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magazin 3 2016 vdw-Verbandstag 2016 30./31. August in Papenburg „Instrument der Stadt“ 75 Jahre STÄWOG Bremerhaven Niedrige Zinsen – hohe Dividenden Was können Genossenschaften tun? Die Zeiten ändern sich Rückblick aufs Zwischenahner Gespräch Planungen im Aufwind Gesetz stärkt neue Wohnformen

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magazin

32016

vdw-Verbandstag 201630./31. August in Papenburg

„Instrument der Stadt“75 Jahre STÄWOG Bremerhaven

Niedrige Zinsen – hohe DividendenWas können Genossenschaften tun?

Die Zeiten ändern sichRückblick aufs Zwischenahner Gespräch

Planungen im AufwindGesetz stärkt neue Wohnformen

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Für die Zukunft. Für die ganze Familie.

• Digitales Fernsehen – auch in HD-Qualität

• Zeitversetzt fernsehen – mit dem Digitalen HD-Video-Recorder1

• Filme und Fernsehen auf Abruf – mit Select Video2

• Internet mit Kabel-Power – mit bis zu 200 Mbit/s im Download bereits in einigen Ausbaugebieten und bis zu 100 Mbit/s im Download in vielen weiteren Ausbauge-bieten verfügbar3

• Telefonanschluss – einfach und günstig über das Kabel3

• Kabel Internet Telemetrie – Bandbreite für Ihre Immobilie4

Bieten Sie Ihren Bewohnern den Zugang zu vielfältigen Multimedia-Angeboten.Mit dem leistungsstarken Hybridnetz von Vodafone Kabel Deutschland, der idealen Kombination aus Glasfaser- und Koaxialkabel. Eine Entscheidung für die Zukunft.

1 Kopiergeschützte Sendungen (z. B. bestimmte Programme / Select Video) können aufgrund der Zusatzanforderungen einiger Programmveranstalter nicht angehalten, gespult oder aufgenommen werden.

2 Select Video (Video-on-Demand) ist in immer mehr Städten und Regionen der Kabel-Ausbaugebiete von Vodafone verfügbar. Prüfung auf www.selectvideo.de. Voraussetzungen sind ein 862-MHz-Hausnetz, ein mit einem Digitalen HD-Video-Recorder oder einem Digitalen HD-Receiver von Vodafone Kabel Deutschland ausgestatteter, kostenpflichtiger Kabelanschluss sowie ein Internetanschluss. Empfohlene Bandbreite mindestens 6 Mbit/s.

3 Vodafone Kabel Deutschland Internet- und Telefonprodukte sind in immer mehr Ausbaugebieten von Vodafone Kabel Deutschland mit modernisiertem Hausnetz (862 MHz) verfügbar. Die Maximalgeschwindigkeit von 200 Mbit/s ist im Ausbaugebiet in immer mehr Städten und Regionen (wie z. B. Augsburg, Bremen, Chemnitz, Leipzig, Mainz, München, Regensburg, Saarbrücken und Würzburg) mit modernisiertem Hausnetz verfügbar. Weitere Städte und Regionen folgen. Bitte prüfen Sie, ob Sie die Produkte von Vodafone Kabel Deutschland in Ihrem Wohnobjekt nutzen können. Ab einem Gesamtdatenvolumen von mehr als 10 GB pro Tag wird die Übertragungsgeschwindigkeit nur für File-Sharing-Anwendungen und nur bis zum Ablauf desselben Tages auf 100 Kbit/s begrenzt. Alle anderen Anwendungen (z. B. Internetsurfen, Video-Streaming, Video-on-Demand, Social Networks) sind hiervon nicht betroffen. Call-by-Call und Preselection nicht verfügbar.

4 Vodafone Kabel Deutschland Telemetrie ist in immer mehr Ausbaugebieten von Vodafone Kabel Deutschland verfügbar.

Stand: Mai 2016

Weitere Informationen zu den Produkten und ihrer

Verfügbarkeit erhalten Sie unter

www.kabeldeutschland.de/wohnungsunternehmen

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Inhalt

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magazin 3.I6

VDW

02 Vorwort

03 Namen & Nachrichten

04 Zwischenahner Gespräch

08 Namen & Nachrichten

49 Neues Verbandsmitglied

50 Namen & Nachrichten

56 Impressum, Termine

04 32 5238

Thema – Analyse – Vision

09 Digitalisierung

12 Führungskräfteentwicklung

14 Heizkosten

18 Jubiläum STÄWOG Bremerhaven

24 Veranstaltungsempfehlungen

26 SERIE: EnEV / Teil 3

30 Mietrecht

32 Stiftungen und Vereine

38 THEMA: Wohlstand

40 Stadtentwicklung

45 Quartier

46 Zukunft

Epikur von Samos, griechischer Philosoph, 341 – 271 v. Chr.

» Nichts genügt dem, welchem genug zu wenig ist. «

TITELFOTO: Für wen baut die GEWOBA wo? Was tut das Unternehmen für Familien, für Ältere

und für Neu-Bremer? Wie gehen bezahlbares Wohnen und Klimaschutz zusammen?

Diese und viele weitere Fragen hat die Bremer GEWOBA in einer dreiwöchigen interaktiven

Pop-Up-Ausstellung in der Lloyd-Passage in der Bremer Innenstadt beantwortet (Abschluss am

16. Juni). Zentrale Themen sind Stadtentwicklung, Wohnungsbau, Klimaschutz und Nachbarschaft.

„Wir haben nach neuen Wegen gesucht, wie wir unsere Ziele und Projekte in der Öffentlichkeit

und Lokalpolitik bekannt machen können“, erläutert Karin Fuchs, Leiterin der GEWOBA-

Unternehmenskommunikation. Herzstück der Ausstellung ist ein interaktiver Multitouch-Table,

der auf einer animierten Bremen-Karte ausgesuchte Projekte in Text, Film und Bild darstellt.

Weitere Exponate verdeutlichen Schwerpunktthemen des Unternehmens wie beispielsweise

barrierefreies Bauen, Gebäudeökologie oder Spielflächen für Kinder.

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Selten in den zurückliegenden Jahren wurde so eifrig über Wohnungspolitik diskutiert wie im Moment. Doch schon der Volksmund wusste: Viele Köche verderben den Brei. Dies scheint sich wieder einmal zu bewahrheiten. Denn das naheliegende und vordringlichste Ziel, das Angebot an bezahlbarem Wohnraum spürbar zu vergrößern – und dies funktioniert in erster Linie mit Neubau –, wird konterkariert durch ordnungs-, sozial- und klimaschutzpoliti-sche Vorgaben, die allesamt ihre Bewandtnis haben, indes im Zusammenspiel die Investitionsstimmung am Wohnungsmarkt erheblich dämpfen.

I n dieser ebenso diffizilen wie kritischen Gemengelage sind die wohnungswirtschaftlichen Verbände

einerseits als Interessenwahrer ihrer Mit-glieder und andererseits als fachkundige Politikberater auf Bundes-, auf Landes- und auf lokaler Ebene unentbehrlich. Bes-tes Beispiel dafür ist der vdw Niedersach-sen Bremen, der inhaltlich hervorragend aufgestellt ist und zu allen anstehenden Fragen im politischen Raum präzise und zukunftsweisende Antworten parat hat. Er nimmt Einfluss in den aktuellen Diskus-sionen zum Mietrecht, zum Erneuerbare Energien Gesetz, zur Mietpreisbremse und zur Wohnraumförderung, um nur einige Beispiele zu nennen. Darüber hinaus ist die Palette an Themen, die die Branche betreffen, in den vergangenen Jahren immer breiter geworden: demo-grafischer Wandel, Klimaschutz, Bau-landbewirtschaftung, Unterbringung von Flüchtlingen, sichere Wohnquartiere, Be-standssanierung, generationengerechter Wohnraum, Smart-Home-Technologien,

Mobilität, soziales Engagement für Mieter und Nachbarschaften, Digitalisierung und so weiter. Mit der Schwerpunktset-zung „Quartiersmanagement“ wird der Verband in den nächsten Jahren wichtige Ideen und Konzepte für eine nachhaltige Stadtentwicklung erarbeiten.

Bei dieser Fragestellung können sich alle Mitgliedsunternehmen einbringen, denn schließlich ist die Wohnungswirt-schaft einer der wichtigsten Akteure in den städtischen aber auch ländlichen Quartieren, um die es künftig geht. Ohnehin gelingt es dem vdw immer in vorbildlicher Weise, seine Mitglieder in die Verbandsarbeit einzubinden. Damit sind praxisorientierte Lösungen stets gewährleistet. Diese enge Verbundenheit soll auch in den nächsten Jahren Marken-zeichen unseres Verbandes sein.

Der neu gewählte Verbandsrat, der seine Arbeit nach dem bevorstehenden Verbandstag in Papenburg aufnehmen wird, kann auf einem starken Funda-ment aufbauen, und auch ich persönlich

fühle mich der sehr guten Arbeit meiner Vorgänger verpflichtet. An dieser Stelle gilt mein herzlicher Dank, den ausschei-denden Kolleginnen und Kollegen, die sich teilweise über viele Jahre in den Gremien des vdw und insbesondere im Verbandsrat für die Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen eingesetzt haben. Ihre Leistung wird dem neuen Verbandsrat Ansporn und Verpflichtung gleichermaßen sein.

Uns steht eine Menge Arbeit bevor. Die Engpässe auf vielen Wohnungsmärkten können nur mit einem Kraftakt behoben werden. Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften werden ihrer Verant-wortung für sozial gerechtes Wohnen auch in Zukunft gerecht. Diese Botschaft wollen wir beim Verbandstag Ende Au-gust in Papenburg unterstreichen. Darauf und auf die künftige Zusammenarbeit im vdw Niedersachsen Bremen freue ich mich schon jetzt. h Ihr Andreas Otto

Heiner Pott, Verbandsdirektor

Andreas Otto, Verbandsratsvorsitzender

Vorwort

Karl Lagerfeld, deutscher Modeschöpfer, *1933

» Hamburg ist das Tor zur Welt – aber eben nur das Tor. «

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vdw

Papenburg/Hannover. Der diesjährige Verbandstag in Papen-burg wirft seine Schatten bereits voraus. Am 30. und 31. August treffen sich die Vertreter der 169 vdw-Mitgliedsunternehmen erstmals zu ihrer Jahressitzung in der schönen 36 000-Einwohner- Stadt im nördlichen Emsland. Veranstaltungsort ist das Hotel Alte Werft, das über ein geräumiges und sehr atmosphärisches Tagungszentrum verfügt.

Die wichtigsten Gäste des Verbandstages dürften Bremens Bausenator Dr. Joachim Lohse, der Niedersächsische Staats-sekretär Jörg Röhmann, GdW-Präsident Axel Gedaschko und der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes und ehemalige Bundes-minister Dr. Rudolf Seiters sein.

Hannover/Bremen. Turnusgemäß haben die Mitglieder des vdw Niedersachsen Bremen einen neuen Verbandsrat gewählt. Der Verbandsrat ist das wichtigste Aufsichtsgremium des vdw und kommt vier bis fünf Mal pro Jahr zusammen. Verbands-ratsvorsitzender ist seit Jahresbeginn Andreas Otto (Vorstand Gifhorner Wohnungsbau-Genossenschaft eG).

Zum neuen Verbandsrat, der sich beim diesjährigen Verbands-tag in Papenburg konstituieren wird, gehören neben Otto folgende Vorstände und Geschäftsführer: Bernhard Bruhnken (Wohnungsbau-Gesellschaft Friesland mbH), Wolfgang Dressler (BWV Beamten-Wohnungs-Verein zu Hildesheim eG), Detlef Dürrast (Wohnungsbaugesellschaft mbH Salzgitter), Udo Frommann (Spar- und Bauverein eG, Hannover), Ralf Gattermann (WGS Wohnungsbaugenossenschaft Soltau eG), Matthias Herter (meravis Wohnungsbau- und Immobilien GmbH), Bernhard Hövelmeyer (WGO Wohnungsbaugenossenschaft Osnabrück

Nach der Wahl im Mai wird sich beim Verbandstag auch der neue vdw-Verbandsrat konstituieren. Außerdem stellt DESWOS ein Hilfsprojekt in Nicaragua vor, für das der Verband und seine Mitglieder die Patenschaft übernehmen wollen. Wichtiges weiteres Thema ist der Architektenwettbewerb „Wohnraum schaffen“, den der vdw und einige seiner Unternehmen aktiv unterstützt haben. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden während der Fachtagung vorgestellt.

Neben der Arbeit wird es ein ausgiebiges Besuchsprogramm geben. Reizvollstes Ziel ist natürlich die Meyer-Werft. Aber auch ein Abstecher ins nahe Holland steht an. Dort wird die sehens-werte Festung Burtange besichtigt.

Die Einladungen werden Ende Juni verschickt. h

eG), Michael Jedamski (WGH-Herrenhausen eG, Hannover), Jürgen Kaiser (Heimatwerk Hannover eG), Matthias Kaufmann (Kreiswohnbau Hildesheim GmbH), Heike Klankwarth (Volksheim-stätte eG Wohnungsbaugenossenschaft, Göttingen), Karsten Klaus (GBH Gesellschaft für Bauen und Wohnen Hannover mbH), Hans-Peter Knackstedt (Kreiswohnungsbau Osterode am Harz GmbH), Stefan Könner (GSG OLDENBURG Bau- und Wohngesell-schaft mbH), Sieghard Lückehe (STÄWOG Städtische Wohnungs-gesellschaft Bremerhaven mbH), Jens Mahnken (gbg Gemein-nützige Baugesellschaft zu Hildesheim AG), Karl Heinz Range (KSG Hannover GmbH), Dieter Sauer (WGS Bremen Wohnungs-genossenschaft eG), Uwe Stramm (Wohnungsgenossenschaft Bremerhaven eG), Peter Stubbe (GEWOBA Aktiengesellschaft Woh-nen und Bauen, Bremen), Thomas Tietje (BREBAU GmbH, Bremen), Rüdiger Warnke (Nibelungen-Wohnbau-GmbH Braunschweig) und Dieter Wohler (Wilhelmshavener Spar- und Baugesellschaft eG). h

vdw-Verbandstag in Papenburg

Verbandsrat nach vier Jahren neu gewählt

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Zwischenahner Gespräch

„Die Zeiten ändern sich“ – vdw-Traditionstagung zeigt die Vielfalt des Wandels auf

Zwischenahner Gespräch ist und bleibt ein Treffen mit Mee/hrwert

BAD ZWISCHENAHN. Das Zwischenahner Gespräch hat in diesem Jahr die Hand an den Puls der deutschen Gesellschaft gelegt. Was treibt das Land um? Welche Konflikte bestehen? Wie wirkt sich das alles auch auf die Wohnungswirtschaft aus? Wie sich die Zeiten ändern und was daraus folgt, dazu hat eine Reihe profunder Experten einen bunten Strauß an Einschätzungen und Anre-gungen formuliert. Fazit: Die Schere zwischen ärmeren und reicheren Bevölkerungsgruppen geht immer weiter auseinander, und das hat Konsequenzen für alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Einfache Lösungen, auch das ist eine zentrale Botschaft des 36. Zwischenahner Gespräches, wird es unterdessen nicht geben.

Verbandsdirektor Heiner Pott konnte in Bad Zwischenahn interessierte Teilnehmer und hochkarätige Referenten begrüßen.

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Zwischenahner Gespräch

V erbandsdirektor Heiner Pott sprach in seiner Begrüßung davon, dass der Alltag vieler Menschen hierzulande der-zeit von großer Unsicherheit geprägt sei. Verschiedene

Einflussfaktoren seien dafür verantwortlich. Das Zwischenahner Gespräch gebe nun die Gelegenheit, einige davon näher zu beleuchten.

Den Einstieg machte Professor Philipp Hübl. Der Philosoph wies auf unterschiedliche Handlungs- und Entscheidungsmuster bei Menschen hin. Im Gegensatz zu Sokrates, der konstatiert hatte, dass eigentlich „kein vernünftiger Mensch etwas tut, was man nicht tun sollte“ und nur ein vernünftiges Leben auch ein erfülltes Leben sei, gilt oft die Maxime „kurzfristiges Vergnügen vor langfristigem Erfolg“. Dies sei, so Hübl, auch darin begründet, dass die Individuen in ihrer Evolution keine sonderliche Planungstiefe ausgeprägt hätten. So müssten die Menschen oft „zu ihrem Glück gezwungen“ oder „vor ihrem Schicksal bewahrt“ werden. Bestes Beispiel: Odysseus, der dem verlockenden Gesang der Sirenen nur widerstehen konnte, weil er sich von seiner Mannschaft an den Mast des Schiffes fesseln ließ. „Aufmerksamkeitskontrolle“, nennt Hübl dies. Ein Ansatz aus der Verhaltensökonomie ist das sogenannte Nudging. Damit ist „der leichte Schubs in die richtige Richtung“ gemeint, also ein Anreizsystem, das an die Stelle von Bevormundung und Regelung tritt. Einerseits würde sich der „starke Staat“ damit zurückziehen, andererseits sind die politischen Entscheidungs-träger selbst Zwängen unterworfen (z.B. Wahlperioden), so dass ein weitergehendes Laissez-faire taktischem Kalkül Tür und Tor öffnet.

Alexander Künzel, Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstif-tung, richtete seinen Fokus auf die alternde, pflegebedürftige Bevölkerung. „Das Hineinwachsen in die Pflegebedürftigkeit ist nicht vom lieben Gott gegeben, sondern in höchstem Maße beeinflussbar und umkehrbar“, sagte Künzel. Dennoch sei mit einem starken Zuwachs pflegebedürftiger Menschen in Deutschland zu rechnen. Das zu erwartende Pflegepersonaldefi-zit ist nach Einschätzung des Experten jedoch durch den Import ausländischer Fachkräfte nicht zu lösen. Grundsätzlich gelte auch künftig der Grundsatz „ambulant vor stationär“, sagte Künzel und schob hinterher: „Ambulant, dass sind Sie, die Wohnungs-wirtschaft“. Er plädierte angesichts des großen Nachholbedarfs an altengerechtem Wohnraum und der zunehmenden Altersar-mut für mehr Augenmaß: „Lieber eine barrierearme Wohnung, die bezahlbar ist, als eine barrierefreie Wohnung, die ein Rentner nicht bezahlen kann.“

Der Ökonom Marcel Fratzscher, der zuletzt mit seinen Über-legungen zur zunehmenden wirtschaftlichen Ungleichheit in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt hat, blickt mit wachsender Skepsis auf die zukünftige Entwicklung: „Wir müssen den Gürtel enger schnallen, denn oftmals wird die Rente nicht ausreichen.“ Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass es das Ideal der so-zialen Marktwirtschaft nicht mehr gebe. Eigenverantwortlichkeit als Erfolgsgarant – davon sei man in Deutschland weiter entfernt denn je. Allein ein Blick auf die Nettovermögen im Euroraum offenbart das gesamte Dilemma, denn Deutschlands Privat-

Tobias Just (von links), Alanus von Radecki, Axel Gedaschko, Heiner Pott

„Erstes justsches Axiom: Was aussieht wie eine Blase

ist eine Blase.“ Philipp Hübl

„Der immobilienwirtschaftliche Durchschnitt von Niederlausitz und

Hamburger Innenstadt ist Celle.“ Tobias Just

g

Reinhard Dörr (von links), Dr. Hartmut Brosius, Stefan Könner

Michael Kiesewetter (NBank, links), Ralf Stapp (Bremer Landesbank)

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Zwischenahner Gespräch

haushalte liegen im Ländervergleich auf dem letzten Rang. Ein Grund dafür: Immer weniger Reiche haben einen immer größer werdenden Anteil am Gesamtvermögen. „Den reichsten zehn Prozent gehören fast zwei Drittel des gesamten Nettovermögens. Nirgends in Europa ist die Ungleichverteilung so ausgeprägt wie bei uns“, klagt Fratzscher. Er führt dies neben falschen ausblei-benden staatlichen Eingriffen auch auf die Reallohnentwicklung zurück, die seit 1992 praktisch stabil sei. Der Präsident des Deut-schen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin beziffert „das Armutsrisiko in Deutschland aktuell auf 15 Prozent“. Die Folgen: geringere Bildungschancen, Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben, geringere Lebenserwartung. Zahlreiche Nachfragen und eine lebhafte Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigten: Fratzschers Beobachtungen betreffen alle Facetten des gesell-schaftlichen Zusammenlebens – und somit auch die Wohnungs-wirtschaft.

Am zweiten Veranstaltungstag knüpfte Immobilienexperte Tobias Just direkt an Fratzschers Ausführungen an. Die gesamt-wirtschaftliche Stimmung sei schwankend, zögerlich und labil. Diese Unsicherheit, die sich etwa auch am Aktienmarkt nieder-geschlagen habe, so der Regensburger Professor, habe dazu geführt, dass Privathaushalte am Immobilienmarkt investiert hätten, die das zunächst gar nicht gewollt haben. „Sie erwarten dort Sicherheit. Aber man muss eben wissen: Zinsen können auch steigen. Und die Mietrenditen sind zuletzt schon stark unter Druck geraten“, sagte Just.

Derzeit sei in Deutschland noch keine Immobilienblase zu erkennen. Gleichwohl warnte Just vor zu hohen Neubauraten:

„300 000 bis 350 000 Wohnungen pro Jahr sind mehr als genug; 500 000 wären viel zu viel.“ Kritik übte der Immobilienexperte auch an der Mietpreisbremse: „Damit erschießen wir den Boten, denn die steigenden Mieten waren die Botschaft des Marktes für ein zunehmend knapperes Angebot.“ Hinsichtlich der Unterbrin-gung von Flüchtlingen zeigte er sich zuversichtlich: „Wir haben zwölf Millionen Menschen nach dem Krieg in einem zerbombten Land aufgenommen. Also werden wir heute auch eine Million Flüchtlinge im reichsten Deutschland aller Zeiten aufnehmen können.“

GdW-Präsident Axel Gedaschko zeigte sich an dieser Stelle nur bedingt optimistisch: „Der Bestand leer stehender Wohnungen unserer Mitgliedsunternehmen ist geschmolzen wie Butter in der Sonne.“ Er schätzte die Zahl der noch verfügbaren Wohnungen in Deutschland auf maximal 700 000, also deutlich weniger, als die 1,5 Millionen, von denen immer mal wieder in politischen Diskussionen die Rede ist. Gedaschko machte deutlich, dass der Druck auf den Staat immer stärker werde, den Neubau endlich zu forcieren. Doch stattdessen werde hinter verschlossenen Türen getrickst und unablässig an den energetischen Vorgaben für Neubauten geschraubt. Weiterhin laufen die Bestrebungen

Reinhard Meyer (von links), Adolf Bauer, Matthias Herter

„Im Mercer Index zur Lebensqualität waren zuletzt fünf deutsche Großstädte unter den Top 20 – und Bad Zwischenahn war dabei

noch gar nicht erfasst.“ Tobias Just

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Zwischenahner Gespräch

unterschiedlicher Ressorts der Bundesregierung am Woh-nungsmarkt oftmals in die entgegengesetzte Richtung. So wie Gedaschko das Mietrechtspaket als „Schrotschuss“ zu Lasten von Vermietern und Investoren kritisierte, so lobte er die Finanz-politiker im Bundesrat, die den Weg für Wohnungsunternehmen ebnen, die mit der Erzeugung und Lieferung von Strom Geld verdienen wollen.

Das letzte Mosaiksteinchen ins Gesamtbild der diesjährigen Tagung fügte Alanus von Radecki ein. Der Projektleiter des „Morgenstadt-Projektes“ war aus Stuttgart ans Zwischenahner Meer gereist. Er gab einen Einblick in die Netzwerk-Arbeit, die unter der Leitung des Fraunhofer Instituts nach städtischen Innovationspotenzialen sucht und gleichzeitig versucht, diese mitein ander in Einklang zu bringen. „Unser Ziel ist es, zu errei-chen, dass die zunehmende Urbanisierung nicht zwangsläufig mit einem höheren Ressourcenverbrauch einher geht“, sagt e von Radecki. Nullemission, Resilienz, Lebensqualität und Inno-vationskraft sind die vier Eckpunkte, die die „Stadt von morgen“ vereinen soll. Bedeutsame Entwicklungen, die schon in Kürze „vor der Serienreife stehen“, sind z.B. „urban farming“ (der Anbau von Lebensmitteln auf Dachflächen) oder autonome Fahrzeuge, die Parkplätze weitgehend überflüssig machen. Einzelhandelsflächen schrumpfen auf ein Viertel ihrer derzeitigen Größe; Abfälle gibt es nicht mehr, sondern nur noch geschlos-sene Kreisläufe; städtische Entscheidungsprozesse funktionieren vernetzt, kooperativ und schnell. Weil dies alles Zeit benötigt, gibt es für die „Morgenstadt“ einen Zehn-Jahres-Plan. Erste Pilotprojekte starten auf Quartiersebene. „Wir sehen uns als

Partner der Quartiersentwicklung“, sagte von Radecki. Sicherlich ein guter Anknüpfungspunkt auch für die Woh-

nungswirtschaft, betonte Verbandsdirektor Pott bei seinem Schlusswort. Ohnehin hätten die einzelnen Vorträge gezeigt, wie komplex das Handlungsfeld für die Branche geworden ist. Einfache Lösungen seien nicht mehr zu erwarten. Aber gerade deswegen habe das Zwischenahner Gespräch für die rund 150 Teilnehmer einen Mehrwert gebracht. Im nächsten Jahr wird das Zwischenahner Gespräch die dann bevorstehenden Bundes-tagswahlen in den Fokus nehmen. Die Veranstaltung findet am 5./6. April 2017 im Seehotel Fährhaus statt.

(Mehr zum Zwischenahner Gespräch auf den Seiten 38 bis 48 dieser Ausgabe)

Verbandsdirektor Pott betonte in seinem Schlusswort die Bedeutung des Dialogs zwischen Kommunen, Kranken- und Pflegekassen, der freien Wohlfahrt, der Wohnungswirtschaft und vielen anderen, um den Menschen ein Leben in ihrer gewohnten Umgebung gewährleisten zu können. Pott nahm die Kommunen in die Pflicht, bei der Entwicklung tragfähiger Quartierskonzepte eine Vorreiterrolle zu übernehmen. h

Marcel Fratzscher

„Die Ungleichheit in Deutschland ist zu hoch und verursacht einen massiven wirtschaftlichen und sozialen Schaden.“

Marcel Fratzscher

Alexander Künzel Phillip Hübl

„Mein Akademikertraum ist ein politisches Gremium für

langfristige, unpopuläre Entscheidungen, dass nicht an

Legislaturperioden gebunden ist.“ Marcel Fratzscher

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Namen und Nachrichten

GEWOBA mit positiver Bilanz

Bremen. Die GEWOBA in Bremen hat ihr Geschäftsjahr 2015 mit einem Überschuss von 36,5 (Vorjahr: 37,2) Millionen Euro abgeschlossen. Die Aktionäre können sich über eine unver-änderte Dividendenausschüttung in Höhe von 15,8 Millionen Euro freuen. Zum Jahresende bewirtschaftete das Unternehmen insgesamt 41 722 Wohnungen, 183 mehr als im Vorjahr (31 850 Wohnungen in Bremen, 8 565 in Bremerhaven sowie 1307 in Oldenburg). 252 Wohnungen entstanden im Neubau, zwei durch Dachgeschossumbauten, 82 Wohnungen wurden ange-kauft. Demgegenüber steht der Verkauf von 153 Wohnungen an Selbstnutzer und Kleinanleger.

Die Bestände in Bremen und Oldenburg sind nahezu voll vermietet. Die Leerstandsquote beläuft sich in Bremen auf 0,4 Prozent und in Oldenburg auf 0,25 Prozent und resultiert aus Mieterwechseln oder Umbaumaßnahmen. In Bremerhaven ist die Leerstandsquote auf 1,9 Prozent gesunken (Vorjahr: 2,18 Prozent).

Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter beträgt in Bremen 5,67 Euro (+ 2,7 Prozent), in Bremerhaven 4,40 Euro (+ 0,7 Prozent) und in Oldenburg 5,94 Euro (+ 1,7 Prozent).

Hohes Investitionsniveau

Einen Höchststand erreichten 2015 die Investitionen: Insgesamt 130 Millionen Euro gab die GEWOBA für Modernisierung und Neubau aus (Vorjahr: 93,3 Millionen Euro). Im Bestand wurden 16,8 (Vorjahr: 14,9) Millionen Euro in die energetische Moderni-sierung von rund 830 Wohnungen und 13 (Vorjahr: 15,5) Millio-nen Euro in rund 840 neue Bäder investiert. 41,8 Millionen Euro flossen in die Instandhaltung. Der Vorstandsvorsitzende Peter Stubbe betont: „Mit den Arbeiten beauftragen wir überwiegend hiesige Betriebe. Das macht uns zu einem wichtigen Wirtschafts-faktor in der Region.“

Die eigenen Neubauinvestitionen hat die GEWOBA 2015 nahezu verdreifacht (+ 177 Prozent). Sie beliefen sich auf insge-samt 57,7 Millionen Euro. „Unser Neubauprogramm hat sowohl eine quantitative als auch eine qualitative Wachstumskomponen-te“, kommentiert Stubbe. Bis 2017 bereitet die GEWOBA den Bau von insgesamt 1 400 neuen Wohnungen vor. Über die Hälfte aller Neubauwohnungen wird öffentlich gefördert (55 Prozent) und an Menschen mit geringerem Einkommen vermietet.

500 Mietverträge mit Flüchtlingen Auch bei der Flüchtlingsunterbringung ist die GEWOBA ein wich-tiger Partner der Stadt. Zusätzlich zum festen Kontingent von monatlich 30 Wohnungen für die zentrale Koordinierungsstelle vermittelt die GEWOBA in ihren Kundenzentren Wohnungen auch direkt an Geflüchtete. Von insgesamt 4 636 unterschrie-benen Mietverträgen im Jahr 2015 schloss die GEWOBA fast jeden zehnten (493) mit einem Flüchtling. Die neuen Mieter stammen überwiegend aus Syrien, Albanien sowie dem Iran und Afghanistan. Stubbe erläutert: „Wir sind einem nachhalti-gen Geschäftsmodell verpflichtet und ein Ziel ist es, dauerhafte Mietverhältnisse zu pflegen. Das gilt ebenso für alteingesessene wie für zugezogene Neu-Bremer.“ Um die Kommunikation mit den neuen Mietern zu erleichtern, ist seit Jahresbeginn 2016 ein elfköpfiges Sprachmittlerteam im Einsatz. Die Studenten werden von Hauswarten und Nachbarschaftsmanagern beispielsweise bei Fragen zur Nachbarschaft oder zum Stadtteil hinzugezogen. Auch begleiten sie Geflüchtete zu Veranstaltungen im Quartier, um die Integration in die Gemeinschaft zu fördern. h

Nachverdichtung im Quartier durch serielle Bautypen ist eine der Strategien der GEWOBA, um neue Angeboteam Bremer Wohnungsmarkt zu schaffen.

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W irtschaftlich gesehen kommt der digitale Umbau im Land eher moderat daher. Mehr Tempo bei der Digitalisierung mahnte jüngst Bundeskanzlerin

Merkel bei ihrem Besuch auf der CeBIT 2016 an und hatte damit auch die Wohnungswirtschaft im Visier. „Ich kann mir

nur wünschen, dass die deutschen Unternehmen – egal, ob mittelständisch oder groß – schnell die Möglichkeiten der Verschmelzung mit den Möglichkeiten des Internets nutzen, um auch in ihren Kundenbeziehungen modern und auf der Höhe der Zeit zu sein.“

Geschäftsführer meravis Immobiliengruppe, Hannover, Hamburg

Diplom-Ökonom. Nach kaufmännischer Berufsausbildung studierte Herter Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Marketing, Informatik, Unternehmensführung und -organisation. Er begann seine berufliche Laufbahn bei einem Management Consulting Unternehmen und wechselte 1993 in die Immobilien-branche. Schwerpunkt: Bauen und Projektentwicklung. Seit 2004 ist er Geschäftsführer der meravis Wohnungsbau- und Immobilien GmbH (ehemals Reichsbund Wohnungsbau GmbH) und seit 2009 Geschäftsführer der meravis Immobiliengruppe, seit 2011

Vorsitzender der Geschäftsführung. Seit 2006 ist er außerdem Vorstand der Reichsbund Stiftung. Er ist Mitglied in Vor-standsgremien des vdw und VNW sowie Mitglied im Wirtschaftsbeirat der Nord/LB.

Deutschland zählt zu den Top Ten der vernetzten Gesellschaften der Welt. Im internationalen Vergleich belegt es Platz fünf hinsichtlich der Nutzung von digitalen Endgeräten wie Wearables, Tablets, Smartphones, E-Readers und – man mag es schon gar nicht mehr erwähnen – Computern. Ein überraschendes Ergebnis, das die Gesellschaft für Konsum forschung GfK im Mai dieses Jahres vorgelegt hat.

MATTHIAS HERTER

Digitalisierung

Digitalisierung leitet Aus für tradiertes Geschäftsmodell der Wohnungsvermietung ein

g

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Digitalisierung

Auf der Höhe der digitalen Zeit aber ist die Mehrheit der Wohnungsunternehmen im GdW-Verbund nicht. Unabhängig, von welchem Bereich der Digitalisierung wir sprechen – ob Pro-zessoptimierung oder Umbau der Geschäftsmodelle – steckt die Wohnungswirtschaft noch in den Anfängen des Internets (Web 1.0) und den Entwicklungen von Social Media (Web 2.0) fest. Weit entfernt von den Welten der sogenannten Digitalisierung 4.0, die auf die Vernetzung der Industrieproduktion mit mo-dernster Informations- und Kommunikationstechnik im Internet der Dinge (IdD) abzielt.

Technologischer Fortschritt verändert Marktgefüge

Gleichwohl liegen zwischen diesen linearen Entwicklungen nur einige wenige Jahre. Gemessen am technologischen Fortschritt und an der Marktpenetration – Lichtjahre. Ein weiterer Beschleu-niger: Mit der technologischen Revolution geht auch eine gesell-schaftliche und eine marktwirtschaftliche Revolution einher: Die Kunden, Nutzer und Mieter werden zu Produzenten, Autoren und Kritikern von Informationen über Unternehmen, Produkte und Leistungen. Ihre Meinung nimmt Einfluss auf Kauf- und Produktionsentscheidungen und auf die Reputation von Unternehmen. Die Konsequenz: Der Verkäufermarkt entwickelt sich zum Käufermarkt. Der Kunde gewinnt an Macht.

Diese digitale Entwicklung gilt es als Wohnungsunternehmen zum eigenen Vorteil zu nutzen. Dem Grundverständnis der Wohnungswirtschaft folgend, den Markt vom Kunden her zu denken, sind heute neue Fragen und ein neues Denken er-laubt: Ist unser etabliertes Geschäftsmodell der ausschließlichen Vermietung von Wohnraum noch zeitgemäß? Sind Dienstleistun-gen rund um das Produkt Wohnen gefragt? Welche Produkte bieten sich an? Welche Kompetenzen benötigen wir? Bauen wir zusätzliches Know-how intern auf oder gehen wir tragbare und verlässliche Partnerschaften mit neuen, branchenfremden Akteuren und technikaffinen Start-ups ein? Ist es erstrebenswert und legitim, gemeinsam ein neues Produkt zu erschaffen und einen wirtschaftlichen Nutzen zu generieren? >>> Massenpro-zess Instandhaltung

Digitale Transformation als Unternehmensaufgabe

Die Antwort auf diese strategischen Fragen entscheidet über den Grad der digitalen Transformation, vor der jedes einzelne Woh-nungsunternehmen heute steht. Ein Weg, um diese Aufgabe erfolgreich zu meistern, ist die Festlegung einer „Digitalen Agen-da“ als strategische Zielsetzung und als Fahrplan zur operativen Umsetzung im eigenen Unternehmen. Die Entscheidung darüber liegt in den Händen der Vorstände von Genossenschaften und in der Verantwortung von IT-Leitern, Corporate Informations Officers (CIOs) oder Corporate Digital Officers (CDOs) in kommu-nalen und Großunternehmen der Wohnungswirtschaft.

Entsprechend der Unternehmensgröße bieten sich zwei Vorgehensweisen an: Einführung der Digitalisierung im Rahmen der Prozessoptimierung, beispielsweise zur Verbesserung des Workflows oder des Kundenmanagements oder – und das ist der weitreichendere Schritt – zur Modifizierung des Geschäfts-modells „Vermietung“. Denkbar ist hier die Bereitstellung einer modernen technischen Infrastruktur und Anbieter-Plattform, die das Ankoppeln von digitalen Dienstleistungen branchenfremder Akteure an die wohnungswirtschaftlichen Kerndienstleistungen erlaubt; beispielsweise die Integration von Add-ons wie Pflege-dienstleistungen oder Smart Home-Produkte in das Mieterpor-tal von Wohnungsunternehmen. Mit dem klaren Ziel, an der Bereitstellung der technischen Infrastruktur für Drittanbieter wirtschaftlich zu partizipieren.

Die meravis Immobiliengruppe verfolgt beide Wege gleich-zeitig – die interne Prozessoptimierung und die Bereitstellung von Dienstleistungen für Mieter und Drittanbieter. Um zukunfts-sicher aufgestellt zu sein, hat das Unternehmen mit Abschluss der Neustrukturierung des Konzerns im Jahr 2015 auch eine „Digitale Agenda 2020“ aufgestellt. Sie sieht die Optimierung von wohnungswirtschaftlichen Dienstleistungen durch Digitali-sierung von Kernprozessen vor, beispielsweise die durchgängige digitale Kundenbearbeitung mittels Customer Relationship Management (CRM), Supplier Relationship Management (SRM) oder Feedbackmanagement zur Beurteilung von Handwerker-leistungen. Geplanter Realisationszeitraum: zwei Jahre. In den darauffolgenden drei Jahren ist die Digitalisierung des gesamten Workflows, unter anderem die Umsetzung der digitalen Mieter-akte, geplant.

>>>Einbau Foto: Digitale Agenda

Digitale AgendaQuelle: meravis / Dr. D. Kardel

Massenprozess Instandhaltung – ReparaturenQuelle: meravis

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Page 13: magazin - vdw-online.de

Offene Geschäftsmodelle für die Wohnungswirtschaft

Die digitalen Veränderungen bergen Chancen und Risiken – und werden das Markt- und Machtgefüge in und um die Wohnungs-wirtschaft herum beeinflussen. Analog zu den aktuellen Beob-achtungen im politischen Parteiensystem Deutschlands und in Europa wird es zu Schrumpfungsprozessen kommen, die neue Partnerschaf-ten und Allianzen nach sich ziehen und neue Geschäftsmodelle entstehen lassen.

Erste Tendenzen dieser disruptiven Entwicklung zeigen sich in den Kooperationen der Wohnungs- mit der Versorgungswirtschaft oder in bislang etablierten IT-Partnerschaften. Hier drängen Start-up-Unternehmen mit neuen Geschäftsmodellen und Produkten in den Anbieter-Markt, die unter anderem eine autarke Energieversorgung erlauben oder eine eigenständige Kontrolle über Prozesse der Haus-automation mittels Computer, Smartphone oder App ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist es für die Zukunft zu erwarten, dass etablierte Partnerschaften gelöst werden und neue Partnerschaftsmo-delle oder Add-on-Kooperationen mit jungen Unternehmen entste-hen. Immer auch vor dem Hintergrund, dass die Zusammenarbeit ein gemeinsames wirtschaftliches Ziel und ertragreiche Benefit-Optionen für beide Vertragspartner aufweist.

Die neuen Technologien öffnen aber nicht nur neue Märkte, sondern verändern auch die Kundenströme. Schon heute ist fest-zustellen, dass die wachsende Anzahl an Anbietern im Markt für Add-on-Lösungen genau die Kundengruppe anspricht und bedient, die das Stammklientel der Wohnungswirtschaft umfasst – und auf dieser Basis eigenes Geschäft generiert. Ein Schulterschluss mit ihnen und eine Integration dieser digitalen Lösungen, beispielsweise in das Mieterportal der Wohnungsunternehmen, schaffen neue Services und damit einhergehend eine erhöhte Bindung der eigenen Mieter-schaft. Und sie eröffnen Synergien für monetäre Einnahmequellen durch Provisionsverträge auf gesetzlich geregelter Grundlage. Auch Genossenschaften können von diesen Entwicklungen partizipieren, beispielsweise durch die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen, die gewinnorientiert arbeiten.

Die erfolgreiche Zukunft wohnungswirtschaftlicher Unterneh-men liegt also im Aufbau digitaler Unternehmensstrategien und der Erschließung neuer Geschäftsmodelle mittels partizipativer Partnerschaften im Bereich innovativer Plattform-Technologien. Im Unterschied zu bisherigen Modellen, die durch Abhängigkeit der Wohnungs- von den IT-Unternehmen gekennzeichnet war, wird perspektivisch die Wohnungswirtschaft zum Zulieferer für Techno-logie-Unternehmen. Zumindest, was den Marktzugang zur Mieter-kundschaft von Wohnungsgenossenschaften, kommunalen und privatwirtschaftlich agierenden Wohnungs unternehmen betrifft.

Relevant auf diesem gemeinsam zu beschreitenden Weg ist der kontinuierliche Dialog und Informationsaustausch zwischen den Un-ternehmen und Verbänden der Wohnungswirtschaft und innerhalb der Mitarbeiterschaft. Erste Schritte sind vollbracht, beispielsweise durch die Gründung des Arbeitskreises „Digitalisierung, Multimedia & IT“ des vnw oder Veranstaltungen wie den „Zukunftstag“ des GdW, wo Praxiserfahrungen, Unternehmen und Beispiele von Digita-lisierungsprozessen und Partnerschaftsmodellen vorgestellt werden. h

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EBZ

Laut EBZ Personalentwicklungsstudie prognostizieren die Unter-nehmen, dass sich der Bildungsbedarf in den kommenden Jah-ren deutlich steigern wird. Personalentwicklung und die Weiter-bildung der Mitarbeiter erklären die Unternehmen daher zu TOP Themen der Zukunft, so die Ergebnisse der Studie. Neben den steigenden Anforderungen begründet auch der bevorstehende Generationswechsel in der Branche eine zunehmende Nachfrage nach Führungskräften. „Mit dem Masterstudiengang Real Estate

Ob Wohnungsneubau, Digitalisierung oder der Flüchtlingszustrom – mit den steigenden Herausforderungen wächst die Nachfrage nach qualifizierten Fach- und Führungskräften innerhalb der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft stetig. Schon jetzt hat jedes zweite Unternehmen Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Dies geht aus der aktuel-len Personalentwicklungsstudie des EBZ hervor. Um die Branche bei der Personalentwicklung zu unterstützen, bietet die EBZ Business School – University of Applied Sciences in enger Zusammenarbeit mit dem VNW und unterstützt von ihrem Beirat Nord ab dem Wintersemester 2016/2017 auch den Masterstudiengang Real Estate Management im Studienzentrum Hamburg an.

Management möchten wir unseren Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit geben, gleich hier im Norden vielversprechende Nachwuchskräfte besonders zu fördern“, erklärt Andreas Daferner, Bildungsreferent des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. und Vorsitzender des Beirats Nord der EBZ Business School.

Bisher konnten die Studierenden der EBZ Business School das Bachelorstudium Real Estate in Hamburg absolvieren. Ab dem

Führungskräfteentwicklung für Unternehmen im Norden

Die EBZ Business School bietet Masterstudiengang Real Estate Management im Studienzentrum Hamburg an

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Sie sind herzlich eingeladen!Campusnachmittag der EBZ Business School am Studien-zentrum in Hamburg in den Räumlichkeiten des VNW, Tangstedter Landstraße 83.

Nächster Termin: 14. September 2016, um 17:00 Uhr

Wintersemester 2016/2017 wird nun auch der renommierte Masterstudiengang Real Estate Management im Studienzentrum Hamburg der EBZ Business School angeboten. In fünf Semestern können sich angehende Führungskräfte der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten. In vielfältigen und abwechslungsreichen Modulen wie „Strategischem Management in der Immobilienwirtschaft“, „Bautechnik, Architektur und Projektmanagement“ oder „Internationalen Immobilienmärkten“ werden den Lernenden ganzheitliches strategisches und unternehmerisches Denken und Handeln vermittelt. Module wie „Jahresabschlussanalyse und Jahresabschlusspolitik“, „Kapitalmarkttheorie“ oder „Volks-wirtschaftslehre“ vertiefen die im Bachelorstudium gelegten ökonomischen Grundlagen.

Von der Erweiterung der fachlichen Kompetenzen durch das Masterstudium geht ein Mehrwert sowohl für die berufliche Zukunft der Studierenden als auch für die Arbeitgeber aus. Schon während des Studiums können Arbeiten zu unterneh-mensrelevanten Themen verfasst werden. Der Vorteil für bereits eingeschriebene Bachelorstudierende der EBZ Business School in Hamburg: Sie können nahtlos nach dem Bachelorabschluss am Studienzentrum Hamburg ein immobilienwirtschaftliches Master-studium vor Ort aufnehmen.

Auch beim Ausbau des Studienzentrums Hamburg wird die EBZ Business School unterstützt und beraten durch ihren Beirat Nord. Dieser setzt sich aus Verbandsrepräsentanten, Vertre-tern norddeutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen sowie Kreditinstituten zusammen. Die enge Kooperation sorgt für hervorragende Praxisorientierung der wissenschaftlichen Ausbildung. So wird die Lehre an der EBZ Business School auch in Hamburg durch wichtige Entscheidungsträger der Branche als Lehrbeauftragte ergänzt und bietet den Studierenden den direk-ten Austausch mit Unternehmens- und Verbandsvertretern.

„Mein Abschluss als M.A. Real Estate Management im Jahr 2010 war eine ideale Weiterentwicklung meines beruflichen Werdegangs. Die intensive Betreuung und die erfahrenen Lehrbeauftragten vermitteln Wissen und Methoden, auf die ich heute noch zurückgreifen kann. Das ideale Rüstzeug für die Herausforderungen und aktuellen Themenstellungen wie Digita-lisierung, demografischer Wandel oder auch die Energiewende. Man erhält als M.A. Real Estate Management das erforderliche Wissen damit umzugehen“, erklärt Michael Wulf, Vorstandsspre-cher Bauverein der Elbgemeinden eG, Mitglied im Beirat Nord sowie Hochschulratsmitglied des EBZ Business School.

Die EBZ Business School lädt alle Studieninteressierten sowie Arbeitgeber zu den Campusnachmittagen beim VNW ein. Dort erhalten sie alle Informationen über das Studium sowie Förder-möglichkeiten. h

Alle Fotos: ebz business school.

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EBZ

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Heizkosten

unternehmen immer noch ganz erheblich. Auch dass am Ende ja doch der Mieter bezahlt, kann in der heutigen Zeit nicht mehr als Ausrede für Passivität herhalten. Wie sieht der professionelle Einkauf von Messdienstleistungen nun aber konkret aus?

Arbeiten Sie mit regelmäßigen Ausschreibungen Ihres Ge-samtbestands. Wenn Sie nicht überregional tätig sind, beziehen Sie dabei auch die kleineren regionalen Anbieter mit ein, sofern diese ihre Anforderungen erfüllen. Denn nur Wettbewerb er-zeugt Preisdruck.

Einsparpotenzial Heizkostenabrechnung

VON DR. ROLF WEBER

Dr. Rolf Weber ist als unabhängiger Unternehmensberater vorwiegend im Markt für Abrechnungsdienstleistungen tätig und berät Wohnungs unternehmen, aber auch andere Marktteilnehmer. Zuvor arbeitete er bis 2013 mehr als 20 Jahre im Management der Techem Energy Services GmbH, zuletzt als Geschäftsführer. Detaillierte Informationen zu den im Beitrag angerissenen Themen finden Sie unter www.ppr-institut.de. Kontakt: [email protected]

Dass die Heizkostenabrechnung ein erhebliches Einsparpotenzial bietet, zeigt ein Blick auf die Marktsituation: Anhaltend hohe Gewinne der Abrechnungsunternehmen, große Preisunterschiede zwischen den Unternehmen, aber auch zwischen den Kunden ein- und desselben Unternehmens sind sichere Indizien dafür. Viele Unternehmen der Wohnungswirtschaft haben das längst erkannt und entsprechende Aktivitäten eingeleitet oder schon umgesetzt, andere verharren immer noch in einer Art „Dornröschenschlaf“. Die Optionen reichen dabei von der reinen Einkaufsoptimierung bis hin zum vollständigen Verzicht auf die Dienstleistungen der Branche.

Optimierung mit Messdienstunternehmen

Einkauf

l Regelmäßige Ausschreibungen

l Rahmenverträge abschließen

l Transparente Preisstruktur durchsetzen

l Preiserhöhungen begrenzen

Prozesse

Digitalisierungs-potenziale nutzen:

l Standard- datentausch

l Integrierte Abrechnung

l Serviceorientierte Abrechnung

l Fernablesung

Abrechnung ganz ohne Messdienstunternehmen

Wohnungsunternehmen übernimmt alle Messdienst-Funktionen selbst:

l Geräteservice

l Ablesung

l Abrechnung

l Energiemonitoring

EINSPAROPTIONEN

Abrechnung auf Basis plausibilisierter Ablesewerte

l Messdienst bleibt zuständig für Installation und Ablesung der Geräte

l Wohnungsunternehmen erstellt Abrechnung selbst

l Plausibilisierte Ablesewerte als Schnittstelle

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In diesem Beitrag werden einige wesentliche Aspekte der verschiedenen Einsparoptionen diskutiert.

Einkaufsoptimierung

Nach einer alten Kaufmannsweisheit liegt der Segen im Einkauf. Dass das auch bei der Mess- und Abrechnungsdienstleistung so ist, zeigen die eingangs angesprochenen großen Preisun-terschiede für ein- und dieselbe Leistung allzu deutlich. Diese hängen natürlich auch von der Größe und damit der Einkaufs-macht eines Wohnungsunternehmens ab, aber eben auch von der Ernsthaftigkeit und Professionalität der Einkaufsbemühun-gen. Und gerade hieran mangelt es bei manchen Wohnungs-

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Schließen Sie Rahmenverträge mit überschaubarer Laufzeit anstelle vieler Einzelverträge ab, denn so behalten Sie einen besseren Überblick und können leichter den Anbieter wieder wechseln. Vereinbaren Sie darin auch Service Level Agreements (SLA), in denen die vom Messdienst zu erbringenden Leistungen einschließlich möglicher Vertragsstrafen klar definiert sind.

Die Branche arbeitet sehr gerne mit langen Preislisten, in de-nen die Leistung in viele kleine Teile zerlegt wird. Als Kunde ver-liert man da leicht mal den Überblick und die Rechnungsprüfung ist sehr aufwändig. Besonders aufpassen sollten Sie immer dann, wenn ein Technologiewechsel (z.B. auf Fernauslesung) vollzogen wird, weil das dazu genutzt werden kann, neue Tarifpositionen unterzubringen, die die Leistung verteuern. Um dem aus dem Weg zu gehen, verlangen Sie nachdrücklich eine transparente Preisstruktur mit möglichst wenigen Positionen. Zum Beispiel nach dem folgenden 3-stufigen Schema:• Messgeräte: Mietpreis p.a. oder Kaufpreis.• Ablesung: einen Preis je Wohnung. Bei mobilem oder

stationärem Funk muss damit auch die dafür erforderliche Infrastruktur (Datensammler, Gateway) und die Daten-kommunikation abgedeckt sein.

• Abrechnung: einen Preis je Mieter.

Wenn Sie diesem Schema folgen, haben Sie auch schon eine wichtige Vorarbeit für einen möglichen Schritt zur ersten Stufe der Selbstabrechnung geleistet.

Lassen Sie sich nicht auf lange Diskussionen über die einzuset-zende Technik ein, sondern definieren Sie klar, was sie fachlich

brauchen. Bei entsprechendem Preisdruck wird das Abrech-nungsunternehmen dann schon im eigenen Interesse die dazu am besten passende technische Lösung anbieten.

Für viele Messdienstunternehmen sind die jährlichen Preiser-höhungen um durchschnittlich zwei bis drei Prozent immer noch ein festes Ritual. Und viele Kunden nehmen das auch einfach so hin, wobei der schon angesprochene Tarifdschungel eine gute Tarnung bietet. Aber davor können Sie sich schützen, indem Sie in Ihrem Rahmenvertrag neben einer transparenten Preisstruktur auch das Thema Preiserhöhung klar regeln, am besten durch einen Festpreis über die Vertragslaufzeit.

Selbstabrechnung auf Basis plausibilisierter Ablesewerte

Bei dieser Variante der Selbstabrechnung übernehmen die Messdienstunternehmen weiterhin die Installation und Wartung der eingesetzten Geräte und die Ablesung, das Wohnungsunter-nehmen führt auf Basis der gelieferten Ablesewerte die Abrech-nung dann in Eigenregie durch. Sie ist vergleichsweise einfach und risikoarm umzusetzen und kann auch den ersten Schritt zum vollständigen Verzicht auf ein Messdienstunternehmen darstellen.

Die Abrechnungsunternehmen lieben diese Variante natur-gemäß nicht besonders, geht ihnen dadurch doch ein Teil ihrer Erlöse verloren. Zur Abschreckung versuchen sie daher häufig, den Anteil der eigentlichen Abrechnung an den Gesamtkosten

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Heizkosten

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Heizkosten

Aufbauinterner Messdienst

Ausstattung der Gebäude mit Messgeräten und deren Instandhaltung

Themenl Gerätetechnik

l Gerätebezug

l Montageorganisation

l Ausstattungsprozess mit mobiler Datenerfassung

l Heizkörpererkennung

l Migration zur eigenen Gerätebasis

Geräteservice

Ablesung der Erfassungsgeräte, Speicherung und Weiterverteilung der Daten

Themenl Ablesetechnik Empfehlung: Fernauslesung mit Funk nach OMS-Standard

l Ableseorganisation

l Montageorganisation

l bei Fernauslesung: Umgang mit fehlenden Ablesewerten

Ablesung

Transparenz über Energieverbräuche für Mieter und Wohnungsunternehmen

Themenl Auswertungen und Analysen

l Einbindung der mieterbezogenen Analysen in ein Mieterportal

Energiemonitoring

Erstellung der Heizkosten- und ggf. der Warm- und Kaltwasserabrechnung

Themenl Automatische Abrechnung

l Schnittstelle zur Betriebskostenabrechnung

l Schnittstelle zur Ablesung

Abrechnung

„MESSDIENST SOFTWARE“

möglichst klein zu rechnen und damit die Bereitstellung der Ablesewerte vergleichsweise teuer zu machen. Sie sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen und in den Verhandlungen den durchaus vorhanden Wettbewerb zwischen den Anbietern ausnutzen und auch von der sanften Drohung mit dem vollstän-digen Verzicht auf die Leistungen eines Messdienstes Gebrauch machen. Denn nichts fürchtet die Branche mehr als das.

Es wundert daher nicht, dass hier inzwischen ein gewisses Um-denken bei den Abrechnungsunternehmen zu beobachten ist. Dadurch eröffnet sich möglicherweise die Chance, dass gerade diese Variante der Abrechnung für beide Seiten – Wohnungs-wirtschaft und Abrechnungsbranche – zu einem Erfolgsmodell werden kann.

Alle Wohnungsunternehmen, die selbst abrechnen wollen, müssen zunächst eine geeignete Abrechnungssoftware auswählen und implementieren. Der Markt hält hier inzwischen eine gute Auswahl bereit, die alle die wesentlichen funktionalen Anforderungen erfüllen. Das wichtigste Auswahlkriterium ist da-her der Grad an Prozessautomation, den die jeweilige Software ermöglicht, u.a. durch eine entsprechend gestaltete Schnittstelle zur Betriebskostenabrechnung im ERP-System. Und genau hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen.

Wie weit die Prozessautomation getrieben werden kann, zeigen die großen Abrechnungsfirmen. Die sind nämlich heute schon in der Lage, einen erheblichen Prozentsatz der Abrechnun-gen vollautomatisch, d.h. ohne einen einzigen manuellen Eingriff eines Mitarbeiters zu erstellen und das mit steigender Tendenz. Da die Wohnungsunternehmen durch die Selbstabrechnung Kosten sparen wollen, muss genau das auch ihr Ziel sein.

Etwas anders stellt sich die Situation für Wohnungsunterneh-men dar, die über ein ERP-System mit eigener Abrechnungs-funktionalität verfügen. Mit dem Auslaufen von GES betrifft dies perspektivisch nur noch diejenigen, die die SAP-Variante vom Marktführer Aareon (Blue Eagle) einsetzen. In diesem System gibt es für die erforderliche Sachbearbeitung spezielle Rollen, die bisher allerdings exklusiv den Messdienstmitarbeitern vorbehal-ten waren, die damit im SAP-System die Heizkostenabrechnung erstellen und die für die optimale Integration in die Betriebskos-tenabrechnung sorgen. Diese sogenannte „integrierte Abrech-nung“ stellt unzweifelhaft die effizienteste und kostengünstigste Form der Zusammenarbeit mit einem Messdienstunternehmen dar. Der Weg zur Selbstabrechnung wäre hier eigentlich denkbar

einfach: das Wohnungsunternehmen übernimmt die für die Abrechnungsbearbeitung vorgesehenen Rollen im eigenen ERP-System selbst. Dies scheitert im Moment allerdings daran, dass Aareon aufgrund von Vereinbarungen mit den Messdienst-unternehmen nicht befugt ist, die Bearbeiterrollen freizugeben. Aber auch hier gilt wie schon weiter oben: die Aussicht ganz leer auszugehen und nicht einmal mehr die Ablesewerte liefern zu können, sollte ein entsprechendes Umdenken bei den Mess-diensten und damit die Zustimmung zur Freigabe der Rollen bewirken können.

Abrechnung ganz ohne Messdienstunternehmen

Das Leistungsspektrum eines Messdienstes umfasst im We-sentlichen die folgenden vier Funktionsbereiche: den Geräte-service, bei dem es um die Ausstattung der Liegenschaften mit Mess geräten und die anschließende Instandhaltung geht, die Ablesung der Erfassungsgeräte, die eigentliche Heizkostenab-rechnung und das sogenannte Energiemonitoring, mit dem für Mieter und Vermieter Transparenz über die Energieverbräuche geschaffen wird. Mit genau diesen Arbeitsfeldern muss sich ein Wohnungsunternehmen auf dem Weg zu einem „internen Messdienst“ also auch beschäftigen. Dazu kommen noch die Fragen nach einer geeigneten Softwarelösung und der organi-satorischen Einbindung.

Der Aufbau eines „internen Messdienstes“ erfordert in jedem Fall einen beträchtlichen Kosten-, Zeit- und Ressourcenaufwand und sollte unbedingt in Projektform erfolgen. Wer diesen Auf-wand scheut, wird mit ziemlicher Sicherheit nicht die für echte Einsparungen erforderliche Prozesseffizienz erreichen. Umge-kehrt haben diejenigen, die ihn betreiben, die große Chance, ein erhebliches Einsparpotential für ihr Unternehmen zu erschließen.

Aufgrund der Vielfalt der zu bearbeitenden Themen kann hier nur auf einige wenige ausgewählte Aspekte eingegangen werden.

Der komplexeste Teil beim Aufbau eines internen Messdienstes ist der Aufbau des Geräteservice. Bei der Gerätetechnik emp-fiehlt es sich, konsequent auf die fernauslesbare Funktechnolo-gie zu setzen. „Smart Submetering“ liegt nicht nur im Trend der Zeit, sondern bietet handfeste Vorteile:

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• Die Forderung der europäischen Energie effizienz Direktive (EED) nach einer Transparenz über das Verbrauchsverhalten, die weit über die jährliche Abrechnung hinausgeht, kann nur mittels Fernablesung wirtschaftlich erfüllt werden.

• Die damit verbundene Automatisierung der Ablesung bringt wesentliche Prozessvorteile. So ist sie beispielsweise eine wichtige Voraussetzung für eine vollautomatische Heiz-kostenabrechnung und erspart weitgehend den Aufbau einer eigenen Ableseorganisation.

Aus Gründen der Nachhaltigkeit sollten nur solche Geräte ausgewählt werden, deren Funkprotokolle dem Open Metering Standard (OMS) genügen, da dieser sich immer mehr am Markt durchsetzt, kompatibel zu den meisten Softwarelösungen ist und es letztlich sogar erlaubt, Geräte verschiedener Hersteller in einem System zu kombinieren. Dadurch wird der Wettbewerb in der Branche perspektivisch erheblich an Intensität gewinnen.

Bei der Auswahl einer passenden „Messdienst-Software“ sollte auch hier wieder der mögliche Grad an Prozessautomation im Vordergrund stehen. Unverzichtbar ist insbesondere ein in-tegriertes Modul zur papierlosen Abwicklung des Ausstattungs-prozesses, das auf mobilen Endgeräten (Smartphones, Tablets oder speziellen Geräten) installiert wird. Auf diesen finden die Monteure dann alle für ihre Arbeit erforderlichen Informationen vor und ergänzen sie um das Ergebnis ihrer Installationstätigkeit.

Was die organisatorische Anbindung angeht, ist es erfor-derlich, den Messdienst in einer Tochtergesellschaft des Woh-nungsunternehmens anzusiedeln bzw. für diesen Zweck eine

eigene Tochter zu gründen. Denn nur dann können die Geräte-kosten weiterhin im Rahmen der Umlage an den Mieter durch-gereicht werden. Die Tochter kauft die Geräte von den ausge-wählten Lieferanten und vermietet sie an die Mutter gesellschaft weiter. Unabhängig davon ist es aus Synergie gründen sicher sinnvoll, den internen Messdienst sehr eng an die Betriebs-kostenabteilung der Muttergesellschaft anzukoppeln.

Zusammenfassung und Ausblick

Alle Wohnungsunternehmen können bei der Heizkostenabrech-nung Einsparungen realisieren. Das Ausmaß der Kostenreduktion und der Weg dorthin hängen dabei stark von der jeweiligen Ausgangssituation ab. Für diese spielt nicht nur das bereits er-reichte Preisniveau eine Rolle, sondern auch die Unternehmens-größe. Während die Einkaufs- und Prozessoptimierung sowie die „Selbstabrechnung auf Basis plausibilisierter Ablesewerte“ allen Wohnungsunternehmen offenstehen, setzt der „interne Messdienst“ eine gewisse Größe voraus, weil sich andernfalls die notwendige Prozesseffizienz nicht erreichen lässt. Kleinere Woh-nungsunternehmen können die notwendige Größe aber durch Kooperationen auf regionaler Ebene durchaus erreichen. Der seit einiger Zeit zu beobachtende Trend zur Selbstabrechnung wird sich zweifelsohne fortsetzen. Welche der beiden Varianten sich dabei auf Dauer durchsetzt, hängt nicht zuletzt von den Mess-dienstunternehmen und ihrer Flexibilität ab. h

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Jubiläum

magazin: Der Zoo am Meer und die Parkplatzbewirtschaf-tung waren wohl die ersten Meilensteine, mit denen sich die STÄWOG in Bremerhaven als Partner der Stadtent-wicklung unentbehrlich gemacht hat. Was war damals der Auslöser? Und wie hat sich diese Partnerschaft entwickelt?

Sieghard Lückehe: Dazu muss man in die Zeit Ende der 1990er-Jahre zurückgehen. Damals ging es darum deutlich zu machen, was wir als kommunales Wohnungsunternehmen über das Entwickeln des eigenen Wohnungsbestandes hinaus noch für den Gesellschafter leisten und was wir aufgrund unserer Struktur besser und wirtschaftlicher durchführen können. Daraus ist dann die Entwicklung vom reinen Bremerhavener Wohnungsunternehmen hin zum Unternehmen für die Stadt eingeleitet worden. Mein Vorgänger Christian Bruns hat in diesem Kontext eine ganze Reihe außergewöhnlicher Aufgaben für die Gesellschaft übernommen. Viele kommunale Unterneh-men sind einen ähnlichen Weg gegangen. Heute können wir sagen, dass sich alle diese Aufgaben über Jahre bewährt haben. Dazu gehören zum Beispiel die Übernahme und Entwicklung wichtiger Standortfaktoren für die Stadt. Im Bereich der Kultur sind wir mit der STÄWOG-Gruppe mittlerweile Eigentümer von drei von vier Theatern in Bremerhaven. Im Bereich Tourismus sind wir Eigentümer des Zoos am Meer und haben das Klima-haus gebaut, im Bereich der Wissenschaft verwalten wir für die Wirtschaftsförderung komplexe Labor- und Wissenschaftsgebäu-de, und beim Parkraummanagement sind wir Eigentümer aller Parkhäuser und kümmern uns um die Parkraumbewirtschaftung. Wir sind Ansprechpartner für unseren Gesellschafter in vielen Bereichen geworden, die über das Kerngeschäft der Wohnungs-bestandsentwicklung hinausgehen.

magazin: Wird die STÄWOG durch ihr vielfältiges Engagement bei den Bürgern der Stadt, aber auch in der Kommunalpolitik mittlerweile anders wahrgenommen?

Lückehe: Ich glaube schon, dass die STÄWOG in Bremerhaven als Motor für Stadtentwicklung und Stadtumbau gesehen wird.

Die Städtische Wohnungsgesellschaft in Bremerhaven, kurz STÄWOG, feiert in diesen Tagen ihr 75-jähriges Bestehen. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen in der Wohnungs-wirtschaft, aber auch weit über die Branchengrenzen hinaus, mit Projekten verschiedenster Art für Aufsehen gesorgt. Über das Verständnis der STÄWOG und künftige Herausforderungen hat das magazin mit Geschäftsführer Sieghard Lückehe gesprochen.

magazin: Inwiefern können Sie von diesem Imagewechsel auch als Wohnungsanbieter profitieren?

Lückehe: Wir sind und bleiben natürlich wichtiger Ansprech-partner für Menschen mit geringen Einkommen. Unser sozialer Auftrag, nachhaltig bezahlbaren und zunehmend auch barri-erefreien Wohnraum zur Verfügung zu stellen, wird weiterhin ein Schwerpunkt bei uns sein. Wir wollen allerdings auch den Imagewechsel der Stadt unterstützen. Es sind in den vergange-nen Jahren viele neue Arbeitsplätze in Bremerhaven entstanden, leider weiterhin verbunden mit einem hohen Einpendleranteil. Es gilt also die Akzeptanz für den Wohnstandort Bremerhaven zu verbessern. Das ist eine Aufgabenstellung, die wir wahrneh-men werden. Dazu gehören Qualität und ein Angebot auch an höherwertigen Wohnungen. Die Lage Bremerhavens als einzige deutsche Großstadt direkt an der Nordseeküste kann diesen Imagewechsel unterstützen.

magazin: Skizzieren Sie uns bitte die Situation am Bremerhavener Wohnungsmarkt.

Lückehe: Bremerhaven wächst seit 2012 wieder kontinuier-lich. Der Wohnungsmarkt ist aber weiterhin geprägt von einem Angebotsüberhang bei günstigem Wohnraum und einem geringen Mietniveau. Im Bundesvergleich aller Großstädte liegt Bremerhaven bei den Miethöhen nach Mietspiegel auf dem 68. von 69 Plätzen, nur in Chemnitz ist das Wohnen noch günstiger. Verbunden mit der hohen Fluktuation stellt uns das natürlich vor Herausforderungen. Die durchschnittliche Miete betrug 2015 bei der STÄWOG 4,41 Euro pro Quadratmeter, die Fluktuation liegt immer noch bei etwas über 15 Prozent. Allerdings merken wir, auch in Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise, dass der Woh-nungsmarkt in Bremerhaven anzieht. Unser Leerstand beträgt derzeit ca. zwei Prozent, die Tendenz ist weiter abnehmend.

magazin: Die STÄWOG gilt auch im Wohnungsbau als experimentierfreudig. Einmal quer durch den Bestand geblickt: Was sind aus Ihrer Sicht die fünf wichtigsten Projekte, die bei der STÄWOG umgesetzt worden sind?

75 Jahre STÄWOG Bremerhaven

Engagiert weit über die Wohnungswirtschaft hinaus

Sieghard Lückehe,

Geschäftsführer der Städtischen

Wohnungsgesellschaft in

Bremerhaven (STÄWOG)

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Jubiläum

Lückehe: – Das Klimahaus war sicher mit mehr als 100 Millionen Euro Baukosten das größte Projekt in der Geschichte der STÄWOG und der wichtigste Baustein für die Entwicklung der Stadt als Tourismusstandort, auch wenn wir nur für den Bau zuständig waren und der Betrieb durch eine private Gesellschaft erfolgt. – Das 2015 fertiggestellte Umbauprojekt „Neuelandstraße – An der Pauluskirche“ ist für uns ein ganz wichtiges Projekt. 50er-Jahre Bestand vollständig barrierefrei und durch ein

Hybridkraftwerk aus BHKW und Photovoltaik fast energie- autark umzubauen, ist ein Beitrag zur Diskussion, wie wir zukünftig mit dem Massenwohnungsbestand aus dieser Zeit umgehen können.– Unsere „Energietochter“ STÄWOG-Service, die als Wärmecontractor und als Stromlieferant für unsere Mieter unersetzbar ist, garantiert günstige Energiepreise und liefert dem Unternehmen Deckungsbeiträge, ohne die Mieten zu belasten.

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Jubiläum

– Unser Neubau an der Lutherstraße, weil es das erste Neubau- projekt im Geschosswohnungsbau bei der STÄWOG seit mehr als 20 Jahren ist.– Und natürlich unser Zoo am Meer mit dem zweiten Eisbär- baby in kurzer Zeit. Wir sind froh, dass sich unsere Mieter, die Eisbären Valeska und Lloyd, bei uns so wohl fühlen, dass der Nachwuchs nicht ausbleibt.

magazin: Und was hat derzeit Laborstatus?

Lückehe: – Wir entwickeln mit unserer Planungsabteilung und einem dänischen Partner einen seriellen Wohnungsbautyp, der auf 60 Quadratmeter großen Modulen basiert und vielseitig einsetzbar sein wird. – In einem sozial benachteiligten Quartier haben wir ein leer- stehendes Gründerzeithaus gekauft und wollen daraus mit der Kreativwirtschaft, also ganz neuen Partnern für uns, ein Kreativhaus mit „Co-Working-Spaces“ bauen, das positiv in den Stadtteil hineinwirkt. – Im Soziale-Stadt-Gebiet Wulsdorf werden wir ein Projekt umsetzen, in dem ein Haus über zwei Geschosse ohne technische Hilfsmittel, also ohne Aufzug oder Hebebühne, barrierefrei erschlossen wird, um Investitions- und Betriebs- kosten zu sparen. – Weiterhin planen wir gerade mit einer Wohnanlage an einem Forschungsprojekt „Wohnen an Hauptverkehrsstraßen“, da bin ich gespannt auf die Ergebnisse.

magazin: Abschließend bitte noch ein Blick auf die Finanzen: Wie steht die STÄWOG wirtschaftlich da?

Lückehe: Die STÄWOG ist wirtschaftlich stabil aufgestellt. Natürlich ist unsere Eigenkapitalausstattung als kommunales Unternehmen nicht vergleichbar mit Eigenkapitalquoten anderer Unternehmen. Zudem agieren wir in einem sehr schwierigen Marktumfeld. Die Bilanzsumme der STÄWOG-Gruppe mit den beiden Tochterunternehmen STÄGRUND und STÄWOG Service und der STÄPARK beträgt 2015 ca. 290 Millionen Euro.

magazin: Bleibt natürlich noch die Frage nach einer Art Stadt- oder Sozialrendite. Haben Sie das schon mal bezif-fert oder wird der Beitrag der STÄWOG zur Entwicklung Bremerhavens, zur sozialen Stabilisierung von Stadtteilen und zum Wohlbefinden der Bewohner auch ohne Gutach-ten oder Bilanz akzeptiert?

Lückehe: Akzeptiert wird unser Beitrag zur Stadtrendite derzeit auch ohne Berechnungen oder Gutachten. Beziffert haben wir das also noch nicht. Ich halte es aber für einen interessanten An-satz, die über den eigenen Bilanzkreis hinausgehenden positiven Effekte für die Stadt, unseren Gesellschafter, einmal berechnen zu lassen.

magazin: Danke für das Gespräch.

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Jubiläum

„Die STÄWOG war immer ein „Instrument der Stadt“. Dies soll auch so bleiben. Nach undneben dem Wohnungsbau und der Wohnungswirtschaft für breite Schichten der Bevölkerunghat sich die STÄWOG mit der Sanierung beispielsweise von Volkshochschule, Stadttheater, dem Neubau des Zoo am Meer und der Projektsteuerung des Klimahauses ausgesprochen verdient gemacht. Seit kurzem wächst die Einwohnerzahl Bremerhavens wieder. Es ist die STÄWOG, die mit einem gewaltigen Neubauprogramm im Umfang von 110 Millionen Euro einen Beitrag leisten wird, indem sie nachhaltig, ökologisch und sozial für angemessene Wohnungen sorgen wird. Als Partnerin der Stadtentwicklung ist sie so unentbehrlich. Damit gestaltet die STÄWOG die Zukunft Bremerhavens mit.“ Auszug aus dem Grußwort von Bürgermeister Melf Grantz im Jubiläumsheft „75 Jahre STÄWOG“.

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Jubiläum

Bremerhaven. Rechtlich gesehen ist es klar: Die STÄWOG wur-de 1941 gegründet und feiert zu Recht 2016 ihren 75. Geburts-tag. Doch zugleich könnte man mit einiger Berechtigung davon sprechen, dass die STÄWOG im Grunde bereits 95 Jahre alt wird. Denn im Jahr 1921 lagen die ersten baureifen Pläne für kommu-nalen Wohnungsbau vor.

So entstanden in den Jahren 1922/23 die ersten in städtischer Regie begonnenen 72 Wohnungen in dreigeschossiger Bau-weise, denen bis 1930 weitere 383 Wohnungen folgten. Die Aufgabe der 1941 gegründeten Gesellschaft war, die vormals städtischen Wohnungen zu verwalten. Sie sollte weiterhin „nach beendetem Kriege“ ein „umfängliches Wohnungs- und Sied-lungsprogramm in Wesermünde“ umsetzen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekam die Woh-nungsgesellschaft ihren bis heute gültigen Namen „Städtische Wohnungsgesellschaft Bremerhaven mbH“ (STÄWOG). Die zerstörerische Politik der Nationalsozialisten bewirkte dann allerdings, das in großen Teilen zerstörte Wesermünde bzw. Bremerhaven wieder aufzubauen und die Trümmer zu beseiti-gen. Deshalb begann die STÄWOG nach dem Krieg mit einem Bestand von nur 632 Wohnungen statt der 795, die bei der Gründung der Gesellschaft eingebracht worden waren.

Zunächst standen die Errichtung von Notwohnungen und die Bewirtschaftung alter Wehrmachtbarracken auf dem Programm, der Neubau kam erst ab 1950 in Schwung. Bereits 1954 wurde in der in der Bürgermeister-Smidt-Straße die 1000. Wohnung fertiggestellt. Der Gebäudekomplex wurde im Volksmund „Sing Sing“ genannt.

Der Wiederaufbau der Stadt verlief rasant. Im sehr informa-tiven Jubiläumsheft skizziert die STÄWOG das Entstehen und die weitere Entwicklung markanter Siedlungen und einzelner Bauvorhaben: das Vogelviertel, den Twischkamp, das Bau-gebiet Julius-Lion-Weg, das Soziale-Stadt-Projekt Wulstorf, die Übernahme der amerikanischen Militärwohnungen, die Wohnanlage an der Pauluskirche, die Altbausanierungen in der Schleusen- und in der Goethestraße und die Modernisierung des traditionsreichen Cario-Hauses. Darüber hinaus wird das breite städtebauliche Engagement der STÄWOG beschrieben, von der Bewirtschaftung der Parkhäuser über die Sanierung des Theaters bis hin zum Bau des Zoos am Meer. h

(teilweise entnommen aus dem Jubiläumsheft „75 Jahre STÄWOG“)

Im Zeitraffer:

75 Jahre STÄWOG in Bremerhaven

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Die EnEV 2014 bringt Änderungen für den Neubau, für Bestandsgebäude sowie bezüglich des Energieausweises mit sich – diese wurden in den ersten beiden Teilen der Serie betrachtet. Die Stärkung des Energieausweises als Instrument und die Einführung des „neuen“ Energieaus-weises werfen allerdings Fragen zur Sinnhaftigkeit auf: Welche Informationen bekommt der Mieter oder Käufer einer Immobilie eigentlich durch den Ausweis und was kann er daraus ableiten? Sind das die Informationen, die er für die Entscheidung für oder gegen ein Objekt tatsäch-lich benötigt? Dieser Artikel wirft einen kritischen Blick auf diese Fragen und versucht Antworten zu finden.

Durch die EnEV 2014 sind Vermietern umfassende Vorschriften auferlegt worden, die den Energieausweis stärken sollen. Den Ausweis zu erstellen und auf Verlangen vorzuzeigen, ist schon seit Jahren Vorschrift – nur zeigt die wohnungswirtschaftliche Praxis, dass sich bisher kaum ein Mieter dafür interessierte. So lagen die teuer erstellten Ausweise als Karteileichen in den Aktenschränken der Unternehmen. Nun soll alles besser werden und durch die in den vorherigen Artikeln erläuterten Pflichten zur Vorlage bei Besichtigungen, Übergabe bei Vertragsabschlüs-sen und nicht zuletzt durch die Vorschrift, bestimmte Daten der Ausweise in allen Immobilienanzeigen zu veröffentlichen, erhält der Energieausweis eine neue Bedeutung. Mieter sollen damit beurteilen können, welche Wohnung sie bevorzugen; aus Mie-tersicht kann das nur heißen: „In welcher Wohnung liegen die warmen Betriebskosten niedriger?“. Doch genau diese Informa-tion gibt der Ausweis nicht her und der bunte Bandtacho ist für den Durchschnittsmieter sogar eher irreführend – Grund genug, einmal genau hinzuschauen:

Informationsgehalt und Aussagekraft für den Mieter

Der Energieausweis ist ein mehrseitiges Dokument mit Informa-tionen zum Energiebedarf (rechnerisch) oder Energieverbrauch (auf Basis der letzten drei Abrechnungsperioden) des gesamten betrachteten Gebäudes und nicht auf einzelne Wohnungen bezo-gen. Die wohl wichtigste Information ist die Zusammenfassung der Ergebnisse in Form eines Bandtachos, der – von grün bis rot unterlegt – den jeweiligen Energiewert des Gebäudes darstellt.

Seit Langem bekannt und in breit angelegten Studien belegt, haben Bedarf und Verbrauch allerdings nicht viel miteinander ge-mein; in den Berechnungen wird unterstellt, dass sich Wohnungs-nutzer in allen Wohnungen ähnlich verhalten. Das entspricht aber nicht der Realität. So liegt der rechnerische Bedarf in unsanierten Altbauten bis zu doppelt so hoch wie der echte Verbrauch. Andersherum ist in aktuellen Neubauten festzustellen, dass der berechnete Wert ganz deutlich unter dem echten Verbrauch liegt. Der Nutzer im Altbau ist sparsamer, der Nutzer des Neubaus ver-schwenderischer mit seiner Raumwärme, das ist der sogenannte Rebound-Effekt. Nun sind beide Ausweistypen zulässig, erstellen Sie „spaßeshalber“ einmal beide Ausweise für ein und dasselbe Gebäude, dann werden Sie deutliche Unterschiede im Ergebnis feststellen. Die Genauigkeit der angegebenen Zahl in „kWh/m²a“ ist also mit größter Vorsicht zu genießen.

Mit dieser Erkenntnis, die bereits lange bekannt ist und vielseitig diskutiert und bestätigt wurde, fragt sich der inter-essierte Leser, warum namhafte Institutionen den Äpfel-mit-Birnen-Vergleich anstellen und „Berechneter Energieverbrauch vor der Sanierung“ mit „Gemessener Energieverbrauch nach der Sanierung“ danach berechnen und schließlich das hervorragende Ergebnis von „76 Prozent Ersparnis“ erzielen und bestätigen: „Die Energetische Sanierung hält, was sie verspricht“. Bei Studien sollten unbedingt die Datengrundlage, die Eingangsparameter und nicht zuletzt auch die Motivlage der veröffentlichenden Stelle hinterfragt werden.

Eine kritische Betrachtung des (neuen) Energieausweises – was nützt die Information dem Mieter?

SERIE: EnEV / Teil 3

EnEV 2014 in der wohnungswirtschaftlichen Praxis

VON DR. ARMIN HARTMANN

Armin Hartmann ist promovierter Bauingenieur und Chartered Surveyor. Nach mehr als zehnjähriger Erfahrung in der Wohnungswirtschaft ist er seit 2007 mit dem Unternehmen „Hartmann Real Estate“ als beratender Ingenieur tätig.

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SERIE: EnEV

Bisher steht im Raum: Energieverbrauch und Energiebedarf sind zwei unterschiedliche Dinge, deren Ergebnis im Energieaus-weis voneinander abweichen kann. Egal über welchen Ausweis der Vermieter verfügt und egal wie richtig oder falsch die Zahlen darin sind, das Dokument wird im Vermietungsprozess nach den neuesten Vorschriften dem Mieter gezeigt und übergeben. Was kann der Mieter damit anfangen und welche Information bekommt er? Auch hier muss leider kritisch auf Schwachstellen hingewiesen werden:

Im Ausweis steht die Angabe kWh/m²a und der Mieter bekommt eine Wohnung mit xy m². Nun könnte er als interes-sierter Mensch auf die Idee kommen, dass mit den m² dasselbe gemeint sein könnte. Damit liegt er allerdings falsch. Die m²-Angabe im Energieausweis bezieht sich nicht auf die Wohnflä-che, sondern auf die virtuelle Gebäudenutzfläche AN, die aus dem Gebäudevolumen ermittelt wird und indirekt mitbeheizte Nebenräume wie Treppenhäuser mit berücksichtigt. Wieviel Energieverbrauch oder Bedarf die eigene Wohnung hat, lässt sich also nicht ermitteln – das ist eigentlich auch egal, wenn die Werte ohnehin nicht stimmen.

Unser Mustermieter lässt sich aber nicht abschrecken und ver-gleicht im Vorfeld der Anmietung zwei Wohnungen miteinander, fast identische Wohnungen. Nun soll der Energieausweis ent-scheiden, schließlich waren die Heizkosten in der alten Wohnung immer ein Streitthema. Der Ausweis der ersten Wohnung gefällt ihm sehr – der Pfeil ist zwischen grün und gelb, recht weit links im Bandtacho, hier werden die Heizkosten wohl niedrig sein. Die zweite Wohnung macht ihn skeptisch, der Ausweis liegt im tief-orangenen Bereich, hier muss er wohl mit höheren Heizkosten rechnen oder?

Leider muss unser Mustermieter auch hier enttäuscht werden. Der Ausweis zeigt nur den Verbrauch oder Bedarf an, nicht aber wieviel Cent/kWh die Energie hier kostet, und bei den Energiekosten gibt es große Unterschiede. Es kann für unseren Mieter also sehr wohl preiswerter sein, in der Wohnung mit dem vermeintlich schlechteren Energieausweis einzuziehen, es kommt auf den jeweiligen Energiepreis an – dieser ist im Ausweis aller-dings nicht zu finden.

Leider muss festgestellt werden, dass Mieter mit dem Ausweis nicht die Informationen bekommen, die sie interessieren. Die Fragen, die den Mieter wohl interessieren wie etwa: „Was kostet die Wohnung warm?“ oder „wieviel kWh pro m² virtueller Nutz-fläche verbraucht das Gesamtgebäude?“, erübrigen sich. Wir haben also ein gut gemeintes Instrument, das ohne Nutzen ist und durch den Bandtacho den Wohnungsnutzer sogar irreführen kann, wenn er denkt, in einer weiter links stehenden Wohnung Geld sparen zu können.

Der neue Energieausweis und seine Konsequenzen für die Branche

Aller Kritik an den Inhalten und der Aussagekraft der Energieaus-weise zum Trotz, wurde neben den neuen Pflichten zur Vorlage und Übergabe sowie zur Veröffentlichung von Kennwerten g

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Abb.1:

Alter und neuer Energieausweis

2014: Bandbreite bis 250kWh mit Effizienzklasse

2009: Bandbreite bis 400kWh ohne Effizienzklasse

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SERIE: EnEV

Wenn Wohnungsunternehmen davon ausgehen, für ihren Bestand die alten Ausweise erstellt zu haben und damit diese Problematik nicht zu haben, liegen sie falsch. Ein Energieausweis hat eine zehnjährige Lebensdauer und muss danach erneuert werden. Bei der Neuerstellung des Ausweises werden nur noch die neuen Kriterien zugrunde gelegt. Innerhalb der nächsten Jahre werden damit alle Gebäude optisch schlechter dastehen als bisher – schlecht für den Vermieter.

Warum ein Ausweis nach zehn Jahren neu erstellt werden muss, kann an dieser Stelle nicht erklärt werden und ist aus Sicht des Autors nicht nachvollziehbar.

Weitere Änderungen im neuen Ausweis sind zum einen die Einführung einer Registriernummer und zum anderen die Tat sache, dass die dezentrale Warmwasserversorgung im Verbrauchsausweis nun nicht mehr durch eine Markierung angezeigt, sondern der Energiewert direkt angepasst wird. Weiterhin werden im neuen Ausweis der Endenergiebedarf und der Primärenergiebedarf ausgewiesen. Auch hier darf bezweifelt werden, dass ein potenzieller Mieter dadurch mehr Aussagekraft gewinnt. Für ihn bleibt des Weiteren wohl verborgen, worin der Unterschied der beiden Energietypen besteht.

Fazit

Die EnEV 2014 bringt erhebliche Neuerungen bezüglich des Energieausweises mit sich. Der Aufwand für die Vermieter erhöht sich dadurch deutlich. Der Nutzen für potenzielle Mieter durch den Ausweis und speziell durch die darin enthaltenen Informationen ist jedoch stark eingeschränkt. Die brennende Frage, „wie viel kostet meine Wohnung warm?“, lässt sich selbst mit bestem Willen und Fachkenntnissen durch den Ausweis nicht beantworten. Zudem bringt der verpflichtend eingeführte neue Ausweis erhebliche Verschlechterungen für die Vermieterseite mit sich, bedingt alleine schon durch die Verkürzung des Band-tachos. Das Experiment Energieausweis ist damit aus Sicht des Autors weiterhin gescheitert.

Die Serie zur EnEV ist mit diesem Artikel beendet. Wir hoffen, dass Sie nützliche Informationen bekommen haben. h

auch noch ein „neuer“ Ausweis eingeführt. Dieser soll durch die Erweiterung des Bandtachos um die „Energieeffizienzklassen A+ bis H“ ähnlich wie bei Haushaltsgeräten dem Mieter sofort weitere wichtige Informationen liefern. In welche Effizienzklasse das Gebäude fällt, ist dabei abhängig vom ermittelten Endener-gieverbrauch oder -bedarf. Diese Neuerung stört nicht wirklich, ob sie dem Mieter einen Mehrwert bietet, darf aber angezweifelt werden.

Die zweite Neuerung des Ausweises stört aus Sicht der Woh-nungswirtschaft allerdings erheblich: der Bandtacho reicht nicht mehr wie bisher bis 400 kWh/m²a, sondern nur noch bis 250. Ein Gebäude, das bisher beispielsweise 230 kWh/m²a verbraucht hat und im alten Ausweis damit ziemlich im Mittelfeld der Skala lag, steht nun ganz weit rechts, ohne dass sich baulich oder am Verbrauch irgendetwas geändert hat. Ein und dasselbe Gebäude steht damit wesentlich schlechter da und es bedarf Erklärungen im Rahmen des Vermietungsprozesses. Ein potenzieller Mieter wird das Gebäude mit dem alten Ausweis unkritisch betrachten, „der Verbrauch liegt ja irgendwo in der Mitte“, dasselbe Gebäu-de nur mit neuem Ausweis wird der Mieter hingegen kritisch se-hen: „Schlechter geht es ja nun auch nicht mehr“ (siehe Abb.1).

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Dividenden bei Wohnungsgenossenschaften in der Niedrigzinsphase

Von RA Heinrich Kleine Arndt, Justiziar beim vdw Niedersachsen Bremen

Wohnungsgenossenschaften zahlen trotz dieser Situation teil-weise noch Dividenden, die deutlich über dem aktuellen Zins-niveau liegen. Bei nicht wenigen Wohnungsgenossenschaften werden traditionell weiter vier Prozent Dividende ausgeschüttet. Als Folge einer großzügigen Dividendenausschüttung werden Kapitalanleger angelockt, die sich zum Teil mit beträchtlichen Geldbeträgen bei einer Wohnungsgenossenschaft beteiligen wollen.

Dieser Anreiz ist häufig nicht gewünscht, da eine Finanzierung durch Geschäftsguthaben (Eigenkapital) mit hohen Dividenden zurzeit im Vergleich zur Fremdfinanzierung teuer ist.

Die Wohnungsgenossenschaften wollen sich auch vor Anle-gern schützen, „die sich heute Zinsen sichern wollen, aber mor-gen wieder weg sind“. Dem steht das Interesse der bisherigen „nutzenden“ Mitglieder gegenüber, in angemessener Höhe am wirtschaftlichen Erfolg der Genossenschaft teilzuhaben oder von Mitgliedern, die längerfristig bei der Wohnungsgenossenschaft in Altersvorsorgeprodukten sparen wollen.

In einigen Wohnungsgenossenschaften werden Überlegungen angestellt, wie die Anreizwirkungen für reine Kapitalanleger gebremst werden können (z.B. durch die Erhebung von Eintritts-geldern, Höchstbegrenzungen für die Zeichnung von Geschäfts-anteilen).

Als weitere Idee werden „niedrigere Dividenden“ angedacht. Eine Herabsetzung der Dividenden stößt aber bei der Mehrzahl der Mitglieder, die mit Pflichtanteilen beteiligt sind, auf keine positive Resonanz. Die betroffenen Wohnungsgenossenschaften wünschen sich deshalb eine differenzierte Regelung, mit der einerseits Mitglieder weiterhin wie gewohnt eine Dividende er-halten können, die über dem üblichen Zinsniveau liegt, die aber andererseits Anreize für reine Kapitalanleger vermeidet.

Nachstehend soll in diesem Zusammenhang betrachtet wer-den, ob Differenzierungen bei der Ausschüttung der Dividende den gewünschten Effekt haben, rechtlich möglich sind und nach der Satzung umgesetzt werden können.

Seit einigen Jahren befinden sich die Zinsen in Deutschland auf einem historisch niedrigen Niveau. Diese Niedrigzinsphase dürfte uns für die nächste Zeit mehr oder weniger erhalten bleiben.

Verteilung des Gewinns bei einer Wohnungsgenossenschaft

Wenn die Genossenschaft einen Gewinn erzielt, kann dieser un-ter den Mitgliedern als Gewinnanteil verteilt werden. Nach der GdW Mustersatzung (MS) erfolgt die Verteilung als Gewinnanteil nach dem Verhältnis der Geschäftsguthaben bei Beginn des Ge-schäftsjahres, für das der Jahresabschluss aufgestellt ist. (§ 41 Abs. 3 MS)

Die Zuweisung setzt zunächst einen Beschluss der General-versammlung nach § 48 Abs.1 S.1 GdW Mustersatzung voraus.

Ist es möglich, die Dividende auf die Geschäftsguthaben ganz zu streichen?

Dies ist grundsätzlich möglich. Ein Anspruch auf Verteilung des Gewinns besteht nicht. Die Satzung kann eine Gewinnausschüt-tung ganz oder teilweise ausschließen. (§ 20 GenG)

Der Ausschluss der Gewinnverteilung könnte auch nachträg-lich in die Satzung aufgenommen werden. Hierfür wäre eine Mehrheit von drei Viertel der in der Generalversammlung ab-gegebenen Stimmen erforderlich.

Der Interessenlage in einer Wohnungsgenossenschaft ent-spricht diese Regelung aber häufig nicht. Durch die komplette Streichung der Dividende würden auch Mitglieder benachteiligt werden, die ausschließlich Pflichtanteile im überschaubaren Rahmen halten. Deswegen steht hinsichtlich der Dividenden-gestaltung die nachstehende Frage im Vordergrund:

Darf für das Geschäftsguthaben, das auf die Pflichtanteile entfällt, eine höhere Dividende beschlossen werden als für die weiteren Geschäftsanteile?Bei den Wohnungsgenossenschaften hat man sich daran gewöhnt, dass der Gewinn einheitlich auf das komplette Geschäftsguthaben berechnet wird. Dies ist aber nach dem Genossenschaftsgesetz nicht zwingend vorgeschrieben.

Bei der Verteilung des Gewinns darf nach der Höhe des Ge-schäftsguthabens differenziert werden. Die Dividende kann zum Beispiel nach der Höhe des Geschäftsguthabens degressiv ge-staffelt werden, d.h. dass die Dividende z.B. für die weiteren Ge-schäftsanteile niedriger ausfällt als für das Geschäftsguthaben, das auf die Pflichtanteile entfällt.

Mietrecht

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Mietrecht

Mit der degressiven Staffelung kann einem zu starken Zufluss von Geschäftsguthaben entgegen gewirkt werden. Dies kann sich empfehlen, um ein Ausufern der freiwilligen Beteiligungen einzudämmen.

Was ist bei einer degressiven Staffelung der Dividende zu beachten? Es müsste ein vom Gesetz abweichender Maßstab für die Gewinnverteilung geregelt werden dürfen. Dieser müsste im Einklang mit dem genossenschaftlichen Förderzweck stehen und dürfte nicht gegen den genossenschaftlichen Gleichbe-handlungsgrundsatz verstoßen.

Satzungsregelung Zulässig ist es, wenn die Satzung alternative Verteilungsmaß-stäbe bestimmt. Das Genossenschaftsgesetz verbietet dies nicht. Damit wird die Generalversammlung ermächtigt, im Rahmen der von der Satzung vorgegebenen Alternativen im jeweiligen Geschäftsjahr die Verteilung zu regeln.

Förderzweck Eine degressive Gestaltung der Dividende läuft dem Förderzweck der Wohnungsgenossenschaft nicht zuwider.

Gleichbehandlungsgrundsatz Der Gleichbehandlungsgrundsatz ist nicht verletzt, da auch nach einer degressiven Ausgestaltung der Dividende allen Mit-gliedern weiterhin die gleiche Möglichkeit bleibt, am Gewinn teilzunehmen.

„Hinsichtlich der Geschäftsanteile sind die Mitglieder grund-sätzlich gleich zu behandeln. Bei der Gewinn und Verlustvertei-lung können die verschiedenen Geschäftsanteile eines Mitglieds jedoch unterschiedlich berücksichtigt werden.“ (Lang Weidmüller, Genossenschaftsgesetz § 7a Rn. 7)

Wie könnten eine Satzungsregelung und ein Beschluss der Generalversammlung lauten? Bei der Formulierung einer Regelung einer degressiven Ausge-staltung der Dividende in der Satzung ist zu berücksichtigen, dass nicht an die Geschäftsanteile angeknüpft wird, sondern an das Geschäftsguthaben.

Eine Formulierung könnte lauten:„Bei der Verteilung des Gewinns kann nach der Höhe des Geschäftsguthabens differenziert werden.“

Die Regelung kann in der einschlägigen Regelung der Satzung zur Gewinnverwendung aufgenommen werden (siehe dazu § 41 (Gewinnverwendung) der GdW Mustersatzung).

Der Beschluss, der durch die Generalversammlung gefasst wird, könnte dann z.B. lauten:„Für die Geschäftsguthaben bis zur Höhe der Pflichtanteile (ggf. konkretisieren hinsichtlich der satzungsgemäßen Grund-lage) wird eine Dividende in Höhe von vier Prozent geleistet. Für darüber hinausgehende Geschäftsguthaben wird eine Dividende in Höhe von einem Prozent ausgeschüttet.“

Mit der geänderten Satzungsregelung und dem Beschluss der Generalversammlung werden die Mitglieder in Höhe der Pflicht-anteile weiterhin mit einer attraktiven Verzinsung gefördert. Der Anreiz für reine Kapitalanleger, Geld bei einer Wohnungsgenos-senschaft anzulegen, wird gebremst. h

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In vier Ausgaben hat das magazin über Stiftungen und Fördervereine in der norddeutschen Wohnungswirtschaft berichtet. Die Fülle zeigt, welche Relevanz das Engagement in der nord-deutschen Wohnungswirtschaft hat. Gründungszeiten, Ausgangslagen sowie Aufgaben der Stiftungen und Vereine sind sehr unterschiedlich. Ein vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) initiiertes Forschungsprojekt belegt, dass Stiftungen helfen, das Leben in benachteiligten Stadtquartieren zu verbessern. Die Ansätze gehen weit über Sponsoring und Spenden hinaus und zielen durch längerfristige Kooperationen auf eine nachhaltige Entwicklung des gesamten Quartiers. Ebendies hat die Berichterstattung im magazin verdeutlicht. In dieser Ausgabe zeigen wir abschließend das Engagement dreier Stiftungen/Vereine von Hamburger Verbandsunternehmen.

„Das Leben verbessern“

Die Kinder der Tagesstätte „Kinderhaus Alter Teichweg“ in Dulsberg freuen sich über ihre neue Gartenlaube. Alle Fotos: Hermann Jansen

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Stiftungen und Fördervereine in der Wohnungswirtschaft

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Stiftungen und Vereine

Wohnungsgenossenschaft von 1904

„Nachbarn helfen Nachbarn“Die Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG gründete im Jahr 2002 die Stiftung „Nachbarn helfen Nachbarn“. Mit einem anfänglichen Stiftungskapital in Höhe von 500 000 Euro ausgestattet, wurde ein Finanzpool geschaf-fen, der direkt vor Ort hilft. Seit Gründung hatte die Stif-tung Aufwendungen von rund 690 000 Euro, davon gingen rund 410 000 Euro an Vereine, Schulen und weitere Insti-tutionen. Um eine dauerhafte und nachhaltige Unterstüt-zung zu gewährleisten, stockte die Wohnungsgenossen-schaft von 1904 e.G. das Stiftungskapital auf eine Million Euro auf. Primär werden Projekte unterstützt, für die keine öffentlichen Mittel zur Verfügung stehen. Sie kommen den Menschen zugute, die in den Stadtteilen leben, in dem die Genossenschaft Wohnungsbestand besitzt.

Erfolg für die Gemeinschaft

Die Stiftung „Nachbarn helfen Nachbarn“ hat in den vergan-genen 14 Jahren viele Zuschüsse gewährt und soziale Projekte ins Leben gerufen, mit denen das nachbarschaftliche Zusam-menleben sowie die Integration gefördert und Senioren, Kinder und Jugendliche unterstützt wurden. Dazu gehören einmalige Spenden z.B. für die Anschaffung eines Rollstuhls und eines Spezialendoskops für das Altonaer Kinderkrankenhaus, die Unterstützung temporärer Projekte, wie der Gewaltpräventions-Kurs des Vereins „Box-Out“, das Tanzprojekt der BürgerStiftung „Step by Step“, das Kriseninterventionsteam Hamburg (KIT) sowie dauerhafte Projekte, die eine nachhaltige und langzeitige Wirkung erzielen. Des Weiteren ist die Stiftung „Nachbarn hel-fen Nachbarn“ Mitglied im Zusammenschluss der Stiftungen der Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften.

Gartenlaube für Kindertagesstätte

Die Stiftung spendete gemeinsam mit der Genossenschaft 10 000 Euro an die Kindertagesstätte „Kinderhaus Alter Teich-weg“ in Dulsberg, die damit eine dringend benötigte Garten-laube finanziert. Gegründet von einer Mitarbeiterinnen-Initiative, unterhält der eingetragene Verein ausschließlich ein Kinderhaus in Selbstverwaltung. Viel Bewegung und gesunde Ernährung sind die zentralen Themen in der KiTa und werden konsequent mit kreativen Ideen umgesetzt. Im Frühjahr 2014 pachtete das Kinderhaus eine Kleingartenparzelle. Hier können die 35 ein- bis sechsjährigen Kinder Abstand von der hektischen Großstadt fin-den, gleichfalls aber auch ihr eigenes Gemüse und Obst anbau-en. Laut vereinsinterner Vorschriften des Kleingartenverbands, ist jeder Pächter dazu verpflichtet, eine Gartenlaube aufzustellen, soweit noch keine vorhanden ist. Genau diese fehlte auf der Parzelle und der Tagesstätte das Geld für die Anschaffung. Mit der Spende konnten Stiftung und Genossenschaft die Finanzie-rung sichern. Durch die Gartenlaube haben die Kinder nun bei schlechtem Wetter ein Dach über dem Kopf.

Spezialendoskop für Altonaer Kinderkrankenhaus

Über 5 000 Euro spendete die Stiftung dem Altonaer Kinderkran-kenhaus für ein Uroskop. Damit können jetzt auch kleine Patien-ten mit Nierenerkrankungen minimalinvasiv operiert werden. Bei Erwachsenen ist ein endoskopischer Eingriff der Harnröhre, Blase, Harnleiter oder Niere längst Standard. Bei Kindern nicht. Weil die Endoskope zu groß sind, wird an den meisten deut-schen Kliniken die konventionelle Operationsmethode ange-wandt. Seit Juni 2014 können nun auch die Kinder im Altonaer Kinderkrankenhaus schnittlos operiert werden.

Malgruppe der Alzheimer Gesellschaft Hamburg e.V.

Die Alzheimer Malgruppe ist ein Projekt für Menschen mit begin-nender Demenz. Die Gründung dieser Malgruppe ging von ei-nem Gruppenmitglied aus, das sich seit Ausbruch der Krankheit für diese Freizeitbeschäftigung begeistert. Die Malgruppe trifft sich seit 2008 regelmäßig einmal im Monat zum Gestalten mit Pinsel und Farbstift. In den vielen persönlichen Bildern drücken die Mitglieder der Malgruppe vielfältige Erinnerungen aus.

Geleitet wird die Gruppe von einer Diplom-Pädagogin und einer Kunsttherapeutin, die anleiten, Hilfestellungen geben oder auch einfach nur zuhören. Diese Malgruppe ist in Hamburg ein einzigartiges Angebot für Menschen im Anfangsstadium der Krankheit. h

Stiftung und Genossenschaft spendeten

10 000 Euro für die Gartenlaube.

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Stiftungen und Vereine

EBV-Stiftung

„Stiftung zur Förderung von sozialen Einrichtungen und kultureller Integration“

In der Kinder- und Jugendarbeit unterstützt die Stiftung vor allem Einrichtungen zur sinnvollen Freizeitgestaltung, Betreuung und Fortbildung der Jugendlichen, die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens durch Theater- und Musik-vorführungen, Kulturausstellungen, Kunstausstellungen und Lesungen. Viele Schulvereine konnten durch Zuwendungen der Stiftung bereits einiges auf die Beine stellen: z.B. die Goethe Schule Harburg hat ein Kunstprojekt umgesetzt, die Katholische Schule erhielt u.a. einen Experimentierkoffer, die Schule Kapel-lenweg bekam eine Leseinsel.

Sport ist ein wichtiger Bestandteil in der Kinder- und Ju-gendarbeit. Daher sponsert die EBV-Stiftung seit zwölf Jahren den Harburger Streetsoccercup mit 1 000 Euro und zahlreichen Sachspenden. Ein weiteres Beispiel des Engagements ist der Schwimmkurs für acht- bis zwölfjährige Kinder, den die EBV- Stiftung 2014 erstmalig anbot. Abschließend hatten die Teil-nehmer die Möglichkeit, das Bronzeabzeichen des Deutschen

Schwimmverbandes zu erlangen. Alle Kinder haben außerdem den Junior Pinguin Kurs 1 und 2 bestanden und sind nun zusätz-lich im Besitz des Junior Pinguin Abzeichens. Der Schwimmkurs hat sich mittlerweile etabliert und wird zwei bis dreimal jährlich angeboten.

Zur Förderung der Integration bietet die EBV-Stiftung seit 2009 gemeinsam mit dem Verein IN VIA Hamburg e.V. einen Sprachkurs im Mietertreff Kniggestraße an. Hier können Frauen mit Migrationshintergrund freitags ihre Deutschkenntnisse ver-bessern. Für die Betreuung der Kinder ist gesorgt.

Die Förderung der Altersfürsorge umfasst die Betreuung älterer Mitbürger durch qualifizierte Helfer. Dazu gehören bei-spielsweise Ausflüge und Besichtigungsfahrten sowie regelmä-ßige Treffen. Durch die Angebote soll der Vereinsamung älterer Menschen entgegengewirkt werden. Mit dem Nachbarschafts-treff in Harburg-Wilstorf hat die EBV-Stiftung dazu perfekte Bedingungen. Hier treffen sich die älteren Mieter, um zu klönen, gemeinsam zu malen, zu kochen, zu spielen u.a.m.

Die Stiftung der Baugenossenschaft Eisenbahnbauverein Harburg eG (EBV) wurde im September 2001 gegründet. Anlass war das 80-jährige Bestehen der Genossenschaft. Aus Teilen ihres Vermögens hat die EBV eG die „Stiftung zur Förderung von sozialen Einrichtungen und kultureller Integration“ eingerichtet. Die Höhe des ursprünglichen Stif-tungsvermögens betrug 250 000 Euro. Seit 2005 wird die Summe jährlich um 10 000 Euro erhöht, sodass die Stiftung mittlerweile 350 000 Euro Kapital besitzt. Die Stiftung dient vor allem der Förderung der Gemein-schaft und des Nachbarschaftsgedankens sowie eines sozialverträglichen

Wohnumfeldes, aber auch der sozialen und kulturellen Integration anderer Nationalitäten sowohl im Bereich des eigenen Wohnungsbestandes als auch im gesamten Stadtteil. Jugendarbeit, Völkerverständigung und Altersfürsorge sind Schwer-punkte des Stiftungszwecks.

Der Harburger Streetsoccercup hat schon Tradition.

Die Wilstorfer Leseorte; hier mit Autorin Sandra Keck.Alle Fotos: EBV

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34 35

Duis-burg

Essen Dortmund

Kassel Nordhausen

Cottbus

Berlin

Leipzig

Hamburg

Flensburg

Lübeck

Rotenburg (Wümme)

Bremerhaven

Bremen

Hannover

Hildesheim

Lehrte

Kiel

Neumünster

Heide

Osnabrück

Meppen

Cuxhaven

Potsdam

Halle

Garten- und LandschaftsbauGrünfl ächenpfl egeWinterdienst und WegereinigungBaumpfl ege und FällarbeitenBaum- und Spielplatzkontrolle

Zaun-, Spielplatz- und HolzbauBaufeldräumung und RodungKanal-, Tief- und WegebauRegie- und InstandsetzungsarbeitenPlanungs- und Ingenieurdienstleistungen

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WO AUCH IMMER SIE UNS BENÖTIGEN

Stiftungen und Vereine

Ein Beispiel der Kulturförderung sind die Wilstorfer Leseorte, die die Stiftung 2012 ins Leben gerufen hat. Jedes Jahr werden bis zu vier Lesungen mit unterschiedlichen Autoren im Stadt-teil Wilstorf an zum Teil recht speziellen Orten durchgeführt. Schauspielerin Sandra Keck, Krimiautorin Regula Venske, Bezirk-samtsleiter Thomas Völsch oder Ex-RTL-Moderatorin Tine Wittler lesen in der Kult-Kneipe Schnulze, in der Klangfabrik oder in der Tanzschule Hädrich.

Die EBV-Stiftung bezuschusst außerdem projektabhängig Institutionen, wie z.B. den Verein Kemenate – Frauen Wohnen e.V., das Museum für Arbeit, die HipHop Academy Hamburg und den Hafenkultur e.V. Gemeinsam mit weiteren Hamburger Genossenschaftsstiftungen unterstützt die EBV-Stiftung seit zehn Jahren die Hamburger Jugendfeuerwehren, die Young Beach Serie des Hamburger Volleyballverbandes und ist seit 2013 beim Integrationsprojekt der Hamburger Bücherhallen „Dialog in Deutsch“ dabei. h

Die EBV-Stiftung unterstütze die Schule Kappelnweg bei dem Projekt „Leseinsel“.

Die EBV-Stiftung spendete Musikinstrumente für das „Haus Huckfeld“.

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Stiftungen und Vereine

SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft

Die gemeinnützige SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft wurde 2007 gegründet und hat seitdem über 350 erfolg-reiche Projekte in ganz Hamburg unterstützt, die für mehr sozialen Ausgleich und verbesserte nachbarschaftliche Verhältnisse in den Quartieren sorgen. Sie ist mit einem Vermögen von 1 500 000 Euro ausgestattet und fördert mit Zuwendungen von jährlich rund 300 000 Euro quartiers-bezogene soziale Projekte und Initiativen. Die Stiftung ist als gemeinnützig anerkannt, arbeitet unabhängig sowie weltanschaulich und politisch neutral und ergänzt damit das soziale und kulturelle Engagement des Konzerns. Ausschließlicher und unmittelbarer Zweck der SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft ist die Unterstützung von Projekten und Initiativen mit den Schwerpunkten Kultur, Völkerverständigung und Toleranz, Sport, Bildung und Erziehung, Jugend- und Altenhilfe, mildtätige Zwecke sowie Wohlfahrtspflege.

Projektbeispiele:

Quartierskünstler auf der Veddel(stiftungseigenes Projekt)2007 wurde das Atelierstipendium „Quartierskünstler auf der Veddel“ ins Leben gerufen, das der Förderung von Kunst und Kultur und der kulturellen Belebung des Stadtteils dient. Das Stipendium ist jeweils auf zwei Jahre angelegt und umfasst die kostenfreie Bereitstellung eines Wohnateliers und eines angeglie-derten Galerieraums für den Quartierskünstler bzw. die Quar-tierskünstlerin sowie einen monatlichen Zuschuss von 1 000 Euro zum Lebensunterhalt. Die Entscheidung über die Vergabe erfolgt durch eine Fachjury.

Kinderbücherei BahrenfeldNach Schließung der Öffentlichen Bücherhalle Bahrenfeld gründete sich 1997 der Verein Kinderbücherei Bahrenfeld BüBa e.V., um über ehrenamtliche Helfer zumindest eine Buchausga-bestelle vor Ort aufrecht erhalten zu können. Als Räume dienten zunächst einige gebrauchte Container. Nach und nach konnte das Angebot erweitert werden, beispielsweise um Lesungen mit Bastel-Angeboten, Bilderbuch-Kino und Autoren-Lesungen. Im Laufe der Jahre erwiesen die Container aber erhebliche Mängel auf, die sich über Reparaturen auch nicht mehr beheben ließen. 2014/2015 wurden daher mit Unterstützung der SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft neue Container angeschafft, um den Kindern vor Ort weiterhin ein umfangreiches und schönes Lese-angebot zu ermöglichen. Mehr unter: www.kinderbueba.de

Mobile Hindernisse für „Parkour Creation“Das Projekt „Parkour Creation“ wurde mit dem zweimillions-ten Euro der SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft gefördert. Das Projekt bietet Anfängern wie auch Fortgeschrittenen und Könnern Einführungen und Trainingsmöglichkeiten im Bereich Parkour. Der Verein baut zum einen mit seiner Parkour-Halle im Oberhafen den ersten mobilen Parkour-Park seiner Art in ganz Norddeutschland auf, ist aber auch flexibel in Schulen und bei Veranstaltungen mit seinen Hindernissen dabei. Schon an die 500 Kinder und Jugendliche haben bei den motivierten Trainern Parkour-Grundlagen erlernt. Die SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft hat das Projekt bei der Anschaffung von Hinder-nissen für die Halle und für mobile Outdoor-Aktionen in den Stadtteilen unterstützt. Mehr unter: www.parkour-creation.center

Dr. Sound im Einsatz – Kinderkonzerte in JenfeldWenn Kinder zu „Soundagenten“ werden, Hörzeitmaschinen unterwegs sind und Klangforscher Dr. Sound den Klängen des Alltags auf der Spur ist, – dann handelt es sich um die Kinder-konzerte „Dr. Sound im Einsatz“ der Stiftung Elbphilharmonie. Anders als zu vermuten, finden diese Konzerte direkt in fünf Hamburger Stadtteilen statt, beispielsweise in Jenfeld. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren werden dabei von Dr. Sound, dem fiktiven Klangforscher, zu „Soundagenten“ ausgebildet, die ihn bei der Suche nach Geräuschen des Alltags unterstützen.

Dr. Sound in der Laeiszhalle.Foto: Stiftung Elbphilharmonie/Matthias Mramor

Die SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft unterstützt die Kinderbücherei Bahrenfeld. Foto: SAGA GWG/Angela Pfeiffer

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Einfach anders. Einfach besser.

Stiftungen und Vereine

Die Klangstrolche in Billstedt.Foto: Stiftung Kulturpalast Hamburg/Natalie Prinz

Die SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft spendete mobile Hindernisse für das Projekt „Parkour Creation“. Foto: SAGA GWG/Thomas Duffé

Drei Konzerte in den jeweiligen Stadtteilen und das große Orchesterfinale mit den Hamburger Symphonikern in der Laeiszhalle verbinden dabei auf spielerische Weise den Alltag der Kinder mit klassischer Musik. Die Konzerte in Jenfeld 2015/2016 werden von der SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft gefördert. Mehr unter: www.elbphilharmonie.de/dr-sound.de

Die Klangstrolche„Klangstrolche“ ist ein Projekt des Billstedter „Kultur Palast Hamburg“ zur musikalischen Früherziehung und Förderung und richtet sich an Kinder im Alter von sechs Wochen bis sechs Jah-ren. Das Projekt läuft seit 2007 mit großem Erfolg, lief zunächst zwei Jahre lang „nur“ im Osten Hamburgs und wird seit 2009 erfolgreich auf weitere Hamburger Stadtteile ausgeweitet. Die Kinder nehmen mit ihren Kindergärten oder anderen Kinder-

einrichtungen regelmäßig an Musikkursen teil. Derzeit hat das Projekt rund 50 Kooperationspartner in den verschiedenen Stadtteilen, sodass über 1 200 Kinder momentan gefördert werden. Die SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft hat die Klang-strolche schon mehrfach unterstützt, beispielsweise bei ihrem „Kongress der Klangstrolche“. Mehr unter: www.klangstrolche.de h

Kontakt:

SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft Geschäftsführung Karin MüllerPoppenhusenstraße 222305 HamburgTelefon: 040 4 26 66 - 53 01E-Mail: [email protected]

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Thema

VON MARCEL FRATZSCHER

MARCEL FRATZSCHER ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschafts-forschung (DIW Berlin), Professor für Makroökonomie und Finanzen an der Humboldt-Universität zu Berlin, und Mitglied des Beirats des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Als unabhängiges Institut mit mehr als 300 Mitarbei-tern zählt das DIW Berlin zu den führenden Wirtschaftsforschungs instituten und Denkfabriken in Europa. Seine Kernaufgaben sind anwendungsorientierte Grund-lagenforschung und wirtschaftspolitische Beratung.

Das Ziel „Wohlstand für alle“ – das Credo Deutschlands Wirtschafts- und Sozialpolitik der vergangenen sieben Jahrzehnte – ist heute nur mehr eine Illusion. Deutschlands soziale Marktwirtschaft, in der die soziale Sicherung aller gewährleistet war, existiert nicht mehr.

„Die Zeiten ändern sich“ – so lautete der Titel des diesjährigen Zwischenahner Gespräches des vdw Niedersachsen Bremen. Aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln haben Experten die Lage ein- und die mögliche Entwicklung abgeschätzt. Vier von ihnen haben für das magazin einige der zentralen Überlegungen skizziert. Die Beiträge von Marcel Fratzscher, Alanus von Radecki, Alexander Künzel und Philipp Hübl lesen Sie auf den folgenden Seiten.

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Wohlstand für immer weniger

Die neue deutsche Marktwirtschaft zeigt ihr wahres Gesicht in einer hohen Ungleichheit. In kaum einem Industrieland der Welt sind vor allem Chancen, aber auch zunehmend Vermögen und Einkommen ungleicher verteilt als in Deutschland. Diese Ungleichheit stellt nicht nur ein gesellschaftliches, sondern ein massives wirtschaftliches Problem dar. Sie schwächt unser Wachstum, verhindert mehr Investitionen und bessere Jobs. Sie führt dazu, dass immer mehr Menschen in Deutschland in Armut leben und vom Staat abhängig sind. Sie reduziert die soziale und politische Teilhabe und gefährdet damit sowohl den gesell-schaftlichen Zusammenhalt als auch das Funktionieren unserer Demokratie. Und sie führt zu einem immer schärfer werdenden gesellschaftlichen Verteilungskampf – zwischen Armen und Reichen, Jungen und Alten, Frauen und Männern, Einheimischen und Flüchtlingen.

Dieser Schaden ist eine Realität, die Deutschland vor riesige Herausforderungen stellt. Die hohe Ungleichheit ist jedoch nicht durch den marktwirtschaftlichen Wettbewerb verursacht worden, sondern ganz im Gegenteil, durch eine Marktwirtschaft, die nicht funktioniert, in der es immer weniger Wettbewerb gibt und immer mehr Menschen ihrer Chancen beraubt werden.

Dieser Schaden betrifft nicht „nur“ die mit den geringsten Einkommen, Vermögen und Chancen, er verursacht Kosten, die alle tragen müssen. Wenn Menschen nicht die Chance haben, ihre Fähigkeiten und Talente zu entwickeln und einzubringen, entgeht dem ganzen Land ihr hohes Potenzial für die Wirtschaft und für die Gesellschaft. Ein Bekämpfen der Ungleichheit und ih-rer Auswirkungen liegt daher im Interesse aller, nicht nur einiger weniger.

Die fehlende Chancengleichheit ist Deutschlands größtes Problem. Es ist höchst ineffizient und kontraproduktiv, Men-schen ihrer Chancen und Möglichkeiten zu berauben, damit der Staat dann über Steuern und Sozialleistungen versucht, einen Teil dieses durch den Raub entstandenen Schadens wieder auszugleichen. Und: Freiheit hat keinen finanziellen Preis. Keine Leistung des Staates kann eine fehlende Chancengleichheit kompensieren.

Deutschland steht an einem Wendepunkt. In einer immer globaleren Welt werden wir unsere führende Position und un-seren Wohlstand nur dann behaupten können, wenn wir unser allerwichtigstes Kapital pflegen und hegen, und dies sind die Menschen. Nur wenn die Politik die Herausforderung annimmt, eine höhere Chancengleichheit zu schaffen, wird Deutschland seinen Wohlstand auch für seine Kinder und Enkelkinder bewah-ren können. Nur dann kann aus dem „Wohlstand für wenige“ wieder ein „Wohlstand für alle“ werden und vor allem auch „mehr Wohlstand“. Dass wir als Gesellschaft daran scheitern, ist ein Problem. Für uns alle. h

Aus: Marcel Fratzscher, „Verteilungskampf – Warum Deutschland immer ungleicher wird“, Hanser Verlag 2016.

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Stadtentwicklung

Transformation heutiger Städte zu mehr Nachhaltigkeit, Resilienz, Lebensqualität und Innovationskraft

Die Stadt als gesunder Organismus

Projektleiter Morgenstadt: City Insights, Fraunhofer IAO

Das Verbundforschungsprojekt »Morgenstadt: City Insights« (m:ci) ist ein partnerorientiertes Forschungs- und Umsetzungsvorhaben der Fraunhofer-Gesellschaft. Es zielt darauf ab, gemeinsam mit den Mitgliedern Innovationen für die Stadt von morgen vorauszudenken, zu

entwickeln und umzusetzen. Dabei gilt es zum einen, neue Märkte und Entwicklungspotenziale in städtischen Systemen für bestehende Produkte, Technologien und Systemlösungen aufzuzeigen und zu erschließen. Zum anderen geht es darum, bevorstehende Technologiesprünge und dis-ruptive Entwicklungen für die Stadt von morgen zu identifizieren und neue Produktsysteme und Geschäftsmodelle dafür zu konzipieren.

VON ALANUS VON RADECKI

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Stadtentwicklung

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Stadtentwicklung

Warum müssen Städte sich wandeln?

Städte stehen im 21. Jahrhundert im Zentrum multipler dynamischer Entwick-lungen globalen Ausmaßes: Ressourcen-verknappung, Bevölkerungswachstum und Klimawandel, aber auch steigender Wohlstand in Schwellenländern sowie demografische Verschiebungen wirken zunehmend als globale Treiber und zwingen uns zu radikalen Veränderungen in den Produktions- und Konsummustern, aber auch in unseren Lebensstilen. Nach Angaben der Organisation für wirtschaft-liche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verbrauchen Städte bereits heute 60 – 80 Prozent der globalen Energie-produktion und sind für einen ähnlichen Anteil der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich (OECD 2009), dabei sind sie für den weitaus größten Teil der globalen Wertschöpfung verantwortlich: zwischen 2010 und 2025 wird allein das BIP der 600 größten Städte weltweit um über 30 Billionen US-Dollar steigen und dabei über 60 Prozent des globalen

Wirtschaftswachstums ausmachen. Die Herausforderung besteht somit in der Entwicklung und Umsetzung von inno-vativen Technologien und Prozessen in Städten, die einerseits die Alltagsbedarfe von Menschen befriedigen, gleichzeitig aber radikal weniger Ressourcen und Energie verbrauchen als heutige Lösun-gen sowie nahezu keinen Abfall und keine Emissionen produzieren.

Allerdings existiert bis heute kein An-satz, der der Komplexität dieser Aufgabe auf Ebene einer gesamten Stadt gewach-sen wäre. Es gibt keine Formel für die Erschaffung nachhaltiger und resilienter Stadtsysteme, die Technologien, Struk-turen, Prozesse und Geschäftsmodelle miteinander in Beziehung setzt und eine Optimierung des Gesamtsystems ermög-licht. Hierfür lassen sich zwei Hauptgrün-de finden:• Traditionellerweise konzentrieren

sich Unternehmen und Institutio-nen (z.B. auch Stadtverwaltungen) auf die Optimierung von Einzelas-pekten und die Generierung von Sektor-spezifischen Lösungen zu

auftretenden Problemen – dies hat seine Korrespondenz in der Logik der funktionellen Ausdifferenzierung von Organisationen. Die hohe Komplexi-tät urbaner Systeme kann allerdings nicht mit dem konventionellen Ansatz der organisatorischen Ausdif-ferenzierung von Unternehmen und Institutionen in Sektoren und Ein-zeltechnologien begegnet werden, da Synergieeffekte und Interdepen-denzen auf der Systemebene stets mitgedacht werden müssen.

• Auf Seiten der Wissenschaft fehlen erprobte Methoden und Modelle, um die Effizienz von Städten im Sin-ne der Nachhaltigkeit zu messen, die lokalen Handlungsebenen auf Kohä-renz und Effektivität zu analysieren sowie Treiber und Hemmfaktoren zu identifizieren, die vor Ort am Werk sind.

Eine nachhaltige Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert muss auf Analysemodel-len und Konzepten aufbauen, die eine ganzheitliche Betrachtung urbaner Syste-me und Subsysteme mit der Entwicklung

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und Umsetzung lokal adaptierter sozio-technischen Innovationen verschränkt. Mit der Morgenstadt Initiative zeigt die Fraunhofer-Gesellschaft den Weg hierzu auf.

Die Morgenstadt Initiative

Die Fraunhofer »Morgenstadt Initiative« entstand im Jahr 2011 aus der „For-schungsunion Wirtschaft - Wissenschaft“ (vgl. Bullinger 2012) heraus, in der die Zukunftsprojekte der Hightech Strategie 2020 der deutschen Bundesregierung vo-rausgedacht und erarbeitet wurden.1 Als ein wesentlicher Baustein der Hightech-Strategie 2020 stellt das Zukunftsprojekt „Die CO

2-neutrale, energieeffiziente und

klimaangepasste Stadt“ den politischen Rahmen für die Transformation bestehen-der Städte in Richtung Energieeffizienz, Resilienz und Nachhaltigkeit. „Ziel der Hightech-Strategie ist es dabei, einen Leitmarkt für nachhaltige Stadtsysteme für die Zukunft zu schaffen, die Zusam-menarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu vertiefen und die Rahmen-bedingungen für Innovationen weiter zu verbessern.“2

Die Fraunhofer-Gesellschaft hat das Zukunftsprojekt „die CO

2-neutrale,

energieeffiziente und klimaangepasste Stadt“ von Anfang an unterstützt. Die »Morgenstadt-Initiative« ist ihr Beitrag zur ganzheitlichen Positionierung des komplexen Themas „Stadttransformati-on“ in den vielfältigen technologischen Disziplinen, aber auch im Bereich der sozio-ökonomischen Forschungsagenda

sowie in Fragen des Technologiemanage-ments.

Das Innovationsnetzwerk »Morgen-stadt: City Insights« verfolgt seit 2012 erfolgreich einen langfristigen Ansatz zur Transformation des Marktes für nach-haltige urbane Systemlösungen. In dem Netzwerk entwickeln zwölf Fraunhofer-Institute, gemeinsam mit Vorreitern aus Industrie und Kommunen, Demonstrato-ren und marktfähige Systemlösungen für eine nachhaltige und vernetzte Stadtent-wicklung. Das Netzwerk folgt dabei drei Phasen, über die sukzessive neue System-lösungen erprobt und neue Formen von öffentlich-privater Zusammenarbeit entwickelt werden.

• Phase 1 – Verstehen von urbanen Systemen

Mehr als 50 Fraunhofer Forscher von zwölf Instituten führten eine intensive Vor-Ort-Analyse in den sechs globalen Vorreiterstädten Freiburg, Kopenhagen, New York, Berlin, Singapur und Tokio durch. Über 100 „Best Practices“ aus acht urbanen Sektoren wurden hierbei in einer interdisziplinären Vorgehensweise auf ihre Erfolgsfaktoren analysiert. Das Forschungsergebnis identifizierte die Anforderungen der urbanen Märkte der Zukunft und definierte mit dem „Mor-genstadt Framework“ ein neues Analy-semodell zur zielgerichteten Entwicklung lokal adaptierter Nachhaltigkeitsstrate-gien für Städte.

• Phase 2 – Erstellung von nachhal-tigen urbanen Vorzeige-Projekten

Im Zeitraum 2014 – 2016 haben die Mitglieder des Innovations-Netzwerkes zahlreiche Pilot- und Vorzeige-Projekte angeschoben. Zusammen wurden 35 Projekte und Projekt-Ideen für eine ver-netzte und nachhaltige Stadtentwicklung aus dem Netzwerk entwickelt. Heute sind ca. 18 dieser Vorhaben in verschiedenen Stufen der Ausführung. Gemeinsam haben Morgenstadt-Partner dabei öffent-liche Gelder von mehr als 80 Millionen Euro im Jahre 2014 und 2015 wirksam eingesetzt. Hiervon entfiel der allergrößte Anteil auf EU-Projekte (Horizon 2020) im Bereich von „Smart Cities“.3

• Phase 3 – Skalierung und Marktfähigkeit

Urbane Systeminnovationen sind heute noch stark von einer öffentlichen Finanzie rung, bzw. Förderung abhängig. Mit zahlreichen Demonstrationsprojek-ten schafft das Morgenstadt Netzwerk

wichtige Technologiereferenzen, um die Risiken zukünftiger Investitionen in saubere und vernetzte urbane Technolo-gien zu minimieren. Zwischen 2016 und 2020 arbeitet das Innovationsnetzwerk »Morgenstadt: City Insights« an neuen Geschäftsmodellen, Finanzierungs-Instru-menten und Betreiberkonzepten, über die letztendlich eine marktbasierte Tragfähig-keit nachhaltiger und vernetzter urbaner Systemlösungen erzielt werden soll.

In der Morgenstadt Initiative werden Städte als komplexe adaptive Systeme (CAS)4 verstanden, offene, evolutionäre Systeme, die aus einer Vielzahl an inter-agierenden Subsystemen bestehen. In der generellen Definition bestehen CAS aus einer Vielzahl adaptiver Agenten, deren Interaktionen in komplexen, nicht-linea-ren dynamischen Entwicklungen resultie-ren (vgl. Brownlee 2007).

Die Betrachtungsebenen der Mor-genstadt wurden im Vorfeld auf acht Sektoren begrenzt. Diese sind Energie, Mobilität, Gebäude, Sicherheit, Informa-tions- und Kommunikationstechnologien (IKT), Urban Governance, Produktion & Logistik sowie urbane Wasserinfrastruk-tur. Insgesamt haben sich 11 Fraunhofer-Institute (FhI) an dem Forschungsprozess »Morgenstadt: City Insights« beteiligt, wobei jedem Sektor mindestens ein FhI zugeordnet wurde, pro FhI aber teilwei-se auch mehrere Sektoren abgedeckt wurden.

Das Morgenstadt Framework

Über die Datenerhebung und Analysen in den sechs Vorreiterstädten wurde eine empirische Datengrundlage erzeugt, welche für die Entwicklung eines multi-dimensionalen Analysemodells für eine nachhaltige Stadtentwicklung herange-zogen werden konnte. Grundlage für die Herangehensweise war die Systemtheo-rie, welche wiederum als Sammelbegriff für eine Vielzahl an Theoriegebäuden aus unterschiedlichen Fachdisziplinen dient: Kybernetik, Kommunikationstheorie, Chaos-Theorie, Komplexitätstheorie, Sys-temtheorie – allen ist gemein, dass an die Stelle linearer kausaler Erklärungen und isolierter Objekte zirkuläre Erklärungen und Relationen zwischen Objekten treten (vgl. Simon 2006). „Systemdenken“ ist die Disziplin, die zur Beschreibung und zur Identifikation von Systemen, System-elementen und ihrer Wechselwirkungen dient (vgl. Senge 2011 und Meadows 2008).

Stadtentwicklung

1

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P R O J E C T P H A S E 2 0 1 6 – 2 0 1 7

City of the Future

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StadtentwicklungStadtentwicklung

Das Morgenstadt Modell soll dabei folgende Ebenen adressieren5:

Ebene 1: Nachhaltigkeitsmessung von Städten»Wie kann die Effizienz einer Stadt im Hinblick auf Nachhaltigkeit gemessen und bewertet werden?«

Ebene 2: Bewertung der Nachhaltig-keitsausrichtung der Stadt»Wie kann die Akteurs- und Handlungs-ebene einer Stadt mit Blick auf eine nach-haltige Entwicklung erhoben und mit der Nachhaltigkeits-Performanz abgeglichen werden?«

Ebene 3: Identifikation und Bewertung spezieller lokaler Einflussfaktoren»Wie können lokale Treiber und Hemm-nisse einer nachhaltigen Entwicklung identifiziert und mit der Akteurs- und Handlungsebene abgeglichen werden?«

Dabei sollen sowohl Technologie-Sek-toren (Energie, Mobilität, Produktion & Logistik, Gebäude, Wasserinfrastruktur, Entsorgung, IKT und Sicherheit) berück-

sichtigt und miteinander in Bezug gesetzt als auch die vorgelagerte Planungsebene sowie die Governance einer Stadt adres-siert werden.

Das Morgenstadt Framework setzt sich somit aus drei wesentlichen Analyse-tools zusammen:

1. Ein Indikatoren Set: 106 messbare, kategorisierte Indikatoren, die mit euro-päischen und „Best in Class“ Benchmarks versehen sind, zeigen an, in welchen Bereichen besonders hoher Handlungs-bedarf für die Stadt besteht.

2. Ein „Action & Response Framework“: Dies ist ein umfassendes Handlungsmodell, welches auf den drei Ebenen Management, Strategie und Technologie aufzeigt, welche Maßnah-men in Städten erfolgen müssen, um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen oder zu verstärken. Ein Assessment-Instrument sorgt dafür, dass die lokale Ausprägung eines jeden Handlungsfeldes in einer beliebigen Stadt über ein Set an Fragen erhoben werden kann.

3. Eine Sensitivitätsanalyse: Über eine interviewbasierte Datenerhebung können wichtige individuelle Faktoren einer Stadt identifiziert und systematisch in einen Systemzusammenhang gestellt werden, der die jeweilige Relevanz für die nach-haltige Entwicklung der Stadt aufzeigt.

Wirklich aussagekräftig und strategisch handlungsleitend wird das Modell allerdings erst, wenn diese drei Analyse-ebenen miteinander verknüpft und aufeinander bezogen werden. Bei den Morgenstadt Framework handelt es sich um ein generisches Modell, das prinzipiell auf alle Städte, die einen entsprechenden Entwicklungsstand erreicht haben, an-gewandt werden kann. Als Ergebnis der Anwendung des Analysemodells auf eine konkrete Stadt liegen anschließend vor:

1. Die kritischen und halb-kritischen Werte des Indikatorensystems. Hierüber wird aufgezeigt, in welchen konkreten Bereichen die Stadt quantifizierbar und nachweislich eine geringe Performance im Sinne einer nachhaltigen Stadtent-wicklung zeigt, also wo konkreter Hand-lungsbedarf besteht. ­g

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Stadtentwicklung

2. Die 10 – 15 wichtigsten Handlungs-felder bei denen sowohl die Wirkungs-relevanz, als auch der Handlungsbedarf hoch sind. Sie geben Aufschluss darüber, welche Bereiche adressiert und wohin Investitionen kanalisiert werden müssen, um die Nachhaltigkeitsperformance der Stadt signifikant zu verbessern.

3. Die Wirkfaktoren, die den ermittelten Handlungsfeldern über die Kategorien zugeordnet werden. Sie zeigen an, wie die betreffenden Handlungsfelder im konkreten Fall ausgestaltet und in Maß-nahmen überführt werden müssen, damit eine erfolgreiche Umsetzung unter den lokalen Umständen erfolgen kann.

Über diese drei Ebenen lassen sich individuelle Strategien und Handlungs-Roadmaps für Städte ableiten, die sowohl durch ein generisches Analysemodell belegt als auch auf die individuellen Vo-raussetzungen der Stadt angepasst sind. Die Ableitung von Maßnahmen aus dem Analysemodell kann allerdings nur vor dem Hintergrund einer konkreten Stadt erfolgen.

Ein Praxisbeispiel aus der Morgenstadt

Das hier beschriebene Analysemodell wurde als „Morgenstadt Modell“ im Rahmen des Innovationsnetzwerks »Mor-genstadt: City Insights« an Hand der tschechischen Hauptstadt Prag evaluiert. Zwischen April 2015 und September 2015 wurde die Analyse der Nachhaltig-keitsperformance von Prag durch ein in-terdisziplinäres Fraunhofer Expertenteam sowie ein lokales Spiegelteam durchge-führt. Zischen September und November 2015 wurde hierauf aufbauend eine Roadmap für die nachhaltige Entwicklung von Prag entwickelt. Mit dem „Prague Institute of Planning“ (IPR) hat die Stadt Prag ein eigenes Stadtplanungs-Institut, das als 100%iges Tochterunternehmen der Stadt für die Planung und strategi-sche Entwicklung der Stadt zuständig ist. Das City Lab Prag startete mit einem Kick-Off Event im März 2015. Hierbei wurde das Vorhaben allen wesentlichen Stakeholdern der Stadt vorgestellt und – im Anschluss – das Spiegelteam definiert.

Zwischen April und Juni 2015 wurden die Daten für die Indikatoren und die Hand-lungsfelder erhoben und in die Morgen-stadt Datenbank eingetragen. Vom 8. bis 19. Juni 2015 fand der Einsatz vor Ort statt, bei dem insgesamt 55 Interviews mit lokalen Entscheidern und Verantwortungsträgern durchgeführt wurden. Bis August 2015 wurde das Nachhaltigkeitsprofil von Prag erarbeitet und eine Reihe an potenziellen Maß-nahmen vorgeschlagen. Eine intensive Diskussion der Maßnahmen fand im Rah-men eines großen Workshops mit über 80 Teilnehmern am 24. September 2015 statt. Die finale Roadmap für ein nach-haltiges Prag wurde im Rahmen einer Abschlussveranstaltung am 6. April 2016 an die Bürgermeisterin Adriana Krnác̆ ová überreicht.

Durch die Erkenntnisse, die im »Morgenstadt: City Insights« Netzwerk erbracht werden, soll dazu beigetragen werden, dass die Transformation heutiger Städte zu mehr Nachhaltigkeit, Resilienz, Lebensqualität und Innovationskraft bedarfsorientiert gestaltet wird. Städte sollen einen gesunden Organismus dar-stellen, der zukunftsfähig hinsichtlich der bereits geschilderten und noch kommen-den Herausforderungen wird und bleibt. Die Fraunhofer Gesellschaft zielt darauf ab, gemeinsam mit den Mitgliedern Innovationen für die Stadt von morgen vorauszudenken, zu entwickeln und umzusetzen. h

Literatur_Bullinger, Hans-Jörg (2012): Morgenstadt. München: Hanser.

_Kalisch, Dominik; Schatzinger, Susanne; Braun, Steffen; von Radecki Alanus

(2012): Morgenstadt: City Insights. A Research Approach for Systems Research

in Urban Development. REAL CORP 2013.

_Brownlee, Jason (2007): Authoritarianism in an Age of Democratization.

Cambridge: Cambridge University Press.

_Meadows, Donella (2008): Thinking in systems: a primer. London: earthscan.

_OECD (2009): Governing Regional development policy: the use of perfor-

mance indicators. Paris.

_Senge, Peter (2011): Schools that learn: A fifth discipline fieldbook for

educators, parents,and everyone who cares about education. New York, NY:

Doubleday.

_Simon, Fritz (2007): Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus.

Heidelberg: Carl Auer Verlag.

1_ Die zehn Zukunftsprojekte der Hightech-Strategie 2020 der Bundesregie-

rung sind: 1. Die CO2-neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt,

2. Intelligenter Umbau der Energieversorgung, 3. Nachwachsende Rohstoffe

als Alternative zum Öl, 4. Krankheiten besser therapieren mit individualisierter

Medizin, 5. mehr Gesundheit durch gezielte Prävention und Ernährung, 6.

Auch im Alter ein selbstbestimmtes Leben führen, 7. Nachhaltige Mobilität,

8. Internetbasierte Dienste für die Wirtschaft, 9. Industrie 4.0, 10. Sichere

Identitäten.2_ http://www.morgenstadt.de/de/morgenstadt-initiative.html3_Hierzu zählen EU H2020 Projekte wie „Triangulum“, „SmarterTogether“,

ESPRESSO oder Smart Urban Services.4_Complex adaptive Systems = „CAS“. 5_Weitere Informationen zum theoretischen Ansatz siehe Kalisch et al 2012.

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Quartier

Der demografische Wandel gelingt im Quartier – oder gar nicht. Gewöhnlich wird der demografische Wandel in Deutschland einseitig auf die Frage der Zunahme älterer, pflegebedürftiger Personen reduziert. Die gesellschaft-lich wahrscheinlich wichtigere Entwicklung, nämlich die dramatische Schrumpfung von Menschen im Berufsleben, wird dabei sträflich übersehen. Für die jetzt beginnende Phase des Renteneintritts der sogenannten Baby-Boomer – und des Berufseintritts der geburtenschwachen Jahr-gänge – gilt die dramatische Formel „Aus 2 wird 1“. D. h. im Durchschnitt über alle Berufsfelder: Wenn wir einen neuen Berufseinsteiger begrüßen dürfen, verabschieden wir gleichzeitig zwei langjährige Mitarbeiter/innen in den Ruhestand.

Was heißt das für die Organisation von Pflege, Teilhabe und Wohnen älterer Menschen? Auch hier unterscheidet sich die gängige Antwort grundsätzlich von der wirklich notwendigen Entwicklungsperspektive. Die gängige Antwort - insbesondere der sogenannten Pflegeheimlobby – heißt Ausbau stationärer Einrichtungen! Dabei wird ein Zuwachs in wenigen Jahren bis 2030 von bis zu 300 000 Pflegeheimplätzen gefordert! Unter-stützt wird diese Wachstumsstrategie noch durch scheinbar attraktive Renditekonstruktionen – Pflegeheime werden nach dem WEG-Bestimmungen in einzelne Pflegezimmer parzelliert, die für über 100 000 Euro verkauft, mit einer fragwürdigen Miet-garantie unterlegt werden und die angeblich risikofrei mindes-tens fünf Prozent Rendite bringen. Spätestens hier ist die seriöse Wohnungs wirtschaft gefordert, auch öffentlich mahnend den Finger zu heben und wirklich zukunftsfähige Konzepte für Woh-nen und Pflege im Quartier zu präsentieren und auszubauen.

Der eingangs geschilderte dramatische Rückgang der Be-schäftigung führt nach Prognosen der Bertelsmann Stiftung mit der Universität Bremen, Prof. Heinz Rothgang, zu einer Pflege-personallücke von mindestens 500 000 Stellen. Wer vor diesem Hintergrund den weiteren Ausbau der personalintensivsten Ver-sorgungsform „stationäre Pflege“ empfiehlt, forciert den Weg in das pflegepolitische Chaos!

Zukunft Quartier

VON ALEXANDER KÜNZEL

Vorstandsvorsitzender Bremer HeimstiftungSprecher Netzwerk SONG (Soziales neu gestalten)

Die große Pflegepolitik in Berlin lenkt dankenswerter Weise in eine andere Richtung – sie empfiehlt den Ausbau ambulan-ter Versorgungssysteme in intelligenter Verknüpfung mit etwa Tagespflege und Pflege-Wohngruppen. In diese Richtung zielt auch die Grundlagenarbeit des Netzwerks SONG (Soziales neu gestalten) – nämlich ausdrücklich in enger Kooperation mit den Wohnungsbaugesellschaften die Demografie – und damit auch die Pflegefreundlichkeit – der Quartiere zu stärken. Inzwischen gibt es landauf, landab überzeugende Beispiele, wie die Kom-bination aus barrierearmen Wohnraum mit Generationentreff, Pflege-Wohngemeinschaft, Beratungsstelle und Angebot von ambulanter Pflege, im Ergebnis das Engagement der Zivilgesell-schaft beflügelt und dem Wunsch der meisten Menschen nach Verbleib im angestammten Quartier nachkommt.

Das heißt zugleich, dass die Wohnungswirtschaft bei der nach-haltigen Bewältigung des demografischen Wandels und bei der Stärkung der Quartiere im Sinne einer Gemeinwesenentwicklung in vorderster Reihe mitzuspielen hat. Hier gilt es, intelligente Kooperationen zwischen Anbietern pflegerischer und betreue-rischer Leistungen, zwischen kommunaler Beratung und auch baulicher Qualifizierung der Standorte zu finden.

Zwei Leuchtturmprojekte in Bremen, nämlich das Stadtteilhaus Kattenturm in Kooperation von Brebau, Bremer Heimstiftung und vielen, vielen anderen Partnern, sowie das Stadtteilhaus OTe der GEWOBA in Tenever, zeigen, wie gezielte Investitionen in Großsiedlungen zu einer beachtlichen Verbesserung der Lebens-situation, aber auch der Quartiersstabilität führen können. Dies wird der Weg der nächsten Jahre sein. Als Richtschnur können dabei folgende Fragestellungen gelten:

• Wie viel Normalitätsbezug und Generationenkontakt sind möglich?

• Wie hoch ist die Zivilquote, das meint das Engagement nicht-professionell Betreuender?

• Steht das primate Wohnen im Vordergrund?• Ist die Kooperation von Wohnungsbaugesellschaften

mit anderen Quartiersakteuren stabil abgesichert?• Gibt es dauerhaft einen professionelles Quartiers-

management? h

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Der vernünftige Blick in die Zukunft. Über Selbstkontrolle und langfristiges Denken

Von Prof. Dr. Philipp Hübl

Der schwache Wille Im antiken Griechenland vor 2400 Jahren hat sich Sokrates auf dem Marktplatz von Athen mit jungen Männern getroffen, um über philosophische Themen wie Tugend oder Gerechtigkeit zu diskutieren. So beschreibt das Platon in seinen Dialogen, die zu den ältesten Texten der Philosophie zählen. Im Dialog Pro-tagoras spricht Sokrates über unsere Handlungen und über die „akrasia“, die man heute als „Willensschwäche“ übersetzt (im Englischen lautet das Fachwort „incontinence“, ein Ausdruck, der sich im Deutschen aus naheliegenden Gründen nicht durch-gesetzt hat).

Sokrates’ Analyse von Willensschwäche wird heute meist so paraphrasiert: „Kein vernünftiger Mensch tut das, was er nicht tun sollte, wenn er die Möglichkeit dazu hat“. Ein Beispiel: Neh-men wir an, ich will auf meine Linie achten. Beim Kaffeekränz-chen meiner Großmutter habe ich schon genug gegessen. Sie bietet mir ein weiteres Stück selbstgebackenen Käsekuchen an. Ich weiß, dass es besser wäre, nicht noch mehr Süßes zu mir zu nehmen. Alles spricht dafür, das Stück abzulehnen. Dann nehme ich den Teller entgegen und esse das Stück auf. Ein klarer Fall von Willensschwäche, denn ich habe „wider mein besseres Wis-sen“ gehandelt.

Im Alltag sind wir gelegentlich in dieser Weise willensschwach, denn wir tun Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie besser nicht tun sollten. So gesehen ist Willensschwäche irrational – sie ist eine Form von Unvernunft.

Dieses Bild von Willensschwäche als unvernünftiges Handeln ist in der Philosophie bis heute einschlägig. Schaut man sich allerdings die Forschung in der Psychologie an, spricht viel da-für, den Begriff „Schwäche“ in „Willensschwäche“ ernst zu nehmen. Wenn es Willensschwäche gibt, muss es natürlich auch Willensstärke geben. Meine These lautet, dass Willensstärke, oder „Selbstkontrolle“ wie Psychologen oft sagen, eine Form der Aufmerksamkeitskontrolle ist. Wir lernen das schon als Kinder und können uns darin durch Training noch verbessern.

Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart. Er forscht in der Philosophie des Geistes, Hand-lungstheorie, Sprachphilosophie, Metaphysik und Wissenschaftstheorie. Hübl wurde 1975 in Hannover geboren, studierte in Berlin, Berkeley, New York und Oxford und lebt jetzt in Stuttgart und Berlin. Er war Referent beim diesjährigen Zwischenahner Gespräch des vdw Niedersachsen Bremen.

Kurzfristiger Spaß oder langfristiger Nutzen?

Die meisten großen Entscheidungskonflikte kann man auf eine einfache Formel bringen: kurzfristiger Spaß oder langfristiger Nutzen? Die kurzfristige Triebbefriedigung steht nämlich oft im Widerspruch zu unseren langfristigen Plänen: Der Kuchen jetzt verspricht Genuss, aber langfristig droht eine Verengung der Herzkranzgefäße. Computerspiel jetzt, dafür schlechte Abiturno-ten nächstes Jahr? Rauchen jetzt, dafür Lungenkrebs im Alter?

Selbst wenn wir wissen, dass es im Leben auf Selbstkontrolle und Triebverzicht ankommt, neigen wir dazu, unser Leben zu steil „abzuzinsen“, wie die Ökonomen sagen. Wir nehmen den momentanen Genuss zu wichtig und denken nicht langfristig genug. Ein gutes Beispiel dafür ist die Pflicht zur Krankenver-sicherung: Kaum jemand würde in seinen Zwanzigern 600 Euro monatlich zurücklegen, weil er damit rechnet, im Alter von 75 Jahren pflegebedürftig zu sein.

Um langfristig vernünftig zu handeln, benötigen wir daher zweierlei: Einerseits Willensstärke, um uns gegen unmittelbare Impulse abzuschirmen, und andererseits ein Bild der Zukunft, mit dem wir Ablenkungen und Verlockungen antizipieren. Dabei ist, so meine These, die bewusste Kontrolle der Aufmerksamkeit zentral.

Vom Marshmallow zum Lebensglück

Die erste Form von Selbstkontrolle zeigt sich schon in der frühen Kindheit. Das hat der US-Psychologe Walter Mischel in seinem berühmten Marshmallow-Versuch Ende der sechziger Jahre in den USA gezeigt. Dazu untersuchte er das Verhalten von Kin-dern im Alter zwischen drei und zehn Jahren in seinem Labor. In einem fensterlosen Raum lag vor ihnen ein Marshmallow, eine Süßigkeit, die auch als „Mäusespeck“ bekannt ist. Mischel sagte den Kindern: „Dieser Marshmallow gehört dir. Du kannst ihn gerne essen. Aber wenn du es schaffst, ihn 15 Minuten nicht anzurühren, bekommst du noch einen zweiten.“ Die scheinbar leichte Aufgabe stellte die Kleinen vor eine Herausforderung, denn 15 Minuten ohne Ablenkung sind für Kinder eine halbe Ewigkeit.

Zukunft

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Zukunft

Die Kinder reagierten ganz unterschiedlich. Einige schnupper-ten am Marshmallow, nahmen ihn in den Mund, legten ihn zu-rück, andere leckten vorsichtig daran. Viele scheiterten allerdings vor Ablauf der Zeit. Kinder unter vier Jahren bestehen den Test fast nie. Je älter sie werden, desto leichter fällt ihnen allerdings die Selbstbeherrschung. Interessanterweise verwendeten die er-folgreichen Kinder immer dieselbe Technik: Sie lenken aktiv ihre Aufmerksamkeit um. Ein Mädchen stellte sich die Süßigkeit als Wolke vor; ein Junge zog sich die Sandalen aus und spielte auf seinen Zehen Klavier.

Der entscheidende Teil des Versuchs begann allerdings erst später. Mischel hat die Lebenswege der Kinder bis heute ver-folgt. Dabei stellte sich heraus, dass die disziplinierten Kinder als Erwachsene in glücklicheren Beziehungen lebten als die unbe-herrschten Kinder, außerdem hatten sie in ihrem Leben weniger Drogen zu sich genommen, konnten besser mit Stress umgehen und verdienten mehr Geld. Andere Langzeitstudien haben das inzwischen bestätigt.

Was bedeutet dieses Ergebnis für die Selbstkontrolle? Wer seine Aufmerksamkeit fokussieren kann, ist gegen unmittelbare Verlockungen gefeit und auf Dauer zufriedener und erfolgrei-cher.

Zirkeltraining für die Aufmerksamkeit

Die aktive Aufmerksamkeitskontrolle bildet die erste Stufe der Selbstkontrolle, doch es gibt noch weitere Möglichkeiten. Die gute Nachricht lautet: Wer eher zur Willensschwäche neigt, kann Selbstkontrolle lernen. So hat der US-Psychologe Roy Baumeister gezeigt, dass die aktive Aufmerksamkeit wie ein Muskel funktioniert. Bei langen Konzentrationsaufgaben ver-brauchen Probanden mehr Kalorien als die entspannte Kontroll-gruppe und sind danach körperlich erschöpft. Gleichzeitig kann man den „Aufmerksamkeitsmuskel“ trainieren. Wir werden nämlich ausdauernder, wenn wir die Aufmerksamkeit täglich dauerhaft erhöhen. Baumeister gab dazu seinen Studenten Auf-gaben für längere Zeiträume. Die Probanden sollten während des Tages die Kalorien ihrer Ernährung aufschreiben und nicht mehr fluchen – für amerikanische Studenten eine echte Heraus-forderung.

Schon nach wenigen Wochen war ein Effekt erkennbar. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe hielten die trainierten Studen-ten jetzt bei Konzentrationsübungen deutlich länger durch, hatten bessere Noten, rauchten weniger und schätzten sich selbst als zufriedener ein.

Das deutet darauf hin, dass wir Selbstkontrolle trainieren können. Doch was tun wir, wenn auch das nicht hilft? Wenn die Verlockungen der Konsumindustrie einfach zu mächtig sind? Auch auf diese Frage findet man eine Antwort in der psycho-logischen Forschung. g

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Das Odysseus-Prinzip

Auf seinen Irrfahrten durchs Mittelmeer näherte sich das Schiff des Odysseus der Insel der Sirenen. Odysseus wusste, dass niemand ihrem Gesang widerstehen konnte. Weil er dennoch neugierig war, ließ er die Ohren seiner Männer mit geschmolze-nem Wachs verschließen und sich selbst an einen Mast fesseln. So schützte er sich davor, dem Drang nachzugeben, von Bord zu springen und zu den Sirenen zu schwimmen, als er ihre lieb-lichen Stimmen vernahm.

In der Psychologie nennt man die vorausschauende Selbstkon-trolle daher auch das Odysseus-Prinzip. Wenn wir damit rechnen müssen, in der Zukunft willensschwach zu werden, können wir das im Voraus in einem Moment der Kontrolle verhindern. Typi-sche Alltagsbeispiele sind: den Wecker weit entfernt vom Bett aufstellen oder nicht mit leerem Magen einkaufen.

Unter dem Stichwort „Nudging“, also „Stupsen“, finden diese Techniken inzwischen auch gesellschaftspolitische Anwendung, nämlich indem man Menschen nicht mit Verboten, sondern durch eine Veränderung der Anreizstruktur behutsam steuert.

Ein anschauliches Beispiel ist die Anschnallpflicht, die man mit Strafandrohung schwerer durchsetzen kann als mit einem nervtötenden Piepton, wenn der Fahrer den Gurt nicht anlegt. In öffentlichen Kantinen ist ein kleiner Stupser ebenfalls sinnvoll. Da wir routiniert zu dem greifen, was wir als erstes sehen, sollte man Obst und Joghurt auf Augenhöhe präsentieren und Sahne-torten am Rand des Sichtfeldes verstecken.

Ein Beispiel aus der Politik ist eine Maßnahme im US-Bundes-staat Wisconsin. Weil in den ländlichen Gegenden dort Betrun-kene viele Unfälle bauen, haben Kommunen einen Limousinen-Service eingerichtet. Für nur 15 Dollar werden Feierfreudige am Wochenende von einem Fahrer abgeholt und die ganze Nacht von Bar zu Bar chauffiert. In den letzten 10 Jahren konnten Hochrechnungen zufolge so 140 Unfälle und 6 Todesfälle ver-hindert und gleichzeitig Kosten in Höhe von 30 Millionen Dollar eingespart werden.

Mit staatlichen Stupsern zum Glück

Nicht alle Rechtstheoretiker stehen dem Nudging positiv gegen-über. So sagt der ehemalige Verfassungsrichter Udo Di Fabio in einem Interview mit dem Spiegel: „Lockung, Verführung und un-bemerktes Einwirken auf die Psyche sind etwas für Werbeagen-turen, nichts für den Rechtsstaat“, Politiker würden uns sonst zu „verhaltenstechnisch gelenkten Versuchsobjekten“ machen.

Diese Kritik übersieht zwei wichtige Punkte: Erstens widerspre-chen Anreize nicht dem demokratischen Ideal von Transparenz und Freiheit, solange sie offen und erkennbar propagiert wer-den. Zweitens, und das ist viel entscheidender: Jeder Status Quo bringt ja seine Anreizstruktur schon mit.

So zeigen unzählige Beispiele, dass in Deutschland einiges schiefläuft. Zum Beispiel sind im Jahre 1995 etwa 12 000 Deut-sche gestorben, weil es nicht genug Organspender gab. Die Mehrheit der Bevölkerung spricht sich zwar für die Organspen-de aus, aber nur etwa zwölf Prozent haben einen Ausweis. In Frankreich oder Ungarn hingegen sind 99,9 Prozent aller Bürger Organspender – und zwar per Gesetz. Wer das aus religiösen oder anderen Gründen nicht will, muss ausdrücklich widerspre-chen. Da es uns leichter fällt, den Status Quo zu akzeptieren, als vom Normalfall abzuweichen, sind viele Deutsche entgegen ihrer moralischen Überzeugung keine Organspender. Wendet man das Odysseus-Prinzip hier an, spricht viel dafür, die Anreizstruktur zu ändern und sich in solchen Fällen auch politisch an den Mast binden zu lassen.

Die Politik ist zwar für das langfristige Wohl ihrer Bürger zu-ständig, aber natürlich selbst anfällig für kurzfristiges Denken. Hier lautet die Devise nicht „Kuchen jetzt, Herzleiden später“, sondern eher „Wahlen jetzt, demografischer Wandel später“. So haben Bund und Länder trotz Forderungen der Wissenschaft über Jahrzehnte zu wenig in den sozialen Wohnungsbau inves-tiert, obwohl schon früh abzusehen war, dass es in Zukunft im-mer mehr Studenten, Singles und Kleinfamilien geben würde.

Hier müsste es eine Art parteiunabhängiges Gremium für langfristige unpopuläre Entscheidungen geben, dass zum Bei-spiel in Bildung investiert wird, weil sie die höchste Verzinsung hat, selbst wenn sich das erst Jahrzehnte später auszahlt. Dieses Gremium bleibt natürlich bisher eine akademische Phantasie, ein Blütentraum. Viele Argumente sprechen jedenfalls dafür, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. h

Der Untergrund des Denkens Eine Philosophie des Unbewussten Eine grundlegende philosophische Analyse unbewusster Vorgänge

Unser Bewusstsein ist das größte Rätsel der Wissenschaft: Wir bestehen aus Milliarden von Molekülen, die weder denken noch fühlen können – und doch machen sie zusammen unsere Persönlichkeit und unser subjektives Erleben aus. Das Un-bewusste ist ebenso rätselhaft; was dort passiert, kann niemand so genau sagen. Wie bestimmen unbewusste Eindrücke, Wünsche und Informationen unser Denken, Fühlen und Handeln? Die gute Nachricht: Wir sind die Herren im eigenen Haus, auch wenn wir manchmal nicht wissen, wer im Keller umherschleicht. Die schlechte Nachricht: Wir überschätzen manchmal unseren Einfluss und reden uns fälschlicherweise ein, wir hätten gute Gründe für unsere Taten.

Der Philosoph Philipp Hübl entlarvt den Mythos von der Macht des Unbewussten – er zeigt, wie Vernunft und kontrollierte Aufmerksamkeit uns vor Manipulation schützen. Ein ebenso grundlegendes wie provozierendes Buch.“

(erschienen im Rowohlt-Verlag)

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Neues Verbandsmitglied:

M it Leidenschaft entwickelt, baut und

bewirtschaftet das hanno-versche Familienunterneh-men Wohn- und Lebens-raum. Von Wohnungen unterschiedlicher Größe für jedes Einkommen bis zum Reihenhaus zur Miete reicht das vielfäl-tige Angebot. Gundlach stellt sich den aktuellen

Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt. In den nächsten Jahren entstehen für das Wohnungs unternehmen durch Neubau rund 75 zusätzliche frei finanzierte als auch öffentlich geförderte Wohnungen. Gemein-sam mit Partnern wie dem Diakonischen Werk stellt Gundlach 175 Räume/Plätze zum Wohnen und Arbeiten für besondere Gruppen wie Haftentlassene, Obdachlose und Behinderte zur Verfügung. Zwei ehemalige Seniorenwohnheime beherbergen Flüchtlinge. Im Jubiläumsjahr 2015 haben alle Mitarbeiter in Eigenleistung einen Bungalow modernisiert und umgebaut – für einen Träger, der an der sozialen Integration jugendlicher Flüchtlinge arbeitet. Die Gundlach Stiftung unterstützt kulturelle und soziale Projekte. Einen Überblick über die umfangreichen Projekte und Ziele gibt der regelmäßig erscheinende Nachhaltig-keitsbericht – erstmalig veröffentlicht im Jahr 2000.

Gundlach bekennt sich zu ökologisch und gesellschaftlich verantwortungsvollem Handeln. Mitarbeiter genießen Vertrau-ensarbeitszeit, Fitness und Fortbildung. Als verlässlicher Partner ist Gundlach bestrebt, Kunden ein Höchstmaß an Kompetenz und Fairness entgegenzubringen. Bei der Verwaltung fremder Immobilien setzt Gundlach mit einer Geld-zurück-Garantie auf umfassende Kundenzufriedenheit.

Im Wohnungsbestand wurde bis 2015 bereits 37,3 Prozent CO

2-Minderung erzielt. Bis 2020 sind 40 Prozent (Bezugsjahr

1990) geplant. Zwei firmeneigene Windräder und zahlreiche Fotovoltaikanlagen erzeugen mehr Ökostrom als das Unter-nehmen selbst verbraucht.

Neue Bautechniken und -materialien werden erprobt. Inno-vative Modelle des Zusammenlebens soll ein aktuelles Projekt realisieren, das Grundrisse zugunsten von Gemeinschaftsflächen minimiert, um Mietkosten zu reduzieren und das Miteinander zu fördern.

Seit vielen Jahren arbeitet Gundlach aktiv für die Interessen der Wohnungswirtschaft mit – wie etwa in der hannoverschen ArGeWo (Arbeitsgemeinschaft der Wohnungsunternehmen in der Region Hannover).

Als Partner der regionalen Wohnungswirtschaft in Hannover realisiert das Bauunternehmen vom Mehrfamilienhaus, über Reihenhäuser bis zum Wohnquartier vielfältige Bauvorhaben.

Das Bauträgergeschäft rundet das Angebot ab. Neben ge-werblichen Projekten entstehen jährlich ca. 70 bis 90 Eigentums-wohnungen und Reihenhäuser. h

Gundlach – leidenschaftlich vielfältig

HANNOVER. Das hannoversche Familienunternehmen Gundlach ist seit kurzem Mitglied im vdw Niedersachsen Bremen. Hier ein Kurzporträt des Unternehmens mit den wichtigsten Daten und Fakten im Überblick.

Die Firmengruppe Gundlach:Gegründet: 1890Wohnungsunternehmen: rund 4 000 MietwohnungenHaus- und Grundstücksverwaltung: rund 2 300 EinheitenBauträger: Umsatz 46,3 Mio. in 2015Bauunternehmen: 28,7 Mio. in 2015Mitarbeiter: 170

www.gundlach-bau.dewww.facebook.de/gundlach-bau

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vdw

Wer hätte das von Wolfsburg gedacht?

T eile der Wolfsburger Stadtgeschichte müssen vermutlich neu geschrieben werden. Bei vorbereitenden Arbeiten zur Erschließung des Neubaugebietes Steimker Gärten

wurden einwandfreie Hinweise gefunden, die darauf hindeuten, dass dieses Fleckchen Erde auch ohne das Volkswagenwerk für Menschen so attraktiv gewesen sein muss, dass sie sich dort niederließen. Und zwar deutlich vor 1938 – nämlich so etwa vor 2 500 Jahren. Nicht ohne lokalen Enthusiasmus vermeldet Volkswagen Immobilien, Auftraggeber für die fachkundigen archäologischen Voruntersuchungen, in einer Mitteilung: „Mit

diesen Siedlungsspuren ist der erste sichere Nachweis eisenzeit-licher Besiedlung in Wolfsburg gelungen.“ Die wissenschaftliche Auswertung werde helfen, die frühe Siedlungsstruktur im Wolfs-burger Raum zu rekonstruieren. Offensichtlich habe man „in der Eisenzeit neue Techniken entwickelt, um leichte Sandböden zu bewirtschaften und dauerhaft urbar zu machen“. Inwiefern und ob überhaupt die „eisenzeitliche Besiedlung“ die weitaus später einsetzenden Planungen zur „automobilzeitlichen Besiedlung“ inspiriert hat, ist sicherlich Gegenstand weiterer Untersuchun-gen. h

Montag, den 29. August, im Hannover Congress Centrum (HCC) sollen Erfah-rungen ausgetauscht, Ideen diskutiert und Strategien formuliert werden. Der vdw und einige seiner Mitgliedsunter-nehmen werden bei der Veranstaltung bereits erfolgreiche Quartierskonzepte vorstellen. h

Landesinitiative veranstaltet Integrationskonferenz

Kulturhauptstadt Europas 2025?

Hannover. Die aktuelle Zuwanderung stellt für Städte und Gemeinden eine Herausforderung dar. Zurzeit steht die Bewältigung der Erstunterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchenden im Vor-dergrund. Doch Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft müssen schon jetzt die anschließende Wohnraumversorgung und die Integration der Bleibeberechtig-ten konzeptionell lösen. Benötigt werden Wohnungen in einem sozialen Umfeld, das die Integration und Teilhabe ermög-licht und fördert. Das Bündnis „Nieder-sachsen packt an“ wird seinen Teil dazu beitragen. Bei der Integrationskonferenz „Werkstatt Wohnen und Leben“ am

Hildesheim. Die Erkenntnis ist ebenso simpel wie einleuchtend: Wenn sich alle hinter einer Idee sammeln, kann auch in einer großen Stadt wie Hildesheim Erstaunliches erreicht werden. Bestes Beispiel sei das in jeder Hinsicht gelungene Stadtjubiläum im vergangenen Jahr gewesen, als Hildesheim sein 1200-jähriges Bestehen mit mehreren hundert zum Teil spektakulären Aktio-nen gefeiert hat, betonten die Teilnehmer an den diesjährigen „Stadtgesprächen“ unisono. Am ersten Tag der Veranstaltungs-reihe von vdw Niedersachsen Bremen und Architektenkammer Niedersachsen diskutierten unter der Überschrift „Learning von Hildesheim“ die Regisseurin Julia Kastner, die Architektin Dagmar Schierholz, Stadtbaurat Dr. Kay Brummer und Wolfgang Dressler, Vorstandssprecher des Beamten-Wohnungs-Vereins. Einen Tag später hieß es: „Hildesheim: Großstadt oder Provinz?“ Diese Frage erörterten der Poetry-Slamer Tilman Döring (von

links, in der Bildmitte Moderator Andreas Kreichelt), der Archi-tekt Matthias Jung, Landschaftsarchitekt Björn Bodem und Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Kreiswohnbau Hildesheim. Ein interessanter Gesprächsansatz war die Aussicht, die Stadt gesellschaft hinter der Idee zu versammeln, die Bewer-bung von Hildesheim als europäische Kulturhauptstadt 2025 vorzubereiten. Kulturschaffende, Stadtplaner, engagierte Vereine und Bürger gebe es genug. Man müsse die Ideen nur bündeln. Dressler und Kaufmann hoben in dem Zusammenhang die guten Perspektiven Hildesheims als Wohn- und Lebensort hervor: „In unserer Stadt bekommt man eine Menge für sein Geld.“ h

Mehr zu der Tagung und aktuelle Informationen zum Programm im Internet unter www.niedersachsen-packt-an.de

Stadtgespräche in Hildesheim:

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Änderung des Niedersächsischen Heimgesetzes macht die Förderung neuer Wohnformen möglich

S eit 2011 waren die Neugründungen von Wohngemein-schaften (WG) für demenziell Erkrankte in Niedersachsen rapide zurückgegangen. Grund war die bisherige Heim-

gesetzgebung, die nur selbstbestimmte WGs nicht unter das Heimrecht stellte und Kooperationen zwischen Wohnungswirt-schaft und sozialen Anbietern sozialer Dienstleistungen in der Gründungsphase von vornherein ausschloss.

„Mit dem neuen Niedersächsischen Gesetz über unterstützen-de Wohnformen (NuWG) ist es wieder möglich, dass Anbieter von Wohnraum und Pflegeleistungen miteinander handeln und ihre Kräfte bündeln dürfen“, begrüßt Thomas Mähnert, Lan-desvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) in Niedersachsen/Bremen die Änderung. Damit rückten auch der Schutz der Interessen und Bedürfnisse der Menschen wieder in den Vorder-grund. Insbesondere dass die Begrifflichkeit von ‚selbstbestimm-ten Wohngemeinschaften‘ durch die Formulierung ‚ambulant betreute Wohngemeinschaften‘ ersetzt werde, sei sinnvoll, da hier die Handlungsbreite für Senioren mit demenziellen Verände-rungen bis hin zu demenziell Erkrankten und deren Angehörigen erheblich gesteigert würde. „Dadurch werden Pflegewohnge-meinschaften zu wirklichen zukunftsfähigen Alternativen zum Seniorenheim“, betont Mähnert. Gemeinsam mit den Neuerun-gen des Pflegeversicherungsgesetzes werde das Modell zusätz-lich attraktiv, da Pflegebedürftige mit einer anerkannten einge-schränkten Alltagskompetenz mit der Überleitung in die neuen Pflegegrade auch höhere Leistungsbezüge in Anspruch nehmen könnten. Somit werden neue Versorgungs- und Wohnformen auch durch das Leistungsrecht gestärkt.

Zwar ist es in den vergangenen Jahren gelungen, einige Pro jekte trotz der komplizierten Rechtslage zu realisieren, doch häufig unter starken Geburtswehen bzw. mit komplexen Begleit-erscheinungen. Begrüßenswert waren da z.B. private Initiativen wie die erste Wohngemeinschaft für Demenzkranke der Johanniter in ländlicher Gegend, die 2014 in Eschede eröffnet

wurde. Sie ist als Umnutzung einer Gewerbeimmobilie entstan-den. In Lüneburg trieb die Alzheimer Gesellschaft die Einrichtung einer WG voran. Sie wurde mit der LüWoBau realisiert. Im han-noverschen GILDE CARRÉ der OSTLAND Wohnungsgenossen-schaft wie auch in der WG für demenziell Erkrankte am Bloher-felder Markt der GSG Oldenburg war und ist das Engagement der Wohnungswirtschaft nicht wegzudenken. Aber immer stand dabei ausschließlich die Selbstbestimmtheit der Senioren im Zentrum von Planung und Umsetzung, was allen Beteiligten viel abverlangte.

Die Johanniter konnten als Betreuer in diesen Projekten viel Erfahrung sammeln und ihre Konzepte und Herangehensweisen strukturieren. Bei zahlreichen anderen Aufgaben wie Betreutem Wohnen, Quartiersmanagement und Tagespflege entstanden in der Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft erhebliche Synergien und zeitgemäße Lösungen. Durch die aktuelle Ände-rung der Gesetzgebung können diese nun auch im Bereich der WG-Planung erheblich ausgebaut werden. Jeder Partner kann sich von Anfang an auf seine Kernkompetenzen – Vermietung, Instandhaltung etc. auf der einen Seite, soziale Betreuung und Alltagshilfe inklusive der damit verbundenen Personalleistung auf der anderen Seite – konzentrieren. Hierbei ist es möglich, „in überregionalen Zusammenhängen zu denken, aber durch eine gute Vernetzung vor Ort lokal zu handeln“, betont Hans Joachim Halbach, Regionalvorstand der JUH im Regionalverband Harz-Heide. Damit können Senioren-Wohngemeinschaften jetzt verstärkt als ein Baustein für die Mieterbindung eingesetzt werden – im Einklang mit den abgestuften Bedürfnissen der Bewohner vor Ort. So laufen bereits weitere Planungen bei den Johannitern und ihren Partnern u.a. in Goslar und Bremen. Der Celler Spar- und Bauverein eröffnet noch Ende dieses Jahres eine Pflegewohngemeinschaft mit neun Plätzen. Damit wird das im Heesegebiet bereits bestehende seniorenspezifische Angebot um einen weiteren Aspekt reicher. Und der Lebensabend „zu Hause“ Wirklichkeit. h

Wohngemeinschaften im Alter: Planungen im Aufwind

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Namen & Nachrichten

Eröffnungsfeier: Der Beamten-Wohnungs-Verein zu Hildesheim hat mit einer Feier-stunde und einem Tag der offenen Tür sein neues Verwaltungsgebäude offiziell eröffnet. Gäste waren unter anderem Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer, Landrat Reiner Wegner, Landessuperintendent Eckhard Gorka und vdw-Prüfungsdirektor Gerhard Viemann. In der Feierstunde übergab BWV-Vorstand Wolfgang Dressler einen symbolischen Schlüssel an Oberbürgermeister Meyer, denn die Genossenschaft hat im Neubau einen archäolo-gischen Schauraum eingerichtet, der allen Bürgern und Besuchern der Stadt Hildesheim offenstehen soll. Gezeigt werden in der kleinen Ausstellung historische Fundstücke, die bei den Erdarbeiten für die neue BWV-Zentrale geborgen werden konnten. Wer den Verwaltungsneubau sehen möchte, hat dazu beim Tag der Architektur am Sonntag, den 26. Juni Gelegenheit. h

Besuch: Interessante Kooperation in Soltau: Die dortige Wohnungsgenossenschaft hat ältere Mitglieder (die „Neuen Alten“) des Sportvereins MTV Soltau empfangen und durch den Bestand geführt. Insbesondere die Angebote zum altersgerechten Wohnen stießen bei den Gästen auf großes Interesse. h

Im Quartier: Der Bauverein Rüstringen stärkt seinen wichtigsten Standort und wird im Stadtteil Siebethsburg ein Neubauprojekt mit barrierefreien Wohnungen, Tiefgarage und eventuell einer Tagespflege bauen. Nach ersten Angaben sollen zwölf bis 14 Milli-onen Euro investiert werden. Der Neubau wird auf dem Gelände der alten Grundschule entstehen, deren ältere Gebäudeteile saniert und umgenutzt werden sollen. Ein Anbau aus dem Jahr 1965 wird hingegen abgerissen. „Wir wollen so schnell wie möglich star-ten“, sagt Bauverein-Vorstand Lutz Weber. h

Investition I: Die hannoversche Woh-nungsgenossenschaft Heimatwerk wird in diesem Jahr 2,8 Millionen Euro für Modernisierung und Instandhaltung auf-wenden. Bereits abgeschlossen sind die Arbeiten am ältesten Haus der Genos-senschaft, das 1949 aus einer Kriegsruine wiederaufgebaut wurde. Neun der insge-samt 13 Wohnungen haben im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen Balkone bekommen, und die Fassade zur Straßen-seite ist wieder ein echter Hingucker geworden. h

International: Das international besetzte Expertennetzwerk COST, dessen Mitglieder sich maßgeblich mit Fragen der Sicher-heit im Städtebau befassen, hat sich zu seiner Jahrestagung diesmal in Hannover getroffen. Die Fachleute aus verschiede-nen europäischen Ländern haben während ihres zweitägigen Auf enthaltes auch die Gelegenheit genutzt, zwei Wohnbaupro-jekte zu besichtigen, die maßgeblich mit dem „Qualitätssiegel sicheres Wohnen“ in Verbindung gebracht werden. Erstes Ziel war das Gilde Carré, wo Mirella Mikolajewska von der

Wohnungs genossenschaft Ostland und Dirk Behrmann vom Landes kriminalamt die wesentlichen planerischen Ansätze für ein sicheres innerstädtisches Neubauquartier skizzierten. Zweite Station war das Forum Herrenhäuser Markt von der WGH Herrenhausen. WGH-Mitarbeiter Constantin Heinze und die Architekten Karin Kellner und Eckhard Wunderling erläuterten das umfangreiche Quartierskonzept, das in mehreren Bauab-schnitten – unter anderem wurde ein Hochbunker abgerissen – realisiert worden ist. h

Investition II: Der Spar- und Bauverein Hannover hat im vergangenen Jahr 5,9 Millionen Euro in Neubauprojekte investiert und für mehr als 20 Millionen Euro Modernisierungen und Instand-haltungen in unserem Wohnungsbestand durchgeführt. Damit seien mehr als 50 Prozent der Mieteinnahmen in die Be-standspflege investiert worden, teilte die Genossenschaft mit. Insgesamt blickt der Spar- und Bauverein auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Bemerkenswert neben vielen positiven Kennzahlen war auch die Entwicklung der Mitgliederzahl, die erstmals die Marke von 24 000 über-schritten hat. h

Investition III: Die KSG Hannover wird in den nächsten Jahren mehr als 200 Wohnungen bauen. Weiterer Investitions-schwerpunkt bleibt die Bestandsentwick-lung. Allein im vorigen Jahr hat die KSG für Modernisierung und Instandhaltung nach Angaben von Geschäftsführer Karl Heinz Range 17 Millionen Euro ausge-geben. h

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Gestatten, Imme: Das Maskottchen der Gifhorner Wohnungs-bau-Genossenschaft hat endlich einen Namen. Das freche Bien-chen heißt fortan Imme. Ideengeber war GWG-Mieter Wolfgang Kohrs, der sich mit seinem Vorschlag beim Mieterwett-bewerb durchsetzte. „Imme“ bedeutet auf plattdeutsch ‚Biene‘ und stellt auch gleich noch den Bezug zu Immobilien her. GWG-Geschäftsführer Andreas Otto kündigte an, „dass unsere Imme als Anstecker, auf T-Shirts, auf Plakaten und Postkarten sowie auf unserer Website“ zum Einsatz kommt. h

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Plan III: Unter dem Titel „Wohnen für Alle“ hat die NEULAND in Wolfsburg einen Häusertypus entwickelt, der schnell und kostengünstig zu realisieren ist und den KfW-55-Standard erfüllt. Das erste Bauvorhaben dieser Reihe wird im Stadtteil Detmerode entstehen und zwei Häuser mit insgesamt 18 Mietwohnungen umfassen. Drei Millionen Euro investiert das Unternehmen, im nächsten Jahr werden die Wohnungen bezugsfähig sein. Der Mietpreis soll bei maximal sieben Euro pro Quadratmeter liegen.h

Umweltbewusst: Die Wohnungsgenossenschaft Hameln setzt auf Klimaschutz. Seit kurzem sind die Mitarbeiter bei ihren Fahr-ten durch den Bestand mit einem Elektroauto unterwegs. Vor-bildlich. Vorstand Heinz Brockmann gibt die Losung aus: „Leise ist das neue Laut!“ h

Nah am Wasser gebaut: Die BREBAU wird an der Hafenkante in der Bremer Überseestadt 124 hochwertige Eigentumswoh-nungen bauen. Die ersten Wohnungen sollen 2017 bezugsfertig sein. Das Projekt „waveline“ umfasst vier jeweils fünfgeschossige Gebäudeteile. Angesichts der auffälligen Architektur zeigt sich BREBAU-Geschäftsführer Bernd Botzenhardt zufrieden. „Direkt an der Weser platziert sind wir sehr stolz, diese äußerst gelunge-ne Symbiose aus Tradition und Moderne präsentieren zu können.“ h Plan I: Die KSG Hannover wird voraussichtlich im nächsten Jahr

zwölf seniorengerechte Wohnungen in Gehrden errichten. Der Neubau entsteht auf dem Gelände eines bereits abgerissenen Feuerwehrhauses. Die Wohnungen sollen vor allem älteren Men-schen mit geringem Einkommen zur Verfügung stehen. Entspre-chende öffentliche Fördermittel sollen beantragt werden. h

Prävention: Bei der Wohnungsgenossen-schaft Heimatwerk wird Gesundheit am Arbeitsplatz groß-geschrieben. Einmal im Monat gibt es Obstsalat für die Be-legschaft, an einem Tag ist gemeinsames Rückentraining, der Pausenraum wurde aufgewertet und in jedem Büro gibt es ergonomische, in der Höhe verstellba-re Schreibtische. Es gibt sogar einen internen Arbeitskreis, der gemeinsam mit dem Vorstand immer neue Ideen umsetzt. Resultat: Der Krankenstand liegt sehr deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt. Zum Nachahmen empfohlen. h

Plan II: Die GWF Wohnungs- und Immobilien GmbH in Bremer-haven plant im Stadtteil Leherheide auf dem Grundstück einer Kirchengemeinde den Bau einer seniorengerechten Wohnanlage. Zuvor wird noch das bisherige Gemeindehaus abgerissen. h

Eröffnung: Das Quartierszentrum am Sonnenplatz im Bremer Ortsteil Kattenturm ist von Sozialsenatorin Anja Stahmann of-fiziell eröffnet worden. In dem Quartier haben die BREBAU, die Bremer Heimstiftung, der Martinsclub und viele weitere Partner ein Dienstleistungsspektrum geschaffen, das es so in Bremen bis-her nicht gab. 13 Institutionen bilden ein lebendiges Netzwerk und hauchen dem Platz neues Leben ein. Für die bauliche und künstlerische Umgestaltung des Platzes hat die BREBAU etwa zwei Millionen Euro investiert. h

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Neubau I: Im han-noverschen Stadtteil Limmer errichtet der Spar- und Bau-verein 33 zum Teil behindertengerechte Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen sowie 13 familiengerechte Maisonette-Woh-nungen mit jeweils

drei bis fünf Zimmern und kleinem Garten. Die Fertigstellung ist für Ende des Jahres geplant. Das Baugrundstück liegt im „alten“ Limmer und ist nur einen Steinwurf von dem Gelände entfernt, auf dem in den nächsten Jahren die sogenannte Wasserstadt entstehen soll, eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Hannovers in der jüngeren Vergangenheit. h

Neubau II + III: Die Städtische Woh-nungsbau Göttingen errichtet erstmals ein dreigeschossiges Wohngebäude in Holzbauweise. Der innovative Neubau wird von einem General unternehmer aus Südtirol ausge-führt. „Insgesamt

entstehen mit öffentlicher Förderung 18 Wohnungen, die zunächst zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden sollen“, erläutert Claudia Leuner-Haverich, Geschäfts-führerin der Städtischen Wohnungsbau GmbH Göttingen. Auch an anderer Stelle baut die Städtische Wohnungsbau öffentlich geförderte Wohnungen (Bild). Die 21 Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen in innenstadtnaher Lage sollen bereits im kommenden Winter bezugsfertig sein. Investitionsvolumen: 3,8 Millionen Euro. h

Neubau IV: Die Wohnungsgenossenschaft Heimatwerk baut in Barsinghausen am Deister derzeit 37 barrierefreie Wohnungen. Beim Rohbaufest (aus Ermangelung an einem Dachstuhl war es kein Richtfest) betonten die Vorstände Jürgen Kaiser und Cord Holger Hecht: „Die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen werden im nächsten Frühjahr be-zugsfertig sein.“ Zwölf Wohnungen sind für Menschen mit Wohnberechtigungsschein vorgesehen. Im Erdgeschoss entsteht ein Gemeinschaftsbereich mit überdachter Terrasse. Bürgermeister Marc Lahmann lobte: „Dieses Bauprojekt ist eine große Bereicherung für unsere Stadt.“ Das Heimatwerk beziffert die Investitionssumme auf 8,1 Millionen Euro. h

Neubau VIII: Vier Millionen Euro inves-tiert die Baugenossenschaft Landkreis Osnabrück für den Bau von 28 Wohnun-gen in Quakenbrück. Hauptmieter ist die Diakonische Stiftung Bethanien, die in einem Teil des Neubaus eine Senioren-Tagespflege und weitere acht Apparte-ments anbieten wird. Das Grundstück liegt im Sanierungsgebiet Soziale Stadt. h

Neubau VII: „Die Höfe“ in Wolfsburg sind historisch gewachsen und gehören heute zu den beliebtesten innerstädti-schen Wohnlagen. Jetzt entstehen im Herzen dieses Viertels – im Goethepark – 68 neue Mietwohnungen plus Tiefgara-ge. Die NEULAND Wohnungsgesellschaft investiert in das Projekt, das in Teilen ab Herbst bezugsfertig sein soll, rund 26 Millionen Euro. Die Wohnungen erfüllen den KfW-55-Standard. Genutzt werden unterschiedliche Energiequellen, in erster Linie Geothermie. Rund 50 Wohnungen sind bereits vermietet. Die Grundmiete wird zwischen 10,50 und 11,50 Euro pro Quadratmeter liegen, zuzüglich rund 1,81 Euro pro Quadratmeter für Heizung und Nebenkosten. h

Neubau V: Volks-wagen Immobilien baut derzeit an zwei Stellen in Fallersleben insgesamt 44 Miet-wohnungen im KfW-55-Standard. Die ersten Mieter sollen Anfang 2017 einzie-hen. Schon jetzt ist die Interessentenliste

lang: VWI liegen mehrere hundert Anfragen für die barrierearmen Wohnungen vor. Ebenfalls in Fallersleben hat VWI mit der Grundsanierung des Quartiers am Nordring begonnen. Von den insgesamt 102 Wohnungen sollen im ersten Schritt 72 modernisiert und die übrigen 30 ab Ende 2017 abgerissen werden. Geplant ist anschließend der Bau von 54 neuen Wohnungen. h

Neubau VI: Die Wohnstätte Stade errich - tet im Stadtteil Hahle zwei Gebäude mit ins gesamt 36 Wohnungen. Mit einem symbolischen Spatenstich haben Vorstand Dr. Christian Pape und Bürgermeisterin Silvia Nieber den Startschuss für das Projekt gegeben. Für Abschnitt Hahler Höhe II investiert die Genossenschaft rund fünf Millionen Euro. Im Bereich Hahler Höhe I sind bereits zuvor 69 Wohnungen, eine Parkpalette und ein Holzhackschnitzel-Kraftwerk. Kostenpunkt: rund neun Millionen Euro. h

Neubau IX: Die Kreiswohnbau Osterode baut in Osterode ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen, darunter sechs Vier-Zimmer-Wohnungen mit jeweils rund 88 Quadratmetern Wohnfläche. „Wir wollen damit vor allem die Nachfrage von Familien abdecken“, sagt Geschäftsführer Hans-Peter Knackstedt. h

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Passivhaus: Der Bremer Bau- und Umweltsenator Joachim Lohse (von links), GEWOBA-Vorstand Peter Stubbe und Bereichsleiter Ralf Schumann haben im Stadtteil Findorff den Grundstein für ein Mehrfamilienhaus im Passivhausstil gelegt. Der barrierefreie Neubau verfügt über 16 Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Das Investitionsvolu-men beläuft sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Fer-tigstellung ist in etwa einem Jahr. Das Bauprojekt ist gleichzeitig der norddeutsche Beitrag zum eu-ropäischen Forschungsprojekt „BuildTog“ (Building Together) des Netzwerks der Wohnungswirtschaft

EURHONET (European Housing Network). Parallel zum Neubau richtet die GEWOBA am Standort eine öffentliche Car-Sharing-Station für Elektroautos und E-Bikes/Pedelecs ein und übernimmt zwölf Jahre lang die Grundgebühr für die künftigen Mieter. h

Kauf und Verkauf: Die KSG Hannover hat in Barsinghausen 83 Wohnungen und 46 Garagen von der hannoverschen Wohnungsgenossenschaft OSTLAND erworben. Die Wohnungen stammen aus den 1970er Jahren. Käufer und Verkäufer betonen, dass den aktuellen Mietern aus dem Eigentümerwechsel kein Nach-teil entstehen werde. „Wir haben eine umfangreiche Sozial-Charta vereinbart“, heben KSG-Geschäftsführer Karl Heinz Range und OSTLAND-Vorstand Andreas Wahl hervor. Die Vereinbarung deckelt Mietpreiserhöhungen, schließt Luxusmo-dernisierungen explizit aus und schreibt einen Kündigungsschutz für Mieter, die jetzt älter als 60 Jahre sind, und de-ren direkte Angehörige fest. Über den Kaufpreis machen beide Parteien keine Angaben. h

Großzügig II: Die Lehrter Wohnungsbau hat dem örtlichen Sportverein gebrauchte Trainings- und Fitnessgeräte abgekauft und sie der AWO-Flüchtlingsunterkunft geschenkt. Trainiert wird dort jetzt in drei umgebauten Garagen. h

Großzügig I: 6 000 Euro spendet die Kreiswohnbau Osterode der Kreismusik-schule. Das Geld stammt aus dem Erlös des diesjährigen Geranienfestes. h

Umbau: Die Kreiswohnbau Hildesheim bereitet ihren Umzug vor. Zunächst jedoch muss das ehemalige Kreishaus, das zuletzt in großen Teilen leer stand, umfangreich saniert und modernisiert werden. Die Bauarbeiten haben damit begonnen, das komplette Dachgeschoss abzutragen, denn dort wird die Kreis-wohnbau im kommenden Jahr in einer völlig neu konzipierten Etage ihre neuen Büroräume beziehen. Anschließend wer-den nach und nach die anderen Stock-werke renoviert. Etwa vier Millionen Euro wird der Umbau kosten. h

Fortsetzung: Im Langenhagener Stadtteil Wiesenau hat die KSG Hannover weitere Gebäude abgerissen und wird an deren Stelle 26 Wohnungen, darunter drei rollstuhlgerechte, errichten. Ein weiterer Bauabschnitt in dem Quartier wird bereits vorbereitet. Weitere Altgebäude werden zugunsten eines Gemeinschaftsprojektes der KSG mit dem DRK weichen. Geplant sind eine Tagespflegestation und 50 kleine, barrierefreie Wohnungen. h

Gutes Ergebnis: Die Kreiswohnbau Osterode hat ihr Geschäftsjahr 2015 mit einem Bilanzgewinn von mehr als 630 000 Euro abgeschlossen. Landrat Klaus Liebing hob hervor, dass das Un-ternehmen dieses gute Ergebnis in einer demografisch benachteiligten Region erwirtschaftet habe. Geschäftsführer Hans-Peter Knackstedt verwies darauf, dass die Kreiswohnbau ihr Angebot konsequent auf die Marktbedürfnisse ab-gestimmt habe. Zeitgemäße Wohnungen und umfangreiche Serviceleistungen sind die Säulen dieses Konzeptes. h

Gut geteilt: Die Nibelungen Wohnbau in Braunschweig baut das Carsharing-Ange bot für ihre Mieter aus. An mitt-lerweile drei Standorten haben sie nun einfachen Zugriff auf den sogenannten „Löwenexpress“ und können zu ver-günstigten Preisen Autos anmieten. h

Soziale Stadt: Der Hildesheimer Stadtteil Stadtfeld ist in das Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen worden. Insbesondere der Beamten-Wohnungs-Verein ist dort als zentraler Vermieter aktiv und unterstützt in dieser Rolle auch die gemeinnützigen Organisationen, die sich um das Zusammenleben im Quartier kümmern. h

Schön bunt: Etwa 90 Göttinger Gymnasiasten haben einen 170 Meter langen Bauzaun rund um eine Großbaustelle der Volksheim-stätte kunstvoll bemalt und dabei ihre Ideen zum Thema „Leben und Wohnen“ zum Ausdruck gebracht. Nun gibt es verschiedene Motive vom

Wohnzimmer übers Brandenburger Tor bis zu einer Friedenstaube zu bestaunen. Der Bauzaun sichert die umfangreichen Sanierungsarbeiten an drei Gebäuden mit insgesamt 24 Wohnungen am Leineberg ab. Die Genossenschaft investiert in das Projekt rund fünf Millionen Euro; neben der Aufstockung der Bestandsgebäude um eine weitere Etage werden auch Grundrisse geändert und Aufzüge angebaut. h

Nachhaltig: Der Spar- und Bauverein Hannover hat unter dem Titel „Wohnen mit Werten“ einen Bericht über „soziales und nachhaltiges Handeln“ herausge-bracht. Angesprochen werden Themen wie Sozialrendite, Sicherheit, Lebensquali-tät und Umwelt. Verbandsdirektor Heiner Pott lobte den Nachhaltigkeitsbericht: „Der Dreiklang von sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung ist ein gesamtgesellschaftlicher Förderbeitrag unserer Wohnungswirtschaft – und somit ein Gewinn für alle. Das hat der Spar- und Bauverein auf beispielhafte Weise zum Ausdruck gebracht.“ h

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Zur Person Eigentlich war alles unter Dach und Fach, doch dann kam alles ganz anders: Die gwk Uelzen hatte sich bereits mit einem Nachfolger von Geschäftsführer Ronald Schack auf einen Fünfjahres-vertrag geeinigt. Doch kurzfristig hat der Kandidat noch einen Rückzieher ge-macht. Also entschied man sich Bewähr-tes fortzusetzen. Schack, der im März sein 35-jähriges Dienstjubiläum gefeiert hatte und im Juli in den wohlverdienten Ruhestand gehen wollte, bleibt bis zum kommenden April im Amt. h

Fritz Zitterich bleibt für weitere drei Jahre Vorsitzender der Nachbarschafts-hilfe des Bauvereins Leer. Auch dem stell-vertretenden Vorsitzenden Lutz Fabian wurde in der Mitgliederversammlung erneut das Vertrauen ausgesprochen. h

Wechsel an der Spitze von Volks-wagen Immobilien: Zum 1. August übernimmt Meno Requardt die Ge-schäftsführung. Ihm zur Seite stehen Michael Leipelt (u.a. für die Abteilung Wohnimmobilien) und Dr. Ralph Sawal-sky. Sie übernehmen die Aufgaben von Roland Stöckigt und Raimund Wunder, die in den Ruhestand gehen. h

TERMINE 2016

16./17. Juni Hannover: Trainieren mit Profis: Für Assistenz und Sekretariat

29. August Hannover: Integrationskonferenz „Wohnen und Leben“ des Landes Niedersachsen

30./31. August Papenburg: vdw-Verbandstag

24./25. Oktober Gut Thansen: Fachtagung Rechnungswesen

24./25. November München: 5. gemeinsames „Forum Personal“

TERMINE 2017

10. Januar Hannover: auftakt 17 und Neujahrsempfang

1. März Hamburg: Fachtagung Digitalisierung

5./6. April Bad Zwischenahn: 36. Zwischenahner Gespräch

16./17. Mai Bremen: Gemeinsamer Genossenschaftstag vdw/VNW

GESTALTUNGdesignagentenVisuelle Kommunikationdesignagenten.com

ANZEIGENIlka BirnbaumTel.: 0511 1265 -123E-Mail: [email protected]

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REDAKTION Carsten Ensverantwortlich im Sinne des PresserechtsTel.: 0511 1265 -127E-Mail: [email protected]

Jörg BerensBauen und TechnikTel.: 0511 1265 -145E-Mail: [email protected]

Karsten DürkopMultimedia, Bildung, FAI Tel.: 0511 1265 -126 E-Mail: [email protected]

Heinrich Kleine ArndtWohnungswirtschaft, Recht Tel.: 0511 1265 -124 E-Mail: [email protected]

Jörg CammannSteuern Tel.: 0511 1265 -143E-Mail: [email protected]

HERAUSGEBER

vdw – Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen e.V.

Bildnachweis:

Titelfoto: GEWOBA, Seite 2 Frank Bierstedt

Seite 4 – 7: Gerhard Sander

vdw

Herberge: Die GSG Oldenburg baut in unmittelbarer Nähe von Bahnhof und EWE-Arena eine neue Jugendherberge mit 64 Zimmern, 190 Betten, Seminar-, Küchen- und Aufenthaltsbereichen. Ober-bürgermeister Jürgen Krogmann zeigte sich bei der Vorstellung der Pläne sehr erfreut über das Projekt. Acht Millionen Euro wird die GSG als Bauherr investieren, der Landesverband Unterweser-Ems des Deutschen Jugendherbergswerks wird das Gebäude langfristig mieten. Fertig-stellung ist für das Jahr 2019 geplant. h

Kooperation: Um die Chancen von Obdachlosen am Wohnungsmarkt zu ver-bessern, haben Wohnungsunternehmen und soziale Einrichtungen in Hannover eine Kooperation vereinbart. Auch drei vdw-Mitglieder sind mit von der Partie: die GBH, die KSG und Gundlach. h

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VNW Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein Tangstedter Landstraße 83 22415 Hamburg Tel.: 040 520 11-0Fax: 040 520 11-201E-Mail: [email protected] Internet: www.vnw.de

vdw Verband der Wohnungs- und ImmobilienwirtschaftNiedersachsen Bremen e.V.Postfach 61 2030061 HannoverTel.: 0511 12 65 - 01Fax: 0511 12 65 - 111E-Mail: [email protected]: www.vdw-wohnen.de www.vdw-magazin.de

04.2016

Vor dem nächsten vdw magazin, das im September erscheint, wird im August das Sonderheft zum Verbandstag in Papenburg alle Informationen rund um die wichtigste Verbandsveranstaltung des Jahres liefern. Im magazin werden wir dann auf den Verbandstag zurückblicken. Weitere Themen werden der Architektenwettbewerb „Wohnraum schaffen“ und das 125-jährige Bestehen der Wohnungsgenossenschaft Göttingen sein. Außerdem wollen wir einen Blick auf die zahlreichen Projekte der KWG Helmstedt werfen.