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Sonntag, 26. Oktober 2014 (20:05-21:00 Uhr), KW 43 Deutschlandfunk / Abt. Musik und Information FREISTIL „Der gelenkte Blick“. oder: ‚Die Magie der falschen Schlüsse - Die hohe Kunst der Illusionisten’ Eine Sendung von Jürgen M. Thie Redaktion: Klaus Pilger [Produktion DLF 2011] M a n u s k r i p t Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Um- fang hinausgeht, ist unzulässig. © - ggf. unkorrigiertes Exemplar -

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Sonntag, 26. Oktober 2014 (20:05-21:00 Uhr), KW 43

Deutschlandfunk / Abt. Musik und Information

FREISTIL

„Der gelenkte Blick“. oder:

‚Die Magie der falschen Schlüsse - Die hohe Kunst der Illusionisten’

Eine Sendung von Jürgen M. Thie

Redaktion: Klaus Pilger

[Produktion DLF 2011]

M a n u s k r i p t

Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Um-fang hinausgeht, ist unzulässig.

©

- ggf. unkorrigiertes Exemplar -

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Clip 1 Atmo : Zauberladen Glocke klingelt beim Öffnen und Schließen einer Ladentür. Ein kleiner Junge sagt verschüchtert »Hallo?«

Clip 2 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Ich möchte ein Zauberbuch bestellen«, sagte ich. »Bestellen. Ein Buch über Magie. Mit Karten«.

Clip 3 Musik : Götz Alsmann — Simsalabim Big Band Rock’n’Roll im Stil der fünfziger Jahre. Götz Alsmann swingt: »Er rief Sim… Simsa-labim / Er rief Sim… Simsalabim / Er rief Sim… Simsala…| Reißt ab.

Clip 4 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Was ist die Zauberei? Eine Abendunterhaltung von zweitklassigen Leu-ten im Glitzerfrack, eine Einlage für Kindergeburtstage und Fernsehshows, ein Hobby für Dilet-tanten, ein Beruf für unbegabte Schauspieler, eine lächerliche Sache. — Aber sie kann mehr sein«!

Clip 5 Musik : Benedicte Brænden — Hokus Pokus Benedicte Brænden singt in Lässig-lasziver Baby-Doll-Manier: »You got some strange hokus pokus / You make me lose my focus ...| Reißt ab.

Clip 6 Atmo : Streichholz Scharfes Anratschen und Losknistern eines Streichholzes. Take I. Das sprichwörtliche Feuer wird entfacht.

I DIE ILLUSIONISTIN

Aus einer durchaus „entzauberten“ Welt kommend, muss der Zuhörer mit mir eine Brücke

überqueren, um das Staunenerregende als Realität erleben zu können.

Clip 7 Atmo : Streichholz Anratschen und Losknistern eines Streichholzes. Take II.

Clip 8 Musik : Carlos D’Alessio — Le Magiciens Trancehaft-verspieltes, an Nino Rotas „Casanova“-Kompositionen erinnerndes Thema. Synchron mit:

Clip 9 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Ich las „Die Kunst der Ablenkung“ von Jan van Rode, Diabellis Meis-terwerk über die Techniken der falschen Spiegelung, Librikovs Abhandlung über die Farbmani-pulation. Außerdem den klassischen Traktat von Giovanni di Vincentio. Und schließlich die vier-bändige „Enzyklopädie der Täuschenden Künste“ aus dem 18. Jahrhundert – in der Original-ausgabe mit ihren grauen Kupferstichen und ihrem verwirrend komplizierten Indexsystem«.

Clip 10 Kollage : Bühnenansagen Conférenciers, Impresari, Manager kündigen – verschachtelt, cross, kanalversetzt – diverse Zau-berkünstler an: — »Und nun, Ladies und Gentlemen, lassen Sie sich einmal mehr verzaubern. Das Kabarett der

Magie präsentiert Ihnen die unglaublichen Illusionen des großen Santini«! –Trommelwirbel, Applaus, und Tusch.

— »Freuen Sie sich nun auf die unfasslichen Zauberkünste von Splendini«! — »Meine Damen und Herren – Erik! Jan! Hanussen«! — »Mit Johnny Carson war er oft zu Gast – Der große Buck Howard«!

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— »Der große Gallico zeigt Ihnen den sensationellen Zaubertrick ›Das Krematorium‹«! — Mechthild Großmann: »Wie finden Sie denn Börne«? – Axel Prahl: »Bezaubernd«!

Applaus cross mit:

Clip 11 Szene : Jan Josef Liefers als „Börne“ »Meine Damen und Herren, das Unbewusste besitzt eine ganz eigene Magie. Eine Kraft, die wir kaum kennen, noch weniger verstehen, und die doch allgegenwärtig und mächtig in uns wirkt. Ich bitte nun zwei Freiwillige hier hoch zu mir auf die Bühne«!

II DIE ILLUSIONISTIN

Das große Hokuspokus!

Clip 12 Musik : Berliner Philharmoniker — Also sprach Zarathustra Verfremdetes Intro von Richard Strauss‘ symphonischer Dichtung, das zur musikalischen Chiffre für „Zarathustra“ avancierte. Eingeblendet unter:

III DIE MENTALISTIN

Magie, Zauberkunst, Täuschungskunst, Taschenspielerei, Gaukelei, Escamotation, Prestidigita-

tion, Hexerei — die Zahl der Begriffe für im Wesentlichen ein und dieselbe Sache scheint darauf

hinzudeuten, dass es sich um ein kompliziertes, vielleicht auch umstrittenes Gebiet der Kunst

handelt. Die Magie gab es immer als eine unterhaltende Kunst einerseits, und auf der anderen

Seite als wirksames Mittel der Beeinflussung, der Manipulation der Menschen durch angeblich

göttliche oder teuflische beziehungsweise parapsychologische Kräfte.

„Zarathustra“-Intro frei, dann Abriss|

Clip 13 Atmo : Steinwüste Böiger Wind pfeift über Hochebene. Ein Wanderer stolpert über Geröll, ringt zuletzt erschöpft nach Luft. Synchron mit:

Clip 14 Hörbuch : Also sprach Zarathustra - Der Zauberer Zitator (Axel Grube): »Der Zauberer! — Als aber Zarathustra um einen Felsen herumbog, da sah er nicht weit unter sich einen Menschen, der die Glieder warf wie ein Tobsüchtiger und endlich bäuchlings zur Erde niederstürzte. „Halt ein“! schrie er ihm zu, „du Schauspieler! Du Falsch-münzer! Du Lügner aus dem Grunde! Ich erkenne dich wohl, du schlimmer Zauberer! Ich ver-stehe mich gut darauf, solchen wie du bist, einzuheizen!“ – „Lass ab“, sagte der alte Mann und sprang vom Boden auf. „Oh Zarathustra, schlag nicht mehr, ich trieb's also nur zum Spiele“!«

Clip 15 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Warum sind denn die meisten Zauberer, selbst wenn sie ihre Sache ganz gut können, so elende Gestalten? Deswegen! Weil sie sich albern vorkommen. Weil etwas in ihnen nicht vergessen kann, dass sie nicht zaubern können, dass sie keine Macht über die Wirklichkeit haben, nicht einmal über das kleine Kartenspiel in ihren Händen. Sagen wir also klar und in aller möglichen Brutalität: Hinter unserer Kunst steckt eine Lüge. Was also ist zu tun?«

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Clip 16 Musik : Lexy & K-Paul — Hypnotized Falsettgesang auf Techno-Beat: »One, two, I hypnotize you / Three, four, my minds lay fore / Five, six, we do no tricks / Seven and eight, pretend to fade / I hypnotize you / You hypnotize me / I hypnotize you / You hypnotize me … usw.« Instrumental weiter unter:

IV DER MEISTER

Neue Ideen. Ich benötige sie am laufenden Band. Man fordert sie von mir.

Gebt mir einen Tisch und ich lasse den Erdball verschwinden!

Clip 17 Klangeffekt : Flashs Knistern elektrischer Spannungsbögen. Bühnentür klappt zu.

Clip 18 Musik: Jonathan Uliel Saldanha — Ornithos Haruspex (The Illusionist) Klangkollage aus FX Effekten und realen Geräuschen, darunter ein staunendes Publikum, das einem Illusionisten applaudiert. Synchron mit:

Clip 19 Hörbuch : Der Meister und Margarita Erzähler (Jürgen Hentsch): »Berlioz' Leben war bislang so verlaufen, dass er absonderliche Er-scheinungen nicht gewohnt war. Er wurde noch käsiger, riss die Augen weit auf und dachte be-stürzt: Das kann doch nicht wahr sein! Doch o weh, es stimmte, und der lange Kerl, durch den man hindurchsehen konnte, wiegte sich, über der Erde schwebend, vor ihm hin und her. Da er-griff das Entsetzen Berlioz dermaßen, dass er die Augen zukniff. Als er sie wieder öffnete, war alles vorbei. Das Dunstbild war zerflattert, der Karierte verschwunden und die stumpfe Nadel aus dem Herzen gesprungen«.

V DIE ILLUSIONISTIN

Illusionist — Illusion — Fantasiegebilde, Selbsttäuschung, Täuschung, Traumgebilde, Trugbild.

Clip 20 Atmo : PC Tastatur ARC Entschlossenes, schnelles Tippen, zwischendurch kurz unterbrochen. In Korrelation mit:

VI DIE MENTALISTIN

Gegenwörter! : Realität, Wirklichkeit —

Unterbegriffe! : Einbildung, Imagination, Betrug, optische Täuschung, Schwärmerei, Schmu,

Utopie, Wunsch … Wunschtraum —

Kombinationen : In einer Illusion leben; an eine Illusion glauben; bloße Illusion; pure Illusion —

DIE ILLUSIONISTIN

»Wissen ist kritisches Raten«. — Wer hat das gesagt? — Karl Popper!

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Clip 21 Atmo : Streichholz … … zischt ein drittes Mal pointiert auf.

Clip 22 Szene : Männliche Lautsprecherstimme »Meine Damen und Herren, Sie stehen an der Schwelle eines Wunders«! Applaus cross mit:

Clip 23 Atmo : Mechanisches Zauberkabinett Kirmesbude entfaltet sich knarrend, ächzend, knirschend wie ein Klappbild. Synchron mit:

VII DER MEISTER

Die Türen öffnen sich „wie durch Geisterhand“. Pünktlich füttert ein Automat die Pferde. Durch

ein verstecktes Relais stellt der Meister alle Uhren vor und zurück nach Belieben. »Es ist leichter,

einen klugen Mann zu täuschen als einen Ignoranten«!

DIE ILLUSIONISTIN

Folge –! / dem weißen —! / Kaninchen —!

Cross mit:

Clip 24 Atmo : Trickvorführung Illusionist reißt „flappend“ ein Sichttuch zur Seite, löst kollektives Erstaunen – »Ohhhhh …!!!« – aus und erhält entsprechenden Beifall. Cross mit:

Clip 25 Musik : Judy Garland — Somewhere Over The Rainbow Judy Garland mit Studioorchester: »Somewhere over the rainbow / Way up high / There's a land that I heard of once in a lullaby / Somewhere over the rainbow / Skies are blue / And the dreams that you dare to dream …|« Reißt ab

Clip 26 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Ich musste gut werden, wirklich gut. Wenn möglich noch besser als gut: erstklassig. Besser als erstklassig; perfekt. Jawohl, ich musste perfekt werden.« Cross mit:

Clip 27 Musik : Junge Dichter und Denker — Der Zauberlehrling Gemischter Kinderchor rappt Goethes klassische Ballade: »Hat der alte Hexenmeister / Sich doch einmal wegbegeben / Und nun sollen seine Geister / Auch nach meinem Willen leben / Seine Wort und Werke / Merk ich und den Brauch / Und mit Geistesstärke / Tu ich Wunder auch / Walle, walle manche Strecke / Dass zum Zwecke Wasser fließe / Und mit reichem, vollem Schwalle / Zu dem Bade sich ergieße …«| Reißt ab.

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Clip 28 Atmo : Eintauchen Entfesselungskünstler durchstößt – aus Unterwasserperspektive – mit großer Wucht die Fläche eines Ozeans: ein sinnbildlicher »Sprung ins kalte Wasser«. Cross mit:

VIII DIE ILLUSIONISTIN & DIE MENTALISTIN

verhallt: Der Meister!

Clip 29 Musik : Thierry Malet — The Water Tank Discovery Trance-Thema. Entrückt, hypnotisch, mysteriös. Underlay für:

Clip 30 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Worin ich mich zu üben hatte, war eine Art sanfter und wohlkalkulierter Wahnsinn. Ich musste lernen, meine immerwache Vernunft zu überlisten. Ich musste lernen, nicht bloß eine Horde gutgläubiger Zuseher zu täuschen, sondern vor allem mich selbst.«

IX DIE ILLUSIONISTIN & DIE MENTALISTIN

verhallt: Der Meister!

DER MEISTER

Die schwebende Jungfrau. Die unerschöpfliche Flasche. Der phantastische Orangenbaum. Und:

Die Zaubermappe.

DIE ILLUSIONISTIN

Diese, ein flaches Portfolio, ruht auf zwei Sägeböcken in der Mitte der Bühne, und der Meister

entnimmt ihr:

DER MEISTER

Eine Serie von Radierungen, zwei Damenhüte, vier fliegende Tauben, drei große Kupferpfannen,

die erste mit Bohnen, die zweite mit Wasser, die dritte mit Feuer gefüllt, einen Käfig mit Singvö-

geln und einen schlummernden Jüngling.

Clip 31 Musik : Ute Lemper — Illusions Ute Lemper mit Orchester: »Want to buy some illusions / Slightly used, just like new …« Cross mit:

Clip 32 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Sprecher (Daniel Kehlmann): „Was bedeutet Magie? Sie bedeutet schlicht, dass der Geist dem Stoff vorschreiben kann, wie er sich zu verhalten hat, dass dieser gehorchen muss, wo jener be-fiehlt. Was unvernünftig scheint, ist in Wahrheit Offenbarung der Vernunft. Was sich als Aufhe-bung der Naturgesetze gibt, ist eigentlich deren glanzvolles Hervortreten aus dem Gestrüpp des

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Zufalls. Die unsichtbare Welt der Formen und die nur zu sichtbare Welt des Formlosen ver-schmelzen für einen kurzen, kaum wirklichen Moment. Die unendliche Macht des Geistes zeigt sich eine Sekunde lang ganz unverstellt. Und mit ihr die Wahrheit, dass kein Ding in der Welt die Kraft hat, seiner inneren mathematischen Pflicht zu widerstehen.“

Clip 33 Musik : Addex — Metamorphosis Dumpfe, hart pulsierende Beats. Underlay für:

Clip 34 O-Ton : Jürgen August Alt »Dokumente belegen, dass die Zauberkunst ein sehr altes Metier ist.«

Clip 35 Atmo : Halluzination Männerstimme sagt gedehnt und verzerrt: »Harry …!«, gefolgt vom dumpfen Zerplatzen altmo-discher Blitzlichtbirnen. Cross mit:

Clip 36 O-Ton : Jürgen August Alt »Die Geschichte ist ja ein Prozess. Und sowohl Magie als auch Zauberkünste haben sich dann in diesem Prozess entwickelt. Sie finden keinen Urknall, also keinen absoluten Anfangspunkt. In der Vergangenheit waren die Grenzen öfter fließend …«

Clip 37 Musik : Jean-Jacques Pedretti — Abrakadabra Archaisch-magische Klangeffekte. Synchron mit:

Clip 38 Musik : Jonathan Uliel Saldanha — Ornithos Haruspex (The Illusionist) Archaisch-magische Klangeffekte. Synchron mit:

X DIE MENTALISTIN

Spätestens seit der römischen Antike galten die Vorfahren unserer heutigen Zauberkünstler als

„unehrenhaft“, weil sie ihren Körper gegen Entgelt zur Schau stellten. Dieser Umstand rückte

Jongleure und Gaukler, aber auch Schauspieler in die Nähe der Prostituierten, die lediglich in

anderer Weise ihren Körper verkauften. Dabei erfolgte die soziale Zuschreibung weitgehend un-

abhängig vom Einkommen. Denn wie wir heute wissen, konnten man auch innerhalb dieser

„verfemten Berufe“ zu Ruhm und Reichtum gelangen. — Jürgen August Alt: Zauberkunst – Eine

Einführung.

Clip 39 O-Ton : Jürgen August Alt »Ich bin seit etlichen Jahren freiberuflich tätig, und zwar als Zauberkünstler und als Schriftsteller. Und meine erste Veröffentlichung, meine erste „richtige“ Veröffentlichung sozusagen, ist eine Einführung in die Philosophie Karl Poppers. Die erschien 1991 im Campus Verlag. Meine Interes-sengebiete in wissenschaftlicher Hinsicht waren ja Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie. Und es geht in der Wissenschaftstheorie und in verwandten Disziplinen auch darum, wie Erkenntnis überhaupt funktioniert. Wie leicht wir uns beispielsweise täuschen. Oder etwa um die Frage, ob es einen Königsweg zur Erkenntnis gibt. Sozusagen ein Fundament des Wissens, auf dem wir zweifelsfrei aufbauen können. Und Popper, der weist diese Idee zurück. Der meinte ja – und ich glaube, durchaus zu Recht –, dass wir sozusagen ohne Fundament Hypothesen entwickeln und dann versuchen herauszufinden, was an den Hypothesen dran ist. Ob sie sich sozusagen im Kreuzfeuer der Kritik dann wehren. Und auch Zauberer beschäftigen sich ja mit der menschli-chen Wahrnehmung, nutzen manchmal auch die Schwächen der menschlichen Wahrnehmung aus. Dann gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der Aufklärung und der Zukunft.

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Denn nur ein wirklich aufgeklärtes Publikum kann die Zauberkunst als das genießen, was sie tatsächlich ist, nämlich ein Spiel, eine unterhaltsame Kunst, die uns das Staunen lehrt.«

Clip 40 Musik : Spieluhr Kurzes Aufziehen einer Spieluhr, die dann – hell und filigran – eine mechanische Melodie ab-spielt. Cross mit:

Clip 41 Musik : Jonathan Uliel Saldanha — Ornithos Haruspex (The Illusionist) Archaisch-magische Klangeffekte. Synchron mit:

Clip 42 Atmo : Varieté-Bühne Illusionist schreitet gemächlich ins Rampenlicht. Leises Raunen des Publikums. Synchron mit:

Clip 43 Szene : Weibliche Computerstimme »Suche „Magie“ und „Natur“. Kunst ist schöpferisch, ebenso wie die Natur und die Magie. In der Hand des Magiers kann eine Welt entstehen, sich verwandeln und wieder vergehen. Das größte Wunder, das ein Künstler, die Natur und ein Magier vollbringen können, ist der Schöp-fungsakt«.

Clip 44 Atmo : Applaus Theaterpublikum klatscht begeistert Beifall. Cross mit:

Clip 45 O-Ton : Jürgen August Alt »Die Ursprünge der Zauberkunst, die verlieren sich irgendwo im Dunkel der Geschichte. Das ist schon klar. Und ich denke, der Wunsch, Teile der Welt zu beherrschen und zu verändern, der ist halt schon sehr, sehr alt, und wir finden jetzt wahrscheinlich nicht den Ursprung, nach dem Wis-senschaftler bisher vergeblich gesucht haben. Wenn man von der Wortbedeutung ausgeht: „Ma-gie“ da steckt das Verb drin „machen“, „etwas verändern“, „etwas beeinflussen“. Es gab – soweit wir zurückschauen können – immer schon beides: die vermeintlich echte Magie und das Spiel. Das Spiel mit dem Schein. Und die Grenzen waren häufig in der Geschichte flie-ßend. Und in einer aufgeklärten Welt sind die Grenzen im Grunde klar gezogen, obwohl wir sie dann in unserer Fantasie manchmal auch überschreiten. Aber heute sind die Grenzen zwischen vermeintlich echter Magie und der unterhaltenden Kunst ziemlich klar gezogen. Das war in der Vergangenheit anders.«

Clip 46 Szene : Off-Sprecher auf Gitarrenimprovisationen »Es ist noch gar nicht so lange her, nur gut hundert Jahre, aber die Welt sah ganz anders aus. Die Menschen glaubten an Dämonen und Gespenster, an Liebestränke und Zauberformeln.«

Clip 47 Musik : Trevor Rabin — The Sorcerer’s Apprentice Düsterer mediävistischer Soundtrack untermalt alchimistisches Hantieren. Eingeblendet unter:

Clip 48 Szene : Fortsetzung Off-Sprecher auf Gitarrenimprovisationen »Nicht alle natürlich. Einige dachten – wie zu allen Zeiten – nur an Essen und Trinken und ihr gutes Leben. Die machten ihre Geschäfte mit dem Aberglauben. Oder konnte man wirklich mit den Knochen der Toten Geister bannen? Konnte man durch beschwörende Blicke und Handauf-legen unheilbare Krankheiten vertreiben? Gab es wirklich Hexen«?

Clip 49 Szene : Drei Hexen, wie „herangeweht“ aus ferner Zeit Witch One: »When shall we three meet again / In thunder, lightning or in rain?« – Witch Two: »When the hurlyburly's done …« – Witch Three: »When the battle's lost and won«.

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Clip 50 O-Ton : Jürgen August Alt »Sagen wir, in voraufgeklärten Zeiten da dachten die Menschen, die Wirklichkeit habe ihnen et-was zu sagen. Die Welt, die Wirklichkeit, habe einen objektiven Sinn, eine objektive Bedeutung. Ein Mensch des Mittelalters beispielsweise sah in eine geheimnisvolle Welt voller Zeichen. Erin-nerungen daran sind bis heute lebendig. Wenn Sie eine Sternschnuppe sehen, dann können Sie sich, so sagt man, etwas wünschen. Nun ist es der Sternschnuppe vollkommen egal, ob Sie sich etwas wünschen oder ob Sie sich nichts wünschen. Er ist einfach ein Naturprozess, der sich er-eignet. Aber zu verstehen, dass die Welt uns objektiv nichts zu sagen hat, dass sie sich für unse-re Wünsche und Sehnsüchte überhaupt nicht interessiert, das ist ein aufgeklärter Standpunkt, der sozusagen zu einer entzauberten Welt führt, einer Welt, die ohne objektive Bedeutung für den Menschen ist. Eine entzauberte Welt, in der es keine Dämonen gibt und keine Zeichen mehr.«

Clip 51 Atmo : Wind Meeresbrise böt auf und ab. · Synchron mit:

Clip 52 Hörbuch : Mario und der Zauberer Erzähler (Peter Matic): »Die Erinnerung an Torre di Venere ist atmosphärisch unangenehm. Är-ger, Gereiztheit, Überspannung lagen von Anfang an in der Luft, und zum Schluss kam dann der Schock mit diesem schrecklichen Cipolla, in dessen Person sich das eigentümlich Bösartige der Stimmung auf verhängnishafte und übrigens menschlich sehr eindrucksvolle Weise zu verkör-pern und bedrohlich zusammenzudrängen schien.«

Clip 53 Atmo : Theatersaal Saaltür öffnet sich. Zuschauer erstürmen Sitzplätze. · Cross mit:

XI DIE ILLUSIONISTIN

Die Tür ging auf, und ein Platzanweiser schleppte ein dickes Paket eben erst fertiggedruckter

Plakataufkleber herein, die in roten Riesenlettern auf grünem Untergrund die Schrift zeigten:

DER MEISTER

Heute und täglich im Varietétheater zusätzlich zum Programm

PROFESSOR VOLAND

Vorstellung in schwarzer Magie

nebst Entlarvung

DIE MENTALISTIN

Sehr flott, fällt ins Auge!

Clip 54 Hörbuch : Der Meister und Margarita Besdomny (Daniel Minetti): »Sie sind Deutscher«? – Professor (Jürgen Holtz): »Ich? Ja, ich bin wohl Deutscher«. – Besdomny: »Sie sprechen prima Russisch«. – Professor: »Oh, ich bin über-haupt ein Polyglotte und beherrsche sehr viele Sprachen«. – Berlioz (Wolfgang Jakob): »Was sind Sie von Beruf«? – Professor: »Ich bin Spezialist für Schwarze Magie. In der hiesigen Staats-bibliothek sind echte Handschriften des Schwarzkünstlers Gerbert d'Aurillac aus dem zehnten Jahrhundert entdeckt worden. Die soll ich entziffern. Ich bin der einzige Spezialist auf der Welt«.

Clip 55 Musik : D Maniac — The Illusionist Techno-Minimalismus, der mit einem Filmzitat aus „The Illusionist“ beginnt. Eddie Marsan als Zauberkunstveranstalter: »Life and death. Space and time. Fate and chance. These are the forces of the universe. Tonight, ladies and gentlemen, I present to you a man who has unlocked these

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mysteries. From the furthest corners of the world where the dark arts still hold sway he returns to us to demonstrate how nature’s laws may be bent. I give you – Eisenheim!« — Atemlos pulsie-render Techno-Beat … … als Underlay frei nach nachfolgender Einspielung:

Clip 56 Szene : Theatersaal Ansager: »Hier ist für Sie – Eisenheim«!

Clip 57 Atmo : Zaubervorführung Illusionist wird mit Applaus begrüßt, ehe er hervorgezauberte Krähen ins Parkett fliegen lässt. Cross mit:

XII DER MEISTER

Eine Zufallsbegegnung mit einem fahrenden Magier soll der Auslöser für Eisenheims lebenslan-

ge Leidenschaft für die Zauberei gewesen sein.

Clip 58 Musik : D Maniac — The Illusionist Techno-Minimalismus schwillt an, reißt ab|

Clip 59 Atmo : Gewitterstimmung Donnergrollen, Wind kommt auf. Underlay für:

XIII DER MEISTER

Man erzählt sich, eines Tages habe der Junge auf dem Heimweg von der Schule einen Mann in

Schwarz unter einer Platane sitzen sehen. Der Mann habe ihn zu sich gerufen und dem Jungen

träge, fast gleichgültig erst eine Münze, dann eine weitere, schließlich eine dritte, und zuletzt

eine ganze Handvoll Münzen aus dem Ohr geholt, und die hätten sich dann plötzlich in einen

Strauß Rosen verwandelt. Aus den Rosen habe der Mann in Schwarz wiederum eine weiße Bil-

lardkugel gezogen, die sich in eine Holzflöte verwandelt habe und plötzlich verschwunden sei.

Einer Version der Geschichte zufolge sei dann auch noch der Mann selbst samt der Platane ver-

schwunden.

… Gewitterstimmung steht mit pointiertem Donnergrollen frei, dann weiter unter:

XIV DIE MENTALISTIN

Geschichten wie auch Zauberkunststücke werden erfunden, weil die Wirklichkeit unseren Träu-

men nicht angemessen ist. In diesem Fall aber kann man gut und gern vermuten, dass der spä

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tere Meister von einem frühen Erlebnis mit der Zauberei tief beeindruckt worden war.

Clip 60 Hörbuch : Mario und der Zauberer Erzähler (Peter Matic): »Der Himmel bedeckte sich. Nicht dass es frischer geworden wäre, aber die offene Glut, die achtzehn Tage seit unserer Ankunft (und vorher wohl lange schon) ge-herrscht hatte, wich einer stickigen Sciroccoschwüle, und ein schwächlicher Regen netzte von Zeit zu Zeit den samtenen Schauplatz unserer Vormittage. Zu diesem Zeitpunkt also zeigte Ci-polla sich an. Cavaliere Cipolla, wie er auf den Plakaten genannt war, die eines Tages überall, auch im Speisesaal der Pension Eleonora, sich angeschlagen fanden, — ein fahrender Virtuose, ein Unterhaltungskünstler, Forzatore, Illusionista und Prestidigitatore (so bezeichnete er sich), welcher dem hochansehnlichen Publikum von Torre di Venere mit einigen außerordentlichen Phänomenen geheimnisvoller und verblüffender Art aufzuwarten beabsichtigte. Ein Zauberkünst-ler!« Cross mit:

Clip 61 Szene : Hypnotiseur Applaus, dann Klaus Maria Brandauer als Hanussen: »Meine Damen und Herren, ich möchte Sie heute mit einem für uns alle interessanten Thema vertraut machen: Ist Wille auf eine andere Person übertragbar? Ist dieser Wille im Sinn eines Zieles manipulierbar? Also, fangen wir gleich damit an! Vielleicht kann mir jemand aus dem Publikum dabei helfen. Möchten Sie? Sie? Oder Sie«?!

Clip 62 O-Ton Claudia Schiffer »Den Anfang macht der Affe«.

Clip 63 Musik : Ludwig van Beethoven — Eroica Für „anspruchsvolle“ Illusionisten: edel und erhaben. Zunächst frei, dann leise weiter unter:

XV DIE ILLUSIONISTIN

Die Zauberkunst ist eine Täuschungskunst. „Prestidigitateur“ beinhaltet „presto“ – »schnell«!

Manchmal genügt aber auch nur ein Blick, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers in eine an-

dere Richtung zu lenken. Jedenfalls nicht dorthin, wo etwas Entscheidendes geschieht. »Erst

nach vielen Jahren«, so der britische Bühnenzauberer David Devant, der 1905 zum ersten Präsi-

denten des „Magischen Zirkels“ avancierte …

DER MEISTER

»Erst nach vielen Jahren Arbeit erreicht ein Zauberer die Höhe der magischen Kunst. Der junge

Amateur beginnt sein Studium mit dem vollen Bewusstsein, dass er es lernen wird, eine Quelle

ständig neuer Wunder für seine Freunde zu werden. Doch wird dieses Bestreben nur selten er-

füllt«.

Clip 64 Musik : Antibreak — The Metalist (Original Mix) Streichholzartiges „Aufzischen“ leitet perkussiven Ambient-Minimalismus ein. Synchron mit:

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Clip 65 O-Ton : Jürgen August Alt »Ein uralter Menschheitstraum ist sicher, mit magischen Ritualen die Wirklichkeit zu beeinflus-sen und zu verändern. Der Zauberer macht das mit spielerischen Mitteln, aber er kokettiert durchaus mit der Idee von echter Magie. Er greift sie auf, er spielt mit ihr, aber das Faszinierende an der Zauberkunst hängt durchaus mit dem Wunderbaren zusammen. Also mit einer sich scheinbar vollziehenden Verwandlung beispielsweise. Oder Sie zerschneiden ein Seil und mit einer Handbewegung stellen Sie das Seil wieder her. Es bleibt, obwohl zerschnitten, dennoch unversehrt. Das fasziniert die Zuschauerinnen und Zuschauer und das hat insofern was mit ech-ter Magie zu tun, als die Erinnerung daran noch lebendig geblieben ist.«

Clip 66 Klangkollage : Eisenbahn „Hogwart Express“ schnauft – leitmotivisch musikunterlegt – Richtung Magieakademie. Cross mit:

Clip 67 Atmo : Zugabteil Rhythmisch-monotones Klacken und Rumpeln eiserner Waggonräder. Synchron mit:

Clip 68 Hörbuch : Harry Potter und der Stein der Weisen Vorleser (Rufus Beck): »Es war ja so eine Überraschung, als ich meinen Brief bekommen hab, aber ich hab mich unglaublich darüber gefreut«, sagte das Mädchen. »Es ist nun einmal die bes-te Schule für Zauberei, die es gibt, wie ich gehört hab. Ich hab natürlich alle unsere Schulbücher auswendig gelernt, ich hoffe nur, das reicht. Übrigens, ich bin Hermine Granger, und wer seid ihr?« Harry sah Ron an und war erleichtert, in seinem verblüfften Gesicht ablesen zu können, dass auch er nicht alle Schulbücher auswendig gelernt hatte. — »Ich bin Ron Weasley«, murmel-te Ron. »Harry Potter«, sagte Harry. — »Ach tatsächlich?«, sagte Hermine.

Clip 69 O-Ton : Jürgen August Alt »Ich denke schon, dass es so eine Sehnsucht gibt – die Sehnsucht danach, die Welt möge doch noch einen Zauber bewahrt haben. Die Welt möge uns etwas zu sagen haben. Sie möge bedeu-tungsvoll für den Menschen sein. Sonst ist so ein Erfolg wie „Harry Potter“ kaum zu erklären. „Harry Potter“ spielt nicht zuletzt auch mit dieser Sehnsucht. Mit der Sehnsucht, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir doch nicht mit unsrem Verstand begreifen, die irgend-wie wunderbar sind, mysteriös, aber auch gefährlich sein können.«

Clip 70 Musik : Claire Martin/Rodney Bennett — Witchcraft Piano Swing. Claire Martin (vocals) mit Rodney Bennett (backup) locker vom Hocker: »All those fingers in my hair / That sly come-hither stare / That strips my conscience bare / It's witchcraft / And I've got no defense for it / The heat is too intense for it / What good would common sense for it do do? / 'Cause it's witchcraft wicked witchcraft / And I go and know it’s strictly taboo …«| Reißt ab.

XVI DIE ILLUSIONISTIN

Für die Täuschungskunst blieb die entschiedene Kritik an abergläubischen Vorstellungen nicht

ohne Folgen.

DIE MENTALISTIN

In einer aufgeklärten Welt besteht kaum mehr die Möglichkeit, die Unterhaltungskünste im All-

gemeinen und die Zauberkunst im Besonderen mit finsteren Mächten in einen Zusammenhang

zu bringen. Für Zauberkünstler hieß dies: Soweit sie vor aufgeklärten Kreisen auftraten, war es

mehr oder weniger unangemessen, die Annahme nahe zu legen, übernatürliche Kräfte könnten

bei der Zauberei am Werk sein. Eine solche Strategie barg für den Unterhalter im Hohen Mittel-

alter und der frühen Neuzeit erhebliche Risiken. Nunmehr erschien sie als eine Folge unaufge-

klärten Denkens. Die Zauberkunst erlebte einen »Professionalisierungsschub«.

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Clip 71 O-Ton : Jürgen August Alt Alt1-41 »Also es gab schon immer Trickkünstlerinnen und Trickkünstler, insofern kann man sagen, das war deren Profession. Aber einen Professionalisierungsschub erlebte die Zauberkunst nach der Aufklärung. Das kann man sicher so sagen. Also, in einer aufgeklärten Welt zaubert es sich bes-ser. In einer aufgeklärten Welt geraten Sie eben NICHT mehr in den Verdacht, bloßer Betrüger zu sein oder mit dem Bösen im Bunde zu sein. Und die Professionalisierungsschübe, die die Zauberkunst Ende des 18. Jahrhunderts und auch im 19. Jahrhundert erlebte, hingen teilweise auch mit den sich entwickelnden Wissenschaften zusammen. So hielt, um nur ein Beispiel zu nennen, die Chemie Einzug in die Zauberkunst. Wer etwa Wasser in Wein verwandelt, der be-nutzt chemische Prinzipien«.

XVII DIE MENTALISTIN

Im Programm der Aufklärung spielt die Idee der Kritik eine wichtige Rolle. Keine Leistung soll

mehr ungefragt akzeptiert werden. Die Vernunft — und nicht etwa die Tradition oder die allge-

meine Meinung — ist diejenige Instanz, vor der Weltbilder, Normen und Wertvorstellungen zu

bestehen haben. Besonders folgenreich war die aufgeklärte, von der neuzeitlichen Wissenschaft

vollzogene Devise, ungewöhnliche Vorgänge auf eine natürliche Weise zu erklären. Neuzeitliche

Wissenschaft und Aufklärung brachten so einen Prozess in Gang, der schließlich zur »Entzaube-

rung der Welt führte«.

DIE ILLUSIONISTIN

Max Weber!

Clip 72 O-Ton : Jürgen August Alt »Sie müssen nicht mehr einen anderen Zauberkünstler ausspähen oder so. Die Tricks können Sie kaufen. Von daher ist die Zauberkunst an dieser Stelle auch „entzaubert“ worden. Es gibt nicht mehr dieses große mysteriöse Trickgeheimnis, sondern es gibt einen Markt, auf dem Tricks gehandelt werden. Aber im Übrigen, das zeigt ja nur, der Trick ist das Rohmaterial, aus dem gute Zauberkünstler ein unterhaltsames Kunststück entwickeln. Die Rolle des Trickprinzips wird vom Zuschauer häufig überschätzt. Man kann einem Zuschauer irgendein Trickprinzip er-klären, der sagt dann: „Ach, so geht das! So einfach ist es! Auf der Bühne sah das ganz anders aus.“ Und das macht die Zauberkunst aus. Sie haben ein Trickprinzip, das brauchen Sie, aber es spielt nicht die Hauptrolle«.

XVIII DIE MENTALISTIN

Die Zauberkunst, eben noch höchst zweifelhafte Taschenspielerei an der Grenze zum Infamen,

konnte durch Ästhetisierung und Didaktisierung in das System bürgerlicher Wertvorstellungen

eingepasst werden: Als »Mittel zur Übung in freier Rede und zur Erlangung einiger körperlicher

und geistiger Gewandtheit« verteidigte Goethe die »Täuschungskunst« und förderte den Zau-

berunterricht seines Enkels.

DIE ILLUSIONISTIN

Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens.

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Clip 73 Atmo : Schreibfeder … … wird gegen Tintenglas geklickt, dann zügig über Briefpapier geführt. Synchron mit:

XIX DER MEISTER

Dienstag, den 23. Januar 1831. Mit dem Prinzen bei Goethe. Seine Enkel amüsierten sich mit

Taschenspieler-Kunststückchen, worin besonders Walther geübt ist. »Ich habe nichts dawider«,

sagte Goethe, »dass die Knaben ihre müßigen Stunden mit solchen Torheiten ausfüllen. Es ist,

besonders in Gegenwart eines kleinen Publikums, ein herrliches Mittel zur Übung in freier Rede

und Erlangung einiger körperlichen und geistigen Gewandtheit, woran wir Deutschen ohnehin

keinen Überfluss haben. Der Nachteil allenfalls entstehender kleiner Eitelkeit wird durch solchen

Gewinn vollkommen aufgewogen«. Auch sorgen schon die Zuschauer für die Dämpfung solcher

Regungen, bemerkte ich, indem sie dem kleinen Künstler gewöhnlich sehr scharf auf die Finger

sehen und schadenfroh genug sind, seine Fehlgriffe zu verhöhnen, und seine kleinen Geheim-

nisse zu seinem Verdruss öffentlich aufzudecken.

DIE ILLUSIONISTIN

Die Vernunft wird geblendet durch die strikte Anwendung der Vernunft.

Ununterscheidbar der Fortschritt des Schwindels vom Schwindel des Fortschritts.

E. T. A. Hoffmanns Träume werden wahr. Und werden — „entzaubert“!

Clip 74 Musik : The Mentalist — Title Theme (Extended Version) Schnelles rhythmisches Thema, zum einen Zitat, zum anderen musikalische Chiffre für Nonchal-ance und Savoir vivre. Underlay für:

XX DER MEISTER

Eisenheims Wesen war so: Er ging langsam und vorsichtig Schritt für Schritt vor, und dann, als

hätte er sich das Recht auf Kühnheit verdient, tat er einen jähen Sprung. Die ersten öffentlichen

Vorstellungen fanden Beachtung weniger „wegen“ ihrer Kühnheit als wegen ihrer subtilen Be-

herrschung der Bühnenillusionen jener Zeit, auch wenn es schon damals raffinierte Abweichun-

gen und Variationen gab.

Clip 75 Hörbuch : Beerholms Vorstellung CD Kehlmann Erzähler (Wanja Mues): »Zwischen dem Zaubertrick – verwenden wir einmal das schändliche Wort – und dem Anderen, dem Unerreichbaren, unserem verbotenen Garten, dem nie erreich-baren Gegenstand unserer Sehnsucht, liegt eine dünne und unüberschreitbare Grenze: die Mani-pulation. Auf sie sind wir angewiesen, und dass wir es sind, trennt uns von dem, was wir vor-täuschen. Wenn ich über eine Karte streiche und sie unter meinen Fingerspitzen ihre Farbe än-dern lasse, so tausche ich sie in Wirklichkeit mit Hilfe eines Palmage-Griffs gegen eine andere Karte aus. Und wenn auch niemand sieht, dass ich das tue, — ich weiß es doch. Und dass ich das weiß, darin liegt meine heimliche Beschämung und mein Scheitern. Solange ich weiß, dass

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ich Tricks gebrauche, bin ich ein kleiner Gaukler und sonst nichts, und jede Bewegung, jedes Wort, jede Geste von mir wird die Peinlichkeit dieses Wissens ausdrücken«.

Clip 76 Musik : Ute Lemper — Illusions Filigrane Piano-Miniatur: leicht, verspielt & sentimental. Cross mit:

XXI DIE MENTALISTIN

Mit ihren Apparaturen, dem Spiel mit dem Licht oder durch die Geschwindigkeit ihrer Bewegun-

gen schaffen die Zauberkünstler Wirklichkeiten vor und unterhalb der Wahrnehmung ihres Pub-

likums. Jede sinnliche Erfahrung bleibt rätselhaft, jede rationale Erklärung mehrdeutig. Auch und

gerade in einer Welt, die irreversibel entzaubert und ernüchtert erscheint, bringt der Illusionist

auf diese Weise das Unheimliche, das in jeder technisierten Zivilisation aufgehoben ist, zum

Vorschein. Doch indem der Magier die verdrängten Ängste als Illusion künstlich erscheinen

lässt, bringt er sie auch zum Verschwinden. In diesem Sinn ist die Geschichte der Zauberei im-

mer auch eine Geschichte des Widerstreits um Vernunft und ihre programmatische Durchset-

zung seit der Aufklärung. Was der Illusionist tatsächlich aufzeigt, worüber er sein Publikum

durch die Erzeugung von Trugbildern auf amüsante Weise aufklärt, das sind die Beschränkun-

gen menschlicher Erkenntnis und Wahrnehmung. In diesem Ziel sind sich Magie als die Kunst

der freundlichen Täuschung, die im Einverständnis mit dem Publikum erfolgt, und Wissenschaft

einig.

Clip 77 Musik : Ute Lemper — Illusions Mehr gehaucht als gesungen: »… some illusions / slightly used, second-hand / they were lovely illusions …« Diskret weiter unter:

Clip 78 O-Ton : Jürgen August Alt »Der Ausdruck „Illusionist“, der ist gebräuchlich geworden, nachdem Zauberkünstler große Bühnen besetzten und spektakuläre Kunststücke auf die Bühne brachten. Ansonsten kann man sagen, ein Illusionist ist ein Zauberkünstler. Ein Zauberkünstler ist nicht zuletzt jemand, der mit den Erwartungen des Publikums auf spielerische Weise umgeht. Ein Zauberkünstler oder ein Illusionist lässt einige Erwartungen bei den Zuschauern entstehen. Er erzeugt Hypothesen, die dann möglicherweise wieder zu Fall gebracht werden. Damit spielt er. Er spielt mit – heute! – mit den aufgeklärten Erwartungen des Publikums. Das Publikum weiß, was ich sehe, kann eigentlich nicht passieren, und trotzdem passiert es«.

Clip 79 Szene : Weibliche Computerstimme »Die verschlungenen Ringe. Dem Magier Chung Ling Soo gelang es, ein großes Geheimnis zu hüten. Er war Amerikaner und hieß William Robinson. Einer seiner berühmtesten Tricks waren die legendären verschlungenen chinesischen Ringe …« Cross mit:

Clip 80 Atmo : Trickvorführung Chung Ling Soo führt – von Applaus eingeleitet – Tricks vor. Synchron mit:

Clip 81 Musik : Juggler — Illusionist (Original Mix) Superschneller minimalistischer Techno-Pop. Atemlos, „monoton“, souverän. Eingeblendet unter:

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XXII DIE ILLUSIONISTIN

Wir sehen eine einfache Bühnengestaltung mit maßvollen, harmonisierenden Farben und einem

dezenten orientalischen Motiv. Assistenten in prächtigen chinesischen Gewändern stehen auf

jeder Seite bewegungslos mit verschränkten Armen. Die Mitte ist frei gelassen. Als das Orches-

ter einen sanften, aber eindringlichen Rhythmus aufnimmt, der in ein Crescendo übergeht, wer-

den die Vorhänge im Hintergrund von unsichtbaren Händen hochgezogen. Dann „Vibrato

sostenuto“ und der prächtig gekleidete Chung Ling Soo erscheint zwischen den Vorhängen auf

der Bühne. Seine Assistenten verbeugen sich tief, als er mit schnellen, kurzen Schritten auf die

Rampe zugeht.

Cross mit:

Clip 82 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Es war Magie. Ganz von selbst färbten sich Karten, sobald meine Fin-ger sich ihnen näherten; ganz von selbst hoben sich die Könige, schwebten zitternd durch die Luft, senkten sich wieder, landeten auf dem Tisch. Karten wanderten durch das Spiel, von oben nach unten, von unten nach oben, von der Mitte in meine Brusttasche. Und ich tat gar nichts dazu; all diese Pappscheiben waren lebendig geworden, und sie wollten mir vorführen, was sie konnten. Sie konnten eine Menge. Es war Magie«! Cross mit:

Clip 83 O-Ton : Amanda Byron Reporterin fragt – übersprochen – eine New Yorker Passantin: »Haben Sie noch nie Magie er-lebt? Das wird aber Zeit«!

Clip 84 Atmo : Trommelwirbel Varieté-Schlagzeug, elektrisierend, anfeuernd, aufmunternd. Tricktür wird laut zugeknallt.

Clip 85 Musik : Spark Quintet — Tango Heavy Tango. Minimalistisch, abgezirkelt, elegant, perfekt. Cross mit:

XXIII DIE ILLUSIONISTIN

Seht nur, was treten für Kerl da herein? / Die Eule, der Storch und der Pfau! / Wie sittig, kratzfü-

ßig und blöd sie sich drehn! / Pedanten vom köstlichsten Schlag! / Sie nehmen sich Stühle – das

muss ich gestehn, / So was sieht man nicht alle Tag!

DER MEISTER

Was sollte man da noch von solchen Kleinigkeiten reden wie dem Kartenspiel in einer fremden

Tasche, dem Verschwinden von Damenkleidern, dem miauenden Barett und ähnlichen Scher-

zen! Solche Tricks kann jeder berufsmäßige Hypnotiseur mittlerer Begabung auf jeder Bühne

vorführen, ebenso den läppischen Trick mit dem abgerissenen Kopf des Conférenciers. Der

sprechende Kater war ebenfalls blühender Unsinn. Um den Leuten einen solchen Kater zu prä-

sentieren, genügt es, die Anfangsgründe des Bauchredens zu beherrschen.

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Clip 86 Musik : Crooner — Charade Nachtklubsänger interpretiert „Charade“ von Mancini und Mercer: »When we played our cha-rade / We were like children posing …« – Weiter unter:

Clip 87 Szene : Varieté-Klub Der große Santini, Zauberkünstler: »Entschuldigen Sie, Sir, aber der Zutritt zur Bühne ist nicht gestattet«. – Inspektor Columbo: »Ach, Sie sind dieser Zauberer. Auf den Fotos am Eingang sehen Sie ganz anders aus. Vielleicht liegt das am Hut«. – Santini: »Öh, dürfte ich erfahren, wer Sie sind«? – Columbo: »Inspektor Columbo, Polizei Los Angeles, Morddezernat«.

XXIV DIE ILLUSIONISTIN

Die hohe Kunst der Täuschung. Vorkehrungen zu einem Spektakel.

Clip 88 Musik : Memories Of A Barber — Houdini’s Big Break Avantgardistische Jazz-Improvisationen verschmelzen mit Kettengerassel und Houdinis Origi-nalstimme auf einer Edison-Walze: »Ladies and Gentlemen. Introducing my original invention, the Water Torture Cell. Although there is nothing supernatural about it …« Cross mit:

Clip 89 Szene : Happy Teen Girl Junges Märchen hüpft heran, sprechsingt schließlich voller Glück: »Ich hab Houdini gesehn! Ich hab Houdini gesehn!« Cross mit:

Clip 90 Atmo : Wassertank Knallen Blitzlichtbirnen flankiert verzerrte Männerstimme: »Harry«! Cross mit XXV (Mentalistin):

Clip 91 Musik : Perpetual Ocean — Houdini Ambient-Thema, wie „unter Wasser“ gespielt. Magisch, mysteriös, „sakral“ entrückt. Underlay für:

XXV DIE MENTALISTIN

Von Anfang an waren Juden an der Ausformung des Sprachschatzes moderner Zauberkunst

beteiligt und erarbeiteten sich als Illusionisten nicht selten das, was ihnen in anderen Metiers

verwehrt blieb – Weltruhm!

DIE ILLUSIONISTIN

… Harry Houdini, Erik Jan Hanussen und David Copperfield …

DIE ILLUSIONISTIN

… Reinhard Buchberger in „Rare Künste – Zur Kultur- und Mediengeschichte der Zauberkunst“

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DIE MENTALISTIN

Bis zu den Superstars des 20. Jahrhunderts seien nur einige der zahllosen Illusionisten jüdischer

Herkunft genannt, die zu den ganz Großen ihrer Zunft gehören.

DIE ILLUSIONISTIN

… Harry Houdini, Erik Jan Hanussen, David Copperfield!

Clip 92 Atmo : Menschenmenge Harry Houdini ruft inmitten jubelnder Fans: »Hallo Edinburgh!!!« Cross mit:

Clip 93 O-Ton : Jürgen August Alt »Houdini war Entfesselungskünstler und man muss einfach sagen, die Entfesselungskunst ge-hört zum Repertoire der Zauberkunst dazu. Ich meine, seine ganz spektakulären Kunststücke haben alle mit dieser Entfesselung zu tun. Das war seine – heute würde man sagen – „seine Ma-sche“. Oder „sein Metier“, das er gut beherrscht hatte. Houdini setzte ziemlich viel auf diese Karte.« Cross mit:

Clip 94 Atmo : Autogrammjägerinnen Weibliche Verehrerinnen umringen – dicht gedrängt – ihr Idol, das sie mit Zurufen wie »Mr. Houdini, we love you!« anhimmeln. Cross mit:

Clip 95 O-Ton : Jürgen August Alt »Zumindest verstand Houdini den Eindruck zu erwecken, als wäre er in der Lage, doch die eine oder andere Grenze zu überschreiten. Er hat den Eindruck hinterlassen, manchmal doch in gro-ßer Gefahr zu schweben. Und das hat er dann auch offen gelassen. Also der Reiz seiner Präsen-tation bestand sicher auch darin, dass das Publikum gehofft hatte, alles möge gutgehen. Das Publikum fieberte mit IHM sozusagen. Einige Illusionen leben davon: von dieser Nähe zum Scheitern, zu dieser vielleicht auch nur vermeintlichen Nähe zum Scheitern. Das ist richtig.«

Clip 96 Klangeffekt : Flashs Spannungsbögen entladen sich scharf und schneidend. Cross mit Weiblicher Computerstimme:

Clip 97 Musik : Taktakt — Hokus Pokus Perkussive Techno-Collage. Pulsierend, suggestiv, voll merkwürdiger „Geräusche“ wie bei einer Hokuspokus-Show. Eingeblendet unter:

Clip 98 Szene : Weibliche Computerstimme »Suche „Magie in der Wissenschaft“! Die Wissenschaft erleichtert immer mehr unser Alltagsle-ben, vom simplen Lichtschalter bis hin zur Medizin, die unsere Lebenserwartung in einem Jahr-hundert verdoppelt hat. Vielleicht können wir auch nicht mehr ohne Magie leben, kommt sie doch, wie auch Technik und Wissenschaft, dem Bedürfnis entgegen, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen«.

Clip 99 Szene : Budenzauberer Schaustellergehilfe: »Wissen Sie, die Leute wollen was Modernes. Zeitgenössisches! Das wollen die Leute! Ich kenn diese Welt, glauben Sie mir«!

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XXVI DIE ILLUSIONISTIN

Drei Entwicklungen begünstigen nach Jürgen August Alt das momentane Anliegen, die Zauberei

als eine Variante der Kunst aufzuwerten. Erstens:

DIE MENTALISTIN

Die für unser Jahrhundert charakteristische „Entgrenzung der Künste“ läuft darauf hinaus, die

traditionellen Barrieren zwischen den Kunstgattungen aufzuheben. Kunst wird hierdurch insge-

samt mehrdeutiger und schwerer gegenüber Nicht-Kunst abgrenzbar.

DIE ILLUSIONISTIN

Zweitens:

DIE MENTALISTIN

Die Maßstäbe, mit deren Hilfe wir die Qualitätsmerkmale von Kunstwerken zu beurteilen und

miteinander zu vergleichen versuchen, werden keineswegs allgemein akzeptiert, so dass traditi-

onelle Unterscheidungen wie die zwischen Kunst und Volkskunst, Kitsch und Kunst, Kunstge-

genstand und Gebrauchsgegenstand in gewissem Umfang an Plausibilität einbüßen. Nicht we-

nige Zeitgenossen halten derartige Unterscheidungen insgesamt für unangemessen.

DIE ILLUSIONISTIN

Drittens:

DIE MENTALISTIN

Diese Tendenzen werden noch verstärkt durch eine verbreitete intellektuelle Strömung, die unter

der Bezeichnung »Relativismus« seit einiger Zeit für Kontroversen sorgt. Das Kernstück des

Relativismus bildet die Annahme, dass Leistungen und Maßstäbe nur innerhalb eines bestimm-

ten Rahmens Gültigkeit besitzen, beispielsweise innerhalb einer Kultur, einer Gruppe, Rasse

oder Klasse. Der Relativismus begünstigt daher eine gewisse Beliebigkeit bei der Festlegung

dessen, was als Kunst gelten soll.

Clip 100 Statement : David Copperfield Zwei symphonische Akkorde, dann Claudia Schiffer (synchronisiert): »Okay, fang an – Go!« Da-vid Copperfield (original und synchronisiert): »I don’t know where to begin — Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe mein ganzes Leben lang gezaubert. Ich liebe die Zauberei. Ich liebe sie im kleinen Rahmen, aber genauso lieb ich spektakuläre Zauberei, wie als ich einen Zug ver-schwinden ließ …«

Clip 101 O-Ton : Jürgen August Alt »Also Leute wie Copperfield mit den wirklich spektakulären, sensationellen Kunststücken bleiben naturgemäß eine Minderheit. Nicht jeder kann die Freiheitsstatue mal eben so verschwinden lassen. Das erfordert einen riesigen, auch technischen Aufwand. Deshalb ist das wirklich nur ein Segment in der Zauberkunst. Es ist eines, das die Zauberkunst durchaus populärer gemacht hat, das sie wirklich ins Spektakuläre transzendiert hat sozusagen. Aber es bleibt ein großer Markt für all die anderen, die dann nahe am Publikum stehen und den Menschen in die Augen schauen, während sie zaubern. Also, da brauchen wir keine Angst davor zu haben, dass diese spektakulä-ren Magier, die auf den allergrößten Bühnen stehen oder wie Copperfield in der Natur auftreten oder die chinesische Mauer durchqueren – vor denen ist mir nicht bang.« Cross nachfolgend mit Atmo- und Musik-Einspielung:

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Clip 102 Atmo : Varieté-Theater Zuschauergemurmel. Mächtige Trickapparatur wird auf eine Bühne gerollt. Synchron mit Musik, cross mit Szene:

Clip 103 Musik : Jean-Jacques Pedretti — Abrakadabra Magisch, zirzensisch, volksfesthaft. Underlay für:

Clip 104 Szene : Trickvorführung Zauberkünstler, musikunterlegt vor Publikum: »Auf meinen Reisen habe ich die Zukunft gese-hen. Sie birgt viele Überraschungen in sich. Die Welt, meine Damen und Herren, steht am Ran-de neuer und zugleich furchteinflößender Möglichkeiten. (Klopft mit Gehstock auf Bühnenbo-den, Applaus setzt ein) Das, was Sie nun sehen werden, ist keine Magie, sondern Wissenschaft. Ich möchte Sie nun auf die Bühne bitten, damit Sie diesen Apparat selbst in Augenschein neh-men können«! – Musik steht mit elektrischen Entladungen frei. Cross mit:

XXVII DIE MENTALISTIN

»Zauberkunst bleibt eine besondere Unterhaltungsform …«

ILLUSIONISTIN

… so Brigitte Felderer und Ernst Strouhal in ihrer Kultur- und Mediengeschichte der Zauberkunst

DIE MENTALISTIN

»Sie erfordert nicht Zerstreuung, sondern Konzentration. In der Zauberkunst der Gegenwart

bleiben die Spuren der karnevalesken und volkstümlichen Traditionen sichtbar, die den bürgerli-

chen Forderungen eines „gemeinschaftlichen Besten“ entgegenstehen. Wenn ein Zauberer heu-

te den klassischen Freiwilligen auf die Bühne einlädt, dann stellt sich nochmals das alte Verhält-

nis her: Das souveräne Publikum, der eigenen Vernunftfähigkeit gewiss und bereit, sich täu-

schen zu lassen, wird vorgeführt und dazu aufgefordert, Wahrnehmung und Vernunft aktiv ein-

zusetzen. Der Einsatz ist vergeblich. Der Zuschauer auf der Bühne scheitert in aller Regel an der

ihm gestellten Aufgabe, zum Amüsement, aber vor allem zur Schadenfreude des Publikums.

Man lacht über ihn und über sich selbst.«

Clip 105 O-Ton : Jürgen August Alt »Wir erleben heute eine noch nie da gewesene Vielfalt in der Zauberkunst. Es gibt Zauberkünst-ler, die alles alleine machen. Das sind wirkliche Ein-Mann-Unternehmen. Die planen ihre Auftrit-te, machen ihre Werbung, stellen ihr Programm zusammen. Da liegt alles in einer Hand. Und bis hin zu Künstlern wie Siegfried & Roy, die natürlich ihre eigenen Manager haben und eigene Wer-befachleute beschäftigt haben, gibt es eine ganze Bandbreite. Es gibt Zauberkünstler, die bestel-len sich einen Choreografen. Es gibt Zauberkünstler, die lassen sich sogar von anderen mal Tex-te schreiben. Es gibt alles«!

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Clip 106 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Oh, es war wunderbar! Wer beschreibt die immer neue Begeisterung am immer neuen Gelingen, an der Brillanz des Plans, an der Exaktheit der Ausführung, an der Schönheit, am Wunder! Was ich da zeigte, war — ich sage es in aller möglichen Demut, die Au-gen niedergeschlagen, die Hände gefaltet — wirklich sehr gut. Einmal, in Frankreich glaube ich, wurde die Vorstellung im Fernsehen übertragen, sichtbar für eine nicht mehr vorstellbare Millio-nenmenge, Tausende multipliziert mit Tausenden, und alles Menschen. Es war sehr merkwür-dig. Es war, als hätte ich einen Strahlenkranz um mich, eine elektrische Aura, die sich hinaus in die Ferne streckte«.

Clip 107 O-Ton : Jürgen August Alt »Wenn ich einen Zauberer erlebe, der etwas vorführt, das ich nicht kenne, werde auch ich ge-täuscht. Warum nicht? Ich weiß vielleicht in etwa, wie es geht, aber so genau will ich es ja auch nicht wissen. Wenn ich etwas besonders gut finde, dann interessiert mich das Trickprinzip schon, ja, aber wenn ich weiß, da zaubert jemand mit riesigen Kästen und ich werde das sowieso nicht machen, und wenn ich das Trickprinzip dann nicht ganz verstehe, recherchiere ich nur in seltenen Fällen. Ich muss das nicht so genau wissen. Ich weiß ja, der Trick ist lediglich das Rohmaterial und das Entscheidende läuft auf einer anderen Ebene ab«. Cross mit:

Clip 108 Atmo : Trickvorführung Zauberer schreitet über Bühne, wird beklatscht. Cross mit:

Clip 109 Hörbuch : Klaus Kinski, verhallt aufgeblendet »… Hexenmeister / Sich doch einmal wegbegeben / Und nun sollen seine Geister / Auch nach meinem Willen leben / Seine Wort und Werke …« Weiter Cross mit:

Clip 110 Hörbuch : Der Meister und Margarita Erzähler (Jürgen Hentsch): »Der Auftritt des Magiers und seines langen Assistenten samt dem Kater, der die Bühne auf den Hinterpfoten betrat, kam beim Publikum gut an. „Einen Sessel“, befahl Voland halblaut, und im selben Moment stand – unbekannt wie und woher – ein Sessel auf der Bühne, in dem der Magier Platz nahm«.

Clip 111 Hörbuch : Beerholms Vorstellung Erzähler (Wanja Mues): »Ich wäre einmal fast Priester geworden, wissen Sie das? Dann wollte ich Magier sein, aus ähnlichen Gründen. Aber die Dinge gerieten außer Kontrolle. Ich könnte wohl noch Fernsehshows machen und allerlei Tricks mit Hasen, Tauben und Zylindern. Aber das will ich nicht. Verstehen Sie? – Nein! – Dann werde ich es anders formulieren. Halten Sie mich für einen Künstler? Man sagt doch, Künstler müssen das tun, was sie, tun. Sie sind an ihre Kunst gefesselt, sie können gar nicht anders, und es ist unmöglich, dass sie aufhören. Richtig? – Ja, richtig. Völlig richtig! – Nein, falsch. Völlig falsch. Ich kann aufhören. Ich muss es nicht machen. Ich kann es durchaus sein lassen«. Cross mit:

Clip 112 Atmo : Zugabteil Rhythmisch-monotones Klacken und Rumpeln eiserner Waggonräder. Synchron mit:

Clip 113 Hörbuch : Mario und der Zauberer Erzähler (Peter Matic): »Die Kinder waren wach um diese Zeit. Ich erwähne sie mit Beschämung. Hier war nicht gut sein, für sie am wenigsten, und dass wir sie immer noch nicht fortgeschafft hatten, kann ich mir nur mit einer gewissen Ansteckung durch die allgemeine Fahrlässigkeit er-klären, von der zu dieser Nachtstunde auch wir ergriffen waren. Es war nun schon alles einerlei. Übrigens und gottlob fehlte ihnen der Sinn für das Anrüchige dieser Abendunterhaltung. Ihre Unschuld entzückte sich immer aufs Neue an der außerordentlichen Erlaubnis, einem solchen Spektakel, der Soiree des Zauberkünstlers, beizuwohnen. Immer wieder hatten sie viertelstun-denweise auf unseren Knien geschlafen und lachten nun mit roten Backen und trunkenen Augen von Herzen über die Sprünge, die der Herr des Abends die Leute machen ließ.

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Sie hatten es sich so lustig nicht gedacht, sie beteiligten sich mit ungeschickten Händchen freu-dig an jedem Applaus. Aber vor Lust hüpften sie nach ihrer Art von den Stühlen empor, als Ci-polla ihrem Freunde Mario, Mario vom „Esquisito“, winkte, — ihm winkte, recht wie es im Bu-che steht, indem er die Hand vor die Nase hielt und abwechselnd den Zeigefinger lang aufrichte-te und zum Haken krümmte.« Cross mit:

Clip 114 Atmo : Gewitterstimmung

Donnergrollen, mal laut, mal leise. Synchron mit:

XXVIII DIE ILLUSIONISTIN

Der Meister ward nie mehr gesehen. In der Teufelsfabrik fand man Trickspiegel, exquisite

Schränke mit Geheimböden, geniale Truhen und Kästen, die große Beispiele für die Kunst der

Täuschung darstellten, jedoch keinerlei Hinweise auf die berühmten Illusionen, keinen einzigen,

nichts. Manche sagten, Eisenheim habe vom ersten Tag des neuen Jahrhunderts an einen illuso-

rischen Eisenheim geschaffen. Andere wiederum meinten, der Meister sei vom Umgang mit Illu-

sionen allmählich selbst illusorisch geworden. Streit erhob sich auch darüber, ob alles mit Lin-

sen und Spiegeln gemacht worden sei oder ob der Jude aus Bratislava dem Teufel seine Seele

gegen das dunkle Geschenk der Magie verkauft habe. Alle waren sich einig darin, dass es ein

Zeichen der Zeit war, und indem genaue Erinnerungen schwanden und die Alltagswelt aus Kaf-

feetassen, Arztbesuchen und Kriegsgerüchten wieder Einkehr hielt, durchdrang insgeheim Er-

leichterung die Seelen der Getreuen, die wussten, dass der Meister aus der bröckelnden Ord-

nung der Geschichte sicher in das unzerstörbare Reich von Mysterium und Traum eingegangen

war.

Clip 115 Hörbuch : Also sprach Zarathustra - Der Zauberer Zitator (Axel Grube): »Welche Probe wolltest du von mir? Wes versuchtest du mich«? Also sprach Zarathustra, und seine Augen funkelten. Der alte Zauberer schwieg eine Weile, dann sag-te er: »Versuchte ich dich? Ich suche nur. O Zarathustra, ich suche einen Echten, Rechten, Einfa-chen, Eindeutigen, einen Menschen aller Redlichkeit, ein Gefäß der Weisheit, einen Heiligen der Erkenntnis, einen großen Menschen! Weißt du denn nicht, o Zarathustra? Ich suche Zarathus-tra.« - Und hier entstand ein langes Stillschweigen zwischen beiden; Zarathustra aber versank tief hinein in sich selber. Dann aber ergriff er die Hand des Zauberers und sprach, voller Artigkeit und Arglist: »Wohlan! Dort hinauf führt der Weg, da liegt die Höhle Zarathustras. In ihr darfst du suchen, wen du finden möchtest.«

Hart angeschnitten die Absage:

Clip 116 Musik : Krzysztof A. Janczak Ensemble — Illusionist „Kaffeehaus“. Elegant, stilvoll, nostalgisch. Darin platziert:

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XXIX DIE MENTALISTIN

In Freistil hörten Sie: „Der gelenkte Blick, oder: Die Magie der falschen Schlüsse“. Eine prestidi-

gitative Collage von Jürgen M. Thie. Es sprachen:

DIE ILLUSIONISTIN

— Lena Sabine Berg als „Die Illusionistin“ —

DER MEISTER

— Axel Gottschick als „Der Meister“ —

DIE MENTALISTIN

… und Marietta Bürger als „Die Mentalistin“.

Zitiert wurden: Jürgen August Alt, Reinhard Baumgarten, William Blake, Michail Bulgakow, Da-

vid Devant, Will Dexter, Johann Peter Eckermann, Hans Magnus Enzensberger, Brigitte Felderer,

Johann Wolfgang von Goethe, Kalanag, Daniel Kehlmann, Thomas Mann, Steven Millhauser,

Eduard Mörike, Friedrich Nietzsche, Karl Popper, Joanne K. Rowling, Ernst Strouhal.

Mit Jürgen August Alt, Zauberkünstler und Wissenschaftsjournalist.

Abmischung und Regie: Jürgen M. Thie. Produktion: Deutschlandfunk 2011.

Redaktion: Klaus Pilger.

ENDE