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Mangelkrankheiten bei Schaf und Ziege erkennen
Dr. Folke Pfeifer, Tiergesundheitsdienst/TSK Sachsen-Anhalt
Bernburg-Strenzfeld, 05.03.2015
Mangelkrankheit
Resorption
Zufuhr Verbrauch
Galenik, BodenpH Antagonisten Darmschleimhaut
Angebot Zugang Akzeptanz
Trächtigkeit / Laktation Verluste (Durchfall) Parasitosen
Quelle: Humann-Ziehank 2008
Bedeutung von Mangelkrankheiten
wahrnehmbarer Schaden
„Unsichtbarer“ Schaden
Anzeichen für Mangelkrankheiten
Jungtierwachstum (Neugeborenenvitalität, Auseinanderwachsen, Kümmern)
Fruchtbarkeit Schlechter Allgemeinzustand, stumpfe
Wolle… Spezifische Symptome
Mangelkrankheiten bei Schaf und Ziege
Rachitis/ Osteomalazie Hypocalcämie Harnsteinerkrankung
Weidetetanie
Weißmuskelkrankheit (Selenmangel) Sway back (Kupfermangel) Zinkmangel Jodmangel
Sternguckerkrankheit (Vitamin B1-Mangel) Vitamin A-Mangel
Mengenelemente (Vitamine)
Spurenelemente
Vitamine
Quelle: Humann-Ziehank 2008
Quelle: Humann-Ziehank 2008
Calcium / Phosphor
Rachitis /Vitamin D-Mangel - Stallhaltung (fehlende Sonnenlicht, fehlende
Vitamin-D-Eigensynthese) - Kein/ zu wenig Mineralfutter trotz Laktation
und Wachstum (20-30 g/Mutter !) - Störung im Ca/P-Verhältnis durch
phosphorreiche Futtermittel (Getreide !) bei wenig Rauhfutter
- Bei adulten Tieren Osteoporose - DD: Manganmangel
Quelle: Hochstrasser, 2013
Calcium / Phosphor
Hypocalcämie/ Kalziummangel vor Geburt - hochtragende Tiere müde, fressen schlecht - Zittern, unkoordinierte Bewegungen - Krämpfe, Festliegen, Lähmungen - Bei Ziegen auch in/nach der Lammung
- DD: Trächtigkeitstoxikose, auch gleichzeitig !
Calcium / Phosphor
Harnsteinerkrankung - Akute Erkrankung älterer Mastlämmer/Böcke - Ursachen:
• Missverhältnis Ca/Phosphor durch Fütterung (Getreidemast), gleichzeitiger Vitamin A-Verbrauch
• Fütterungsbedingte Übersäuerung im Pansen/Stoffwechsel führt zu vermehrter Calciumausscheidung im Harn
• Ungenügende Harn-Verdünnung durch Tränkwasser (Belegdichte, Wasserqualität, Angebot im Winter, bei Transporten)
Calcium / Phosphor
Diagnose - Klinischer Verdacht - Welche Futtermittel ??? - Mineralfutter (was, wieviel)
- Routine-Analysen im Blut fast immer im
Normbereich ! (komplexe hormonelle Regulation und Gegenregulation durch Calcitonin und Parathormon)
Magnesium
Weidetetanie - Auftreten im Frühjahr nach Austrieb auf junge
Weide - Anzeichen: Krämpfe, Speicheln, Festliegen, Tod
- Chronische Formen schwierig zu erkennen (kaliumreiche AWS)
- Sandböden gelten als magnesiumarm - Bestimmung im Blut !
Selen
Funktion (gemeinsam mit Vit E): – Entgiftung von Stoffwechselprodukten (freie
Radikale, FS-Hydroperoxide), – Zellmembranschutz (Muskulatur, Herz, Leber)
Anzeichen: – Meist subklinisch, wenig deutlich – Wachstumsstörungen – Fruchtbarkeit – Abmagerung
Selen Selenmangel der Neugeborenen
– Totgeburten, „Lebensschwäche“ – Kein Aufstehen, kein Saugreflex – Schlaffe Lähmung – Diff.diag: Kupfermangel, Floppy-Kid-Syndrom,
……..
Selen
Weißmuskelkrankheit – Bei intensiv gefütterten/wachsenden Lämmern – tritt fast nur im Stall auf (Vitamin E-Gehalt der
Futtermittel) – Schwäche/ Versagen der Hintergliedmassen
bei erhaltener Fresslust, Kümmern – plötzlicher Tod bei Stress
Weißmuskelkrankheit
Quelle: Hochstrasser, 2013
Humann-Ziehank 2008
Selen
Selen
Antagonisten: Mo, S Betriebsstandort/Selenverfügbarkeit überständige Rauhfuttermittel enthalten
wenig Spurenelemente (u.a. Selen)
Diagnose im Blut sinnvoll (Poolprobe) !!! Cave: Überdosierung (Mineralfutter +
Injektion) Cave: Eiseninjektion bei gleichzeitigem
Selenmangel
Kupfer
Essentieller Bestandteil zahlreicher Enzyme Funktion:
– Zellatmung, – Blutbildung, – Bindegewebs- und Nervenstoffwechsel (Aufbau
von Myelinscheiden um Nervenzellen), – Stofftransport
Kupfermangel
Bei erwachsenen Tieren – Meist unbemerkt – Blutarmut (DD parasitär bedingte Anämie) !!!, Lecksucht – Depigmentierung der Wolle (Kupferbrille, schwarze Schafe)
bei Neugeborenen – Totgeburten, „Lebensschwäche“ – Kein Aufstehen, kein Saugreflex – Schlaffe Lähmung – Diff.diag: Selenmangel, Floppy-Kid-Syndrom und v.a.
Bei wachsenden Lämmern „sway back“, „enzootische Ataxie“ – Koordination/ Schwäche der Hintergliedmaßen – Aufstehprobleme
Quellen: Behrens, Ganter, Hiepe 2001 und Schulz Dämmrich, 1991
Kupfer
Regionale Unterschiede Antagonisten (Zn, S, Fe, Mo, Cd) Diagnose im Blut wenig sinnvoll !!! Leber Vergiftung möglich (Mineralfutter von Rind,
Schwein/ Gülle von Schwein und Geflügel, Lämmer >> adulte Schafe durch höhere Absorption)
Kupferversorgung bei Schaf und Ziege, Norddeutschland, 2002-2004
Quelle: Humann-Ziehank 2007
Kupfermangel
Bei Ziegen in Schafbeständen besteht vermutlich fast immer Kupfermangel !
Kenntnis über Kupferversorgung in Schafherden ? Überliefertes Wissen noch gültig ?
Punktuelle Kupfergabe in der Trächtigkeit ? Besonders kupferempfindliche Schafrassen ? Bei Totgeburten, Lebensschwäche usw.
immer Kupferbestimmung von Leberproben anfordern!
Untersuchung in Hannover o. Jena (Kosten ca. 20 €)
Zink
Funktion : Haut-/ Hornbildung Anzeichen
– Wollausfall, spröde dünne Haare – Klauenhorn minderwertig – Wollefressen – Verminderte Fresslust – zäher Speichel – Schorf-, Krustenbildung der Haut im Bereich
des Kopfes und Gliedmaßen , kein Juckreiz !!!
Parakeratose/ Zinkmangel
Zinkbestimmung im Blut sinnvoll ???
Diagnose im Blut wenig sinnvoll , zeigt stets Unterversorgung an !!!
Zink
Antagonisten (Ca, Fe, Cu, Mg, Cd) kein Speicherorgan ! Bedarf Ziegen > Schafe Überdosierung möglich
Jodmangel
Funktion: Bildung der Schilddrüsenhormone
Primärer Mangel oder Sekundärer Mangel (Jod ausreichend,
gestörte Verwertung) – durch Nitrate, – Thiocyanate (Grünraps, Markstammkohl,
Grünsenf) – Glucosinolate (Rapsextraktionsschrot) – Phenole, Fluor, Mangan, Cadmium
Jod Anzeichen für Mangel:
– Vergrößerung Schilddrüse (Struma) insb. bei wachsenden Tieren
– Wachstumsdepression, Zwergwuchs – Störung der geistigen und körperlichen
Entwicklung – Totgeburten, Missbildungen, Myxödeme,
Lebensschwäche
Diagnose: Klinik, Fütterungsanamnese, Blutprobe
Vergrößerte Schilddrüse bei Jodmangel
Sternguckerkrankheit (Vitamin B1-Mangel, CCN-Cerebrocortikalnekrose)
Funktion: Thiamin (Vitamin B1) ist Koenzym im Zellstoffwechsel
Bei Mangel: Störung Energieversorgung, zelluläre Ödeme mit Folgen für Nervenzellen (Nekrose)
Anzeichen: Blindheit, Sterngucken, Koord.störung, Speicheln, Schielen, Streckkrämpfe VGM , Festliegen, Tod
CCN
Quelle: LB der Schafkrankheiten; Ganter, Hiepe 2001
Entstehung Sternguckerkrankheit (Vitamin B1-Mangel, CCN-Cerebrocortikalnekrose) beim Wiederkäuer
Synthese B-Vitamine durch Mikroflora im Pansen, keine Speicherung im Organismus – Störung der normalen Mikroflora und – Förderung thiaminasebildender Bakterien
(Zerstörung von Thiamin durch bakterielle Enzyme) bei Azidose (kraftfutterreiche Ration Lämmer 2-10 Monate,
Fütterung von Brot, wenig Rauhfutter) oder Pansenfäulnis (schlechtes, verpilztes Rauhfutter)
– Antagonistische Pflanzeninhaltsstoffe (Adlerfarn,
Schachtelhalm, Hopfen, Heidekraut, Sojabohnen, Zwiebeln)
Vitamin-B1-Mangel
Diagnose: – Anamnese (Alter, Fütterung),
– Therapie mit Vitamin B1 und GKS,
– Vitamin-B1-Bestimmung im Blut
Vitamin A-Mangel Funktion: vielfältige Stoffwechselprozesse
(Hormonproduktion, Drüsen-und Epithelfunktion, Immunabwehr)
Anzeichen: – Wachstum, erhöhte Infektanfälligkeit, – Fruchtbarkeit – Augenveränderungen (Netzhaut) – Lebensschwache Lämmer, Kümmerer
Entstehung Vitamin-A-Mangel
Vorstufe Betakarotin in allen grünen Pflanzen Umwandlung und Speicherung in Leber Konservierte Futtermittel: 60 % (Silage) bis 90 %
Verluste Betakarotin Erhöhter Verbrauch (kraftfutterreiche Fütterung,
Infektionskrankheiten, Durchfall, Parasitosen) Leberkrankheiten, Proteinunterversorgung, hohe
Phosphor- und Nitrat-aufnahme
Diagnose: Bestimmung im Lebergewebe (Blutserum)
Fazit
Mineralstoffversorgung betriebsspezifisch sehr unterschiedlich
Viel Bauchgefühl kaum Wissen über vorhandene
Versorgung bzw. Bedarf Wenig Wissen über tatsächlichen
Verbrauch /Tier (Leckmassen) Vielzahl kommerzieller
Mineralstoffmischungen (Rachitin plus u.a. für Schafe/Ziegen 15 g/Tier/Tag: enthält 1000 mg Kupfer /kg !!!)
Schlussfolgerung
Phasen mit erhöhtem Bedarf (Wachstum,
Trächtigkeit, Laktation, Deckzeit) !!! objektive Informationen als Grundlage
für Entscheidungen – Standort (Weideperiode), Futtermittel
(Stallperiode) – Herdenstatus (Kennzahlen Fruchtbarkeit,
Lämmeraufzucht, Krankheitsschwerpunkte)
– Versorgungsstatus Selen (Blut), Kupfer (Leber)
Vielen Dank !