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Werte stiften Magazin für Stifter, Stiftungen und engagierte Menschen www.werte-stiften.de 06.2013 . 5. Jahrgang 5,80 Euro Gründung der „Peter-Herrmann-Stiftung“ des SV Rauenzell 1970 Auf ewig ein Vereinsmitglied Auf ewig ein Vereinsmitglied Zufluchtsort Straße Die Off Road Kids Stiftung kümmert sich um Straßenkinder in Deutschland „Die Geschehnisse sind zu bedeutend, um sie irgendwo abzulegen und zu vergessen“ Interview mit Barbara John, der Ombudsfrau für die Opfer- angehörigen des NSU-Terrors

Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

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Page 1: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen

www.werte-stiften.de06.2013 . 5. Jahrgang

5,80 Euro

Gründung der „Peter-Herrmann-Stiftung“ des SV Rauenzell 1970

Auf ewig einVereinsmitgliedAuf ewig einVereinsmitglied

Zufluchtsort StraßeDie Off Road Kids Stiftungkümmert sich um Straßenkinderin Deutschland

„Die Geschehnisse sind zubedeutend, um sie irgendwoabzulegen und zu vergessen“Interview mit Barbara John,der Ombudsfrau für die Opfer-angehörigen des NSU-Terrors

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Werte stiften � 3

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

gerade in Zeiten von Unsicherheiten, die vor allem durch

Turbulenzen in anderen Ländern geschürt werden, lassen

den deutschen Verbraucher hauptsächlich um sein Er-

spartes zittern. Gerade die Zwangsabgabe in Zypern hat

die bundesdeutschen Sparer in ihrem Vertrauen in die Si-

cherheit ihrer Einlagen erschüttert. Die Sparneigung der

Deutschen ist auch angesichts der extrem niedrigen Zin-

sen so gering wie seit langem nicht mehr. Die Verunsiche-

rung gegenüber den Finanzmärkten stimuliert die Konsu-

menten, ihre finanziellen Mittel in werthaltige Anschaf-

fungen zu investieren anstatt sie zur Bank zu tragen, zumal

die zur Zeit historisch niedrigen Zinsen nicht einmal die

Inflation kompensieren. Und trotzdem. Nach einer Unter-

suchung der Nürnberger Gesellschaft für Konsumfor-

schung GfK zeigt sich die Verbraucherstimmung in

Deutschland trotz des stärker werdenden konjunkturellen

Gegenwindes überaus robust. Sowohl die Einkommenser-

wartungen wie auch die Anschaffungsneigung zeigen nach

oben. Dagegen ist die Konjunkturerwartung leicht rück-

läufig. Bei der Konsumstimmung hat die Eskalation der

Schuldenkrise in Zypern aber den deutschen Verbraucher

nicht nachhaltig beeinflusst. Die Stimmung der Verbrau-

cher zeigt sich weiter überaus robust. Anscheinend be-

trachten die Konsumenten angesichts stabiler Arbeits-

marktzahlen und Einkommenssteigerungen ihre eigene

wirtschaftliche Situation als nicht gefährdet. Nicht ganz so

optimistisch sind dagegen, wie die GfK-Studie zeigt die

Erwartungen bei der generellen wirtschaftlichen Ent-

wicklung. Die Konjunkturerwartung musste da leichte Ein-

bußen hinnehmen.

Die Nachrichten, dass der Euroraum auch in diesem

Jahr in der Rezession verharren wird, bremsen offensicht-

lich auch den Konjunkturoptimismus der Deutschen. Of-

fenbar gewinnen die Konsumenten zunehmend den Ein-

druck, dass die für dieses Jahr vorhergesagte moderate Er-

holung der deutschen Wirtschaft eher schleppend verlau-

fen wird. Durch die Schwächephase in einer Reihe wich-

tiger Exportländer dürften sich die Ausfuhren weniger gut

entwickeln als ursprünglich angenommen.

In Zeiten der aufgezeigten Unsicherheiten suchen die

Bürger nach Möglichkeiten, ihr Vermögen, welcher Größe

auch immer, sicher anlegen zu können.Aus diesen Grund

rücken Stiftungen immer mehr in den Blickpunkt. Das

Grundprinzip einer Stiftung ist, dass ein mehr oder weni-

ger großes Kapitalvermögen dauerhaft für einen be-

stimmten Zweck zur Verfügung gestellt wird. Aus den Er-

trägen dieses sogenannten Stiftungsvermögens werden

dann die laufenden Ausgaben bestritten. Im Unterschied

zu einem Verein, der seine Mittel in der Regeln zeitnah ver-

wenden muss, ist das Vermögen der Stiftung grundsätzlich

in seinem Bestand zu erhalten. Mehr Sicherheit kann es für

ein Vermögen nicht geben, gerade in Zeiten der Unsicher-

heiten.

In diesem Sinne

Dr.Wolf-R. Scharff

Chefredakteur

[email protected]

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Portraits8 Zufluchtsort Straße

Die Off Road Kids Stiftung kümmert sich um

Straßenkinder in Deutschland

12 Wirkungsvoll bei Stiftungsprojekten:

Öffentlich-private Partnerschaften

Stifterfamilien Bouhon und Gierse verlängern

Unterstützung für „MUBIKIN“ um fünf Jahre

Meldungen14 Stiftungen stellen sich vor

14 Begegnungen mit den KlinikClowns

14 Zehn Jahre SOS-Kinderdorf-Stiftung

15 Stiftung Basilika St. Benedikt gegründet

15 „Nutze dein Leben, das Gute zu tun“

Aktuelles16 Eine Spur des Guten

In Braunschweig geht ein anonymer Wohltäter um

18 Fürths Bürger sollen wählerisch sein

Sparkasse Fürth gründet Stiftung und lässt die

Bürger über den Stiftungszweck entscheiden

19 Premiere bei der Illinger Anneliese-und-Willi-

Schlicker-Stiftung

Insgesamt 2.517 Euro ausgeschüttet.

20 Den Tagen mehr Leben und Nestwärme schenken

Aktives Kompetenznetzwerk erhöht Lebensqualität

chronisch kranker Kinder und deren Familien

22 In der Heimat wirken

Unter dem Dach der Stiftergemeinschaft der

Taunus Sparkasse vereinen sich 15 Stiftungen

25 26.000 Euro für leuchtende Kinderaugen

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach

unterstützt Amberger Tafel

26 Für Samtpfoten im Einsatz

Tierschutzverein für Berlin kümmert sich in der

Bundeshauptstadt um freilebende Katzen

Inhalt

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6 � Werte stiften

Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner ([email protected])Stephan Bühring ([email protected])

Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, [email protected]

Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff ([email protected])

Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Andrea Löb, Holger Carstens, Johannes Eichhammer,Karola Weisner

Autoren:Dr. Michael Reinhart, Melanie Scharf

Anzeigen:Monika Rockrohr ([email protected])Petra Lutter ([email protected])Telefon 0 91 31.5 30 20-83

Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de

Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus

Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Ver-lagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste vom01.01.2011

Impressum

27 Rund 500 Mio. Euro für gemeinwohlorientierte

Zwecke in 2012

Sparkassen leisten durch kontinuierliches Engagement

Beitrag zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft

28 Auf ewig ein Vereinsmitglied

Gründung der „Peter-Herrmann-Stiftung“

des SV Rauenzell

30 Stiftungsgedanken per Radiowellen verbreitet

Zweistündige Sondersendung ausgestrahlt

31 Markt Weidenbach – hier leb´ ich gern

Bürgerstiftung in Weidenbach gegründet

32 „Die Geschehnisse sind zu bedeutend, um sie

irgendwo abzulegen und zu vergessen“

Berichte und Kampagnen34 40 Jahre Nutztierschutz

PROVIEH respektiere leben

36 Der heimgekehrte Auswanderer

Deutsche Anleger unterstützten Unternehmens-

gründungen in Afrika

37 Selbst entscheiden bis zum Schluss

Die DGHS setzt sich für selbstbestimmtes Leben

und Sterben sowie Suizidprävention bei Schwerst-

kranken und alten Menschen ein

38 Den Unterdrückten eine Stimme geben

Menschenwürdiges Leben für Ureinwohner und

Kastenlose

39 Die kranke Beziehung zur Natur heilen helfen

Im Einklang mit den Tieren und der Umwelt leben

40 Dr. Hermann J. Marx-Stiftung für Tiere

Verhältnis zu Tieren sollte von Liebe und Mitgefühl

geprägt sein

Vermögen und Finanzen41 Die Realzinsfalle

Der unfreiwillige Verbrauch des Stiftungsvermögens

Recht und Steuern43 Unwirksames Testament:

Keine Erbeinsetzung durch Pfeildiagramm

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Werte stiften � 7

Den Unterdrückten eineStimme gebenhelder-camara-stiftungunterstützt in Indien dasKulturzentrum „Prashanti“Seite 38

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Portraits

Foto

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8 � Werte stiften

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Als Julia mit 14 Jahren von den Streetworkern im Ruhrgebiet

vorgefunden wird, hat sie seit zwei Jahren nur noch spora-

disch die Schule besucht und ist bereits vom zuständigen Ju-

gendamt aufgegeben worden. In einem Elternhaus mit einem

alkoholkranken Vater und einer nicht vorhandenen Mutter

sah Julia keinen anderen Ausweg als die „Flucht“ auf die

Straße. Das Leben auf der Straße hatte die Teenagerin bereits

gezeichnet. Vollkommen abgemagert war das Mädchen zu

dem Zeitpunkt besonders anfällig für Krankheiten. Durch re-

gelmäßige Besuche konnte der Sozialarbeiter der Off Road

Kids Stiftung Julias Vertrauen gewinnen. Gemeinsam erarbei-

tete er mit ihr neue Möglichkeiten, die sie aus der Straßen-

misere führen sollten. Da viele Einrichtungen vor Ort mit Julia

bereits schon schlechte Erfahrung gemacht hatten, weigerten

sich diese, sie aufzunehmen. Durch die Unterstützung des So-

zialarbeiters und Julias eigenem Einsatz kam sie in dem Heim

der Off Road Kids Stiftung im Schwarzwald unter. Von da an

nahm Julias Leben eine positive Wendung. Mittlerweile hat sie

dort den Hauptschulabschluss erfolgreich absolviert und

strebt die Mittlere Reife an. In den Ferien besucht das Mäd-

chen regelmäßig für ein paar Tage ihren Vater. Genau wie Julia

landen in Deutschland jährlich mehrere tausend Kinder und

Jugendliche auf der Straße. Genaue Angaben gibt es nicht, da

keine Statistik die jugendlichen Ausreißer erfasst.

Die Off Road Kids Stiftung geht von 2500 jungen Men-

schen aus, die jährlich aus ihrem Elternhaus weglaufen. 300

von ihnen werden zu Straßenkindern. Hauptgründe für die

Flucht auf die Straße sind seelische, körperliche und sexuelle

Gewalt. Rund zwei Drittel der Kinder fühlen sich von ihren El-

tern nicht geliebt. Die meist zwischen 15 und 21 Jahre alten

Ausreißer tauchen in die Anonymität der Großstädte ab. Dort

versuchen sie, sich mit Betteln über Wasser zu halten. Doch

meist reicht das Geld zum Leben nicht aus, sodass sie ihren

Lebensunterhalt mit Stehlen, als Drogenboten oder mit Pro-

stitution finanzieren müssen. Sind sie einmal in diesen Über-

lebenssumpf abgerutscht, fällt es ihnen schwer, sich alleine

daraus zu befreien. Es fehlt ihnen an Lösungsansätzen, Infor-

mationen, Sicherheit und Eigeninitiative. Kein Kind oder Ju-

gendlicher möchte dauerhaft auf der Straße leben. Straßen-

kinder wünschen sich ein „normales“ Leben mit Eltern, die

ihnen Geborgenheit geben.

Bestmögliche Lebensperspektive finden

Seit 1994 engagiert sich die Off Road Kids Stiftung für

junge Ausreißer, Obdachlose und Straßenkinder. Der überre-

gional arbeitenden Hilfsorganisation geht es darum, für die in

Not geratenen jungen Menschen die bestmögliche Perspek-

tive fernab des Straßenmilieus zu finden. Für diese Arbeit wur-

den eine Eltern-Hotline, ein Kontakttelefon für Straßenkinder

und Ehemalige sowie eigene Streetwork-Stationen in den

Städten Berlin, Hamburg, Dortmund (mit dem Ruhrgebiet)

und Köln eingerichtet. Des Weiteren betreibt die Stiftung zwei

Kinderheime und ein Institut für Pädagogikmanagement in

Bad Dürrheim. Off Road Kids konnte bis heute 2705 jungen

Menschen helfen. Dieser Erfolg basiert auf einer äußerst kom-

petenten Arbeitsweise, welche Fachwissen, Erfahrung und die

Kooperation von Netzwerken miteinander vereint. Die Stif-

ZufluchtsortStraße

Die Off Road Kids Stiftung kümmert sich um Straßenkinder in Deutschland

von Andrea Löb

Werte stiften � 9

Portraits

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tung mit ihrem Schirmherrn Dr. Rüdiger Grube erhält keine

staatliche Unterstützung und finanziert sich durch Spenden.

Hilfe für ratsuchende Eltern

Für Eltern, deren Kinder bereits ausgerissen sind oder dro-

hen ins Straßenmilieu abzutauchen, hat Off Road Kids eine

Eltern-Hotline eingerichtet. Rund um das Thema Erziehung

haben Betroffene hier die Möglichkeit, sich von diplomierten

Mitarbeitern professionell beraten zu lassen. Das umfangrei-

che Beratungsangebot umfasst eine Situationsanalyse bis hin

zur individuellen Vermittlung an Fachpersonal wie beispiels-

weise Psychologen, Juristen, etc.

Gemeinsam neue Wege erarbeiten

Je früher einem Ausreißer geholfen werden kann, umso

besser kann eine dauerhafte „Karriere“ auf der Straße mit all

ihren Risiken und Gefahren verhindert werden. Qualifizierte

Sozialarbeiter und Pädagogen mit Hochschulabschluss sind

sieben Tage in der Woche als Streetworker für die Off Road

Kids Stiftung tätig. Sie kennen sich gut in der Straßenszene

aus und stellen frühzeitig den Kontakt zu Neuankömmlingen

her. Während den regional arbeitenden Jugendämtern die

Hände gebunden sind, wenn ein Kind oder Jugendlicher aus

dem Heimatort in die Großstadt flüchtet, kann die Stiftung

auf ein deutschlandweit arbeitendes Streetworksystem zu-

rückgreifen. Die Streetwork-Stationen sind miteinander ver-

knüpft. Sie kooperieren untereinander, beratschlagen sich

und arbeiten mit anderen Einrichtungen wie Jugendämtern,

Jobcentern, etc. zusammen. Oft bilden sie die Schnittstellen

zwischen den Institutionen, Eltern und Familienangehörigen.

In Einzelgesprächen stehen die Mitarbeiter den Kindern und

Jugendlichen beratend und motivierend zur Seite. Mit jedem

Einzelnen wird geklärt, ob eine Zukunft in seiner Herkunfts-

familie möglich ist, bevor andere geeignete Möglichkeiten in

Betracht gezogen werden. Die angebotene Hilfe der Street-

worker ist freiwillig und setzt eine Mitarbeit der Straßenkin-

der voraus. Über eine kostenlose Kontakt- und Notfallnum-

mer können die Betroffenen jederzeit Kontakt zu ihren Be-

treuern aufnehmen. Eine Versorgung mit Essen, Kleidung und

Übernachtungsmöglichkeiten ist nur in Notfällen möglich.

10 � Werte stiften

Portraits

Oben: „So bunt und lustig das Straßenleben auf manche Jugendliche imersten Augenblick wirken mag, so lebensgefährlich ist es.“ Jens Elberfeld(Mitte) leitet die Dortmunder Streetwork-Station der Off Road Kids Stif-tung. Mit seinen Mitarbeitern ist er ständig im gesamten Ruhrgebiet un-terwegs. Mitte: „Wir müssen den jungen Menschen viel Mut machen. Vieleglauben nicht mehr an die Sonnenseite des Lebens“, sagt Benthe Müller(rechts).Sie leitet die Hamburger Streetwork-Station. Unten: „Viele Kidswissen schon, dass das Straßenleben sie nicht weiterbringt. Aber zuge-ben wollen das viele nicht so schnell“, sagt Ines Fornaçon, Leiterin derBerliner Streetwork-Station von Off Road Kids: „Wir müssen da sehrhartnäckig sein und viel Vertrauen aufbauen.“ Fotos: Markus Seidel

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Portraits

In Bad Dürrheim im Schwarzwald unterhält die Stiftung zwei

Kinderheime. Fernab von Großstädten werden dort Kinder und

Jugendliche aufgenommen, für die sich am Heimatort keine

sinnvolle Lösung findet. Unabhängig vom Wissensstand oder

von der Schulform kann im Heim jedem geholfen werden.

Jeder Einzelne wird da abgeholt, wo er schulisch steht. Weitere

Unterstützung erhalten die jungen Menschen bei der Berufs-

findung und Ausbildungsplatzsuche. Insgesamt können 18 Kin-

der und Jugendliche in den Heimen aufgenommen werden.

Mit Fleiß Erfolge erzielen

Davon leben 12 Heranwachsende in vollzeitbetreuten

Wohngruppen. Im zweiten Haus werden junge Volljährige be-

gleitet und auf ein selbstständiges Leben außerhalb des Heims

vorbereitet. Die Dauer der Betreuung ist nicht festgelegt. Dar-

über wird individuell entschieden. Das Team des Heims ist

Tag und Nacht vor Ort. Neben Pädagogen kümmert sich ein

Psychologe um die Mitbewohner. Eine Aufnahme im Heim

setzt eine schriftliche Bewerbung des Betroffenen voraus. In

einem persönlichen Gespräch wird dieser im Vorfeld über die

Hausregeln und das Konzept der Wohngruppe unterrichtet.

Nach der Bewerbung erfolgt ein dreitägiges Probewohnen in

der Einrichtung, welches zu der Entscheidung über eine mög-

liche Aufnahme beiträgt. Sind all diese Hürden übersprungen,

lebt der Jugendliche acht Wochen auf Probe in einer Wohn-

gruppe. Aller Anfang ist zunächst schwer. Für die Off Road

Kids bedeutet das in den ersten beiden Monaten intensives

Lernen, um vorhandene Wissenslücken aufzufüllen und den

Lernanschluss an die Regelschule vor Ort zu erreichen. Stel-

len sich erste Erfolge ein, ist das für die Jugendlichen oft ganz

großes Kino. Sie merken sehr schnell, dass Fleiß und persön-

licher Einsatz zum Erfolg führen können. An allen Schultagen

gibt es beaufsichtigte Lernzeiten und professionellen Nach-

hilfeunterricht. Dieses Programm hat sich erfolgreich be-

währt. Bis jetzt ist noch kein Kind sitzen geblieben und der

Realschulabschluss zum Standard geworden. Das Leben im

Heim zeichnet sich durch das Konzept der „Herzlichen

Strenge“ aus. Es gibt klare Grenzen und Strukturen zum Bei-

spiel Hausregeln, die jeder einhalten muss. Ein individuelles

Regelsystem, welches die Entwicklung des Heranwachsenden

fördern soll, kann der Einzelne durch sein Verhalten positiv

beeinflussen. Gleichzeitig werden die Heimbewohner moti-

viert, wird ihnen Verständnis entgegengebracht und ihre Pri-

vatsphäre respektiert. Die gesellschaftliche Integration wird

durch die Freizeitaktivitäten und die Regelschulbesuche ge-

fördert. Hier können Freundschaften außerhalb des Heims

geschlossen werden. Der Kontakt zum Elternhaus wird ge-

pflegt. Die Eltern werden über die Entwicklung ihres Kindes

regelmäßig informiert und bei Entscheidungsprozessen ein-

bezogen.

Die Erfahrung in den Kinderheimen hat gezeigt, dass die Qua-

lifikation des betreuenden Personals Einfluss auf den schuli-

schen Erfolg der Kinder hat. In den Heimen werden aus-

schließlich Pädagogen mit Hochschulabschluss beschäftigt.

Um einen positiven Beitrag zur Steigerung des Bildungsni-

veaus in der Kinder- und Jugendpädagogik zu erzielen, hat die

Stiftung im Jahr 2008 gemeinsam mit der Steinbeis-Hoch-

schule Berlin in Bad Dürrheim ein Institut für Pädagogikma-

nagement (IfPM) gegründet. An diesem Institut haben Erzie-

herInnen -auch ohne Abitur- erstmals die Möglichkeit, be-

rufsbegleitend einen Hochschulabschluss zu absolvieren. In

dem dreijährigen Studium wird pädagogisches Fachwissen

mit Managementwissen und Kommunikation vermittelt. Vor-

aussetzung für das Studium ist eine langjährige Berufserfah-

rung von mindestens vier Jahren.

Bessere Ergebnisse abhängigvon Qualifikation

Damit noch möglichst vielen jungen Ausreißern eine „Kar-

riere“ auf der Straße mit all ihren Gefahren erspart bleibt, be-

nötigt die Stiftung Spenden: Volksbank Villingen, Spenden-

konto 10 10 10, BLZ 694 900 00 �

� www.offroadkids.de

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12 � Werte stiften

Portraits

Gut sechs Monate nach dem Start

des „Nürnberger Appells zum Stif-

tungswesen“ zog der dortige Stadt-

kämmerer Harald Riedel eine Zwi-

schenbilanz. Deren Fazit: Die Zahl

der Unterzeichner ist seit der ersten

Aktion anlässlich des 2. Nürnberger

Stiftertags am 28. September 2012

(siehe auch Werte stiften Ausgabe

12/1012) annähernd auf das Dop-

pelte gestiegen. „So sehr mich das

freut, da geht noch mehr“, so Harald

Riedel. Die Bürgergesellschaft sei

auf öffentliches und breites privates

Engagement angewiesen. Gemein-

same Aktivitäten wie zum Beispiel

die öffentlich-privaten Partner-

schaften mit den Stifterfamilien

Gierse und Bouhon bezeichnete er

in diesem Zusammenhang als vor-

bildlich. Die Stifter gaben gleichzei-

tig bekannt, dass sie das Programm

„MUBIKIN“ für weitere fünf Jahre

mit jährlich 150.000 Euro unterstützen werden.

„Mit der Stifterinitiative und dem ‚Nürnberger Appell zum

Stiftungswesen‘ arbeiten wir an der Verwirklichung unseres

Traums einer Stifterbewegung, um die uns andere gerne be-

neiden dürfen. In dieser Bewegung ist es selbstverständlich,

regelmäßig zu stiften oder spenden, in dieser Bewegung fin-

den Stifter und Spender die Anerkennung, die sie verdienen“,

so Stadtkämmerer Harald Riedel. „Wir als Stadt geben all

denen Hilfe, die sich engagieren wollen und arbeiten Hand

in Hand mit den Stiftern. Öffentlich-private Partnerschaften

können sich, richtig aufgesetzt, als besonders wirkungsvoll er-

weisen, weil die Beteiligten ihre jeweils eigenen Fähigkeiten,

Wirkungsvoll bei Stiftungsprojekten:Öffentlich-private Partnerschaften

Stifterfamilien Bouhon und Gierse verlängern Unterstützung für „MUBIKIN“ um fünf Jahre

von Michael Kniess

Stadtkämmerer Harald Riedel (im Bild rechts) und die Stifter Dieter Bouhon (links) und HelmutGierse (Mitte) warben anlässlich der Bekanntgabe einer Zwischenbilanz zum „Nürnberger Appell zumStiftungswesen“ für mehr bürgerschaftliches Engagement in Nürnberg. Öffentlich-private Partnerschaf-ten können sich bei Stiftungsprojekten als besonders wirkungsvoll erweisen, wie beispielsweise dasProgramm „MUBIKIN“ zeigt.

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Portraits

Stärken und Möglichkeiten einbringen und sich so zum Be-

sten der Sache ergänzen können.“ Ein gutes Beispiel dafür sei

das Programm „MUBIKIN“, das ohne den Anstoß der Stifter

einerseits und das Engagement der Verwaltung andererseits

nicht da wäre, wo es heute sei.

„Eine Partnerschaft auf Augenhöhe“

„Die Bouhon-Stiftung arbeitet mit der Stadt Nürnberg nun

schon fünf Jahre zusammen und wir können gemeinsam stolz

sein auf das, was wir erreicht haben“, so Dr. Dieter Bouhon, Vor-

sitzender der von seiner Frau und ihm im Jahr 2001 gegründe-

ten Bouhon-Stiftung. 2008 wurde von diesen gemeinsam mit

dem Jugend- und Gesundheitsamt der Stadt die Initiative „Be-

wegter Kindergarten“ ins Leben gerufen, die mittlerweile 22

Kindergärten durchlaufen haben. Seit vier Jahren läuft das Pro-

jekt „Wachsen mit Musik“ für musikalische Früherziehung im

Kindergarten, das die Stifter zusammen mit dem Jugendamt

und der Hochschule für Musik gegründet haben, bis heute in 80

Kindertagesstätten. „Ohne die Kooperationsbereitschaft der zu-

ständigen Ämter und Institutionen wären wir sehr schnell an

unsere Grenzen gestoßen“, so Dr. Dieter Bouhon.

Seit sechs Jahren unterstützt Helmut Gierse mit seiner im

Jahr 2007 gegründeten Stiftung Persönlichkeit (siehe eben-

falls Werte stiften Ausgabe 12/2012) Projekte aus den Berei-

chen Kunst, Musik, Theater und Sport. Dazu gehören in Nürn-

berg zum Beispiel der Kulturrucksack, das Projekt Trommel-

zauber an der Adalbert-Stifter-Mittelschule oder Musiktheater

im Theater Pfütze. „Wir wollen Kindern helfen, eine vielfäl-

tige Persönlichkeit zu entwickeln“, so Helmut Gierse, Vor-

stand der Stiftung Persönlichkeit und MUBIKIN-Fachbeirats-

vorsitzender. Der Gesamtförderbetrag der Stiftung Persön-

lichkeit für Projekte in Nürnberg seit 2007 beträgt etwa

725.000 Euro.

„Die guten Erfahrungen der Familie Bouhon und unsere

Musikprojekte haben uns ermutigt, im Jahr 2010 gemeinsam

auf die Stadt zuzugehen mit der Idee einer musikalischen Bil-

dung für alle Kinder und Jugendlichen in Nürnberg“, so Hel-

mut Gierse. Heute ist aus dem Projekt „MUBIKIN“ im zweiten

Jahr seiner Umsetzung bereits ein Programm geworden. Das

sei nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass sich alle Be-

teiligten, von der Stadt Nürnberg mit ihren Referaten und der

Musikschule über die Hochschule für Musik bis zur Friedrich-

Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, mit ihnen „auf eine

Partnerschaft auf Augenhöhe eingelassen haben.“

Gemeinsam gaben die beiden Stifterfamilien Gierse und

Bouhon nun bekannt, ihr bisher auf zwei Jahre festgelegtes

Engagement für „MUBIKIN“ um weitere fünf Jahre zu ver-

längern. Die Stiftung Persönlichkeit wird jährlich 100.000

Euro investieren, die Bouhon Stiftung jährlich 50.000 Euro. �

� www.mubikin.nuernberg.de

MedizinrechtStiftungsrecht

Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.

Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.

Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.

Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.

Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: [email protected]

www.medizinrecht-kanzlei.de

Page 14: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Stiftungen stellen sich vor

Erster Tag der Stiftungen am 1. Oktober

Am 1. Oktober findet erstmals der Tag der Stiftungen statt.

Bundesweit laden Stiftungen die Öffentlichkeit ein, mehr

über ihre gemeinnützige Arbeit zu erfahren. Initiator des

Aktionstages ist der Bundesverband Deutscher Stiftungen.

Ziel ist es, die Wertschätzung für gemeinnützige Stiftungen

und stifterisches Engagement weiter zu steigern und die

Sichtbarkeit des Stiftungswesens zu erhöhen.

Der Tag der Stiftungen ist der deutsche Beitrag zum eu-

ropaweiten „Donor’s and Foundation’s Day“. Dieser wurde

vom Donors and Foundations Network in Europe (DAFNE),

einem Zusammenschluss von 25 Stiftungsverbänden aus

ganz Europa, 2013 ins Leben gerufen.

„Die aktuell 19.551 Stiftungen in Deutschland reprä-

sentieren ein sehr vielfältiges und dynamisches Stiftungs-

wesen. Stiftungen sind Motoren der Zivilgesellschaft vor

Ort: 80 Prozent der fördernd tätigen Stiftungen sind regio-

nal aktiv. Der Tag der Stiftungen bietet den Menschen die

Gelegenheit, Stiftungen in der eigenen Heimat kennenzu-

lernen“, so Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bun-

desverbandes Deutscher Stiftungen.

So vielfältig wie das Stiftungswesen werden auch die Ak-

tivitäten am Tag der Stiftungen sein. Interessierte können stif-

terisches Wirken direkt vor Ort erleben. Zum Beispiel beim

Besuch von sozialen Projekten, einer Wanderung durch ein

Naturschutzgebiet oder dem Besuch eines Museums. Denn

vom traditionellen Tag der offenen Tür, Lesungen und Fach-

veranstaltungen über Projektbesuche, bishin zu Flashmobs

und Stiftungsstadtführungen ist alles möglich.

Stiftungen sind die nachhaltigste Form bürgerschaftli-

chen Engagements. Seit rund 1.000 Jahren engagieren sich

Stiftungen für unsere Gesellschaft. Der Stiftungszweck So-

ziales dominiert dabei mit rund 30 Prozent. Weitere

Zwecke sind Bildung und Erziehung sowie Kunst und Kul-

tur zu je 15 Prozent, Wissenschaft und Forschung zu zwölf

Prozent und Umweltschutz zu vier Prozent. Rund 95 Pro-

zent der Stiftungen sind gemeinnützig. Aufsichts- und Fi-

nanzbehörden prüfen in regelmäßigen Abständen, ob das

Wirken der Stiftung den Vorgaben der Satzung und des Stif-

tungs- wie des Gemeinnützigkeitsrechts entspricht.

Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesver-

band Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in

Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat

über 3.800 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind

ihm insgesamt mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaft-

lich verbunden. �

� www.tag-der-stiftungen.de

Begegnungen mit denKlinikClowns

Fotoausstellung von Manfred Lehner

Seit 15 Jahren zaubern die KlinikClowns in bayerischen Kin-

derkliniken ein Lachen in die Gesichter der kleinen Patien-

ten und bringen pflegebedürftigen alten Menschen im Se-

niorenheim Fröhlichkeit und liebevolle persönliche Zuwen-

dung. Die „Clownsvisiten“ aktivieren Lebensfreude und neue

Energien, die den Gesundheitszustand und Heilungsprozesse

positiv beeinflussen. Der Fotograf Manfred Lehner hat die Kli-

nikClowns in Kinderkliniken und Seniorenheime begleitet

und unvergessliche Begegnungen in sehr persönlichen Im-

pressionen festgehalten. Von 5. bis 30. Juni 2013 werden die

Bilder im Dr. von Haunersches Kinderspital, Lindwurmstraße

4, 80337 München ausgestellt. Öffnungszeiten: 8 bis 18 Uhr. �

� www.klinikclowns.de

Zehn JahreSOS-Kinderdorf-Stiftung

32 Millionen Euro Gesamtkapital

Die SOS-Kinderdorf-Stiftung feierte im Mai ihr zehnjähriges

Bestehen. Mit einem Kapital von 500.000 Euro gegründet, ver-

eint die Organisation heute 32 Millionen Euro unter ihrem

Dach. Mehr als 600 Zustifter und 51 Treuhandstiftungen en-

gagieren sich aktuell für die SOS-Kinderdorf-Arbeit. Zweck

der Stiftung ist die nachhaltige Förderung der SOS-Kinderdorf-

Einrichtungen und somit die dauerhafte Hilfe für benachtei-

ligte Kinder, Jugendliche und Familien. �

� www.sos-kinderdorf-stiftung.de

14 � Werte stiften

Meldungen

Foto: Manfred Lehner

Page 15: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 15

Udo van Meeteren, Gründer zahlreicher Stiftungen und

Düsseldorfer Mäzen, hat vom Bundesverband Deutscher

Stiftungen den Deutschen Stifterpreis verliehen bekom-

men. Der Preis ist eine der höchsten Auszeichnungen im

Stiftungswesen. Die Preisverleihung in Düsseldorf bildete

den Höhepunkt des Deutschen StiftungsTages 2013.

„Wenn man das Glück zum Erfolg hatte, finde ich es

richtig und eigentlich fast selbstverständlich, davon etwas

der Gesellschaft zurückzugeben“, sagte Udo van Meeteren

in seiner Dankesrede. 1980, zum 100. Geburtstag seines Va-

ters, gründete er seine erste Stiftung: die Stiftung van Mee-

teren. Sie fördert Wissenschaft, Kultur, Naturschutz, inter-

nationale Verständigung durch Jugendaustausch, soziale

und karitative Zwecke jährlich mit bis zu zwei Millionen

Euro und hat ein Vermögen 70 Millionen Euro. Neun wei-

tere Stiftungsgründungen folgten. Längst sind die guten

Taten van Meeterens aus Düsseldorf und an vielen ande-

ren Orten nicht mehr wegzudenken.

Ebenso beeindruckend wie das Engagement des heute

86-Jährigen ist seine Persönlichkeit. „Wer das Leben als ge-

liehen erlebt und als Aufgabe, das Gute vom Bösen zu un-

terscheiden, um sich letztlich selbst das Motto zu setzen:

‚Nutze Dein Leben, das Gute zu tun‘, der verströmt eine

Gelassenheit, eine Zuversicht, eine Wärme, einen Optimis-

mus, der uns alle anspricht. Udo van Meeteren zeigt uns,

dass es doch nicht ganz falsch ist, an das Gute im Menschen

zu glauben“, sagte Laudator Prof. Dr. Michael Göring, stell-

vertretender Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes

Deutscher Stiftungen, bei der Preisverleihung.

„Und vielleicht ist es gerade diese aus reichen Erfah-

rungen geschöpfte Lebenszuversicht, mit der Stifter und

Stiftungen unsere Gesellschaft täglich immer wieder neu

bereichern.“ �

� www.stiftungen.org

„Nutze dein Leben,das Gute zu tun“

Bundesverband Deutscher Stiftungenverleiht Deutschen Stifterpreis 2013

Im November 2011 hat die Sparkasse die Stiftergemeinschaft

der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen mit einem Grund-

stockvermögen in Höhe von 50.000 Euro ins Leben gerufen.

Mittlerweile verstärken acht Zustiftungen von Privatpersonen,

Kommunen und kirchlichen Einrichtungen diese Stifterge-

meinschaft. Das Gesamtvermögen der Stiftergemeinschaft be-

läuft sich auf aktuell rund 260.000 Euro. Die aktuelle Zustif-

tung ist nun die „Stiftung Basilika St. Benedikt“ der Pfarrei Be-

nediktbeuern, die erste aus dem kirchlichen Bereich.

Zweck der Stiftung ist der Erhalt der Benediktbeurer Ba-

silika St. Benedikt, der zugehörigen Anastasiakapelle sowie der

Sakristei. Dazu gehört auch das gesamte Inventar aller Kunst-

gegenstände. Die Basilika ist ein historisches Bauwerk von

überregionaler Bedeutung. Zu Füßen der Benediktenwand er-

baut, ist sie weithin sichtbar und wird oft als der „Dom im

Loisachtal“ bezeichnet. Sie ist zwar ein Teil der Gesamtanlage

des Klosters, aber mit der Säkularisation im Jahre 1803 ist sie

in den Besitz und in die Verantwortung der Pfarrkirchenstif-

tung übergegangen.

Die größten Baumeister und Künstler der damaligen Epo-

che haben die Basilika erbaut und mit Kunstwerken ausge-

stattet. 1672 war der Bau der Kirchtürme und des Mönch-

schores durch Caspar Feichtmayr. Die Abteikirche wurde ab

1681 als erste hochbarocke Kirche in Oberbayern errichtet.

Die Deckenbilder im Hauptgewölbe schuf Georg Asam. Die

Anastasiakapelle kam erst ab 1751 hinzu. Die Kirchenverwal-

tung ist stolz, dass sich ein solch großartiges Bauwerk in der

Pfarrei befindet. Der Erhalt stellt aber auch eine große Ver-

antwortung und eine große finanzielle Belastung dar.Aus die-

sem Grund wurde nun diese Stiftung gegründet. Menschen,

die ihr Vermögen wertstiftend anlegen bzw. weiter geben wol-

len, können mit einer Zustiftung oder einer Spende zum Er-

halt der Basilikabeitragen. Verwendungszwecke gibt es genug:

So sind zum Beispiel die Deckengemälde vom Abblättern der

Farben bedroht und wertvolle Bilder konnten bisher nicht re-

stauriert werden. Über Zuwendungsmöglichkeiten und steu-

erliche Vorteile informieren die Pfarrei Benediktbeuern sowie

die Stiftungsexperten der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen.

Der Grundstock der „Stiftung Basilika St. Benedikt“ beträgt

10.000 Euro, die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen steuert

weitere 2.000 Euro bei, so dass ein Startkapital von 12.000

Euro zur Verfügung steht. �

� www.spktw.de

Stiftung BasilikaSt. Benedikt gegründet

Neue Stiftung in der Stiftergemeinschaftder Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen

Page 16: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Wenn ein Serientäter für Schlagzeilen sorgt, bedeutet das

meist nichts Gutes. Kriminelles Handeln, gar Mord und Tot-

schlag sind dann oft nicht weit. In Braunschweig ist das an-

ders. Dort treibt seit November 2011 ebenfalls ein Serientä-

ter sein „Unwesen“. Der Täter dort ist aber ein Wohltäter. Seit

er aktiv ist, führt eine Spur des Guten durch die Stadt. Denn

seit gut anderthalb Jahren beschenkt dort ein Phantom die

Menschen mit Geld. Mit sehr viel Geld. Mehr als eine Viertel-

million Euro hat das unbekannte Wesen bereits verteilt.

Bedacht werden von der Person, von der man nur weiß,

dass sie wohl eine sehr soziale karitative Ader hat und von der

angenommen wird, dass sie wohl auf diese spezielle Art und

Eine Spur des GutenIn Braunschweig geht ein anonymer Wohltäter um

von Michael Kniess

Das Wunder von Braunschweig: In Braunschweig geht ein Wohltäter um, der viel Geld verschenkt. Seit November 2011führt so eine Spur des Guten durch die Stadt. Mehr als eine Viertelmillion Euro hat das unbekannte Wesen bereits verteilt.

Aktuelles

Page 17: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 17

Aktuelles

Weise für etwas Danke sagen möchte, was

diesem Menschen selbst im Leben Gutes

widerfahren ist, Kindergärten, Suppenkü-

chen, Kirchengemeinden, soziale Projekte

oder auch unverschuldet in Not geratene

oder couragierte Einzelpersonen.

Ob Mann oder Frau, alt oder jung, ob es

sich ausschließlich um eine Einzelperson

handelt oder es Nachahmer und Tritt-

brettfahrer gibt – die Gerüchteküche bro-

delt. Protestant müsse er sein, der Wohl-

täter, wird vermutet, denn insbesondere

über die evangelischen Kirchen der Stadt

brach ein wahrer Geldsegen herein.

Auch Alltagsheldenwerden vom unbekanntenWohltäter bedacht

Alles begann im November 2011. 10.000

Euro lagen damals bei der örtlichen Op-

ferhilfe unter der Fußmatte. Kurz zuvor

hatte die „Braunschweiger Zeitung“ über eine Frau berichtet,

die sich nach einem Handtaschenraub nicht mehr auf die

Straße traute. Bei der Lokalzeitung läuft sie zusammen, die

Spur des Geldes. Eine der wenigen Sicherheiten, die es in die-

sem Fall gibt, in dem keine polizeilichen Ermittlungen statt-

finden. Warum auch, seitens der Behörden sieht man keinen

Ansatz für ein kriminelles Handeln.

Sicher ist dagegen, dass der moderne Robin Hood die

„Braunschweiger Zeitung“ liest. Denn nach ihr entscheidet der

geheimnisvolle Spender, wen oder was er unterstützen möchte.

Die Zeitung berichtet über Menschen oder soziale Projekte in

Not, es folgt der unverhoffte Geldsegen. Das Geld, stets in 500-

Euro-Scheinen, steckt in einem weißen Umschlag, beigefügt ein

Bericht der Zeitung, der auf den Verwendungszeck hinweist.

24 Mal wurde der Wohltäter seither vermutlich aktiv. Plötz-

lich und unverhofft. Von 50.000 Euro für das Naturhistorische

Museum, für Hilfsprojekte in Afrika, die Stadtbibliothek, ein

Gymnasium und eine Kindertagesstätte im Dezember 2011

über 10.000 Euro für die Braunschweiger Tafel im Februar

2012 bis hin zu 5.000 Euro, die der Unbekannte einem Mann

im März diesen Jahres zukommen ließ, der bei einer Schläge-

rei schlichten wollte und dabei selbst verletzt wurde.

Eine Serientat, die bundesweitpositive Schlagzeilen macht

Nils Hermann. Der 27-Jährige wollte bei einer Prügelei hel-

fen und wurde dabei selbst brutal zusammengeschlagen. Die

„Braunschweiger Zeitung“ berichtete darüber. Im Artikel

stand auch, dass der Mann mit Zivilcourage bei seinem Ein-

satz schwere körperliche Schäden davon getragen habe und

selbst auf Anwaltskosten in Höhe von knapp 1.000 Euro sit-

zen geblieben sei. Der Wohltäter liest das und schlägt wieder

zu. Nils Hermann bekommt 5.000 Euro. Anonym natürlich.

Dabei geht der Bedeutungsgehalt der unbekannten Wohl-

taten weit über den bloßen Geldbetrag der Spenden hinaus.

Die guten Taten hätten die Stadt nachhaltig verändert, ist bei-

spielsweise Armin Kraft überzeugt. Der pensionierte Dom-

probst und heutige städtische Beauftragte gegen Kinderarmut

bekam für seine Arbeit bereits selbst dreimal anonym viel

Geld. Das vom Unbekannten gezeigte Mitgefühl und Geben

sei ansteckend, meint er. Aufgrund dessen bekomme man ganz

andere Spenden, als früher. Es sei eine ansteckende Gesund-

heit, die sich durch die Spenden breit gemacht habe.

Das Wunder von Braunschweig, wie das Spendenmärchen

längst bundesweit Schlagzeilen macht, ist eine Tat, die den

Sinn für soziale Verantwortung und Gemeinsinn schärft. Eine

Serientat, über deren Fortsetzung man sich freut. Ein großes

Rätsel, das ausschließlich für positive Schlagzeilen sorgt. Eine

Wohltat, bei der man auch anderswo nicht über Nachahmer

und Trittbrettfahrer böse wäre. Frei nach dem Motto: „Tue

Gutes und rede nie darüber“. �

Page 18: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

18 � Werte stiften

Aktuelles

In diesem Herbst wird es für alle Stiftungsinteressierten dop-

pelt spannend. Am 6. November wird im Fürther Stadttheater

im Rahmen der Stiftergala 2013 der diesjährige Fürther Stif-

terpreis verliehen. Bereits zum zweiten Mal nach 2010 zeich-

net die Sparkasse Fürth in feierlichem Rahmen damit bei-

spielhafte, in Stadt und Landkreis Fürth ansässige Stiftungen

bzw. Stifter aus. Menschen, die mit viel Herz und Engagement

zum Wohle der Allgemeinheit eine eigene Stiftung ins Leben

gerufen haben. Spannung verspricht dabei aber nicht nur die

Frage danach, wer sich als strahlender Preisträger über die

Auszeichnung freuen werden darf. Denn die Sparkasse Fürth

hat sich dazu entschlossen, selbst eine Stiftung zu gründen,

um sich auf diese Weise nachhaltig und dauerhaft für das Ge-

meinwohl in Stadt und Landkreis Fürth einzusetzen. Offiziell

vorgestellt wird diese ebenfalls im Rahmen der Stiftergala.

Denn noch weiß niemand, für welchen Zweck sich die Stif-

tung der Sparkasse künftig einsetzen wird. Das besondere an

dieser Stiftungsgründung: Unter dem Motto „Wir gründen

eine Stiftung. Sie entscheiden wofür.“ bestimmen die Bürger

der Region selbst über den Stiftungszweck. Diese wählen aus,

welche der seitens der Sparkasse Fürth vorgestellten Stif-

tungsideen ihnen am meisten am Herzen liegt. Zur Auswahl

stehen fünf Vorschläge:

Idee 1: Stiftung „Lebenshilfe bis zuletzt“: Der heilenden Me-

dizin sind bei schwersten Erkrankungen ab einem bestimm-

ten Zeitpunkt die Möglichkeiten einer Besserung genommen.

Die Stiftung will bestehende Einrichtungen in Stadt und Land-

kreis Fürth fördern, die den betroffenen Patienten mit pallia-

tivmedizinischer, psychologischer und sozialer Hilfe in ihrer

letzten Lebensphase beistehen.

Idee 2: Stiftung „Eigenständig leben im Alter“: Aktiv und

mobil bis ins hohe Alter – wer will das nicht. Denn irgend-

wann ist jeder von uns betroffen. Für eine möglichst hohe Le-

bensqualität und Selbstbestimmung der hiesigen Senioren

will sich diese Stiftungsidee einsetzen.

Idee 3: Stiftung „Bedürftige unterstützen“: Mehr als 200.000

Menschen sind in Deutschland obdachlos. Wer dieser Stif-

tungsidee seine Stimme gibt, setzt sich dafür ein, dass betrof-

fenen Mitbürger in seiner Heimatregion geholfen wird. Ziel

ist es, deren Lebensmut zu stärken, handfeste Perspektiven zu

entwickeln sowie ihre Selbsthilfe zu fördern. Natürlich in Zu-

sammenarbeit mit bestehenden Einrichtungen.

Idee 4: Stiftung „Naturschutz in Stadt und Land“: Kaum eine

andere bayerische Großstadt verfügt über so viele Grünflä-

chen wie Fürth. Und der Landkreis bietet darüber hinaus

Natur pur mit weitläufigen Wäldern, Flüssen und Seen. Das

Angebot ist vielfältig, um Lebenskraft zu tanken und wun-

derbar zu entspannen. Damit diese Schätze auch weiterhin

vor der Haustür genutzt werden können, soll eine Stiftung ge-

gründet werden, die sich für die Erhaltung der Pflanzen- und

Tierwelt sowie den Schutz der Landschaft einsetzt.

Idee 5: Stiftung „Kirchweihen in Stadt und Land“: Wie ein

roter Faden ziehen sich die Kirchweihen in Stadt und Land-

kreis Fürth durch die schönsten Monate des Jahres. Man trifft

sich, ist gesellig und genießt gemeinsam. Liebenswürdige De-

tails drohen jedoch verloren zu gehen. Wer die Vielfalt der

Kirchweihen erhalten, Traditionen bewahren und historisches

Brauchtum fördern möchte, unterstützt diese Stiftungsidee.

Bis 31. August hat jeder Interessierte die Möglichkeit, für seine

favorisierte Stiftungsidee zu stimmen. Das ist in jeder Ge-

schäftsstelle der Sparkasse Fürth oder per Internet möglich.

Als Dankeschön für die Teilnahme verlost die Sparkasse Fürth

unter allen Teilnehmern zudem 50 x 2 VIP-Karten für die ex-

klusive Stiftergala am 6. November, für die im freien Handel

keine Tickets erhältlich sind. �

� www.die-stifter.de, www.sparkasse-fuerth.de/stiftungen

Fürths Bürger sollen wählerisch seinSparkasse Fürth gründet Stiftung und lässt die Bürger über den Stiftungszweck entscheiden

Aktuelles

Im festlichen Fürther Stadttheater wird der diesjährige Fürther Stifter-preis verliehen.

Page 19: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Aktuelles

Werte stiften � 19

Zum ersten Mal konnte die im Jahr

2011 errichtete Anneliese-und-Willi-

Schlicker-Stiftung Illinger Bürgern und

Institutionen Gutes tun. Im Rahmen

einer kleinen Feierstunde in der Ge-

schäftsstelle Illingen der Sparkasse

Neunkirchen wurden insgesamt 2.517

Euro an den Sportverein Kerpen 09

e.V., den Kindergarten Illingen und an

Hilfsbedürftige in Illingen ausgeschüt-

tet. Auf Wunsch der Eheleute Anne-

liese und Willi Schlicker wurde nach

deren Tod die nach ihnen benannte Stiftung errichtet. Den

beiden Illinger Bürgern war es wichtig, dass sie dauerhaft

über ihren Tod hinaus in ihrer Hei-

matgemeinde etwas Gutes bewirken

können. Dazu Illingens Bürgermeister

Dr. Armin König: „Illingen lebt vom

Engagement seiner Bürger. Die Anne-

liese-und-Willi-Schlicker-Stiftung trägt

ihren Teil dazu bei, dass bürgerschaft-

liches Engagement in Illingen zusätz-

liche monetäre Förderung erhält.“ In-

teressierten bietet die Sparkasse

Neunkirchen die Möglichkeit einer ei-

genen Stiftungsgründung. Ansprech-

partner ist Direktor Volker Fistler,Telefon 06821 208-412. �

� www.sparkasse-neunkirchen.de

(v.l.) Bürgermeister Dr. Armin König, Volker Fistler(Sparkasse), Jürgen Schubmehl, Christof Simmet(beide Schlicker-Stiftung), Stefan Dörr (Sparkasse)

Premiere bei der Illinger Anneliese-und-Willi-Schlicker-Stiftung

Insgesamt 2.517 Euro ausgeschüttet

Page 20: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

20 � Werte stiften

Aktuelles

Wenn ein Kind unheilbar erkrankt, gerät eine ganze Welt aus

den Fugen. Die Diagnose einer lebensbegrenzenden Erkran-

kung stellt eine große Belastung für die ganze Familie dar. Zu-

kunft stirbt und mit ihr auch Träume, Hoffnungen und sämtli-

che Lebensentwürfe. Alles gerät ins Wanken und die ganze Fa-

milie muss sich mit der unabwendbaren Tatsache des Sterbens,

des Abschieds und der Endlichkeit auseinandersetzen. Es

herrscht emotionaler Ausnahmezustand. Trauer, Ängste, Wut,

Verzweiflung, Unsicherheit, Ohnmacht. Das ganze Familiensy-

stem wird in ein schmerzhaftes Paralleluniversum katapultiert,

in dem Alltag niemals alltäglich ist: 24 Stunden Betreuung des

schwerkranken Kindes. Erschöpfung. Chronischer Schlafman-

gel. Partnerschaftliche Konflikte. Isolation, weil Freunde sich

zurückziehen. Organisatorische Alltagsprobleme. Finanzielle

Sorgen. Geschwisterkinder rücken in die zweite Reihe.

In Deutschland leben ca. 22.000 Kinder mit einer lebens-

verkürzenden Erkrankung. Dahinter steht ein Vielfaches an be-

troffenen Familiensystemen, denn es ist nicht nur der Kern

und Mikrokosmos der engsten Familienangehörigen (Vater,

Mutter, Kind, Geschwisterkind) davon berührt, sondern auch

der weitere Familien-/Verwandtenkreis. Familien Hüsken ist

eine dieser Familien. Die Eltern wissen seit Jahren von der un-

heilbaren Stoffwechselkrankheit ihres Sohnes. Der Tod gehört

zum Alltag. Ganz besonders schlimm ist es an Weihnachten, Sil-

vester und am Geburtstag ihres Sohnes Philipp. Jede Kerze

mehr auf dem Geburtstagskuchen bedeutet ein Jahr weniger

mit dem geliebten Kind. Seine Mutter erinnert sich an den Mo-

ment der Diagnosestellung: „Als die Diagnose und vor allem

die Prognose kam, waren wir geschockt. Ich habe nur geweint.

Ich hatte Angst, mit Philipp allein zu sein. Ich hatte Angst, dem

nicht gewachsen zu sein. Ich hatte immer Angst, dass was pas-

sieren kann. Das Leben mit Philipp ist ein Leben voller Rück-

schritte. Immer mehr geht verloren. Wenn er für immer geht,

ist unser Lebensinhalt weg. Mittlerweile haben wir ein Motto

entwickelt, das wir konsequent mit Philipp leben: Ein kurzes

Leben so glücklich wie möglich machen. Und da gibt es zum

Den Tagen mehr Leben undNestwärme schenken

Aktives Kompetenznetzwerk erhöht Lebensqualitätchronisch kranker Kinder und deren Familien

Familie Lautwein:„Als die Ärzte uns sagten,sie können nichts mehrfür unser Kind tun, warnestwärme für uns da.“

Page 21: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Aktuelles

Glück auch die Organisation ‚nestwärme’, die uns seit fünf Jah-

ren unterstützt!“

„nestwärme“, das ist nicht nur ein Kinderhospizdienst, der

Eltern und Geschwister von lebensverkürzt erkrankten Kin-

dern liebevolle Zuwendung und professionelle Begleitung und

Hilfe zu Hause gibt und diese dabei unterstützt, die kurze Le-

benszeit der Kinder möglichst erfüllt und geborgen zu gestal-

ten. nestwärme ist ein Sozialunternehmen, das sich mit einem

aktiven Kompetenznetzwerk spezialisiert hat auf bundesweite

Hilfsangebote für Familien mit chronisch kranken, behinder-

ten und unheilbar erkrankten Kindern. Seit 1999 engagiert

sich nestwärme e.V. für mehr Lebensqualität der betroffenen

Familien und ist mit seinem breiten Spektrum an Hilfsange-

boten und Beratungskompetenz gebündelt mit einem ambu-

lanten Kinder Intensivpflegedienst und einem Kinderhospiz-

dienst einmalig in Deutschland. Die bundesweite nestwärme

Fachberatung berät mit einem Netzwerk erfahrener Experten

aus verschiedenen Bereichen Familien bei allen Fragen zum

Thema Pflege, Recht, Finanzen, Entlastung und Netzwerken.

In der nestwärme-Kinderkrippe werden gesunde und kranke

Kinder im Alter von zwei Monaten bis drei Jahren betreut und

darauf geachtet, dass jedes Kind nach seinem eigenen Tempo

Fähigkeiten in allen Bereichen entwickeln kann. Über 1.800

Ehrenamtliche engagieren sich bei nestwärme als ZeitSchen-

ker und Familienpaten. Jeder von ihnen möchte als Teil einer

Gemeinschaft dazu beitragen, die Familien mit seiner Zeit, sei-

ner Kompetenz und seiner Zuwendung zu stärken.

Die Hilfsangebote von nestwärme finanzieren sich über

Spenden. Ein so vielseitiges und professionelles Netzwerk

braucht finanzielle Rahmenbedingungen, um bundesweit effi-

zient und effektiv koordiniert werden zu können. Hier kön-

nen Sie helfen, indem Sie in das nestwärme Netzwerk inve-

stieren. Ganz aktuell soll der Kinderhospizdienst weiter aus-

gebaut werden. Die ehrenamtlichen Hospizhelfer werden in

160 Schulungsstunden professionell ausgebildet und intensiv

auf ihren Einsatz in den Familien vorbereitet werden. Die Do-

zenten kommen aus der Hospizarbeit, der Pädiatrie, der Phi-

losophie, der Psychologie und der Pädagogik. „nestwärme“

kann kein Kinderleben verlängern, aber das nestwärme Kom-

petenznetzwerk – bestehend aus dem Kinderhospizdienst, der

ambulanten Kinderintensivpflege, der Beratung und den eh-

renamtlichen Familienpaten – hilft, die belasteten Familiensy-

steme zu stärken. Helfen Sie mit, investieren Sie in das nest-

wärme Kompetenznetzwerk. Schenken Sie Leben mit Le-

bensqualität, Geborgenheit und Kraft für alle. nestwärme e.V.

freut sich über Spenden: Spendenkonto 71 130 000 bei der

Bank für Sozialwirtschaft AG, BLZ 370 205 00. �

� www.nestwaerme.de

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Page 22: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

22 � Werte stiften

Die Taunus Sparkasse trägt die Themen „Nachhaltigkeit und

soziales Engagement“ ganz tief in ihrem Herzen. Das sind

keine leeren Worte, denn jedes Jahr fließen rund eine Million

Euro für Förderzwecke im Hochtaunuskreis und Main-Taunus-

Kreis zurück in die Region.Als heimischer Finanzdienstleister

stellt sich die Taunus Sparkasse im Hochtaunuskreis und Main-

Taunus-Kreis den gesellschaftlichen Herausforderungen seit

Jahren mit einer eigenen gemeinnützigen Stiftung und be-

gleitet zahlreiche Einrichtungen und Veranstaltungen in der

Region. Viel wichtiger als der eigene Einsatz ist der Taunus

Sparkasse das Anliegen, die Menschen zu unterstützen, die

ihre Heimat aktiv mitgestalten. Was wäre das tägliche Leben

ohne deren freiwilliges Engagement in einer Vielzahl von so-

zialen und kulturellen Einrichtungen, Vereinen und Stiftun-

gen? Diesen Weg zur Steigerung der Lebensqualität gilt es wei-

ter zu gehen. Und vor diesem Hintergrund hat das Thema Stif-

tungen und das damit verbundene öffentliche Gemeinwohl

mehr und mehr an Bedeutung gewonnen.

Immer öfter sprechen Kunden ihre Kundenberater auf die

Gründung einer Stiftung an. Um diese privaten Stiftungsideen

zu fördern und insbesondere die Neugründung von Stiftungen

zu erleichtern, hat die Taunus Sparkasse die „Stiftergemein-

schaft der Taunus Sparkasse“ gegründet. Im Gegensatz zu ein-

maligen Spenden und Zuwendungen können mit den Erträgen

aus dem Stiftungsvermögen kulturelle, soziale und sportliche

Einrichtungen, aber auch andere gewünschte Zwecke auf

Dauer nachhaltig unterstützt werden. Damit haben Stifter

einen dauerhaften Wert geschaffen, der je nach Stiftungszweck

In der Heimat wirkenUnter dem Dach der Stiftergemeinschaft der Taunus Sparkasse vereinen sich seit derGründung 2010 bereits 15 Stiftungen – und das mit großem Erfolg. Für das Jahr 2011konnte die Stiftergemeinschaft die stolze Summe von rund 126.000 Euro ausschütten.

Aktuelles

Bei vollem körperlichen Einsatz haben die Kinder großen Spaß beim Klettern – trotz Handicap.

Page 23: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 23

zum Wohle des individuell bestimmten Wirtschafts- und Kul-

turraumes und darüber hinaus wirken kann. Die Vielzahl der

Stifter wählt als Wirkungsraum das unmittelbare Umfeld aus –

getreu dem Motto „In der Heimat wirken“. Aber auch über das

direkte Umfeld hinaus können Stifter tätig werden und eine

Stiftung mit einem internationalen Bezug gründen.

„Eine Stiftung zu gründenheißt vertrauen“

Die Gründung einer Stiftung ist Vertrauenssache – schließ-

lich gibt man ein kleines Vermögen aus den Händen. Die Stif-

tergemeinschaft ist als Stiftungsplattform darauf ausgelegt,

möglichst viele Stifter und Stifterinnen zu gewinnen und den

Stiftungsgedanken im Geschäftsgebiet der Taunus Sparkasse

und darüber hinaus zu verbreiten. Gerade diesen Stiftungsge-

danken gilt es, einem möglichst breiten Publikum vorzustel-

len. Schließlich sind alle Stiftungen unter dem Dach der Stif-

tungsgemeinschaft gemeinschaftlich stark und werden mit

jeder weiteren Stiftung immer stärker. Die Beweggründe für

eine Stiftungsgründung sind vielseitig: So hatten beispielsweise

langjährige Kunden der Taunus Sparkasse bereits 2010 die Vor-

stellung, eine Stiftung zu gründen. Beide sind kinderlos und

Unternehmer im Ruhestand, die einen Teil ihres Vermögens so

anlegen wollten, dass es etwas Gutes bewirkt. Die Eheleute

wurden von ihrem Kundenbetreuer und der Stiftungsexpertin

während des gesamten Reifeprozesses der Stiftungsidee be-

gleitet. 2012 war es dann soweit: Die ursprünglichen Gedanken

waren gereift und die Gründung der eigenen Stiftung wurde

Realität – mit einem anfänglichen Stiftungskapital von 50.000

Euro. Was viele nicht wissen: Eine Stiftung kann durchaus meh-

rere Stiftungszwecke verfolgen, so dass jeder der Eheleute seine

persönliche Leitidee verwirklichen kann. Eine begünstigte Stif-

tung ist die „Deutsche Stiftung für Denkmalschutz in Bonn“

mit dem Schwerpunkt Erhaltung und Pflege von christlichen

Denkmälern in Oberursel und Umgebung. Eine andere ist die

„Karl und Veronica Carstens Stiftung“ mit dem Schwerpunkt

auf der Erforschung von alternativen Behandlungsmethoden

und Medikamenten im Gesundheitswesen. Ein weiteres Bei-

spiel, wie es zu der Idee kommen kann, eine Stiftung zu grün-

den, ist Nadja Lins, die mit ihren „magic-Sportkids“ Kinder mit

Handicap sportlich fördert. Entstanden ist die Stiftungsidee aus

ihrer Trainingstätigkeit im Handball. Begonnen hat es 2004, als

sie eine Jugendmannschaft im Handball und seit 2006 auch

einen einarmigen Jungen trainierte. Der hat sich im Laufe der

Zeit zum besten Werfer und engagiertesten Sportler in seiner

Aktuelles

Vor Freude mit dem Kletter-Partner „abklatschen“ – eine gewisse Höheist geschafft!

Jeder klettert für sich... und doch sind sie zusammen ein Team in derWand...ob die Kräfte reichen?

Page 24: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

24 � Werte stiften

Aktuelles

Jochem Coerdts Stiftungsmanager KommunenTel.: 06172/270 72267E-Mail: [email protected]

Christine KopplinErbschafts- undStiftungsmanagerin (ebs)Tel.: 06172/270 72254E-Mail: [email protected]

Mannschaft, die ansonsten aus „gesunden“ Kindern besteht,

entwickelt. Auf Lins’ Initiative hin und mit ihrer Unterstützung

lernte der Junge im Sommer 2009 sogar schwimmen und ab-

solvierte das Schwimmabzeichen „Seepferdchen“. Nadja Lins

hat in der sportlichen Arbeit mit dem Jungen erlebt, wie sehr

die Ausübung einer alltäglichen Sportart und die damit ver-

bundenen Erfolge die körperliche, aber vor allem die mentale

Entwicklung und Stärkung des Jungen gefordert und gefördert

hat. „Mittlerweile werden die Erträge aus der Stiftung verwandt,

um verschiedene Kinder-Sportgruppen unter fachkundiger Lei-

tung für Handicap-Kinder zu finanzieren. Darunter fallen Sport-

arten wie Klettern, Schwimmen, therapeutisches Reiten und

eine Ball-Sportgruppe. Auf diese Art und Weise lässt sich mit

einer Investition in eine Stiftung eine enorme Wirkung in un-

serer Gesellschaft erzielen. Bei meinem Projekt sind es die Kin-

der, die unmittelbar von meiner Investition in eine Stiftung pro-

fitieren“, so Nadja Lins.

Aktives Stiftungsmanagement

Viele Stiftungen werden zu Lebzeiten des Stifters von ihm

selbst oder durch ehrenamtlich tätige Personen verwaltet. In

einer immer komplizierter werdenden Rechts- und Steuer-

welt ergeben sich wegen der fehlenden Fachkenntnis häufig

Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass die Verwaltung der Stif-

tung nach dem Ableben des Stifters zwangsläufig in fremde

Hände übergeben werden muss. Damit die Stärken der Stif-

tungen sich richtig entfalten können und das eingesetzte Stif-

tungskapital genügend Geld erwirtschaftet, hat die Taunus

Sparkasse gleich zwei ausgewiesene Experten, die sich in-

tensiv um die angelegten Gelder kümmern. So erreichte das

aktive Stiftungsmanagement jüngst Spitzenwerte und die Stif-

tergemeinschaft konnte für das Jahr 2011 die stolze Summe

von rund 126.000 Euro ausschütten. �

� www.taunus-sparkasse.de

Rund 126.000 Euro konnten die Stiftungen der Stiftergemeinschaft imNovember 2012 ausschütten.

Vorteile auf einem Blick:

• Bürgerinnen und Bürger, aber auch Kommunen oder

Unternehmen erhalten die Möglichkeit, sich als Stif-

ter dauerhaft gemeinnützig zu engagieren.

• Zusammenarbeit mit einem vertrauenswürdigen

Partner – der Taunus Sparkasse

• Schnelle Errichtung möglich (nur drei Unterschrif-

ten sind notwendig)

• Gemeinsame Vermögensanlage ermöglicht breite

Portfoliostruktur, senkt die Kosten und erhöht die Er-

tragschancen, auch für kleinere Stiftungen.

• Keinerlei Verwaltungsaufwand beim Kunden, ko-

stengünstige Verwaltung durch einen seriösen Treu-

händer, die Deutsche Stiftungstreuhand AG.

• Individuelle Zweckbestimmung und auch Wechsel

des Stiftungszwecks möglich (d. h. alle gemeinnützi-

gen, mildtätigen oder kirchlichen Zwecke)

• Zugriff auf erfahrene juristische Berater im Rahmen

der Nachlassgestaltung für Stifter über die Deutsche

Stiftungstreuhand AG

• Bereits ab 25.000 Euro kann sich jedermann mit sei-

ner Stiftung als Treuhandstiftung in der „Stifterge-

meinschaft der Taunus Sparkasse“ dauerhaft ge-

meinnützig und ohne Verwaltungsaufwand engagie-

ren. Für Kommunen ist dies bereits ab 10.000 Euro

möglich. Die Stiftung kann alle Vermögenswerte an-

nehmen.

• Hohe und gesicherte steuerliche Wirkung für den

Stifter durch Sonderausgabenabzug

• Die Zuwendung an die Stiftung ist von der Erb-

schafts- und Schenkungssteuer befreit.

Page 25: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 25

Aktuelles

Bernhard Saurenbach konnte gar nicht glauben was er hörte.

26.000 Euro spendete die Stiftergemeinschaft der Sparkasse

Amberg-Sulzbach an die Amberger Tafel. „Ich hatte vielleicht

mit drei oder viertausend Euro gerechnet“, war der Vorsit-

zende der Tafel baff. Das Geld stammt aus dem Erlös der Weih-

nachtsaktion der Stiftergemeinschaft. Weihnachten ist meist

nicht nur Zeit für Geschenke, sondern auch immer die Zeit,

Gutes zu tun. Gerade auch deshalb ist die Spendenbereit-

schaft dann sehr hoch. Doch viele Spenden kommen gar nicht

dort an, wo sie helfen könnten. Anders bei der Stiftergemein-

schaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach. Hier hilft jeder Cent

für gemeinnützige Projekte in der Region.

Seit 2009 gibt es die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Am-

berg-Sulzbach. Jeder kann dorthin spenden oder gar seine ei-

gene Stiftung gründen. Das Geld kommt ausschließlich ge-

meinnützigen Zwecken in der Region Amberg-Sulzbach zu

Gute. 2012 wollte die Sparkasse Amberg-Sulzbach ganz be-

wusst benachteiligten Kindern helfen.

Zur Weihnachtszeit trat die Stifter-

gemeinschaft wieder in den Vorder-

grund. Mit dem Geld sollte bedürftigen

Kindern der Region eine Freude ge-

macht werden. Die Sparkasse Amberg-

Sulzbach versprach zudem, bis zu

einem Gesamtbetrag von 5.000 Euro

die Spenden aufzustocken. „Wir hatten

mit gut 5.000 Euro an Spenden gerech-

net und das wollten wir entsprechend

verdoppeln“, erklärt Sparkassen-Vor-

standsvorsitzender Dieter Meier. „Doch

was kam, hat uns überwältigt.“ Am

Ende standen 26.000 Euro auf dem gro-

ßen Scheck. „Das Geld kommt von

Menschen der Region, die für andere

etwas gegeben haben. Das ist fanta-

stisch!“

Das Geld ging bewusst an die Am-

berger Tafel. „Sie sind ein zuverlässiger

Partner für uns und wissen genau, was

wo gebraucht wird“, so Meier. Die Am-

berger Tafel nutzt das Geld, um die Kin-

der mit dem Nötigsten auszustatten. In

Form von Gutscheinen können so warme Kleidung, Winter-

schuhe, etc. beschafft werden. „Auch wenn wir wissen, dass

ihr Engagement nicht bezahlbar ist.“

Vorsitzender Bernhard Saurenbach und seine Stellvertre-

terin Irmgard Buschhausen waren sprachlos. „Mit dem Geld

können wir noch effektiver helfen“, freute sich Saurenbach.

Die Amberger Tafel gibt es seit 2005. Rund 320 Tonnen Le-

bensmittel werden derzeit pro Jahr ausgegeben. 700 Haushalte

der Region sind dort berechtigt Waren zu bekommen. „Zu die-

sen Haushalten gehören 500 Kinder“, erklärt Saurenbach. Be-

rechtigt ist nur wer Hartz IV oder Grundsicherung bekommt.

Zwei Mal die Woche können dann Lebensmittel oder auch

Dinge des täglichen Bedarfs in der Tafel geholt werden. „70 Le-

bensmittelmärkte aber auch Lebensmittelproduzenten stellen

uns hier Waren zur Verfügung.“ 90 Ehrenamtliche helfen der-

zeit bei der Verteilung der Lebensmittel mit. �

� www.sparkasse-amberg-sulzbach.de

26.000 Euro für leuchtendeKinderaugen

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach unterstützt Amberger Tafel

Bescherung vier Wochen nach Weihnachten. Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulz-bach spendete 26.000 Euro an die Amberger Tafel. Das Geld kommt ausschließlich benachteiligtenKindern zu Gute. Im Bild (von links) Stiftungsexperte Edgar Rauch, Sparkassen-Vorstand WernerDürgner, Vorsitzender der Tafel Bernhard Saurenbach, Sparkassen-Vorstand Alexander Düssil, Irm-gard Buschhausen (2. Vorsitzende der Tafel) und Dieter Meier, Vorstandsvorsitzender der SparkasseAmberg-Sulzbach. Bild: Astashenko

Page 26: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

26 � Werte stiften

Aktuelles

„Maikätzchen“ – das klingt liebevoll, verspielt und so niedlich.

Doch nur wenige Menschen wissen, was wirklich hinter die-

sem Wort steckt. Nur wenige verstehen, dass es sich hier nicht

um eine putzige Laune der Natur handelt, sondern sich un-

endlich viel Leid hinter der verklärenden Bezeichnung verbirgt.

Die „Maikätzchen“ sind zum Synonym für die jährlich im

Frühjahr beginnende Hauptwurfzeit der Katzen geworden.

Vor allem bei freilebenden Samtpfoten sorgt der vielfache

Nachwuchs für eine Zunahme an Elend – Hunger, Krankhei-

ten und viele Gefahren warten auf die Katzenkinder. Man

schätzt, dass mehr als 70.000 Straßenkatzen in Berlin leben.

Sie kämpfen täglich ums Überleben und führen im Verborge-

nen ein Leben im Elend: halb verhungert, erkrankt an Kat-

zenschnupfen, Leukose, Augenkrankheiten und befallen von

Flöhen und Würmern. Die einzige Lösung für dieses Elend ist

die konsequente Kastration, auch und vor allem von Katzen

aus Privatbesitz, die Freigang haben und sich unter die freile-

benden Tiere mischen. Wussten Sie zum Beispiel, dass eine

Kätzin nach zehn Jahren theoretisch mehr als 240 Millionen

Nachkommen haben kann?

Der Tierschutzverein für Berlin kümmert sich in der Bun-

deshauptstadt nach Kräften um freilebende Katzen. Oberstes

Gebot ist auch hier die Kastration. Ehrenamtliche Helfer be-

treuen Futterstellen, fangen Tiere ein und bringen diese nach

der Kastration durch den Verein wieder in ihr Revier. Tragende

Katzen werden im Tierheim Berlin versorgt und können sich

um ihren Nachwuchs kümmern.

Im Frühjahr und Sommer verdoppelt sich im Schnitt die

Zahl der Katzen im Tierheim Berlin – statt rund 400 Katzen,

die hier versorgt werden, kümmern sich die Mitarbeiter dann

um rund 800 Katzen. Ganze Würfe oder tragende Mutterkat-

zen, ausgesetzte Tiere und ungechippte entlaufene Samtpfo-

ten werden abgegeben. Das bringt den Tierschutzverein für

Berlin schnell an die Grenzen des Machbaren. Futter, Medizin,

Aufzuchtsmilch und Pflegeaufwand – all das finanziert der

Verein allein aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Ohne die

zusätzliche Hilfe ehrenamtlicher Tierfreunde wäre diese Auf-

gabe nicht zu bewältigen.

Was können wir alle, was können Sie tun, um zu helfen? Es

braucht nicht viel, um Gutes zu tun für die vielen traurigen

heimatlosen Samtpfoten Berlins. Eine Geldspende, eine Zeit-

spende in Form ehrenamtlicher Mitarbeit oder die dauerhafte

Hilfe als Mitglied des Vereins – es gibt viele Wege, den Tier-

schutzverein für Berlin zu unterstützen. Versorgungspate für

Katzen können Sie schon ab 10 Euro im Monat werden und

so ganz gezielt die Samtpfoten unterstützen.

Auch das ehrenamtliche Engagement ist ein wichtiger

Stützpfeiler der Gemeinschaft der Tierfreunde. Gerade jetzt,

wo viele heimatlose Katzenkinder aufgezogen werden müs-

sen, sind verstärkt ehrenamtliche Pflege- und Päppeleltern

gefragt. Sie werden mit dem nötigen Equipment versorgt und

können durch ihren Einsatz den Welpen beim Start ins Leben

helfen. Ein Kätzchen auf Zeit – warum eigentlich nicht?

Hilfe kostet Geld. Tierschutz kostet Geld! Die fleißigen haupt-

amtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Tierschutz-

vereins für Berlin freuen sich über jeden Mitstreiter, jede

Spende, jede Zuwendung und jedes aufmunternde Wort. Sie

hoffen gemeinsam mit vielen tierlieben Menschen, den „Mai-

kätzchen“ ein Leben im Elend zu ersparen.

Über Spenden freut sich der Tierschutzverein für Berlin

unter dem Verwendungszweck: „Maikatzen“ auf das Konto 35

600 105 bei der Postbank Berlin, Bankleitzahl 100 100 10. �

� www.tierschutz-berlin.de

Für Samtpfoten im EinsatzTierschutzverein für Berlin kümmert sich in der Bundeshauptstadt um freilebende Katzen

Page 27: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Mit rund 500 Mio. Euro hat die Sparkassen-Finanzgruppe auch

im vergangenen Jahr gemeinwohlorientierte Projekte in ganz

Deutschland unterstützt. Ob bei der Durchführung von Stadt-

festen, der Begleitung von Sportvereinen oder der Hilfe beim

Wiederaufbau der Dorfkirche: Überall dort, wo die Sparkas-

sen und ihre Verbundpartner ihren Kunden begegnen, wer-

den gesellschaftliche Belange gefördert. Dabei wurde mit gut

155 Mio. Euro der größte Betrag in die Förderung kultureller

Projekte investiert. Neben den lokalen und regionalen Aktivi-

täten zählen dazu auch bundesweite Engagements wie bei-

spielsweise der Wettbewerb „Jugend musiziert“, der in die-

sem Jahr sein 50. Bestehen feiert.

„Mit ihrem vielfältigen und dauerhaften Engagement

nimmt die Sparkassen-Finanzgruppe ihre Verantwortung in

den Regionen wahr und leistet einen erheblichen Beitrag zum

Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Wir freuen uns sehr,

dass wir diese Leistungen weiterhin auf einem sehr hohen Ni-

veau halten können. Sparkassen sind auch bei der Förderung

gemeinwohlorientierter Projekte ein verlässlicher Partner“,

so Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen-

und Giroverbandes (DSGV).

Die Sparkassen-Finanzgruppe ist auch der größte Förde-

rer des Breiten- und Spitzensports in Deutschland. Ein be-

sonderes Augenmerk liegt auf den mehr als 91.000 Turn- und

Sportvereinen sowie auf dem Deutschen Sportabzeichen, das

in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Mit der Förde-

rung der Nachwuchstalente an den Eliteschulen des Sports

wollen die Sparkassen jungen

Sportlerinnen und Sportlern

bei der Vereinbarkeit von

Schule und Leistungssport hel-

fen. Als Partner der Deutschen

Olympiamannschaft wird das

umfassende sportliche Enga-

gement komplettiert, in das im

vergangenen Jahr insgesamt

rund 95 Mio. Euro flossen.

Weitere Kernbereiche im

Jahr 2012 waren Soziales mit

einem Fördervolumen von

118 Mio. Euro und Bildungs-

themen mit 25 Mio. Euro. Dass sich die Sparkassen verstärkt

mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, zeigt der

Bereich Umwelt, der mit einem Fördervolumen von 12,5 Mio.

Euro eine deutliche Steigerung aufweist.

Das Stiftungsengagement konnte ebenso ausgebaut wer-

den. Die Anzahl der Sparkassen-Stiftungen ist im vergangenen

Jahr auf 736 angestiegen, während sich das Stiftungskapital

um fast 100 Mio. Euro auf nunmehr knapp 2,2 Mrd. Euro er-

höhte. Die Stiftungsausschüttungen lagen mit rund 77,5 Mio.

Euro um fast acht Prozent höher als in 2011. Keine andere

Unternehmensgruppe hat in Deutschland so viele Stiftungen

gegründet wie die Sparkassen-Finanzgruppe. �

� www.dsgv.de

Rund 500 Mio. Euro für gemeinwohl-orientierte Zwecke in 2012

Sparkassen leisten durch kontinuierliches Engagement großen Beitragzum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft

Werte stiften � 27

Aktuelles

Georg Fahrenschon, Präsidentdes Deutschen Sparkassen- undGiroverbandes

Page 28: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Aktuelles

Ein vielfältiges Vereinsleben ist ein signifikantes Zeichen für

eine aktive Bürgergesellschaft. Die örtliche Wohn- und Le-

bensqualität wird wesentlich von Vereinen geprägt, in denen

sich Gleichgesinnte zumeist ehrenamtlich und freiwillig im

kulturellen, sozialen und sportlichen Bereich engagieren. Der

Wert dieses auf Dauer angelegten Gemeinschaftserlebnisses

für den sozialen Zusammenhalt in den Kommunen, für die

Vernetzung der Menschen untereinander, ist unbezahlbar.

Die Vereinigten Sparkassen Stadt und Landkreis Ansbach

fördern seit jeher das sich in den Vereinen kanalisierende eh-

renamtliche Engagement. Deshalb war es selbstverständlich,

dass bei der zusammen mit der Deutschen Stiftungstreuhand

AG in Fürth am 06. Juni 2011 erfolgten Gründung der Stifter-

gemeinschaft Stadt und Landkreis Ansbach auch Vereinen die

Möglichkeit gegeben werden sollte, zur Förderung der Ver-

einsaktivitäten Stiftungen ins Leben zu rufen. Umso größer

war die Freude des Vorstandsvorsitzenden Werner Schmie-

deler, der dem Stiftungskuratorium vorsteht, als sich Anfang

2013 die Gründung der ersten Vereinsstiftung abzeichnete –

und zwar die „Peter-Herrmann-Stiftung“ des SV Rauenzell.

Peter Herrmann – Gründungsmitglieddes SV Rauenzell 1970

Die früher selbstständige Gemeinde Rauenzell gehört seit

dem 1. Juli 1971 zur mittelfränkischen Stadt Herrieden, die

nicht nur Fahrradtouristen als wahre Perle unter den an der

romantischen Altmühl gelegenen Kommunen bekannt ist. Ein

Jahr vor der Eingemeindung wurde in dem heute 700 Ein-

wohner zählenden Ort Rauenzell ein Sportverein gegründet,

der sich schnell zum größten Verein Rauenzells entwickelte

und dem von Beginn an auch der einheimische aktive Fuß-

baller Peter Herrmann angehörte. Dieser sei bis zu seinem

Tod 2012 ein sportbegeisterter und geselliger Mensch gewe-

sen, der seinen Verein kritisch begleitet, aber immer kon-

struktiv unterstützt habe, erinnert sich Dieter Bunsen, der als

Vorstand dem Verein heute vorsteht und zugleich als Vorsit-

zender des Sportkreises Ansbach im Bayerischen Landes-

Sportverband (BLSV) amtiert. Die enorme Verbundenheit

Peter Herrmanns mit seinem Verein zeigte sich dadurch, dass

Auf ewig ein Vereinsmitglied Gründung der „Peter-Herrmann-Stiftung“ des SV Rauenzell

von Dr. Michael Reinhart

28 � Werte stiften

„Wir halten dank der großherzigen Zuwendung von Peter Herrmannden Ball dauerhaft im Spiel“: Dieter Bunsen, Vorsitzender des SV Rauen-zell 1970 (links) und Günter Pöschko, Leiter des Vorstandssekretariatsder Vereinigten Sparkassen Stadt und Landkreis Ansbach. Foto: Fränki-sche Landeszeitung

Page 29: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 29

Aktuelles

er in seinem Testament den SV Rauenzell zum Alleinerben sei-

nes ca. 180.000 Euro zählenden Vermögens einsetzte.

Da Dieter Bunsen als Kuratoriumsmitglied der Stifterge-

meinschaft Stadt und Landkreis Ansbach die Vorteile von Stif-

tungen gut kennt, entwickelte er zusammen mit dem Stif-

tungsexperten der Sparkasse, zugleich Kreisschatzmeister des

BLSV und Leiter des Vorstandssekretariates, Günter Pöschko,

die Idee, eine Namensstiftung zu Ehren des Verstorbenen und

zum Nutzen des SV Rauenzell zu gründen. Denn Möglichkei-

ten, die Erträge der Stiftung für das Vereinsleben einzusetzen,

gibt es bei dem Sportverein zuhauf, dessen 1. Mannschaft in

der Kreisklasse 1 des Fußballkreises Frankenhöhe aktiv ist.

Denn schließlich gilt es nicht nur die vielen Jugend-Fußball-

mannschaften – die Hälfte der 408 Mitglieder sind Kinder-

und Jugendliche bis 18 Jahre – zu unterstützen, sondern auch

Seniorensport, Damengymnastik und Mountainbiken bietet

der Verein an. Und das kostet. Die Idee der Stiftungsgründung

kam in der Hauptversammlung des SV Rauenzell am 24. März

2013 hervorragend an. Alle anwesenden Mitglieder begrüß-

ten einstimmig die Pläne des Vorstandes.

Neben der mit 100.000 Euro dotierten „Peter-Herrmann-

Stiftung“ wird es bald auch noch eine Förderstiftung des SV

Rauenzell geben. In diese Stiftung fließt das restliche Kapital,

das nach der Tilgung einiger Darlehen und nach der Umset-

zung kleinerer Baumaßnahmen übrig bleibe, erklärte Dieter

Bunsen. Dadurch sollen andere „Gönner“ dazu animiert wer-

den, mit Zustiftungen, beispielsweise an runden Geburtsta-

gen, das Stiftungskapital weiter zu erhöhen. Selbstverständ-

lich werde sich die „Peter-Herrmann-Stiftung“ auch um die

Grabpflege des Verstorbenen kümmern, betonte Günter

Pöschko. Dieser habe sich durch sein Erbe und die daraus re-

sultierende Stiftung ein Denkmal in den Herzen seiner ehe-

maligen Rauenzeller Sportkameraden gesetzt – er bleibe da-

durch „auf ewig ein Vereinsmitglied“. �

Peter Herrmanns Nachlassverwalter Herbert Bernhard (rechts) über-gab dem Vereinsvorsitzenden Dieter Bunsen die Stiftungsurkunde undeinen symbolischen Scheck über 100.000 Euro. Foto: Fränkische Lan-deszeitung

Page 30: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

30 � Werte stiften

Aktuelles

Nur gute Produkte zu haben, das reicht alleine nicht aus. Man

muss auch darüber reden, sie bekannt machen, sonst merkt das

keiner. Der berühmte Autobauer Henry Ford (1863-1947) klei-

dete den Nutzen von Öffentlichkeitsarbeit noch in blumigere

Worte: „Enten legen ihre Eier in Stille. Hühner gackern dabei

wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier“.

Vorteile von Stiftungen herausgestellt

Nun ist die Stiftergemeinschaft Stadt und Landkreis Ans-

bach sicherlich kein Angebot, das man tagtäglich überall laut-

stark anbieten müsste. Dafür ist sie viel zu seriös. Dennoch ist

die Steigerung ihres Bekanntheitsgrades wichtig, damit der

umfangreiche Nutzen einer Stiftung für das Gemeinwohl in

der Fläche Verbreitung und Gehör findet. Deshalb begab sich

Hans Emmert, Bürgermeister der Gemeinde Weihenzell in das

Aufnahmestudio von „Radio 8“ im Ansbacher Stadtteil Schalk-

hausen. In Weihenzell war am 14. Dezember 2011 die erste

kommunale Bürgerstiftung der Stiftergemeinschaft aus der

Taufe gehoben worden. Begleitet wurde Bürgermeister Em-

mert vom Vorstandsvorsitzenden der Vereinigten Sparkassen

Stadt und Landkreis Ansbach, Sparkassendirektor Werner

Schmiedeler und Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender der

DT Deutsche Stiftungstreuhand AG Fürth. Das Interview mit

Radioredakteur Andreas Fischer, das am 2. Dezember 2012 im

Rahmen einer zweistündigen Sondersendung über die Kanäle

des größten Privatradios im westlichen Mittelfranken (Slogan:

„Megaherz für Mittelfranken“) ausgestrahlt wurde, spiegelte

alle Facetten von Stiftungen wieder. Begonnen von den Grün-

dungsvoraussetzungen über die möglichen Stiftungszwecke

bis hin zu den vielen Vorteilen, die stiftungswillige Privatper-

sonen, Institutionen und Kommunen mit den Stiftungen

haben, die unter dem Dach der Stiftergemeinschaft Stadt und

Landkreis Ansbach möglich sind.

Neu gestaltete Internetseiten

Ausschnitte aus dem Interview können sich die User der

Sparkassenhomepage unter www.sparkasse-ansbach.de/stif-

tungen anhören. Die Stiftungsseiten wurden zum Jahres-

wechsel 2012/13 auf Aktualität hin überarbeitet und neu ge-

staltet. Wenn die Stiftergemeinschaft Stadt und Landkreis Ans-

bach sich weiter so stetig und gut entwickelt, dann denken

die Verantwortlichen in der Sparkasse darüber nach, mittel-

fristig einen eigenen Internetauftritt aufzubauen. Denn seit

ihrer Gründung vor zwei Jahren haben bereits drei Namens-

stiftungen, je eine Vereins- und Themenstiftung sowie vier

kommunale Bürgerstiftungen ihre gemeinnützige Arbeit auf-

genommen. �

� www.sparkasse-ansbach.de

Stiftungsgedanken perRadiowellen verbreitet

Zweistündige Sondersendung ausgestrahlt

von Dr. Michael Reinhart

„Wir haben mit der Stiftergemeinschaft ein In-strument zur nachhaltigen regionalen Wert-schöpfung geschaffen.“: VorstandsvorsitzenderWerner Schmiedeler im Dialog mit Radiore-dakteur Andreas Fischer.

Wenn sich jemand gut mit Stiftungen aus-kennt, dann ist das Horst Ohlmann, Vorstands-vorsitzender der Deutschen StiftungstreuhandAG in Fürth.

Er rief im Dezember 2011 die erste kommu-nale Bürgerstiftung unter dem Dach der Stif-tergemeinschaft ins Leben: Hans Emmert, Bür-germeister von Weihenzell.

Page 31: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Aktuelles

Viele kommunale Amtsträger stellen sich die Frage, wie sie

das Lebensumfeld ihrer Bürgerinnen und Bürger über Spen-

den und Zuschüsse an Vereine und Institutionen hinaus noch

attraktiver machen können – und das auf eine nachhaltige

und vom Zustand der kommunalen Finanzen unabhängige

Weise. Kurzum: sie wollen einen Gewinn für das Gemeinwohl

erzielen und gleichzeitig Menschen dabei helfen, deren Ein-

satzwillen für die Allgemeinheit zu bündeln und in gemein-

nützige Projekte vor Ort zu lenken. Denn ein Gemeinwesen

kann sich nur dann zukunftsgerichtet entwickeln, wenn sich

die Sorge für das Gemeinwohl nicht nur auf staatliche und

kommunale Initiativen reduziert, sondern möglichst viele Bür-

gerinnen und Bürger das Leben aktiv mitgestalten.

Aktive Bürgergesellschaft gefördert

Ein geeignetes Mittel zur Förderung einer aktiven Bürger-

gesellschaft steht den Kommunen in der Stadt und im Land-

kreis Ansbach mit der gleichnamigen Stiftergemeinschaft zur

Verfügung, die ihnen auf einfache Weise die Gründung von

kommunalen Bürgerstiftungen ermöglicht. Die 3.117 Ein-

wohner zählende Marktgemeinde Weidenbach, gelegen in der

reizvollen Landschaft nahe des Fränkischen Seenlandes und

bekannt durch das landwirtschaftliche Bildungszentrum Tries-

dorf mit 3.000 Schülern und Studenten, ergriff als vierte Kom-

mune im Großlandkreis Ansbach diese Chance.

Am 3. Dezember 2012 unterzeichnete im Dorfgemein-

schaftshaus im Ortsteil Irrebach Bürgermeister Gerhard Sieg-

ler die Gründungsurkunde zur „Bürgerstiftung Weidenbach“.

Die Gemeinde hatte die Stiftung mit 10.000 Euro dotiert. Dazu

spendierten die Vereinigten Sparkassen Stadt und Landkreis

Ansbach noch zwei Euro pro Einwohner, so dass sich das

Startkapital auf 14.364 Euro beziffert. Bürgermeister Siegler

freute sich: „Mit der Bürgerstiftung werden wir ein dauerhaf-

tes Netzwerk bürgerschaftlichen Engagements aufbauen und

allen gesellschaftlichen Bereichen wertvolle Impulse geben

können.“ Denn in Weidenbach gäbe es noch viele Ideen, wie

man die Ortsgemeinschaft noch lebendiger gestalten könne –

ganz im Sinne des Gemeindemottos „Markt Weidenbach …

hier leb´ ich gern!“. Die erste Zuwendung floss bereits bei

der Gründungsversammlung. Vertreter des Weidenbacher Bür-

gerblocks übergaben einen Scheck in Höhe von 500 Euro. Ein

wirksameres Signal für weitere Zustiftungen und Spenden

hätte es nicht geben können. �

� www.sparkasse-ansbach.de

Markt Weidenbach – hier leb́ ich gernBürgerstiftung in Weidenbach gegründet

Hoben gemeinsam eine Stiftung aus der Taufe (von links): Horst Ohl-mann, Vorstandsvorsitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand AGin Fürth, Weidenbachs Bürgermeister Gerhard Siegler und WernerSchmiedeler, Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Sparkassen Stadtund Landkreis Ansbach.

Page 32: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

32 � Werte stiften

Aktuelles

Werte stiften: Bei der letz-

ten öffentlichen Sitzung

des NSU-Untersuchungs-

ausschusses des Bundestags Mitte Mai haben Sie erneut ein-

dringlich für eine Stiftung zum Gedenken an die Opfer der

Mordserie und zur Dokumentation rechtsextremer Gewalt

plädiert. Welche Intention steht hinter diesen Überlegungen?

Professor Barbara John: Es geht mir darum, sicherzustellen,

dass diese schreckliche Mordserie und die von Pannen, Ver-

säumnissen und Fehlleistungen geprägte Aufklärung der Ge-

schehnisse nicht aus dem kollektiven Gedächtnis verschwin-

den, wenn sowohl der Untersuchungsausschuss seine Arbeit

endgültig abgeschlossen hat als auch der Prozess in München

irgendwann beendet ist. Die Geschehnisse sind wie die im

Zuge der Ausschussarbeit und des Prozesses beigezogenen

Dokumente und Akten schlichtweg zu bedeutend, um sie ir-

gendwo abzulegen und zu vergessen. Deshalb plädiere ich

dafür, eine Stiftung zu gründen, die im Wesentlichen drei Ziele

hat: Nämlich zu allererst die Prävention solcher rechtsradika-

ler Taten. Darüber hinaus die Dokumentation aller Unterlagen,

die sich im Laufe der Ausschussarbeit und des Verfahrens an-

gesammelt haben beziehungsweise noch sammeln werden

und längst noch nicht alle hinreichend ausgewertet sind.

Diese könnten dann beispielsweise auch für Weiterbildungs-

zwecke, gerade bei der Polizei verwendet werden. Als drittes

Ziel soll die angedachte Stiftung die Koordination der Bera-

tungsstellen gegen Rechtsextremismus übernehmen, weil ich

der Meinung bin, dass wir hierzulande in dieser Richtung

zwar durchaus sehr aktiv sind, aber keine eindeutige und ein-

heitliche Strategie hinter den Bemühungen zu erkennen ist.

Schön wäre es, wenn im Rahmen einer solchen Stiftung auch

Mitglieder der Opferfamilien, insbesondere aus der zweiten

Generation, eingebunden würden. Dafür ist von diesen auch

bereits der Wunsch geäußert worden.

Als wessen Aufgabe sehen Sie die Errichtung einer solchen

Stiftung in erster Linie?

Es spielt zunächst gar keine Rolle, ob sich die Politik, die Re-

gierung oder zivilgesellschaftliche Akteure dieser Aufgabe an-

nehmen. Denn bei der Bekämpfung von Rassismus und

Rechtsextremismus sind die gesamte Gesellschaft in Deutsch-

land und alle Akteure gefragt, sich von solchen Impulsen zu

befreien und endlich dafür zu sorgen, dass diese nicht immer

wieder aufs Neue zutage treten. Dass diesen der Nährboden

entzogen wird, wenn möglich ein für allemal, daran muss ge-

arbeitet werden. Von allen.

Wie stellen Sie sich die Finanzierung einer solchen Stiftung vor?

Wenn jeder Bürger hierzulande, der über ein Einkommen ver-

fügt, 50 Cent gäbe, wäre schon mal ein guter Anfang gemacht.

Es wäre natürlich äußerst erstrebenswert, wenn die Bürger von

sich aus diesen Impuls setzen würden. Das wäre ein außeror-

dentliches Zeichen. Aber ich bin sehr skeptisch, dass ausrei-

chend Geld zusammenkommen würde, wenn man versuchte,

die Stiftung auf diese Weise zu finanzieren. Insofern könnte es

auch eine gemeinsame Stiftung sein, die erstmal mit staatlichen

Mitteln und zivilgesellschaftlicher Beteiligung entsteht.

Was erwarten Sie an Beschäftigung über die Ausschussarbeit

hinausgehend seitens der Politik oder anderer zivilgesell-

schaftlicher Akteure in der Auseinandersetzung mit den Ge-

schehnissen?

Das liegt ja auf der Hand: Ich erwarte, dass alles dafür getan

wird, damit so etwas auch in Ansätzen niemals wieder ge-

„Die Geschehnisse sind zu bedeutend, um sie irgendwo abzulegen und zu

vergessen“

Barbara John ist im Auftrag der Bundesregierung die Ombudsfrau für die Opferangehöri-

gen des NSU-Terrors. Im Gespräch mit Werte stiften erklärt die 75-jährige ehemalige Aus-

länderbeauftragte des Berliner Senats und derzeitige Vorsitzende des Paritätischen Wohl-

fahrtsverbandes Berlin, warum sie sich für eine Stiftung zum Gedenken an die Opfer der

Mordserie und zur Dokumentation rechtsextremer Gewalt stark macht.

Foto

: Eber

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Page 33: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 33

Aktuelles

schehen kann. Die Tatsache, dass all die Behörden, deren ur-

eigene Aufgabe es ja ist, solche Gefährdungen zu unterbinden,

in dieser Hinsicht versagt haben, ist eine Realität, der man gar

nicht genug Bedeutung beimessen kann. Diese haben offen-

sichtlich ein starkes Eigenleben geführt und gar nicht mehr

den politischen Auftrag, das Grundgesetz, das heißt, das Leben

und die Gesundheit aller Bürger zu schützen, im Auge gehabt.

Dabei ist es meiner Ansicht nach schon an der politischen

Elite, über all das nachzudenken. Ob und wenn ja auf welche

Weise das in Zukunft geschehen wird, kann ich nicht sagen.

Was ich tun kann, ist immer wieder selbst darüber nachzu-

denken und zu empfehlen, dass man sich dieser Aufgabe stellt.

Von der Gesellschaft erwarte ich, dass sie künftig entschie-

dener und aktiver Rassismus in all seinen Erscheinungsfor-

men, beginnend beim „bürgerlich-anständigen“ Rechtspopu-

lismus nach dem Motto „man wird ja mal sagen dürfen“ bis

hin zum Terror, aufmerksam wahrnimmt und aktiv ahndet.

Wir stehen da glaube ich erst am Anfang. Eine wirklich aktive

Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, Hasskriminalität

und Hassgedanken gegen andere Menschen, nur weil diese

anders sind als man selbst, zurückzudrängen, bedarf eines grö-

ßeren gesellschaftlichen Engagements und einer größeren Ge-

meinsamkeit, in dem Willen das wirklich angehen zu wollen.

Nochmals den Blick auf die Opferfamilien gerichtet: Was be-

schäftigt diese derzeit am meisten?

Die betroffenen Familien verfolgen natürlich mit großem In-

teresse all das, was seit der Aufdeckung der NSU-Taten ge-

schehen ist. Nach der Gedenkveranstaltung im Februar des

vergangenen Jahres waren die Hoffnungen sehr groß, dass

nun die wirkliche Aufklärung beginnen kann. Das ist leider

nicht in dem Maße erfolgt, wie sie sich das erhofft hatten. Da

gab es große Enttäuschungen und gleichzeitig auch tiefe Fas-

sungslosigkeit über das, was in den Untersuchungsausschüs-

sen zutage gefördert wurde. Jetzt ist ihre Aufmerksamkeit na-

türlich ganz auf den Prozess gerichtet. Diesen verfolgen sie

mit außerordentlichem Interesse und versprechen sich davon,

dass sie genauer erfahren, warum gerade sie Opfer geworden

sind. Zudem möchten sie erfahren, wie sich diese Gesellschaft

weiterentwickeln wird, denn sie fühlen sich ihr zugehörig. Ei-

nige haben bereits die deutsche Staatsbürgerschaft ange-

nommen, weitere wollen das noch tun. Deswegen sind sie na-

türlich sehr daran interessiert, dass das eine friedfertige und

gewaltfreie Gesellschaft ist, in der sie leben.

Sie haben sich sehr für finanzielle Zuwendungen an die An-

gehörigen der Mordopfer eingesetzt. Reichen die bisher ge-

leisteten Zahlungen aus, damit die betroffenen Familien we-

nigstens von den größten finanziellen Sorgen befreit sind

oder gibt es in dieser Hinsicht weiterhin Nachholbedarf?

Das ist sicherlich nicht mit einer Elle zu messen. Insgesamt sind

zwar 900.000 Euro geleistet worden, was sich zunächst einmal

gut anhört. Aber man darf nicht vergessen, dass es sehr viele An-

gehörige gibt, es sind an die 80 Betroffenen. Es gibt Familien,

die mit dem Mord an ihrem Angehörigen auch in einen finan-

ziellen Abgrund gestürzt sind, weil deren Ernährer umgebracht

wurde, weil Berufsgenossenschaften nicht zahlen wollten oder

weil aber Mieten weiter gezahlt werden mussten. Die 10.000

Euro, die jeder Verwandte aus dem sehr engen Umfeld erhalten

hat, waren da nicht ausreichend. Die Familien mussten in vie-

len Fällen selbst noch Geld zuschustern, wenn es um Beerdi-

gungskosten und all das ging. Das ist sicherlich sehr schwierig

gewesen. Was mich jetzt beschäftigt ist, dass an den Prozessta-

gen immer auch Angehörige dabei sein können. Dafür gibt es

Gott sei Dank Geld aus der Zivilgesellschaft. Die katholische

und die evangelische Kirche des Freistaates Bayern und einige

Einzelspender springen da unterstützend ein. Ich hoffe, dass

sich das so über den ganzen Prozess hinweg finanzieren lässt.

Im Tagesspiegel vom 5. Mai fordern Sie, „Rassendiskriminie-

rung“ auch hierzulande zu einem Offizialdelikt zu machen,

welches bei einer begründeten Anzeige verfolgt werden

muss, wie das in der Schweiz bereits der Fall ist. Inwiefern er-

achten Sie diese Maßnahme als hilfreich?

Wenn der Tatbestand der „Rassendiskriminierung“ ein solches

Offizialdelikt wäre, wenn es also bei einer begründeten An-

zeige eine Strafverfolgung geben müsste, würde es bei rassi-

stischen Äußerungen und Entgleisungen nicht nur, wie das

leider bisher oftmals der Fall ist, bei einer letztlich juristisch

konsequenzlosen Rüge mit erhobenem Zeigefinger bleiben.

Denn Äußerungen, die andere herabwürdigen oder stigmati-

sieren, wie es beispielsweise Thilo Sarrazin 2009 in seinem

Buch getan hat, sind nicht einfach mal dahingesagte Dumm-

heiten, über die der ein oder andere am Ende vielleicht sogar

noch schmunzelt. Genau solche Äußerungen richten sehr viel

Unrecht an, sie trennen die Menschen, sie nähren schreckli-

che Denkhaltungen, wie die, dass es Menschen gibt, die min-

derwertiger sind als andere. Das alles muss aus einer Ein-

wanderungsgesellschaft, wie der unseren, die aus den ver-

schiedensten kulturellen Strömungen besteht, verschwinden.

Wenn man das Grundgesetz ernst nimmt, muss das eine

Selbstverständlichkeit sein. Deswegen darf man über so etwas

nicht einfach hinweg sehen, sondern muss sich damit auch

strafgesetzlich auseinandersetzen. Etwa indem man „Rassen-

diskriminierung“ als strafverschärfendes Tatmotiv sieht, als

solches es im Strafgesetzbuch der Schweiz längst verankert

ist. Im Übrigen möchte ich den Begriff „Rassendiskriminie-

rung“ ganz bewusst in Anführungszeichen verstanden wis-

sen, denn dieser schändliche Begriff gehört eigentlich getilgt

und ersetzt durch einen Begriff wie „Hasskriminalität“ oder

ähnliches, aber international ist der Begriff „Rassismus“ ja lei-

der noch weitgehend üblich. Interview: Michael Kniess

Page 34: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Berichte und Kampagnen

Es gibt in Deutschland viele hundert Tierschutzvereine.

Braucht man da eigentlich noch einen Verein, der sich aus-

schließlich um das Wohl der landwirtschaftlich genutzten

Tiere kümmert?

„JA!“, lautete die einhellige Antwort von Margarete und

Olga Bartling, nachdem sie vor vierzig Jahren im Frühjahr 1973

bei einer Studienfahrt in einen „modernen Kälbermastbetrieb“

gelangten. Denn was die Oberlandwirtschaftsrätin und ihre

Schwester, Konrektorin einer Realschule, hinter den Stalltüren

als „gute landwirtschaftliche Praxis“ vorgeführt bekamen, er-

schütterte sie zutiefst. Zu groß war das offensichtliche Leid

der blutarmen Kälber, die bei Dunkelheit in Einzelboxen und

ohne Raufutter für das im Handel begehrte weiße Kalbfleisch

gemästet wurden. „Dieses Elend dürfen wir so nicht länger

hinnehmen!“, beschlossen die zwei resoluten Frauen und

suchten Rat bei verschiedenen Tierschutzorganisationen.

Doch diese winkten ab. Sie sahen sich bereits mit dem Haus-

tierschutz und der Betreuung von Tierheimen ausgelastet, und

in der notwendigen Auseinandersetzung mit den Landwirten

war zudem viel agrarwissenschaftlicher Sachverstand gefragt.

Da beschlossen die Schwestern Bartling selbst, jeglicher

Tierquälerei im Stall entschieden in der Landwirtschaft und

der Öffentlichkeit entgegen zu treten. Am 15. Juni 1973 grün-

deten sie den „Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung

e.V.“, der seit dem Jahr 2003 mit dem Namenszusatz „PRO-

VIEH“ deutlich macht, worum es seinen Unterstützern geht:

Um das Wohlergehen des „lieben Viehs“ und einen würdigeren

Umgang mit den Tieren, die für die menschliche Ernährung

aufgezogen und geschlachtet werden. Die Mitglieder des Ver-

eins verpflichten sich, einer Entwicklung entgegenzuwirken,

die zu einer rücksichtslosen Ausbeutung des Nutztieres als

„Produktionsmittel“ geführt hat. Sie halten diese Entwicklung

nicht nur für gefährlich im Sinne einer anzustrebenden Hu-

manisierung der Gesellschaft, sondern auch für fragwürdig im

Hinblick auf eine gesunde Ernährung der Bevölkerung.

Heute, vierzig Jahre später, ist das Thema „Massentierhal-

tung“ aus dem Medien nicht mehr wegzudenken. Das ist nicht

allein der Arbeit von PROVIEH geschuldet, aber der Verein hat

mit seinen Aufklärungsschriften und Aktionen maßgeblich

daran mitgewirkt. Auch der Handel beginnt zu erkennen, dass

80 Prozent seiner Kunden Wert auf eine artgemäße Tierhaltung

legen. Weil sich dieser Wandel aber noch nicht im Einkaufs-

verhalten niederschlägt, arbeitet PROVIEH zurzeit intensiv an

praxistauglichen Konzepten mit, die das Niveau der Tierhal-

tung auf breiter Ebene anheben sollen. Denn nicht der böse

Wille notorischer Tierquäler ist der schlimmste Feind jeder tier-

gerechten Haltung, sondern die kalten Gesetze einer ungezü-

gelten Marktwirtschaft. „Renditewahnsinn“ nennt das der Vor-

sitzende des Vereins, Prof. Dr. Sievert Lorenzen. Mehr Tierschutz

im Stall dürfe nicht auf die Nische einiger Bio-Siegel und Zer-

40 Jahre NutztierschutzPROVIEH respektiere leben – Verein Provieh setzt sich für eine artgemäße Tierhaltung ein

34 � Werte stiften

Page 35: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 35

Berichte und Kampagnen

tifikate beschränkt bleiben, ist der Zoologe aus Kiel überzeugt.

PROVIEH will ihn branchenweit zum Standard machen, Schritt

für Schritt und im fairen Umgang mit den Landwirten. Und

wenn der Veränderungsprozess zu stocken droht, weiß der Ver-

ein ihn mit gezielten Kampagnen wieder zu beflügeln. So

konnte zum Beispiel durch eine Kampagne von PROVIEH die

Zahl der männlichen Ferkel, die jedes Jahr bei vollem Be-

wusstsein kastriert werden, bereits um 5,4 Millionen verrin-

gert werden. Die kastrationsfreie Schweinemast ist in Deutsch-

land nach nur fünf Jahren Kampagnenarbeit unaufhaltsam auf

dem Vormarsch – ein Riesenerfolg für den Nutztierschutz.

Selbst bei konventionellen Tierhaltern, die sich im Kontakt

mit Tierschützern oft unter einen Generalverdacht der Tier-

quälerei gestellt fühlen und schon vor dem Wort „Massentier-

haltung“ zurück schrecken, genießt der Verein wachsendes

Ansehen. Denn bei seinen Kampagnen und Aktionen begegnet

PROVIEH allen Beteiligten mit Respekt und ist stets um sach-

lichen Austausch bemüht. Sogar das Bundesverfassungsgericht

zog den Verband bereits für Stellungnahmen zu Rate, als es um

das Verbot der Käfighaltung von Legehennen ging.

Die Gretchenfrage des Nutztierschutzes, „Wie hältst Du es

mit dem Tiere essen?“, löst PROVIEH so umgänglich und wert-

schätzend wie möglich: Wie wir uns als einzelne Menschen er-

nähren, sei letztlich eine Frage des ganz persönlichen Ethos.

Wie hingegen in unserem Land mit Nutztieren umgegangen

wird, ist eine Frage der gesamtgesellschaftlichen Verantwor-

tung. Und der müssen sich alle stellen, ungeachtet der indivi-

duellen Ernährungsweise. So wundert es kaum, dass bei PRO-

VIEH sogar die autonome Veganerin aus der Stadt und der In-

tensiv-Schweinemäster vom Land an einem Strang ziehen –

zwar nicht immer ohne Auseinandersetzungen, aber durchaus

wirksam. Und auch der Kreis der Kooperationspartner des Ver-

eins reicht von bäuerlichen Vereinigungen wie dem „Bund

deutscher Milchviehhal-

ter“ oder der „Arbeitsge-

meinschaft bäuerliche

Landwirtschaft“ bis hin

zu veganen Stiftungen, die

sich dem Gnadenbrot für

ausgediente Nutztiere

widmen. Um seinen Mit-

gliedern und Spendern

größtmöglichen Einblick

in die Finanzierung und

die Aktivitäten der Ver-

einsarbeit zu geben, ist

PROVIEH seit langem Mit-

glied im „Deutschen Spen-

denrat e.V.“. Alle Jahresab-

schlüsse und Sachberichte

werden auf den Internet-

seiten des Vereins veröffentlicht. Seine Aktivitäten finanziert der

Verein ausschließlich mit Hilfe der Beiträge und Spenden von

rund 8.000 Menschen in ganz Deutschland.

Gegenüber den Landwirten und der Lebensmittelbranche

verpflichtet sich PROVIEH bei Bedarf zu strengster Vertrau-

lichkeit. Denn die hauptamtlich Beschäftigten des Vereins

sind oft auf Praxisbetrieben unterwegs und bekommen so

einen schonungslos offenen Einblick in die Alltagspraxis der

Tierhaltung – und was darin zum Leidwesen der Tiere im

Argen liegt. „Ich kann doch nicht bei einem konventionellen

Hähnchenmäster in den Stall gehen und mit ihm über ent-

zündete Fußballen sprechen, wenn er sich dann am nächsten

Tag bei Report Mainz im Fernsehen wiederfindet.“, erklärt der

Biologe und Geschäftsführer Stefan Johnigk diese oft um-

ständliche Vorgehensweise. „Uns geht es aber letztlich darum,

die Landwirte wirtschaftlich in die Lage zu versetzen, verhal-

tensgerechter mit ihren Tieren zu arbeiten. Wir sind damit

Partner und nicht Gegner der Bauern. Wir sind nicht einfach

nur dagegen – wir wollen etwas verändern.“ Wer ist dann ei-

gentlich der Gegner von PROVIEH? „Der innere Schweine-

hund in jedem von uns, würde ich sagen!“, lacht Johnigk.

„Und der kann meinetwegen ab in den Käfig, wenn sich dafür

endlich die übrigen Tiere ihrer Art gemäß ausleben dürfen.“

Dabei ist PROVIEH keineswegs medienscheu. „Oft genug

wenden sich Journalisten an uns, weil sie die Fachdossiers des

Vereins schätzen und weitere Hintergründe recherchieren

wollen.“, erklärt Johnigk. „Wir haben vierzig erfolgreiche Jahre

hinter uns und viele kleine Verbesserungen erkämpft. Doch

noch immer werden Nutztiere auf unwürdige Weise gehalten

und unsere Lösungsansätze sind so gefragt wie noch nie. Des-

halb rüsten wir uns für weitere vierzig Jahre Nutztierschutz –

und freuen uns dabei über jede Unterstützung!“ �

� www.provieh.de

Page 36: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

36 � Werte stiften

Tausende Menschen flüchten vor der Armut in Afrika, um im

reichen Europa Arbeit zu suchen. Doch es gibt auch andere,

positive Geschichten – von Menschen, die in Afrika Unter-

nehmen gründen und Arbeitsplätze schaffen. Und die dabei

mit dem Geld deutscher Anleger unterstützt werden. Wie die

Geschichten von Saliou Diop aus dem Senegal.

Saliou Diop versuchte sein Glück als Immigrant in Europa

– wie viele junge Männer aus dem Senegal. 20 Jahre lang ar-

beitete er in Spanien. Seine Ersparnisse schickte er nachhause.

„Damit sollte meine Familie zwei kleine Läden in meiner Hei-

matstadt Kaolack eröffnen“, berichtet er. „Aber die liefen nicht,

weil ich mich selbst nicht darum kümmern konnte.“ Als Sa-

liou Diop 2009 zurückkam, stand er quasi vor dem Nichts.

Der Lohn der Arbeit war weg

Doch der 47-Jährige gab nicht auf. In Spanien hatte er zu-

letzt in einer Fabrik für Tierfutter gearbeitet. Das brachte ihn

auf die Idee, in Kaolack eine kleine Hühnerzucht aufzubauen.

Um die nötigen Investitionen zu finanzieren nahm er einen

Kredit bei der Mikrofinanzinstitution U-IMCEC auf, einem

Partner der internationalen Genossenschaft Oikocredit. Dank

des Startkapitals floriert die Hühnerzucht und wirft Gewinne

ab. Für seinen kleinen Musterbetrieb konnte Diop inzwischen

sogar einen weiteren Mitarbeiter einstellen.

Doch der Kleinunternehmer denkt weiter: Um nicht allein

vom Verkauf der Eier abhängig zu sein, hat er Land gepachtet

und baut mit 20 Saisonarbeitern Erdnüsse, Mais, Sesam und

Hirse an. So schafft der heimgekehrte Auswanderer Arbeits-

plätze für junge Männer und bietet ihnen eine Zukunft, ohne

dass sie auswandern müssen.

Die Geschichte von Saliou Diop illustriert die Idee hinter

Oikocredit: mit Investitionen positive Veränderungen im Leben

von Menschen zu bewirken. Dazu vergibt die Genossenschaft

seit 1975 Darlehen und Kapitalbeteiligungen an Mikrofinanz-

organisationen wie U-IMCEC, an Genossenschaften und sozial

orientierte Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenlän-

dern. Das Kapital kommt zum größten Teil aus Deutschland,

wo über 20.000 Privatpersonen und institutionelle Anleger

wie Kirchen, Kommunen oder Stiftungen die Idee eines so-

zialen Wirtschaftens mittragen und insgesamt mehr als 250

Millionen Euro in Oikocredit-Anteile investiert haben.

Zu ihnen gehört auch Angelika Szeliga aus Hamburg. Die

58-jährige Finanzbeamtin ist seit sieben Jahren Anlegerin bei

Oikocredit und sitzt ehrenamtlich im Vorstand des Oikocredit-

Förderkreises Norddeutschland. Im Februar machte sie sich

im Senegal selbst ein Bild von der Arbeit vor Ort. Sie traf Sa-

liou Diop und andere Mikrofinanzkunden – und war beein-

druckt: „Er und die anderen Menschen, die wir getroffen

haben, haben mit enormer Energie wirklich etwas bewegt.

Ihnen gelingt es, ihre Situation und ihren Lebensstandard zu

verbessern. Ich freue mich, dass wir sie mit unseren Geldan-

lagen dabei unterstützen können.“

Eine Geldanlage bei Oikocredit ist für Privatpersonen und

Institutionen ab 200 Euro über regionale Oikocredit-Förder-

kreise möglich. In den vergangenen Jahren wurde eine jähr-

liche Dividende von zwei Prozent ausgezahlt. �

� www.oikocredit.de

Der heimgekehrte AuswandererDeutsche Anleger unterstützten Unternehmensgründungen in Afrika

Berichte und Kampagnen

Saliou Diop in seinem Hühnerstall. Fotos: Jan Groenewold Oikocredit-Anlegerin Angelika Szeliga aus Hamburg mit Maty Diop, Mit-glied der Frauengruppe FENETRAS in Mbour.

Page 37: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Berichte und Kampagnen

Selbst entscheiden bis zum SchlussDie DGHS setzt sich für selbstbestimmtes Leben und Sterben sowie

Suizidprävention bei Schwerstkranken und alten Menschen ein

Das Leben hält viele Überraschungen bereit. Nicht immer sind

es Erfreuliche: Krankheit, ein Schlaganfall oder ein schwerer

Unfall können jeden treffen – manchmal ganz unvermittelt,

auch in jungen Jahren. Dann ist es gut, vorgesorgt zu haben.

Mithilfe einer Patientenverfügung, Vorsorge-Vollmacht und

einem Notfall-Ausweis beispielsweise, mit dessen Hilfe Ange-

hörige oder behandelnde Ärzte jederzeit und rund um die

Uhr per Internet auf alle relevanten persönlichen Daten zu-

greifen können.

Die DGHS in Berlin bietet seit mehr als 30 Jahren ihren

Mitgliedern diese Sicherheit und diesen Service. Bei der Deut-

schen Gesellschaft für Humanes Sterben ist man als Mitglied

gut beraten. Die Mitarbeiterinnen helfen gern, wenn es darum

geht, alle notwendigen Formulare der eigens erstellten und

juristisch geprüften Patientenschutz- und Vorsorgemappe für

den Fall der Fälle auszufüllen und individuell zugeschnittene

Vorsorgevollmachten zu formulieren. Wer mag, besucht die

Geschäftsstelle im Herzen von Berlin und erhält Unterstüt-

zung vor Ort. Die DGHS setzt sich aber auch für Menschen

ein, die unter ärztlicher Aufsicht im Kreise ihrer Lieben selbst-

bestimmt friedlich einschlafen möchten.

„Wir wollen, dass sich die Menschen durch unsere Vor-

sorgemöglichkeiten sicher fühlen. Sollten sie eine schwere

Krankheit oder einen Unfall erleiden, ist es uns wichtig, dass

ihre Bedürfnisse respektiert werden und dass sie – sollte es

zum Äußersten kommen – bis zuletzt selber entscheiden.

Ohne das Diktum von Arzt oder Familienangehörigen“, sagt

Elke Baezner, die Präsidentin der Patientenschutzorganisation,

die sich zugleich als Bürger- und Menschenrechtsorganisation

versteht. Sollten diese Wünsche juristisch durchgesetzt wer-

den müssen, steht die DGHS ihren Mitgliedern bei.

Ein weiterer Service des gemeinnützigen Vereins ist die

Hilfe gegen unbemerktes Sterben. Falls die DGHS zu einem

vereinbarten Termin nichts hört, verständigt sie die benannte

Vertrauensperson. Eine vierteljährlich erscheinende Vereins-

zeitschrift informiert über Veranstaltungen rund um die The-

men Vorsorge, Krankheit und Tod. Ehrenamtliche sind aktiv

vor Ort, sodass ein reger Austausch herrscht. Doch auch auf

politischer Ebene setzt sich die DGHS für die Belange

Schwerstkranker ein, die ihr persönliches Würdeempfinden

gewahrt wissen wollen. Sie ist Sprachrohr leidender und ein-

samer Menschen. Für diese Arbeit, aber auch für das neueste

Projekt, die Einrichtung von Beratungsstellen zur wertneu-

tralen Suizidprävention älterer Menschen und Schwerstkran-

ker, sucht die DGHS Unterstützer. �

� www.dghs.de

Foto: Katja Xenikis

Page 38: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

38 � Werte stiften

Was für Europäer unvorstellbar ist, ist in Indien Realität: Ganze

Bevölkerungsgruppen müssen ein Leben außerhalb der Ge-

sellschaft führen. Es handelt sich um die Ureinwohner (Adi-

vasis) und Kastenlosen (Dalits). Obwohl die indische Verfas-

sung ihre Diskriminierung verbietet, werden beide Gruppen

unterdrückt und leiden unter Armut, Willkür und Gewalt.

Prashanti heißt Frieden

Um den Adivasis und Dalits ein gleichberechtigtes, men-

schenwürdiges Dasein zu ermöglichen, unterstützt die hel-

der-camara-stiftung im ostindischen Bundesstaat Orissa das

Kulturzentrum „Prashanti“ – das erste seiner Art. Es soll ihr

Selbstbewusstsein stärken, ihre kulturelle Identität bewahren

und sie dabei unterstützen, ihre Rechte einzufordern. Pras-

hanti will Anwalt der Unterdrückten, Stimme der Stimmlosen

sein: Unrecht beim Namen nennen und sich für Gerechtig-

keit einsetzen; den Dialog mit allen Gruppen der Gesellschaft

suchen.

Das Stiftungsprojekt wendet sich auch an die politischen

Entscheidungsträger in Orissa. In der Hauptstadt Bhubanes-

war wurde ein Forschungs- und Dokumentationszentrum ein-

gerichtet, das die Lebenssituation der Adivasis und Dalits do-

kumentiert und für ihre gesellschaftliche Anerkennung

kämpft. Hier werden Forschungsberichte, Magazine, Zeitun-

gen und Bücher gesammelt und politische Initiativen für Men-

schenwürde und Religionsfreiheit gestartet. Zudem sind tra-

ditionelle Objekte, Werkzeuge, Antiquitäten, Gemälde und an-

dere Kunstwerke ausgestellt.

Dieses und die weiteren Projekte der helder-camara-

stiftung zeigen: Ein Leben in Würde kann Wirklichkeit wer-

den, wenn man den Anschub zur Selbsthilfe gibt. Stiftungs-

konto: Nr. 100 200 bei der Pax-Bank, BLZ 370 601 93. �

� www.helder-camara-stiftung.de

Den Unterdrückten eine Stimme gebenMenschenwürdiges Leben für Ureinwohner und Kastenlose

Berichte und Kampagnen

Page 39: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Wer aufmerksam die Geschehnisse beobachtet, spürt, dass die

Beziehungen zwischen Mensch und Natur aus dem Gleich-

gewicht geraten sind: damit können die Menschen nicht

glücklich werden. Es ist Aufgabe der Menschheit, den Einklang

mit der Natur wieder herzustellen, damit den zukünftigen Kin-

dern eine bessere Welt hinterlassen werden kann. Wahrer

Friede kann nur nachhaltig sein, wenn man verantwortlich

und respektvoll miteinander umgeht und im Einklang mit den

Tieren und der Umwelt lebt! Diese Herausforderung hat die

Stiftung Atlantis angenommen und will das Bewusstsein in

der Gesellschaft verändern, weg von der Ausbeutung hin zu

mehr Respekt und Liebe für die Schöpfung. Jeder kann hierzu

seinen Beitrag leisten und die Welt zum Guten verändern.

Die Stiftung Atlantis kannauf ein motiviertes undengagiertes Team bauen.

Mit einer breit gefächerten Aktionspalette fördert die Stif-

tung Leben, lindert Not und hilft, wo immer es möglich ist. Auf

dem stiftungseigenen Kleintiergnadenhof werden Tiere in

Not aufgenommen, gehegt und gepflegt, um ihnen dann ein

gutes Zuhause zu suchen. Hier nimmt man sich der Tiere an,

die ohne zwingenden Grund eingeschläfert werden sollen

und gibt ihnen eine zweite Chance. Viele Tiere, Hunde, Katzen,

Hühner und Ziegen wurden schon in gute Hände vermittelt

und bringen ihren neuen Besitzern Freude. Doch der Stiftung

Atlantis ist es wichtig, diejenigen zu unterstützen, die sich um

Hilfe für Tiere in Not bemühen: Tierheime, Gnadenhöfe und

private Pflegestellen für Tiere.

Dank vieler Spenden finanziert Atlantis eigene Hilfspro-

jekte für Mensch und Tier wie z. B. Unterstützung von be-

dürftigen Mitmenschen, Futtersammlungen für bedürftige

Tierheime. Mehrmals pro Jahr werden Veranstaltungen orga-

nisiert, deren Erlös ganz in die stiftungseigenen Hilfsprojekte

fließt. Dort informieren wir auch über unsere Arbeit und bie-

ten jedem, der mithelfen will, eine Möglichkeit: zum Beispiel

Tier- und Futterpatenschaften zu übernehmen oder ein Tier

zu adoptieren. Spendenkonto 496968 bei der Sparkasse Trier,

BLZ 58550130. �

� www.mensch-tier-umwelt.com

Die kranke Beziehung zurNatur heilen helfen

Im Einklang mit den Tieren und der Umwelt leben

Berichte und Kampagnen

Page 40: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Berichte und Kampagnen

Dr. Hermann J.Marx-Stiftung für

TiereVerhältnis zu Tieren sollte von Liebe

und Mitgefühl geprägt sein

Tiere sind auf unseren Schutz angewiesen – unabhängig davon,

wo sie geboren wurden. Entsprechend unterstützte Dr. Her-

mann Marx schon früh die Tierschutzarbeit des bmt. Mit seiner

Stiftung fördert der frühere Tierarzt besonders die Auslands-

projekte des Vereins, nachdem er im Laufe seiner langjährigen

Berufstätigkeit in vielen Ländern der Erde mit der zum Teil un-

ermesslichen Not der Tiere hautnah konfrontiert wurde.

Die Stiftung für Tiere besteht seit September 2004 und soll

Vorhaben von als gemeinnützig anerkannten in- und auslän-

dischen Tierschutzorganisationen z. B. bei der Errichtung, Ver-

besserung und Unterhaltung von Tierheimen, tierärztlichen

Behandlungseinrichtungen und vergleichbaren Maßnahmen

Förderung bieten. Weiterhin übernimmt die Stiftung Kosten

für tierärztliche Behandlungen, den Erwerb von Arzneimitteln

und die Anschaffung von Instrumenten und Geräten für die

Versorgung gesunder und kranker Tiere. So sollen die allge-

meinen Lebensumstände von Tieren aller Art verbessert wer-

den. Bereits seit Jahrzehnten pflegt Dr. Marx ein enges Ver-

hältnis zu Tieren und hat bedingt durch seine Berufswahl als

Tierarzt ein starkes Gefühl des Verstehens, des Mitleides und

der Verantwortung für sie entwickelt. Tiere haben ein beson-

deres Schutzbedürfnis, Grund genug um aktiv zu helfen.

Eine Trennung von inländischem und ausländischem Tier-

schutz ist nach Herrn Dr. Marx alleine aus ethischen Gründen

nicht möglich. Dennoch ist es offensichtlich, dass zwischen

nord- und mitteleuropäischen und südeuropäischen Ländern

teils erhebliche Unterschiede im Mensch/Tier- Verhältnis be-

stehen. Öffentlicher, organisierter und privater Tierschutz

wird in den Südländern meist nur von dort lebenden auslän-

dischen Tierfreunden praktiziert. Natürlich sind diese Unter-

schiede zum größten Teil der Tatsache geschuldet, dass bei

den in wirtschaftlich ärmeren Ländern lebenden Menschen

die eigene ökonomische Existenz verständlicherweise Vor-

rang vor dem Wohlergehen der Tiere hat.Auch deshalb ist das

Engagement deutscher Tierschutzorganisationen im Ausland

im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“ sinnvoll und unterstüt-

zenswert. Spendenkonto 7000 25 06, BLZ 570 501 20. �

� www.stiftung-fuer-tiere.de, www.bmt-tierschutz.de

Page 41: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 41

Vermögen und Finanzen

Die RealzinsfalleDer unfreiwillige Verbrauch des Stiftungsvermögens

von Holger Carstens

Wer sich heute über eine Spende in das Grundstockvermögen

freut, der rauft sich spätestens am kommenden Tag die Haare,

wenn er sich auf die Suche nach einer sinnvollen Anlage sei-

nes neuen Stiftungsvermögens macht. Und auch Fälligkeiten

im Stiftungsportfolio verursachen einiges Kopfzerbrechen.

Auch wenn das Thema fallender Zinsen uns bereits seit rund

drei Jahren begleitet, werden die Folgen häufig erst jetzt sicht-

bar. Konnten Vermögensverwalter in der Vergangenheit noch

Zinsschwankungen durch verschiedene Laufzeitenbänder auf-

fangen, so erfordert das inzwischen historisch niedrige und

lang anhaltende Zinsniveau ein Umdenken.

Die uns sicher noch lang anhaltende Staatsschuldenkrise

in Europa wird weiterhin von einer strikten Niedrigzinspoli-

tik der EZB flankiert. Und diese zeigt auch ihre Wirkung. So

können sich nicht nur die Geschäftsbanken zu nie da gewe-

senen Zinsen refinanzieren, sondern auch die in Schieflage

geratenen europäischen Schuldenstaaten können Gelder zu

günstigsten Konditionen am Kapitalmarkt aufnehmen. Und

dies, obwohl sich nicht nur der Süden mit Griechenland, Por-

tugal, Spanien und Italien in der Rezession befindet und wei-

terhin die Maastricht-Kriterien deutlich verletzt, sondern in-

zwischen auch Frankreich im Krankenbett liegt und mit

Großbritannien einem Nicht-Euro-Land nun bereits von der

zweiten Ratingagentur das Triple-A entzogen wurde. Den-

noch liegen in diesen Ländern die Renditen zehnjähriger

Staatsanleihen weiterhin deutlich unter der Zwei-Prozent-

Marke und selbst die großen Sorgenkinder Italien und Spa-

nien müssen kaum mehr als vier Prozent p.a. für die lange

Laufzeit bezahlen!

Diese Entwicklung dürfte noch einige Zeit anhalten. Denn

nur durch das beherzte Eingreifen der Notenbank können

sich die Staaten auf Kosten der Anleger entschulden. Zwar sin-

ken nicht die nominalen Schulden, jedoch werden diese

durch das bewusste Drücken der Zinsen unter die Inflations-

rate real entwertet. Und damit steigt die Schuldentragfähig-

keit dieser Länder, ohne dass unpopuläre Maßnahmen wie

eine Vermögensabgabe oder Zwangshypotheken eingeführt

werden müssen. Auf diesem Wege haben sich bereits die USA

und Großbritannien nach dem zweiten Weltkrieg real ent-

schuldet. Gezahlt wird dies vom Anleger – denn auch bei ihm

wirkt die Realzinsfalle. Jedoch wird hier Vermögen im Wert

gemindert!

Privatanleger können sich damit abfinden, dass sie mit

ihrem Geld den Abbau der hohen Staatsschulden mitfinan-

zieren. Für Stiftungen sieht es da bereits schwieriger aus.

Diese haben zum einen ihren Stiftungszweck zu erfüllen, und

dafür benötigen Sie in aller Regel laufende Erträge aus der Ver-

mögensverwaltung, zum anderen haben Sie, insbesondere

nach bayerischem Stiftungsgesetz, ihr Vermögen nicht nur im

(nominalen) Bestand, sondern auch real zu erhalten.

Die Zeiten, in denen man das Stiftungsvermögen beruhigt

auf Tages-, Festgeld- und Sparkonten ergänzt um ein paar

Staatsanleihen anlegen konnte, sind augenscheinlich vorbei.

Das Bewusstsein für diesen Wandel reift aber erst allmählich

bei den Verantwortlichen. Das Stichwort heißt Diversifikation

– und dazu gehören auch Sachwerte. Denn diese versprechen

einen zumindest teilweisen Inflationsschutz: Zum einen kön-

nen Stiftungen aufgrund derzeit höherer Erträge von Sach-

werten – seien dies Mieterträge oder Dividenden – im Rah-

men des § 58 AO (ab 01.01.2014: § 62(1) AO) eine höhere

freie Rücklage bilden, zum anderen bietet aber insbesondere

die Bildung von stillen Reserven eine gute Möglichkeit, um

dem realen Kapitalerhaltungsgebot Rechnung zu tragen.

Für die Verantwortlichen sind im Rahmen der Vermögensbe-

wirtschaftung einige Besonderheiten gegenüber der Verwal-

tung von Privatvermögen zu beachten, die aber in vielen Be-

reichen auch eine Erleichterung darstellen:

Page 42: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

42 � Werte stiften

Vermögen und Finanzen

1) Ausschlaggebend ist in erster Linie immer der Stifterwille.

Setzt dieser bereits Grenzen im Rahmen der Vermögens-

verwaltung, so sind diese auch zwingend einzuhalten.

Wurden vom Stifter keine Vorgaben gemacht oder lässt der

Stifterwille Freiräume, so sollten zunächst von den ver-

antwortlichen Stiftungsgremien Anlagerichtlinien aufge-

stellt werden, die einen Handlungsrahmen für künftige An-

lageentscheidungen bilden.

2) Als auf Dauer angelegte Körperschaft kann die Stiftung

ganz anders planen, als ein Privatanleger. Nicht kurzfristige

Gewinne stehen im Vordergrund, sondern das Erwirt-

schaften regelmäßiger Erträge zur Erfüllung des Stiftungs-

zwecks. Auch der damit gebotene reale Kapitalerhalt soll

als langfristiges Ziel verstanden werden. Damit kann die

Stiftung ganz anders mit Wertschwankungen umgehen.

Zumal das Grundstockvermögen niemals entnommen

werden darf (Ausnahme: Verbrauchstiftung).

3) Kommt es dann doch zu Verlusten, zum Beispiel durch

Kursschwankungen bei Aktien, so muss sie, sofern die

Werte verkauft wurden, diese Verluste auch in ihrer Bilanz

oder Kapitalrechnung offenlegen. Um das Grundstock-

vermögen nicht anzugreifen, kann die Stiftung hierfür die

Umschichtungsrücklage verwenden. Hierbei werden Kurs-

verluste und –gewinne separat in einer Rücklage geführt.

Die Umschichtungsrücklage kann auch negativ sein und

bietet damit der Stiftung ein hohes Maß an Flexibilität. An-

ders verhält es sich mit unrealisierten Verlusten. Hier muss

der Vorstand entscheiden, ob es sich um eine „voraus-

sichtlich dauernde Wertminderung“ handelt. Nur dann

muss er auch Buchverluste abschreiben. Bei nur vorüber-

gehenden Verlusten profitiert die Stiftung hingegen vom

gemilderten Niederstwertprinzip. Danach dürfen Werte,

bei denen von einer mittelfristigen Erholung ausgegangen

werden kann, weiter mit den Anschaffungskosten bilan-

ziert werden. Dies erleichtert Stiftungen insbesondere die

Anlage in Aktien.

4) Auf der anderen Seite sorgen die Bilanzierungsvorschrif-

ten auch dafür, dass die Stiftung gerade bei Sachwerten

stille Reserven bilden kann, welche erst bei Veräußerung

offengelegt werden müssen. Da Kursgewinne, soweit nicht

der Stifterwille dem entgegensteht, nicht dem Gebot der

zeitnahen Mittelverwendung unterliegen, sondern der

freien Rücklage zugeführt werden können, bietet sich hier

in Kombination zur 1/3-Rücklage des künftigen § 62(1)

AO (akutell § 58 Nr. 7a AO) ein ideales Konstrukt, um das

Gebot des realen Kapitalerhalts langfristig zu erfüllen.

Fazit:

Für den Stiftungsvorstand ist insbesondere im aktuellen Zins-

umfeld eine aktivere Gestaltung der Vermögensbewirtschaf-

tung geboten. Neben der unbedingten Beachtung des Stifter-

willens sollte der bisherige Mix um neue Anlageklassen er-

weitert werden. Nutzen Sie die Chance, die ihnen die gesetz-

lichen Vorschriften und Bewertungsgrundsätze bieten. Neben

der Optimierung der laufenden Erträge kann so auch der reale

Kapitalerhalt durch Kombination von klassischer 1/3-Rücklage

und Bildung stiller Reserven erreicht werden.

Inflationsrate in Deutschland aktuell höher als Zinsen für kurzfristige Geldanlagen (Realzinzfalle)

*vor 1999 FIBOR Quellen: Statistisches Bundesamt, Bloomberg, DekaBank; blau Markiert: Prognosen DekaBankHinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft

Page 43: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

Werte stiften � 43

Recht und Steuern

Unwirksames Testament:Keine Erbeinsetzung durch

PfeildiagrammEin Schriftstück – gestaltet als Kombination aus handschriftlichen Worten einerseits

und einem Pfeildiagramm andererseits – erfüllt nicht die Voraussetzungeneines eigenhändig geschriebenen Testaments

von Rechtsanwältin Melanie Scharf

Der Fall: Der Erblasser verfasste ein Schriftstück bestehend

aus Textpassagen und Pfeildiagrammen. Die Pfeildiagramme

verwendete er für die Zuordnung der Personen, die er als

Erben einsetzen wollte. Nach seinem Tod stritten seine Ehe-

frau und seine entfernten Verwandten darüber, ob es sich bei

dem Schriftstück um eine wirksame letztwillige Verfügung

handelt oder – mangels Formwirksamkeit des Schriftstücks –

gesetzliche Erbfolge eingetreten ist. Das OLG Frankfurt gab

der Ehefrau Recht und kam zu dem Ergebnis, dass das Schrift-

stück kein formgültiges Testament darstellt.

Strenge Anforderungen anEigenhändigkeit

Das Gesetz stellt zum Schutz des Erblassers hohe Anfor-

derungen an die Voraussetzungen eines eigenhändig ge-

schriebenen Testaments. Ein eigenhändiges Testament muss

vom Erblasser persönlich geschrieben und damit in einer Art

und Weise errichtet sein, die eine Nachprüfung der Echtheit

des Testaments aufgrund der individuellen Züge, die die Hand-

schrift eines jeden Menschen aufweist, gestattet.

Keine Erbeinsetzung durch Pfeildiagramm

Den handschriftlichen Textpassagen des Erblassers war

keine Erbeinsetzung zu entnehmen. Die Erbeinsetzung stellte

der Erblasser anhand von Pfeildiagrammen dar. Eine Über-

prüfung der Echtheit des Testaments lediglich aufgrund von

Pfeildiagrammen scheidet jedoch aus. Pfeildiagramme kön-

nen – ohne eine Möglichkeit der Nachprüfung – jederzeit ab-

geändert werden, ohne dass z. B. durch Sachverständigengut-

achten nachgeprüft werden kann, welche Änderungen vor-

genommen wurden. Die Erbeinsetzung kann somit nicht

einer lediglich zeichnerischen Gestaltung überlassen werden.

Tipp vom Rechtsexperten

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Erbrecht Jan Bittler er-

läutert, dass die Entscheidung deutlich zeigt, welche hohen

Anforderungen die Rechtsprechung an die Formvorschriften

bei einem eigenhändigen Testament knüpft. Werden diese

nicht eingehalten, hat dies zur Folge, dass der letzte Wille des

Erblassers keine Beachtung findet. Er rät deshalb: „Um Strei-

tigkeiten über die Formwirksamkeit der letztwilligen Verfü-

gung nach dem Tod des Erblassers zu vermeiden, sollte dieser

sich bei der Errichtung eines Testaments anwaltlich beraten

lassen. So ist sichergestellt, dass alle formalen Kriterien, die

das Gesetz aufstellt, beachtet werden und die Rechtsfolgen,

die vom Erblasser gewünscht werden, auch wirklich eintre-

ten können“.

OLG Frankfurt Beschluss vom 11.02.2013, 20 W 542/11,

BeckRS 2013, 06609 �

� www.bjm.de

Die Deutsche Vereinigung für Erbrechts- und Vermö-

gensfragen (DVEV) setzt sich für die Information der Be-

völkerung und qualifizierte Beratung in Erbrechts und

Vermögensfragen ein. Engagierte, fachkundige Berater

helfen Privatleuten, Selbständigen und Unternehmern

die Vermögensnachfolge so zu regeln, dass Firmen- und

Familienvermögen erhalten, der Frieden unter den Hin-

terbliebenen gesichert und alle fallbezogenen Steuer-

vorteile genutzt werden.

[email protected]

Page 44: Magazin Werte stiften Ausgabe 06/2013

DT Deutsche Stiftungstreuhand AGAlexanderstraße 2690762 FürthTelefon (0911) 740 76 80Telefax (0911) 740 76 [email protected]

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