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374 Fachlehrplan für Geschichte Online-Version/nicht für amtliche Zwecke Inhaltsübersicht Vorbemerkungen 374 Jahrgangsstufe 6 376 Jahrgangsstufe 7 380 Jahrgangsstufe 8 384 Jahrgangsstufe 9 388 Jahrgangsstufe 10 393 Jahrgangsstufe 11 398 Grundkurs: Jahrgangsstufe 12 402 Jahrgangsstufe 13 407 Leistungskurs: Jahrgangsstufe 12 410 Jahrgangsstufe 13 418 Vorbemerkungen Die Fachlehrpläne bilden die vierte Ebene des Lehrplans für das bayerische Gymnasium (KWMBl I 1990 So. - Nr. 3 S. 125 ff.). Sie enthalten eine ausführliche Darstellung der Ziele und Inhalte des Fachunterrichts. Für jeden Lehrplanabschnitt werden zunächst Ziele beschrieben. Die Beschreibung dieser Ziele soll jeweils deutlich machen, auf welche Art von Entwicklungsprozessen es im Unterricht bei den Schülern ankommt. Bei diesen Prozessen lassen sich vier didaktische Schwerpunkte (a. a. O., S. 138, Ziff. 19) unterscheiden, die für schulisches Lernen im Hinblick auf die personale Entwicklung der Schüler bedeutsam sind: (1.) Wissen, (2.) Können und Anwenden, (3.) Produktives Denken und Gestalten, (4.) Wertorientierung. Diese didaktischen Schwerpunkte stehen in einem inneren Zusammenhang, doch hat jeder seinen eigenen Charakter, der in der Zielformulierung zum Ausdruck kommt. Danach kommen die Inhalte ; sie werden in zwei Spalten dargestellt, in der linken aus der Sicht des Faches (vor allem Begriffe, Fakten, Themenbereiche, Daten), in der rechten aus der Sicht des Lehrens und Lernens (vor allem Denkweisen, Prozesse, Wertvorstellungen, daneben auch stoffliche Präzisierungen). Hinweise auf Querbezüge zu anderen Fächern und auf fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungs- aufgaben erfolgen mit Hilfe der Abkürzungen* (nach den Vorbemerkungen), die auch in den Rahmenplänen verwendet werden. Sie sind näher erläutert, wo sie nicht ohne weiteres verständlich sind. Den einzelnen Lehrplanabschnitten der Unter- und Mittelstufe ist ein fachspezifisches Grundwissen zugeordnet. Es umfaßt einen Mindestkatalog von in chronologischer Folge mit wichtigen Daten verknüpften Ereignissen und Sachverhalten der Geschichte sowie hierzu gehörige Grundbegriffe, die sich in alphabetischer Ordnung anschließen. Es wird schrittweise von Jahrgangsstufe 6 bis Jahrgangsstufe 10 aufgebaut und soll als fester Bezugsrahmen für eine Orientierung in den Zeiträumen von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart jederzeit verfügbar sein. Fachspezifisches methodisches Arbeiten, insbesondere der Umgang mit den unterschiedlichen Quellen der Geschichte, wird altersstufengerecht eingeführt und in allen Jahrgangsstufen geübt. Durchgängig in allen Jahrgangsstufen gilt auch der Auftrag zur Pflege der deutschen Sprache (6 DS). Gute Gelegenheit, Sprachrichtigkeit und angemessenen Ausdruck zu üben und zu verbessern und das Interesse am Lesen zu fördern und zu steigern, bieten z.B. die Lektüre und Erschließung von Quellen, die Unterrichtsarbeit mit Geschichtserzählung, Referat und Diskussion oder die Abfassung

LP-G - Universität Münster · der Zeit Schliemanns und heute im ... Kolonisation; Olympische Spiele; Polis 4 Das Weltreich der ... Gesellschaft im Wandel, Be-deutung und Problematik

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Fachlehrplan für GeschichteOnline-Version/nicht für amtliche Zwecke

Inhaltsübersicht

Vorbemerkungen 374Jahrgangsstufe 6 376Jahrgangsstufe 7 380Jahrgangsstufe 8 384Jahrgangsstufe 9 388Jahrgangsstufe 10 393Jahrgangsstufe 11 398

Grundkurs:Jahrgangsstufe 12 402Jahrgangsstufe 13 407Leistungskurs:Jahrgangsstufe 12 410Jahrgangsstufe 13 418

Vorbemerkungen

Die Fachlehrpläne bilden die vierte Ebene des Lehrplans für das bayerische Gymnasium (KWMBl I1990 So. - Nr. 3 S. 125 ff.). Sie enthalten eine ausführliche Darstellung der Ziele und Inhalte desFachunterrichts.

Für jeden Lehrplanabschnitt werden zunächst Ziele beschrieben. Die Beschreibung dieser Ziele solljeweils deutlich machen, auf welche Art von Entwicklungsprozessen es im Unterricht bei den Schülernankommt. Bei diesen Prozessen lassen sich vier didaktische Schwerpunkte (a. a. O., S. 138, Ziff. 19)unterscheiden, die für schulisches Lernen im Hinblick auf die personale Entwicklung der Schülerbedeutsam sind: (1.) Wissen, (2.) Können und Anwenden, (3.) Produktives Denken und Gestalten, (4.)Wertorientierung. Diese didaktischen Schwerpunkte stehen in einem inneren Zusammenhang, doch hatjeder seinen eigenen Charakter, der in der Zielformulierung zum Ausdruck kommt.

Danach kommen die Inhalte ; sie werden in zwei Spalten dargestellt, in der linken aus der Sicht desFaches (vor allem Begriffe, Fakten, Themenbereiche, Daten), in der rechten aus der Sicht des Lehrensund Lernens (vor allem Denkweisen, Prozesse, Wertvorstellungen, daneben auch stofflichePräzisierungen).

Hinweise auf Querbezüge zu anderen Fächern und auf fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungs-aufgaben erfolgen mit Hilfe der Abkürzungen* (nach den Vorbemerkungen), die auch in denRahmenplänen verwendet werden. Sie sind näher erläutert, wo sie nicht ohne weiteres verständlichsind.

Den einzelnen Lehrplanabschnitten der Unter- und Mittelstufe ist ein fachspezifisches Grundwissenzugeordnet. Es umfaßt einen Mindestkatalog von in chronologischer Folge mit wichtigen Datenverknüpften Ereignissen und Sachverhalten der Geschichte sowie hierzu gehörige Grundbegriffe, diesich in alphabetischer Ordnung anschließen. Es wird schrittweise von Jahrgangsstufe 6 bisJahrgangsstufe 10 aufgebaut und soll als fester Bezugsrahmen für eine Orientierung in den Zeiträumenvon der Vorgeschichte bis zur Gegenwart jederzeit verfügbar sein.

Fachspezifisches methodisches Arbeiten, insbesondere der Umgang mit den unterschiedlichenQuellen der Geschichte, wird altersstufengerecht eingeführt und in allen Jahrgangsstufen geübt.Durchgängig in allen Jahrgangsstufen gilt auch der Auftrag zur Pflege der deutschen Sprache(6 DS). Gute Gelegenheit, Sprachrichtigkeit und angemessenen Ausdruck zu üben und zu verbessernund das Interesse am Lesen zu fördern und zu steigern, bieten z.B. die Lektüre und Erschließung vonQuellen, die Unterrichtsarbeit mit Geschichtserzählung, Referat und Diskussion oder die Abfassung

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schriftlicher Äußerungen.

Alle Aussagen im Lehrplan sind Teil der verbindlichen Vorgaben für den Unterricht. Anregungen oderBeispiele sind als solche gekennzeichnet.

Die als Zeitrichtwerte genannten Stundenzahlen geben einen Hinweis für die Unterrichtsplanung, sindaber nicht verbindlich.

Für das Erreichen der Ziele des Fachunterrichts (Darbietung und Erarbeitung des Lehrstoffs,Einübung, Wiederholung, Beobachtung des Lernfortschritts und mündliche Leistungsnachweise)rechnet der Lehrplan bei einem einstündigen Fach mit 28 Unterrichtsstunden im Schuljahr, bei einemmehrstündigen mit einem entsprechenden Vielfachen. In den darüber hinaus verfügbaren Stunden istder pädagogische Freiraum (a. a. O., S. 138, Ziff. 20 ) enthalten; im Grund- und Leistungskurs wirdein Teil davon für die Durchführung der Schulaufgaben benötigt.

* Abkürzungen

Fächer: Fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben:

B BiologieC ChemieD DeutschE EnglischEk ErdkundeEth EthikEv Ev. ReligionslehreF FranzösischFs FremdsprachenmFs moderne FremdsprachenG GeschichteGr GriechischHw HauswirtschaftIt ItalienischK Kath. ReligionslehreKu KunsterziehungL LateinM MathematikMu MusikNw NaturwissenschaftenPh PhysikRu RussischRw RechnungswesenS SportSG Sozialpraktische GrundbildungSk SozialkundeSp SpanischTmW Textilarbeit mit WerkenWR Wirtschafts- und Rechtslehre

BOBerufliche OrientierungDSPflege der deutschen SpracheDW"Dritte Welt"EUEuropaFAFamilien- und SexualerziehungFRFriedenserziehungFZFreizeiterziehungGEGesundheitserziehungITGInformationstechnische GrundbildungMBMusische BildungMEMedienerziehungMTMensch und TechnikPPolitische BildungUUmwelterziehungVVerkehrserziehungWWeltbild - Weltdeutung

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Jahrgangsstufe 6 (2)

Neugier, der Reiz des Unbekannten, erste Vorstellungen von Raum, Zeit und Geschichte undVorkenntnisse aus unterschiedlichen Bereichen der Vergangenheit sind die Grundlagen, auf denen dasneue Fach aufbauen kann. Das erfahrungsgemäß große Interesse der Schüler für die Vergangenheit giltes zu erhalten und zu verstärken, gleichzeitig aber die Einsicht zu wecken, daß sich Geschichte nurdurch systematische, strukturierte und problemorientierte Behandlung des Geschehens und derZusammenhänge erfassen läßt. So können die Schüler ihr in der Grundschule erworbenes erstesBewußtsein von der Geschichtlichkeit des menschlichen Daseins weiterentwickeln und erkennen,welche Bedeutung die Beschäftigung mit der Geschichte für die Menschen besitzt.Bei der Behandlung der einzelnen Lernfelder werden zugleich die wichtigsten Erkenntnisgrundlagen,Hilfsmittel und Methoden geschichtlicher Betrachtungsweise vorgestellt, insbesondere die dermodernen Archäologie. Die Schüler erlernen und üben einfache Arbeitstechniken und fachspezifischeGrundbegriffe. Sie werten geeignete Sach- und Bildquellen sowie schriftliche Quellen aus underwerben im Umgang mit dem Quellenmaterial altersstufengerecht die Fähigkeit, historischePhänomene und Hinterlassenschaften als solche zu erkennen, ihren Gehalt zu verstehen und sich mitihrem Überlieferungscharakter auseinanderzusetzen. Der Unterricht berücksichtigt den Erfahrungshori-zont der Schüler, bezieht, wo immer möglich, ihre geschichtlichen Kenntnisse und Interessen mit einund stellt Verbindungen zur Vergangenheit des Heimatraums her.

1 Menschen in vorgeschichtlicher Zeit (ca. 7 Std.)

In einem kurzgefaßten Überblick lernen die Schüler Vorstufen der Menschheitsentwicklung kennen.Sie erkunden das Leben der Menschen in der Steinzeit und erfassen, in welcher Weise diese in ihrerLebensgestaltung von der Umwelt abhängig waren. Ihnen wird bewußt, daß der Übergang von deraneignenden zur produzierenden Wirtschaftsweise sowie umwälzende Erfindungen die Lebensumst-ände entscheidend verändern.

Geschichte der Erde, Frühmenschen, homosapiens

Gespräch über Sichtweisen verschiedenerFächer (6 K8, Ev5, Eth5, B, Ek5)

Jäger und Sammler der Altsteinzeit:Befriedigung von Grundbedürfnissen in Aus-einandersetzung mit den Umweltbedingungen;Zusammenleben an prähistorischen Wohnplätzen,religiöse Vorstellungen und Kulte

Erschließen der Lebensweise mittels prähistori-schen Fundmaterials, z.B. durch Besuch im Hei-matmuseum (6 Ku6)

Bauern der Jungsteinzeit:neolithische Revolution, d.h. Änderung derWirtschaftsweise, neue Techniken (6 MT), ersteArbeitsteilung, Gütertausch (6 WR8), neueFormen des Zusammenlebens, Seßhaftigkeit,Beginn der Veränderung der Natur durch denMenschen (6 U)

Rekonstruktion des "Alltagslebens" in einem neo-lithischen Dorf, Vergleich mit der Situation heuti-ger Naturvölker (6 FA); ggf. Eingehen aufMegalithkultur

Grundwissen: vor etwa 3 Millionen Jahren vermutetes Auftreten des Frühmenschen; seit etwa 10 000 v. Chr. Übergangzur Seßhaftigkeit

Arbeitsteilung; Archäologie; Steinzeit

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2 Frühe Hochkulturen (ca. 9 Std.)

Am Beispiel Ägyptens lernen die Schüler Entstehungsbedingungen und grundlegende Wesenszügeeiner Hochkultur kennen. Sie erfahren, wie eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft Probleme desZusammenlebens löst und große kulturelle Leistungen erbringt. Sie begreifen, daß dabei derReligion in ihren unterschiedlichen Ausprägungen auch eine fundamentale Bedeutung als ethischesund soziales Regulativ zukommt.

Entwicklung, Merkmale einer frühen Hochkul-tur:Aneignung und Nutzung der Stromlandschaft(6 U), technisch-ökonomischer Fortschritt (6MT), differenzierte Arbeitsteilung, Staatsver-waltung, Rechtsetzung, kulturelle Errungen-schaften (6 Eth6, M6/7); Gesellschaftsstruktur,individuelle Lebensumstände

Querverbindungen zu einer anderen Hochkultur(z.B. Mesopotamien, China, Indien) sowie zurBronze- und Eisenzeit in Europa (Kelten);Entwurf farbiger, kontrastreicher Lebensbilder,z.B. Pharao - Priester - Bauer

poly- und monotheistische Glaubensvorstellun-gen (6 Eth6)

Überlegungen zur Sonderstellung von Volk undStaat der Juden (6 K6, Ev5/6)

Grundwissen: um 2500 v. Chr. Pyramidenbau in Ägypten; um 1800 v. Chr. Beginn der Bronzezeit in Europa; um 800 v.Chr. Beginn der Eisenzeit in EuropaHieroglyphen; Hochkultur (Stromkultur); Monotheismus; Papyrus; Pharao; Polytheismus; Pyramide

3 Die griechische Welt als Fundament der europäischen Kultur (6 Gr; 6 EU) (ca. 14 Std.)

Angeregt von der mythischen Überlieferung, erleben die Schüler das frühe Griechenland mit seinenKulten und Festen, Burgen und Herrschern. In der Begegnung mit der Polis lernen sie dieWechselwirkung zwischen Wirtschaftsform, Gesellschaftsstruktur und politischer Verfassungverstehen. Gleichzeitig bewerten sie die Mitwirkungsmöglichkeiten in der attischen Demokratie. Siewerden mit den typischen Zügen der griechischen Kultur vertraut und verfolgen deren Ausbreitungin der Zeit des Hellenismus. Ihnen wird bewußt, daß diese Kultur in Europa bis heute weiterwirkt.Am Beispiel des Alexanderzugs setzen sie sich mit den Großmachtplänen einer historischenPersönlichkeit auseinander.

Frühzeit Griechenlands:Götter- und Heldensagen (6 D6; 6 DS),Verbindung zum historisch gesicherten Wissenüber Einwanderung und Adelszeit

Ausdehnung des Kulturraums im Rahmen derKolonisationsbewegungen

Eingehen auf archäologische Forschung, z.B. inder Zeit Schliemanns und heute im Vergleich(6 Ku6)

Kartenarbeit (6 Ek7: Südeuropa); Ursachen,Folgen der Ausdehnung

Olympia:Götterverehrung und Wettspiel (6 Eth6, S) Auseinandersetzung mit der Bedeutung von

Sport und Wettkampf in Antike und Gegenwart(6 FR, FZ)

Polis Athen im 6. und 5. Jh. v. Chr.:gesellschaftliche Gruppen in ihrer politischen,sozialen und wirtschaftlichen Bedeutung;fortschreitende Demokratisierung in

Einschätzung der attischen Demokratie (6 P);Entwurf eines Epochenbildes: Athen imZeitalter des Perikles (6 FA, MB, W)

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Verbindung mit den Perserkriegen; Stellung dermännlichen Vollbürger, Rolle der Frauen,Metöken, Sklaven; Bildung, Wissenschaft (6M7), Künste, Alltagskultur (6 K6, Eth6);Gegenüberstellung Athen-Sparta

Niedergang der griechischen Staatenwelt undZeit des Hellenismus:Eroberungszug des Alexander; Ausbreitung desHellenismus, seine Bedeutung für die kulturelleEinheit des östlichen Mittelmeerraums (6 Ek7)

Gründe für das Aufkommen und Scheitern vonGroßmachtpolitik (6 FR); kulturelles Panoramaeiner hellenistischen Stadt - Vergleich mit einermodernen Stadt

Grundwissen: 2. Jahrtausend v. Chr. Wanderungen indoeuropäischer Völker; um 750 v. Chr. Ilias und Odyssee; 490 -480 v. Chr. Abwehr der Perser; um 450 - 430 v. Chr. Glanzzeit AthensAntike; Aristokratie; Demokratie; Kolonisation; Olympische Spiele; Polis

4 Das Weltreich der Römer (6 L; 6 EU) (ca. 14 Std.)

Im Überblick vollziehen die Schüler mit, wie Rom sich als Staatswesen etabliert und Italien sowieden gesamten Mittelmeerraum unterwirft. Dabei erkennen sie die Wechselwirkungen zwischenimperialer Expansion und innerer Entwicklung. Sie beurteilen die verschiedenen Wege, die zurLösung gesellschaftlicher Krisen beschritten werden. Die Erkundung der Lebensverhältnissewährend der Kaiserzeit macht ihnen den hohen Standard der römischen Zivilisation bewußt. Siesetzen sich mit der Situation der von Rom beherrschten Völker auseinander und bewerten dieNachwirkungen römischer Präsenz in den betroffenen Regionen.

Rom als Gemeindestaat und Republik:Anfänge Roms, etruskisches Umfeld; Grund-elemente und Entwicklung der republikanischenVerfassung, Bedeutung von Religion und Fami-lie für das Zusammenleben im Staat (6 K6)von der Expansion in Italien bis zur Beherr-schung des Mittelmeerraums und Westeuropas(6 Ek7)

Gründungssage (6 D, L6; 6 DS)Besprechen der Funktion sozialer Spielregelnund ethischer Leitbilder (6 FA, P)

Gründe für die Expansion (6 FR, P); Rückwir-kungen der Expansionspolitik

Übergang von der Republik zur Monarchie imGefolge innerer Krisen; Caesar und Augustus

Frage nach Ursachen und Lösungen solcherKrisen

Rom in der Kaiserzeit:Herrschaft und Gesellschaft im Wandel, Be-deutung und Problematik der Sklaverei; Wirt-schaft, Handel, Verkehrswesen (6 U)zivilisatorische und kulturelle Errungenschaftenim Zeichen der Pax Romana, Heerwesen undGrenzsicherung, Romanisierung in denProvinzen

Gründe für den Wandel; Nachvollzug typischerLebenssituationen, z.B. Frauen-, Handwerker-,Sklavenalltag in Pompeji (6 FA)Entwurf eines Zeitbildes aus den Provinzen (6Ev6), Konsequenzen römischer Herrschaft fürdie beherrschten Völker (6 FR)

Römer in Bayern (6 MB, MT) Sammeln, Auswerten von Daten und Fakten (6DS), z.B. bei einer Exkursion

Grundwissen: 753 v. Chr. der Sage nach Gründung Roms; um 500 v. Chr. Rom wird Republik; 218 - 201 v. Chr. 2. Pu-

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nischer Krieg; Mitte des 2. Jhs. v. Chr. Herrschaft Roms über den Mittelmeerraum; 1. Jh. v. Chr. Übergang Roms von derRepublik zur Monarchie; 44 v. Chr. Ermordung Caesars; um Christi Geburt Zeitalter des AugustusDiktator; Konsul; Limes; Monarchie; Patrizier; Plebejer; Provinz; Republik; Romanisierung; Senat

5 Die Verwandlung der Mittelmeerwelt (6 EU) (ca. 12 Std.)

Die Schüler erfassen die Rolle des Christentums im Römischen Reich. Sie halten Hauptursachender Auflösung des Reichs fest und erfahren, wie aus diesem Prozeß durch politischen, gesells-chaftlichen und geistig-kulturellen Wandel drei große neue Macht- und Kulturräume hervorgehen:Ostrom, Germanenreiche und Herrschaftsbereich des Islam. Ihnen wird bewußt, daß sich aus demFortbestehen spätantiker Elemente und dem Wirksamwerden neuer Kräfte Grundlagen entwickeln,auf denen die mittelalterliche Welt aufbaut, und sie begreifen die Bedeutung der byzantinischen undislamischen Kultur für Europa.

römische Reichsreformen und spätantikerZwangsstaat vor dem Hintergrund der Reichs-krise

Gegenüberstellen von Krisenursachen und Re-formmaßnahmen

Christentum im Römischen Reich:Stationen der Ausbreitung und Verfolgung,Etablierung als Staatsreligion (6 K6, Ev7)

Gründe für die Anziehungskraft der neuenReligion, Folgen ihrer veränderten Geltung imStaat (6 P)

Auflösung des Reichs, Völkerwanderung undGermanenreiche auf römischem Boden; EndeWestroms

Erklärungen für den Auflösungsprozeß

Ostrom und Islam als neue Mächte im Mittel-meerraum (6 Ek7):Stellung des oströmischen Kaisers, VerhältnisStaat-Kirche; Leistungen im Bereich desRechts, der Künste und Wissenschaften; Ost-rom und die Slawen

Frage nach Grundlagen des Herrschertums undder Funktion symbolischer Repräsentationsfor-men; Belege für byzantinischen Kultureinflußauf Ost- und Westeuropa (6 MB, W)

Stiftung, Ausbreitung des Islam (6 K8, Ev9,Eth6, Ek8); Kulturblüte, Kulturvermittlung zwi-schen Ost und West in den folgenden Jahrhun-derten

Hervorheben der politischen Aspekte; Beispielekultureller Überlegenheit des Islam, z.B.anhand von Begegnungen zwischen islamischerund christlich-abendländischer Kultur (6 MB,W)

die dreigeteilte Mittelmeerwelt Herausstellen von Auswirkungen der Ent-wicklung auf das Mittelalter

Grundwissen: 313 n. Chr. Toleranzedikt von Mailand; 375 Hunneneinfall; 391 Christentum als Staatsreligion; 395Teilung des Reichs in West- und Ostrom; 476 Ende des Weströmischen Reichs; 622 Beginn der islamischen ZeitrechnungIslam; Völkerwanderung

Jahrgangsstufe 7 (2)

1 Grundlegung von Herrschafts- und Lebensformen des europäischen Mittelalters imFrankenreich (6 EU) (ca. 7 Std.)

Im Überblick erfassen die Schüler Entstehung und Ausdehnung des fränkischen Großreichs und

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begreifen es als eine Form des europäischen Zusammenschlusses. Sie erkennen, daß sich dabei Herr-schafts- und Sozialstrukturen ausbilden, die das Mittelalter bestimmen, und setzen sich mit demHerrschertum Karls des Großen auseinander. Sie befassen sich mit der Stellung und Bedeutung der Kir-che und begegnen im abendländischen Mönchtum einer eigenen Lebensform, die die mittelalterlicheGesellschaft und Kultur wesentlich mitprägt.

Aufstieg des Frankenreichs zu europäischer Be-deutung:Reichsgründung und -ausdehnung, Verbindungzwischen Karolingern und Papst (6 F);Wiederaufnahme der römischen Reichstradition,Herrschertum Karls des Großen

Grundherrschaft als bestimmende Lebens- undWirtschaftsform:Grundherren und Grundholden, Organisation derGrundherrschaft

Lehnswesen als staatliches Ordnungsprinzip:Entstehung, Zusammenhang mit dem Kriegs-wesen, Bedeutung für Staat und gesellschaftlicheGruppen

Kirche und Mönchtum als prägende Elementedes Mittelalters (6 W):benediktinisch-abendländisches Mönchtum, Chri-stianisierung (6 K6, Ev7); Frauen- und Män-nerklöster als Wirtschafts- und Kulturzentren,Verflechtung von Adel und Kirche

Gründe für Aufstieg und Machtentfaltung, Fragenach den Auswirkungen (6 Ek7: kulturelle Ein-heit und Vielfalt Europas; 6 P, EU); Bestimmender Funktion von Symbolen und Vorbildern, Be-werten der "Größe" Karls

Rekonstruktion des Lebens auf einem Fronhof

Veranschaulichung, z.B. in der Lehnspyramide;Aufzeigen der Lehnspflichten und ihrer Auswir-kungen am Beispiel einer Hof- oder Heerfahrt (6DS)

Verdeutlichen der Leitbilder, Aufgaben und Lei-stungen mönchischen Daseins am regionalenBeispiel; Aufzeigen der Spannung zwischen welt-lichen und geistlichen Aufgaben, z.B. imEigenkirchenwesen

Grundwissen: um 500 Reichsbildung der Franken; 800 Kaiserkrönung Karls des GroßenGraf; Grundherrschaft; Lehen; Mittelalter; Mönchsorden; Vasall

2 Weltliche und geistliche Gewalt im Mittelalter (6 P) (ca. 11 Std.)

Am Beispiel des deutschen Reichs lernen die Schüler Grundlagen und bestimmende Strukturenmittelalterlicher Herrschaft kennen und gewinnen Einblick in Wesensmerkmale der politischenOrdnung des Mittelalters. Sie gehen der Frage nach, wie sich das Verhältnis zwischen weltlicherund geistlicher Gewalt während des Investiturstreits verändert, und erfassen die Aus-einandersetzungen zwischen den Trägern beider Gewalten als Ausdruck eines Konflikts von univer-saler Bedeutung.

Herrschaft im deutschen Reich der Ottonen-und Salierzeit:König, Adel und Kirche als Inhaber politischerMacht; Stellung der Stammesherzogtümer

sakraler Charakter der Herrscherwürde, Kö-nigtum zwischen Geblüts- und WahlrechtReichs- und Hausgut, Reichskirchensystem und

Frage nach Grundlagen und Formen der Herr-schaftsausübung; Zusammenstellen der weltli-chen und geistlichen Rechte und Pflichten desHerrschersDeuten der Reichsinsignien und der Funktionvon Zeremonien

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Reichslehnsverband als Stützen der Krone,Erneuerung des Kaisertums (6 K7)

kirchlicher Führungsanspruch und weltlicheMachtinteressen im Gegensatz:Kirchenreform, Investiturstreit, Wormser Kon-kordat

Verdeutlichen von Herrschaftsordnung und -auffassung, z.B. anhand von Zeugnissen ausder Zeit der Sachsenkaiser

Probleme im Verhältnis beider Gewalten zu-einander; Bewerten von Canossa, Frage nachden politischen Konsequenzen

Kaiser und Italienpolitik in der Stauferzeit:staufische Reichsidee, Bedeutung der Italien-politik für die Reichsentwicklung, Persön-lichkeit Friedrichs I. bzw. Friedrichs II.

Veranschaulichen eines Italienzugs (6 DS);Belege für die Bedeutung Friedrichs I. bzw.Friedrichs II.

Grundwissen: 962 Kaiserkrönung Ottos I.; 1077 Heinrich IV. in Canossa; 1122 Wormser KonkordatAdel; Herzog; Investiturstreit; Kirchenbann; Königsgut; Königspfalz; Königswahl; Regalien; Reichsacht; Reichsinsignien;Reichskirchensystem

3 Lebensformen und gesellschaftliche Entwicklungen in der Aufbruchsepoche des Hoch-mittelalters (6 EU) (ca. 16 Std.)

In der Begegnung mit der Lebenswelt von Adel, Bürgern und Bauern begreifen die Schüler die Zeitzwischen dem 11. und 14. Jahrhundert bei aller Kontinuität traditioneller Strukturen undDenkmuster als eine Epoche weitreichender Veränderungen. Ihnen wird deutlich, daß diese mit derwachsenden gesellschaftlichen Mobilität der Menschen sowie der Erweiterung ihres räumlichenund geistigen Horizonts zusammenhängen und auch von religiösen Strömungen herrühren, dieneben dem kirchlichen Dogma liegen. Das Beispiel mittelalterlicher Randgruppen zeigt ihnen dieProblematik des Lebens als Außenseiter.

Kreuzzugsbewegung:Pilgerreise und Kreuzfahrt als Ausdruck mittel-alterlicher Frömmigkeit (6 W)Idee und Wirklichkeit der Kreuzzugsbewegungam Beispiel des 1. Kreuzzugs; politische, reli-giöse, wirtschaftliche, zivilisatorische Auswir-kungen der Kreuzzüge

Zusammenstellen und Bewerten der Motivevon Pilgern und KreuzfahrernGespräch über Kriegsbereitschaft und Feind-bilder (6 FR)

Rittertum:Entstehung des Ritterstandes, Ideal und Wirk-lichkeit der höfischen Kultur seit der Staufer-zeit, Stellung der Frau im höfischen Leben,Beispiele höfischer Dichtung (6 D8)Ritterorden; Deutscher Orden und Ordensstaat

Rekonstruktion ritterlicher Lebensformen, z.B.Alltag auf einer Burg, Besuch eines Turniers;Frage nach Wert und Weiterleben ritterlicherTugenden (6 W, DS)

Einschätzen des Lebens als Ordensritter zwi-schen religiöser Zielsetzung und militärischemAuftrag

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mittelalterliche Stadt und Aufstieg des Bür-gertums:Gestaltmerkmale der Stadt, Aufschwung desStädtewesens; Wirtschaftsleben, Sozialstrukturund politische Ordnung in einer Reichsstadt;mittelalterliches Bauen (6 Ku7; 6 MB)

Erkundung der Stadttopographie (6 V), z.B. mitHilfe von Quellen, Stadtplänen, bei einer Stadt-begehung; Nachvollzug eines Markttages, Ver-gleich zwischen mittelalterlicher "Bürgerfrei-heit" und Leben in der Stadt heute (6 P)

die Hanse als Beispiel eines Städtebunds

Außenseiter der mittelalterlichen Gesellschaft(6 FR)

Wandel der Lebensverhältnisse auf dem Land:Bevölkerungsanstieg, Landesausbau, agrar-technische Verbesserungen in ihren Auswir-kungen auf Siedlungslandschaft und bäuerlichesLeben (6 U)

Ostsiedlungsbewegung:Ursachen, Hergang, Beteiligte (6 Ek7)

Kirche und Christenheit:Armutsideal, Ketzerbewegung und Reformor-den als Antwort auf die Machtentfaltung vonPapst und Kurie (6 K7, Ev8)

Bestimmen der Bündniszweke

Gründe für die Ausgrenzung insbesondere derJuden, Probleme der Randexistenz

typische Siedlungs- und Flurformen im Ver-gleich; Aufzeigen von frohen Ereignissen, Kri-sen und Bedrohungen des ländlichen Alltags,Auswerten von Illustrationen des Bauernlebens(6 FA)

Einschätzen der Folgen (6 P, FR)

Gründe für die Umorientie rung, z.B. anhandder Vita/Biographie von Franziskus, Elisabethvon Thüringen

Grundwissen: 1099 Ende des 1. Kreuzzugs mit der Eroberung Jerusalems; um 1350 Höhepunkt der deutschen Ost-siedlungsbewegung; im 14. Jh. Blütezeit der HanseBettelorden; Getto; Gotik; Marktrecht; Kreuzzug; Patrizier; Rat; Reichsstadt; Rittertum; Romanik; Stadtrecht; Zunft

4 Europa auf dem Weg in die Neuzeit (6 EU) (ca. 22 Std.)

Die Schüler erkennen, daß bei der Entstehung des frühmodernen Staates in Europa der DualismusFürst - Stände das politische Geschehen beherrscht. Sie erfassen Renaissance und Humanismus alsgeistige Strömungen, in denen Grundlagen für Wissenschaft, Kunst und Selbstbild des Menschen inder Moderne entwickelt werden. Entdeckungen und europäische Expansion verstehen sie alsAusdruck von Forschungsdrang, Handelsinteressen und Machtstreben. Sie begreifen, daß dieReformation tiefgreifende Erschütterungen in vielen Lebensbereichen zur Folge hat, ihre Dynamikaber rasch in konfessioneller Verfestigung und fürstlicher Verfügungsgewalt über religiöse Belan-ge erlahmt.

wesentliche staatliche Entwicklungen in Euro-pa:König, Fürsten und Stände im Widerstreit,Ständewesen als Vorform politischer Mitspra-che im Reich und in Westeuropa

Ausbau von Landesherrschaft und Landes-hoheit in Deutschland, Reichsgesetze von

Gründe und Konsequenzen unterschiedlicherEntwicklungen; Strukturvergleich: Zentral-gewalt und Teilgewalten in Deutschland undFrankreichTerritorialisierungsprozeß am Beispiel derWittelsbacher; Auswirkungen der Territoria-

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1220/32 und 1356 lisierung auf das ReichEntwicklung Habsburgs zur Großmacht Gründe für Aufstieg und Ausdehnung

Staatenbildungen am Rand Europas:Ostmitteleuropa, russisches und osmanischesReich

Grundlinien der Entwicklung, Folgen für Handelund Wirtschaft

sozioökonomische Veränderungen:Pest und Agrarkrise Bedeutung von Seuchen, Mißernten und Hun-

gersnöten für die Menschen (6 B; 6 FA)frühkapitalistische Wirtschaftsformen in Berg-bau, Handel und Gewerbe

Beispiele für die Umstrukturierung, Nachvoll-zug einer typischen "Unternehmerkarriere"

Änderungen im Militärwesen durch neueKriegstechniken und neue Kriegsführung;Krieg als Geschäft

kontrastierender Vergleich zwischen Ritter undLandsknecht; Folgen der gewandelten Ein-stellung zum Krieg (6 FR)

Formung eines neuen Menschen- und Welt-bildes (6 Eth 7; 6 W):Renaissance und Humanismus (6 L, Gr, Ku8;6 MB); Fortschritte in Wissenschaft und Tech-nik (6 Nw, Ph8; 6 MT)

grundsätzliche Fragen nach der Bedeutung vonNeuerungen für Alltag und Lebensgefühl derMenschen; Beispiele der neuen Kunst- undDenkrichtung, Bestimmen ihrer Aussage

Beginn der "Europäisierung der Erde" durchEntdeckungen, Eroberungen und Errichtungvon Kolonialreichen (6 Ek8; 6 DW)

Gegenüberstellung: die Neue Welt vor undnach der Eroberung durch die Europäer;Motive und Folgen der Kolonialisierung

Christentum und Gesellschaft im 15. und 16.Jahrhundert:Konzilsbewegung und Kirchenkritik, vorrefor-matorische Volksfrömmigkeit, Anliegen derReformatoren (6 K7, Ev8; 6 W)

spätmittelalterliche Revolten und Aufständegegen die Obrigkeit in Stadt und Land, Bauern-krieg

Gründe für den Ruf nach einer Kirchenreform,Beispiele für Glauben und Aberglauben imVolk, Ursachen für die Wirkung LuthersErörtern der Ziele der Aufständischen an re-gionalen Beispielen (6 DS), Beurteilen desAusgangs der Revolution von 1525

Kaiser, Reich und Reformation; Herausbildungder Konfessionen, Ausbreitung der Reforma-tion in Europa, Religion und Politik bis ca.1565/70 (6 K7, Ev8)

Erklärungen für die politische Dimension derGlaubensfrage, Frage nach dem Verhältnis vonMacht und Glauben beim AugsburgerReligionsfrieden und in den Dekreten vonTrient (6 P)

Grundwissen: 1220/1232 Reichsgesetze Friedrichs II.; um 1350 Pest in Europa; 1356 Goldene Bulle; um 1450 Erfindungder Buchdruckerkunst durch Gutenberg; 1492 Entdeckung Amerikas; 1517 Thesen Luthers; 1525 Bauernkrieg; 1555Augsburger Religionsfriedegeozentrisches Weltbild; heliozentrisches Weltbild; Humanismus; Kolonialisierung; Konzilsbewegung; Kurfürst; Landes-herr; Neuzeit; Reformation; Renaissance; Stände; Territorium

Jahrgangsstufe 8 (2)

384

1 Absolutismus und Aufklärung in Europa (6 Fs; 6 EU, W) (ca. 16 Std.)

Die Schüler erkennen, daß der Westfälische Friede die Mächtekonstellation in Europa vor allemzugunsten Frankreichs und Schwedens verschiebt und die außenpolitische Handlungsfreiheit derdeutschen Reichsstände festschreibt. Sie verfolgen die Herausbildung des absolutistischen Staates undbegreifen die Staatslehren der Epoche als Versuche, die absolutistische Herrschaft entweder zulegitimieren oder durch Kontrolle der Macht einzuschränken. Die Bewegung der Aufklärung zeigt ihnendie Bedeutung selbständig-kritischen Denkens, veranlaßt sie aber auch, sich mit den Grenzen eineskompromißlosen Glaubens an Vernunft und Fortschritt auseinanderzusetzen.

30jähriger Krieg um Glauben und Macht:Ursachen, Stationen des Krieges, Land und Leutein Kriegszeiten; Westfälischer Friede

Gegenüberstellung der Parteien und ihrer reli-giösen und politischen Interessen; Nachemp-finden von Not und Leid (Texte, Bilder); Folgendes Friedens im Reich und im übrigen Europa (6FR)

Absolutismus in Frankreich:Verwaltung, Heer und merkantilistisches Wirt-schaftssystem als Stützen der Herrschaft

Veranschaulichen der Herrschaftsform und ihrerGrenzen; Eingehen auf weitere Ausprägungen(z.B. Bayern, Brandenburg-Preußen, Rußland)

Hegemoniestreben als Kennzeichen absolu-tistischer Außenpolitik, wechselnde Koalitionender Großmächte und Prinzip vom Gleichgewichtder Kräfte

typische Schwerpunkte im Zusammenhang mitder jeweiligen Staatsraison, Grundlinien und Aus-wirkungen an einem Beispiel (Spanischer Erbfol-gekrieg, Siebenjähriger Krieg, Polnische Teilun-gen)

der englische Sonderweg zur Eingrenzung derköniglichen Gewalt

Erfassen der Ansätze zu Parlamentarismus undLiberalismus (6 P)

Leben im Barockzeitalter (6 MB):Baukunst, höfische Pracht und Etikette alsAusdruck fürstlicher Macht; bürgerliches undbäuerliches Dasein im Schatten der Residenzen(6 D9, Ku8, Mu7)

Hofleben im Kontrast zur Alltagswelt der Unter-tanen; ggf. Exkursion, Museumsbesuch zurVeranschaulichung und Vertiefung

Grundaussagen der Staatslehren im 17. und 18.Jahrhundert:unbeschränkte Macht und Gottesgnadentum; Ge-sellschaftsvertrag, Widerstandsrecht, Gewalten-teilung (6 P)

Umsetzen der Theorien in Leitsätze (6 DS) odereinfache Schaubilder

Strömungen der Aufklärung:neues Denken in Philosophie, Wissenschaft undTechnik (6 Nw; 6 MT), Bildungsbewegung;"aufgeklärter Absolutismus"

Frage nach dem Weiterwirken wichtiger Neue-rungen; Belege für die Bedeutung Friedrichs II.bzw. Maria Theresias und Josephs II.

Befreiung aus überkommenen Vorstellungen imreligiösen und gesellschaftlichen Bereich; Ver-nunft, Toleranz und Natürlichkeit als neueLeitbegriffe (6 K8)

Rolle der Pariser Salons; Entwurf von Kon-trastbildern: z.B. Hexenprozeß und Juden-verfolgung/praktizierte Toleranz, baroker/ engli-scher Garten (6 U)

385

Grundwissen: 1648 Westfälischer Friede; 1688/89 Glorious Revolution in England, Bill of Rights; ab ca. 1700 Ver-breitung der Ideen der Aufklärung in WesteuropaAbsolutismus; aufgeklärter Absolutismus; Aufklärung; Barock; Gewaltenteilung; Gleichgewicht der Kräfte; Gottes-gnadentum; Hegemonie; Merkantilismus; stehendes Heer

2 Die Vereinigten Staaten von Amerika (6 E, Ek9) (ca. 6 Std.)

Den Schülern wird bewußt, daß seit dem Kolonialzeitalter Geschichte zunehmend in globalen Di-mensionen zu betrachten ist. Am Beispiel Nordamerikas erfahren sie, wie sich politische,wirtschaftliche und soziokulturelle Entwicklungen in Europa und Übersee gegenseitig beeinflussen.In den Vereinigten Staaten begegnen sie dem ersten republikanischen Verfassungsstaat derNeuzeit und erkennen, daß von ihm zahlreiche Impulse ausgehen, die insbesondere auch auf dieVerhältnisse in Europa einwirken. Im Überblick verfolgen sie den staatlichen Integrationsprozeßder USA im 19. Jahrhundert und erfassen die Voraussetzungen für den Aufstieg der USA zurWeltmacht.

Siedlungsstruktur und Interessengegensätze inNordamerika im 17. und 18. Jahrhundert

Nachweis europäischer Kultureinflüsse undInteressensphären, z.B. anhand von Orts- undStaatennamen

Wechselbeziehungen zwischen europäischerund amerikanischer Geschichte:Kolonialpolitik als Teil europäischer Macht-politik, unterschiedliche Wirtschaftsinteressenvon Mutterland und Kolonien, Einfluß neuer po-litischer Ideen in Amerika

Verdeutlichen des gegenseitigen Rollenver-ständnisses

Revolution und Unabhängigkeitskrieg, Rück-wirkung auf Europa

Ursachen des Freiheitskampfes

die Verfassung als normative Kraft der ame-rikanischen Geschichte (6 Sk10; 6 P)

Erfassen der wichtigsten Verfassungsprinzipienund des zugrundeliegenden Demokratie-verständnisses

USA im 19. Jahrhundert:territoriale und politische Entwicklung, Sklaven-und Indianerfrage, nationale Identität und Ex-pansionsstreben

Motive für Einwanderung und Westbewegung,Beispiele aus Pionierzeit und Bürgerkrieg,Auseinandersetzung mit dem "Frontier"- Geistund der Mentalität der Indianer

Grundwissen: 1776 amerikanische Unabhängigkeitserklärung; 1861 - 65 SezessionskriegMenschenrechte; Revolution; Verfassung; Volkssouveränität

3 Die Französische Revolution und Napoleon (6 F; 6 EU) (ca. 12 Std.)

Die Schüler erfassen die gesamteuropäische Bedeutung der Französischen Revolution. Im Herr-schaftssystem Napoleons erkennen sie die Verbindung revolutionärer mit vorrevolutionären Prin-zipien. Ihnen wird bewußt, daß seine Machtexpansion und die mit ihr einhergehende Verbreitungrevolutionärer Ideen für die Staatenwelt Europas eine Bedrohung der politischen Strukturen undeine Gefährdung traditioneller Ordnungen darstellt. Die dem Untergang des Reichs folgendenReformen in Deutschland verstehen sie als grundlegende, bis ins 20. Jahrhundert wirkendeUmgestaltung des politischen und gesellschaftlichen Lebens, und sie erkennen die Problematik einer"Revolution von oben".

386

Ursachen und Verlauf der Französischen Re-volution:Krise von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft,ständische Opposition, Forderungen der Auf-klärer, der städtischen und ländlichen Unter-schichten

Vergleich: Ergebnisse der amerikanischen Re-volution-Verhältnisse im Ancien Régime;Verdeutlichen der Rolle des Dritten Standes

wichtige Vorgänge von 1789 bis zur Annahmeder Verfassung 1791; Krieg gegen die konser-vativen Kräfte in Europa

Republik und Jakobinerdiktatur, Herrschaft desDirektoriums

Diskussion über die Errungenschaften bisHerbst 1791 (6 DS); Aufzeigen der Wechsel-wirkung zwischen Krieg und Vorgängen imInnern Frankreichs (6 Eth8: Frieden)Entwurf eines Zeitbildes: revolutionärer Alltagin Paris

Gründe für Napoleons Aufstieg, Ausbau seinerHerrschaft; Kampf um die Vorherrschaft inEuropa

Aufzeigen wichtiger Maßnahmen; Ursachender militärischen Erfolge Napoleons, Motive fürdie Befreiungskriege

Ende des Heiligen Römischen Reichs:Säkularisation (6 K8), Mediatisierung und ihreAuswirkungen

Festhalten der Ergebnisse, Eingehen auf re-gionale Beispiele

Montgelas' Reformen in Bayern:Erweiterung des Staatsgebiets, Neuorganisationvon Regierung und Verwaltung, Vollendung derstaatlichen Souveränität im Innern, Abbau derständischen Gesellschaftsordnung

Gründe für die Reformen, Nachvollzug desUmbruchs aus regionaler Perspektive, Ausein-andersetzung mit Regionalbewußtsein heute;Merkmale des modernen Staates(6 P)

Reformen in Preußen:Ausgangssituation und Zielsetzung, wichtigeMaßnahmen

Vergleich mit den Reformen in Bayern, Dis-kussion: Probleme einer "Revolution von oben"(6 DS)

Grundwissen: 1789 Ausbruch der Französischen Revolution; 1799 Staatsstreich Napoleons; 1806 Ende des "HeiligenRömischen Reichs Deutscher Nation", Königreich BayernJakobiner; Mediatisierung; Nationalversammlung; Säkularisation

4 Restauration und Revolution (6 P, EU) (ca. 10 Std)

Die Schüler begreifen den Wiener Kongreß als den Versuch der europäischen Mächte, ein fest-gefügtes Herrschaftssystem nach alten Mustern zu etablieren. Restauration und Vormärz zeigen ih-nen, wie nationale und liberale Kräfte unterdrückt werden, aber auch, wie große Teile der Bevölke-rung sich in diesem System einrichten. Hinter den Ereignissen von 1848/49 erkennen sie dieverschiedenen Beweggründe und Mechanismen einer Revolution. Die Arbeit der FrankfurterNationalversammlung macht ihnen bewußt, daß der nationale Verfassungsstaat über parlamentari-sche Reformen nicht durchzusetzen ist und daß für die Lösung der Deutschen Frage ein neuerWeg gefunden werden muß.

387

Wiener Kongreß:Restauration und Legitimität als konservativePrinzipien, Gleichgewicht und Solidarität alsKonzepte der Friedenssicherung

Beispiele für die Machtpolitik der Teilnehmer;Probleme der territorialen Neuordnung in Euro-pa

Zeit des Deutschen Bundes:oppositionelle Aktionen nationaler und liberalerKräfte (6 Sk10), repressive Gegenmaßnahmenzur Verteidigung des Metternichschen Systems

Entwurf von Lebensbildern zwischen bieder-meierlicher Idylle und Vormärzprotest (6 D,Ku, Mu)

revolutionäre Entwicklungen und Vorgänge inEuropa; Märzkämpfe in Berlin, Wien und Süd-deutschland und ihre Beweggründe

Synopse der Februar- und Märzereignisse;Merkmale der Revolution

Diskussionen, Ergebnisse in der Nationalver-sammlung, Verfassungsentwurf der Paulskir-che (6 Sk10); Niederschlagung der Revolution

Bestimmen der verschiedenen Zielsetzungen (6DS), z.B. aus Debattenbeiträgen, politischenLiedern; Gründe, Folgen des Scheiterns derRevolution

die ungelöste Frage der VormachtstellungPreußens oder Österreichs

Ausblick bis 1870/71 möglich

Grundwissen: 1814/15 Wiener Kongreß; 1848/49 Revolution, Verfassungsentwurf, Scheitern der PaulskircheDeutscher Bund; großdeutsch - kleindeutsch; konstitutionelle Monarchie; Legitimität; Liberalismus; Nationalismus;Restauration; Solidarität

5 Industrialisierung und soziale Frage (ca. 12 Std.)

Die Schüler erfassen die Gründe für die verzögerte Industrialisie rung in Deutschland und erkennen,welche gesellschaftlichen und politischen Kräfte und welche technischen Neuerungen ihr zumDurchbruch verhelfen. Sie begreifen, wie groß das Ausmaß an Veränderungen in allen Le-bensbereichen ist, das die Umwandlung vom Agrar- zum Industriestaat begleitet. Die Dimensionder sozialen Frage wird ihnen bei der Auseinandersetzung mit den Versuchen zu ihrer Lösungbewußt.

Bedingungen der Industrialisierung in Deutsch-land:Ausgangssituation, Rolle von Staat und Unter-nehmertum beim Beginn der Industrialisierung;deutsche Zolleinigung

Vergleich mit der Lage in England; Bedeutungvon Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit,Kapitalisierung des Bodens (6 WR8); Merk-male einer Unternehmerbiographie, z.B. ausder Region

technische Neuerungen (6 Nw):Maschineneinsatz im Textil- und Montange-werbe, neue Roh- und Werkstoffe (6 Ph, C);die Eisenbahn als Schwungrad der Industriali-sierung (6 V)

Veranschaulichung, z.B. Besichtigung vontechnischen Denkmälern und Objekten; Erfas-sen der Revolutionierung der Zeit- und Raum-vorstellung (6 W)

388

Ausbildung industrieller Arbeits- und Lebens-räume:Arbeit in der Fabrik (6 BO); Entstehung vonIndustrierevieren; Industrialisierung und Um-welt (6 U)

Ermitteln fabriktypischer Arbeitsorganisation(Fabrikordnung), Beispiele für die Umwandlungvorindustrieller Landschaften (6 B); Diskussionüber Folgen des Fortschritts, Bewerten vonTechnikstolz und -optimismus (6 D9; 6 GE,MT, DS)

Industriekultur:Urbanisierung und städtische Infrastruktur;schichtenspezifische Lebensformen, neue Mas-senmedien (6 D9; 6 ME)

Beispiele für Zweckbauten und Versorgungs-anlagen; ggf. Museumsbesuch (6 MT)

soziale Frage:Arbeitszeit, Lohn- und Wohnverhältnisse derArbeiter, Frauen- und Kinderarbeit (6 Sk9; 6FA)unterschiedliche Lösungsansätze von Unter-nehmern, Kirchen und Arbeiterselbsthilfeor-ganisationen, revolutionärer Weg bei Marx undEngels, Beginn staatlicher Sozialgesetzgebung

Vergleich der Lebenssituation von Unterneh-mern und Arbeitern, Gründe für Frauen- undKinderarbeitanhand repräsentativer Beispiele Auseinan-dersetzung mit den unterschiedlichen Motivenund Zielsetzungen (6 K9, Ev9, Eth9)

Grundwissen: 1834 deutscher Zollverein; 1835 erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth; ab 1883 BeginnBismarckscher SozialgesetzgebungBauernbefreiung; Gewerbefreiheit; industrielle Revolution; Kommunismus; Sozialismus

Jahrgangsstufe 9 (2)

1 Das deutsche Kaiserreich (ca. 12 Std.)

Die Schüler erfahren, wie unter der Führung Preußens durch Krieg und Diplomatie das Kaiserreichentsteht, in dem die nationale Frage durch die kleindeutsche Lösung beantwortet ist, liberale und demo-kratische Forderungen aber weithin unerfüllt bleiben. Sie erkennen, daß die konservativ-monarchischeGrundhaltung der Machteliten der Modernität und Dynamik einer Industriegesellschaft entgegensteht,und sie begreifen die inneren Spannungen und Konflikte als Ausdruck dieses Widerspruchs. DieAußenpolitik macht ihnen die Möglichkeiten und Grenzen traditioneller Bündnispolitik bei wachsendennationalen und machtpolitischen Rivalitäten bewußt.

Einigungskriege und Reichsgründung

politische Kräfte und Machtverhältnisse:Rolle von Kaiser, Reichskanzler, Bundesrat undReichstag; Armee; Dominanz Preußens, Son-derstellung Bayerns

Folgen der Reichsgründung für Deutschland undEuropa (6 P, EU)

Skizzieren des Zusammenwirkens; Herausstellenvon problematischen Punkten der Reichsverfas-sung (6 P)

Parteienspektrum; innenpolitische Spannungs- Ursachen und Auswirkungen der Konflikte (6 P)

389

felder in der Bismarckzeit (Kulturkampf,Schutzzollfrage, Sozialdemokratie)

gesellschaftliche Gruppen im WilhelminischenZeitalter (6 Ev9, D9; 6 FA):Selbstverständnis, Interessenvertretung und Rollevon Militär, Adel, Bürgertum und Arbeiterschaft;Frauen zwischen Tradition und Aufbruch

Kultur im Kaiserreich:Selbstdarstellung des Wilhelminismus und Ge-genströmungen

Bedeutung von Gewerkschaften und Verbänden(6 WR10); Nachvollzug spezifischer Lebenswei-sen, z.B. anhand biographischer oder literarischerZeugnisse

Aufdecken der Gegensätze (6 DS), z.B. in Li-teratur und Malerei

Außenpolitik (6 EU):Absicherung des Reichs durch Bündnispolitik,Übergang zu expansiver Außenpolitik, bündnis-politische Konsequenzen

Verdeutlichung der Bündniskonstellationen; Un-terschiede der Außenpolitik in der Ära Bismarckund unter Wilhelm II., Motive und Folgen desKurswechsels

Grundwissen: 1871 Gründung des zweiten deutschen Kaiserreichs; 1890 Entlassung Bismarcks, Beginn der Wilhelmi-nischen ÄraBismarcksches Bündnissystem

2 Zeit des Imperialismus und Erster Weltkrieg (6 mFs; 6 FR) (ca. 12 Std.)

Im Überblick lernen die Schüler die Triebkräfte, Erscheinungen und Auswirkungen des Impe-rialismus kennen. Sie verstehen, daß die imperialistischen Mächte zu einem Verzicht auf gewalt-same Durchsetzung ihrer Interessen immer weniger bereit sind und dadurch der Weg in einengroßen Krieg vorgezeichnet ist. Den Verlauf des Ersten Weltkriegs verfolgen sie in Grundzügen.Sie begreifen, daß dieser Krieg in seiner Totalität eine völlig neue Erfahrung für die Menschendarstellt und nicht nur tiefgreifende staatlich-politische Umgestaltungen in Europa bewirkt, sondernauch zu weltpolitischen Konstellationen führt, die bis in die Gegenwart bedeutsam sind.

Zeit des Imperialismus:Grundzüge der inneren Entwicklung inFrankreich (6 F), Großbritannien (6 E) undRußland (6 Ru)geistige, politische, ökonomische Wurzeln desImperialismus, Ziele und Erscheinungsformen;internationale Spannungsfelder und Versuchezur Konfliktregelung

Bestimmen wesentlicher Kennzeichen

Ermitteln typischer Merkmale, Auseinanderset-zung mit den Auswirkungen (6 Ek8:Schwarzafrika; 6 DW); Synopse der Krisen,Veranschaulichung am Einzelfall

Erster Weltkrieg:Julikrise 1914 und Kriegsbeginn, Kriegszieleund Kriegsschuldfrage; wichtige Etappen, Cha-rakter und Ausmaß des Krieges

Nachvollzug der Entscheidungssituation im kri-tischen Quellenvergleich (6 DS), Erschließender Grundzüge; Bewußtmachen der neuenDimension des Krieges

390

Epochenjahr 1917:Weg der USA in den Krieg (6 E); Zusammen-bruch der Zarenherrschaft in Rußland, Revo-lution (6 Ru)

Aufzeigen des historischen Gewichts der Er-eignisse (6 P) und Beurteilen ihrer Auswir-kungen auf das Kriegsgeschehen

Grundwissen: ab 1880 wachsende Rivalität zwischen den Großmächten im Streben nach Kolonialbesitz; 1914 Attentatvon Sarajevo, Beginn des Ersten Weltkriegs; 1917 Epochenjahr: Kriegseintritt der USA, Oktoberrevolution in RußlandBolschewismus; Imperialismus; Kolonialismus; Panslawismus; Vielvölkerstaat

3 Die Weimarer Republik und die internationale Entwicklung in den Zwanziger Jahren(6 P) (ca. 16 Std.)

Die Schüler lernen die Umstände kennen, unter denen die erste Demokratie in Deutschland ent-steht. Sie begreifen, warum der neue Staat sich zunächst nur schwer behaupten kann und sich dannvorübergehend stabilisiert. In den Entwicklungen auf internationaler Ebene erkennen sie dasStreben nach Völkerverständigung, erfassen aber auch, wodurch Frieden und Demokratie inEuropa bedroht sind. Die Weltwirtschaftskrise zeigt ihnen die problematische gegenseitigewirtschaftliche Abhängigkeit der Industrieländer. Am Niedergang der Republik wird deutlich, wieradikale Kräfte die politische und wirtschaftliche Situation ausnutzen und die Strukturen derVerfassung mißbrauchen, um die demokratische Staatsordnung zu beseitigen.

Entstehung der Weimarer Republik:Krisensituation durch militärische Niederlage,Ende der Monarchie und Revolution; Auseinan-dersetzungen um die Gestalt der neuen Ord-nung; Rätebewegung in Bayern

Aufdecken der Zusammenhänge; Gegenüber-stellung: parlamentarisches und sozialistischesRepublikmodell, Vorstellungen von Arbeiter-und Soldatenräten

Pariser Vorortverträge mit Neuordnung inEuropa und im Nahen Osten; der Völkerbundals Element einer Friedensordnung (6 FR)

Kartenarbeit mit Bezug zu den Staatsgrenzen inEuropa heute (6 Ek7/8, Sk10)

Belastungen der Republik durch den VersaillerVertrag

Festhalten der wichtigsten Bestimmungen undihrer Wirkung

Verfassunggebende Nationalversammlung(Wahlen, Parteienspektrum, Beratungen); we-sentliche Inhalte der Verfassung (6 Sk10)

Auswerten von Statistiken und Schaubildern;Bedeutung des Ortes Weimar; Aufzeigen desdemokratischen Anspruchs der Verfassung(z.B. Grundrechte, Frauenwahlrecht) undmöglicher Schwachpunkte

Krisenjahre der Republik:Bedrohung durch Links- und Rechtsradikalis-mus; separatistische Bestrebungen

Belege für radikale Positionen und Taktikenunter Berücksichtigung der Vorgänge in Bay-ern; Folgen der Haltung von Justiz und Reichs-wehr

Interdependenz von Reparationsfrage, Ruhr-kampf und Inflation

Auswirkungen der Inflation, z.B. Erkundungam Einzelschicksal

Stabilisierung der Republik:außenpolitische Beziehungen, Verträge vonRapallo und Locarno

Verdeutlichen des "Geists von Rapallo" und desKonzepts von Briand und Stresemann

391

innere Verhältnisse im Zeichen von Wirt-schaftsaufschwung und sozialpolitischen Maß-nahmen; Kultur der Republikzeit, Berlin alsinternationale Metropole (6 D, Ku)

Diskussion des Begriffs "Goldene Zwanziger"(6 DS); Belege für neue Kunstrichtungen unddie Ausbreitung der Massenmedien (6 ME)

Diktaturen und Demokratien in Europa:Ausbau des sowjetischen Zwangssystems (6Ru) und der faschistischen Herrschaft in Italien(6 It)innere Verhältnisse in Frankreich (6 F) undGroßbritannien (6 E)

Bestimmen der Lage im nachrevolutionärenRußland, Wirkung des italienischen Faschismusauf HitlerHerausstellen wesentlicher Entwicklungs-schritte

wirtschaftliche, politische und soziale Di-mensionen der Weltwirtschaftskrise in ihrenAuswirkungen auf Deutschland

Hinweis auf den internationalen Übertragungs-mechanismus der Krise

Niedergang der Republik:Zunahme radikaler, Versagen demokratischerKräfte; Mißbrauch der Verfassung und neuepolitische Strategien als Mittel nationalsoziali-stischer Machtübernahme

Rekonstruktion zeitgenössischer Erfahrun-gen(6 FA); Diskussion: Ursachen des Scheiternsder Republik

Grundwissen: 1918 Revolution in Deutschland, Abschluß eines Waffenstillstands, Ende der Monarchie im Reich, in denEinzelstaaten und in Österreich-Ungarn; 1919 Versailler Vertrag, Gründung des Völkerbunds, Weimarer Verfassung; 1923Krisenjahr der Republik; 1929 Weltwirtschaftskrise; 1930 - 33 Niedergang der Weimarer RepublikFaschismus; Inflation; Notverordnung; Präsidialregierung; Rätesystem; Reparationen; Revisionspolitik; Stalinismus

4 Der Nationalsozialismus (6 FR, P) (ca. 16 Std.)

Die Schüler vollziehen mit, wie aus der Demokratie von Weimar binnen kurzer Zeit die national-sozialistische Diktatur hervorgeht, und sie erkennen, wie diese auf das Alltagsleben einwirkt. DieRassenpolitik des "Dritten Reichs" begreifen und bewerten sie als die konsequente Umsetzung einermenschenverachtenden Ideologie. An der nationalsozialistischen Außenpolitik wird ihnen bewußt,daß Hitler von Anfang an auf kriegerische Expansion abzielt. Im Überblick verfolgen sie denVerlauf des Zweiten Weltkriegs und setzen sich mit Zielen, Formen und Möglichkeiten desdeutschen und europäischen Widerstands gegen das totalitäre System auseinander.

392

"Machtergreifung" und Machtausbau 1933/34:Durchsetzung von totalitärem Einparteienstaatund Führerdiktatur

Nachvollzug der Schritte, Erfassen ihrer Be-deutung für die Aushöhlung des demokrati-schen Verfassungsstaats (6 Sk10)

Elemente der NS-Ideologie (6 W):Rassismus, Antisemitismus, völkisches Gedan-kengut, Lebensraumkonzept, Führerprinzip,Nationalismus, Antibolschewismus

Einordnen in Denk- und Verhaltensmuster seitdem 19. Jahrhundert; Umstände der Ent-stehung von Hitlers Weltanschauung

Leben im NS-Staat (6 D9/10):Jugend- und Familienpolitik (6 B9; 6 FA), Kir-chen im "Dritten Reich" (6 K9, Ev10, Eth10)Organisation von Arbeit und Freizeit, NS-Wirtschaftspolitik

Auseinandersetzung mit ideologischer Er-ziehung und Auslese in Jugendorganisationenund Schule (6 DS)Verdeutlichen der systemstabilisierenden Wir-kung der Sozialpolitik, Aufdecken der Hinter-gründe des Wirtschaftsaufschwungs

Propaganda und Kulturpolitik (6 ME) Funktion von Führerkult, Massenveranstal-tungen und Medien

NS-Rassenpolitik:Wurzeln und Entwicklung des Antisemitismusim Überblick; Verfolgung und Entrechtung derJuden 1933-1938

Vernichtungspolitik im Reich und in den be-setzten Gebieten, Massenmord an Juden, Aus-rottung anderer Minderheiten, Vernichtung von"lebensunwertem Leben"

Bedeutung deutscher Juden für die interna-tionale Kultur anhand ausgewählter Biogra-phien; Veranschaulichung, z.B. am Einzel-schicksal (6 D9/10: literarisches Beispiel)nach Möglichkeit Studienfahrt zu einer KZ-Ge-denkstätte, einem regionalen Konzentrations-oder Außenlager

Außenpolitik, Zweiter Weltkrieg, Widerstand(6 mFs; 6 FR):NS-Außenpolitik vor dem internationalenHintergrund; Weg in den Krieg durch Aufrü-stung, Bündnis-, Revisions- und Expansions-politik (6 EU)

Kriegsbeginn, wichtige Stationen des Krieges inEuropa und Asien, Entwicklung zum "totalenKrieg"; Ziele der Anti-Hitler-Koalition

Motive und Ziele der NS-Außenpolitik, Kon-trast zwischen den Geheimplänen und öffent-lichen Äußerungen Hitlers; Absichten undErgebnisse der Appeasementpolitik, Aus-wirkungen des Hitler-Stalin-PaktsStimmung der Deutschen zu Kriegsbeginn imVergleich mit 1914, Erkundung des Alltags-lebens in der Kriegszeit

Widerstand in Deutschland und in den besetz-ten Gebieten

Nachvollzug der Existenz im Untergrund; Aus-einandersetzung mit den Möglichkeiten von Wi-derstand unter totalitärer Herrschaft

Kriegsende in Europa und Asien Erörtern der Bedeutung des 8. Mai 1945; Be-wußtmachen der durch den Einsatz von Atom-waffen ausgelösten "neuen Dimension" vonKrieg (6 FR, MT)

Grundwissen: 30. Januar 1933 Ernennung Hitlers zum Reichskanzler; März 1933 Ermächtigungsgesetz; 1935 Nürn-berger Gesetze: Entrechtung der Juden; 1938 "Anschluß" Österreichs an das Reich, Münchener Abkommen, "Reichs-kristallnacht"; 1. September 1939 Beginn des Zweiten Weltkriegs: deutscher Angriff auf Polen; 1941 deutscher Angriff

393

auf die Sowjetunion, Kriegseintritt der USA; ab 1942 systematische Vernichtung der europäischen Juden; 20. Juli 1944Attentat auf HitlerAntisemitismus; "Drittes Reich"; Gleichschaltung; Konzentrationslager; "Machtergreifung"; Nationalsozialismus; Ras-sismus; totalitärer Staat

Jahrgangsstufe 10 (1,5)

Hauptanliegen des zeitgeschichtlichen Unterrichts in der Jahrgangsstufe 10 ist die Vertiefung derhistorisch-politischen Bildung. Dem dienen die Ziele und Inhalte im Fachunterricht und dasfächerübergreifende Unterrichten, insbesondere die inhaltlich enge Verknüpfung mit dem FachSozialkunde (6 Sk). Ziele und Inhalte einzelner Abschnitte des Fachlehrplans Geschichte sind grund-sätzlich kombinierbar, wenn dadurch innere Zusammenhänge oder Verbindungen mit dem FachSozialkunde besonders deutlich herausgestellt werden können.

1 Deutschland als Problem der europäischen und internationalen Politik 1945-1949 (6 P,EU) (ca. 7 Std.)

Die Schüler begreifen den Zwiespalt der Lage in Deutschland nach Kriegsende zwischenBefreiung und Zusammenbruch, Neubeginn und Kontinuitätszwängen und verstehen die Not derMenschen im Vergleich mit dem Leben heute. In den Entscheidungen der internationalen Konfe-renzen erkennen sie die Weichenstellung für die Nachkriegsordnung in Europa. Sie ermessen,welche Schwierigkeiten dem Aufbau des politischen Lebens aus den Hinterlassenschaften einerDiktatur erwachsen. Ihnen wird deutlich, daß sich die politisch-wirtschaftliche Entwicklung in Deut-schland in Abhängigkeit vom Ost-West-Verhältnis vollzieht, und sie begreifen das Grundgesetz alsnormative Basis auch ihrer eigenen Existenz.

Deutschland und Europa nach der Kapitulation(6 D10, WR10; 6 FA):Kriegsopfer, teilweise Zerstörung von Industrieund Infrastruktur; Elend von Kriegsgefangenen,Heimkehrern, Vertriebenen; Leiden undLeistung der Frauen; Trümmerzeit

Diskussion der Begriffe "bedingungslose Kapi-tulation" und "Stunde Null" (6 DS); ggf. pro-jektorientierte Erkundung ("oral history", Ver-gleich damals-heute)

Konferenzen der Alliierten Bestimmen von Zielvorstellungen und Diffe-renzen

Abrechnung mit dem Nationalsozialismus undpolitischer Wiederbeginn in den Besatzungs-zonen:Nürnberger Prozeß und Entnazifizierung

Probleme des "Neuanfangs" nach 12 JahrenDiktatur (6 Sk10: Gefahren staatlichen Macht-mißbrauchs)Auseinandersetzung mit Stellungnahmen zurEntnazifizierung

Wiederaufleben und Neugründung von Par-teien (6 Sk10: Parteien); Errichtung der Län-der, Wiedergründung des Freistaats Bayern (6Sk10: politische Ordnung Bayerns)

Nachvollzug wichtiger Entwicklungsschritte

Entstehung der beiden Staaten in Deutschland

- 394 -

(6 Ek11):Zielsetzungen der Alliierten; Sowje tisierungOstmittel- und Südosteuropas, Eindämmungs-politik der Westmächte

Erfassen der Besatzungspolitik als Resultat un-terschiedlicher deutschlandpolitischer Kon-zepte; Ursachen der Blockbildung

Zusammenschluß und Abgrenzung der Besat-zungszonen, Währungsreform und Berlin-Blockade

Nachweis der Zusammenhänge von Ost-West-Konflikt und deutschlandpolitischenMaßnahmen der Alliierten

Gründung der Bundesrepublik Deutschland undder DDR (6 Sk10: Verfassungsorgane derBundesrepublik; Wertordnung des Grundge-setzes)

Wert einer freiheitlich-demokratischen Grund-ordnung (6 W)

Grundwissen: 8./9. Mai 1945 bedingungslose Kapitulation Deutschlands; Juli/August 1945 Konferenz von Potsdam,Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten; 2. Dezember 1946 Verfassung des Freistaats Bayern; 1949 Gründung derBundesrepublik Deutschland und der DDR; 23. Mai 1949 GrundgesetzBesatzungszone; Entnazifizierung; Währungsreform

2 Der Wandel des Ost-West-Verhältnisses (6 mFs) (ca. 9 Std.)

Das Ost-West-Geschehen seit Beginn der fünfziger Jahre lernen die Schüler als eine Abfolge vonKrisen, Konflikten und unterschiedlichen Versuchen zu deren Lösung kennen, und sie beurteilen dieMöglichkeiten, die Sicherheitsverträge und Rüstungsvereinbarungen für internationale Entspannungund Verständigung eröffnen. Sie verfolgen außenpolitische Entwicklungen und Entscheidungen inden USA und in der Sowjetunion und setzen die Innenpolitik, soweit sie hierauf eingewirkt hat, inBeziehung dazu.

"Kalter Krieg" der Supermächte:Unvereinbarkeit der außenpolitischen Ziel-vorstellungen, Festigung der konkurrierendenBündnissysteme (NATO, Warschauer Pakt);Koreakrieg, Aufstandsbewegungen gegen diesowjetische Hegemonie im Ostblock, Be-kenntnis der Supermächte zum Status quo

Belege für das politische Klima der 50er Jahre,z.B. Feindbilder, Bedrohungsvorstellungen,Sputnikschock

Ost-West-Beziehungen zwischen Konfronta-tion, Koexistenz und Kooperation:Kuba-Krise, Vietnamkrieg, Intervention derWarschauer-Pakt-Staaten in der ÑSSR,Breschnew-Doktrin

Verdeutlichen der unterschiedlichen Strategienzwischen Anerkennung des Status quo,Verhinderung weiterer Machtverschiebungen,Drohpolitik und Verhandlungsbereitschaft

Rüstungskontroll- und Abrüstungsvereinba-rungen; KSZE

Bedeutung der Vereinbarungen im Dienst derEntspannung (6 Ev11, Sk10: Friedenssiche-rung; 6 FR), Zusammenhang zwischen Frie-denspolitik und Menschenrechtsdebatte (6Sk10: Grundrechte)

von der Verhärtung zur Umformung des Ver-hältnisses:

- 395 -

Afghanistankonflikt, Rüstungsschub; ameri-kanisch-sowjetischer Dialog; Auflösung desOstblocks; Kräfteverschiebungen durch ver-änderte internationale Konstellationen

Gründe für die Krise der Entspannungspolitik;Erörtern von Konsequenzen der verändertenOst-West-Beziehung (6 DS)

Hauptkennzeichen innerer Entwicklungen inden USA (6 E) und der Sowjetunion seit den50er Jahren (6 Ru10-12, Ek12)

Frage nach Bezügen zwischen inneren Ent-wicklungen und außenpolitischen Aktivitätenbeider Mächte

Grundwissen: 1950 - 53 Koreakrieg; 1956 Volksaufstand in Ungarn; 1962 Kubakrise; 1968 Einmarsch in der ÑSSR; 1975Schlußakte von Helsinki; 1985/86 Beginn der Reformen in der UdSSR; 1987 Abrüstungsvertrag zwischen USA undUdSSRBreschnew-Doktrin; Entspannungspolitik; Glasnost; "Kalter Krieg"; Koexistenz; KSZE; Perestrojka

3 Die Entwicklung der beiden Staaten in Deutschland und die Deutsche Frage seit 1949(6 P, EU)

Die Schüler erfassen die Entwicklung der beiden Staaten in Deutschland vor dem Hintergrund derbipolar angelegten Europa- und Weltpolitik. Sie verfolgen Ausprägung, Konsolidierung und Wandelder politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Verhältnisse und erkennen, welchemaßgeblichen Faktoren die jeweilige Entwicklung gelenkt haben. Sie setzen sich mit innerdeutschenund internationalen Aspekten der Deutschen Frage sowie mit den Problemen der deutschen Ei-nigung auseinander und erörtern die Stellung des geeinten Deutschlands in Europa und der Welt.

Bundesrepublik Deutschland- von Adenauer zur Großen Koalition 1949-

1969:außen- und deutschlandpolitisches Grund-konzept, Schritte der Westintegration, Ver-hältnis zu den östlichen Nachbarn

Nachvollzug der Auseinandersetzung um diedeutsche Wiederbewaffnung (6 Sk10: ver-fassungsrechtlicher Auftrag der Bundeswehr),Tragweite der Aussöhnung mit Frankreich

Wiederaufbau (6 MT), Integration vonFlüchtlingen und Vertriebenen, Wirtschafts-wunder (6 WR10: Soziale Marktwirtschaft)Rezession und Bildung der Großen Koalition;Protestbewegung und soziokultureller Wandel

Fallbeispiele; Rekonstruktion von Alltagskulturund Lebensgefühl der 50er Jahre

Gründe für die Formierung radikaler Bewe-gungen, Ziele und Zerfall der "Außerparla-mentarischen Opposition"; Wirkungen der Pop-kultur

- die sozialliberale Koalition 1969-1982:Reformvorhaben, neue Ostpolitik; wirt-schaftliche Entwicklung (6 WR); Maßnah-men des Staates gegen den TerrorismusBewegung der Alternativen

Nachvollzug des innenpolitischen Streits um dieOstverträge

Gründe für die Entstehung neuer politischerStrömungen

- die christlich-liberale Koalition ab 1982:Nachrüstung, Energie und Umwelt als Leit-themen in der öffentlichen Diskussion (6 Nw,WR10; 6 U); Kontinuitätslinien in der Au-

Abwägen gegensätzlicher Standpunkte(6 Sk10: die Bundesrepublik Deutschland in

- 396 -

ßenpolitik, z.B. europäische Integration,Ostpolitik, Aussiedlerfrage (6 EU, FR)

internationalen Organisationen)

DDR- von der Staatsgründung zum Mauerbau:

Zwangsumbau von Staat und Gesellschaft (6WR10: Zentralverwaltungswirtschaft);Widerstand; Ostintegration; Fluchtbewegungund Mauerbau

Darstellen mit Blick auf Strukturen undLebensformen in der Bundesrepublik; der 17.Juni im Selbstverständnis von DDR und Bun-desrepublik; Nachvollzug der Situation in dergeteilten Stadt Berlin

- vom Mauerbau bis zum 9. 11. 1989:Zuwachs an außenpolitischer Bedeutung,Überwindung der Isolierung im Westen

verdeckte Krise und zunehmende innere Er-starrung des Systems; Opposition und Protest,Massenflucht und friedliche Revolution

Folgen des Mauerbaus für die Entwicklung seit1961, Opfer von Mauer und Grenze; Beispielefür das Alltagsleben in der DDR (6 D10)Rolle von Bürgerbewegungen, Künstlern undKirchengemeinden (6 K10, Ev10), Auseinan-dersetzung mit Ursachen und Motiven derRevolution

Deutsche Frage- gesamtdeutsche Initiativen; westlicher Allein-

vertretungsanspruch und östliche Zweistaa-tentheorie

Belege zur Haltung der Westmächte und derBundesrepublik seit der Gründung der DDR

- veränderte Rahmenbedingungen seit Beginnder 60er Jahre, neue bundesdeutsche Ost-und Deutschlandpolitik

internationale Dimension der Deutschen Frage,Synopse der Bestimmungen von Ostverträgen,Vier-Mächte-Berlin-Abkommen undGrundlagenvertrag

- Schritte auf dem Weg zur Einheit, Einigungals deutsches und internationales Problem

Bestimmen wichtiger Stationen, Erörtern derKonsequenzen (6 EU, FR, DS)

Grundwissen: 17. Juni 1953 Aufstand gegen das DDR-Regime; 1961 Bau der Mauer in Berlin; 1963 deutsch-französi-scher Freundschaftsvertrag; 1968 Protestbewegung; 1972 Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschlandund der DDR; 9. November 1989 Öffnung der innerdeutschen Grenzen; 3. Oktober 1990 deutsche Einigung ("Tag derDeutschen Einheit")Alleinvertretungsanspruch

4 Entkolonialisierung, "Dritte Welt", Führungsmächte in Ostasien (6 Ek8/9, mFs)(ca. 8 Std.)

Die Schüler erkennen die wesentlichen Faktoren der Entkolonialisierung. Sie begreifen den "Nord-Süd-Konflikt" als das Ergebnis ökonomischer Besonderheiten der Entwicklungsländer und als dieFolge ihres Eingebundenseins in die Weltwirtschaft bei gleichzeitiger politischer Autonomie. DieVerflechtungen der Weltpolitik werden ihnen bei der Behandlung internationaler Krisenräumebewußt. Die Beispiele Chinas und Japans zeigen ihnen unterschiedliche Wege des Aufstiegs zuFührungsmächten in Ostasien.Entkolonialisierung (6 DW):Wechselwirkung innerer und äußerer Faktorenbei Entkolonialisierung und Staatsgründungen;Auflösung der Kolonialreiche in Asien undAfrika

Gründe für die Entkolonialisierung, ihre Bedeu-tung für die Länder der "Dritten Welt"; Haupt-unterschiede englischer und französischerEntkolonialisierung an je einem Beispiel (6 E,F)

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Entwicklungen in der "Dritten Welt":politische Autonomie und zunehmende Abhän-gigkeit von den Industriestaaten (6 U); Rolleder Blockfreien

Auseinandersetzung mit den Begriffen "DritteWelt" (6 DW) und "Nord-Süd-Konflikt" (6Ek8), Erläuterung am Beispiel

Krisenräume der Erde in der zweiten Hälftedes 20. Jahrhunderts; Ursachen und Verlaufs-muster internationaler Krisen, Funktion derUNO (6 Ev11, Sk10: Friedenssicherung; 6 FR)

Verdeutlichung am Beispiel; Analyse von Re-portagen und Kommentaren (6 DS)

Führungsmächte in Ostasien:Revolution in China bis 1949, Entwicklung desSozialismus; Wandel der Außenpolitik gegen-über Ost und West, Rolle Chinas in der "Drit-ten Welt"

Bedeutung Maos; Kennzeichnen der Phasenund Schwerpunkte chinesischer Innen- und Au-ßenpolitik (6 Ek8)

innere Wandlungen in Japan seit der Kriegs-niederlage; Wiedererlangung der Souveränität,Entwicklung zu einer führenden Industrienation(6 Ek9; 6 MT)

das Jahr 1945 als Einschnitt in der GeschichteJapans; Voraussetzungen und spezifischeBedingungen für den wirtschaftlichen Aufstieg

Grundwissen: 1948 Gründung des Staates Israel; 1979 islamische Revolution im IranEntkolonialisierung; "Dritte Welt"; "Nord-Süd-Konflikt"

5 Europa und die Entwicklung der europäischen Integration (6 mFs; 6 EU, P) (ca. 6 Std.)

Die Schüler erfahren, wie in den fünfziger Jahren verschiedene Formen der Zusammenarbeit inWesteuropa die europäische Integration einleiten. Sie verfolgen Ausweitung und Gestaltung der Ge-meinschaft und erkennen, daß der Einigungsgedanke eine tragfähige Alternative zur nationalstaatli-chen Ordnung Europas darstellt. Umbruch und Reformen in den Ländern Ostmittel- undSüdosteuropas erfassen sie in ihrer historischen Tragweite und erörtern Möglichkeiten einergesamteuropäischen Ordnung.

politische, wirtschaftliche, militärische Koope-ration im Westeuropa der 50er Jahre

Einordnen wichtiger Daten und Fakten in zeit-geschichtliche Zusammenhänge

Entstehung und Ausweitung der EG, Entwick-lung von der wirtschaftlichen zur politischenGemeinschaft (6 Sk10, WR10)

Entwickeln der Ziele und Strukturen, Festhaltenwichtiger Etappen; Diskussion zu Problemfel-dern der EG (6 U, DS)

Umwälzungen in Ostmittel- und Südosteuropa;Perspektiven gesamteuropäischer Zusammen-arbeit

Bewußtmachen von Dimensionen und Folgen(6 Ru11); Diskussion zu aktuellen Fragen derEuropapolitik (6 Sk10, WR10; 6 DS)

Grundwissen: 1957 Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft; 1979 erste Wahl zum Europäischen Parla-ment; 1989 Umbruch in den OstblockländernEG; europäische Integration

Jahrgangsstufe 11 (2)

Für die Lehrplanabschnitte 1 und 2 sind als zeitlicher Rahmen zusammen ca. 14 Stunden gesetzt. Die

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Gewichtung zwischen den beiden Abschnitten ist durch den Lehrer nach den schulischenGegebenheiten und der weiteren Unterrichtsplanung zu treffen.

1 Die attische Polis zur Zeit des Perikles (6 Gr, Sk; 6 P, EU)

In der Demokratie der attischen Polis zur Zeit des Perikles lernen die Schüler eine Frühform intensiverpolitischer Mitbestimmung in ihren Vorzügen wie Unvollkommenheiten kennen und im Vergleich mitheutigen Demokratievorstellungen beurteilen. Ihnen wird deutlich, daß sich diese Organisationsformmenschlichen Zusammenlebens über mehrere innen- und außenpolitische Stationen hin entwickelt hat.Ausgewählte Beispiele aus Kultur und Zivilisation zeigen ihnen, wie die politische Ordnung und ihrWerden ihre Entsprechung in der Entfaltung des geistigen und sozialen Lebens besitzen.

politische Ordnung im Zeichen der Isonomie zurZeit des Perikles:gesellschaftliche Gliederung der Polis; demo-kratische Institutionen, Zugang zu politischenEntscheidungsgremien, demokratische Siche-rungsmechanismen; exklusive Gleichheit

Arbeit mit Schaubildern; Diskussion antiker undmoderner Demokratievorstellungen(6 DS)

Entstehung der Isonomie:innere und äußere Einflüsse auf die Entwicklung Sinn und Zweck der Neuordnungen; Reak- tio-

nen auf die Reformen (in Auswahl), Vergleichmit modernen Radikalreformen möglich

demokratischer Anspruch und politische Wirk-lichkeit unter Perikles

Diskussion: Demokratie und Demagogen, RolleAthens im Seebund (6 DS)

Gesellschaft und Kultur in der attischen Polis (6MB):Wohnverhältnisse und öffentliche Bauten alsSpiegel gesellschaftlich-politischer Zustände,Architektur als Machtdemonstration (6 Ku)das Theater als Spiegel der ethisch-politischenEntwicklung (6 Eth)

Auswerten geeigneter Materialien

Beispiele zum Wandel von politischen Vorstellun-gen und Menschenbild (6 W); ggf. Hinweis aufPlastik und Philosophie

2 Rom zur Zeit des Prinzipats (6 L; 6 P, EU)

Die Schüler verstehen den Prinzipat als eine Herrschaftsordnung, die am Ende einer langen Krisenzeitentsteht, monarchische Regierungspraxis bewußt in republikanische Traditionen kleidet und alteFührungsschichten in das veränderte politische System zu integrieren sucht. Die Schüler begreifen, daßder Prinzipat seine Etablierung nicht allein dem machtpolitischen Geschick des Augustus und derallgemeinen Friedenssehnsucht verdankt, sondern auch einer ideologischen Untermauerung durch diestaatliche Kulturpolitik.

Herrschaftsausübung im Prinzipat:Grundlagen politischer Macht bei Augustus Überblick über den Vorgang des Machtausbaus,

Bedeutung der einzelnen GewaltenKompetenzen der fortbestehenden republika-nischen Verfassungsorgane

Blick auf republikanische Traditionen, Übersichtüber Verwaltungs- und Militärstrukturen, zusam-menfassende Bewertung der neuenMachtverhältnisse

Entpolitisierung und Integration alter Füh- Belege für den Wandel, seine Bedeutung für das

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rungsschichten, Entstehung neuer Eliten System

ideologische und kulturelle Fundierung desPrinzipats (6 MB; W):Wiederbelebung und Umdeutung altrömischerTraditionen, Religion und Kultur im Dienst desPrinzipats, Darstellung und Selbstdarstellung desPrinzeps

Bestimmen von Leitbegriffen (6 DS), Auswertengeeigneter Materialien; Rolle von Geschichts-schreibung und Literatur

der Prinzipat als Beispiel des Übergangs zu einerneuen Staatsordnung

Gründe für den Erfolg der neuen Ordnung, Hin-weis auf die Vorbildwirkung für spätere imperialeHerrschaftsvorstellungen

3 Reich und Reichsidee in der Stauferzeit (6 EU) (ca. 10 Std.)

Die Schüler erfassen einerseits traditionelle Elemente von Königsherrschaft und Kaisertum desMittelalters und andererseits deren spezifische Tendenzen in der Stauferzeit und leiten hieraus dieBedeutung dieser Epoche für die deutsche Geschichte ab. In der neu aufsteigenden Laienkulturentdecken sie zeittypische Züge des Aufbruchs und der Suche nach neuen Horizonten und erkennen,daß diese Kultur nicht mehr ausschließlich von der Kirche dominiert wird.

die Staufer als deutsche Könige und Kaiser:Grundlagen der Königsmacht, Kaisertum, Papst-tum und Reichsidee; Versuch einer Neube-stimmung des Verhältnisses von geistlicher undweltlicher Gewalt (6 EvGk/Lk13)

Eigenart von Königswürde und Thronfolge imMittelalter, Verbindungslinien zur römischenKaiserzeit; Rolle von Lehnsrecht, Regalien,Reichs- und Hausgut (6 P)

Wege königlicher und fürstlicher Politik:Städtepolitik, Burgenbau, Ministerialität, Terri-torialisierung

Bedeutung der Stauferzeit für die Entwicklungbesonderer Formen der Staatlichkeit in Deutsch-land (6 P)

Aufstieg einer neuen Laienkultur (6 MB, W):ritterlich-höfische Kultur im Gegensatz zurbäuerlichen Lebenswelt, höfische Ideale in dergesellschaftlichen Realität

Beispiele ritterlich-höfischer Kultur (6 D, Ku,MuLk12; 6 DS)

Ausprägung bürgerlich-städtischer Lebens-formen (6 FA) und Entstehung neuer religiöserBewegungen in den StädtenEntwicklung und Förderung der Universität

Wirkung des neuen Ethos der Arbeit (6 WR; 6MT); Beispiele der neuen Religiosität (Bet-telorden, Beginen)Folgen der verstärkten Antikenrezeption und derBegegnung mit der Welt des Islam für Wissen-schaft und Kultur

4 Der Absolutismus (6 P, EU) (ca. 12 Std.)

Die Schüler lernen den Absolutismus als eine Herrschaftsform kennen, in der der Monarch bestrebt ist,alle Kräfte des öffentlichen Lebens seiner unmittelbaren Gewalt und Kontrolle zu unterwerfen, währenddie Ständeordnung unangetastet bleibt. Am Modell Frankreich erkennen sie, daß die Maßnahmen derKrone zur Ordnung, Zentralisierung und Festigung der Herrschaft nur in Teilbereichen zum Erfolgführen, insgesamt jedoch Strukturen hervorbringen, die als eine der Vorstufen moderner Staatlichkeitgelten können. Zeugnisse der Hofkultur deuten die Schüler als Manifestation und Sinnbild derpolitischen und geistigen Verfassung der Zeit. Am regionalen Beispiel vertiefen und differenzieren siedie gewonnenen Erkenntnisse und Einsichten.

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Grundlagen der absolutistischen Monarchie:historische Voraussetzungen, zeitgenössischepolitische Theorien, ideologischer Anspruch

Herausarbeiten der Grundlinien und Grundbegrif-fe (6 Eth11; 6 W, DS)

Formen absolutistischer Herrschaft im Frank-reich Ludwigs XIV. (6 F):Schloßanlage von Versailles und höfischesZeremoniell als Sinnbild fürstlicher Macht (6MB)

Aufdecken des Gleichnischarakters, exempla-rische Vergegenwärtigung

zentralistischer Ausbau von Staatsapparat,Wirtschaft und Militär, Ständeordnung als Stützeund Gegenpol des Systems

Darstellen der wesentlichen Absichten undTendenzen mit Blick auf die komplexen realenVerhältnisse; Frage nach der Effizienz vonStaatsapparat und Wirtschaftssystem (6 WR)

gewaltsame Wiederherstellung der religiösenEinheitAusrichtung der Kultur auf Hof und Krone, Aus-strahlungen der Hofkultur in Europa (6 Ku, Mu;6 MB), ihr Einfluß auch im bürgerlichen Bereich

politische, wirtschaftliche und soziale Folgen,z.B. der HugenottenfluchtProbleme einer Lenkung von Künsten und Wis-senschaften, Vergleich mit der Kulturpolitik desAugustus; Gründe für die Vorbildwirkung derHofkultur

Außenpolitik als Machtpolitik im Zeichen vondiplomatischem Kalkül, Hegemoniestreben undSicherheitsbedürfnis

Bilanz am Ende der Regierungszeit LudwigsXIV., Wirkungen im internationalen Kräftefeld (6mFs; 6 FR)

Absolutismus und barocke Welt in einem süd-oder mitteldeutschen Fürstentum

Erkundung regionaltypischer Ausprägungen

Bedeutung des Absolutismus für die Entwicklungvon Staat und Gesellschaft (6 W)

Erörterung, z.B. anhand zeitgenössischer Urteileoder späterer Einschätzungen

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5 Aufklärung und Zeitalter der Revolutionen (6 D, mFs, Sk; 6 P, EU) (ca. 20 Std.)

Die Aufklärung begreifen die Schüler als eine breit gefächerte Reformbewegung mit den zentralenAnliegen Weltaneignung und Weltgestaltung, und sie beurteilen ihre Folgen für die Gesellschaft. Siegewinnen Einblick in die wesentlichen Ursachen und Kräfte der Französischen Revolution undverstehen, daß die staatlichen Modernisierungsmaßnahmen der Ära Napoleon das politische undgesellschaftliche Leben in Frankreich und Deutschland nachhaltig prägen. Die Ergebnisse des WienerKongresses und die Restaurationszeit zeigen ihnen, warum nationale und liberale Kräfte des Bürgertumsden Ausweg in der Revolution suchen. Sie beurteilen die Revolution von 1848/49 in ihrer Qualität alsEndpunkt im Zeitalter der bürgerlichen europäischen Revolutionen und als Station auf dem Weg zumdeutschen Nationalstaat. Damit lenkt dieser Lehrplanabschnitt die Schüler unmittelbar auf denGeschichtsunterricht der Jahrgangsstufen 12 und 13.

Intentionen und Konzepte der Aufklärung:Infragestellen überlieferter Wissensbestände undDogmen, zukunftsweisende Umformulierung na-turwissenschaftlicher Aussagen (6 Nw; 6 W,MT), Bestimmung neuer anthropologischer undpolitisch-sozialer Grundwerte (6 Sk11, WR,Ev11, Eth10/11; 6 W, FA)

Einschätzen der geistigen Aufbruchssituation vordem zeitgenössischen Hintergrund, Bedeutungder Neuerungen und des Bewußtseinswandelsfür das öffentliche und private Leben der Epoche

wichtige Vertreter und Zirkel der Aufklärung Erörtern von Wirkungsmöglichkeiten und Gren-zen aufklärerischen Handelns, z.B. im Bereichvon Pädagogik und Publizistik

Aufklärung als Reformbewegung des Übergangs Bewerten der Folgen bis hin zur Gegenwart,Auseinandersetzung mit Gegenpositionen zurAufklärung (6 DS)

Französische Revolution 1789-1799 (6 F):Ursachen und Phasen Bestimmen der revolutionären Antriebskräfte;

Vergleich der Verfassungen unter dem As pektder tragenden Kräfte und Ideen; Wirkung alsrevolutionäres Vorbild

napoleonische Herrschaft in Frankreich (6 F):innenpolitische Maßnahmen; Herrschaftslegiti-mation, Selbstdarstellung und Zeitstil (Empire)

Aufbau des napoleonischen Kontinentalsystems,Ende des Heiligen Römischen Reichs DeutscherNation

gesellschaftliche Wirkungen; Nachweis der Ver-bindung revolutionärer und traditioneller Elemen-te in Napoleons Innenpolitik; Bedeutung derBerufung auf antike Traditionen

Gründe für die Entwicklung seit Lunéville; Blickauf die beginnende Mythisierung des mittelalterli-chen Reichs (z.B. Staufermythos)

Modernisierung des gesellschaftlich-rechtlichenRahmens in Deutschland durch "Revolution vonoben"

Frage nach den Bedingungen für die Entwicklungeiner bürgerlichen Gesellschaft; wesentlicheMotive der Modernisierung

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Wiener Kongreß Resultate im Kontrast zu den nationalen undliberalen Erwartungen im Bürgertum

der restaurative Staat und seine nationalen undliberalen Gegenkräfte bis zum Vorabend derRevolution

Verdeutlichen der Zusammenhänge zwischeneuropäischen und deutschen Vorgängen

Kultur zwischen Innerlichkeit und Aufbegehren Belege für die kulturellen Gegenpole

Revolution von 1848/49:wirtschaftliche, soziale und politische Ursachen;Märzereignisse und ihre Folgen; demokratischeBewegungen; Ergebnisse der Pauls-kirchenversammlung

Erörtern des Charakters als "bürgerliche Revolu-tion"; Differenzieren zwischen den Ergebnissenund Wirkungen der Vorgänge in den deutschenEinzelstaaten und in Frankfurt

Grundkurs

Jahrgangsstufe 12 (2)

1 Bayern auf dem Weg zum modernen Staat (ca. 6 Std.)

Die territoriale Neuordnung und die Reformen der Montgelas-Zeit bewerten die Schüler als den Beginneiner neuen Epoche in der bayerischen Geschichte. Sie befassen sich aus der Sicht eines deutschenMittelstaats mit den Konfliktstoffen der Revolution von 1848 und halten Auswirkungen der Revolutionfest. Die Bildung einzelner Industrieschwerpunkte bei fortdauernder agrarischer Grundstrukturerkennen die Schüler als ein typisches Merkmal der bayerischen Wirtschaftsentwicklung.

Zeit Napoleons (6 F) und des Wiener Kongres-ses:territoriale Entwicklung und Erhebung zumKönigreich, Reformen der Montgelas-Zeit

Einordnen der Vorgänge in außenpolitischeZusammenhänge, Hinweis auf die Tradition derAufklärung

Zeit des Deutschen Bundes:Verfassung von 1818; HerrschaftsauffassungLudwigs I., neue Kulturpolitik und Versuche zurSchaffung eines Staats- und NationalbewußtseinsAbkehr von der liberalen Regierungspraxis,oppositionelle Kräfte im Vormärz; Revolution von1848, Auswirkungen bis 1871

Bedeutung von Reformen und Verfassung für dieVereinheitlichung des Staates, Bewerten der iden-titätsstiftenden Maßnahmen

Gründe für die innenpolitischen Spannungen;Überblick über die Entwicklung desParteienspektrums

Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsentwicklungbis zur Reichsgründung:agrarische Grundstruktur, Entwicklungsbedin-gungen der Industrie, wirtschaftspolitische undinfrastrukturelle Maßnahmen

Bedeutung der Zollpolitik und der Anbindung angroße Wirtschaftsräume; Gründe für die Beson-derheiten der bayerischen Wirtschaftsstruktur (6

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BO)

2 Die Reichsgründung und ihre europäische Bedeutung. Das Kaiserreich (6 D; 6 EU, P) (ca. 17 Std.)

Den Schülern wird deutlich, daß nach 1849 in Deutschland trotz des Klimas der Reaktionszeit nationalgeprägte bürgerlich-liberale Kräfte wiederaufleben. Sie erkennen, daß die von oben erfolgte Reichs-gründung in Gestalt des deutschen Nationalstaats von der Bevölkerung mehrheitlich mitgetragen wird,daß aber eine liberale Gestaltung des politischen Lebens und die innere Einheit der Nation ausbleiben,und sie erfahren, wie sich unter diesen Bedingungen eine Industriegesellschaft mit ihrengesellschaftlichen Konflikten und wirtschaftlichen Problemen ausbildet. Sie befassen sich mit derAußenpolitik des Kaiserreichs und setzen sich unter Bezug auf die imperialistische Politik dereuropäischen Mächte mit dem Anteil Deutschlands am Zustandekommen des Ersten Weltkriegsauseinander.

Politik und bürgerliche Kräfte bis 1871:restaurative Maßnahmen nach 1849, Erstarkenbürgerlich-nationaler Kräfte im Zusammenhangmit der Industrialisierung

Bestimmen des politischen Charakters derReaktionszeit; Ursachen des Auseinanderfallensvon bürgerlichen und sozialistischen Staats-vorstellungen

Entwicklung der liberalen Bewegung nach 1849;preußischer Verfassungskonflikt

Nachzeichnen des sich wandelnden Verhältnissesdes Bürgertums zum Staat

Reichsgründung unter preußischer Führung:außenpolitische Konstellationen und Einigungs-kriege, Errichtung des Kaiserreichs

Auseinandersetzung mit dem Weg der Reichs-gründung

Ausprägung der Industriegesellschaft (6 WR):Umwandlung der Agrargesellschaft (6 V),technische Innovationen (6 MT), Impulse derReichsgründung für die wirtschaftlicheEntwicklung

pragmatisch und radikal orientierte Ansätze zurLösung der sozialen Frage (6 K13, Ev, Eth);Bildung von Verbänden und Interessengruppenunter dem Eindruck von Konjunktur und Krise

Belege für den Innovationsschub in den SektorenElektro- und Verkehrstechnik, chemische undSchwerindustrie; Ursachen und Auswirkungender Veränderungen (6 Sk; 6 BO)Vergleich der sozialen Lage der Arbeiter mit derLage wirtschaftlich Abhängiger vor derIndustrialisierung; Diskussion der unterschied-lichen Lösungskonzepte vor dem zeitgenös-sischen Hintergrund

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Lebensformen und Leitbilder der "postfeudalenGesellschaft" (6 D)

Bedeutung des Wandels der Familienstruktur (6Sk11; 6 FA)

politisch-gesellschaftliche Spannungen:Prinzipien der Reichsverfassung; innere Konflikte(Kulturkampf, Kampf gegen die Sozial-demokratie) und Konfliktparteien

Bewerten der Reichsverfassung (6 Sk), Diskus-sion der "Risse" des Nationalstaats (6 DS)

Versuche zur Demonstration innerer Ge-schlossenheit, Manifestationen des Patriotismus

Auseinandersetzung mit der Person Bismarcksund dem "Bismarckmythos", Deutung politischerSymbole des Kaiserreichs

außenpolitische Konzepte des Kaiserreichs undErster Weltkrieg:Auswirkungen der Reichsgründung auf daseuropäische Mächtesystem, Bismarcks am Sta-tus quo orientierte Außenpolitik und wil-helminische Großmachtpolitik im Zeitalter desImperialismus (6 Ek)

Vergleich der Handlungsspielräume unter Bis-marck und Wilhelm II., Urteil zur jeweiligenAußenpolitik

Beginn des Ersten Weltkriegs, Charakter undAusmaß des Krieges

Erörtern von Kriegsgenese und Kriegszielfrage;Bewußtmachen der neuen Qualität des Kriegesim industriellen Zeitalter (6 FR)

3 Die Neuordnung Europas und die Weimarer Republik (6 D13; 6 P) (ca.16 Std.)

Vor dem Hintergrund der Kriegsereignisse erfassen die Schüler die Ursachen der Revolution in Rußlandund Deutschland und machen sich die Verschiedenheit der politischen Grundentscheidungen in beidenLändern bewußt. Die Verfassung der ersten deutschen Republik beurteilen sie nach der Verwirklichungdemokratischer Prinzipien, erkennen aber auch ihre Strukturprobleme. An den Pariser Vorortverträgenwerden ihnen die Nachwirkungen einer mit Hypotheken belasteten Neuordnung klar. Sie stellen fest,welchen innenpolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Problemen die Weimarer Republikausgesetzt ist und auf welch unsicherem Fundament ihre außen- und innenpolitische Konsolidierungberuht. Die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Weltwirtschaftskrise, politischerVerunsicherung und Radikalisierung verdeutlicht ihnen die Schwächen der Weimarer Republik undmacht begreiflich, warum die Nationalsozialisten sie mit Gewalt und unter Ausnutzung der Verfassungbekämpfen sowie aus den Angeln heben können.

Kriegsverlauf und Sturz autoritärer Systeme:innenpolitische und soziale Lage in Rußland, Re-volutionsereignisse 1917

Bestimmen von Spannungsfeldern und politi-schen Gruppierungen im Überblick, Bewertender Revolution; Bedeutung und Rolle Lenins

Zusammenhang zwischen Kriegsgeschehen undinnerer Entwicklung in Deutschland bis zurAusrufung der Republik

Auseinandersetzung mit der Dolchstoßlegende;Bedeutung von Wilsons 14 Punkten

Entscheidung für die parlamentarische Demo-kratie in Deutschland:von der Rätebewegung zur parlamentarischenDemokratie; Reichsverfassung (6 Sk);Entwicklung in Bayern

Diskussion über Realisierbarkeit und Folge-wirkungen der unterschiedlichen Republik-modelle; Auseinandersetzung mit dem demokrati-schen Gehalt und Strukturproblemen der Ver-fassung (6 W)

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Pariser Vorortverträge:territoriale Bestimmungen für Deutschland undÖsterreich; neue Staaten und Grenzen inOstmittel- und Südosteuropa"Diktatfrieden" und Kriegsschuldfrage

Bezüge zu aktuellen nationalen Bestrebungen

Aufzeigen der Problematik, Hinweis auf diejahrzehntelange Diskussion

Krisenjahre und Konsolidierung der WeimarerRepublik:Putschbewegungen und separatistische Bestre-bungen in den Jahren 1920/23Genese, Höhepunkt und Überwindung derInflation

Überblick über die Belastungsfaktoren, derenUrsachen und ZusammenhängeErörtern der gesellschaftlichen Auswirkungen (6DS)

außenpolitische Beziehungen zwischen Revisionund Versöhnung mit Ost und West; Repa-rationsverpflichtungen, Staatsverschul-dung,wirtschaftlicher Aufschwung, soziale und kul-turelle Leistungen

Untersuchen von Kernfragen und Zielen derAußenpolitik, Bedeutung Stresemanns; pro-blembewußte Einschätzung der Auf-schwungphase der "Goldenen Zwanziger"

innenpolitisches Klima zwischen radikalerAblehnung der Republik und Bekenntnis zu ihr

Kennzeichnen der unterschiedlichen Haltungenund ihrer Träger, Analyse von Parteiprogrammenund Wahlergebnissen; Erörtern der Problematikmangelnden Demokratiebewußtseins (6 W)

Weltwirtschaftskrise und Untergang der Repu-blik:Ursachen der Krise, ihre Auswirkungen auf Ar-beitsmarkt, politisches Leben und Par-teienlandschaft

Auswerten von zeitgenössischen Situations-berichten, Verdeutlichen des Zäsurcharakters derKrise

die Präsidialkabinette bis Januar 1933, politisch-gesellschaftlicher Hintergrund und ver-fassungsrechtliche Grundlagen (6 Sk)

Problematisierung der Rolle wichtiger gesell-schaftlicher und politischer Kräfte, Analyse dereinschlägigen Verfassungskonstruktionen

4 Die Entstehung totalitärer und autoritärer Systeme in Europa (6 P, EU) (ca. 6 Std.)

Die Schüler erkennen, wie sich in Rußland der Bolschewismus durchsetzt. Sie erfassen dieMachtübernahme Stalins als folgenschweren historischen Vorgang und setzen sich mit den Methodenund Grundlagen auseinander, auf denen das totalitäre System des Stalinismus aufbaut. Das BeispielItaliens verdeutlicht den Schülern Aufkommen und Selbstverständnis einer faschistischen Bewegung.Sie verfolgen, wie diese die Macht ergreift, Staat und Gesellschaft durchdringt und beide ihren Zielendienstbar zu machen sucht.

Rußland unter Lenin (6 Ru11):kommunistische Ideologie, territoriale und innereEntwicklungen, Anfänge des Zwangsstaats, neueökonomische Politik ("NEP")

Diskrepanz zwischen ideologischem Dogma-tismus und Sachzwängen

UdSSR unter Stalin (6 Ru11):politisch-ideologische Neuorientierung ("So-zialismus in einem Land"), wirtschaftliche undgesellschaftliche Umwälzung; Ausbau des tota-litären Herrschaftssystems in den 30er Jahren,Charakter und Ausmaß der stalinistischenVerbrechen

programmatische Bedeutung der Machtkämpfe,Auswirkungen von Kollektivierung und Planwirt-schaft (6 Ek12); Erfassen von Stalins Methodender Machtausübung, Bedeutung von Propagandaund Personenkult

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Faschismus in Italien (6 It12):Aufkommen und Selbstverständnis der Bewe-gung; Griff nach der Regierungsmacht, Um-gestaltung von Staat und Gesellschaft; Parteidik-tatur, Außenpolitik bis zum Zweiten Weltkrieg

Aufdecken geistiger und sozialer Hintergründe;Unterscheiden wesenstypischer und na-tionalspezifischer Merkmale; Hinweis aufvergleichbare Entwicklungen im übrigen Europa

5 Deutschland unter dem Nationalsozialismus (6 Sk; 6 P) (ca. 11 Std.)

Die Schüler verfolgen die Entwicklung Deutschlands zur Diktatur und gehen der Frage nach, warumder Nationalsozialismus in weiten Kreisen der Bevölkerung zunächst auf Zustimmung stößt. Sieerkennen, welche Methoden und Instrumente dem Ausbau des totalitären Staates und der Festigung derDiktatur dienen. Die Rassenpolitik bis Kriegsbeginn bewerten sie als die ersten Schritte auf dem Wegzur Durchsetzung eines menschenverachtenden, vom Staat gelenkten Verfolgungs- und Vernichtungs-programms.

von der Regierungsübernahme über die politischeGleichschaltung zur persönlichen Diktatur Hitlers1934

Bestimmen der Stationen und Methoden dernationalsozialistischen Machtübernahme

Ideologie und Herrschaftstechniken:historische und ideengeschichtliche Wurzeln derIdeologie, Hitlers "Weltanschauung", "Führer"-Gedanke und Konzept der "Volksgemeinschaft"die NSDAP und ihr Verhältnis zu Gesellschaftund Staat

Beurteilen des Charakters der Ideologie, Her-vorheben der zentralen Stellung des Antisemi-tismus (6 W)

Rolle der traditionellen Eliten; Folgen desDualismus Staat-Partei

organisatorische Erfassung und Gleichschaltungder Bevölkerung, Auflösung der traditionellenMilieus, Propaganda und Indoktrination,Kontrolle und Lenkung der Massenmedien,Einflußnahme auf kulturelles und kirchlichesLeben (6 D, Ku, Mu, K, Ev, Eth)

Verdeutlichen des Vorgehens, Eingehen auf so-zialpsychologische Phänomene, Bestimmen derAuswirkungen auf Gesellschaft und geistigesLeben (6 DS, ME, MB); Hinweis aufKontinuitätslinien totalitärer Herrschaft bis in diejüngste Zeit

Unterdrückung und Verfolgung:Polizei- und Justizapparat; "Schutzhaft", Kon-zentrationslager, Rolle der SS

Folgen der Aushöhlung des Rechtssystems

Rassenpolitik und Gewalt gegen Juden bisKriegsbeginn (6 K, Ev, Eth13)

Rassenpolitik als Konsequenz der Ideologie; Bele-ge zur staatlich organisierten Ausgrenzung, Dis-kriminierung und Verfolgung der jüdischen Mit-bürger, Frage nach Reaktionen und Verhalten derBevölkerung

Wirtschafts- und Sozialpolitik in ihrer Aus-richtung auf künftiges Expansionsstreben

Beurteilen der Maßnahmen mit Blick auf die Ziel-setzung, Frage nach dem modernisierenden Cha-rakter

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Jahrgangsstufe 13 (2 Std.)

1 Internationale Politik und Zweiter Weltkrieg (6 P, EU, FR) (ca. 9 Std.)

Die Schüler stellen fest, wie die NS-Außenpolitik, von internationalen Konstellationen und Reaktionenbegünstigt, den vorsätzlich beschrittenen Weg in einen Krieg weiterverfolgt. Sie setzen sich mit denwesentlichen Vorgängen und Kennzeichen des Zweiten Weltkriegs auseinander und beurteilen seineinternationalen Auswirkungen. Angesichts der im Verlauf des Krieges verübten Verbrechen und imBewußtsein der Bedeutung des Widerstands gegen das NS-Regime vertieft sich in ihnen die Einsicht,daß Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde unverzichtbare Grundwerte einer Staats- und Gesell-schaftsordnung sind, die es zu schützen und zu bewahren gilt.

NS-Außenpolitik im internationalen Kontext bisKriegsbeginn:programmatische Zielsetzungen; von der ag-gressiven Revision zur Expansion, internationaleReaktionen

Kennzeichnen des ideologischen Kerns der Au-ßenpolitik, Frage ihrer Kontinuität; Diskussionder internationalen Reaktionen auf die Heraus-forderungen der NS-Außenpolitik

Zweiter Weltkrieg:Kriegsbeginn, Ausweitung des Krieges bis zumWeltkrieg

Folgen des deutschen Angriffs auf die So-wjetunion und des Kriegseintritts der USA

Umstellung auf Kriegswirtschaft und "totalenKrieg"

Ursachen für die zunehmende Brutalisierung desKrieges, Konsequenzen für die Zivilbevölkerung

deutsche Besatzungspolitik zwischen Ideologieund kriegswirtschaftlichen Motiven; Widerstandin den besetzten Gebieten

Belege für unterschiedliches Vorgehen

Menschenvernichtung aus rassistisch-ideologi-schen Gründen, Systematik des Vorgehens;Massenmord an Juden, Ausrottung anderer Min-derheiten

Dokumente zum Geschehen; Erinnerung alsMahnung für die Gegenwart

Kriegs- und Friedensziele, Konferenzen derAlliierten

Synopse von Zielen, Konferenzthemen und-ergebnissen (6 DS)

Kapitulation Deutschlands und Japans; Gründungder UNO

Überblick über das Ausmaß von Zerstörung undNiederlage; politische Bilanz des Krieges

deutscher Widerstand 1933-1945:Möglichkeiten und Formen Erstellen einer Übersicht; Gründe des Scheiterns

der Widerstandsbewegungen, Diskussion derethischen Implikationen des Widerstands gegenein Unrechtsregime (6 W)

2 Bedingungen und Probleme des Neubeginns nach dem Ende des Krieges (6 mFs, Sk; 6P) (ca. 10 Std.)

Die Schüler begreifen die Nachkriegsgeschichte Deutschlands bis 1955 als historischen Abschnitt, indem Entwicklungen ablaufen und Entscheidungen fallen, die die folgenden Jahrzehnte bis zur Vereini-gung prägen. Mit den Vorgängen werden zugleich die Grundwerte deutlich, auf denen unser Staat ruht.Anhand exemplarischer Sachverhalte vergegenwärtigen sich die Schüler die politische und soziale Lageim Nachkriegsdeutschland und verstehen die Gründe für die unterschiedliche Ausgangssituation undWeiterentwicklung in beiden deutschen Staaten. Deren Weg bis 1955 verfolgen sie in seinerAbhängigkeit von der politischen Weltlage.

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Besatzungszonen, Flucht und Vertreibung alsFolgen der Kriegsniederlage und der Konferenzvon Potsdam

Vergleich zwischen Wortlaut und Verwirklichungder Potsdamer Bestimmungen

Entwicklung des politischen Lebens:politische Konzepte der Besatzungsmächte;Nürnberger Prozeß, demokratische Umerziehungund "antifaschistische Bewegung"; pluralistischerAufbau des politischen Lebens in den Westzonen

Vergleich Westzonen-SBZ unter besonderer Be-rücksichtigung der Entwicklung in Bayern, ggf.Auswerten von Archivmaterial, Aussagen vonZeitzeugen; Diskussion: Möglichkeiten zurBewältigung des Erbes einer Diktatur

Entscheidung für die Wirtschaftsordnung:Reparationen und Marshallplan; Anfänge derZwangswirtschaft in der SBZ, wirtschaftlicherZusammenschluß, Währungsreform und SozialeMarktwirtschaft im Westen

Überblick über die Ausgangslage in Ost undWest, Vergleich mit der Inflation 1923 möglich;Erschließen des Grundsatzcharakters derwirtschaftlichen Entscheidungen

Teilung und Integration im Zeichen der welt-politischen Blockbildung:von der Anti-Hitler-Koalition zum "Kalten Krieg" Ursachen des Wandels im internationalen KlimaGründung der beiden Staaten in Deutschland (6Sk: Grundgesetz)

Vergleich: Entstehung und Grundsatzent-scheidungen (6 DS)

Diskussion um den deutschen Wehrbeitrag,Integration von Bundesrepublik und DDR in dieBündnissysteme

Festhalten der kontroversen Standpunkte, Ein-schätzen der sicherheitspolitischen Entscheidun-gen unter dem Aspekt der Auswirkungen auf diedeutsche Geschichte bis zur Einigung

3 Deutschland seit den fünfziger Jahren (6 D, Ek11, Sk; 6 P) (ca. 14 Std.)

Die inneren Veränderungen in beiden deutschen Staaten seit den fünfziger Jahren zeigen den Schülern,daß die Bundesrepublik Deutschland eine innenpolitisch stabile und wirtschaftlich gefestigte Stellung inder Reihe der westlichen Demokratien einnimmt, während die DDR einen Zwangsstaat stalinistisch-sozialistischer Prägung innerhalb des Ostblocks verkörpert. Ihnen wird begreiflich, warum das politi-sche System der Bundesrepublik sich den ökonomisch-ökologischen und sozialen Herausforderungeneiner hochentwickelten Industriegesellschaft zu stellen vermag. Ebenso verstehen sie, warum derinnerlich erstarrte SED-Staat in den Bankrott treibt und nach immer stärkeren Protesten derBevölkerung in der friedlichen Revolution von 1989/90 zusammenbricht.Die Entwicklung der innerdeutschen Beziehungen erfassen die Schüler als Konsequenz aus "KaltemKrieg" und Entspannungspolitik. Sie begreifen den Einigungsprozeß in seiner Bedeutung fürDeutschland und Europa und setzen sich mit den aus der Einigung resultierenden Fragen und Aufgabenauseinander.

Entwicklungen in der Bundesrepublik:innenpolitische und soziale Stabilität der Ade-nauerzeit; Auseinandersetzung mit dem Kommu-nismus; das Wirtschaftswunder und seinesoziokulturellen Ausdrucksformen

Rolle von Parteiensystem, Volksparteien undGewerkschaften; Verdeutlichen des politischenKlimas der 50er Jahre, z.B. anhand von Wahl-kämpfen; Gründe für die wirtschaftlicheEntwicklung (6 Nw); ggf. Erkundungsprojekt:Alltagskultur und Wirtschaftswundermentalität

Irritation und Aufbruchsstimmung während der Gründe für die Auffächerung des politischen

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60er Jahre; Wirtschaftsrezession; Unruhe an denUniversitäten und "Außerparlamentarische Oppo-sition", Suche nach neuen Lebensformen (6 FA)

Spektrums nach rechts und links; Querver-bindungen zur Entwicklung in den USA, inFrankreich und in der ÑSSR; Diskussion derBegriffe "Jugendkultur" und "Wertewandel" (6DS)

gesellschaftspolitische Reformvorhaben zu Be-ginn der 70er Jahre; Herausforderung des Staatesdurch den Terrorismus; Arbeitslosenproblem,Ressourcenknappheit und Modernisierungsschubdurch neue Technologien; Nachrüstungsdebatte;Umweltproblematik, verstärkteMigrationsbewegungen und neue politischeStrömungen

Auseinandersetzung mit den Angriffen auf Staatund Gesellschaft

Rolle der Naturwissenschaften für die Zivilisationder Gegenwart (6 Nw; 6 MT); Aufzeigen derinternationalen Zusammenhänge der technisch-industriellen Entwicklung

Entwicklungen in der DDR:Umbau nach stalinistischem Modell; Krise undAufstand von 1953; Fluchtbewegung und Mau-erbau; Ansätze zu wirtschaftlicher Stabilisierung;zunehmende innere Erstarrung des Systems,wachsende Protest- und Fluchtbewegung derBevölkerung bis zum Zusammenbruch

Kontrastierung der tatsächlichen Verhältnisse(z.B. Zwangsausbürgerungen, "Nischengesell-schaft") mit der offiziellen SED-Darstellung;Nachweis der Zusammenhänge zwischen innerenKrisen und dem Zusammenbruch der DDR,Bezüge zum Umbruch in Osteuropa

innerdeutsche Beziehungen von den Staats-gründungen bis zum Grundlagenvertrag; Haltungbeider deutscher Staaten zur Frage der deutschenEinheit

Bedeutung von westlichem Alleinvertretungsan-spruch und östlicher Zweistaatentheorie für dasSelbstverständnis beider Staaten; Rolle und Pro-blematik der innerdeutschen Grenze (6 Ek11);Opfer von Mauer und Grenze

der Einigungsprozeß in seinen nationalen undinternationalen Dimensionen

Bestimmen der Aufgaben des Zusammenwach-sens für die Deutschen, Erörtern der Konsequen-zen für die internationale Lage (6 FR)

4 Europäische Einigung und neuere weltpolitische Konstellationen (6 Ek, Sk; 6 P, U)(ca. 9 Std.)

Die EG lernen die Schüler als zunächst wirtschaftlichen Zusammenschluß kennen, der sich geo-graphisch ausweitet und allmählich zur politischen Gemeinschaft wandelt. Sie setzen sich mit denProblemen des europäischen Zusammenwachsens auseinander und befassen sich mit der Rolle der EGneben den Supermächten.Das langjährige relative Gleichgewicht der konsolidierten Blöcke erkennen die Schüler als Vorausset-zung für die deutsche Außenpolitik. Deutlich wird, daß das Ost-West-Verhältnis zwar immer wiederzwischen Konfrontation und Entspannung schwankt, den Status quo aber bis 1989/90 wahrt.Die Schüler verfolgen die jüngsten Veränderungen in Osteuropa und erfassen die historischen Bedin-gungen des "Nord-Süd-Konflikts".

Einigung Europas seit 1948 (6 Ek12; 6 EU):Motive der Einigung, konkrete Entwicklungs-schritte; Reagieren der EG auf Krisen und politi-sche Umwälzungen (6 Sk13; 6 FR)

Erörtern des Europabegriffs (6 DS), Aufzeigenvon Erfolgen und Defiziten der europäischenEinigung; Frage nach Möglichkeiten und Grenzender Einflußnahme

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Ost-West-Verhältnis (6 mFs):Konfrontationen und Krisen in den 50er und 60erJahren

Darstellen im Überblick; Verdeutlichen von Kri-senmechanismen anhand der Kubakrise

Tendenzen und Phasen der Entspannung vonStalins Tod bis Ende der 70er Jahre

Zusammenstellen wichtiger Schritte der Sicher-heits- und Abrüstungspolitik

Grundlinien der Außenpolitik der Bundesrepublikbis zum Ende der 80er Jahre

Erstellen einer Übersicht

von der Krise der Entspannung zu den Verän-derungen im Ostblock

Auswerten von Belegen für die Entwicklung

"Nord-Süd-Konflikt" (6 Ek13, Sk13; 6 DW, FR):Herausbildung des Interessengegensatzes vordem Hintergrund der Weltkonstellation

Faktoren der SituationsverschärfungForderungen der Entwicklungsländer und Hal-tung der Industriestaaten

Synopse der Entwicklung seit Existenz derBlockfreien-Bewegung, Rolle der OPEC; Ver-anschaulichung an einem FallbeispielNachweis anhand geeigneter MaterialienAuseinandersetzung mit typischer Problematik(z.B. Billiglohnländer); Erörtern von Verhaltenund Möglichkeiten der UNO

Leistungskurs

Jahrgangsstufe 12 (6)

1 Die Auseinandersetzung mit nationalstaatlichen und freiheitlich-demokratischen Ord-nungsvorstellungen in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs (6 Sk; 6 P,EU, FR, W) (ca. 84 Std.)

Die Schüler begreifen, warum das nationale und liberale Gedankengut der Epoche im Widerspruch zuden nach 1815 etablierten Ordnungsprinzipien des Systems Metternich steht. Sie erkennen, wie sich imLauf des 19. Jahrhunderts die Gewichte zwischen den politischen Kräften mit liberaler und nationalerZielsetzung verschieben und dabei unterschiedliche Konzepte zur Realisierung des gemeinsamenAnliegens, der Gründung des Nationalstaats, verfolgt werden.Im kleindeutschen Kaiserreich von 1871 begegnen sie einem monarchisch-autoritären Verfassungs-staat, der, trotz liberaler Zugeständnisse, letztlich weder die liberal-parlamentarischen Vorstellungennoch die Hoffnungen auf innere Geschlossenheit zu erfüllen vermag. Bei der Betrachtung der WeimarerRepublik wird deutlich, wie als Folge der Entstehungsbedingungen und Hypotheken der jungenDemokratie antiliberale und antidemokratische Zielsetzungen sich halten, gefährlich aufladen und ihrenUntergang mit herbeiführen. Durch die Auseinandersetzung mit den ideologischen Grundlagen undHerrschaftstechniken des "Dritten Reichs" wird den Schülern der Unrechtscharakter des NS-Regimesbewußt, und sie vergegenwärtigen sich die zerstörerischen Folgen von Rassenwahn undMachtmißbrauch.Die Einsicht in die historischen Zusammenhänge bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs befähigt sie zueiner Einschätzung des politischen Verhaltens von Individuen, Gruppen und Staaten und versetzt sie indie Lage, die Werte einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu erkennen. Dies soll siebestärken, sich für diese Werte aktiv einzusetzen.

- 411 -

Das Zusammenwirken liberaler, nationaler und demokratischer Bestrebungen im 19.Jahrhundert (6 P)

Entwicklung der Nationalidee in Deutschland seitder Aufklärung; Träger und Programme dernationalen Bewegung, Ausweitung undEntfaltung bis in den Vormärz

Vergleich mit der Entwicklung in Frankreich (6F), Bedeutung von (Volks-)Kultur, Bildung undGeschichte für die nationale Idee in Deutschland(6 D); Gründe für die Stoßkraft der nationalenBewegung, Bedeutung der sich formierendenbürgerlichen Öffentlichkeit

Zusammenwirken liberaler, nationaler und de-mokratischer Bestrebungen und ihre Unter-drückung zwischen 1815 und 1848

Auseinandersetzung mit den Prinzipien des Met-ternichschen Systems und der Gegenkräfte

Versuch zur Gründung eines liberal-demo-kra-tischen Nationalstaats in der Revolution von1848/49

Synopse des Revolutionsverlaufs; Diskussion derUrsachen des Scheiterns der Revolution unterbesonderer Berücksichtigung des nationalen As-pekts (z.B. Frage des Wahlgebiets, Kontroverseum Schleswig-Holstein, großdeutsche undkleindeutsche Konzepte, Rolle der europäischenMächte)

Die kleindeutsche Lösung der nationalen Frage: der autoritäre Verfassungsstaat 1871 -1918 (6 P)

- 412 -

Selbstkritik und Neuorientierung des Libera-lismus

Auseinandersetzung mit Äußerungen liberal-nationaler Kräfte nach dem Ende des Reak-tionsjahrzehnts; Diskussion des Begriffs "Re-alpolitik" (6 DS)

Gründungsgeschichte des Reichs:preußischer Verfassungskonflikt, Begründungder preußischen Vormachtstellung 1864 und1866

Eingehen auf Bismarcks politische Vorstellungs-welt; Bedeutung des Jahres 1866 fürDeutschland und Europa (6 EU)

Konstituierung des deutschen Nationalstaats imGefolge des Krieges 1870/71, Grundzüge derReichsverfassung (6 Sk)

Bewerten der Reichsverfassung und der Vor-gänge um die Reichsgründung

politische Kräfte im Kaiserreich:Eliten, Parteien, Verbände; Interessen regionalerund konfessioneller Kräfte

Auswirkungen der Einigungskriege auf dieParteienlandschaft; Diskussion der "Risse" desNationalstaats

politische Praxis im Rahmen des konstitutionellenSystems während der Ära Bismarck

Ursachen und Folgen von Kulturkampf, Sozia-listengesetz und Wirtschaftspolitik

Übersteigerung des Nationalgefühls im Zeichenimperialistischer Bestrebungen zur Ablenkunginnerer Spannungen

Rolle von Flottenpolitik und Machtentfaltung imdeutschen Imperialismus; Zusammenhang Rü-stungsetat - innere Konflikte

innenpolitische Themen und Spannungsfelder imErsten Weltkrieg:Burgfrieden, Kriegszieldiskussion, Herrschaft derMilitärs, Parlamentarisierungstendenzen

Bedeutung des Krieges für den Nationalismus,Auswerten von Dokumenten und Darstellungenzur Kriegszieldiskussion (6 W: historischeBetrachtungsweisen)

Die Weimarer Republik als erste parlamentarische Demokratie in Deutschland (6 P)

Übergang vom Kaiserreich zur Republik:militärische und politische Entwicklung ab Som-mer 1918; revolutionäre Aktionen, Räteregierung,Nationalversammlung; Rätebewegung in Bayern

Diskussion der unterschiedlichen Modelle für dieGestaltung der staatlichen Ordnung (6 DS)

Versailler Friedensvertrag und seine Wirkung inDeutschland

Gegenüberstellen von tatsächlicher Belastung undpsychologischer Wirkung, z.B. anhand zeitge-nössischer Äußerungen

Grundzüge der Weimarer Verfassung (6 Sk) Ermessen von Akzeptanz und Wirksamkeit derVerfassung im politischen Leben

Krisen der Republik 1920-23 und ihre Über-windung:Putschversuche, Attentate, Aufstände und derenantidemokratische bzw. separatistische Hin-tergründe; Inflation, Ruhrkampf und Neuord-nung der WährungTendenzen zur Stabilisierung von Wirtschaft undStaat 1924-29; Neuerungen in Alltagskultur undKunst (6 D)

Rolle von Justiz und Reichswehr; Erörtern derHaltung Bayerns zum Weimarer Staat

Frage nach Elementen der Gefährdung der Sta-bilisierungsphase, Eingehen auf die Tradition desantidemokratischen Denkens; ggf. Mu-seumsbesuch (6 MB)

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Niedergang der Republik 1930-33:Ursachen und Entwicklung der Weltwirt-schaftskrise (6 WR), sozioökonomische und po-litische Auswirkungen in Deutschland; radikaleParteien und Kräfte als Nutznießer der Staats-und Wirtschaftskrise, Deformation desParlamentarismus

Aufdecken der Interdependenzen zwischensozioökonomischen und politischen Entwick-lungen; Frage nach der verfassungsrechtlichenLegitimation der Präsidialkabinette, Bedeutungpolitischer Intrigen und der Position derReichswehr; Auseinandersetzung mit Urteilen derGeschichtswissenschaft zum Scheitern derRepublik (6 W, DS)

Verkehrung und Mißbrauch nationalstaatlicher und demokratischer Wertvorstellungenim nationalsozialistischen Deutschland (6 Sk; 6 P)

nationalsozialistische Ideologie (6 W) Nachweis historischer und ideengeschichtlicherWurzeln sowie biographischer Hintergründe;Eingehen auf vergleichbare ideologischeRichtungen außerhalb Deutschlands

Entwicklung der NS-Bewegung:Anhängerschaft, Programm, Taktik; Haltung dergesellschaftlichen Kräfte zum National-sozialismus

Auswerten von Materialien, z.B. Statistiken;Vergleich der sozialen Struktur der NSDAP vorund nach 1933

Stationen und Methoden bei der Monopolisierungder politischen Macht 1933/34

Beurteilen der nationalsozialistischen Deutung(z.B. "nationale Erhebung", "Machtergreifung","nationalsozialistische Revolution"); ggf.Nachvollzug der Vorgänge am regionalen Beispiel

Instrumente des totalitären NS-Staates:Gestapo, Konzentrationslager, SS; Auflösung dertraditionellen Milieus, Propaganda, Mas-senlenkung und Indoktrination als Versuche zurUniformierung der Gesellschaft, Formen undAusmaß der "Führer"- Herrschaft

Begegnung mit Berichten von Zeugen und Op-fern des Terrors; Aufdecken manipulativerTechniken des Regimes (z.B. bei der Inszenie-rung von Massenveranstaltungen), Rolle vonMassenmedien (6 ME, DS) und Kultur (6 D,KuLk13, Mu13; 6 MB), Diskussion zur"Verführbarkeit des Menschen"

NS-Wirtschaftspolitik im Dienst von Arbeitsbe-schaffung und Kriegsvorbereitung

Aufzeigen ihrer Funktion (6 WR)

NS-Rassenpolitik:antijüdischer Terror bis Kriegsbeginn, Ver-folgung und Vernichtung der europäischen Ju-den; Ausrottung von Minderheiten

Rassenpolitik als Konsequenz der Ideologie, Fra-ge nach Reaktionen und Verhalten der Bevöl-kerung; Ermessen des jüdischen Beitrags zumdeutschen Kultur- und Geistesleben bis zum Ho-locaust (6 D, Ku, Mu, Nw)

NS-Staat und Kirchen (6 K, Ev):Kooperation, Selbstbehauptung und Protest alsFormen kirchlicher Reaktion auf den totalitären -Staat

Diskussion zu den ethisch-humanitären Dimen-sionen des Verhältnisses von NS-Staat undAmtskirchen

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Widerstand zwischen Verweigerung und Kon-spiration (6 Eth):Motive, Gruppierungen, Formen; politische undgesellschaftliche Zielvorstellungen

Aufzeigen des Spektrums, Gründe für das Schei-tern der Widerstandsbewegungen; Zeugnisse vonMännern und Frauen des Widerstands, derenBedeutung für die geistig-moralische TraditionDeutschlands

Katastrophe des deutschen Nationalstaats;Nationalsozialismus und jüngere deutsche Ge-schichte; Schuld und Verantwortung

Auseinandersetzung mit Positionen der Ge-schichtswissenschaft (6 W, DS): Überprüfender These vom Ende des deutschen National-staats 1945, Diskussion zur "Kollektivschuld"und zur "Kontinuitätsdebatte"Erörtern der Wiedergutmachungsfrage und derbesonderen Beziehungen zum Staat Israel (6 FR)

2 Die Industrialisierung - Bedingungen und Folgen in Staat und Gesellschaft (6 WR)(ca. 84 Std.)

Die Schüler erkennen und beurteilen die durch die Industrialisierung ausgelösten grundlegendentechnologischen, ökonomischen, sozialen und soziokulturellen Veränderungen und ihr Weiterwirken bisin unsere Zeit.Am Modellfall England erarbeiten sie die Voraussetzungen für den Wandel vom Agrar- zumIndustriestaat und begreifen Zusammenhänge und Wechselwirkungen von innovatorischen Impulsen inWirtschaftstheorie, Technik und Verkehr. Sie verfolgen die Ausbreitung der Industrialisierung auf denKontinent und halten fest, welche Faktoren zunächst den Rückstand Deutschlands bedingen. IntensiverBetrachtung unterziehen sie die wirtschaftlich relevanten politischen Veränderungen sowie die Periodenvon industriellem Fortschritt und Rückschlägen. Bayern bietet ihnen regionalgeschichtliches Untersu-chungs- und Anschauungsmaterial, anhand dessen sie seine industrielle Entwicklung bis in dieGegenwart hinein kennenlernen. Sie setzen sich mit Ursachen, Erscheinungsformen und Versuchen zurLösung der sozialen Frage auseinander und befassen sich mit sozialpolitischen Maßnahmen von Staat,Gewerkschaften und anderen Einrichtungen bis heute. Ihnen wird deutlich, welche Veränderungen dieGesellschaft des Kaiserreichs im Gefolge der Industrialisierung erfährt. Das kulturelle Lebenerschließen sie vor dem Hintergrund der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen.Neuerungen und Umbrüche in Kunst und Literatur begreifen sie als Ausbruch aus einem rückwärtsgewandten, affirmativen Kulturbetrieb.

England - der erste Industriestaat (6 E)

Bedingungen der Industrialisierung:innenpolitische und koloniale EntwicklungEnglands seit dem 17. Jahrhundert; calvini-stisches Wirtschaftsethos und liberale Wirt-schaftstheorie

Rolle des Bürgertums, Festhalten wichtigerStationen auf dem Weg zur Großmacht; Aus-werten von Texten (z.B. Adam Smith, Max We-ber)

naturräumliche Ausstattung und technischeErschließung des Wirtschaftsraums; sozio-ökonomische Veränderungen durch Bevölke-rungsexplosion, Agrarrevolution und Kapital-akkumulation

Aufdecken der Interdependenzen zwischen deneinzelnen Faktoren; Auswerten von Materialien(z.B. Verlaufsmodell des demographischen Über-gangs)

- 415 -

technologischer Wandel und Schritte der Indu-striellen Revolution:Übergang zur industriellen Produktion mit Me-chanisierung und Arbeitsteilung (6 MT);Massenproduktion

exemplarische Betrachtung der Textil- und Eisen-produktion; Rolle der überseeischen Gebiete alsRohstoff- und Absatzmärkte

Phasen der Industrialisierung; Textilindustrie alsSchrittmacherindustrie, Wechselbeziehungenzwischen Konsumgüter-, Produktionsgüter- undTransportmittelindustrie

Begriffsklärung "Industrielle Revolution", "Indu-strialisierung" (6 DS); Bedeutung der Entwick-lung Englands für den Kontinent

Deutschland - Aufholen eines Rückstands (6 WR)

Ausgangssituation und Anfänge der Industriali-sierung:Rückständigkeit durch politische Zersplitterung,Obrigkeitsstaat, traditionelles Wirtschaften,geringe soziale und räumliche Mobilität, fehlendeInvestitionsbereitschaft und Kapitalmangel

Erörtern der Ursachen in ihrem Zusammenhang,auch anhand wissenschaftlicher Darstellungen (6DS, W); Vergleich der Industrieproduktion inEngland (6 E), Frankreich (6 F) und Deutsch-land

Veränderungen infolge von Bauernbefreiung undGewerbefreiheit, Zollverein und Eisenbahnbau,liberaler Unternehmerinitiative und staatlicherSteuerung

Bedeutung der staatlichen Maßnahmen, auch mitBlick auf regionale Unterschiede; Verdeutlichender Leitfunktion des Eisenbahnbaus (6 V); ggf.Beispiel für die Entwicklung eines Unternehmens

Industrialisierung im Ruhrgebiet:naturräumliche Voraussetzungen; Kapitalbe-schaffung, Fortschritte in Bergbau und Ver-hüttung (6 Nw), Binnenwanderung und Entste-hung eines Ballungsraums

Gegenüberstellen von Agrar- und Industrieland-schaft (6 U), Belege für die Veränderung derLebenswelt (6 D; 6 BO, FA); die Rolle vonWerkspionage und Abwerbung in England

Aufstieg zur Industrienation seit Mitte des 19.Jahrhunderts:weitere Vereinheitlichung des Wirtschaftsraums,Ausbau des Verkehrsnetzes (6 V), Anschluß aneuropäischen Freihandel und internationalesMaßsystem, Entstehung und Ausbau vonGroßbanken; Modernisierung der Landwirtschaft(6 B,C; 6 U)

Auswerten geeigneter Materialien; Auseinan-dersetzung mit der These von der "Doppelrevo-lution" von 1848/49 (6 W: historischeBetrachtungsweisen)

Gründerzeit und Krisenjahre:Produktivitätssteigerung, Depression und Ent-wicklung der Massenkaufkraft; Kartellbildungund Konzentration, Produktionszentren undregionale Arbeitsteilung; Schrittmacher- undSchlüsselindustrien; Erfinderboom (6 Nw)

Erschließen mit Hilfe von Daten und Fakten zurkonjunkturellen Entwicklung; Problemdiskussionüber technische Leistung, Fortschritt undWachstum (6 MT, U); Vergleich unterschied-licher Deutungsansätze der Geschichtswissen-schaft möglich (6 W: historischeBetrachtungsweisen)

staatliche Absicherung durch Schutzzölle, Ein-beziehen außerdeutscher Gebiete

Belege für die Haltung von Staat, Reichstag undInteressenverbänden; Erörtern von Ausmaß undErgebnis der Maßnahmen

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Bayern - Entwicklungshemmnisse und Modernisie rungsschübe (6 WR)

Königreich Bayern bis zur Reichsgründung:agrar- und feudalstaatliche Hemmnisse, Roh-stoffmangel und fehlende Infrastruktur, staat-liche ZweiteilungAnpassung gewerblicher an industrielle Tätigkeit,Aufbau industrieller Zentren; Kanal- undEisenbahnbau (6 V), leistungsfähiges Bankenwe-sen

Vergleich mit der Situation in England (6 E) undin Preußen; ggf. Archivarbeit, Museumsbesuch,Exkursion

wirtschaftliche Aktivitäten im späten 19. und im20. Jahrhundert:Entstehen von Großindustrien, auch im Zu-sammenhang mit der Kriegswirtschaft des ErstenWeltkriegs; staatliche Lenkung im "DrittenReich"

ggf. Erkundungen "vor Ort", z.B. anhand vonMaterialien aus Archiven und Firmen

Aufschwung nach 1945; Ausbau von Fremden-verkehr und Energiewirtschaft, Ansiedlungmoderner Technologien, Öffnung zu den ost-europäischen Staaten

Bedeutung der Eingliederung von Flüchtlingenund Vertriebenen; Bezüge zu gesellschaftlichenVeränderungen, Diskussion aktueller Fragen,ggf. mit Experten (6 BO)

industrielle Entwicklung und Umweltschutz (6U)

Frage nach Initiativen und Konzepten, Prüfenvon Anspruch und Wirklichkeit

Soziale Frage und Sozialpolitik im 19. und 20. Jahrhundert (6 Sk, WR)

Ursachen und Erscheinungsformen sozialerProbleme in England (6 E) und Deutschland:Freisetzung des Individuums; Bevölkerungs-wachstum, Migrationsbewegungen und Verstäd-terung, uneingeschränkter Wirtschaftslibe-ralismus

Auswerten geeigneter Materialien

Lebensbedingungen der Arbeiterschaft im 19.Jahrhundert (6 FA)

Ermitteln der Situation, z.B. anhand zeitgenössi-scher Zeugnisse (6 D)

politische Konsequenzen, Arbeiter- und Ge-werkschaftsbewegung

Bezug zur Revolution von 1848/49

theoretische und praktische Lösungsansätze:"frühe Sozialisten", "wissenschaftlicher Sozialis-mus" von Marx und Engels, Theorie und politi-sche Wirkung (6 W)

Auswerten von Texten (6 DS); Frage nach demStellenwert der Theorien (Vergleich damals-heu-te)

innerbetriebliche Lösungsversuche, kirchli-cheBemühungen (6 Ev, K13), Sozialgesetzgebung

Nachvollzug der zeitgenössischen Diskussion;Zusammenschau politischer und sozialer Ziel-setzungen

Grundzüge der Sozialpolitik seit dem ErstenWeltkrieg:Verhältnis Militär - Gewerkschaften im ErstenWeltkrieg, Fortschritte und Grenzen derSozialpolitik in der Weimarer Republik

Darstellen unter Rückgriff auf politische Ent-wicklungen, z.B. Betriebsrätegesetz von 1920

Entrechtung der Arbeitnehmer im Nationalso-zialismus, ihre Einbindung in die DAF

Diskussion: "soziale Leistungen"- politische Ab-sichten des NS-Regimes, Modernisierungsthese

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(6 W: Standpunkte der Geschichtswissenschaft)Grundlinien der Sozialpolitik in der Bundes-republik (6 Sk12; 6 P) und in der DDR

Kennzeichnung und Bewertung im Vergleich

Gesellschaftliche Neuformierung und kulturelle Umbrüche von der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts bis in das frühe 20. Jahrhundert

Dynamik der Gesellschaft im autoritären Staat:soziale Prozesse im Kaiserreich; Vorbildcharakterund Sozialisationsfunktion des Militärs,Dominanz aristokratischer und bürgerlicherEliten; Aufstiegsorientierung von Mittelstand undUnterschicht

Anknüpfen an die sozialen Veränderungen imGefolge der Industrialisierung; Frage nach derOffenheit der Gesellschaft; ggf. Museumsbesuch

Wandel der Familie im Industrialisierungsprozeß,Frauenbewegung (6 FA)

programmatische Äußerungen zur Gleich-berechtigung im Vergleich

Kultur des Kaiserreichs als Reflex auf gesell-schaftliche Zustände (6 D):offiziöse Kultur der Gründerzeit Nachweis entsprechender Themen und Tenden-

zen, z.B. "Förderung des Guten und Edlen",Hinwendung zu Historismus und Ge-schichtsmythos (6 W)

kulturelles Milieu der Arbeiterbewegung, Ver-hältnisse im kleinstädtisch-ländlichen Bereich

Illustration der unterschiedlichen Lebenssitua-tionen, auch mit Blick auf politische Verhal-tensweisen und Organisationsformen

städtebauliche Umgestaltung und Monumen-talbauten, Bauen im Industriebereich zwischenRepräsentation und Funktionalismus

Auswerten von Stadtplänen und Abbildungen(z.B. Paris, Berlin, Wien, München); Architektur-beispiele (u.a. Rheinland); ggf. Exkursion

kulturelle Innovationsprozesse seit den 80erJahren bis zum Ersten Weltkrieg (6 MB)

Einordnen der Entwicklung in sozioökonomischeund politische Zusammenhänge (6 D, Ku, Mu)

Fortschrittsglaube und Kulturpessimismus alsunterschiedliche Antworten auf die Zeitsituation

Werten der Standpunkte, auch unter Bezug zurgeistigen Situation der Gegenwart (6 W)

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Jahrgangsstufe 13 (6)

1 Von der europäischen Gleichgewichtspolitik zur Weltpolitik - Internationale Politik im19. und 20. Jahrhundert (6 mFs, Ek, Eth13, Sk; 6 P, EU, DW, FR) (ca. 84 Std.)

Den Schülern wird bewußt, daß die auf dem Wiener Kongreß geschaffene politische Ordnung einJahrhundert lang die Grundlage für das Zusammenleben der europäischen Staaten bildet, auch wenndurch die Entstehung neuer Staaten Verschiebungen eintreten. Sie stellen fest, daß hierdurch Konflikt-stoffe freigesetzt werden, die sich im Imperialismus verschärfen und eine friedensgefährdende Eigen-dynamik entwickeln. Deutlich wird, daß die bislang eingesetzten diplomatischen Instrumente zurkollektiven Friedenssicherung versagen und eine regionale Begrenzung von Kriegen immer schwierigerwird.Verlauf und Ausgang des Ersten Weltkriegs zeigen den Schülern, daß der Einfluß der europäischenNationalstaaten auf die Gestaltung der internationalen Politik im Schwinden begriffen ist. Der epochaleCharakter des Krieges erschließt sich ihnen auch in der Tatsache, daß es nicht gelungen ist, eine stabileNachkriegsordnung zu schaffen. Sie erkennen, daß die Bestimmungen der Pariser Vorortverträge eineReihe von Hypotheken enthalten, die auf der internationalen Politik der Zwischenkriegszeit lasten.Ebenso wird deutlich, daß durch die Russische Revolution und die kommunistischen Dogmen vonWeltrevolution und Klassenkampf eine Weichenstellung mit weitreichenden Konsequenzen für die inter-nationale Entwicklung erfolgt. Die Einsicht in die zunehmende Verflechtung europäischer und globalerPolitik schärft ihren Blick dafür, daß die vom italienischen Faschismus, vom Nationalsozialismus undvom Sowjetkommunismus ausgehende Aggressivität die internationale Ordnung bedroht. Gleichzeitigverstehen sie, daß diese Aggressivität infolge ihrer ideologischen Untermauerung eine prinzipielle Her-ausforderung an die westlichen Demokratien und ihre Werte darstellt.Die Schüler ermessen, welche Katastrophe der Zweite Weltkrieg besonders für Europa bedeutet. Sieverfolgen, wie aus der Konstellation der unmittelbaren Nachkriegszeit heraus die USA und dieSowjetunion zu Supermächten aufsteigen und die Spaltung der Welt in zwei Lager vorantreiben. Sieerkennen aber auch, daß die Konfrontationspolitik der Supermächte an Grenzen stößt und immer wie-der vom Bemühen um Kooperation und Entspannung begleitet wird. Ferner lernen sie die Bestrebungeneinzelner Staaten und übernationaler Organisationen nach einem von der engen Blockbindungunabhängigen politischen Weg kennen. Sie befassen sich mit dem Werden der Europaidee seit dem 19.Jahrhundert und verfolgen den Versuch der EG, sich bei klarer Orientierung am Westen alseigenständige Kraft zu formieren und zu profilieren.

Die Politik kollektiver Friedenssicherung, Verschiebungen im europäischenMächtesystem und imperialistische Machtansprüche bis zum Ersten Weltkrieg (6 mFs; 6P, EU, FR)

internationale Politik zwischen restaurativerBeharrung und revolutionärer Bewegung:Prinzipien von Wiener Kongreß und HeiligerAllianz und ihre Umsetzung im Rahmen derPentarchie; staatliche Neuordnung Deutschlands

Beurteilen der Friedensordnung; Bestimmen derFunktion des Deutschen Bundes

nationale Erhebungen und ihre europäischeDimension, Interessen und Reaktionen derGroßmächte

Belege für Kongreßdiplomatie und Interessenpoli-tik; Hinweis auf internationale Verbindungenrevolutionärer Kreise

Bedrohungen des europäischen Mächtesystemsseit der Julirevolution

Aufzeigen der Gründe

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Verschiebungen im europäischen Mächtesystem:Krimkrieg und Pariser Frieden; Niedergang desOsmanischen Reichs und Brüskierung Rußlands

Frage nach der Bedeutung des Krimkriegs, Kon-sequenzen des Pariser Friedens für die internatio-nale Entwicklung

italienische Einigung und Nationalstaatsbildung;Umgestaltung Mitteleuropas beim deutschen Eini-gungsprozeß, Stellung des Deutschen Reichs inEuropa

Nachweis der Zusammenhänge und außenpoliti-schen Konsequenzen der italienischen und derdeutschen Einigung

Gleichgewichtspolitik und Friedenssicherungdurch Diplomatie, Kongreßpolitik und Schaffungeines defensiven Bündnissystems (6 Eth13:Friedenskonzepte)

Analyse der Bündniskonstellationen der Bis-marckzeit, Urteil zur Tauglichkeit, auch mit Blickauf neu aufkommende politisch-gesellschaftlicheStrömungen (6 FR)

imperialistische Machtansprüche bis zum ErstenWeltkrieg (6 DW):Traditionen, Begriff des Imperialismus; Motive,Beispiele (auch USA, Japan)

Erschließen der Zusammenhänge zwischen Im-perialismus und Nationalismus; Verdeutlichen derStoßrichtungen, Rivalitäten und Krisenherde,Aufzeigen der besonderen Situation des Deut-schen Reichs

Imperialismus und internationale Beziehungen,Verschärfung der Gegensätze in Europa, zuneh-mende Schwierigkeiten bei der Bewältigung vonKrisen; Formierung der Koalitionen

Nachweis der Verschiebungen im internationalenKräftefeld, Problematik der veränderten Konstel-lationen, Bedeutung der öffentlichen Meinung

der Imperialismus im Urteil von Zeitgenossenund Geschichtsschreibung

Standortbestimmung (6 P, W, DS)

Die Beendigung der europäischen Vorherrschaft in der Welt (6 P, EU)

Erster Weltkrieg:Julikrise 1914, Kriegsausbruch und Kriegs-schuldfrage

Krisenverlauf als Beispiel wechselseitiger Eskala-tion diplomatischer und militärischer Maß-nahmen; Diskussion kontroverser Standpunktezur Kriegsschuldfrage (6 W: historischeBetrachtungsweisen, DS)

Kriegsziele, Kriegsverlauf und Friedensbemühun-gen bis 1917

Gegenüberstellung: Mittelmächte und Entente-mächte

Kriegseintritt der USA, Revolution in Rußland unmittelbare Folgen für das Kriegsgeschehen;Nachweis des Epochencharakters von 1917

Kriegsende im Osten, Zusammenbruch derWestfront und Waffenstillstand

Zusammenhang zwischen militärischer Nieder-lage und Sturz der Monarchien

technische, wirtschaftliche, soziale Dimensionendes Krieges, Krieg und öffentliches Bewußtsein

Konsequenzen der totalen Mobilmachung derGesellschaft, zeitgenössische Zeugnisse der ver-änderten Kriegserfahrung (6 FR)

internationale Politik der Zwischenkriegszeit:politische und staatliche Neuordnungen in denPariser Vorortverträgen

Probleme und Schwächen des Vertragswerks,auch mit Blick auf den außereuropäischen Raum(6 Ek); ggf. Vergleich mit 1815

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Völkerbund und internationale Ordnung Diskussion zu den Möglichkeiten und Grenzenüberstaatlicher Diplomatie (6 FR)

Bemühungen Deutschlands und Rußlands umÜberwindung der außenpolitischen Isolation(Beziehungen zueinander, zu den Nachbarstaatenund zum Völkerbund)

Frage nach gemeinsamen Interessen trotz ideolo-gischer Unterschiede, Abwägen der außenpoliti-schen Erfolge beider Staaten bis 1932; Eingehenauf die deutsch-französische Annäherung

Außenpolitik der USA (6 E) zwischen Isolationis-mus und Führungsanspruch in den 20er Jahren;Neutralitätspolitik im Wechsel mit Versuchen zurEindämmung expansionistischer Bestrebungen inEuropa und Südostasien in der Ära Roosevelt

Motive der Isolations- und Neutralitätspolitikunter Berücksichtigung wirtschaftspolitischerBindungen und Interessen der USA

außenpolitisches Konzept von Faschismus, Na-tionalsozialismus und Sowjetkommunismus; An-griff der Diktaturen auf die internationale Ord-nung

Diskussion des Stellenwerts der Ideologie in derAußenpolitik Mussolinis, Hitlers und Stalins (6W)

Bemühen um Sicherheit und Frieden in Europaunter dem Eindruck von Expansion und Ag-gression bis 1939

Problematik der Appeasementpolitik, Bedeutungdes Hitler-Stalin-Pakts

Zweiter Weltkrieg:Beginn des Krieges, Kriegsverlauf bis 1941 Nachwirkungen der deutschen Besetzung im Be-

wußtsein der betroffenen VölkerAusweitung des Krieges durch Angriff auf dieSowjetunion und Kriegseintritt der USA

Einschätzen der neuen strategischen undideologischen Dimension des Krieges, politischeBedeutung militärischer Wendepunkte (Stalin-grad; Invasion; Atombomben auf Japan)

politische und militärische Strategien der Anti-Hitler-Koalition; Beschlüsse der Kriegskonfe-renzen

Gemeinsamkeiten und Differenzen in der Ziel-setzung bis zur Konferenz von Jalta

Kriegsende in Europa und Asien Bilanz von Zerstörung und Vernichtung

Weltpolitik der Nachkriegszeit zwischen Konflikt und Kooperation (6 Ek12/13, Sk13; 6 P)

Blockbildung und Kalter Krieg Wechselwirkung zwischen politischer undideologischer Verhärtung der Fronten

die Supermächte zwischen Konfrontation,Kooperation und Entspannung; Ende des "KaltenKrieges"

Rolle der Hochrüstung; Bedeutung von Vietnamund Afghanistan für die Supermächte; Rück-wirkungen innerer Veränderungen auf dasaußenpolitische Klima

Entfaltung politischer Kräfte zwischen denBlöcken:internationale Zusammenschlüsse; neue Staatenim Gefolge der Entkolonialisierung (6 DW)China und Japan als Führungsmächte in Ostasien

Diskussion von Möglichkeiten und Grenzen ge-meinsamen Handelns (z.B. Bewegung der Block-freien, Arabische Liga)Abwägen der wirtschaftlichen und politischenPotenzen

internationale Dimensionen von Krisen der Nach-kriegszeit, unterschiedliche Strategien der Krisen-bewältigung; Aufgaben, Wirkungsmöglichkeitender UNO (6 FR)

Verdeutlichung an Krisenfällen (z.B. Suezkrise,Sechs-Tage-Krieg, Jom-Kippur-Krieg)

- 421 -

"Nord-Süd-Konflikt" als Herausforderung für dieVölkergemeinschaft (6 DW)

Probleme auf dem Weg zur Solidarität mit denLändern der "Dritten Welt", auch unter Be-rücksichtigung globaler ökologischer Zusam-menhänge (6 U)

Die europäische Einigung (6 mFs, Sk, WR, Ek12; 6 EU, P)

Europaidee seit dem 19. Jahrhundert, neue Ak-zentuierungen nach 1945

Merkmale des gemeinsamen europäischen Erbes(6 D); Gründe für die veränderten Motive undQualitäten der Europabewegung nach demZweiten Weltkrieg

militärische, wirtschaftliche und politische Zu-sammenschlüsse der 50er Jahre, fortschreitendepolitische Integration innerhalb der EG

Verdeutlichen der Entwicklung und des Struktur-wandels (Ek11: Stellung Deutschlands in Europa)

politische Einigung Europas als Alternative zumNationalstaatsgedanken, Europa als politischerMachtfaktor im internationalen Kontext

Diskussion von Einigungskonzepten (z.B."Europa der Regionen"), Frage nach Handlungs-möglichkeiten und -spielräumen eines geeintenEuropa, auch mit Blick auf Entwicklungen inOsteuropa

2 Deutschland seit 1945 (6 D, Sk, Ek11; 6 EU, FR, P) (ca. 42 Std.)

Die Schüler befassen sich, unter Bezug auf die unterschiedlichen Vorgehensweisen derBesatzungsmächte, mit den Problemen des politischen Wiederanfangs. Sie begreifen, daß die staatlicheTeilung und die Einbindung beider deutscher Staaten in die jeweiligen Blöcke sich in Abhängigkeit vondem globalen Ost-West-Gegensatz vollzieht, und erkennen die bewußte Anlehnung der Bundesrepublikin politischen Werten und institutioneller Ordnung an den Westen. Ihnen wird deutlich, daß die seit demEnde der Adenauerzeit vermehrt auftretenden Protesthaltungen nur z.T. durch Reformpolitik absorbiertwerden können und Gesellschaft wie Staat vom Terrorismus wiederholt massiv herausgefordertwerden. Gleichzeitig stellen sie fest, daß Energie- und Umweltfragen zunehmend Politik, Parteienland-schaft und öffentliches Bewußtsein bestimmen.Bezüglich der DDR verfolgen die Schüler den Zwangsumbau von Staat, Gesellschaft und Wirtschaftnach dem stalinistischen Modell. Sie erkennen, daß wiederholte Protestbewegungen zu krisenhaftenZuspitzungen führen, auf die das SED-Regime mit brutalem Zwang, punktuell aber auch mitZugeständnissen reagiert. Ihnen wird begreiflich, daß die Anstrengungen der DDR, mit dem Westen zukonkurrieren, nur zu geringen Teilerfolgen führen können, und sie verstehen, warum das erstarrteSystem angesichts der revolutionären Vorgänge von 1989 zusammenbricht.Ferner befassen sich die Schüler mit soziokulturellen Prozessen in beiden deutschen Staaten. Dabeiwird deutlich, daß die Entwicklung im Westen zu einer pluralistischen, von dynamischen Wand-lungsprozessen gekennzeichneten Gesellschaft führt, wogegen im Osten der SED-Staat alle gesell-schaftlichen Kräfte mit normativen Ansprüchen in die Pflicht zu nehmen versucht.Die Auseinandersetzung mit den innerdeutschen Beziehungen macht den Schülern die historischeBedeutung der Deutschen Frage bewußt, und sie erkennen, daß die internationalen Konstellationensowohl für die Herausbildung der Konfrontation als auch für die Überwindung der staatlichen Teilunggrundlegend sind. Sie vergegenwärtigen sich die aus dem SED-Erbe resultierenden Probleme für dieEntwicklung des geeinten Deutschlands und diskutieren die Auswirkungen der Einigung sowie diedamit verbundenen Aufgaben.

Von der Viermächteverwaltung zur Teilung Deutschlands und zur Blockintegration (6 P)

Potsdamer Abkommen; Bilanz des Zusammen- Auseinandersetzung mit der Bedeutung des

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bruchs, Flucht und Vertreibung, Abtrennung derdeutschen Ostgebiete; Nürnberger Prozeß,Entnazifizierung

Jahres 1945: Niederlage, Befreiung, "StundeNull" (6 D; 6 W: unterschiedliche Deutunghistorischer Wirklichkeit, DS)

Entwicklung seit Potsdam:von der alliierten Kontrolle zur deutschenSelbstverwaltung; Aufbau des politischen Le-bens; politischer Wiederanfang in Bayern

Zusammenhang zwischen der Auflösung derEinheit Deutschlands und unterschiedlichenpolitischen Vorstellungen der Alliierten; ggf. Er-kundung auf regionaler Ebene

Bildung zweier Staaten im besetzten Deutschland(6 Ek11)

Einordnen in die Entwicklung der Ost-West-Kon-frontation, Rolle des Jahres 1948

Entstehung, zentrale Aussagen des Grundge-setzes für die Bundesrepublik Deutschland (6Sk) und der DDR-Verfassung von 1949

Vergleich des Zustandekommens

Westintegration der Bundesrepublik, Integrationder DDR in das östliche Bündnissystem

Verdeutlichen von Plänen und Stationen; Be-deutung des Koreakriegs für den Weg der Bun-desrepublik in die eingeschränkte Souveränität

Politische, wirtschaftliche, soziokulturelle Entwicklungen in beiden deutschen Staaten (6Sk, WR; 6 P)

politische und wirtschaftliche Entwicklungen inder Bundesrepublik- die 50er Jahre:

innere Konflikte um Westorientierung undWiederaufrüstung; Wiederaufbau und Wirt-schaftswunder in ihrer stabilisierenden Wir-kung, Veränderungen im Parteiensystem

Nachvollzug der Kontroverse um die Wiederbe-waffnung; Probleme und Erfolge der Integrationvon Flüchtlingen, Heimatvertriebenen und Aus-siedlern, ggf. am regionalen Beispiel; Diffe-renzieren zwischen Erfolgen und Defiziten derAufbaujahre

- Entwicklungen seit Beginn der 60er Jahre:Verjährungsdebatte, Rechtsextremismus, In-nenpolitik der Großen Koalition, Not-standsgesetzgebung, "AußerparlamentarischeOpposition"

Belege für die verstärkte Politisierung des öffent-lichen Lebens nach der Adenauer-Ära

- Innenpolitik zwischen Reformen und Krisen-bewältigung seit 1969:sozialliberale Reformvorhaben, Terrorismus alsHerausforderung von Staat und Gesellschaft;Ölkrise und Rezession; Nachrüstungsdebatte,Friedensbewegung; ökologische Fragen;alternative politische Gruppierungen

Auseinandersetzung mit der Gedankenwelt desTerrorismus und den Reaktionsweisen auf seineAktionen; Verdeutlichen des globalen Hinter-grunds der innenpolitischen Fragen

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politische und wirtschaftliche Entwicklungen inder DDR bis 1989- Umstrukturierung von Staat und Gesellschaft

1949-61:Beseitigung der Länder, Zentralisierung undMonopolisierung der politischen Macht,Kollektivierung der Landwirtschaft, Fortset-zung der Vergesellschaftung von Produk-tionsmitteln; Fluchtbewegung und Mauerbau

Bedeutung der Krise von 1953; Bestimmen undBeurteilen des stalinistischen Charakters desDDR-Systems, Rolle von SED und Staatssicher-heitsdienst

- Spätzeit Ulbrichts und Ära Honecker 1961-1989:vorübergehende innere Stabilisierung, au-ßenpolitischer Bedeutungszuwachs; erneuteVerhärtung des Systems, zunehmende Protest-und Fluchtbewegung bis zum Zusammenbruch

Folgen des Mauerbaus, Opfer von Mauer undGrenze; Untersuchen von Beweggründen fürProtest und Flucht, ggf. Befragen von Zeitzeugenzur Entwicklung bis zum 9. 11. 1989

soziokulturelle Entwicklungen (6 D, Sk11, Ku,Mu)- Trümmerzeit 1945-49:

demographische Verschiebungen, Erschütte-rung von Familie und traditionellen Rollen-bildern (6 FA)

Statistiken u.a. zur Verdeutlichung

kultureller Neuanfang mit Rehabilitierung derVerfemten und Exilierten, Rezeption auslän-discher Vorbilder, Rückgriff auf Tendenzenvor 1933

Belege für unterschiedliche Formen und Wege (6DS), z.B. in Literatur, Kunst, Musik, Philosophie(6 MB)

- Kontinuität und Wandel in der Bundesrepublikseit den 50er Jahren:Alltagskultur, Lebensstile und Mentalitäten;Kulturbetrieb und Rolle der Intellektuellen

Rekonstruktion anhand einzelner Bereiche (z.B.Wohnen, Freizeit, Mode); Diskussion über dieBedeutung von Kunst und Kultur in dermodernen Gesellschaft (6 MB)

allgemeiner Wertewandel (6 W), Gleichberech-tigungsdiskussion (6 FA)Entwicklungen im technisch-wissenschaftli-chen Bereich (6 SG; 6BO, MT)

Bedeutung der Studentenbewegung

Frage nach den Auswirkungen, z.B. durch Auto-matisierung und Mikroelektronik

- Gesellschaft und Kultur in der DDR:Selbstverständnis als sozialistische Gesell-schaft; staatlich verordnete Rolle der Kunst,Kulturbetrieb unter der Parteizensur und inRandzonen opponierender Selbstentfaltung

Aufdecken der Diskrepanz zwischen Anspruchund Wirklichkeit; exemplarische Fälle der Kul-turszene zur Verdeutlichung

Innerdeutsche Beziehungen und Entwicklung der Deutschen Frage; ihre europäischeund weltpolitische Bedeutung (6 Sk, mFs; 6 P, FR)

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Entwicklung der innerdeutschen Beziehungenvon der Konfrontation zu Kooperation undKoexistenz in Abhängigkeit von internationalenRahmenbedingungen

Bedeutung von Alleinvertretungsanspruch, Zwei-staatentheorie, neuer Ostpolitik und Grundlagen-vertrag; Belastungen und Probleme auf Grundder innerdeutschen Grenze (6 Ek11)

Selbstverständnis beider Staaten:Haltungen zu Staatsbürgerschaft, Einheit, Nation,deutscher Geschichte

Kontrastierung der Haltungen, Gründe für dieunterschiedliche Selbstdefinition

Entwicklung des Berlin-Problems seit 1958 Rolle Berlins als Fluchtpunkt, "Schaufenster desWestens" und Aushängeschild der DDR, Proble-me der Insellage

deutscher Einigungsprozeß vor dem interna-tionalen Hintergrund:außenpolitische Voraussetzungen, Bestätigungder deutschen Ostgrenze, innerdeutsche Schrittebis zum 3. Oktober 1990, Bewältigung der Hin-terlassenschaften des SED-Staates; Einigung alspolitische Aufgabe von Staat und Gesellschaft

Zusammenhang mit innenpolitischen Wandlungenin der Sowjetunion und der Auflösung des War-schauer Pakts, Rolle der westlichenVerbündeten; Diskussion: Konsequenzen derEinigung für Deutschland und Europa (6 Ek11:Stellung Deutschlands in Europa; 6 EU)