst halten wir fest, dass zwei Matrizen A,B

genau dann gleich sind (im Zeichen A = B), wennsie vom gleichen Typ sind und elementweise uber-einstimmen (aik = bik fur alle i, k).

Im Folgenden werden wir nun die wichtigsten Re-chenregeln fur Matrizen auffuhren.

Mathematik kompakt 45

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Lineare Algebra — Matrizen

Skalarmultiplikation

Eine Matrix A wird mit einem Skalar λ multipliziert,indem man alle Elemente von A mit λ multipliziert:

λA = λ · (aik) = (λ · aik).

Beispiel

A =

(

−1 2 34 5 0

)

=⇒ 3A =

(

−3 6 912 15 0

)

Mathematik kompakt 46

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Lineare Algebra — Matrizen

Matrixaddition/-subtraktion

Zwei Matrizen A = (aik) und B = (bik) des glei-chen Typs werden addiert bzw. subtrahiert, indemman ihre entsprechenden Elemente addiert bzw. sub-trahiert:

A±B = (aik)± (bik) = (aik ± bik).

Beispiel

(

1 23 4

)

+

(

−1 56 −7

)

=

(

1− 1 2+ 53+ 6 4− 7

)

=

(

0 79 −3

)

Mathematik kompakt 47

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Lineare Algebra — Matrizen

Transponierte einer Matrix

Vertauscht man in einer Matrix A Zeilen mit Spalten,so entsteht die Transponierte von A: AT . Fur dieElemente von A = (aik) und AT = (aTik) gilt

aTik = aki fur alle i und k.

Beispiel

A =

1 23 45 6

=⇒ AT =

(

1 3 52 4 6

)

Fur transponierte Matrizen folgen unmittelbar ausder Definition die Rechengesetze:

(A+B)T = AT +BT und (AT )T = A.

In vielen Anwendungen treten ubrigens so genann-te symmetrische Matrizen auf, bei denen die Ele-mente spiegelsymmetrisch zur Hauptdiagonalen an-geordnet sind, d.h. es gilt

aik = aki fur alle i und k bzw. AT = A.

Mathematik kompakt 48

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Lineare Algebra — Matrizen

UbungVereinfachen Sie den Ausdruck

(AT +B)T − A.

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Lineare Algebra — Matrizen

Losung

(AT +B)T −A = (AT )T +BT −A

= A+BT −A = BT .

Mathematik kompakt 50

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Lineare Algebra — Matrizen

Die Matrizenmultiplikation

Die Multiplikation zweier Matrizen A und B wird sodefiniert, dass sie der Hintereinanderschaltung derzugehorigen Abbildungen entspricht. Wir betrach-ten hierzu zunachst ein Beispiel:

Gegeben seien die zwei Abbildungen

~y = B~x,

d.h

(

y1y2

)

=

(

b11 b12 b13b21 b22 b23

)

x1x2x3

und

~z = A~y,

d.h

(

z1z2

)

=

(

a11 a12a21 a22

)(

y1y2

)

.

Gesucht ist nun die zusammengesetzte Abbildung~z = C~x, die ~z direkt in Abhangigkeit von ~x darstellt.

Mathematik kompakt 51

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LineareA

lgebra—

Matrizen

Die Matrizenmultiplikation

Dazu berechnen wir

z1 = a11y1 + a12y2= a11(b11x1 + b12x2 + b13x3) + a12(b21x1 + b22x2 + b23x3)

= (a11b11 + a12b21)︸ ︷︷ ︸

=: c11

x1 + (a11b12 + a12b22)︸ ︷︷ ︸

=: c12

x2

+(a11b13 + a12b23)︸ ︷︷ ︸

=: c13

x3

und

z2 = a21y1 + a22y2= a21(b11x1 + b12x2 + b13x3) + a22(b21x1 + b22x2 + b23x3)

= (a21b11 + a22b21)︸ ︷︷ ︸

=: c21

x1 + (a21b12 + a22b22)︸ ︷︷ ︸

=: c22

x2

+(a21b13 + a22b23)︸ ︷︷ ︸

=: c23

x3

Mathem

atikkom

pakt52

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Lineare Algebra — Matrizen

Die Matrizenmultiplikation

Man erkennt, dass sich die cik jeweils als Skalar-produkt der i-ten Zeile von A und k-ten Spalte vonB ergeben!

Es gilt einerseits

~z = C~x mit C =

(

c11 c12 c13c21 c22 c23

)

,

andererseits aber

~z = A~y = AB~x.

Man definiert daher C als Produkt:

C = A ·B.

Mathematik kompakt 53

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Lineare Algebra — Matrizen

Definition

Fur zwei Matrizen A und B ist das ProduktA · B genau dann definiert, wenn die Spal-tenzahl von A gleich der Zeilenzahl von B

ist. Es gilt dann

A(m,n) · B(n,s) = C(m,s)

Die Elemente cik (i = 1, . . . ,m; k =

1, . . . , s) von C sind definiert als Skalarpro-dukte der i-ten Zeile von A und der k-tenSpalte von B:

cik = ai1b1k + ai2b2k + . . . + ainbnk.

Mathematik kompakt 54

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Lineare Algebra — Matrizen

Die Matrizenmultiplikation – Typcheck

Ob ein Produkt A · B definiert ist, lasst sich leichtuberprufen, wenn man den Typ notiert :

A(m,n) ·B(r,s) = C(m,s).

Die inneren Elemente n, r der beiden”Typ-Paare“

mussen gleich sein: n = r. In diesem Fall kann manden Typ der Produktmatrix ablesen: Er entsprichtden beiden außeren Elementen, d.h. ergibt sich zu(m, s).

Die Berechnung des Elementes cik der Produktma-trix lasst sich einfach durchfuhren, wenn man dieMatrizen nebeneinander schreibt und das Skalar-produkt aus der i-ten Zeile von A mit der k-ten Spal-te von B bildet.

Mathematik kompakt 55

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Lineare Algebra — Matrizen

UbungBerechnen Sie das Produkt

C = A ·Bder Matrizen

A(2,3) =

(

0 1 23 4 0

)

und

B(3,2) =

5 6−1 70 −8

.

Ist auch das Produkt B ·A definiert?Von welchem Typ ist es?

Mathematik kompakt 56

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LineareA

lgebra—

Matrizen

LosungDas Produkt

C = A(2,3) ·B(3,2)

ist wegen der Gleichheit der inneren Elemente (3 = 3) definiert. Es hatden (an den außeren Elementen abzulesenden) Typ (2,2) und ergibt sichdurch folgende Skalarproduktbildungen (Falk-Schemas):

5 6−1 70 −8

0 1 2 0 · 5− 1 · 1 + 2 · 0 = −1 0 · 6+ 1 · 7− 2 · 8 = −93 4 0 3 · 5− 4 · 1+ 0 · 0 = 11 3 · 6 + 4 · 7− 0 · 8 = 46

Die Produktmatrix C lautet also C =

(

−1 −911 46

)

.

Das Produkt B(3,2) ·A(2,3) ist wegen 2 = 2 (innere Elemente) ebenfallsdefiniert und vom Typ (3,3) (außere Elemente).

Mathem

atikkom

pakt57

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Lineare Algebra — Matrizen

Rechenregeln fur Matrixmultiplikation

Auch bei der Multiplikation von Matrizen gelten vie-le, von den reellen Zahlen her bekannte, Rechenge-setze:

• Assoziativgesetz: (AB)C = A(BC),

• Distributivgesetze: A(B + C) = AB +AC,(A+B)C = AC +BC,

• Speziell gilt: AI = IA = A (I: Einheitsmatrix),

• (λA)B = A(λB) = λ(AB),

• (AB)T = BTAT .

Mathematik kompakt 58

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Lineare Algebra — Matrizen

Ubung

a) Gegeben seien die Matrizen

A(2,3) =

(

0 1 23 4 0

)

,

B(3,2) =

5 6−1 70 −8

und C = AB.Berechnen Sie moglichst einfach das ProduktABC.

b) Vereinfachen Sie den Ausdruck

(C + I)TDT − (DC)T .

Mathematik kompakt 59

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LineareA

lgebra—

Matrizen

Losung

a) Es ist nach Assoziativgesetz

ABC = (AB)C = CC

=

(

−1 · (−1)− 9 · 11 −1 · (−9)− 9 · 4611 · (−1) + 46 · 11 11 · (−9) + 46 · 46

)

=

(

−98 −405495 2017

)

.

b) Es ist

(C + I)TDT − (DC)T = CTDT + ITDT − CTDT

= IDT = DT .

Mathem

atikkom

pakt60

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Lineare Algebra — Matrizen

Fehlendes Kommutativgesetz

Im Gegensatz zur kommutativen Multiplikation vonreellen Zahlen ist bei der Multiplikation von Matrizendie Reihenfolge der Faktoren wichtig: Das Kommu-tativgesetz gilt also nicht !

So existiert beispielsweise das Produkt

A(m,n) ·B(n,s) = C(m,s).

Jedoch existiert das vertauschte Produkt

B(n,s) ·A(m,n)

nur im Spezialfall s = m, da die Spaltenzahl von B

und die Zeilenzahl von A ubereinstimmen mussen.In diesem Fall ist aber

A(m,n) ·B(n,m) = (AB)(m,m),

B(n,m) ·A(m,n) = (BA)(n,n).

Jetzt existieren zwar die beiden Produkte AB undBA, sie konnen aber nur dann identisch sein, wennm = n gilt.

Mathematik kompakt 61

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Lineare Algebra — Matrizen

Fehlendes Kommutativgesetz

Aber auch in letzterem Fall gilt im Allg. AB 6= BA,wie das folgende Beispiel zeigt: Aus den Matrizen

A =

(

1 10 1

)

, B =

(

1 00 −1

)

erhalt man die Produkte

AB =

(

1 −10 −1

)

, BA =

(

1 10 −1

)

.

Es gilt also tatsachlich

AB 6= BA.

Dies ist auch der Grund, warum Matrizen eines be-stimmten Typs keinen Korper bilden: Bezuglich derMatrizenaddition liegt zwar eine kommutative Grup-pe vor, die Nullmatrix ist neutrales Element, inverszu A ist die Matrix −A).

Aber bezuglich der Multiplikation kann keine abel-sche Gruppe vorliegen, da eben das Kommutativ-gesetz nicht fur alle Matrizen erfullt ist. Weil die Mul-tiplikation assoziativ ist und die Distributivgesetzegelten, liegt jedoch ein Ring vor.

Mathematik kompakt 62

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Lineare Algebra — Matrizen

Warnung vor Fehler

Beim Rechnen mit Matrizen sei abschließend vor ei-nem weiteren Fehler gewarnt: Aus der reellen Ana-lysis kennt man die Aussage:

”Ein Produkt ist genau dann Null, wenn mindestens

einer der beiden Faktoren Null ist“.

Diese Aussage gilt fur Matrizenprodukte nicht, wiedas nachfolgende Beispiel zeigt: Mit

A =

(

1 12 2

)

, B =

(

−1 11 −1

)

folgt offensichtlich

AB =

(

0 00 0

)

= 0

(Nullmatrix). D.h. aus AB = 0 folgt im Allg. ebennicht A = 0 oder B = 0.

Mathematik kompakt 63

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Lineare Algebra — Matrizen

Rang einer Matrix

In der Losungstheorie linearer Gleichungssystemeist ein weiterer Begriff im Zusammenhang mit Matri-zen wichtig:

Definition

Die Maximalzahl linear unabh angiger Spal-ten einer Matrix A heißt Spaltenrang von A,die Maximalzahl linear unabh angiger Zeilenheißt Zeilenrang von A. Da immer ”Zeilen-rang = Spaltenrang“ gilt, spricht man vomRang der Matrix schlechthin:

Rang von A := Rg(A).

Die obige Feststellung”Zeilenrang = Spaltenrang“

lasst sich naturlich mathematisch beweisen, was wirhier aber nicht nachvollziehen wollen.

Mathematik kompakt 64

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Lineare Algebra — Matrizen

BeispielDie Matrix

A =

1 2 31 2 31 2 3

hat die Spalten

~aT1 = (1,1,1), ~aT2 = (2,2,2), ~aT3 = (3,3,3).

Offensichtlich besteht die Menge {~a1,~a2,~a3} ledig-lich aus einem linear unabhangigen Vektor, also istRg(A) = 1.

Dagegen gilt, dass alle Spalten der Matrix

B=

1 0 00 1 00 0 1

linear unabhangig sind, also ist Rg(B) = 3.

Mathematik kompakt 65

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Lineare Algebra — Matrizen

Nichtsingul are bzw. regul are Matrix

Speziell fur quadratische Matrizen ist eine weitereDefinition wichtig:

Definition

Eine quadratische (n, n)-Matrix A heißtnichtsingul ar oder regul ar, falls

Rg(A) = n

gilt. Ist Rg (A) < n, wird sie singul ar ge-nannt.

Bei einer nichtsingularen Matrix sind also alle n Spal-ten (und damit auch Zeilen) linear unabhangig.

Mathematik kompakt 66

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Lineare Algebra — Determinanten

Die Determinante

Eine quadratische (1,1)-Matrix A besteht nur auseinem einzigen Element a11. Dieses ist gleichzeitigauch der Wert der Determinante von A.

Definition

Ist A =

a11 a12a21 a22

eine (2, 2)-Matrix,

dann heißt

det(A) =

∣∣∣∣∣∣∣∣

a11 a12a21 a22

∣∣∣∣∣∣∣∣

= a11a22 − a21a12

zweireihige Determinante von A.

Statt die vielen Indices in obiger Formel auswendigzu lernen, empfiehlt sich das Merken der Berech-nungsregel in folgender Symbolik:

@@

@@

@@

������

Mathematik kompakt 67

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Lineare Algebra — Determinanten

BeispielFur die Determinante der Matrix

A =

(

1 23 4

)

gilt:

det(A) =

∣∣∣∣∣

1 23 4

∣∣∣∣∣= 1 · 4− 2 · 3 = −2.

Mathematik kompakt 68

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LineareA

lgebra—

Determ

inantenRegel von Sarrus

Auch die Berechnung von dreireihigen Determinanten fur (3,3)-Matrizenlasst sich ahnlich einfach mit der so genannten Regel von Sarrus durch-fuhren:

∣∣∣∣∣∣∣

a11 a12 a13a21 a22 a23a31 a32 a33

∣∣∣∣∣∣∣

=a11a22a33 +a12a23a31+ a13a21a32−a31a22a13 −a32a23a11− a33a21a12.

Diese Formel lasst sich schematisiert sehr leicht merken und anwenden:

+- - - ++

Mathem

atikkom

pakt69

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Lineare Algebra — Determinanten

UbungBerechnen Sie die 3-reihige Determinante

det(A) =

∣∣∣∣∣∣∣

2 9 52 −3 41 2 2

∣∣∣∣∣∣∣

.

Mathematik kompakt 70

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LineareA

lgebra—

Determ

inanten

LosungNach obiger Vorschrift erhalten wir das folgende Rechenschema:

∣∣∣∣∣∣∣

2 9 52 −3 41 2 2

∣∣∣∣∣∣∣

2 92 −31 2

.

Damit ergibt sich:

det(A) = 2·(−3)·2+9·4·1+5·2·2−1·(−3)·5−2·4·2−2·2·9 = 7.

Mathem

atikkom

pakt71

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Lineare Algebra — Determinanten

Determinante und Rang

Man beachte, dass fur n-reihige Determinanten mitn > 3 eine entsprechende Regel nicht mehr gilt.Diese lassen sich aber mit dem so genannten La-place’schen Entwicklungssatz berechnen.

Ohne Beweis weisen wir noch auf folgenden wichti-gen Zusammenhang hin:

Fur eine (n, n)-Matrix A gilt folgende Aqui-valenz:

det(A) 6= 0 ⇐⇒ Rg(A) = n

Mathematik kompakt 72

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Das Gauß’sche Eliminationsverfahren

Wir betrachten ein (m,n)-System von m linearenGleichungen mit n Unbekannten (m < n stets!):

a11x1 + a12x2 + · · ·+ a1nxn = b1a21x1 + a22x2 + · · ·+ a2nxn = b2. . . . . . . . . . . . . . .am1x1 + am2x2 + · · ·+ amnxn = bm.

Mit der Koeffizientenmatrix A = (aik) (i = 1, . . . ,m,k = 1, . . . , n) und den Vektoren ~xT = (x1, . . . xn),~bT = (b1, . . . , bm) lautet das System in Matrixschreib-weise A~x = ~b.

Definition

Ein lineares Gleichungssystem

A~x = ~b

heißt homogen, wenn ~b = ~0. Andernfallsnennt man es inhomogen. Ist ~b 6= ~0, soheißt A~x = ~0 das zugeh orige homogeneSystem.

Mathematik kompakt 73

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Losungsmenge L(A,~b), ErweiterteKoeffizientenmatrix

Die Losungsmenge

L(A,~b) := {~x ∈ IRn |A~x = ~b}des Systems A~x = ~b lasst sich nun mit dem Gauß’-schen Eliminationsverfahren ermitteln, das die sogenannte erweiterte Koeffizientenmatrix benutzt:

(A|~b) =

a11 a12 . . . a1na21 a22 . . . a2n

... ... ...am1 am2 . . . amn

∣∣∣∣∣∣∣∣∣

b1b2...bm

.

Das Verfahren arbeitet mit elementaren Zeilenum-formungen an der erweiterten Koeffizientenmatrix,welche die Losungsmenge des Systems offenbarnicht andern:

- Vertauschung zweier Zeilen,

- Addition des λ-fachen einer Zeile zu einer an-deren Zeile,

- Multiplikation einer Zeile mit einer Zahl λ 6= 0.

Mathematik kompakt 74

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Zeilenstufenform

Die Zeilenumformungen werden nun benutzt, um dieKoeffizientenmatrix in folgende so genannte Zeilen-stufenform (A,~b) (siehe Abb. ) zu bringen:

**

*

*0

r

m-rbm

br+1

br

b2

b1

::

:.

(A, b) =

In dieser Form mussen alle Eintrage, die mit”∗“ ge-

kennzeichnet sind, ungleich Null sein. Man nenntdiese Pivotelemente, die Zeile entsprechend Pivot-zeile.

Unterhalb der skizzierten”Stufenlinie“ durfen in A

nur Nullen stehen. Der durch die Umformungen eben-falls geanderte Vektor ~b kann beliebige Komponen-ten haben.

Mathematik kompakt 75

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Eliminationsfaktor

Um nun beispielsweise in der k-ten Spalte unterhalbdes Pivots — bezeichnen wir es mit p — Nullen zuerzeugen, mussen wir die entsprechenden Elemen-te der darunter liegenden Zeilen mittels Addition desλ-fachen (so genannter Eliminationsfaktor) der Pi-votzeile zur jeweiligen Zeile zu Null machen. Sind

(0, . . . ,0, p, . . .)

die Pivotzeile und

(0, . . . ,0, a, . . .)

eine Zeile, in der das Element a zu Null werdenmuss, dann ergibt sich der Eliminationsfaktor λ durchdie Forderung

a+ λp=!

0, also zu λ = −a

p.

Ist die Zeilenstufenform erreicht, so konnen nun imFalle der Losbarkeit des Systems durch

”Ruckwarts-

auflosen“ die entsprechenden Variablenwerte ermit-telt werden.

Mathematik kompakt 76

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

BeispielDas Verfahren sei an folgendem linearen Gleichungs-system verdeutlicht:

3x1 − 3x2 +6x3 = 9

2x1 +3x3 = 6

x1 + x2 +2x3 = 4

Die erweiterte Koeffizientenmatrix dieses Systemsschreiben wir als Tableau, d.h. ohne die runden Klam-mern, auf:

(1) ©3 −3 6(2) 2 0 3(3) 1 1 2

∣∣∣∣∣∣∣

964.

Im 1. Schritt ist das Pivotelement die”eingekreiste“

3 in der 1. Spalte. Darunter mussen nun zwei Nullenerzeugt werden.

Da die Pivotzeile die Form (3,−3,6,9) hat und diedarunterliegende Zeile (2,0,3,6) lautet, bestimmt

sich der erste Eliminationsfaktor aus 2 + λ · 3=!

0

zu λ = −23, der zweite analog zu λ = −1

3.

Mathematik kompakt 77

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LineareA

lgebra—

LineareG

leichungssysteme

Beispiel — Fortsetzung

Bezeichnen wir mit zi die Zeile (i) des Tableaus, so sind die elementarenUmformungen z2′ = z2− 2

3z1 und z3′ = z3− 13z1 (jeweils elementweise!)

durchzufuhren. Dies ergibt ein neues Tableau, bei dem im 2. Schritt nun inder zweiten Spalte unterhalb des neuen Pivotelements 2 Nullen erzeugtwerden mussen. Hierzu wird mit der Eliminationszeile (2′) die Umformungz3′′ = z3′ − z2′ ausgefuhrt.

(1′) 3 −3 6(2′) 0 ©2 −1(3′) 0 2 0

∣∣∣∣∣∣∣

901

2. Schritt−−−−−−→

(1′′) 3 −3 6(2′′) 0 2 −1(3′′) 0 0 1

∣∣∣∣∣∣∣

901.

Jetzt liegt ein gestaffeltes System vor. Die Losung kann bei solchen Sys-temen immer durch

”Ruckwartsauflosen“ aus den Gleichungen ermittelt

werden: x3 = 1,

x2 =1

2(0+ x3) =

1

2, x1 =

1

3(9 + 3x2 − 6x3) =

3

2.

Mathem

atikkom

pakt78

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

UbungWenden Sie das Gauß’sche Verfahren auf folgen-des System an:

3x1 − 3x2 +6x3 = 9

2x1 +3x3 = 6

x1 + x2 + x3 = 4

Mathematik kompakt 79

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LosungDas System entspricht bis auf eine Anderung in der dritten Gleichung(a33 = 2 wird zu a33 = 1) dem Gleichungssystem des vorherigen Bei-spiels. Mit denselben elementaren Umformungen wie oben erhalt man da-her die Tableaufolge:

(1) 3 −3 6(2) 2 0 3(3) 1 1 1

∣∣∣∣∣∣∣

964

→(1′) 3 −3 6(2′) 0 2 −1(3′) 0 2 −1

∣∣∣∣∣∣∣

901

→(1′′) 3 −3 6(2′′) 0 2 −1(3′′) 0 0 0

∣∣∣∣∣∣∣

901.

Der letzten Zeile (3′′) des Endtableaus entspricht nun die Gleichung

0 · x1 +0 · x2 +0 · x3 = 1.

Dies ist offensichtlich ein Widerspruch. Somit hat das System keine Losung.

Mathem

atikkom

pakt80

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Unl osbares System/ Freie Parameter

Die Unlosbarkeit eines inhomogenen Gleichungs-systems erkennt man also daran, dass es in derZeilenstufenform mindestens ein

bi 6= 0 mit (r +1) ≤ i ≤ m

gibt, bei dem die restliche (linke) Zeile aus lauterNullen besteht.

Jetzt fehlt uns nur noch der Fall unendlich vielerLosungen mit frei wahlbaren Unbekannten, die mandann freie Parameter nennt.

Mathematik kompakt 81

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BeispielWir betrachten das System der letzten Ubung , andern aber die rechteSeite ~bT = (9,6,4) ab in ~bT = (9,7,4). Analoge Zeilenumformungenliefern dann die Tableaufolge

(1) 3 −3 6(2) 2 0 3(3) 1 1 1

∣∣∣∣∣∣∣

974

→(1′) 3 −3 6(2′) 0 2 −1(3′) 0 2 −1

∣∣∣∣∣∣∣

911

→(1′′) 3 −3 6(2′′) 0 2 −1(3′′) 0 0 0

∣∣∣∣∣∣∣

910.

Letzte Zeile (3′′): 0·x1+0·x2+0·x3 = 0, offensichtlich stets erfullt. Da-mit reduziert sich das System auf zwei Gleichungen fur drei Unbekannte.Wir setzen x3 = t mit t ∈ IR beliebig.

Wieder ergeben sich die restlichen Unbekannten durch”Ruckwartsauflosen“

zu x2 = 12 (1 + x3) = 1

2(1+t), x1 = 13 (9 + 3x2 − 6x3) = 1

2 (7− 3t).Mit ~u = (72,

12,0)

T und ~vT = (−32,

12,1) lasst sich die Losungsmenge

auch in Parameterform zu ~x = ~u+ t · ~v angeben.

Mathem

atikkom

pakt82

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Freie Parameter

Im Allgemeinen erkennt man an der Zeilenstufen-form wie viele Parameter frei gewahlt werden kon-nen:

Ist r die Anzahl der nicht aus lauter Nullen beste-henden Zeilen, so sind n− r Unbekannte frei wahl-bar. Diese fungieren dann als Parameter und dieLosungsmenge kann in Parameterform angegebenwerden.

Nicht immer sind die Parameter beliebig wahlbar:Man kann aber stets die Variablen nehmen, bei de-nen in den zugehorigen Spalten ein horizontaler Ver-lauf der

”Stufen“ beginnt bzw. fortgesetzt wird.

Mathematik kompakt 83

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Gauß’sches Eliminationsverfahren

Das Gauß’sche Eliminationsverfahren zurLosung von A(m,n)~x = ~b besteht aus fol-genden Schritten:a) Man erstelle die erweiterte Koeffizien-

tenmatrix (A |~b) in Tableauform.b) Man bringe die Matrix A mittels ele-

mentarer Zeilenumformungen auf ”Zei-lenstufenform“, wobei auch die Spalte ~b

mit umgeformt werden muss. Ergebnis:(A | ~b).

c) Aus (A,~b) ermittle man die Anzahl r

der von Null verschiedenen Zeilen vonA und stelle durch Uberprufung von ~b

fest, ob L osungen existieren.d) Falls ja ( r = m oder r < m und

bi = 0 fur alle r + 1 ≤ i ≤ m), er-mittle man durch ”Ruckw artsaufl osen“die L osung. Diese hat immer n − r freiwahlbare Parameter.

Mathematik kompakt 84

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Rangbestimmung mittels Gauß-Verfahren

Die Anwendung des Gauß’schen Eliminationsver-fahrens auf die Matrix A liefert eine Matrix A in

”Zei-

lenstufenform“. Offensichtlich sind die ersten r Zei-len von A linear unabhangig.

Die dabei benutzten elementaren Zeilenumformun-gen andern aber nicht die lineare Ab- bzw. Unab-hangigkeit der Ausgangszeilen (aus A).

Man kann den Rang der Matrix A also direkt amEndtableau des Gauß-Verfahrens ablesen:

Ist r die Anzahl der von Null verschiede-nen Zeilen von A im Endtableau des Gauß-Verfahrens, dann gilt:

Rg(A) = r.

Mathematik kompakt 85

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Losungstheorie mittels Rangbegriff

Betrachtet man nun die erweiterte Koeffizientenma-trix (A |~b), so unterscheidet sich deren Rang vonRg(A) genau dann, wenn r < m und mindestensein bi 6= 0 mit r +1 ≤ i ≤ m existiert, das Systemalso unlosbar ist. Da aber Rg(A) = Rg(A) undRg

(

(A |~b))

= Rg(

(A |~b))

gilt, konnen wir festhal-ten:

Ein lineares (m,n)-GleichungssystemA~x = ~b ist genau dann l osbar, wenn derRang r = Rg(A) der KoeffizientenmatrixA mit dem Rang der erweiterten Koeffizien-tenmatrix (A|~b) ubereinstimmt, d.h. wenngilt

Rg(A) = Rg(

(A|~b))

.

Die Losung enth alt dann n − r freieParameter.

Mathematik kompakt 86

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Losungsstruktur inhomogenes/zugeh origeshomogenes System

Ein homogenes Gleichungssystem A~x = ~0 be-sitzt wegen A~0 = ~0 stets die so genannte trivialeLosung ~x = ~0, ist also immer losbar. Dieser Sach-verhalt folgt ubrigens auch aus der obigen Losbar-keitsbedingung, es gilt namlich

Rg(A) = Rg(

(A|~0))

in jedem Fall.

Das zu einem inhomogenen (m,n)-System A~x =~b mit Rg(A) = r gehorende homogene SystemA~x = ~0 ist also stets losbar: die LosungsmengeL(A,~0) 6= ∅ enthalt n− r freie Parameter.

Wir nehmen nun an, dass A~x = ~b losbar ist. Istdann ~xIH eine beliebige spezielle Losung des inho-mogenen Systems und ~xH ∈ L(A,~0), so gilt:

A (~xIH + ~xH) = A~xIH +A~xH = ~b+ ~0 = ~b.

Mathematik kompakt 87

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Losungsstruktur inhomogenes/zugeh origeshomogenes System

Es ist also ~xIH + ~xH eine Losung des inhomogenSystems. Die Menge

{~xIH + ~xH | ~xH ∈ L(A,~0)}hat aber ebenfalls n − r freie Parameter, stellt al-so die gesamte Losungsmenge des inhomogenenSystems dar.

Wir halten fest:

Die allgemeine L osung eines l osbaren in-homogenen Gleichungssystems A~x = ~b

erhalt man durch Addition einer beliebi-gen speziellen L osung ~xIH des inhomogenSystems und der allgemeinen L osung deszugeh origen homogenen Systems A~x = ~0:

L(A,~b) = ~xIH + L(A,~0).

Mathematik kompakt 88

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BeispielZum inhomogenen Gleichungssystem des vorangegangenen Beispiels ge-hort die spezielle Losung ~x = (2,1,1)T (fur t = 1).

Das zugehorige homogene System lasst sich mittels Gauß-Verfahren undanalogen Zeilenumformungen losen:

(1) 3 −3 6(2) 2 0 3(3) 1 1 1

∣∣∣∣∣∣∣

000

→(1′) 3 −3 6(2′) 0 2 −1(3′) 0 2 −1

∣∣∣∣∣∣∣

000

→(1′′) 3 −3 6(2′′) 0 2 −1(3′′) 0 0 0

∣∣∣∣∣∣∣

000.

”Ruckwartsauflosen“ liefert L(A,~0) = {t ·(−3

2,12,1)

T | t ∈ IR}, falls manx3 = t setzt. Die triviale Losung ~0 ist fur t = 0 dabei. Die allgemeineLosung des inhomogenen Systems erhalt man zu

~x =

x1x2x3

=

211

+ t

−3/21/2

1

, t ∈ IR.

Mathem

atikkom

pakt89

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Lineare Algebra — Lineare Gleichungssysteme

Beispiel — Fortsetzung

Die allgemeine Losung des inhomogenen Systemserhalt man zu

~x =

x1x2x3

=

211

+ t

−3/21/2

1

, t ∈ IR.

Wahlt man hier t = −1, so erhalt man die spezielleLosung ~u = (72,

12,0)

T .

Die Losungsmenge kann also auch in der Form

~x = ~u+ t · ~vgeschrieben werden.

Dies sind lediglich Darstellungen ein und derselbenGeraden in Parameterform. Geometrisch entspre-chen dem System drei Ebenen, die eine gemein-same Schnittgerade besitzen.

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

Definition und Rechenregeln

Ist A eine regulare (n, n)-Matrix, dann gilt per defi-nitionem Rg(A) = n. Es stellt sich nun die Frage,ob es eine Matrix X gibt, fur die gilt:

AX = I.

Bezeichnen wir mit ~ei die i-te Spalte der Einheits-matrix I = (~e1, . . . , ~en), dann sind wegen Rg(A) =

n die folgenden Gleichungssysteme eindeutig losbar :

A~x1 = ~e1, A~x2 = ~e2, . . . , A~xn = ~en.

Wir konnen daher eine Matrix X definieren, derenSpalten den n eindeutigen Losungen ~x1, ~x2, . . . , ~xn

dieser Systeme entspechen:

X := (~x1, ~x2, . . . , ~xn) .

Offensichtlich gilt dann

AX = (A~x1, A~x2, . . . , A~xn)

= (~e1, ~e2 . . . , ~en) = I.

Diese Konstruktion ist fur jede beliebige regulareMatrix moglich.

Mathematik kompakt 91

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

Inverse A−1 einer regul aren Matrix A

Definition

Zu jeder regul aren Matrix A existiert genaueine Matrix X, fur die

AX = I

gilt. Man nennt X zu A invers oder die zu A

inverse Matrix und schreibt X = A−1. Esgilt damit stets

AA−1 = A−1A = I.

Die Regularitat ist dabei fur die Existenz einer sol-chen Matrix notwendige Voraussetzung.

Mathematik kompakt 92

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

Rechenregeln fur inverse Matrizen

Auch A−1 ist wieder regular und es gelten folgendeRechenregeln, die wir nicht beweisen wollen:

Fur den Umgang mit Inversen sind folgendeRechenregeln wichtig:

• (A−1)−1 = A,

• (A−1)T = (AT )−1,

• (AB)−1 = B−1A−1,

• (λA)−1 = 1λA

−1 (λ 6= 0).

Mathematik kompakt 93

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

BeispielWir konnen jetzt die Losung eines linearen (n, n)-Systems

A~x = ~b

mit regularer Matrix A mittels der Inversen berech-nen. Das System ist namlich aquivalent zu

A−1A~x = A−1~b,

woraus wegen A−1A = I sofort folgt:

~x = A−1~b.

Kennt man also die Inverse A−1, so lasst sich dieLosung des Systems sofort angeben. Dies ist vonVorteil, wenn fur verschiedene rechte Seiten~b Losun-gen gesucht sind.

Bei einer rechten Seite bedenke man, dass die prak-tische Berechnung von A−1 wesentlich aufwendi-ger ist als die einmalige Durchfuhrung des Gauß-Verfahrens.

Mathematik kompakt 94

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

UbungGegeben seien die regularen Matrizen A,B. Ver-einfachen Sie den Ausdruck

(

2AB−1)−1 (

B−1AT)T

unter der Annahme, dass B symmetrisch ist, soweitwie moglich.

Mathematik kompakt 95

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

LosungFur den ersten Faktor gilt(

2AB−1)−1

=1

2

(

B−1)−1

A−1 =1

2BA−1.

Der zweite Faktor vereinfacht sich wegen der Sym-metrie von B zu

(

B−1AT)T

= (AT )T (B−1)T

= A(BT )−1 = AB−1.

Insgesamt ergibt sich also(

2AB−1)−1 (

B−1AT)T

=1

2B(A−1A)B−1

=1

2BB−1

=1

2I.

Mathematik kompakt 96

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

Das Gauß-Jordan-Verfahren

Zur Bestimmung der Inversen gibt es ein numeri-sches Verfahren, das Gauß-Jordan-Verfahren. Die-ses lasst sich am besten anhand eines Beispielserlautern.

BeispielWir geben uns nun die regulare Matrix

A =

3 −3 62 0 31 1 2

vor. Wie bisherige Uberlegungen zeigen, mussenzur Bestimmung der Inversen die 3 Gleichungssys-teme

A~xi = ~ei, i = 1,2,3

gelost werden.

Am geringsten ist der Rechenaufwand, wenn manalle Systeme simultan mit dem Gauß-Verfahren lost.

Mathematik kompakt 97

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LineareA

lgebra—

Die

Inverseeiner

Matrix

Beispiel — Fortsetzung

Man schreibt in das Starttableau auf die rechte Seite alle drei Vektoren~ei, also die Matrix I. Auf diese wendet man gleichzeitg die benotigten ele-mentaren Umformungen an, um A auf obere Dreiecksgestalt zu bringen:

(1) 3 −3 6

(2) 2 0 3

(3) 1 1 2

∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣

1 0 0

0 1 0

0 0 1

−→(1′) 3 −3 6

(2′) 0 2 −1

(3′) 0 0 1

∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣

1 0 0

−23 1 0

13 −1 1

Drei Losungen effizient bestimmen: Obere Dreiecksmatrix auf der linkenTableauseite mittels elementarer Umformungen in die Einheitsmatrix uber-fuhren. Hierzu erzeugen wir — zunachst in der letzten Spalte der Drei-ecksmatrix — oberhalb der Hauptdiagonalen Nullen (z1′′ = z1′ − 6z3′,z2′′ = z2′ + z3′), danach in der mittleren Spalte (z1′′′ = z1′′ +

32z2′′).

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atikkom

pakt98

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LineareA

lgebra—

Die

Inverseeiner

Matrix

Beispiel — Fortsetzung

(1′′) 3 −3 0

(2′′) 0 2 0

(3′′) 0 0 1

∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣

−1 6 −6

−13 0 1

13 −1 1

−→3 0 0

0 2 0

0 0 1

∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣

−32 6 −9

2

−13 0 1

13 −1 1

Abschließend mussen wir lediglich alle Zeilen durch das entsprechendeDiagonalelement (dies ist die dritte elementare Umformung!) dividierenund erhalten:

1 0 0

0 1 0

0 0 1

∣∣∣∣∣∣∣∣∣∣

−12 2 −3

2

−16 0 1

213 −1 1

Die Losungen der drei Systeme konnen jetzt abgelesen werden:

Die 1. Spalte auf der rechten Seite ist ~x1, die 2. Spalte ist ~x2 und die3. Spalte entspricht ~x3.

Mathem

atikkom

pakt99

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

Beispiel — Fortsetzung

D.h. die zu A inverse Matrix A−1 ergibt sich zu

A−1 =

−12 2 −3

2

−16 0 1

213 −1 1

.

Um Rechenfehler auszuschließen, empfiehlt sich ab-schließend eine Probe: AA−1 = I.

Mathematik kompakt 100

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

Das Gauß-Jordan-Verfahren

Das Gauß-Jordan-Verfahren zur Bestim-mung der Inversen A−1 einer regul aren(n, n)-Matrix A lautet:a) Bilde ein Tableau, bestehend aus der

Matrix A (linke Seite) und der Einheits-matrix I = In (rechte Seite).

b) Fuhre A mittels Gauß-Verfahren in eineobere Dreiecksmatrix uber.

c) Wende auf beide Seiten elementare Um-formungen (beginnend mit der letztenSpalte der linken Tableauseite) an, sodass aus der Dreiecksmatrix eine Dia-gonalmatrix wird.

d) Dividiere alle Elemente jeder Zeile desTableaus durch das entsprechende Dia-gonalelement, so dass aus der Diago-nalmatrix die Einheitsmatrix wird.

Die rechte Tableauseite entspricht nun dergesuchten Inversen A−1.

Mathematik kompakt 101

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

UbungWelche Losungen hat das System A~x = ~b mit derMatrix

A =

3 −3 62 0 31 1 2

fur die rechten Seiten

a) ~b = ~0,

b) ~b = (1,1,1)T?

Mathematik kompakt 102

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Lineare Algebra — Die Inverse einer Matrix

LosungDa wir die Inverse A−1 im vorangegangenen Bei-spiel bereits zu

A−1 =

−12 2 −3

2

−16 0 1

213 −1 1

berechnet haben, konnen wir die Losung des Sys-tems als ~x = A−1~b schreiben. Damit ist:

a) ~x = A−1~0 = ~0.

Die triviale Losung ist also die einzige Losungdes homogenen Systems.

b) ~x = A−1

111

=

01/31/3

.

Mathematik kompakt 103

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Lineare Abbildungen, Ausgangsvektor undBildvektor

Lineare Abbildungen werden im Allgemeinen durchMatrizen beschrieben.

Wenn man eine Matrix mit einem Vektor multipli-ziert, so erhalt man wiederum einen Vektor, der aberin den meisten Fallen auf den ersten Blick gar nichtsmit dem Ausgangsvektor gemeinsam hat:

(

1 41 −2

)

·(

12

)

=

(

9−3

)

.

Mathematik kompakt 104

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Lineare Abbildungen, Ausgangsvektor undBildvektor

In anderen sehr speziellen Fallen ist der Bildvektorein Vielfaches des Ausgangsvektors:

(

1 41 −2

)

·(

41

)

=

(

82

)

= 2 ·(

41

)

.

Trivialerweise wird der Nullvektor unter einer linea-ren Abbildung immer auf sich selbst abgebildet:

(

1 41 −2

)

·(

00

)

=

(

00

)

.

(Das Studium des Nullvektors ist also vollig uninter-essant; wir werden ihn bei den folgenden Betrach-tungen weglassen.)

Mathematik kompakt 105

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Lineare Abbildungen, Ausgangsvektor undBildvektor

Wir werden im Folgenden eine Methode vorstellen,wie man Vektoren identifiziert, die unter einer linea-ren Abbildung auf Vielfache von sich selbst uberfuhrtwerden:

A · ~x = λ · ~x

A · ~x− λ · ~x = ~0

A · ~x− λI · ~x = ~0

(A− λI) · ~x = ~0

~x 6= ~0 ⇒ det(A− λI)!= 0

Gesucht sind also Vektoren ~x 6= ~0, die durch die li-neare Abbildung/Matrix A auf das λ-fache ihrer selbstabgebildet werden.

Mathematik kompakt 106

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Definitionen

Ein Vektor ~x 6= ~0, der bei Anwendung derMatrix A auf sein λ-faches ubergeht, heißtEigenvektor von A zum Eigenwert λ.

Eigenwerte λ sind dabei die L osungen desso genannten charakteristischen Polynoms

det(A − λI) = 0.

Eigenvektoren ~x zum Eigenwert λ sind dienicht-trivialen L osungen des linearen Glei-chungssystems

(A − λI) · ~x = ~0.

Mathematik kompakt 107

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Bemerkungen

Das charakteristische Polynom ist bei Vorliegen ei-ner (n, n)-Matrix A ein Polynom n-ten Grades. Nachdem Hauptsatz der Algebra hat ein Polynom n-tenGrades n (moglicherweise komplexe, evtl. auch zu-sammenfallende) Losungen.

Hat man einen Eigenwert λ gefunden, so erhalt manwegen det(A − λI) = 0 auch immer zumindesteine nicht-triviale Losung des Gleichungssystems(A−λI)·~x = ~0. Dies bedeutet, dass man zu jedemEigenwert mindestens einen Eigenvektor findet.

Mathematik kompakt 108

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Weitere Bemerkungen

Wenn man einen Eigenvektor ~x zu einem Eigenwertλ der Matrix A gefunden hat (also A · ~x = λ · ~x), sosind selbstverstandlich alle Vielfache dieses Eigen-vektors a ·~x ebenfalls Eigenvektoren zum Eigenwertλ der Matrix A wegen

A · (a~x) = aA~x = aλ~x = λ · (a~x).

Bei mehrfachen Eigenwerten kann es mehrere line-ar unabhangige Eigenvektoren zu einem Eigenwertgeben oder auch nur einen einzigen.

Mathematik kompakt 109

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Beispiel

Wir ermitteln die Eigenwerte zur Matrix

A =

(

1 41 −2

)

.

det(A− λI) = det

(

1− λ 41 −2− λ

)

= (1− λ) · (−2− λ)− 4

= λ2 + λ− 6 = 0

Es folgt:

λ2 + λ− 6 = 0 ⇒ λ1 = 2, λ2 = −3.

Die Eigenwerte zur Matrix A sind also:λ1 = 2 und λ2 = −3.

Mathematik kompakt 110

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Wir suchen zun achst die Eigenvektoren ~x zumEigenwert λ1 = 2 :

Wegen (A− λ1I) · ~x = ~0 folgt:(

1− 2 41 −2− 2

)

·(

x1x2

)

=

(

00

)

und damit das lineare Gleichungssystem:

−x1 +4x2 = 0.

Losungen dieses linearen Gleichungssystems sind:(

x1x2

)

= a ·(

41

)

, a ∈ IR.

Die Probe liefert:(

1 41 −2

)

·(

41

)

=

(

82

)

= 2 ·(

41

)

.

Mathematik kompakt 111

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Wir suchen nun die Eigenvektoren ~x zum Eigen-wert λ2 = −3 :

Wegen (A− λ2I) · ~x = ~0 folgt:(

1− (−3) 41 −2− (−3)

)

·(

x1x2

)

=

(

00

)

und damit das lineare Gleichungssystem:

x1 + x2 = 0.

Losungen dieses linearen Gleichungssystems sind:(

x1x2

)

= a ·(

1−1

)

, a ∈ IR.

Die Probe liefert:(

1 41 −2

)

·(

1−1

)

=

(

−33

)

= (−3)·(

1−1

)

.

Mathematik kompakt 112

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Insgesamt:

Die Matrix

A =

(

1 41 −2

)

besitzt zwei Eigenwerte: λ1 = 2 und λ2 = −3.

Zum Eigenwert λ1 = 2 gehoren die Eigenvektoren(

x1x2

)

= a ·(

41

)

, a ∈ IR\{0}.

Zum Eigenwert λ2 = −3 gehoren die Eigenvekto-ren

(

x1x2

)

= a ·(

1−1

)

, a ∈ IR\{0}.

Mathematik kompakt 113

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Ubung

Ermitteln Sie alle Eigenwerte und Eigenvektoren zurMatrix

A =

(

3 1−1 5

)

.

Mathematik kompakt 114

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Losung

det(A− λI) = det

(

3− λ 1−1 5− λ

)

= (3− λ) · (5− λ) + 1

= λ2 − 8λ+16 = (λ− 4)2

Es folgt: (λ− 4)2!= 0 ⇒ λ1 = λ2 = 4

Die Eigenvektoren berechnen sich uber:(

3− 4 1−1 5− 4

)

·(

x1x2

)

=

(

00

)

⇔ −x1+x2 = 0

Eigenvektoren sind also:(

x1x2

)

= a ·(

11

)

, a ∈ IR\{0}.

Zum doppelten Eigenwert λ = 4 gibt es also nureinen linear unabhangigen Eigenvektor (x1, x2)T =

(1,1)T und seine Vielfachen.

Mathematik kompakt 115

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Beispiele im IR3

Wir betrachten ein Beispiel aus dem dreidimensio-nalen Raum, namlich die Spiegelung an der Ebenex = y:

x

y

z

e1

e2

e3

Diese lineare Abbildung wird durch die folgende Ma-trix wiedergegeben:

A =

0 1 01 0 00 0 1

.

Beachte: Durch die Spiegelung gehen die Einheits-vektoren in folgende Bildvektoren uber: ~e1 7→ ~e2,~e2 7→ ~e1, ~e3 7→ ~e3.

Mathematik kompakt 116

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Es gibt auch bei der Spiegelung an der Ebene x =y Vektoren, die auf Vielfache ihrer selbst abgebildetwerden:

0 1 01 0 00 0 1

·

110

=

110

= 1·

110

0 1 01 0 00 0 1

·

1−10

=

−110

= (−1)·

1−10

0 1 01 0 00 0 1

·

001

=

001

= 1·

001

Auch hier liegen also Eigenwerte und Eigenvekto-ren vor, namlich:

Eigenwert λ = 1: Eigenvektoren

110

,

001

Eigenwert λ = −1: Eigenvektor

1−10

Mathematik kompakt 117

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Die Rechnung erfolgt analog.

det(A− λI) = det

0− λ 1 01 0− λ 00 0 1− λ

= (−λ) · (−λ) · (1− λ)− 1 · 1 · (1− λ)

= (1− λ) · (λ2 − 1)

Es folgt:

det(A− λI)!= 0 ⇒ λ1 = λ2 = 1, λ3 = −1

Mathematik kompakt 118

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Die Eigenvektoren zum Eigenwert λ1 = λ2 = 1

berechnen sich uber:

−1 1 01 −1 00 0 0

·

x1x2x3

=

000

und damit aus dem linearen Gleichungssystem:

−x1 + x2 = 0.

Losungen sind hier die linear unabhangigen Eigen-vektoren:

~x1 =

110

bzw. ~x2 =

001

.

Mathematik kompakt 119

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Die Eigenvektoren zum Eigenwert λ3 = −1 be-rechnen sich uber:

1 1 01 1 00 0 2

·

x1x2x3

=

000

und damit aus dem linearen Gleichungssystem:

x1 + x2 = 0, 2x3 = 0.

Losung ist hier der Eigenvektor:

~x3 =

1−10

Mathematik kompakt 120

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Ubung

Ermitteln Sie alle Eigenwerte und Eigenvektoren zurMatrix

A =

2 −2 −2−2 5 −1−2 −1 5

.

Mathematik kompakt 121

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Losung

Das charakteristische Polynom der Matrix

A =

2 −2 −2−2 5 −1−2 −1 5

.

kann mit der Regel von Sarrus berechnet werden.

Es ergibt sich

det(A− λI) = −λ3 +12λ2 − 36λ

= −λ · (λ− 6)2 = 0.

Die Eigenwerte lauten λ1 = 0 und λ2 = λ3 = 6.

Mathematik kompakt 122

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Die Eigenvektoren zum Eigenwert λ1 = 0 sind Losun-gen des linearen Gleichungssystems

2 −2 −2−2 5 −1−2 −1 5

·

x1x2x3

=

000

.

Um dieses lineare Gleichungssystem zu losen, mussman zunachst die Matrix mittels Gauss-Algorithmusauf obere Dreiecksgestalt uberfuhren. Man erhalt:

2 −2 −2−2 5 −1−2 −1 5

2 −2 −20 3 −30 −3 3

2 −2 −20 3 −30 0 0

Mathematik kompakt 123

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Fur die Eigenvektoren zum Eigenwert λ = 0 erhaltman also das lineare Gleichungssystem:

x1 − x2 − x3 = 0x2 − x3 = 0.

Losung ist der Eigenvektor:

~x1 =

211

.

Mathematik kompakt 124

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Die Eigenvektoren zum Eigenwert λ2 = λ3 = 6

sind Losungen des linearen Gleichungssystems

−4 −2 −2−2 −1 −1−2 −1 −1

·

x1x2x3

=

000

,

d.h. von

−2x1 − x2 − x3 = 0.

Losungen sind hier die Eigenvektoren:

~x2 =

−120

und ~x3 =

−102

.

Mathematik kompakt 125

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Beobachtung

Im letzten Beispiel und in der letzten Ubung habenwir Eigenwerte und Eigenvektoren von symmetri-schen Matrizen berechnet. Alle Eigenwerte warenreell. Gab es mehrfache Eigenwerte, so existiertenauch entsprechend viele linear unabhangige Eigen-vektoren.

Außerdem besaßen die Eigenvektoren eine inter-essante Eigenschaft: Eigenvektoren zu verschiede-nen Eigenwerten stehen sogar senkrecht aufeinan-der.

Wir prufen dies bei der letzten Ubung nach:

(2,1,1) · (−1,2,0)T = 0

und

(2,1,1) · (−1,0,2)T = 0.

Dies ist kein Zufall!

Mathematik kompakt 126

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Eigenwerte und Eigenvektoren einersymmetrischen Matrix

Fur die Eigenwerte und Eigenvektoren einersymmetrischen (n, n)-Matrix gilt insbeson-dere:• Alle Eigenwerte sind reell.• Es gibt insgesamt genau n linear un-

abhangige Eigenvektoren.• Eigenvektoren, die zu verschiedenen Ei-

genvektoren geh oren, stehen senkrechtaufeinander.

Mathematik kompakt 127

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Orthonormalbasis

Linear unabhangige Eigenvektoren, die zum glei-chen Eigenwert gehoren, kann man

”orthogonali-

sieren“ (also so wahlen, dass sie orthogonal zuein-ander sind). Normiert man alle Eigenvektoren nochauf Lange 1, so erhalt man insgesamt bei symmetri-schen (n, n)-Matrizen eine so genannte Orthonor-malbasis des IRn bestehend aus Eigenvektoren.

Mathematik kompakt 128

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Lineare Algebra – Eigenwerte und Eigenvektoren

Gekoppelte Schwingungen

In vielen physikalisch-technischen Anwendungenkommen symmetrische Matrizen vor. Ein Beispielsind gekoppelte Schwingungen, die durch Systemevon Differentialgleichungen beschrieben werden. Furdie auftretenden symmetrischen Matrizen lassen sichEigenwerte und Eigenvektoren bestimmen, welchedie so genannten Normalschwingungen des gekop-pelten Systems beschreiben.

Mathematik kompakt 129

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Anwendung — Der Hamming–Abstand

Hauptachsentransformation

Ein anderes Beispiel ware die Hauptachsentransfor-mation. Eine Ellipse um den Nullpunkt ist einfach zubeschreiben. Eine Ellipse irgendwo in der Ebene istschwieriger zu beschreiben, es sei denn, man kenntdie beiden orthogonalen Hauptachsen (Eigenvekto-ren der zugehorigen Matrix) und verwendet ein die-sen angepasstes Koordinatensystem:

x

y

x

y

Der Hamming–Abstand

Die Lange ||~x|| eines Vektors ~x ∈ IRn (auch Normgenannt) und davon ausgehend der Abstand ||~x−~y||zweier Vektoren ~x und ~y wurden bereits eingefuhrt.

Mathematik kompakt 130

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Anwendung — Der Hamming–Abstand

Als Norm hatten wir dabei die ubliche”Euklidische

Norm“ gewahlt:

||~x|| = ||(x1, x2, ..., xn)T || :=√

x21 + x22 + ...+ x2n.

Die wichtigsten Rechenregeln fur Normen lauten:

a) ||~x|| ≥ 0; ||~x|| = 0 genau dann, wenn ~x = ~0,

b) ||λ~x|| = |λ| · ||~x|| fur alle λ ∈ IR,

c) ||~x+ ~y|| ≤ ||~x||+ ||~y||.

Wenn man nun unter einer Norm einfach eine Vor-schrift versteht, die jedem Vektor ~x eine reelle Zahl||~x|| zuordnet, so dass die genannten drei Rechenre-geln erfullt sind, gibt es plotzlich auch noch weitereKandidaten.

Mathematik kompakt 131

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Anwendung — Der Hamming–Abstand

Normen und Metriken

Ein Beispiel ware die (zugegebenermaßen etwasungewohnliche) Norm

||~x||∞ := maxi=1,..,n

|xi|.

Hier hatte etwa der Vektor (−1,0,2)T die uns zu-nachst ganzlich unvertraute

”Lange“

||(−1,0,2)T ||∞ = max{| − 1|, |0|, |2|} = 2

und nicht die fur uns gebrauchliche Lange

||(−1,0,2)T || =√

(−1)2 +02 +22 =√5.

Ahnlich zur Norm kann man beim Abstand zweierVektoren ||~x− ~y||, auch Metrik

d(~x, ~y)

genannt, vorgehen. Wiederum stellt man die wich-tigsten Rechengesetze zusammen und fasst nun alsMetrik jedes d(~x, ~y) auf, welches sie erfullt.

Mathematik kompakt 132

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Anwendung — Der Hamming–Abstand

Metriken

Die Rechenregeln fur Metriken (oder Abstande) lau-ten:

a) d(~x, ~y) ≥ 0; d(~x, ~y) = 0 ⇐⇒ ~x = ~y,b) d(~x, ~y) = d(~y, ~x),c) d(~x, ~y) ≤ d(~x, ~z) + d(~z, ~y) fur beliebiges ~z.

Wir wollen nun eine spezielle Metrik aus der Codie-rungstheorie, den so genannten Hamming–Abstand,kennen lernen.

Bekanntlich kann es bei der Ubertragung von Da-ten zu Fehlern aufgrund von (zufalligen) Storungenkommen.

Betrachten wir ein Beispiel: Nehmen wir an, ein Sen-der (Quelle) codiert eine Nachricht, die Nachrichtwird ubermittelt und dabei evtl. gestort. Der Empfan-ger muss nun die erhaltene Nachricht decodieren.

Mathematik kompakt 133

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Anwendung — Der Hamming–Abstand

Codew orter

Nehmen wir gleichzeitig an, dass die zulassigen Co-deworter aus allen 3-Tupeln uber den Binarzahlen{0,1} bestehen, dass also die Codeworter

000, 001, 010, 011, 100, 101, 110 und 111

erlaubt sind. Wenn nun das Codewort 000 versandtwurde, aber aufgrund einer Storung beim Empfangerdas Wort 001 ankam, so wird dieser nicht erkennenkonnen, dass eine Storung vorliegt, denn 001 ist jaauch ein zulassiges Codewort.

Dies ist anders, wenn etwa nur die Teilmenge

000, 011, 101 und 110

obiger Codeworter zulassig ware. Wurde man nundas Signal 001 empfangen, so konnte man soforterkennen, dass es kein zulassiges Codewort ist. Mankonnte die empfangene Nachricht aber nicht korri-gieren: Selbst wenn man davon ausgeht, dass nurein einziges Bit gestort wurde, gibt es doch mehre-re Moglichkeiten. Das Ausgangssignal konnte 000,011 oder 101 sein, wahrend bei 110 ganze dreiFehler gegenuber 001 aufgetreten waren.

Mathematik kompakt 134

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Anwendung — Der Hamming–Abstand

Der Hamming–Abstand

Wir konnen hier ganz naheliegend einen Abstand(Metrik) zwischen Codewortern definieren: Der Ham-ming-Abstand zweier Codeworter

~x = (x1, x2, ..., xn)T und ~y = (y1, y2, ..., yn)

T

uber den Binarzahlen {0,1} ist die Anzahl der Stel-len, an denen sich ~x und ~y unterscheiden:

d(~x, ~y) := |{i | xi 6= yi, i = 1, ..., n}|.Z.B. gilt:

d(000, 011) = 2, d(010, 011) = 1,

d(000, 111) = 3, d(010, 010) = 0.

Beim ersten Code mit den acht Codewortern betrugder Hamming–Abstand d(~x, ~y) fur alle ~x 6= ~y immer1. Dagegen haben die vier Codewortern 000, 011,101, 110 fur ~x 6= ~y immer den Hamming-Abstandd(~x, ~y) = 2. Man erkennt hier zwar Fehler, kannsie aber nicht korrigieren.

Mathematik kompakt 135

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Anwendung — Der Hamming–Abstand

Fehlererkennung und -korrektur

Die Fahigkeit zur Fehlerkorrektur ware nur in Codesmit großerem Hamming-Abstand der Codeworter von-einander der Fall. Dabei kommt es auf die Minimal-distanz des Codes an, d.h. auf das Minimum allerHamming–Abstande zwischen Codewortern.

In der Informatik zeigt man:

Ein Code ist t-fehlererkennend (er erkennt also, dasst Fehler bei der Ubertragung aufgetreten sind), wenndie Minimaldistanz großer oder gleich t+1 ist.

Ein Code ist t-fehlerkorrigierend, wenn die Minimal-distanz großer oder gleich 2t+1 ist.

In unserem Beispiel war der zweite Code bestehendaus den vier Codewortern 1-fehlererkennend, da sei-ne Minimaldistanz gleich 2 war. Allerdings war ernicht 1-fehlerkorrigierend, denn dazu bedarf es ei-ner Minimaldistanz von mindestens 2 · 1+ 1 = 3.

Mathematik kompakt 136

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Anwendung — Computer-Tomographie

Computer-Tomographie und lineareGleichungssysteme

Im Jahre 1973 entstand eine Technik, welche diedurch Organuberlagerungen verursachten Schwa-chen herkommlicher Rontgenbilder beseitigte: dieComputer-Tomographie, abgekurzt CT.

Die CT beruht auf Rontgenstrahlung. CT-Bilder ge-ben einen Querschnitt durch den menschlichen Kor-per wieder.Die Bilder entstehen aufgrund von Mes-sungen mit Hilfe von Computern.

Sender Empfänger

Ein Rontgenstrahl wird von einem Sender ausge-strahlt und durchquert die vorgegebene Hirnschicht.Nach Verlassen des Korpers trifft er auf einen Strah-lenempfanger, der misst, wie stark der Strahl jetztnoch ist.Mathematik kompakt 137

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Anwendung — Computer-Tomographie

Die Messvorrichtung von oben

Tatsachlich sendet die Strahlenquelle aber nicht nureinen Strahl, sondern viele parallele Strahlen aus.Der Empfanger misst demzufolge fur jeden paralle-len Strahl die Starke seiner Abschwachung.

1 2

3 4

Sender

Empfänger

10

10 6

5

Wir gehen nun davon aus, dass alle Strahlen denSender mit einer Starke von 10 Einheiten verlassen.Die sukzessive Abschwachung des ersten Strahlslasst sich durch folgende Gleichung beschreiben:

10− x1 − x2 = 5 ⇐⇒ x1 + x2 = 5.

Analog wird der zweite Strahl beim Durchqueren derHirnteile 3 und 4 um x3 und x4 Einheiten von 10

auf 6 Einheiten abgeschwacht. Daraus ergibt sichdie Gleichung

10− x3 − x4 = 6 ⇐⇒ x3 + x4 = 4.

Mathematik kompakt 138

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Anwendung — Computer-Tomographie

Erneute Messung durch Drehung

Die beiden Messungen ergeben ein Gleichungssys-tem mit 2 Gleichungen, aber 4 Unbekannten xi,i = 1, . . . ,4. Die Unbekannten aus diesem Systemlassen sich nicht eindeutig bestimmen.

Deshalb wird die Messvorrichtung gedreht. Jetzt kanneine neue Messung durchgefuhrt werden:

1 2

3 4

Se

nd

er

10

10

Em

pf

än

ge

r

9

7

Der obere Strahl fuhrt nun auf die Gleichung

10− x3 − x2 = 7 ⇐⇒ x2 + x3 = 3.

Der untere Strahl liefert die Gleichung

10− x4 = 9 ⇐⇒ x4 = 1.

Mathematik kompakt 139

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Anwendung — Computer-Tomographie

Das resultierende Gleichungssystem

Insgesamt ergibt sich damit das folgende Gleichungs-system:

x1 + x2 = 5

x3 + x4 = 4

x2 + x3 = 3

x4 = 1.

Dieses System hat genau eine Losung:

x1 = 5, x2 = 0, x3 = 3 und x4 = 1.

Diese besagt, dass Teil 1 den Strahl um 5 Einheiten,Teil 2 um 0 Einheiten usw. abschwacht.

Zum CT-Bild kommt man jetzt, wenn man diese Lo-sungszahlen mittels einer Grautonskala umsetzt:

0 1 2 3 4 5

Mathematik kompakt 140

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Anwendung — Computer-Tomographie

Entstehen des CT-Bildes

0 1 2 3 4 5

Teil 1 unseres vereinfachten CT-Bildes wird also mitdem Grauton Nummer 5, Teil 2 mit dem Ton Num-mer 0 etc. eingefarbt. So entsteht folgendes CT-Bild:

Um medizinisch verwertbare Bilder zu erhalten, mus-sen naturlich sehr viele Messungen durchgefuhrt wer-den. Richtige CT-Bilder bestehen aus Tausenden vonQuadraten, die in unterschiedlichen Grautonen ge-farbt sind. Jedem Quadrat entspricht eine Unbekann-te xi.

Die Konstruktion eines solchen Bildes bedingt daherdie Losung großer linearer Gleichungssysteme mitTausenden von Gleichungen und Unbekannten.

Mathematik kompakt 141