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Oesterreiehisches Botanisches Wochenblatt. 6emeinnfitziges Organ ffir Botanik und Botaniker~ Gartner, Oekonomen, Forstm~tnner, Aerzte, hpotheker und Techniker. Wien , 13. Oct. 1558. IIL Jahl'g. ~j~. i I I I II I t Das Oesterreiehisehe botanische Woehenblatt erscheint jeden Donnerstag. Mat, pr~numerirt auf dasselbe mit 4tl. C.M. oder 2 ltthlr, 20 ~qgr. j~ihrlich and zwar ffir Exempl., die freidurch die Post bezogen werden sollen~ blos beider ltedac- lion: VC-ieden Neumannsgasse ~r. 331 oder bet den betreffenden Post/~mtern~ sonst inder Seidel'schen fluchhandlung am Graben in Wien; so wie beiaUen Bucll- llandlungeJt des ht- und Auslandes. Inserate die ganze Petitzeile 5 kr. C. M. I I II I I I I I II I lnlllalt: Ludwig" Freiherr yon Weld e n. -- Flora yon Siidtirol. Von Fr. A m b r o s i. -- Personalnotizen. -- Literarische Notizen. -- l~litthei- lungea. -- Inserat. ]Ludwl$ Freiherr van Welden. W ,e 1 d e n erblickte am 10. Juni t78~ zu Laupheim im Kiinig- reiche Wtirtemberg das Licht der Welt~ and trat, ein 17jiihriger Jtingling, im Jahre 1799 in /isterreichische Dienste. 5Tachdem er bet dem Regimente Wtirzburg die Feldziige yon 1799 ~ i80i milgemachl, kam er als Ober-Lieutenant Ende t802 zu Deutschmeister. Er avan- cirte 1805 zum Hauptmann, 1809 zum Major und erhielt 18i0 den ersten Orden, den i~sterreichischen LeopoLd-Orden. Im Jahre 18.15 avancirte er zum Obersten, 1828 zum General, wurde 1836 Feld- marschall-Lieutenant and endlich im Mfirz 1849 Feldzeugmeister. Im April desselben Jahres erhielt We 1 d e n das 0her- Commando der Armee in Ungarn, kam aber schon im Juni darauf, wegen seiner zerrtitteten Gesundheit um die Enthebung dessen ein. Nachdem er sodann bis ~. August in Gratz zuriickgezogen lebte, weihete e r sich yon Neuem dem schwierigen Berufe als Gouvernenr yon Wien, tiber- schfitzte dabei seine physischen Krfifte und musste schon im Jahre t85i um definitive Versetzung in den Ruhestand ansuchen. Von da an lebte er in Gratz~ his er am 7. August 1853 verschied. -- Seine militiirische Laufbahn war reich an ausserordentlichen Thaten, an Thaten, die sowohl yon der persiinlichen Tapferkeit des Kriegers, als yon dem militiirischen Talente des Feldherrn gliinzende Beweise liefern. So erupting er schon t800 die ersten Wunden. Bet Stadt Steyer am 3. November 1805 verwundet, schlug er sich~ von franziisicher Uebermacht umringt~ mit 26 Husaren and '~ Kanonen dutch. Bet der Einnahme yon Tarvis, bet den Gefechten am Monte Otiveto zeichnete er sich ebenfalls aus~ besonders aber bet der For- cirung der Alpenpiisse bet Lesrousses nnd iZossile~ so dass ihm der Theresien-0rden zuerkannt wurde.

Ludwig Freiherr von Welden

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Page 1: Ludwig Freiherr von Welden

Oesterreiehisches

Botanisches Wochenblatt. 6emeinnfitziges Organ

ffir Botanik und Botaniker~ Gartner, Oekonomen, Forstm~tnner,

Aerzte, hpotheker und Techniker.

W i e n , 13 . Oct. 1 5 5 8 . I I L J a h l ' g . ~ j ~ . i I I I I I I t

D a s O e s t e r r e i e h i s e h e b o t a n i s c h e W o e h e n b l a t t e r sche in t jeden Donnerstag. Mat, pr~numerirt auf dasselbe mit 4tl. C.M. oder 2 l t th l r , 20 ~qgr. j~ihrlich and zwar ffir Exempl . , die f r e i d u r c h die Post bezogen werden sollen~ b l o s b e i d e r l tedac- l ion: VC-ieden Neumannsgasse ~r . 331 oder bet den betreffenden Post/~mtern~ sonst i n d e r S e i d e l ' s c h e n fluchhandlung am Graben in W i e n ; so wie b e i a U e n Bucll-

llandlungeJt des h t - und Aus landes . Inse ra te die ganze Pe t i t ze i l e 5 kr . C. M. I I II I I I I I II I

l n l l l a l t : Ludwig" Freiherr yon W e l d e n. - - Flora yon Siidtirol. Von Fr. A m b r o s i. - - Personalnotizen. - - Literarische Notizen. - - l~litthei- lungea. - - Inserat.

]Ludwl$ F r e i h e r r van W e l d e n . W ,e 1 d e n erblickte am 10. Juni t78~ zu Laupheim im Kiinig-

reiche Wtirtemberg das Licht der Welt~ and trat , ein 17jiihriger Jtingling, im Jahre 1799 in /isterreichische Dienste. 5Tachdem er bet dem Regimente Wtirzburg die Feldziige yon 1799 ~ i 80 i milgemachl, kam er als Ober-Lieutenant Ende t802 zu Deutschmeister. Er avan- cirte 1805 zum Hauptmann, 1809 zum Major und erhielt 18i0 den ersten Orden, den i~sterreichischen LeopoLd-Orden. Im Jahre 18.15 avancirte er zum Obersten, 1828 zum General, wurde 1836 Feld- marschall-Lieutenant and endlich im Mfirz 1849 Feldzeugmeister. Im April desselben Jahres erhielt W e 1 d e n das 0 h e r - Commando der Armee in Ungarn, kam aber schon im Juni darauf, wegen seiner zerrtitteten Gesundheit um die Enthebung dessen ein. Nachdem er sodann bis ~. August in Gratz zuriickgezogen lebte, weihete e r sich yon Neuem dem schwierigen Berufe als Gouvernenr yon Wien, tiber- schfitzte dabei seine physischen Krfifte und musste schon im Jahre t 8 5 i um definitive Versetzung in den Ruhestand ansuchen. Von da an lebte er in Gratz~ his er am 7. August 1853 verschied. - -

Seine militiirische Laufbahn w a r reich an ausserordentlichen Thaten, an Thaten, die sowohl yon der persiinlichen Tapferkeit des Kriegers, als yon dem militiirischen Talente des Feldherrn gliinzende Beweise liefern. So erupting er schon t800 die ersten Wunden. Bet Stadt Steyer am 3. November 1805 verwundet, schlug er sich~ von franziisicher Uebermacht umringt~ mit 26 Husaren and '~ Kanonen dutch. Bet der Einnahme yon Tarvis, bet den Gefechten am Monte Otiveto zeichnete er sich ebenfalls aus~ besonders aber bet der For- cirung de r Alpenpiisse bet Lesrousses nnd iZossile~ so dass ihm der Theres ien-0rden zuerkannt wurde.

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W e I d e n's thatenreiches and vielbewegtes Leben war allenthal- ben durch ein Streben durclJfiochten~ das ihn auch in anderen, fried- licher Thiitigkeit bestimmten Kreisen heimisch und seinen Namen nicht allein durch seine ruhmvoHe militfirische Laufbahn bekannt und geachtet machte. W e I d e n pflegte mit besonderer Vorliebe die Bo- tanik und das mit desto grSsserem Erfolge, als es seine gt!nstigen Verhfiltnisse erlaubten, nicht allein bei der Theorie stehen~zu b lei- ben, nicht bloss ein Verehrer der Botanik und I-Iorficultur, sondern auch ein Fiirderer derselben zu sein. E r w a r stets bereit, dort~ wo es galt, seiner Lieblingsneigung V0rschub zu !eisten, m!t Wort und That kriiftig einzugreifen. So geschah es~ dass er allentha[ben, wo er hinkam~ der Natur abgerungene Monumente seines ed|en Hanges hinterliess und die Wissenschaft durch gelegenheit!iche Beobachtun- gen bereicherte. Z a r a dankt i h m einen u G r a t z die herrlichen Anlagen am Schlossberge, I n n s b r U c k eln Alpenhaus mit einer Cultur yon Alpinen. Die Kenntniss unserer Flora wurde durch seine Forschungen und durch seine Theilnahme an der an- derer Botaniker bereichert. Die Horticultur Oesterreichs wurde yon ihm gepfiegt, verbreitet und veredelt. Zahh'eiche botanische Aufsfit~e sind seiner Feder entflossen und befinden sich zerstreut in der ,Flora ," der ,Blumenzeitung, ~' ~Gartenzeitung" und dem ~botanischen Wo- chenblatte."

U~ber W e I d e n's Charakter spricht sich die ,Gratzer Zeitung" in einem gelegenheitlichenNekrologe auf folgende Weise aus : ~W e | - d e n verband mit Festigkeit in seltenem Grade Offenheit, Geradheit, Ehrenhaftigkeit mid zeigte, so weir es die Strenge seiner Pfiichten~ denen er hie etwas vergab~ erlaubte, dabei ein theilnehmendes Herz. Soldat yore Wirbel bis zur Zehe, wie das Sprichwort sagt, in allen seinen Eigenthtimliehkeiten und Gewohnheiten an das Leben im Felde und Lager erinnernd, hatte er einen offenen und stets regen Sinn ftir jede SchSnheit der Natur ~ ftir die Kunst and die gewerbli- chen Interessen. Die Grossartigkeit der Alpennatur war es vor Allem~ die ihn geistig erhob und krfiftigte, die Lieblichkeit der Pflanzen- und Blumenwelt war es, welche diesen starken, kr~iftigen~ wir m0ch- ten fast sagen de rben Charakter auch den zarteren Empfindungen zugiinglich machte. Es ist wunderbar~ mit welcher zarten Rticksicht far alte sanften Empfindungen, fi~r jede Einzelnheit der Landschaft alle seine Anlagen, die er in Zara, Innsbruck und bei uns in Gralz geschaffen~ entworfen and ausgeftihrt sind. FOr diejeni~en Puncte, an welchen sich eine liebliche und tiberraschende Aussieht zeigte, hatte er einen besonderen Scharfblick. Wet sich davon t~berzeugen will, der besuche die Weinlaubengiinge des Schlossberges, wo die herrlichsten Fernsichten nicht passender hiitten angebracht werden k0nnen. W e 1 d e n's Geist war stets rege ; Th~itigkeit war ihm Be- dingung des Lebens. Noch auf seinem so schmerzliehen Krankenlager beschfiftigte er sich mit militiirischen Werken~ mit den Erinnerungen seines thatenvollen Lebens, vergass dabei seine Liebe zur Natur nicht, wie denn auch die vor wenig Monaten stat[gebabte Blumen- ausstellung sein Werk war~ und die Berichte ~ die unsere Zeitung

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brachte, aus seiner Feder geflossen waren~ auch die, wie wir hof- fen, demn~ichst zur Ausfiihrung kommende Ausstellung industrieller Kuns!gegenstiinde verdankt ihr Entstehen S e i n e r Anregung."

G r a t z war tiberhaupt W e 1 d e n's Lieblings-Aufenthaltsort, be- sonders iletztere Zeit und noch kurz vor seiner Abreise von Wien im Mai 1851r sprach er zu mir, als er sich in mein den Autographen v'on Naturforschern gewidmetes Album einzeiehnete: ,Ich freue reich sosehr auf 61n ruhigeres Leben in Gratz, dass ich Ihnen meine Un- tersehrift nicht im Zusammenhange mit Wien geben will." Wirklich schrieb or :

Welden, FZM.

Gratz, don 10. Juni 185t, am 69. Geburtstage.

Wie sehr W e l d e n die letzte Zeit seines Lebens noch mit jener Frische und u an der Blumistik hing, die sein gauzes Leben auszeichnete, m0ge man aus nachfolgenden Bruchstticken eines Briefes entnehmen, den er mir am 14. ~ovember 1851 schrieb.

, , - - Ic!~ sende ihnen bier wieder einen kleinen Beitrag, wenn er Ihnen far Ihr Journal in dieser Form anstehet. - - Sic haben eine TaUschanstalt far dtirre Kriiuter, Welche Ibnen unendliche Mtihe, nicht immer die wanschenswerthe Anerkennung, allerdings abet der Wis- senschaft Nutzen und Frommen verschafft; warum sollte eine Tausch- anstalt ft'tr lebende Gew~ichse~ eben nicht dutch eine Central-BehOrde vertreten, sondern yon den Gartenbesitzern vermittelst Offentlicher Bekanntmachungen, betrieben werden? Ich habe es nie far nothwendig erachtet, aus meinem STamen ein Geheimniss zu machen, und glaube, dass die bisherige Form in Ihrem Journal yon J e d e r - mann erkannt werden wird~ fiinden Sie es indess gut, ihn auszu- drticken, so nehme ieh keinen Anstand." - - - -

Ende August hat sich in Gratz ein Comitd gebildet, das sich zur Aufgabe stellet, dureh gesammelte Beitr~ge ein steinernes I)enk- real am Gratzer-SchloSsberge zur Erinnerung an W e Id e n zu er- richten.

Ein dauernderes Monument als yon Marmot setzte die Ge- schichte demH e 1 d e n dutch die Aufzeichnung seiner Thaten und die Floristen dem B o t a n i k e r dutch die Einftthrung seines Na- mens in die botanische Nomenclatur. S.

F l o r a y o n S / i d r Yon Fr. A m b r o s i .

(Fortsetznng.)

S a x i [ ' r a g e a e V e n t .

Saxifraga Aizoon J a e q. , etatior M. K. - - bei N e v e , A g a e r o l a , B r o c c o n

in T e s i n o , Berg F r a z z o n delle T e z z e etc.