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Eine gesunde Welt für alle. Mensch und Umwelt vor Pestiziden schützen. Alternativen fördern. »Beispiele in Afrika zeigen, dass Malariakontrolle ohne DDT möglich ist.« Dr. Abou Thiam, Direktor, PAN Afrika, Senegal »Der DDT-Einsatz ist eine kurzsichtige Maßnahme mit langfristigen Konsequenzen.« Paul Saoke, M.D., Direktor, Ärzte für soziale Verantwortung, Kenia Malaria reduzieren ohne DDT! Es gibt mehr Möglichkeiten, als genutzt werden

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Eine gesunde Welt für alle.Mensch und Umwelt vor Pestiziden schützen. Alternativen fördern.

» B e i s p i e l e i n A f r i k a z e i g e n , d a s s Malar iakont ro l le ohne DDT mög l ich is t .« Dr. Abou Thiam, Direktor, PAN Afrika, Senegal

» D e r D D T- E i n s a t z i s t e i n e k u r z s i c h t i g e M a ß n a h m e m i t l a n g f r i s t i g e n K o n s e q u e n z e n . « Paul Saoke, M.D., Direktor, Ärzte für soziale Verantwortung, Kenia

Malar ia reduzieren ohne DDT! Es g ibt mehr M ög l i c hke i ten , a l s genu t z t we rden

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Pest iz id Akt ions-Netzwerk e .V. (PAN Germany)

Quellen• Bornman, Riana et al. (2009): DDT and urogenital malfomations in newborn boys in a malarial area; BJUI • Eskenazi et al. (2009): The Pine River Statement: Human Health Consequences of DDT Use; Environmental Health Perspectives (online: http://dx.doi.org; 4. Mai 2009)

• Bouwman, H.; Kylin, H. (2009): Malaria Control Insecticide Residues in Breastmilk: The Need to Consider Infant Health Risks; Environmental Health Perspectives (http://dx.doi.org, 1. Mai 2009)

• Weltgesundheitsorganisation (2009): World Malaria Report 2009

Weiterführende Literatur• PAN Germany (2009): DDT und die Stockholmer Konvention – Staaten am Rande der Legalität, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V., Hamburg (DIN A4, 39 S.)

• PAN Germany (2009): Umweltfreundliche Malariabekämpfung ohne DDT – Strategien und Erfolgsberichte, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V., Hamburg (DIN A4, 30 S.)

• PAN Germany (2009): Phasing in Alternatives to DDT – Reasons, experiences and links, Pestizid Aktions-Netzwerk e.V., Hamburg (DIN A4, 8 S.)

Diese PAN Germany Publikationen sind als Download verfügbar unter www.pan-germany.org.

Ende 2009 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Weltmalariabericht mit aktuellen Zahlen zur Verbreitung der Malaria. Trotz vermehrter finanzieller Unterstützung und verbesserter Verfügbarkeit von wirksamen Medikamenten und imprägnierten Moskitonetzen sowie einem ver-mehrten Insektizideinsatz innerhalb der Häuser in vielen betroffenen Ländern, ist die globale Statistik im Vergleich zu 2006 weitestgehend unverändert: 2008 infizierten sich etwa 243 Millionen Menschen in 109 Ländern und nahezu eine Million Menschen starben an der Krankheit. Besonders gefährdet sind die Ein-wohner Afrikas, unter denen 89% aller Malariasterbefälle vorkamen.

Allerdings zeigt sich die WHO optimistisch. Auch wenn die globale Statistik weitgehend unverändert ist, konnten in einigen kleineren Ländern durch gezielte Maßnahmen gute Erfolge erzielt werden: In Eritrea, Ruanda, São Tomé und Príncipe, Sambia und Sansibar halbierte sich die Zahl der Todesfälle und Neu-erkrankungen. Diese Erfolge sind auf die Nutzung von mit Insektiziden impräg-nierten Moskitonetzen, dem massiven Besprühen von Wohnungswänden mit Insektiziden und einer konsequenten Behandlung von Erkrankten mit wirksamen Medikamenten zurückzuführen. Die meisten Länder stützen ihre derzeitigen Ma-lariakontrollprogramme auf diese Methoden, sodass der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden ein zentraler Bestandteil der Programme ist.

Eine Fokussierung der Malariabekämpfung auf diese Methoden könnte die An-wendung und Weiterentwicklung alternativer erfolgreicher Strategien behindern. Zudem bedroht eine Reihe von Faktoren die langfristige Effektivität der che-misch-synthetischen Methoden. Dazu zählen sich ausbreitende Resistenzen der Moskitos gegenüber Insektiziden, veränderte Verhaltensweisen der Mos-kitos, die zunehmend den Kontakt mit Insektiziden vermeiden, sich ausbrei-tende Resistenzen der Parasiten gegenüber Medikamenten sowie logistische und zukünftige finanzielle Schwierigkeiten. Die WHO räumt ein, dass eine globale Ausrottung der Malaria mit den bestehenden Methoden nicht möglich ist. Zusätzlich mehren sich Bedenken angesichts der mit dem Pestizideinsatz verbundenen Gefahren für Umwelt und Gesundheit. Nicht nur DDT, dessen Ein-satz laut Stockholmer Konvention weltweit reduziert und schließlich eliminiert werden muss, sondern fast alle verwendeten Pestizide sind durch international anerkannte Institutionen als für Mensch und/oder Umwelt als hochgefährlich eingestuft. Um die Risiken, die mit den Methoden der Malariabekämpfung ver-bunden sind, zu vermeiden, sollten auch umweltfreundliche Strategien und eine Reihe zusätzlicher Faktoren wie Gesundheitserziehung berücksichtigt werden.Deshalb sollten Malariaprogramme methodisch ausgeweitet werden. Mehr der auf den Innenseiten dargestellten Möglichkeiten der Malariakontrolle sollten ge-nutzt und pestizidarme Methoden bevorzugt werden. Integrierte Malariakontroll-programme können den Gebrauch von gefährlichen Pestiziden verringern und zu einer nachhaltigen Malariabekämpfung beitragen.

D D T – e i n p e r s i s t e n t e r o r g a n i s c h e r S c h a d s t o f f• »Kinder von Müttern, die in DDT behan- delten Räumen leben, sind einem deutlich erhöhten Risiko des Auftretens urogenitaler Geburtsschäden ausge- setzt.« (Bornman 2009)

• »In der wissenschaftlichen Literatur gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass die Belastung mit DDT und dessen Ab- bauprodukt DDE mit negativen gesund- heitlichen Effekten wie Brustkrebs, Diabetes, reduzierter Spermienqualität, Fehlgeburten und einer Schädigung der neurologischen Entwicklung von Kindern in Verbindung gebracht werden kann.« (Eskenazi 2009)

• »Rückstände von Pyrethroiden und DDT in der Muttermilch, die tatsächlich ge messenen oder geringeren Mengen ent- sprechen, werden mit neurologischen und endokrinen Effekten in Verbindung gebracht.« (Bouwman 2009)

D i e S t o c k h o l m e r K o n v e n t i o nfordert rechtlich verbindlich die schrittweise Reduzierung der Nutzung von DDT mit dem Ziel der weltweiten Beseitigung. Von der Weltgesundheitsorganisation wird DDT für die Malariakontrolle immer noch als Insektizid zur Bekämpfung der Überträger-mücke in Wohnräumen empfohlen. 5.000 Tonnen DDT werden jährlich insgesamt zur Vektorkontrolle in 26 Ländern verwendet.

M e t h o d e nv i e l f a l t i n d e r M a l a r i a b e k ä m p f u n g nu t ze n A b h ä n g i g ke i t vo n D DT b e e n d e n

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Pest iz id Akt ions-Netzwerk e .V. (PAN Germany)

Angesichts der mit dem massiven Insektizideinsatz verbundenen Gefahren für Mensch und Umwelt fordert PAN mehr Methodenvielfalt in der Malaria-kontrolle basierend auf sozialen und ökologischen Komponenten sowie lokalen Ressourcen. Dass der integrierte, Methodenvielfalt nutzende Ansatz Erfolg versprechend ist, zeigen Beispiele in allen Kontinenten (vgl. PAN Ger-many 2009). Das Schema rechts zeigt, dass es neben den von der Weltge-sundheitsorganisation empfohlenen pestizidintensiven Maßnahmen zur Vektor-kontrolle und Medikamenten zur Behandlung und Vorbeugung der Malaria, zahlreiche nicht-chemische Methoden gibt. Sie sind oft risikoarm, umweltfreund-lich, kosten-effizient, lokal verfügbar und bieten Möglichkeiten, die Parasiten in den unterschiedlichen Phasen ihres komplexen Lebenszyklus anzugreifen.

Bei der Wahl der Methoden und der Entwicklung einer nachhaltigen Strategie zur Malariabekämpfung ist es wichtig, die spezifische lokale Epidemiologie des Krankheitsgeschehens zu verstehen. Diese ist von der Biologie und Ökologie der Vektoren, den Verhaltensweisen der Menschen und den Umweltbedingungen bestimmt. Nur durch eine sorgfältige Analyse der lokalen Situation können che-mische Methoden schrittweise durch weniger pestizidintensive Maßnahmen ersetzt werden, um Insektizideinsätze zukünftig auf Notfälle zu beschränken.

Malaria ist eine armutsbedingte Krankheit, die durch eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen bekämpft werden kann. Eine ganzheitliche Strategie muss neben den ökologischen auch soziale, politische und wirt-schaftliche Aspekte berücksichtigen, wie etwa die Beteiligung der Bevölkerung, Investitionen in Bildungsprogramme, finanzielle und technische Kapazitäten, politische Stabilität oder Richtlinien und Gesetze, um eine erfolgreiche und nachhaltige Malariabekämpfung zu ermöglichen. Eine derartige Strategie kann nicht nur einen Beitrag zur Malariabekämpfung leisten, sondern dient zusätzlich dem Schutz der Umwelt und der Biodiversität sowie dem allgemeinen Gesund-heitszustand der Menschen und ist förderlich für die ländliche Entwicklung ein-schließlich der Armutsbekämpfung.

• Bewußtseinsbildung • Gesundheitserziehung

E r f o l g s f a k to r e n d e r M a l a r i a b e k ä m p f u n g

S t r a te g i e n d e r M a l a r i a ko n t r o l l e ve r b e s s e r n N i c h t - c h e m i s c h e A n s ä t ze e i n b ez i e h e n

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• Einbeziehung der Bevölkerung • Stärkung des Sozialsystems • Finanzielle und technische Unterstützung• Unterstützung durch Forschungsein- richtungen

• K o n t r o l l m a ß n a h m e n k o m b i n i e r e n• M e t h o d e n a n d i e l o k a l e S i t u a t i o n a n p a s s e n• P e s t i z i d f r e i e M e t h o d e n b e v o r z u g e n

Umweltmanagement (ökosystemverträgliche Beseitigung der Brutgebiete): Modifi zierung der Umwelt (Trockenlegen von Sumpfgebieten, Anle-gen von Entwässerungskanälen, Abdecken von Wasserreservoiren, Beseitigung von stehenden Gewässern), periodische Eingriffe in die Umwelt (Bewässerungsmanagement, Anpfl anzen/Besei-tigen von Pfl anzen, Müllbeseitigung)

Ökosystemverträgliche Raubtiere (larvenverzeh-rende Fische) und Nematoden (in Entwicklung)

Mikrobielle Larvizide (Bacillus thuringiensis)Pfl anzliche Larvizide (Niem)

Chemische Larvizide

Vo

rso

rge

Pfl anzliche Arzneimittel

ChemoprophylaxeChemotherapie

Impfung (in Entwicklung)

Bek

ämpf

ung

des

Err

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Larvenkontrolle

Bekämpfung der Malaria-Parasiten im Menschen

M e t h o d e nv i e l f a l t n u t ze n

• R e d u k t i o n d e r M a l a r i a f ä l l e• Ve r b e s s e r u n g d e r G e s u n d h e i t s s i t u a t i o n• Ve r m e i d u n g v o n U m w e l t v e r s c h m u t z u n g• S c h u t z d e r B i o d i v e r s i t ä t

Z i e l e

• Monitoring des Infektionsgeschehens, der Moskitos und der Erreger

• Gute Regierungsführung• Dezentralisierung der Malariakontrolle • Ausbau der Kapazitäten

• Regionale Kooperation• Kooperation der Sektoren• Einbeziehung von Nichtregierungsor- ganisationen

Moskitofallen (mit Lockstoffen)

Pfl anzliche Insektizide (Pyrethrum)Fungi (in Entwicklung)

Freisetzung von sterilen Moskitos (in Entwicklung)

Behandlung von Vieh mit Insektiziden

Innenraumsprühen mit Insektiziden

Nebelverfahren (space spraying)

Be

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Bauliche Verbesserungsmaßnahmen Verbesserung sanitärer Anlagen

Lange, helle KleidungPfl anzliche Reppellents (Niemöl, Zitronengras)

Moskitonetze

Imprägnierte MoskitonetzeChemische Repellents

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Reduzierung Kontakt

Moskito

/ Mensc

h

Moskitokontrolle

Der Lebenszyklus der Mala-ria-Parasiten beinhaltet ei-nen Wirtswechsel zwischen Moskito und Mensch

Infi zierter Moskito (Wirt) sticht Menschen – Übertragung der Parasiten auf den Menschen

Moskito sticht infi zierten Men-schen (Wirt) – Übertragung der Parasiten vom Menschen auf den Moskito

Malaria-Parasiten (Plasmodien)

Anopheles-M

oskito

Moskito-Larve

Geringes Risiko pestizidfreie/-arme Methoden

Mäßiges Risiko pestizidarme Methoden

Hohes Risiko pestizidintensive Methoden

L e g e n d e

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© Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) e. V.

Nernstweg 32

22765 Hamburg

Tel. +49 (0)40 - 3991910 - 0

[email protected]

www.pan-germany.org

Eine gesunde Welt für alle. Mensch und Umwelt vor Pestiziden schützen. Alternativen fördern. PAN Germany ist eine gemeinnützige Organisation, die über die negativen Folgen des Einsatzes von Pestiziden infor-miert und sich für umweltschonende, sozial gerechte Alternativen einsetzt. Wir sind Teil des internationalen Pesticide Action Network (PAN). Unsere Arbeitsfelder reichen von der kritisch-konstruktiven Begleitung von Politik und Gesetzge-bung bis hin zu praxisnahen Serviceangeboten für Bauern und Verbraucher.

Unterstützen Sie PAN GermanySpendenkonto: Postbank Hannover, Konto-Nr. 470 588 - 307, BLZ 250 100 30

Die Förderer übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Voll-ständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die geäußerten Meinungen müssen nicht mit denen der Förderer übereinstimmen.

Dieses Projekt wurde gefördert durch:

© Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) e. V., Nernstweg 32, 22765 Hamburg, www.pan-germany.org

Hamburg 2010

Text: Vanessa Laumann, Carina Weber, Layout: Ulrike Sommer, grafik:sommer, Hamburg Fotos: Farmergruppe: van den Berg; Arbeiter: Méndez-Galván; Malariabehandlung: Gillespie; Forscherin: Gillespie; Monitoring: Gillespie; afrikanisches Dorf: Courtesy of Gene Dailey, American Red Cross; Gruppendiskussion: CDC/Dr. Robert Newman; Reinigung Entwässerungskanal: Mbogo; Erdarbeiten: CDC; Gambusia: CDC; biolo-gische Larvenbekämpfung: Mbogo; chemische Larvenbekämpfung: CDC; Pyrethrum: Jerry Friedman; Labor: CDC; Innenraumsprühen: Gillespie; Nebelverfahren: CDC; Vieh: CDC/Abbigail Tumpey; Moskito: CDC/Edward McCellan; Moskito sticht: CDC/ James Gathany; Plasmodien-Lebenszyklus: CDC/Alexander J. da Silva, Melanie Mo-ser; Plasmodien: CDC/ Steven Glenn; Moskitonetz: P. Skov Vestergaard Frandsen; Wohnhaus: Méndez-Galván; Zitronengras: @Hakcipta Yosri – Dibebaskan di bawah (CC|Version 2); Malariapflanze: Carina Weber; Impfung: CDC/Judy Schmidt; imprägniertes Moskitonetz: Gillespie