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zalp Zeitung der Älplerinnen und Älpler Nr. 12 Sommer 2001

Älplerinnen der Zeitung zalpzalp Zeitung der Älplerinnen und Älpler Nr.12 Sommer 2001 zalp2001_gesamt für PDF>zalp.ch 22.07.2001 8:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

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zalpZeitung der Älplerinnen und Älpler

Nr. 12 Sommer 2001

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Inhalt zalp die Zwölfte

Editorial

Früh aufstehen, Tiere holen, melken,käsen, abwaschen, Käse schmieren,holzen, Tiere holen, melken. . . 100 mal, jeden Tag das selbe, abseitsvon Kino, Internet und anderenSpässen. Nie einen Tag frei. Diespinnen, die Älplerinnen und Älpler!Alp ist überhaupt nicht romantisch.Und doch, viele stehen nicht nur mitknapper Not einen Sommer durch,nein, sie gehen jedes Jahr wieder. WirÄlplerinnen und Älpler können dasPhänomen selbst nicht in Wortefassen, was es genau ist, was wir dortoben mit den Bergen und Tierenspüren, was uns so erfüllt. Nennenwir es einfach Alpvirus. Um dieseunvergleichliche Welt zu bewahren,ist es an der Zeit, dass wir unsorganisieren. Angesichts der frag-würdigen Umsetzung der QS-Alp-Vorschriften ist auf den Alpen näm-lich bald nur noch der tiefe Lohn derÄlplerinnen und Älpler traditionell.Soll die Alpwirtschaft am Bürotischgeprägt werden? Nein, wenn daetwas ausgekäst wird, wollen wirÄlplerinnen und Älpler mitreden,auch wenn wir nicht gefragt werden.Das sagten sich einige Alpvirus-Befallene und gründeten die IG-Alp.Die verschiedenen Arbeitsgruppenstellen sich in dieser zalp-Nummervor. Mischelt mit, lasst uns gemein-sam Berge versetzen. Regula Wehrli

IG Alp – die neue Organisation der ÄlplerInnen

Kleine Historie des Anfangs

Die Arbeitsgruppen der IG Alp

Gruppe QS-Alp

Gruppe Baumaterialien

Gruppe Alltag, Tourismus, Vermarktung, Image

Gruppe Alpofon

Käsekulturen – Die Geschichte ihrer Verwendung

Stimmen zur IG Alp

Service IG Alp

Stell dir vor, du bist auf der Alp und siehst keine Kuh

Der Jura ist viel härter als man denkt

Protestaktion auf der Alp Flix

Der Rinderbeschlag

zalp und Geld

Geissenbölleli 1

So wirtschaftlich wie möglich. . .

www.zalp.ch

Mit Kinder auf die Alp

Kinderseite

La Neira erzählt

Frischer Wind beim Bündner Sennenverein BSV

Sind die Alpen Gift für die Biokuh?

CD ’s und Bücher

Geissenbölleli 2

Wettbewerb

Bestandesaufnahme Baumaterialien

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Die IG Alp ist ein Forum zur aktiven Mitarbeit und Diskussionwie auch eine Interessenvertretung der ÄlplerInnen. Sie ist of-fen für SennInnen, HirtInnen, AlpmeisterInnen, Bäuerinnenund Bauern und für alle Alpfreunde und Alpneulinge. Die IG-Alp soll nicht auf den Kanton Graubünden beschränkt blei-ben, sie soll über Kantons und Landesgrenzen hinweg, im Al-penraum und darüber hinaus Verbreitung finden.Entstanden ist die IG anlässlich eines Treffens von 15 aktivenund ehemaligen ÄlplerInnen, welche sich im Oktober 2000nach der Käsetaxation am Plantahof in Landquart zusam-menfanden, um über die derzeitige Situation der Alpen zudiskutieren. Hauptthemen der Zusammenkunft waren dieQualitätssicherung Alp (QS-Alp) sowie Möglichkeiten zur Mit-sprache mit Behörden, Käsereiinspektoren, AlpmeisterInnen,Bäuerinnen und Bauern, und die Mitgestaltung von Sanierun-gen betroffener Alpen. Es wurde ein «Runder Tisch» mit allen

Beteiligten angestrebt, der am 21. November 2000 am Plan-tahof stattgefunden hat (s. «Arbeitsgruppe QS-Alp»).Mittlerweile besteht die IG-Alp aus einem Kreis von ca. 200 In-teressierten und der Kerngruppe, einem engagierten Teamvon gut 20 Leuten. Aus der Kerngruppe bildeten sich verschie-dene Arbeitsgruppen heraus, die sich nun auf bestimmteThemen konzentrieren wie zum Beispiel das Alpofon, Qua-litätssicherung Alp, Alpsanierungen, Arbeitsplatz und Touris-mus, ÄlplerInnentreffen und -feste.Zu den einzelnen Themen verfasste jede Gruppe über ihre bis-herigen Ideen und Tätigkeiten einen Bericht, um damit inter-essierte ÄlplerInnen und AlpfreundInnen auf dem Laufendenzu halten. Die Berichte werden 2-3 mal jährlich zu einemRundschreiben, dem «Infoverteiler IG Alp», zusammengestellt.Aktuelle Informationen sind auch auf dem Internet bei«www.zalp.ch» zu finden. m

IG Alp– die neue Organisation der ÄlplerInnenIm Herbst 2000 haben sich einige ÄlplerInnen und Alpfreunde zu einer Interessengemeinschaft für das Alp-wesen zusammengeschlossen und die «Interessengemeinschaft Alp» kurz IG Alp gegründet. Anlass gab zumeinen die Verschandelung vieler Alpgebäude durch die QS-Alp und zum zweiten das Bedürfnis bei der künftigenAlppolitik selber mitzureden.Kristin Stroebel und Reiner Schilling

Die Erhaltung der Alpen als Lebensraum steht an vorderster Stelle der Anliegen.

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Die Alpen sind Naturraum und Kulturlandschaft in einem, sodass die Nutzung durch die Alpbewirtschafter und das Öko-system parallel existieren können. Sie sind Arbeitsplatz fürBäuerinnen, Bauern und ÄlplerInnen sowie Lebensraum fürunsere Nutztiere. Dies hat sich über Jahrhunderte entwickeltund erhalten, ist aber weiterhin auf die Einflüsse vonMensch und Tier angewiesen.Es stehen bei der traditionellen Bewirtschaftung die Senn-alpen im Vordergrund. Durch die erzeugten Lebensmittel wieKäse und Butter wird der unmittelbare Wert für die Men-schen sichtbar. Die Bewirtschaftung ist durch staatliche Un-

terstützung gefördert, aber, wegen der marktwirtschaftli-chen Anpassung an die Europäische Union, in ihrer bisheri-gen Art gefährdet. Alpsanierungen nach QS-Alp Standardverändern die Alpbetriebe in Richtung Industrieproduktionvon Einheitskäse wie in Talkäsereien. Dies bringt Verlustevon Tradition, Kultur, Architektur und bewährten Arbeitsraummit sich.

Wir sind davon überzeugt mit unserer Arbeit einen positivenBeitrag zu leisten und hoffen, dass noch weitere ähnlicheProjekte für die Alpen entstehen.

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Der Artikel von Barbara Sulzer in verschiedenen landwirt-schaftlichen Zeitungen (siehe auch «QS-Alp – Hat das Holzjärbausgedient?» im BündnerBauer vom 24. März 2000) über dieQS-Alp ist der Auslöser für die IG. Roland Ott, der sich nichtdamit abfindet, dass sein Käsekellerboden ungerechterweisebetoniert werden soll, setzt sich mit Barbara in Kontakt. Zu-sammen entwerfen sie ein Flugblatt, das an der letztjährigenAlpkäsetaxation am Plantahof verteilt wurde. Sie bringendarin ihre Wut über die viel zu scharfe Auslegung der QS imBündnerland mittels Flugblatt zur Sprache.In der Arena, wo ein Experte von der Forschungsanstalt fürMilchwirtschaft (FAM) die Lochkultur schmackhaft machenwill, stellt Roland unter anderem die «unverschämte» Frage,

wem die Löcher überhaupt nützen: dem Käse, den Konsumen-tInnen, den ÄlplerInnen oder bestenfalls dem FAM?Leonhard Hug, Fachkommission für Alpwirtschaft am Planta-hof, bietet in einem Nachgespräch den ÄlplerInnen eine Dis-kussion zum Thema QS-Alp an, worauf sich 15 ÄlplerInnen zu-sammenfinden um sich darauf vorzubereiten. Sie begebensich am Abend zu May-Britt in Fanas und erstellen eine Listevon Forderungen ihrerseits zum Thema QS-Alp an die Milchin-spektoren GR und das MIBD Nordostschweiz. Dabei wird klar,dass noch mehr Sachthemen anstehen, die nach älplerischenLösungen rufen.Die Zeit für eine neue Älplerbewegung ist reif.

Kleine Historie des AnfangsÄlplerInneninitiativen wie Das Alparchiv oder Alpamore sterben erfahrungsgemäss nach spätestenseinem Jahrzehnt. Sie entstehen aus der Arbeit einzelner aktiver ÄlplerInnen und die gehen nicht ewigz’Alp. Das Zentrale an diesen Bewegungen ist, dass sie wichtige Impulse in die Alpwirtschaftspolitikeinbringen (z.B. Käseplakette, Alppersonalrichtlöhne), die später von den offiziellen Stellen übernommenwerden. Hier können sie lesen, was auf sie zukommen wird.Roland Ott und Giorgio Hösli

Flugblatt QS-Alp an der Käsetaxation

Ihr Älplerinnen und Älpler, Alpmeister und Alpbesitzer

• Gemäss der QS-Alp Verordnung erfüllen auch traditionelleAlpen die gesetzlichen Mindestanforderungen.

• Wir sind die Direktbetroffenen der QS-Alp, darum wollen wirbei deren Umsetzung mitreden.

• Wir wehren uns gegen übertriebene Auflagen, welche mehrals das gesetzliche Minimum verlangen.

• Das Nischenprodukt Alpkäse hat nur Chancen auf demMarkt, wenn es sich eindeutig von den Talkäsen unterschei-det. Wir wollen deshalb keine Dorfkäsereien auf den Alpen.

• Die Qualität des Käses ist am effektiven Endprodukt Käse zumessen und nicht an der Ausstattung der Sennerei.

• Wir ÄlplerInnen wollen lieber gute Beratung und angemes-sene Alplöhne, statt separierte Küchen und betonierteKäsekeller.

• Mischt Euch ein bei der Realisierung der QS-Alp. Bringt EureAnliegen und Argumente, wir wollen uns gemeinsam dafüreinsetzen.

Fotos: (gh)

Ziele und Themen der IG Alp:• Erhaltung der Alp als Lebensraum

• Arbeitsplatzerhaltung

• Qualitätssicherung der Käseproduktion durch geschultes Personal

• Tradition der Alpkäseherstellung erhalten

• Alp-Hotline von ÄlplerInnen für ÄlplerInnen

• Gerechte Alppersonallöhne

• Vermarktung des Alpkäse

• Ursprungsbezeichnung

• Kommunikation mit Bauern und Behörden

• Publikationen in der zalp, im Infoverteiler, auf derInternetseite www.zalp.ch und weiterenFachzeitschriften

Wird die Sennküche durch die QS-Alp zur Käsefabrik? Leider schon.

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Die Arbeitsgruppe QS-Alp entstand, um auf die Umsetzungder Verordnung des Bundes über die gewerbliche Milchpro-duktion und Verarbeitung, welche auch die Sömmerungsbe-triebe einschliesst, Einfluss zu nehmen. Die Verordnung zurQualitätssicherung auf Kuhalpen (QS-Alp) wurde vom Schwei-zerischen Alpwirtschaftlichen Verband (SAV) und anderenLand- und Milchwirtschaftlichen Organisationen wie derMilchwirtschaftliche Inspektions- und Beratungsdienst (MIBD)verfasst. Die Verordnungen wurden sehr offen, also interpre-tationsbedürftig formuliert. In weiten Teilen betreffen siebauliche und infrastrukturelle Bereiche. Bei der Umsetzungder QS-Verordnung werden wichtigeAspekte der guten alten Herstellungs-praxis weggelasssen oder gelten alsveraltet (z.B. Fettsirtenkultur, Holz-gebsen, Einzelauszug ins Holzjärb,Hanfkäsetücher zur Entmolkung), zu-dem sollen die Küchen aus den Senne-reien verbannt werden. In diesen Teilas-pekten liegen die Differenzen wo sichTheoretiker und Praktiker nicht mehrtreffen. Da sich einige SennInnen damit nichteinfach abspeisen lassen wollen, ver-sammelten wir uns und diskutiertenheftig über die staatliche Bevormun-dung. Erstens stellten wir eine Liste mitunseren Tipps und Anliegen zur Umset-zung der QS-Alp Verordnung, welchewir allen Alpmeistern im KantonGraubünden zukommen liessen. Zwei-tens wollten wir die Verantwortlichenim Kt. Graubünden an einen Tisch krie-gen, um mit ihnen diese Differenzen zudebattieren. Infolge kam diese Aus-sprache am 21.11.2000 zustande, organi-siert von Leonhard Hug, Alpwirtschafteram Plantahof. Eingeladen wurden die beiden kant. Milchin-spektoren Edi Fritschi und Bruno Beerli, der Chef des MIBDNordostschweiz Peter Hartmann, Simon Wehrli vom kant. Me-liorationsamt, Markus Lehmann, Präsident des Bündner Sen-nenvereins, Flori Fausch, Alpmeister, sowie die Vertreter derIG Alp, Barbara Sulzer, Roland Ott und Stefan Brühlhart. Über den Inhalt dieses Treffens lässt sich leicht berichten.Vorwürfe, Anregungen und Bedenken der IG Alp Vertreterwurden nicht ernsthaft angehört, ja fast schon ignoriert. InKäserkreisen spricht man offen und ehrlich von der «Käser-Blindheit» also wenn das Gefühl für Koagulationspunkt,Synärese, Farbe, Geruch und Geschmack verloren geht. Hiervermissen wir die Selbstkritik unserer Inspektoren und Beam-ten – sind sie nicht auch blind, wehrlos und verängstigt? IhrGehorsam und die Gläubigkeit, die sie den EU-Politikernschenken, erscheint uns ebenfalls als eine Art Blindheit. Wo

bleibt das Vertrauen in unsere traditionelle helvetische Kä-ser- und Sennenkunst? Weltweit geniessen wir ein hohesAnsehen, welches auch im marktwirtschaflichen Sinn nichtleichtfertig verspielt werden darf. Bruno Beerli beklagte sich über den Bericht von Barbara inder «Montagna», durch den er sich hintergangen fühlte. PeterHartmann, Chef der Milchinspektoren wies auf den Druck derEU-Kommissare hin, welche unsere Milchverarbeitung unterdie Lupe nehmen. Weshalb sollen unsere Alpkäse von Inspek-toren aus Irland und Portugal kritisiert werden, wo keine ähn-lichen Produkte oder Alpsennereien existieren? Unsere Alpkä-

se werden eh kaum exportiert.«Der Käsekellergang wird beto-niert und basta!» liess Bruno Beerliuns wissen. Druck übten ebenfallsdie Grossverteiler und Konsumen-tenorganisationen auf unsere In-spektoren aus, letztere wolltenkeinen Unterschied sehen in derQS-Vorschrift bezüglich Talkäse-reien, Alpsennereien, Exportkäse-reien und lehnen eine Dreigleisig-keit strikt ab. Die QS-Alp ist ge-samtschweizerisch gültig undmuss umgesetzt werden, erklärteuns Hartmann in seiner Stellung-nahme zum Treffen am Plantahof,bzw. zu den Anliegen der IG Alpbezüglich den QS-Verordnungen. Weil wir überzeugt von unserenArgumenten sind und unseren Ar-beitsplatz nicht vernachlässigenoder gar verlieren wollen, werdenwir uns weiterhin aktiv an derenGestaltung beteiligen. Konkretwird die IG Alp in Zukunft Alpper-sonal und Alpbewirtschafter im

Bereich der Qualitätssicherung beraten. Unsere Forderung andas MIBD ist, die Vorschriften der QS-Alp mit Einbezug derÄlplerInnen, Bauern und Bäuerinnen nochmals zu thematisie-ren.Uns ist nicht nur die Alpkäsetradition ein Anliegen, sondernauch die Käsequalität als solche, also die Rohmilchverarbei-tung auf der Alp. Weltweit schwatzen Lebensmitteltechnolo-gInnen von Qualität, doch durch den Einsatz von Konservie-rungsmitteln oder Zusätzen wie Lysozyme sowie physikali-schen Behandlungen wie Thermisation der Milch zerstören siedas LEBENsmittel und produzieren konventionelle NAHRUNG-smittel. Wir wollen uns entschieden dagegen wehren. Barbara Sulzer und Stefan Brühlhart

Kontaktadresse:Barbara Sulzer, Vorderdorfstrasse 4, 8753 MollisTel. 055-622 39 21

Die Arbeitsgruppen der IGAlpDie IG Alp ist eine Interessengemeinschaft, weil sie sich keinen Vereinsstrukturen unterwerfen will – dieoffene Form der IG ist aber auch Programm. In themenbezogenen Arbeitsgruppen behandeln ÄlplerInnenFragen, Konzepte und Forderungen, die in der Kerngruppe weiterdiskutiert werden. Die Teilautonomie der verschiedenen Gruppen bietet Effizienz und verlangt Verantwortung, kommt also derÄlplernatur besonders entgegen.

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Gruppe QS-Alp

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Gruppe Baumaterialien

Gruppe Alltag, Tourismus, Vermarktung, Image

In den letzten 10–20 Jahren wurden viele der Bündner Kuhalp-gebäude renoviert. Hinzu kommen einige neuerbaute Alpge-bäude. Das Raumklima in Sennereien inkl. Milch und Käsekel-ler hat sich durch die Verwendung von «modernen Baumate-rialien» teilweise bis völlig verändert.Die QS-Alp Vorschriften schreiben für Lebensmittel verarbei-tende Betriebe z.B. abwaschbare Wände vor. Nirgends wer-den Baumaterialien vorgeschrieben. Die Entscheidungsträgerüber die Baumaterialien sind BesitzerInnen, PlanerInnen undMilchinspektoren.Unsere Alpgebäude – einerseits durch ihren Standort (hochal-pine Klimazone) und anderseits durch ihre entsprechendeNutzung als Sennerei – sind enormen Temperatur- und Feuch-tigkeitsschwankungen ausgesetzt. Siereagieren sehr schnell und empfind-lich auf nicht optimal gewählte Bau-materialien. Häufig treten Schädendurch Disharmonien auf. Damit nichteine permanent feuchte Situation ent-steht, ist es notwendig, dass die Bau-substanz viel Feuchtigkeit aufnehmenund schnell wieder abgeben kann. Aneiner Kunststoff vergüteten Wand(Putze und Farben) bzw. geplätteltenWand schlägt sich die hohe Luftfeuch-tigkeit in Form von Wasser nieder undverursacht somit Schimmelpilze. Auchein mit Fungiziden versetztes Materialverhindert den Befall nicht, schiebt ihn nur auf, vergleichbarmit einem Analgeticum (Schmerzmittel), das nur vorüberge-hend Schmerzen lindern kann, nicht aber den Heilungsprozessausführt.Schlechtes Raumklima im Käsekeller, Schimmelpilze und an-dere botanische Formen an Decken oder geplättelten Gips-wänden sind sicher nicht im Sinne der QS-Alp-Vorschrift, son-dern ein Missachten physikalischer Gesetze. Gemäss QS-Ver-ordnung Art. 60 Abs. 4 müssen beim Auftreten von Schimmeldie betroffenen Oberflächen gegebenenfalls mit Schimmel-schutzfarbe gestrichen werden. Dies steht jedoch im Gegen-satz zum Artikel 60 Abs. 1, wo die Materialien keine schädli-

chen Stoffe an die Umwelt abgeben dürfen. Schimmelschutz-farben enthalten Fungizide, die in 1 – 2 Jahren aus der Farbe andie Umwelt ausgeschieden werden.Heute haben SennInnen mit Folgeproblemen zu tun, die durchbesseres Planen zu verhindern gewesen wären. Ich als ehema-lige Sennerin und baubiologisch denkende Handwerkerinmöchte weitere Schäden verhindern und bestehende Situa-tionen verbessern helfen. Wer sich intensiver über bauphysi-kalische Vorgänge informieren will, kann bei mir eine Info-schrift bestellen. Unter der Telefonnummer 081 323 33 01 oder079 440 86 74 gebe ich gerne Auskunft. Um einen Überblick über die vorhandene Situation in reno-vierten Sennereien zu bekommen, möchte ich eine Bestandes-

aufnahme des baulichen Zu-standes auf möglichst vielenKuhalpen machen (s. S. 32).Dazu brauche ich eure Hilfe,beziehungsweise eure Mittei-lung über Raumklima und all-fällige Schäden. Die Datensollen zusammengefasst wer-den und Ausgangspunkt fürdie weitere Beratung sein.Die Bauberatung hat einegrosse Wichtigkeit. Bisherkonnten wir von der Baugrup-pe an Baukommissionssitzun-gen der Alp Ozur in Tiefenca-

stel und der Alp Prada in Surcuolm teilnehmen. Bauherrenund Architekten waren dankbar für die wertvollen Tipps, diewir als PraktikerInnen einbringen konnten, doch fiel uns auf,dass diese über die QS- Alp Vorschriften nicht genügend Be-scheid wussten. Durch die Kontakte zu den Baukommissionen,Bauern (Alpgenossenschaften), ArchitektInnen und der Denk-malpflege hoffen wir, das baubiologische Bewusstsein zu för-dern und dadurch weitere Schäden infolge falscher Materia-lien zu verhindern. May-Britt Meisser

Kontaktadresse:May-Britt Meisser, Plandadein, 7215 Fanas, Tel. 081-325 33 01

Der Arbeitsplatz Alp verändert sich ständig. Es gibt neue Be-reiche, die einer Vorabklärung zwischen Bauern und Alpper-sonal bedürfen, um zu Beginn und während der Alpzeit keineunangenehmen Überraschungen und Überforderungen zu er-leben. Bei den folgenden Themen gibt es keine offiziellenRichtlinien, keine Hinweise im Alpvertrag, und die Abmach-ungen sind von Alp zu Alp verschieden.

• Produkteverkauf ab Alp• Bewirtung von Touristen• Schaukäsen• Buttermödeli machen• Erweiterung der Produktepalette (Weichkäse,

Quark ...)

Dies ist mit zusätzlicher Arbeit für das Alppersonal verbun-den. Ihr müsst euch daher überlegen, ob ihr die Zeit dafürhabt und ob ihr das überhaupt wollt. Es muss vor Alpbeginn im Team und mit dem Alpmeister ab-

gesprochen sein, in welchem Rahmen diese Arbeiten umzu-setzen sind. Werden sie mit dem Grundlohn abgegolten oderwerden sie anders honoriert?Diese neuen Arbeitsbereiche werden uns in Zukunft immermehr beanspruchen. Sie dienen der Imagepflege der Alpwirt-schaft, indem sie der Bevölkerung einen Bezug zu unserer Ar-beit ermöglichen und so helfen den Lebensraum Alp zu erhal-ten. Denn nicht nur die staatlichen Direktzahlungen, sondernauch die KonsumentInnen von Alpprodukten tragen wesent-lich zur Unterstützung des Berggebietes und der Bestossungder Alpen bei.

Noch Fragen?Die richten an Daniel Schüpbach und Agnes Crämer,Tel. 052-364 28 61im Sommer ans Alpofon: 078-813 60 85für allgemeine Infos empfehlen wir das «Handbuch Alp»Octopus Verlag, Chur 1998, ISBN 3-00533-7

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Diesen Sommer startet ein Gruppe ehemaliger und aktiverÄlplerInnen eine neue Dienstleistung für das Alppersonal: DasAlpofon. Von Anfangs Juni bis Ende September gibt es unterder Nummer 078-813 60 85:

' Vermittlung von Ersatz bei Personalausfall' Infos über politische, arbeitsrechtliche Fragen' Informationsbörse bei speziellen Fragen wie

Sirtenkultur, Einzelauszug, Homöopathie usw.' Vermittlung von Hilfspersonen bei

Teamproblemen (Supervision)

Für weitere Informationen oder Mithilfe:

IG-ALP Alpofon, Josef Untersander, CH-7423 Portein,

Tel.: 081-651 42 67, E-mail: [email protected],

PC 90-754666-2

Käsekulturen bestehen aus diversen Bakterien. Erstmals inden 1680er Jahren beobachtete ein Mensch Bakterien: derLinsenschleifer Antoni van Leeuwenhoek. Er hielt sie für Tiere.Danach hielt sich lange Zeit der Glaube, Bakterien seienPflanzen. Deshalb werden sie bis heute in der Botanik (unddamit auch in der Ethnobotanik) mitbehandelt. Heute ist dieBiologie der Ansicht, dass die Bakterien ein völlig eigenes Or-ganismenreich (bzw. sogar zwei nicht miteinander verwandteReiche) sind, während Pflanzen, Tiere (natürlich einschliess-lich des Menschen) und Pilze gemeinsam einem anderen Reichangehören, das fachsprachlich als Eukaryoten bezeichnetwird.Neben Bakterien werden beim Käsen auch Edelschimmel ein-gesetzt, etwa bei Brie, Camembert (für beide: Penicillium ca-membertiï und P. candidum) und Roquefort (Penicillium ro-quefortiï). Schimmel gehören zu den Pilzen und damit zu dengenannten Eukaryoten. Die Bezeichnung «Schimmel» sagtnichts Näheres über die Verwandtschaft und über den Che-mismus aus, sondern bezieht sich auf die Wuchsform: Pilze,deren Fäden (Myzele) oberflächlich wachsen. Wir können alsokeineswegs aus der Tatsache, dass es stark gesundheits-schädliche Schimmel gibt, schliessen, dies würde für alleSchimmel gelten. Die Schimmelkulturen wollen wir hier nichtnäher betrachten, da sie für Schweizer Alpkäse, ausser imTessin, wenig Bedeutung haben.Also wieder zurück zu den Bakterien: 1857 erkannte Louis Pas-teur, dass Bakterien für die Milchsäuregärung verantwortlichsind. 1877 wurden erstmals Milchsäurebakterien in Reinkulturgezüchtet, und zwar von Joseph Lister in England. Ende der1890er Jahre entdeckte von Freudenreich die Bedeutung derMilchsäurebakterien für die Reifung des Käses. So empfahl erdie Verwendung von mit Milchsäurebakterien versehenemLabpulver.Überhaupt brachte die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts in

der Milchwirtschaft ei-ne Reihe von Erfindun-gen, von der Melkma-schine bis zur Milch-zentrifuge. Auf den Al-pen waren dieseEntwicklungen natür-lich nicht von Beginnan von Bedeutung, ge-nauso wenig die Ver-wendung von Bakteri-enkulturen.1914 wurde der syste-matische Einsatz vonBakterienkulturenbeim Emmentalerkäseals erstem Käse einge-führt. Die Bakterien,die in diesem Käsedurch Propionsäure-gärung die Löcher ver-ursachen, tragen zuEhren des erwähnten

von Freudenreich den Namen Propionibacterium freuden-reichiï. Es handelt sich in diesem Fall nicht, wie in den meistenanderen Fällen, um Milchsäurebakterien, sondern um Propi-onsäurebakterien. Diese sind in den meisten anderen Käsenunerwünscht: Propionsäureblähung ist eine gefürchtete Fehl-gärung.Auf die Alpen gelangten die Käsekulturen erstmals 1928 undfassten dort zunächst nur langsam Fuss. Damals waren sie alsSirtenkulturen in Gebrauch. Das heisst, dass von der Sirte ei-nes Käses ein Ansatz für den nächsten Käse verwendet wird.Die einmal vorhandenen, unkontrollierbaren Bakterien wer-

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Käsekulturen – Die Geschichte ihrer VerwendungAus den Alpsennereien sowie auch aus Talkäsereien sind heute die Käsekulturen nicht mehr wegzudenken.Beim Käsen ohne Kulturen ist die Gefahr von Fehlgärungen und der Entwicklung von gesundheitsschädlichen Organismen viel zu hoch, als dass sich das jemand noch leisten könnte.ethnobotanischer Abriss von Gereon Janzing

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ial den also immer weiter benützt. Dies führt zu einem für die je-

weilige Alp typischen Geschmack. Sirtenkultur setzt allerdingseinige Erfahrung im Sennen voraus. Heute wird zu Beginn desAlpsommers meist eine zugekaufte Kultur als Stammkultureingesetzt.In den späten 70er und den 80er Jahren des letzten Jahrhun-derts wurde auf den Alpen mit der Verwendung vonRohmischkulturen begonnen, die in Labors aus Sirtenkulturengezüchtet werden. Bei Mischkulturen schliesslich werden imLabor gezielt einzelne Bakterienstämme zusammengemischt.In den Mischkulturen werden beispielsweise die BakterienStreptococcus spec. (Temperaturoptimum: 25–30 °C) und Lac-tobacillus helveticus (Optimum: 40–45 °C) eingesetzt. Dieerstere Gattung erzeugt auch Joghurt, gemeinsam mit einerVerwandten der letzteren Art, Lactobacillus bulgaricus. So istes nicht weiter verwunderlich, dass auch Joghurt als Kultureingesetzt wird.Die neueste Kultur ist der Alp-Dip, eine gefriergetrockneteKultur, bei der im Gegensatz zu den anderen Kulturen dasVorbrüten entfällt. Der Herstellungsprozess wird erleichtert,die Bakterien werden noch stärker normiert, der Geschmackwird nochmals einen Schritt einheitlicher.Auf Alpen mit häufig wechselndem Alppersonal, wie sie inGraubünden üblich sind, verdrängten die Mischkulturen weit-gehend die Sirtenkulturen, während die letzteren auf Famili-enalpen, etwa im Berner Oberland, noch vorherrschen. Jenachdem, wen man fragt, erhält man ganz unterschiedliche

Aussagen dazu, welche Kultur denn nun besser sei. Die einenschwören auf Mischkulturen und weisen auf die grosse Gefahrder Sirtenkultur hin, dass sich Fehlgärungen immer weiterfortpflanzen. Andere haben gute Erfahrungen mit Sirtenkul-tur gemacht und sind deshalb überzeugt, dass sie die besteist. Jedenfalls ist sie für die einzelne Alp am individuellsten.Die Frage ist: grössere Sicherheit oder individuellerer Ge-schmack. Eine Frage, die sicher jede und jeder für sich beant-worten muss, denn, wie Oscar Wilde sagte: «Das Alltäglichegibt der Welt ihren Bestand, das Aussergewöhnliche ihrenWert.»Die allgemeine Beliebtheit des Alpkäses gibt den Methodenihrer Herstellung recht, egal ob es sich um Kuh- oder Geisskä-se handelt und ob dieser mit Sirten- oder Mischkultur ge-macht ist. m

Literatur und Quellen:

Fritsche, Wolfgang 1990: Mikrobiologie.

Regi, Duolf 1986: Die Welt der kleinsten Lebewesen. Bakterien, Hefen,

Schimmelpilze. Skript des Plantahofs, Landquart.

Renner, Edmund 1988: Lexikon der Milch. München.

Schuler, Kaspar 1998: Leben im Milchmeer. In: Hösli, Giorgio & Kaspar Schuler

(Hrsg.): Handbuch Alp. S. 155-162.

Sulzer, Barbara & Hösli, Giorgio 1998: Sirtenkultur. In: Hösli, Giorgio & Kaspar

Schuler (Hrsg.): Handbuch Alp. S. 162-167.

Zickrick, Karl, Klaus Wegner, Manfred Schreiter, Georg Schiefer, Christian Saupe,

Hans-Dietrich Münch 1986:

Mikrobiologie tierischer Lebensmittel. Eine Einführung. Thun u. Frankfurt/Main.

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Stimmen zur IG AlpAlles im Eimer oder alles im Butter? Die nächsten Jahre werden der jungen IG Alp genügend Stoff für Aktivitäten liefern. Doch was erwarten, wünschen und befürchtennahmhafte Exponenten der Alpwirtschaft von der neuen Organisation? Die zalp ging auf Statementsuche.

Service IG Alp

Termine

Mitarbeit

Barbara Sulzer

Vorderdorfstrasse 4

8753 Mollis

055-622 39 21

[email protected]

Roland Ott

Alp Flix

7456 Sur

081-684 55 82

Postkonto:

IG-Alp

7423 Portein

PC 90-754666-2

Reiner Schilling

Mühlstrasse 7

D-37213 Witzenhausen

(0049) 05542 920 837

[email protected] Sp

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Info

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17. Sept. 2001 Käsetaxation am Plantahof, Landquart

17./18. Sept. 2001 IG-Alp Treffen aller Interessierten bei May-Britt Meisser, Plandadein, Fanas, anschliessend an die Käsetaxation

22. Sept. 2001 Älplerfest in Zizers

Wer in einer Arbeitsgruppe mitmachenwill ist herzlich willkommen und kannsich bei den jeweiligen Kontaktpersonenmelden. Die Adresse ist am Ende derBerichte zu finden.

IG A

LP-S

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«Seit Jahren unterliegt die Landwirtschaft und mit ihr die Alp-wirtschaft ganz gewaltigen Veränderungen. Mutterkühe stattMilchkühe; Alpgebiete, die nicht mehr bestossen werden; im-mer grössere land- und alpwirtschaftliche Einheiten; immerweniger Menschen, die bereit sind, in den Bergen zu leben undzu arbeiten ; QS-Alp. Wir Älplerinnen und Älpler sind dieSchauspieler auf dieser alpwirtschaftlichen Bühne und wollenbei diesen Veränderungen gern unsere Hirtenstöcke und Kä-seharfen einsetzen, um dabei gestalterisch mit zu wirken. DieInteressengemeinschaft Alp, kurz IG Alp ist dabei ein Forum,wo sich alle Kräfte vereinigen können, die dazu eine Meinunghaben, jenseits von parteipolitischen und ideologischen Rich-tungen. Die IG Alp ist für mich ein Sammelbecken von Men-schen, denen die Alpwirtschaft nicht egal ist, sie ist für micheine Art ausserparlamentarische Opposition, die durch ihreArbeit Richtungen aufweist für künftige politische Entschei-dungen. Ich wünsche mir von der IG Alp, dass sie weiterhinRaum bietet für «Freigeister», die Lust und Mut haben, ihrenMund zu öffnen für die eigene Sache, die Sache von unsÄlplerinnen und Älplern, von uns Schauspielern. Wir dürfendie Inhalte des Schauspiels Alp nicht nur den Zuschauernüberlassen.» Martin Bienerth, Älpler seit 1982 und Vorstandsmitglied des Bündner Sennenvereins.

«Grundsätzlich finde ich jede Organisation oder Gruppierung,die sich für die Alpen einsetzt, gut.Mein Wunsch ist die Langfristigkeit einer Gruppe. In Bezug aufdie IG Alp vielleicht in Zusammenarbeit mit dem sich neu ge-staltenden Sennenverein. Ein weiter Wunsch wäre, dass sichdie IG Alp auf Themen konzentriert, bei denen der Senn, dieSennerin auch etwas bewirken oder verändern kann.Insgesamt entwickelt die IG Alp viele neue Ideen, aus denenauch vermehrt Bisheriges in Frage gestellt wird und so neueAktivitäten entstehen können.»Leonhard Hug, Fachkommission Alpwirtschaft am Plantahof GR

«Erstens finde ich die Idee und Umsetzung eines «Älpler-sprachrohres» sehr gut und sehr wichtig. Weil in der heutigenZeit gerade eine Diktatur der Stärkeren herrscht ist es wich-tig, dass es die IG Alp gibt, um im Bereich des Möglichen ge-wichtig auftreten zu können.Der Infoverteiler IG Alp informiert sehr ausführlich und präzi-se über die einzelnen Themen. Leider fehlen aber noch einpaar auflockernde Elemente, die zum lesen mehr einladenwürden. Mir ging es jedenfalls so. Vielleicht ein paar Fotos(um Emotionen zu wecken) und vielleicht gibt es ja auch Car-toon’s über Alp, Kühe, Geissen und Älpler.Gut finde ich im weiteren die klaren organisatorischen Berei-che (QS, Baugruppe, Alpofon usw.).Viel Erfolg und viel Durchhaltevermögen wünsche ich derganzen IG Alp!»Daniel Hepting, HEPTING Entwicklung&Technik, Infoverteilerleser

«Die Ideen der IG Alp sind gut, und sie gibt sich Mühe, mit vielEngagement was Neues zu machen. In Bezug auf die QS redetnochmals jemand mehr mit, der eigentlich nicht Entschei-dungsträger ist, da es klare verordnete Richtlinien von obengibt, an die es sich zu halten gibt. Schon aus Kostengründenbin ich der Meinung: Wenn Sanierung, dann recht; und bishersind alle Bauern mit der Gesamt-Sanierung sehr zufrieden.»Edi Fritschi, Milchinspektor GR

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Touristen und Touristinnen aus allerWelt flanieren durch Gstaad. Sie se-hen, hier im Berner Oberland ist dieWelt noch in Ordnung: Berge, Kühe,Milch und Käse. Das wird ihnen in je-dem Schaufenster gezeigt, egal, obteure Spitzen-Dessous, Kuckucksuh-ren aus dem Schwarzwald (!), oderSchokolade angeboten werden, estummeln sich überall lustige Küheund Geisslein zwischen den Produk-ten. Ein spätsommerlicher Tag EndeAugust, eine Gruppe wackerer Wan-dersleute aus Japan will das Alp-leben einmal echt erleben. Es ist be-wölkt und es geht eine frische Brise,angenehm zum Wandern. Der Filmim Photoapparat ist eingespannt:Los geht’s, wir photographierenechte Schweizer Kühe auf der Alp.Aber was ist los? Wo sind all dieKühe? Keine einzige Kuh weit undbreit, da nützt auch der Feldstechernichts. Die Gruppe trifft auf einenÄlpler: «Wo sind denn die Kühe?» Dieseien «dänk» im Stall, murmelt er. –«Warum?» – «He, das ist halt Tradi-tion bei uns».Es gibt sie zuhauf, die Alpen, wo dieKühe und auch die Rinder den Tagangebunden im Stall verbringen, bissie am Abend nach dem Melken ausgelassen werden – unddas nicht nur an den heissesten Tagen. Ich habe den letztenSommer auf einer solchen Alp (auf 2000 m.ü.M!) in der Nähevon Gstaad verbracht und wollte verstehen, warum dort sogewirtschaftet wird. Denn unsere Alp ist zum Beispiel im Saa-nenland kein Einzelfall. Fragte ich die Nachbarälpler, bekamich die Standard-Antwort, das sei Tradition. Ich wollte es ge-nauer wissen, und fragte an der Bergbauernschule InforamaBerner Oberland, Hondrich nach. Ich wurde mehrmals weiter-geleitet, niemand war zuständig für diese Frage. Beim Schul-leiter (und Sekretär des Schweizerischen AlpwirtschaftlichenVerbands) Peter Wäfler angelangt, bekam ich schliesslich vonder Sekretärin die ernüchternde Antwort ausgerichtet, dasmüsse ich die Bauern und Bäuerinnen selber fragen. Handeltes sich da um ein goldenes Kalb, das niemand schlachten will ?Nein. Ausgerechnet im Kanton Graubünden, wo die Kühe aufder Alp normalerweise nur schnell zum Melken gestallt wer-den, und für die Rinder in der Regel gar kein Stall zur Verfü-gung steht, kann man meine Fragen beantworten. LeonhardHug von der Landwirtschaftlichen Schule Plantahof erklärtmir Punkte, die für das Stallen auf der Alp sprechen:«Je tiefer eine Alp liegt, desto eher macht das Stallen tagsü-ber Sinn und das nicht nur wegen der Hitze. Das Futter ist dortüppiger als auf hohen Alpen. Das heisst, die Kühe fressen

nach dem Melken viel-leicht bis gegen Ende Vor-mittag, dann sind sie be-reits satt und liegen bisfast zum Abendmelken.Die Auswirkungen auf dieWeiden, dort wo die Kühebevorzugt liegen, sind be-kannt: Vermehrte Verun-krautung (Stichwort Bla-cke) und einseitige Über-düngung, um nur die wich-tigsten Stichworte zuerwähnen. Hinzu kommt,dass sie auch viel Futtervertrampen, wenn sie ei-gentlich schon satt sind,aber auf der Suche nachDelikatessen noch auf derWeide herumziehen.»Ein weiterer Faktor sinddie Fliegen und Bremsen,die ebenfalls vor allem auftiefer gelegenen Alpen zueiner wahren Plage fürdas Rindvieh werden,zeigt Hug auf. Auf meinenEinwand, der Stall ziehedoch wegen dem Mist-Duft erst recht Fliegenund Bremsen an, und dortangebunden seien die

Kühe den kleinen Plaggeistern viel mehr ausgeliefert,schränkt Hug ein, die Ställe böten schon einen gewissenSchutz, da diese Insekten das Dunkle meiden würden.So weit so gut, aber warum werden denn nicht überall undseit jeher die Kühe auf der Alp tagsüber gestallt? Laut Hughat das einerseits auch mit Mentalität und Tradition zu tun.Anderseits verdeutlicht er, dass wie bereits eingangs er-wähnt, auf höher gelegenen Alpen die Sache anders aussehe.So seien wegen dem weniger üppigen Futterangebot auf ho-hen Weiden die Kühe praktisch den ganzen Tag mit fressenbeschäftigt. Entscheidend sind für Leonhard Hug auch diePlatzverhältnisse. Je kleiner die Alpfläche ist, desto wenigerkann man Verunkrautung oder Lägerbestände mit Blacken inkauf nehmen.In diesem Zusammenhang muss auch die Düngung erwähntwerden. Sind die Tiere den ganzen Tag im Stall, kann Mist undGülle gezielt und gleichmässig auf den Alpweiden verteiltwerden.Nach diesen Ausführungen sehe ich, dass das Stallen auchVorteile bringen kann. Und doch, da tauchen in meinen Erin-nerungen die Bilder auf: Die Luft im Stall war stickig, das Kli-ma feucht-warm. Die Kühe waren meistens recht stark ver-dreckt. Kein Wunder, die Alpställe sind verglichen mit denStällen im Tal eng und einfach eingerichtet. Da hat alles mi-

Stell dir vor, du bist auf der Alp und siehst keine KuhZum Beispiel in einigen Gegenden des Berner Oberlands verbringen die Kühe und Rinder auf der Alp den ganzen Tag angebunden im Stall. Ist das bloss ein alter Zopf oder sprechen Gründe für diese Art Alpwirtschaft? – Aufmüpfige Gedanken einer Älplerin.Regula Wehrli

Foto: Regula Wehrli

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sten nicht verhindert, dass die Kühe im Dreck lagen, oder dieKuh auf dem Läger gegenüber gelegentlich auch was ab be-kam. Bei so ungünstigen Verhältnissen war es auch schwierig,eine einwandfreie Milchqualität zu gewährleisten.Meine Erfahrungen hinterlassen kein gutes Gefühl. Da wurderund eine Tonne Stroh auf den Berg geführt. Es ist, wie ich ge-sehen habe, auch nicht unüblich, dass im Spätsommer ergän-zend täglich Heu zugefüttert wird (verbotenerweise notabe-ne), weil die Kühe nun nur über Nacht nicht mehr genügendFutter aufnehmen können. Ein Augenschein auf den Weidenzeigte mir aber, dass das Futterangebot gereicht hätte, wenndie Tiere genügend Zeit zum Fressen gehabt hätten. EinigeÄlpler trugen dem Rechnung und liessen die Kühe in den letz-

ten Alpwochen nach dem Melken nochmals bis zum Mittagaus.Versuche ich, die Alpwirtschaft im Saanenland zu be-urteilen,statt einfach zu ver-urteilen, sehe ich Vorteile des Stallens.Ich verstehe, dass es auch darum geht den Berg zu hegen.Aber warum nicht etwas mehr Flexibilität? Warum nicht an-fangs Sommer tagsüber stallen, damit die fettesten, wüchsig-sten Weiden schöner gefressen werden und man dort düngenkann. Später wird dann je nach Wetter eingestallt, so wie esden Tieren am wohlsten ist. Schliesslich hängt die Leistung der Tiere auch stark von ihremWohlbefinden ab. m

Welche Älplerin, welcher Älpler ist nicht schon dem Traumnachgehangen, wie’s wär, das ganze Jahr auf der Alp zu le-ben. Roger Meier hat den Traum wahrgemacht. «Ich habe 1981mit meiner Partnerin im Berner Jura eine Sömmerung über-nommen. Wir hatten rund 50 Rinder unter unserer Obhut.»Am Anfang sei es nur eine verrückte Idee gewesen, auf dem«Tscharner» einen Ganzjahresbetrieb aufzubauen. Trotzdemhat das junge Paar mit der Burgergemeinde Biel, der Eigentü-merin, Verhandlungen aufgenommen. «Sie haben uns tat-sächlich grünes Licht gegeben, das ganze Jahr auf dem Bergzu leben und es wurde ein Pachtvertrag ausgehandelt.» Meierschmunzelt: «Wahrscheinlich hat niemand wirklich daran ge-glaubt, dass wir's packen. Wir hatten kein Geld, wenig Erfah-rung und unser Berg war sehr hart, weil er schattseits gelegenwar. Der Tscharner liegt zwar nur auf 1030 m. ü. M., trotzdemwurde er in die Bergzone 3 eingeteilt», verdeutlicht er die har-ten Bedingungen. Über die Jahre sei es gelungen, einen ren-tablen Ganzjahresbetrieb aufzubauen. Ro-ger Meier hatte später keine Rinder mehrzur Sömmerung dafür eine eigene Mutter-kuhherde. «Der Jura wird vielfach unter-schätzt, das Klima ist hart, die Winter sindlang», gibt Meier zu bedenken. Typisch fürden Jura sei auch, dass die Zufahrtswege zuden Höfen sehr weit seien. Im Winter mussteer (gemeinsam mit dem Nachbarn) auf rund10 km Naturstrasse den Schnee räumen.«Das hiess bei starkem Schneefall in derNacht aufstehen und den Weg öffnen, sonsthätte ich am Morgen die Schneemassennicht rechtzeitig räumen können, um dieKinder in die Schule zu bringen.» Diese Erfahrungen sind für Daniel Geiservom CFVA Jura bernois (Landwirtschaftli-ches Bildungs- und Beratungszentrum) ty-pisch. Der Jura wirkt sanfter als die Alpen,aber das Klima ist hart. «Während in den Al-pen die Waldgrenze oft über 2000 m liegt,ist sie im Jura etwa bei 1300 m, das gibt ei-

nen Vergleich, wie unwirtlich das Klima ist», erklärt Geiser undfügt an, viele Gebiete seien auch stark dem Wind ausgesetzt.Hinzu kommt, dass die Wasserversorgung oft problematischist, da Quellen rar sind. Das Wasser wird in Zisternen gesam-melt, trotzdem ist die Menge oft knapp und die Wasserqua-lität kann ungenügend sein. Heute ist das Chasseralgebietzwar am Wasserleitungsnetz angeschlossen, aber die Kostenfür das Trinkwasser sind natürlich hoch. Ursprünglich ist im Jura fast ausschliesslich Jungvieh gesöm-mert worden, nur im Waadtländer Jura ist man auch mit denKühen auf den Berg gezogen. In der Regel wurden die Kühe inder Nähe vom Dorf auf Gemeinschaftsweiden gehalten, amAbend trieb man sie zum Melken wieder nach Hause, be-schreibt Geiser die traditionelle Bewirtschaftung.»Auch heute noch werden hauptsächlich Rinder gesömmert,aber in den vergangen Jahrzehnten wurden viele ehemaligeSömmerungsbetriebe zu Ganzjahresbetrieben umstrukturiert.

Der Jura ist viel härter als man denktWer meint, der Jura sei eine sanfte Hügelzone und die «echten» Bergbetriebe finde man nur in den Alpen,irrt. Das Klima ist viel härter als man denkt, trotzdem werden viele ehemalige Sömmerungsbetriebe heutedas ganze Jahr bewirtschaftet.Regula Wehrli

Foto: Regula Wehrli

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Entsprechend trifft man auch mehr Kühe an», beschreibt derFachmann die aktuelle Situation. Er präzisiert, im Sommerwürden oft zusätzlich zum Ganzjahresbetrieb noch Sömme-rungsrinder gehalten. Aber Geiser sieht in der aktuellen Ent-wicklung Anzeichen dafür, dass künftig im Jura Bergbetriebewegen den harten Bedingungen eher wieder nur als Sömme-rungsbetriebe genutzt werden, wenn nicht entsprechendeMassnahmen getroffen würden.Es gibt viele Unterschiede zwischen den Berggebieten im Juraund dem Oberland, setzt Geiser auseinander. «Charakteri-stisch für den Jura sind die bewaldeten Weiden, man sprichtvon sogenannten Wytweiden. Diese sind dem Forstgesetz un-terstellt. Das heisst für die Bewirtschaftung, dass Dünger,Herbizide und Schädlingsbekämpfungsmittel untersagt sind.»Das würde laut Geiser mehr Arbeitskräfte nötig machen, wasaber finanziell kaum tragbar ist. So zeichnen sich zwei Ten-denzen ab: «Einerseits werden die Weiden in Hausnähe immermehr übernutzt und der Jungwuchs verschwindet. Dagegenverbuschen entlegenere Weiden zusehends. So werden dieökologisch wertvollen Wytweiden immer seltener.»Die Bergbetriebe im Jura werden »Métairie» genannt und tra-ditionell führten die «Älplerinnen und Älpler» neben der Hir-tung eine einfache Berggastwirtschaft. Geiser ergänzt, derBegriff «Métairie» komme von «Métayer» (la moitié, die Hälf-te), da die Bergler etwas zwischen Pächter und Angestelltenwaren und der Ertrag der Sömmerung mit dem Besitzer zurHälfte aufgeteilt wurde. Zum Stichwort «Besitzer»: «Das ist einweiterer wichtiger Unterschied. Während im Oberland oftAlpkooperationen oder private Besitzer Eigentümer der Berg-betriebe sind, sind das fast in allen Gebieten im Jura meistensBurgergemeinden. Diese Burgergemeinden sind oft relativweit vom Berg entfernt.»Auf die Zukunftsperspektiven für die Bergbetriebe im Jura an-gesprochen, weist Daniel Geiser auf die stetig sinkenden Rin-derzahlen hin. Man müsse damit rechnen, dass dieser Trend

noch weiter anhalte. «Ich glaube, es ist wichtig, dass wir nichteinfach Einzelmassnahmen in die Wege leiten, sondern regio-nal denken und verschiedene Ressourcen vernetzen.» Dassdas nicht einfach Wunschdenken ist, zeigt sich in der Chas-seral-Region. «Es ist ein Projekt in die Wege geleitet, dass einsogenannter «Parc régional» aufgezogen wird. Das heisst,dass im Chasseralgebiet Gemeinden und Fördervereine ge-meinsame Wege suchen, und Landwirtschaft, Naturschutzund Tourismus Hand in Hand arbeiten. Der Parc régional sollneue wirtschaftliche Perspektiven eröffnen und gleichzeitignaturschützerischen Gesichtspunkten Rechnung tragen.»Roger Meier sitzt in der Frühlingssonne auf einer Juraweide. Erblickt in die Weite, alles ist gelb, die wilden Osterglocken be-decken Ende April die Hänge. «Im Sommer siehst Du nichtsmehr davon, dafür blüht dann der gelbe Enzian. Wir Bauerndürfen zur Weidepflege Enzian ausgraben, obwohl er ge-schützt ist. Im Winter brennt dann jeder auf dem eingeschnei-ten Hof sein Quantum Enzianenschnaps aus den Wurzeln.»Obwohl Meier nicht im Jura aufgewachsen ist, kann er sichkeine andere Heimat mehr vorstellen. «Früher hat manmanchmal Scharlatane als Alternative zum Gefängnis in denJura abgeschoben. Dort wollte niemand leben, weil's zu hartwar. Oder die Täufer : Sie sind in den Jura geflüchtet.» Ver-schmitzt fügt er an: «Du siehst, wir waren schon immer ein be-sonderes Völkli hier . . . » m

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Nichts wie hin . . .Die Alp Flix wird vom Tourismusverband «Tourismus Surses»als «eine der schönsten Alpenterrassen der Schweiz» bezeich-net. Also nichts wie hin. Und alle kommen. Freunde von Floraund Fauna, Freunde der roten Socken und weissen Hüte, dieAlpkäseliebhaber, Gemsjäger, Moor- und Grillenthusiastenund vor allem Ruhesucher. Wenige sind bereits dort: eineHandvoll Einheimische, der Esel Jeanette und eine Kachel vollGäste, die sich aneinander gewöhnt und Flix zur gemeinsa-men Heimat gemacht haben. Als Sömmerungsgäste sind 33Milchkühe, 30 Mutterkühe, 90 Stück Jungvieh, 200 Milch- undgut 160 Fleischschafe saisonal anwesend, die vom Alppersonalbetreut die kräuterreichen Weiden nutzen. Die Idylle verlangt nach Organisation. Pro Natura hatbewirkt, dass im Winter weder Raupenfahrzeugenoch Langlaufskis über die Hochmoore fahren. DieAgentur Locher, Brauchbar & Partner ist von der«Tourismus Surses» beauftragt worden eine Besu-cherlenkung in der einzigartigen Moorlandschaftdurchzuführen. Mit Infotafeln, Wegführung, Abfall-konzept und Begleitbroschüre wird versucht, «die Be-sucherströme mit gezielter Information und ge-schickter Wegführung in geordnete Bahnen zu len-ken». Am 3. Juni 2000 waren dies 70 Fachleute mit na-turwissenschaftlicher Ausrichtung und universitäremLupenblick, die auf Initiative von der Zeitschrift GEOund der Schweizer Naturmuseen innerhalb von 24Stunden 2092 Tier- und Pflanzenarten fanden, darun-ter mehrere in der Schweiz noch unbenannte Spezies.Begeistert über diesen Erfolg werden nun dieses Jahrweitere Wissenschaftler die Alp Flix durchstreifen und in einerLangzeitstudie laut Jürg Paul Müller, Direktor des Museums inChur, 10 ooo verschiedene Arten katalogisieren. Sponsorensind die Gemeinde Sur, die Ricola AG und das Magazin GEO.Das Projekt trägt den Namen «Schatzinsel Alp Flix», es wirddas Gebiet in den Rang eines europäischen Biodiversitäts-Zentrums heben, vielleicht einen weitergehenden Natur-schutz vor Ort begünstigen und sicherlich noch mehr Touri-sten anziehen.

. . . zum Alpengaudi.Auf die Touris freut sich der «Tourismus Surses», der auch bisanhin auf der Alp Flix nicht untätig war. Letzten Sommer am23. Juli hat «Savognin Tourismus» mit Hauptsponsor MetzgereiPeduzzi zum 5. Alpfest ausgerufen. Neben dem obligatenGottesdienst waren Erlebnistouren zu den Geheimnissen derHochmoorlandschaft und ein Alpenlabyrinth geplant. Als wei-tere Attraktionen waren die «Schweizer Meisterschaften imRahmschlagen» und Kirschsteinspucken angesagt. Für ein hei-matliches Gaudi auf der Alp sollten auch die LändlerkapelleGrischuna und die Volksschlagergruppe Soranos mitverant-wortlich sein, unterstützt von peduzzinischen Bratwürsten mitPolenta, runtergespült mit calandasischem Bier. Für jene un-ter der Alkoholaltersgrenze wurde ein «Pinocchio Kinderpro-gramm» zusammengestellt mit Tipilager, Bogenschiesskurs,Kriegsbemalungen und Stafettenlaufen. Für müde Beine

und überpromillte Gäste war ein Shuttle-Dienst vorgesehen. Eine Mega-Alpchilbi mit rundum Sorglospaket – doch zu denAttraktionen gesellte sich eine Aktion der Einheimischen derAlp Flix, die dem Chilbitreiben die Chilbi austrieb.

Motorsägelärm ...Zu den nach dem Gottesdienst eintröpfelnden FestgängerIn-nen gesellten sich auf dem Gelände die 33 Milchkühe vom Alp-senn Roland Ott. Was anfangs noch als Alpenidylle empfun-den, wurde doch ärgerlich, als die dicken Kuhbäuche keinenPlatz zwischen den Festbänken fanden. Auf einem Einachser

nahte Rettung von fachspezifischer Seite, endlich ein wacke-rer Älpler zur Hilfe gegen gefährliche Kühe und bestens geeig-net für ein wunderbares Sujets im Ferienfotobuch. Im Sucherstörte nur das Transparent mit der Aufschrift «Die Kulturland-schaft Flix ist keine Kilbi». Wie war das wohl gemeint? Ein vonden Bäuerinnen, Bauern und Älpler der Flix verfasstes Flug-blatt klärte die allmählich etwas verunsicherten Touristenauf:

Bun de! Sie befinden sich auf der Alp Flix in einer Kulturlandschaftvon grosser Bedeutung mit einmaliger Artenvielfalt! Wir, dieBauern von der Alp sind stolz auf unseren Lebens- undArbeitsort, zu dem wir Sorge tragen und auch stolz auf unsereNaturprodukte, die hier entstehen! Ausgerechnet wir Bäuerinnen und Bauern der Alp Flix sind beider Alpfest-Organisation vergessen worden! Wir fühlen uns verletzt ob soviel Arroganz der SavogninerTouristiker! Wir und unsere Gäste lassen uns nicht vomTourismusverband melken, wir wollen Taten sehen, die unsBauern miteinbeziehen! Mit unserem Protest wollen wir erreichen, dass dieSavogniner Touristiker uns und unsere Produkte in Zukunftnicht vergessen!

Wir hoffen es und wünschen trotzdem ein schönes Fest! Die Bäuerinnen und Bauern der Alp Flix!

Protestaktion auf der Alp FlixDie Tourismuszentren versuchen mit immer verrückteren Events den gelangweilten Ferienbenützer bei derStange zu halten. An wanderfreudigen Naturliebhaber ist nicht viel Geld zu verdienen, da möchte man die Alpen lieber als Rummelplatz für Gaga-Tourismus nutzen. Mit Widerstand von Alppersonal und Bauern istglücklicherweise zu rechnen.Giorgio Hösli

Foto: Wiebke Schlichte

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Da wir in unserem Betrieb pro Jahr noch 1800 Kühe aus-schneiden, ergibt sich, zusammen mit dem Wissen rundum den Hufbeschlag, eine sehr grosse Erfahrung was dieKlauenpflege betrifft. So wurde ich einmal von einem jun-gen Bauern angefragt, ob es nicht möglich wäre, seineKuh, welche im Sommer auf die Alp gehe, zu beschlagen.Auf dieser Alp gibt es ein Problem: Die Kühe müssen vomStall über eine Kiesstrasse auf die Weide getrieben wer-den, und dies zeitweise über eine grosse Distanz. JedenSommer gibt es bei über 50 % der Kühe Klauenprobleme.Das bedeutet zum einen mehr Arbeit für das Alppersonal,denn diese Kühe müssen gepflegt evtl. verbunden werden,zum andern Schmerzen für die Kühe. Dies wiederum be-wirkt einen Rückgang der Milch, und zusätzlich einen Ge-wichtsverlust. Meistens wird so eine Kuh von den Bauernnach Hause geholt und gleichzeitig eine neue in die Alpgebracht. Auch zu Hause benötigt dieses Tier mehr Pflege,und es dauert einige Zeit, bis es sich vollständig erholt hat.So kommen Transport- und evtl. auch noch Tierarztkostendazu. Sehr schnell können einige 100 Franken Verluste ent-stehen.

Der RinderbeschlagMan kann sich fragen, was im Jahr 2001 das Thema «Rinderbeschlag» noch soll, denn es ist auch mir klar, dasswohl nie mehr eine Kuh oder ein Ochse vor einen Wagen gespannt wird, ausser noch für einen Umzug oder ähnliche Schaueinlagen. Doch dafür wird wohl kaum ein Beschlag nötig sein.Ruedi Blumer, Hufschmied, Buchs

Am Nachmittag um zwei Uhr kamen die Bauern und Bäuerin-nen der Alp Flix und der Senn mit einem Baumstamm zumFestgelände, packten je eine Motorsäge und begannen denStamm zu einen Mahnmal zurecht zu sägen, was beinahe eineStunde dauerte.Die Festschar, die mittlerweile auf 300 Personen angewach-sen war, konnte sich jedoch für die klingenden Sägen nichtrichtig begeistern. Die Ländlerkapelle verlor ihren Takt undsogar die Bratwürste rochen irgendwie anders. VerärgerteGäste machten sich auf zur Shuttle-Station, interessierte be-gannen zu diskutieren, engagierte bekundeten Solidaritätmit den drei Protestierenden. Nicht mehr aufzufinden war dieFestleitung aus Savognin. Mitsäger Roland Ott erklärt imNachhinein: «Es hat wahnsinnig Spass gemacht und hat unsFlixer zusammengeschweisst, keiner bereut den Tag.»

. . . für mehr Ruhe.Die Protestaktion führte zum «pur suveran», einem Verein,dessen Ziel die Erhaltung der Alp Flix als Kulturlandschaftmitsamt ihrer Artenvielfalt ist. Zudem soll die ökologische Be-wirtschaftung der Flix gefördert und ein umweltbewussterTourismus erlaubt werden. Auf der Internetseite «www.pur-suveran.org» kann nachgelesen werden, was der Verein will:«Bauern, Hirten und Sennen mit Ihren Familien prägten undprägen diese Kulturlandschaft. Kitsch aller Art, Disneyfikationund Fremdbestimmung bekämpfen wir. In dieser erhabenenBergwelt soll Gelassenheit, Inspiration und Harmonie weiterbestehen.»Die Protestaktion hat dem «pur suveran» gezeigt, dass wernicht bestimmt, über den wird bestimmt. Als Folgerung bleibt

ihm keine Wahl: Er macht sich selber zum Tourismusanbieterund will auf der Flix Workshops und Bildungswochen anbie-ten. Vorerst können das Töpferkurse, Älplerzmorgen, Wiesen-exkursionen und Annäherungskurse an die Landwirtschaftsein, später vielleicht auch wieder ein Alpfest – jedoch immerorganisiert und/oder durchgeführt von den Einwohnern derAlp Flix. Als Tourist achte man auf das Mahnmal am Eingangzur schönsten Alpenterrasse der Schweiz. m

Schwarzwaldhof unter Heimatschutz/Denkmalschutz.Eindachhof, 90 % restauriert/renoviert.Sehr schöne Lage in Naturschutzgebiet 1000 m. ü. M., SO-Hang bei Schonach/Schwarzwald9 ha Weiden-Wiesenbewirtschaftung mit vertraglicher FörderungFür Hof-Käserei geeignet, evtl. Milchkauf möglichkomplett eingerichtete Ferienwohnungeneigene Wasser- und Stromversorgung.

Zuschriften an:

Reinhard HahnefeldOchsenhofD-78136 Schonach/Schww.

Verschiedene Klaueneisen

Auf der äusseren Seite sehen wir die Nagellöcher, in der Regel 4–6 Stück.Da auf der Klaueninnenseite nicht genagelt werden kann, befindet sichan der Innenseite des Eisens die sogenannte Feder, welche über dieZehenwand gezogen wird. Dadurch erhält das Eisen einen guten Halt.Angepasst werden die Eisen kalt. Rechts sehen wir ein Eisen mit Kappenund Griffen, solche wurden vorwiegend im Winter angebracht.

HofübernahmeKauf oder auch teilweise auf Rentenbasis

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Klauen vor der Behandlung – ausgetrocknete Ballenfäule

Geputzt und geschliffen, fertig vorbereitet für den Beschlag

Eine Woche vor dem Alpauftriebhaben wir dieser Kuh an beidenHinterbeinen die äussere Klauebeschlagen. Der Alphirte war amAnfang eher skeptisch, doch imVerlaufe des Sommers meinte er,schön wäre es, wenn alle Kühebeschlagen wären.

An den vorderen Füssen gibt esselten Probleme. Hinten tretensie zu 95 % an der äusseren, auchstärker belasteten Klaue auf.Deshalb genügt es, nur an dieserein Eisen anzubringen. Der Vorteileines Eisens liegt in der Material-stärke. Mit 4 – 5 mm Dicke ist esgegenüber einem 20 mm dickenKunststoff-Klebeschuh für vor-beugende Massnahmen weitausgeeigneter. Ein Eisen darf nur aufeine gesunde Klaue aufgenageltwerden.

Der Kunststoff-Klebeschuh eignet sich sehr gut zur Entlastung einer erkrankten Klaue. Auch dieser darf natürlich nur auf eine gesunde Klaue aufgeklebt werden.

Der Kunststoffschuh

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3. Berner Alpkäsemeisterschaft

voraussichtlich 18./19. August 2001

Für Anmeldung und Auskunft:Inforama Berner Oberland Tel. 033-654 95 45

Alpkäsetaxierung am Plantahof

17. September 2001

Für Anmeldung und Auskunft:Fachstelle für Alpwirtschaft, Plantahof,Alpkäseprämierung, 7302 LandquartLeonhard Hug, 081-307 45 45

Feuer in den Alpen

Sa 11. August 2001

Die Mahn- und Widerstandsfeuerlichtkette für dieErhaltung des Alpenraumes

4. Internationales Hirten- und Sennerforum inTrins (Österreich)

22.– 28. Sept. 2001

mit Teilnehmern aus Griechenland, Schweden(Rentierhirten), der Schweiz, Deutschland, Slowenienund Vorarlberg sowie aus Tirol. Nähere Angaben zumProgramm bei www.trins.at/events/hirten.htm

Geissenbölleli

Christine Rudman (31), dipl. Agr./Ing. ETH, arbeitet am Institut für Agrar-

wirtschaft der ETH Zürich an einer Dissertation mit dem Titel «Vorausset-

zungen für die langfristige Sicherung der Nutzungs- und Bewahrungsfunk-

tion der Alpbetriebe in der Schweiz». In ihren Studien befasst sie sich mit

sämtlichen Gruppen, die eine direkte Beziehung zur Alpwirtschaft haben.

Die Arbeit wird zu 2/3 vom Bundesamt für Landwirtschaft, der Rest von

anderen öffentlichen Institutionen (ETH, Kantone) finanziert. Ziel der

Arbeit ist es, eine Vision (Leitbild) für eine nachhaltige Alpwirtschaft in

der Schweiz zu entwickeln und deren mögliche Umsetzung aufzuzeigen.

Die Arbeit soll Ende 2002 abgeschlossen sein.

zalp: Frau Rudman, was sind ihre persönlichen Erfahrungenbezüglich Alp?Christine Rudman: Ich war die letzten vier Sommer auf derAlp. Das war eine Genossenschaftsalp im Kt. Graubünden mitMilchkühen, Rindern und wenigen Mutterkühen. Das ersteJahr war ich als Zusennin da, die nächsten drei habe ich dieAlp übernommen und den Käse selber gemacht.

Die Arbeit versucht das ganze Umfeld der Alpwirtschaft zubeleuchten, sie ist sehr breit angelegt. Wie kamen Sie aufdiese Idee?Während der Alpzeit habe ich aus Diskussionen erfahren,dass die Alpwirtschaft irgendwie gefährdet scheint. Der erste

Alpsommer hat mich so begeistert, dass ich fand, die Alpwirt-schaft muss erhalten bleiben. So ergab sich das Thema.

Warum scheint die Alpwirtschaft gefährdet?Auf der Alp, wo ich war, stellte sich die Frage, wie es über-haupt weitergehen soll. Wegen den Vorschriften zur Qua-litätssicherung (QS) standen Investitionen an, die sich dieBauern nicht leisten konnten. Die Frage war: Gibt es Möglich-keiten, die Alp zu erhalten?

In Ihrer Arbeit ist Nachhaltigkeit ein zentraler Begriff. Wasverstehen Sie genau darunter?In meiner Arbeit verstehe ich darunter die langfristige Überle-bensfähigkeit der Alpbetriebe. Langfristig heisst 20–25 Jahre.Nachhaltigkeit ist ein sehr breites Thema, man muss alle dreiDimensionen berücksichtigen, nicht nur das Wirtschaftliche,sondern auch das Ökologische und Soziale.

In Ihrem Zwischenbericht beschreiben Sie, wie schlecht dieAlpwirtschaft ihr Potenzial bezüglich Tourismus ausnützt.Wie soll sich dies ändern?Es ist wichtig, dass die Landwirte begreifen, dass sie Rücksichtnehmen sollen auf den Tourismus, weil es für sie von Vorteilist auch für den Geldbeutel, weniger auf kurze Sicht, aber län-gerfristig auf jeden Fall.

«So wirtschaftlich wie möglich...»Im Sommer ‘99 bekamen die ÄlplerInnen einen Fragebogen zugeschickt, in dem sie aufgefordert wurden, Fragen rund ums z‘Alp gehen zu beantworten. Im Mai dieses Jahres verfasste Christine Rudman, die Absenderin derPost, einen Zwischenbericht über ihre Arbeit. Grund genug für die zalp, nachzufragen, wie es bei der Wissenschaftrund um unseren Arbeitsplatz aussieht.Das Gespräch führte Magnus Furrer

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Was heisst das im Alltag auf der Alp. Wer soll sich um denTourismus kümmern?Indirekt ist es die Aufgabe der Landwirte. Sie müssen zuerstbereit sein, mit dem Tourismus zusammenzuarbeiten, erstdann kommt das Konkrete: Sie müssen dem Alppersonal ver-ständlich machen (oder nur solches anstellen, das bereit ist)mit dem Tourismus zusammenzuarbeiten. Wie das denn aufjeder einzelnen Alp aussieht kommt auf die Verhältnisse an.Dort wo ich war, da hatten wir Direktverkauf. Wir musstenbereit sein, mit diesen Leuten zu reden.

Das heisst, das Alppersonal muss diese Mehrbelastung über-nehmen. Ist es denn mit der eigentlichen Alparbeit nichtschon genug ausgelastet? Ich denke,wenn es nur ein wenig Direktverkauf ist, kann mandas jedem Alppersonal zumuten, sobald es mehr wird, mussman schauen, wie das für die ÄlplerInnen befriedigend ist. Aufder Alp, wo ich war, hatten wir einen Vertrag mit den Bauern,dass wir den Ziger auf eigene Rechnung herstellen konnten.Den verkauften wir den Touristen und hatten so eine Abgel-tung.

Welche Rolle spielt die Politik in der Alpwirtschaft.Sie spielt eine sehr grosse Rolle. Sie stellt die Rahmenbedin-gungen mit Verordnungen, z. B. Qualitätssicherung. Die Poli-tik unterstützt zudem die Alpwirtschaft mit Sömmerungs-beiträgen, Investitionskredite etc. Die Politik ist von der un-terstützenden wie von der einschränkenden Seite bestim-mend.

In ihrer Arbeit beschreiben Sie, was passieren würde, wenndie Sömmerungsbeiträge gekürzt werden. Gehen Sie davonaus, dass mit der Liberalisierung längerfristig weniger Geld indie Alpwirtschaft fliessen wird?Das ist eine schwierige Frage. Bis vor kurzem war ich über-zeugt davon. Jetzt frage ich mich. Von meiner Arbeit wird er-wartet, dass ersichtlich wird, wie in Zukunft die Sömmerungs-beiträge gestaltet werden sollen. Es zeichnet sich immermehr ab, dass es nicht viel nützt, nur die Alpwirtschaft erhal-ten zu wollen und die Landwirtschaft auf der Seite zu lassen.Eigentlich müsste eine solche Arbeit über die ganze Landwirt-schaft gemacht werden.

Die Wirtschaftlichkeit der Alpwirtschaft ist sekundär, weil sienie rentieren wird. Wäre es da nicht sinnvoller, die Alpwirt-schaft als Teil unserer Gesellschaft zu untersuchen als auswirtschaftlicher Sicht, wie sie es in ihrer Arbeit tun.Ich bin einverstanden, dass die Gesellschaft für die Alpwirt-schaft wichtig ist, dass sie sich danach ausrichten muss, da-rum der Ansatz mit den verschiedenen Anspruchsgruppen.Aber man kann nicht sagen, die Alpwirtschaft ist sowiesonicht rentabel, wieso sollen wir uns denn mit der Wirtschaft-lichkeit befassen. Die Alpbewirtschafter müssen ein Signalsenden, «wir wollen so viel wie möglich selber erarbeiten» undden Rest bezahlt die Gesellschaft, die ein Interesse an der Alp-wirtschaft hat. Sie müssen einen grossen Beitrag selber lei-sten, d.h. herausfinden wie die Alpwirtschaft so wirtschaftlichwie möglich sein kann.

Gibt es seitens des Naturschutzes Forderungen an die Alpwirtschaft?Der Naturschutz möchte kein Wildnisparadies haben ohneAlpwirtschaft. Die Alpwirtschaft wird akzeptiert. Sie wolleneinfach, dass nicht jeder letzte Fleck bewirtschaftet wird.

Viele Alpen verganden. Es wird jetzt schon viel wenigerFläche bewirtschaftet als früher.

Das stimmt. Der Naturschutz stellt nicht die Forderung, esmüssten weitere Alpen verganden. Dem Naturschutz ist esnur wichtig, dass beides vorhanden ist. Andererseits wollensie, dass die Bewirtschaftung ökologisch ist, dass Übernutzun-gen, Überbestossungen vermieden werden.

Eigentlich geht es darum, genug Tiere auf der Alp zu haben,um die vollen Sömmerungsbeiträge zu erhalten. Das Bewusst-sein für den Naturschutz spielt eine untergeordnete Rolle.Die Sömmerungsbeiträge sind zwar wichtig, aber wichtiger,mit Einschränkungen, sind die Arbeits- und Futtermittel-einsparung. Die Futtergrundlage wird erweitert, indem dieTiere auf die Alp gegeben werden. Das ist in jedem Alpungs-system sehr wichtig.

Die Sömmerungsbeiträge haben doch wirtschaftlich eineimmens wichtige Funktion.Nicht so. Ich habe einige Berechnungen für Genossenschafts-alpen gemacht, und da hat sich gezeigt, dass die Arbeits- undFuttermitteleinsparung wichtiger ist als der Sömmerungsbei-trag und der Ertrag aus dem Käseverkauf.

Wie sieht die Alpwirtschaft in 20 Jahren aus?(zögert lange)... Auf den Alpen selber wird es nicht viel andersaussehen. Was sich ändern sollte ist das ganze Drumherum,indem die Alpbewirtschafter besser darauf eingehen, was dieanderen Anspruchsgruppen möchten, wie sie die Alpwirt-schaft verkaufen.

Es besteht nur ein Vermarktungsproblem?Jjjaa, man könnte es so ausdrücken, vielleicht etwas extrem.Man muss dann das Wort Vermarktung sehr weit fassen, ebenso, wie ich es versuche in meiner Arbeit zu umschreiben, dassdie sozialen und ökologischen Anliegen berücksichtigt werden.

Das ganze Interview kann unter www.zalp.ch nachgelesen werden. (Aktuell: Heisse Suppen im Juli).

Nachhaltigkeit ist ein Modebegriff: Die Nutzung der Meere,der Tropenwälder muss nachhaltig, der Energieverbrauchmöglichst nachhaltig, die Landwirtschaft soll es ebenfallssein.Anfang der 70er Jahre warnte der Club of Rome (Vereinigungführender Vertreter der Wissenschaft) , bei einer gleich blei-benden Ausbeutung und Verschmutzung der Natur kollabo-riere das Ökosystem. Ein Aufschrei ging um die Welt. DieseLeute konnte man schlecht nach Moskau schicken. In den80er Jahren setzte das Waldsterben, Tschernobyl und Schwei-zerhalle noch eins oben drauf. Ökologie wurde zum Thema.Nachhaltigkeit war angesagt. Nun, wie das so ist in einem marktwirtschaftlichen System:die nächste Krise kommt bestimmt. In den 90 er Jahren hattesich die Nachhaltigkeit immer mehr nach den Marktkräftenzu richten. Ökologie und soziale Anliegen wurden zwar wei-terhin in die Diskussion mit einbezogen, es musste einfach‹so wirtschaftlich wie möglich› sein.So erstaunt es nicht, dass Ende der 90er Jahre ausgerechnetam Institut für Agrarwirtschaft, Gruppe Betriebswirtschaftund Ökonomie des ländlichen Raumes der ETH Zürich eineDissertation entsteht zum Thema Nachhaltigkeit in der Alp-wirtschaft .Mit Messungen und Berechnungen wird versucht, die Alpbe-triebe längerfristig und nachhaltig zu sichern. Es entsteht einLeitbild, das den verschiedenen regionalen Traditionen undStrukturen kaum Beachtung schenkt. Der Druck auf die Alpendürfte mit solchen Arbeiten zunehmen, ein nächster Schrittzur Einheitsalp getan. Die QS-Verordnungen lassen grüssen.

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Page 18: Älplerinnen der Zeitung zalpzalp Zeitung der Älplerinnen und Älpler Nr.12 Sommer 2001 zalp2001_gesamt für PDF>zalp.ch 22.07.2001 8:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

.www.zalp.ch

A K T U E L L | S T E L L E N B Ö R S E | F O R U M | A R C H I V | S H O P | K O N T A K T | S I T E M A P | S U C H E N

Unter der Rubrik AKTUELLerscheinen monatlich Bei-träge zu aktuellen und alp-relevanten Themen,Geschichten von Älpler-Innen, Neues aus derForschung und was sichZalpsurferInnen sonst nochwünschen. Eine kleineAgenda mit Kursen, Festenund Veranstaltungen istebenfalls abrufbar.

In der STELLENBÖRSEkönnen ÄlplerInnen so-wie Alpmeister gratis In-serate aufgeben, darausergibt sich eine Liste fürStellensuchende undStellenanbietende.

Das FORUM kannbenutzt werden umüber ausgewählteThemen mit ande-ren zu diskutieren,es können Erfahrun-gen ausgetauschtund neue Fragengestellt werden.

Im ARCHIVfindet man allezalp-Nummernund eine kleineHistorie derÄlplerInnen-bewegung seit1990. Im weite-ren sind erklärteLinks, wichtigeAlpliteratur undmusikalischeLeittiere zufinden.

Wer AbonnentIn der einzigen Zeit-schrift der Älpler und ÄlplerInnenwerden will, meldet sich im SHOPan. Wer Holzkühe schnitzt, kannsie im Shop verkaufen. Wer dealen,ramschen und tauschen will, machtdies an der Pinwand.

Unter KONTAKTgeben sich die Urhe-berInnen der zalp.chpreis, denen manschimpfen, schandenund loben kann. FürSpendengelder undBriefbomben sind al-le nötigen Angabenzu finden.

Die SITEMAP ist quasider Schnitt durch denganzen Käse mitsamtallen Löchern, in dieman mit der Maus hin-einfallen soll.

Mit dem KnopfSUCHEN könnendie vierhundertSeiten derzalp.ch nachStichwortendurchforstetwerden.

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Page 19: Älplerinnen der Zeitung zalpzalp Zeitung der Älplerinnen und Älpler Nr.12 Sommer 2001 zalp2001_gesamt für PDF>zalp.ch 22.07.2001 8:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

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Als Stadtfamilie . . .«Die Kinder waren nie krank, uns allen ging es viel besser aufder Alp.» Gabriela Steffen kommt ins Schwärmen, wenn sievon der Alpzeit mit ihrem Mann Werner und den beiden Bu-ben Aron und Uriel berichtet. Drei Sömmer gingen sie imBündnerland auf verschiedene Rinderalpen. Im letzten Alp-sommer waren die Kinder drei und fünf Jahre alt. «Sie lernteneinen gesunden Umgang mit den Tieren, spürten viel mehrdie Natur. Einer von uns war für die Buben da, nicht als Ar-beitskraft im Alpbetrieb.» So teilten sich Gabriela und Wernerdie Alparbeiten. «Der Alpmeister gingwohl davon aus, dass Werner der Hirt sei.Darum hat er uns die Alp gegeben.»Beim letzten Alpsommer reichte eine Ar-beitskraft nicht mehr. So kam die ersteZeit eine Freundin mit ihren Kindern, spä-ter ein Hütemädchen aus dem Tal. «Wir mussten Geld sparen, um uns die Alpleisten zu können. Die Fixkosten im Tallaufen weiter, der Alplohn reichte nicht,um sie zu decken. So konnten wir nur je-den zweiten Sommer auf die Alp.» Daraufangesprochen, warum sie nicht mehrz’Alp gehen, tönt es ernüchternd. «Ichhoffte, dass wir bald wieder gehen wür-den, auf der anderen Seite sah ich, wiedie Kinder zu Hause immer mehr in einenAlltag eingebunden waren, mit der Schu-le erst recht. Dazu kam das finanzielle Ri-siko. Ich litt darunter. Es ist frustrierend:Als Familie, die ein Leben ausserhalb derLandwirtschaft führt, hast du keineChance, regelmässig auf die Alp zu ge-hen, obwohl es für die Kinder so toll wäre.Wir haben nun entschieden, dass wir dienächsten zehn Jahre nicht mehr alpen. Ein trauriger, aber rea-listischer Entscheid. Immerhin, seither geht es mir wieder bes-ser.»

als Bauernfamilie . . .

«Das ist unser Leben. Für uns ist das selbstverständlich – undso ist es auch für unsere Kinder. Sie sind immer gerne mit aufdie Alp gekommen.» Für Elfriede Aebersold stellt sich die Fra-ge nicht, ob sie und ihr Mann Werner mit ihren Kindern diesesJahr wieder auf die Alp ziehen. Ihr kleiner Bauernbetrieb imBerner Oberland ist zu klein, um eine sechsköpfige Familie zuernähren. Auf der Alp erarbeiten sie den Hauptteil ihres Ein-kommens – seit über fünfzehn Jahren. «Hanni, die ältesteTochter hat dieses Jahr extra Ferien genommen, um beimAlpaufzug dabei sein zu können.» Inzwischen in der Lehre hatHanni mit ihren 17 Jahren fast soviele Alpsommer ‹auf demBuckel›. Zu Beginn der Schulferien ging sie jeweils wie ihr Bru-der Daniel (15) und Schwester Vroni (10) z’Alp, die jüngste,Lydia, ist erst ein Jahr alt. Erst nach den Herbstferien hiess es

wieder die Schulbank drücken. «Eine Lehrerin haben wir im-mer gefunden, obwohl wir neben Kost und Logis nur ein bes-seres Sackgeld bezahlen können.» Ein Problem sei es nicht, dieSchuldispens zu bekommen, als Eltern tragen sie die Verant-wortung, dass die Kinder den Stoff vermittelt bekommen. Ein-zig für die Sekundarstufe gibt es keine Dispens. Für Hanni dieWahl der Qual. Entweder Sek oder Alp. Sie hatte sich für letz-teres entschieden. «Die Kinder gehen drei Wochen zur Schule, in denen sie denvorgegebenen Stoff in den Hauptfächern erarbeiten müssen.

Klar sind sie lieber bei den Tieren als bei der Lehrerin. Jetzt istes besser. Da wir zwei Stafel bewirtschaften, haben sie einenSchulweg. Wir sind mit den Tieren auf dem oberen Stafel, dieLehrerin erteilt den Unterricht im unteren. Mit der Seilbahnschicke ich ihnen das Mittagessen. Am Abend laufen sie wie-der hoch.»Die Kinder müssen im Stall mithelfen die neun Kühe und zwölfZiegen melken, dazu tagsüber das Jungvieh zählen. «Manch-mal jammern sie schon ein bisschen, wenn sie mithelfen müs-sen. Aber kaum ist mein Mann einmal kurz im Tal, sagen sieschon, ihnen sei es langweilig.»Früher, als die Kinder noch klein waren, legten sie die Elternwährend dem Melken in die Futterkrippe oder die Kleinenschauten vom Laufgitter beim Käsen zu. «Irgendwie ging esimmer», betont Elfriede Aebersold. Krank seien die Kinder niegewesen, manchmal «e chly de Schnoderi». Daniel spürt aufder Alp sein Asthma kaum. Auf die Frage, warum sie keinGanzjahresbetrieb suchen, kam die Antwort prompt: «MeinMann geht schon seit er aus der Schule ist z’Alp. Drei Jahrehatten wir einen Ganzjahresbetrieb. Er wurde krank.»

Mit Kinder auf die AlpViele Eltern wollen, dass ihre Kinder in einer gesunden, natürlichen Umgebung aufwachsen, in der sie ihre Fantasiefrei ausleben können. Die Alp bietet reichlich davon. Wieviele Kinder ‹gesömmert› werden, weiss niemand. ZweiMütter und ein Vater sprachen über ihre Erfahrung mit Kindern auf der Alp, den Alltag, die Schwierigkeiten.Magnus Furrer

Zeichnung: Andrea Flury

. S. 30

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Unsere AlpenIn der letztjährigen Ausgabe der zalp zeigten wir euch Alpaufsätze vonStadtkindern: Sie durften ihre Traumalp beschreiben. Wir wollten von euchAlpkindern nun wissen, wie ihr eure Alp seht oder beschreibt. Hier eineAuswahl der Zeichnungen und Berichte.Harald Satzer und Urs Baumgartner

Kin

der

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Muh ist eine Kuh. Muh hat eine Knuffelkuh – zum Knuffeln. Die heisst Mieh und hat winzige Hufen.Mieh und Muh sind den lieben langen Tag zusammen. Der Gregorius ist ein Maulwurf der niemandenhat, mit dem er seine Würmer teilen kann. In lustigen, phantasievollen, lebendigen Bildern wird uns hier der Beginn einer Freundschaft erzähltund zwar dermassen amüsant und witzig, dass selbst Erwachsene seufzen und ins Schwärmen kom-men!

Ilse Heylen: Knuffelkuh, Edition Riesenrad, ISBN 3-933697-99-9

Die neugierigste und eigensinnigste der vielen Töchter von Mama Matzel ist die kleine Trix. JedenMorgen begleitet sie ihre Mutter zum melken der Liesel. Liesel ist eine Wunderkuh, die stets genugMilch gibt für alle. Als Dank für die Milch küsst Mama Matzel nach jedem Melken die Kuh mitten aufdie Schnauze. «Wäääh!» sagte Trix dann immer. «Wie kann man nur eine Kuh küssen?»Zum Glück erlebt Trix im schönen Buch allerhand Sachen, so dass am Schluss ihre Dankbarkeit er-wacht und auch sie die Lisel küsst. Tolle Welt, die uns da gezeigt wird. Und die Trix ist einfach sym-pathisch!

Phyllis Root, Will Hillenbrand: Muh, muh – Küss die Kuh!, Verlag Sauerländer, ISBN 3-741-4764-2

Bücher

RätselIm Winter hat es viel geregnet, im Frühling hat esviel geregnet, erinnert ihr euch noch? Nun hoffenwir, dass der Alpsommer uns Sonne bringt. Ob’sregnet oder schön ist, das Rätsel von ValeriaSatzer, 10 Jahre alt, möchte dir einfach dieGelegenheit geben, Wörter und Buchstaben zusuchen.

Sendet uns eine Postkarte, eine Zeichnungoder einen Brief mit dem Lösungswort.Unter den richtigen Lösungen verlosen wirCDs und Bücher.

Adresse:

Valeria SatzerLediweid3823 Wengen

Zeichnung von Andrea Flury, Steinhof (s. S. 21)

Bericht von Anja Brunner, Schuders (s. links)

Wir danken allen Kindern, die mitgemacht haben. DieJury, bestehend aus Valeria und Eric Satzer in Wengenhat folgende Künstler ausgezeichnet:

Ein Hühnerbuch für Elias und Ruben Poletti, MalixEin Bilderbuch für Anja und Julia Brunner, SchudersJe eine Holzkuh für Christian und Julia Stettler, Eggiwil,Andrea Flury, Steinhof und Julia Strebel, Davos.

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zalp Nr. 12 -2001 Seite 22k23

Kin

der

seit

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Gesuchte Wörter:

1. Er geht auf die Alp.

2. Aus ihr macht man Käse.

3. Dort wohnt der Älpler im Sommer.

4. Das ist das Kind von der Kuh.

5. Aus dem kommt die Milch.

6. Bevor eine Kuh Kuh ist, ist sie ein .........

7. Dort drin schwimmt der junge Käse.

8. Aus Milch macht man .........

9. Ist auch ein Alptier das feine Milch gibt. Das Wort spielt zudemim neuen Heidifilm eine wichtige Rolle.

10. Er hütet die Tiere.

11. Er hilft manchmal beim Hüten und hat vier Beine.

12. Damit ist die Weide eingekreist.

13. Sie trifft man zuoberst und wo es steil ist. Denn sie kann gutklettern!

MusikWeltreise 1: «MuKU-TiKi-Mu» heisst dasProjekt von Roland Zoss: 25 technischund emotional sehr sorgfältig produ-zierte und pädagogisch wertvolle Lie-der für Kinder. Die CD wurde unter-stützt von der Schweizerischen UNES-CO-Kommission, der Helvetas und an-deren. Herausgekommen ist eine vonzwei (die Zweite erscheint im Herbst2001) wirklich professionell gemachtenMusik-CDs mit einem zusätzlich liefer-baren Text- und Notenbuch inklusivePlayback-CD. Und wirklich, die ganze Professionalitätist deutlich zu hören. Ebenso die Freudealler Mitwirkenden beim Musizieren:Zwei Kinderchöre, 11 Sänger und Sänge-rinnen und 40 Profimusiker begleitenuns auf einer musikalischen Weltreise:Rock und Jazz, Folk-, Volks-, Ethno- undklassische Musik in verschiedenen Spra-chen und zusätzlich Einspielungen von66 Soloinstrumenten. Jedes Lied wurdeeinem Tier gewidmet. Und so verführenschon die Titel der Stücke zum hinein-hören: Jimmy-Flitz-Maus, Eseli Elia, Ro-ter Panda, Murmeli etc. Wirklich emp-fehlenswert!

Weltkindermusik von Roland Zoss: MUKU-TIKI-MU, Sound Service, ISBN 3-908250-44-7

Weltreise 2: Auch Marco Keller, Sängerund Multiinstrumentalist hat zusam-men mit den Moosseekids den schwieri-gen Spagat zwischen einfühlsame Tex-ten, witzigen Geschichten und eineraufwändigen, symphonischen Gross-produktion geschafft. Mit seiner CD«Pingu und Kasimir & Co.» unternehmenwir eine musikalische Reise nach An-dalusien, Bolivien, Brasilien, Australienund Antarktis. In seinen Liedern treffenwir auf lustige Gestalten, wie zum Bei-spiel den schnellsten Chinesen Hu, derin zehn Sekunden um die ganze Schweizflitzt.Eine sehr warmherzige Produktion, mitviel Herzblut eingespielt und in der Hit-parade meines achtjährigen Sohn ganzvorne!

Marco Keller und die Moosseekids:Pingu Kasimir & Co., Zytglogge Verlag,ISBN 3-729644-76-9

So richtig zum mitsingen sind auch dieverrückten, verspielten, nachdenkli-chen, frechen, übermütigen, stillen undwilden Lieder von Linard Bardill für Kin-der ab 5 Jahren. Wer ihn an einem sei-ner zahlreichen Konzerte erlebt hat,weiss warum ihn Kinder einfach gernehaben. Der sympathische Bündner ver-zaubert mit seiner Feinfühligkeit nichtnur die Kleinen, sondern auch zahlrei-che grössere Zuhörer. So richtige Alphits!

Linard Bardill: Was i nid weiss, weiss mini Geiss, Sound Service, 270800-2/C00

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Page 22: Älplerinnen der Zeitung zalpzalp Zeitung der Älplerinnen und Älpler Nr.12 Sommer 2001 zalp2001_gesamt für PDF>zalp.ch 22.07.2001 8:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Bin von uns Braunen die dunkelste, drum halt mein Name. Heute darf ich’s schon sagen: Bin eine Leitkuh, meist dieSchönste, gewesen. Hab am meisten Milch gegeben, Prachts-kälber geboren und Tumasch, mein Pur, liebt mich mehr alsdie andern. – Ich ihn auch,.. fest. Ist ein lieber Mensch mit unsTieren.Hab grosse Erfahrung. Sag das einfach so. Plagiere nicht, war-um auch. S’ist halt so. Schon lange geh ich hier z‘Alp. Bin dieÄlteste hier oben. Kenne den Laden. Hab viel zu erzählen. ZumBeispiel...

Die Sennen:Vor Jahren hab ich ihn auf die Hörner genommen, den«Tschasper». Spitalreif. Er kam dann nicht wieder. Er verstanduns nicht. Verstand seine Hirten nicht, und er verstand sichselbst grad auch nicht. Er verstand auch den Chäs nicht. Warein Schnorri, brachte alle und alles durcheinander. Vor allem,er schlug alle, sogar den Schitstock, wenn er wütend war. –Vor mir hatte er Respekt.Ich schaute lange zu. Bis er meine kleine Kollegin, die Mira,wieder mal so brutal schlug, weil sie das Milchkessi umstiess.Sie machte es natürlich zu oft; war halt eben jung und schonein wenig ein Luuschaib. Sie machte es extra, um diesen«dummen Lööli» zu ärgern, wie sie mir sagte. Tschasper schlugaber zu hart und zu lang, – mit dem Stecken. Nachher trieb eruns aus dem Stall und haute wieder auf die Mira ein, ohneGrund. Da langte es mir. – Eben. Er kam dann nicht wieder.Scheints lag er lange im Spital.Ich hatte ihn ja gewarnt. Er aber verstand es nicht. Mein Purverstand mich, seine Kinder, viele konnten mich verstehen,wenn ich ein Zeichen gab. Er aber war eben dumm, dümmerals sein schlecht gemachter Chäs. – Was blieb mir da andersübrig. Viele Sennen waren so durchschnittlich. Profillos. Sie machten

alles halt so recht und schlecht. Das Nötigste eben. Konnte sieirgendwie verstehen, hatten alle ihre Sorgen, keine rechteFreude am Leben. Sogar in der Freizeit führten sie nur ihreTraurigkeit spazieren. Wenn die Sonne schien, alles herrlichduftete, die Gräslein, Kräutlein, merkten sie es nicht. Wenn esregnete, schimpften, fluchten sie. Das war ihr Seelenleben.Flach eben. Der Herrgott hätte ihnen persönlich erscheinenkönnen, sie hätten’s nicht gemerkt. Meist sprachen sie eh nurvom Tüfel... «soll’s hole, verdammte Siech..., huara Chaib».Was wir da alles mitanhören mussten, den ganzen Tag.

Einige Sennerinnen waren da nicht viel besser.Vielleicht etwas fiiner, teils aber noch gröber,ohoohh!! Die eine, die «Lisa», war aber der bareEngel. Mit der konnte ich sogar schwätzen. Siewar zu allen lieb, sehr lieb. Verweilte viel beidieser oder jener Kollegin; längere Zeit, und siehatten Zwiegespräch. Viel und lange halt auchmit mir. Sie streichelte uns lieb, anders als dieandern. Wir spürten ihr Herz dabei...so schönund ruhig klopfen. – Als wir im September hin-unter mussten, und sie noch zurückblieb, hat-ten viele von uns Tränen. Ich selbst trolte eini-ge Male fast um, weil es mich richtig schüttel-te, weil ich das Brieggen verklemmen wollte,und dann vor lauter Augenwasser die Löcherund Steine des Weges nicht dort sah, wo siewirklich waren. Lisa heiratete dann und kamnicht mehr. Der Bläss sagte mir, sie sei in Kana-dien oder so. Hoffentlich hat sie einen liebenMann, die Hübsche. – Ja, das war sie. Hübsch!Und unter uns: Sie hatte so warme, weicheHände, schöne. Nicht so steife, dreckige. Und

wenn sie mich küsste...oh wie das wohltat. Ihr aber sicherauch, sie drückte mich nämlich immer so lange und schlossdabei ihre lustigen Augen. Manchmal tat es mir sogar weh,hatte kaum mehr Schnuuf. Nahm das aber gerne in Kauf, undwie. Es gab natürlich noch einen Senn, den ich sehr liebte. Davonvielleicht ein andermal.

Die HirtInnen:Buntes Volk. Wirklich. Erlebte so von allem etwas. Am liebstenhatte ich natürlich die ruhigen, älteren, erfahrenen. – DieHunde waren immer so wie ihre Alten, die Hirten. Es gab da-von ganz feine. Am meisten hasste ich, – jaa, es waren nur , inallen Jahren, etwa drei solche –, Wiber, die so hoch krächzten,wenn sie schrien. Das wäre noch gegangen. Aber sie schriendauernd... und wurden nie heiser. Ich war da immer völlig zu-sammengezuckt und sehr verspannt, und wir Kolleginnenmussten uns dann gegenseitig lang und fest lecken, die Mus-keln weich massieren. Das fiel aber diesen Wibern nicht auf...wie ihr Krächzen uns im Kopf weh tat und wie wir litten. Sieschreikrächzten auch ihre Hunde an, die dann richtig Grimas-sen schnieden und den Schwanz einzogen – nicht aus Angst.Aus purem Ekel nämlich. Ein Hirt war ein besonders lieber Kerl. Gross, dünn, feinnervig,

La Neira erzähltBin die Älteste hieroben...von M. M.

Foto

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Kel

ler

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auch in der Seele. Weisse Haut, grosse, ängstliche Augen, zar-te Finger, wie so ein Künstler. – Ein Städter. Studierte Medizin;aber nicht für Tiere, von diesen hatte er Angst. Er wollte z’Alpgehen um fit und stark zu werden, Kondition oder sowas.Wenn ihr mich fragt, wollte er ein Mann werden. Wegen ihmhatte ich auch schon Tränen, weil es mich so rührte oder ichlachen musste. Er gab sich soo Mühe, rannte bergauf, bergab,fiel querhin, vornüber, verlor den Stecken, kotzte halb undhatte die Herde trotzdem nie beisammen. Abends half ihmamigs der Bläss, sonst wäre da wohl nichts gegangen. Dannhatte er nur noch Durst, keinen Hunger. Er wurde noch mäge-rer und ging dann, nach einer Woche, nach Hause. – Der Blässsagte mir neulich, der sei jetzt Arzt in der Stadt, und zwar einsehr guter. Ich werd ihn nie vergessen. Er war so ein lieberKerl. Wir haben alle viel Rücksicht auf ihn genommen. Aber erseckelte einfach immer drauflos. Wir konnten da noch langeextra stehenbleiben. – Ja, er war wirklich ein ganz lieber Kerl.Hat uns nie, nie geschlagen und, vor allem, nie gekrächzt, soschrillhoch und andauernd, wie das Wib nach ihm.Der Bläss war übrigens auch ein ganz lieber Kerl. Wusste im-mer über alles Bscheid. Wir waren viel zusammen undschwätzten viel miteinander.Ja, so war’s halt, und ist’s heute noch. Viele liebe Menschenerlebte ich, und einige ganz liebe, und einige wenige habe ichhalt vergessen; die, die halt einfach keinen gscheiten Ein-druck hinterliessen.Früher, als ich noch den Karren ziehen konnte, ging ich im

Herbst öfter mal mit Tumasch, meinem Bauern, Mist aus-führen; vorbei an der Alphütte, die zum Herbst bereits ihreAugen geschlossen hatte. Und es fiel mir auf, dass sie im ei-nen Jahr friedlich, im andern eher traurig dreinschaute, jenach dem, welcher Mensch mit wieviel Herz die Hütte aufge-räumt und zugemacht, und sich auf diese oder andere Art, –oder gar nicht nett, von ihr verabschiedet hatte. Die Liebenliessen eben amig’s einen Teil ihrer Seele dort oben, bei derHütte. Das merkte ich immer, wenn die Hütte dann nicht ganzalleine war, zum Winter hin.Vielleicht kann ich nächsten Sommer nicht mehr hinauf. Magnicht mehr so. Und die Sennen und HirtInnen hab ich auchnicht mehr so im Griff wie früher, bin nur noch «die Alte». Mei-ne Kolleginnen haben mir schon gesagt, sie würden dann aberauch nicht mehr gehen. Ich sei halt schon so etwas wie ihregrosse Mutter. Und wenn nächstes Jahr wieder diese lieblosenMenschen kommen würden, dann würden sie ganz sichernicht mehr hingehen. Ich habe ihnen dann schon zugeredet.Und ich werde meinem Tumasch auch zureden, dass unbe-dingt dann die vom vorletzten Jahr wieder kommen müssten,oder die, die vor 4 Jahren da waren, die waren wirklich lieb.Nur die vom letzten Jahr nicht. – Er wird’s schon richten. Erhört auf mich und ist schliesslich Alpmeister und überhauptsehr geachtet im Dorf. Vielleicht gehe ich dann doch nochmals hinauf, wenn ichmag,...und es wirklich sein muss. m

(Alle Namen wurden geändert)

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Page 24: Älplerinnen der Zeitung zalpzalp Zeitung der Älplerinnen und Älpler Nr.12 Sommer 2001 zalp2001_gesamt für PDF>zalp.ch 22.07.2001 8:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Seit Oktober 2000 gibt es beim Bündner Sennenverein einenneuen Vorstand, der vom Alpsenn und Käser Markus Lehmannaus Klosters präsidiert wird. Mit im Vorstand sitzen derlangjährige Älpler Walter von Ah aus Landquart, Hans-MartinHeldstab aus Igis, Martin Capaul aus Vals und Martin Bienerthaus Andeer. Dass der Vorstand nicht nur sitzt, sondern auchetwas bewegen möchte, hat er bereits gleich im Herbst 2000bewiesen. Dank dem Einsatz des Bündner Sennenvereins,vertreten durch eben diesen Vorstand, sind die Richtlöhne fürdas Alppersonal, die seit 6 Jahren unverändert waren, an-geglichen worden, nachzulesen im Bündner Bauer Nr. 1/2 vom12. Januar 2001 oder unter www.zalp.chDer BSV arbeitet auch an einer Revision seiner Statuten. Zieldieser Revision, die im Herbst bei der Generalversammlungzur Abstimmung kommen soll, ist eine zeitgemässe Grundlagefür einen Verein, der bei Entscheidungen um die Alpwirtschaft

konstruktiv mitarbeiten möchte. Aus diesem Grund ist auchgeplant, den Namen des BSV zu ändern. Der Präsident MarkusLehmann möchte ein Vertreter aller Älplerinnen und Älplersein, und dies soll sich auch im Namen wiederspiegeln, wo bisheute die Hirtinnen und Hirten nicht erwähnt sind. Einbrennendes Thema von heute ist die QS-Alp, heftig diskutiertin ÄlplerInnenkreisen, den Alpbesitzern, und der IG Alp. Umsich ein möglichst breites Bild zu verschaffen, versucht derBSV durch Veranstaltungen und Kontakten mit betroffenenKreisen sich eine Meinung zu bilden, um diese dann auch inentsprechenden Gremien zu vertreten.Sinn und Zweck des Vereins kann man ganz einfach auf einenPunkt bringen, wie Markus Lehmann bemerkt: «Sich zu-sammen für eine gesunde Erhaltung unserer schönen Alpeneinsetzen.»Martin Bienerth m

Dies war die Kernfrage letzten Dezember an einer Aussprachebeim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), wo ich als Vor-standsmitglied der Glarner Biobauern zusammen mit Vertre-tern der Bio Suisse und dem Schweizerischen Alpwirtschaftli-chen Vereins (SAV) beisitzen konnte. Wie ist es dazu gekom-men?In Anlehnung an das in der EU geltende Gesetz für Biobetriebehat der Bund eine neue Bioverordnung erlassen, welche seitdem 1. Januar 2001 in Kraft ist. Diese schreibt vor, dass derBiostatus eines Tieres verloren geht, wenn es länger als 30 Ta-ge auf einem Nichtbiobetrieb gehalten wird. Kehrt es danachauf den Biobetrieb zurück, muss es wieder auf Bio umgestelltwerden. Da jedoch zahlreiche Biobetriebe ihre Tiere auf kon-ventionellen Alpen und Gemeinschaftsweiden sömmern, mus-sten für diese Fälle spezielle Regelungen gesucht werden. Die BioSuisse schlug vor, von den Alpmeistern, welche Biotieresömmern, vertraglich zu verlangen, auf dem Weidegebiet kei-ne Dünger und Pflanzenbekämpfungsmittel einzusetzen, wel-che im Biolandbau verboten sind.Das Herbizidverbot gegen die Blacken wollten die GlarnerBiobauern nicht akzeptieren und legten Rekurs gegen dieWeisung «Abwesenheit der Biotiere vom Heimbetrieb» ein.Sie befürchteten, dass die konventionellen Alpbewirtschafternicht auf chemische Blackenbekämpfung verzichten wollten,und darum zu wenig Alpplätze für Biotiere gefunden würden –dass somit die Bestossungszahl auf den Alpen zurückgingezum Verlust für die Alpwirtschaft – und schliesslich, dass derKonflikt zwischen Bio und Konventionell wieder geschürtwürde.Der Respekt vor der Blacke ist also gross. Doch dass ein Ab-spritzen dieses Krautes ohne grundlegende Änderung der Be-wirtschaftung gar nichts nützt, muss auch gesehen werden.Ich persönlich fand es zudem schade, dass die Alpen dadurch

in biokonforme und konventionelle unterteilt würden. Die Alpist für mich ein Gebiet mit speziellem Naturcharakter, wel-ches sich deutlich vom Tal unterscheidet und wo natürlichproduziert wird. Meiner Meinung nach müssen alle Bestrebun-gen dahingehen, die Alpen als «Naturreservat» zu bewahrenund sie konsequenterweise biologisch zu bewirtschaften. Dasnaturnahe Image der Schweizerischen Alpwirtschaft ist aus-serdem sehr wichtig für die Produktevermarktung und denTourismus.Die Forderung der Glarner Biobauern ans BLW lautetedeshalb: Generelles Herbizidverbot auf allen Alpen in derSchweiz, verankert in der Sömmerungsbeitragsverordnung(SöbV) und unterstützt durch höhere Direktzahlungen zur Ab-geltung des Mehraufwandes für mechanische Unkrautbe-kämpfung. Bis jedoch eine solche Änderung der SöbV überdie Bühne ist, sollten Tiere von Biobetrieben ohne Einschrän-kung auf konventionellen Alpen gesömmert werden können.Dies begründeten wir folgendermassen: Einer Biokuh solltedas Weiden auf einer Alp nichts schaden, auch wenn Herbizidgegen Blacken eingesetzt wird. Denn errechnet man den An-teil an möglicherweise gespritzten gefressenen Blacken amgesamten Futterverbrauch einer Kuh im Jahr, so macht daskaum einen Prozent unbiologisches Futter aus. Nach den Bio-richtlinien darf eine Kuh jedoch bis 10 % nichtbiologisches Fut-ter fressen. Aus dieser Sichtweite betrachtet sind die Alpenalso bereits biokonform.Das BLW stieg dann auch auf die Forderung der Glarner Bio-bauern ein, keine Einschränkungen zur Sömmerung von Bio-kühen auf konventionellen Alpen zu machen. So bleibt alsovorläufig alles beim alten. Längerfristig will das BLW jedochden Gedanken, Alpen ganz biologisch zu bewirtschaften, dasheisst, auch auf Herbizide zu verzichten, zusammen mit demSAV weiterverfolgen. m

Frischer Wind beim Bündner Sennenverein BSV

Sind die Alpen Gift für die Biokuh?Gilt eine Kuh aus einem Biobetrieb, die auf einer konventionellen Alp gesömmert wird, bei ihrer Rückkehr ins Talnoch als Biokuh oder muss sie von neuem auf Bio umgestellt werden? Oder anders gefragt, werden die Alpen inder Schweiz genügend biologisch bewirtschaftet, um eine Biokuh nicht zu «verderben»?Barbara Sulzer

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zalp und Geldzalp und GeldDie Arbeit der ganzen zalp Redaktion ist ehrenamtlich, doch auch wir können ohne Geld keine Zeitung ma-chen. Dank der Werbung, den zahlenden zalp LeserInnen und dem Entgegenkommen der Druckerei haben wirbisher einen Verlust vermeiden können. Für dieses Jahr sieht es so aus:Das Papier für die Zeitung wird teurer, das Porto steigt, der Drucker will endlich einen gerechten Lohn unddie Weltlage bleibt weiterhin unbestimmt. Für jede Adressänderung, die uns die Post meldet, zahlen wir. Da unsere AbonnentInnen viel zügeln, kommtein stattlicher Betrag zusammen. Dazu kommen Telefone, Faxe und Briefe, die wir für die zalp tätigen. Alles inallem ergibt das fast 9000 Franken. Unser Zittern vor dem Bankrott verwandelte sich bis anhin in Erleichte-rung – dann wenn alle Rechnungen bezahlt waren und noch etwas im Seckel zurückblieb.

Die Arbeit der ganzen zalp Redaktion ist ehrenamtlich, doch auch wir können ohne Geld keine Zeitung ma-chen. Dank der Werbung, den zahlenden zalp LeserInnen und dem Entgegenkommen der Druckerei haben wirbisher einen Verlust vermeiden können. Für dieses Jahr sieht es so aus:Das Papier für die Zeitung wird teurer, das Porto steigt, der Drucker will endlich einen gerechten Lohn unddie Weltlage bleibt weiterhin unbestimmt. Für jede Adressänderung, die uns die Post meldet, zahlen wir. Da unsere AbonnentInnen viel zügeln, kommtein stattlicher Betrag zusammen. Dazu kommen Telefone, Faxe und Briefe, die wir für die zalp tätigen. Alles inallem ergibt das fast 9000 Franken. Unser Zittern vor dem Bankrott verwandelte sich bis anhin in Erleichte-rung – dann wenn alle Rechnungen bezahlt waren und noch etwas im Seckel zurückblieb.

Damit die zalp auch weiterhin am Leben bleibt hier ein paar kleine Bitten:

• Benützt den roten Einzahlungsschein nicht als Anfeuerungshilfe für das Feuer unterm Kessi sondern schickt ihn auf die Reise zuuns. Mit den 5 Franken sind die Unkosten der Zeitung gedeckt. Vielen herzlichen Dank all denen, die aufrunden.

• Die Adresse auf dem Einzahlungsschein bitte in lesbarer Schrift schreiben, damit er/sie sich die nächste zalp sichert.

• Adressänderung bitte an die Redaktion melden. Adresse siehe Impressum.

• Wer keine zalp mehr will und sich ärgert über unsere gute Zeitung, schreibt uns und wir streichen die Adresse aus der Kartei.

• Über Kritik, Lob, Anregungen und Mitarbeit sind wir dankbar. Denn die zalp lebt von den ÄlplerInnen.

Für die Redaktion Harald Satzer

Hier ist die Adresse, wo’s hin soll:

zalp, Harald Satzer, 3823 WengenPC 90-130 553-0

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Page 26: Älplerinnen der Zeitung zalpzalp Zeitung der Älplerinnen und Älpler Nr.12 Sommer 2001 zalp2001_gesamt für PDF>zalp.ch 22.07.2001 8:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

Graubünden - weiter als das Auge reicht

Wann hat es das je für einen (Berg)kanton gegeben? FürGraubünden jedenfalls ist es das erste Mal, dass 35 Fachleutemit intensiv nahem oder distanziert souveränem Bezug zumKanton, ihre Zukunftsvision festhalten. So sind 32 spannendund unterhaltsam zu lesende Ausblicke entstanden, die dieBereiche Mensch & Kultur, Natur & Umwelt, Arbeit & Wirt-schaft umfassen. Unter den AutorInnen sind bekannte Grös-sen wie Bruno Gerber (der langjährige Kurdirektor vonDavos), oder Werner Bätzing (Alpengeograph an der Uni-versität Erlangen). Sie gehen erstaunlich kritisch mit den Aus-wüchsen des Tourismus ins Gericht (Gerber) oder räumenfundiert mit einigen Klischees zur Veränderung des europäi-schen Alpenraums auf (Bätzing); mit Klischees übrigens, dieauch wir ÄlplerInnen mit uns tragen. Im Buch sind aber auch unbekannte Menschen mit ihren umsointeressanteren Gedanken zu finden, so zum Beispiel dieBergbäuerin Tina Joos aus Schuders, die sich in der Form eineskontroversen Zwiegespräches «auf der neuen Ofenbank» mitder Zukunft der Berglandwirtschaft und den Alpen auseinan-dersetzt.Ein Buch für den Sonntagnachmittag, wo man endlich malwas lesen will, das nicht nur die bekannten Probleme wieder-kaut, sondern frisch aus dem sachkundigen Hirn neue Lö-sungen vordenkt. Ein Buch auch, das allein aufgrund der Illu-strationen – ungewohnten Detailsichten auf Graubünden –zum Schmökern und Blättern einlädt. Kaspar Schuler

Vereinigung Bündner Umweltorganisationen (VBU)(Herausgeberin): Graubünden - weiter als das Auge reichtVerlag Bündner Monatsblatt Chur, 2001; 320 S., 30 Fotos s/w; Fr. 23.–

Milch und Käse

Dass Milch vielseitig verwendbar ist, dürfte wohl allen Älpler-Innen bekannt sein. Vom Zentralverband der Schweizer Milch-produzenten (ZVSM) sind zwei sehr interessante Kochbücherherausgegeben worden. Das Milchbuch ist ideal für Kochein-steiger. Die vielen schmackhaften Bilder werden durch Nebe-ninformationen über die Wunderflüssigkeit Milch ergänzt.Aufgeteilt in die Regionen Wallis, Graubünden, Emmental,Waadtland und Tessin wird die Herkunft der Milch eindrück-lich dokumentiert. Auf jeweils 10 Seiten hat man Einblick indas Leben eines Älplers, einer Bergbäuerin, einem Grossbau-ern, einem Kleinbauern und einem Alternativbauern. So wirddie Herkunft der Milch zu einem bewussten Erlebnis, und eswird gezeigt, wie die Milchwirtschaft das Leben dieser Men-schen prägt. Die einfachen Rezepte zeigen die vielseitigenMöglichkeiten, die die Milch in der Küche bietet: Ein Sach-,

Koch- und Bilderbuch in einem. Die 100 Rezepte machen deut-lich, was für eine Rolle der Käse in der Küche einnimmt. DerSchweizer Käse als Apèro, als Vorspeise, in Suppen, alsHauptspeise oder als Dessert, er bietet fast unendlich vieleMöglichkeiten. Eine Käsekunde und die Rezepte der Klassikerwie Raclette, Älplermagronen oder Käseschnitten rundendiesen Band gelungen ab. (hs)

Das Milchbuch ISBN 3-909230-33-4 Fr. 25.–Das Käsebuch ISBN 3-909230-51-2 Fr. 25.–ZVSM, Weststr.10, 3000 Bern 6

Milch

Alles über Milch. Aber wirklich alles! Restlos! Mit so wunder-baren Kapiteln wie Milchsegen, Die uralte Vorliebe für Milch,Muttermilch, Die Milchstrassengeschichte, Milch und Kunst,Milch und Baukultur, Stutenmilch, Was es über Milch zu sin-gen gibt, u.v.a. Echt, ich meine es ernst: Dieses aufwendige,liebevoll bis ins Detail gestaltete Sammelwerk mit fast 300Seiten und vielen Fotos aus allen Zeiten und Welten ist fürMilchliebhaber ein absolutes Muss! Die Kulturzeitschrift Arun-da aus Südtirol publiziert seit 25 Jahren solche erlesenen Sam-melwerke. Die Qualität von «Milch» hat mein Interesse auchfür andere Titel geweckt. Aus dem Nachwort von Erich Kofler Fuchsberg, dem künstleri-schen Direktor des Buches:«Die Milch ist friedlich und gutmütig, und vieles lässt sich mitihr machen. Beim Schlagen schäumt sie auf, beim Ruhen teiltsie sich. Sie entspringt aus der Wärme der Körper und hat dieFarbe der Oblaten und der Brautkleider. Das Loblied singenihr die Hirten und bockigen Faune.»

32 Autoren, «milch», Sammelwerk zu bestellen bei:Arunda Kulturzeitschrift, Hauptstr. 10, I-39028 SchlandersTel. 0039 (0) 473 730 103

CD’s

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Röseli Rock

Wie tönen Schweizer Volkslieder on the rocks? «Meitli, wenndu witt go tanze» – «Mys Bueli geit über Sapünerstäg y» – «Eshet e Puur es Töchterli» oder ganz treffend «s isch nümme dieZyt». Mit «Röseli Rock» ist dem Zytglogge Verlag einmal mehreine gelungene Zusammenstellung aus dem Schaffen derSchweizer Musikszene gelungen. Corin Curschellas mit Suddes Alpes, Dodo Hug, Sina, Christine Lauterburg und noch vie-le andere CH-MusikerInnen haben den alten Liedern neuenWind eingehaucht. Die neue Form des alten Kulturguts istmultikulturell, spartenübergreifend und teilweise ironisie-rend. Es macht richtig Spass diese CD zu hören. (hs)

CD «Röseli Rock» ZYT 4560Zytglogge Verlag, Eigerweg 16, 3073 Gümligen, www. zytglogge. ch

Alpine Experience

Bei Jazz und Alphorn stösst man unweigerlich auf Hans Kenelund seine Alpine Experience. Die Wurzeln ihrer Zusammenar-beit reichen bis ins Jahr 1982 zurück. So ist es nicht verwunder-lich, dass hier ein eingespieltes Team am Werk ist. Mit RolandSchiltknecht, dem exzellenten Hackbrettspieler, Heiri Künziam Bass, Marc Käppeli (Drum, Percussion), Patricia Draegeram Akkordeon und Paul Haag auf dem Alphorn hat HansKenel, Alphorn und Büchel, auf ausseralpinen Bühnen mehr

als nur Beachtung geerntet. «Rosa Loui»ist ein interessanter Querschnitt durchihr musikalisches Schaffen. Auf ihrerneusten Scheibe «a call from the alps»hat die Gruppierung zusammen mit denInnerschweizer Schönbächler Schwe-stern eine ganz neue Dimension ge-

schaffen. Aus verschiedenen Musikrichtungen kommend, be-treten beide Neuland. Das Ergebnis ist ein wunderbares Na-turtonabenteuer. Die vier Geschwister pflegen den Naturge-sang und den Jodel. Neben traditionellem Liedergut öffnen siesich für eine experimentelle Begegnung. Agatha, Barbara,Daniela und Monika zeigen keine Berührungsängste. Beson-ders eindrücklich sind zwei Einspielungen mit der WDR BigBand, aufgenommen in der Kölner Philharmonie. (hs)

Alpine Experience: «Rosa Loui» TCB 03042Alpine Experience and the Schönbächler Sisters: «a call from the alps» TCB 03082TCB Music SA, Grand’ Rue 92/5, 1820 Montreux, www.tcb.ch

Jodelgruppe Wengen

Es gibt den Jodelverband, es gibt auch Jodelvereine und Jo-delclubs. Die Jodler von Wengen legen Wert auf die Bezeich-nung Jodelgruppe. Im November 1994 haben sich ein paar Na-turverbundene aus dem Dorf entschlossen diesen Naturge-sang gemeinsam zu erleben. Auf zahlreichen Festen und An-lässen hat die kleine Gruppe Anerkennung gefunden. NebenÄlplern, Landwirten, Schafzüchter und Bäuerinnen hat esauch Bahnangestellte, einen Heilpädagogen, Seilbähnler undeinen Sportartikelverkäufer in der Gruppe. Geprägt von einereindrücklichen Landschaft haben die drei Jodlerinnen und dieneun Jodler sich auch nicht von terminlichen Schwierigkeitenim Lawinenwinter 1999 davon abbringen lassen, ihre Liederauf CD zu pressen. Im Friton Tonstudio in Forst bei Längen-bühl sind Jodellieder aufgenommen worden, auf die die Grup-pe stolz sein kann. Das befreundete Schwyzerörgeli-QuartettSchmadribach rundet mit Marsch, Polka und Walzer ab. (hs)

Jodelgruppe Wengen CD + MC «Mys Wengen Derfli» Friton 00903-2 Alfred von Allmen, Umformer, 3823 Wengen, Tel. 033-855 33 13

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Werner Aeschbacher

«Vielleicht haben die ja recht, die vorgeben, dass es im Himmel Harfen gibt. Vielleicht auch Flöten und Geigen. Dochich bin sicher, dass es dort keine Akkordeons gibt, so wie ich sicher bin, dass es dort keine grüne Kuhscheisse gibt, dienach wildem Knoblauch riecht. Das Akkordeon ist für das Leben auf dieser Erde gemacht, die linke Hand gibt denBass und die Herzschläge an, die Arme und Schultern mühen sich Atem zu schaffen, und die rechte Hand greift nachHoffnungen!" Das Zitat von John Berger passt ganz treffend zu der Musik von Werner Aeschbacher. Einst weggezo-gen vom elterlichen Bauernhof im Emmental, doch die alten Melodien hat er mitgenommen. Seine beseelte Art zuspielen auf dem Schwyzerörgeli oder auf dem kleinsten aller Örgeli, dem Langnauerli, geht wirklich unter die Haut.Erstaunlich, was er aus diesen Instrumenten rausholt, auf der Suche nach immer neuen Klangräumen. AeschbachersOffenheit für die verschiedenen Formen des Musizierens macht aus diesem Tonträger etwas ganz besonderes. (hs)

Werner Aeschbacher: «Aeschbacher» (make w10)Vertrieb RecRec Media AG, Postfach, 8026 Zürichwww.recrec.ch

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Job gekündigt und mit den Kindern zalp

«Die Sozialkompetenz, Verantwortung übernehmen, das ha-ben sie zu einem grossen Teil auf der Alp gelernt. Es war eineganz wichtige Zeit für meine Kinder.» So umschreibt MartinTschümperlin, der drei Jahre mit seinen beiden Töchtern Si-mone und Eliane auf einer Alp im Entlebuch war. «Ich war sel-ber mehrere Jahre z’Alp und fand es eine tolle Idee, dies mei-nen Kindern zu ermöglichen.» So kündigte er seine Anstel-lung als Sozalpädagoge, nahm die Kindern von der Schuleund zog mit 30 Rindern, 10 Ziegen, mit Ratten, Hund, Schaf,Maultier, Hühnern und Kaninchen auf die Alp. «Die Schulezeigte sich sehr kooperativ; die Klasse selber besuchte die

Alp. Für die Schulkinder war es spannend, ein Gschpänli aufder Alp zu wissen.» Seine Kinder wurden von seiner Frau un-terrichtet. Sie kam jeweils am Wochenende hoch. «Die Kinderlernten sehr gut auf der Alp, für meine Frau war es schwieri-ger. Sie wollte lieber mithelfen als Lehrerin spielen.»Mit der Ziegenmilch stellte Martin Käse her, während die Kin-der draussen den Rindern nachgingen und sich um die Zie-gen kümmerten. «Käsen interessierte sie nicht, vielleicht malmithelfen. Ich würde, obwohl es keine richtige Käsealp war,nicht mehr mit Kindern auf eine Alp mit Milchverarbeitung.Als Erwachsener bist du zu stark angebunden und für die Kin-der ist es viel spannender, draussen in der Natur zu sein. Siehatten auch nie den Alpkoller, es konnte noch so schlechtesWetter sein. Wichtig war dann die Stube, die wir heizenkonnten.»«Der Lohn war niedrig, wir gönnten uns die Alp. Es war Luxus.Aber wenn ich sehe, wie die Kinder mit den Lebensmittel um-gehen, Zusammenhänge der Natur verstehen, hat es sichmehr als gelohnt. Sie sprechen heute, zwei Jahre nach demletzten Alpsommer, immer wieder von dieser Zeit.» m

Kinderzulagen

Als ÄlplerIn mit Kindern hat mensch Anrecht aufKinderzulagen. Wenn die Alpmeister nicht selber aktivwerden, müssen sie darauf hingewiesen werden.Ebenfalls können selbständige ÄlplerInnen Kinderzulagenbeantragen. Die AHV-Kasse, wo er/sie als SelbständigeRangemeldet ist, verschickt bei entsprechender Anfragedie notwendigen Formulare. Es reicht, dies nach derAlpzeit zu erledigen, das Geld kommt halt etwas später.Viel Glück, ansonsten hilft das Alpofon weiter!

, S. 21

BergAuftritt: 5x hochkarat – Fotos aus den Bergen15. September 2001 – 10. März 2002

8. Alpen-Videokinoprogramm28. September – 4. November 2001Schweiz. Alpines Museum in Bern, Tel. 031-351 04 34

Alpine Kulturtage, Thema: Idylle Alpen

21.– 26. August 2001

Programm und nähere Informationen:aus der Presse oder bei [email protected]

Geissenbölleli

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Page 29: Älplerinnen der Zeitung zalpzalp Zeitung der Älplerinnen und Älpler Nr.12 Sommer 2001 zalp2001_gesamt für PDF>zalp.ch 22.07.2001 8:14 Uhr Seite 1 (Schwarz/Process Black Bogen)

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Ticket für zwei Personen1. Klasse ab Interlaken Ost aufsJungfraujoch (3450 m)(freundlicherweise gesponsortvon den Jungfraubahnen)

Die CD Volkslieder on the rocks:«Röseli Rock»(freundlicherweise gesponsortvom Zytglogge Verlag)

Zwei Übernachtungen im Doppelzimmer komplett mit Frühstückbuffet im Hotel Bären in Wengen. Einlösbar nach der Alp(freundlicherweise gesponsort vom Hotel Bären)

Rätsel Kultur – Kultur RätselGanze Alpbelegschaften, die zu Schere und Stift greifen und stundenlang aberwitzige Wortkombinationenentwickeln ... Nein, der diesjährige Wettbewerb steht weniger im Zeichen kniffliger Rätsel. Diesen Sommerwollen wir euch zur Kunst anregen.Urs Baumgartner

Apparatesturz

Das letztjährige Rätsel schien schwerer als es eigentlich war. Vielen wurden schon nach wenigen Stunden oder Tagenklar, das nur ein Wort der unzähligen, möglichen Wortkombinationen keinen tieferen Sinn hatte: Apparatesturz.Logisch oder? Wie erwartet trafen die Lösungen nicht zu Tausenden ein. Doch ein gutes Dutzend Alpintellektuelle fan-den die richtige Lösung. Als glückliche GewinnerIn durften Lotte Räber und Caspar Späni aus Affoltern am Albis einWochenende im Hotel Bären in Wengen geniessen. Tresa Deplazes aus Schnaus (das gibt’s tatsächlich: 7130 Schnaus)fuhr mit den Jungfraubahnen auf das Jungfraujoch. Auch die restlichen Preise fanden ihre verdienten Gewinner. VielenDank an dieser Stelle den Sponsoren unserer Preise!

Kunst, die - schöpferisch, gestaltende Tätigkeit des Menschen (Bau-/Dicht-/Volkskunst, etc.)- Gesamtheit der Erzeugnisse dieser Tätigkeit- Das künstlich Erschaffene- Können, Fertigkeit, Geschicklichkeit

Also, die Aufgabe ist einfach: Macht auf eurer Alp Kunst! Ob ein geschriebenes, gemaltes, geschnitztes,behauenes, aufgestelltes, installiertes, fotografiertes, ausgependeltes, zusammengesetztes, geklebtes,gestricktes, gebasteltes, gezimmertes, ausgestopftes, genähtes, geschweisstes, genageltes, natürliches,musikalisches, zusammengepresstes oder aufeinandergelegtes Kunstwerk spielt keine Rolle. Euch sindkeine Grenzen gesetzt!

Wichtig ist eine Foto, eine Kassette, ein Video von der Kunst oder das Kunstwerk selbst, damit eine unab-hängige Jury (mit Kunstverständigen) unter allen TeilnehmerInnen die GewinnerInnen folgender Preiseauswählen kann:

Die Dokumentation (Fotos, etc.) von eurer Kunst bitte an folgende Adresse senden:

Urs Baumgartner, Hauptstr. 53, 4812 MühlethalFoto: Urs Baumgartner

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IMPRESSUM zalpzalp Zeitung der Älpler und Älplerinnen

Nr. 12 Sommer 2001Auflage 2 600 Exemplare Preis sFr. 5.–/€ 3.–

Redaktion: Harald Satzer (hs), WengenUrs Baumgartner (ub), MühlethalGiorgio Hösli (gh), MollisRegula Wehrli (rw), BielMagnus Furrer (mf), Grosshöchstetten

Adresse: Redaktion zalpHarald Satzer, Lediweid, 3823 WengenTel. 033-855 53 33, [email protected]

Internet: www.zalp.ch

Inserate / Abos / Nachbestellungen:Urs Baumgartner, Hauptstr. 534812 MühlethalTel. 062-752 46 49Inseratenpreise auf Anfrage

Konto: PC 90-130 553-0

Layout: Hösli Typographics, Mollis

Druck: Oranis Offset Chur, Urs Bütikofer

Coverfoto: Regula Wehrli

Dank: an die, die lesen und/oder alpen

Gratulation: an Kaspar Schuler

Bestandesaufnahme der Einrichtungen und Bausubstanz von SennalpenAbsicht ist, unsere langjährige Erfahrung auf der Alp und unser Fachwissen bezüglich des Bauens den Bauern, denAlpgenossenschaften und Älplern zu Verfügung zu stellen. Um längerfristig sinnvoll beraten zu können, wollen wirden Ist-Zustand der Sennalpen festhalten. Anbei eine Hilfsliste mit mit Stichpunkten, an denen Ihr euch orientierenkönnt. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele ÄlplerInnen und Alpmeister uns dabei unterstützen.Stephan Klempp und May-Britt Meisser

Weitere Informationen zu Baumaterialien auf Sennalpen sind zu finden auf Seite Seite 6.Ausgefüllte Bestandesaufnahmen bitte schicken an: May-Britt Meisser, Plandadein, 7215 Fanas, Tel. 081-325 33 01

Dort kann auch eine vordefinierte Ausfüllliste bestellt werden.

Stichpunkte Muster

AllgemeinesErbaut:

Renoviert:

Skizze über Lage der Räume zueinander (Sennerei, Küche,Stube, Käsekeller, Milchraum, Stall ):

Einrichtung SennereiArt der Feuerung:

Auszugsystem:

Presstisch:

Butterfass:

Spültröge:

Art des Käsegestells :

Melkanlage:

Sonstiges:

Beschreibung der Bausubstanz(bitte jeden Raum separat beschreiben)

1. Sennerei / 2. Milchraum / 3. Käsekeller

1.1 Aussenwände:

1.2 Innenwände:

1.3 Decke/Dach

1.4 Boden:

1.5 Fenster :

1.6 Türe:

1.7 Lüftung:

1.8 Temperatur :

1.9 Luftfeuchtigkeit :

1900

1959

Schwenkfeuer

Einzelauszug

Holz

Chromstahl

Plastik

feste Bankung aus Holz

Eimermelkanlage

Zentrifuge, Pasteur . . .

verputztes Natursteinmauerwerk

Sennereiseitig ca. 1,80 m hoch geplättelt ; Rest verputzt und mitMineralfarbe gestrichen

Wand zur Küche: Ziegelmauerwerk verputzt/sennereiseitig ca. 1,80 mhoch geplättelt

Wand zum Käsekeller: Ziegelmauerwerk verputzt und mit Mineralfarbegestrichen

Wand zum Milchraum: Holz/Blockbalken

zweidrittel über der Sennerei Holzbalkendecke, Rest = Dach:(Pfettendach, Holzschalung, Schindeln, Blecheindeckung)

Zementstrich

Holzfenster, Dachluke

Aluminium-Türe

gute Querlüftung über Türe und Dachluke möglich

10 °C

feucht (wenn Luftfeuchtigkeitsmessgerät vorhanden, genauere Angabe)

Käsekeller

Senn

erei

Milc

hrau

m

Küch

e

Stallungen

zalp2001_gesamt für PDF>zalp.ch 22.07.2001 8:17 Uhr Seite 30 (Schwarz/Process Black Bogen)