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Mahandra Uwe Schmitt: Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

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Wünsch dich ins Märchen Wunderland Märchen für Herz und Seele im Jahresreigen, Band 1 ISBN: 978-3-86196-617-3, 18,90 Euro Hardcover, 306 Seiten, mit Illustrationen von Mahandra Uwe Schmitt Papierfresserchens MTM-Verlag

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Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

Märchen für Herz und Seele im Jahresreigen

Band 1

Impressum:

Besuchen Sie uns im Internet:www.papierfresserchen.de

© 2016 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbROberer Schrannenplatz 2 – D- 88131 Lindau

Telefon: 08382/[email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Erstauflage 2016

Herstellung und Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM www.literaturredaktion.de

Illustrationen und Cover: Mahandra Uwe SchmittDruck: gedruckt in der EU

ISBN: 978-3-86196-617-3 – Hardcover

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Mahandra Uwe Schmitt (Hrsg.)

Wünsch dich ins Märchen-Wunderland

Märchen für Herz und Seele im Jahresreigen

Band 1

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Vorwort

Ich freue mich, dass nun ein ganz besonderer Herzenswunsch in Erfüllung gegangen ist und uns allen ein wundervolles Märchenbuch vorliegt, das jeden von uns sicherlich über viele Jahre hinweg im Jahresreigen begleiten wird. Ich bin Mahandra Schmitt und habe zu diesem besonderen Werk die farbenfrohen Illustrationen gezeichnet, die für viele Autoren Inspiration waren.

Einer meiner künstlerischen Arbeitsschwerpunkte sind die Farben, die ich in Bildern, Fassaden, Räume in Unternehmensprojekte gezielt nach den Gesetzmäßigkeiten der Natur einsetze. Ich gebe Vorträge zum Thema oder referiere vor Fachleuten, wenn ich nicht gerade male, was ich schon als Kind sehr gerne getan habe. Im Laufe der Jahre entwickelte ich meine ei-gene, besondere Aquarelltechnik, die meine Bilder aussagekräftig sprechen lässt.

Eines Tages war dann die Idee geboren, besondere Märchenbilder zu malen. Martina Meier von Pa-pierfresserchens MTM-Verlag gefielen diese Bilder so gut, dass sie daraus dieses Märchen-Buchprojekt initiierte. Ich würde mich freuen, wenn dieses Buch Herzen und Seelen anspricht und uns alle wieder ein wenig mehr Kind werden lässt.

Mahandra Schmitt

im Mai 2016

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6 Januar

Freude am Leben

Immer wenn du sie suchst, ist sie da.Die Freude in dir.

Suche nicht lange, sondern lebe sie, denn die Freude ist in dir.

Mein Herz lacht vor Freude und meine Augen sind hell erleuchtet.Gott gab uns die Freude, die wir leben.

Freude ist nicht nur ein Wort, sondern man muss sie leben,wenn man Freude haben möchte.

Jürgen Heider

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7Januar

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Der verzauberte Bach

Es war einmal ein kleines Königreich, das war so winzig klein, dass man sich heute kaum noch daran erinnern kann. Es war auf keiner Landkarte zu finden und nur wenige Menschen hörten überhaupt davon. Manchmal aber, wenn jemand sich etwas ganz Besonderes wünschte, dann wurde ihm die Geschichte vom verzauberten Bach erzählt – und so habe auch ich eines Tages von dem kleinen Königreich erfahren.

Zum Schloss des Königs gelangte man über einen Steg, unter dem ein kleiner Bach verlief. Versteckt zwischen einem Kornfeld und einer Land-schaft aus Mohnblumen lag dieses Fleckchen Erde am Ende eines kleinen Waldes. Wenn man sehr aufmerksam durch den Wald lief, konnte man aus weiter Ferne schon das Wasser rauschen hören.

Dem Klang folgend kam man zu einem Feld aus Rauweizen, dessen Ähren sich mit dem Wind bewegten und mehr als nur geheimnisvoll knisterten. Schaute man dann über den Holzsteg hinüber auf die andere Seite des Wassers sah man ein Feld aus rot leuchtenden Mohnblumen, deren Blüten stolz in den Himmel schauten. Dahinter ragte majestätisch der Schlossturm hervor. Genau dort, an diesem langsam fließenden Bach, wohnten die zwei Schmetterlingsmädchen Aniella und Carlina. Zusam-men mit anderen Schmetterlingen, Fröschen und Vögeln lebten sie im Einklang mit der Natur und beschützten die Menschen aus dem kleinen Königreich. Dort am Ufer liegend konnte man dem Quaken der Frösche lauschen, das Sonnenstrahlglitzern im Bach bestaunen und das Treiben der Schmetterlinge verfolgen. Die beiden Schmetterlingsmädchen jedoch waren anders als die anderen Schmetterlinge. Sie erfüllten Wünsche.

Aniella, mit ihren goldenen Flügeln, war die Hüterin des Kornfelds, welches gerade in der Abendsonne in dem gleichen Farbton schimmerte wie sie selbst. Auf der anderen Uferseite behielt ihre, in einem dunklen Rot strahlende Schmetterlingsschwester Carlina die Mohnblumen im Auge. Die beiden lebten an einem Ort, an dem man die Magie fast spüren konn-

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te, aber nur, wer im Besitz der geheimnisvollen Zaubersprüche war, konn-te sich dort auch etwas wünschen.

Leider aber vergaßen die Bewohner des Königreichs mit den Jahren ei-nen Teil der geheimnisvollen Formeln. Denn dort, wo sie lebten, waren sie im Allgemeinen wunschlos glücklich. So blieben am Ende nur zwei Zaubersprüche im Gedächtnis, weil jede Mutter ihrer Tochter am Tag der Hochzeit diese mit auf den Weg gab und offenbarte, dass dort – am Steg bei den Feldern – schon ganz wundersame Dinge ihren Anfang fanden. In der Folge also trug jede vermählte Frau die Worte im Herzen, und wenn die Zeit gekommen war, ging sie zum verwunschenen Bach und bat die Schmetterlingsmädchen um Hilfe.

Mal mit Blick auf das Kornfeld und den Worten: „Aniella, Aniella, Gold glänzt dein Korn, es wird ein Kind uns bald gebor’n, lustig und keck, süß und klein, möge es bitte ein Mädchen sein …“

Und manchmal auch den Mohnblumen zugewandt: „Carlina, Carlina, feurig rot leuchtet der Mohn, genau so sehr wünschen wir uns einen Sohn, mit Mut und Stärke als Gaben, bitten wir dich um einen kräftigen Kna-ben.“

Aus diesem Grund wurde der Bach auch Fluss des Lebens genannt, weil die Zauberkraft der beiden den Wunsch nach einem Mädchen oder Jun-gen erfüllte. Denn damals war es gang und gäbe, dass die Jungen die Arbeit der Alten übernahmen. Also wünschte sich der Müller einen Burschen, der die Kraft hatte, das Getreide zu mahlen und gleichermaßen die schweren Säcke mit Mehl heben konnte. Der Schmied und der Schuster taten es ihm gleich, des Königs Köchin dagegen wünschte sich ein Mädchen. In den Augen der Familien stellte das ausgeübte Handwerk immer etwas zu Bewahrendes dar, was es an die Kinder entsprechend weiterzugeben galt. Den Schmetterlingsmädchen war also nie langweilig und so lebten der König und sein Volk friedlich zusammen im kleinen Königreich, was auf keiner Landkarte eingezeichnet war.

Eines Tages aber nahm der König eine Prinzessin zur Frau und gab ein großes Fest. Auch die neue Königin erfuhr am Tag ihrer Hochzeit vom verzauberten Bach und nahm sich vor, alsbald das Schmetterlingsmädchen Carlina aufzusuchen. Denn etwas war für das Königreich äußerst wichtig. Es brauchte einen starken Thronfolger, welcher in der Not das Land be-schützen und gut kämpfen konnte.

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Das aber wollte die Schwester des Königs, Prinzessin Burgunde, mit allen Mitteln verhindern. War sie doch der Ansicht, dass nur ihr Sohn, des Königs Neffe, den Platz auf dem Thron verdiene. Darüber hinaus hatte sie Angst, dass mit der Hochzeit ihres Bruders ihre eigenen Tage auf dem königlichen Hof gezählt waren. Also suchte sie den Koboldkönig Wurzelschreck auf, der in einer großen Eiche im Wald vor den Feldern lebte. Dieser verriet ihr, nicht ganz uneigennützig, und für eine Handvoll Gold einen verhängnisvollen Zauberspruch. Damit ging sie zum Bach und schickte, ohne noch einmal darüber nachzudenken, die Unheil verspre-chenden Worte mit dem Wind auf die Reise: „Roter Mohn und golden Korn, kein Kind wird mehr hier im Lande gebor’n. Wenn das Wasser der Quelle versiegt, keine Mutter ein Kind mehr wiegt.“

Kaum hatte Burgunde diese Worte ausgesprochen, versickerte die Quel-le, aus welcher das Wasser für den Bach entsprang. Das Rauschen hörte auf und alles war still. Noch nicht einmal die kleine, dicke Hummel summte mehr herum. Aniella und Carlina staunten nicht schlecht. In ihrer einst unbeschwerten Idylle ward kein Laut mehr zu hören. Da, wo einst noch Grillen fröhlich zirpten, blieb es stumm und, was noch viel schlimmer war, ihre Zauberkraft war verloren.

Das Königreich war nun wirklich sehr klein und so erfuhren die jun-gen Frauen schnell von der verhängnisvollen Lage. Die Königin aber ging trotzdem jeden neuen Tag zu den Feldern. Sie wollte nicht wahrhaben, dass ihr Wunsch nach einem Sohn sich nicht erfüllen sollte. Die meisten Tiere lebten zwar weiter dort, aber die Grillen und die Bienen waren ver-schwunden und mit ihnen verschwand auch das Glück.

Nur der Koboldkönig, der schon immer eine Abneigung gegen die kleinen Menschenkinder hatte, genoss die Ruhe im Wald, denn keiner kletterte nun mehr auf seiner Eiche herum.

Auch die Schwester des Königs frohlockte. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ihr Sohn das Land regieren würde. Doch manchmal braucht die Zeit eben auch nur etwas Zeit. Denn Burgunde bedachte in ihrem Zorn etwas ganz Entscheidendes nicht. Ihr Sohn blieb von nun an das einzige Kind im Königreich.

Die Frauen aber gingen weiter zum Bach, doch so sehr Aniella und Car-lina ihnen und ihrer verzweifelten Königin auch helfen wollten, es gab keine Möglichkeit, den Bann zu brechen. Die Quelle zum Bach war ver-siegt und die jungen Familien blieben kinderlos. So vergingen Jahre.

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Eines Tages jedoch, als die Königin abermals am Mohnblumenfeld stand und sehnsuchtsvoll ihren Kummer beklagte, fing Carlina an zu weinen. Die ersten Tränen, die sich in ihren Schmetterlingsaugen sammelten, bil-deten ein kleines Rinnsal, welches zunächst in den Bach und dann auf die Wurzeln der Feldblumen tropfte. Augenblicklich erhoben die Mohn-blüten ihr Köpfchen und erstrahlten in ihrem schönsten Rot. Die Köni-gin sah es wohl, doch die Quelle blieb trocken. So brach sie sich nur ein paar Zweige ab und kehrte damit heim. Voller Zuversicht steckte sie den frischen Strauß gut sichtbar in ein Gefäß im Hof. Das blieb den anderen Frauen nicht verborgen und so sprach sich schnell herum, dass die Tränen eines Schmetterlings den Bach für kurze Zeit gefüllt hatten.

Je mehr Burgunde jedoch über ihren niederträchtigen Wunsch nach-dachte, umso mehr wurde ihr bewusst, in welcher Einsamkeit sich ihr Sohn befand. Es gab keine anderen Kinder zum Spielen und in der Nähe auch kein Mädchen, welches er später mal zur Frau nehmen könnte. Also ging sie selbst zum Kornfeld und klagte Aniella ihr Leid. Sie weinte bittere Tränen, denn ihr Mutterherz hatte längst bemerkt, wie unglücklich ihr Sohn war. So sehr wünschte sie, dass eine der anderen Frauen nun endlich ein Mädchen bekam.

Auch Aniella konnte sich ihrer Schmetterlingstränen nicht erwehren und so, wie es kurz zuvor bei den Mohnblumen geschah, streckten sich übermütig ein paar Kornzweige nach oben in den Himmel. Burgunde brach sich ebenfalls ein paar Ähren ab und nahm diese mit ins Schloss. Die Kornhalme steckte sie zu den Mohnblüten in den Kübel und genau in diesem Moment, als beide Pflanzen vereint im Wasser standen und die Stiele sich berührten, erklang in der Ferne ein leises Plätschern. Die Kö-nigin eilte heran und tapfer beichtete Burgunde nun ihre entsetzliche Tat. Die Königin war bestürzt, aber da sie ein liebes Herz hatte, verzieh sie ihr. Arm in Arm gingen sie nun zu den Feldern und stellten sich auf den Steg, beide jeweils in die andere Richtung blickend. Der Bach floss bedächtig unter ihnen hindurch und die Königin schaute zu, wie der Mohn wieder zu blühen begann. Leise flüsterte sie: „Carlina, Carlina, feurig rot leuchtet der Mohn …“

Burgunde dagegen blickte mit der Abendsonne auf das goldschimmern-de Korn – und plötzlich wurden beide umringt von vergnügt mit ihren Flügeln schlagenden Schmetterlingen. Die Grillen zirpten, die Hummeln summten und sofort eilten weitere Frauen herbei. Aniella und Carlina

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flatterten wild umher und konnten sich alles gar nicht so schnell behalten. „Einen Sohn ...“, „ein Mädchen …“, „Aniella, Aniella, Gold glänzt Dein Korn …“, die Zaubersprüche flogen ihnen genauso schnell um die Ohren wie das Schlagen ihrer Schmetterlingsflügel.

Am Ende bekam der König seinen lang ersehnten Thronfolger und die Familie der Köchin ein Mädchen. Alle anderen Kinder kamen nicht ganz so wie erhofft, denn in dem ganzen Durcheinander hatten sich die Schmet-terlingsmädchen die Wünsche der Frauen nicht richtig gemerkt. Das war nicht schlimm, denn alle waren froh, dass es endlich wieder Kinderlachen im kleinen Königreich gab.

Bald war es auch ganz normal, dass ein Mann die königlichen Klei-der nähte und eine Frau des Königs Hufschmied war. Burgunde wurde ebenfalls versöhnt, denn ihr Sohn heiratete später die Tochter der Köchin und dank des Schmetterlingszaubers verbrachte sie ihren Lebensabend als Großmutter mit vielen, wunderbaren Enkelkindern.

Wenn wir aber heute Menschen in einem ungewöhnlichen Wirkungskreis erleben, erinnern wir uns an den verzauberten Bach, der noch immer als Fluss des Lebens durch das kleine Königreich fließt. Versteckt zwischen Mohn und Korn. Beschützt von zwei reizenden Schmetterlingsmädchen und für den Fall, dass wir sie einmal besuchen wollen, machen wir uns in Gedanken auf den Weg ins weit entfernte Märchenland, am Ende des Regenbogens und ein Augenzwinkern entfernt von der Wirklichkeit. Dorthin, wo uns die Schmet-terlinge in die Seele schauen und uns unsere Wünsche erfüllen, wenn wir sie ihnen ins Ohr flüstern ...

Corinna Schenk, 1966 geboren, aus Berlin, möchte der Großstadt entfliehen und zusammen mit Mann und dem – noch nicht vorhanden – Hund auf einem Bauernhof leben. Sie schreibt seit vielen Jahren Kurzgeschichten und Gedichte mit dem Versuch, Emotionen in Worte zu fassen und andere Menschen zu berüh-ren. Inzwischen blickt sie auf diverse Veröffentlichungen bei unterschiedlichen Verlagen.