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Ludwig Anzengruber - Das vierte Gebot

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Page 1: Ludwig Anzengruber - Das vierte Gebot

Ludwig Anzengruber

Das vierte GebotDER AUTOR:Ludwig Anzengruber wurde am 9. November 1839 in Wien als Sohn eines kleinen Beamten geboren, der ausOberösterreich nach Wien gezogen war. Der Vater hatte sich 1838 mit der Tochter eines Apothekenprovisors ver-mählt. Als Ludwig 5 Jahre alt war, starb sein Vater, seine Mutter brachte die Familie mühevoll durch. Auch in Fol-ge der finanziellen Notlage begann Ludwig 1856 für zwei Jahre ein Praktikum in einer Buchhandlung.Nach einer Typhuserkrankung versuchte sich der 19-jährige als Schauspieler und zog mit verschiedenen Grup-pen ohne großen Erfolg übers Land. 1869 nahm er einen Posten als Schreiber bei der Polizeidirektion Wien an. Imfolgenden Jahr gelang ihm unter dem Pseudonym "L. Gruber" der Durchbruch mit dem Stück Der Pfarrer von

Kirchfeld, das am Theater an der Wien uraufgeführt wurde.1873 heiratete Anzengruber, trotz Warnung seiner Mutter, die weiterhin bis zu ihrem Tod 1875 bestimmendePerson in seinem Leben war, die erst 16jährige Adelinde Lipka (1857-1914). Gemeinsam hatten sie drei Kinder,wurden aber 1889 nicht zuletzt aufgrund finanzieller Probleme geschieden.Ab 1882 arbeitet er als Redakteur. Im Jahr 1888 wurde er auch Dramaturg beim deutschen Volkstheater.. Ende1989 erkrankte er an Milzbrand und starb am 10. Dezember 1889 an den Folgen einer Blutvergiftung.

INHALTSANGABE:Der Hausbesitzer Hutterer verbietet seiner Tochter Hedwig die Beziehung zu ihrem Klavierlehrer Frey undzwingt sie den reichen, genusssüchtigen und untreuen Stolzenthaler zu heiraten. Er beruft sich dabei auf dasvierte Gebot. Es zu befolgen rät Hedwig auch Eduard Schön, ein befreundeter Priester und Sohn der Hausbesor-ger. Josepha, die vorige Geliebte Stolzenthalers aus dem Nachbarhaus, gerät ebenso wie ihr Bruder Martin aufAbwege, weil ihre Eltern, die Handwerksmeister Schalanter sie durch ihr schlechtes Beispiel dazu treiben. IhreMutter mischt sich überall ein und verkuppelt alle, der Vater säuft. Aufdie Großmutter hören sie nicht.

Ein Jahr später haben Hedwig und Stolzenthaler ein kränkliches Kind. Hedwig trifft Frey, der jetzt Vorgesetztervon Martin ist. Frey bittet Hedwig um alte Liebesbriefe. Sie vereinbaren einen Treffpunkt. Dieses Gespräch habenMartin und Vater Schalanter belauscht und berichten sofort Stolzenthaler davon, um Geld zu bekommen undRache an Frey zu nehmen. Stolzenthaler wirft Hedwig hinaus. Die Familie Schalanter ist inzwischen in die fürdas Treffen vereinbarte Schenke gewandert. Dort wartet Frey schon. Die Schalanters setzen sich zu ihm an denTisch. Ein heftiger Streit folgt und plötzlich erschießt Martin Frey.

Während Frey kurz vor seinem Tod in Richtung Stadt gebracht wird, kommt Hedwig (ist ja weggelaufen) hinzu.Sie sieht ihre Liebe Robert Frey sterben. Nachdem dann auch noch Hedwigs Kind stirbt, ist sie vollkommen insich zusammengebrochen, sie verkraftet das alles nicht. Martin wird dann zum Tod verurteilt. Im Gefängnis lässter nur den Gärtnersohn und Priester Eduard Schön und seine Großmutter zu sich. Seine Eltern will er nicht se-hen. Eduard gesteht er, dass er eifersüchtig und neidisch auf dessen intaktes Elternhaus war und ist. Martin wirdam Ende hingerichtet. Seine Eltern sehen nur oberflächlich ein, etwas falsch gemacht zu haben, während Hutte-rer bereut, seine Tochter zur Heirat gezwungen zu haben, und verzweifelt ist.

ORT UND ZEIT:4 Akte in Wien und Umgebung der damaligen Zeit, der zweite und dritte Akt spielen an einem Tag ein Jahr nachdem Geschehen im ersten Akt, der vierte einige Wochen danach.

AUSSAGE:In seiner Art der Schilderung gilt Anzengruber als Vorläufer des Naturalismus. Bei ihm sind aber die Personennicht durch die Verhältnisse determiniert. Anhand des Schicksals einzelner Personen beschreibt er die herr-schenden Gesellschaftsmoral. Menschen mit Vermögen üben Macht aus und erhalten ungefragt Anerkennung,deutlich an Hutterer und Stolzenthaler. Das Interesse des Geldes dominiert auch die Beziehungen gegen die Lie-be. Das untergehende Kleingewerbe versucht sich gar nicht zu behaupten und lässt sich treiben, bzw. flüchtet inden Rausch, deutlich an den Schalanters. Frey und Eduard repräsentieren den Mittelstand. Einen Kontrast dazubildet das Hausmeisterehepaar Schön, das zwar seine engen Grenzen beachtet, sie aber - in der Person des stu-dierten Sohnes - zu erweitern vermag. Anzengruber betont die Bedeutung einer angemessenen Erziehung undvergleicht die verschiedenen Methoden von drei Familien in Bezug auf ihre Folgen. Deutlich wird es in demWortMartins vor seiner Hinrichtung an Eduard: "Wenn du in der Schul den Kindern lernst: "Ehret Vater und Mutter! ",so sag's auch von der Kanzel den Eltern, das  s' danach sein sollen."