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Band 55 "] Holzamer, Luftschutz dutch kfinstlichen Nebel 377 Heft 3 (1933)A Patentteil. Herausgegeben yon Patentanwalt Dr. phil., Dr. techn., Dipl.-lng. J. Reitst6tter, Berlin-Steglitz Luftschutz durch kiinstlichen Nebel. Von Dr.-I~g. Wilhelm Holzamer (Berlin). (Eingegangen am 19. September 1933.) Eine Verhinderung des Einfalls von feindlichen Flugzeuggeschwadern in das deutsche Vaterland ist infolge der vOlligen Wehrlosmachung zur Zeit aus- geschlossen. Mit dieser Tatsache mug gerechnet werden. Es werden daher Brand-, Gas- und Spreng- bomben auf St~idte, Fabriken, BahnhOfe, Bracken usw. abgeworfen werden. Folgen: Oasverseuchte Gegenden und R~iume, brennende H~iuser und zer- stOrte Anlagen. Gegen Oiftgas helfen vorerst nur die Gasmaske, der Gasschutzanzug und der Gasschutzkeller oder -unterstand. Gegen Brandbomben warden nur nicht- brennbare Gegenst~inde widerstandsf~ihig sein, dann bleiben aber immer noch die Sprengbomben. In der Ohnmacht, in der wir uns gegenaber diesen Ver- nichtungswerkzeugen befinden, ist es schwer, ein Schutzmittel zu linden. Und doch mug als besonders naheliegend das Unsichtbarmachen der gef~ihrdeten Gebiete angesehen werden. Wenn es n~imlich gelingt, die durch Uberfall aus der Luft bedrohten Stellen in ktinstlichen Nebel, und zwar unter Berficksichti- gung von Wind und Wetter, in vor allen Dingen natfirlich dichten Nebel solcher Farbe zu hfillen, wie sie die unmittelbar angrenzenden Fl~ichen einer Stadt oder einer technischen Anlage zeigen, so dab ftir den Flieger die eine groge Flfiche einfarbig erscheint, so w~ire mit einiger Sieherheit ein Schutz gegeben. Der Flieger wfirde gewissermagen die Orientierung hinsichtlich der Lage des Ziels wahrscheinlich sicherer verlieren, als wenn eine weige oder graue Nebelschicht erzeugt wfirde. Beispielsweise rntigte eine wichtige Fabrikanlage, die von ausgedehnten granen Wiesen oder W~ildern umgeben ist, was ja sehr oft der Fall ist, durch entsprechend gef~irbten grfinen Nebel ver- schlejert werden kOnnen, oder, falls braune Acker- felder angrenzen, w~re ein entsprechend brauner Nebel zu erzeugen. Wichtig ist n~tmlich hierffir, dab aus der Luft eine Begrenzung des vernebelten Ge- bietes mOglichst nicht sichtbar ist. Es mug also in einer gr6geren, etwa gleichfarbigen Fl~iche verschwin- den. Erzeugung von ktinstlichem Nebel oder Rauch ist nattirlich l~ingst bekannt. Besonders Hanslian hat in seinem ausgezeichneten Buche ,,Der chemische Krieg" wieder auf die eine viel grOgere Beachtung verdienende Sehutzmagnahme durch Erzeugung yon kfinstlichem Nebel bzw. Rauch hingewiesen. Dort ist auch ErschOpfendes fiber die im und nach dem Kriege angewendeten Verfahren und Vorrichtungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in den meisten Grogstaaten enthalten. Im Rahmen dieser kleinen Abhandlung kann daher nur auf dieses Werk verwiesen werden. Der wirksamen Vernebelung grol3er St~idte steht man noch verhfiltnism~igig ab- lehnend gegenfiber, und zwar sowohl aus Zweifel an einem sicheren Erfolg, wie auch wegen der t(ost- spieligkeit, da z. B. berechnet wurde, dag das Hfiuser- meer Berlins mit etwa 300 qkm Fl~ichenraum etwa 40--60 Dreitonnenwagen raucherzeugender Chemi- kalien zur Vernebelung erfordern wfirde. Es bediirfte wohl auch hier einer eingehenden Untersuchung, wie die Wirksamkeit des kfinstlich erzeugten Nebels absolut gesichert werden kann unter sparsamer Aus- nutzung der Rohstoffe. Zweifellos k6nnten hier unter Berficksichtigung der 6rtlichen Eigenart der zu schfitzenden Objekte Plane festgelegt werden, nach denen im Ernstfalle die Vernebelung auszuffihren w~ire. Gerade der wohldurchdachte Einsatz von der Umgebung angepagtem farbigem Nebel k6nnte die Kosten erheblich herabsetzen, well sich die Vernebe- lung nut auf die yon dem Objekt eingenommene Fl~iche beschr~inken k6nnte. WeiBe oder der Um- gebung in der Farbe nicht angepagte Nebel wfirden ja den zu schfitzenden Teil far den Flieger direkt bezeiehnen. Wenn auch die Zielsicherheit infolge der Unsichtbarmachung des Zieles auch bei weigem Nebel stark beeintr~ichtigt sein wird, so mug doch bei dem zu erwartenden Masseneinsatz yon Flugzeugen damit gerechnet werden, dag das yon dem Kern des Nebels verschleierte Gebiet einer Massenwirkung aus- gesetzt wird. Es sind ja meist nicht nur die Objekte allein zu schfitzen, sondern auch die Menschen, die sich dort befinden. Die Ansich*-Hanslian's fiber den besonderen milit~irischen Wert des kfinstlichen Nebels oder Rauches in einem Zukunftskrieg dfirfte far unser milit~risch unterlegenes Vaterland die gleiche Bedeutung in ziviler Hinsicht haben, da es sich hierbei um ein ausgesprochenes Mittel zum Selbstschutz handelt. Es ist noch nicht einmal eine Waffe, also auch in jeder Hinsicht vom Standpunkt des auch heute leider immer noch maggebenden Versailler Vertrages unverd~chtig. Eine nicht zu untersch~itzende Aufgabe kommt hier dem Chemiker zu. An solche Nebel mfissen etwas strengere Anforderungen gestellt werden als sie ftir milit~irische Zwecke fiblich sind. Einige grundlegende Eigenschaften werden bier aufgez~ihlt. 1. Absolute Unsch~idlichkeit for Menschen, Tiere und Pflanzen auch ffir den Fall, dag eine l~nger dauern- de oder am Tag 6fter wiederholte Vernebelung stattfindet. 2. Oeniigende Dichtigkeit des Nebels. 3. Genfigende ,,Schwere", damit der Nebel vom Wind nicht zu schnell vertrieben oder gar zerrissen wird, jedoch auch genfigende Schwebef~thigkeit, damit er sich nicht auf den Boden niederschl~igt. 4. Best~indigkeit der erzeugten F~irbung. Ffir die nebelerzeugenden Ger~ite mug leichte Transportf~ihigkeit, absolut sicheres Arbeiten, leichte Handhabung, Ausschaltung jeder Explosionsgefahr w~hrend der Erzeugung Bedingung sein. Bezfiglich des Rohstoffes mug Grundsatz sein: 1. Leichte Erzeugung an planm~igig verteilten Stellen aus einheimischen, praktisch unerschOpflich vorhandenen Rohstoffen. 2. Unverderblichkeit der Stoffe, also lange Lagerm6glichkeit. Soweit die Patentliteratur his Ende 1931 fiber die technische Entwicklung der Erzeugung von ktinstlichem Nebel oder Rauch Aufschlug gibt, wird auf die Abhandlung von Jfilicher [Z. ges. Schieg- u. Sprengstoffwes. 1931, 350] verwiesen. Die von diesem Zeitpunkt an erschienenen Patentschriften sollen hier nach ihrem technischen Inhalt kurz gewfirdigt werden.

Luftschutz durch künstlichen Nebel

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Page 1: Luftschutz durch künstlichen Nebel

Band 55 "] Holzamer, L u f t s c h u t z d u t c h k f ins t l i chen N e b e l 377 Heft 3 (1933)A

Patenttei l . Herausgegeben yon Patentanwalt Dr. phil., Dr. techn., Dipl.-lng. J. Reitst6tter, Berlin-Steglitz

Luftschutz durch kiinstl ichen Nebel. Von Dr.-I~g. W i l h e l m H o l z a m e r (Ber l in) .

(Eingegangen am 19. September 1933.)

Eine Verhinderung des Einfalls von feindlichen Flugzeuggeschwadern in das deutsche Vaterland ist infolge der vOlligen Wehrlosmachung zur Zeit aus- geschlossen. Mit dieser Tatsache mug gerechnet werden. Es werden daher Brand-, Gas- und Spreng- bomben auf St~idte, Fabriken, BahnhOfe, Bracken usw. abgeworfen werden. Folgen: Oasverseuchte Gegenden und R~iume, brennende H~iuser und zer- stOrte Anlagen.

Gegen Oiftgas helfen vorerst nur die Gasmaske, der Gasschutzanzug und der Gasschutzkeller oder -unterstand. Gegen Brandbomben warden nur nicht- brennbare Gegenst~inde widerstandsf~ihig sein, dann bleiben aber immer noch die Sprengbomben. In der Ohnmacht, in der wir uns gegenaber diesen Ver- nichtungswerkzeugen befinden, ist es schwer, ein Schutzmittel zu linden. Und doch mug als besonders naheliegend das Unsichtbarmachen der gef~ihrdeten Gebiete angesehen werden. Wenn es n~imlich gelingt, die durch Uberfall aus der Luft bedrohten Stellen in ktinstlichen Nebel, und zwar unter Berficksichti- gung von Wind und Wetter, in vor allen Dingen natfirlich dichten Nebel solcher Farbe zu hfillen, wie sie die unmittelbar angrenzenden Fl~ichen einer Stadt oder einer technischen Anlage zeigen, so dab ftir den Flieger die eine groge Flfiche einfarbig erscheint, so w~ire mit einiger Sieherheit ein Schutz gegeben. Der Flieger wfirde gewissermagen die Orientierung hinsichtlich der Lage des Ziels wahrscheinlich sicherer verlieren, als wenn eine weige oder graue Nebelschicht erzeugt wfirde. Beispielsweise rntigte eine wichtige Fabrikanlage, die von ausgedehnten granen Wiesen oder W~ildern umgeben ist, was ja sehr oft der Fall ist, durch entsprechend gef~irbten grfinen Nebel ver- schlejert werden kOnnen, oder, falls braune Acker- felder angrenzen, w~re ein entsprechend brauner Nebel zu erzeugen. Wichtig ist n~tmlich hierffir, dab aus der Luft eine Begrenzung des vernebelten Ge- bietes mOglichst nicht sichtbar ist. Es mug also in einer gr6geren, etwa gleichfarbigen Fl~iche verschwin- den.

Erzeugung von ktinstlichem Nebel oder Rauch ist nattirlich l~ingst bekannt. Besonders H a n s l i a n hat in seinem ausgezeichneten Buche ,,Der chemische Krieg" wieder auf die eine viel grOgere Beachtung verdienende Sehutzmagnahme durch Erzeugung yon kfinstlichem Nebel bzw. Rauch hingewiesen. Dort ist auch ErschOpfendes fiber die im und nach dem Kriege angewendeten Verfahren und Vorrichtungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in den meisten Grogstaaten enthalten. Im Rahmen dieser kleinen Abhandlung kann daher nur auf dieses Werk verwiesen werden. Der wirksamen Vernebelung grol3er St~idte steht man noch verhfiltnism~igig ab- lehnend gegenfiber, und zwar sowohl aus Zweifel an einem sicheren Erfolg, wie auch wegen der t(ost- spieligkeit, da z. B. berechnet wurde, dag das Hfiuser- meer Berlins mit etwa 300 qkm Fl~ichenraum etwa 40--60 Dreitonnenwagen raucherzeugender Chemi- kalien zur Vernebelung erfordern wfirde. Es bediirfte wohl auch hier einer eingehenden Untersuchung, wie die Wirksamkeit des kfinstlich erzeugten Nebels absolut gesichert werden kann unter sparsamer Aus-

nutzung der Rohstoffe. Zweifellos k6nnten hier unter Berficksichtigung der 6rtlichen Eigenart der zu schfitzenden Objekte Plane festgelegt werden, nach denen im Ernstfalle die Vernebelung auszuffihren w~ire. Gerade der wohldurchdachte Einsatz von der Umgebung angepagtem farbigem Nebel k6nnte die Kosten erheblich herabsetzen, well sich die Vernebe- lung nut auf die yon dem Objekt eingenommene Fl~iche beschr~inken k6nnte. WeiBe oder der Um- gebung in der Farbe nicht angepagte Nebel wfirden ja den zu schfitzenden Teil far den Flieger direkt bezeiehnen. Wenn auch die Zielsicherheit infolge der Unsichtbarmachung des Zieles auch bei weigem Nebel stark beeintr~ichtigt sein wird, so mug doch bei dem zu erwartenden Masseneinsatz yon Flugzeugen damit gerechnet werden, dag das yon dem Kern des Nebels verschleierte Gebiet einer Massenwirkung aus- gesetzt wird. Es sind ja meist nicht nur die Objekte allein zu schfitzen, sondern auch die Menschen, die sich dort befinden. Die Ans ich*-Hans l ian ' s fiber den besonderen milit~irischen Wert des kfinstlichen Nebels oder Rauches in einem Zukunftskrieg dfirfte far unser milit~risch unterlegenes Vaterland die gleiche Bedeutung in ziviler Hinsicht haben, da es sich hierbei um ein ausgesprochenes Mittel zum Selbstschutz handelt. Es ist noch nicht einmal eine Waffe, also auch in jeder Hinsicht vom Standpunkt des auch heute leider immer noch maggebenden Versailler Vertrages unverd~chtig.

Eine nicht zu untersch~itzende Aufgabe kommt hier dem Chemiker zu. An solche Nebel mfissen etwas strengere Anforderungen gestellt werden als sie ftir milit~irische Zwecke fiblich sind.

Einige grundlegende Eigenschaften werden bier aufgez~ihlt.

1. Absolute Unsch~idlichkeit for Menschen, Tiere und Pflanzen auch ffir den Fall, dag eine l~nger dauern- de oder am Tag 6fter wiederholte Vernebelung stattfindet.

2. Oeniigende Dichtigkeit des Nebels. 3. Genfigende ,,Schwere", damit der Nebel vom

Wind nicht zu schnell vertrieben oder gar zerrissen wird, jedoch auch genfigende Schwebef~thigkeit, damit er sich nicht auf den Boden niederschl~igt.

4. Best~indigkeit der erzeugten F~irbung. Ffir die nebelerzeugenden Ger~ite mug leichte

Transportf~ihigkeit, absolut sicheres Arbeiten, leichte Handhabung, Ausschaltung jeder Explosionsgefahr w~hrend der Erzeugung Bedingung sein.

Bezfiglich des Rohstoffes mug Grundsatz sein: 1. Leichte Erzeugung an planm~igig verteilten

Stellen aus einheimischen, praktisch unerschOpflich vorhandenen Rohstoffen.

2. Unverderblichkeit der Stoffe, also lange Lagerm6glichkeit.

Soweit die Patentliteratur his Ende 1931 fiber die technische Entwicklung der Erzeugung von ktinstlichem Nebel oder Rauch Aufschlug gibt, wird auf die Abhandlung von J f i l icher [Z. ges. Schieg- u. Sprengstoffwes. 1931, 350] verwiesen. Die von diesem Zeitpunkt an erschienenen Patentschriften sollen hier nach ihrem technischen Inhalt kurz gewfirdigt werden.

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378 Holzamer, Luftschutz dutch kfinstl ichen Nebel I- Konoid- 1_ Zeitschrift

A. Deu t sche P a t e n t e . Hinsichtlich der Eigenart der Rohstoffe sei noch

auf die schon Ntere Patentschrift 443901 hingewiesen. Hiernach soll sich zur Erzeugung dichter Gelbrauch- schwaden ein Gemisch yon Steinkohlenpech mit pulverisierten Natriumsalzen, besonders Borax, im giinstigsten Verh~iltnis von 2:1 eignen. Um die zu starke Wirkung der selbstverstfindlich noch not- wendigen Oxydations- und Treibmittel zu d/~mpfen, ist hierbei noch der Zusatz yon pulverisiertem Leim vorteilhaft; anstatt einer Abbrennflamme wird da- dutch eine Schwelflamme gebildet.

Die Erfahrung hat gezeigt, daf5 alas Abbrennen fester, nebelerzeugender Stoffe infolge der noch nicht vorausbestimmbaren Uberlagerung tier Brenn-, Schwel- und Zersetzungsvorg~inge zum vorzeitigen Zerreigen der Hfilsen ffihren kann, so dag Verletzungen und Brfinde entstehen k6nnen. Um diesem Ubelstand abzuhelfen, ist in der Patentschrift 580072 vorge- schlagen, den bekannten Mischungen aus Ammonium- chlorid, Harzen und t(aliumchlorat, -perchlorat oder Ammoniumnitrat einen geringen Prozentsatz orga- nischer Metallsalze hinzuzuffigen. Eine gute Mischung besteht z. 13. aus 40,7 Proz. Ammoniumchlorid, 45,2 Proz. Kaliumehlorat, 4,7 Proz. Natriumoxalat und 9,4 Proz. Montanwachs. Diese organischen Metall- salze bilden bei ihrer Verbrennung oder Zersetzung leicht schmelzende Metalloxyde oder I(arbonate, wo- durch die Verbrennungsrfickst~nde soweit aufgelockert werden, dag die Gase ungehindert entweichert kOnnen.

Die f l f iss igen Ausgangsstoffe mfissen bekannt- lich verst~iubt oder versprtiht werden. Die Ver- wendung von PreNuft oder komprimierten Oasen erscheint umst~indlich in Handhabung und Apparatur. Diesem Ubelstand abzuhelfen, dient tier Vorschlag in der Patentschrift 562731. Der Betriebsdruck wird erst im Augenblick des Gebrauches dadurch erzeugt, dag die nebelbildende S~iure, z. B. Schwefel- trioxyd, gel6st in Chlorsulfons~ure, zun~chst auf solche t(Srper einwirkt, die mit tier S~iure unter Bildung von t(ohlenoxyd bzw. t(ohlenoxyd und t(ohlens~iure reagieren ohne Bildung fester Rfick- st~inde. Hierzu geeignete Stoffe sind Ameisens~iure, Oxals~iure und deren Ester. Die gebildete Gasmenge erzeugt dann den f~r die Zerst/~ubung erforderlichen Druck (entsprechende franz6sische Patentschrift 660244, britische Patentschrift 298980, amerikanische Patentschrift 1895765).

Durch das Verfahren tier Patentschrift 581295 wird die bekannte Versprfihung yon flfissigen Nebel- mitteln unter ~iugerer W~irmezufuhr dadurch ver- bessert, dab solche w~irmeerzeugenden Stoffe ver- wendet werden, die beim Abbrennen selbst Nebel bilden, z. B. Zink, Zinkoxyd, chlorierte t(ohlenwasser- stoffe. Auch ist bier schon die Anweisung gegeben, die Stoffe so auszuw~ihlen, clal~ sic sich beim Ab-

brennen bzw. Versprfihen gegenseitig physikalisch, z. B. durch Bildung einer Mischfarbe, oder chemisch, z.B. durch Neutralisation, beeinflussen. Weiger Nebel aus Chlorsulfons~iure mit aus Naphthalin ent- stehendem s~hwarzem Rauch warde beispielsweise zu einem grauen Nebel fahren. Die Chlorsulfonsgure kOnnte auch neutralisiert und damit ihre sch~idliche Wirkung aufgehoben werden durch Zusatz von Ammoniumkarbonat. Wichtig ist auch die Angabe, den guten Siliziumtetrachloridnebel mit Ammoniak- d~tmpfen zur l~eaktion zu bringen, wodurch eine Intensivierung des Nebels infolge Bildung von Ammoniumchlorid und Siliziumoxyd erreicht wird.

Ausl~indische P a t e n t s c h r i f t e n . Die franzOsische Patentschrift 733973 bringt

fiber die Angaben der deutschen Patentschrift 580072 hinaus noch den Vorschlag, durch Zugabe von 10 bis 30 Proz. Rhodamin B zu der Mischung einen roten Rauch zu erzeugen. Die dort noch angegebenen MOglichkeiten der Zugabe yon Trioxymethylen zur Bildung eines Reizgases oder von Chlorpikrin zur Erzeugung yon Oiftgas werden bier nur nebenbei erw~ihnt.

In der amerikanischen Patentschrift 1920254 sind Mischungen von Kaliumbichromat, Wismutoxyd oder Wismutsalzen, insbesondere Wismutnitrat und Magnesium im natfirlich noch ver~inderlichen Ver- h~iltnis von 13:4:2 angegeben. Die besonders vorteil- hafte Verwendung solcher Mischungen zur Erzeugung von dichtem Nebel ist dort nicht ausdrficklich er- w~ihnt.

Wenn man die dutch diese neueren Patent- schriften wiedergespiegelte Erfindert~itigkeit betrach- tet, so scheint sie sich in tier Hauptsache mit der Auswahl der Rohstoffe in bezug auf ihre gegenseitige gfinstige Beeinflussung w~hrend der Reaktionen zur Bildung des Nebels und mit der besseren Handhabung der nebelerzeugenden Ger~ite zu befassen. Offenbar wird dem Problem der systematischen Beeinflussung tier Dichte des Nebels, seiner Schwebeffihigkeit, seiner Abh~ingigkeit vom Wind, yon der Luftfeuchtig- keit, yon der Lufttemperatur und yon der Einwirkung der Sonnenstrahlen, also seiner Best~indigkeit, we- niger Aufmerksamkeit geschenkt. Die sich hierbei abspielenden Vorg~nge sind, wie Beobachtungen am nattirlichen Nebel zeigen, wohl komplizierter Natur. Und doch dfirfte die eingehende BeschMtigung mit diesem Problem besonders im Hinblick auf den Luftschutz eines schwer bedrohten Landes wichtig, ja sogar notwendig sein. Wenn de r Chemiker dem Organisator sicher wirkende Mittel in die Hand gibt, so kann der Erfolg zur Verbesserung des Schutzes des den Frieden liebenden deutschen Volkes gegen die feindlichen Vernichtungswerkzeuge der Luft nicht ausbleiben.

Kolloidprobleme der Stickstoff- und Schwefels/iureindustrie. (Dargestellt an Hand der Patentschri f ten. ) (Eingegangen am 8. Juli 1933.)

Von Dr.-Ing. Bruno W a e s e r (S t rausberg bei Berlin).

Wenn man sich die Aufgabe stellt, an Hand der Punkte aus der fiberw~ltigenden Stoffmenge heraus- Patentliteratur und des sonstigen Schrifttums fiber zugreifen. Gerade diejenigen, die gleich mir seit I<olloidprobleme der durch den Titel umrissenen Jahrzehnten mit den in Frage kommenden Industrie- Gebiete zu beriehten, dann wird einem sehr bald zweigen vertraut sind, werden mir hier zustimmen klar, dab man sich darauf beschr~nken muff, einzelne und mir ferner best~tigen, da~ bisher meist andere