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Den Weg für einebessere Zukunft ebnen
Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de03.2015 . 7. Jahrgang
5,80 Euro
Der Verein Back to Life hilft benachteiligten Menschen in Nepal und Indien
Den Weg für einebessere Zukunft ebnen
Gemeinsam Mehrwert schaffen Future Hope Orphanage Home e.V. bautZuhause für HIV- und AIDS-Waisen
Stiften bleibt populärBundesverband freut sich über mehrneue Stiftungen als im Vorjahr
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit einem wahren Paukenschlag hat die Europäische Zen-
tralbank EZB im Februar das neue Jahr begonnen: Sie be-
schloss in großen Stil Anleihen der verschiedensten Län-
der zu kaufen. Gleichzeitig hat sie aber auch den Zinssatz
so niedrig wie noch nie gehalten. Zwar wird immer mehr
Geld in die Wirtschaft gepumpt und die Kauflaune der
Deutschen treibt die Umsätze immer weiter nach oben,
gleichzeitig aber sinkt die Sparneigung der Deutschen
immer deutlicher. Warum sparen in welcher Form auch
immer, fragen sich die Bürger wenn das ersparte Geld
kaum mehr Zinsen bringt? Nicht jeder zeigt den Mut, sein
Geld in Anlagen anzulegen. Oder sich auf noch risikorei-
cheres Gelände zu begeben.
Da erhebt sich die Frage, ob es in diesem Jahr wieder
so ein erfolgreiches Jahr in Bezug auf Spenden und/oder
Stiftungen sein wird. So zeigt sich der Bundesverband
Deutscher Stiftungen mit dem Ergebnis des letzten Jahres
mehr als zufrieden. Ungeachtet der Niedrigzinsphase hielt
das Stiftungswachstum in Deutschland unvermindert an.
Mit 691 neu gegründeten Stiftungen sind sogar deutlich
mehr Stiftungen hinzugekommen als mit 638 im Vorjahr.
Zum Ende des Jahres 2014 zählte der Bundesverband ins-
gesamt 20.784 rechtskräftige Stiftungen bürgerlichen
Rechts in Deutschland. Damit behauptet sich die Bundes-
republik weiter als das stiftungsreichste Land Europas. Sta-
tistisch gesehen kommen auf 100.000 Bundesbürger nun
26 Stiftungen. Bayern liegt mit 3.764 Stiftungen nach Nord-
rhein Westfalen, das insgesamt 4.059 Stiftungen aufweist,
auf dem zweiten Platz.
Doch für dieses Jahr zeigen sich tiefdunkle Wolken am
bisher so strahlenden Stiftungshimmel. Die Geldpolitik der
europäischen Zentralbank gefährdet nach Meinung von
Experten die Arbeit der Stiftungen in Deutschland. Die
niedrigen Zinsen reduzieren Jahr für Jahr die Möglichkei-
ten Gelder für karitative Objekte der Mitglieder zur Verfü-
gung zu stellen, meinte jüngst der Vorstandsvorsitzende
der Caritas-Stiftung Köln Thomas Hoyer. Mieterträge und
Spenden federten den Zinsrückgang zwar etwas ab, er
bleibe aber deutlich spürbar.
Eingeschränkt sind demnach Stiftungen, deren Vermö-
gen ganz oder überwiegend in Rentenpapieren investiert
sind und deren Arbeit vor allem auf Vermögenserträgen
fußt. Sie könnten damit weniger für das Allgemeinwohl
ausschütten. Gleichzeitig steige bei insgesamt gleichblei-
benden Verwaltungskosten deren prozentualer Anteil an
den geringeren Gesamtausgaben, meinte der Generalse-
kretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Hans
Fleisch. Er sorge sich vor allem um die kleinen Stiftungen.
Aber vielleicht schlägt sich die wieder gute Stimmung
in der Wirtschaft und bei den gefüllten Geldbeuteln der
Verbraucher auch bei den spenden- und stiftungswilligen
Bürgern nieder. Die Stimmung in Deutschland jedenfalls
ist gut, gemeinnützigen Stiftungen haben mit ihrer Ver-
pflichtung zum Gemeinwohl einen klaren Auftrag, warum
nicht auch 2015.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
4 � Werte stiften
Portraits8 Den Weg für eine bessere Zukunft ebnen
Der Verein Back to Life hilft benachteiligten Menschen
in Nepal und Indien, ihre Lebenssituation zu verbessern
12 Gemeinsam Mehrwert schaffen
Ein Verein baut ein Zuhause für
HIV- und AIDS-Waisen in Nigeria
Meldungen16 Kleine Projekte mit großer Wirkung
16 Der 1. Oktober 2015 ist Tag der Stiftungen
16 12.000 Euro für Reittherapie
17 Peter Ackermann erhält Bundesverdienstorden
17 Ein Lachen schenken
17 Hilfe für Menschen mit Down-Syndrom
Aktuelles18 Großzügige Spende für 30 Institutionen
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth
schüttet rund 75.000 Euro aus
19 100 Stiftungen laden ein
MünchnerStiftungsFrühling vom 20. bis 26. März
20 Stiften tut gut
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg
schüttet über 107.000 Euro aus
21 Stiften bleibt populär
Bundesverband freut sich über mehr neue Stiftungen
22 Was machte Kaiser Karl IV. in Lauf?
Aktives Engagement in einer Stiftergemeinschaft
23 Sie stiftet Gesundheit, Wärme, Vertrauen
Berliner Ärztin Jenny De la Torre Castro erhält
Deutschen Stifterpreis 2015
Inhalt
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner ([email protected])Stephan Bühring ([email protected])
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, [email protected]
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff ([email protected])
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess, Andrea Löb, Katrin Mayer
Autoren:Melanie Scharf
Anzeigen:Monika Rockrohr ([email protected])Petra Lutter ([email protected])Telefon 0 91 31.5 30 20-83
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stü� ck. Werte stiften erscheint vier Mal imJahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Verlags-gesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste vom01.01.2011
Impressum
Werte stiften � 5
Die Stiftung für Bären setztsich für Bären ein und unterhältzwei Bärenparks in Thüringenund im Schwarzwald.Seite 27
6 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen24 Ein Testament für Europas Natur
Wirksamer Naturschutz, der Perspektiven schafft
26 Eine gerechte Welt ohne Armut
Oxfam legt einen Aktionsplan zur Bekämfung
sozialer Ungleichheit vor
27 Der letzte Wille für Bär und Wolf
Wer ein Herz für Bären und Wölfe hat,
kann ganz konkret helfen
28 Gestützte Kommunikation
Ein Weg aus der Sprachlosigkeit
Rechtstipp30 Testierfähig trotz Betreuung
Rechtstipp der Deutschen Vereinigung für Erbrecht
und Vermögensnachfolge e.V. (DVEV)
Finanztipp31 Nachhaltigkeit als Invest
Ein verantwortungsvoller Weg, Vermögen zu mehren
Inhalt
8 � Werte stiften
Hoch in den Bergen Nepals liegt der Distrikt Mugu. Er gehört
zu den ärmsten Gebieten dieser Welt. Rund 55.000 Menschen
leben hier unter mittelalterlichen Bedingungen fernab jegli-
cher Zivilisation. Es gibt keinerlei Infrastruktur. Die Bewoh-
ner haben nicht genügend Nahrung und Trinkwasser. Seit der
Schließung der Grenze zu Tibet findet kein Austausch mehr
mit dem Rest der Welt statt. Früher kamen zahlreiche Pilger,
die auf dem Weg nach Indien oder Tibet waren, durch diese
Region. Sie führten Waren mit sich, die die Bewohner Mugus
gegen ihre traditionellen Handarbeiten, Papier oder Ähnliches
eintauschen konnten. Mit der Grenzschließung kamen der
Handel und der kulturelle Austausch zum Erliegen. Die Men-
schen in dieser Region sind von der Landwirtschaft abhängig.
Doch diese ist aufgrund der Höhenlage nur eingeschränkt
möglich. Viele der Bewohner leiden unter Mangelernährung.
Um ihr Überleben sichern zu können, müssen die Männer
und die ältesten Söhne dieser Region gering bezahlte Arbeiten
in Indien annehmen. Die Frauen bleiben zurück und sind auf
sich selbst gestellt. Sie sind für den Haushalt und die Feldar-
beit zuständig. Die Töchter müssen ihren Müttern dabei zur
Hand gehen. Es gibt nur wenige Schulen. Ein Großteil der Fa-
milien kann es sich finanziell nicht leisten, ihre Kinder zur
Schule zu schicken. Die meisten können auf die Arbeitskraft
ihrer Sprösslinge nicht verzichten. Ohne Schulausbildung fin-
det man jedoch keine besser qualifizierte und bezahlte Arbeit.
Somit ist der Fortbestand der Armut in der nächsten Genera-
tion vorprogrammiert. 75 Prozent der Bewohner Mugus sind
Analphabeten, 92 Prozent davon Frauen. Durch die bitteren
Lebensbedingungen liegt die durchschnittliche Lebenser-
wartung bei 44 Jahren. Es herrscht eine hohe Säuglings- und
Frauensterblichkeitsrate. Der gemeinnützige Verein Back to
Life setzt sich mit seinen Projekten für benachteiligte Men-
schen in Nepal und Indien ein.
In Nepal erhalten beispielsweise die Bewohner Mugus
Unterstützung von der Organisation. Mit seiner Arbeit
möchte Back to Life die Lebenssituation dieser Menschen
nachhaltig verbessern. Langfristiges Ziel ist es, dass die Be-
troffenen ein Leben unter besseren Bedingungen führen kön-
nen, ohne von der Hilfe von außen abhängig zu sein. Die Ar-
beit erfolgt immer unter Einbeziehen der Zielgruppe. Es wird
bei allen Projekten darauf geachtet, dass diese kulturell für
die Menschen vertretbar sind. Nur so kann man die Betrof-
fenen zur Mitarbeit gewinnen und Erfolg auf Dauer sicher-
stellen. Bei der Arbeit wird auf den Umwelt- und Ressour-
censchutz Wert gelegt.
Eine schicksalhafte Begegnung
Als Stella Deetjen Anfang der 90er Jahre nach Indien reiste,
konnte sie noch nicht erahnen, dass diese Reise ihr Leben
grundsätzlich verändern sollte. Dort kam sie zum ersten Mal
mit Leprakranken in Berührung, die ausgestoßen aus der Ge-
sellschaft als Bettler ihr Leben fristeten. Die Begegnung mit
Den Weg für einebessere Zukunft ebnen
Der Verein Back to Life hilft benachteiligten Menschen in Nepal und Indien,ihre Lebenssituation zu verbessern
von Andrea Löb
Portraits
Werte stiften � 9
Portraits
10 � Werte stiften
Portraits
einem alten leprakranken Mann berührte sie zutiefst. Dieser
bot ihr, trotz seiner eigenen Not, Hilfe an als Stella unter
Bauchschmerzen litt. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch
nichts über Lepra.Am nächsten Tag suchte sie den Mann auf,
um sich bei ihm mit ein paar nützlichen Geschenken zu be-
danken. Aus diesem Zusammentreffen entstand regelmäßiger,
freundschaftlicher Kontakt zu anderen Leprakranken. Doch
eines Tages wurde sie Zeugin der Verhaftung der Gruppe
durch die Polizei.
Die Männer wurden mit der Begründung eingesammelt,
dass Betteln gesetzeswidrig sei. Ohne zu zögern, ließ Stella
sich mit den Männern abtransportieren. Auf Bitten der Lepra-
kranken notierte sie ihre Namen, um deren Familien von der
Verhaftung in Kenntnis zu setzen. Da der Großteil des erbet-
telten Geldes an die Familien der Erkrankten ging und diese
davon ihren Lebensunterhalt bestritten, war diese Benach-
richtigung für die Familien äußerst wichtig.
Drei Monate lang setzte sich Stella für die Freilassung der
Männer ein, suchte Rechtsbeistand auf, ging zu Behörden, etc.
Ein Interview mit einem indischen Journalisten brachte die
erhoffte Wende. Die Männer wurden freigelassen. Nach die-
sem Ereignis bat die Gruppe Stella, sich weiterhin für sie ein-
zusetzen. Zeitgleich begegnete sie einer Ärztin aus der
Schweiz, von der sie erfuhr, dass Lepra in jedem Stadium heil-
bar sei. Die Schweizerin schenkte ihr hundert Dollar. Damit
war der Grundstein für Stellas Projekt gelegt. Gemeinsam mit
einer holländischen Krankenschwester rief sie die erste Stra-
ßenklinik für Leprakranke und deren Kinder ins Leben.
Schrittweise Veränderungen einleiten
Im Distrikt Mugu konnte der Verein Back to Life mittler-
weile 18.000 Menschen mit seiner Arbeit erreichen. Das Hilfs-
programm deckt verschiedene Bereiche ab. Ein Schwerpunkt
bildet die medizinische Hilfe durch Health Camps sowie die
aktive Gesundheitsvorsorge und Hygieneaufklärung. Zur Ge-
sundheitsvorsorge führt der Verein Schulungen im Bereich
Hygiene, Körper- und Zahnpflege durch und klärt über In-
fektionskrankheiten auf. In regelmäßigen Abständen besu-
chen Ärzte die Projektdörfer, um akut Erkrankte und Notlei-
dende zu untersuchen. Bei Bedarf werden lebensbedrohlich
Erkrankte in größere Städte ausgeflogen und dort im Kran-
kenhaus behandelt. Durch die Errichtung von drei Geburts-
häusern haben Frauen jetzt die Möglichkeit, ihre Kinder in
einer geschützten Umgebung in Anwesenheit medizinischen
Fachpersonals zu gebären. Gleichzeitig ist das Geburtshaus
Anlaufstelle für verschiedene medizinische Belange zum Bei-
spiel Geburtsvorbereitung, Aufklärung von Geschlechts-
krankheiten, etc.
Durch den Bau und die Nutzung von sanitären Anlagen
möchte man Krankheiten vermeiden. Das Material für die An-
lagen wird gestellt. Die Errichtung erfolgt durch die Anwoh-
ner unter Anleitung. Mit dem Bau von Schulen, der Bereit-
stellung von Schulmaterialien und einer Ausbildungsförde-
rung soll auf Dauer die Bildungssituation der Kinder und Ju-
gendlichen verbessert werden. Wichtig ist es, die Eltern für
diese Notwendigkeit zu sensibilisieren und zu gewinnen.
Durch den Einsatz von ausgeklügelten Bewässerungssyste-
men, Gewächshäusern für Gemüse, speziellem Saatgut u.v.m.
versucht man die landwirtschaftlichen Erträge und das Ein-
kommen zu steigern. Die Einführung speziell angefertigter
rauchfreier Öfen und die Bereitstellung von Solarenergie zur
Stromgewinnung sind für die Bewohner weitere Innovatio-
nen, welche den Alltag erleichtern. Die vorher genutzte of-
fene Feuerstelle verursachte viele gesundheitliche Probleme
und war ein „Holz- und Zeitfresser“.
Die Bewohner der Haushalte werden mit der Nutzung und
Instandhaltung der neuen Errungenschaften vertraut gemacht.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Existenz-
förderung durch Mikrokredite. Durch die Bildung kleiner
Werte stiften � 11
Spargruppen soll in der Gruppe gemeinsames Grundkapital
aufbaut werden. Zunächst legt diese einen Sparbetrag für alle
fest. Mithilfe eines Sozialarbeiters lernt die Gruppe, Geld an-
zusparen und sich selbst zu organisieren. Liegt ein gewisses
Grundkapital vor, können sich Spargruppen zu einer staatlich
anerkannten Mikrobank zusammenschließen. Vorher nehmen
sie an einem Kreditvergabetraining teil. Benötigt ein Haushalt
zum Beispiel Geld zum Kauf von Saatgut oder zur Existenz-
gründung, hat er dann die Möglichkeit dies zu einem geringen
Zinssatz bei der Mikrobank zu leihen.
Bei allen Projekten werden die Menschen aktiv ins Pro-
gramm eingebunden. Sie sollen im Gespräch miteinander sein,
dürfen eigene Ideen einbringen und kontrovers diskutieren.
Dies hat gleichzeitig den positiven Nebeneffekt, dass die Ge-
meinschaft gestärkt wird. Um eine möglichst große Ziel-
gruppe erreichen zu können, hat man anschauliches Bildma-
terial für die Schulungen und Workshops entwickelt. Ein wei-
teres Gebiet, in dem der Verein aktiv ist, liegt im Süden Ne-
pals im Distrikt Chitwan im Terai. Dort kümmert sich der Ver-
ein um arme Naturvölker und von der Gesellschaft ausge-
grenzte Menschen. Aufgrund ihrer Herkunft haben diese kei-
nen Zugang zu Bildung und sind gezwungen, niedrige Arbei-
ten anzunehmen. Ihr Leben ist geprägt von bitterer Armut,
Diskriminierung und Ausbeutung.
Gerade Mädchen und Frauen sind sozial benachteiligt. Der
Verein setzt sich insbesondere für die schulische Förderung
und die Ausbildung von Mädchen ein. Darin sieht er eine In-
vestition in die Zukunft, da gerade diese Zielgruppe ein na-
türliches Interesse an der Gesundheitsvorsorge und Bildung
ihrer Kinder mit sich bringt.
Dieser positive Einfluss soll zukünftigen Generationen den
Weg aus der Armut erleichtern. Mit der Einrichtung und Aus-
stattung von Schulen und Kindertagesstätten sowie durch
Lehrerfortbildungen versucht man, dieses Ziel zu erreichen.
Weitere Inhalte der Arbeit sind: Health Camps, Schulungen
zur Gesundheitsvorsorge, Mikrokredite und Landwirtschafts-
schulungen, Verteilung von Ziegen und Saatgut sowie der Bau
von Biogasanlagen, Solarlichtern und Lehmöfen.
Hilfe bei Bedarf
Mittlerweile sind viele der damaligen Leprapatienten geheilt
und rehabilitiert, sodass bereits die Schließung der Straßenkli-
nik in Indien erfolgen konnte. Einige ehemalige Patienten leben
wieder in ihren Heimatdörfern oder in Leprakolonien. Trotz
ihrer körperlichen Einschränkungen haben sie mithilfe des Ver-
eins gelernt, ein eigenständiges Leben zu führen. Dennoch
kommt es immer wieder vor, dass die Betroffenen medizinische
oder soziale Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Weiterhin be-
suchen regelmäßig Mitarbeiter des Vereins Leprakranke in den
Dörfern, Kolonien und auf der Straße, um diesen bei auftreten-
den Problemen unter die Arme greifen zu können.
Vom Straßenkind zum Studenten
Seit 2003 betreibt der Verein ein Kinderheim in Indien.
Mittlerweile ist es das Zuhause von 95 Mädchen und Jungen
im Alter zwischen sechs und achtzehn Jahren. Die Kinder von
Bettlern und Leprakranken führten vorher ein hartes Leben
auf der Straße. Viele erfuhren körperliche und seelische Grau-
samkeiten. In dem geschützten „Raum“ des Heimes dürfen
die Heranwachsenden Kind sein, haben ein Dach über dem
Kopf und bekommen warme Mahlzeiten. Sie werden medizi-
nisch untersucht, besuchen eine Schule, erhalten Unterstüt-
zung bei der Ausbildungsauswahl und werden ihren indivi-
duellen Neigungen entsprechend gefördert. Mittlerweile
haben bereits einige Schützlinge erfolgreich das Abitur be-
standen und ein Studium begonnen. An das Kinderheim an-
geschlossen ist ein Day-Care-Center. Hier werden weitere 15
Kinder betreut. Sie besuchen tagsüber die KiTa, sind aber wei-
terhin in ihr familiäres Umfeld eingebunden. Die Kinder wer-
den behutsam an neue Anforderungen in Form von Lern- und
Spielgruppen und einen strukturierten Tagesablauf herange-
führt. Sie erhalten regelmäßige Mahlzeiten, werden medizi-
nisch und sozial betreut. Die Tagesstätte dient als Vorberei-
tung aufs Kinderheim, zu dem regelmäßiger Kontakt herrscht.
Da Kinderarbeit und -armut in Indien ein weit verbreitetes
Problem darstellt, setzt sich Back to Life gemeinsam mit einer
Partnerorganisation für Kinderrechte ein.
Damit benachteiligte Menschen in Nepal und Indien in
der Lage sind, ihr Leben selbstständig in positive Bahnen len-
ken zu können, braucht der Verein Spenden: Back to Life e.V.
Nepalprojekte: IBAN: DE94 5008 0000 0729 9990 02;
Indienprojekte und Allgemein: IBAN: DE51 5008 0000 0729
9990 00. �
8 www.back-to-life.org
Portraits
12 � Werte stiften
Gemeinsam Mehrwertschaffen
Ein Verein baut ein Zuhause für HIV- und AIDS-Waisen in Nigeria
von Michael Kniess
Portraits
„Ich schaue mir das jetzt einfach mal acht Wochen lang an“ –
mit diesem Gedanken geht Christina Greßer 2010 während
ihres VWL-Studiums in Bayreuth nach Lagos in Nigeria. Zwei
Monate lang klärt sie in Kirchen und Jugendzentren über HIV
und AIDS auf, gemeinsam mit ihrem Betreuer Godwin Kudi or-
ganisiert sie kostenlose Untersuchungen, Impfungen und Me-
dikamentenausgaben. Der persönliche Höhepunkt ihres Prak-
tikums ist die Unterstützung des kleinen Waisenhauses für
HIV- und AIDS- Waisen, geleitet von Godwin Kudi. Die Tätig-
keit dort ist es schließlich, die aus dem „einfach mal schauen“
zur Initialzündung für die Übernahme von gesellschaftlicher
Verantwortung wird und letztendlich in der Gründung des Ver-
eins „Future Hope Orphanage Home e.V.“ mündet.
Denn das, was die junge Frau vor Ort in Nigeria erlebt, lässt
ihr auch zurück in Deutschland keine Ruhe. Es fehlt an vielem:
Nur zwei kleine Zimmer für zehn Kinder und den Leiter, le-
diglich zwei durchgelegene und schmutzige Matratzen, keine
Toiletten, keine Duschen, kein fließend Wasser, kein Tisch, um
gemeinsam essen oder Hausaufgaben erledigen zu können,
keine liebevolle Betreuung – diese Bilder bleiben Christina
Greßer im Kopf. „Auch wenn ich den Kindern mit einer Ein-
ladung ins Kino oder mit gemeinsamem Pfannkuchen backen
Werte stiften � 13
Portraits
viel Freude gemacht habe, das eigentliche Problem konnte
ich so nicht an der Wurzel packen“, sagt sie.
Christina Greßer will mehr tun. Die Kinder aus diesen Le-
bensumständen herausholen, das ist ihr Ziel. Sie beginnt auch
zu Hause Spenden zu sammeln und stößt auf große Resonanz.
„Mach doch ein richtiges Projekt daraus“ – diesen Ratschlag
hört sie immer wieder. „Ich hatte mir auch selbst den Kopf
darüber zerbrochen, wie ich dieses Engagement in organi-
sierte Bahnen lenken könnte“, sagt sie. Dieses sei – angefan-
gen von der Kontoführung über die Buchhaltung bis hin zur
Frage nach der Organisationsform – zunehmend komplizier-
ter und damit schwieriger zu handhaben geworden.
Ein Zentrum für Schutz, Ruhe,Lernen und Leben
Mit dem Ziel, in Lagos ein neues Waisenhaus zu errichten,
gründet sie am 7. Juli 2011 gemeinsam mit acht engagierten
Freunden und Verwandten schließlich den Verein „Future
Hope Orphanage Home“ (FHOH). Kaum ist das Spenden-
konto eröffnet und die eigene Homepage online, fliegt Chri-
stina Greßer zurück nach Nigeria, um die bislang notdürftig
untergebrachten Kinder in eine neue, helle, große Mietwoh-
nung zu bringen. Für 700 Euro Jahresmiete kann FHOH einen
ersten Meilenstein erreichen.
Doch damit nicht genug. Die Wohnung soll schließlich nur
eine Übergangslösung sein, bis der dringend benötigte Neu-
bau des Waisenhauses mit genügend Schlafplätzen, Sanitär-
einrichtungen und einem Unterrichtsraum, um den Waisen-
kindern eine Zukunftsperspektive im Leben zu gegeben, ge-
baut ist. „Nein, in diesem Land möchten wir uns nicht so
gerne engagieren“ – diesen Satz hört Christina Greßer auf
ihrer Suche nach einem Architekten für ihr Projekt immer
wieder. Bis sie schließlich auf David Grodon stößt. Der Archi-
tekturstudent, der zum damaligen Zeitpunkt gerade dabei ist,
sein Studium erfolgreich abzuschließen, sei ein Glücksgriff
gewesen, sagt die 26-jährige Nürnbergerin, die mittlerweile
als Unternehmensberaterin in München arbeitet.
Mit ihm und seinem Konzept in der Tasche, findet Chri-
stina Greßer schließlich im Sommer 2012 für umgerechnet
2.750 Euro ein geeignetes Grundstück. Kurzerhand wird sie
mit ihrem Verein selbst zur Bauherrin: Mit dem gesammelten
Geld kauft sie vor Ort auf dem Markt für Baumaterialien Ze-
ment und Ziegelsteine, packt selbst mit an, wo immer es mög-
lich ist und überwacht den Baufortschritt. Natürlich sei es
eine Herausforderung gewesen, dieses Engagement mit dem
Studium unter einen Hut zu bringen. „Aber auch wenn man
selbst hin und wieder an seine eigenen Grenzen stößt, ist es
doch unglaublich toll, wenn man sieht, was man mit seinem
Einsatz bei anderen Menschen auslösen kann“, sagt sie.
Das Ergebnis ihrer Bemühungen: Inzwischen haben acht
Von der Studentin zur Bauherrin: Christina Greßer packte selbst mit an,wo immer es ging. Mit dem gesammelten Geld kaufte sie vor Ort auf demMarkt für Baumaterialien Zement und Ziegelsteine, überwachte den Bau-fortschritt oder legte selbst Hand am Gebäude an. Fotos: FHOH
Die sichere Unterbringung in einem Zuhause, das für die Kinder Zentrumfür Schutz, Ruhe, Lernen und Leben sein soll: Mit dieser Motivation ent-stand das neue Waisenhaus, in dem bis zu 20 HIV- und AIDS-Waisen indi-viduell gefördert werden und familiären Halt finden.
Bildung als Schlüssel für eine bessere Zukunft: Durch gezielte Bildung undkindgerechte Erziehung sollen die Kinder langfristig einen Beruf erlernen.
14 � Werte stiften
elternlose Mädchen und Jungen ein neues Zuhause gefunden.
Bis zu 20 sollen es nach und nach werden. „Die sichere Un-
terbringung in einem Zuhause, das für die Kinder Zentrum
für Schutz, Ruhe, Lernen und Leben sein soll und in dem man
sie individuell fördert – das ist unsere Motivation und Mis-
sion“, sagt Christina Greßer. Durch gezielte Bildung und kind-
gerechte Erziehung sollen die Kinder langfristig einen Beruf
erlernen. Die Einrichtung einer ambulanten Beratungs- und
Behandlungsstelle für die lokale Gemeinde ist ein weiterer
Schritt in eine bessere Zukunft.
Anschub für eine bessere Zukunftund zugleich familiärer Halt
Irgendwann, so die Hoffnung der jungen Frau, wird sich
das Projekt alleine tragen. Dauerhaft in Strukturen fremder
Länder einzugreifen habe schließlich für alle Beteiligten nicht
viel Nutzen. Vielmehr müsse voneinander gelernt werden, um
auf diese Weise bereits vorhandene Strukturen vor Ort best-
möglich ausbauen und in Absprache mit Einheimischen ge-
eignete Maßnahmen in Gang setzen zu können. Und das näch-
ste Projekt wartet bereits. Der Verein plant, auch das angren-
zende Grundstück zu kaufen. Dort soll für die Kinder ein Na-
turspielplatz mit Seilbahn, Schaukeln, Rutschen und Kletter-
wänden errichtet werden, um ihnen ein wenig davon zu
geben, was es hierzulande im Überfluss gibt: Freizeitspaß.
Außerdem sollen dort Obst und Gemüse angebaut und ei-
nige Ziegen und Hühner gehalten werden, um zum einen eine
gesunde und abwechslungsreiche Ernährung der Kinder zu
ermöglichen und zum anderen kleine Einnahmen durch den
Verkauf von überschüssigen Ernteerträgen zu erwirtschaften.
Mit dem Projekt, das weitere 15.000 Euro kosten wird, soll
spätestens Anfang 2016 begonnen werden. Eigens, um einen
Teil dieser finanziellen Mittel zusammenzubekommen, rich-
tet „Future Hope Orphanage Home“ in diesem Jahr erstmalig
eine große Charity-Gala aus.
Sie sei sich darüber bewusst, mit ihrem Engagement kein
Kind vor dem Hungertod gerettet zu haben, sagt Christina Gre-
ßer. Jedoch erfülle es sie dennoch mit Stolz, zu sehen, was aus
den Kindern werde, wenn man ihnen nur bessere Rahmenbe-
dingungen schaffe und ihnen ein wenig Starthilfe gebe. Etwa
aus dem Mädchen, das vor anderthalb Jahren aus einem klei-
nen Dorf ins Waisenhaus kam, kein Wort englisch sprach, die
Sprache mittlerweile perfekt spricht und bereits zwei Klassen
übersprungen hat. „Es ist schön, dass wir es offenbar geschafft
haben, den Kindern nicht nur einen Anschub für eine bessere
Zukunft zu geben, sondern auch familiäre Strukturen zu schaf-
fen“, sagt Christina Greßer. Denn einen Satz, den man für ge-
wöhnlich von elternlosen Kindern selten über ein Waisenhaus
hört, sagen die Kinder in Lagos oft: „Das ist mein Zuhause.“ �
Weitere Informationen über Unterstützungsmöglichkei-
ten, egal ob finanziell, tatkräftig als Volunteer vor Ort oder
durch die Übernahme einer FHOH-Kinderpatenschaft,
mit der man eines der Kinder beim groß werden beglei-
tet, sind im Internet abrufbar. Spendenkonto bei der Spar-
kasse Nürnberg: IBAN: DE64 7605 0101 0011 3401 22
8 www.fhoh.eu
Portraits
Werte stiften � 15
Meldungen
16 � Werte stiften
Einmal jährlich ehrt die Sparkassen-Finanzgruppe mit dem
DAVID herausragende kleinere Projekte mit einem Gesamt-
volumen von bis zu 25.000 Euro, die von Sparkassenstiftun-
gen gefördert oder selbst umgesetzt wurden. Projekte, die in
die Region passen, mit Nachhaltigkeit und Vorbildcharakter,
und die nicht viel Geld brauchen um viel zu bewirken.
Neben der Preisverleihung macht es DAVID möglich, dass
sich die Preisträger selbst mit ihrem Projekt einer breiteren
Öffentlichkeit vorstellen können. So erhalten stifterisch wert-
volle Ideen über die Region hinaus Bekanntheit, Strahlkraft
und können möglicherweise als Beispielprojekte andernorts
übertragen und wirksam werden. Dieses Jahr am 18. März
wird der DAVID bereits zum zehnten Mal verliehen und die
Preisverleihung wird zu einer großen Geburtstagsfeier. Sie fin-
det im Rahmen der Stiftungsfachtagung im Sparkassenhaus
in Berlin statt, zu der sich einmal jährlich Vertreter der Spar-
kassenstiftungen zum gemeinsamen Austausch treffen, um
Fachthemen zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen. �
8 www.sparkassenstiftungen.de/david/
Kleine Projekte mitgroßer Wirkung
Stiftungspreis DAVID 2015 zeichnet kleinereStiftungsprojekte der S-Finanzgruppe aus
Anfang des Jahres erhielt die Olgäle-Stiftung für das kranke
Kind eine Spende über 12.000 Euro von der Gabriele-Kurz-
Stiftung zur weiteren Fortführung der Reittherapie für psy-
chisch kranke Kinder. 2011 gründete Gabriele Kurz aus Fell-
bach ihre Stiftung. Seinen 80. Geburtstag nahm ihr Schwie-
gervater – der Unternehmer, Honorarkonsul und ehemalige
Landtagsabgeordneter Rolf Kurz – zum Anlass, anstelle von
Geschenken um Spenden für die Stiftung zu bitten. Fast
12.000 Euro kamen zusammen, die die Stiftung vollends auf
12.000 Euro aufrundete. So konnte Gabriele Kurz einen
Spendenscheck über diesen Betrag an Gabriele Mair, Vor-
standsmitglied der Olgäle-Stiftung für das kranke Kind, auf
dem Reiterhof in Filderstadt-Plattenhardt, auf dem die Reit-
therapie regelmäßig stattfindet, überreichen.
Der Reittherapeut der Kinder- und Jugendpsychiatrie des
Olgahospitals in Stuttgart Peter Rave dankte sehr herzlich
für die Spende, da die Krankenkassen nur ganz selten Reit-
therapien bezahlen und diese für die Eltern oft uner-
schwinglich wären. Die frühere Reiterin und Pferdebesitze-
rin Kurz weiß jedoch, wie hilfreich Pferde für Kinder sind
und wie sich deren Verspannungen auf dem warmen Pfer-
derücken lösen können. Daher ist es ihr ein Anliegen hier
gezielt zu helfen. Die Olgäle-Stiftung für das kranke Kind hat
es sich seit 17 Jahren zur Aufgabe gemacht, den Aufenthalt
der oft schwerstkranken Kinder im Stuttgarter Olgahospital
– unabhängig von deren Krankheitsbild – durch eine kind-
gerechte Atmosphäre angenehmer zu gestalten, die psycho-
soziale Betreuung der kleinen Patienten und ihrer Eltern zu
verbessern, modernstes medizinisches Gerät anzuschaffen
und Fortbildung und Forschung zu fördern. �
8 www.olgaele-stiftung.de
12.000 Eurofür Reittherapie
Olgäle-Stiftung erhält großzügige Spende
Der Tag der Stiftungen ist ein bundesweiter Aktionstag, an
dem dezentral öffentlichkeitswirksame Aktionen von ge-
meinnützigen Stiftungen durchgeführt werden. Das Pro-
jekt ermöglicht es gemeinnützigen Stiftungen, ihre Kom-
munikation zu bündeln, um mehr Menschen über die ge-
sellschaftliche Bedeutung von Stiftungen und das Stiften
zu informieren. Der Bundesverband Deutscher Stiftun-
gen koordiniert die übergreifende Öffentlichkeitsarbeit,
stellt Informationsmaterialien zur Verfügung und unter-
stützt die Stiftungen bei der Umsetzung ihrer Aktionen
und Veranstaltungen. Der Tag der Stiftungen ist der deut-
sche Beitrag zum „European Day of Foundations and Do-
nors“ der vom Donors and Foundations Network in
Europe (DAFNE), einem Zusammenschluss von 24 Stif-
tungsverbänden aus ganz Europa, ins Leben gerufen
wurde. Ziel ist es, die Wertschätzung für gemeinnützige
Stiftungen und deren Engagement sowie die Sichtbarkeit
des Stiftungswesens im Allgemeinen zu erhöhen. �
8 www.tag-der-stiftungen.de
Der 1. Oktober 2015 ist Tag der Stiftungen
Meldungen
Werte stiften � 17
Dem Vorsitzenden des Stiftungsvor-
stands der Kreuzberger Kinderstiftung,
Peter Rolf Ackermann, wurde am 24.
Februar das Verdienstkreuz 1. Klasse
des Verdienstordens der Bundesrepu-
blik Deutschland verliehen.
Mit dieser Auszeichnung wird Peter
Ackermanns jahrelanges Engagement
in der Kinder- und Jugendarbeit gewürdigt. Die von ihm er-
richtete Kreuzberger Kinderstiftung fördert seit 2004 Pro-
jekte anderer Träger der Jugendhilfe (bisher über 350), die
jungen Menschen eine aktive und verantwortungsbewusste
Mitgestaltung ihres eigenen Lebensumfelds ermöglichen sol-
len. Seit 2009 vergibt die Stiftung überdies Stipendien an Se-
kundarschüler aus den neuen Bundesländern und Berlin, die
ein Jahr bei einer Gastfamilie im Ausland verbringen. Mit der
Förderung dieser im Jugendaustausch bisher kaum vertrete-
nen Zielgruppe wird ein Beitrag zur Chancengleichheit beim
Zugang zu Bildungsangeboten geleistet.
Peter Ackermann war schon seit den 60er Jahren in ver-
schiedenen Einrichtungen der Bildungs- und Jugendarbeit eh-
renamtlich tätig; unter anderem war er Vorsitzender des Lan-
desjugendrings Berlin und des Vereins Jugendbildungsstätte
Kaubstraße. Später arbeitete er als Projektleiter in der Ent-
wicklungshilfe, in der juristischen pro-bono-Beratung von
NGOs und bei der Wiedererrichtung des Janusz-Korczak-Wai-
senhauses in Warschau mit. �
8 www.kreuzberger-kinderstiftung.de
Peter Ackermann erhältBundesverdienstorden
Vorstandsvorsitzender der KreuzbergerKinderstiftung engagiert sich bereits seitden 60er Jahren für verschiedene Projekte
Woche für Woche zaubern die KlinikClowns in bayerischen
Kinderkliniken ein Lachen in die Gesichter der kleinen Pa-
tienten und bringen pflegebedürftigen alten Menschen im Se-
niorenheim Fröhlichkeit und liebevolle persönliche Zuwen-
dung. Die „Clownsvisiten“ aktivieren Lebensfreude und neue
Energien, die den Gesundheitszustand und Heilungsprozesse
positiv beeinflussen.
Der Fotograf Manfred Lehner hat die KlinikClowns in Kin-
derkliniken und Seniorenheime begleitet und unvergessliche
Begegnungen in sehr persönlichen Impressionen festgehal-
ten. Noch bis 30.April sind seine Fotos unter dem Motto „Ein
Lachen schenken – Begegnungen mit den KlinikClowns“ in
der Nürnberger Klinik Hallerwiese (St.-Johannis-Mühlgasse
19, Kunstraum Ebene 01) zu sehen. �
8 www.klinikclowns.de
Ein Lachen schenken
Begegnungen mit den KlinikClowns –Fotoausstellung von Manfred Lehner
Der sechsjährige Neffe Jamal des Schalke-Profis Kevin Prince Boateng hat das Down-Syn-
drom. Deshalb engagiert sich der Weltklasse-Fußballer für Menschen mit Behinderung
und unterstützt den Verein Lebenshilfe in seiner Arbeit. Bei einem Besuch in der Bun-
desgeschäftsstelle der Lebenshilfe in Berlin traf er einige junge Leute mit Down-Syndrom.
Begleitet wurde Kevin Prince Boateng von seinem Bruder George und dessen Sohn Jamal.
„Ich will gerne helfen. Da stehe ich hundertprozentig dahinter“, Kevin Prince Boateng. �
8 www.lebenshilfe.de
Hilfe für Menschen mit Down-SyndromKevin Prince Boateng engagiert sich für die Lebenshilfe
Meldungen
Foto: Manfred Lehner
Foto: Leb
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cke
18 � Werte stiften
Mit einem Betrag in Höhe von 74.737,54 Euro lässt die Stif-
tergemeinschaft der Sparkasse Fürth insgesamt 30 Institutio-
nen aus der Region von ihren Erträgen profitieren. Freuen
konnten sich die Gesellschaft zur Förderung des Klinikums
e.V., das Kinderheim St. Michael, die Katholische Kirchenstif-
tung St. Johannes Oberasbach, die Kinderarche Fürth gGmbH,
das Stadtmuseum Fürth, das Projekt Schülercoach, die Fürther
Tafel e. V., die Lebenshilfe Fürth, der Landesbund für Vogel-
schutz e. V., der Markt Roßtal, die Stadt Oberasbach, der Lan-
deskirchliche Gemeinschaftsverband e. V., die Kinder- und Ju-
gendklinik Fürth, das Mütterzentrum und die Wärmestube.
Und das sind noch lange nicht alle Empfänger – ein breites
Spektrum an Einrichtungen ist in der Stiftergemeinschaft zu-
sammengefasst.
„Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth ist keine Stif-
tung der Sparkasse. Vielmehr besteht sie aus vielen individu-
ellen Namens- oder Themenstiftungen unserer Kunden. In-
klusive der Erträge aus den Bürgerstiftungen können wir
stolze 104.000 Euro ausschütten“, betonte Hans Wölfel, Spar-
kassenchef und Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, bei der
offiziellen Scheckübergabe. Anette Weingarten, Vorständin
vom Mütterzentrum Fürth e.V., weiß schon genau, für was der
Geldsegen verwendet werden soll: „Diese Zuwendung fließt
in die Ausstattung unseres Gartens. Wir wünschen uns schon
lange ein Klettergerüst. Ein solches Gerät ist wegen der stren-
gen DIN-Normen leider sehr teuer. Wir freuen uns sehr, dass
es jetzt angeschafft werden kann.“
Im Mehrgenerationenhaus Mütterzentrum treffen sich
Mütter, Väter, Kinder, Omas, Opas und alle Bürger, zur Kon-
taktpflege oder zum Besuch eines der vielen Kurse – mit und
ohne Kinderbetreuung.
„Mit einer sogenannten Namensstiftung kann jede ge-
meinnützige, mildtätige oder kirchliche Institution unterstützt
werden. Dabei ist von Vorteil, dass Stifter den geförderten
Zweck ihren Lebensumständen entsprechend verändern kön-
nen“, berichtete Horst Ohlmann von der DT Deutsche Stif-
tungstreuhand AG in Fürth. Bereits mit Beträgen ab 25.000
Euro lässt sich dies schon zu Lebzeiten verwirklichen. Auch
die verbesserten Abzugsmöglichkeiten im Bereich der Ein-
kommensteuer machen diesen Schritt noch zusätzlich über-
legenswert.
Spendengelder für die Stiftungen lassen sich bei der Spar-
kasse Fürth auf das Konto Nr.: 9953563 einzahlen. Bis zu einer
Spende von 200 Euro kann die Durchschrift der Überweisung
beim Finanzamt vorgelegt werden. Für größere Zuwendun-
gen wird, unter Angabe der Anschrift, natürlich eine Zuwen-
dungsbestätigung ausgestellt. �
8 www.die-stifter.de
Großzügige Spende für 30 InstitutionenStiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth schüttet rund 75.000 Euro aus
Aktuelles
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Bereits zum zweiten Mal öffnet München seine Pforten für
den MünchnerStiftungsFrühling. Vom 20. bis 26. März laden
Münchner Stiftungen und stiftungsnahe Partner mit Sitz oder
Wirkkraft in München dazu ein, sie und geförderte Projekte
aus nächster Nähe kennenzulernen. Denn München geht tag-
täglich stiften. Die Münchner Stiftungslandschaft will zeigen,
welche Tatkraft, Engagement und Erfolge es dank Stiftungen
und deren Mitarbeitern in den unterschiedlichen Lebensbe-
reichen in München gibt.
Sieben Tage lang präsentieren sich rund 150 Stiftungen
und Partner in etwa 250 Veranstaltungen. In Workshops, Vor-
trägen, Lesungen, Führungen und anderen Formaten zeigen
sie ihre thematischen Schwerpunkte und liefern damit Zünd-
stoff zum Informieren, Mitmachen, Nachdenken, Nachahmen,
und Kennenlernen.
Einem zentralen Auftakt in der BMW Welt am 20. und 21.
März mit Informationsständen und unterschiedlichen Einzel-
veranstaltungen folgen dezentrale Angebote bis 26. März, bei
denen die Stiftungen direkt bei sich oder ihren Projektpart-
nern die Pforten öffnen und interessierte Bürger zu sich ein-
laden. Was genau macht eine Stiftung eigentlich? Wo sitzt und
wirkt sie? Mit welchen Themen befasst sie sich, und wo kann
ich mich als Einzelner einbringen? Wie gründet man eine Stif-
tung? Diesen und anderen Fragen möchte der MünchnerStif-
tungsFrühling auf den Grund gehen und lädt die Bürger ein,
die Stiftungen mit Sitz oder Wirkkraft in München genauer
kennenzulernen und so die Vielfalt der Stiftungslandschaft zu
entdecken. Neben Einblicken in aktuelle Projekte erhalten Be-
sucher auch Fachwissen rund um das Thema Stiftungsmana-
gement. Darüber hinaus werden die ganze Woche über, an un-
terschiedlichen Orten verteilt, Führungen, Workshops, Mit-
machaktionen oder Tage der offenen Tür geboten.
Beim MünchnerStiftungsFrühling ist der Stiftungsalltag
zum Greifen nahe und erlebbar. Stiftungen sind lebendig und
haben lebendige und engagierte Mitarbeiter. Die Veranstal-
tungen sind größtenteils kostenfrei, einige jedoch mit Vorab-
anmeldung. �
8 www.muenchnerstiftungsfruehling.de
100 Stiftungen laden einMünchnerStiftungsFrühling vom 20. bis 26. März
Aktuelles
Warum gründen Menschen eine Stif-
tung? Stiftungsberater Jochen Hack gab
bei der vorweihnachtlichen Feier der
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bam-
berg die Antwort: Sie möchten von
dem, was sie selbst erhalten und sich
erarbeitet haben, etwas zurück- und
weitergeben und so für zukünftige Ge-
nerationen überaus positiv wirken.
Von dieser positiven Wirkung profi-
tieren mittlerweile rund 80 Organisatio-
nen, die von 57 Stiftungen in der Bam-
berger Stiftergemeinschaft als Zweck-
empfänger benannt sind. Wenn beide Sei-
ten alljährlich zur Stiftungsmittelfeier zu-
sammenkommen, gibt es rundherum
strahlende und freudige Gesichter.
Konrad Gottschall, Vorstandsvorsit-
zender der Sparkasse Bamberg, be-
dankte sich bei den Stiftern: „Sie haben
mit Ihrer individuellen Stiftung gezeigt,
was gesellschaftliche Verantwortung be-
deutet. Sie alle zählen zu den großen
oder kleinen Wohltätern in unserer Re-
gion. Über 8 Mio. Euro sind mittlerweile
in der Stiftergemeinschaft angelegt. In
diesem Jahr können wir rund 107.000
Euro ausschütten, der gesamte Aus-
schüttungsbetrag ist inzwischen auf
572.000 Euro angestiegen.“
Verwaltungsratsvorsitzender und
Landrat Johann Kalb drückte seine
Freude aus, dass ca. 90 Prozent der
Empfänger aus der Region Bamberg
kommen. „Die Stiftungsmittel kommen
dem ehrenamtlichen Engagement zu-
gute, das einen wichtigen Beitrag für
die Lebensqualität unserer Heimat lei-
stet. Ohne dieses Engagement wäre die
Gesellschaft ärmer. Die Zuwendungen
haben schon so manchem Projekt auf
die Beine geholfen. Die Stiftergemein-
schaft hat das Gesicht der Region zum
Positiven verändert“, so Kalb.
Unter dem Dach der Stiftergemein-
schaft der Sparkasse Bamberg haben
sich mittlerweile 57 Stiftungen zusam-
mengefunden, davon sieben Bürger-
stiftungen einzelner Gemeinden, 14
Themenstiftungen und 36 Namensstif-
tungen. Die Vielfalt der Stiftungsgrün-
der ist mindestens so groß wie die der
Begünstigten, darunter beispielsweise
die Bamberger Lebenshilfe für Men-
schen mit Behinderung, das Staatliche
Schulamt Bamberg, die Caritas Jugend-
hilfe, das Levi-Strauss-Museum Butten-
heim, die Bamberger Selbsthilfegruppe
Schlaganfallbetroffener, die Pfarrei St.
Wenzeslaus Litzendorf, der Markt But-
tenheim und der Markt Burgebrach.
Viele Stifter sind zum Festakt gekom-
men und ließen es sich nicht nehmen,
die symbolischen Christbaumkugeln
an ihre Begünstigten zu überreichen
und die Freude über die Mittel zu tei-
len, so zum Beispiel das Ehepaar
Schweiger, das das Jugendtheater Cha-
peau Claque fördert. Stifterin Sabine
Brückner-Zahneisen, die selbstständi-
ges Wohnen im Alter und bei Behinde-
rung unterstützt, erklärte mit Stolz und
Freude: „Mit 50 Euro Zweckertrag
haben wir angefangen, heuer sind wir
bei über 9.000 Euro.“
Seit Ende 2005 besteht die Stifter-
gemeinschaft der Sparkasse Bamberg,
zur damaligen Zeit war sie die erste in
ganz Deutschland. Horst Ohlmann, Vor-
standsvorsitzender der Treuhänderin
DT Deutsche Stiftungstreuhand AG,
skizzierte bildlich den Weg des kleinen
Pflänzleins, das sich über die Jahre hin-
weg zu einer beständigen Pflanze mit
vielfältigen Empfängerorganisationen
überwiegend aus der Region entwik-
kelt hat. �
8 www.stiftergemeinschaft-bamberg.de
20 � Werte stiften
Aktuelles
Stiften tut gutStiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttet über 107.000 Euro aus
Stolze Stifterin Sabine Brückner-Zahneisen (li.) mitZweckempfängerin Hermine Waldner von SOPHIA -Verein zur Förderung und Unterstützung selbstän-digen Wohnens im Alter und bei Behinderung e.V.
Stifterehepaar Susanne und Günter Schweiger mitBegünstigtem Markus Hörner vom Verein ChapeauClaque e.V.
Drei Bürgermeister, die sich über Erträge aus denBürgerstiftungen freuen (v.li.): Georg Hollet, Ge-meinde Schönbrunn, Johannes Maciejonczyk, MarktBurgebrach, Michael Karmann, Markt Buttenheim
Der Vorstand der Sparkasse Bamberg freut sich überdie Ausschüttungssumme (v.li.): VorstandsmitgliedStephan Kirchner, Vorstandsvorsitzender KonradGottschall, Vorstandsmitglied Thomas Endres
Werte stiften � 21
Aktuelles
Ungeachtet der Niedrigzinsphase hält das Stiftungswachstum
in Deutschland an: Mit 691 neu gegründeten Stiftungen im
Jahr 2014 sind sogar deutlich mehr Stiftungen hinzugekom-
men als im Vorjahr (638). Dies gab der Bundesverband Deut-
scher Stiftungen im Februar in Berlin bekannt. Zum Ende des
Jahres 2014 zählt der Dachverband insgesamt 20.784 rechts-
fähige Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland.
Deutschland behauptet sich damit weiter als stiftungsreich-
stes Land in Europa. Das Wachstum des Sektors liegt bei 3,1
Prozent. Die Stiftungsdichte ist gestiegen: Auf 100.000 Bun-
desbürger kommen nun 26 Stiftungen.
„Die hohe Zahl neu gegründeter Stiftungen ist höchst er-
freulich. Denn die Aufgaben der gut 20.000 gemeinnützigen
Stiftungen in Deutschland sind schon allein angesichts der In-
tegration von Migranten, der Bildungsangebote für neue Mit-
bürger, der kulturellen wie politischen Teilhabe in letzter Zeit
stark gewachsen“, so Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvor-
sitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.
Neben der klassischen rechtsfähigen Stiftung stehen auch
alternative Stiftungsformen weiter hoch im Kurs, insbesondere
Treuhandstiftungen und Zustiftungen in Form von Stiftungs-
fonds. Wachsenden Einfluss auf das Stiftungshandeln hat die
Niedrigzinsphase. „Die Antwort auf den Niedrigzins war bei
vielen großen Stiftungen eine Änderung der Anlagestrategie,
vor allem hin zu Aktien und Immobilien, und damit sind sie
meist sehr gut gefahren. Außerdem verstärken Stiftungen aller
Größenordnungen ihre Bemühungen im Bereich Fundraising
und Kooperationen. Stiftungen suchen sich also aktiv neue
Wege zur Sicherung ihrer Einnahmen“, betonte Prof. Dr. Hans
Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stif-
tungen bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes.
Bundesländer im Vergleich
Den größten Zuwachs im Jahr 2014 konnte mit 159 neuen
Stiftungen Nordrhein-Westfalen verzeichnen. Mit insgesamt
4.059 Stiftungen verteidigt das bevölkerungsreichste Bundes-
land seinen Spitzenplatz vor Bayern (3.764) und Baden-Würt-
temberg (3.128). Die ostdeutschen Bundesländer sind, was
den Bestand betrifft, in der Statistik nach wie vor deutlich ab-
geschlagen. Jedoch haben Länder wie Thüringen (5,4 Prozent)
und Sachsen (4,5 Prozent) deutlich höhere Wachstumsraten
als der Bundesdurchschnitt (3,1 Prozent). Insgesamt kommen
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-
Anhalt und Thüringen auf 1.408 rechtsfähige Stiftungen bür-
gerlichen Rechts. Was die Zahl der Stiftungen pro 100.000 Ein-
wohner betrifft,
liegen die Stadt-
staaten vorn: In
Hamburg kom-
men auf 100.000
Einwohner 77 Stif-
tungen, in Bremen
sind es 50. Unter
den Flächenlän-
dern führt Hessen
mit 31 Stiftungen
auf 100.000 Ein-
wohner. Mit einer
Stiftungsdichte
von 91 bleibt
Würzburg Spitzen-
reiter der Groß-
städte. �
8 www.stiftungen.org
Stiften bleibt populärBundesverband freut sich über mehr neue Stiftungen als im Vorjahr
Quelle: BundesverbandDeutscher Stiftungen
22 � Werte stiften
Aktuelles
Die eigene Stiftung zu führen ist eine ehrenwerte, aber auch
anspruchsvolle Aufgabe. „Viele Stifter begeistern sich für die
Projekte ihrer Stiftung, manche unterschätzen aber den Auf-
wand, den Gremienarbeit, Buchhaltung, Rechnungslegung
und behördliche Anforderungen mit sich bringen“, weiß Claus
Löw, Stiftungsberater bei der Sparkasse Nürnberg, aus lang-
jähriger Erfahrung zu berichten. Dazu zehren die Kosten für
die Prüfung oder eine externe Verwaltung beim aktuell nied-
rigen Zinsniveau gewaltig an den Erträgen der Stiftung. Für
viele stiftungswillige Menschen ist Löw zufolge die Errich-
tung eines Stiftungsfonds eine sinnvolle Alternative zur eige-
nen Stiftung. Schon ab einem Betrag von 25.000 Euro kann
man in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Nürnberg zum
Stifter werden. Rein rechtlich gesehen ist ein Stiftungsfonds
nichts anderes als eine Zustiftung in die Stiftergemeinschaft,
die selbst eine rechtlich selbstständige Stiftung ist und als sol-
che der staatlichen Stiftungsaufsicht unterliegt. Der Stifter
braucht nur noch eine Einrichtung zu benennen, der dann
die Erträge aus seinem Stiftungsfonds dauerhaft zur Erfüllung
gemeinnütziger Zwecke zufließen. Er kann sich zurückleh-
nen in der Gewissheit, seine Stiftung in kompetente Hände
gelegt zu haben und mit ihr dauerhaft Gutes zu tun.
Zurücklehnen war dem agilen Stifterehepaar Helmut und
Renate Summer jedoch zu wenig. Mit ihrem Stiftungsfonds
„Summer Kulturstiftung – In Lauf Geschichte erleben“ möch-
ten sie heutigen und künftigen Generationen das Wissen um
die Geschichte ihrer Heimatstadt Lauf a. d. Pegnitz vermitteln.
Hierzu fließen nicht nur die Erträge aus ihrem Stiftungsfonds
zweckgebunden an die Stadt Lauf. Die Stifter bringen sich auch
aktiv in die Projekte ein, die aus ihrer Stiftung finanziert werden.
„Was machte Kaiser Karl der IV. in
Lauf – und warum steht dort seine
Burg?“ heißt ein bezauberndes Kinder-
buch, das Bürgermeister Benedikt Bi-
sping zusammen mit den Stiftern nun
als erstes Projekt der Stiftung im Wap-
pensaal des Wenzelschlosses in Lauf der
Öffentlichkeit präsentierte. Mit einfa-
chen Sätzen, schönen Bildern und lusti-
gen Zeichnungen schildert die Autorin
und Stadtarchivarin Ina Schönwald hierin höchst kurzweilig
die Geschichte der mittelalterlichen Stadt, ohne dabei Jahres-
zahlen überzustrapazieren. Auch wenn sich die „kleine Kultur-
geschichte“ hauptsächlich an Kinder richtet, bereitet das Büch-
lein eine für die Stadt Lauf prägende Epoche anschaulich für
alle Altersgruppen auf. Kein Wunder also, dass das Werk in kur-
zer Zeit zur Pflichtlektüre für alle Laufer avancierte und Le-
sungen für Jung und Alt in kürzester Zeit ausgebucht waren.
Für das Stifterehepaar, das dies überhaupt erst möglich gemacht
hatte, war es sicherlich ein überwältigender Auftakt und Moti-
vation zugleich, das nächste Projekt in Angriff zu nehmen. �
8 www.stiftergemeinschaft-nuernberg.de
Was machte Kaiser Karl IV. in Lauf?Aktives Engagement in einer Stiftergemeinschaft
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: [email protected]
www.medizinrecht-kanzlei.de
Im Verlauf eines Jah-
res haben schät-
zungsweise 15.000
bis 17.000 Menschen
in Berlin kein Dach
über dem Kopf. Seit
2006 hilft die Jenny
De la Torre Stiftung
in ihrem Gesund-
heitszentrum diesen
wohnungslosen Menschen mit medizinischer Versorgung,
psychosozialer und rechtlicher Beratung, Kleidung oder
Essen. Für ihren vorbildlichen Einsatz ehrt der Bundesverband
Deutscher Stiftungen in diesem Jahr die Ärztin und Gründe-
rin der Stiftung, Dr. Jenny De la Torre Castro, mit dem Deut-
schen Stifterpreis 2015. Der Preis wird am 8. Mai während des
Deutschen StiftungsTages in Karlsruhe überreicht.
Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Bun-
desverbandes Deutscher Stiftungen, begründet die Entschei-
dung der Gremien des Verbandes: „Die ‚Ärztin der Armen‘,
wie sie in Berlin genannt wird, setzt sich für Menschen ein,
um die viele von uns einen großen Bogen machen. Jenny De
la Torre Castro wirkt mit ihrer Stiftung an der Schnittstelle
von Gesundheit und Sozialem, um den am Rande der Gesell-
schaft Stehenden echte Teilhabe zu ermöglichen. Neben der
direkten Unterstützung von betroffenen Menschen will sie
das Thema Obdachlosigkeit als soziale Krankheit in der Öf-
fentlichkeit bekannt machen. Die Stiftung arbeitet zudem
stark wirkungsorientiert – Prävention und Wiedereingliede-
rung in die Gesellschaft sind zentrale Anliegen.“
Die Stiftung hat ein Kapital von rund 851.000 Euro (2013),
ein großer Teil besteht aus der selbst genutzten Immobilie.
Die Finanzierung der täglichen Arbeit wird überwiegend
durch Spenden geleistet.
Die Jenny De la Torre Stiftung ist eine von 845 Stiftungen
in Berlin. Die Stiftung gehört zu jenen 24 Prozent der Stiftun-
gen, die nach der Jahrtausendwende von Frauen gegründet
worden sind. �
8www.delatorre-stiftung.de, www.stiftungen.org
Sie stiftetGesundheit,
Wärme, VertrauenBerliner Ärztin Jenny De la Torre Castroerhält Deutschen Stifterpreis 2015
24 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Wir Menschen betreiben sehr viel Raubbau an der Natur.
Einen entschlossenen Gegenpol dazu setzt eine Testa-
mentsspende an die Naturschutzstiftung EuroNatur. Die Te-
stamentsspende verpufft nicht in einmaligen Aktionen, son-
dern legt ein wertvolles Fundament für einen wirksamen
Naturschutz und damit weitreichende Perspektiven für
Menschen und Natur. Indem man zum Erhalt des europäi-
schen Naturerbes beiträgt, schafft man sich selbst oder
einem verstorbenen Angehörigen ein lebendiges und wür-
devolles Andenken.
Das Andenken schafft Leben
Die Natur- und Artenschutzprojekte von EuroNatur, wie
auch die naturschutzpolitischen Aktivitäten haben zum Ziel,
das europäische Naturerbe in seiner Vielfalt mitsamt aller
für den Menschen so wertvollen natürlichen Ressourcen
dauerhaft zu erhalten. Mit der Ausweisung von Schutzge-
bieten ist es für die Stiftung nicht getan. EuroNatur-Projekte
sind langfristig und oftmals grenzüberschreitend angelegt.
Deren Ziel ist nicht nur der Schutz der Natur, sondern auch
eine ökologische Entwicklung der jeweiligen ländlichen Re-
gion. Denn ohne die Bedürfnisse der Bevölkerung ernst zu
nehmen, kann kein langfristiger Schutz der natürlichen Res-
sourcen gelingen. Deshalb arbeitet EuroNatur stets eng mit
lokalen Partnerorganisationen und den Menschen vor Ort
zusammen. Regionalentwicklung und Naturschutz gehen
dabei Hand in Hand und sorgen so für mehr Arbeitsplätze
und Lebensqualität.
Mit einer Testamentsspende kann man der Stiftung bei
diesen Aufgaben helfen. Alle Zuwendungen, die EuroNatur
anvertraut werden, kommen in voller Höhe den ge-
wünschten gemeinnützigen Zwecken zugute. „Wenn ein
Mensch EuroNatur in seinem Testament bedenkt, bedeutet
das für mich einen großen Vertrauensbeweis in uns und un-
sere Arbeit. Unsere Testamentsspender können sich darauf
verlassen, dass wir alles in ihrem Sinne regeln. Das be-
trachte ich als meine persönliche Verpflichtung“, sagt Sa-
bine Günther, die bei EuroNatur für die Spenderbetreuung
verantwortlich ist. �
8 www.euronatur.org
Ein Testament für Europas NaturWirksamer Naturschutz, der Perspektiven schafft
DT Deutsche Stiftungstreuhand AGKönigstraße 132 . 90762 FürthTelefon 0911 [email protected]
Wir begleiten Privatpersonen, Unternehmen und gemeinnützige Einrichtungen inZusammenarbeit mit Banken und Sparkassen bei der Realisierung ihrer Stiftungsidee.Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin unter Telefon 0911 7230175-0.
Möchten Sie die Welt retten?Haben Sie sich dem Umweltschutz verschriebenoder möchten Sie sich für die Unversehrtheit der Meereund ihrer Bewohner stark machen? Schlägt Ihr Herz für denSport und möchten Sie Ihren Sportverein unterstützen oder möchten Siedie Zukunft unserer Kinder sichern, indem Sie sich für Erziehung, Bildungseinrichtungenund die Jugendhilfe einsetzen? Vielleicht möchten Sie aber auch dazu beitragen, unser viel-fältiges fränkisches Brauchtum zu erhalten oder gemeinnützigen Vereinen bei Ihrer Arbeit vor Ort helfen?
Egal für welchen Zweck Sie sich engagieren möchten: eine Stiftung ist das richtige Werk-zeug dafür. Und wir sind dabei Ihr Partner in der Stiftungsverwaltung.
26 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Wer arm geboren wird, bleibt es meist auch. Kinder aus einer
einkommensschwachen Gegend haben kaum eine Chance,
sich aus dieser Armut zu befreien – unabhängig davon, wie
begabt sie sind oder wie hart sie später arbeiten werden.
Denn in Ländern mit extremer Ungleichheit entscheidet oft
das soziale Milieu eines Menschen darüber, ob sie oder er in
Armut oder in Wohlstand lebt.
Oxfam findet weltweit Wege, damit Familien sich aus der
Armut befreien und eine bessere Zukunft für sich schaffen
können. Zum Beispiel hat sich das Leben von Aida aus Mo-
sambik zum Guten gewendet. Ihre Familie bekam von Oxfam
Zicklein geschenkt. Mittlerweile hüten sie eine ganze Zie-
genherde. „Früher musste ich oft die Nachbarn um Unter-
stützung bitten“, sagt Aidas Mutter Recelia. Inzwischen kann
sich die Familie selbst helfen. Die Milch und die Zicklein der
Ziegen verkauft sie auf dem Markt. Mit dem Geld kann sie Le-
bensmittel und Medikamente bezahlen – und den Schulbe-
such von Aida. „Alle meine Kinder gehen jetzt zur Schule“, be-
richtet Recelia stolz.
„Besser gleich! Schließt die Lückezwischen Arm und Reich!“
Weltweit hat die soziale Ungleichheit extrem zugenom-
men: 70 Prozent der Weltbevölkerung leben in Ländern, in
denen die Lücke zwischen Arm und Reich in den vergange-
nen 30 Jahren gewachsen ist. In vielen Staaten eignet sich eine
wohlhabende Minderheit einen immer größer werdenden An-
teil am Nationaleinkommen an. Mittlerweile besitzen die welt-
weit 80 reichsten Personen genauso viel wie die ärmere
Hälfte der Weltbevölkerung – das sind rund 3,5 Milliarden
Menschen. Und die Schere klafft immer weiter auseinander.
Die unabhängige Hilfsorganisation ist davon überzeugt,
dass jeder Mensch auf der Welt die gleichen Rechte auf eine
nachhaltige Existenzgrundlage hat. Genau dafür setzt sich
Oxfam auch in ihrer Kampagne „Besser gleich! Schließt die
Lücke zwischen Arm und Reich!“ ein.
Für diese wichtige Arbeit braucht Oxfam Unterstützung
in Form von Spenden, Spendenkonto 80 90 500, BLZ 370 205
00. Das Deutsche Zentralinsti-
tut für Soziale Fragen beschei-
nigt mit seinem Spenden-Sie-
gel Oxfam Deutschland einen
verantwortungsvollen Umgang
mit Spendengeldern. �
8 www.oxfam.de/publikationen/bes-
ser-gleich-schliesst-luecke-zwischen-
arm-reich
Eine gerechte Weltohne Armut
Oxfam legt einen Aktionsplan zur Bekämfung sozialer Ungleichheit vor
Foto
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Der Oxfam Aktionsplan steht imInternet zum Download bereit.
Werte stiften � 27
Berichte und Kampagnen
Wer der Frage nachgeht, was bleibt, wenn ich nicht mehr da
bin, denkt zunächst meist an Familie oder Freunde. Manchmal
entsteht der Wunsch darüber hinaus, etwas Bleibendes zu
schaffen, das die Welt vielleicht sogar ein klein bisschen besser
macht. In den Alternativen Bärenparks ist dies möglich.
Im Alternativen Bärenpark Worbis sowie im Alternativen
Wolf- und Bärenpark Schwarzwald kommen nur Tiere aus ehe-
mals schlechten Haltungen unter. Die Tiere haben im Zirkus
ausgedient, wo man sie ihr Leben lang nicht artgerecht hielt.
Oder sie wurden von anderen skrupellosen Haltern etwa in
eine LKW-Garage gepfercht, bevor man sie befreien konnte.
In den Alternativen Bärenparks bekommen solche Tiere
eine Chance für ein tiergerechtes Leben. Besucher der Parks
können erleben, wie sich die Tiere hier erholen. Bei Führun-
gen, Veranstaltungen und durch verschiedene Medien erfah-
ren sie, wie sich die Situation für andere geschundene Tiere
verbessern lässt und was jeder selbst dazu beitragen kann.
„Vielleicht haben Sie schon lange ein Herz für Bären oder
Sie wünschen sich ganz konkret in einem Einzelfall zu helfen.
In den Bärenparks ist dies möglich“, sagt Rüdiger Schmiedel,
Geschäftsführer der Parks. „Besuchen Sie unsere Tierschutz-
projekte und schließen Sie eines der Tiere in Ihr Herz. Sie
haben die Möglichkeit, sich über eine Patenschaft mit Ihrem
Tier zu verbinden. Die Stiftung mit Ihrem Testament zu be-
rücksichtigen, garantiert, dass die Bären und Wölfe auch über
Ihren Tod hinaus versorgt werden. Die Aufklärungsarbeit der
Parks fördern Sie damit ebenfalls.“ Rüdiger Schmiedel emp-
fiehlt, sich in Ruhe Gedanken darüber zu machen, ob man die
Stiftung und ihre Tiere mit einem Nachlass berücksichtigen
will. „Zögern Sie nicht“, sagt er, „wenn Sie mit uns Kontakt auf-
nehmen möchten.“ In jedem Fall setzen Sie mit einem Testa-
ment zu Gunsten der Stiftung für Bären ein starkes Zeichen für
einen glaubwürdigen Tier- und Naturschutz, von dem alle pro-
fitieren können. �
8 www.baer.de
Der letzte Wille für Bär und WolfWer ein Herz für Bären und Wölfe hat, kann ganz konkret helfen.
Mit einem Nachlass für einen Alternativen Wolf- und Bärenpark. Das ist praktischerTierschutz und hat Einfluss darauf, wie wir in Zukunft mit unseren Tieren umgehen
28 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Vor 20 Jahren erregte das Buch „Ich will kein inmich mehr
sein“ große Aufmerksamkeit. Dieses Buch hat Birger Sellin, ein
stummer autistischer junger Mann, geschrieben. Um dieses
Buch schreiben zu können, benötigte er physische und psy-
chische Unterstützung. Dies löste aber großen Argwohn aus.
Birger Sellin stellte sich Vorwürfen der Manipulation und über-
zeugte viele Skeptiker. Er durchbrach durch das gestützte
Schreiben die Mauer des Schweigens, die ihn in vielen Situa-
tionen von seiner Umwelt trennte. Die Methode der „Ge-
stützten Kommunikation“ wurde über die vergangenen Jahre
als Kommunikations-Trainingsmethode für schwer sprachbe-
hinderte und stumme Menschen zu einem umfänglichen Sy-
stem weiterentwickelt. Auch die Aktion Sonnenschein wen-
det in ihren pädagogischen Einrichtungen diese Methode an,
um Kindern mit einer entsprechenden Sprachstörung zu hel-
fen. Speziell geschulte Mitarbeiter ermöglichen durch physi-
sche, verbale und emotionale Hilfe die nichtlautsprachliche
Kommunikation. Als Kommunikationsgeräte dienen dabei
Schreibtafeln, Computer sowie Tablets.
„Geistig behindert”, ohneexpressive Sprachfähigkeiten?
Kinder mit einer schweren kommunikativen Beeinträchti-
gung werden häufig als geistig behindert eingestuft. Das ver-
wundert nicht, wenn man bedenkt, dass die Kategorisierung
von einer geistigen Behinderung auf der Einschätzung ex-
pressiver Sprachfähigkeiten beruht. Mit Hilfe der „Gestützten
Kommunikation“ lässt sich bei einem gewissen Teil der Kin-
der mit einer geistigen Behinderung feststellen, dass nicht so
sehr die kognitiven Prozesse gestört sind, sondern ihre „Äu-
ßerung“. So gibt es zum Beispiel kommunikationsgestörte Kin-
der, die ihre empfundene Freude in ihrer Reaktion und Mimik
nicht zeigen können. Diese Kinder mögen in ihren Gedanken
zwar Sätze formulieren, können diese aber nicht aussprechen.
Oder, sie verstehen an sie gestellte Aufforderungen, können
aber nur verzögert oder gar nicht nach ihnen handeln.
Man geht davon aus, dass Menschen mit einer Autismus-
Spektrums-Störung nicht imstande sind, selbständig ihr Den-
ken, Fühlen und Verstehen zu zeigen.All diese Störungen hin-
dern den Großteil der Autisten am Ausdruck, machen sie aber
keineswegs bewegungsunfähig. Bei der „Gestützten Kommu-
nikation“ kompensiert der „Stützer“ also bestimmte Störun-
gen im Output bzw. hilft, diese durch Übung zu überwinden.
Diese vermutlich neurologische Problematik kann mit
Hilfe der „Gestützten Kommunikation“ somit zu einem ge-
wissen Teil kompensiert werden. „Stützer“ geben diesen Kin-
dern und Jugendlichen eine physische Unterstützung an
Hand, Handgelenk, Unterarm oder Schulter, so dass sie gezielt
auf Gegenstände, Bilder, Symbole oder Buchstaben zeigen und
sich damit verständlich machen können. So wurde gerade bei
Autisten überraschend festgestellt, dass die „Gestützte Kom-
munikation“ zu einem Erfolg führen kann. Diese Kinder und
Jugendlichen fanden mit Hilfe von speziell geschultem Per-
sonal einen Weg zu kommunizieren. Es handelt sich um keine
Wundermethode. Die „Gestützte Kommunikation“ ist nicht
die idealste Methode der Kommunikation, da sie Gefahren der
Manipulation birgt.Aber Kinder, die zuvor in ihren Gedanken
gefangen waren, können sich mitteilen und somit ein teil-
weise selbstbestimmteres Leben führen.
Gestützte Kommunikation Ein Weg aus der Sprachlosigkeit
Werte stiften � 29
Berichte und Kampagnen
Marie-Fabienne ist 18 Jahre alt und hat eine Autismus-Spektrums-
Störung. Bis zu dieser Diagnose verging jedoch einiges an Zeit.
Während der Schwangerschaft und den ersten Lebenswochen
war alles unauffällig. Mit drei Wochen bekam sie eine schwere
Erkältung, die wohl mit falschen Medikamenten behandelt
wurde. Heutzutage würde man eine solche Medikation nicht
mehr vornehmen. Anschließend war die Genese unklar und
man ordnete sie als deutlich entwicklungsretardiert ein.
Ein Weg aus der Stille
Marie-Fabienne besucht
nun seit zwölf Jahren die Mon-
tessori-Schule sowie die Heil-
pädagogische Tagesstätte der
Aktion Sonnenschein. Vor un-
gefähr sieben Jahren begann
man bei ihr die Methode der
„Gestützten Kommunikation“
anzuwenden. Zu Beginn arbei-
tet man vor allem mit Bild-,
Symbol- und einzelnen Wort-
karten. Erst mit der Zeit ging
man auf Schreibtafeln sowie
Sprachcomputern über.
Wer sich auf die „Gestützte
Kommunikation“ als Arbeitsme-
thode einlässt, muss Zeit und
Geduld mitbringen, da das Stüt-
zen zu Anfangs überaus müh-
sam ist. Doch die Mühe lohnt
sich für beide Seiten. Marie-Fa-
bienne lernte sich zu öffnen
und erstmals zu kommunizie-
ren. Diese Kommunikations-
möglichkeit befreit einen von
der Behinderung als solches
nicht, aber es kann eine spür-
bare Verbesserung mit sich brin-
gen. Marie-Fabienne bekam die
Möglichkeit, ihr intensives gei-
stiges Eigenleben zu zeigen und
zu zeigen, dass sie mental nicht
geistig behindert war. Sie kann
nun über ihre Bedürfnisse, Wün-
sche und Ängste schreiben.
Mit Hilfe der „Gestützte
Kommunikation“ hatte sie die
Möglichkeit erhalten, anderen
Unterrichtsstoff durchzuneh-
men. Anstelle des Förderschul-
unterrichts, konnte sie nun auch andere Unterrichtsfächer, in
anderen Klassen besuchen. So nahm sie unter anderem an
Mathematik, Englisch oder Chemie in der Sekundarstufe teil.
Marie-Fabienne schrieb in einigen Fächern sogar mit sehr
guten Noten den „Qualifizierden Hauptschulabschluss“.
Dank des Engagements der Familie, der Lehrkräfte, der
Pädagogen und der Stützer sowie der eigenen Kraft Marie-Fa-
biennes, konnte sie ihrer inneren Stimme einen Weg berei-
ten, um an ihren Leben teilzuhaben. �
8 www.aktionsonnenschein.de
30 � Werte stiften
Rechtstipp
Verneint ein fachärztliches Attestdie Testierfähigkeit bei einemBetreuten nicht zweifelsfrei, so istfür die Erbfolge davon auszugehen,dass die Testierfähigkeit vorliegt,so das OLG München in seinemBeschluss vom 31.10.2014.
(Beschluss vom 31.10.2014,
34 Wx 293/14, BeckRS 2014, 20760)
Der Fall
Der Erblasser stand wegen einer psychischen Krankheit
unter Betreuung. Ein am 16. März 2009 erstelltes Attest eines
Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie bescheinigte
ihm in der Gesamtwertung seiner Person die Testierfähigkeit.
Daraufhin ließ er am 30. März 2009 ein notarielles Testament
errichten, in dem auch der Notar feststellte, dass nach seiner
in der Verhandlung gewonnenen � berzeugung beim Testie-
renden volle Geschäfts- und Testierfähigkeit vorlag. Nach dem
Tod des Erblassers weigerte sich das Grundbuchamt, die
Grundbücher aufgrund des ero� ffneten notariellen Testaments
zu berichtigen. Es bezog sich auf weitere fachärztliche Gut-
achten, die nach der Testamentserrichtung im Rahmen des
betreuungsgerichtlichen Verfahrens angefertigt worden
waren. Darin wurde zum Teil uneingeschränkte Geschäftsfä-
higkeit verneint.
Liegt ein notarielles Testament vor, reicht dies grundsätz-
lich für den Nachweis der Erbfolge aus. Die bestehende Be-
treuung als solche berührt die Testierfähigkeit nicht. Auch für
einen Betreuten besteht die Vermutung, dass er testierfähig
ist. Selbst wenn nicht alle Gutachten in jeder Hinsicht vö� llig
deckungsgleich sind, liegen keine zureichenden Gründe für
ernsthafte Zweifel an der Testierfähigkeit des Erblassers vor, so
das OLG München. Denn das Gesetz verbindet nicht mit jeder
– auch schwerwiegenden – geistigen Erkrankung des Testie-
renden dessen Testierunfähigkeit. Notwendig ist vielmehr,
dass die krankhafte Sto� rung gerade die Erwägungen und Wil-
lensentschlüsse bei Errichtung der letztwilligen Verfügung
derart beeinträchtigt, dass sie davon beherrscht werden. Dafür
sah das Gericht keine Anhaltspunkte. Denn die vom Grund-
buchamt hinzugezogenen späteren fachärztlichen Gutachten
bezogen sich auf die Geschäftsfähigkeit und nicht auf die Te-
stierfähigkeit des Erblassers. Das Grundbuchamt hätte die Be-
richtigung nicht verweigern dürfen.
Rechtstipp
Jan Bittler, Fachanwalt für Erbrecht und Geschäftsführer
der DVEV führt dazu aus: „Es ist leider zu beobachten, dass
Testamente viel zu spät errichtet werden. Dann entsteht leicht
Streit um die Frage, ob zu einem solch späten Zeitpunkt noch
Testierfähigkeit bestanden hat. Dies wird am besten ver- mie-
den durch eine frühzeitige Testamentserstellung. Könnte
Streit über eine Testierunfähigkeit bestehen, ist folgendes an-
zuraten: Es sollte ein neurologisches Gutachten bei einem
entsprechend qualifizierten Neurologen oder Psychiater zeit-
nah zur Testamentserrichtung und bezogen auf die Frage der
Testierfähigkeit eingeholt werden. Im Zweifel gilt aber immer:
Nicht die Testierfähigkeit muss bewiesen werden, sondern die
Testierunfähigkeit.“
�
Die Deutsche Vereinigung für Erbrecht- und Vermö� gens-
nachfolge e.V. (DVEV) setzt sich für die Information der Be-
völkerung und qualifizierte Beratung in Erbrechts- und Ver-
mö� gensfragen ein. Engagierte, fachkundige Berater helfen
Privatleuten, Selbständigen und Unternehmern die Ver-
mo� gensnachfolge so zu regeln, dass Firmen- und Familien-
vermö�gen erhalten, der Frieden unter den Hinterbliebenen
gesichert und alle fallbezogenen Steuervorteile genutzt
werden. �
8 www.dvev.de
Testierfähig trotz BetreuungRechtstipp der Deutschen Vereinigung für Erbrecht und Vermögensnachfolge e.V. (DVEV)
von Rechtsanwältin Melanie Scharf
Finanztipp
Immer mehr Anleger möchten bei ihrer Geldanlage neben
Rendite bzw. Risikoaspekten auch Nachhaltigkeitskriterien
berücksichtigen. Sie möchten dabei mit gutem Gewissen Ver-
mögen vermehren und Rendite erwirtschaften, jedoch nicht
auf Kosten von Menschlichkeit, Ethik und Moral.
Vor diesem Hintergrund hat die Missionszentrale der Fran-
ziskaner, das internationale Hilfswerk der europäischen Fran-
ziskanerprovinzen, zwei Investmentfonds initiiert, die den
Namen terrAssisi tragen.
Traditionelle Werte undprofessionelle Ratingsals Grundlage
Die Fonds bewerten bei der Auswahl der Anlagetitel nicht nur
die Bonität oder die Kurserwartung der Wertpapiere, sondern
legen strenge ethische Nachhaltigkeitskriterien zu Grunde,
die sich an den ethischen Grundsätzen der Franziskaner ori-
entieren.
Zunächst werden Unternehmen hinsichtlich ihrer Lei-
stungen in den Bereichen Natur-, Sozial- und Kulturverträg-
lichkeit branchenspezifisch bewertet; das sog. „Best-in-Class-
Prinzip“ soll den ethischen Wettbewerb innerhalb einer Bran-
che fördern und die Unternehmen zu stärkerer Berücksichti-
gung von Nachhaltigkeitsaspekten animieren. Zusätzlich wer-
den durch spezifische Negativkriterien solche Unternehmen
und Emittenten ausgeschlossen, die in besonders kontrover-
sen Geschäftsfeldern tätig sind oder inakzeptable Geschäfts-
praktiken verfolgen.
Verwaltet werden die Fonds von der Kölner Kapitalver-
waltungsgesellschaft ampega. Die Ratings steuert die Mün-
chener Ratingagentur oekom research bei.
Der terrAssisi-Rentenfonds (I AMI) und der terrAssisi-Ak-
tienfonds (I AMI) sind sowohl in Deutschland als auch in
Österreich zum öffentlichen Vertrieb zugelassen und bei jeder
Bank oder Sparkasse, einem zugelassenen Vermittler oder di-
rekt bei der Fondsgesellschaft erhältlich. �
8 www.terrassisi.de
Nachhaltigkeitals Invest
Ein verantwortungsvoller Weg,Vermögen zu mehren
DT Deutsche Stiftungstreuhand AGKönigstraße 13290762 FürthTelefon 0911 [email protected]
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