3
244 Vereinszeitung. 9) Londoner Droguenbericht. - August Faber & Co. (Mitgetheilt von Herrn Gehe & Corn p. in Dresden.) Lo n d o n , den 28. Kovember 1851. Unter den Artikeln, welche eine Preisinedaille in der grossen Ausstellung erhalten heben, befinder sich der Amorp he Phosphor. Dessen Entdeckung is1 aber auf so viele meisterhafte und originelle Erforschungen gegrtindet, und ist sowohl in ihrer praktischen Anwendung als durch Analogie in ihrcn wissenschaftlichen Polgen so wichtig, dass sie unbezweifelt die grosse Council - ledaille verdienl, und sie auch gewiss erhalten htilte, wlren nicht bei der Ausstellung des Artikels an sich ganz werthlose For- malitaten iibersehen worden. Dass der gemeine Phosphor am Lichte roth und brhunlichroth wird, is1 wohl bekannt; und diescn roth gewordenen Theil hiellen bisher die ersten Chemiker far I’hosphoroxyd. Der he- rilhmte Chemilter, Herr Professor S c h r d t t e r in Wicn, hatte aber in der Sache seine Zweifel, und nahm die Untersuchung des hrtikels bereits 1845 in seine meistervollen Hfinde. Sein Scharfsinn zcigte ihm bald, dass er en tnit einer neuen Substanz zu thun hatte. Er machk daher zwischen 1845 und 1850 viele Serien von Versuchen, deren Resultat in 2 Heften in 1848 und 1850 erschieneo. Dessen Eigenschaften. 1) Er bleibt an der Lult ganz un- verlndert, und ltann in Fisser oder Kisten, wie SBgespine, verpackt werden. Der dureh Herrtr A. A1 bright patentirte amorphe Phosphor. Entdeckung. 2) Bei gewdhnlicher Temperatur leuclitet er ini Pinstern nicht. 3) Er vertritgt eine grosse llitze, ohne sich zu entziindcn, was erst bei 260OC. stall findet. 4) Er lilsst sich mit Zuclier und andern ahnlichen Substanzen in allen Verhiltnissen zusanimenreiben, ohne dass es nbthig wiire, dabei irgend eioe Vorsicht zu gebrauchen; ein Umstand, welcher in niedi- cinisc her H in sic h t alle Au finerltsamltei t verdien t. 5) Er kann ohne Schaden in grossen Dosen innerlich genonitnen werden, und wird gewiss bald als ein wichtiges Heilinittcl Anwell- dung finden, da er im tnenschlichen System eine groEse Rolle spiell. 6) Wlhrend die Dimpfe des gemeinen Phosphors bei der Be- reitung von 2 e n d h 6 I z ch e n schreckliche Kranliheiten unter den Arheitern verursachen, wird diee bei Anwendung von amorphen J’hos- phor ganz vermieden ; und nebst dern besitzen die Ziindh8lzchen ini letzlen Falle alle jene physischen Vortheile, welche der nmorphe Phosphor in Bezug auf Transport und Verpeckung besitzt, und ferner riechen sie nicht, werden nicht lcicht feucht, und entzirnden sich selbst bei bedeutender llilze von selbst nicht; auch ist die Erzeugung der amorphen Ziindhdltcheu mit keiner grbssern Auslsge verbunden, als jene der gemeinen Sorte. Die beste Art, sie zu bereiten, ist uns nicht belrannt; als Anleitung aber zu den ndthigen Versuchen in6gen fol- gende Proportionen dienen : 10 Theile amorpher Phosphor, 40 chlorseures Kali, 10 II Antimoniicm crud., 40 Leimwrsser. 100 Theile Gewicht.

Londoner Droguenbericht von Aug. Faber et Co

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Londoner Droguenbericht von Aug. Faber et Co

244 Vereinszeitung.

9) Londoner Droguenbericht. - August Faber & Co. (Mitgetheilt von Herrn G e h e & Corn p. in Dresden.)

L o n d o n , den 28. Kovember 1851.

Unter den Artikeln, welche eine Preisinedaille i n der grossen Ausstellung erhalten heben, befinder sich d e r

A m o r p h e P h o s p h o r . Dessen Entdeckung is1 aber auf so viele meisterhafte und originelle Erforschungen gegrtindet, und ist sowohl in ihrer praktischen Anwendung als durch Analogie i n ihrcn wissenschaftlichen Polgen so wichtig, dass sie unbezweifelt die grosse Council - l e d a i l l e verdienl, und sie auch gewiss erhalten htilte, w l r e n nicht bei der Ausstellung des Artikels an sich ganz werthlose For- malitaten iibersehen worden.

Dass der gemeine Phosphor am Lichte roth und brhunlichroth wird, is1 wohl bekannt ; und diescn roth gewordenen Theil hiellen bisher die ersten Chemiker f a r I’hosphoroxyd. Der he- rilhmte Chemilter, Herr Professor S c h r d t t e r in Wicn, hatte aber in der Sache seine Zweifel, und nahm die Untersuchung des hr t ikels bereits 1845 i n seine meistervollen Hfinde. Sein Scharfsinn zcigte ihm bald, dass e r en tnit einer neuen Substanz zu thun hatte. E r m a c h k daher zwischen 1845 und 1850 viele Serien von Versuchen, deren Resultat in 2 Heften in 1848 und 1850 erschieneo.

D e s s e n E i g e n s c h a f t e n . 1) E r bleibt an der Lult ganz un- verlndert , und ltann in F isser oder Kisten, wie SBgespine, verpackt werden.

Der dureh Herrtr A . A1 b r i g h t patentirte amorphe Phosphor.

E n t d e c k u n g .

2) Bei gewdhnlicher Temperatur leuclitet er ini Pinstern nicht. 3) E r vertritgt eine grosse llitze, ohne sich zu entziindcn, was

erst bei 260OC. s t a l l findet. 4) Er lilsst sich mit Zuclier und andern ahnlichen Substanzen in

allen Verhiltnissen zusanimenreiben, ohne dass es nbthig wiire, dabei irgend eioe Vorsicht zu gebrauchen; ein Umstand, welcher i n niedi- cinisc her H in sic h t alle Au finerltsamltei t verdien t.

5 ) E r kann ohne Schaden in grossen Dosen innerlich genonitnen werden, und wird gewiss bald als ein wichtiges Heilinittcl Anwell- dung finden, da e r im tnenschlichen System eine groEse Rolle spiell.

6) Wlhrend die Dimpfe des gemeinen Phosphors bei der Be- reitung von 2 e n d h 6 I z ch e n schreckliche Kranliheiten unter den Arheitern verursachen, wird diee bei Anwendung von amorphen J’hos- phor ganz vermieden ; und nebst dern besitzen die Ziindh8lzchen ini letzlen Falle alle j ene physischen Vortheile, welche der nmorphe Phosphor in Bezug auf Transport und Verpeckung besitzt, und ferner riechen sie nicht, werden nicht lcicht feucht, und entzirnden sich selbst bei bedeutender llilze von selbst nicht; auch ist die Erzeugung der amorphen Ziindhdltcheu mit keiner grbssern Auslsge verbunden, als jene der gemeinen Sorte. Die beste Art, s ie zu bereiten, ist uns nicht belrannt; als Anleitung aber zu den ndthigen Versuchen in6gen fol- gende Proportionen dienen :

10 Theile amorpher Phosphor, 40 chlorseures Kali, 10 II Antimoniicm crud., 40 Leimwrsser.

100 Theile Gewicht.

Page 2: Londoner Droguenbericht von Aug. Faber et Co

Vereinszeitung. 245

Die drei ersten Substanzen werden sehr feiii gepulvert und seprrat mit dem Leimwnsser zusammengerieben, und formiren, wenn gemischt, den Ziindhdlzerteig.

I d e n t i t a t d e s a i n o r p h e n u n d d e s g e m e i n e n P h o s p h o r s . Obschon der erstere die eben erwlihnten bedeutend abweichenden Eigenschaften besitzt, so ist e r doch eben so vollkoinmen ein Element wie der gemeine Phosphor, und mil ihm identisch, denn Professor S c h r d t t e r hat bewiesen, dass ein gegebenes Quantum des einen in genau dasselbe Quanlum des nndern verwandelt werden knnn, und umgekehrt, und dies ist seitdeni von D u m a s , L i e b i g und F n r n d a y als unbezweifelt e rk l i r t worden.

A n a l o g i e m i t K o h l e n s t o f f . Professor S c h r i i t t e r sngt: Demrnlen werden scbwnrz und undurchsichtig, wenn man sie lnnge

einer grossen klitze aussetzt und im k. k. Mineraliencabinet in Wien ist ein solcher geschlilFener Demnnt (schwarc und undurchsichtig) und es unterliegt keinem Zweifel, dass e r eine merkwgrdige Jlrileculrr- Veranderung erlitten hat ; d. i., dass er von elnem krystallisirten in einen ainorphen Zusiand verwandelt ist.. - Ebenso wird der geineine (krystallisirte oder Slnngen -) Phosphor durch Aussetzen an das Licht odcr in die Ilitze in nmorphen Phosphor verwandelt; und dns Wunder- volle daliei ist, dass die einfnche Veriinderung der Atome diese ge- fiihrliche Substanz von ihren hochst entziindbnren und giftigen Eipen- schaften befreit, ohne sie ihrer nGtzlichen zu berauben. Die Ver- schiedenheit im Ansehen der beiden Substnnzen ist sehr gross, aber nicht grosser als jene, welche zwischen genieinem Kohlenstoff und einern Denianten exislirt. Professor S c h r ii I t e r , so wie Baron I, i e - b i g scheinen der Jleinung zu sein, dass es nicht lange dauern wird, elie andere Elernente, welche bis j e t z t iiur iin krystallisirten Zustande bekannt sind, auf hhnliche Wcise in den amorphen Zustand werden verwandclt werden.

Professor S ch r ii t t e r hat seine Erlindung an Herrn A. A l b r i g h t i n Birmingham verltanfl, welcher ein Patent fiir die meisten Lander Europa’s genommen hat, jedoch nicht durch hohe Preise, sondern durch starken Absrlz sich zu remboursiren hofft. E r hat bereits viele lllonate angewendet, urn sein Fabrikat perfect zu erhalten, und es sugleich billig zu liefern. Es ist niitiilicli schwer, den aiiiorphen ganz frei von gemeineni Phosphor zu beltominen, denn die leniperatur, wo der letztere sich iiberdestilliren liisst, liegt ganz nahe bei der ’lemperatur, w o der ‘aniorphe I’hosphor wieder in den gemeinen Zustand iihertritt.

Es giebt zwei Variclllen a n aiiiorphen Phosphor, welche jedoch, wenn rein, nur ini Ansehen nbweichen:

8 e r e i t u ng.

V a r i e t ii t e n .

1) Ein feiues Pulver, scharlachroth bis dunltelcarmoisin. 2) Kine coh8rente Blasse, riilhlichbraun und hart, ebenfalls ohne

(;lanz, deren lliirte zwischen dem KalBspnth und Flussspa~h liegt, vom specilischen Gewicht von 2,089 bei einer l’eniperatur von 1 7 0 C.

M u s t e r u n d A b l i e f e r u n g . Itii Januar hoffen wir unsere Freunde init Muslern zur Pr i fung und zum Zwerlce von Experirnenten zii verselien, und wenige Jlonate darauf inerkantile Qunntikten liefern zu Iciinnen, hoffentlich zuin ndtiilichen Preise wie die alte Sorte.

Errctlenta Arnbicn, welche vor einiger Zeit vie1 Aufsehen erregte und als hiichst nahrhaft, und yon einer arabischen Pflanze herstainmend, annoncirt wurde, besteht, wie aus dem bestrittenen Pictente erhellt, aus Linsenmehl, wovon zuerst die lliilsen entfernt sind, gemischt mit

Page 3: Londoner Droguenbericht von Aug. Faber et Co

94G Vereinszeituag.

Currypowder, welcbea wohl dient, uin dem Linseninehl einen C e - schmack zu gehen, und urn den Uraprung zu mystificiren. Currypow- der besleht, wie bekanut, aus Pfeffer und andern Gewiirzen und Curcuma.

Balsam. copaicae droht ferner zu steigen. - Canfhnrides 2/9 und 3/. nach Qualithi. Acid. cifricum 3/., und iiur auf Liel‘erung zu be- kommen. - Borax ruff. ist auf 75/. und 761. gestiegen. - 01. nmygd. dulc. expr. etwae hBher 101/2 d. - Chinin. sulph. eogl. in Dosen 9/6 und 5 Proc., franabs. in Glirepn 9/6 und 21/2 Proc. - Cubebefr wur- den vor der Auction nominell mil 7 g und 8 f notirt, und 01. Cubeb. ist gar nicht zu bekomiiirn. - G. Elastic. diclte Flaschen, rein im Schnitt 1/6. - G. Olibaniim liolte wieder sehr volle Preise. - (;, Sehellae ist sehr billig verltauft, mittel - leberorange 41/. - Mnndeltt Barb. sfisse beste SO/., bittere auf 45/. gestiegen. - Leinijl flau 2i ;E a b hier. - rllessinn - Essenzen i n neuer Waare billiger, 01. Berga- moll. 8/.. Cedro 6/6, d u r a n t . 5/6. - Opium fast is/. fiir fein. - Bengnl Curcuma is1 sehr billig, 12/6 und 13/. I‘iir schiin brechende Waare. - Rad. Rhei tnoscou. a c h h 13/., mit 4 I’roc. Trett. - Rad. Scnega wieder vorrithig a 115. - Cuchenille silbergrau, got grob gesiebt zu 3/. zu Iiaben. - Bengal Saf/7llor etwas angenehiner BIS vor 14 Tagen und besser verlriiuflich. - Engl. Spermaceti a u f 1/10 im Preiee reducirt. - Terra Catecha braune Is/., gelbe noniinell 19/. and 20/.

Zufulrren bis tum 14. Souember. 381 Bnllen Canehl. 83 Siiclie Rures Vomic. 100 Kisten Cassia lignea. 5 Kisten 01. aurantior. 26 Colli Macisblic~lie. 10 I ) t t herpaniottae. SO t f Jlacisnasse. 4 I I 11 cedro.

158 11 Keilren. i 11 11 cinnamomi. 390 Siicke Piincnt. 5 I I I ) mentha pip.

1921 PfdTer. 3 11 I I nuris niosc. 3 Kisten Cantharides. 1318 , I I ) ricini.

490 Fisser Plumbarn. 25 Siicke Cardemoinen, Madras. i 11 ~ ~ r o s a r u i n .

450 Colli Cort. Chinae. 28 !I Fol. Senna ost. 1273 S’dcke Rad. Curcumae.

468 tr G . Arabic. G Ballcn t~ Jalappae. 33 I, I I Benzoes. 75 (1 Safflor. 53 1, It Copal. 3042 S&cke Salpeter, nst. 35 II I’ Damar. 236 Kislen Spermaceti, amer. 9 2 t, I ) Olibanum. 3811 Sticlte Terra Catecliu, br.

161 BlBcke Ifolz, Eben. 251 Colli I , rr gelbe. 5962 I , o Gelb. 33500 11 Thee. 6111 Slack II Hoth. 2354 Bl6cke Zinn, ost. 6125 II 11 Sapnn. 25 Kisten Zinnober, chin. 181 Kisten Indigo.

Auctionetr. Am 10. December : 37 Fisser Castoreum. Am 11. December: 1 2 7 Colli Cort. Chinae Loxae. Iluanuco und Kronen und verschiedene Droguen.