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Lufthansa, VW, ThyssenKrupp: Bei diesen Konzernen … · Das heißt: Auch der Volkswagen-Konzern, ThyssenKrupp, die Telekom oder Adidas haben sicher ausgiebig vorgesorgt. Neben den

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Page 1: Lufthansa, VW, ThyssenKrupp: Bei diesen Konzernen … · Das heißt: Auch der Volkswagen-Konzern, ThyssenKrupp, die Telekom oder Adidas haben sicher ausgiebig vorgesorgt. Neben den

dpaDer Schichtmeister von ThyssenKrupp in Leuna

(Sachsen-Anhalt) überwacht eine Biotechnologieanlage.

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Drastische Lücken bei Pensions-Rücklagen

Lufthansa, VW, ThyssenKrupp: Bei diesenKonzernen wackeln die BetriebsrentenMittwoch, 11.09.2013, 11:43 · von FOCUS-Online-Redakteurin Danuta Szarek

Auch die deutschen Konzerne stecken im Niedrigzins-

Dilemma: Ihre Rentenkassen erwirtschaften kaum

noch Rendite. Die Lufthansa musste ihre

Rentenzusage bereits kappen. FOCUS Online zeigt,

bei welchen Konzernen die Betriebsrente nicht sicher

gegenfinanziert ist.

Viele Vorsorgesparer in Deutschland sind in Zeiten der

Niedrigzinsen doppelt und dreifach gekniffen: Während

auf die gesetzliche Rente immer weniger Verlass ist,

werfen Lebensversicherungen und sonstige private

Vorsorgeformen kaum noch Rendite ab.

Und zu allem Überfluss beginnt auch noch die dritte Säule der Altersvorsorge zu wackeln: die

Betriebsrente. Denn auch den Rentenkassen der Unternehmen setzt das Dauertief bei den Zinsen

massiv zu.

Bei der Lufthansa hat das bereits verheerende Folgen: Europas größte Fluggesellschaft

garantierte ihren Mitarbeitern im Inland bisher eine Verzinsung von üppigen sechs bis sieben Prozent

der eingezahlten Beiträge. Den entsprechenden Tarifvertrag von 1994 hat die Lufthansa gekündigt

und will mit den Gewerkschaften eine neue Vereinbarung aushandeln – ohne Zinsgarantie. Ver.di hat

deshalb bereits mit Streiks gedroht.

Viele Unternehmen schießen Geld nach

Solche drastischen Maßnahmen, wie das Lufthansa-Management sie ergriffen hat, sind zwar bislang

noch rar in der Unternehmenswelt. Doch wenn das Zinstief noch lange anhält, könnten weitere dem

Beispiel folgen. Schwierig ist die Lage vor allem für Firmen, die eigene Pensionskassen unterhalten.

„Pensionskassen haben oft noch eine garantierte Verzinsung von 3,5 bis vier Prozent der Beiträge

zugesagt. In Zeiten anhaltend niedriger Zinsen kann es schwierig werden, diese garantierten Zinsen

erwirtschaften“, sagt Stefan Oecking, Partner bei dem Beratungsunternehmen Mercer. Im Zweifelsfall

müsse das Trägerunternehmen Geld nachschießen – oder eben die Rentenzusagen kürzen.

Nach Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) klafft in den

kommenden 15 Jahren allein bei den Betriebsrenten der Mittelständler eine Deckungslücke von 4,1

Milliarden Euro. Deren Pensionsverpflichtungen von insgesamt 24 Milliarden Euro sollten eigentlich

durch Kapitalanlagen abgesichert sein – sind es aber nicht vollständig, weil die Zinseinnahmen

niedriger ausfallen dürften als erwartet.

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Towers Watson

Dax-Unternehmen: Puffer lassen zu wünschen übrig

Auch bei den größten börsennotierten Unternehmen sieht es teils düster aus: Die

Unternehmensberatung Towers Watson beziffert den Wert der Pensionsverpflichtungen der

Dax-Unternehmen auf rund 314 Milliarden Euro (Stand: Geschäftsjahresende 2012). Dem stand ein

sogenanntes Planvermögen von 192 Milliarden Euro gegenüber.

Im Klartext: Nur im Schnitt 61 Prozent der bisherigen Rentenzusagen haben die Konzerne

zurückgelegt, um daraus Pensionsverpflichtungen zu erfüllen. Planvermögen sind Puffer, an die das

Unternehmen auch nur zu diesem Zweck herankommt. Bei den Unternehmen des MDax liefen bis

Jahresende Pensionsverpflichtungen von 40 Milliarden Euro auf, davon waren 18 Milliarden (45

Prozent) sicher gegenfinanziert und zurückgelegt.

Die Höhe der Pensionszusagen im Dax fällt je nach Unternehmen sehr unterschiedlich aus: Siemens

führt die Liste der Dax-Unternehmen mit Zusagen über 33,4 Milliarden Euro an – hat aber mit 24,1

Milliarden auch den höchsten Puffer in Form von Planvermögen.

Die große Dax-Liste: Deutsche Telekom am unterenEnde

Auch der Anteil, zu dem die Dax-Konzerne ihre

Pensionszusagen bislang schon sicher gegenfinanziert

haben, unterscheidet sich von Firma zu Firma teils

drastisch: Bei dem Technologieriesen SAP , der

Deutschen Bank sowie der Commerzbank sind die

nötigen Mittel zu 91 Prozent (SAP und Deutsche Bank)

beziehungsweise 89 Prozent (Commerzbank) gesichert.

Am unteren Ende rangieren Volkswagen (23 Prozent),

ThyssenKrupp (21 Prozent) und die Deutsche

Telekom (19 Prozent).

Wie kommen die teils beunruhigend niedrigen

„Ausfinanzierungsgrade“ zustande? Dazu muss man

wissen: Die Unternehmen haben ihre Puffer im Laufe des

Jahres 2012 um ansehnliche 22 Milliarden Euro

aufgestockt – indem sie beispielsweise

Kapitalmarktgewinne in die Reserve packten oder sonstige Mittel hinüberschoben.

Der Zuwachs konnte aber einen für die Konzerne schmerzhaften Effekt nicht kompensieren: den

deutlichen Anstieg der Pensionsverpflichtungen in der Bilanz. Das liegt nicht etwa daran, dass die

Unternehmen ihre Zusagen erhöht hätten. Vielmehr ist das Plus von rund 21 Prozent gegenüber dem

Vorjahr wiederum den Niedrigzinsen geschuldet.

Niedrigzins treibt die Pensionsverpflichtung

Und das funktioniert so: In der Bilanz der Unternehmen werden die künftigen Zahlungen mit dem

Wert („Barwert“) erfasst. Konkret: Das Unternehmen muss für seine Pensionsversprechen gerade so

viel zurücklegen, dass der Betrag reicht, um – mithilfe des erwarteten Zins- und Zinseszins-Effekts –

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dpaDie Betriebsrenten kommen unter Druck

bis zum Zeitpunkt der Auszahlung der Rente den versprochenen Betrag zu erreichen.

Wenn aber der erwartete Zins viel niedriger ausfällt als ursprünglich gedacht, muss das Unternehmen

in der Bilanz einen höheren Betrag ansetzen, um die zugesagte Rente trotzdem zu erreichen. Genau

diese Anpassung mussten die Unternehmen aufgrund des Niedrigzinsumfelds vornehmen. Und weil

die Verpflichtungen in der Bilanz stärker stiegen als die Puffer, fällt die Deckungsquote niedriger aus.

Pensionsrückstellungen retten das Bild

Die Studienautoren von Tower Watson beschwichtigen:

„Bei einer Normalisierung des Zinsumfelds wird sich

dieser Effekt wieder umkehren.“ Insgesamt hätten die

Dax-Unternehmen 2012 „erhebliche zusätzliche Summen

in ihre Pensionswerke investiert“, sagte Berater Thomas

Jasper. Sowohl die Dax- als auch die MDax-Unternehmen

seien zum Großteil „bestrebt“, ihre

Pensionsverpflichtungen „substanziell auszufinanzieren“.

Rettungsanker Bilanzrückstellungen

Towers-Watson-Berater Jasper warnt ohnehin davor, nur

anhand des Ausfinanzierungsgrades ein „Werturteil über

die Sicherheit oder Leistungsfähigkeit eines betrieblichen Versorungswerks“ zu fällen: Denn bei den

oben genannten Prozentzahlen handle es sich nur um die spezifisch für die Pensionsverpflichtungen

reservierten Vermögen – beispielsweise in Form von externen Pensionsfonds. In der Praxis könnten

die Konzerne aber auch zusätzlich Rückstellungen in ihrer Bilanz bilden, um damit ihre künftigen

Rentenzahlungen abzusichern. Das heißt: Auch der Volkswagen-Konzern, ThyssenKrupp, die

Telekom oder Adidas haben sicher ausgiebig vorgesorgt.

Neben den 61 Prozent, die die Dax-Unternehmen in Form von Planvermögen abgedeckt haben, seien

weitere 32 Prozent der Pensionszusagen, insgesamt 100 Milliarden Euro, durch solche

Pensionsrückstellungen abgedeckt, hat Towers Watson errechnet. Bezieht man das mit ein, sieht es

gleich besser aus für die Dax-Unternehmen und ihre Mitarbeiter: Dann sind 93 Prozent ihrer

Zahlungsverpflichtungen bereits gegenfinanziert. Die restlichen sieben Prozent müssen die Konzerne

schlicht mit ihrem Eigenkapital abdecken.

Das Betriebsrenten-Ranking inklusiveMDax-Unternehmen

Hier sehen Sie zusätzlich, wie es bei den MDax-Einzelunternehmen um die Deckung der

Rentenzusagen steht.

Im Index der kleineren Unternehmen sind laut Towers Watson lediglich drei Unternehmen zu

mindestens 75 Prozent ausfinanziert – nämlich Fuchs Petrolub, MAN und Wincor Nixdorf. Vier

Unternehmen haben gar kein Planvermögen gebildet.

mit Agenturmaterial

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Drucken© FOCUS Online 1996-2013

Fotocredits:

dpa (2), Towers Watson

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