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68 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Dörfer und Städte LPG-Zentralsiedlungen und ihre Veränderungen seit 1990 Dieter Brunner und Meike Wollkopf Die verstaatlichte Agrarwirtschaft präg- te die Entwicklung des ländlichen Rau- mes der DDR sowie die Gestalt, Funkti- on und Lebensfähigkeit der Dörfer über viele Jahre so tiefgreifend, dass sich ein völlig neuer Typ von Siedlung – die LPG-Zentralsiedlung – herausbilden konnte. Er war v.a. gekennzeichnet durch eine Massierung von Wirtschafts- und Verwaltungsgebäuden, große Stall- komplexe mit oft weithin sichtbaren Si- loanlagen, Unterstell- und Wartungs- einrichtungen für pflanzenbauliche Großtechnik sowie den mehrgeschossi- gen Wohnungsbau am Siedlungsrand für Landarbeiter und Genossenschaftsbau- nehmen erhalten und mit weiteren sechs auf Witzin und umliegende Dörfer aus- dehnen können. Die ehemaligen LPGs existieren auf veränderter Rechtsbasis nur noch zur Vermögensverwaltung. Die zwei Postfilialen wurden geschlossen, eine ärztliche Betreuung kann nicht mehr angeboten werden. Mustins, aber auch Witzins Versorgung mit Lebensmit- teln, Kleintextilien, Futtermittel u.ä. wird durch Mobilhandel bestimmt, es gibt lediglich einige Getränkeverkaufs- stellen. Alle ehemaligen Handwerker führen ihre Unternehmen weiter. Zudem wurden in Mustin und Witzin 14 meist kleinere Firmen mit Schwerpunkt im Bauwesen neu gegründet. Die LPG-Zentralsiedlung Mustin hat die frühere Vorrangstellung als Agrar- standort verloren. Die Nachbarsiedlung Witzin konnte sich zum gewerblichen und infrastrukturellen Kleinzentrum entwickeln, was u.a. ihrer verkehrsgüns- tigeren Lage zu verdanken ist. ern. Im Durchschnitt war in jeder zwei- ten Gemeinde eine LPG ansässig, was einem Verhältnis von Siedlung zu LPG von etwa 5:1 entsprach . Mit der po- litischen Wende 1989/90 sahen sich auch die LPG-Zentralsiedlungen und mit ihnen das gesamte ländliche Sied- lungsnetz neuen kommunalpolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingun- gen ausgesetzt. Seitdem ist ein dorfbezo- gener Strukturwandel im Gange, der auch in der Gegenwart noch nicht ab- geklungen ist. Die wirtschaftlichen Veränderungen mit ihren Konsequenzen für die Beschäfti- gungslage und die Gestaltung des Dorfall- tags werden an zwei Regionalbeispielen verdeutlicht, die in unterschiedlichen ag- rarwirtschaftlichen Gebieten angesiedelt sind: Mustin im nördlichen Teil der DDR, wo die landwirtschaftlichen Betriebe häu- fig die alleinigen Arbeitgeber in den Dör- fern waren, und Schönbach und Sermuth bei Großbothen in Mittelsachsen, wo auch im ländlichen Raum Einkommens- möglichkeiten in der Industrie vorhanden waren, so dass die LPG-Zentralsiedlungen hier über eine breitere Wirtschaftsbasis verfügten. Veränderungen seit 1990 Die Erweiterung des Agrarbetriebsbe- standes nach 1990 führte in den Dör- fern zu einer Wiederbelebung landbau- lich-bäuerlicher Traditionen, obwohl seit 1989 rd. 656.000 Arbeitsplätze durch Umstrukturierung der landwirt- schaftlichen Kernbereiche, Abbau der Viehbestände und Modernisierung der Betriebsabläufe vernichtet wurden. Gleichzeitig entstanden auf dem Land Tausende von Firmen des produzieren- den und dienstleistenden Handwerks. Ein Teil davon ging aus nichtlandwirt- schaftlichen LPG-Produktionsbereichen hervor. Neue Lebensstile, die veränder- te Erwerbsstruktur der Landbevölkerung, Arbeitslosigkeit und die Gewinnorien- tierung von Einrichtungen der sozialen Infrastruktur brachten dagegen bis Ende der 1990er Jahre vielen Dörfern Funkti- onsverluste wie die Schließung von Kin- dereinrichtungen, Verkaufsstellen, Post- und Sparkassenfilialen. Auch der mas- senhafte Leerstand von Wirtschaftsge- bäuden inner- und außerhalb der Dorfen- sembles wurde zu einem gestalterisch kaum mehr zu bewältigenden Problem. Vollziehen sich diese Veränderungen bei rückläufiger Bevölkerungsentwicklung, unterliegen nicht nur einzelne LPG-Zen- tralsiedlungen, sondern ganze Landstri- che zunehmend dem optischen und strukturellen Verfall. Beispielraum Mustin Die kleine LPG-Zentralsiedlung Mustin als Kombinationsstandort einer LPG P Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs) In der DDR bestand bis 1990 eine staatliche genossen- schaftlich organisierte großbetriebliche Landwirtschaft. Die ca. 4700 Agrarbetriebe, davon 80% LPGs (1988), mit Sitz in ca. 3500-3800 Siedlungen waren auf Pflanzenbau (LPG P) oder Tierhaltung/Veredlung (LPG T) spezialisiert und mit ei- ner Reihe nichtlandwirtschaftlicher Aufgaben in den Berei- chen Bau, Reparatur und Rationalisierung sowie Kultur/Sozi- ales (wie Errichtung und Betreiben von Kindertagesstätten, Gaststätten, Kultureinrichtungen u.ä.) befasst. Etwa 20% der 831.700 ständig in der Landwirtschaft Beschäftigten waren durch diese nichtlandwirtschaftlichen Aufgaben ge- bunden. Die Agrarbetriebe übernahmen damit kommunale Vor- bzw. Dienstleistungen für die Landbevölkerung. Bei LPGs mit pflanzenbaulicher Spezialisierung schloss die Wirt- schaftsfläche mehrere Gemeindeareale ein. Die LPGs existierten bis 31.12.1991. Zur Umstrukturierung ließ der Gesetzgeber mehrere Varianten zu: Teilung mit Vermögensübertragung auf andere von der LPG gebildete Unternehmen, Umwandlung in eine eingetragene Genossenschaft, Kapi- tal- bzw. Personengesellschaft oder Auflösung durch Mitgliederbeschluss. Damit war der Weg frei für die Entstehung von Agrarbetrie- ben auf neuer Rechtsbasis (Bestand 1999: rd. 32.000). und einer LPG T liegt im agrarisch geprägten, dünn besiedelten Mecklen- burg. Die Wirtschaftsfläche betrug 4600 ha und schloss u.a. auch die Gemarkung der Nachbargemeinde Witzin ein. Beide LPGs beschäftigten 1989 etwa 250-300 Personen. Auspendlern standen Indus- trie- und Infrastrukturarbeitsplätze v.a. in Sternberg, Schwerin und Güstrow zur Verfügung. Die Ausstattung mit Ein- richtungen der sozialen Infrastruktur entsprach mit einer Lebensmittelver- kaufsstelle, Kindereinrichtungen, einer Poststelle und wöchentlicher ärztlicher Vor-Ort-Betreuung dem damaligen Standard von ländlichen Mittelpunkts- orten. Der gewerbliche Sektor be- schränkte sich auf wenige kleine Hand- werksbetriebe. Witzin war aufgrund der fast doppelt so großen Einwohnerzahl sogar noch besser ausgestattet . In Mustin hat sich bis zum Jahr 2000 die landwirtschaftliche Erwerbsbasis durch vier neu gegründete Agrarunter-

LPG-Zentralsiedlungen und ihre Veränderungen seit 1990archiv.nationalatlas.de/wp-content/art_pdf/Band5_68-69_archiv.pdf · LPG-Zentralsiedlungen und ihre Veränderungen seit 1990

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68Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Dörfer und Städte

LPG-Zentralsiedlungen und ihre Veränderungen seit 1990Dieter Brunner und Meike Wollkopf

Die verstaatlichte Agrarwirtschaft präg-te die Entwicklung des ländlichen Rau-mes der DDR sowie die Gestalt, Funkti-on und Lebensfähigkeit der Dörfer überviele Jahre so tiefgreifend, dass sich einvöllig neuer Typ von Siedlung – dieLPG-Zentralsiedlung – herausbildenkonnte. Er war v.a. gekennzeichnetdurch eine Massierung von Wirtschafts-und Verwaltungsgebäuden, große Stall-komplexe mit oft weithin sichtbaren Si-loanlagen, Unterstell- und Wartungs-einrichtungen für pflanzenbaulicheGroßtechnik sowie den mehrgeschossi-gen Wohnungsbau am Siedlungsrand fürLandarbeiter und Genossenschaftsbau-

nehmen erhalten und mit weiteren sechsauf Witzin und umliegende Dörfer aus-dehnen können. Die ehemaligen LPGsexistieren auf veränderter Rechtsbasisnur noch zur Vermögensverwaltung. Diezwei Postfilialen wurden geschlossen,eine ärztliche Betreuung kann nichtmehr angeboten werden. Mustins, aberauch Witzins Versorgung mit Lebensmit-teln, Kleintextilien, Futtermittel u.ä.wird durch Mobilhandel bestimmt, esgibt lediglich einige Getränkeverkaufs-stellen. Alle ehemaligen Handwerkerführen ihre Unternehmen weiter. Zudemwurden in Mustin und Witzin 14 meistkleinere Firmen mit Schwerpunkt imBauwesen neu gegründet.

Die LPG-Zentralsiedlung Mustin hatdie frühere Vorrangstellung als Agrar-standort verloren. Die NachbarsiedlungWitzin konnte sich zum gewerblichenund infrastrukturellen Kleinzentrumentwickeln, was u.a. ihrer verkehrsgüns-tigeren Lage zu verdanken ist.

ern. Im Durchschnitt war in jeder zwei-ten Gemeinde eine LPG ansässig, waseinem Verhältnis von Siedlung zu LPGvon etwa 5:1 entsprach �. Mit der po-litischen Wende 1989/90 sahen sichauch die LPG-Zentralsiedlungen undmit ihnen das gesamte ländliche Sied-lungsnetz neuen kommunalpolitischenund wirtschaftlichen Rahmenbedingun-gen ausgesetzt. Seitdem ist ein dorfbezo-gener Strukturwandel im Gange, derauch in der Gegenwart noch nicht ab-geklungen ist.

Die wirtschaftlichen Veränderungenmit ihren Konsequenzen für die Beschäfti-gungslage und die Gestaltung des Dorfall-tags werden an zwei Regionalbeispielenverdeutlicht, die in unterschiedlichen ag-rarwirtschaftlichen Gebieten angesiedeltsind: Mustin im nördlichen Teil der DDR,wo die landwirtschaftlichen Betriebe häu-fig die alleinigen Arbeitgeber in den Dör-fern waren, und Schönbach und Sermuthbei Großbothen in Mittelsachsen, woauch im ländlichen Raum Einkommens-möglichkeiten in der Industrie vorhandenwaren, so dass die LPG-Zentralsiedlungenhier über eine breitere Wirtschaftsbasisverfügten.

Veränderungen seit 1990Die Erweiterung des Agrarbetriebsbe-standes nach 1990 führte in den Dör-fern zu einer Wiederbelebung landbau-lich-bäuerlicher Traditionen, obwohlseit 1989 rd. 656.000 Arbeitsplätzedurch Umstrukturierung der landwirt-schaftlichen Kernbereiche, Abbau derViehbestände und Modernisierung derBetriebsabläufe vernichtet wurden.Gleichzeitig entstanden auf dem LandTausende von Firmen des produzieren-den und dienstleistenden Handwerks.Ein Teil davon ging aus nichtlandwirt-schaftlichen LPG-Produktionsbereichenhervor. Neue Lebensstile, die veränder-te Erwerbsstruktur der Landbevölkerung,Arbeitslosigkeit und die Gewinnorien-tierung von Einrichtungen der sozialenInfrastruktur brachten dagegen bis Endeder 1990er Jahre vielen Dörfern Funkti-onsverluste wie die Schließung von Kin-dereinrichtungen, Verkaufsstellen, Post-und Sparkassenfilialen. Auch der mas-senhafte Leerstand von Wirtschaftsge-bäuden inner- und außerhalb der Dorfen-sembles wurde zu einem gestalterischkaum mehr zu bewältigenden Problem.Vollziehen sich diese Veränderungen beirückläufiger Bevölkerungsentwicklung,unterliegen nicht nur einzelne LPG-Zen-tralsiedlungen, sondern ganze Landstri-che zunehmend dem optischen undstrukturellen Verfall.

Beispielraum MustinDie kleine LPG-Zentralsiedlung Mustinals Kombinationsstandort einer � LPG P

Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften(LPGs)

In der DDR bestand bis 1990 eine staatliche genossen-schaftlich organisierte großbetriebliche Landwirtschaft. Dieca. 4700 Agrarbetriebe, davon 80% LPGs (1988), mit Sitz inca. 3500-3800 Siedlungen waren auf Pflanzenbau (LPG P)oder Tierhaltung/Veredlung (LPG T) spezialisiert und mit ei-ner Reihe nichtlandwirtschaftlicher Aufgaben in den Berei-chen Bau, Reparatur und Rationalisierung sowie Kultur/Sozi-ales (wie Errichtung und Betreiben von Kindertagesstätten,Gaststätten, Kultureinrichtungen u.ä.) befasst. Etwa 20%der 831.700 ständig in der Landwirtschaft Beschäftigtenwaren durch diese nichtlandwirtschaftlichen Aufgaben ge-bunden. Die Agrarbetriebe übernahmen damit kommunaleVor- bzw. Dienstleistungen für die Landbevölkerung. BeiLPGs mit pflanzenbaulicher Spezialisierung schloss die Wirt-schaftsfläche mehrere Gemeindeareale ein.

Die LPGs existierten bis 31.12.1991. Zur Umstrukturierungließ der Gesetzgeber mehrere Varianten zu:• Teilung mit Vermögensübertragung auf andere von der

LPG gebildete Unternehmen,• Umwandlung in eine eingetragene Genossenschaft, Kapi-

tal- bzw. Personengesellschaft oder• Auflösung durch Mitgliederbeschluss.

Damit war der Weg frei für die Entstehung von Agrarbetrie-ben auf neuer Rechtsbasis (Bestand 1999: rd. 32.000).

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In Mustin hat sich bis zum Jahr 2000die landwirtschaftliche Erwerbsbasisdurch vier neu gegründete Agrarunter-

69LPG-Zentralsiedlungen und ihre Veränderungen seit 1990

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Beispielraum GroßbothenDas wirtschaftliche Schwergewicht derLPG-Zentralsiedlungen Schönbach undSermuth lag im Handwerk, Bauwesenund Gewerbe mit einem Anteil vonetwa 50% der am Ort Beschäftigten.Die meisten Betriebe waren zu Volksei-genen Betrieben (VEB) oder Produkti-onsgenossenschaften zusammenge-schlossene Handwerksbetriebe des ver-arbeitenden und des Baugewerbes. DieEinzelhandelseinrichtungen waren klei-ne Betriebe im privaten Bäcker- undFleischerhandwerk, aber auch aus Kon-sum- und HO-Verkaufsstellen für All-tagssortimente � .

Trotz gewerblicher Dominanz hat sichim Jahr 2000 die Landwirtschaft inSchönbach durch sechs, in Sermuthdurch drei neu entstandene Betriebe er-halten können. Die Gründung zahlrei-cher, in der Regel kleiner Betriebe improduzierenden und dienstleistendenHandwerk sichert auch ehemaligen Be-schäftigten des inzwischen geschlosse-nen Colditzer Porzellan- und Keramik-werkes sowie des ChemieanlagenbausLeipzig/Grimma – zwei Großbetriebemit damals landesweiter Bedeutung –Erwerbsalternativen.

Das eigentliche Leistungszentrumallerdings war und ist Großbothen.Durch die Gebietsreform Mitte der1990er Jahre hat es seine administrativeBedeutung als Gemeindemittelpunktausbauen können, während Schönbachund Sermuth zu zwei von insgesamtneun Gemeindeteilen wurden.�

Dreiskau-Muckern (Sachsen) – früher LPG-Verwaltung imehemaligen Rittergut, heute nach Sanierung Nutzung alsMehrzweckhalle

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