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LISE DE LA SALLE - Konzerthaus Dortmund · 10 I 11 KUrz vor DEm KoNzErT ErNEUErEr DES KLAvIErrEPErToIrES Klaviermusik von Domenico Scarlatti, Frédéric chopin und Sergej Prokofiew

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LISE DE LA SALLE KLAvIEr

Abo: Solisten III – »Junge Wilde«

In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy-klingeln. Ebenfalls aus rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen

während der vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr verständnis!

2,50 E

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ProgrAmm

DomENIco ScArLATTI (1685 – 1757)Sonate E-Dur K 380 (1754)

Sonate f-moll K 466 (1755)

Sonate e-moll K 98 (1749)

Sonate d-moll K 9 (1738)

Sonate c-Dur K 159 (1752)

FréDérIc cHoPIN (1810 – 1849)Sonate für Klavier Nr. 2 b-moll op. 35 (1839)

grave – Doppio movimento Scherzo marche funèbre Finale. Presto

– Pause ca. 19.45 Uhr –

SErgEJ ProKoFIEW (1891 – 1953)Sechs Stücke aus »romeo und Julia« op. 75 (1937)

Das mädchen Julia menuett maskentanz Die montagues und die capulets mercutio romeo und Julia nehmen Abschied

– Ende ca. 20.50 Uhr –

Einführung mit Ulrich Schardt um 18.15 Uhr im KomponistenfoyerNach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich

Frédéric chopingemälde von Eugène Debcroix, 1838

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KUrz vor DEm KoNzErT ErNEUErEr DES KLAvIErrEPErToIrES

Klaviermusik von Domenico Scarlatti, Frédéric chopin und Sergej Prokofiew ist dieser Abend gewid-met. Scarlatti steht für die Begründung der Sonate als konzertante Form für das Tasteninstrument. vom cembalo kommend, aber die neuen möglichkeiten des Hammerklaviers ausschöpfend, erschafft Scarlatti nicht weniger als einen Kosmos für das Klavier. Die Sonaten des gebürtigen Neapolitaners sind von hohem Erfindungsreichtum, obschon sie meist einsätzig und nur wenige minuten lang sind. Wenn Scarlattis Werke auch als vorläufer der Klavieretüdenkunst angesehen werden dürfen, so be-deutet dies keinesfalls eine Abwertung seiner Kompositionen, sondern zeigt vielmehr, dass er eine vielzahl spieltechnischer Neuerungen und Schwierigkeiten erschafft, die auch heutige generationen von perfekt ausgebildeten Pianisten noch vor anspruchsvolle Hürden stellen.

Frédéric chopin, dessen 200. geburtstag in diesem Jahr allerorten und gebührend gedacht wird, ist ebenso sehr als Impulsgeber der Klaviermusik anzusehen. Seine vielfältigen Formschöpfungen oder Neuinterpretationen, seien es Balladen, Polonaisen, mazurken oder Walzer, sind so vielge-staltig, melodien- und themenreich wie neuartig in ihren Tonartenbezügen und ihrer klaviertech-nischen gestaltung. Eben dieser chopin schreibt lediglich drei Klaviersonaten, von denen heute die formal umstrittene zweite erklingt: Sie ist insofern typisch für den Komponisten, als dass er in diesem Werk vier charakterstarke Sätze zu einem neuen ganzen komponiert und so den Typus Klaviersonate für die romantik neu definiert.

Sergej Prokofiew wiederum ist als großer Pianist und Klaviersonatenkomponist (acht großer Sonaten) ein Erneuerer dieser Form für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. von ihm ist heute große Ballettmusik zu hören, nämlich einzelne Sätze aus »romeo und Julia«, die der Komponist selbst für Klavier transkribiert hat.

KrEATIvEr PIoNIErDomENIco ScArLATTI SoNATEN

Domenico Scarlattis Sonatenauswahl steht logischerweise am Anfang des Konzertabends. Dem Schöpfer von mehr als 500 meist einsätzigen Klaviersonaten den ersten Platz einzuräumen ist nicht nur musikhistorisch-chronologisch folgerichtig, sondern ermöglicht vor allem, eine »Urform« der Klaviersonatenkunst und deren kreative Ausgestaltung näher kennen zu lernen. Die sonnen-verwöhnte Sonate E-Dur K 380 mit ihren glockenschlägen und Echowirkungen ist dabei typisches »Eröffnungswerk« eines Klavierabends: ein wahres Kleinod an Transparenz, filigraner Klangschön-heit und schlichtem glanz.

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„Anlegen kann aufregend sein. Muss es aber nicht.“

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WErKE

chopins musik bereits in der Hochromantik verorten. Kein Liszt, aber auch kein Skrjabin kommt an diesen kompositionstechnischen Errungenschaften vorbei. Wie chopin in diesem ersten Satz zwischen rhapsodischen gedanken, straffen Steigerungen und Klavierlyrik vermittelt und verbin-det, ist schlichtweg kompositorisches Neuland und selbst aus heutiger Perspektive kühn.

charakterstück II: ScherzoDramatisch und emotional aufwühlend gestaltet chopin den Beginn des zweiten Satzes. Der Kontrastreichtum von Stimmungsbildern, die chopin auf engstem raum eines Sonatensatzes zu kreieren fähig ist, weisen ihn als wahren romantiker aus. Die Klanginseln werden so zu Boten der Seelenzustände seiner musik. Dafür ist der mittelteil des zweiten Satzes ein prägnantes Beispiel: ein sanfter Walzer von träumerischem gehalt. Die Wiederkehr des jagenden A-Teils lässt formal keine Wünsche offen: Die insgesamt brillante Scherzo-Umsetzung klingt interessanterweise mit einem lyrischen gedanken aus.

charakterstück III: marche funèbreDreh- und Angelpunkt dieser Sonate ist der Trauermarsch, den chopin als ersten der vier Sätze bereits im Jahre 1837 komponierte, während die übrigen Sätze erst zwei Jahre später entstehen sollten. Natürlich darf bei diesem Trauermarsch der vorgänger aus Beethovens »Eroica« assoziiert werden. Der suggestiv punktierte rhythmus verbindet diese beiden musikalischen Trauermärsche. Lastend und schleppend lässt chopin den imaginären Trauerzug vorbeiziehen. Bildhafter, spre-chender und damit poetischer kann musik ihre Wirkung nicht entfalten. Die musikpsychologische Wirkung der Trauer und Düsternis erzielt chopin mit dem schweren glockenschlag der gleichmä-ßig ertönenden Bassakkorde ebenso wie mit dem Stilmittel der (scheinbar monotonen) Wieder-holung. Der liedhafte Des-Dur-mittelteil führt in eine versöhnlichere gedankenwelt, erzeugt durch gleichmäßige Akkordbrechungen in der Begleitung, über denen sich ein zartes Lied entfalten darf. Die emotionalen gegensätze sind nicht stärker vorstellbar als hier von chopin innerhalb eines Satzes realisiert. Der marche funèbre habe einen »abstoßenden« charakter, urteilt erneut robert Schumann. Ersetzte man »abstoßend« durch »emotional aufwühlend und bewegend«, könnte sich der Autor dieser zeilen mit Schumann versöhnen. Es erstaunt, dass ausgerechnet robert Schumann, der sowohl auf dem Felde eigenwilliger Formgebung als auch extremer emotionaler Ausdrucksintensität selbst ein vorreiter war, dieses chopin-meisterstück nicht zu würdigen weiß.

charakterstück Iv: Finale. PrestoKompositorische Idee und realisierung dieses letzten Satzes der Sonate dürfen als radikal be-zeichnet werden. Auch heute verfehlt dieses kaum 90 Sekunden währende musikstück seine verstörende Wirkung nicht. Das soll der Schlusssatz einer Klaviersonate sein? Erneut wird man hier mit starren formalen Kriterien nicht weiterkommen und das geheimnis dieser rastlos dahin-rasenden motorik – scheinbar ohne Beginn und Ende – erkunden. Auch dieser Satz ruft robert

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SoNATE voN cHArAKTErSTücKEN – EIN PLäDoyEr FréDérIc cHoPIN SoNATE Für KLAvIEr Nr. 2 B-moLL oP. 35

Frédéric chopin, der große Innovator der Klavierkunst, der Komponist zahlloser neuartiger oder neu verstandener Formen, dieser chopin wird ausgerechnet mit der »normalen« Form der Klavier-sonate so gar nicht in verbindung gebracht. Dabei wird gerne übersehen, dass chopin sich zeit seines Lebens mit der Weiterentwicklung der Sonatenkunst beschäftigt hat, dies alles auf dem sicheren Fundament einer soliden Theorieausbildung bei seinem Lehrer Elsner. Dass am Ende seines Lebens nur drei Sonaten vollendet sind, hat also weder etwas mit mangelndem Interesse noch mit fehlendem kompositorischen geschick auf diesem gebiet zu tun.

Einer Studiensonate in c-moll op. 4, die erst posthum erscheint, folgen in den Jahren 1837-1840 und 1845 die beiden großen Sonaten in b-moll und h-moll. Anhand der b-moll-Sonate wird überdeutlich, dass chopins credo der Sonatenkunst die motivisch-thematische verarbeitung mit dem ziel einer dramatischen Poesie ist. Formen und formale vorschriften sind für chopin bei der Sonatenkomposition mittel zum romantischen zweck, was nicht heißt, dass er diese Formen nicht beherrschen würde. Er geht den Schritt nach Beethoven weiter, bedient sich der vorhandenen Er-kenntnis, um Neues zu schaffen. Wagt man einen unverstellten Blick auf Frédéric chopins zweite Klaviersonate, erscheint die Auseinandersetzung der gelehrten um Wert und Formgehalt dieses Werkes nicht nur akademisch, sondern fehl am Platz. chopin schafft Neues und dafür schafft er sich formale Freiräume. Eine Sonate muss beim polnischen meister nicht so aufgebaut sein, wie es die Wiener Klassiker »vorkomponiert« haben. Und wenn schon Beethoven als »ewige Instanz« und zurecht als meister der Form schlechthin immer wieder an die Türe der Nachgeborenen klopfen darf, so ist doch klar, dass gerade Ludwig van Beethoven den romantikern und eben auch chopin den Weg für neue Formen, neue Wege, neue Kreationen geebnet hat. Beethoven muss in seiner zeit die Form wahren und lotet im Kosmos seiner 32 Klaviersonaten immer wieder die grenzen aus, ohne sie letztlich und endgültig zu überschreiten. Frédéric chopin schreibt seine Klaviersonate Nr. 2 im vollen Bewusstsein formaler Freiheit – so dass robert Schumanns Kritik an diesem Werk, es sei eine »caprice, wenn nicht ein übermut«, die vier Sätze dieses Werkes überhaupt Sonate zu nennen, aus heutiger Perspektive ins Leere läuft.

charakterstück I : grave – Doppio movimentoDas Sonatenvorbild Beethovens klingt gleich zu Beginn des Werkes an. Die ersten Akkordschläge klingen dem gestus nach den großen moll-Sonaten Beethovens (etwa der »Appassionata« und »Pathétique«) ähnlich. Diese mächtigen Akkordschläge und ein unruhiges Anfangsmotiv führen zu einer typischen chopin-Thematik. Die breite Akkordik ist ebenso charakteristisch für chopin. Frap-pierend sind die in der Klavierkompositionsgeschichte bis dato nie beschrittenen modulations-wege, über die chopin seine Ideen führt. Harmonierückungen und dissonante reibungen lassen

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intim und hauchzart vertont. Eine einsame melodiestimme im Diskant singt sehnsuchtsvoll von Liebe und Abschied. Schwelgerisch baut Prokofiew das Abschiedsszenario auf, nimmt die musik aber immer wieder in den rahmen von Kammermusik zurück, in dem die einzelne Stimme den vorrang gegenüber dem vollen Klaviersatz erhält.

gEHörT Im KoNzErTHAUSDie Sonate Nr. 2 von Frédéric chopin erklang zuletzt in der Saison 2009|10, in der die reihe meister-pianisten dem Komponisten anlässlich seines 200. geburtstags gewidmet war. Evgeni Koroliov und yundi haben die Sonate interpretiert. Prokofiews »romeo und Julia« war im Konzerthaus zuvor in den Fassungen als Ballettmusik und orchestersuite zu hören, so vom orchester der Komischen oper Berlin, dem orchester des mariinsky-Theaters St. Petersburg und dem mahler chamber orchestra.

ScHArDTS PLATTENScHrANK

Natürlich ist es bei chopin, einem der auf Tonträgern bestdokumentierten Komponisten überhaupt, reine geschmacksache: Für die zweite Sonate höre ich gerne bei vladimir Horowitz (Sony classical) nach – himmlisch schön und teuflisch gut. Aber auch die marmorkühle und architektonisch klare Sicht eines maurizio Pollini passt gut zu chopin (Deutsche grammophon). gerade die formalen Stär-ken chopins arbeitet Pollini transparent heraus. Arthur rubinsteins Auffassung von chopins Werken ist romantisch, aber nie überholt (Bmg classics). Kein geheimtipp, aber einer der ganz großen, der nicht in vergessenheit geraten sollte, ist Emil gilels, der die chopin-Sonate technisch überragend und klar in die Tasten meißelt (Brilliant classics). Lazar Berman ist ein Tipp für die Prokofiew-Ballettstücke, die er mit großem Klangfarbenreichtum auf die imaginäre Bühne bringt (Brilliant classics).

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Schumanns Unmut hervor; er bezeichnet dessen charakter als »einer Sphinx gleich mit spöt-tischem Lächeln«. Aber steckt darin nicht auch ein Stück Bewunderung für chopins kühne har-monische Einfälle? Wenn Schumann weiter von »melodielos« spricht, so kann dies dem Schöpfer so unzähliger melodischer geistesblitze wie chopin doch wenig anhaben. Es darf ja wohl ange-nommen werden, dass sich chopin einer triumphalen melodik bedient hätte, wenn er dies für sein Sonatenfinale gewollt hätte. Fakt ist aber, dass es chopin offensichtlich auf einen emotionsgela-denen Spannungskontrast zwischen den einzelnen Sätzen, den charakterstücken dieser Sonate ankommt. Er bedient sich bewusst des Stilmittels einer »Nicht-Dynamik« – der ganze Satz ist mit geringen dynamischen Abstufungen versehen und überrascht lediglich mit dem Fortissimo-Schluss, der den Hörer umso ratloser macht. Auch mendelssohn fühlt sich zu einer Bewertung des finalen Presto bemüßigt und bekennt schlicht, dass er diesen Satz »verabscheue«.

DAS KLAvIEr ALS orcHESTEr SErgEJ ProKoFIEW SEcHS STücKE AUS »romEo UND JULIA« oP. 75

»romeo und Julia« ist als orchestermusik bei der moskauer Uraufführung 1936 derart erfolg-reich, dass Prokofiew ein Jahr später zehn Stücke für Klavier solo transkribiert, von denen heute eine Auswahl erklingt. Die besondere meisterschaft Prokofiews als grandioser Klaviervirtuose und überlegener Komponist für dieses Instrument besteht darin, dass es bei der Klavierfassung klanglich schlicht an nichts mangelt. Nirgends entsteht der Eindruck einer Ausdünnung. Die geni-alität und modernität dieser Komposition kommt darüber hinaus in der Klavierfassung besonders prägnant zum Klingen. Flirrend leicht, unbeschwert und zart dahinhuschend charakterisiert Pro-kofiew die junge Julia. Der elegische mittelteil ist an Anmut und Schönheit kaum zu übertreffen: eine blütenzarte musik. Die gäste versammeln sich zum Fest, und so bereitet Prokofiew eine erwartungsfrohe und zugleich offene Szene vor. Der festliche charakter wird schillernd koloriert. Eine typische Prokofiew-melodie, spielerisch leicht und neoklassisch, prägt den anschließenden Auftritt der masken. Finster, bedrohlich und zugleich majestätisch schildert Prokofiew das zusam-mentreffen der beiden Familien auf dem Ball. Trotz gewöhnlicher molldreiklänge und Arpeggien schafft der Komponist eine einmalige, filmmusikreife Szenerie. Auch in der Klavierfassung fehlt es nicht an pompöser Klangvielfalt. Was im orchester Tuben, tiefe Posaunen und Schlagzeug leisten, schafft Prokofiew spielend in die linke Hand des Klaviersatzes zu übertragen. Spricht man sonst davon, dass Komponisten ihre Klavierfassungen orchestriert haben, so ist die Kunst Prokofiews, den opulenten orchestersatz für das Tasteninstrument farbig schillernd zu setzen. Es scheint an nichts zu fehlen, was in der orchesterfassung klangliche Präsenz zeigt: Der Witz der Szene zu ›mercutio‹ ist hörbar – eine der rhythmisch und thematisch herausragenden Kompositionen innerhalb der Ballettmusik: ein überdrehtes Stimmengewirr, eine echte Erzählung – sprechender kann musik nicht komponiert werden. romeo und Julia vor dem Abschied werden von Prokofiew

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LISE DE LA SALLE

Lise de la Salle, 1988 geboren, begann mit vier Jahren mit dem Klavierspiel und gab mit neun ihr erstes Konzert mit einer Live-übertragung bei radio France. 1999, mit gerade erst 11 Jahren, begann sie ihr Studium am conservatoire National Supérieur de musique de Paris. 2003 wechselte sie in die meisterklasse von Bruno rigutto. Im selben Jahr gab die junge Pianistin ihr Debüt in Berlin. zwischen 1997 und 2007 gewann Lise de la Salle zahlreiche Wettbewerbe, u. a. 2004 einen Ersten Preis bei den »young concert Artists International Auditions« in New york. Seit 2001 tritt Lise de la Salle in den großen Konzertsälen Europas, der vereinigten Staaten und seit 2004 auch Asiens auf; sie spielt Klavierabende und wird regelmäßig zu Konzerten mit vielen großen orchestern eingeladen. Sie musiziert mit Dirigenten wie Fabio Luisi, osmo vänskä, Philippe Herreweghe, Sir charles mackerras, marek Janowski, Semyon Bychkov, Dennis russell Davies und vielen anderen. Außerdem ist sie gast zahlreicher Festivals wie dem »ravinia Festival«, »La roque d’Anthéron«, »Aspen music Festival«, »La Folle Journée de Nantes«, »moritzburg Festival«, »rheingau musik Festival« und den »Weilburger Schlossfestspielen«.

Die Saison 2010/11 begann Lise de la Salle mit einem Konzert in der Tonhalle zürich mit dem Tonhalle-orchester und Simon gaudenz. Es folgen Konzerte in Singapur, Brüssel, Stuttgart, Wien, Hamburg, Bern, Frankfurt am main, zwei große US-Tourneen sowie eine Tournee durch die Schweiz und Spanien mit dem musikkollegium Winterthur unter Douglas Boyd.

Eine erste cD mit Werken von ravel und rachmaninow, von der Kritik einstimmig mit Begeisterung aufgenommen, war 2002 der Beginn ihrer zusammenarbeit mit dem Label Naïve classique. Ihre zweite Einspielung mit Werken von Bach und Liszt erhielt 2005 von der musikzeitschrift »gramophone« die Auszeichnung »cD of the month«. Ihr drittes Album »concertos No 1« mit Konzerten von Schostako-witsch, Liszt und Prokofiew, 2007 mit dem gulbenkian orchestra unter Lawrence Foster aufgenommen, wurde 2008 von »gramophone« ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt ihr Doppelalbum mit Werken von mozart und Prokofiew Auszeichnungen von »gramophone« und dem »BBc music magazine«. Im Herbst erscheint Lise de la Salles neue cD, die chopin gewidmet ist. Sie enthält eine Live-Aufnahme des Kla-vierkonzerts Nr. 2 mit der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Fabio Luisi sowie vier Balladen.

LISE DE LA SALLE Im KoNzErTHAUS DorTmUNDIn der vergangenen Saison gab Lise de la Salle ihr erstes Konzert in der reihe der »Jungen Wilden«, in der sich acht junge musiker in drei Spielzeiten mit unterschiedlichsten Programmen und musi-kalischen Partnern präsentieren. Die Konzertbesucher begeisterte Lise de la Salle beim letzten mal mit Beethoven und chopin; die Schüler der realschule, die die Pianistin besuchte, staunten über die musik zu »Star Wars«.

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WEITErHörEN

Musik ist wie ein Puzzle aus Tönen: Viele Elemente fügen sich zusammen zur Erfolgsmelodie des KONZERTHAUS DORTMUND. Unterstützen auch Sie hochkarätige Konzerte und profitieren durch Kartenvorkaufsrecht, exklusive Einladungen, kostenlosen Bezug von Broschüren etc. Werden Sie Teil der Gemeinschaft der »Freunde des Konzerthaus Dortmund e.V.«

Infos: T 0231- 22 696 261· www.konzerthaus-dortmund.de

JUNgE PIANISTEN

KLASSIK rELoADEDKlassische musik und computer? Dass da durchaus eine verbindung besteht, zeigt der 21-jährige Pianist Benyamin Nuss mit Klavierarrangements von videospiel-Soundtracks wie »Final Fantasy«

oder »Blue Dragon«.

Fr 01.10.2010 · 20.00

FINgErSPITzENgEFüHLverblüffende virtuosität brachte yuja Wang den Spitznamen »Fliegende Finger« ein. Inzwischen widmet sie sich ebenso gern tiefgründigeren Werken, die viel Einfühlungsvermögen verlangen,

wie beispielsweise den Präludien und Etüden von Skrjabin.

Fr 12.11.2010 · 19.00

KröNUNg DEr WIENEr KoNzErTEDas gastspiel der Academy of St martin in the Fields ist ein beliebter Programmpunkt in der Konzerthaus-Saison. Beim nächsten Konzert wird martin Helmchen als Solist für mozarts Klavier-

konzert Nr. 25 mit nach Dortmund kommen.

Do 13.01.2011 · 20.00

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TExTE Ulrich Schardt

FoToNAcHWEISE S. 04 © Sonja Werner · KoNzErTHAUS DorTmUNDS. 08 © Sonja Werner · KoNzErTHAUS DorTmUNDS. 16 © Sonja Werner · KoNzErTHAUS DorTmUNDS. 19 © Sonja Werner · KoNzErTHAUS DorTmUND

HErAUSgEBEr KoNzErTHAUS DorTmUNDBrückstraße 21 · 44135 Dortmund T 0231-22 696 200 · www.konzerthaus-dortmund.de

gEScHäFTSFüHrEr UND INTENDANT Benedikt Stampa

rEDAKTIoN Dr. Jan Boecker · marion Schröder

gESTALTUNg Denise graetz

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