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Dr. Daniel Schlothmann Schloßplatz 1 / Zi.-Nr. 1.209 Tel.(03731) 39-2755 [email protected] Sprechzeiten: Mi 09:30 – 11:30 Uhr Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften Teil 4: Alberta

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher ... · Alberta Hintergrund und Kontext Die Eigentumsrechte an den natürlichen Rohstoffen (einschließlich Ölsanden) liegen für

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Dr. Daniel Schlothmann

Schloßplatz 1 / Zi.-Nr. 1.209

Tel.(03731) 39-2755

[email protected]

Sprechzeiten: Mi 09:30 – 11:30 Uhr

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften

Teil 4: Alberta

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Alberta

Gliederung zu Alberta

1. Einführung

2. Vergabe von Förderlizenzen und fiskalische Behandlung der Ölindustrie

3. Auswirkungen volatiler Staatseinnahmen aus dem Rohstoffsektor und

mögliche Heilungsmethoden

4. Der Alberta Heritage Savings Trust Fund

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 2

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1. Einführung

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Alberta

Alberta

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 4

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Alberta

Alberta in Zahlen

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 5

Quelle: www.fhwa.dot.gov

Fläche: 661.848 km²

Einwohner: ca. 4 Millionen

Ölreserven ca. 170 Mrd. Barrel, hauptsächlich

Ölsand

Fördermenge im Jahr 2017: ca. 3,02 mb/d

(davon ca. 0,44 mb/d konventionelles Rohöl

und ca. 2,58 mb/d aus Ölsanden)

Quelle: Alberta Government (2012), „Alberta‘s Energy Industry –

An Overview“, S.6.

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Alberta

Querschnitt (a) und Förderprofil (b) von Tight-Oil-Projekten

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 6

Quelle: Schlothmann (2016), S. 593.

(a) (b)

Quelle: Schlothmann (2016), S. 385.

[entnommen aus: (Canadian) National Energy

Board (2011)]

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Alberta

Methoden der Ölsandförderung

Mining:

In-Situ:

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Alberta

Entwicklung der Ölsandfördermenge in Alberta (in kb/d)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 8

Eigene Darstellung, Datenquelle: Canadian Association of Petroleum Producers (2016)

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

1967

1970

1973

1976

1979

1982

1985

1988

1991

1994

1997

2000

2003

2006

2009

2012

2015

Mining

In-Situ

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Albertas Wirtschaft in Zahlen (1)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 9

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Albertas Wirtschaft in Zahlen (2)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 10

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Alberta

Albertas Wirtschaft in Zahlen (3)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 11

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Alberta

Albertas Wirtschaft in Zahlen (4)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 12

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Alberta

Albertas Wirtschaft in Zahlen (5)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 13

Quelle: Alberta Economic Trends, Oktober 2014

(http://www.finance.alberta.ca/aboutalberta/archive-economic-trends.html)

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Alberta

Albertas Wirtschaft in Zahlen (6)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 14

Quelle: Alberta Economic Trends, November 2014

(http://www.finance.alberta.ca/aboutalberta/archive-

economic-trends.html)

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Alberta

Albertas Wirtschaft in Zahlen (7)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 15

Quelle: Alberta Economic Trends, Mai 2017

(http://www.finance.alberta.ca/aboutalberta/a

rchive-economic-trends.html)

Quelle: Alberta Economic Trends, März 2017

(http://www.finance.alberta.ca/aboutalberta/archive-economic-

trends.html)

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Alberta

Albertas Wirtschaft in Zahlen (8)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 16

Quelle: Alberta Economic Trends, Mai 2017

(http://www.finance.alberta.ca/aboutalberta/ar

chive-economic-trends.html)

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Alberta

Albertas Wirtschaft in Zahlen (9)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 17

Quelle: Alberta Economic Trends, Oktober 2016

(http://www.finance.alberta.ca/aboutalberta/archive-

economic-trends.html)

Quelle: Alberta Economic Trends, März 2017

(http://www.finance.alberta.ca/aboutalberta/archive-

economic-trends.html)

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Alberta

2. Vergabe von Förderlizenzen und fiskalische

Behandlung der Ölindustrie

Literatur:

Alberta Government (2009), „Alberta Oil Sands Tenure Guidelines“

Alberta Government (2016), „Petroleum and Natural Gas Tenure in Alberta“

http://www.energy.alberta.ca/Tenure/867.asp

Oil Sands Royalties and Taxes in Alberta: An Assessment of Key

Developments since the mid-1990s (Plourde, 2009)

Implications of Changing Environmental Requirements on Oils Sands

Royalties (E. Valera; C.B. Powter, 2012)

http://www.energy.alberta.ca/Oil/771.asp

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 18

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Alberta

Hintergrund und Kontext

Die Eigentumsrechte an den natürlichen Rohstoffen (einschließlich Ölsanden) liegen

für ca. 81% der Landesfläche bei der Provinz Alberta. Diese vergibt Schürfrechte

üblicherweise via öffentlicher Ausschreibungen (in Ausnahmefällen auch über

direkten Verkauf).

Den rechtlichen Rahmen für im Besitz der Provinz befindliche mineralische Rohstoffe

liefert der „Mines and Minerals Act“ (beinhaltet auch Royalties, Sonder- und

Pachtzahlungen)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 19

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Alberta

Rechtsvereinbarungen in Alberta

Rechtsvereinbarungen bei konventionellen Öllagerstätten:

Pachtverträge (leases): Laufzeit von 5 Jahren. Sofern Öl gefördert wird, kann der

Pachtvertrag zeitlich unbegrenzt verlängert werden.

Lizenzen (licences): Anfängliche Laufzeit zwischen 2 und 5 Jahren. Sobald eine

Bohrung vorgenommen wurde, kann für das entsprechende Gebiet eine

Anschlussphase von 5 Jahren (intermediate term) beantragt werden. Die

Bedingungen des intermediate term entsprechen denen eines Pachtvertrags.

Rechtsvereinbarungen (agreements) bei Ölsanden:

„Permits“ zur Erkundung potentieller Lagerstätten, Laufzeit 5 Jahre, können in

Pachtverträge umgewandelt werden

Pachtverträge (leases):

Primary leases: Laufzeit von 15 Jahren

Continued leases: Verlängerung eines primary lease. Verlängerung davon

abhängig, ob der Pächter die Ölsandvorkommen hinreichend untersucht hat

und ob Ölsand gefördert wird.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 20

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Alberta

Vergabe von Öl(sand)-Lizenzen in Alberta

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 21

Feste, 2 Jahre im Voraus festgelegte und

veröffentlichte Vergabetermine

Öffentliche Ausschreibung

Ausschreibung einer Parzelle nur auf

Anfrage durch Interessenten

Begutachtung der Anfrage durch Komitee

Öffentliche Bekanntmachung der

Ausschreibung (8 Wochen vor Vergabe)

Gebote für eine oder mehrere Parzellen

möglich

Entscheidende Gebotskomponente:

Bonus Bid (Mindestgebot von 2,50 $ pro

Hektar bei leases und 1,25 $ bei permits

bzw. licences)

Teilnahmegebühr: 625$

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Alberta

Beispiel: Am 28.11.2018 vergebene leases und permits

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 22Quelle: http://www.energy.alberta.ca/OilSands/pdfs/2016stats.pdf

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Alberta

Beispiel: Im Jahr 2016 vergebene leases und permits

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 23Quelle: http://www.energy.alberta.ca/OilSands/pdfs/2016stats.pdf

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Alberta

Fiskalische Behandlung der Ölindustrie

Verantwortlich für Einführung, Verwaltung und Überwachung des Fiskal- und

Royaltysystems und Eintreibung der Abgaben ist Albertas Energieministerium.

Vier Einnahmequellen für die Provinz aus den Öl(sand)vorkommen:

Einmalzahlung bei Vergabe der Förderrechte (bonus bids)

Flächenbezogene Jahrespacht (3,50 $ je Hektar)

Royalty

Körperschaftsteuern (Corporate Income Tax, CIT) der Provinz

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 24

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Alberta

Fiskalische Behandlung der Ölindustrie - Royalty bei konventionellen Ölprojekten

Alte Bohrlöcher (gebohrt bis zum 31.12.2016):

Royalty auf den Wert des geförderten Rohöls

R% = Preiskomponente (rp) + Mengenkomponente (rq)

R% mindestens 0% und maximal 40%

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 25

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Alberta

Fiskalische Behandlung der Ölindustrie - Royalty bei konventionellen Ölprojekten

Neue Bohrlöcher (gebohrt ab dem 1.1.2017):

Royalty auf den Wert des geförderten Rohöls

Bei neuen Bohrlöchern Royalty-Satz von 5% (bis zum Erreichen des Payout) auf den

Wert des geförderten Rohöls

Ab Erreichen des Payout Royalty-Satz in Abhängigkeit vom Ölpreis 5 bis 40%.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 26

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Alberta

Fiskalische Behandlung von Ölsandprojekten

Nicht alle Ölvorkommen in Alberta von gleicher Qualität. Aus Ölsand gewonnenes

Bitumen von geringer Qualität und teuer zu fördern.

Einführung erster Royalty-Regelungen für Ölsandprojekte im Jahr 1963 im Vorgriff

auf das Suncor-Mining-Projekt.

Spezielle (individuelle) „Crown“-Vereinbarungen für die großen Mining-Projekte

Syncrude und Suncor (vor 1997).

Von Mitte der 1980er bis Ende der 1990er Jahre war die Ölsandförderung

unrentabel aufgrund der hohen Kosten und niedriger Ölpreise.

Ab Anfang der 2000er Jahre starker Anstieg der Ölpreise und infolge dessen auch

der Investitionen in neue Ölsandprojekte.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 27

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Alberta

Status bis Mitte der 1990er Jahre

• Anfang der 1990er Jahre lediglich eine handvoll kommerzieller Ölsandprojekte.

Körperschaftsteuer (Corporate Income Tax, CIT):

• Investitionen in Mining-Projekte wurden gegenüber „In-Situ“-Projekten bevorzugt

„Technologie-Verzerrung“

Kapitalkosten konnten bei Mining-Projekten als Betriebskosten verbucht und somit

im Jahr des Auftretens zu 100% abgeschrieben und als Aufwendungen

[beschleunigte Kapitalkostenerstattungs-Regelung (ACCA)] hinsichtlich der zu

zahlenden Körperschaftsteuer angesetzt werden. Begrenzung auf die in dem Jahr

angefallenen Erträge aus dem entsprechenden Projekt.

Royalties:

• Statt fester Regelungen individuell ausgehandelte Royalties für jedes Projekt.

Royalty-Regelungen zum Zeitpunkt zu dem Ölgesellschaften die Beurteilung

eines potentiellen Projekts vornehmen noch unbekannt.

Erst spät in der Projektplanungsphase Klarheit über Royalty-Bedingungen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 28

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Alberta

Empfehlungen der National Oil Sands Task Force (NOSTF)

• Kanadische Regierung und Regierung Albertas wünschten mehr Investitionen in

Ölsandprojekte

1993 Gründung der National Oil Sands Task Force (NOSTF).

• Bis 1995 Serie von Berichten zum Thema Ölsand durch die NOSTF. Einer davon

beschäftigte sich mit Steuern- und Royalties.

Empfehlungen aus dem Bericht:

Einheitliche fiskalische Behandlung aller Ölsandprojekte.

Beseitigung der „Technologie-Verzerrung“.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 29

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Alberta

Das „Generic Regime“ von 1997

Reaktion der Regierungen Albertas und des Bundes auf Empfehlungen der NOSTF:

CIT:

• Beseitigung der Technologie-Verzerrung durch steuerliche Gleichbehandlung von

Kapitalaufwendungen bei Mining- und In-Situ-Projekten hinsichtlich der CIT.

• Konkret sollten die ACCA-Regelungen auf alle erstattungsfähigen Kapitalkosten

angewandt werden dürfen. Bisher nur für Mining-Projekte geltende Regelungen

wurden auf alle Ölsandprojekte ausgeweitet. ACCAs, die sich auf ein bestimmtes

Projekt beziehen, sollten jedoch nur mit Erträgen aus dem selben Projekt

verrechnet werden können bei der Ermittlung des zu versteuernden Gewinns

hinsichtlich der CIT.

Royalties:

• Basisroyalty: 1 % auf den Wert des synthetischen Rohöls (zu zahlen vor Erreichen

des „Payout“)

• Gewinnroyalty: 25 % der Gewinne je Barrel

• Gewinnroyalty = Royaltyrate × [Erträge – Kapitalkosten – Betriebskosten] –

Basisroyalty (BR)

• Ab Erreichen des Payout höherer Betrag aus Basisroyalty und Gewinnroyalty zu

zahlen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 30

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Alberta

Das „Generic Regime“ zwischen 1997 und 2007

• Generic Regime bis 2007 ohne größere Änderungen der Royalties.

• Körperschaftsteuerbehandlung von Ölsandprojekten mit drei wichtigen

Modifikationen:

1. Senkung der CIT-Sätze (Bund: von 29,12% auf 22,12% (seit 2012: 15%);

Alberta: von 15,5% auf 12%)

2. Ressourcen-Rabatt (resource allowance) wurde schrittweise durch volle

Absetzbarkeit von Royalty-Zahlungen bei der CIT ersetzt.

3. Schrittweise Abschaffung der ACCA-Regelungen für Ölsandprojekte.

Berechtigte Kapitalkosten können nicht mehr bei der Berechnung der zu

zahlenden Bundes-CIT als Aufwand verbucht werden.

Stattdessen Möglichkeit diese Kosten abzuschreiben. Abschreibungsrate

jedoch deutlich unter 100%.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 31

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Alberta

„The New Royalty Framework“ (NRF) von 2007

Im Oktober 2007 Verabschiedung des „New Royalty Framework“ als Reaktion der

Regierung Albertas auf die Empfehlungen einer weiteren Expertenkommission (Royalty

Review Panel).

Hintergrund der Reform:

Zwar war der Ölpreis in den Jahren zuvor gestiegen, jedoch profitierte davon

hauptsächlich die Ölindustrie, wohingegen der Anteil des Staats an den

erwirtschafteten Gewinnen zurückgegangen war. Dies sollte nun geändert werden.

CIT:

Abschaffung der ACCA-Regelungen.

Royalties:

Basisroyalty: 1 – 9 %

Gewinnroyalty: 25 – 40 %

Sätze der Royalties abhängig vom nominalen WTI-Preis.

Beide Raten würden bis zu einem WTI-Preis von 55 CAN-$ je Barrel bei ihrem Minimum verbleiben. Anschließend linearer Anstieg der Sätze bis zu ihrem Maximum bei einem nominalen WTI-Preis von 120 CAN-$.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 32

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Alberta

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 33

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Alberta

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 34

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Alberta

Auswirkungen auf Beispielprojekte

Ölpreisszenarien:

A: WTI = 100 CAN-$ je Barrel

B: WTI = 50 CAN-$ je Barrel

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 35

In-Situ-Projekt Mining-Projekt

Kapitalkosten (Explorations- und

Erschließungskosten)

15 CAN-$/Barrel 30 CAN-$/Barrel

Förderkosten (einschl. Upgrading) 25 CAN-$/Barrel 45 CAN-$/Barrel

Technische Vollkosten 40 CAN-$/Barrel 75 CAN-$/Barrel

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Alberta

Auswirkungen auf Beispielprojekte

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 36

In-Situ-Projekt Mining-Projekt

Szenario A (100 CAN-$/Barrel)

Gewinn je Barrel (vor Royalties)

Basisroyalty

Gewinnroyalty

→ Zu zahlende Royalty (ab Payout)

Gewinn je Barrel (nach Royalties)

Szenario B (50 CAN-$/Barrel)

Gewinn je Barrel (vor Royalties)

Basisroyalty

Gewinnroyalty

→ Zu zahlende Royalty (ab Payout)

Gewinn je Barrel (nach Royalties)

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Alberta

Auswirkung auf Verteilung der Gewinne

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 37

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Alberta

Royalties und anrechenbare Kosten von Umweltschutzmaßnahmen

• Grundprinzip des Royalty-Systems in Alberta: „Erträge minus Kosten“

Kosten sind nur in Jahren anrechenbar, in denen aus einem Projekt auch Öl

gefördert wird.

• Kosten werden allerdings nur bei der Ermittlung der Gewinnroyalties berücksichtigt.

In die Berechnung der Basisroyalty gehen sie nicht ein, beeinflussen aber den

Zeitpunkt des Erreichens des Payout.

• Nur mit einem Ölsandprojekt (direkt) verbundene Kosten sind anrechenbar.

• Alle Cash-Kosten (Betriebs- und Kapitalkosten) eines Projekts sind im Jahr ihres

Anfallens zu 100% anrechenbar.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 38

Page 39: Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher ... · Alberta Hintergrund und Kontext Die Eigentumsrechte an den natürlichen Rohstoffen (einschließlich Ölsanden) liegen für

Alberta

Die Umweltschutzanforderungen bei Ölsandprojekten sind im Laufe der Zeit stetig

verschärft worden.

Beispiele:

• Verstärkte Konzentration auf die Rückgewinnung von Moorland/Sumpfgebieten

• Verstärkte Berücksichtigung der Interessen von Ureinwohnern

• Implementierung verbesserter Vogelabschrecksysteme

Höhere Umweltschutzanforderungen resultieren auch in höheren Kosten bei

Ölsandprojekten.

Aber: Diese Kosten werden bei der Ermittlung der Gewinnroyalty berücksichtigt.

Der Staat beteiligt sich somit indirekt an den mit Umweltschutz verbundenen

Kosten.Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 39

Page 40: Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher ... · Alberta Hintergrund und Kontext Die Eigentumsrechte an den natürlichen Rohstoffen (einschließlich Ölsanden) liegen für

Alberta

Zusammenfassung

• Steueränderungen zwischen 1997 und 2007 haben Regelungen des „1997 Generic

Royalty Regime“ zugunsten der Ölproduzenten verändert.

• New Royalty Framework stellt Verschärfung der fiskalischen Bedingungen dar.

• Umweltschutzanforderungen an die Ölsandindustrie sind über die Zeit angestiegen.

• Betreiber von Ölsandprojekten tragen Kosten zur Erfüllung dieser Anforderungen.

• Jedoch sind diese Kosten anrechenbar bei der Gewinnroyalty.

Höhere Umweltschutzauflagen senken Albertas Royalty-Einnahmen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 40

Page 41: Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher ... · Alberta Hintergrund und Kontext Die Eigentumsrechte an den natürlichen Rohstoffen (einschließlich Ölsanden) liegen für

Alberta

3. Auswirkungen volatiler Staatseinnahmen aus dem

Rohstoffsektor und mögliche Heilungsmethoden

Literatur:

Energy Prices and Alberta Government Revenue Volatility (Landon; Smith,

2010)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 41

Page 42: Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher ... · Alberta Hintergrund und Kontext Die Eigentumsrechte an den natürlichen Rohstoffen (einschließlich Ölsanden) liegen für

Alberta

Öl- und Erdgaspreise ändern sich häufig schnell, stark und unvorhersehbar

Albertas Regierung ist den Schwankungen von Energiepreisen ausgesetzt, da der

Staatshaushalt der Provinz stark von den Einnahmen aus der Förderung von Öl

und Erdgas abhängt.

Anpassungen an starke Einnahmeschwankungen sind verbunden mit

ökonomischen, sozialen und politischen Kosten.

Plötzliche Rückgänge der Energie-Einnahmen können Druck zur Reduzierung von

Staatsausgaben erzeugen. Dies ist jedoch kaum schnell und effizient durchführbar.

Einnahmeschwankungen, die sich auf die Staatsausgaben auswirken, können

zudem zu einer prozyklischen Fiskalpolitik führen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 42

Page 43: Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher ... · Alberta Hintergrund und Kontext Die Eigentumsrechte an den natürlichen Rohstoffen (einschließlich Ölsanden) liegen für

Alberta

Probleme durch Einnahmevolatilität

Negative Auswirkungen stark volatiler Staatseinnahmen:

1. Schwierigkeit, langfristig bestimmte Menge an öffentlichen Leistungen (Infrastruktur,

Sozialleistungen) bereitzustellen, wenn unklar ist, wie hoch die permanenten und

die temporären Staatseinnahmen sind.

2. Langfristige Planungen schwieriger, da Regierungspläne bei stark schwankenden

Staatseinnahmen weniger glaubwürdig.

3. Schwierig für privaten Sektor, zukünftige staatliche Steuer- und Ausgabenpolitik

vorherzusehen. → Weniger Investitionen und geringeres Wirtschaftswachstum.

4. Volatilere Staatsausgaben (prozyklische Fiskalpolitik).

Prozyklische Fiskalpolitik verstärkt Auf- und Abschwünge der Wirtschaft.

5. Höhere Staatsausgaben konkurrieren im Boom mit Ausgaben des priv. Sektors

Höhere Löhne und Kosten anderer Inputs, sowie höhere Kosten für öffentlichen

und privaten Sektor.

6. Starker Anstieg der Staatseinnahmen kann dazu führen, dass der Staat in wenig

ertragreiche Projekte und Leistungen investiert.

7. Schwierigkeit staatliche Ausgaben bei Einnahmerückgang effizient zu kürzen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 43

Page 44: Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher ... · Alberta Hintergrund und Kontext Die Eigentumsrechte an den natürlichen Rohstoffen (einschließlich Ölsanden) liegen für

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60%

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$2.000

$4.000

$6.000

$8.000

$10.000

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$16.000

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1

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5

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6/1

7

Mio. CAN-$ Staatseinnahmen in AlbertaAnteil an den Staatseinnahmen der Provinz

Konventionelle Ölroyalty

Ölsandroyalty

Einmalzahlungen bei Pachtvergaben

Pachtgebühren

Staatseinnahmen aus Nicht-erneuerbaren Rohstoffen insgesamt

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Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 45

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Alberta

Maßnahmen zur Reduktion der Einnahmevolatilität

• Energiepreise beeinflussen Einnahmen aus dem Rohstoffsektor, die wiederum die

Staatseinnahmen Albertas beeinflussen.

• Alberta nicht in der Lage, globale Energiepreise zu beeinflussen.

Wie können Einnahmeschwankungen dann reduziert werden?

Ansätze:

a. Verbreiterung der Steuerbasis

b. Wechselkursschwankungen

c. Hedging an den Terminmärkten

d. Einführung eines Stabilisierungsfonds

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 50

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a. Verbreiterung der Steuerbasis

Erste Möglichkeit:

Senkung der Abhängigkeit von volatilen Einnahmen aus dem Rohstoffsektor durch

Diversifikation/Verbreiterung der Steuerbasis.

Implementierung einer Politik, die die Wirtschaft von energiebezogenen Aktivitäten

wegführt.

Nachteile einer solchen Politik:

1. Würde erst nach langer Zeit Ergebnisse liefern.

2. Würde Albertas komparativen Vorteil (Förderung von Energierohstoffen)

entgegenwirken.

3. Erfolg einer vom Staat geförderten Änderung der Wirtschaftsstruktur hängt von

seiner Fähigkeit ab, erfolgreich nicht-energiebezogene Industrien auszuwählen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 51

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Alternativer Weg:

Weniger Einnahmen aus der volatileren energiebezogenen Steuerbasis einzutreiben:

Der Produktion im Energiesektor und den Unternehmensgewinnen.

Beispiel: Royalty- und Körperschaftsteuersätze, die 25% geringere als tatsächliche

Einnahmen zwischen 1981 und 2007 generiert hätten.

• Wenn alle anderen Steuereinnahmen unverändert, würden die niedrigeren

Steuersätze die Volatilität der eigenständigen Einnahmen um 14% senken.

Selbst bei erheblicher Opferung von Einnahmen weiterhin hohe Volatilität der

Staatseinnahmen, da Großteil der eigenständigen Einnahmen weiterhin aus dem

Rohstoffsektor.

• Außerdem: Hinsichtlich ökonomischer Effizienz nicht wünschenswert

Ressourceneinnahmen zu senken, da Royalties wahrscheinlich weniger verzerrend

sind als andere Arten von Steuern.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 52

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Alberta

Verkaufsteuer bisher in Alberta mit nur geringer Bedeutung verglichen mit anderen

Provinzen.

Spielraum für Alberta zur Steigerung der Einnahmen über eine solche Steuer.

• Außerdem scheint Steuerbasis für Verkaufssteuer in Alberta recht stabil (deutlich

weniger volatil als Energiepreise, niedrige Korrelation zu Energiepreisen).

Beispiel:

Alberta würde Verkaufsteuer mit ähnlichen pro-Kopf-Einnahmen wie British Columbia

erheben bei gleichzeitiger Senkung der Körperschaftsteuer, damit Steuerlast

konstant bleibt.

Körperschaftsteuer ausgewählt, da ähnlich volatil wie Rohstoffeinnahmen.

Resultat:

• Einnahmevolatilität sänke um 11,5% (von 15,4 auf 13,6)

Volatilität der eigenständigen Einnahmen sänke nur geringfügig.

• Grund: Anteil der Verkaufsteuer wäre gering im Vergleich zu Rohstoffeinnahmen

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 53

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Alberta

Möglichkeiten die Einnahmevolatilität durch Ausschöpfung anderer Einnahmequellen

zu reduzieren scheinen ebenfalls begrenzt.

Persönliche Einkommensteuern:

• Einnahmen relativ stabil und nur schwach korreliert mit Rohstoffeinnahmen und

Energiepreisen.

• Allerdings Pro-Kopf-Einnahmen bereits in 2007 höher als in British Columbia und

Saskatchewan, wenn auch niedriger als in Ontario.

Nur begrenzter Spielraum zur Steigerung der Einnahmen aus der EK-Steuer

ohne zu erheblichen steuerverursachten Störungen der Wirtschaft zu führen.

Weitere Provinzsteuern: Glücksspielsteuer, Steuern auf Tabak und Alkohol

• Zu geringe Steuerbasis verglichen mit Rohstoffeinnahmen.

• Risiko Austrocknung der Einnahmen bei zu starker Anhebung.

Lohnsteuer: Würde Kosten für den Faktor Arbeit erhöhen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 54

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b. Einnahmevolatilität und Stabilisierung über Wechselkursschwankungen

Bewegungen des CAN-$ reduzieren scheinbar die Volatilität der Rohstoffeinnahmen.

• Grund: Grundsätzlich positive Korrelation zwischen Wert des CAN-$ und dem US-$

Preis von Erdgas und Rohöl.

Beispiel: Anstieg des US-$-Preises von Rohöl steigert Öleinnahmen in US-$

Da der kanadische Dollar bei einem Anstieg der Ölpreise aufwertet, steigen die

Öl-Einnahmen in kanadischen Dollar weniger stark an.

Wechselkurs wirkt wie ein „natürlicher Schutz“ der die

Ölpreisschwankungen abfedert.

• Inflationsziel-Politik der kanadischen Zentralbank verstärkt glättenden Effekt von

Wechselkursschwankungen auf den Wert der Energieeinnahmen in Kanada-$.

• WK schwankt aus vielen Gründen, so dass Änderungen der WK nur teilweise

Änderungen der in US-Dollar denominierten Energiepreise ausgleichen.

Trotz WK-Schwankungen bleibt Volatilität des Erdgas- und des Rohölpreises in

CAN-$ hoch.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 55

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c. Glättung durch Termingeschäfte - Futures-Markt

In Alberta werden konventionelle Rohöl-Royalties „in-kind“ bezahlt. Wenn die

Royalties sofort am Spotmarkt verkauft werden, hängen die Staatseinnahmen vom

aktuellen Ölpreis ab.

Alternative: Vorab-Verkauf der Royalties mittels Futures

• Würde Unsicherheit hinsichtlich Erträgen aus Royalties-Zahlungen reduzieren, da

Preis bereits im Voraus durch Futures-Kontrakt bestimmt.

• Futures-Preise sind - zumindest für Kontrakte die mindestens 12 Monate im Voraus

verkauft werden - weniger volatil als Spot-Preise, so dass ein Vorab-Verkauf am

Futures-Markt die Volatilität ebenfalls reduzieren könnte.

Nachteile:

1. Future-Kontrakte zumeist mit relativ kurzer Laufzeit (1-2 Monate).

2. Future-Kontrakte eliminieren nicht komplette Einnahmevolatilität, da regelmäßig

neue verkauft werden müssen.

3. Große Mengen an Kapital nötig zur Deckung der Margin-Zahlungen.

4. Futures-Kontrakte nur für In-Kind-Royalties sinnvoll.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 56

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Alberta

Glättung durch Termingeschäfte – Optionsgeschäfte (1)

Alternative zur Reduzierung der Einnahmeunsicherheit- und Volatilität: Put-Optionen.

• Put-Optionen bieten Versicherung gegen Preisrückgänge, da sie dem Käufer der

Optionen das Recht (nicht die Pflicht) einräumen, einen Rohstoff zu einem festen

Preis zu verkaufen, wenn der Marktpreis unter diesen „Strike“-Preis fällt.

Vorteile von Put-Optionen gegenüber Future-Kontrakten:

1. Kauf von Put-Option lässt den Käufer von Preisanstiegen profitieren und sichert

zudem gegen Preisrückgänge ab.

2. Optionen sind nicht auf In-Kind-Royalties begrenzt.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 57

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Glättung durch Termingeschäfte – Optionsgeschäfte (2)

Schwächen von Optionen:

Politisches Risiko: Wenn Marktpreis > Strike-Preis, kein Ertrag für den Staat, aber

Kosten für Kauf der Optionen.

Kosten des Hedging mittels Optionen üblicherweise recht teuer.

Put-Optionen versichern nur über ihre (begrenzte) Laufzeit.

Kauf längerfristiger Kontrakte teurer, da Liquidität am Optionsmarkt bei kurzen

Laufzeiten am höchsten.

Entsprechendes Fachwissen zu Optionen bzw. Hedging notwendig.

Während Put-Optionen das Abwärts-Preisrisiko eliminieren können, reduzieren sie

nicht die Volatilität auf der Aufwärtsseite, und Reduktion der Abwärtsrisiken kann

die Regierung dazu motivieren, bei hohen Preisen exzessive Ausgaben zu tätigen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 58

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Alberta

d. Stabilisierungsfonds –Schlüsseleigenschaften

Wichtigste Gestaltungselemente eines Stabilisierungsfonds:

• Bindung eines festen Prozentanteils der volatilen laufenden Rohstoffeinnahmen an

den Fonds.

• Auszahlung der langfristigen realen Erträge und eines festen Anteils des

Gesamtvermögens des Fonds an den Haushalt der jeweiligen Regierung.

Ein solcher Fonds würde die Volatilität auf drei Arten reduzieren:

1. Ein Teil der Rohstoffeinnahmen würde in den Fonds eingezahlt werden und folglich

dem Landeshaushalt nicht zur Verfügung stehen.

2. Auszahlungen würden auf langfristigem durchschnittlichen Realzins basieren.

3. Jährliche Auszahlungen entsprächen konstantem Anteil am Vermögenswert des

Fonds.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 59

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Beispiel für Einnahmestabilisierung über Stabilisierungsfonds

Beispiel anhand von Daten zu tatsächlichen Einnahmen der vergangenen 30 Jahre.

Annahmen:

• 75% der Rohstoffeinnahmen Albertas werden jährlich an den Fonds gebunden

• Jährliche Auszahlung vom Durchschnitt der realen Erträge des Fonds und 5% des

Fondsvermögens an den allgemeinen Verwaltungsfonds (Haushaltsbudget).

Durch solchen Stabilisierungsfonds könnte Volatilität der eigenständigen

Einnahmen Albertas um über 60% reduziert werden.

Gegensatz Sparfonds vs. Stabilisierungsfonds

Ziel von Sparfonds: Intergenerationelle Gerechtigkeit und fiskalische Nachhaltigkeit

Ziel von Stabilisierungsfonds: Stabilisierung der Einnahmen zur Unterstützung von

stabilen Ausgaben des Staates.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 60

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Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 61

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Ca. 25% der direkten Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor wurden in zwei

Sparkonten eingezahlt:

Alberta Permanent Fund

Constitutional Budget Reserve (Sicherheitsreserve)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 62

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Alberta

Fazit

Volatile Einnahmen können zu ineffizienterer Bereitstellung öffentlicher Leistungen,

prozyklischer Fiskalpolitik und geringerem Wirtschaftswachstum führen.

Albertas Staatseinnahmen sind verglichen mit denen anderer kanadischer

Provinzen sehr volatil, was insbesondere am Energiesektor liegt.

Aufgrund des großen Anteils der Rohstoffkomponente an den Einnahmen Albertas

stehen nur wenige praktikable Wege zur Einnahmestabilisierung zur Verfügung:

a. Verbreiterung der Steuerbasis

b. Glättungseffekt über Wechselkursschwankung

c. Hedging über Termingeschäfte

d. Einrichtung eines Stabilisierungsfonds

a, b und c mit geringen Auswirkungen auf Volatilität und diversen negativen

Nebenwirkungen.

d hinsichtlich negativer Folgen und Auswirkungen auf die Volatilität am sinnvollsten.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 63

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4. Der Alberta Heritage Fund

Literatur:

Reforming Alberta's Heritage Fund: Lessons from Alaska and Norway

(Murphy; Clemens, 2013)

Fiscal Management Act

(http://www.qp.alberta.ca/documents/Acts/f14p5.pdf)

Alberta Heritage Savings Trust Fund Act

(http://www.qp.alberta.ca/1266.cfm?page=A23.cfm&leg_type=Acts&isbncln

=9780779726646&display=html)

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 64

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Alberta

Geschichte des Alberta Heritage Fund

Gründung des Alberta Heritage Fund im Jahr 1976

Ursprüngliche Ziele des Fonds:

Sparen für die Zukunft

Stärkung/Diversifizierung der Wirtschaft

Lebensqualität für Albertaner verbessern

Heutiges Ziel:

Gewährleistung einer umsichtigen Verwaltung der Ersparnisse aus Albertas nicht-

erneuerbaren Rohstoffen durch Generierung größtmöglicher finanzieller Erträge für

die heutige und zukünftigen Generationen von Albertanern.

Problem:

Tatsächlich litt der Fonds unter einer Unterfinanzierung und es wurde in dubiose

Projekte, die auf ideelle/nicht-finanzielle Ziele ausgerichtet waren, investiert.

Lösungsversuch:

Reform im Jahr 2013 mit verbindlichen Regeln zu Einzahlungen und Verwendung der

Fondserträge (ab dem Fiskaljahr 2015/16).

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 65

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Alberta

Struktur und Leitung des Alberta Heritage Fonds

Verantwortung für den Fonds trägt das Finanzministerium Albertas.

Dieses legt in jedem Fiskaljahr einen „Geschäftsplan“ für den Fonds vor, der von

einem ständigen Ausschuss genehmigt werden muss.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 66

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Alberta

Ein- und Auszahlungsregelungen

Einzahlungen:

Keine formale Garantie auf Einzahlungen in den Fonds.

In den Statuten heißt es lediglich, dass „ein Anteil an den in einem Fiskaljahr

erzielten Einnahmen aus nicht-erneuerbaren Rohstoffen aus dem allgemeinen

Verwaltungsfond in den Alberta Heritage Fonds übertragen werden soll, … , aber

nur, wenn die Übertragung durch ein Sondergesetz autorisiert ist.“

Es gab jedoch lange Zeit keine konkrete gesetzliche Bestimmung, gemäß der die

Regierung von Alberta verpflichtet ist, Einzahlungen in den Fonds zu leisten.

Stattdessen: Einzahlungen nach freiem Ermessen.

Reform 2013 (Fiscal Management Act, 29.04.2013):

Seit dem Fiskaljahr 2015/16 sollen …

5% der ersten 10 Mrd. $ an Einnahmen aus nicht erneuerbaren Rohstoffen

25% der nächsten 5 Mrd. $ an Einnahmen aus nicht erneuerbaren Rohstoffen

50% der 15 Mrd. $ übersteigenden Einnahmen aus nicht erneuerbaren Rohstoffen

… in den Alberta Savings Trust Heritage Fonds und diverse Untergruppen des Fonds

fließen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 67

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Alberta

Auszahlungen/Verwendung der Erträge:

In den Statuten heißt es, dass „die Nettoerträge des Fonds abzüglich des Betrags

zur Inflationssicherung jährlich durch das Finanzministerium vom Heritage Fonds in

den allgemeinen Verwaltungsfonds übertragen werden soll“.

Inflationssicherung in Paragraph 11 der Statuten festgelegt:

Das Finanzministerium soll einen Teil des Einkommens aus dem Heritage Fond

zurückbehalten und dem Fondsvermögen zuführen, der dem Wert des

Fondsvermögens multipliziert mit dem prozentualen Anstieg (sofern vorhanden)

des auf dem BIP basierenden Preisindex entspricht.

In Abschnitt 11 (2) wird dem Minister gestattet, die Inflationssicherung

aufzuschieben, wenn die Erträge nicht hoch genug sind.

Allerdings: Bis 2006 fand praktisch keine Inflationssicherung statt.

Reform 2013:

Im Fiskaljahr 2015/16 musste der größere Betrag aus Inflationssicherung und 30%

der Nettoerträge des Fonds im Fonds verbleiben.

Im Fiskaljahr 2016/17 musste der größere Betrag aus Inflationssicherung und 50%

der Nettoerträge des Fonds im Fonds verbleiben.

Seit dem Fiskaljahr 2017/18 müssen 100% der Nettoerträge des Fonds in diesem

verbleiben.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 68

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Alberta

Investment-Regeln

Investment-Politik in Paragraph 3 festgelegt:

3 (1): Investments sollen mit dem Ziel der Maximierung langfristiger finanzieller

Erträge vorgenommen werden.

3 (2): Bei seinen Investitionsentscheidungen soll sich der Minister an Investitions-

und Kreditpolitik, Normen und Verfahren halten, die eine umsichtige Person

hinsichtlich eines Portfolios und Investitionen anwenden würde, um unnötige

Verlustrisiken zu vermeiden und eine angemessene Rendite zu erzielen um dem

Heritage Fonds das Erreichen seiner Ziele zu ermöglichen.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 69Quelle: „Alberta Heritage Savings Trust Fund – Annual Report 2017-2018“, S. 13

Abb.: Portfolio des AHSTF

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Alberta

Bedeutende Ereignisse in der Geschichte des Alberta Heritage Fonds

Ursprünglich wurde der Fonds zu verschiedenen Zwecken eingerichtet:

Bewahrung des Wohlstands durch natürlich Rohstoffe für zukünftige Generationen

Unterstützung von Infrastrukturprojekten

Unterstützung von Projekten zur Steigerung der Lebensqualität

Bildung eines „Regentags“-Fonds aufgrund zyklischer Steuereinnahmen

Ursprüngliche Statuten von 1976 teilten den Heritage Fonds in drei Sparten:

Canada Investment Division (CID)

Capital Projects Division (CPD)

Alberta Investment Division (AID)

CID und CPD beschränkt auf jeweils maximal 20 Prozent des Gesamtfonds.

Ursprünglich war es dem Fonds nicht gestattet Aktien zu halten.

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 70

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Alberta

Die Finanzhistorie des Alberta Heritage Fonds

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 71Quelle: „Alberta Heritage Savings Trust Fund – Annual Report 2017-2018“, S. 21

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Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 72

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Alberta

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 73

Quelle: „Alberta Heritage Savings Trust Fund – Annual Report 2017-2018“, S. 1

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Alberta

Fazit

Bisher relativ schlechte Performance des Alberta Heritage Fonds aufgrund von:

Unterfinanzierung

Nicht-finanzielle Investitions-Ziele

Lösungsansätze:

Reform in 2013 mit verbindlichen Regelungen zu Einzahlungen und

Verwendung der Erträge, jedoch erst seit dem Fiskaljahr 2015/16

Makroökonomik und Finanztheorie ressourcenreicher Volkswirtschaften WS 2018/19 74