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Nummer 37 · Montag, 13. Februar 2006 Mindener Tageblatt 7 LOKALES Hochwasser 1946 1. Weg in die Katastrophe 2. Edertalsperre repariert 3. Regionale Niederschläge 4. Land unter in Minden 5. Das große Aufräumen 6. Lehren aus der Flut 7. Hochwasserschutz heute 13.2.1946 8.00 Uhr 7,25 m 14.2.1946 18.00 Uhr 6,64 m Pegel Minden bezeichnet im Jahr 1746 Zed- lers Universal-Lexikon die Überschwemmungen als „Ru- the wieder die Gottlosen und als ein Mittel die Menschen zu verbinden, dass sie vom Bösen abstehen und Gutes thun“. Derartige moralische Deu- tungen sind in den Augen des Fachmanns auch nicht fern, wenn Ursachenforschung von Ökologenseite die „Sünden der Zivilisation“, allen voran die heutigen Standardursachen Versiegelung von Böden und Verschwinden von Auenland- schaften, Flussbegradigung und Treibhausgase geißeln. Ursa- chenforschung mündet dann wie schon vielfach in der Ge- schichte in die Suche von Schuldigen. Flut der Wörter steigt von 33 auf 1203 Bis zu den ersten Rheinhoch- wassern 1993 und 1995, als auch die Weser stark stieg, schlief der Hochwasserschutz einen Dornröschenschlaf. Bis dahin galten Vorschriften, die aus dem preußischen Wasserge- setz abgeleitet waren. Seither sind sie in großen Schritten er- weitert worden. Ab 1957 wies das Wasserhaushaltsgesetz 33 Wörter zum Hochwasserschutz auf, ab 1996 204 und seit 2005 1203. „Mehr Worte bedeuten nicht, dass der Hochwasser- schutz effektiver geworden ist“, merkt Detlef Sönnichsen kri- tisch an. Das gelte beispielswei- se für die hehre Forderung zum Erhalt und zur Verbesserung der ökologischen Strukturen Hochwasser 1946 war keine Sintflut MT-Serie Jahrhunderthochwasser 1946 (Teil 6) Von Jürgen Langenkämper Minden (mt). „Das Hochwas- ser im Februar 1946 war nicht die Sintflut“, sagt der Wasserbau-Ingenieur Detlef Sönnichsen. Der Blick in die Chroniken gibt ihm Recht. Ein halbes Dutzend Hoch- wasser „seit Menschenge- denken“ hat die 46er-Flut übertroffen. Allen voran das Magdalenen- Hochwasser im Juli 1342, das ganz Mitteleuropa verwüstete und in vielen Annalen überlie- fert ist. Auch viele Hochwasser- marken, die Menschen im Lau- fe der Jahrhunderte entlang der Weser angelegt haben, künden Nachgeborenen von der Gewalt der Wassermassen. Die Magdalenenflut unter- scheidet sich von fast allen an- deren Hochwassern auch darin, dass sie im Sommer kam. Auf dem Merkstein an der Weser- promenade im Mindener Glacis ist sie überraschenderweise nicht verzeichnet. Die Marke würde den Merkstein überragen und über der nächstfolgenden Flut von 1682 liegen. „Mit Hochwassermarken wurde nicht nur der Zweck ver- folgt, an vergangene Katastro- phen zu erinnern, sondern sie mahnten den Betrachter auch zur Gottesfurcht, denn lange Zeit galten Naturereignisse als eine Art Gottesgericht, als Sint- flut, als Gottesfügung oder un- vermeidlicher Schicksals- schlag“, sagt Sönnichsen. So Hochwassermarken: Grohnde Hameln nen Euro. Durch Vorsorgemaß- nahmen im Umfang von 3,1 Millionen Euro ließen sich in Minden die Schäden um 17,2 Millionen Euro mindern. In Pe- tershagen beträgt dieses Ver- hältnis 2,6 zu 10,2 Millionen Euro, in Porta Westfalica 2,3 zu 6,2 und in Bad Oeynhausen 0,5 zu 2,1 Millionen Euro. Hochwasserschutz heute ist am Mittwoch das Thema der letzten Folge der MT-Serie. auf die Bauleitplanung, sie hat Einfluss auf die Wertschätzung und Gestaltung der Gewässer in den Ortslagen und sie muss letztlich den Ball aufnehmen und notwendige Maßnahmen einleiten, die das Dasein ihrer Bürger schützt“, mahnt der Fachmann. Dafür gebe das Land Zuwendungen. Mit geringem Aufwand viel weniger Schäden „Im Kreis Minden-Lübbecke liegen mit Petershagen und Minden zwei der drei am stärks- ten von einem hundertjährli- chen Hochwasser betroffenen Ortslagen an der Weser in Nordrhein-Westfalen“, weist Sönnichsen auf das große Scha- denspotenzial hin, das gegen- über der „Notzeit“ von 1946 an materiellem Wert stark zuge- nommen hat. In Minden wären bei einem neuen Jahrhundert- hochwasser Schäden in einer Höhe von 26 Millionen Euro zu befürchten, in Petershagen 16,7 Millionen Euro, in Porta West- falica 11,4 Millionen Euro und in Bad Oeynhausen 3,8 Millio- (seit 1996), „die sicherlich wün- schenswert ist, aber wenig zum Hochwasserschutz beiträgt“. Einige Lehren sind dennoch folgerichtig befolgt worden. „Die Länder werden verpflich- tet, fristgemäß Überschwem- mungsgebiete festzusetzen und Hochwasserschutzpläne zu er- arbeiten“, sagt der Wasserbau- er. Nordrhein-Westfalen kann dabei als sehr fortschrittlich gel- ten. Für die hochwassergefähr- lichen Gewässer liegen Hoch- wasser-Aktionspläne vor oder sind in Arbeit. „Mit der Erkenntnis, dass nicht nur Pläne und Baumaß- nahmen notwendig sind, son- dern auch der Ereignisfall ge- managt werden will, erarbeiten in jüngerer Zeit die mit dem Ka- tastrophenschutz befassten Be- hörden Einsatzpläne und füh- ren Übungen durch“, sagt Sön- nichsen. Hochwasser-Gefah- renkarten sind dafür eine un- entbehrliche Grundlage. Schwieriger werde es von der Landespolitik den Ball weiter- zureichen an die Politik vor Ort, die einen wichtigen Beitrag leisten müsse: „Sie hat Einfluss Rinteln Minden. Fotos: Sönnichsen Historische Hochwasser entlang der Weser: Das Februar-Hochwasser von 1946 war bei weitem nicht die größte Flut im Tal der Oberweser. Grafik: Büro Sönnichsen/ MT (Barner)/Foto: Watermann HINTERGRUND Historische Fluten Juli 1342: Magdalenen- flut. 10. Februar 1375: Weser- hochwasser steht im Dom. 1513: Hochwasser reißt hölzerne Weserbrücke von fünf steinernen Pfeilern. 13. Januar 1553 (4. Stelle auf dem Hochwasser-Merk- stein in Minden bzw. an der Merktafel der Fischerstadt): Hochwasser überflutet die Mindener Weserbrücke und steht auf dem Markt. 7./8. Januar 1643 (2.): Schiffe können direkt von der Brücke aus betreten wer- den. 16. Februar 1658: Weser- brücke beschädigt. 1664 7. Januar 1682 (1.): Marktplatz kann mit Käh- nen befahren werden. 6. März 1744 24. Februar 1799 (3.): Vier Bögen der Bunten Brücke stürzen ein. 20. Januar 1841 (5.) 29. Januar 1846 (7.) 11. März 1881 (8.) 27. November 1890 (11.) 7. Februar 1909 (10.) 20. Januar 1918 (12.) 3. Januar 1926 (9.) 10. Februar 1946 (6.) 2. Februar 1995 (13.) 5. Januar 2003 (Quelle: wikipedia.de nach der Chronik der Stadt Min- den (lkp) *Nur bei Fielmann: • die Nulltarif-Versicherung der 1 0 Prämie pro Jahr • top- modische Brille aus der Nulltarif-Collection sofort: alle zwei Jahre eine neue Einstärkengläser von Zeiss drei Jahre Garantie jederzeit Ersatz bei Bruch, Beschädigung oder Sehstärkenveränderung für Brillen aus der Nulltarif-Collection mit Gleitsichtgläsern 50 Prämie pro Jahr 1234: Topmodische Brille für 10*. Gläser von Zeiss. Drei Jahre Gar antie. Brille: Fielmann. Mehr als 500mal in Europa. Auch in Ihrer Nähe: Bad Oeynhausen, Werre-Park; Minden, Bäckerstraße 24; Lübbecke, Lange Straße 59.

LOKALES 7 Hochwasser 1946 war keine Sintflutfloodmarks.com/download/HW46-6_MT_13.02.2006.pdf · letzten Folge der MT-Serie. auf die Bauleitplanung, sie hat ... ten von einem hundertjährli-chen

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Nummer 37 · Montag, 13. Februar 2006 Mindener Tageblatt 7n LOKALES

Hochwasser 19461. Weg in die Katastrophe2. Edertalsperre repariert3. Regionale Niederschläge4. Land unter in Minden5. Das große Aufräumen6. Lehren aus der Flut

7. Hochwasserschutz heute

13.2.19468.00 Uhr

7,25 m

14.2.194618.00 Uhr

6,64 m

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bezeichnet im Jahr 1746 Zed-lers Universal-Lexikon dieÜberschwemmungen als „Ru-the wieder die Gottlosen undals ein Mittel die Menschen zuverbinden, dass sie vom Bösenabstehen und Gutes thun“.

Derartige moralische Deu-tungen sind in den Augen desFachmanns auch nicht fern,wenn Ursachenforschung vonÖkologenseite die „Sünden derZivilisation“, allen voran dieheutigen StandardursachenVersiegelung von Böden undVerschwinden von Auenland-schaften, Flussbegradigung undTreibhausgase geißeln. Ursa-chenforschung mündet dannwie schon vielfach in der Ge-schichte in die Suche vonSchuldigen.

Flut der Wörter steigtvon 33 auf 1203

Bis zu den ersten Rheinhoch-wassern 1993 und 1995, alsauch die Weser stark stieg,schlief der Hochwasserschutzeinen Dornröschenschlaf. Bisdahin galten Vorschriften, dieaus dem preußischen Wasserge-setz abgeleitet waren. Seithersind sie in großen Schritten er-weitert worden. Ab 1957 wiesdas Wasserhaushaltsgesetz 33Wörter zum Hochwasserschutzauf, ab 1996 204 und seit 20051203. „Mehr Worte bedeutennicht, dass der Hochwasser-schutz effektiver geworden ist“,merkt Detlef Sönnichsen kri-tisch an. Das gelte beispielswei-se für die hehre Forderung zumErhalt und zur Verbesserungder ökologischen Strukturen

Hochwasser 1946war keine SintflutMT-Serie Jahrhunderthochwasser 1946 (Teil 6)

Von Jürgen Langenkämper

Minden (mt). „Das Hochwas-ser im Februar 1946 warnicht die Sintflut“, sagt derWasserbau-Ingenieur DetlefSönnichsen. Der Blick in dieChroniken gibt ihm Recht.Ein halbes Dutzend Hoch-wasser „seit Menschenge-denken“ hat die 46er-Flutübertroffen.

Allen voran das Magdalenen-Hochwasser im Juli 1342, dasganz Mitteleuropa verwüsteteund in vielen Annalen überlie-fert ist. Auch viele Hochwasser-marken, die Menschen im Lau-fe der Jahrhunderte entlang derWeser angelegt haben, kündenNachgeborenen von der Gewaltder Wassermassen.

Die Magdalenenflut unter-scheidet sich von fast allen an-deren Hochwassern auch darin,dass sie im Sommer kam. Aufdem Merkstein an der Weser-promenade im Mindener Glacisist sie überraschenderweisenicht verzeichnet. Die Markewürde den Merkstein überragenund über der nächstfolgendenFlut von 1682 liegen.

„Mit Hochwassermarkenwurde nicht nur der Zweck ver-folgt, an vergangene Katastro-phen zu erinnern, sondern siemahnten den Betrachter auchzur Gottesfurcht, denn langeZeit galten Naturereignisse alseine Art Gottesgericht, als Sint-flut, als Gottesfügung oder un-vermeidlicher Schicksals-schlag“, sagt Sönnichsen. So

Hochwassermarken: Grohnde Hameln

nen Euro. Durch Vorsorgemaß-nahmen im Umfang von 3,1Millionen Euro ließen sich inMinden die Schäden um 17,2Millionen Euro mindern. In Pe-tershagen beträgt dieses Ver-hältnis 2,6 zu 10,2 MillionenEuro, in Porta Westfalica 2,3 zu6,2 und in Bad Oeynhausen 0,5zu 2,1 Millionen Euro.

Hochwasserschutz heute istam Mittwoch das Thema derletzten Folge der MT-Serie.

auf die Bauleitplanung, sie hatEinfluss auf die Wertschätzungund Gestaltung der Gewässer inden Ortslagen und sie mussletztlich den Ball aufnehmenund notwendige Maßnahmeneinleiten, die das Dasein ihrerBürger schützt“, mahnt derFachmann. Dafür gebe dasLand Zuwendungen.

Mit geringem Aufwandviel weniger Schäden

„Im Kreis Minden-Lübbeckeliegen mit Petershagen undMinden zwei der drei am stärks-ten von einem hundertjährli-chen Hochwasser betroffenenOrtslagen an der Weser inNordrhein-Westfalen“, weistSönnichsen auf das große Scha-denspotenzial hin, das gegen-über der „Notzeit“ von 1946 anmateriellem Wert stark zuge-nommen hat. In Minden wärenbei einem neuen Jahrhundert-hochwasser Schäden in einerHöhe von 26 Millionen Euro zubefürchten, in Petershagen 16,7Millionen Euro, in Porta West-falica 11,4 Millionen Euro undin Bad Oeynhausen 3,8 Millio-

(seit 1996), „die sicherlich wün-schenswert ist, aber wenig zumHochwasserschutz beiträgt“.

Einige Lehren sind dennochfolgerichtig befolgt worden.„Die Länder werden verpflich-tet, fristgemäß Überschwem-mungsgebiete festzusetzen undHochwasserschutzpläne zu er-arbeiten“, sagt der Wasserbau-er. Nordrhein-Westfalen kanndabei als sehr fortschrittlich gel-ten. Für die hochwassergefähr-lichen Gewässer liegen Hoch-wasser-Aktionspläne vor odersind in Arbeit.

„Mit der Erkenntnis, dassnicht nur Pläne und Baumaß-nahmen notwendig sind, son-dern auch der Ereignisfall ge-managt werden will, erarbeitenin jüngerer Zeit die mit dem Ka-tastrophenschutz befassten Be-hörden Einsatzpläne und füh-ren Übungen durch“, sagt Sön-nichsen. Hochwasser-Gefah-renkarten sind dafür eine un-entbehrliche Grundlage.

Schwieriger werde es von derLandespolitik den Ball weiter-zureichen an die Politik vorOrt, die einen wichtigen Beitragleisten müsse: „Sie hat Einfluss

Rinteln Minden. Fotos: Sönnichsen

Historische Hochwasser entlang der Weser: Das Februar-Hochwasser von 1946 war bei weitem nichtdie größte Flut im Tal der Oberweser. Grafik: Büro Sönnichsen/ MT (Barner)/Foto: Watermann

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GROSSE HOCHWASSER AN DER WESER

Juli 1342

Jan. 1682

Jan. 1841

10. Feb. 1946

Jan. 2003

HINTERGRUND

Historische Flutenu Juli 1342: Magdalenen-flut.u 10. Februar 1375: Weser-hochwasser steht im Dom.u 1513: Hochwasser reißthölzerne Weserbrücke vonfünf steinernen Pfeilern.u 13. Januar 1553 (4. Stelleauf dem Hochwasser-Merk-stein in Minden bzw. an derMerktafel der Fischerstadt):Hochwasser überflutet dieMindener Weserbrücke undsteht auf dem Markt.u 7./8. Januar 1643 (2.):Schiffe können direkt vonder Brücke aus betreten wer-den.u 16. Februar 1658: Weser-brücke beschädigt.u 1664

u 7. Januar 1682 (1.):Marktplatz kann mit Käh-nen befahren werden.u 6. März 1744

u 24. Februar 1799 (3.): VierBögen der Bunten Brückestürzen ein.u 20. Januar 1841 (5.)u 29. Januar 1846 (7.)u 11. März 1881 (8.)u 27. November 1890 (11.)u 7. Februar 1909 (10.)u 20. Januar 1918 (12.)u 3. Januar 1926 (9.)u 10. Februar 1946 (6.)u 2. Februar 1995 (13.)u 5. Januar 2003

(Quelle: wikipedia.de nachder Chronik der Stadt Min-den (lkp)

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