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132 Literaturberichte. Annalen des k' k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien~ red, girt yon Dr. Franz Ritter yon Hauer. Gross 8~ 46 Seiten nebst einer Abbil- dung des museums. Wien 1886, Alfred H~ldcr. Der soeben erschienenen ersten Nummer tier vorliegenden Annalen, welcho den Jahresbericht fiir 1885 yon Dr. Franz Ritter yon Hauer entbiilt, entnehmen wir in Bezug auf die botanische Abtheilung Folgendes: Von dem schon seit dora Jahre 1885 zur Bentitzung zugi~nglich gemachten Generalhorbarium wurden si~mmtliehe Oroban- chaceen, Malvaceen, Tiliaceon und Lichenen kritisch durchgearbeitet und zum grossen Theile neu bestimmt. Unter Einem wurde die gr(isste Anzahl der eingelaufenen Spenden au Pflanzeu, sowie ein betrlichtlicher Theil dos Pittoni'schen Herbares dem Hauptherbare einverleibt. Das letztere, welches boilliufig 340.000 Spannbliitter umfasst, wurde im abgelaufenen Jahre um ungofabr 3400 Bli~tter boreichert; nur 263 derselben, Pflanzon aus Griechenland, wurden dutch Ankauf erworben, wiihrend die fibrigen Geschenke stud. Wenn auch die botanische Bibliothek gegenwlirtig noeh als liickenhaft bezeichnet wird, so betragt die Zahl tier selbststi~ndigen Werke und Separatabdriicke doch 3326 l~ummern nebst 25 botanischen perio- dischen Publicationen, welche das Museum regelmi~ssig bezieht. An dieser Stelle mSge aueh die Bitte des Verfassors Platz finden, es wollen alle Freundo und Fachgenossen im In- und Auslande dutch gtitige Widmung ihrer Publicationen odor yon Doubletten aus ihreu eigenen Bibliotheken das Bestreben dor Musealleitung, den vorhandenen Mi~ngeln abzuhelfen, unterstiitzen. Von den Annalen, welehe vorerst in zwanglosen Heften erscheinen, worden je 20 Bogen zu 16 Seiten Text mit den erforderlichen Tafeln einen Band bilden, dossen Prii- numerationspreis ft. 10 (i. W. betri~gt. J. Dr. Heinr. Wilh. Reichardt. Ein Lebensbild yon Josef Kaemmerling, k. k. Gymnasial-Professor, Miihr.-Weisskirchen 1886. Im Verlage des Ver- fassers. 8~ 18 Seiten. Heinrich Wilhelm Reiehardt. Eine Lebensskizze yon Dr. G. Beck. Separat- Abdruck aus den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesell- schaft in Wien, Jahrgang 1885, 8e, 2 Seiten. Don vorliegenden Broschiiren entnehmen wir im kurzen Auszuge tiber das Leben und Wirken Reichardt's Folgendes: Als Sohn eines wohlhabenden, deutschen Kaufmannes am 16. April 1835 zu Iglau in Mi~hren geboreu, genoss er daselbst eine vorziigliche Erziehung, an welcher sich nach frtihem Yerluste dos Vaters seine hochbegabto Mutter hervorragend betheiligte. Den Gymnasialstudien mit ausser- ordentlichem Fleisse obliegend, gewann sieh R ei ch a r d nicht nur bald die Liebe sondern auch die volle Hochachtung seiner Lehrer, und durch sein gewinnendes Benehmen die Zuneigung zahlreicher GSnner und Freunde. Dutch don regen Verkehr mit seinem Landsmanne, Regiorungsrath Alois Pokorny ward in ihm die Liebe zu don Natur-

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Literaturberichte.

Annalen des k' k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien~ red, girt yon Dr. F r a n z R i t t e r y o n H a u e r . Gross 8 ~ 46 Seiten nebst einer Abbil- dung des museums. Wien 1886, Alfred H~ldcr.

Der soeben erschienenen ersten Nummer tier vorliegenden Annalen, welcho den Jahresbericht fiir 1885 yon Dr. Franz Ritter yon H a u e r entbiilt, entnehmen wir in Bezug auf die botanische Abtheilung Folgendes: Von dem schon seit dora Jahre 1885 zur Bentitzung zugi~nglich gemachten Generalhorbarium wurden si~mmtliehe Oroban- chaceen, Malvaceen, Tiliaceon und Lichenen kritisch durchgearbeitet und zum grossen Theile neu bestimmt. Unter Einem wurde die gr(isste Anzahl der eingelaufenen Spenden au Pflanzeu, sowie ein betrlichtlicher Theil dos Pittoni'schen Herbares dem Hauptherbare einverleibt. Das letztere, welches boilliufig 340.000 Spannbliitter umfasst, wurde im abgelaufenen Jahre um ungofabr 3400 Bli~tter boreichert; nur 263 derselben, Pflanzon aus Griechenland, wurden dutch Ankauf erworben, wiihrend die fibrigen Geschenke stud. Wenn auch die botanische Bibliothek gegenwlirtig noeh als liickenhaft bezeichnet wird, so betragt die Zahl tier selbststi~ndigen Werke und Separatabdriicke doch 3326 l~ummern nebst 25 botanischen perio- dischen Publicationen, welche das Museum regelmi~ssig bezieht. An dieser Stelle mSge aueh die Bitte des Verfassors Platz finden, es wollen alle Freundo und Fachgenossen im In- und Auslande dutch gtitige Widmung ihrer Publicationen odor yon Doubletten aus ihreu eigenen Bibliotheken das Bestreben dor Musealleitung, den vorhandenen Mi~ngeln abzuhelfen, unterstiitzen. Von den Annalen, welehe vorerst in zwanglosen Heften erscheinen, worden je 20 Bogen zu 16 Seiten Text mit den erforderlichen Tafeln einen Band bilden, dossen Prii- numerationspreis ft. 10 (i. W. betri~gt. J.

Dr. Heinr. Wilh. Reichardt. Ein Lebensbild yon Josef K a e m m e r l i n g , k. k. Gymnasial-Professor, Miihr.-Weisskirchen 1886. Im Verlage des Ver- fassers. 8 ~ 18 Seiten.

Heinrich Wilhelm Reiehardt. Eine Lebensskizze yon Dr. G. Beck. Separat- Abdruck aus den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesell- schaft in Wien, Jahrgang 1885, 8 e, 2 Seiten.

Don vorliegenden Broschiiren entnehmen wir im kurzen Auszuge tiber das Leben und Wirken Reichard t ' s Folgendes: Als Sohn eines wohlhabenden, deutschen Kaufmannes am 16. April 1835 zu Iglau in Mi~hren geboreu, genoss er daselbst eine vorziigliche Erziehung, an welcher sich nach frtihem Yerluste dos Vaters seine hochbegabto Mutter hervorragend betheiligte. Den Gymnasialstudien mit ausser- ordentlichem Fleisse obliegend, gewann sieh R ei ch a r d nicht nur bald die Liebe sondern auch die volle Hochachtung seiner Lehrer, und durch sein gewinnendes Benehmen die Zuneigung zahlreicher GSnner und Freunde. Dutch don regen Verkehr mit seinem Landsmanne, Regiorungsrath Alois Pokorny ward in ihm die Liebe zu don Natur-

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wissensehaften, speciell zur Botanik erweckt und schon im Jahre 1854, kaum an dot Wiener Universitat immatriculirt, konnte or os wagon sehriftstelleriseh horvorzutreten. Obwohl sich nun Re i ch a r d t den medicinischen Wissenschaften mit vollem Eifer widmete, beniitzte er doch jede freie Stunde um sich der Erforschung der Kryptogamen hinzugeben. Dadurch kam er in Verkehr mit den damals hervor- ragend wirkenden Drofessoren an der Wiener Universitat F e n z l und U n g e r , sowie mit N e i l r e i c h und dessen Freunden. Auf Anregung Fenz l ' s entschloss sich R e i c h a r d t im Jahro 1860 nach der Promo- tion zum Doctor medicinae die Assistentenstelle an der Lehrkanzel fiir Botanik an der Wiener Universiti~t zu fibernehmen, welche er bis zum Jahro 1866 inne hatte, sowio zug]eich in das damals unter F e n z l stehende k.k. bet. Hofcabinet als Volont~r einzutreten. Iu letztgenanntem hmte, in welchem er bis zu seinem Tode verblieb, wurde ihm im Jahre 1863 der Titel eines Assistenten, 1866 nach dem Tode K o t s c h y ' s die Stello eines Custosadjuncten and eiu Jahr darauf die fines Custoden ver]iehen. Im Jahre 1871 wurdo Re ich a r d t erster Custos und nach dora Rficktritte des Director's F e n z l mit Schluss des Jahres 1878 provisorischer Vorstand des k. k. botanischen Hofcabinets, als welcher er zuletzt die Uebm:siedlung und Neuauf- ste]lung der kaiserlichen Sammlungen in dem neuen Gebi~ude des k. k. naturhistorischen Hofmuseums durchffihrte. Zugleieh mit dieser Thi~tigkeit verband R e i c h a r d t auch alas Lehramt an dor Wiener Universitat, denn im Jahre 1873 wurde er ausserordentlicher Professor. In den letzten Jahren, besonders aber nach dem Verluste seiner Mutter verminderto sich R e i c h a r d t ' s Thatigkeit auffallend in Folge eines hartniiekigen Leidens, das ihn allmi~lig der Gesellschaft eut- fremdete und auch am 2. August 1885 zu einem gewaltsamon Tode trieb. Die in den verschiedenston Schriften ver(iffentlichten 47 Arbeiteu Re i ch a rd t ' s geben einen Beweis seiner schriftste!lerischen Thi~tigkeit und seines griindlichen, vielseitigen Wissens. J.

Naturgeschiehte des Pflanzenreiehes. Grosset Pfianzenatlas mit Text fiir Schule und Haus. 80 Grossfoliotafeln mit mehr als 2000 colorirten Abbil- dungen and &0 Bogen erl~tuterndem Text, nebst zahh'eichen Holzschnitten. Herausgegeben yon Dr. lYl. Fiinfstiick, Priwtdocent am k0nigl. Poly- technicum zu Stuttgart. I. Lieferung. (Vollsti~ndig in 40 zweiwCichentlichen Lieferungen ~ 50 Pfg.) Stuttgart, Emil ghnselmann's Verlag.

Die uns vorliegende erste Lieferung behandelt die Pfianze nach ihrer i~usseren Gliederung, bespricht die Wurzol, den Stamm und das Blurt sammt doren Funetionen in mSglichst popularer Weise, dabei abet immer dora neuesten Standpunkte der Wissenschaft voll- kommen Rechnung tragend. Eino sehr schatzenswerthe Erweiterung des Inhaltes bilden die zahlreicheu Anmerkungen tiber die kiinstliche Vermehrung tier Pfianzen dutch Entiviekluug yon sogenannten Bein- wurzeln an den Blattnerven, fiber Monstrositi~ten i m Stammwuchso u. s. w., wie tiberhaupt viol des Interessanten in dem Werke geboten wird. Die beigegebenen drei Tafeln bringen die Repr~sentante n einiger Pfianzenfamilien in vorziiglicher Zeichnung und gr~isstentheils natur-

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getreuem Colorit. Wenn die folgenden Lieferungen das halten was die Erste verspricht, so ist der Unternehmung der Erfolg gewiss, denn Lehrer und Schiller werden eine Naturgeschichte in solch' leicht verstiindlicher und zugleich ansprechender Fassung freudig begrilssen.

J. J a m e s D. and E d w a r d S. D a n a : The American Journal of science.

Third series, Vol. XXX, nr. 477--179. Bless die Nr. 178 enthi~lt einigo in das Fach der Botanik ein-

schli~gige hrtikol aus der borufenen Foder von A. Gray, der Boh- tons the microscope in Botany, a guide to the microscopical investi- gation of vegetable substances, das bulletin of the california academy of sciences, Trim on's a systematic catalogue of the flowering plants and ferns indigenous to or growing wild in Ceylon einer oingohon- den Besprechung und Kritik wilrdigte. B.

Kellermann W. A., Ellis J. B., Everhart B. M.: Journal of myco- logy. ~anhattan Kansas 1885. Nr. 8--10, August'-October.

Dieses Journal, welches die Erforschung der nordamorikani- schen Pilzflora plant, gewinnt besonders durch die monographiseho Boarboitung gowisser Gattungon yon Seite hervorragonder Mykologen Beachtung und Wiirdigung. Vorliegende Nummern onthalton in diosor Hinsicht yon J. B. El l is und B. M. Evorha r t die nordamorikani- schen hrton der Gattung Gloeosporium und Cylindrosporium ilbor- sichtlich bearbeitet, ausserdem die Beschreibungen vieler neuer Pilze yon J. Ellis, G. Mar t in , G. Win te r , B. E v e r h a r t etc. Beck. W e t t s t e i n Dr. Richard v.: Yorarbeiten zu einer Pilzflora der Steier-

mark. Sep.-Abdr. aus ,~Verhandl. d. k. k. Zool.-bot. Gesellsch. in Wien ~. XXXV. Baud, 1885. 92 Seiten 8 ~

Man kann es nut mit Freuden begrilssen, dass in neuoror Zeit der so reichen Kryptogamenfiora Oesterreichs wieder mohr Aufmork- samkeit zugewendet wird als vorher, und dass sich auch das Inter- esso hiofiir zu lobhaftorom steigort. Es orkli~rt sich dioss nicht nur aus dora erfreulichon Umstando, class die Phanerogamenvegotation dor einzolnen Kronliinder rolativ sehr gut bekannt ist, sondern auch aus dot Untorstiltzung, welcho die gegenwiirtige Kryptogamenlitoratur dora Freundo der niedoron Pfianzenwolt gowi~hron kann. Aus orsto- rem entspringt die Neigung jiingorer Forschor, dem verh~ltnissmassig intoressantoron Studium dor Kryptogamon sich zu widmon, aus lotz- terer (die trotzdem bald als unzuli~nglich orkannt wird) das Stroben, auch ein Schorflein zur Erforschung dor ilboraus reichon Schlitzo dor Kryptogamenwelt boizutragen, ein fast immer yon Erfolg gekr6ntos, in seinen Ergebnissen oft iiborraschendos Untornohmen. Jo gr(isser die Gruppo, deren Erforschung bozweckt wurde, desto anerkennungs- wiirdiger ist letzteres, insbesondere dann, wenn die eigonen Ergob- nisse mit dem bereits Bokannten gewissenhaft zu einem harmoni- schon Ganzen vorbundon worden. Diesem Gesichtspunkto gomi~ss muss dem strebsamen Vorfasser die vollste Anerkennung gospendot werden ftir die mtihovollo Arbeit, ein mit Litoratur- und Standorts-

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angaben versohenes, genaues Verzeichniss aller bisher in Stoiermark beobachteten Pilzo zu ver0ffentlichen, um so erneuert zu beweisen, dass unsere tteimat trotz der noch ungeniigenden Kenntniss ihrer Produkte einen vorher hie goahnten Roichthum an Intorossantem and Sch(inom borgo. Beck.

W i l l k o m m M. Illustrationes florae tlispaniae insularumque Balearium. Lief. t0, S. 137--57, Index, Tar. 86--93. Stuttgart (Schweizerbart) 1885.

Mit dieser Lieferung schliesst tier erste Band des St. Maj. dem K~inige Alfonso XII. gewidmeten iiusserst wichtigen und ffit' die Flora der pyreniiischen Halbinsel unen~behrlichen, elegant ausgestatteten Werkes. An dieser Stelle habon wir uns oft fiber den gediegenen Gehalt der yon dem unermfidlich thlitigen Verfasser herausgegebenen Illustrationes eingehender geiiussert, daher erfibdgt noch, jener Pflan- zon zu erwfihnen, die in der letzten Lieferung dos 1. Bandes grSss- tentheils colorirt dargestellt wurden. Es sind diess: Pend~dina L a - gascana und intricata Willk. ; Diplotaxis brassicoides Rouy; Lepidiura calycotrichum Kze., Carrerasii Rodr., Viola demetria Prol., caespi- tosa Lge., Silene hifacensis Rouy, Viola baetica Lge., Onobrychis Reuteri Leresche, Reutera puberula Losc. Beck. Rabenhorst's Kryptogamenflora. Band IV: Die Laubmoose Deutschlands,

Oesterreichs und der Schweiz, bearbeitet yon K. Gust. Limpricht. Leip- zig, E. Kummer, 1885. 8 ~ Lief. 1--2, S. ~--~28.

Die umfangroiche bryologische Literatur entbehrte bis nun eines die gesammte Moosfiora Deutschlands und Oesterreichs behan- delnden, in deutscher Sprache geschriebenen Werkes, das der dop- pelten Aufgabe entsprechen konnte, dem Fachmanne als ttandbuch zu dienen and den Freund der Mooswelt sowohl vertraut zu machen mit allen Kunstausdrficken, als auch zu einer sicheren Bestimmung zu ffihren. Vorliegendes Work entspricht nun in vollkommenster Weise jenen Anforderungen und wird durch die gediogene Behand- lung des Stoffes als Handbuch ffir die deutsche und 5sterreichischo Moosflora yon nun an unentbehrlich sein, gerade so wie seine Vor- glinger~ die im gleichen, bekannten Kummer'schen Verlage in Leip- zig erschienenen Werke fiber die Pilze, Farne uud Meeresalgen Deutschlands und Oesterreichs. Die zwei ersten Lieferungen sind einer kurzen Charakteristik der Laubmoose gewidmet. Wir finden be- handelt und mit~ sehr instruetiven Holzschnitten begleitet den Auf- bauder Moospflanze (Protonema, Stature, Blatt, die Goschlechtsorgano, Infiorescenz, Sporogon, die vegetative Vermehrung), die Verbreitung der Arten, eino Anleitung for das Sammoln und Aufbereiten fiirs tIerbar, sowie fiir das Untersuchen und Bestimmen. Auch die Moos- systeme und das yon diesen gew~hlte finden eingehendo Wiirdigung. Von grossem Vortheile far das Werk werden sich die in den vorge- henden Banden der RabenhorsVschen Kryptogamenflora vielfach vermissten Bestimmungs-Sehlfissel erweisen, sowie die viol eingehen- dere Berficksichtigung der Synonyme, wie es in der bisher vorliegen- den Behandhmg der Torfmoose entnommen werden kann. Beck.

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R i c h t e r Dr. Carl. Die botanische Systematik und ihr Verh~ltniss zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Wien 4885. P. Faesy. 173 p.

Bei dem Charakter der vorliegenden Arbeit als einer theoreti- schen Eriirterung liegt es dem Ref. natul"gem~ss ferne auf eine kri- tische Behandlung des nach vielen Richtungen anregenden Inhaltes einzugehen und mag daher eine kurze Uebersicht des Inhaltes hier folgen, die nut im Grossen und Ganzen den Gedankengaug des Verf. skizziren, im Einze]nen jedoch auf die Schrift selbst hinweisen sell. Nach Feststelhng der beiden Hauptzweige der Botanik, nam- lich der beschreibenden Anatomie und Morphologie, der Physio, logie und Biologie als ,allgemeinen Botanik r einerseits, der ver- gleichendeu Anatomie und Morphologie, der eigentlichen Syste- matik, sowie der Entwicklungsgeschichte als ,besonderen oder systematischen Botanik" (Cap. I) andererseits, wendet sieh der Yerfasser speciell den Aufgaben und der Entwieklung tier bota- nischen Systematik zu, als deren Ziel der Nachweis der nattirlichen Verwandtschaft im Sinne der Darwin'schen Lehre erkannt wird (Cap. II). Daraus aber ergibt sich die Nothwendigkeit der Erfor- schung der VerhMtnisse yon Anpassung und Vererbung, die den Werth des Speeiesbegriffes als einen bless formellen erscheinen lassen. Diese ErSrterungen ffihren nun zun~chst zu Studien fiber den Begriff der Individualitat im Pfianzenreiche, der sich bei den verschiedenen Diseiplinen als ein verschiedener darstellt. Die fol- genden Capitel (IV und V) behandeln im Anschlusse hieran die Promorphologie der Pfianzen, sowie, hauptslichlich zur Erganzung des Cap. II, die Verhaltnisse der Homologie und Analogie, die beide, sei es nun in Folge gleicher Abstammung, sei es in Folge glei- cher Anpassung hhnliche Bildungen betreffen. Cap. VII ist dem Zwecke und den Schwierigkeiten physiologiseher Forschung gewid- met, Cap. VIII der Bedeutung der Morphologie und Anatomie ftir den Systematiker. - - Die bereits im I. Cap. in ihrer Wichtigkeit behandelte Entwicklungsgeschichte setzt erst den Forscher in die Lage, den obersten Bedingungen der Systematik gerecht zu werden; sie setzt abet vorans die Thatigkeit des Phytographen, dessert Auf- gaben im Capitel X prlicisirt werden und der erst dutch die auf empirischem Wege gewonnenen Thatsachen den Systematiker in die Lage versetzt, sein Ziel, die Construirung eines Stammbaumes des Pfianzenreiches, anzustreben. Die im Cap. X dargelegten Aufgaben des Phytographen stellen an denselben viel gressere Forderungen, als yon den bisherigen ,,Systematikern" im Grossen und Ganzen erftillt wurden, wenn seine :Ergebnisse fiir den Systematiker im Sinne des Verf. wirklich nfitzlich sein sollen. Eine Beriieksichtigung der hier angeregten Principien, wenigstens soweit es mSglich ist, ware so manchen der vielen Phytographen zu empfehlen! - - Aus der ganzen Darlegung geht der Zweck tier Schrift hervor, die Mittel anzugeben, dutch welche der Schaden, den die Spaltung der Botanik in ver- schiedene Forschungszweige der Wissenschaft zufiigte, ausgeglichen

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und durch gemeinsames Yorge, hen aller dieser Forschungszweige eine F0rderung der ganzen Disciplin bewirkt werden sell. W e t t s t e i n .

Observations sur quelques roses de l'Italie par ~.mile Burner et Aug. Gremli. Gen~ve, B~le e~ Lyon chez H. Georg. Oct. 52 pag.

Dieso Arbeit bezieht sich vorzfiglich auf sicilische Rosen, dar- unter besonders auf jene, :welche Gusson e beschrieben, und welcho sich im tterbare des Letzieren vorfinden. Ferner wird die Identiii~t der Rosa sepium Thuill. mit R. agrestis Savi nachzuweisen versucht, Ergiinzungen und ferner Beobachtungen Crepin's und ein Enume- ratio der bisher in Sieilien aufgefundenen Rosen bilden den Schluss. Langere Bespreehungen werden fiber R. sempervirens var. b. flori- bunda Guss., R. sempervirens vat. b. b. Gussone, R. viscosa Jan. (letziere nach Ansicht des Referenten nicht geniigend aufgeklart, es wird die R. viscosa dos Herbars Guss. yon den Autoren R. Janii genannt), R. nebrodensis Guss., R. agrestis Savi, R. canina L. and ihre sicilischen Varieti~ten gepfiogen. Unter don Species und Formen, wolcho neu fiir Sicilien aufgefunden wurden, werden angeftihrt: Rosa montana var. gracilens Cr6p, R. Pouzini Trait., R. tomenteUa Le- man, (Varietiiten derselben, da die typischo Form gewiss in Sicilien fehlt), R. faventina Burnat et Gremli (R. Kluclcii Christ in Flora 1875, p. 289, R. tomentella f. superglandulosa Borb. primit. Fl. ros. Hung. pug. 472), R. tIermanii Burnat et Gremli (R. nebrodensis 8trobl exsicc, sicul, ann. 1874 non Guss.) und R. Seraphini Viv. (letziere mit Recht yon don hutoren als von R. Seraphini Guss. R. sicula Trait. verschieden angesohen). Der Name Rosa faventina Burnat et Gremli hat iibrigens nach Ansicht des Referenien zu out- fallen, da beroiis zwei Namen for dieso Pfianze croirt sind, ebenso hat alas ? bei R. Kluckii Besser keino Berechtigung, da ja schou Borb~s l~ngst bewiesen hat, dass seine f. superglan&dosa der R. tomentella (odor die R. tomentelloides der Auioren) mit R. Kluckii Boss. in gar keine Parallele gezogen werden kann, und letztere Spe- cies yon charakterisiischem Habitus fiir die osieuropaischen Floristen eino genau bekannto Pfianze mit bereiis so ziemlich eonstatiriem Verbreitungsbezirke ist. Im drition Absatze werden drei Rosen aus dem Herbare Guss. besprochen uud zwar: 12. derelicta Burnat et Gremli (R. ylandulosa Bellardi? Herb. Guss.), R. gaUica L. var. parvifolia Seringe in D C. Prodr. (R. parvifolia Ehrh. Beitr. 1791, It. remensis Desf. Cat. etc.) uud R. fschiana Cr6p. primit, mouogr. ros. I. p. 21, 22 et 97 (1869). R. rttbiyinosa L. dfirfto in Sicilien kaum vorkommen, wie auch die Auioreu bemerken, sie wird dasolbst durch R. micrantha Sin. und ihron Formon, insbesonclero durch R. Trinacriae Burn. et Gremli vertreten. Es sell hier bemerkt wordon, dass /~. sepium ThuilL aus 4or Pariser Gegon4 mit R. agrestis Savi, yon wolchor sich sehSno Originaloxemplare im k. k. Hofherbaro zu Wien vorfiu4oa, nicht eonfoudirt wor4ou kanu, ausser man zioht alle Eusepiaceen, wio R. inodora Fries, llt. vinodora A. Kern., R. aspera Schleichor, R. albiflora 0piz, R. virgultorum Ripart etc. zu

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ether Riosenspecios zusammou, oin Vorgang, dor nach &nsicht des Roforouten oiuen bodeutenden Riicksehritt bedeu~ea wiirdo, und f~ir don Inhalt vorliegeudor Arboit selbst yon don tibo]stou Consoquenzeu ware. Es wird dieso iutoressanto Arboit allen Frounden dot sch6nen Gattung Rosa ompfohlen, und bohiilt sich Referent vor, oinigo mi~ seinou Anschauungon in diroctom Widorsprueho stohendo Bospre- chungon an anderor Stollo ausftihrlich zu widorlogon. Braun.

u tier k. k. Zoolog,-botanisehen Gesellsehaft. XXXI. Band. II. Italbjahr 1886.

Von den Abhandlungen botanischon Inhaltes enthalt dieser Italbband die folgenden: 1. B ruh in Th. A. ,,Prodromus florae ad- vonticiao boroali-amoricanao." In dioser floristischen &rbeit warden sowohl die in don nordamorikanischen Freistaaten cultivirten Ge- wliehso, als auch die aus anderen Theilen Amerikas und aus den iibrigon Wolttheilen eingewander~en Pfianzen aufgeftihr~. Die Ge- sammtzahl der Arton betragt 623, die sich auf 353 Gattungen und 78 Ordnungen verthoilon. Yon besonderem Interesse in historischer und vo]kswirthschaftlichor Beziehung sind die vom Autor bet don Cul- turpfianzon beigefiigten Bemerkungen. - - 2. Hal ~cs y Dr. Eugen v.: ,Beitriigo zur Brombeerfiora Niederiisterreichs% Die im Jahre 1882 erschienenen Nachtrago zur Flora yon NiedorSs~orreich yon Dr. E. Hal~csy und Heinrich Braun erhalten durch obige Publication eino wesontliche Bereichorung. - - 3. Kornhubor Prof. Dr. Andr.: ,,Botanischo Ausfifige in die Sumpfniederung des ,Wasen' (magyar. H~ns~g)". Das Ergebniss yon droi Excursionen, wolche dot gelehrto u in Gosollschaft des Prof. He lmet ] in das nied.-Ssterr. am Nousiodlor See golegene Sumpfgebiet im Laufo dot lotzton Jahro untornommon, wird hier geschilder& IIiorboi ist nieht nut dam bo- tanischon Intoresso Rechnung getragon, sondern es sind auch die geographischon und ethnographischon Verhi~ltnisse des Gebietes dar- gestollt. - - 4. Voss Wilh.: ,,Uebor Boletus strobilctceus Scop. und don gleichnamigen Pilz der s Es wird nachgowieson, dass dor ochre Boletus strobilaceus Scop. yon vorschiodonen Mykologon nicht richtig erkannt wurde, und dass under obigom Namon zwei vorschiedeno Pilzo cursiren, ni~mlich ~ . strobilaceus Scop. und B. ~trobiliformis Vill. (1789). - - 5. W e t t s t o i n Dr. R. v.: ,,Anthopeziza nov. genus Discomycotum" (Mi~ 1 Tafel). Diosor vom Vorfasser an Waldri~ndern im sogenannten ,,Oeden Saugrabon" bet Rodaun niichst Wien im ?r am schmelzenden Schneo aufgefundene Pilz ist other der sch6nston und merkwtirdigsten unter den Discomyceten und er- hiolt als Species den Namon A. Winterii n. sp. zu Ehren des bo- kannten Forschors H. Dr. G. W in t e r in Leipzig. - - 6. Wot t s to in Dr. R. v.: ,Vorarbeiton zu einor Pihfiora der Steiermark". - - Von den S i t zungsbe r i ch t en wliren besouders hervorzuhebon: 7. Beck Giinther Dr.: ,Ueber don Oeffnungsmechanismus dot Porenkapsoln". Eino Darstollung des Vorganges bet der Dohiscenz trockener Peri- carpiea dor Campanulacoon und dot Gattungen Musschia, Antirrhi-

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hum und Papaver. - - 8. Mfillner Mich. Fr.: ,Cirsium polymor- hUm (pannon. X Erisithales) und Cirsium oleraceo X pannonicum

inkl. in Nieder-Oestorreich. Diese beiden selteneu Hybride fand Mfi l lner auf oiner Bergwiese beim Oberhof nfichst Gutenstoin. - - Fernor sind in obigem Bando dora Andenken des im August 1885 vorstorbenen Professors R eichardt zwei Artikel gewidme~ und zwar veto Gymnasial-Director Reg.-R. Dr. A. Pokorny: ,Nachruf an H. W. Ro icha rd t " und yon Dr. Gtinther Beck: ,H. W. Reichard~. Eine Lebensskizzo". M. P~ihoda.

,,{]iftlaflanzen in tier Igmgebung yon (~iIli." Von A. Pischek. Versffent- licht im Jahresprogramme des k.k. Staats-Gymnasiums Cilli ffir das Jahr t885, p. 3--25.

Dor citirto Aufsatz entstand auf Grund tier auf Cilli's ' Flora Bezug habonden Arbeiten mit Verwerthung oigener botanischer Er- fahrungen. Es wordon auch oinige als zur Flora yon Cilli geh6rigo neuo Arton namhaft gomacht und verschiedene Standorto aufgeziihlt. In dor Einleitung spricht tier Verfassor fiber das Allgemeine dor Pfianzon, wie: fiber den Gehalt an Wasser, fiber die Trockonsub- stanz, fiber die Bostandtheile dor organischen Stoffo (namentlich fiber die Alkaloide, die in den Giftpfianzen enthalton sind). Darau reiht sich die Vertheilung der Giftpflanzen nach don Fami]ien, so- dann Einiges fiber die noch unklare Entstehungsart der hlkalo~de, ihre Eigonschafton und endlich ihre Wirkung auf don menschlichon und thiorischen Organismus. Re obeck.

Correspondenz. Briinn, am 3. M~rz ~886.

Dem hervorragonden Forscher Herrn Hoin. Braun , der die Gowogonhoit hatte, einige meinor Rubus-Formon zu bostimmen, vor- dankt M~hron einon nouen Bfirgor, n~mlich den Rubus ehlorophyllus Gromli, der zwar schon frfiher, jedoch unter anderen Namen aus M~hren bekannt war und es gebfihrt Her~n Braun das Verdienst, diese fQr M~hren geradezu eino Type bildende Rubusform, far die hIarkgrafschaft zuerst ffir nachfolgendo Standorte unterschieden zu haben: St~elitz, R e~kowitz, Spalenisko und Kv~tnice bei Tischnowitz, Wald Hera bei Zelezay, Bejkowitz, Obora boi Lomnitz, Neustadtl.

Die Revision einiger meiner C#tisus-Arten durch den eifrigen Forscher Prof. Adolf Oborny hat ausser Zweifel gestell~, dass Cytisus virens Kovae in Mahren vorkommt. Prof. Oborny fund, dass die yon mir am ~erotin bei Stra~nitz am 17. Juli 1885 und in den Auen bei Seelowitz, am 29. Juni 1884 gesammelten Pflanzen identiseh sind mi~ Nr. 808 dot Flora exsiccata ,,Austro-Hungarica" Auctoro A. do Kernor, wahrend die you mir untorhalb tier Jawo~ina na Kotarech gesammolten Pfianzon koiuo soidig behaarte Fahno bosi~zon,