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Lochkartenrechner Florian Fey, Julian Andres Klode Seminar Mathematische Modelle bei Prof. Agricola Geschichte der Lochkarten 18. Jahrhundert – Spieluhren und Webst ¨ uhle 19. Jahrhundert – Volksz ¨ ahlung 20. Jahrhundert – Computer Entwicklung der Lochkarten Fr¨ uher: Metallwalzen zur automatisierten Steuerung von Mechaniken Ersetzt durch Lochkarten als g¨ unstigeres und flexibleres Speichermedium Dienten im 18. Jhd. der Steuerung von Webst¨ uhlen und Spieluhren Einfach herstellbar, austauschbar und wiederverwendbar (a) Skizze Webstuhl (b) Webstuhlkarten Problem der US-Volksz¨ ahlung 1880 Verwendung ankreuzbarer Frageb¨ ogen Manuelle Auswertung aufwendig und fehlerhaft Dauer: 7 Jahre Idee: Maschinelle Erfassung der Antworten US-Volksz¨ ahlung von 1890 Dauer: 4 Wochen Verwendung von Lochkarten Auswertung durch Tabelliermaschinen des amerikanischen Statistikers Hermann Hollerith Hollerith gr¨ undete eine Firma zur Produktion von Lochkartenmaschinen, die 1911 in der Computing-Tabulating-Recording Company“ (CTR) aufging 1924 wurde CTR umbenannt in International Business Machines“ (IBM) Lochkarten zur Programmierung Jede Karte repr¨ asentiert eine Programmzeile Programmiersprachen: Fortran, ALGOL, COBOL Repr¨ asentation von Zahlen und Text m¨ oglich Spezielle Formate zur Datenrepr¨ asentation Format einer 80 spaltigen IBM-Lochkarte Kodierung auf einer IBM Lochkarte mit 0123456789ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ Ausgestellte Maschinen In Reihenfolge der ausgestellten Maschinen Rechner TR86 und Speicher WSP 414 Sortierer IBM 083 Locher und Pr¨ ufer IBM 129 Großrechner TR 440 1969 von Telefunken entwickelt Insgesamt 45 Anlagen gebaut Insbesondere an Universit¨ aten eingesetzt Diente als zentrale Recheneinheit Erweiterbar durch Satellitenrechner Wechselplattenspeicher f¨ ur persistente Daten Hier ausgestellt (links): Speicher eines TR86 Zur Ein- und Ausgabe von Daten genutzt Diente der Vor- und Nachverarbeitung Konnte den Hauptrechner entlasten Erm¨ oglicht den Anschluss von Peripherieger¨ aten Erlaubt Datenfernverarbeitung per Fernschreiber Hier ist nur der Speicher ausgestellt (siehe den Schrank) Hier ausgestellt (zweite von links): WSP 414 Wechselplattenspeicher Dient der persistenten Datenhaltung Jedes Laufwerk fasst einen Stapel von 11 Platten Plattenstapel mit Transportbeh¨ alter austauschbar Speichert orter“ mit je 56 bit Ein Plattenstapel speichert 4 096 000 W¨ orter = 32 000 Bl¨ ocke = 229 376 000 bit also ca. 218 MiB / 229 MB Ein Block ist somit 71680 bit groß. Schreib- und Lesegeschwindigkeit: 320 Bl¨ ocke pro Sekunde, d.h. in etwa 21 Mibit/s Allgemein: Radixsort f¨ ur numerische Werte Wurde zur Sortierung von Lochkarten genutzt Ben¨ otigt keine Vergleiche von Werten Schneller als vergleichsbasierte Verfahren Eignet sich nur f¨ ur endliche Zeichenketten wie Namen, Postleitzahlen, etc. Das Verfahren ist stabil Methode: Ziffernweises Einsortieren der Elemente in F¨ acher Zusammenf¨ uhren der Elemente aus den F¨ achern Verfahren beginnt bei niederwertigster Ziffer Wiederholte Anwendung f¨ ur jede h¨ oherwertige Ziffer Allgemein: Stabilit¨ at von Radixsort Karten im gleichen Fach behalten ihre relative Reihenfolge. Der wiederholte Sortiervorgang oherwertiger Ziffern einer Zahl erh¨ alt die Ordnung bereits sortierter niederwertiger Ziffern. Sortierverfahren die dieser Bedingung gen¨ ugen heißen stabil. Die Stabilit¨ at von Radixsort erlaubt die spaltenweise Sortierung von Lochkarten. Allgemein: Sortieren von Buchstaben Basiert auf wiederholter numerischer Sortierung Sortiere numerisch nach den Zahlenzeilen 1-9 Sortiere numerisch nach den 12, 11, 10 Zonen Hier ausgestellt (mitte): IBM 083 Auslesen der Karten durch Metallb¨ ursten Sortiert bis zu 1000 Karten pro Minute Nutzt 13 F¨ acher (12 Zeilen + fehlerhafte Karten) Ab ca. 1958 gebaut Allgemein: Locher Dienten dem Erstellen von Lochkarten 19. Jhd.: Primitive Handlocher 20. Jhd.: Elektromechanische Locher Elektromechanische Kartenstanzer wie der IBM 129 boten eine Vielzahl an Funktionen und konnten ¨ ahnlich einer Schreibmaschine benutzt werden einfacher mechanischer Locher der Firma CTR f¨ ur Volksz¨ ahlungen, ca. 1911 Allgemein: Pr¨ ufer Lochkarten werden eingelegt und der Inhalt erneut eingegeben Ger¨ at pr¨ uft ob Lochkarte zur Eingabe passt Hier ausgestellt (rechts): IBM 129 Letzter IBM Kartenlocher (1970 entwickelt) Erstellen und Pr¨ ufen von Lochkarten m¨ oglich Beinhaltet Funktionen zum Duplizieren Interner elektronischer Speicher Erm¨ oglicht Korrekturen w¨ ahrend der Eingabe Abspeichern von bis zu 6 Karten m¨ oglich Optische Leseeinheit integriert Fasst bis zu 500 Lochkarten Geschwindigkeit von bis zu 20 Zeichen/Minute Florian Fey, Julian Andres Klode Seminar Mathematische Modelle bei Prof. Agricola Lochkartenrechner

Lochkartenrechnerklode/modelle/... · 2015. 3. 6. · Lochkartenrechner Florian Fey, Julian Andres Klode Seminar Mathematische Modelle bei Prof. Agricola Geschichte der Lochkarten

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LochkartenrechnerFlorian Fey, Julian Andres Klode

Seminar Mathematische Modelle bei Prof. Agricola

Geschichte der Lochkarten

18. Jahrhundert

– Spieluhren und Webstuhle19. Jahrhundert

– Volkszahlung20. Jahrhundert

– Computer

Entwicklung der Lochkarten

Fruher: Metallwalzen zur automatisiertenSteuerung von Mechaniken

Ersetzt durch Lochkarten als gunstigeres undflexibleres Speichermedium

Dienten im 18. Jhd. der Steuerung vonWebstuhlen und Spieluhren

Einfach herstellbar, austauschbar undwiederverwendbar

(a) Skizze Webstuhl (b) Webstuhlkarten

Problem der US-Volkszahlung 1880

Verwendung ankreuzbarer Fragebogen

Manuelle Auswertung aufwendig und fehlerhaft

Dauer: 7 Jahre

⇒ Idee: Maschinelle Erfassung der Antworten

US-Volkszahlung von 1890

Dauer: 4 Wochen

Verwendung von Lochkarten

Auswertung durch Tabelliermaschinen desamerikanischen Statistikers Hermann Hollerith

Hollerith grundete eine Firma zur Produktionvon Lochkartenmaschinen, die 1911 in der

”Computing-Tabulating-Recording Company“

(CTR) aufging

1924 wurde CTR umbenannt in”International

Business Machines“ (IBM)

Lochkarten zur Programmierung

Jede Karte reprasentiert eine Programmzeile

Programmiersprachen: Fortran, ALGOL,COBOL

Reprasentation von Zahlen und Text moglich

Spezielle Formate zur Datenreprasentation

Format einer 80 spaltigen IBM-Lochkarte

Kodierung auf einer IBM Lochkarte mit0123456789ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ

Ausgestellte Maschinen In Reihenfolge der ausgestellten Maschinen

Rechner TR86 und Speicher WSP 414 Sortierer IBM 083 Locher und Prufer IBM 129

Großrechner TR 440

1969 von Telefunken entwickelt

Insgesamt 45 Anlagen gebaut

Insbesondere an Universitaten eingesetzt

Diente als zentrale Recheneinheit

Erweiterbar durch Satellitenrechner

Wechselplattenspeicher fur persistente Daten

Hier ausgestellt (links): Speicher eines TR86

Zur Ein- und Ausgabe von Daten genutzt

Diente der Vor- und Nachverarbeitung

Konnte den Hauptrechner entlasten

Ermoglicht den Anschluss von Peripheriegeraten

Erlaubt Datenfernverarbeitung perFernschreiber

Hier ist nur der Speicher ausgestellt (siehe denSchrank)

Hier ausgestellt (zweite von links): WSP 414

Wechselplattenspeicher

Dient der persistenten Datenhaltung

Jedes Laufwerk fasst einen Stapel von 11Platten

Plattenstapel mit Transportbehalteraustauschbar

Speichert”Worter“ mit je 56 bit

Ein Plattenstapel speichert 4 096 000 Worter= 32 000 Blocke= 229 376 000 bit

also ca. 218 MiB / 229 MB

Ein Block ist somit 71680 bit groß.

Schreib- und Lesegeschwindigkeit: 320 Blockepro Sekunde, d.h. in etwa 21 Mibit/s

Allgemein: Radixsort fur numerische Werte

Wurde zur Sortierung von Lochkarten genutzt

Benotigt keine Vergleiche von Werten

Schneller als vergleichsbasierte Verfahren

Eignet sich nur fur endliche Zeichenketten wieNamen, Postleitzahlen, etc.

Das Verfahren ist stabilMethode:

Ziffernweises Einsortieren der Elemente in FacherZusammenfuhren der Elemente aus den FachernVerfahren beginnt bei niederwertigster ZifferWiederholte Anwendung fur jede hoherwertige Ziffer

Allgemein: Stabilitat von Radixsort

Karten im gleichen Fach behalten ihre relativeReihenfolge. Der wiederholte Sortiervorganghoherwertiger Ziffern einer Zahl erhalt dieOrdnung bereits sortierter niederwertiger Ziffern.Sortierverfahren die dieser Bedingung genugenheißen stabil. Die Stabilitat von Radixsort erlaubtdie spaltenweise Sortierung von Lochkarten.

Allgemein: Sortieren von Buchstaben

Basiert auf wiederholter numerischer Sortierung

Sortiere numerisch nach den Zahlenzeilen 1-9

Sortiere numerisch nach den 12, 11, 10 Zonen

Hier ausgestellt (mitte): IBM 083

Auslesen der Karten durch Metallbursten

Sortiert bis zu 1000 Karten pro Minute

Nutzt 13 Facher (12 Zeilen + fehlerhafteKarten)

Ab ca. 1958 gebaut

Allgemein: Locher

Dienten dem Erstellen von Lochkarten

19. Jhd.: Primitive Handlocher

20. Jhd.: Elektromechanische Locher

Elektromechanische Kartenstanzer wie der IBM129 boten eine Vielzahl an Funktionen undkonnten ahnlich einer Schreibmaschine benutztwerden

einfacher mechanischer Locher der Firma CTR furVolkszahlungen, ca. 1911

Allgemein: Prufer

Lochkarten werden eingelegt und der Inhalterneut eingegeben

Gerat pruft ob Lochkarte zur Eingabe passt

Hier ausgestellt (rechts): IBM 129

Letzter IBM Kartenlocher (1970 entwickelt)

Erstellen und Prufen von Lochkarten moglich

Beinhaltet Funktionen zum DuplizierenInterner elektronischer Speicher

Ermoglicht Korrekturen wahrend der EingabeAbspeichern von bis zu 6 Karten moglich

Optische Leseeinheit integriert

Fasst bis zu 500 Lochkarten

Geschwindigkeit von bis zu 20 Zeichen/Minute

Florian Fey, Julian Andres Klode Seminar Mathematische Modelle bei Prof. Agricola

Lochkartenrechner