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Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de09.2011 . 3. Jahrgang
5,80 Euro
Seit 1999 Hilfe für verzweifelte Mütter
ProjektFindelbaby
Stiftungswesenweiter im AufwindDr. Wilhelm Krull imGespräch mit Werte stiften
Unternehmen EhrensacheGemeinsame Idee mit großemMehrwert für die Region Nürnberg
Dalli Dalli zurückauf dem BildschirmErlös geht anHans Rosenthal-Stiftung
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
nach einer Erhebung des Bundesverbandes Deutscher
Stiftungen BVDS sind in letzter Zeit Neugründungen von
Stiftungen leicht zurückgegangen. Wie der Vorsitzende
des Verbandes Dr. Wilhelm Krull aber meinte, sei dieser
Vorgang nicht überzubewerten. Schließlich gebe es einige
vor allem kleinere Neugründungen. Positiv sei auch, dass
es mittlerweile Kooperationen von Stiftungen gebe. Vor
allem wegen der Erkenntnis, dass man so auf einigen
Feldern mehr Wirkung erzielen könne. Als Bereiche, in
denen zunehmend durch privates Engagement die Quali-
tät gesichert werden müsse, nannte er die Kunst und Kul-
tur. Durch die knapp gefüllten Kassen der öffentlichen
Hände drohe hier an einigen Stellen die Finanzierung
wegzubrechen. Hier sei viel bürgerliches Engagement er-
forderlich, damit es beispielsweise weiterhin kleine feine
Festivals gebe.
Angesichts der Turbulenzen an den internationalen
Finanzmärkten ist nur zu hoffen, dass sich der Trend der
Rückläufigkeit von Stiftungsneugründungen nicht ver-
stärkt. Angst und Unsicherheit regierten in den letzten
Wochen die Börsenplätze. Aber nicht nur die professio-
nellen Händler waren verunsichert, sondern auch und
gerade der Normalbürger. Ein verunsicherter Konsument
kauft kein neues Auto, keinen neuen Fernseher oder ein
neues Möbelstück. Unternehmen, die sich nicht mehr
sicher über die weiteren Aussichten sind, schieben ge-
plante Neueinstellungen erst einmal weg und sie kaufen
auch keine neuen Maschinen. Und dennoch bewahrheitet
sich das alte Sprichwort: „Neben viel Schatten gibt es
auch viel Licht.“ So bleibt der deutsche Einzelhandel
trotz der Turbulenzen weiter optimistisch. Kai Falk,
Geschäftsführer des Handelsverbands Deutschland HDE
bleibt bei seiner Prognose von einem Wachstum in Höhe
von 1,5 Prozent in diesem Jahr. Es gebe aber auch wach-
sende Risiken für die Konsumlaune. Die anhaltende Dis-
kussion um die Schuldenkrise verunsichere die Verbrau-
cher. Es könnte daher sein, dass sich die Konsumstim-
mung etwas eintrübe. Darüberhinaus sieht der Verband
weitere Risiken für das Konsumklima etwa aufgrund
möglicher Preissteigerungen im Energiebereich.
Im ersten Halbjahr war der Umsatz im deutschen
Einzelhandel um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr
gewachsen und damit vergleichsweise stark. Das erste
Halbjahr habe, so der Verbandssprecher gezeigt, dass die
Stimmung im Einzelhandel grundsätzlich gut sei, vor
allem wegen der entspannten Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Vorausgesetzt die schlechte Stimmung an den Börsen
hält nicht weiter an und das Geschehen an den Märkten
ähnelt nicht immer mehr dem Auf und Ab beim Wetter,
sondern es kommt wieder zu einer deutlichen und stabi-
len Erholung, dann wird sich auch die Verunsicherung
des einzelnen Bürgers legen. Und warum sollte sich
diese Erholung nicht auch auf das Spenden- und Stif-
tungsverhalten auswirken? Warum sollte sich nicht der
Trend verstärken, dass zur Gründung einer Stiftung die
Förderung sozialer, wissenschaftlicher, künstlerischer
und bildungspolitischer Zwecke im Vordergrund stehen?
Stifterinnen und Stifter sind Vorreiter der Mitmachgesell-
schaft. Seit Jahrhunderten schultern sie freiwillig Ge-
meinwohlaufgaben, meinte Professor Hans Fleisch, Ge-
neralsekretär des BVDS. Diese Art von Zielsetzung trotzt
jeder Krise, auch wenn sie weltumspannend ist.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
4 � Werte stiften
Das war SPITZE!
Dalli Dalli ist beim NDR zurück
auf dem Bildschirm. Anders als
damals wird der erspielte Geld-
betrag nun ausschließlich der
Hans Rosenthal-Stiftung zugeführt.
Seite 24
Werte stiften � 5
Portraits8 Projekt Findelbaby
Seit 1999 an der Seite von Müttern
10 Einsatz gegen Mädchenhandel in Nepal
Pro filia schafft neue Lebensperspektiven für
nepalesische Mädchen und Frauen
14 Unternehmen Ehrensache
Gemeinsame Idee mit großem Mehrwert
für die Region Nürnberg
Meldungen16 Nürnberg ist neue UNICEF-Kinderstadt
16 Musikalische Talentförderung
16 Spender sind glückliche Menschen
17 Verzeichnis Deutscher Stiftungen
17 Notizen zur Rettung der Welt
18 Bildung macht den Unterschied
18 Aktuelles Finanzierungswissen jetzt zweigleisig
18 Klimaanpassung mit Plan
19 Wissen allein reicht nicht!
19 Gemeinsam gegen Hunger
20 Trächtige Ricken und Keimruhe
20 Hilfe für Schulkinder im Erdbebengebiet in Japan
20 Rekordergebnis für Misereor
Aktuelles22 Das Schöne am Stiften überlassen wir Ihnen,
die Arbeit übernehmen wir!
24 Dalli Dalli zurück auf dem Bildschirm
Hans Rosenthal-Stiftung hilft mit Erlösen
Menschen in Not
26 Stiftungswesen weiter im Aufwind
Im Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden des
Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Dr. Krull
29 Ausstellung in der Nord-Ostsee-Sparkasse
in Westerland
30 Aus der Region für die Region
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rottal-Inn –
eine Einladung zum bürgerschaftlichen Engagement
Inhalt
6 � Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner, [email protected] Bühring, [email protected]
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, [email protected]
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff, [email protected]
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Johannes Eichhammer, Sabine Weißenborn,Ralph Schirrmeister, Andrea Löb, Holger Carstens,Matthias Kernstock, Karola Weisner
Autoren:Klaus Reifenrath, Stephan Hauf
Anzeigen:Petra Lutter, Telefon 0 91 31.5 30 [email protected]
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und WeisnerVerlagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreislistevom 01.01.2011
Impressum
32 Glasmalerei und Kirchenfenster
Ausstellung mit Werken von Alois Stettner in Koblenz
33 Hunger ist kein Schicksal
FIAN kämpft für das Recht auf Nahrung
34 Spectaculum im Amphitheater
In Trier wird der diesjährige Denkmaltag
bundesweit eröffnet
36 RheinEnergieStiftungen fördern 35 Projekte
Väter stehen im Mittelpunkt
Berichte und Kampagnen37 Hilfe, wo sie gebraucht wird: Zu Hause
Seit 42 Jahren gibt es den Notmütterdienst
38 Ein Platz für Albert Schweitzer
Das Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum
40 Hoffnung auf ein gesundes Leben stärken
Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.
42 Die Sparkasse Bad Kissingen übernimmt
Verantwortung seit 175 Jahren
Engagement kommt Menschen vor Ort zugute
44 Fördergemeinschaft Jugend und Kultur Remseck e.V.
Aus einer Vision wurde Wirklichkeit
46 Einsatz für ein menschenwürdiges Leben
Die Stiftung Welthungerhilfe
Vermögen und Finanzen48 Staatsanleihen
Die Flucht in sichere Häfen
Werte stiften � 7
Im Einsatz gegen den
Mädchenhandel
Pro filia schafft neue Lebens-
perspektiven für nepalesische
Mädchen und Frauen.
Seite 10
8 � Werte stiften
Portraits
Noch immer werden Babys heimlich auf der Toilette oder
im Keller entbunden und manchmal danach sogar einfach
auf den Müll geworfen. Mütter, die dies tun, stecken meist in
einer Konfliktsituation. Und sind alleine damit. Sei es das
muslimische Mädchen, das Angst vor dem Vater hat, oder die
vergewaltigte Frau, die Angst hat in ihrem Kind später wie-
der den Peiniger zu sehen. Es sind aber auch Frauen aus
ganz normalem Umfeld. Sie alle verbindet die Angst vor der
Zukunft mit einem Kind.
Um hier entgegenzuwirken, wurde 1999 das Projekt Fin-
delbaby als Reaktion auf den Fund eines toten Säuglings auf
dem Laufband einer Recyclinganlage in Hamburg ins Leben
gerufen. Verzweifelten Müttern wird seither mit einem ef-
fektiven und stets zugängigen Hilfsangebot eine alternative
Handlungsmöglichkeit aufgezeigt, um Kindesaussetzungen
oder Kindestötungen zu verhindern. Das Projekt ist mit
einem überregionalen Hilfsangebot aktiv. In den letzten
zehn Jahren
konnte so über
450 Frauen ge-
holfen werden.
Auf Initiative
dieses Projektes
ist 2005 die Stif-
tung Findel-
baby/Mütter in
Not von 14 pro-
minenten Per-
sönlichkeiten
aus Wirtschaft
und Kultur ge-
gründet wor-
den. Eine von
ihnen ist Gesine
Cukrowski. Die
bekannte Schau-
spielerin ist Vorstandsvorsitzende und unterstützt das Pro-
jekt Findelbaby seit 2004.
Helfen, wenn sich Frauen mitihrer Schwangerschaft und ihremBaby überfordert fühlen
„Schwangere in Not müssen unterstützt werden, damit
sie ihr Kind heil und gesund auf die Welt bringen können
und im besten Fall doch noch einen Weg finden, gemeinsam
mit ihrem Kind zu leben. Deshalb unterstützt die Stiftung
das Projekt Findelbaby, das Müttern in Not hilft, die sich mit
ihrer Schwangerschaft und ihrem Baby überfordert fühlen“,
so Leila Moysich, die sich ehrenamtlich im Stiftungsvorstand
engagiert. Über die Erfahrungen mit dem Projekt hat Moysich
im Mai 2004 das Buch „Und plötzlich ist es Leben – Eine Ba-
byretterin erzählt“ veröffentlicht. Ziel der Stiftung ist es, ver-
stärkt auf die Problemlagen und Hintergründe aufmerksam
zu machen, die hinter einer verheimlichten und versteckten
Schwangerschaft stehen. „Wir wollen die Öffentlichkeit
dafür sensibilisieren, dass es diese Frauen gibt und dass sie
der Hilfe bedürfen“, betont Moysich. Gleichzeitig ist auch
die Generierung von Spenden für das Projekt Findelbaby
ein Bestandteil der Stiftungsarbeit. Denn Müttern in Not zu
helfen und Babys zu retten, kostet Geld. Für diese wichtige
Arbeit will die Stiftung Findelbaby Spenden sammeln.
Die Arbeit des Projektes Findelbaby setzt sich aus drei
Bausteinen zusammen. Seit Dezember 1999 ist für Schwan-
gere und Mütter kostenlos und rund um die Uhr die bun-
desweite Notrufnummer 0800 456 0789 erreichbar. Die eh-
renamtlichen Beraterinnen helfen den Frauen in allen Kon-
fliktsituationen. Auch die anonyme Übergabe eines Neuge-
borenen kann so mit den Mitarbeiterinnen vereinbart wer-
den. Der sicherlich bekannteste Baustein ist die Baby-
klappe. Als SterniPark – SterniPark e.V. ist der Trägerverein
des Projektes Findelbaby – die erste Babyklappe Deutsch-
Projekt FindelbabySeit 1999 an der Seite von Müttern
von Michael Kniess
Werte stiften � 9
Portraits
lands im April 2000 in Hamburg eingerichtet hat, war das öf-
fentliche Interesse groß. Inzwischen gibt es seitens des Pro-
jektes drei Babyklappen, davon zwei in Hamburg sowie
eine in Satrupholm nahe Flensburg. Verzweifelte und in Not
geratene Mütter können ihre Neugeborenen hier abgeben.
Die Säuglinge werden unmittelbar medizinisch betreut und
acht Wochen liebevoll gepflegt. In dieser Zeitspanne kann
die Mutter ihr Kind jederzeit wieder zu sich nehmen. „Er-
freulicherweise tun dies über 60 Prozent“, so Moysich. Der
dritte Baustein besteht aus dem Hilfsangebot, schwangere
Frauen in Not vor der Geburt anonym zu betreuen, sie zur
anonymen Geburt ins Krankenhaus zu begleiten und in
Mutter-Kind-Einrichtungen nachzubetreuen.
Frauen Mut machen, schwanger zusein und Kinder zu bekommen
Getragen wird das Projekt Findelbaby von ehrenamtlichen
Helfern sowie Sach- und Geldspenden. Willkommen ist daher
alles, was Schwangere, Mütter und Kinder benötigen – und
dies reicht vom Schnuller über den Kinderwagen bis hin zum
Kleiderschrank. Die Spenden können direkt in den Einrich-
tungen abgegeben werden oder gegebenenfalls auch abge-
holt werden. Eine Unterstützung, die sich lohnt, denn die
ehrenamtliche Arbeit von Leila Moysich, Gesine Cukrowski
und den vielen weiteren ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern, zahlt sich aus: „Mit der tragischen Ausnahme
des Anfang 2011 vor dem CCH aufgefundenen schutzlosen
Kindes wurden in Hamburg seit dem Bestehen des Projektes
Findelbaby keine Säuglinge mehr ausgesetzt. Auch bundes-
weit ist die Zahl tot aufgefundener Neugeborener drastisch
zurückgegangen, seitdem die Babyklappe aus Hamburg auch
in anderen Bundesländern Nachahmer gefunden hat“, wissen
Moysich und Cukrowski zu berichten. Erfolgreich ist auch
die direkte Beratung und Betreuung von Frauen: 360 Schwan-
gere haben sich an das Projekt gewandt mit dem Wunsch, ihr
Kind unerkannt und anonym auf die Welt zu bringen, 185
Mütter haben sich in den Wochen nach der Geburt entschie-
den, zusammen mit ihrem Kind zu leben, das sind 52 Prozent.
Und 152 Mütter haben doch noch ihre Personendaten ange-
geben, ihr Kind aber zur Adoption freigegeben.
„Durch unser Engagement in der Stiftung möchten wir
die Arbeit des Projektes Findelbaby vorantreiben. Wir möch-
ten Frauen Mut machen, schwanger zu sein und Kinder zu
bekommen. Ein Kind auszutragen und auf die Welt zu brin-
gen ist eine Leistung, die nicht unterschätzt werden darf“,
beschreiben Cukrowski und Moysich ihre Pläne für die Zu-
kunft. „Wenn es uns gelingt dafür zu sorgen, dass keine
Neugeborenen mehr ausgesetzt oder getötet werden, dann
ist das ein Erfolg, für den es sich zu kämpfen lohnt. Hier ist
auch die Gesellschaft gefordert.“ �
� www.stiftungfindelbaby.de
Fotos: SterniPark e.V.
Den abgegebenen Babys geht es gut. Sie werden medizinisch betreut und liebevoll gepflegt.
10 � Werte stiften
Nepal, das Land am Himalaya, verzaubert jährlich viele Touri-
sten durch seine atemberaubend schöne Landschaft. Beein-
druckt sind Urlauber immer wieder von der Freundlichkeit
der Einwohner, die ihnen allerorts entgegengebracht wird.
Nepal hat aber auch seine Schattenseiten. Der Himalaya-
Staat zählt mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen unter
300 Euro zu den ärmsten Ländern der Erde. Hunger, Gewalt
und Rechtlosigkeit beherrschen weite Teile des Landes.
Frauen und Mädchen sind davon am härtesten betroffen.
Die Gesellschaftform ist eine patriarchale. Rund 80% der
Nepali sind Hindus. Ihre Religion schreibt eine strikte Un-
terordnung der Frau vor. Als Mädchen in Nepal geboren zu
werden, bedeutet keinen natürlich rechtlichen Status zu
haben und sich in vielen Lebensbereichen unterordnen zu
müssen. Die Geburt einer Tochter wird von vielen Familien
als Last empfunden. Mädchen müssen schon im frühen Kin-
desalter schwer arbeiten. Sie sind verantwortlich für Haus-
halt und Kinder, sorgen für Nahrung und bestellen die Fel-
der. Viele von ihnen werden bereits vor der Pubertät verhei-
ratet. 80 % der Ehen sind arrangiert. Trotz Schulpflicht besu-
chen nur wenige eine Schule. Kontrolliert wird dies nicht.
Nur rund ein Drittel der weiblichen Einwohner kann lesen
und schreiben. Ist ein Mädchen zu gebildet, treibt dies die
Mitgift nach oben. Eine Ausbildung darf nur im Einverständ-
nis mit dem Ehemann gemacht werden. Nicht selten erfah-
ren Frauen und Mädchen häusliche Gewalt, obwohl dies
strafrechtlich geahndet werden kann.
Florierender Mädchenhandel
Pro Jahr werden 15.000 Mädchen aus Nepal in indische
Bordelle verschleppt. Dabei ist ein Drittel von ihnen jünger
Einsatz gegenMädchenhandel in NepalPro filia schafft neue Lebensperspektiven für nepalesische Mädchen und Frauen
von Andrea Löb
Portraits
Foto: pro filia e.V.
12 � Werte stiften
Portraits
als 14 Jahre. Mädchenhandel ist in Nepal ein florierendes
Geschäft und die Wurzeln reichen bis in die Vergangenheit.
Vor über 100 Jahren ließ sich die in Kathmandu residie-
rende Rana-Dynastie unzählige Mädchen von professionel-
len Mittelsmännern in ihre Paläste bringen. Dort arbeiteten
sie als Haremsdamen. Nach Zusammenbruch der Feudal-
herrschaft im Jahr 1950 knüpften die Menschenhändler
Kontakte zu Bordellen indischer Großstädte. Verkauft wer-
den die Mädchen von ihren Eltern, Ehemännern oder ande-
ren Familienmitgliedern. Mädchen kosten Geld. Durch einen
Verkauf versucht man beispielsweise das Überleben der
Söhne, die als Altersvorsorge betrachtet werden, zu sichern.
Einige Eltern wissen nicht, dass ihre Töchter in Bordellen
landen. Sie gehen davon aus, dass ihr Kind z. B. eine Stelle
als Hausmädchen bekommt.
Streben nach Chancengleichheit
Als Frau Dr. Feldkamp in den Fünfzigerjahren groß
wurde, war ihr frühzeitig klar, dass sie sich für eine Chan-
cengleichheit für Frauen und Mädchen einsetzen wollte. Sie
selbst musste damals dafür kämpfen, ein Gymnasium besu-
chen zu dürfen. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsle-
ben verwirklichte Frau Dr. Feldkamp ihre Idee und gründete
Ende 2008 gemeinsam mit ein paar Freunden pro filia. Ziel
des Vereins ist die Bildungsförderung und Gesundheitsfür-
sorge für Mädchen und Frauen in Ländern, in denen sie
nach der Verfassung, der herrschenden Kultur oder der reli-
giösen Rahmenbedingungen physisch, psychisch oder sozial
benachteiligt werden. Zurzeit realisiert der Verein primär
seine Ziele in Nepal. In der nepalesischen Organisation
MAITI hat pro filia einen starken Partner gefunden. MAITI
ist eine in Nepal von der Regierung unabhängig arbeitende
Organisation. Seit 2009 arbeiten die beiden Organisationen
Hand in Hand und sind im ständigen Austausch miteinander.
Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, nepalesische Frauen und
junge Mädchen, die verkauft wurden oder in Gefahr sind
verkauft zu werden, zu unterstützen. Dabei greift pro filia
auf die von MAITI Nepal entwickelten Konzepte zurück.
Um eigene neue Konzepte entwickeln zu können und zu er-
fahren, was benötigt wird, ist der Verein im Gespräch mit
Menschen und Organisationen vor Ort.
Hilfe für verschleppte Mädchen
Zur Verwirklichung ihrer Ziele werden unterschiedliche
Projekte durchgeführt. Hierzu zählen Schutz- und Reha-
Häuser, die Ausbildung und Finanzierung von Grenzbeob-
achterinnen, Aufklärungskampagnen, Befreiung von Mädchen
aus indischen Bordellen, Schul-und Berufsausbildung sowie
Lebenskompetenztrainings. Die noch recht junge Organisa-
tion hat schon in kurzer Zeit viel erreichen können. Sie finan-
ziert ein Schutzhaus in Pashupatinagar und anteilig eins in
Bhairahawa. Pro Jahr werden in einem Schutzhaus 200 Mäd-
chen betreut. Die Schutzhäuser dienen Opfern des Mädchen-
handels und potentiellen Opfern, die vor dem Grenzüber-
tritt „abgefangen“ werden, als Zufluchtsort. Die verschüch-
terten und traumatisierten Mädchen erhalten hier eine Un-
terkunft und Verpflegung. Sie werden sowohl medizinisch
als auch psychologisch betreut. Oft leiden die Rückkehre-
rinnen aus indischen Bordellen an Infektionen wie z. B. HIV,
Hepatitis und Geschlechtskrankheiten. Todkranke Mädchen
werden in einem Hospiz von MAITI bis an ihr Lebensende
gepflegt. Im Schutzhaus bleiben die Mädchen im Durch-
schnitt vier Wochen. Im Einverständnis mit ihnen wird Kon-
takt zum Elternhaus aufgenommen. Die Eltern werden ins
Schutzhaus eingeladen, um in einem Gespräch mögliche
Schritte für eine Rückkehr in die Familie zu klären. In 80%
aller Fälle scheitert dieser Versuch, da es vom Vater abge-
lehnt wird. Ist dies der Fall haben die Mädchen die Möglich-
keit, in einem Reha-Haus unterzukommen.
Vorbereitung auf einselbstständiges Leben
Im Reha-Haus lernen die Mädchen, ihren eigenen Haus-
halt zu führen und bekommen Informationen zur Alltagsver-
waltung. Es gibt klare Tagesstrukturen, die die Mädchen vor-
her nicht gekannt haben. Sie müssen ihre eigenen Räumlich-
keiten sauber halten, kochen ihre Mahlzeiten gemeinsam
und essen zusammen. Sie haben die Möglichkeit, eine Aus-
bildung z. B. zur Grenzbeobachterin, Schneiderin, u.v.m. zu
beginnen oder eine Schule zu besuchen. Des Weiteren wer-
den sie bei der Arbeitssuche und beim Aufbau eines kleinen
sozialen Netzwerkes unterstützt. Sechs Monate lang bleiben
15.000 Mädchen werden pro Jahr in indische Bordelle verschleppt.Foto: pro filia e.V.
die Mädchen in einem Reha-Haus. Seit 2011 bezahlt pro filia
anteilig ein Reha-Haus. Die Finanzierung und Ausbildung
von Grenzbeobachterinnen ist ein weiteres wichtiges Pro-
jekt. Bis jetzt konnte von pro filia die Ausbildung von 32
und das Gehalt von 14 Grenzbeobachterinnen bezahlt wer-
den. Mithilfe der Grenzbeobachterinnen blieb 700 Mäd-
chen ein schweres Schicksal in einem Bordell erspart. Ge-
meinsam mit der Grenzpolizei identifizieren sie potentielle
Opfer und bieten befreiten Rückkehrerinnen Zuflucht in
einem Schutzhaus an. Selbst einmal Opfer des Mädchenhan-
dels gewesen, wissen sie, was den Mädchen widerfahren ist
und kennen deren Sorgen und Ängste.
Erfolgreiche Präventiondurch Aufklärung
Nicht nur die direkte Hilfe von Mädchen, die bereits ver-
kauft worden sind, liegt pro filia am Herzen. Zur Prävention
werden Aufklärungskampagnen und Lebenskompetenztrai-
nings durchgeführt sowie Aufklärungstafeln eingesetzt. Da
viele Frauen Analphabetinnen sind, erfolgt die Aufklärung in
den abgelegenen Dörfern durch selbst gedichtete Lieder
und Theaterstücke ehemals betroffener Mädchen. Zusätzlich
sollen die Kampagnen die Reintegration traumatisierter
Frauen und Mädchen in die Familie und Dörfer verbessern.
Mit Aufklärungstafeln möchte man vor Mädchenhandel war-
nen und Schutzmöglichkeiten aufzeigen. In einem Lebens-
kompetenztraining erlernen Nepalesinnen konstruktives
Umgehen mit Alltagskonflikten. Sie werden für das Erken-
nen von gefährlichen Situationen sensibilisiert und erhalten
Informationen zum Mädchenhandel. Der Aufbau eines Netz-
werkes mit anderen Mädchen soll zum gegenseitigen Schutz
dienen. Bis jetzt konnte das Training für 19 Frauen bezahlt
werden. Allein 2010 konnte der gemeinnützige Verein mit
seinen ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern 47.300 Euro
für das Projekt einnehmen. Jeder gespendete Cent fließt zu
100 % in das Projekt. Die Verwaltungskosten werden entwe-
der von Firmen gesponsert oder vom Vorstand und der Ge-
schäftsführung getragen.
Die Mitglieder des Vereins lassen sich immer wieder neue
Aktionen einfallen. Im Mai 2011 organisierten sie eine Kunst-
auktion in Münster und konnten dafür viele namenhafte
Künstler gewinnen. Allein die Kunstauktion brachte 12.500
Euro ein. Damit nepalesische Mädchen und Frauen einer
selbstbestimmten gewaltfreien Zukunft entgegenblicken
können, braucht der Verein Spenden: Spendenkonto 808
256 500 bei der Volksbank Münster, BLZ 401 600 50. �
� www.profilia.eu
14 � Werte stiften
Portraits
„Corporate Volunteering“, also die Förderung des bürger-
schaftlichen Mitarbeiterengagements und der ehrenamtli-
che Einsatz von Human Resources von Unternehmen für ge-
sellschaftliche Aufgaben, gewinnt auch in Deutschland eine
immer größer werdende Bedeutung. Bundesweit gibt es
eine zunehmende Zahl von Unternehmen, die ihre Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, innerhalb der
Arbeitszeit oder auch in der Freizeit ehrenamtlich aktiv zu
werden.
Nach dem Vorbild in anderen Städten soll ein Netzwerk
in Nürnberg diese Corporate Volunteering-Aktivitäten aus-
bauen und weiter qualifizieren. Die Franken folgen dem Bei-
spiel ähnlicher Gründungen in Frankfurt, München, Halle
oder in Brandenburg. Ein Unterschied zu vielen der bereits
vorhandenen Netzwerke, besteht beim Nürnberger Netz-
werk mit dem Titel „Unternehmen Ehrensache“ im „trilate-
ralen“ Aufbau: Unternehmen sind darin ebenso vertreten
wie gemeinnützige Organisationen und öffentlich-rechtli-
che Körperschaften. Das noch junge Netzwerk – die for-
melle Gründung datiert vom 17.02.2011 – kann bereits auf
knapp 50 Mitglieder verweisen, die sich
sprichwörtlich „im Netz vernetzen“
können: Mit Hilfe einer Pinnwand-
funktion und Kommunikationsplatt-
form im Internetauftritt des
Netzwerkes haben die Mitglie-
der die Möglichkeit, unbürokratisch, schnell und einfach un-
tereinander Hilfe auszutauschen: „Biete drei Maler, die
Streicharbeiten erledigen können“, „Suche für unseren Kin-
dergarten Freiwillige, die unsere Gartenarbeit übernehmen
können“ – Einträge, die so oder so ähnlich, noch häufig zu
lesen sein werden.
Ehrenamtliche Hilfe als Erlebnis
„Im Mittelpunkt des Netzwerkes
soll das Erlebnis der ehrenamtli-
chen Hilfe stehen“, unterstreicht
Dr. Uli Glaser von der Stadt Nürn-
berg, einer der Gründungsväter
des Netzwerkes. Der Schwerpunkt
soll darin bestehen, wirkliches per-
sönliches ehrenamtliches Engage-
ment populärer zu machen. Ziel ist
es, in und um Nürnberg Unterneh-
men dazu zu animieren, sich noch
stärker im Ehrenamt zu engagie-
ren. Eines dieser Unternehmen ist
die HypoVereins-
bank. Nürnber-
ger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Bank setzen sich aktiv für den Ver-
ein Lebenshilfe für Menschen mit Be-
hinderung e.V. ein, indem sie die von der
Lebenshilfe betreuten Kinder, Jugendli-
chen oder Erwachsenen bei Ausflüge be-
gleiten, eine Sportgruppe der Lebens-
hilfe unterstützen oder das Wohnheim
renovieren. „Allein oder zusammen mit
Kollegen stärken sie dabei nicht nur ihr
Verständnis für die Bedürfnisse anderer;
der gemeinsame Einsatz wirkt sich auch
positiv auf die Arbeitsatmosphäre aus“, stellt
Unternehmen EhrensacheGemeinsame Idee mit großem Mehrwert für die Region Nürnberg
von Michael Kniess
Einer der Gründungs-väter des UnternehmensEhrensache, Dr. Uli Glaservon der Stadt Nürnberg
Portraits
Tanja Rödig, die maßgeblich für
das bürgerschaftliche Engagement
der Bank verantwortlich zeichnet,
die Win Win-Situation für beide Sei-
ten heraus. „Die tatkräftige Unter-
stützung unserer Mitarbeiter
macht den Verein auch bei den
Kunden bekannt – und verschafft
ihm damit möglichweise weitere
Förderer“, so Rödig. Allein im ver-
gangenen Jahr leisteten 200 Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter der
Nürnberger Niederlassung insge-
samt 1.000 freiwillige Arbeitsstun-
den für die Lebenshilfe. Eine Kooperation, die im September
2010 weiter ausgebaut wurde. Im neuen Mitarbeitercafé in
der Nürnberger Hauptgeschäftsstelle der HypoVereinsbank
bewirten zwei Mitarbeiter der Lebenshilfe die Angestellten
mit Snacks, Getränken und übernehmen das Catering für
Tagungen und haben damit einen Arbeitsplatz auf dem er-
sten Arbeitsmarkt. Ein Einsatz, für den die Bank 2010 mit
dem Nürnberger Behindertenpreis ausgezeichnet wurde.
Aktiv im Netzwerk ist auch der Verein Kassandra e.V.,
der sich um die Anliegen von weiblichen und männlichen
Prostituierten kümmert. Die Bandbreite dabei ist sehr groß
und reicht von der Beratung bei Ärger mit dem Vermieter,
über Steuerfragen bis hin zur Hilfe beim Ausstieg. Eine Bera-
tungstätigkeit, die gesellschaftlich oftmals nicht goutiert
wird, solange sie ihren Fokus nicht ausschließlich auf die
Beratung hinsichtlich eines möglichen Ausstiegs aus der
Prostitution beschränkt. „Ausschlaggebend dafür, dass wir
uns im Netzwerk engagieren, war es publik zu machen, dass
es Sozialarbeit auch für Gruppen gibt, die am Rand der Ge-
sellschaft stehen“, so Beate Leopold von Kassandra e.V. „Im
Fokus der ehrenamtlichen Arbeit stehen häufig nur die typi-
schen Bereiche, wie die Unterstützung von Kindern, Jugend-
lichen oder älteren Menschen. Wir dagegen müssen schon
sehr darum kämpfen, überhaupt Akzeptanz zu erreichen, ge-
schweige denn konkrete Unterstützung zu erhalten.“ Die
Mitgliedschaft im Netzwerk soll ein Stück weit zur Normali-
sierung beitragen, weg von der Exotenrolle in der Beratungs-
und Unterstützungslandschaft, hin zu einem gleichwertigen
Teil des Hilfesystems. Dabei beschränkt sich Kassandra im
Netzwerk nicht nur auf das Annehmen von Unterstützungs-
leistungen, wie etwa die Suche nach Praktikums- und Hos-
pitationsplätzen für Klientinnen und Klienten, die sich im
Prozess des Ausstiegs beruflich neu orientieren möchten.
Die Beratungsstelle möchte viel-
mehr auch selbst etwas geben und
kann viel bieten. „Wir können na-
türlich über unsere Arbeit infor-
mieren, Informationsveranstaltun-
gen für die Belegschaften von Un-
ternehmen zu allen Themen rund
um die Prostitution, zu Infektions-
krankheiten und zu allen Dingen,
die man sich sonst nicht wirklich
zu fragen traut, anbieten“, erklärt
Leopold. Darüberhinaus wirft die
Beratungsstelle aber auch die Kom-
petenzen ihrer Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in die Waagschale. „Eine unserer Kollegin-
nen ist Künstlerin und Lehrerin und macht gerade eine Aus-
bildung zur Kunsttherapeutin, so dass wir gesagt haben, wir
können unsere Beratung bei der künstlerischen Gestaltung
von Betriebsfeiern und sonstigen Aktivitäten anbieten, wie
beispielsweise im Rahmen von Malaktionen.“
Das Corporate Volunteering Netzwerk „Unternehmen
Ehrensache“, ein Beispiel für Engagement, in dessen Mittel-
punkt Projekte stehen, die zur Lösung gesellschaftlicher
Probleme beitragen sollen, indem sie neue Verbindungen
zwischen Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen
und öffentlichen Verwaltungen schaffen. �
� www.unternehmen-ehrensache.nuernberg.de
Aktiv für das Unterneh-men Ehrensache, TanjaRödig von der HypoVer-einsbank
Engagement für Sexarbei-terinnen, Beate Leopoldvon Kassandra e.V.
16 � Werte stiften
Als neue UNICEF-Partnerstadt 2011/2012 hat Nürnberg
ein Jahr lang die Rechte der Kinder im Blick: Unter dem
Motto „Gemeinsam für Kinder“ engagieren sich Bürgerin-
nen und Bürger gezielt für Mädchen und Jungen und sam-
meln Spenden für UNICEF-Projekte. Kinder, Erwachsene,
Unternehmen, Schulen und Vereine sind dazu aufgerufen,
sich an der Partnerschaft zu beteiligen. Mit den Erlösen
unterstützt Nürnberg Kinder in den Dürreregionen Ost-
afrikas, in Kolumbien und im Sudan. Als 18. UNICEF-Part-
nerstadt löst Nürnberg die Stadt Karlsruhe ab.
„Seit vielen Jahren setzt sich Nürnberg für die Achtung
der Menschenrechte ein. Wir freuen uns sehr, dass die
‚Stadt der Menschenrechte‘ nun ein Jahr lang die Rechte
der kleinen Menschen in den Mittelpunkt stellt“, sagte
Ann Kathrin Linsenhoff, stellvertretende Vorsitzende von
UNICEF Deutschland, bei der Auftaktveranstaltung in der
Nürnberger Ehrenhalle. Mit den im Partnerschaftsjahr ge-
sammelten Spenden wollen die Nürnberger helfen, Kin-
der im Sudan mit sauberem Wasser zu versorgen und
Kriegskinder in Kolumbien zu betreuen. Angesichts der
Dürre- und Hungerkatastrophe in Ostafrika hat sich die
Stadt Nürnberg kurzfristig entschlossen, auch die UNICEF-
Nothilfe in den betroffenen Ländern zu unterstützen.
„Ich bin mir sicher, dass die Nürnberger Bürger viele
tolle Aktionsideen haben“, sagte Oberbürgermeister
Ulrich Maly, der die UNICEF-Fahne feierlich in Empfang
nahm. „Gemeinsam werden wir Nürnberg zu einer der er-
folgreichsten UNICEF-Partnerstädte machen!“ �
� www.unicef.de/ostafrika
Nürnberg ist neueUNICEF-Kinderstadt
„Stadt der Menschenrechte“engagiert sich für Kinderrechte
Kinder setzen das Logo der „unicef Kinderstadt Nürnberg“ ausMosaiken zusammen. Foto: Stadt Nürnberg
MeldungenMeldungen
Die Nachwuchsmusikerin Milena Hoge erhält das RAM Sti-
pendium 2011 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.
Die 17-jährige Schülerin schloss beim Bundeswettbewerb
„Jugend musiziert“ als beste niedersächsische Künstlerin in
der Kategorie Harfe Solo ab.
Die Niedersächsische Sparkas-
senstiftung vergibt seit 2001 ihr
RAM-Stipendium an herausra-
gende niedersächsische Teilneh-
mer des Wettbewerbs „Jugend mu-
siziert“. Das Stipendium beinhal-
tet zwei Wochen individuellen Un-
terricht bei Professoren an einer
der international renommierte-
sten Musikhochschulen, der Royal
Academy of Music (RAM) in London. Milena Hoge erhielt im
Alter von fünf Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Nach
der Beschäftigung mit verschiedenen Instrumenten und
Musikstilen entschied sie sich im Alter von 13 Jahren für die
Harfe. Milena Hoge nahm mehrfach sehr erfolgreich auf Lan-
des- und Bundesebene beim Wettbewerb „Jugend musiziert“
in der Wertung Harfe Ensemble und Harfe Solo teil.
Am 15. November 2011 tritt Milena Hope gemeinsam
mit dem RAM-Stipendiaten 2010, Sander Stuart, im Sparkas-
sen-Forum am Schiffgraben in Hannover auf. �
� www.nsks.de
MusikalischeTalentförderung
Milena Hoge erhält RAM-Stipendium derNiedersächsischen Sparkassenstiftung
Wer glücklich ist, spendet öfter: Diesen Schluss legt of-
fenbar eine noch unveröffentlichten Studie des Deut-
schen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zu Her-
kunft und Motiven von Spendern nahe, wie Philip Fai-
gle am 20.07.2011 auf ZEIT Online berichtete. „Grund-
sätzlich gilt: Wer mehr verdient, ist oft auch großzügi-
ger“, so Faigle. Aber nicht nur Geld und Einkommen be-
stimmten das Spendenverhalten, „sondern auch unser
Befinden und unsere Grundeinstellung“.
� www.zeit.de
Spender sindglückliche Menschen
Werte stiften � 17
MeldungenMeldungen
Bereits seit nunmehr 20 Jahren steht mit jeweils aktualisier-
ten Auflagen des Verzeichnisses Deutscher Stiftungen das
europaweit größte derartige Nachschlagewerk der Öffent-
lichkeit zur Verfügung. Mit rund 19.000 Stiftungsportraits ist
die 7., neu bearbeitete und erweiterte Auflage des Verzeich-
nisses die mit Abstand umfangreichste Informationsquelle
zum deutschen Stiftungswesen.
Im Vergleich zur vorhergehenden Auflage sind rund
3.500 Stiftungen zusätzlich aufgenommen worden. Ein
Wachstum, das gleichzeitig Ausdruck der Gründungsdyna-
mik im deutschen Stiftungswesen ist. Das Werk, welches der
Bundesverband Deutscher Stiftungen als Dachverband alle
drei Jahre publiziert, trägt wesentlich zur Transparenz im
Stiftungswesen bei. Datenbasis des Verzeichnisses Deut-
scher Stiftungen 2011 sind freiwillige Angaben im Rahmen
einer Vollerhebung unter 20.090 Stiftungen.
Band 1, gleichzeitig der Begleitband zur CD-ROM, stellt
auf 182 Seiten die wichtigsten Entwicklungen, Trends und
Fakten des Stiftungswesens in Deutschland dar. Anhand von
Analysen, Grafiken und Statistiken wird die aktuelle Stiftungs-
landschaft in Deutschland unter die Lupe genommen. Das
Herzstück bilden die über 19.000 Portraits von Stiftungen in
Deutschland in den Bänden 2 und 3 – mit Kontaktdaten,
Zwecken, Förderschwerpunkten und weiterführenden Infor-
mationen. Ergänzt werden die Daten durch den Register-
band 4, der ein Orts- und Zweckregister umfasst. Auf der
CD-ROM befinden sich alle rund 19.000 Stiftungsportraits.
Diese bietet darüberhinaus mit einem einfachen und einem
erweiterten Suchformular umfangreiche Suchmöglichkeiten.
Verzeichnis Deutscher Stiftungen – Das Standardwerk zum
deutschen Stiftungswesen, Bundesverband Deutscher Stif-
tungen (Hg.), 7., erweiterte Auflage, Berlin 2011 �
� www.stiftungen.org/verzeichnis
Verzeichnis DeutscherStiftungen
Das Standardwerk zumdeutschen Stiftungswesen
Zehn Wieslocher Familien versuchten im Jahr 2010, in den
Bereichen Haushalt/Energie, Verkehr sowie Ernährung/Kon-
sum ihren CO2-Ausstoß zu verringern. Dabei sollte es nicht
um Verzicht gehen, sondern um überschaubare Verhaltens-
änderungen ohne große Investitionen.
Die Familien berichten in einer Ende Juli 2011 von der
Bürgerstiftung Wiesloch aufgelegten Broschüre über ihre Er-
fahrungen, analysieren ihre CO2-Start- und Endbilanzen und
listen konkrete Maßnahmen auf, mit denen der CO2-Ausstoß
reduziert wurde, wie die Nutzung von Steckerleisten mit
eingebauten Ein- und Ausschaltern, spritsparendes Autofah-
ren oder den Umstieg auf Fahrrad und öffentliche Verkehrs-
mittel. Die Beispiele sollen zeigen, wie jeder einzelne in
Wiesloch konkret Klimaschutz leben kann und zur Nachah-
mung animieren. �
� www.buergerstiftung-wiesloch.de
Notizen zur Rettungder Welt
Projekt der Bürgerstiftung Wiesloch
Beinahe die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland (44,9
Prozent) hat sich im Jahr 2010 ehrenamtlich engagiert, so
die Studie „Jugend. Engagement. Politische Sozialisation“
der Universität Würzburg. Die Engagementquote korre-
liert mit der Schulform: Während sich bei Gymnasiasten
der Studie zufolge jeder Zweite engagierte (50,5 Prozent),
war unter Hauptschülern nur jeder dritte Befragte sozial
aktiv (33,1 Prozent). „Ehrenamt ist bereits bei Jugendli-
chen ein zentraler Zugang zur Gesellschaft. Da werden
die Hauptschuljugendlichen auch bei diesem Zugang ein
weiteres Mal abgehängt“, kommentiert der Leiter der Stu-
die, Heinz Reinders, die Ergebnisse. Hauptschüler müss-
ten daher gezielt für ein Ehrenamt gewonnen werden, so
Reinders und seine Co-Autorin Gabriela Christoph, und es
müssten ihnen „der Spaß des Engagements, aber auch der
persönliche Nutzen zur Kompetenzentwicklung verdeut-
licht werden“. „Dieser verbesserte Zugang von Jugendli-
chen unterer Bildungsgänge ist um so bedeutsamer, als
dass die Studie im Querschnitt Hinweise darauf liefert,
dass engagierte Jugendliche sich selbst stärker als Teil
'ihrer' Gesellschaft begreifen und auch in Zukunft als Er-
wachsene häufiger gesellschaftliche aktiv sein wollen“,
schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen. Gefragt hat-
ten sie die Jugendlichen: Bist Du in deiner Freizeit für
einen guten Zweck oder für andere Menschen in irgend-
einer Form aktiv? Besonders oft genannt wurden kirchli-
ches Engagement und Spenden. Für die kommenden
Jahre sind weitere Befragungen geplant.
� www.jugendforschung.de, www.idw-online.de
Bildung machtden Unterschied
Studie zum Engagement Jugendlicher
18 � Werte stiften
Meldungen
Die Annehmlichkeiten des klassischen Handbuchs, gepaart
mit den Vorteilen eines Online-Portals: Das ist das neue Ar-
beitshandbuch „Finanzen für den sozialen Bereich“.Auf den
500 Seiten des Druckwerks lesen alle, die sich in gemein-
nützigen Organisationen um das liebe Geld kümmern müs-
sen, aktuelle Fachartikel zu Themen wie Fundraising, För-
dermittel, Stiftungsarbeit, etc.. Ergänzt wird das Handbuch
in der komplett überarbeiteten neuen Fassung durch ein
Online-Portal wo die Leser ergänzende, weiterführende und
vertiefende Informationen zu allen im Handbuch behandel-
ten Themen finden; insgesamt eine ca. 2.000 Druckseiten
entsprechende Sammlung praxisorientierter Beiträge – und
damit eine umfassende, bequem und schnell nach Stichwör-
tern durchsuchbare Bibliothek an Fachinformationen, die
die tägliche Finanzierungsarbeit erleichtern.
� www.finanzen-sozialbereich.de, www.dashoefer.de
Aktuelles Finanzierungs-wissen jetzt zweigleisig
Neues Arbeitshandbuch „Finanzen für densozialen Bereich“ plus Online-Portal-Zugang
Anlässlich der Debatte des UN-Sicherheitsrats in New York
über die Folgen des Klimawandels für die internationale Si-
cherheit appelliert das Kinderhilfswerk Plan, das in 50 Län-
dern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas aktiv ist, die Bedürf-
nisse von Kindern in den Entwicklungsländern zu berück-
sichtigen und diese in die nationalen Strategien zur Kli-
maanpassung einzubinden.
Kinder und Jugendliche in Entwicklungsländern sind be-
sonders mit den Auswirkungen des Klimawandels konfron-
tiert. Im Falle von Naturkatastrophen werden sie häufig aus
ihrer gewohnten Umgebung vertrieben und müssen schutz-
los in Notunterkünften aushalten. Mädchen sind in dieser Si-
tuation besonders gefährdet. Ein aktueller Bericht von Plan
United Kingdom beleuchtet den Einfluss des Klimawandels
auf das Leben von Mädchen zwischen 10 und 19 Jahren in
Bangladesch und Äthiopien – zwei Länder, die durch Über-
schwemmungen bzw. Dürre immer wieder schwer betrof-
fen sind.
� www.plan-deutschland.de
Klimaanpassung mit Plan
Kinderhilfswerk begrüßt Auseinandersetzungdes UN-Sicherheitsrats mit Klimawandel
Meldungen
Die Deutschen wissen, wie man gesund lebt. Nur: Viele ver-
halten sich nicht danach. Zu dieser Erkenntnis kommt die
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in ihrem Schlaganfall-
Barometer 1/2011.
In der Befragung unter 1.000 Bundesbürgern gaben
rund 70 Prozent an, dass sie ihr Schlaganfall-Risiko durch
eine gesunde Lebensweise selbst beeinflussen können. Dem
gegenüber stehen jedoch mehr als 250.000 Schlaganfälle
jährlich in Deutschland. Rund die Hälfte davon wäre nach
Meinung vieler Präventionsexperten durch gesunde Ernäh-
rung, Bewegung und die Kontrolle von Risikofaktoren wie
Bluthochdruck oder Diabetes zu verhindern.
Rund ein Drittel der Bevölkerung informiert sich über Ge-
sundheitsthemen zunehmend im Internet. In der persönli-
chen Beratung spielt neben dem Arzt der Apotheker die
wichtigste Rolle. 40 Prozent der Deutschen geben an, sich
bei ihm Rat zu holen. Die medizinische Versorgung in
Deutschland bewerten 60 Prozent als gut bis sehr gut, unter
den privat Versicherten ist der Anteil noch höher.
Dass der Schlaganfall als dritthäufigste Todesursache in
Deutschland eine Volkskrankheit ist, beweist eine weitere
Zahl: 45 Prozent der Deutschen gaben an, schon persönli-
che Erfahrungen mit einem Schlaganfall in Familie oder Be-
kanntenkreis gemacht zu haben.
Das Schlaganfall-Barometer ist eine Befragung im Auftrag
der Deutschen Schlaganfall-Hilfe, erstellt durch die Unter-
nehmensgruppe Heitzig & Heitzig. Die Stiftung erfragt
damit zweimal jährlich den Wissensstand der deutschen Be-
völkerung rund um das Krankheitsbild Schlaganfall. �
� www.schlaganfall-hilfe.de
Wissen allein reicht nicht!
Schlaganfall-Hilfe befragte Bevölkerung
Seit Start der neuen Fußball-Bundesligasaison unterstüt-
zen Bundesligavereine angesichts der dramatischen Not
der Kinder die UNICEF-Nothilfe in Ostafrika. Zum Sai-
sonauftakt riefen Clubs der 1. Bundesliga und 2. Bundes-
liga in ihren Stadien zur Hilfe per SMS auf. Unter dem
Motto „Gemeinsam gegen Hunger“ wollen die Mann-
schaften ein Zeichen setzen, dass die Kinder in den Dür-
regebieten Ostafrikas dringend Hilfe brauchen – und
dass jeder ganz einfach helfen kann. An der SMS-Aktion
beteiligen sich bislang Borussia Dortmund, Hertha BSC
Berlin, Hannover 96, TSG 1899 Hoffenheim, 1. FC Kai-
serslautern, 1. FC Nürnberg, FSV Frankfurt, die Frankfur-
ter Eintracht und der SC Paderborn 07. Die Fans werden
über Stadionsprecher, die Großbildschirme und in Ver-
einsmagazinen zur Hilfe aufgerufen. �
� www.unicef.de/ostafrika
Gemeinsam gegen Hunger
Bundesligavereine starten SMS-Aktionfür UNICEF-Nothilfe in Ostafrika
Die meisten wissen, was ungesunde Ernährung bewirkt. Doch zu wenigepassen ihren Lebensstil an. Foto: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
20 � Werte stiften
Das Liebesspiel der Rehe findet jetzt allmählich ein Ende.
Die Böcke sind in den letzten Augusttagen schon uninter-
essiert am Liebesspiel, viele Ricken sind bereits trächtig.
„Doch bis das weißgetupfte Kitz geboren wird, vergehen
viele Monate: Der Nachwuchs bei Familie Reh kommt erst
im Mai nächsten Jahres zur Welt“, sagt Eva Goris, Presse-
sprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die Ursache
ist ein kleines Wunder der Natur: Obwohl die Ricke im
Sommer befruchtet wurde, beginnt der Embryo sich erst
im Winter zu entwickeln.“ Dieses Phänomen der verlän-
gerten Tragzeit wird Keimruhe genannt. Es ist ein Trick
der Natur, um die Überlebenschance der Kitze zu erhöhen.
Wie funktioniert diese Keimruhe? Nach der Befruch-
tung teilt sich die Eizelle zunächst zwar, aber dann wird
die Keimblase nicht viel größer als einen Millimeter. Denn
die Keimruhe hat eingesetzt – die Eizelle entwickelt sie
sich in den nächsten 18 Wochen kaum weiter. „Die Ricke
trägt also über Monate eine befruchtete Eizelle in ihrem
Körper, ohne dass der Embryo weiterwächst“, sagt Goris.
Die energiezehrende Zeit der Paarung liegt im Hochsom-
mer, da nun noch ausreichend Nahrung zur Verfügung
steht. Die eigentliche Entwicklung des Nachwuchses er-
folgt dagegen erst ab Dezember. Durch diese Pause wird
die Geburt der Rehkitze nach 285 Tagen in eine vorteil-
hafte Jahreszeit verschoben. Kämen die Kitze im Winter
auf die Welt, wäre es viel zu kalt und gäbe nicht genug zu
fressen. Im Mai sind dann die Aufzuchtbedingungen in der
von sattem Grün strotzenden Natur wieder optimal – und
das Kitz kann wachsen und gedeihen.
Das Prinzip der Keimruhe ist nicht nur bei Rehen be-
kannt. Auch Dachse, Marder, Seehunde und Fischotter nut-
zen diesen „Trick der Natur“, um dem Nachwuchs bei der
Geburt perfekte Bedingungen zu bieten. �
� www.deutschewildtierstiftung.de
Trächtige Rickenund Keimruhe
Die Deutsche Wildtier Stiftungerklärt tierische Phänomene
Meldungen
Die Regine Sixt Kinderhilfe Stiftung „Tränchen trocknen“
unterstützt zusammen mit dem Logistikunternehmen Nip-
pon Express Deutschland zahlreiche vom Erdbeben betrof-
fene Schulkinder in Japan. Zu diesem Zweck wurden nun
mehrere hundert Schlafsäcke vom Flughafen München in
die Region Tohoku im Norden Japans geschickt. Die Schlaf-
säcke sind für die Schüler der Shishiori Grundschule in der
Stadt Kesennuma bestimmt. Sie sollen einen lange geplan-
ten Schulausflug ermöglichen, nachdem durch das Erdbe-
ben im März 2011 auch das Ferienlager der Schüler zerstört
wurde. Die Region Tohoku war im Frühjahr direkt von dem
Erdbeben und dem darauf folgenden Tsunami betroffen.
Regine Sixt: „Die Erdbebenkatastrophe im Frühjahr brachte
Not und Zerstörung in kaum bekanntem Ausmaß über das
japanische Volk. Dies betraf besonders die Jüngsten, die sich
nicht aus eigener Kraft helfen können. Ich freue mich sehr,
dass wir einen kleinen Beitrag leisten können, um den Kin-
dern vor Ort etwas Freude zu vermitteln.“ �
� www.regine-sixt-kinderhilfe.de
Hilfe für Schulkinder imErdbebengebiet in Japan
Regine Sixt und Nippon ExpressDeutschland ermöglichen Ferienlager
Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor hat im Jahr
2010 ein Rekordergebnis erzielt. „Bei Gesamteinnahmen von
194,3 Millionen Euro lagen die Spendeneinnahmen des Hilfs-
werks bei rund 77 Millionen Euro und somit um 25 Millionen
Euro höher als 2009“, so der Misereor-Hauptgeschäftsführer
Josef Sayer anlässlich der Jahrespressekonferenz. „Für uns
ist dies ein ganz besonderer Vertrauensbeweis in einem Jahr,
das von extremen Herausforderungen geprägt war“, sagte
Sayer. „Mit dem Erdbeben in Haiti im Januar und der verhee-
renden Flut in Pakistan waren wir mit zwei besonders
schwerwiegenden Naturkatastrophen konfrontiert. Gerade
letztere zeigt, warum uns der Klimawandel und die damit
verbundene Zunahme von wetterbedingten Katastrophen
solche Sorgen bereitet: Die Armen trifft es am härtesten!“ �
� www.misereor.de
Rekordergebnis für Misereor
Katholisches Hilfswerk verzeichnetEinnahmezuwachs von 25 Millionen Euro
Deutsche Wildtier Stiftung/T. Martin
22 � Werte stiften
Aktuelles
Die Errichtung einer Stiftung erscheint vielen potenziellen
Stiftern als kompliziert, die Verwaltung als aufwendig. Dies
wird daher häufig als ein Hemmnis für bürgerschaftliches
Engagement gesehen. Mit diesem Vorurteil räumt Edgar
Rauch, Stiftungsbeauftragter der Sparkasse Amberg-Sulz-
bach, im Gespräch mit Werte stiften auf.
Werte stiften: Viele potenzielle Stifter scheuen sich davor,
eine Stiftung zu gründen, weil ihnen die Errichtung oder
Verwaltung einer Stiftung als sehr aufwendig erscheint. Ist
bürgerschaftliches Engagement in Form einer Stiftungs-
gründung tatsächlich eine so komplizierte Angelegenheit?
Edgar Rauch: Im Prinzip ja, aber im Rahmen der Stifter-
gemeinschaft haben wir für die Stifter vorgearbeitet. Diese
werden in unseren Stiftergemeinschaften rundum betreut.
Die Errichtung einer Stiftung erfolgt letztlich per Unter-
schrift des Stifters. Dieser wählt eine zu fördernde Einrich-
tung und legt die Höhe des Stiftungsvermögens fest. Alles
andere wird dann vom Stiftungsverwalter, der Sparkasse
und dem Kundenbetreuer erledigt.
Klingt in der Tat einfach. Um was genau kümmern sich Stif-
tungsverwalter und Sparkasse?
Das beginnt bei Anforderung und Prüfung der gemein-
nützigkeitsrechtlichen Voraussetzungen der zu fördernden
Einrichtung, der Anerkennung beim Finanzamt, der Spen-
denverwaltung und dem Ausstellen von Zuwendungsbestäti-
gungen und geht letztlich bis zur Abwicklung der Förde-
rung an die begünstigte Einrichtung. Darüber hinaus küm-
mern wir uns auch um die Überwachung der zweckgerech-
ten Verwendung der zugewendeten Fördermittel beim Emp-
fänger und übernehmen als Sparkasse selbstverständlich die
Kontoführung und Vermögensanlage. Aber auch im Bereich
der Öffentlichkeitsarbeit oder der Beantwortung von Stifter-
und Spendenanfragen werden wir natürlich aktiv.
Das klingt nach einer Rundumversorgung?
In der Tat! Wir kümmern uns gemeinsam mit dem Stif-
tungsverwalter auch um Buchhaltung und Jahresabschluss,
erstellen und versenden den jährlichen Geschäftsbericht,
übernehmen selbstverständlich auch die laufende Beob-
achtung der rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedin-
gungen der Stiftung und nehmen erforderliche Anpassun-
gen vor, wenn diese notwendig sind. Auch bei der Prüfung
der Rechnungslegung der Stiftung durch die Revision wir-
ken wir mit. Unsere Stifter sind uns sehr wichtig. Wir möch-
ten, dass ihr großzügiges Wirken nicht in Vergessenheit
gerät und übernehmen deshalb nach deren Ableben auch
die Pflege des Grabes, wenn sich niemand anderes darum
kümmert.
Was bleibt dann noch für den Stifter?
Für den Stifter bleibt das Schöne am Stiften! Jeder Stifter
bestimmt den zu fördernden Zweck selbst und ganz indivi-
duell. Die Stifter können aus den zahlreichen, in der Stiftungs-
satzung festgesetzten Zwecken auswählen und dabei regio-
nal, national oder international tätige Einrichtungen unter-
stützen. Die Bandbreite reicht von der Unterstützung im Be-
reich der Erziehung oder Jugendhilfe über Kunst und Kultur
bis zum Sport oder den Denkmalschutz. Natürlich kann sich
jeder Stifter gerne aktiv in die Arbeit der Stiftung einbrin-
gen, beispielsweise bei der Organisation von Projekten oder
der Scheckübergabe an die geförderte Einrichtung. �
� www.sparkasse-amberg-sulzbach.de
Das Schöne am Stiften überlassen wirIhnen, die Arbeit übernehmen wir!
Edgar Rauch, Stiftungsbeauftragter der Sparkasse Amberg-Sulzbach
Rundumversorgung garantiert: Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach
Das Interview führte Ralph Schirrmeister.
24 � Werte stiften
Aktuelles
Das Remake im NDR orientiert sich stark am Konzept der
Originalshow. Damals wie heute beweisen prominente Kan-
didaten in kleinen schnellen Spielchen ihre spontane Krea-
tivität und ihr sportliches Geschick. Die Jury – unter ande-
rem Tagesschausprecher Jan Hofer – wacht über die genaue
Einhaltung der Spielregeln. Die bekannte Anfangsmelodie,
die leiernde Alarmsirene und der Satz von Moderator Hans
Rosenthal „Das Publikum ist der Meinung: Das war SPITZE!“
sind Kult und dürfen auch in der Neuauflage der TV-Show
nicht fehlen.
Hilfe für Menschen in Not
Anders als damals wird der erspielte Geldbetrag in der
Neuauflage nun ausschließlich der Hans Rosenthal-Stiftung
zugeführt. Deren Ziel ist es Menschen zu helfen, die plötz-
lich in eine Notsituation geraten sind. Die Gründe dafür
sind vielfältig. Die meisten Menschen tragen keine Schuld
an ihrer Not, sie geraten durch Unfälle, Krankheiten oder
andere Schicksalsschläge unverschuldet in Situationen, in
denen sie Hilfe benötigen. Die Hans Rosenthal-Stiftung hilft
diesen Menschen nach Schicksalsschlägen und Unglücksfäl-
len schnell und unbürokratisch, ihre akute Notlage zu besei-
tigen oder zumindest etwas zu mildern.
Dab da dab da da - dab da dab da da - dab da dab da da - daaaaaa! Dalli, dalli!
Gert Rosenthal, der Sohn von Hans Rosenthal, freut sich
über das Comeback der TV-Show. Er ließ es sich nicht neh-
men persönlich bei der Auftaktshow Ende Juli dabei zu sein.
Dem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten wünschte er
Dalli Dalli zurück auf dem BildschirmHans Rosenthal-Stiftung hilft mit Erlösen Menschen in Not
von Sabine Weißenborn
Vierzig Jahre nach der ersten Sendung „Dalli Dalli“ mit Hans Rosenthal flimmert das Remake der beliebten Quiz- und Spielshow über den heimischenBildschirm. Kai Pflaume moderiert nun das Schnelldenker-Quiz, das in den 70er und 80er Jahren Kultstatus erreichte. Die erste Folge der Show, diesich eng an das Originalkonzept hält, zählte fast 1,6 Millionen Zuschauer, immerhin ein Marktanteil von 11,8 Prozent.
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: [email protected]
www.medizinrecht-kanzlei.de
viel Erfolg mit der Sen-
dung und sagte den neuen
Moderator Kai Pflaume an.
Und Pflaume versprach
Spiele, Spaß und – wie
könnte es anders sein –
Spitze. War es die richtige
Entscheidung kaum etwas
am Aufbau und Ablauf der
Sendung zu ändern? Nun,
die älteren Zuschauer
freuen sich über Altbe-
kanntes wie Dalli-Klick
oder die Schnellraterunde und für die jüngeren sind die
kurzweiligen Spiele eine schöne Abwechslung zum sonsti-
gen TV-Einerlei. Das neue „Dalli Dalli“ funktioniert, weil es
genauso ist, wie die Show von früher. Vor allem der Spaß-
faktor wird groß geschrieben. In der ersten Show am 23. Juli
spielten im Team „Männer“ Uwe Ochsenknecht und Heiner
Lauterbach gegen Jenny Jürgens und Peter Hahne im Team
„Mattscheibe“. Wobei das „Männer“-Team – hier vor allem
Heiner Lauterbach bei seinen mehr oder weniger erfolglo-
sen Versuchen Tischtennisbälle mit dem Mund „anzusau-
gen“ dem Spielpartner zu übergeben und anschließend auf
dem Luftstrahl eines Föhns abzulegen – für Lachkrämpfe
bei Zuschauern, Moderator und Mitspielern sorgte. Ebenso
lustig, wenn Uwe Ochsenknecht im Finale nicht eine Frage
richtig beantworten kann und selbst sein Teamkollege Lau-
terbach vor Lachen vom Trapez rutscht. Die Sympathien der
Zuschauer hatten die beiden jedenfalls auf ihrer Seite.
Gleich mehrfach war das Publikum der Meinung: Das war
SPITZE! und bescherte einen wichtigen Extrapunkt.
Erlös geht an dieHans Rosenthal-Stiftung
Die erspielten Punkte werden am Ende in Euros umge-
rechnet und gehen als Spende an die Hans Rosenthal-Stiftung.
In der ersten Ausgabe sammelten Team „Männer“ und Team
„Mattscheibe“ 4060 Euro. „Mein Vater, Hans Rosenthal, rief
einst in der ZDF-Sendung „Dalli Dalli“ die Aktion „Dalli Dalli
hilft“ ins Leben, die sich für unverschuldet in Not geratene
Menschen einsetzte. In Würdigung seiner Person und zur Er-
innerung an sein Werk und Schicksal führt die Stiftung seit
1987 diese Aufgabe fort“, betont Gert Rosenthal sein Enga-
gement für die gute Sache. Der nächste Sendetermin von
„Dalli Dalli“ im NDR ist Samstag der 17.09. um 21:45 Uhr.
Mit einer Spende an die Hans Rosenthal-Stiftung können
auch Sie helfen: Berliner Bank NL db, BLZ 100 708 48, Spen-
denkonto 150 420 800. �
� www.hans-rosenthal-stiftung.de
Unvergessen: Showmaster HansRosenthal starb im Februar 1987in Berlin.
26 � Werte stiften
Stiftungswesenweiter im Aufwind
Werte stiften im Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzendendes Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Dr. Wilhelm Krull
Das deutsche Stiftungswesen befindet sich nach den Wor-
ten von Dr. Wilhelm Krull, dem Vorstandsvorsitzenden des
Bundesverbandes Deutscher Stiftungen (BVDS) und Gene-
ralsekretär der VolkswagenStiftung, weiter im Aufwind. Sein
Verband zählt rund 3600 Mitglieder und über Stiftungsver-
waltungen sind ihm mehr als 6000 Stiftungen mitglied-
schaftlich verbunden. Der größte derartige Verband in
Europa repräsentiert rund drei Viertel des deutschen Stif-
tungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.
95 Prozent der deutschen Stiftungen sind gemeinnützig. Wie
Krull in einem Gespräch mit der Redaktion „Werte stiften“
betonte, sind mehr als die Hälfte aller selbstständigen Stif-
tungen in den letzten 20 Jahren errichtet worden. „Das
zeigt, dass 60 Jahre Frieden und Wohlstand durchaus einen
entsprechenden Effekt haben, Stiftungen zu gründen“,
meinte Krull. Im Übrigen sei dieser Effekt schon einmal und
zwar im Kaiserreich zu beobachten gewesen. Aber durch
die beiden Weltkriege haben die Stiftungen ihr gesamtes
Vermögen verloren. Wie Krull weiter ausführte, hat der
BVDS an der Entwicklung, was das Wachstum angeht, spür-
bar partizipiert. Jedes Jahr kommen nach seinen Worten
zwischen 700 und 800 Neugründungen hinzu, sodass „wir
davon ausgehen, in wenigen Jahren die 5000er Grenze zu
überschreiten.“ Die meisten anderen Verbände in Europa
liegen bei 400 bis 500 Mitgliedsstiftungen, nur im italieni-
schen Verband gibt es an die 1200 Stiftungen. Natürlich
sind nicht alle Stiftungen Mitglieder des BVDS, aber „wir lie-
gen eben in Europa ganz weit an der Spitze.“
Einen riesigen Nachholbedarf sieht Krull in den neuen
Bundesländern. Nur 6,5 Prozent aller Stiftungen befinden
sich im Osten Deutschlands. Den Nachholbedarf wird man
nicht kurzfristig ausgleichen können, denn eine über 40
Jahre dauernde staatssozialistische Antistiftungspolitik, vor
allem auch die Enteignung der traditionellen Stiftungen in
Ostdeutschland hat ein Vakuum geschaffen. Aber es ist ge-
lungen, vor allem alte kirchliche Stiftungen wieder zu bele-
ben. „Ich glaube aber, dass ein Wohlstandsniveau und eine
Konzentration von Reichtum, wie sie sich im Westen über
eine lange Zeit hinweg entwickelte, im Osten noch auf sich
warten lässt“, stellte Krull fest. Trotzdem ist es wichtig, auch
dort das zivilgesellschaftliche Denken privater Akteure zu
wecken. Es muss gelingen, dass das soziale, kulturelle und
wissenschaftliche Denken auf das Gemeinwohl gerichtet ist.
Diesen Gedanken muss man in die Gesellschaft hineintra-
gen und an Beispielen klarmachen, dass dies ein sinnvoller
Weg ist. Dazu, so Krull, ist natürlich auch ein Mentalitäts-
wandel erforderlich, denn es ist noch in vielen Köpfen, dass
es nur darauf ankomme, über lautes Klagen die Politik dazu
zu bewegen, die Dinge zu regeln. Diese Mentalität, alles dem
Staat zu überlassen, gibt es aber auch zum Beispiel in Frank-
reich. Dort existiert kaum eine Stiftungskultur vergleichbar
mit der in Italien, der Schweiz oder in Deutschland. „Mit
dem nächsten Stiftungstag in Erfurt wollen wir gerade im
Osten Anlässe zum Stiften schaffen“, betonte Krull.
Dass sein Verband vor allem rechtsfähige Stiftungen ver-
tritt, sieht Krull darin begründet, dass es wichtig ist, den
Stiftungssektor zu charakterisieren und herauszustellen, was
man unter dem Wort Stiftungen versteht. Es gibt zu viele In-
stitutionen, die sich nur Stiftungen nennen. Für den BVDS
ist das normative Konzept einer Stiftung mit einer hinrei-
Aktuelles
28 � Werte stiften
Aktuelles
chenden Kapitalausstattung, einer darauf angepassten
Zwecksetzung und einer autonomen Eigenorganisation aus-
schlaggebend. Das bedeutet aber nicht, dass sich der BVDS
nicht mit Treuhand- oder Bürgerstiftung beschäftigt. So
haben sich bestimmte Stiftungen wie die Bosch Stiftung
oder die Körber Stiftung dafür eingesetzt, das Thema Bürger-
stiftung voran zu bringen. Ferner hat sich die Körber Stif-
tung als Geburtshelfer für die Bürgerstiftung Dresden, die
mit einer Million Euro ausgestattet wurde, betätigt. Diese Art
von Gemeinschaftsstiftung ist für Krull eines der zukunftsfä-
higen Modelle, vor allem dann, wenn man an den Erbüber-
gang nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Stiftungen
denkt. „Denn wir werden auch dort vor allem in den Berei-
chen, wo die Stiftung eine Kapitalausstattung zwischen
100.000 und einer Million Euro hat, auf das ehrenamtliche
Engagement angewiesen sein. Sie könnten zwar theoretisch
aus den Erträgen von einer Million Euro einen professionel-
len Mitarbeiter einstellen. Der würde sich dann aber in der
Konsequenz nur mit sich selbst beschäftigen.“
Grundsatzpapier vorbereitet
Sein Verband prüft derzeit, welche der Modelle, ob eine
Stiftung treuhänderisch verwaltet oder von einer Bürgerstif-
tung weitergeführt wird, zukunftsfähig sind. Für den Be-
reich Treuhandstiftung soll ein Grundsatzpapier mit Leitli-
nien guter Treuhandstiftungspraxis erarbeitet werden. Er
geht davon aus, dass es im Herbst verabschiedet werden
kann. Es soll für Interessenten eine Anleitung sein, worauf
zu achten ist, wenn man sich an einen Treuhänder wendet.
Den Treuhandstiftungsmarkt nannte Krull ausgesprochen
heterogen. Man findet dort glaubwürdige und verlässliche
Treuhänder, aber auch sehr viele mit ausgeprägt kommer-
ziellen Interessen, die mit hohen Gebühren für sich einiges
vereinnahmen und die auch nicht immer transparent sind
in der Mittelvergabe. Die Glaubwürdigkeit und das Ansehen
des gesamten Sektors müssen aber gewahrt bleiben.
Treuhandstiftungen lehnt der BVDS nicht ab, aber man
muss darauf achten, in welchem Geschäftsmodell von Treu-
handstiftung man sich bewegt. Schließlich gibt es ja auch
die Fälle, dass man eine Stiftung mit Blick auf den Todesfall
gründet und zunächst nur eine kleine Dotierung vornimmt.
Bei heute großen Stiftungen, wie zum Beispiel der Zeit Stif-
tung hat man schon solche Kopplungsgeschäfte erfolgreich
zu Ende geführt. Der Zeitgründer Bucerius hatte in den 70-
er Jahren eine kleine Stiftung gegründet. Diese bekam nach
seinem Tod immerhin fast eine Milliarde DM und ist heute
eine der leistungsstärksten Stiftungen in Deutschland.
„Wenn ich weiß, ich habe nicht die Möglichkeit, einen Kapi-
talstock von mehreren Millionen zu gründen, dann ist ei-
gentlich die noble Geste des Zustiftens angebracht. Man
sollte nach bereits existierenden Stiftungen suchen, die
ebenfalls die eigenen Ziele verfolgen,“ meinte Krull.
Kooperation mit anderenAkteuren angestrebt
Es ist wichtig, dass einer mit einem dringenden Anliegen
nicht eine Stiftung gründet, sondern spendet. Das hilft di-
rekt dem angestrebten Zweck. Bei einem langfristigen Ziel
sollte überlegt werden, wie man stiften kann. Die Frage
stellt sich, wie man am besten zusammen mit anderen Ak-
teuren etwas tut, falls man selbst kein großes Vermögen hat,
oder wenn ein solches vorhanden, wie dieses strategisch
eingesetzt werden kann. Sein Verband beobachtet seit Jah-
ren bei jüngeren Stiftern zwischen 50 und 60, dass sie eine
Stiftung errichten und sich selbst auch nach Beendigung
ihrer unternehmerischen oder beruflichen Tätigkeit dort
mit einbringen. Weiter ist zu beobachten, dass Personen, die
während ihrer unternehmerischen Tätigkeit zum Beispiel
Kunst gesammelt haben oder Musikfreunde sind, jetzt ihren
zweiten Traum leben und etwas realisieren, was ihnen aus
Zeitgründen vorher gar nicht möglich war. „Das finde ich
eine sehr schöne Entwicklung, dass hier Engagement, Kom-
petenz und Kapital über eine Person in die Stiftung einge-
bracht werden“, freute sich Krull.
Zu der landläufigen Meinung, ein Stifter sei alt und reich,
nannte Krull als Gegenbeispiel einen Michael Stich, einen
Philip Lahm oder einen Per Mertesacker. Diese haben sich
neben ihrer sportlich-beruflichen Tätigkeit ein zweites
Standbein geschaffen. Sein Verband ist auf der Suche nach
jüngeren Menschen mit auch nicht so großen Vermögen.
Auskunftsfreudig: Dr. Wilhelm Krull, Vorstandsvorsitzender des Bundes-verbandes Deutscher Stiftungen im Gespräch mit Dr.Wolf-R. Scharff, Chefredakteur des Magazins Werte stiften.
Werte stiften � 29
Denn diejenigen, die vor Jahren Stiftungen gründeten, sind
heute meist Ende 70. Wie Krull meinte, wird es Zeit, neue,
junge Zustifter zu gewinnen. Diese müssten zugleich für
neue Aufgaben wie zum Beispiel die der Berufsberatung ge-
wonnen werden. Dort sagen nicht nur die alten, erfahrenen
Hasen wo es lang geht, sondern auch die, die selber erst vor
vier bis fünf Jahren ihr Studium beendet haben. Er beobach-
tet, dass so die Bürgerstiftungen über diesen Weg sich den
jüngeren öffnen. Sie zeigen, dass man auch mit 500 Euro
Mitstifter werden kann und gleichzeitig eine Mitgestaltungs-
möglichkeit hat. Sein Verband stellt derzeit fest, dass es viele
Personen zwischen Mitte 30 und Mitte 40 gibt, die durch
den Aufstieg im Beruf, die Familiengründung und Kinderbe-
treuung für dieses Segment weitgehend ausfallen. Aber das
Modell Bürgerstiftung ist gerade vor dieser Zeit und auch
danach geeignet, dass sich die Interessenten einbringen, in
dem sie ein Mitspracherecht und auch Mitgestaltungsmög-
lichkeiten haben.
Umwelt und Klimawandelim Mittelpunkt
Eines der Hauptanliegen seines Verbandes ist es, das
kreative, unternehmerische und soziale Element unserer Ge-
sellschaft zu stärken. Vielfach gründen Stifter aus ihrer Un-
ternehmerrolle heraus eine Stiftung und agieren dort auch
unternehmerisch. Auf der einen Seite wird die Unterneh-
merpersönlichkeit so zur Stifterpersönlichkeit, auf der ande-
ren Seite agiert sie unternehmerisch in der Stiftung. Fast ein
Drittel aller Stiftungen haben einen sozialen Zweck. Schließ-
lich kreativ: Das hat vor allem etwas mit dem Anspruch zu
tun, dass Stiftungen auch Motoren des Wandels oder zumin-
dest Impulsgeber für Veränderungen sein und dabei immer
wieder neue Lösungen, neue Formen der Förderung und des
Mitgestaltens entwickeln wollen. Des Weiteren wird künftig
der Aspekt Umwelt und Nachhaltigkeit, Klimawandel, Klima-
katastrophen und deren Folgen für das Stiftungshandeln ein
wesentliches Thema sein. Vor 20 Jahren war zu beobachten,
dass nur drei Prozent aller Stiftungen ein Umweltanliegen in
ihrer Zwecksetzung hatten. Heute sind es schon acht Prozent
und die Tendenz ist steigend. Immer mehr Stiftungen sehen
als einen ihrer Zwecke oder sogar als Hauptzweck die Aus-
einandersetzung mit dem Klimawandel an. Die daraus resul-
tierenden Folgen bis hin zur Migration und möglichen Be-
wältigungsstrategien für Katastrophenszenarien gewinnen
immer mehr an Gewicht. „Dem wollen wir im nächsten
Jahr beim Deutschen Stiftungstag in Erfurt unsere volle Auf-
merksamkeit schenken“, verspricht Krull. �
� www.stiftungen.org
Aktuelles
Das Gespräch führten Stephan Bühring und Wolf-R. Scharff.
20 ihrer Förderprojekte präsentiert die Deutsche Stif-
tung Denkmalschutz noch bis zum 23. September 2011
in der Nord-Ostsee-Sparkasse Westerland. Denkmale un-
terschiedlicher Gattungen aus ganz Deutschland werden
in der Fotoausstellung gezeigt. Dazu gehört die mächtige
Wismarer Georgenkirche ebenso wie die Alte Kapelle im
bayerischen Regensburg oder der Leuchtturm Roter
Sand in der Wesermündung. Aus Schleswig-Holstein wird
das Prinzenhaus in Plön vorgestellt. Die Ausstellung ist in
der Nord-Ostsee-Sparkasse Westerland zu besichtigen:
Mo-Fr 8.30-12.30, Mo, Di, Fr 14.00-16.30, Do 14.00-18.00
Uhr. Unterstützt werden die Ziele der Stiftung in Nord-
friesland durch den ehrenamtlichen Ortskurator Dr.
Günter Klatt aus Husum.
Seit ihrer Gründung vor 26 Jahren hat die private
Bonner Stiftung dank der Spenden von über 190.000
Förderern und Mitteln der GlücksSpirale, der Rentenlot-
terie von Lotto, mehr als 460 Millionen Euro für rund
3.800 bedrohte Denkmale in ganz Deutschland zur Ver-
fügung stellen können.
Zu den mehr als 120 von der Stiftung geförderten
Projekten in Schleswig-Holstein zählen im Norden des
Landes die Galluskirche in Neugalmsbüll, der Friesen-
dom St. Johannis in Nieblum auf Föhr, in Flensburg die
ehemalige Löwen-Apotheke und der Alte Friedhof,
Schloss Glücksburg, in Husum Dragseth’s Gasthof und
die Marienkirche, die alt-katholische Kirche in Nord-
strand, die Windmühle Aurora in Weddingstedt und der
Neuwerkgarten von Schloss Gottorf in Schleswig. �
� www.nospa.de, www.denkmalschutz.de
Ausstellung in derNord-Ostsee-Sparkasse
in Westerland
Deutsche Stiftung Denkmalschutzzeigt gerettete Baudenkmale
Prinzenhaus in Plön. Foto: Roland Rossner/DSD
30 � Werte stiften
Das bürgerschaftliche Engagement mittels Stiftungen zählt
im anglo-amerikanischen Sprachraum seit Jahrzehnten zu
den wesentlichen Stützen im Bereich von Kunst, Kultur und
Denkmalschutz sowie im sozialen Bereich. Aus jüngerer Zeit
zu nennen sind hier die Stiftungen des Ehepaares Gates (Mi-
crosoft) sowie von Warren Buffett. Doch auch klangvolle
Namen wie Carnegie, Guggenheim oder Rockefeller sowie
die großen US-Universitätsstiftungen haben sicher zur Be-
deutung des amerikanischen Stiftungswesens beigetragen.
Im Vergleich dazu befindet sich das Stiftungswesen in
Deutschland nahezu noch in seinen Anfängen. Doch mit
Blick auf die oft leeren Kassen der öffentlichen Hand wur-
den das Stiftungsrecht sowie die entsprechenden steuerli-
chen Bestimmungen in den letzten Jahren modernisiert und
vereinfacht, um für Zwecke des Gemeinwohls verstärkt pri-
vate Gelder mobilisieren zu können. Auf diese Entwicklun-
gen hat die Sparkasse Rottal-Inn frühzeitig reagiert und be-
reits im Jahre 2003 zusammen mit dem Landkreis Rottal-Inn
den „Kulturstiftungsfonds Rottal-Inn“ aus der Taufe geho-
ben. Wesentliches Ziel dieses Projektes ist es, das einzige
landkreiseigene Theater in Deutschland, das Theater an der
Rott, in seinem Bestand dauerhaft zu erhalten und zu för-
dern. Mit der Gründung der „Stiftergemeinschaft der Spar-
kasse Rottal-Inn“ erweiterte die Sparkasse 2007 ihr Angebot
im Stiftungswesen: Auf Basis dieser Plattform können neue
Stiftungen begründet werden sowie Zustiftungen zu bereits
bestehenden Stiftungen erfolgen.
In beiden Projekten konnten bisher insgesamt 21 Stif-
tungen errichtet werden, das Stiftungsvermögen bewegt
sich inzwischen im gut siebenstelligen Bereich. Die Stif-
tungszwecke erstrecken sich von der Förderung eines Kin-
dergartens über die Kinder- und Jugendhilfe, die Wohltätig-
keit bis hin zur Unterstützung von in Not geratenen Men-
schen. Geleistet wurden diese Stiftungsmittel nicht nur
durch die örtliche Unternehmerschaft sowie politische
Mandatsträger, sondern auch von vermögenden Privatleu-
ten, z. B. als Geldleistung, im Rahmen eines Testaments oder
auf Basis einer Stifterrente.
Ein schönes Beispiel dafür ist die Christanger Wohltätig-
keitsstiftung, gegründet als nichtselbständige Stiftung im
Aus der Region für die RegionStiftergemeinschaft der Sparkasse Rottal-Inn –
eine Einladung zum bürgerschaftlichen Engagement
von Stephan Hauf
Aktuelles
Dipl. Bankbetriebswirt
Stephan E. Hauf ist Stif-
tungsbeauftragter der
Sparkasse Rottal-Inn und
Leiter des Wertpapierzen-
trums.
� www.sparkasse-rottal-inn.de
Thorsten Kilwing und Pfarrer Heinrich Soffel von der Diakonie Pfarrkirchen freuen sich gemeinsam mit Sparkassendirektor Johann Fischer von derSparkasse Rottal-Inn, Dieter Weisner von der DT Deutsche Stiftungstreuhand und Stephan Hauf von der Sparkasse Rottal-Inn (von links).
Rahmen der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rottal-Inn.
Errichtet wurde sie vom Diakonischen Werk Pfarrkirchen
e. V., einem Träger der Alten- und Krankenpflege. Mit den
Stiftungserträgen soll gewährleistet werden, daß auch in Zu-
kunft in unserer Region eine gute und verantwortungsvolle
Bandbreite von sozialen Projekten in den Bereichen der Al-
tenhilfe, Kinder und Jugendarbeit sowie Jugendhilfe ange-
boten werden kann.
Grundsätzlich ist der Stiftungszweck frei wählbar, er darf
jedoch nicht bestehendes Recht verletzen oder das Gemein-
wohl gefährden. Die steuerliche Anerkennung der Gemein-
nützigkeit erhält die Stiftung jedoch nur, wenn die Stiftungs-
zwecke mildtätig, gemeinnützig oder kirchlich im Sinne der
Abgabenordnung sind.
Die Gründe für die Errichtung einer Stiftung sind viel-
fältig. Der Stifter übernimmt durch sein Engagement ge-
sellschaftliche Verantwortung, vielleicht gibt er auch der
Öffentlichkeit etwas von dem zurück, was er in seinem
Leben selbst bekommen hat. Auch kann eine Stiftung ein
persönliches Andenken für den Lebenspartner oder die
Nachkommen sein. Durch eine Stiftung wirkt diese sogar
über den Tod des Stifters hinaus. Der steuerliche Nutzen
einer Stiftungserrichtung steht nicht im Vordergrund.
Wie ist nun die Einrichtung einer eigenen Stiftung bzw.
die Erbringung einer Zustiftung konkret durchführbar? Im
Wesentlichen sind hier durch den Stifter/die Stifterin ledig-
lich drei Unterschriften erforderlich, das rechtliche Proze-
dere bis hin zur Übermittlung einer Steuerbestätigung für
den Stifter erfolgt durch die Sparkasse Rottal-Inn in Zusam-
menarbeit mit der Deutschen Stiftungstreuhand. Damit ist
es möglich, sich für den nach seinen persönlichen Vorstel-
lungen ausgesuchten Stiftungszweck langfristig, dauerhaft
und sogar über den Tod hinaus zu engagieren: Das gestiftete
Vermögen bleibt erhalten, die erzielten Erträge werden für
den Stiftungszweck verwendet. Stiftungsneugründungen
sind bereits ab einem Betrag von 10.000 Euro möglich, Zu-
stiftungen zu bereits bestehenden Stiftungen unterliegen
keiner Betragsbegrenzung. Die Stiftergemeinschaft der Spar-
kasse Rottal-Inn bietet Stiftern einen einfachen und schnel-
len Weg zur eigenen Stiftung. Mit wenigen Unterschriften
auf einer zweiseitigen Stiftungsvereinbarung ist eine Stif-
tung in der Stiftergemeinschaft errichtet – alles Weitere
übernehmen die Sparkasse Rottal-Inn und die Deutsche Stif-
tungstreuhand als Verwalter der Stiftergemeinschaft. �
Aktuelles
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Kirchenfenster sind im Zusammenspiel von Farben und
Symbolen sichtbarer Ausdruck von Frömmigkeit. Einer der
bekanntesten Glasmaler und Gestalter von Fenstern im sa-
kralen Raum war in den 1950er-Jahren der Künstler Alois
Stettner. Ihm ist eine Ausstellung in der Kirche St. Kastor in
Koblenz gewidmet. Die Basilika wurde einheitlich nach Vor-
lagen Stettners neu verglast. Die Ausstellung unter dem Titel:
„Alois Stettner – Glasmalerei und Kirchenfenster“, zeigt
noch bis 11. September Entwürfe der Original-Fenster. So
kann der Besucher den handwerklichen Entstehungspro-
zess von der Vorlage bis zur Fertigstellung nachvollziehen.
Die Präsentation in dem Gotteshaus am Deutschen Eck ist
täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet
Organisiert wird sie von der Stiftung Kultur im Kreis AK.
Sie hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Werke fast
vergessener Kulturschaffender aus der Region wieder in Er-
innerung zu rufen. Zu diesen Künstlern gehört der Grafiker
und Glasmaler Alois Stettner. Er wurde 1911 in Mudersbach
im Kreis Altenkirchen geboren und wäre am 4. Oktober
hundert Jahre alt geworden. „Alois Stettner war auf jeden
Fall ein konturiert und expressiv arbeitender Künstler, der
die Nähe zu Ernst Barlach gesucht hat. Beide korrespondier-
ten miteinander“, sagt Stiftungsvorstand Gerhard Junglas.
Stettner studierte an der Staatlichen Kunstakademie Düs-
seldorf. Von 1950 bis 1956 gehörte er der renommierten
Künstlerkolonie auf dem Asterstein in Koblenz an. Es folg-
ten große Aufträge für die Gestaltung von Kirchenfenstern,
unter anderem in Koblenz (St. Kastor, Herz Jesu, St. Elisa-
beth, Maria Hilf) im Mainzer Dom, in Trier (St. Antonius,
Liebfrauen) und in seiner Heimatregion (Mudersbach, Kir-
chen, Alsdorf, Dermbach, Neustadt/Wied). Ein Entwurf des
Künstlers für die Gestaltung von Fenstern im Kölner Dom
wurde preisgekrönt, aber nicht verwirklicht. 1956 erhielt
Stettner einen Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende
Kunst in Darmstadt. Doch nur ein Jahr später verstarb er im
Alter von 45 Jahren. Ein Nachruf würdigt sein meisterliches
Werk: „Man ist geneigt zu sagen, dass seine Farbgebung die
Lauterkeit seines Glaubens, der Strich der Bleistege aber
dessen Kraft ausdrückt.“ Seine von ihm gestalteten Kirchen-
fenster sollten, heißt es weiter, den „christlichen Geist der
Kirche atmen und Verkünder der religiösen Wahrheiten“ sein.
Die Ausstellung mit den Werken von Alois Stettner gibt den
Besuchern die Möglichkeit, diesen ausdrucksstarken Zeug-
nissen religiöser Kunst und Schaffenskraft nachzuspüren. �
� www.stiftung-kultur-ak.de, www.kreissparkassealtenkirchen.de
32 � Werte stiften
Aktuelles
Glasmalerei und KirchenfensterAusstellung mit Werken von Alois Stettner in Koblenz
Ein Beispiel der Kunst von Alois Stettner: Im südlichen Seitenschiffder Basilika St. Kastor in Koblenz befindet sich im „Piusfenster“ dieDarstellung: „Die Einführung der Kinder Kommunion“.
Im Jahre 1954 wurde in das wieder geöffnete Obergardenfensterin der Westwand der Basilika St. Kastor in Koblenz das Glasgemälde„Das jüngste Gericht“ eingebaut.
Hunger tötet wie eine Kugel. Die Hungersnot in Ostafrika
zeigt es uns täglich. Viele Menschen glauben, alleinige Ursa-
che des Hungers seien Naturkatastrophen wie eine anhal-
tende Dürre. Nicht benannt werden die meisten Ursachen,
die durch Menschen gemacht werden.
Von knapp einer Milliarde Menschen, die weltweit Hun-
ger leiden müssen, sind nur zehn Prozent von Naturkatastro-
phen betroffen. Der überwiegende Teil der Betroffenen hun-
gert „leise“, kontinuierlich und auf dem Land. „Aktuell ver-
schärft sich die Situation, da Investoren und Spekulanten zu-
nehmend mit Ackerland und Nahrungsmitteln zocken.
Dabei geht es nicht um Hungerbekämpfung, im Gegenteil:
Knappheit und Dürren verheißen sprudelnde Gewinne“, so
Barbara Lehmann-Detscher von FIAN Deutschland.
Biosprit statt Ackerland
Wie Lehmann-Detscher am Beispiel Äthiopien berichtet,
wurde in der Hungerregion Oromia die lokale Bevölkerung
von ihrem Ackerland vertrieben, da Investoren aus Europa
hier Biosprit produzieren wollen. Gleichzeitig verdoppelte
sich innerhalb nur eines Jahres der Preis für Weizen. Dies
hat einen tödlichen Cocktail aus armer Bevölkerung, zer-
störter lokaler Nahrungsmittelproduktion und extrem
hohen Preisen geschaffen. Eine Dürre hat da leichtes Spiel.
Auch der Weltmarktpreis für Weizen verdoppelte sich.
Warum? Die Weltbevölkerung hat sich letztes Jahr nicht ver-
doppelt und auch die Ernten waren nicht schlecht. Schuld
sind laut Experten wieder vor allem der Biosprit-Boom und
die Finanzspekulanten. Die Menschenrechtsorganisation
FIAN fordert, dass Strategien zur Hungerbekämpfung hier
ansetzen müssen. „Denn die Ursachen des Hungers sind
struktureller Natur und damit politisch gemacht. Wer das
Menschenrecht auf Nahrung ernst nimmt, muss darauf hin-
weisen.“ Die Vereinten Nationen halten fest: „Im Grunde
liegt die Wurzel des Problems von Hunger und Mangeler-
nährung nicht in einem Mangel an Nahrungsmitteln, son-
dern im mangelnden Zugang großer Teile der Weltbevölke-
rung zu den verfügbaren Nahrungsmitteln.“
Um sich auch weiterhin aktiv für die Hungerbekämpfung
engagieren zu können, bittet der FIAN Deutschland e.V. um
Spenden. Spendenkonto 4 000 444 400 bei der GLS-Bank,
Bankleitzahl 430 609 67. �
� www.fian.de
Werte stiften � 33
AktuellesAktuelles
Hunger ist kein SchicksalDie Menschenrechtsorganisation FIAN kämpft für das Recht auf Nahrung
Kein Zugang mehr: Investoren nehmen sich die besten Böden
Nachdem am 11. September 2011 in der sogenannten Kon-
stantin-Basilika in Trier in einer öffentlichen Veranstaltung
Kulturministerin Doris Ahnen und Dr. Rosemarie Wilcken, Vor-
standsvorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz
(DSD) gemeinsam mit Oberbürgermeister Klaus Jensen und
Landeskonservator Dr. Joachim Glatz den Tag des offenen
Denkmals bundesweit feierlich eröffnet haben, laden private
und öffentliche Teilnehmer in der Stadt den ganzen Tag über
in die über 30 geöffneten Denkmale und zu Aktionen ein.
Ein besonderer Event ist die Gladiatorenschule im Am-
phitheater, Olewiger Straße 27. Das in die antike Stadtmauer
einbezogene Theater stammt aus dem späten 2. Jahrhundert.
Ursprünglich waren die Ränge der knapp 20.000 Zuschauer
fassenden Anlage um die ovale Arena lediglich aufgeschüt-
tet, nur die Stützmauern und die Eingänge waren gemauert.
Das bis ins 5. Jahrhundert hinein benutzte Amphitheater
diente im Mittelalter den Zisterziensern von Himmerod als
Steinbruch. Auf den Erdwällen legte man einen Weinberg an,
der noch bis ins 19. Jahrhundert bestand. Seit 1816 wird das
Gelände dann schrittweise freigelegt und erforscht, eine
erste systematische Grabung fand 1891 statt. Unter der
Arena, befindet sich eine Art Keller. Noch immer kann man
dort die Holzbalken einer Kolbenpumpe im Original besich-
tigen, die der Entwässerung in den Olewiger Bach diente.
Geöffnet ist das Amphitheater am 11. September 2011
von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Um 12.30, 13.30 und 14.30
Uhr können Besucher die Jubiläumspräsentation „Das
Leben der Gladiatoren“ von Ars Dimicandi und Jan Krüger
erleben. Seit 2002 findet in Trier alljährlich an vier Standor-
ten unter dem Namen „Brot & Spiele“ Deutschlands größtes
Römerspektakel statt. Ein Teil davon, das „Spectaculum“, ein
Schauspiel in Verbindung mit echten Gladiatorenkämpfen,
spielt vor der historischen Kulisse des Amphitheaters. Bis
2005 beschränkte sich das Programm auf Gladiatoren-
kämpfe des Mailänder Instituts Ars Dimicandi, die in diesem
Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiern, sowie akrobatische
Darbietungen. Seit 2006 werden die Kämpfe in eine histori-
sche Inszenierung eingebettet, die der Gesamtveranstaltung
den Titel verleiht. �
� www.tag-des-offenen-denkmals.de, www.denkmalschutz.de
Spectaculum im AmphitheaterIn Trier wird der diesjährige Denkmaltag bundesweit eröffnet
Aktuelles
Das Amphitheater in Trier wird am 11. September 2011 historischer Schauplatz der Gladiatorenschule.
36 � Werte stiften
Aktuelles
In ihrer jüngsten Sitzung entschieden die Stiftungsräte der
drei RheinEnergieStiftungen über die Vergabe der zur Verfü-
gung stehenden Fördermittel in Höhe von 715.000 Euro.
In der RheinEnergieStiftung Kultur wurden 20 Einrich-
tungen mit einer Fördersumme von insgesamt 240.500 Euro
ausgestattet. Die Förderschwerpunkte reichen von der „Ver-
mittlung von Kunst und Kultur an Jugendliche“ über „Koope-
ration und Vernetzung von Einrichtungen“ bis hin zu „insti-
tutioneller Förderung als Hilfe zur Selbsthilfe“. Freuen konnte
sich beispielsweise erneut das Zentrum für Alte Musik aus
Köln, dessen Kooperationsprojekt im dritten Jahr unterstützt
wird. Das Zentrum begreift sich als Anlaufstelle für alle Pro-
tagonisten der Szene für Alte Musik. Auf dem Helios-Gelände
in Köln-Ehrenfeld entsteht zur Zeit eine verbesserte Infra-
struktur in Form von Proberäumen, Künstlerquartieren und
Büroräumen. Das Zentrum will auch als gemeinsames
Sprachrohr dienen und der Alten Musik mehr Öffentlichkeit
für ihr bundesweit herausragendes Schaffen verleihen.
Von der RheinEnergieStiftung Familie werden Vorhaben
gefördert, die Familien über Bildungs- und Beratungsange-
bote stärken. Ein neuer Trend in der Familienbildung ist bei-
spielsweise, sich ausschließlich an die Väter zu wenden. In
dem noch jungen Verein „Väter in Köln“ haben sich viele
engagierte Kölner zusammengeschlossen, um speziell die
männlichen Erziehungsverantwortlichen mit Informationen
zu versorgen und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Hier-
durch sollen Väter an ihre Verantwortung im Erziehungs-
prozess erinnert werden. „Papamotion – neue Väter in Be-
wegung!“ bietet thematisch eng gefasste Vorträge und Semi-
nare, das „Vätercafé“ zum Austausch sowie Freizeitunter-
nehmungen für Väter und ihre Kinder. Insgesamt wurden
vom Stiftungsrat 305.000 Euro an elf Projekte vergeben.
Der Stiftungsrat der RheinEnergieStiftung Jugend/Beruf,
Wissenschaft vergab Fördermittel für Projekte, die Jugendli-
che im Übergang aus der Schule in den Beruf unterstützen.
Der größere Anteil der Projektförderungen wird in dieser
Stiftung allerdings zur Herbstsitzung vergeben, auf der die
Forschungsvorhaben der Kölner Hochschulen berücksich-
tigt werden. So wurden zu diesem Zeitpunkt lediglich vier
Trägern insgesamt 169.000 Euro zugesagt, mit denen die
Stärkung der Ausbildungsfähigkeit, berufliche Orientierung
und Berufsvorbereitung verbessert werden soll. An der Ju-
gendakademie Walberberg erhalten in naher Zukunft Ju-
gendliche aus Zuwandererfamilien, deren Schulabschluss
gefährdet ist, die Gelegenheit, in einem dreiwöchigen Feri-
enkurs ihre deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern.
Eine Mischung aus Erlebnis, Lernen, Sport, beruflicher Ori-
entierung und Theater schafft hierbei eine attraktive und ab-
wechslungsreiche Lernatmosphäre. Die Jugendlichen aus
den Klassen 7 und 8 können hier außerhalb der Schule ziel-
gerichtet und mit Spaß die individuellen Kenntnisse auf-
bauen. Über zwei Jahre wurde seitens der Stiftung eine För-
derung zugesagt. �
� www.rheinenergiestiftung.de
RheinEnergieStiftungenfördern 35 Projekte
Väter stehen im Mittelpunkt
links: Asasello-Quartett. rechts: Talkrunde (v. l. n. r.) Thomas Breuer, Vorstand Stiftung Kultur, Barbara Zaabe, Kinderschutzbund Köln, ModeratorArnold Sitte und Dr. Agnes Klein, Dezernetin Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln. Foto: Joachim Rieger
Berichte und Kampagnen
Carola D. (38) ist alleinerziehende Mama von Benni (2). Sie
ist Diabetikerin und darüber hinaus blind. Ohne Unterstüt-
zung kann sie ihren Alltag nicht bewältigen. Zum Glück gibt
es die Not-Mutter Maria F. (45). Sie bringt Benni zum Kinder-
garten, kauft ein, hilft im Haushalt. Jeden Tag.
Maria F. ist eine von mehr als 200 sogenannten Notmüt-
tern alleine in der Geschäftsstelle Frankfurt des Notmütter-
dienst Familien-und Seniorenhilfe e.V., dessen Bundeszen-
trale seit 42 Jahren in Frankfurt beheimatet ist. Mittlerweile
gibt es Zweigstellen in Berlin und Hamburg, weitere sollen
noch gegründet werden.
Nicht nur in Familien mit kleinen Kindern hilft der Not-
mütterdienst (NMD), sondern seit Jahren geht es immer
öfter um die Betreuung älterer oder pflegebedürftiger Men-
schen. Der gemeinnützige Verein bietet Hilfe, wo sie ge-
braucht wird, stundenweise, als auch rund um die Uhr.
„Viele wissen nicht, dass es nicht zu teuer ist, Senioren in
ihrem eigenen Zuhause zu betreuen, sagt Ingrid Damian, die
Geschäftsführerin des NMD. Für sie hat die häusliche
Pflege absolute Priorität. Krankenkassen oder Versicherun-
gen übernehmen häufig die Kosten, weil sie dafür die Kran-
kenhaus- oder Heimkosten sparen. Auch die Sozialrathäuser
steuern, nach Prüfung der Hilfsbedürftigkeit, bis zur Hälfte
der Summe bei. „Nahezu 60 Prozent aller durch den NMD
übernommenen Betreuungsfälle brauchen auf diese Weise
nicht privat gezahlt zu werden“ berichtet Damian.
Die Helfer arbeiten als Freie Mitarbeiter. Das Stundenho-
norar beträgt in der Regel 10 Euro. Bei Anforderung von
Fachkräften im pflegerischen oder pädagogischen Bereich
kann das Entgelt auch höher sein.
„Es macht mich krank, wenn ich sehe, wie man heutzu-
tage oft über die Köpfe alter und kranker Menschen be-
stimmt“, sagt Damian entschie-
den, denn man könne Men-
schen, die ein langes Leben
hinter sich hätten, nicht wie
Kinder behandeln und sie in
ein Heim abschieben. Dafür
kämpft sie mit ihren Mitarbei-
tern jeden Tag, indem sie Bera-
tungsgespräche mit Betroffe-
nen führt und Kontakte mit So-
zialrathäusern, Versicherungen
und Ämtern knüpft.
„Die ersten Betreuungspersonen, die wir damals in einer
Kartei mit Steckkarten aufnahmen, waren vorwiegend äl-
tere, teilweise auch verwitwete Damen, die ihrem Leben
einen neuen Sinn, gepaart mit einem Zuverdienst geben
wollten“, erinnert sich Ingrid Damian, die selbst als Jugendli-
che in dem damals noch Familienbetrieb mithalf.
Heute gehören zu den Betreuungspersonen noch immer
ältere, familienerfahrene Damen, aber auch jüngere Fach-
kräfte sowie Studentinnen für den stundenweisen Einsatz
mit Kindern. Es sind inzwischen einige hundert Mitarbeiter,
die in Frankfurt, Berlin und Hamburg eingesetzt und immer
wieder neu gesucht werden. Da die Arbeit mit Kindern wie
auch mit alten Menschen oft besondere Kenntnisse erfor-
dert, werden Fortbildungsseminare angeboten.
Die Bedingungen, auf die Betreuer treffen, sind sehr un-
terschiedlich: Viele Fälle brauchen nur eine stundenweise
Betreuung über kurze Zeit, andere benötigen einen Beistand
rund um die Uhr. Wichtig sind nach den Erfahrungen des
NMD neben den notwendigen Arbeiten im Haushalt auch
eine persönliche Ansprache, ein Gespräch oder ein gemein-
samer Spaziergang gegen die Einsamkeit.
Carola D., die alleinerziehende blinde Mutter, ist froh
über ihre „Notmutter“, die ihr viele Sorgen und viel Arbeit
abnimmt: „Wir sind ein richtiges Team geworden“, sagt sie
stolz. �
� www.notmuetterdienst.org
Hilfe, wo sie gebraucht wird: Zu HauseSeit 42 Jahren gibt es den Notmütterdienst
Ingrid Damian leitet den Not-mütterdienst Familien-undSeniorenhilfe e.V.
38 � Werte stiften
Ein Platz für Albert SchweitzerDas Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum
von Michael Kniess
Miteinander reden, Probleme gemeinsam anpacken –
Dr. med. Einhard Weber, ein Mann, der für die Sache Albert
Schweitzers glüht und für den es nichts Befriedigenderes
gibt, als anderen Menschen helfen zu können. Werte stiften
im Gespräch mit dem ehrenamtlichen Vorsitzenden des
Deutschen Hilfsvereins für das Albert-Schweitzer-Spital e.V.
(DHV), Träger des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums
und Beiratsvorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-
Schweitzer-Zentrum.
Werte stiften: Welchen Stiftungszweck verfolgt die Stiftung
Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum?
Dr. Weber: Gemäß unserem Stiftungszweck hat unsere
Stiftung die Aufgabe, das geistige Werk Albert Schweitzers zu
pflegen und an alle Menschen weiterzugeben. Die Stiftung
fördert insbesondere Aktivitäten, die Schweitzers geistiges
Erbe im Bildungswesen verbreiten. Daneben obliegt der Stif-
tung auch die Förderung sämtlicher wissenschaftlicher, kul-
tureller und humanitärer Initiativen und Einrichtungen im
Sinne Schweitzers. Und dazu gehören auch ganz konkret
Druckkostenzuschüsse, die wir für Veröffentlichungen im
Sinne Albert Schweitzers, von ihm selbst oder über ihn,
geben. Ich selbst arbeite beispielsweise derzeit an einem
neuen Zitatenbuch von Schweitzer, das im Februar 2013 in
der Beck’schen Reihe in Erinnerung an das Jahr 1913 her-
Blick in die Dauerausstellung des DASZ. Foto: Norbert Miguletz
Dr. Einhard Weber in Lambarene. Foto: Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum
auskommen soll. Also an das Jahr, als Schweitzer zusammen
mit seiner Frau Helene im afrikanischen Urwald der franzö-
sischen Kolonie Gabun unter schwierigsten Bedingungen
ein Spital in Lambarene für die Ärmsten der Armen grün-
dete. Eben genau vor 100 Jahren. Dafür möchte der Beck
Verlag einen Druckkostenzuschuss, dieser wird dann von
der Stiftung mitgetragen. Zu unseren Stiftungszwecken ge-
hören daneben auch die Erhaltung und der Ausbau des
Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums in Frankfurt am
Main. Die Unterstützung der Klinik in Lambarene ist eine
der Hauptaufgaben des DHV.
Sie haben es angesprochen, Zweck der Stiftung ist es auch,
das Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum zu unterstützen.
Wenn Sie bitte auch dieses kurz vorstellen.
Neben der Dokumentation von Schweitzers Leben und
Werk dient das Zentrum der ethischen Bildung mit Veran-
staltungen, Vorträgen, der Publikation und dem Vertrieb von
Unterrichtsmaterialien und Medien. Aber auch die Mitglie-
derbetreuung gehört dazu. Dies alles bietet die Grundlage
für die intensive Auseinandersetzung mit Albert Schweitzers
ethisch-geistigem Erbe vor dem Hintergrund aktueller ge-
sellschaftlicher Probleme und Lebensfragen. Wir haben am
Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum auch einen Arbeits-
kreis Wissenschaft, der sich der wissenschaftlichen Aufarbei-
tung und Erforschung des vielschichtigen geistigen Werks
Schweitzers widmet. Und das Zentrum beherbergt darüber-
hinaus auch ein sehr umfangreiches, tagesaktuelles Archiv,
eine große Bibliothek und eine Dauerausstellung. Wir möch-
ten Albert Schweitzer als beispielgebenden Praktiker der
Humanität und als kritischen Denker ins heutige Bewusst-
sein rufen. Das Zentrum soll Schweitzers Bedeutung aufzei-
gen, der mit seinen Beiträgen zur Verantwortung für die
Natur ebenso wie zur Frage nach einem tiefverwurzelten
Frieden unter den Menschen als Vorreiter der ethischen Ge-
genwartsdiskussion gelten muss.
Lassen Sie uns nochmal zurück zur Stiftung kommen. Wie
kann man die Arbeit Ihrer Stiftung unterstützen?
Unterstützen kann man uns durch Zustiftungen. Von den
Zinsen dieser Spenden, die im Stiftungskapital erhalten blei-
ben, unterstützen wir unter anderem pädagogische Pro-
jekte an Schulen, die Kinder und Jugendliche mit Leben und
Werk Schweitzers bekannt machen und dessen Ethik in den
Lebensalltag umsetzen, die ethische Bildungsarbeit des
Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums, Veröffentlichungen
zur Aktualität von Albert Schweitzers Denken und Handeln.
Wir wollen vor allem junge Menschen für das ernsthafte
ethische Nachdenken und verantwortliche Handeln gewin-
nen. Das geistige Werk Albert Schweitzers bietet unserer An-
sicht hierfür eine zukunftsweisende Grundlage.
Was hat Sie selbst dazu bewogen, sich für die Sache Albert
Schweitzers einzusetzen?
Nun ja, ich bin Jahrgang 1940 und als ich 14 Jahre alt war
gab es in Deutschland zwei große Ereignisse, die uns damals
alle beschäftigt haben, Deutschland wurde Fußballweltmei-
ster (lacht) und Albert Schweitzer nahm den Friedensnobel-
preis entgegen, das war 1954. In Familie und Schule war
dies ein Großereignis und seitdem hat mich Schweitzer nie
wieder ganz losgelassen. Schweitzers Gedanken waren
immer wieder Wegweiser in meinem Leben und gleichzeitig
auch Motivation während meiner fast dreißigjährigen Tätig-
keit als Landarzt. In den letzten zehn Jahren habe ich mich,
angeregt durch einen Freund, immer intensiver vor allem
mit der Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ auseinander
gesetzt. Wie Schweitzer bin ich davon überzeugt, dass nur
eine Weltanschauung der Humanität, der gegenseitigen na-
tionen- und religionsübergreifenden menschlichen Achtung,
diese Welt, in der alles Leben auf unserem schönen Planeten
hochgradig gefährdet ist, noch retten kann.
Werte stiften bedankt sich für das interessante Gespräch. �
� www.albert-schweitzer-zentrum.de
Berichte und Kampagnen
Berichte und Kampagnen
Bei krebskranken Kindern und Jugendlichen Hoffnung auf
ein gesundes Leben stärken – das ist das Hauptanliegen des
1983 gegründeten Vereins Hilfe für krebskranke Kinder
Frankfurt e.V. Jährlich erkranken in der Bundesrepublik
Deutschland ungefähr 2.000 Kinder und Jugendliche an
Krebs. Die Heilungschancen haben sich in den letzten Jah-
ren deutlich verbessert und liegen heute bei immerhin 75
Prozent. Doch die lange Zeit der Intensiv- und Erhaltungs-
therapie sowie der Nachsorge stellen für die jungen Patien-
ten eine extreme Belastung dar – der Körper und die Seele
leiden. Nicht zuletzt ist die ganze Familie von der Erkran-
kung des Kindes betroffen. Der Verein arbeitet eng mit der
Kinderkrebsklinik am Universitätsklinikum Frankfurt a. M.
zusammen und unterstützt diese in vielfältiger Weise, um
die medizinische und psychosoziale Versorgung der jungen
Patienten in der Klinik zu optimieren.
Zu den wichtigsten Aktivitäten im Klinikbereich der Kin-
derkrebsklinik am Universitätsklinikum Frankfurt am Main
gehören die Finanzierung von zusätzlichem Arzt-, Pflege-
und wissenschaftlichem Personal sowie von vier Erzieherin-
nen in der Kinderkrebsklink und im Stammzelltransplantati-
onszentrum, die Finanzierung der regelmäßigen Anwesen-
heit der Clowndoktoren, die kindgerechte Ausstattung der
Krankenzimmer in der Klinik mit Spielzeug, Bastelmaterial,
Fernsehgeräten, Videorekordern, PCs etc. sowie die Einrich-
tung einer Küche auf Station, die Anschaffung von medizin-
und labortechnischen Geräten sowie die Förderung wissen-
schaftlicher Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Kinder-
krebserkrankungen.
Klinikunabhängig steht der Verein den jungen Patienten
und deren Eltern und Geschwister mit einem weitreichen-
den Angebot mit Rat und Tat zur Seite und bietet psycholo-
gische und sozialpädagogische Betreuung sowie sozialrecht-
liche Beratung. Verwaiste Eltern werden in Gesprächskrei-
sen und Trauerseminaren betreut. Während der Therapie
und der Nachsorge erhalten bedürftige Familien auch finan-
zielle Unterstützung. So wird z. B. auch ein Familienzentrum
in Kliniknähe als Wohnstätte auf Zeit, Informationsstelle,
Entspannungsort und Treffpunkt unterhalten.
Ablenkung durch Freizeitgestaltung
Um zumindest kurzfristig den Gedanken an den Krebs
zu verdrängen und für etwas Kurzweil zu sorgen, bietet der
Verein ein abwechslungsreiches Freizeitangebot für die
kranken Kinder, die Geschwister und für die ganze Familie
an. Regelmäßig werden Jugendfahrten und Ausflüge organi-
siert und auch mal ein kleines Fest gefeiert. Mit dem Ziel,
kranke Schüler in den Unterricht ihrer Heimatschule zu in-
tegrieren, wurde ein Videokonferenz-System entwickelt.
Der Verein Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.
erfährt keinerlei staatliche Unterstützung und ist ausschließ-
lich auf die Spendenbereitschaft der Mitbürger angewiesen.
Diese können die so notwendige Arbeit des Vereins, die in
vollem Umfang den betroffenen Kindern und Eltern zu
Gute kommt, mit einer Spende unterstützen. Spendenkonto
620 050 bei der Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01. �
� www.kinderkrebs-frankfurt.de
40 � Werte stiften
Hoffnung auf ein gesundes Leben stärkenHilfe für krebskranke Kinder Frankfurt e.V.
42 � Werte stiften
Nähe, Vertrauen und Verlässlichkeit gehören seit 175 Jahren
zur Geschäftsphilosophie der Sparkasse Bad Kissingen. Es
ist für sie eine Selbstverständlichkeit, für alle Bürgerinnen
und Bürger der Region da zu sein und sich für die örtliche
Gemeinschaft zu engagieren. Dieses Engagement kommt
den Menschen vor Ort unmittelbar zugute: als Mitglieder in
Vereinen, Besucher von Theatern und Museen oder als El-
tern, deren Kinder in von der Sparkasse Bad Kissingen un-
terstützte Kindergärten und Schulen gehen.
Lebensqualität erhöhen,Chancen eröffnen
Die Leistungen der Sparkasse Bad Kissingen für das ge-
sellschaftliche Engagement in den vergangenen Jahren kön-
nen sich sehen lassen: So förderte sie allein im Jahr 2010
durch Spenden und Sponsoring Projekte im Bereich Kunst-
und Kultur, Sport, Natur- und Umweltschutz sowie Soziales
mit einem Betrag von 260.000 Euro.
Bereits im Jahre 1985 wurde die Gemeinnützige Stiftung
der Sparkasse Bad Kissingen mit einem Grundstocksvermö-
gen von 500.000 Euro gegründet. Mit den Erträgen aus der
Stiftungsmasse wurden in den vergangenen Jahren Projekte
wie der Bau einer Bühnenbildwerkstatt für Jugendliche,
Anti-Drogen-Live-Konzerte oder ein Wildkatzenbiotopge-
hege, um nur einige zu nennen, gefördert.
Stiftungen und ihre Geschichte
Ende 2008 wurde die Stiftergemeinschaft der Sparkasse
Bad Kissingen gegründet. Die Sparkasse Bad Kissingen hat
sich damit zum Ziel gesetzt, allen interessierten Stiftern ein
umfassendes Informations- und Beratungsangebot zu bieten.
Menschen, die ihre Mittel in den Dienst der Gemeinschaft
stellen, sollen hier Unterstützung bei der Verwirklichung
ihres Stiftungswunsches finden. „Wir hoffen, damit beizutra-
gen, dass der Stiftungsgedanke weitergetragen wird, sich
möglichst viele Bürgerinnen und Bürger gegenüber dieser
Idee aufgeschlossen zeigen und es immer mehr Stiftungen
im Landkreis Bad Kissingen geben wird“, so Roland Fried-
rich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bad Kissingen.
Hinter vielen Stiftungen verbirgt sich eine Geschichte,
eine Idee oder eine Vision. So auch hinter den Stiftungen in
der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bad Kissingen. Die
Stiftungen unterstützen und fördern im Rahmen ihrer Stif-
tungszwecke kontinuierlich zahlreiche Projekte und Einrich-
tungen. In diesem Jahr unter andern das THW, Ortsverband
Bad Kissingen. Stiftungsgedanke war hier die Unterstützung
Berichte und Kampagnen
Die Sparkasse Bad Kissingen über-nimmt Verantwortung seit 175 Jahren
Engagement kommt Menschen vor Ort zugute
Der THW Ortsverband Bad Kissingen freut sich über die diesjährige Unterstützung einer Stifterin.
Werte stiften � 43
von Vereinigungen „zur Rettung aus Lebensgefahr“, basie-
rend auf einer sehr persönlichen Erfahrung der Stifterin.
Verwendet wird das Geld vom THW zur Instand- und Unter-
haltung von Fahrzeugen und Maschinen der ÖGA, Örtlichen
Gefahrenabwehr. Eine sinnvolle Verwendung, die der Allge-
meinheit, nicht nur im Katastrophenfall, zu Gute kommt.
Ebenso werden die Stiftungszwecke „für zusätzliche Be-
treuungsprogramme in der Pflege“ oder „Unterstützung der
bedürftigen Bevölkerung im Seniorenalter in der Stadt und
im Landkreis Bad Kissingen“ erfüllt. Als Stifter kann man
ganz individuell aus einer Vielzahl von Stiftungszwecken
frei wählen, egal ob Umwelt- und Naturschutz, Sport, Bil-
dung, Kunst und Kultur oder Soziales.
Eine eigene Stiftung gründen
Eine Stiftung bietet dem Stifter viele Vorteile: Stifter kön-
nen zum Lebensretter werden oder helfen, dass kranken,
einsamen oder armen Menschen dringend benötigte Hilfe
und Zuwendung zuteil wird. Bereits mit kleinen Beträgen
kann eine eigene Stiftung errichtet werden. Stifter der Stif-
tergemeinschaft erhalten ihren Namen und das eigene Le-
benswerk, genießen Steuervorteile und legen den Stiftungs-
zweck ganz individuell fest. Zur Verwaltung der Stiftung
steht ein professioneller Partner – die DT Deutsche Stif-
tungstreuhand AG – zur Seite, die sicherstellt, dass der Stif-
terwille dauerhaft erfüllt wird. Die Stiftung bleibt in ihrer
Substanz für immer erhalten und die Zinserträge stehen
jedes Jahr, über Generationen hinweg, für die Erfüllung des
Stiftungszweckes zur Verfügung. �
� www.spk-kg.de
Berichte und Kampagnen
Werte stiftenmit meiner Stiftung in der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bad Kissingen
Engagiert. Erfolgreich. Ewig.
Eine Infobroschüre informiert Interessierte ausführlich überdie Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bad Kissingen.
44 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Das brachte das Fass im Baden-Württembergischen Städtchen
Remseck am Neckar zum Überlaufen: Die massiven Kürzungen
der kommunalen Vereinszuschüsse des Remsecker Gemein-
derats veranlassten Gustav Bohnert 1994 zu einer Initiative,
aus der später die Fördergemeinschaft-Jugend-Kultur-Remseck
entstand. Er hatte eine ungewöhnliche Idee, von der er auch
seine Fraktion schnell überzeugen konnte. Sie solidarisierten
sich kurzerhand mit den Vereinen und spendeten einen Teil
ihrer Sitzungsgelder. Glücklicherweise konnte Gustav Bohnert
auch den heutigen Ersten Bürgermeister der Gemeinde
Remseck a. N., Karl-Heinz Balzer, schnell auf seine Seite brin-
gen. Zur einberufenen Gründungsversammlung wurden
alle, die in der Öffentlichkeit Remsecks für „Jugend und
Kultur“ in Vereinen, Kirchen und Schulen aktiv waren sowie
interessierte Mitbürger eingeladen.
Aus der Vision wurde Wirklichkeit. Im darauf folgenden
Jahr kam es zur Gründung. Die Fördergemeinschaft Jugend
und Kultur Remseck e.V., kurz FGJ&K, unterstützt seit dem
die Jugend- und Kulturarbeit in der Stadt, seit 2005 unter der
Vorsitzenden Erika Schellmann. Aus den 22 Gründungsmit-
gliedern sind heute 50 aktive Mitglieder geworden. Tendenz
steigend. Ideelle und materielle Hilfe für die Jugendarbeit öf-
fentlicher und freier Träger steht dabei im Mittelpunkt. Das
ist aber längst nicht alles: Es werden genauso Maßnahmen
von Vereinen, Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen
im sportlichen und kulturellen Bereich gefördert.
Beirat entscheidet
Über Art und Umfang jeder einzelnen Fördermaßnahme
entscheidet dann der Beirat der FGJ&K auf Antrag. Alle För-
dermaßnahmen sind freiwillig, ein Rechtsanspruch kann
daraus nicht abgeleitet werden. Die FGJ&K hilft, wo immer
es geht. Sie unterstützt Musikvereine, ermöglicht Kindern
Schullandheimaufenthalte, entwickelt Gospelworkshops,
baut Skateranlagen und organisiert Kindertheaterbesuche.
Finanziert wird der Verein durch Mitgliedsbeiträge, Spenden
und vielen Aktionen. Eine Müllsammlung und Veranstaltun-
gen wie Kunst und Kulinarisches im Palmengarten, über
den jährlichen Gebraucht-Spielwaren-Markt in der Gemein-
dehalle Neckargröningen bis zum Jazz Brunch im Sonnen-
hof, der Hilfe des Vereins sind keine Grenzen gesetzt. Bis
zum Jahr 2008 beliefen sich die Förderungen auf über
50.000 Euro. 1996 waren es nicht einmal 700 Euro. Die
große Nachfrage und der nie endende Bedarf an Hilfe veran-
lasste die Verantwortlichen 2006 zu weiteren Schritten: Die
Fördergemeinschaft Jugend und Kultur Remseck e.V. wurde
nach intensiver Gremiendiskussion Gründungsstifter der
Bürgerstiftung Remseck. Schwerpunkt ist seither die Förde-
rung im Jugend- und Seniorenbereich.
Fördergemeinschaft Jugendund Kultur Remseck e.V.
Aus einer Vision wurde Wirklichkeit
Von Matthias Kernstock
Die Pläne für künftige Förderprojekte sind zwar immer
abhängig von den gestellten Anträgen sowie den eingehen-
den Geldmitteln, durch die Gründung der „Fördergemein-
schaft Jugend und Kultur Remseck-Stiftung“ unter dem Dach
der Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Ludwigsburg
werden diese Kapitalflüsse aber deutlich kalkulierbarer.
Schon jetzt wird an neuen Aktionen und Veranstaltungen
geschmiedet. So könnte der Jazzbrunch durch ein Jazz-Früh-
stück ersetzt werden.
Erstmals RemseckerKünstlermarkt
Zum ersten Mal soll ein Remsecker „Künstlermarkt“ der
bildenden und haptischen Künstler organisiert und veran-
staltet werden. Besonders intensiv arbeitet man derzeit an
einer Kooperation mit dem Remsecker Jugendreferat, um ein
Präventionstheater zum Thema „Sicheres Internet“ für alle
jetzigen 5. Klässler auf die Beine zu stellen.
Wer Hilfe braucht, muss nur fragen: Alle Remsecker Per-
sonen, Vereine und Institutionen, die Maßnahmen in der Ju-
gend- und Kulturarbeit in der Gemeinde planen, können
einen Antrag auf ideelle und finanzielle Förderung stellen.
Ein formloser, schriftlicher Antrag ist ausreichend. Wichtig
dabei sind die Angaben über Art und Umfang der Maß-
nahme sowie deren Finanzierung. Außerdem sollte darge-
stellt werden, in welchem Umfang eine Förderung durch
die Fördergemeinschaft Jugend und Kultur Remseck e.V.
notwendig ist, damit die Hilfe auch dort ankommt, wo sie
gebraucht wird. �
� www.foerdergemeinschaft-jugend-kultur-remseck.de, www.ksklb.de
Der Gebraucht-Spielwaren-Markt in der Gemeindehalle Neckargrönin-gen ist zur Institution geworden.
46 � Werte stiften
Einsatz für einmenschenwürdiges Leben
Die Stiftung Welthungerhilfe
Dr. Albert Otten, seit 2007 ehrenamtlicher Geschäftsführer
der Stiftung Welthungerhilfe, im Interview mit Werte stiften,
über seinen Zugang zur Stiftungsarbeit und Entwicklungs-
hilfe, Hilfe zur Selbsthilfe und Ziele und Inhalte der Stiftung
Welthungerhilfe.
Werte stiften: Lieber Herr Dr. Otten, Sie sind seit 2007 eh-
renamtlicher Geschäftsführer der Stiftung Welthungerhilfe.
Mit welchem Ziel und vor welchem Hintergrund wurde die
Stiftung gegründet?
Dr. Otten: Die Stiftung Welthungerhilfe wurde 1998 als För-
derstiftung für die Welthungerhilfe errichtet, um deren Ar-
beit dauerhaft zu sichern. An die Welthungerhilfe wird
immer häufiger der Wunsch herangetragen, langfristig zu
helfen und etwas Bleibendes für die Nachwelt zu schaffen.
Deswegen hat sich der Deutsche Welthungerhilfe e.V. dann
entschlossen, eine selbständige Stiftung zu gründen. Mit die-
ser Rechtsform ist es möglich, Vermögen zu erhalten und
die Erträge zu nutzen. Es gibt viele Menschen, die ihr Vermö-
gen, oder Teile davon, langfristig erhalten und die Erträge
für einen gemeinnützigen Zweck einsetzen wollen – auch
für zukünftige Generationen.
Welche Werte und Ziele stehen bei Ihrer Stiftung im Vorder-
grund?
Letztendlich stehen bei der Stiftung dieselben Werte und
Ziele und die gleiche Philosophie im Vordergrund, welche
die Welthungerhilfe insgesamt ausmachen, weil wir als Stif-
tung ja die Ziele des Welthungerhilfe e.V. fördern wollen.
Das heißt konkret: Es geht uns darum, das Leben von Men-
schen in Würde sicherzustellen. Wenn Sie Menschen ein
Leben in Würde ermöglichen wollen, müssen Sie diesen zu-
nächst eine Grundversorgung an Nahrung und Wasser ge-
währleisten. Wiederum Teil unserer Philosophie ist dann,
den Menschen nicht einfach nur ausreichend Nahrung und
Trinkwasser buchstäblich vor die Türe zu stellen, sondern
ihnen beizubringen, sich selbst zu helfen. Wir ermöglichen
es Menschen in Entwicklungsländern, jetzt und in Zukunft
für sich selbst sorgen zu können. Natürlich gehört auch die
schnelle Katastrophenhilfe, wie aktuell in Ostafrika drin-
gend notwendig, dazu. Insgesamt verfolgen wir ein ganzheit-
liches, qualitäts- und wirkungsorientiertes Konzept von der
schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu
langfristig angelegten Entwicklungsprojekten. Wichtig ist,
dass wir dabei auf Augenhöhe mit den betroffenen Men-
schen zusammenarbeiten.
Kommen wir zu Ihrem eigenen Engagement in der Stiftung.
Was gab den Ausschlag, 2007 die Geschäftsführung bei der
Stiftung zu übernehmen?
Schon während meines Studiums – ich habe Volkswirtschaft
studiert – habe ich mich auch immer mit der Ökonomie
von Entwicklungsländern beschäftigt und seither immer
schon davon geträumt, einmal selbst in der Entwicklungs-
hilfe aktiv zu werden. Dann kam die harte Wirklichkeit: Fa-
milie gründen, Kinder groß ziehen (lacht). Ich war gute 25
Jahre gar nicht mehr direkt mit der Entwicklungshilfe be-
fasst, sondern Manager eines Familienunternehmens. Als
sich dann die Möglichkeit ergab, auf gesicherter wirtschaft-
licher Basis etwas Ehrenamtliches zu machen, habe ich
mich umgeschaut und bin auf die Welthungerhilfe gestoßen,
die einen Geschäftsführer für ihre Stiftung suchte. Eine Auf-
gabe, der ich jetzt schon seit vier Jahren nachgehe und die
mir unwahrscheinlich viel Freude macht.
Berichte und Kampagnen
Dr. Otten in Sodo in Äthiopien beim Gespräch mit lokalen Kleinbauern.Fotos: Welthungerhilfe e.V.
Werte stiften � 47
Ihr neues Projekt: „Philanthropie plus X“.
Genau. Mit diesem neuen umfassenden Angebot möchten
wir mit allen Menschen, die sich für eine Welt ohne Hunger
und Armut engagieren möchten, ein persönliches und maß-
geschneidertes Engagement gestalten. Gewachsen ist diese
Idee gemeinsam in Verein und Stiftung aus der täglichen Er-
fahrung von meinen Kollegen und mir. Wir haben festge-
stellt, dass die Lust sich beispielsweise für Entwicklungszu-
sammenarbeit zu engagieren, breit in der Bevölkerung vor-
handen ist und die Art und Weise, wie man sich dann kon-
kret einbringen möchte, sehr individuell und verschieden
ist. Es gibt Menschen, die möchten ihr Testament so ausrich-
ten, dass es den Zielen und Projekten der Welthungerhilfe
zugute kommt, es gibt Menschen, die möchten ganz schnell
für eine akute Katastrophe spenden und es gibt den Zwi-
schenweg, die potenziellen Stifterinnen und Stifter. Wir
haben uns gefragt, wie wir all jene Förderer, die sich in grö-
ßerem Umfang für die Welthungerhilfe engagieren möchten,
am besten betreuen und langfristig an uns binden können.
Als Team setzen wir an diesem Punkt an, wir hören zu und
entwickeln zusammen eine individuelle und maßgeschnei-
derte Lösung für das Engagement der Unterstützer. Das „X“
steht dabei für das „etwas mehr“, den persönlichen Bezug
und die individuellen Angebote und Betreuung.
Je nach Wünschen und Möglichkeiten gibt es verschiedene
Wege, die Stiftung Welthungerhilfe dauerhaft zu unterstüt-
zen. Wie kann man stiften?
Zum einen können Sie stiften, indem Sie zustiften. Mit einer
Zustiftung helfen Sie dauerhaft. Das Kapital bleibt erhalten
und bewirkt über die Zinserträge nachhaltig Gutes – Jahr
für Jahr. Aus den Erträgen
werden Projekte der Welt-
hungerhilfe mit langer Lauf-
zeit unterstützt. Sie können
auch kleinere Beträge zustif-
ten. Diese gehen dann in den
Stiftungsstock der Stiftung
Welthungerhilfe. Dann gibt
es die Möglichkeit, eine Treu-
handstiftung zu gründen. Mit
einer Treuhandstiftung unter
dem Dach der Stiftung Welt-
hungerhilfe helfen Sie Men-
schen über lange Zeiträume.
Im Vergleich zur selbstständi-
gen Stiftung ersparen Sie
sich den bürokratischen Auf-
wand der Stiftungsgründung,
denn als Treuhänder küm-
mern wir uns um Grün-
dungsformalitäten und Ver-
waltung. Diese können
dann auch den Namen des
Stifters oder des Zieles, das
man erreichen möchte, tra-
gen. Da richten wir uns
ganz nach der Vorstellung
des Treuhandstifters. Hier
gibt es dann finanzielle
Grenzen, unter 50.000
Euro lohnt sich so etwas
nicht. Es gibt dann wie-
derum aber auch eine klei-
nere und verwaltungstechnisch einfachere Möglichkeit, die
Stiftungsfonds, also eine zweckgebundene Zustiftung. Sie
bestimmen dann selbst, wo Ihre Unterstützung wirkt. Sie
können mit ihm einen bestimmten Förderbereich der Welt-
hungerhilfe oder auch ganz gezielt ein Land oder einen
Kontinent unterstützen. Hier sind 5.000 Euro die Unter-
grenze. Wir haben auch noch die Möglichkeit des Stifterdar-
lehens. Das Stifterdarlehen bietet den Vorteil, dass das Ver-
mögen nur für einen bestimmten Zeitraum gebunden ist.
Wie lang entscheiden Sie selbst. Mit dem Stifterdarlehen be-
wirken Sie mit Ihrem Vermögen Gutes, ohne es endgültig
aus der Hand zu geben. Wenn Sie Teile Ihres Vermögens auf
diese Weise für einen guten Zweck „arbeiten lassen“ möch-
ten, können Sie der Stiftung Welthungerhilfe Beträge ab
10.000 Euro als Darlehen gewähren. �
� www.welthungerhilfe.de
Berichte und Kampagnen
Dr. Otten im MillenniumsdorfKanat Toch in Kambodscha.
Das Gespräch führte Michael Kniess.
48 � Werte stiften
Vermögen und Finanzen
Wo man derzeit auch hinblickt, die Finanz- und Schulden-
problematik hat die Märkte fest im Griff. Die Schuldenkrise
in Europa, die ihren Ausgang in Griechenland genommen
hat, bedroht nun inzwischen den ganzen Kontinent. Nicht
nur Irland und Portugal, die bereits Schutz unter dem ver-
meintlich sicheren Euro-Rettungsschirm gesucht haben,
sondern auch wirtschaftliche Schwergewichte wie Spanien
und Italien treiben den Teilnehmern an den Kapitalmärkten
die Schweißperlen ins Gesicht. Aber Europa kämpft nicht al-
lein mit einem immensen Schuldenberg. Auch die USA sorg-
ten die letzten Wochen für Schlagzeilen mit einer drohen-
den Staatspleite. Erst in letzter Minute konnten sich Demo-
kraten und Republikaner auf einen Kompromiss einigen,
der dies verhinderte. An den Börsen war jedoch keine Er-
leichterung zu spüren. Kaum war das amerikanische Schul-
dendrama abgewendet, standen Konjunkturdaten im Fokus.
Die bereits seit der Finanzkrise nicht so Recht in Fahrt kom-
mende US-Konjunktur, Ängste um eine neuerliche Rezes-
sion diesseits und jenseits des Atlantiks, sowie Sorgen um
eine sich überhitzende chinesische Wirtschaft schickten die
Börsen weltweit auf Talfahrt.
Panikartige Verkäufe setzten ein. Die Notenbanken öffne-
ten wieder ihre Schleusen und die amerikanische Fed sah
sich sogar gezwungen, anzukündigen, dass die nächsten
zwei Jahre mit einem Leitzins nahe Null gerechnet werden
kann. Dennoch ließen sich die Märkte nicht beruhigen.
Während Aktien- und Rentenmärkte gleichermaßen abstürz-
ten, flohen die Anleger in Gold, Schweizer Franken und
Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland. Renditen
von nur noch leicht über 2 Prozent für 10-jährige deutsche
Schuldtitel waren die Folge.
Sichere Häfen
Bereits seit 2008, dem Jahr der Finanzkrise, konnte man
ein gesteigertes Interesse an „sicheren“ Anlagen erkennen.
Neben den Klassikern Gold und Immobilien sind vor allem
Staatsanleihen von Ländern mit einwandfreier Bonität ge-
fragt. Ausser den angesprochenen Staatsanleihen der Bun-
desrepublik Deutschland rückten im Zuge der Staatsschul-
denproblematik immer mehr Länder außerhalb des Euro-
und USD-Raums in den Blickpunkt der Anleger. Sicherheit
stand nun an oberster Stelle! Da Gold keine laufende Verzin-
sung bietet und somit rein auf die Wertentwicklung speku-
liert wird, Immobilien meist einen hohen Kapitaleinsatz er-
fordern und nur wenig Flexibilität ermöglichen, erscheinen
Staatsanleihen als sicheres Investment, gerade auch für Stif-
tungsvermögen, interessant. Zumal über diese Anlageform
auch auf einfachem Wege eine Währungsdiversifikation im
Portfolio vorgenommen werden kann.
Emittentenauswahl
Im Fokus stehen neben Bundesanleihen vor allem Pa-
piere der Eidgenossen, sowie Anleihen von Ländern, welche
neben geordneten Staatsfinanzen über hohe Vorkommen an
StaatsanleihenDie Flucht in sichere Häfen
von Holger Carstens
WKN Emittent Nom.Zins p.a. Währung Laufzeit Kurs Rendite p.a.
A0GGG2 Eidgenossenschaft 2,00 % CHF 12.10.2016 107,96 % 0,43 %
A1A1F8 Australia 4,50 % AUD 21.10.2014 102,24 % 3,78 %
A0T9G4 Australia 4,50 % AUD 15.04.2020 101,99 % 4,27 %
A0BC8F Norway 5,00 % NOK 15.05.2015 112,10 % 1,62 %
A1AXNA Norway 3,75 % NOK 25.05.2021 111,87 % 2,37 %
Vermögen und Finanzen
Rohstoffen verfügen.
Man verspricht sich
hierdurch eine Besiche-
rung der jeweiligen
Staatsanleihen durch
die Bodenschätze die-
ser Länder. Gefragt sind
in diesem Zusammen-
hang unter anderem
Norwegen, Australien
oder auch Brasilien. Bei
der Auswahl der richti-
gen Papiere muss sich
der Investor dabei über
mehrere Aspekte infor-
mieren. Neben der Bo-
nität des Emittenten
sind dies insbesondere
die Laufzeit, Rendite
sowie mögliche Währungseinflüsse auf die Anlage.
Während sich die Bonität eines Landes relativ einfach
durch einen Blick auf die Einstufung der verschiedenen Ra-
tingagenturen bemessen lässt, sind künftige Währungsein-
flüsse auf die Rendite der jeweiligen Anlage nur schwer zu
prognostizieren.
Währung
Die Flucht vieler Marktteilnehmer aus dem Euro hat be-
reits zu teilweise deutlichen Kursaufschlägen geführt. Insbe-
sondere die Schweiz kämpft mit einer deutlichen Überbe-
wertung ihrer Währung und fürchtet sich bereits um die
stark exportabhängige Wirtschaft ihres Landes. Dennoch
nehmen Anleger auch die äußerst niedrigen Zinsen in Kauf
und flüchten weiter in die Alpenrepublik. Norwegische
Krone und Australischer Dollar haben zwar ebenfalls deut-
lich zugelegt, bewegen sich jedoch nicht ganz so weit von
ihrem langfristigen Mittel zum Euro weg. Auch die Renditen
in diesen Ländern erscheinen attraktiver.
So rentieren norwegische Staatsanleihen auf vergleich-
barem Niveau deutscher Papiere, Australien verspricht dem
Anleger sogar einen Zinsaufschlag. Im Zuge der boomenden
Konjunktur in Down under erhöhte die australische Noten-
bank bereits mehrfach die Leitzinsen. Auch dies spiegelt
sich im festeren Dollar wider.
Fazit
Staatsanleihen, insbesondere in Fremdwährung, können
als sicherer Baustein gut in ein Portfolio integriert werden.
Bei entsprechender Bonität des Emittenten bieten diese
einen vergleichsweise hohen Schutz vor Kursverlusten. Zu-
sätzlich sorgen Fremdwährungsanleihen für eine größere
Diversifikation der Anlagen. Gerade in der aktuellen Schul-
denkrise mehrerer europäischer Staaten sowie der USA darf
der Effekt einer breiteren Streuung nicht unterschätzt wer-
den. Im direkten Vergleich erscheinen Papiere des König-
reichs Norwegen aufgrund der Bewertung der Währung,
sowie der soliden Finanzen verbunden mit einem hohen
Rohstoffreichtum interessant. Auch die Fundamentaldaten
in Australien sind positiv. Zwar hat sich der australische Dol-
lar bereits in den letzten zwei Jahren stark entwickelt, je-
doch bieten dortige Staatsanleihen auch die attraktivsten
Zinsen. Der sichere Hafen Schweiz hat hingegen bereits mit
einer starken Überbewertung der landeseigenen Währung
zu kämpfen. Auch die starke Abhängigkeit von der Finanz-
und Exportindustrie gepaart mit Rohstoffarmut lassen die
Schweiz in diesem Vergleich nur die Bronzemedaille gewin-
nen. Einen kleinen Schönheitsfehler haben jedoch alle Pa-
piere gemein: In Folge der jüngsten Entwicklungen und
dem weltweit weiterhin niedrigen Zinsniveau finden sich
kaum noch Anleihen mit Kursen unter 100%. Gerade Stiftun-
gen haben hierauf zu achten! �
Bewertung (Skala von • bis •••••)
Rendite ••––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Sicherheit •••••––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Kosten •••••––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Nachhaltigkeit ••––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––max. Gewichtung 20%
DT Deutsche Stiftungstreuhand AGAlexanderstraße 2690762 FürthTelefon (0911) 740 76 80Telefax (0911) 740 76 [email protected]
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