3

Click here to load reader

Lösungsorientierte Kurztherapie von Steve de Shazer und ...downloads.eo-bamberg.de/5/411/1/98020651988338573362.pdf · Steve de Shazer formuliert das so: «If something works, do

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Lösungsorientierte Kurztherapie von Steve de Shazer und ...downloads.eo-bamberg.de/5/411/1/98020651988338573362.pdf · Steve de Shazer formuliert das so: «If something works, do

Lösungsorientierte Kurztherapie von Steve de Shazer und

Insoo Kim Berg

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%B6sungsorientierte_Kurztherapie)

Die lösungsorientierte Kurztherapie, auch lösungsfokussierte Kurztherapie, (engl. solution

focused therapy) ist eine spezielle Art der Gesprächstherapie, die von den Psychotherapeuten

Steve de Shazer und Insoo Kim Berg 1982 erstmals vorgestellt wurde. Sie geht von dem

Standpunkt aus, dass es hilfreicher ist, sich auf Wünsche, Ziele, Ressourcen, Ausnahmen vom

Problem zu konzentrieren anstatt auf Probleme und deren Entstehung. Dieser Therapieansatz

verbreitet sich in den letzten Jahren auch in anderen Bereichen wie Coaching, der Pädagogik,

dem Management sowie der Seelsorge.

Grundprinzipien

Lösungsfokussierung bedeutet, die "positiven Unterschiede" zu erkennen und zu verstärken.

Also das, was jetzt bereits besser funktioniert und passt und von dem gewünscht wird, es

Das zentral und radikal "Neue" am "Lösungsfokussierten Ansatz" ist das Bekenntnis zur

"Einfachheit" ("Simplicity"): Um in komplexen Situationen und Systemen erfolgreich zu sein,

ist es nicht immer hilfreich, sie modellieren und verstehen zu wollen - hilfreicher ist es oft,

unvoreingenommen zu beobachten, was alles wie gewünscht funktioniert, um in kleinen

Schritten mehr davon zu tun.

Lösungsfokussierung geht davon aus, dass:

1. positive Veränderungen in komplexen Situationen auf Basis kleiner Schritte

geschehen;

2. für diese Schritte nur wenige Informationen über das, was bisher schon etwas besser

funktionierte, genügen;

3. bei Analysen nicht die Frage "wie ist es - wie kam es dazu?", sondern die Frage "was

macht den Unterschied zwischen besser/schlechter aus?" ins Zentrum rückt;

4. anstelle des "theoretisch umfassend Verstehen Wollens" das konkrete Handeln in

kleinen Schritten tritt;

5. von allen Beteiligten angenommen wird, dass sie interessiert an positiven

Veränderungen sind.

Die drei Grundprinzipien der Lösungsfokussierung

1. "Repariere nicht, was nicht kaputt ist!"

2. "Finde heraus, was gut funktioniert und passt - und tu mehr davon!"

3. "Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert und passt - dann

höre damit auf und versuche etwas anderes!"

Die sechs Merksätze zur lösungsfokussierten "Einfachheit" ("Simplicity")

1. Lösungen statt Probleme: "Nicht das Problemverständnis vertiefen, sondern erkunden,

wie es ist, wenn es besser ist".

2. Interaktion statt isolierter Individualität: "Unser Verhalten entwickelt sich in der

Interaktion mit anderen. In der Lösungsfokussierten Arbeit wird nicht über

Page 2: Lösungsorientierte Kurztherapie von Steve de Shazer und ...downloads.eo-bamberg.de/5/411/1/98020651988338573362.pdf · Steve de Shazer formuliert das so: «If something works, do

Meinungen, Glaubenssätze oder Werte diskutiert, sondern über beobachtbares

Handeln".

3. Beachte und nutze das, was da ist - nicht das Fehlende: "Nicht die Lücke zwischen

'Ist' und 'Soll' ermitteln, sondern das, was - wenn auch nur selten - heute bereits etwas

besser ist".

4. Die Chancen im Gestern, Heute und Morgen sehen: "Chancen in der Zukunft und im

Heute zu überlegen, ist ein vertrauter Gedanke. Eher unüblich ist es, auch im 'Gestern'

bewusst das zu erkunden, was sich früher bereits als Chance zeigte - um auch das zu

nutzen".

5. Einfache Sprache: "Statt langer, komplizierter, abstrakter und beeindruckend

klingender Worte einfache Alltagsworte benutzen".

6. Jede Situation als speziell sehen - keine schlecht passende allgemeine Theorie darüber

stülpen: "Offen und neugierig sich jedes Mal von neuem positiv überraschen lassen".

Weiterführende Hinweise

Die zentrale Voraussetzung jeder Beratung ist die Erwartung, dass sich etwas verändern und

verbessern kann. Lösungsfokussierte Beratung glaubt, dass Veränderungsprozesse

unvermeidbar sind und sich fortwährend ereignen.

Die Methode unterscheidet sich von anderen Vorgehensweisen durch die Überzeugung des

Beraters, dass bereits eine kleine Veränderung im Verhalten eines einzigen Menschen

erhebliche und weitreichende Veränderungen aller übrigen Beteiligten nach sich ziehen kann.

Sie konzentriert sich auf die Ausnahmen eines Problems, jene Momente, in denen kleine

Veränderungen in der Stabilität eines Problemzustands auftreten. Der Ausbau einer schon

vorhandenen Veränderung, so klein sie auch immer sein mag, wird als wichtiger betrachtet als

darüber nachzudenken, wie sich falsches Verhalten korrigieren oder verändern lässt.

Die Erforschung des spontanen oder willkürlichen minimalen Auftretens des erwünschten

Zielzustands steht im Mittelpunkt der Interventionen. Lösungsfokussierte Beratung bedeutet:

Die Lösung steht im Mittelpunkt. Das Verfahren zeichnet sich durch das Bemühen aus,

persönliche und soziale Fähigkeiten einer Person deutlich zu machen und gemeinsam

Lösungen zu konstruieren, d. h. Alternativen zu dysfunktionalen Gedanken-, Gefühls- und

Handlungsmustern zu finden. Das Praxismodell fällt durch seine konsequente Ziel- und

Ressourcenorientierung auf. Ressourcenorientierung meint eine Grundhaltung, die sich nicht

an Defiziten, sondern an den Stärken und Kompetenzen der Menschen orientiert.

Lösungsfokussiertes Arbeiten hat zum Ziel, mit den Klienten gemeinsam Perspektiven zu

entwickeln, welche sie ermutigen, möglichst selbst gefundene Schritte in Richtung ihrer

angestrebten Ziele zu gehen. Lösungsfokussierte Kommunikation (LFK) verzichtet

weitgehend auf Diagnosestellungen, die sich an Defiziten eines Individuums ausrichten, d. h.

sie ist gerade nicht kausal orientiert.

In einer Kurztherapie werden die vorgetragenen Probleme, Konflikte, Störungen usw. nicht

vertieft exploriert, sondern die beim Klienten vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen in

den Fokus genommen und alle Möglichkeiten ihrer aktiven Nutzung ausgeschöpft, um

möglichst direkt eine Problemlösung zu erzielen. Kurztherapie kann auch deswegen kurz sein,

weil sie von der Annahme ausgeht, dass innerhalb der Beratungszeit nur Anregungen,

Anstöße für die eigentlichen Entwicklungs- und Veränderungsprozesse gegeben werden, die

im konkreten Alltag des Klienten umgesetzt bzw. vollzogen werden müssen. Nach de Shazer

sei Kürze kein angestrebtes Ziel, sondern eine logische Folge der lösungsfokussierten

Page 3: Lösungsorientierte Kurztherapie von Steve de Shazer und ...downloads.eo-bamberg.de/5/411/1/98020651988338573362.pdf · Steve de Shazer formuliert das so: «If something works, do

Intervention. Kurztherapie bedeutet jedoch nicht, dass der Berater schnell vorgehen soll,

sondern dass er sich an dem individuellen Klienten orientiert.

Die Erkenntnisse der Neuroplastizität zeigen, dass Lernen und Verhaltensänderungen durch

die Verstärkung synaptischer Verbindungen zwischen Neuronen auf Basis gemachter

Erfahrungen zu Stande kommen. Die lösungsfokussierte Kurztherapie unterstützt das, indem

sie den Klienten Erfahrungen ermöglicht, die in die Richtung der Therapieziele der Klienten

weisen. Steve de Shazer formuliert das so: «If something works, do more of it and if

something doesn't work, do something else» (etwa: "Wenn etwas funktioniert, tu mehr davon

und wenn etwas nicht funktioniert, tu etwas anderes"). Klienten sollen also eingeladen

werden, mehr von dem zu tun, was in Richtung ihrer Ziele weist. Dadurch machen ihre

neuronalen «Lösungsnetzwerke» Erfahrungen, die zu ihrer Verstärkung führen und die

«Problemnetzwerke» verkümmern und verlieren an Einfluss.

Die durchschnittliche Anzahl der Sitzungen liegt zwischen vier und sieben. Die zeitlichen

Intervalle zwischen den Sitzungen werden jeweils ausgehandelt und können wenige Tage

oder mehrere Monate sein.

Die Klienten sind die Experten, weil sie, wenn sie mit einem Problem in die Beratung

kommen, immer auch schon eine Idee von ihrer Lösung mitbringen. Die individuellen Ideen

sollen respektiert und mit den Klienten kooperativ weiter verfolgt werden, um ihnen die

Nutzung ihrer Lösungsideen zu erleichtern und zu ermöglichen.

Literaturhinweis:

Steve de Shazer: Wege der erfolgreichen Kurztherapie. 2. Aufl.,Klett-Cotta, Stuttgart 1990.