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1578 Fachlehrplan für Griechisch (3. Fremdsprache) Online-Version/nicht für amtliche Zwecke Inhaltsübersicht Vorbemerkungen 1578 Jahrgangsstufe 9 1580 Jahrgangsstufe 10 1584 Jahrgangsstufe 11 1588 Grundkurs: 1596 Jahrgangsstufe 12 1598 Jahrgangsstufe 13 1602 Leistungskurs: 1605 Jahrgangsstufe 12 1608 Jahrgangsstufe 13 1613 Vorbemerkungen Die Fachlehrpläne bilden die vierte Ebene des Lehrplans für das bayerische Gymnasium (KWMBl I 1990 So.- Nr. 3 S. 125 ff.). Sie enthalten eine ausführliche Darstellung der Ziele und Inhalte des Fachunterrichts. Für jeden Lehrplanabschnitt werden zunächst Ziele beschrieben. Die Beschreibung dieser Ziele soll jeweils deutlich machen, auf welche Art von Entwicklungsprozessen es im Unterricht bei den Schülern ankommt. Bei diesen Prozessen lassen sich vier didaktische Schwerpunkte (a.a.O., S. 138, Ziff. 19) unterscheiden, die für schulisches Lernen im Hinblick auf die personale Entwicklung der Schüler bedeutsam sind: (1.) Wissen, (2.) Können und Anwenden, (3.) Produktives Denken und Gestalten, (4.) Wertorientierung. Diese didaktischen Schwerpunkte stehen in einem inneren Zusammenhang, doch hat jeder seinen eigenen Charakter, der in der Zielformulierung zum Ausdruck kommt. Danach kommen die Inhalte ; sie werden in zwei Spalten dargestellt, in der linken aus der Sicht des Faches (vor allem Begriffe, Fakten, Themenbereiche, Daten), in der rechten aus der Sicht des Lehrens und Lernens (vor allem Denkweisen, Prozesse, Wertvorstellungen, daneben auch stoffliche Präzisierungen). Hinweise auf Querbezüge zu anderen Fächern und auf fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben erfolgen mit Hilfe der Abkürzungen* (nach den Vorbemerkungen), die auch in den Rahmenplänen verwendet werden. Sie sind näher erläutert, wo sie nicht ohne weiteres verständlich sind. Alle Aussagen im Lehrplan sind Teil der verbindlichen Vorgaben für den Unterricht, der den Schülern zugedacht ist. Ausführungen, die nur Anregungen oder Beispiele geben sollen, sind durch den Sprachgebrauch als solche gekennzeichnet. Für das Erreichen der Ziele des Fachunterrichts (Darbietung und Erarbeitung des Lehrstoffs, Einübung, Wiederholung, Beobachtung des Lernfortschritts und mündliche Leistungsnachweise) rechnet der Lehrplan bei einem einstündigen Fach mit 28 Unterrichtsstunden im Schuljahr, bei einem mehrstündigen mit einem entsprechenden Vielfachen. Vor den darüber hinaus verfügbaren Stunden wird in den Schulaufgabenfächern ein Teil für die Durchführung der Schulaufgaben benötigt; in den übrigen Stunden ist der pädagogische Freiraum (a.a.O., S. 138, Ziff. 20) enthalten.

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1578

Fachlehrplan für Griechisch(3. Fremdsprache)

Online-Version/nicht für amtliche Zwecke

Inhaltsübersicht

Vorbemerkungen 1578Jahrgangsstufe 9 1580Jahrgangsstufe 10 1584Jahrgangsstufe 11 1588Grundkurs: 1596Jahrgangsstufe 12 1598Jahrgangsstufe 13 1602Leistungskurs: 1605Jahrgangsstufe 12 1608Jahrgangsstufe 13 1613

Vorbemerkungen

Die Fachlehrpläne bilden die vierte Ebene des Lehrplans für das bayerische Gymnasium (KWMBl I1990 So.- Nr. 3 S. 125 ff.). Sie enthalten eine ausführliche Darstellung der Ziele und Inhalte desFachunterrichts.

Für jeden Lehrplanabschnitt werden zunächst Ziele beschrieben. Die Beschreibung dieser Ziele solljeweils deutlich machen, auf welche Art von Entwicklungsprozessen es im Unterricht bei den Schülernankommt. Bei diesen Prozessen lassen sich vier didaktische Schwerpunkte (a.a.O., S. 138, Ziff. 19)unterscheiden, die für schulisches Lernen im Hinblick auf die personale Entwicklung der Schülerbedeutsam sind: (1.) Wissen, (2.) Können und Anwenden, (3.) Produktives Denken und Gestalten, (4.)Wertorientierung. Diese didaktischen Schwerpunkte stehen in einem inneren Zusammenhang, doch hatjeder seinen eigenen Charakter, der in der Zielformulierung zum Ausdruck kommt.

Danach kommen die Inhalte ; sie werden in zwei Spalten dargestellt, in der linken aus der Sicht desFaches (vor allem Begriffe, Fakten, Themenbereiche, Daten), in der rechten aus der Sicht des Lehrensund Lernens (vor allem Denkweisen, Prozesse, Wertvorstellungen, daneben auch stofflichePräzisierungen).

Hinweise auf Querbezüge zu anderen Fächern und auf fächerübergreifende Bildungs- undErziehungsaufgaben erfolgen mit Hilfe der Abkürzungen* (nach den Vorbemerkungen), die auch in denRahmenplänen verwendet werden. Sie sind näher erläutert, wo sie nicht ohne weiteres verständlichsind.

Alle Aussagen im Lehrplan sind Teil der verbindlichen Vorgaben für den Unterricht, der den Schülernzugedacht ist. Ausführungen, die nur Anregungen oder Beispiele geben sollen, sind durch denSprachgebrauch als solche gekennzeichnet.

Für das Erreichen der Ziele des Fachunterrichts (Darbietung und Erarbeitung des Lehrstoffs,Einübung, Wiederholung, Beobachtung des Lernfortschritts und mündliche Leistungsnachweise)rechnet der Lehrplan bei einem einstündigen Fach mit 28 Unterrichtsstunden im Schuljahr, bei einemmehrstündigen mit einem entsprechenden Vielfachen. Vor den darüber hinaus verfügbaren Stundenwird in den Schulaufgabenfächern ein Teil für die Durchführung der Schulaufgaben benötigt; in denübrigen Stunden ist der pädagogische Freiraum (a.a.O., S. 138, Ziff. 20) enthalten.

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Der Griechischunterricht hat die Aufgabe, die Schüler lebendig in die Sprache, die Kultur und in dasDenken der Griechen, die sich als eine prägende Kraft Europas erwiesen haben, einzuführen. Er sollBrücken schlagen von der zunächst zeitlich fernen Welt der Griechen zur persönlichen undgesellschaftlichen Lebenssituation des heutigen jungen Menschen. Auf diese Weise werden die Schüleran die geistigen Ursprünge Europas herangeführt; sie können wesentliche Probleme des Menschen undseiner Welt an Modellfällen begreifen und gewinnen orientierende Anstöße für ihre Einstellung zuWissenschaft und Kunst, zu Geschichte, Ge- meinschaft und Natur. Den unmittelbaren Weg dazueröffnet die gründliche Beschäftigung mit bedeutenden Inhalten der griechischen Literatur in ihreroriginalen Sprachgestalt. Die sichere Kenntnis der griechischen Sprache ist eine unverzichtbareVoraussetzung für die Lektüre, die das eigentliche Ziel des Griechischunterrichts darstellt. Dabei mußdie untrennbare Einheit von sorgfältiger Übersetzung und eingehender Interpretation oberstes Unter-richtsprinzip sein. Seinen tiefsten Sinn erreicht der Unterricht in der philosophischen Propädeutik.

Der Griechischunterricht soll lebendig, lebensnah und geistig anspruchsvoll sein. Die Lehrer sollen sichdarum bemühen, die geistigen und seelischen Kräfte der Schüler zu entwickeln und ihre Phantasieanzuregen. Sie sollen ihren Unterricht so engagiert führen, daß sie die Schüler nicht nur vom Stoff herzu fesseln vermögen, sondern auch zu selbständiger geistiger Arbeit, zu eigenem Denken und zurkritischen persönlichen Auseinandersetzung mit den Inhalten führen. Im Rahmen der Vorgaben desLehrplans bleibt eine beträchtliche Entscheidungsfreiheit des Lehrers für seinen individuellen Unterrichterhalten. Damit trägt jeder einzelne Lehrer eine hohe erzieherische Verantwortung.Insgesamt soll der Griechischunterricht das antike Erbe der Griechen, das unseren Kulturkreismaßgeblich geprägt hat, an die jungen Menschen weitervermitteln und so ihr europäisches Bewußtseinfördern.

* Abkürzungen

Fächer: Fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben:

B BiologieC ChemieD DeutschE EnglischEk ErdkundeEth EthikEv Ev. ReligionslehreF FranzösischFs FremdsprachenmFs moderne FremdsprachenG GeschichteGr GriechischHw HauswirtschaftIt ItalienischK Kath. ReligionslehreKu KunsterziehungL LateinM MathematikMu MusikNw NaturwissenschaftenPh PhysikRu RussischRw RechnungswesenS SportSG Sozialpraktische GrundbildungSk SozialkundeSp SpanischTmW Textilarbeit mit WerkenWR Wirtschafts- und Rechtslehre

BOBerufliche OrientierungDSPflege der deutschen SpracheDW"Dritte Welt"EUEuropaFAFamilien- und SexualerziehungFRFriedenserziehungFZFreizeiterziehungGEGesundheitserziehungITGInformationstechnische GrundbildungMBMusische BildungMEMedienerziehungMTMensch und TechnikPPolitische BildungUUmwelterziehungVVerkehrserziehungWWeltbild - Weltdeutung

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Jahrgangsstufe 9 (5)

Der Griechischunterricht baut auf den Vorkenntnissen der Schüler aus den anderen Fremdsprachen,besonders Latein, auf (6 Fs). Dabei ist verstärkt darauf zu achten, daß die Schüler Eigenart undEigenwert der griechischen Sprache im Unterschied zu den anderen Sprachen von Anfang an deutlicherkennen.Durch "Verstehendes Lernen" sollen die Schüler zunehmend zu größerer Selbständigkeit im Denkenund Arbeiten finden.Die Fähigkeit zur Übersetzung aus dem Griechischen ist Ziel des Unterrichts. Daher konzentriert sichdie Förderung der Sprachkenntnisse auf das für die Lektüre Notwendige.Der Spracherwerb dient auch schon dem Bemühen um Kultur und Geisteswelt der Griechen als derGrundlage europäischer Kultur und Wissenschaft (6 EU). Lehrer und Schüler sollen die Beschäftigungmit dem Griechischen als Chance nützen, aus Denkschablonen auszubrechen, sich neuenFragestellungen zu öffnen und zu gemeinsamem Nachdenken zu gelangen.

1 Sprache

1.1 Griechische Schrift: Laute und Akzente

Die Schüler lernen die Eigenart der griechischen Schrift kennen und erwerben die Fähigkeit, sie flüssigzu lesen. Die Kenntnis der wichtigsten Laut- und Akzentregeln steht im Dienste einer richtigbetonenden Aussprache und hilft bei der Analyse der einzelnen Form.

das griechische Alphabet; Akzente: Spiritus lenisund asper; Quantität der Vokale; Satzzeichen

Rückgriff auf Bekanntes (6 M, Ph, K, Ev); wäh-rend des Erlernens Schreibübungen

Entwicklung des griechischen Alphabets aus derphönizischen Schrift

Vergleichen mit Bilder- und Silbenschrift; Bou-strophedon; Entziffern griechischer Original-schrift (Inschriften, Vasen, Papyri und Codices)

Fortleben im modernen Griechenland und in derlateinischen und kyrillischen Schrift (6 EU)und in mathematisch-naturwissenschaftlichenSiglen

1.2 Wortschatz und Wortbildung

Die Schüler eignen sich allmählich und systematisch einen Grundwortschatz an und gewinnen dabeizunehmend Sicherheit im Umgang mit den notwendigen Lern- und Arbeitstechniken (6 Fs). Sie lernen,die dem Kontext adäquate deutsche Bedeutung herauszufinden und erweitern so ihre sprachlicheKompetenz (6 DS). Die Schüler sollen mit dem Regelsystem der Wortbildungslehre vertraut gemachtwerden, so daß sie die Bedeutung noch nicht gelernter Wörter erschließen sowie Lehnwörter,Fremdwörter und wissenschaftliche Termini ableiten können. Sie erfahren dadurch die Bedeutung dergriechischen Sprache als Quelle der Begrifflichkeit bis in unsere Zeit.

Grundwortschatz von ca. 900 Wörtern, ausge-wählt nach ihrer Bedeutung für die Lektüre

Methoden des Spracherwerbs: Chorsprechen,akustische und visuelle Vertiefung, Partnerarbeit,

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Vokabelheft, Karteikasten; kontinuierlichesimmanentes Wiederholen

Wortbildungslehre: sprachliche Erscheinungenwie Präfixe, Suffixe, Komposita; Wortfamilien

Kategorisieren und Strukturieren des Wort-schatzes ("Verstehendes Lernen")

Lehnwörter, Fremdwörter, Fachbegriffe, Kul-turwortschatz (6 EU)

Etymologie: Anleitung zur Analyse (strukturellund semantisch) von aus dem Griechischenstammenden Begriffen (6 D, G, Nw); Hinweiseauf das Neugriechische

1.3 Formenlehre

Die Schüler begegnen in der griechischen Formenlehre einem System sprachlicher Zeichen, das mitHilfe einer überschaubaren Zahl von Regeln erfaßt wird. Die Schüler lernen und üben durch Analyseund Synthese wesentlicher Morpheme das präzise Identifizieren von sprachlichen Erscheinungen. Antypischen Phänomenen (z.B. Artikel, Optativ, Aorist, Medium, Par- tizipien in allen Tempora) erlebensie die große Ausdrucksvielfalt und sprachliche Differenziertheit des Griechischen. Lautgesetze dienenihnen als Lern- und Verstehenshilfe.

Substantive der drei Deklinationen; Pronomina;Adjektive und Adverbien; Komparation;Zahlwörter; Präpositionen

Zergliedern und Zusammensetzen von Formen (6L); Transformationsübungen; durchveranschaulichendes Systematisieren Anleitungzu "verstehendem Lernen"

Konjugation der verba vocalia und muta in allenTempora, Modi und Genera (Stamm-formenreihen); åÆìß; augmentierte und nichtaugmentierte Verbformen

Vergleiche mit der Formenbildung bereitsgelernter Fremdsprachen und des Deutschen (6Fs, D)Einsatz von optischen und akustischen Medien;Chorsprechen

Lautgesetze: z.B. Ablaut, Assimilation, Vo-kaldehnung (6 Fs, D), Kontraktionsregeln,quantitative Metathese, Ersatzdehnung, in- ter-vokalisches Sigma, Digamma

1.4 Syntax

Aufbauend auf den Vorkenntnissen syntaktischer Phänomene, besonders des Lateinischen, erlernen dieSchüler - in Analogie und Kontrastierung - die wichtigsten syntaktischen Erscheinungen dergriechischen Sprache und beginnen die dem Griechischen eigenen Sprachstrukturen zu unterscheiden.Dabei erkennen sie auch die für das Griechische typische Lebendigkeit und die Vielfalt derAusdrucksmöglichkeiten.

Funktion der Kasus; Gebrauch des Artikels undder Partikel

Partikel als wichtige Hilfen bei der Gliederungvon Sätzen und bei der Sinnermittlung

genera verbi Aufmerksam-Werden auf die (gegenüber anderenSprachen) stärkeren Differenzierungs-möglichkeiten durch das Medium

Tempora und Aspekte Erkennen und Wiedergeben der Nuancen vonAussagen im Griechischen

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adverbiales, attributives, prädikatives Partizip genaues Unterscheiden der Verwendungsweisen;Herausarbeiten der Unterschiede zumLateinischen (6 L)

Infinitiv; Verbaladjektive

Haupt- und Nebensatzarten

ModiErscheinungsformen der konditionalen Periode

Erfassen der Sinnrichtung einer Aussage,besonders in Verbindung mit der Partikel ñv

Verneinungen Beachten der Signalfunktion der Verneinungenfür den Aussagecharakter eines Satzes bzw.Satzteils (Infinitiv und Partizip)

2 Texte

Durch die genaue Analyse sowohl der einzelnen sprachlichen Elemente als auch des konstruktivenGesamtzusammenhanges erwerben die Schüler die Fähigkeit, griechische Sätze und überschaubareTexte des Übungsbuches zu übersetzen. An zumeist originalen Sätzen wenden die Schüler dieMethoden der Satzanalyse an und festigen sie durch ständiges Üben. Es wird die Fähigkeit gefördert,griechische Sätze in ihrem Aufbau zu erschließen, in ihrer stilistischen Gestaltung zu würdigen und inder Muttersprache zu formulieren (6 D; 6 DS). Dabei gewin- nen die Schüler einen ersten Einblick indie Besonderheit griechischen Denkens.

Sätze und Texte, die inhaltlich ansprechen und insprachlichem Schwierigkeitsgrad und sachlichemAbstraktionsniveau den Schülern angemessensind

Bei der intensiven gemeinsamen Übersetzungs-und Spracharbeit soll den Schülern von Anfangan der Zusammenhang von sprachlicherGestaltung und inhaltlicher Be- deutungbewußtgemacht werden.

Analyse von Sätzen nach unterschiedlichenMethoden

Einführung in die interpretatorische Erschließungvon Texten

Aufmerksam-Werden auf Wortwahl, Gliederung,Gedankenführung (6 D, L)

gebräuchliche Stilmittel wie Alliteration, An-tithese, Asyndeton, Chiasmus, Ellipse, Figuraetymologica, Hyperbaton, Parallelismus (6 L, D)

3 Kultur und Geisteswelt

Die griechische Kultur beginnt für die Schüler durch ihre Beschäftigung mit griechischen Texten zueiner "sprechenden" Kultur zu werden. Die Schüler sollen einen ersten Einblick in vielfältige Themenerhalten: Sie sollen von den geographischen Gegebenheiten erfahren, wichtige historische Ereignisseund Persönlichkeiten kennenlernen und sich der Bedeutung der Mythologie für die griechische Kulturbewußt werden; sie sollen wichtige mythische Gestalten in Sagenkreise einordnen und die griechischeWelt als durch Religion und Mythos geordnet erkennen (6 W). Die in modellhafter Klarheit ausgespro-chenen Gedanken der griechischen Philosophie erwecken ihr Interesse an philosophischem Fragen

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überhaupt. Griechische Kunst und griechisches Alltagsleben vermitteln den Schülern ein anschaulichesBild des antiken Griechenland. Dabei sollen sie sich dieser zunächst fremden Welt zunehmend öffnenund Leben, Kultur und Denkweise der Griechen als geistigen Ursprung Europas (6 EU) erkennen.

Kernthemen der griechischen Mythologie wie dertrojanische und thebanische Sagenkreis;Prometheus, Tantalos, Theseus, Jason, Heraklesu.a. Heroen (6 D, L, Ku, Mu)

Anlegen eines Sachheftes; Sammeln und Ordnen;nach Möglichkeit Museums-, Ausstellungs- undTheaterbesuche (6 MB, FZ)

griechische Götterwelt: Genealogie; Kultorte,Feste: Olympische Spiele (6 FR) u.a.

Zuordnen von Attributen, Aufgaben undWirkungsbereichen der Götter; Vergleich antikerVorstellungen mit der christlichen Religion (6 K,Ev, Eth)

philosophische Gestalten und Aussagen (6 Nw:Vorsokratiker; 6 W), die im Verständnishorizontder Schüler liegen (Kernbegriffe wie ëüãoò,ïñåôÞ, êáëoêïãáèßá); Sentenzen der SiebenWeisen

Begriffsbestimmungen; Sammeln von Zitaten undAussagen

Geographie: Landschaften, Inseln, Städte Übersicht über den Mittelmeerraum (6 Ek7);Identifizieren bedeutender Orte und Landschaftenanhand von Landkarte und Bildmaterial

wichtige Daten und Begriffe der griechischenGeschichte (Perserkriege, PeloponnesischerKrieg; Tyrannis, Demokratie) und große Per-sönlichkeiten: Drakon, Solon, Peisistratos,Themistokles, Perikles, Alexander; Herodot,Thukydides, Xenophon u.a.

Sammeln und Einordnen in den historischenRahmen der Antike (6 G11; 6 P: Entwicklungder Demokratie)

Beispiele der griechischen Kunst in Vasenmalerei,Plastik und Architektur (6 Ku; 6 MB, FZ)

Betrachten von Bildmaterial und Erkennen derInhalte, Gestalten, Mythen, Architekturformen

griechisches Alltagsleben in Familie undGesellschaft (6 FA)

Vergleich antiker Lebensformen mit modernenVorstellungen; bewertende Beurteilung (6 W)

Jahrgangsstufe 10 (5)

1 Sprache

1.1 Wortschatz und Wortbildung

Die Schüler erweitern den in Jahrgangsstufe 9 gelernten Grundwortschatz. Mit Hilfe der ihnen nunvertrauten Prinzipien der Wortbildungslehre und der Einordnung neuer Wörter in be- kannte Wortfa-milien können sie zunehmend leichter Wortbedeutungen erschließen. Den be- reits gelerntenWortschatz festigen sie durch systematische und kontinuierliche Wiederholung. Die wachsendeFähigkeit, moderne Begriffe aus dem Griechischen abzuleiten, ermöglicht es den Schülern, mit Fremd-wörtern und Fachbegriffen sicher und verständig umzugehen.

Erweiterung des Grundwortschatzes um ca. 600 verschiedene Methoden des Spracherwerbs;

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Wörter, ausgewählt nach ihrer Bedeutung für dieLektüreWortbildungslehreWortfamilien

"Verstehendes Lernen": Kategorisieren undStrukturieren des Wortschatzes; konsequentesWiederholen des in Jahrgangsstufe 9 gelerntenWortschatzes

Lehnwörter, Fremdwörter, Fachbegriffe, Kul-turwortschatz (6 D; 6 EU)

Etymologie: selbständige Analyse (strukturell undsemantisch) von aus dem Griechischenstammenden Begriffen (6 D); Vergleiche mitdem Neugriechischen

1.2 Formenlehre

Die griechische Formenlehre wird zum Abschluß gebracht. Im Mittelpunkt steht das Verbum. DieSchüler werden mit den griechischen Verbalklassen auf sprachgeschichtlicher Grundlage, soweit fürdas Sprachverständnis nötig, vertraut. Die Beherrschung von Stammformenreihen ermöglicht ihneneine exakte Analyse der in den Texten begegnenden Verbalformen. Der Nu- ancenreichtum in derAussage einer griechischen Verbform wird durch eine möglichst genaue deutsche Übersetzungtransparent (6 DS). Auch für den Bereich der Formenlehre muß bei den Schülern die Einsichtgeweckt werden, daß sprachliche Fertigkeiten nur durch ständige systematische Wiederholunggesichert werden.

Wiederholung der Verbformen Festigen des erworbenen Wissensstandes durchvielfältige Übungsformen

Verba muta: Perfekt Medium und Passiv; starkesPerfekt Aktiv; attisches FuturVerba liquida: alle Tempora, Genera und ModiVerba vocalia: Besonderheiten in der Tem-pusbildungWurzelaoriste, Wurzelpraesentia, Wurzelperfekteathematische KonjugationBesonderheiten der genera verbi: mediales Futurin passiver und in aktiver Bedeutung; deponentiamedia; passiver Aorist in aktivem Sinn

Lernen in Stammformenreihen, Transforma-tionsübungen; Steigerung der Fähigkeit zurAnalyse durch "mikroskopisch" genaues Über-setzen

unregelmäßige Verba, soweit sie für die Lek- türeunentbehrlich sind

Entwickeln eines sicheren Umgangs mit un-regelmäßigen Verba (Formenbestimmung, Übersetzung)

1.3 Syntax

Nachdem die Schüler bereits mit den wichtigsten Erscheinungen der griechischen Syntax vertraut sind,erhalten sie durch deren gezielte Erweiterung und Systematisierung einen Über- blick über diegriechische Satzlehre. So können sie die tragenden syntaktischen Konstruktionen erkennen. ZurFestigung dieser Fähigkeit bedarf es der immanenten systematischen Wie- derholung. Über eine reinschematische Anwendung gelernter Regeln hinaus gewinnen die Schüler einen Einblick in die innereGesetzmäßigkeit des griechischen Sprachsystems und be- greifen, welche Möglichkeiten dersprachlichen Differenzierung und der inhaltlichen Nuancierung in den syntaktischen Erscheinungenliegen (6 D, Fs; 6 DS).

Artikel Aufzeigen der Möglichkeiten des Griechischen,durch den Artikel zu abstrahieren(substantivierter Infinitiv); Erkennen seiner be-

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sonderen Eignung, philosophische Aussagen zuformulieren

Wesen, Funktion und Gebrauch von Kasus undPräpositionen

systematisches Einordnen

Infinitive und Partizipien: Wechsel der beidenKonstruktionen

Identifizieren der jeweiligen Verwendung; vergleichende, inhaltlich differenzierende Übersetzung

Haupt- und Nebensatzarten: Parataxe undHypotaxe

Erstellen eines Überblicks über die verschiedenenSatzarten (abhängig und unabhängig); genauesUnterscheiden der Konjunktionen

genera verbi Erweitern und Systematisieren

Tempora, Aktionsarten und Aspekte Erkennen und Wiedergeben der Nuancen vonAussagen im Griechischen

ModiErscheinungsformen der konditionalen Periode

Erfassen der Sinnrichtung und der Differen-zierungsmöglichkeiten einer Aussage, be-sonders in Verbindung mit der Partikel ñv

2 Texte

Durch einen möglichst bewußten und exakten Umgang mit der griechischen Sprache erwerben dieSchüler Voraussetzungen für die Sprach- und Textreflexion (Griechisch als sog. "Reflexionssprache").Die Übersetzungsarbeit dient ebenso der immanenten Wiederholung wie der Anwendungneuerworbener sprachlicher Lerninhalte. Bei der Analyse von Einzelformen und von Satzstrukturenerarbeiten und vertiefen die Schüler allgemeine und übertragbare Methoden des Übersetzens.Textarbeit soll von den Schülern vollzogen werden als Analyse nicht nur sprachlich-formaler, sondernvor allem gedanklich-inhaltlicher Strukturen. Durch den Erwerb und die Erweiterung von Kenntnissenin der Stilistik gewinnen sie Einblick in den Zusammenhang von sprachlicher Gestaltung undinhaltlicher Intention eines Textes. Bei der Umsetzung komplexerer griechischer Aussagen insDeutsche üben und verfeinern die Schüler ihr sprachliches Ausdrucksvermögen (6 D; 6 DS). In derBegegnung mit ausgewählten Texten der griechischen Literatur wird ihnen der Modellcharakter desgriechischen Denkens allmählich bewußt.Die mögliche Beschäftigung mit Originaltexten über die Auswahl des Übungsbuches hinaus (sog."Übergangslektüre") soll den Schülern zur Anwendung und Einübung sprachlicher Kenntnisse dienenund den Übergang zur Lektürephase erleichtern.

griechische Texte in der Auswahl des Übungsbuches; mögliche Lektüre von Origi-naltexten aus Xenophon, Lukian, dem NeuenTestament u.a.

Bei der intensiven gemeinsamen Textarbeit sollder Zusammenhang von Übersetzung undInterpretation herausgestellt werden.

übertragbare Techniken zur Analyse von Einzelformen; Methoden der Satzanalyse, z.B.Interlinearversion, Gliedern in Wortblöcke,Einrück-, Kästchen- und Konstruktionsmethode

Berücksichtigung aller Transfermöglichkeiten ausdem Lateinischen (6 L)

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Techniken der Interpretation von Texten Untersuchung und Würdigung von Wortwahl,Gliederung, Gedankenführung, Intention u.a. (6D, L)

Grundkenntnisse der Stilistik Erklären von gebräuchlichen Stilmitteln imKontext (6 L, D)

modellhafte bzw. exemplarische Aussagen derGriechen (6 P, FR, MT)

Die Schüler begegnen an besonders ein-drucksvollen Beispielen dem Bemühen derGriechen, Einzelerscheinungen auf einengemeinsamen Nenner zu bringen bzw. ab-strahierend zu beschreiben (6 W).

3 Kultur und Geisteswelt (6 EU)

Die Eindrücke und Kenntnisse der Schüler aus der Jahrgangsstufe 9 werden erweitert und vertieft.Die Schüler lernen die Polis als den bestimmenden Lebensraum des griechischen Menschen kennen (6G11). Sie erhalten Einblick in ihre wirtschaftlich-sozialen Strukturen und in die Formen und Mittelpolitischer Auseinandersetzung (6 L: Cicero). In der Begegnung mit Texten über die attischeDemokratie erwerben sie das Bewußtsein, daß in ihr der Ursprung des modernen demokratischenHandelns und Denkens sowie der politischen Begrifflichkeit liegt (6 Sk10; 6 P, FR).Im Nachdenken griechischer Philosophen über die Welt erkennen die Schüler den in Europaerstmaligen und vorbildhaften Versuch, die vielfältigen Phänomene der Wirklichkeit zu hinterfragen undzu ordnen (6 Nw), die Stellung des Menschen in der Welt zu erfassen (6 W, MT, U) und Kriterienmenschlicher Lebensführung zu entwickeln (6 Eth11, L).An vielfältigen Beispielen der griechischen Kunst erleben die Schüler die Entwicklung und Ausprägungästhetischer Formprinzipien; sie erfahren von den verschiedenen Aufgaben der Kunst und von ihrerBedeutung als einem wesentlichen Element der Gestaltung privaten und öffentlichen Lebens (6 Ku).An einzelnen Stellen des Neuen Testaments entdecken die Schüler, daß das klassische Griechisch einenProzeß der Sprachentwicklung hin zur griechischen Gemeinsprache (Koiné) vollzogen hat, undbegegnen christlichem Gedankengut in der Ursprache (6 W).

Texte über die Polis und die attische Demokratie- wirtschaftlich-soziale Strukturen- politische Auseinandersetzung

Vergleichen antiker und moderner staatlicherGegebenheiten; Sich-Öffnen für politischeFragestellungen; Offenheit dafür, Demokratie alsständige Aufgabe und Herausforderung zubegreifen (6 P, FR)

ausgewählte Beispiele griechischen Philoso-phierens

- Naturphilosophie Vergleichen antiker und moderner Naturer-klärungen (6 Nw; 6 MT, U)

- Ethik: Sophisten, Sokrates, Platon, Ari- stoteles, Diogenes, Stoiker und Epiku- reer(6 W)

Sich-Auseinandersetzen mit verschiedenenFormen der Lebensgestaltung (6 Eth11, L)

griechische Kunst in Vasenmalerei, Plastik, Ar-chitektur (Tempel, Theater); SäulenordnungenStilformen (archaisch, klassisch, hellenistisch)Akropolis, Agora, Heiligtümer (6 Ku)

Heranziehen von Büchern und Bildern; nachMöglichkeit Museums- und Ausstellungsbesuche(6 MB, FZ); Entdecken der ästhetischen undemotionalen Aspekte der griechischen Kunst;Aufspüren der Wirkungskraft griechischer Kunstanhand von Beispielen der europäischen Kunst (6

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MB, EU)

ausgewählte Stellen aus dem Neuen Testament(6 K, Ev): einige Kennzeichen der Koiné

Vergleichen von Übersetzungen; Würdigen desGriechischen als einer antiken Weltsprache undals eines Mediums für neue Inhalte

Jahrgangsstufe 11 (5)

Die in den Jahrgangsstufen 9 und 10 erworbenen sprachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten werdengefestigt, erweitert und in den Dienst der Lektüre originaler griechischer Texte gestellt. Im Zentrumstehen von den Griechen geschaffene literarische Formen wie Epos, Historiographie, philosophischerDialog, Drama, Rede und Roman (6 D). An ihnen zeigt sich auch, daß griechische Sprache undLiteratur von der Vielfalt griechischer Stämme, Landschaften und Dialekte geprägt sind. Sowohl diegründliche Übersetzung der Texte als auch ihre intensive Interpretation und die geistige Auseinander-setzung mit ihnen bestimmen wesentlich den Unterricht. Dabei werden bereits die Arbeitstechniken derKursphase der Oberstufe vorgestellt und eingeübt (6 D11) sowie die Fähigkeit und Bereitschaft zuselbständiger Arbeit gefördert.Die bislang gesammelten Sachkenntnisse werden in einen größeren literarischen und historischenBezugsrahmen gestellt, so daß die Schüler ein abgerundetes Bild der griechischen Kultur und ihrerLeistungen erhalten und deren Bedeutung für Europa (6 EU) erfassen. Die Jahrgangsstufe 11 bildetsomit einen organischen Abschluß und legt zugleich ein breites Fundament für die Kursphase. Dieabwechslungsreiche und attraktive Darbietung der Lerninhalte soll einen nachhaltigen Eindruckvermitteln. Bei der Begegnung mit den zunehmend komplexen Inhalten soll die Gelegenheit genutztwerden, die Schüler - entsprechend ihrer gesteigerten Fähigkeit zu Abstraktion und Reflexion - nichtnur zu eigener Urteilsfindung, sondern zur Freude an geistiger Arbeit überhaupt anzuregen.

1 Sprache

Die Schüler sichern den im Sprachunterricht der Jahrgangsstufen 9 und 10 erworbenenGrundwortschatz sowohl durch systematische Wortkundearbeit als auch durch intensivelektürebegleitende Wiederholung. Die stetige Ergänzung des Wortschatzes um Wendungen und Begriffeaus der fortlaufenden Lektüre, die für Autor bzw. Literaturgattung jeweils besonders relevant undcharakteristisch sind, soll das Lesen von Texten erleichtern und das Verständnis für den spezifischenSprachgebrauch in unterschiedlichen literarischen Genera wecken.Ferner erweitern die Schüler ihr Sprachverständnis (6 D) durch Etymologie und Wortbildungslehreund durch die Erstellung von Wort- und Sachfeldern. Die bereits bekannte Formenlehre wird durchGrammatikarbeit gefestigt und im Rahmen der Herodot- und Homerlektüre auch auf das Ionischeausgeweitet. Ihre Kenntnis der Syntax vertiefen die Schüler bei der Übersetzung von Texten mitsprachlich und inhaltlich hohem Anspruchsniveau.

Wiederholung des Grundwortschatzes; Er-gänzung durch wichtige bzw. häufig verwendeteWörter und Begriffe der philosophischen,historiographischen, epischen, dramatischen undrhetorischen Sprache Lehnwörter,Fremdwörter, Fachbegriffe, Kulturwortschatz (6

systematische und thematische Wortkundearbeit;Sammeln im Vokabel- bzw. Interpretationsheft;Arbeiten mit dem Lexikon; Etymologie undWortbildungslehre: selbständige Analyse(strukturell und semantisch) von aus demGriechischen stammenden Begriffen (6 D);

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EU) Wortfamilien, Wort- undSachfelder

Hinweise auf verwandte Elemente in an- derenSprachen (6 Fs); Vergleiche mit demNeugriechischen

Formenlehre schwerpunktmäßige WiederholungDer Einsatz von Lernprogrammen ist zu be- den-ken.

ionischer (bei Homer z.T. äolischer) Dialekt Vergleichen von attischer und ionischer Morphologie

Syntax: Infinitive, Partizipien, Modi, Tempora,Aspekte, Nebensätze

Identifizieren und Analysieren komplexer syntaktischer Erscheinungen im Zusammenhangder gelesenen Texte; Beschreiben ihrer Funktion;Wiederholen mit der Grammatik

2 Texte

Die Schüler lernen durch gewissenhafte Analyse der sprachlichen, stilistischen und ggf. metrischenForm von Texten aus Dichtung und Prosa, diese als sprachliche Kunstwerke zu würdigen. Mit Hilfeder bereits gelernten Methoden formaler Texterschließung untersuchen sie Texte im Hinblick aufSemantik, syntaktische Struktur und verwendete Stilfiguren. Darüber hinaus gewinnen sie dieFähigkeit, griechische Verse zu skandieren und metrisch richtig zu lesen, wodurch die poetischenTexte über den Bereich reiner Schriftlichkeit hinausgehoben und in ihrer ästhetischen Gestalt (6 MB)erfahrbar werden. Die Schüler sollen zu einem umfassenden Textverständnis durch die Zusam-menschau von formaler Gestaltung und inhaltlicher Aussage gelangen. Durch die Formulierung einermöglichst adäquaten deutschen Übersetzung erweitern die Schüler auch ihre muttersprachlicheKompetenz (6 DS).

Originaltexte griechischer Autoren (Prosa undDichtung)

Entwickeln des Bewußtseins, daß Übersetzungund Interpretation eine untrennbare Einheit bilden(6 Fs); Vergleichen von Übersetzungen

inhaltliche und formale Texterschließung: verschiedene Formen der Satzanalyse, z.B.Interlinearversion, Gliedern in Wortblöcke,Einrück-, Kästchen- und Konstruktionsmethode

Berücksichtigen von Transfermöglichkeiten ausanderen Sprachen (6 D, Fs), vor allem demLateinischen (6 L)

Stilistik: Figuren der Wortstellung und Bedeutung Erkennen, Sammeln und Kategorisieren vonStilfiguren (6 L, D)

Metrik und Prosodie: Hexameter, Pentameter (6L), jambischer Trimeter

Bestimmen der Quantitäten von Silben, Iden-tifizieren von Zäsurstellen, lauter Vortrag vonVersen; Auswendiglernen bedeutender Versebzw. Verspartien

Interpretation: z.B. Funktion von semantischen,strukturellen, stilistischen, ggf. metrischen Er-scheinungen

Analysieren der jeweils besonderen Wirkung vonWortwahl, Satzbau, Stilfiguren, ggf. Me- trik fürdie Intention des Textes

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Gliederung, Gedankenführung, Autorenintention(6 D)

Paraphrasieren des Inhalts kleinerer Text-abschnitte, Einordnen in den Gesamtzusam-menhang, Herausarbeiten sinntragender Begriffe,Textreflexion anhand von Leitfragen: Erkennender wechselseitigen Abhängigkeit von Spracheund Denken

3 Kultur und Geisteswelt

3.1 Philosophie (6 W)

Die Schüler erfahren von wesentlichen Problemstellungen der griechischen Philosophie, die sich ausder Beschäftigung mit dem Menschen als Objekt des philosophischen Nachdenkens ergeben. Aus derBegegnung mit der Problematik des menschlichen Erkennens erschließt sich ihnen Philosophie nicht alsBesitz von, sondern als grundsätzliches Bemühen um Wahrheit. Gerade die Einsicht in diegrundsätzliche Bedingtheit menschlicher Erkenntnis vermag die Schüler zu Toleranz, Augenmaß undUnempfänglichkeit für Ideologien anzuleiten (6 FR). In der Gestalt des Sokrates, wie sie Platondarstellt, begegnen die Schüler der gelebten Überzeugung von der Einheit von Denken, Erkennen undHandeln und lernen so ein Grundmodell philosophisch akzentuierter Ethik (6 Eth11) kennen.

Platon, "Apologie" oder "Euthyphron" statarische und kursorische Lektüre; Einordnender gelesenen Kernstellen in den Ge-samtzusammenhang; Zusammenfassen des In-halts nicht gemeinsam im Unterricht gelesenerPartien

der Mensch als Objekt des philosophischenNachdenkens - "Weis-heit" als Einsicht in die Bedingt- undBegrenztheit der eigenen Wissens- möglichkeiten - Diffe-renzierung von göttlichem, d.h. ab- solutem,und menschlichem Wissen - Philosophie alsStreben nach Weisheit, als nichtwissendesFragen und kritisches Prüfen

Bereitschaft, über Wege und Begrenzungen deseigenen Wissens nachzudenken

Erfassen der Funktion von Elenktik, Ironie undAporie im Zusammenhang des (sokratischen)Philosophierens

das Philosophieren als Objekt des menschlichenNachdenkens

- ãv′èé óåáõôüv als delphische Grund- verpflichtung des Menschen (Ò ïvåîÝ- ôáóôoò âßoò oÛ âéùôüò) -"Dialektik" als Methode der menschli- chen Wahrheitssuche (6 D11) -vernünftiger Dialog und die Verpflich- tungdes ëüãov äéäüváé - Rolle derDialogpartner - Argumenta-tionsformen, z.B. Definition, Schlußverfah-ren, Induktion, Deduktion, Analogie - Differenzierung vonMythos (äéáìõ- èoëoã­óáé) und Logos

Erkennen der Bedeutung des Philosophierens alseines grundsätzlichen Wesensmerkmals desMenschen; Einführung in Methoden undDenkformen des Philosophierens

Erfassen der Wirksamkeit des Dialogs als Mittelzur Erkenntnis

Verständnis für den Mythos als Versuch, überBereiche zu sprechen, die sich der menschlichen

- 1590 -

als philoso- phischen Darstellungsformen Erkenntnis entziehen

ein Grundmodell philosophischer Ethik - Einheitvon Denken und Handeln: "ethischerIntellektualismus" - die ¦ðéìÝëåéáô­ò øõ÷­ò als wichtig- ste Tätigkeit desMenschen - philosophische Ethik alsUmwertung überkommener Normen:ïñåôÞ - sitt- liche Vollkommenheit als höch-ste Form menschlicher Selbstverwirklichung - die Rolle des äáéìüvéov als ethischer Instanz - dasGöttliche als letzte Sinngebung der menschlichen Existenz (6 K, Ev)

Deuten und Diskutieren von Kernbegriffensokratischer Ethik, z.B. åÛäáéìovßá, ïñåôÞ,¦ðéìÝëåéá ô­ò øõ÷­ò, äáéìüvéov (6Eth11) Formulieren eigener Positionen als Reaktion aufdie Herausforderung durch die sokratischenEthik

3.2 Geschichtsschreibung

Die Schüler bekommen einen Überblick über Aufbau und Inhalt der "Historien" Herodots und erfassenbei der Lektüre ausgewählter Stellen die Vielschichtigkeit seiner Geschichtsschreibung, die Spannweiteseiner Betrachtungsweise und die Tiefe seiner anthropologischen Einsicht in der Darstellung derAuseinandersetzung Grieche - Barbar und in der Beziehung Mensch - Gott. Die Schüler lernen aus demWechsel von Erzählen, Berichten, Stellungnehmen, auf den spezifischen Zusammenhang von Form undInhalt bei Herodot zu achten (6 D). Sie begegnen dabei sowohl den subjektiven Eindrücken desReisenden und Ethnographen Herodot als auch dem Bemühen des Geschichtsschreibers um einobjektives Urteil im Umgang mit den Quellen. Dadurch gelangen sie zu einem vertieften Verständnisvon Geschichtsschreibung (6 L: Sallust, Tacitus) und geschichtsphilosophischen Fragestellungen (6W).

Herodot, "Historien"; ausgewählte Kernstellen imOriginal

statarische und kursorische Lektüre

Überblick über den Aufbau des Gesamtwerkes Schülerreferat; Skizzieren von Inhalt und Umfang des Werkes anhand gedruckter Übersetzungen; Einordnen der gelesenen Kernstellen in den Gesamtzusammenhang

Begriff der Êóôoñßç (Proömium); die Fragenach der Objektivität in der Geschichts-schreibung: Abgrenzung zum Mythos; Wahr-heitsanspruch, Methoden der Wahrheitsfindung,z.B. Umgang mit Quellen, Autopsie,Parallelberichte

Vergleichen mit historiographischen Elementen(z.B. Geographie, Ethnographie) vor He- rodot;Bewußtwerden der Problematik objektiverGeschichtsschreibung; kritisches BeurteilenHerodoteischer Methoden; Vergleich mit moder-nen Geschichtsdarstellungen (6 G)

Besonderheit der künstlerischen Gestaltung:literarische Formen wie Anekdote, Novelle,Dialog, Exkurs, Bericht im Dienste einerGesamtkomposition (6 D)

Entdecken des Zusammenhangs von assozia-tivem Erzählstil und durchgängiger Kompositiondes Werks

- 1591 -

Bedeutung der Auseinandersetzung zwischenGriechen und Barbaren: Charakterisierung derHellenen und Barbaren; Würdigung derLeistungen Athens; Darstellung fremder Völkerund Kulturen (6 EU)

Werten der historischen Entwicklung; Begründender besonderen Stellung Athens;Aufgeschlossenheit für die Vielfalt fremderVölker und Kulturen

geschichtsbestimmende Kräfte: der Mensch imSpannungsfeld von eigenem Handeln und demWirken von Göttern und dem Schicksal

Nachzeichnen des Herodoteischen Menschen-bildes; Vergleichen verschiedener Deutungs-versuche menschlicher Existenz (6 W); Diskus-sion von Glücksvorstellungen (6 Eth);Auseinandersetzen mit geschichtsphilosophi-schen Fragestellungen; Würdigen der Ge-schichtsschreibung als Ausdruck der Ver-pflichtung des Menschen, sich mit der Ver-gangenheit zu beschäftigen, um Gegenwart undZukunft verantwortungsvoll gestalten zu können(6 P, FR, U)

3.3 Epos

Die Schüler lernen im Werk Homers den herausragenden Beginn abendländischer Literatur kennen (6EU). Durch die Lektüre von Kernstellen der "Odyssee" erhalten sie einen unmittelbaren Zugang zuSprache und Inhalt des frühgriechischen Epos. Der Überblick über die "Odyssee" soll so erfolgen, daßdie Schüler sie als Gesamtkunstwerk würdigen können und ihre literarische Bedeutung erkennen. Dabeisollen sie auch einen Einblick in die mündlich tradierte Kunstsprache der Homerischen Epen und ihretypischen Merkmale, in die soziale Wirklichkeit der homerischen Sänger und die Entstehung der Epengewinnen. Sie sollen Verständnis entwickeln für die spezifisch Homerische Gestaltung der Dingweltund die Spiegelung der Handlung im homerischen Gleichnis.Die Schüler erhalten Kenntnis vom Selbstverständnis des homerischen Menschen, von seinenMöglichkeiten und Grenzen; sie setzen sich auseinander mit der Lebensbewältigung des archaischenMenschen zwischen Dulden und Handeln, Wollen und Sollen und seinen geistigen Fähigkeiten. Sieerkennen die Stellung des Menschen zu den Göttern, seine Abhängigkeit von ihnen; sie erfahren vomWirken der Götter, von Schicksal, Schuld, Sühne, Leid, Vergeltung, überhaupt von den Bedingungenmenschlichen Lebens (6 W). An eindrucksvollen Beispielen erleben die Schüler die vielfältige Wirkungder "Odyssee" auf die europäische Literatur und Kunst (6 L11, D, mFs; 6 MB).

Homer, "Odyssee"; ausgewählte Kernstellen imOriginal

statarische und kursorische Lektüre; Aus-wendiglernen bedeutender Verse bzw. Vers-partien

Überblick über den Aufbau des Gesamtwerkes Schülerreferat; Lektüre gedruckter Überset-zungen; Anfertigen von Inhaltsübersichten;Einordnen der gelesenen Kernstellen in denGesamtzusammenhang

homerische Kunstsprache und ihre Merkmale:Hexameter, epitheta ornantia, Formelverse,Verswiederholungen, Parataxe, Dialektmischungu.a.

Beschreiben der Elemente und ihrer Funktion;Analysieren, Sammeln und Systematisieren derEinzelerscheinungen

literarische Gestaltungsmittel: Rahmenerzählung,Rückblende, typische Szenen, Vorverweise,Leitmotive, Gleichnisse, besondere Gestaltungder Dingwelt u.a.

Beschreiben der Elemente und ihrer Funktion,Offenheit für eine andersartige Sicht der Dinge

- 1592 -

Entstehung des Epos; soziale Wirklichkeit derSänger

das Selbstverständnis des homerischen Men-schen und sein Verhältnis zu den Göttern (6 W)

Aufgeschlossenheit für eine frühere Form menschlichen Selbstverständnisses: die home-rische Vorstellung von Begriffen wie Schicksal,Verblendung, Schuld, Leid; Kenntnis von Wesenund Wirken der homerischen Götter: Problemder Theodizee; Einblick in die archaischeGesellschaft und ihre Normen (6 G; 6 FA)

Mögliche Ergänzungen:

Das Ergänzungsprogramm möchte weitere Motivationsmöglichkeiten eröffnen, dem Grundsatz der Abwechslung Rechnungtragen und ein zusätzliches Angebot für individuelle Schwerpunktsetzung (je nach Interesse, Kenntnis- und Leistungsstand derSchüler) unterbreiten. In jedem Fall sollte angestrebt werden, neben den drei obligatorischen Autoren eine fakultativangebotene Unterrichtseinheit zu bearbeiten.

3.4 Drama

Mit dem Drama in seiner ernsten oder heiteren Ausprägung lernen die Schüler eine der grundlegendenliterarischen Leistungen griechischen Geistes kennen (6 EU, MB). Die Be- schäftigung mit einerTragödie oder Komödie führt sie einerseits heran an die religiös-kultischen Ursprünge dieserDichtungsgattung, andererseits eröffnet sie einen gattungs- und rezeptionsgeschichtlichen Ausblick (6D11, Mu).Neben einer Einführung in die griechische Aufführungspraxis (Schauspieler, Masken, Kostüme,Theaterbauten) erhalten die Schüler einen Überblick über den Gesamtinhalt und den Aufbau desStückes und lernen den Handlungsablauf und die Darstellung der einzelnen Personen (Rollen, Typen,Charaktere) kennen. Bei der Lektüre von Kernstellen richtet sich in der Tragödie das besondereAugenmerk auf die Auffassung des Dichters von der Stellung des Menschen gegenüber der Gottheitbzw. dem Schicksal und auf das sich daraus ergebende Phänomen des Tragischen (6 W). DieKomödie bietet den Schülern Ansatzpunkte zur Auseinandersetzung mit dem Wesen des Komischen alsKritik an historischen Gestalten und Ereignissen oder an typischen Verhaltensweisen menschlicherCharaktere.

eine griechische Tragödie oder Komödie;ausgewählte Kernstellen im Original Überblick über den Aufbau des Gesamtwerkes

statarische und kursorische Lektüre; Einordnender gelesenen Kernstellen in den Ge-samtzusammenhang

Entwicklungsphasen der griechischen Tragö-die/Komödie

Kenntnis der Entstehung von Tragödie undKomödie aus dem Kult; Bewußtwerden ihresreligiösen Hintergrundes

das antike Theaterwesen: Schauspieler, Masken,Kostüme, Theaterbauten

Vergleich mit dem heutigen Theater (6 ME, FZ)

Kompositionselemente einer Tragödie/Komödie Analyse der wichtigsten Elemente und ihrerFunktion

Handlungsablauf und Darstellung einzelnerGestalten (Rollen, Typen, Charaktere)

Herausarbeiten der Motive des Handelns; Si-tuationsabhängigkeit und Psychologisierung;Unterscheiden von Typus und Charakter

- 1593 -

das Phänomen des Tragischen Einblick in die Stellung des Menschen gegenüberder Gottheit bzw. dem Schicksal; Erkennen vonUrsache, Verlauf und Lösung des tragischenKonflikts

das Wesen des Komischen Aufspüren der komischen Elemente; Erleben derkomischen Wirkung von Sprache, Situation undFigur

Fortleben des griechischen Dramas Vergleich des Originals mit einer modernenBearbeitung

3.5 Rhetorik

Durch die Beschäftigung mit einem Werk der attischen Beredsamkeit werden die Schüler herangeführtan die Ursprünge dieser Literaturgattung, die sich als Element des öffentlichen Lebens und Gegenstandder geistigen Auseinandersetzung im 5.Jh.v.Chr. in Theorie und Praxis herausgebildet hat (6 P).Ausgehend von der besonderen Situation des Redners (als Logograph bzw. aktiver Redner) und demRedeanlaß (vor Gericht oder in der Volksversammlung), erhalten die Schüler einen lebendigen Einblickin das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben Athens, in das Rechtswesen, in politische Zeit-umstände und kulturelle Hintergründe. Durch den klaren Aufbau der Rede, ihre stilistische Ausformungund die besonderen sprachlichen Darstellungsmittel bekommen sie nicht nur einen Eindruck von demhohen Entwicklungsstand der rhetorischen Technik (6 L; 6 DS), sondern auch von den psychologi-schen Einflußmöglichkeiten des Redners, der seine Position durch die Macht des Wortes mit allenMitteln durchzusetzen versucht. Darin erkennen die Schüler die moralische Problematik der Rhetorikals Überredungskunst, ein Ansatzpunkt, der auch zur Reflexion über die Funktion der Rhetorik in derheutigen Zeit anregt (6 W, ME).

eine Rede des Lysias, Isokrates oder Demo-sthenes; ausgewählte Kernstellen im Original

statarische und kursorische Lektüre; Einordnender gelesenen Kernstellen in den Ge-samtzusammenhangErschließen von Redeanlaß und -zweck (atti-sches Gerichtswesen, Volksversammlung);Darstellen des historischen Hintergrundes (z.B.gesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch) (6 G)Entwicklungsphasen der griechischen Rhetorikim Überblick: Einordnen der Rede in dieEntwicklung des rhetorischen Genus

Aufbau der Rede Erkennen der wichtigsten Aufbauelemente

Rhetorik und Moral (6 L, D) Wahrnehmen verwendeter Schlagworte undTechniken; Erschließen des politischen bzw.pädagogischen Programms; Fragen nach demWahrheitsgehalt der vorgebrachten Fakten

Analysieren der Argumentationstechnik und derLogik der Beweisführung: Beurteilen derVerwendung und Wirkung psychologischerMittel der Beeinflussung; Nachdenken überMöglichkeiten und Gefahren der Rhetorik in derheutigen Zeit

- 1594 -

3.6 Roman

Durch die Lektüre eines griechischen Romans erfahren die Schüler von den Ursprüngen einerwichtigen Literaturgattung der Gegenwart (6 D11). Sie gewinnen Einblick in Thematik und Topik,Darstellungsweise und Struktur des antiken Romans. In der Kontrastierung des griechischen Romansmit dem älteren Versepos lernen sie verschiedene Formen des Epischen und die Konstanz bestimmterMotive kennen (6 MB). Die Schüler erwerben ein Verständnis des griechischen Romans alsliterarische Umsetzung menschlicher Beziehungen in ihren zeit- losen Grundformen (6 FA).

ein griechischer Roman, z.B. Longos' "Daphnisund Chloe"; ausgewählte Kernstellen im Original

statarische und kursorische Lektüre; Einordnender gelesenen Kernstellen in den Ge-samtzusammenhang

Thematik (z.B. Liebesroman, Reiseroman) undTopik: Trennung, Irrfahrt, Wiedererkennung,Bukolik, Idyll, Rolle der Götter

Analysieren und Paraphrasieren wichtiger Handlungselemente; Vergleichen mit ent-sprechenden Motiven bei anderen Autoren (z.B.Homer, Herodot)

Darstellungsweise (Art der Naturschilderung undCharakterzeichnung) und Struktur: Pro- ömium,Symmetrie und Parallelismus der Handlungsführung, Retardierung, Klimax

Wahrnehmen und Würdigen spezifischerkünstlerischer Mittel des Romans; Analysierenvon Aufbau und Gedankenführung

Grundkurs (3)

Jahrgangsstufen 12 und 13

Die Lektüre einer exemplarischen Auswahl von Originaltexten führt die Schüler an die vielfältigenLeistungen der griechischen Kultur heran. Die sachgemäße Erschließung der Inhalte setzt auch imGrundkurs eine eingehende Beschäftigung mit ihrer sprachlichen Gestalt voraus. Daher müssen diesprachlichen Fertigkeiten der Schüler gefestigt, gezielt erweitert und gefördert werden. In jedem dervier Ausbildungsabschnitte können sie die anthropologische Dimension griechischen Denkens alsKonstante der europäischen Geistesgeschichte erfahren (6 EU): Griechische Lebensform und Kunst,Philosophie, Dichtung sowie Staatsdenken und Politik sind die Bereiche, die den Schülern den Zugangzu Modellvorstellungen eröffnen, die sowohl durch ihre Fremdheit als auch durch ihre reine Formeinen pädagogisch wertvollen Kontrast zur ihrer Lebenswirklichkeit darstellen. Ihr Verständnis fürmenschliches Denken und Handeln soll perspektivisch erweitert und gleichzeitig vertieft werden, sodaß sie ihre Meinungen prüfen, ihr Urteil versachlichen und auch Impulse für eigenverantwortlichesHandeln in der Gesellschaft gewinnen (6 P). Bei der Darbietung der Inhalte ist größtes Gewicht aufVeranschaulichung zu legen; affektive Lernziele stehen gleichberechtigt neben kognitiven. Die Schülersollen die Bedeutung der Griechen als Begründer und Wegbereiter für Wissenschaft und Kultur derabendländischen Welt begreifen.

Wenn Kursgruppen nur zwei Ausbildungsabschnitte besuchen (auch zum Erwerb des Graecums), können aus den vierThemenbereichen jeweils die beiden ausgewählt werden, die dem Interesse der Schüler und der Neigung des Lehrers besondersentsprechen. Ferner ermöglicht die Aggregatform des Lehrplans die Einrichtung jahrgangsübergreifender Kurse.

1 Sprach- und Textarbeit

1.1 Sprache

- 1595 -

Die Schüler sollen durch selbständige Wortkundearbeit individuelle Kenntnislücken schließen, auch imHinblick auf einen leichteren Zugang zu den wissenschaftlichen Fachsprachen. Durch systematischeWiederholung der Wortkunde festigen sie ihre Wortschatzkenntnisse, die durch autoren- undgattungsspezifische Wörter und Begriffe aus den Bereichen Philosophie und Politik erweitert werden.Das Einbeziehen von Etymologie, Laut- und Wortbildungslehre erleichtert es ihnen, sowohl denGrundwortschatz zu ordnen als auch den Bedeutungsgehalt unbekannter Wörter zu erschließen und sieden entsprechenden Wort- und Sachfeldern zuzuweisen. Die immanente lektürebegleitendeWiederholung der wichtigen Elemente der Formenlehre und Syntax soll nicht nur die Überset-zungsfähigkeit der Schüler sichern, sondern auch durch die Einsicht in die Funktionalität sprachlicherErscheinungen ihr allgemeines Sprachverständnis fördern. Gezielte Anweisungen zur zweckmäßigenBenutzung des Lexikons helfen ihnen, in unklaren Fällen das Ergebnis zu überprüfen und zukorrigieren.

Wiederholung des Grundwortschatzes; Er-gänzung durch wichtige bzw. häufig verwendeteWörter und Begriffe aus den Bereichen Philoso-phie und PolitikLehnwörter, Fremdwörter, Fachbegriffe, Kul-turwortschatz (6 EU)Wortfamilien, Wort- und SachfelderGebrauch des Lexikons

systematisches Wiederholen anhand der Wortkunde; Etymologie und Wortbildungslehre:selbständige Analyse (strukturell und semantisch)von aus dem Griechischen stammendenBegriffen (6 D); Hinweise auf verwandteElemente in anderen Sprachen (6 Fs); Ver-gleichen mit dem Neugriechischen

Formenlehre immanentes lektürebegleitendes Wiederholen dergriechischen Nominal- und Verbalformen;Analysieren schwieriger Formen; der Einsatz vonLernprogrammen ist zu bedenken

Syntax: Tempora, Modi, Infinitive, Partizipien,Nebensätze

schwerpunktmäßiges lektürebegleitendes Wiederholen; Beschreiben der Funktion syn-taktischer Erscheinungen

1.2 Texte

Die Schüler sollen griechische Originaltexte formal möglichst sorgfältig erschließen und sich mit derenInhalten eingehend und kritisch auseinandersetzen, um sie in einen größeren kultur- undgeistesgeschichtlichen Zusammenhang einordnen zu können. Dabei kommt es darauf an, daß sie - auchim arbeitsteiligen Vorgehen - die syntaktischen Strukturen exakt herausarbeiten, den semantischenBedeutungsgehalt der Wörter und Begriffe im Kontext ergründen und auch die stilistischen, ggf.metrischen Gestaltungsmittel erkennen. Auf der Grundlage einer gemeinsam erarbeiteten Übersetzung(6 DS) sollen die Schüler die Aussageabsicht des Autors erfassen, dazu begründet Stellung nehmenund auch einen Einblick in die gegenseitige Bedingtheit von Sprachform und Textinhalt gewinnen. DerVergleich verschiedener Übersetzungen mit dem Original soll sie zu vertiefter Textreflexion anregen.Sie sollen sich aber auch bewußt sein, daß die Verwendung einer gedruckten Übersetzung nur eineAnnäherung an das Original darstellen kann.

Originaltexte griechischer Autoren (Prosaund Dichtung)

selbständiges und gemeinsames Erarbeiten einerÜbersetzung; differenzierendes Beschreiben desBedeutungsinhalts eines Wortes im Kontext;Ermitteln der logischen Satzverknüpfungen;Vergleich von Übersetzungen mit dem Originalund untereinander

Satzstruktur: verschiedene Formen der Satz-analyse, z.B. Interlinearversion, Gliedern inWortblöcke, Einrück-, Kästchen- und Kon-

Einüben verschiedener Übersetzungstechniken

- 1596 -

struktionsmethode

Stilistik: Figuren der Wortstellung und Wort-bedeutung

Erkennen, Sammeln und Kategorisieren vonStilfiguren (6 L, D)

Metrik und Prosodie: Hexameter, Pentameter Analysieren von Versen; Bestimmen der Quantitäten; Identifizieren von Zäsurstellen

Interpretation: z.B. Funktion von semantischen,strukturellen, stilistischen, ggf. metrischenErscheinungen Gliederung, Gedankenführung, Autorenintention(6 D)

Analysieren der jeweils besonderen Wirkung vonWortwahl, Satzbau, Stilfiguren, ggf. Me- trik fürdie Intention des Textes; Paraphrasieren desInhalts kleinerer Textabschnitte, Einordnen inden Gesamtzusammenhang, Herausarbeitensinntragender Begriffe, Textreflexion anhand vonLeitfragen: Erkennen der wechselseitigen Abhän-gigkeit von Sprache und Denken

Jahrgangsstufe 12

Hellas - Leben, Kunst, Kultur

Grundzüge griechischer Lebensart und Kultur

Die Schüler erleben mit Hilfe literarischer und archäologischer Quellen des antiken Griechenland dieAnnäherung an eine räumlich und zeitlich entfernte Lebensform, die jedoch in wichtigen Bereichen(z.B. Demokratie, Philosophie, Kunst) das Antlitz des modernen Europas mitgeprägt hat (6 EU).Durch das Erarbeiten grundlegender Unterschiede zur Moderne wer- den die Schüler angeregt, dieGegenwart aus geschichtlicher Perspektive zu begreifen und durch die daraus erwachsendeMöglichkeit gedanklicher Verfremdung ihre Phantasie zu ent- wickeln; andererseits erfahren sie in denÜbereinstimmungen auch die Konstanz tragender po- litischer, geistiger und ästhetischer Prinzipien (6P, W, MB).Diese Verbindung von Nähe und Ferne erkennen die Schüler im Alltagsleben der Polis Athen, in ihrergesellschaftlichen Struktur und politischen Bedeutung, in den berühmten Kulten und Kultstätten vonAthen, Olympia, Delphi und Epidauros, in den Grundelementen des griechischen Welt- undMenschenbildes (6 W) und in den Zeugnissen griechischer Kunst (6 Ku). Über den affektiven Zugangzu dieser zunächst fremden Kultur sollen die Schüler zu einer Verinnerlichung interkultureller Toleranzgelangen (6 FR).

Isokrates, "Panegyrikos"; ausgewählte Kern-stellen im OriginalBegleittexte: z.B. "Homerische Hymnen", He-rodot, Thukydides, Xenophon, Platon: "Sym-posion"

statarische und kursorische Lektüre statarischeund kursorische Lektüre; Arbeit mitzweisprachigen Ausgaben

archäologische Zeugnisse Erarbeiten von Kriterien zur zeitlichen Ein-ordnung und Beurteilung griechischer Kunst-werke anhand von Bildmaterial, Filmen, Mu-seumsbesuch, ggf. Studienreise (6 Ku; 6 MB,FZ)

Athen als Beispiel einer griechischen Polis Aus-

- 1597 -

- Alltagsleben und Gesellschaft; Familie, Rolle der Frau, Sklaverei, Gastfreund- schaft (6 FA), Feste u.a. (z.B. Isokrates, Platon, Xenophon)

werten von Texten und Bildern; Vergleichen mitmodernen Verhältnissen

- Athen als wirtschaftliches und politisches Zentrum (z.B. Isokrates, Herodot, Thu- kydides, Xenophon)

Gründe suchen für die besondere StellungAthens in Griechenland (6 G, Ek, Sk; 6 P)

- Kultur und Zivilisation: geistiges Leben (z.B. Isokrates, Platon); Architektur

Nachweisen des weitreichenden EinflussesAthens auf die Geistesgeschichte und ArchitekturEuropas (6 Ku; 6 EU); Nachdenken über denWert antiker Baureste und die Gefahren, denensie ausgesetzt sind (6 U: Denkmalschutz, MT)

Anlage, Geschichte und Bedeutung griechi-scherKultstätten

- Athen, Akropolis- Delphi (z.B. bei Herodot)

- Olympia- Epidauros

gemeinsames Studieren und Auswerten vonLageskizzen und Bildern; Zuordnen einzelnerGebäude zu den Kultstätten; Entdecken derengen Verknüpfung von Polis und Kult;Würdigen von Kultorten als Kristallisations-punkten panhellenischen Bewußtseins (6 FR)

tragende Elemente griechischen Denkens undLebens

- die Besonderheit griechischer Religiosi- tät(z.B. "Homerische Hymnen", Hero- dot)

Aufmerksam-Werden auf Besonderheiten: dieWeltimmanenz der griechischen Götter (6 K,Ev), die Bedeutung der Orakel u.a.

- die delphische Ethik (z.B. Platon) Herausarbeiten des Zusammenhanges vonReligion und Ethik (6 K, Ev, Eth)

- das Ideal der êáëoêïãáèßá (z.B. Iso- krates, Xenophon)

Nachdenken über den Begriff der Bildung alsFormung einer in körperlicher (6 GE) undgeistiger (6 MB) Hinsicht vollendetenPersönlichkeit

- das "agonale Prinzip" (z.B. Herodot) Erfassen des Wettkampfs (6 S; 6 GE) als Grundzug und Triebfeder gemeingriechischenWesens

- Harmonie-, Maß- und Ordnungsdenken (z.B. Platon)

Nachweisen dieses Denkens in vielen Bereichendes altgriechischen Lebens (6 W): Ar- chitektur,Kunst, Medizin, Ethik u.a.

die Entwicklung griechischer Kunst als Spiegeleines sich wandelnden MenschenbildesPlastik und Vasenmalerei in der geometrischen,archaischen, klassischen und hellenistischenEpoche

Entdecken des Zusammenhanges von Weltsichtund Kunst (6 W) Sammelnund Systematisieren von Kriterien zur Würdigungvon Kunstwerken; Zuordnen einzelnerKunstwerke zu Kunstepochen (6 Ku);Nachdenken über den Begriff des Klassischen

Philosophische Grundfragen (6 W)

Sein - Erkenntnis - Wahrheit

- 1598 -

Die Schüler entdecken am Beispiel ausgewählter Texte der griechischen Philosophie grundsätzlicheFragestellungen des philosophischen Denkens. Dabei sollen sie befähigt werden, einerseits eineAuswahl der in der griechischen Philosophie (Vorsokratische Naturphilosophie, Sophistik, Platon)formulierten Lösungsansätze zu überblicken, andererseits aber auch die Kontinuität des philosophischenFragens zu begreifen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den philosophischen Grundfragen nachdem "Seienden" und nach den Wegen und Grenzen der menschlichen Erkenntnis. Daraus gewinnen dieSchüler auch einen Grundbestand philosophischer Begriffe. Philosophie als der Versuch des Menschen,sich durch rationale Reflexion und Abstraktion der Welt zu vergewissern und sich in ihr zu orientieren,kann sie zu eigenständiger Beschäftigung mit philosophischen Fragestellungen anleiten und motivieren.Gleichzeitig sollen sie sensibilisiert werden für Grundstrukturen des europäischen Denkens (6 EU), dasin der griechischen Philosophie erstmals eine charakteristische Kontur erhalten hat.

ausgewählte Texte aus den Fragmenten desThales, Anaximandros, Heraklit, Parmenides,Anaxagoras, der Atomisten; aus den Fragmentendes Protagoras; Platon, "Politeia":Höhlengleichnis

statarische und kursorische Lektüre; Arbeit mitzweisprachigen Ausgaben und Übersetzungen

die Kontinuität des philosophischen Fragens imWandel verschiedener Lösungsansätze dergriechischen Philosophie

- Problemstellungen und Lösungsversuche der vorsokratischen Naturphilosophie (6 Nw; 6 MT, U)

Kennenlernen vonphilosophischen Texten, die den Versuchwiderspiegeln, die Welt rational zu erklären;Diskutieren verschiedener Systementwürfe dervorsokratischen Phi- losophie: Atomlehre (6 Ph),Evolutionstheorie (6 B) u.a.; Entdecken desgrundsätzlichen Anliegens von Philosophie, desZusammenhanges von Sprache und Denken, desVollzugs von Philosophie in Reflexion und Ab-straktion (6 M)

- Veränderung der philosophischen Pro- blemstellung in der Sophistik

Erfassen der Umorientierung des Philosophierensin der sog. "anthropologischen Wende" auf dasneue Zentrum des erkennenden und handelndenSubjekts; Einordnen des Subjektivismus,Relativismus, Skeptizismus in denZusammenhang der philosophischenEntwicklung in Griechenland

- Grundlinien der Platonischen Ideenlehre imLichte des Höhlengleichnisses (6 K, Ev,Eth11)

Verständnis für die philosophische Differen-zierung von Wahrheit und Wirklichkeit, Sein undWerden/Vergehen, Einheit und Vielheit,Wahrnehmung und Erkenntnis, Immanenz undTranszendenz; Diskutieren und Vergleichenmonistischer und dualistischer Weltdeutung (6W)

philosophische Grundfragen - die Frage nach den menschlichen Er-

kenntnismöglichkeiten

Sich-Einlassen auf Problemstellungen philoso-phischer Erkenntnistheorie (6 Eth)

- die Frage nach dem "Seienden" Sich-Öffnen für die Dimensionen philosophi-scher Ontologie; Entdecken der existentiellenAspekte ontologischer Fragestellungen (6 K, Ev,

- 1599 -

Eth)

philosophische Grundbegriffe wie Sein, Wer-den/Vergehen, Ontologie, Urgrund, Prinzip,Erkenntnis (-theorie), Dialektik, Subjektivismus,Relativismus, Skeptizismus, Ideenlehre,Transzendenz (6 K, Ev, Eth)

verständnisvolles Umgehen mit philosophischenGrundbegriffen; Wissen um ihre fundamentaleBedeutung für das abendländische Philosophieren(6 EU)

literarische Darstellungsformen antiker Phi-losophie (6 D)

Erfassen der jeweils besonderen Artikulationphilosophischer Gedanken im Prosabuch (z.B.Milesier), im Lehrgedicht (z.B. Parmenides), imAphorismus (z.B. Heraklit), im Dialog (z.B.Platon); Verstehen des Zusammenhangs vonphilosophischem Inhalt und literarischer Form

Jahrgangsstufe 13

Ursprünge der europäischen Dichtung

Entstehung und Gestaltung literarischer Gattungen als Ausdruck eines sich wandelndenSelbstverständnisses der Menschen in einer sich wandelnden Welt

Die Schüler lernen an herausragenden Beispielen die Ursprünge der literarischen Grundformen Epik,Lyrik und Drama kennen, die bis heute die europäische Literatur prägen (6 EU). Im Epos begegnen sieGestalten einer archaischen Gesellschaft, die durch mythische und so- ziale Gebundenheitgekennzeichnet ist. In der Lyrik können die Schüler die Gedanken früh- griechischer Dichternachempfinden, die das persönliche Erleben und die Auflehnung gegen überkommene Normen zumThema von Literatur gemacht haben. Im Drama wird ihnen die tragische Gefährdung des Menschendurch seine Verstrickung in Schuld und Leid vor Augen geführt. So treffen die Schüler aufgrundsätzliche Möglichkeiten des Menschen, sich und seine Welt darzustellen. Anhand ausgewählterBeispiele moderner Bearbeitungen antiker Tragödienstoffe gewinnen die Schüler Einblick in dieKontinuität der europäischen Literatur (6 D, Fs, Ku, Mu; 6 MB, EU).

Homer, "Ilias"; ausgewählte Kernstellen imOriginal Überblicküber den Aufbau des Gesamtwerkes

kursorische Lektüre; Arbeit mit einer zwei-sprachigen Ausgabe Anfertigen von Inhaltsübersichten; Einordnen dergelesenen Kernstellen in den Gesamtzusam-menhang

Wesen, künstlerische Gestalt und Intention derliterarischen Gattung Epos (6 L)

Herausarbeiten gattungsspezifischer Merkmaledes Epischen (oral poetry), literarischer Gestal-tungsmittel und der archaisierenden Grundten-denz

die epische Kunstsprache (Breite, Bildhaftigkeit,parataktische Struktur u.a.)

Sensibilität für die Besonderheit der homerischenSprache; Beschreiben von Elementen und ihrerFunktion

die mythische Gebundenheit des homeri-schenHelden -

Wahrnehmen einer früheren, "naiven" Stufe desmenschlichen Bewußtseins, das sich kundgibt in

- 1600 -

Gebundenheit an êëÝoò und ôéìÞ -Gefühl der Abhängigkeit von Schicksal undGöttern (6 K, Ev, Eth) -Schwanken des menschlichen Existenz- gefühls zwischen Geborgenheit und Unsi- cherheit

einem anfänglichen Verständnis des eigenen Ichs(6 W)

die soziale Gebundenheit des homerischenSelbstverständnisses

Aufmerksam-Werden auf das Phänomen der"Außensteuerung" des archaischen Menschen,seine Abhängigkeit von kollektiven Formen desDenkens, traditionellen Verhaltensmustern undSymbolen der äußeren Stellung

ausgewählte Beispiele der griechischen Lyrik:Archilochos, Sappho (6 L)

Arbeiten mit einer zweisprachigen Ausgabe;Versuch, die Einheit von Form und Inhalt zuerfassen (6 D)

Lyrik als Dokument der zunehmenden Indi-vidualisierung des Bewußtseins (6 Ku)

- vertiefte Erfahrung des eigenen Ichs -differenzierte Artikulation dieses Ichs -Gegenübertreten von Ich und Welt, Ich undGesellschaft

Sich-Öffnen für die gegenüber dem Epos ver-änderte Seh- und Erlebnisweise in der Ly- rik Sensibilitätfür Lyrik als Dokument einer zu- nehmendenIndividualisierung des Empfindens; Lyrik alsForm der Selbstfindung des Ichs (6 W);vertieftes Verständnis für die spezifischensprachlichen Mittel von Lyrik (6 MB)

Lyrik als Dokument des Wandels von Wert-vorstellungen (6 W): Zurückweisung derhomerischen Werte

Begegnung mit einer neuen Form menschlicherIdentität, deren Schwerpunkt im Inneren derPerson liegt; Bewußt-Werden der Spiegelung desgesellschaftlich-politischen Wandels in der Lyrik

eine Tragödie des Sophokles ("König Ödipus"oder "Antigone") oder Euripides ("Medea" oder"Bakchen")

Arbeit mit einer zweisprachigen Ausgabe; Lektüre von Kernstellen im Original; Einordnender gelesenen Kernstellen in den Zusammenhang;Überblick über den Aufbau des Gesamtwerkes;Einordnen des Stoffes in den jeweiligenSagenkreis

die griechische Tragödie: Entwicklung, Auf-führungspraxis, Kompositionselemente

Vergleichen des antiken Theaterwesens mit demmodernen (6 DLk12; 6 ME, FZ)

Handlungsablauf Herausarbeiten der Handlungslinie

Personenkonstellation und Charakterzeichnung Auseinandersetzen mit den verschiedenenHandlungsweisen; Sensibilisierung für dieethische Verantwortung menschlichen Handelns(6 W); Würdigen der künstlerischen Darstellung(6 MB)

das Phänomen des Tragischen: der tragischeHeld; tragische Ironie

Erkennen von Ursache, Verlauf, Lösung destragischen Konflikts; Versuch einer Definitiondes Tragischen; Einblick in die Stellung desMenschen gegenüber der Gottheit bzw. demSchicksal (6 K, Ev, Eth; 6 W)

Fortleben der Tragödie Vergleichen des Originals mit einer modernen

- 1601 -

Gestaltung des Stoffes

Freiheit und Gesetz - Entwicklung der attischen Demokratie (6 P)

Spannungsverhältnis von Freiheit und Gesetz

Die Schüler erfahren am Beispiel der attischen Demokratie, welche demokratischen Grundelementesich im Prozeß der historischen Entwicklung herausgebildet haben. Sie sollen dabei erkennen, daß diemoderne Welt viele ihrer leitenden Staatsgedanken vom antiken Athen entlehnt hat (6 EU). Die Schülerlernen verstehen, welcher Anstrengungen es bedurfte, die Grundprinzipien der persönlichen Freiheitund der bürgerlichen Gleichheit politisch umzusetzen. Sie sollen sich aber auch der Folgen undGefahren bewußt werden, die in einem Mißbrauch der Freiheit und in einem Mißverständnis derGleichheit liegen. Das Problem von Freiheit und Bindung an die von der Gemeinschaft gesetztenNormen (6 K, Ev, Eth) sowie die Frage der Mitverantwortung des einzelnen Bürgers im Staat sollen dieSchüler dazu herausfordern, ihre persönliche Einstellung gegenüber der staatlichen Gemeinschaftselbstkritisch zu überdenken (6 P).

Aristoteles, "Staat der Athener"; Platon, "Po- li-teia"; ausgewählte Kernstellen im Original

statarische und kursorische Lektüre

Begleittexte: z.B. Solon, Thukydides, Platon:"Gorgias"; Aristoteles, "Politik"

Lektüre der Begleittexte anhand einer Über-setzung; Identifizieren und Deuten der tragendenBegriffe des griechischen Originals

Solons Ringen um die Würde und Freiheit derPerson: óåéóÜ÷èåéá, ì¬ äávåßæåév ¦ðÂóþìáóév

Analysieren der rechtlichen Situation vor So- lon;Erkennen der Notwendigkeit persönlicherFreiheit als Voraussetzung für ein men-schenwürdiges Leben (6 W); Herausstellen desPrinzips der Rechtsstaatlichkeit; Würdigen der inden modernen Verfassungen ga- rantiertenFreiheiten (6 Sk, Eth)

Entwicklungsstufen der attischen Demokratie:Versuche der Verwirklichung von Freiheit undGleichheit

Zusammenstellen der wichtigsten Ergebnisse derReformen unter Solon, Kleisthenes, The-mistokles, Ephialtes und Perikles; Deuten derNeuordnungsversuche vor dem historischenHintergrund (6 G11)

Folgen des Mißbrauchs von Freiheit und Gleichheit

- entartete Demokratie (Platon)

- Pro-blematik des Losverfahrens bei der Besetzung politischer Ämter

Identifizierender wesentlichen Kritikpunkte Platons;Diskutieren der Art seiner Demokratiedarstellung;Verinnerlichen eines verantwortungsvollen Um-gangs mit Freiheit und Gleichheit (6 Eth)Diskutieren des Problems der Legitimationpolitischer Macht (6 Sk)

Kritik am Gesetz: Begrenzung individuellerFreiheit durch gesellschaftliche Normen (Antiphon, Platon: "Gorgias")

Entdecken, welche Wirkung eine solche Kri- tikim Staatsleben auslösen kann; Aufspüren derAntinomie von vüìoò und öýóéò

Aspekte des Staatsbürgers (6 L) - Verpflichtung zum Engagement im

Würdigen, daß die Polis als Gemeinschaft derFreien ein schützenswertes Gut war; Er- kennen,

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Staat - Perserkriege als Freiheitskampf (Hero- dot) -Ideal des Staatsbürgers (Thukydides) -seine Freiheit und ihre Begrenzungen (Ari-stoteles)

daß Freiheit in einer für die Demokratieexistentiellen Weise an politische Ein- sichtgebunden ist; Beziehen eines begründeten eigenenStandpunktes; Untersuchen des Verhältnissesvon Anspruch und Wirklichkeit in der attischenDemokratie

Leistungskurs (6)

Jahrgangsstufen 12 und 13

Die Schüler lernen die Ursprünge der europäischen Kultur in Philosophie, Literatur und bil- denderKunst als herausragende Leistungen griechischen Geistes begreifen (6 EU). Auf der Grundlage sichnoch erweiternder und vertiefender sprachlicher Kenntnisse werden sie be- fähigt, große Werke derWeltliteratur im Original zu lesen, ihren künstlerischen Charakter zu erkennen und zu würdigen. DasGesamtthema Die Selbstfindung des Individuums überspannt die vier Ausbildungsabschnitte undentwickelt eine gedankliche Sequenz. Dabei können die Schüler nachvollziehen, wie sich der griechi-sche Mensch in der Auseinandersetzung mit den Grundfragen des Lebens allmählich aus dermythischen und gesellschaftlichen Gebundenheit löst, wie er durch die ihn leitenden Prinzipien vonVernunft und Individualisierung des Be- wußtseins sowohl ethische Normen als auch sein Verhältniszur politischen Ordnung unterschiedlich definiert und wie die Entwürfe theoretischer Staatsmodelle imSinne einer grundsätzlichen Bestimmung des Menschen durch Philosophie versuchen, das Ausmaßsozialer und politischer Konflikte auf ein Minimum zu reduzieren (6 P, FR).Die Analogie zu ihrer persönlichen Entwicklung soll die Schüler zu eigenem Nachdenken anregen,ihnen wesentliche Impulse zur Ausbildung einer eigenständigen Persönlichkeit geben und zu einerwertenden Orientierung in der Gegenwart verhelfen. Die Schüler begegnen einer Vielfalt vonGegenständen (Mythologie, Philosophie, Rhetorik, Psychologie, Geschichtsschreibung, Staatstheorieu.a.) und literarischen Gattungen (Epos, Lyrik, Drama, philosophischer Dialog u.a.) jeweils in ihrerreinen Form; dies verleiht einerseits der Auseinandersetzung mit Texten aller Art Tiefenschärfe undführt andererseits den Schülern die zeitlose Modellhaftigkeit des griechischen Denkens (6 W) vorAugen.Durch die sorgfältige Interpretation der Texte, die immer wieder das Zusammenwirken von Inhalt undForm, von Denken und Sprache sinnfällig macht, muß bei den Schülern die Ein- sicht gewecktwerden, daß es Grenzen der Übersetzbarkeit gibt und somit ein echtes Verständnis fremdsprachigerTexte und deren spezifische ästhetische Wirkung sich stets nur aus einer Originallektüre ergebenkönnen.Ferner sollen die Schüler an die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens herangeführt wer- den undzu größerer Selbständigkeit finden. Sie sollen zu kritischer Auseinandersetzung mit den Stoffen und zugründlichem, unvoreingenommenem Fragen kommen. Die Rückschau auf die Ursprünge europäischenDenkens und ihres Fortwirkens in der geistigen Tradition Euro- pas (6 D, Fs, Ku, Mu; 6 EU) soll denSchülern nicht nur die Bedingtheit menschlichen Han- delns und Erkennens deutlich machen; sie sollauch ihr Problembewußtsein schärfen, so daß sie in der Lage sind, den mannigfachen Heraus-forderungen des Lebens zu begegnen und Ge- genwart und Zukunft verantwortungsvollmitzugestalten. 1 Sprach- und Textarbeit

1.1 Sprache

Die Schüler sichern und festigen in zunehmender Eigenverantwortung den erworbenen Wis- sensstanddurch konsequente systematische und lektüreimmanente Wiederholung des Grundwortschatzes, der

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Formenlehre und der wichtigsten Bereiche der Syntax. Zugleich erweitern sie ihr sprachliches Wissenund gelangen zu einer vertieften Einsicht in die sprachlogischen Strukturen und Zusammenhänge undzu einer möglichst umfassenden Gesamtschau des Ge- lernten. Durch autoren- bzw.gattungsspezifische Wörter und Begriffe aus den Bereichen Philosophie, Historie, Politik und Dichtungergänzen sie ihren Grundwortschatz. Die Kenntnis der Lautgesetze und der wichtigsten Prinzipien derWortbildungslehre befähigt die Schüler, neue Wörter selbständig auf ihre etymologische Wurzelzurückzuführen, in ihrem Bedeutungsgehalt zu erschließen und in den Grundwortschatz zu integrieren.Gezielte Anweisungen zur zweckmäßigen Benutzung des Lexikons helfen ihnen, in unklaren Fällen dasErgebnis zu überprüfen und zu korrigieren. Das intensive Bemühen um die griechische Sprache führtdie Schüler an die Reflexion über Wesen und Leistung von Sprache überhaupt heran (6 DS).

Wiederholung des Grundwortschatzes; Er-gänzung durch wichtige bzw. häufig verwendeteWörter, Begriffe und Wendungen aus demjeweiligen LektürezusammenhangLehnwörter, Fremdwörter, Fachbegriffe, Kul-turwortschatz (6EU)Wortfamilien, Wort- und SachfelderGebrauch des Lexikons

regelmäßiges systematisches bzw. thematischesWiederholen anhand der Wortkunde; Etymologieund Wortbildungslehre: selbständige Analyse(strukturell und semantisch) von aus demGriechischen stammenden Begriffen (6 D);Hinweise auf verwandte Elemente in anderenSprachen (6 Fs); Vergleichen mit dem Neugrie-chischen

Formenlehre schwerpunktmäßiges Wiederholen in der Grammatik Analysieren schwieriger Verbalformen

Syntax systematisches Wiederholen der syntaktischenSchwerpunkte anhand der Grammatik mit demZiel einer vertiefenden Zusammenschau;Beschreiben der Funktion syntaktischerPhänomene

1.2 Texte

Die Schüler sollen literarische Originalwerke in Prosa und Dichtung nach Form und Inhalt möglichstumfassend erschließen und zur Einsicht in deren kunstvolle Gestaltung sowie zur geistigenAuseinandersetzung mit den Inhalten gelangen. Dabei kommt es darauf an, daß sie die Satzstrukturen,den Begriffsinhalt der einzelnen griechischen Wörter und die jeweilige Differenzierung der Aussage imKontext erkennen. Die Erfahrung, daß die treffende Wiedergabe des griechischen Ausdrucks (6 DS)mitunter nur bedingt möglich ist, weckt bei den Schülern das Bewußtsein für die Problematik desÜbersetzens überhaupt und vermittelt ihnen die Einsicht in den Wert der Arbeit mit Originaltexten. DerVergleich verschiedener Übersetzungen mit dem Original befähigt die Schüler im besonderen zurTextreflexion. Jede Textarbeit mündet in eine vertiefte Interpretation, die dazu dient, daß die Schülerdie Aussageintention des Autors erfassen, den Zusammenhang von Form und Inhalt des Textes würdigen und seine Gedanken in ein größeres geistiges Umfeld einordnen (6 W).

Originaltexte griechischer Autoren (Prosa undDichtung)

verstehendes Lesen, Erarbeiten einer Über-setzung; differenzierendes Beschreiben des Be-griffsinhalts eines griechischen Wortes imKontext; Ermitteln der logischen Satzver-knüpfungen; Vergleich von Übersetzungen mitdem Original und untereinander; Zu-sammenstellen von Kriterien für die Beurteilungvon Übersetzungen; Einsicht in die Grenzen desÜbersetzens

Satzstruktur: verschiedene Formen der Satz- Einüben verschiedener Übersetzungstechniken;

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analyse, z.B. Interlinearversion, Gliedern inWortblöcke, Einrück-, Kästchen- und Kon-struktionsmethode

Abwägen von Möglichkeiten einer adäquatenWiedergabe im Deutschen

Stilistik: Figuren der Wortstellung und Wort-bedeutung

Erkennen, Sammeln und Kategorisieren vonStilfiguren (6 L, D)

Metrik und Prosodie: Hexameter, Pentameter,jambische Trimeter, Trochaeen, Anapaeste

selbständiges Analysieren von Versen; Be-stimmen der Quantitäten; Identifizieren vonZäsurstellen; Vortragen von Versen; Aus-wendiglernen bedeutender Verspartien

Interpretation: z.B. Funktion von semantischen,strukturellen, stilistischen, ggf. metrischenErscheinungen Gliederung,Gedankenführung, Autorenintention (6 D) Einordnung in den literarischen, historischen undgeistesgeschichtlichen Zusammenhang und in dieTradition des europäischen Denkens (6 EU)

Analysieren und Würdigen der jeweils beson-deren Wirkung von Wortwahl, Satzbau, Stil-figuren, ggf. Metrik für die Intention des Textes Paraphrasierendes Inhalts von Textabschnitten, Einordnen inden Gesamtzusammenhang, Herausarbeitensinntragender Begriffe, Textreflexion anhand vonLeitfragen: Erkennen der wechselseitigen Abhän-gigkeit von Sprache und Denken Textvergleiche; Klären gedanklicherBezüge; Auseinandersetzen mit ausgewähltenBeispielen der Rezeptionsgeschichte

Jahrgangsstufe 12

Das Erwachen des kritischen Bewußtseins bei den Griechen

Die beginnende Lösung des Menschen aus mythischer und gesellschaftlicher Gebundenheit

In den Anfängen der griechischen Literatur haben tragende Motive des europäischen Denkens ihrenUrsprung. Der Nachvollzug des im Bereich der griechischen Kultur geleisteten Schrittes "vom Mythoszum Logos", von einem stark kollektiv bestimmten zu einem individuellen und von einem mythischenzu einem rational-abstrakten Bewußtsein läßt die Schüler die europäischen Kultur besser verstehen (6EU), die sich durch Rationalität fortschreitend differenziert hat; andererseits gewinnen sie daraus einplastischeres Bild des eigenen Selbst und seiner Verwirklichungsmöglichkeiten. Die Schüler nehmenbewußt wahr, daß es in der Sprache verschiedene Abstraktionsebenen gibt. Sie begreifen das Anliegenvon Wissenschaft und Philosophie als Versuch des Menschen, sich der Realität der Welt vernünftig zuversichern und sich in dieser Welt zu orientieren (6 W).

ausgewählte Stellen aus Homer, "Ilias" statarische und kursorische Lektüre; Arbeit miteiner zweisprachigen Ausgabe

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Wesen, künstlerische Gestalt und Intention derliterarischen Gattung Epos

Verständnis für die Frage nach dem Gesamtwerkals einer künstlerischen Komposition

die epische Sprache (Breite, Bildhaftigkeit,parataktische Struktur u.a.) als Ausdruck einesbestimmten Bewußtseinsstandes

Sensibilität für die Besonderheit der homerischenSprache, ihrer Formeln, ihrer "biotischen"Unmittelbarkeit und Kraft; Aufgeschlossen-Seinfür den poetischen Charakter einerarchaisierenden, auf mündlicher Tradition (oralpoetry) beruhenden Kunstsprache

die mythische Gebundenheit des homerischenHelden -Gebundenheit an êëÝoò und ôéìÞ -Gefühl der Abhängigkeit von Schicksal undGöttern (6 K, Ev, Eth) -Schwanken des menschlichen Existenz- gefühls zwischen Geborgenheit und Unsi- cherheit

Wahrnehmeneiner früheren, "naiven" Stufe des menschlichenBewußtseins, das sich kundgibt in einemanfänglichen Verständnis des eigenen Ichs (6 W)

die soziale Gebundenheit des homerischenSelbstverständnisses

Aufmerksam-Werden auf das Phänomen der"Außensteuerung" des archaischen Menschen,seine Abhängigkeit von kollektiven Formen desDenkens, traditionellen Verhaltensmustern undSymbolen der äußeren Stellung; Vergleichen mitVerhaltensnormen der Gegenwart (6 Eth)

Ansätze zur Überwindung der mythischenGebundenheit in den Gestalten von Achilleus undHektor

Verständnis für Achilleus und Hektor alsVorstufen des tragischen Helden

ausgewählte Beispiele der griechischen Lyrik des7. und 6. Jahrhunderts v.Chr. (6 L)

statarische (und kursorische) Lektüre; Arbeitenmit einer zweisprachigen Ausgabe; Versuch, dieEinheit von Form und Inhalt zu er- fassen (6 D)

Lyrik als Dokument der zunehmenden Indi-vidualisierung des Bewußtseins (6 Ku)

- vertiefte Erfahrung des eigenen Ichs (z.B. in den Gedichten des Archilochos undder Sappho) - differen-zierte Artikulation dieses Ichs (z.B. beiArchilochos, Sappho und Alkai- os) - Gegenübertretenvon Ich und Welt, Ich und Gesellschaft(z.B. in den Gedichten des Archilochos,Hipponax, der Sappho)

Sich-Öffnen für die gegenüber dem Epos ver-änderte Seh- und Erlebnisweise in der Ly- rik Sensibilitätfür Lyrik als Dokument einer zu- nehmendenIndividualisierung des Empfindens; Lyrik alsForm der Selbstfindung des Ichs (6 W);vertieftes Verständnis für die spezifischensprachlichen Mittel von Lyrik (6 MB)

Lyrik als Dokument des Wandels von Wert-vorstellungen (6 W) -Zurückweisung der homerischen Werte (z.B. in den Gedichten des Archilochos, derSappho) - Zuwachsan persönlicher Verantwortlich- keit undpolitischer Identität als ðoëß- ôçò (z.B. in

Begegnung mit einer neuen Form menschlicherIdentität, deren Schwerpunkt im Inneren derPerson liegt Einblick inArtikulation und Begründung eines neuartigen,politischen Bewußtseins; Wahrnehmen derSpiegelung des gesellschaftlich-politischenWandels in der Lyrik; Herstellen von Bezie-hungen und Vergleichsebenen zwischen früh-

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den Gedichten des Solon und Alkaios) - Rückzug und Verwei-gerung gegenüber der gesellschaftlichenEntwicklung (z.B. bei Theognis) - Paränese zu politischemHandeln (z.B. bei Tyrtaios, Alkaios, Solon) - Differenzierung von Glücksvor-stellung und Götterbild (z.B. in den Ge-dichten des Solon, Semonides)

griechischer und moderner Lyrik alskünstlerischen Aussageformen von Innerlichkeit(6 MB)

ausgewählte Texte der vorsokratischen Philo-sophie (6 W)

statarische Lektüre

Ausbildung von Prinzipien wissenschaftlichenDenkens: (6 Nw) diegrundsätzliche Andersartigkeit des philoso-phischen Sprechens gegenüber dem epischenSprechen

Verständnisfür den "generellen Satz" (6 M) bzw. die höhereAbstraktheit des Sprechens in der Philosophie(Frage: "Was ist der Anfang?"); Sich-Einstellenauf die Suche des Philosophierens nach demDauernden im Wandel, nach dem Einheitlichen inder Vielfalt

Philosophie als Versuch des Menschen, die Fragenach der ïñ÷Þ mit dem Verstand zubeantworten; Prinzip des ëüãov äéäüváé, derrationalen Begründung jeder Aussage

Einsicht, daß Philosophie aus mythischer Ge-bundenheit befreit

verschiedene Versuche, ein kohärentes Systemder Welterklärung zu entwickeln (6 MT, U), z.B.bei den Milesiern, bei Pythagoras (6 M),Parmenides, Heraklit, bei den Atomisten (6 Ph),bei Empedokles, Anaxagoras

Rekonstruieren vorsokratischer Systemgebäude,vergleichende Würdigung; Herausarbeiten ihrerprinzipiellen Bedeutung für das abendländischeDenken (6 EU)

erkenntnistheoretische Fortschritte in der vorsokratischen Philosophie, z.B. bei Xeno-phanes, Parmenides, Heraklit

Auseindersetzen mit Fragen der Erkenntnis-theorie; Nachdenken über Wege, Formen undGrenzen des eigenen Denkens

die Unterscheidung von Wahrheit und Wirk-lichkeit, von abstrakter Erkenntnis und sinnlicherWahrnehmung, z.B. bei Parmenides und Heraklit

Entdecken der Differenz von sinnlicher Er-scheinung und wahrem Sein der Dinge; Erfassender grundsätzlichen Bedeutung dieserUnterscheidung für Philosophie und Wissen-schaft

die ontologische Frage als philosophischeGrundfrage: das Problem des Seins und desSeienden, z.B. im Bemühen um die ïñ÷Þ, imDenken des Parmenides, Heraklits und derAtomisten

Sich-Einlassen auf Tiefendimensionen desphilosophischen Fragens, die ein Verständnisauch der existentialen Seite ("Geborgenheit imSein") des vorsokratischen Philosophierensermöglichen (6 K, Ev, Eth)

wissenschaftliche Begriffsbildung (z.B. ñ-ðåéñov, ôÎ èåÃov, ôÎ åÉváé, ôè ðÜvôá) undPrägung philosophischer Grundbegriffe wieïñ÷Þ, ëüãoò, voØò, ôÎ Ðv, åÉäoò, Dialektik,Hypothese, Empirie, Materie

Entwickeln von Verständnis für die wissen-schaftliche Begriffsbildung; Identifizieren undDifferenzieren der Begriffe

- 1607 -

Der radikale Denkansatz in der griechischen Sophistik (6 W)

Die Sophistik als eine Epoche geistiger Aufklärung

Die Schüler begegnen in der Sophistik der Abkehr des Philosophierens von der Natur als zen- tralemGegenstand des Denkens und seiner Hinwendung zum Menschen ("anthropologische Wende"). Diemenschliche Lebenswirklichkeit wird einer rationalen Kritik unterworfen: Die Sophistik als Epoche derAufklärung (6 W) konfrontiert die Schüler mit neuartigen Kulturentstehungstheorien, mit derDifferenzierung von positivem Recht und Naturrecht (6 Eth), mit provozierenden Thesen zurVerwendung von Sprache und zur Entstehung von Religion (6 K, Ev) und zur Relativierungmenschlicher Erkenntnis. Die Lehren der Sophisten fordern die Schüler zu persönlicher Stellungnahmeund zur Überprüfung des eigenen Standpunktes her- aus. Dabei erleben sie innerhalb derEntwicklungsgeschichte des menschlichen Geistes eine Phase, die auch ihrem eigenenEntwicklungsstand wesensgemäß entspricht.In der Auseinandersetzung des Sokrates mit sophistischen Thesen lernen die Schüler eine Ethikkennen, die das Individuum an moralische Normen bindet, deren Ursprung nicht in der triebhaften,sondern in der vernünftigen Natur des Menschen liegt. Daraus ergibt sich als Bestimmungmenschlichen Glücks nicht etwa die schrankenlose Ausübung von Macht, vielmehr die sittlicheVervollkommnung (6 Eth).Am Beispiel des sogenannten Melierdialogs wird den Schülern vor Augen geführt, welcheverhängnisvollen Folgen die Umsetzung der Vorstellung vom Naturrecht des Stärkeren in die politischeRealität hat (6 FR).

ausgewählte Texte der griechischen Sophistik statarische Lektüre; Darstellen der politischenund gesellschaftlichen Rahmenbedingungen;Erfassen des kulturgeschichtlichen Hintergrundsam Beispiel ausgewählter Biographien vonSophisten

der radikale, aufklärerische Denkansatz derSophistik: dieSophistik als pädagogische Bewegung

- Hinwendung zur Lebenspraxis (z.B.Pro- tagoras, Kallikles)

Beschreiben dessophistischen Bildungsprogramms undsophistischer Lebensführung; "praktischeLebenstüchtigkeit" (6 L) als Bildungsideal;Bildung als Mittel persönlicher Selbstentfaltung inder Gesellschaft (6 Sk)

- Rhetorik (6 L) als Mittel der Durchset- zung individueller Interessen (z.B. Gorgi- as,Protagoras)

Achten auf die Beeinflußbarkeit und Lenkbarkeitdes Menschen durch Rhetorik und Massensuggestion (6 ME); Nachdenken überMöglichkeiten und Gefahren einer für alleZwecke verfügbaren Rhetorik

- Lehrbarkeit der Dinge, Bildsamkeit des Menschen; Vorstellung der ¦ãêýêëéoò ðáéäåßá (z.B. Gorgias, Protagoras, Hip- pias)

Erkennen der grundsätzlichen Neuartigkeit dersophistischen Konzeption einer umfassendenBildung; Diskutieren der Frage nach derFormbarkeit des Menschen durch Bildung undnach den Kriterien zur Bestimmung vonBildungsinhalten

die Radikalisierung des Denkens Bemühen

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- Erkenntnistheorie: "Der Mensch alsMaß aller Dinge" (Protagoras)

um die Problematik der menschlichen Erkenntnisund die Frage objektiver bzw. subjektiverWahrheit; Nachdenken über Möglichkeiten undGrenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit;Erfassen der wesentlichen Merkmale deserkenntnistheoretischen Relativismus (6 Eth);Beschreiben der Begriffsinhalte vonSubjektivismus, Individualismus, Sensualismus,Empirismus, Skeptizismus, Agnostizismus;Gegenüberstellen er- kenntnistheoretischerÄußerungen aus der Sophistik und dervorsokratischen Philosophie

- Kritik an tradierten religiösen Vorstellun- gen (z.B. Protagoras, Prodikos, Kritias)

Erkennen rationalistischer Argumentation inreligionsphilosophischen Zusammenhängen;Differenzieren unterschiedlicher religiöserBegriffe (6 K, Ev)

- Kulturentstehungstheorien (z.B. Protago- ras, Prodikos, Kritias)

vergleichende Würdigung verschiedener Theorien über Kulturentstehung und -ent-wicklung

die ethisch-politischen Konsequenzen - Relativierung der Moralbegriffe (z.B.

Thrasymachos, Kallikles)

Diskutieren über Werte und ihre Begründung;Erfassen der Problematik des ethischenRelativismus (6 Eth)

- Trennung von positivem Recht und Na- turrecht (z.B. Antiphon, Hippias, Kalli- kles)

Differenzieren der Begriffsinhalte von vü- ìoòund öýóéò; Verständnis für die Vorstellungeines menschlichen Naturrechts als grundsätzlichneuer Rechtsperspektive (6 WR); Herausstellender Bedeutung des Naturrechts für moderneVerfassungen, z.B. Grundgesetz (6 Sk; 6 P)

- Ausformung gegensätzlicher Naturrechts- vorstellungen: Naturrecht des Stärkeren (6B) - Naturrecht des Schwächeren (z. B.Kallikles, Thrasymachos - Lykophron, Alkidamas)

Erfassen der Ambivalenz einer aus dem Ra-tionalismus erwachsenen Naturrechtsvorstellung;Entdecken des Niederschlags beider Naturrechtsvorstellungen im politischen Den-ken und Handeln, z.B. Menschenrechte (6 Eth)

ausgewählte Stellen aus Platons "Gorgias"; Überblick über den Aufbau des Gesamtdialogs

statarische und kursorische Lektüre; Einblick inden literarisch künstlerischen Aufbau und in die"innere" Linie des Dialogs

das philosophische Lebensideal des Sokrates alsAntwort auf sophistische Haltungen

- Kallikles als Vertreter des Naturrechts des Stärkeren und eines schrankenlosen Hedonismus -Sokrates als Vertreter einer philoso- phisch begründeten Sittlichkeit und einer vonder Ethik bestimmten Glücksvorstel- lung (6Eth)

vergleichendeWertung und Diskussion beider Lebenshaltungenund Glücksvorstellungen; Würdigen der Ethikdes Sokrates als des philosophischen Versuches,Normen auf dem Weg der Vernunft zu finden;Formulieren eines eigenen Standpunktes bei derFrage nach dem menschlichen Glück

- 1609 -

Thukydides, Melierdialog Lektüre der Kernstellen im Original; Arbeiten mitzweisprachigen Ausgaben; Einordnen des Textesin den Gesamtzusammenhang; Nachzeichnen desGesprächsverlaufs

historisches Beispiel (6 G) für die Legitimierungdes Machtmißbrauchs durch sophistischeTheorien: Antinomie von Recht und Macht

Sammeln von Wörtern und Ausdrücken zurpolitischen Demagogie und Manipulation;Begreifen der Möglichkeit, Sprache als Machtinstrument einzusetzen (6 D); Erkennendes Gegensatzes von Machtpragmatismus seitensder Athener und ideell-moralischer Argumenta-tion der Melier; Vergleichen mit geschichtlichenund aktuellen Ereignissen (6 P); Entlarven derScheinrationalität des verabsolutierten Machtden-kens und Sensibilität für das Phänomen desMoralischen

Jahrgangsstufe 13

Individuum und politische Ordnung (6 P)

Das Verhalten des einzelnen zum Staat

Die Schüler werden mit der Frage nach dem wechselseitigen Verhältnis zwischen dem einzelnen undder politischen Ordnung konfrontiert. Sie erfahren in Antworten griechischer Dichter und Denker vonmöglichen Verhaltensweisen des Individuums gegenüber der staatlichen Gemeinschaft. Dabei sollen siepersönliche Vorstellungen entwickeln und sich der eigenen Stellung zu Staat und Gesellschaft bewußtwerden (6 P).Bei der Rekonstruktion des Weges von der geschlossenen archaischen Gesellschaft zu einerzunehmend offenen Staatsform können die Schüler die Findung und Begründung von Ordnungs- undRechtsprinzipien nachvollziehen und erhalten Einblick in den Zusammenhang ethischer, religiöser,politischer und sozialer Normen (6 W). Sie werden mit dem Versuch des Solon bekannt, herrschendesoziale Spannungen und Rechtsunsicherheit durch rechtsstaatliche Grundsätze (Eunomie) zu beendenund die Bürger zu Eigenverantwortlichkeit und zu sozialem Verhalten zu führen (6 FR).Im Logos Epitaphios des Thukydides lernen die Schüler die ideale Darstellung der attischenDemokratie kennen, in der sich höchste individuelle Freiheit mit dem größten Einsatz für die Gemein-schaft verbindet; sie identifizieren die Grundwerte der attischen Polis als vorbildhaft für demokratischeOrdnungen (6 Sk; 6 P) und begreifen den Zusammenhang mit dem klassischen Bildungsideal: dieAusbildung aller geistigen Kräfte des Menschen.Das Drama "Antigone" des Sophokles stellt den Schülern das Problem des Antagonismus von Machtund Recht, von staatlichem Gesetz und übergesetzlichem Recht und den Konflikt vor Augen, dem dasIndividuum sich ausgesetzt sieht, wenn eine Staatsordnung sich autoritär mißversteht. Sie setzen sichauseinander mit der ethisch-religiösen Verantwortung (6 Eth) und der autonomen Entscheidung deseinzelnen gegenüber der Willkür der Macht. Dabei werden sie sich der Ambivalenz menschlicherFähigkeiten zum Guten und Bösen bewußt. Gleichzeitig gewinnen sie Einblick in Bedingungen undEntwicklungen der Tragödie sowie in Aufbau und Aufführungspraxis des Dramas.Bei der Lektüre des Platonischen Dialogs "Kriton" erleben die Schüler die argumentativeAuseinandersetzung mit der Frage: Wie läßt sich Gesetzestreue bei ungerechter Verurteilung begründenund philosophisch fundieren? Sie begegnen in der Haltung des Sokrates konsequentem ethischemHandeln (6 Eth).In den Texten der Stoiker und Epikureer treffen die Schüler auf Möglichkeiten praktischer

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Lebensgestaltung (6 L). Die philosophisch jeweils unterschiedlich begründete Alternative "Pflichten fürdie Gemeinschaft übernehmen" oder "sich von der Gesellschaft zurückziehen" fordert die Schüler dazuheraus, kritisch Stellung zu nehmen.

Solon, Eunomie-Elegie statarische (und kursorische) Lektüre

Wandel der Gesellschaft in einer verändertenhistorischen, politischen und wirtschaftlichenSituation

Darstellen der historischen Entwicklung undSituation; Würdigen der Person Solons als einesPolitikers und Dichters

Selbstverantwortung des Menschen; Problem derTheodizee (6 K, Ev, Eth)

Einsicht in die Verantwortlichkeit des menschlichen Handelns; Erkennen der zu-nehmenden Verlagerung göttlicher Wirkweise insInnere des Menschen; vertiefendeAuseinandersetzung mit der Theodizeepro-blematik

äõóvoìßá: Ergebnis einer egoistischen Miß-achtung gemeinsamer Rechtsnormen

Identifizieren von Formen und Gründen a-politischen Verhaltens

åÛvoìßá: Rechtssicherheit durch die Beachtungvon Normen; Polisverantwortung alsVoraussetzung für individuelles und gemein-sames Glück

Verstehen des Prinzips der Rechtsstaatlichkeit alsoberstes Ordnungsprinzip der Polis; Diskussionverschiedener Glücksvorstellungen; Einsicht indie gegenseitige Abhängigkeit von persönlichemund öffentlichem Wohlergehen; Wahrnehmendes appellativen Charakters der Elegie

Thukydides, Logos Epitaphios statarische und kursorische Lektüre; Arbeiten miteiner zweisprachigen Ausgabe; Einordnen in denGesamtzusammenhang; Herausarbeiten derliterarischen Besonderheit des PerikleischenLogos Epitaphios; Aufmerksam-Werden auf denCharakter der Rede als Appell an die kritischeRationalität

Vollendung der attischen Demokratie imperikleischen Zeitalter (6 G11)

Darstellen der historischen Entwicklungslinien

Grundprinzipien der attischen Demokratie (6 Sk;6 P)

Identifizieren demokratischer Grundzüge derathenischen Verfassung; Erkennen des Mo-dellcharakters (6 W)

das Bild des Staatsbürgers (6 Sk; 6 W, FR): enge Verbindung von privatem und öffentlichemLeben; Ausgewogenheit von Freiheit und Pflicht

Bestimmen der tragenden Motive für das Ver-halten des athenischen Bürgers; Entdekken desZusammenhanges von Freiheit und rationalerMündigkeit; Würdigen der Vorstellung einerallseits entwickelten Persönlichkeit alsmodellhafter und richtungsweisenderBildungskonzeption; Diskutieren desZusammenhanges von Demokratie und Bildung;Vergleichen mit modernen politischen Einstel-lungen und Lebensauffassungen

Vergleich zwischen athenischer und spartani-scher Lebensordnung

Erkennen und Herausstellen des völlig ge-gensätzlichen Lebensentwurfes; Prüfen des

- 1611 -

Anspruchs Athens als geistiger Führungsmachtganz Griechenlands

Athen als Bildungsstätte Griechenlands Herausarbeiten des attischen Ideals der Ver-bindung von künstlerischer Verfeinerung undpraktischer Lebenstüchtigkeit

das klassische griechische Menschenbild (6Ku; 6 W, MB)

emotionales Erleben des künstlerischen Hö-hepunkts in der Entwicklung des griechischenMenschenbildes an ausgewählten Beispielen ausPlastik, Architektur, Vasenmalerei; Erkennen des"Zeitlosen" in den Darstellungen

Ideal und Wirklichkeit: die historische Gestalt desPerikles (Thuk. II 65)

Vergleichen des Anspruchs des Logos Epita-phios mit der historischen Wirklichkeit und Wür-digen der Gesamtpersönlichkeit des Pe- rikles

Sophokles, ein Drama: z.B. "Antigone" statarische und kursorische Lektüre; Arbeit miteiner zweisprachigen Ausgabe; Einordnen desStoffes in den thebanischen Sagenkreis

die griechische Tragödie: Entwicklung, Auf-führungspraxis, Kompositionselemente

Bewußtwerden des religiösen Hintergrundes;Vergleichen des antiken Theaterwesens mit demmodernen (6 ME, FZ)

Handlungsablauf der "Antigone" Herausarbeiten der Handlungslinie; Erkennen desDiptychonaufbaus

die "Antigone" als Forum nomologischer Dis-kussion: das Verhältnis von Macht und Recht,positivem Gesetz und ungeschriebener Norm - Kreon alsVertreter der sich autoritär mißverstehen-den Staatsmacht

Erkennen der Unfähigkeit zuKommunikation und Kompromiß als Ursache derVerstrickung Kreons

- Antigone als Vertreterin einer ethisch- religiösen Bindung

Sich-Öffnen für den Unbedingtheitsansprucheiner ethisch-religiösen Idee; Bemühen um einvertieftes Verständnis des von Antigonegeleisteten Widerstandes

- Ismene als Folie der tragischen Heldin Verständnis für das durch Nachgiebigkeit undSich-Fügen geprägte Verhalten der Ismene alsAusdruck menschlicher Bedingtheit

- Haimon als Vertreter der jungen Gene- ration und demokratischer Grundsätze

Eingehen auf den Vater-Sohn-Konflikt; Darstellender Grundlagen demokratischen Verhaltens alsVoraussetzung einer humanen politischenOrdnung

- Teiresias als Verkörperung der religiö- sen Dimension

Erkennen der Rolle der Götter im Drama; derMensch als theonomes Wesen (6 W)

- die Ambivalenz menschlicher Fähigkeiten (1. Stasimon)

Sensibilisierung für die ethische Verantwortungmenschlichen Handelns (6 Eth; 6 MT, U);Erkennen der Chorlieder als möglicher Kommen-

- 1612 -

tarform des Dichters

das Phänomen des Tragischen: der tragischeHeld; tragische Ironie

Aufzeigen von Ursache, Verlauf, Lösung destragischen Konfliktes; Definitionen des Tragi-schen (6 W)

Fortleben der Tragödie Vergleichen des Originals mit modernen Ge-staltungen des Stoffes (6 D, Fs, Ku, Mu; 6 MB)

Platon, "Kriton" statarische und kursorische Lektüre; Einordnenin die historisch-politische Situation

philosophische Begründung der Gesetzestreue - Be-stimmung der Rolle des ðoëßôçò alsVertragsverhältnis; Polisgebunden- heitdes griechischen Menschen

Herstellen vonVerbindungen zur Vertragstheorie derfranzösischen Aufklärung (6 G11); Würdigender sokratischen Alternative ðåßèåév ´ ðåßèåóèáé

- Prinzip der Rechtsstaatlichkeit; patriar- chalische Gesetzesvorstellung

Vergleichen mit modernen Rechtsauffassungen:differenzierendes Bewerten (6 Sk)

- metaphysische Legitimität der staatlichen Gesetze

Erkennen der metaphysischen Dimension so-kratischer Ethik (6 Eth)

- das konsequente Verhalten des Sokrates alsEinheit von Denken und Handeln

Ermessen des Unbedingtheitsanspruchs so-kratischer Ethik (6 Eth); persönliches Stellung-nehmen

ausgewählte Texte von Stoikern und Epikureern statarische und kursorische Lektüre

philosophische Begründung der Stellung desMenschen zur Gemeinschaft (6 W)

Nachzeichnen der kontroversen Grundpositionen:ëÜèå âéþóáò und Einsatz für dieGemeinschaft; Formulieren eines persönlichenStandpunktes

Griechische Staatstheorie (6 P)

Auseinandersetzung mit der Frage nach der besten Staatsform

Die Schüler lernen Gedanken der Griechen über die grundsätzlichen Bedingungen und Mög- lichkeitenstaatlichen Zusammenlebens kennen. Sie erfahren zunächst von Grundformen des Staates mit ihrenVorzügen und Nachteilen in direkter Gegenüberstellung (sog. Verfassungsdebatte bei Herodot), umanschließend den Schritt zur Staatsphilosophie anhand des Platonischen Staatsmodells zu vollziehen,das Züge der Utopie trägt. Ihr Verfremdungscharakter soll sie zur geistigen Auseinandersetzung undzum kritischen Abwägen der Gefahren und Chancen dieses Entwurfs herausfordern.Die Weite und Radikalität der Platonischen Philosophie (6 W) führen die Schüler über dieFragestellungen der Staatstheorie hinaus zum Problem der höchsten menschlichen Existenzform, diesich Platon in der Idealgestalt des Philosophenherrschers als Schnittpunkt von Philosophie, Politik undPädagogik darstellt. Dabei lernen sie, philosophische Begriffe sowohl zu identifizieren als auch zudifferenzieren. In Platons Versuch, mit der Ideenlehre Individual- und Sozialethik ontologisch zubegründen, sollen sich die Schüler der existentiellen Bedeutung der philosophischen Frage nachGerechtigkeit und Glück bewußt werden.

- 1613 -

Einer auf empirischen Forschungen beruhenden Staatstheorie begegnen die Schüler in derAristotelischen Lehre von der relativ besten Verfassung, die sich als ausgewogene Mischung vonDemokratie und Oligarchie auf der Grundlage von Freiheit und gerechter Besitzverteilung zeigt.Die Theorie des Polybios vom Kreislauf der Verfassungen und der Mischverfassung zur Herstellunggrößtmöglicher Stabilität führt den Schülern die stete Gefährdung politischer Systeme vor Augen; siewird so zum bleibenden Appell, die moderne freiheitliche Demokratie nicht als selbstverständlichenZustand, sondern als Ergebnis politischer Anstrengungen zu begreifen und durch eigenes Bemühenimmer wieder neu zu sichern (6 P).

Grundtypen der Verfassung (6 G11, L):Demokratie, Oligarchie, Monarchie (Herodot,sog. Verfassungsdebatte)

statarische und kursorische Lektüre; Vergleichender Verfassungsformen; Herstellen vonBeziehungen zur politischen Wirklichkeitmoderner Staaten (6 Sk)

Platon, "Politeia"; ausgewählte Kernstellen imOriginal Überblicküber den Aufbau des Gesamtwerkes

statarische und kursorische Lektüre Schü-lerreferat; Lektüre gedruckter Übersetzungen;Anfertigen von Inhaltsübersichten; Einordnen dergelesenen Kernstellen in denGesamtzusammenhang

die Einheit von Philosophie, Pädagogik undPolitik: dieIdeenlehre (6 D; 6 W) - dieIdee des Guten: ontologische und er- -kenntnistheoretische Grundlegung im Sonnengleichnis

Nachzeichnen derGrundlinien der Platonischen Ideenlehre;Reflektieren über die Möglichkeiten und Grenzenvon Erkenntnis; Einordnen der platonischenGedanken in die philosophische Tradition

- der Weg der Erkenntnis und die Bedeu- tung philosophischer Erziehung im Lich- tedes Höhlengleichnisses (6 W)

Anfertigen einer veranschaulichenden Skizze;gemeinsames Entschlüsseln des Gleichnisses

- das Ideal des Staatsmannes: die Kennt- nisder Wahrheit als Voraussetzung rech- terStaatslenkung (Gleichnis vom Schiffs- herrn)

Entschlüsseln der Bedeutung des Gleichnisses;kritisches Hinterfragen seiner Eignung alsMetapher politischer Herrschaft

das Platonische Staatsmodell: Stufen

der Frage nach der Gerechtigkeit - dasModell eines an den materiellen Be- dürfnissen orientierten Primärstaates

Aus-einandersetzen mit einer philosophischenBehandlung des Phänomens Staat; Vergleichenmit anderen, modernen Theorien derStaatsentstehung (6 Sk)

- das Modell eines philosophisch geprägten Idealstaates

Bemühen um eine philosophisch bestimmteLebensform (MuLk12: Bedeutung der musischenErziehung)

- die Platonische "Anthropologie" zur Be- gründung politischer Statik im Metallmy- thos

Formulieren eines eigenen Standpunkts; Dis-kutieren der Problematik

- der Staat als Analogie zur Seele des Menschen

Anfertigen und Vergleichen von Strukturmo-dellen

- 1614 -

- die Verwirklichung der Gerechtigkeit im Staat

Analysieren und kritisches Würdigen desPlatonischen Begriffes von Gerechtigkeit;Vergleichen mit modernen Vorstellungen (6 Sk)

- die Realisierbarkeit des Platonischen Idealstaates: Philosophenherrschaft

Diskutieren der Realitätsnähe des PlatonischenEntwurfs der Gleichsetzung von philosophischerund politischer Kompetenz; Herstellen vonBeziehungen zwischen Platons Leben und Lehre

Gefahren und Chancen der philosophischenUtopie

Definieren des Begriffs "Utopie" (6 D); Ausein-andersetzen mit Kritik, die an Platons "Politeia"geübt wurde; Versuch, die überzeitlicheBedeutung des Platonischen Staatsentwurfes zuformulieren

Aristoteles, "Politik"; ausgewählte Kernstellen imOriginal

statarische und kursorische Lektüre

Grundthesen der Aristotelischen Staatstheorie - diePolis als Telos der Entwicklung aller Gemeinschaften

Aufmerksam-Werden auf den gegenüber Platon grundsätzlichanderen Denkansatz (6 W)

- der Mensch als æèov ðoëéôéêüv Wahrnehmen des appellativen Charakters derThese von der "politischen" Natur des Menschen(6 Eth); Nachdenken über das ei- gene Verhältniszu Staat und Gesellschaft (6 Sk)

- Verfassungsformen Erarbeiten eines Einteilungsschemas; Erkennender dem aristotelischen Staatsdenkenzugrundeliegenden empiristischen Orientierung

- die relativ beste Verfassung ("Politie") auf der Grundlage der sozialen Gerech- tigkeit (6 FR)

Identifizieren der tragenden Prinzipien; Ak-tualisieren der Interpretationsergebnisse

die Staatstheorie im Geschichtswerk des Po-lybios

Referat; statarische oder kursorische Lektüre

- der natürliche Kreislauf der Verfassun- gen - dieMischverfassung zur Erreichung größt-möglicher politischer Stabilität (6 L)

Interpretieren vor dem Hintergrund der phi-losophisch motivierten Staatsentwürfe vonPlaton und Aristoteles und der politischen RealitätRoms; Analysieren der Intention des Polybios imKontext seiner pragmatischen Geschichtschrei-bung