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Linguistische Grundlagen 5. Syntax 4. Teil: Beschränkungen Gereon Müller Institut für Linguistik Universität Leipzig www.uni-leipzig.de/muellerg Gereon Müller (Institut für Linguistik) 04-006-1001: Linguistische Grundlagen 30. Januar 2018 1 / 21

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Linguistische Grundlagen5. Syntax

4. Teil: Beschränkungen

Gereon Müller

Institut für LinguistikUniversität Leipzig

www.uni-leipzig.de/∼muellerg

Gereon Müller (Institut für Linguistik) 04-006-1001: Linguistische Grundlagen 30. Januar 2018 1 / 21

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Beschränkungen

System bisher:

1 Regeln für Strukturaufbau (kontextfreie Phrasenstrukturregeln)

2 Regeln für Bewegungsphänomene (Transformationen; abgeleitete Regeln mitSlash-Merkmalen)

Beobachtung:Solche Systeme übergenerieren immer noch beträchtlich.

Ein dritter Baustein: Beschränkungen.

(1) Zwei Typen von Beschränkungen:

a. Beschränkungen für Transformationen (allgemeiner: Bewegung)b. Beschränkungen für Repräsentationen (syntaktische Strukturen)

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Beschränkungen für Transformationen

Das A-über-A-Prinzip

(2) A-über-A-Prinzip (Chomsky (1964)):In einer Struktur ... [A ... [A ... ] ... ] ... kann eine Transformation nur diehöhere, stärker inklusive Kategorie A betreffen.

(3) a. [NP1 My letter to [NP2 a friend in Italy ]] got lostb. *[NP2 Who ] did [NP1 my letter to t2 ] get lost ?c. [NP1 Which letter to [NP2 a friend in Italy ]] got lost?d. *John is the friend [NP2 who ] C [NP1 my letter to t2 ] got loste. This is the letter [NP1 which ] t1 got lost

(4) a. John heard [NP1 a rumour that you had read [NP2 this book ]]b. *[NP2 What ] did John hear [NP1 a rumour that you had read t2 ]] ?c. [NP1 Which rumour that you had read [NP2 this book ]] did John hear ?d. *This is a book [NP2 which ] John heard [NP1 a rumour that you had read

t2 ]e. This a rumour [NP1 which ] John heard t1

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Beschränkungen für Transformationen

Beschränkungen für Bewegungsabhängigkeiten ohneTransformationen

Beschränkungen für Bewegung können kodiert werden in Form von Restriktionenfür die Bildung abgeleiteter Kategorien.

(5) A-über-A-Beschränkung:α , β in (6).

(6) Abgeleitete Regeln:D(β,G) = { α /β→ σ1 ... σi /β ... σn: α→ σ1 ... σi ... σn ∈ G & 1≤i≤n & α, σi ∈

Vβ }.

Allerdings sind die beiden Varianten der Beschränkung nicht vollständigäquivalent: Bei der transformationellen Variante spielt der Grad der Einbettungkeine Rolle (relevant ist Dominanz), bei der Slash-Variante geht es umunmittelbare Dominanz.

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Beschränkungen für Transformationen

Probleme 1

Das A-über-A-Prinzip ist gleichermaßen zu stark und zu schwach. Das ersteProblem ist sehr ernst zu nehmen; das zweite Problem lässt das Prinzip wenigerplausibel aussehen.

(7) Wohlgeformte NP-über-NP-Beispiele, die das A-über-A-Prinzip ausschließt:

a. [NP2 Who would you approve of [NP1 my seeing t2 ]] ?b. [NP2 Which author ] did you read [NP1 a book about t2 ] ?

(8) Wohlgeformte CP-über-CP-Beispiele, die das A-über-A-Prinzip ausschließt:

a. John wouldn’t say [CP1 that Mary thinks [CP2 that Bill is nice ]]b. [CP2 That Bill is nice ] John wouldn’t say [CP1 that Mary thinks t2 ]c. Fritz hat behauptet [CP1 Maria würde denken [CP2 dass er nett ist ]]d. [CP2 Dass er nett ist ] hat Fritz behauptet [CP1 würde Maria denken t2 ]

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Beschränkungen für Transformationen

Probleme 2

(9) Wohlgeformte CP-über-CP-Beispiele, die das A-über-A-Prinzip ausschließt:

a. Fritz hat [VP1 [VP2 zu arbeiten ] versucht ]b. [VP2 Zu arbeiten ] hat Fritz [VP1 t2 versucht ]c. [VP1 [VP2 Zu arbeiten ] versucht ] hat Fritz t1d. Ich [V3 denke ] nicht [VP0 t3 [CP dass er [VP1 [VP2 zu arbeiten ] versucht ]

hat ]]e. ?[VP1 [VP2 Zu arbeiten ] versucht ] denke ich nicht [VP0 t4 [CP dass er t1

hat ]]f. ?[VP2 Zu

toarbeiten ]work

denkethink

ichI

nichtnow

[VP0 t4 [CP dassthat

erhe

[VP1 t2 versucht ]tried

hat ]]has

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Beschränkungen für Transformationen

Probleme 3

(10) Ungrammatische Beispiele, die das A-über-A-Prinzip nicht ausschließt:

a. You have [NP1 a [AP2 very intelligent ] sister ]b. [NP1 [AP2 How intelligent ] a t2 sister ] do you have ?c. *[AP2 How intelligent ] do you have [NP a t2 sister ] ?

(11) Ungrammatische Beispiele, die das A-über-A-Prinzip nicht ausschließt(sog. ‘Präpositionsstranden’):

a. Sie spielt [PP1 mit [NP2 dem grünen Auto ]]b. [PP1 Mit [NP2 welchem Auto ]] spielt sie t1 ?c. *[NP2 Welchem Auto ] spielt sie [PP1 mit t2 ] ?d. [PP1 Mit [NP2 dem grünen Auto ]] spielt sie t1e. *[NP2 Diesem Auto ] spielt sie [PP1 mit t2 ]

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Beschränkungen für Transformationen

Inselbeschränkungen

Weiterentwicklung:Als Reaktion auf Chomskys A-über-A-Prinzip hat Ross (1967) eine Theorie derInseln entwickelt. Inseln sind Kategorien, die für Transformationen opak sind.

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Beschränkungen für Transformationen

Beschränkung der komplexen Nominalphrase

(12) Beschränkung der komplexen Nominalphrase (Complex NP Constraint,Ross (1967)):Kein Element, das von einer CP dominiert ist, die von einer NP dominiertwird, kann aus dieser NP herausbewegt werden.

(13) Relativsätze:

a. *[NP1 Which book ] did John meet [NP2 a child [CP who read t1 ]] ?b. *[NP1 Who ] does Mary know [NP2 a girl [CP who is jealous of t1]] ?

(14) Komplementsätze:

a.??[NP1 Which book ] did John hear [NP2 a rumour [CP that you had readt1 ]] ?

b. *[PP1 How ] did John hear [NP2 a rumour [CP that you had fixed the cart1 ]] ?

c. ?*The hat [NP1 which ] I believed [NP2 the claim [CP that Otto was wearingt1 ]] is red

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Beschränkungen für Transformationen

Beschränkung des sententiellen Subjekts

(15) Beschränkung des sententiellen Subjekts (Sentential Subject Constraint,Ross (1967)):Kein Element, das von einer CP dominiert ist, die ein Subjekt ist, darf ausdieser CP herausbewegt werden.

(16) Konsequenz:

a. [NP1 Who ] did the reporters expect [CP that the principal would fire t1 ] ?b. *[NP1 Who ] was [CP that the principal would fire t1 ] expected by the

reporters ?c. *[NP1 Who ] did [CP that Mary was going out with t1 ] bother you ?

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Beschränkungen für Transformationen

Subjektbeschränkung

Beobachtung:Die Beschränkung des sententiellen Subjekts kann generalisiert werden:NP-Subjekte sind auch Inseln, auch wenn sie nicht im technischen Sinne“komplex” sind.

(17) Subjektbeschränkung (Subject Condition, Chomsky (1973), Huang (1982),Chomsky (1986), Freidin (1992)):Kein Element darf aus einem Subjekt herausbewegt werden.

(18) Beispiele:

a. *[NP2 Who(m) ] has [NP1 a comment about t2 ] annoyed you ?b. *[PP3 About whom ] has [NP1 a comment t3 ] annoyed you ?c. Who did you read [NP a book about ] ?

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Beschränkungen für Transformationen

Koordinationsbeschränkung

(19) Koordinationsbeschränkung (Coordinate Structure Constraint, Ross(1967)):In einer Koordinationsstruktur darf kein Konjunkt bewegt werden, und esdarf auch nichts aus einem Konjunkt herausbewegt werden.

(20) Bewegung aus einem Konjunkt heraus:

a. John is [AP proud of [NP1 his father ]] and [AP tired of [NP2 his mother ]]b. *[NP1 Who ] is John [AP proud of t1 ] and [AP tired of [NP2 his mother ]] ?c. *[NP2 Who ] is John [AP proud of [NP1 his father ]] and [AP tired of t2 ] ?

(21) Bewegung eines Konjunkts:

a. John likes [NP1 Mary ] and [NP2 Bill ]b. *[NP1 Who ] does John like t1 and [NP2 Bill ] ?c. *[NP2 Who ] does John like [NP1 Mary ] and t2 ?

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Beschränkungen für Transformationen

Ausnahme

Beobachtung:Es gibt eine interessante Ausnahme zur Koordinationsbeschränkung: WennBewegung gleichzeitig beide Konjunkte affiziert, dann gilt dieKoordinationsbeschränkung offenbar nicht. DieseTransformationsregelanwendung heißt “Aross-the-board rule application”(‘Anwendung auf breiter Front’).

(22) Anwendung auf breiter Front:

a. I wonder [CP [NP1 which books ] John hates t1 and Mary likes t1b. I know a man [CP [NP1 who ] John [VP saw t1 ] and [VP liked t1 ]]c. The doctor [CP [NP3 who ] [IP1 John worked for t3 ] and [IP2 Mary relied

on t3 ]] died

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Beschränkungen für Transformationen

Beschränkung des linken Zweigs

(23) Beschränkung des linken Zweigs (Left Branch Condition, Ross (1967)):Das am weitesten links stehende Element einer NP kann nicht aus dieserNP herausbewegt werden.

(24) Beispiele:

a. *[NP1 Which ] did you buy [NP t1 books ] ?b. *[NP1 Whose ] did you meet [NP t1 sister ] ?

(25) Weitere Beispiele:

a. Hans hat [NP D [NP [AP1 neue ] Bücher ]] gekauftb. *[AP1 Neue ] hat Hans [NP D [NP t1 Bücher ]] gekauft

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Beschränkungen für Transformationen

Ausnahmen

Beobachtung:Die Beschränkung des linken Zweigs gilt nicht in allen Sprachen.

(26) Verletzungen der Beschränkung des linken Zweits im Russischen:

a. [NP1 [NP2 Cju ]wessen

[N knigu ]]Buch

tydu

citaeš’liest

t1 ?

b. [NP2 Cju ]wessen

tydu

citaeš’liest

[NP1 t2 [N knigu]] ?Buch

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Beschränkungen für Transformationen

Generalisierte Beschränkung des linken Zweigs

(27) Generalisierte Beschränkung des linken Zweigs (Ross (1967), Gazdar(1981)):Das am weitesten links stehende Element einer XP kann nicht aus dieserXP herausbewegt werden.

(28) Weitere Konsequenzen, APs:

a. [AP1 [XP2 How ] sane ] is John t1 ?b. *[XP2 How ] is John [AP1 t2 sane ] ?c. [AP1 [XP2 Ganz schön ] neugierig ] ist Maria t1d. *[XP2 Ganz schön ] ist Maria [AP1 t2 neugierig ]

(29) Weitere Konsequenzen, IPs (sog. ‘that-trace-Effekte’):

a. [NP1 What ] do you think [CP that John bought t1 ] ?b. [NP1 What ] do you think [CP Ø John bought t1 ] ?c. *[NP1 Who ] do you think [CP that [IP t1 arrived ]] ?d. [NP1 Who ] do you think [CP Ø [IP t1 arrived ]] ?

Problem:(29-d) sollte leider auch ungrammatisch sein. Mögliche Lösung: Hier erfolgt gar keine Bewegung; dereingebettete Satz ist in Wirklichkeite eine spezielle Art von VP.

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Beschränkungen für Transformationen

W-Insel-Beschränkung

(30) W-Insel-Beschränkung (Wh-Island Condition, Chomsky (1973)):Bewegung darf nicht eine CP überschreiten, die ein W-Element am linkenRand hat.

(31) Beispiele:

a. How1 do you think [CP that Mary solved the problem t1 ] ?b. *How1 do you wonder [CP whether Mary solved the problem t1 ] ?c. [NP1 Which book ] do you think [CP that John read t1 ] ?d. ?*[NP1 Which book ] do you wonder [CP [PP2 to whom ] John gave t1 t2 ] ?

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Beschränkungen für Transformationen

Superioritätsbeschränkung

(32) Superioritätsbeschränkung (Superiority Condition, Chomsky (1973)):Von zwei W-Phrasen W1, W2, die in einer C-Kommando-Relation stehen,darf nur die bewegt werden, die die andere c-kommandiert.

(33) C-Kommando (‘c-command’):Ein Knoten α c-kommandiert einen Knoten β gdw. gilt: Der nächsteverzweigende Knoten, der α dominiert, dominiert auch β.

(34) Beispiele:

a. Who1 t1 saw what2 ?b. *What2 did who1 see t2 ?c. I wonder [CP who1 t1 bought what2 ]d. *I wonder [CP what2 who1 bought t2 ]

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Beschränkungen für Repräsentationen

Anaphern, Pronomina, R-Ausdrücke

Terminologie (Chomsky (1981)):

1 Ein Element heißt Anapher, wenn es ein Reflexivpronomen oder einReziprokpronomen ist.

2 Ein Element heißt Pronomen, wenn es ein Personalpronomen ist.

3 Ein Element heißt R-Ausdruck (“referentieller Ausdruck”), wenn zur KategorieN gehört und weder Anapher noch Pronomen ist.

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Beschränkungen für Repräsentationen

Prinzipien A, B und C

(35) a. Prinzip A:Eine Anapher ist in ihrer Bindungsdomäne gebunden.

b. Prinzip B:Ein Pronomen ist in seiner Bindungsdomäne nicht gebunden.

c. Prinzip C:Ein R-Ausdruck ist nicht gebunden.

(36) Bindung:α bindet β gdw. (a), (b) und (c) gelten:

a. α und β sind koindiziert (‘referenzidentisch’).b. α ist nicht bewegt.c. α c-kommandiert β.

(37) Bindungsdomäne:Die Bindungsdomäne von α ist der nächste Knoten, der α und ein Subjektenthält.

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Beschränkungen für Repräsentationen

Bindungseffekte

(38) a. Mary1 hates herself1.b. *Mary1 hates her1.c. *Mary1 hates herself2.d. Mary1 hates her2.

(39) a. *Mary1 hates Mary1.b. *She1 hates Mary1.c. Mary1 hates Mary2.d. She1 hates Mary2.

(40) a. Mary1 thinks that she1 is smart.b. *Mary1 thinks that herself1 is smart.c. Mary1 thinks that Paula2 likes her1.d. *Mary1 thinks that Paula2 likes her2.e. *Mary1 thinks that Paula2 likes herself1.f. Mary1 thinks that Paula2 likes herself2.

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