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Lisa J. Smith VISIONEN DER NACHT Der tödliche Bann

Lisa J. Smith VISIONEN DER NACHT Der tödliche Bann · 10 000 Büchern im Norden Kaliforniens. Weitere lieferbare Titel von Lisa J. Smith bei cbt: Die Tagebuch eines Vampirs-Serie

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  • Lisa J. Smith VISIONEN DER NACHT

    Der tödliche Bann

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  • Die Autorin

    Foto

    : © p

    riva

    t Lisa J. Smith hat schon früh mit dem Schreiben begonnen. Ihren ersten Roman veröffent-lichte sie noch während ihres Studiums. Sie lebt mit einem Hund, einer Katze und ungefähr 10 000 Büchern im Norden Kaliforniens.

    Weitere lieferbare Titel von Lisa J. Smith bei cbt:

    Die Tagebuch eines Vampirs-Serie

    im Zwie licht (Band 1, 30497)Bei Däm me rung (Band 2, 30498)in der Dun kel heit (Band 3, 30499)in der Schat ten welt (Band 4, 30500)rückkehr bei nacht (Band 5, 30664)Seelen der Finsternis (Band 6, 30703)

    Die Night World-Rei he

    en gel der Ver damm nis (30633)Prinz des Schat ten reichs (30634)Jä ge rin der Dun kel heit (30635)retter der nacht (30712)Gefährten des Zwielichts (30713)töchter der Finsternis (30714)

    Der magische Zirkel

    Die Ankunft (Band 1, 30660)Der Verrat (Band 2, 30661)Die erlösung (Band 3, 30662)

    Visionen der Nacht

    Die dunkle Gabe (Band 1, 38000)Der geheime Bund (Band 2, 38001)

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  • Lisa J. Smith

    VISIONENDER NACHTDer tödliche Bann

    Aus dem Amerikanischen von Anne Emmert

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  • cbt ist der Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House

    Verlagsgruppe Random House FSc-DEu-0100Das für dieses Buch verwendete FSc®-zertifizierte Papier München Super Extra liefert Arctic Paper Mochenwangen GmbH.

    1. Auflage Erstmals als cbt Taschenbuch Mai 2011Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 1995 by Lisa J. SmithDie amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel»Dark Visions – The Passion« bei Simon & Schuster, New York.© 2011 für die deutschsprachige Ausgabe cbt Verlagin der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenAlle deutschsprachigen Rechte vorbehaltenÜbersetzung: Anne EmmertLektorat: Frauke Heitheckerumschlaggestaltung © HildenDesign, München, www.hildendesign.deunter Verwendung eines Motivs von Luba V Nel / Shutterstockhe ∙ Herstellung: AnGSatz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad AiblingDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN 978-3-570-38002-4Printed in Germany

    www.cbt-ju gend buch.de

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  • Für Pat McDo nald, ei nen wun der ba ren Lek tor, der mir mit sei ner Klug heit half, mei nen Vi si o nen

    eine Form zu ge ben, und des sen end lo se Ge duld es mir er laub te, sie zu per fek ti o nie ren.

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  • 7

    Ka pi tel Eins

    Das Bel len ei nes Hun des durch brach die Stil le der Nacht. Gab ri el sah sich kurz um, alle Sin ne an ge spannt. Dann mach te er sich da ran, ins Haus ein zu bre chen.

    Schnell hat te er mit dem Diet rich das Schloss ge-knackt und öff ne te die Tür.

    Er schmun zel te.Vier Men schen in dem Haus wa ren wach. Eine von

    ih nen war Kait lyn, die wun der schö ne Kait lyn mit dem rot gol de nen Haar. Eine Schan de, dass er sie wo mög-lich wür de tö ten müs sen – doch fort an war er ihr Feind. Schwä che konn te er sich nicht leis ten.

    Gab ri el ar bei te te für Mr Ze tes. und Mr Ze tes woll te et was ha ben, näm lich den Split ter des letz ten großen Kris talls der Welt. Kait lyn und die an de ren hat ten ihn, und Gab ri el wür de ihn sich ho len.

    So ein fach war das.Wenn je mand ver such te, ihn auf zu hal ten, wür de er

    ihm weh tun müs sen. Auch Kait lyn.Ei nen Au gen blick wur de ihm eng um die Brust. Dann

    ver här te te sich sein Ge sichts aus druck, und er schlich in das dunk le Haus.

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  • 8

    »Gib auf, Kait lyn.«Kait lyn blick te in Gab ri els dun kel graue Au gen.»Wie bist du hier rein ge kom men?«, frag te sie.Gab ri el lä chel te süf fi sant. »Ein bre chen ge hört zu mei-

    nen neu en Ta len ten.«»Das ist Mari sols Zu hau se«, hör te er Rob hin ter sich

    sa gen. »Du kannst nicht ein fach …«»Aber ich habe doch schon. Glaubt ja nicht, dass euch

    je mand hilft. Die an de ren habe ich in ei nen tie fen Schlaf ver setzt. Ich glau be, ihr wisst, wa rum ich hier bin.«

    Alle vier starr ten ihn an: Kait lyn, Rob, Le wis und Anna. Sie wa ren auf der Flucht vor Mr Ze tes, dem chef des Ze tes-Ins ti tuts für Pa ra psy cho lo gie, und Mari sols Fa mi lie hat te sie auf ge nom men. Mar isol selbst war gar nicht im Haus. Die frü he re For schungs as sis ten tin hat te zu viel über Mr Ze tes’ Ma chen schaf ten he raus ge fun den und war des halb von Zetes in ein künst li ches Koma ver-setzt wor den. Doch ihre Fa mi lie war Kait lyn und den drei an de ren freund lich ge son nen – und be kam we gen ih rer Gäs te nun noch mehr Prob le me.

    Es war nach Mit ter nacht. Im Zim mer von Mari sols Bru der, in dem die Mäd chen un ter ge bracht wa ren, be-spra chen die vier ge ra de, was als Nächs tes zu tun war. und dann kam plötz lich Gab ri el durch die Tür.

    Kait lyn, die vor dem hüb schen Ma ha go ni schreib tisch ne ben Mari sols Bett stand, zeig te kei ner lei Re gung. Sie ver such te, ih ren Geist völ lig zu lee ren.

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  • 9

    Anna und Le wis sa ßen am Fußen de auf der Bett kan te und setz ten ein eben so un be weg tes Ge sicht auf. Robs Geist war aus schließ lich mit gol de nem Licht er füllt. Die drei bo ten Gab ri el kei ner lei An griffs punk te.

    Den stör te das nicht wei ter. Er be trach te te den Tisch hin ter Kait lyn. Sein Lä cheln war strah lend und ge fähr-lich.

    »Gib auf«, wie der hol te er. »Ich will ihn ha ben, und ich wer de ihn mir ho len.«

    »Wir wis sen gar nicht, was du meinst«, sag te Rob aus-drucks los und ging ei nen Schritt auf ihn zu.

    Gab ri el ant wor te te, ohne Rob auch nur ei nes Bli ckes zu wür di gen. Noch im mer lä chel te er, doch sei ne Au-gen ver dun kel ten sich zu neh mend. »Den Split ter des letz ten Gro ßen Kris talls na tür lich«, sag te er. »Wollt ihr Ver steck spie len, oder gebt ihr ihn mir ein fach?« Sein Blick wan der te wie der zum Schreib tisch.

    »Selbst wenn wir ihn hät ten, wür den wir ihn dir nicht ge ben«, sag te Rob, »son dern da mit dei nen chef ver-nich ten – er ist doch jetzt dein chef, oder etwa nicht?«

    Gab ri els Lä cheln ge fror. Sei ne Au gen ver eng ten sich leicht, und Kait lyn sah, wie die Fins ter nis da rin im mer tie fer wur de. Doch sei ne Stim me blieb ru hig und ge las-sen. »Klar ist er mein chef. und ihr hal tet euch bes ser fern von ihm, sonst könn te euch noch et was zu sto ßen.«

    Hin ter Kait lyns Au gen brann te es. Es fiel ihr schwer zu glau ben, was hier ge schah. Gab ri el stand vor ih nen wie

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  • 10

    ein Frem der und warn te sie da vor, Mr Ze tes zu nahe zu kom men. Aus ge rech net Mr Ze tes, dem Mann, der sie in eine über sinn li che Ter ror trup pe hat te ver wan deln wol len. Er hat te ver sucht, sie um zu brin gen, als sie sich ge gen ihn zur Wehr setz ten, und hat te sie bis nach Ka na da ver folgt. Of fen bar war er ih nen im mer noch auf der Spur, nun, da sie wie der in Ka li for ni en wa ren, um es mit ihm auf zu neh-men. Sie hat ten ge hofft, das Haus von Mari sols Fa mi lie sei ein gu tes Ver steck, doch da hat ten sie sich ge täuscht.

    Anna und Le wis wa ren auf ge sprun gen. »Was fällt dir ei gent lich ein, Gab ri el?« Anna Eva White ravens Stim me war wie im mer klar und ge las sen, doch auf ih-rem sonst ab ge klär ten Ge sicht, das ein ge rahmt war von lan gem schwar zem Haar, lag ein fins te rer Aus druck. »Wa rum hast du dich auf sei ne Sei te ge schla gen, nach al lem, was er ge tan hat?«

    »und was er noch so vor hat«, warf Le wis ein. Le wis chao, der nor ma ler wei se so fröh lich war wie Anna aus-ge gli chen, blick te Gab ri el mit sei nen man del för mi gen Au gen fins ter an.

    »Er ist durch und durch böse, Gab ri el. Er ist böse, und du weißt das«, er klär te Rob und ging noch ei nen Schritt auf Gab ri el zu. Auch Rob Kess ler war von Na tur aus al les an de re als eine be droh li che Er schei nung, doch in die-sem Mo ment er in ner te er mit dem verwu schel ten blon-den Haar und den glü hen den gol de nen Au gen an ei nen Ra che en gel.

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  • 11

    »und am Ende wird er sich ge gen dich wen den«, schloss sich Kait lyn der Rei he der Mah ner an. Kait lyn Fair child, we der so sanft und un be küm mert wie Anna oder Le wis, noch so ide a lis tisch wie Rob, hat te feu ri-ges Haar und ein eben sol ches Tem pe ra ment. We gen ih-rer rau chig blau en Au gen mit den dunk len Rin gen da-rin hiel ten vie le sie für eine Hexe. Kait lyn durch bohr te Gab ri el mit ih rem Blick.

    Gab ri el Wolfe warf den Kopf zu rück und lach te.Wie im mer raub te er Kait lyn den Atem. Gab ri el war

    eben so gut aus se hend wie Furcht ein flö ßend. Sei ne blas se Haut ließ das schwar ze Haar noch dunk ler wir-ken, fast wie das sei di ge Fell ei nes Tie res. Er glich sei nem Na mens vet ter, dem Wolf, durch und durch ein Jä ger, der sei ne Beu te gna den los ver folg te und mit ihr spiel te.

    Na tür lich ist er böse, sag te Gab ri el. Kait lyn hör te die Wor te in ih rem Kopf. Sie klan gen be lus tigt und spöt-tisch. Ich bin auch böse, oder war euch das noch gar nicht auf ge fal len?

    Kait lyn spür te ei nen Schmerz an den Schlä fen wie vie le klei ne Na del sti che.

    Das At men fiel ihr schwer, und sie er kann te die Be-stür zung in Anna, Le wis und Rob.

    Gab ri el war stär ker ge wor den.Auch das war durch das te le pa thi sche Netz zu spü ren,

    das die fünf mit ei nan der ver band. Gab ri el hat te es einst ge schaf fen, und sie wür den mit ei nan der ver knüpft sein,

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  • 12

    bis ei ner von ih nen starb. Alle fünf ver füg ten über über-sinn li che Fä hig kei ten: Rob hat te hei len de Kräf te, Kait lyn konn te die Zu kunft vor her sa gen, Le wis be trieb Te le ki ne se, und Anna konn te Tie re be ein flus sen. Gab ri el hat te te le-pa thi sche Kräf te, knüpf te also eine geis ti ge Ver bin dung zu an de ren. So hat te er sie auch mit ei nan der ver netzt, alle fünf, ver se hent lich. Seit her wa ren sie wie die Arme ei-nes See sterns: je der für sich und doch Teil ei nes Gan zen.

    Gab ri els Kräf te wa ren im mer am stärks ten ge we sen, doch die In ten si tät, die sie jetzt spür ten, er schüt ter te die an de ren vier. Sei ne in ne re Stim me hat te be lus tigt ge klun gen, durch aus – doch sie hat te ih nen die Be deu-tung sei ner Wor te ins Ge hirn ein ge brannt wie ein glü-hen des Schür ei sen.

    Le wis’ Ge dan ke klang da ge gen schwach und fern: Ich habe Angst.

    Als Kait lyn ihm ei nen kur zen Blick zu warf, merk te sie, dass der Ge dan ke nicht für die an de ren be stimmt ge we-sen war. Das war das Pro blem mit der Te le pa thie und dem Netz, das sie mit ei nan der ver knüpf te. Die Nähe, die es schuf, war manch mal zu groß, und pri va te Ge dan ken ge lang ten un be ab sich tigt ins öf fent li che Fo rum, stell ten sie vor den an de ren bloß. Sie konn ten kaum et was vor-ei nan der ver ber gen.

    Kait lyn durch zuck te eine Er kennt nis. Sie sah Gab ri el wie der di rekt in die Au gen, wäh rend sie ih ren Ge dan-ken aus sprach.

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  • 13

    »Das ist es, nicht wahr?«, frag te sie. »Des halb bist du ge gan gen. Es war dir zu viel, die se Nähe, die se Ver traut-heit …«

    »Nein.«»Gab ri el, es geht uns doch al len so«, griff Anna den

    Ge dan ken auf. »Wir hät ten alle gern ein biss chen mehr Pri vats phä re. Aber wir sind dei ne Freun de …«

    Gab ri els Lä cheln war grau sam. »Ich brau che kei ne Freun de.«

    »Du hast sie aber«, sag te Rob lei se. Er mach te ei nen wei te ren Schritt auf Gab ri el zu, und sei ne Hand schloss sich um des sen Schul ter. Mit ei ner Be we gung, die mü-he los aus sah, dreh te er Gab ri el herum.

    Die an de ren traf Gab ri els Über ra schung und Wut wie ein Schlag. Rob ig no rier te bei des. Er sprach ru hig und ernst haft, sah Gab ri el da bei di rekt in die Au gen. Sein Zorn war ver flo gen, eben so wie die Ri va li tät, die oft zwi schen ihm und Gab ri el ge herrscht hat te, die ty pisch männ li che Ran ge lei um Macht. Rob kämpf te ge gen sei-nen Stolz an, und sei ne na tür li che Auf rich tig keit trug den Sieg da von. Er zwang sich dazu, sich Gab ri el un ge-schützt zu stel len.

    »Wir sind mehr als Freun de«, sag te er. »Wir sind alle ein Teil der an de ren, je der von uns. Du hast uns dazu ge macht. Du hast uns mit ei nan der ver bun den, weil du uns das Le ben ret ten woll test. und jetzt willst du uns er-zäh len, dass du auf die Sei te des Bö sen ge wech selt hast?

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  • 14

    Dass du un ser Feind bist?« Er schüt tel te den Kopf. »Das glau be ich dir nicht.«

    »Weil du ein ide a lis ti scher Idi ot bist«, zisch te Gab ri el so lei se wie Rob, je doch bru tal und be droh lich. Er ver-such te nicht, sich Robs Griff zu ent zie hen. »Glaub mir, du Pro vin zei, wenn du meinst, mir in die Que re kom men zu müs sen, wird es dir noch leidtun.«

    Rob schüt tel te den Kopf. Sei ne Hal tung war un nach-gie big, das Kinn stur nach vorn ge reckt. »Mir kannst du nichts vor ma chen, Gab ri el. Du führst dich auf wie ein gro ber Klotz, da bei bist du ein kluger Kopf. Du bist so gar ei ner der in tel li gen tes ten Men schen, die mir je be geg net sind. Du könn test et was aus dir ma chen …«

    »Ich bin …«, be gann Gab ri el, doch Rob fuhr freund-lich und un nach gie big fort. »Du tust, als wä ren dir an-de re völ lig egal, aber auch das stimmt nicht. Du hast uns alle vor dem Kris tall ge ret tet, als Joyce und Mr Ze tes uns da mit um brin gen woll ten, du hast uns ge ret tet, als sie uns im Ins ti tut bei na he er wischt hät ten. und dann hast du uns ge mein sam mit Kait lyn noch ein mal vor die ser par a nor ma len At ta cke im Auto ge ret tet.«

    Da tat Rob et was, das Kait lyn über rasch te. Er schüt-tel te Gab ri el. Wie der schwapp ten Ver blüf fung und Wut durchs Netz, doch ehe Gab ri el et was sa gen konn te, sprach Rob schon wei ter, dies mal grim mig und mit Nach druck.

    »Ich weiß nicht, was du be wei sen willst, aber es bringt

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  • 15

    dir nichts. Es bringt gar nichts. Wir sind dir nicht egal, und das kannst du nicht än dern. Wa rum gibst du es nicht ein fach zu, Gab ri el? Wa rum hörst du nicht hier und jetzt mit die sem Blöd sinn auf?«

    Kait lyn stock te der Atem. Sie wag te kaum, Luft zu ho-len, wag te nicht, sich zu rüh ren. Rob be weg te sich knapp am Ab grund. Es war wahn sin nig – aber es funk ti o nier te.

    Gab ri el hat te sich leicht ent krampft, die An span nung des Jä gers hat te sich ge legt. und ob wohl Kait lyn sei ne Au gen nicht se hen konn te, ver mu te te sie, dass sie sich zu ei nem war men Grau auf ge hellt hat ten. Auch sei ne Ge gen wart im Netz wur de hel ler und wär mer. Die Bil-der von spit zen Sta lak ti ten und eis kal ten Glet schern ver flüch tig ten sich. Gab ri els Eis ber ge schmol zen in der bren nen den Hit ze von Robs gol de nen Au gen.

    »Du bist uns al len wich tig«, sag te Rob mit un ver än-der tem Nach druck. »und dein Platz ist hier. Komm zu uns zu rück, und hilf uns, Mr Ze tes los zu wer den, okay? Okay, Gab ri el?«

    und dann be ging er ei nen Feh ler.Er hat te Gab ri el die Wor te ins Ge sicht ge schleu dert,

    und die ser hat te zu ge hört, als blie be ihm gar nichts an-de res üb rig, ge ra de so, als sei er hyp no ti siert. Doch nun ging Rob in die men ta le Ver stän di gung über und ver-such te, Gab ri el sein An lie gen auch te le pa thisch nä her-zu brin gen. Kait lyn wuss te, wa rum er das tat. Die Te le pa-thie war mäch tig und ver trau lich. Zu ver trau lich.

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  • 16

    Komm zu rück, sag te Rob. Komm zu rück, Gab ri el, bit te.Ihr Warn ruf kam zu spät. Gab ri el tauch te ab. Kait lyn

    spür te, wie sich der Zorn in ihm auf bau te wie ein Tsu-nami. Rob, sag te sie. Rob, nicht …

    Lasst mich in RuHE!Die Wor te tra fen die an de ren wie ein Faust hieb. Buch-

    stäb lich. Rob wur de rück lings nach hin ten ge schleu dert. Sein Kör per zuck te in Re ak ti on auf die Flut von Sig na-len, die sein Ge hirn aus sand te. Als er auf dem Bo den lag, war noch je der Mus kel sei nes Kör pers an ge spannt, das Ge sicht ver zerrt, die Fin ger ver krampft. Kait lyn durch-zuck te sein Schmerz. Sie woll te zu ihm, doch Gab ri el stand im Weg, und ihre Bei ne woll ten ihr nicht ge hor-chen. Anna und Le wis stan den eben falls da wie ge lähmt.

    Ich brau che euch alle nicht, dröhn te Gab ri els Stim me in Kait lyns Kopf. Ihr seid im Irr tum. Ich ge hö re nicht zu euch. Ihr habt ja kei ne Vor stel lung von dem, was ich bin, was aus mir ge wor den ist.

    »Ich glau be schon«, keuch te Kait lyn. Sie dach te da-ran, was Mr Ze tes’ Kris tall Gab ri el an ge tan hat te. Er hat te ihn in eine Art Vam pir ver wan delt, der an de ren die Le bens e ner gie ent zie hen muss, um zu über le ben. Sie spür te noch sei ne Lip pen in ih rem Na cken.

    Bei der Er in ne rung kam je doch kein Ekel in ihr hoch, son dern nur Angst. Sie woll te zu Rob, um ihm zu hel-fen, doch sie woll te auch Gab ri el nicht im Stich las sen.

    »Es ist doch nicht dei ne Schuld, Gab ri el«, flüs ter te sie.

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  • 17

    »Du glaubst, dass du böse bist, weil du mit dei nem Geist Schlim mes an rich ten kannst. Aber der Kris tall hat dich dazu ge macht. Es ist nicht dei ne Schuld. Du hast nicht da rum ge be ten. Du bist nicht böse.«

    »Da täuschst du dich aber ge wal tig.« Gab ri el hat te sich zu ihr um ge dreht. Er hat te sich ein we nig be ru higt, doch in sei nen Au gen blitz te wie der das blan ke Eis, ein kal ter, klir ren der Wahn sinn, der schreck li cher war als je-der Zorn. Auf sei nem Ge sicht brei te te sich ein Lä cheln aus, von dem Kait lyn Gän se haut be kam.

    »Ich weiß schon lan ge, was ich bin«, sag te er im Plau-der ton. »Der Kris tall hat mich nicht ver än dert, er hat mei ne Kräf te nur ver stärkt. und dank ihm kann ich mich so ak zep tie ren, wie ich bin.« Sein Lä cheln wur de noch brei ter, und Kait lyn ver spür te den Drang zu flie hen. »Wenn du von Na tur aus auf der dunk len Sei te stehst, kannst du eben so gut das Bes te da raus ma chen. Dann gehst du am bes ten gleich dahin, wo du hin ge hörst.«

    »Also zu Mr Ze tes«, flüs ter te Anna. Wi der wil le husch te über ihr hüb sches Ge sicht.

    Gab ri el zuck te mit den Schul tern. »Er hat eine Vi-si on. Er glaubt, dass Leu te mit mei nen Kräf ten ih ren Platz in der Welt ha ben, und zwar ganz oben. Ich bin dem Rest der lau si gen Mensch heit haus hoch über le gen. Ich bin klü ger, stär ker, bes ser. Mir steht die Herr schaft zu. und ich wer de es nicht zu las sen, dass ihr mich da-ran hin dert.«

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  • 18

    Kait lyn rang kopf schüt telnd nach Wor ten. »Gab ri el, das neh me ich dir nicht ab. Du bist doch nicht …«

    »Doch. und wenn ihr glaubt, ihr könnt ver hin dern, dass ich mir den Kris tall split ter hole, dann wer det ihr stau nen.«

    Wie der wan der te sein Blick zu dem Ma ha go ni tisch. Kait lyn riss sich zu sam men. Rob lag noch im mer hilfl os am Bo den, Le wis und Anna stan den da wie ver stei nert. Nie mand au ßer ihr wür de sich ihm in den Weg stel len.

    »Du be kommst ihn nicht«, sag te sie.»Geh mir aus dem Weg.«»Ich sag te, du be kommst ihn nicht.« Zu ih rer ei ge nen

    Über ra schung klang ihre Stim me fest und ent schie den.Er kam nä her. Sei ne grau en Au gen wa ren al les, was sie

    noch sah. Sie er füll ten die ge sam te Welt um sie he rum. Zwing mich nicht dazu, Kait lyn. Ich bin nicht mehr euer Freund, ich bin euer Jä ger. Geht nach Hau se und hal tet euch von Mr Z fern, sonst stößt euch noch et was Schlimmes zu.

    Kait lyn sah in sein lei chen blas ses Ge sicht. Wenn du den Kris tall ha ben willst, musst du ihn dir ho len.

    »Wie du meinst«, mur mel te Gab ri el. Ein spin nen-netz ar ti ger Schlei er leg te sich über sei ne Au gen. Kait-lyn spür te sei nen Geist wie eine sen gen de Lieb ko sung. Dann zer riss sie der Schmerz.

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  • 19

    Ka pi tel Zwei

    »Kait lyn!«Kait hör te Rob aus der Fer ne ru fen, spür te, wie er sich

    müh sam auf rap pel te und, da er nicht auf die Bei ne kam, auf al len vie ren zu ihr kroch. Doch der un er träg li che Schmerz in ih rem Kopf block te al les an de re ab.

    Anna und Le wis wa ren nä her bei ihr. Auch sie hör te Kait ru fen.

    »Lass sie los!«»Was machst du da mit ihr?«Gab ri el schob sie bei sei te und hör te nicht auf. Der

    Schmerz wur de stär ker, brann te wie Feu er. Kait lyn hat te so et was erst ein mal er lebt, als sie mit dem Kris tall in Ver bin dung ge stan den hat te. Dem gro ßen Monst rum, das Mr Ze tes nutz te, um par a nor ma le Kräf te zu ver stär-ken, und mit dem er Men schen fol ter te.

    In weiß glü hen den Wel len er reich ten die Qua len rasch ih ren Hö he punkt und lie ßen dann wie der nach, ehe sich die nächs te Wel le auf bau te. Kait lyns Mus keln wa ren so ge spannt, dass sie stock steif da stand, un fä hig zu flie hen oder auch nur zu schrei en. Sie schwieg nicht aus Hel den mut – sie be kam ein fach kei nen Ton he raus.

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  • 20

    Hör auf da mit, ver dammt noch mal! Hör auf!Rob hat te sich ir gend wie zu ihr durch ge schla gen. Er

    leg te ihr die Hän de auf, und sei ne gol de ne Heil kraft nahm den Kampf ge gen den ro ten Schmerz auf. Sei ne Kräf te schütz ten sie.

    »Lass sie in Ruhe«, rief Rob hei ser. Er zog Kait lyn von Gab ri el weg aufs Bett.

    Gab ri el be trach te te nach denk lich den nun mehr frei en Weg zum Schreib tisch. »Mehr woll te ich doch gar nicht«, mur mel te er.

    Er öff ne te die mitt le re Schub la de des Ma ha go ni ti sches und nahm den Kris tall split ter he raus.

    Kait lyn rang nach Luft. Rob leg te sie sanft aufs Bett, den ei nen Arm fest um sie ge schlun gen. Kait spür te sei-nen Zorn, An nas Ent set zen und Le wis’ Wut. Über rascht stell te sie fest, dass sie Gab ri el ge gen über kei ner lei bit-te re Ge füh le heg te. Kurz be vor er sie an ge grif fen hat te, war et was Merk wür di ges in sei nen Au gen ge we sen – als müs se er in sei nem In nern et was aus schal ten, um es über haupt über sich zu brin gen. Als müs se er sei ne Ge-füh le be täu ben.

    Gab ri el dreh te sich zu ih nen um. Der Kris tall glit zer te im Ha lo gen licht der De cken be leuch tung. Er hat te die Form des Horns ei nes Ein horns, war etwa drei ßig Zen ti-me ter lang und hat te un zäh li ge schar fe Fa cet ten. Er glit-zer te wie ein Di a mant.

    »Er ge hört dir nicht«, er klär te Anna. Sie und Le wis

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  • 21

    bau ten sich vor Gab ri el auf. Kait lyn und Rob stan den auf und ver voll stän dig ten die Pha lanx. »Die Ge mein-schaft hat ihn uns ge ge ben.«

    »Die Ge mein schaft«, höhn te Gab ri el. »Die se fei gen Tag träu mer. Hät te ich in den al ten Zei ten ge lebt, dann hät te ich mich der Dunk len Loge an ge schlos sen und sie aus ge rot tet.«

    Nein, fei ge sind sie nicht, dach te Kait lyn. Gab ri els Wor te rie fen ihr die Ge sich ter wie der ins Ge dächt nis: den al ten wei sen Ti mon, die küh le, scharf sich ti ge Me-reni ang, den luchs äu gi gen, auf brau sen den Le Shan. Sie wa ren die letz ten Über le ben den ei nes ur al ten Vol kes, das einst die Kris tal le ge hü tet hat te. Nie hat ten sie sich in die An ge le gen hei ten der Men schen ein ge mischt, doch für Kait lyn und die an de ren hat ten sie alle Prin zi-pi en au ßer Acht ge las sen und ihre ei ge ne Macht auf ge-ge ben, um den Ju gend li chen eine Waf fe ge gen Mr Ze tes in die Hand zu ge ben.

    »und jetzt baut Mr Ze tes also sei ne ei ge ne Dunk le Loge auf?« Kait lyn sah Gab ri el un ver wandt an.

    »So könn te man es nen nen. Ein par a nor ma les Ein-satz kom man do. und ich wer de es an füh ren«, er wi der te Gab ri el ab we send, wäh rend er mit den Fin gern über den Kris tall fuhr. Das war ge fähr lich, das hät te Kait ihm sa-gen kön nen. Eine der schar fen Kan ten schnitt ihm in den Fin ger. Geis tes ab we send run zel te er die Stirn, als die Wunde zu bluten begann.

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    »Er nützt euch so wie so nichts«, sag te er. »Ihr woll-tet ihn mit dem an de ren Kris tall zu sam men brin gen, stimmt’s? Ge mein sam wür den die Kris tal le eine Fre quenz her vor brin gen, die alle bei de zer stört.«

    Kait lyn wuss te nicht ge nau, wie die wis sen schaft li-che Er klä rung dazu lau te te. Le Shan hat te ih nen nur er-klärt, dass der Kris tall split ter Mr Ze tes’ Kris tall zer stö-ren wür de, mehr wuss ten sie auch nicht. Sie be ob ach-te te, wie Blut von Gab ri els Fin ger auf den Holz fuß bo-den tropf te.

    »Aber da für müss tet ihr erst ein mal an den Kris tall he ran kom men«, fuhr Gab ri el fort. »und das wird euch nicht ge lin gen. Der Alte hat ihn mit ei ner Zah len kom-bi na ti on ge si chert. Da hilft auch kei ne Te le ki ne se, Le wis. Eine Kom bi na ti on aus acht Zif fern – die knackst du nie.«

    Er klang fast fröh lich. und er hat te recht, das war den an de ren klar. Le wis konn te Ge gen stän de mit tels Te le-ki ne se be we gen, doch eine Zah len kom bi na ti on konn te er da mit nicht kna cken.

    Le wis er rö te te leicht, kom men tier te Gab ri els Be mer-kung je doch nicht. »Ist Ly dia noch bei euch?«

    »Dein klei nes Schätz chen?« Gab ri el grins te ge mein. »Am bes ten ver gisst du sie. Sie ist wie der un ter der Fuch tel ih res Va ters. und sie hat dich so wie so nie lei-den kön nen.«

    Scha de, dach te Kait lyn. Ly dia Ze tes war ein Spit zel und eine Ver rä te rin ge we sen, vom Va ter ge schickt, um

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    sie auf der Rei se nach Ka na da und der Su che nach der Ge mein schaft aus zu spi o nie ren. Trotz dem tat sie Kait lyn leid. un ter der Auf sicht von Mr Ze tes zu ste hen, war ein Schick sal, das sie nicht ein mal ih rem größ ten Feind wün schen wür de.

    »Es ist ge nau so, wie ich es Kait lyn er klärt habe«, sag te Gab ri el ru hig. »Ihr könnt alle nach Hau se ge hen. An den Kris tall kommt ihr nicht he ran. und die Po li-zei wür de euch auch nicht glau ben, da für hat der Alte schon ge sorgt. Er küm mert sich üb ri gens auch um die Leu te, die An nas El tern um Hil fe ge be ten ha ben. und die Ge mein schaft ist noch nicht ein mal in der Lage sich selbst zu hel fen. Ich weiß wirk lich nicht, was ihr hier noch ver lo ren habt. Wie wäre es, wenn ihr nach Hau se geht, ehe ich euch noch ein mal weh tun muss?«

    Rob hat te bis da hin ge schwie gen, weil sei ne Wut zu über mäch tig war, doch schließ lich fand er sei ne Spra che wie der. Er bau te sich vor Gab ri el auf. Kait lyn brauch te das Netz nicht, um sei nen Zorn zu spü ren. Er durch zog jede Fa ser sei nes Kör pers bis hin zu den glü hen den gol-de nen Au gen.

    »Du bist ein Ver rä ter«, sag te er schlicht. »und wenn du dich uns nicht an schlie ßen willst, wer den wir ge gen dich kämp fen. Mit al lem, was wir ha ben.«

    Ob wohl sei ne Stim me ge las sen klang, schwang un-ter schwel lig et was mit. Nicht nur Wut, dach te Kait lyn plötz lich. Nein, Rob war ver letzt, er fühl te sich per sön-

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  • UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

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