55
MANI MATTER (1936 -1972) 26.03.2013 - 08.09.2013 Unterlagen für Schulen

MANI MATTER (1936 -1972) 26.03.2013 - 08.09.2013 ......Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 2 MANI MATTER (1936-1972) 26.03.2013 - 08.09.2013

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • MANI MATTER (1936 -1972)

    26.03.2013 - 08.09.2013

    Unterlagen für Schulen

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 2

    MANI MATTER (1936-1972)

    26.03.2013 - 08.09.2013 (Wiederaufnahme)

    Unterlagen für Schulen

    Bildung & Vermittlung Landesmuseum Zürich

    Liebe Lehrerinnen und Lehrer Mani Matter ist bis heute einer der populärsten Mundartdichter und Liedermacher der Schweiz. Mit seinem Witz, seiner Fantasie und seiner sprachlichen Gewandtheit gehört er zu den grossen Schweizer Künstlern des 20. Jahrhunderts. Der Berner hat ein herausragendes Liedgut hinter-lassen, von dem bis heute Coverversionen produziert werden. Längst sind seine Titel auch zu Volksliedern geworden – gesungen im Schulunterricht und beliebt quer durch alle Generationen. Die Ausstellung im Landesmuseum Zürich zeigt Leben und Werk Mani Matters.

    In inszenierten Räumen können Sie und Ihre Klasse bekannten Sujets aus Matters Texten be-gegnen: dem Eisbären, dem Wüstenzelt, dem Parkingmeter oder der Eisenbahn. Ideale Kulissen, um sich der Person Mani Matter und seinem Schaffen zu nähern.

    Viele Lieder, reichhaltiges Filmmaterial und spannende Hintergrundinformationen sind auf dem iPad abrufbar. Jüngere Schülerinnen und Schüler können anhand einer für sie entwickelten iPad-Spur die Ausstellung auch selbstständig entdecken.

    Zur Vor- und Nachbereitung im Unterricht haben wir für Sie Unterlagen zusammengestellt, Vorschläge für einen Ausstellungsbesuch entwickelt und ausstellungsbezogene Aufträge für die Schülerinnen und Schüler formuliert.

    Informationen zu Führungen und Workshops wie auch zum selbständigen Besuch der Ausstellung «Mani Matter. 1936-1972» finden Sie unter www.manimatter.landesmuseum.ch. Alle weiteren Angebote für Schulen sind aufgeführt unter www.landesmuseum.ch in der Rubrik «Schulen». Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Landesmuseum Zürich! Prisca Senn, Leiterin Bildung & Vermittlung Landesmuseum Zürich, _____________________________________________________________________________________________________________________

    Team Bildung & Vermittlung Landesmuseum Zürich Prisca Senn (Leitung), Stefan Damiano, Magdalena Rühl, Rebecca Sanders, Kinga Szanto Mo-Fr 9.00-12.30 │ T. +41 (0)44 218 65 04 | [email protected]

    http://www.manimatter.landesmuseum.ch/http://www.landesmuseum.ch/

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 3

    Inhalt

    Unterrichtseinheiten für Schulklassen | Vorschläge für die Ausstellungsbesichtigung

    Primarstufe ab 4. Klasse 4

    Sekundarstufe I 4

    Sekundarstufe II 5

    Zur Ausstellung 6

    Hintergrund. Zum Zeitgeschehen | Mani Matters Zeit 7

    Stationen der Ausstellung | Einführungen, Objekte (Auswahl), Lieder, Texte 10

    1 Biografie 10

    2 Jurist 12

    3 Kindheit und Jugend 15

    4 Liedermacher 19

    5 Poet 24

    6 Denker 27

    7 Politik 30

    8 Früher Tod 35

    9 Inspiration 38

    10 Lieder 41

    11 Danach 42

    Medienverzeichnis | Literatur, Audio, Film/Fernsehen, Links 45

    Klassenmaterialien (KM) | Aufträge für Schülerinnen und Schüler

    KM 1 Mani Matter Quiz 47

    KM 1 Mani Matter Quiz (Lösungen) 48

    KM 2 «für mi sälber mir z’erkläre» 49

    KM 3 «Kunscht isch geng es Risiko» 50

    KM 4 «… und so blybt no sys lied» 51

    KM 5 Mani Matter & Cover Songs 52

    KM 6 «Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen,

    sollte dahinter aber auch etwas sehen können» 53

    KM 7 «... es braucht also welche, die fragen.» 54

    KM 8 «... wo sich die Gedanken mühelos in Worte verwandeln...» 55

    _____________________________________________________________________________________________________________________

    Impressum Materialien für Schulen zur Ausstellung «Mani Matter. 1936-1972» im Landesmuseum Zürich 27.05.2011 - 18.09.2011 │ Wiederaufnahme 26.03.2013 - 08.09.2013

    Konzept │ Zusammenstellung Inhalt │ Did. Impulse Prisca Senn, Bildung & Vermittlung Landesmuseum Zürich und Nina Kägi, wiss. Mitarbeiterin

    Lektorat Matthias Senn

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 4

    Unterrichtseinheiten für Schulklassen

    Vorschläge für die Ausstellungsbesichtigung

    Primarstufe ab 4. Klasse

    1. Lektion Ausgewählte Lieder von Mani Matter im Unterricht vorstellen, einüben und singen.

    2. Lektion Besuch der Ausstellung im Landesmuseum Zürich. Die Schülerinnen und Schüler entdecken die Ausstellung mit dem iPad (Spur für Kinder und Jugendliche) und/oder arbeiten mit Klassenmaterialien KM1 (Mani Matter Quiz), KM2 (für mi sälber mir z’erkläre) oder KM3 (Kunscht isch geng es Risiko).

    3. Lektion Film (ev. ausgewählte Ausschnitte) gemeinsam betrachten «Warum syt dir so truurig?» Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler. CH 2002; 88 Min. Schweizerdeutsch, Untertitel D/F.

    4. Lektion Beobachten und Erzählen: Eine Alltagszene (Schulhausplatz, zu Hause, auf dem Bahnhof, in der Badanstalt, auf dem Fussballplatz) beschreiben und als Geschichte in Reimform verfassen, evt. Vertonen.

    5. Lektion Schülerinnen und Schüler recherchieren Coversongs und stellen diese vor: Matter Rock und aktuelle Songs (bspw. Greis: Kolumbus, 2009 / Guillermo Sorya: Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama, 2011). Sekundarstufe I

    1. Lektion Besuch der Ausstellung im Landesmuseum Zürich. Schülerinnen und Schüler arbeiten in der Ausstellung mit Klassenmaterialien KM 1 (Mani Matter Quiz), KM 3 (Kunscht isch geng es Risiko), KM 4 (… und so blybt no sys lied) oder KM 6 (Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen...).

    2. Lektion Cover Songs. Gemeinsames Hören und/oder Anschauen einiger Cover Songs (Material siehe unter Medienverzeichnis). Als Hausaufgabe Auftrag KM 5 (Cover Songs) lösen und evt. weitere Cover Songs recherchieren.

    3. Lektion Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre verfassten Texte zum Coversong. Diskussion.

    4. Lektion Vorführung Film «Warum syt dir so truurig?» Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler. CH 2002; 88 Min. Schweizerdeutsch, Untertitel D/F. Diskussion.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 5

    Sekundarstufe II

    1. Lektion Besuch der Ausstellung im Landesmuseum. Schülerinnen und Schüler arbeiten mit den Klassenmaterialien KM 6 (Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen...) oder KM 7 (... es braucht also welche, die fragen). Die Schülerinnen und Schüler lösen als Aufgabe KM 5 (Cover Songs).

    2. Lektion Vorstellen der Texte und Diskussion. Evt. Gemeinsames Anschauen und Diskussion weiterer Cover Songs. Ausschnitte aus Film «Warum syt dir so truurig?» Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler. CH 2002; 88 Min. Schweizerdeutsch, Untertitel D/F. und /oder Sendungen SF Videoportal.

    3. Lektion Fokus Sprache KM 8 (... wo sich die Gedanken mühelos in Worte verwandeln...). Varianten: die Schülerinnen/Schüler erhalten denselben Liedtext, erhalten verschiedene Liedtexte oder wählen selbst einen Liedtext von Matter (Gruppen- oder Einzelarbeit). Diskussion.

    4. Lektion Lektüre und Diskussion diverser Texte von und über Mani Matter (siehe Auswahl Texte Stationen der Ausstellung und Medienverzeichnis).

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 6

    Zur Ausstellung Erster Raum Eingang; Bühne mit Mani Matters Übungsgitarre; Biografie Mani Matter

    1. Station Biografie Zweiter Raum Leben und Werk; Vitrinen mit Objekten und Dokumenten aus seinem Nachlass/Leihgaben; einige

    seiner berühmten Lieder als Inszenierungen, bspw. Dr Eskimo, Bim Coiffeur

    2. Station Jurist

    3. Station Kindheit und Jugend

    4. Station Liedermacher

    5. Station Poet

    6. Station Denker

    7. Station Politik

    8. Station Früher Tod

    Dritter Raum Inspirationsquellen; im Zentrum ein Wüstenzelt in Anlehnung an Mani Matters Lied Arabisch (Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama); Lieder und Coverversionen

    9. Station Inspiration

    10. Station Lieder

    11. Station Danach

    Wichtiger Hinweis zum iPad Lieder, Liedtexte, Filme, Hintergrundinformationen zu den ausgestellten Objekten sind via iPad zugänglich.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 7

    Hintergrund. Zum Zeitgeschehen Mani Matters Zeit

    Von Pascale Meyer, Historikerin und Kuratorin der Ausstellung «Mani Matter (1936–1972)»

    Werden Persönlichkeiten aus dem politischen, wirtschaftlichen oder dem kulturellen Leben der Schweiz in einem kulturhistorischen Museum zum Thema gemacht, so ist es fast unerlässlich, den Blick auch auf das Zeitgeschehen und die damaligen gesellschaftlichen Entwicklungen zu richten. Die Einbettung in den gesellschaftlichen Kontext bietet die Chance, das Werk und die Rezeption eines Künstlers in einem andern Licht zu sehen und ein besseres Verständnis dafür zu gewinnen. Im Fokus stehen dabei die 60er und frühen 70er Jahre des 20. Jahrhunderts – die beiden Jahrzehnte, in denen Matter sein kreatives Potenzial entfaltet und Bekanntheit erlangt hat.

    Mit seinem Jahrgang 1936 würde Matter von den Historikern heute zu den Vertretern der sogenannten „Nutzniesser der Goldenen Jahre― gezählt werden. Damit sind die 50er und 60er Jahre gemeint, die als Übergangsperiode von der Mangel- zur Überflussgesellschaft bezeichnet werden können. Nach dem Krieg setzen die Jahre des wirtschaftlichen Aufbruches und der Hochkonjunktur ein. Die Infrastruktur erfährt eine rasche Entwicklung, eine grosse Bautätigkeit mit dem Nationalstrassenbau und der Agglomerationsbildung ist zu verzeichnen. Zudem werden zahlreiche grosse Energieprojekte realisiert. Gleichzeitig steigt der Lebensstandard an, und ein neuer Lebensstil, die „Amerikanisierung―, setzt sich durch: Grosse Selbstbedienungsläden, zunehmend erschwingliche Autos sowie zahlreiche Konsum- und Kulturgüter wie das neue Fernsehgerät, das den Durchbruch am Ende dieses Jahrzehnts schafft, verändern den schweizerischen Alltag markant.

    1 Das Zeitalter des Massenkonsums: die 60er- und 70er-Jahre. Foto: RDB.

    Auf der politischen Ebene hat der Kalte Krieg auch Auswirkungen auf die Schweiz: Das Aufrüstungskonzept mit dem anfänglichen Versuch einer eigenen atomaren Bewaffnung weicht später dem Prinzip der Landesverteidigung mit dem Bau von über 270'000 Zivilschutzräumen.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 8

    Die Neutralität, nach dem Krieg vom Ausland noch kritisch beurteilt, gelangt in den 50er Jahren langsam wieder international zu Ansehen. Und schliesslich folgt die Regierungszusammensetzung auf Bundesebene ab 1959 der „Zauberformel―, dem Schweizer Konkordanzsystem, das während 44 Jahren gültig bleibt.

    Eine Erschütterung erfährt die Schweiz, als die sogenannten Studentenunruhen ausbrechen. Eine junge Generation, die vom Ausland, vor allem von Frankreich, beeinflusst ist, fordert Freiräume ein, hinterfragt Autoritäten und Institutionen, kritisiert das Arbeitsethos und das Konsumverhalten der Elterngeneration und zieht das bürgerliche Ehe- und Familienideal mit den gemeinschaftlichen Bindungen in Zweifel.

    2 Rock- und Popmusik: Der Auftritt der Rolling Stones in Zürich 1967 löst Tumulte aus. Foto: ASL, Schweizerisches Nationalmuseum.

    3 Die Globus-Krawalle in Zürich 1968: Die Zürcher Jugendlichen besetzen das Globus Provisorium; sie fordern ein autonomes Jungendzentrum. Es kommt zu Strassenschlachten. Foto: ASL, Schweizerisches Nationalmuseum.

    Prägend ist auch die Rock- und Pop-Kultur, welche die Schweiz ab den 60er Jahren erreicht. Die Musik wird für viele zum idealen Vehikel, um dieses neue Lebensgefühl, das Gefühl von Revolte und Aufbruch, zu transportieren und den durchaus gewollten Bruch mit der Generation der Eltern zu inszenieren. Dies zeigt sich 1967 beim ersten Auftritt der Rolling Stones in der Schweiz, im Zürcher Hallenstadion, der Proteste und Tumulte auslöst. Dass einige der grossen Rockstars wie Janis Joplin, Jimmy Hendrix und Jim Morrison den Drogentod sterben, vergrössert die Aura dieser Ikonen zusätzlich.

    4 Love, peace and happiness: Die Losung der Hippie Bewegung, die von Amerika ausgehend auch die Schweiz Ende der 60er Jahre erreicht. Foto: ASL, Schweizerisches Nationalmuseum.

    5 Foto der Landesausstellung 1964. Foto: ASL, Schweizerisches Nationalmuseum.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 9

    Leisere Töne, mit Worten und durch Schriften, schlagen die Intellektuellen an, Schriftsteller wie Max Frisch oder Paul Nizon („Diskurs der Enge―). Sie leiden am sogenannten „helvetischen Malaise― (Max Imboden, 1964) und an der Enge und Kleinheit der Schweiz. Anders Karl Schmid, der Zürcher Literaturprofessor und zeitweilige Rektor der ETH: Er plädiert für den Kleinstaat als „festes Haus mit offenen Türen―. In seiner Schrift „Unbehagen im Kleinstaat― (1963) unterstellt er Schweizer Intellektuellen, die sich auch an deutschen und französischen Debatten orientieren, dass sie es nicht aushalten, auf den helvetischen „Zwischenraum zwischen den grossen Nationen― verwiesen zu sein.

    Auch die Landesausstellung von 1964 (Expo) drückt diese Zerrissenheit aus und zeigt eine gespaltene Schweiz: einerseits eine durchaus selbstkritische, moderne, weltoffene Schweiz, die durch technischen Fortschritt glänzt; anderseits aber ein nach wie vor vom Kalten Krieg geprägtes Land, sichtbar im sog. Beton-Igel-Bau, dem Militärpavillon, der die „totale Landesverteidigung― zum Thema hat.

    In diesem geistigen Klima, das von der Spannung zwischen Konservativismus, Fortschritt und Revolte, von Kaltem Krieg und Popkultur geprägt ist, betreten ab 1965 die Berner Troubadoure und mit ihnen vor allem Mani Matter die Kleinkunstbühnen der Schweiz, die zu Schauplätzen einer neuen, schweizerischen „Liedermacher-Kultur― werden. Indem er mit einem Gespür für die Verwerfungen und Erschütterungen dieser Jahre seinen eigenen Weg geht, trifft er den Nerv der Zeit – und schafft mit seinen Chansons doch ein beinah zeitloses Werk.

    Pascale Meyer, Mani Matters Zeit. In: Mani Matter (1936-1972). Hg. von Wilfried Meichtry und Pascale Meyer, Scheizerisches Nationalmuseum und Zytglogge Verlag, Oberhofen a. Th. 2011, S. 9-12.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 10

    Stationen der Ausstellung

    1 Biografie

    Übungsgitarre von Mani Matter. Mit 17 fängt Mani Matter an Gitarre zu spielen. Da er nie Unterrichtsstunden nimmt, gibt er auf die Frage, wie lange er schon Gitarre spiele, zur Antwort: „Das habe ich bis heute noch nicht gelernt.― (Interview Schwyzer Zeitung, 13.3.1970). Leihgabe: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass Mani Matter.

    1936 4. August: geboren als Hans Peter Matter in Bern, Sohn von Erwin Matter und Wilhelmina Matter-de Haan. ab 1950 Mani Matter entdeckt die Chansons von Maurice Chevalier und Georges Brassens. 1952-55 Gymnasium Kirchenfeld Bern. 1952 Erstes Chanson Dr Rägewurm, nach einer Melodie von Georges Brassens. 1956-1961 Jus-Studium an der Universität Bern. 1960 Im Radio Bern werden zum ersten Mal Lieder von Mani Matter gesendet (u.a. Ds Lotti schilet, Dr Ferdinand isch gstorbe). 1961 Patentierung als Bernischer Fürsprecher (Anwalt), Assistent für Öffentliches Recht an der Universität Bern. 1963 Heirat mit Joy Doebeli und dann Geburt der Kinder Sibyl, Meret und Ueli. 1965 Juristische Dissertation. ab 1966/67 Auftritte mit den Berner Troubadours, zuerst im Raum Bern, dann in der ganzen Deutschschweiz. ab 1966 Erste Schallplatten: I han en Uhr erfunde (1966), Alls wo mir id Finger chunnt (1967) und Hemmige (1970). 1967-68 Aufenthalt in Cambridge. Arbeit an der Habilitation. ab 1970 Mani Matter wird Rechtskonsulent der Stadt Bern, gleichzeitig Lehrauftrag an der Universität Bern. Mani Matter tritt vermehrt allein auf, bis zu 100 Auftritte im Jahr. 1971 Erste Auftritte mit eigenem Soloprogramm (u.a. im Luzerner Kleintheater von Emil Steinberger). 1972 24. November: Auf dem Weg zu einem Auftritt in Rapperswil /SG verunglückt Mani Matter tödlich.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 11

    Objekte (Auswahl) Übungsgitarre von Mani Matter; Typoskript Us emene lääre Gygechaschte; Konzertplakate. Lied (Leitlied Station Ausstellung)

    Das Lied Us emene lääre Gygechaschte gilt als Inbegriff von Matters Poetik und steht für sein literarisches Vermögen. Us emene lääre Gygechaschte

    us emene lääre gygechaschte ziet er sys inschtrumänt und dr chaschte verschwindet

    und er spilt ohni bogen es lied ohni wort und er treit e zilinder doch drunder ke chopf und ke hals und ke lyb keni arme no bei das het er alles verloren im chrieg

    und so blybt no sys lied nume das isch no da denn ou e zilinder het er nie kene gha

    Mani Matter: Us emene lääre Gygechaschte, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 61.

    Zusammenfassung Aus einem leeren Geigenkasten Ein Mann zieht aus einem leeren Geigenkasten ein Instrument, und der Kasten verschwindet. Er spielt ohne Bogen ein Lied ohne Worte. Er trägt einen Zylinder, doch darunter keinen Kopf... hat keinen Hals und keinen Leib, weder Arme noch Beine, denn all das hat er verloren im Krieg.

    Und so bleibt nur sein Lied. Denn auch einen Zylinder hatte er nie.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 12

    2 Jurist

    Mani Matter im Büro vor einem Bild des Berner Künstlers Peter Stein, 1972. Foto: Albert Winkler.

    Mani Matter wollte als Kind zuerst Clown, dann Koch, Architekt oder Ingenieur werden. Doch schliesslich entschied er sich, wie sein Vater Rechtswissenschaften an der Universität Bern zu studieren, und wurde Fürsprecher. Eine akademische Laufbahn wäre denkbar gewesen; seine Habilitation, praktisch vollendet, blieb aber liegen. 1970 wurde er Rechtskonsulent der Stadt Bern. Gleichzeitig lehrte er Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Bern. Juristischer Beruf und Lehre sowie seine künstlerische Berufung waren bei Mani Matter keine Gegensätze. Studierende und Berufskollegen lobten seinen juristischen Scharfsinn. Objekte (Auswahl) Schreibmaschine von Joy und Mani Matter; Dissertation von Mani Matter, 1965; Strafmandat der Stadt Bern,

    1969; Ordnungsbusse für Mani Matter von Fr. 20.- für das „Loslassen der Pedale beim Fahren mit Motorrad― am 20. Mai 1969; Bild (ohne Angaben) des Berner Künstlers Peter Stein (*1922), das bis zum Tod Mani Matters in seinem Büro hing und heute in der Anwaltskanzlei seiner Tochter Sibyl ist; drei Zeichnungen von Mani Matter; Büro als Inszenierung.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 13

    Lied (Leitlied Station Ausstellung) Är isch vom Amt ufbotte gsy

    är isch vom amt ufbotte gsy am frytig vor de nüüne bi straf im unterlassigsfall im houptgeböid block zwo im büro hundertsächsevierzg persönlech ga z’erschyne und isch zum houptportal am halbi nüüni ynecho

    vom ygang d’stägen uf und de nach rächts het er sech gwändet isch dür ne länge gang de wider rächts und de gradus de zrügg und wider linggs bis wo dr koridor het gändet de wider zrügg und gradus wyter meh und meh konfus

    i sött doch, het er dür die lääre gäng grüeft, vor de nüüne bi straf im unterlassigsfall im houptgeböid block zwo im büro hundertsächsevierzg persönlech ga erschyne – und dür die lääre gäng da het me ds echo ghört dervo

    hie bin i, het er tänkt, scho gsy, nei dert bim egge chume ni villicht wider, nei s’isch anders warum geits jitz da i ha doch gmeint aha jitz no dert vornen einisch ume was isch de das da geits jitz weis i nümme won i sta

    und dä wo isch ufbotte gsy am frytig vor de nüüne bi straf im unterlassigsfall im houptgeböid block zwo im büro hundertsächsevierzg persönlech ga z’erschyne isch immer wyter gloffen und isch nie meh umecho

    Mani Matter: Är isch vom Amt ufbotte gsy, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 14-15.

    Zusammenfassung Aufgebot vom Amt Ein Mann wird von einer nicht näher bezeichneten Behörde vorgeladen, an einem bestimmten Tag, unter Strafandrohung im Unterlassungsfall, zu erscheinen.

    Pünktlich findet sich der Mann an besagtem Tag vor dem Amtsgebäude ein. Er tritt durch das Hauptportal, steigt Treppen hoch, geht leere Korridore entlang. Auf der Suche nach dem gefragten Büro verirrt er sich in den sich immer weiter windenden Treppen und Korridoren, die alle gleich aussehen. Auf seinen Hilferuf ertönt nur sein Echo. Und der Mann, der vom Amt aufgeboten war, irrte weiter und weiter und ward nie mehr gesehen.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 14

    Texte Gedicht

    Es ist verboten, andere Leute zu belästigen, habe ich gelesen. Verbote sind lästig. Also sind Verbote auch verboten. Wenn aber Verbote auch verboten sind, so ist es auch verboten, Verbote zu verbieten. Also dürfen Verbote Nicht verboten werden. Also auch nicht das Verbot, andere Leute zu belästigen. Verbote sind aber lästig.

    (Wäre auch berndeutsch möglich.)

    Mani Matter: Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch IV, Eintrag 21, Zürich 2003, S. 121.

    Tagebucheintrag

    Wenn ich sehe, welch ein Roman in jedem Straf- und manchem Zivilgerichtsdossier steckt, und zudem erwäge, wie vieler solcher Akten es auf der Welt gibt, bin ich wirklich versucht, mit Ludwig Hohl die Romanform als überholt zu bezeichnen. Äussere Ereignisse, Lebensläufe, Liebesgeschichten können angesichts solcher niedergeschlagener Wirklichkeit einen Schriftsteller kaum noch interessieren. Es zeigt sich aber – auch darin hat Hohl recht –, dass das innere Geschehen unbegrenzt ist, unbegrenzt auch in seiner Faszinationskraft.

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 38, Zürich 2003, S. 20-21.

    Brief an Fritz Widmer

    „Du hast wohl gehört, dass ich die Stelle, die mir die Stadt angeboten hat, derentwegen ich nach Bern gekommen bin, nun angenommen habe. So bin ich ab 1. Januar des nächsten Jahres ein richtiger Beamter, mit fester Arbeitszeit und Pensionsberechtigung, Büro im Zunfthaus zum Distelzwang, 2. Stock, neben Guido Schmezer, mit dem ich die Sekretärin teile. Das wird mir schon sehr ungewohnt sein. Stell Dir vor, die Keiben fangen um halb Acht an zu bügeln! Und trotzdem: kannst Du Dir denken, dass ich mich irgendwie freier fühle, seit ich diesen Posten angenommen habe? Ich bin richtig froh, von der Uni wegzukommen. Komisch, aber es ist so. Der Stadtschreiber hat mir, als wir die Stelle besprachen, in Aussicht gestellt, wenn ich dann – nachdem ich diese Arbeit, für die ich angestellt werde, erledigt hätte – bei der Stadt bleiben wollte, so hätte ich die Aussicht, sein Nachfolger zu werden. In 16 Jahren wäre es soweit. Das tönt natürlich schrecklich, aber, ob Du es glaubst oder nicht, ich schliesse das gar nicht von vornherein aus. Nicht, dass ich mich darauf festlegen wollte, aber ich denke manchmal: Sollte ich nicht die Juristerei ein für allemal zum Broterwerb degradieren, und daneben zuversichtlich mich mit anderem befassen? An der Uni hat man immer das Gefühl, dieser elende Job sollte einem ganz ausfüllen, und gopfridstutz, das ist er einfach nicht wert. Itäm, das sind so müssige Gedanken über die Zukunft. Und jedenfalls: ab 1.1.68 bin ich Beamter.―

    Mani Matter in einem Brief an Fritz Widmer, Cambridge, 19.3.1967. SLA Bern, Nachlass Mani Matter.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 15

    3 Kindheit und Jugend

    1 Mani Matter in den frühen 1940er-Jahren. „Mani muss als Kind so etwas wie ein fröhlicher Grübler gewesen sein. Nachdenklich, ein Philosoph wohl schon damals, aber auch gesellig, beliebt bei seinen Kameraden.― (Franz Hohler in: Franz Hohler, Mani Matter. Ein Porträtband. Düsseldorf und Zürich, 3. Auflage 2001, S. 25). Foto: privat, Joy Matter.

    2 Mani Matter als Pfadfinder, um 1948. Mit 8 Jahren tritt er den „Wölfli― bei, der Vorstufe der Pfadfinder. Er bleibt zeitlebens ein begeisterter Pfadfinder. Für einen Pfadfinderabend entsteht sein erstes berndeutsches Chansons, Dr Rägewurm 1953. Foto: privat, Joy Matter.

    3 Mani Matter bei seinem ersten Auftritt an einem Schulfest des Gymnasiums Kirchenfeld in Bern am 12. Juni 1954. Foto: privat, Joy Matter.

    4 Die Familie Matter im Dezember 1967 in Cambridge. „So sah sich Mani zu seiner eigenen Verwunderung auch in der Rolle des Familienvaters. Vielleicht war es die Rolle, die ihm am meisten entgegenkam. Es war die menschlichste von allen und auch diejenige, die ihn daran hinderte, noch fleissiger zu werden.― (Franz Hohler, in: Franz Hohler, Mani Matter. Ein Porträtband. Düsseldorf und Zürich, 3. Auflage 2001, S. 47). Foto: privat, Joy Matter.

    Hans Peter Matter wurde am 4. August 1936 geboren und wuchs mit seiner Schwester Helen in Bern auf. Der Vater Erwin und die holländische Mutter Wilhelmina de Haan erzogen ihre Kinder französisch sprechend. Das Berndeutsche erwarb Mani Matter in der Schule. Mit Reimspielen und Geschichten weckte der sprachbegeisterte Vater früh die Fantasie und das sprachliche Gespür seiner Kinder. Nach der Primarschule besuchte Mani das Progymnasium und danach das Gymnasium. Mani Matter äusserte in einem Interview, dass er in der Primarschule ein guter Schüler gewesen sei, doch später, da sei er immer weiter in der Rangordnung der Klasse abgerutscht – wahrscheinlich, weil er faul gewesen sei... Seine Lehrer nahmen ihn durchaus als engagierten wie auch kritischen und eigenständig denkenden Schüler wahr.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 16

    Die Zeit bei den Pfadfindern prägte seine Kindheit; Mani war eigentlich sein Pfadiname. Mani hiess nämlich zum Vornamen Hans Peter. Seine holländische Mutter nannte ihn in ihrer Muttersprache Jan; diesen Namen sprach Mani Matters Schwester Helen mit „Nani― aus, daraus wurde bei den Pfadfindern „Mani―. Mit der Zeit nannten ihn alle nur noch Mani und unter diesem Namen ist er bis heute bekannt. Während seiner Zeit bei den Pfadfindern sind seine ersten Lieder, Gedichte und kurzen Theaterstücke entstanden und zur Aufführung gekommen. Kindheit und Jugend sind insgesamt unbeschwert, erschütternd für den 17jährigen ist der plötzliche Tod der Mutter. Mit 24 Jahren lernte er 1960 Joy Doebeli, Tochter eines Berners und einer Engländerin, beim Skifahren in Grindelwald kennen. Die beiden heirateten 1963 und wohnten mit ihren drei gemeinsamen Kindern Sibyl, Meret und Ueli in Wabern bei Bern. Für Mani Matter war seine Frau immer das ‚erste Publikum‘. Joy Doebeli war Sekundarlehrerin und später Politikerin. Für das Junge Bern und dann auch für die Grünen war sie von 1978 bis 1988 Grossrätin des Kantons Bern und von 1989 bis 1996 Gemeinderätin und Schuldirektorin der Stadt Bern. Objekte (Auswahl) Geburtsschein von Mani Matter; Taufschein von Mani Matter; Pfadigurt von Mani Matter; Pfaditasche von Mani Matter; Aufsatzheft von Mani Matter aus dem Kirchenfeldgymnasium, 1953; Zeugnis von Mani Matter, aus dem Schuljahr 1947/48 im Progymnasium am Waisenhausplatz in Bern. Lied (Leitlied Station Ausstellung) Dr Bärnhard Matter (Ahneforschig)

    für mi sälber mir z’erkläre bin i mal mym stammboum na ha vo undre zweige här e chly die nuss probiert z’verstah wär da alles mir verwandt isch han i gluegt, us quelle gschöpft numen eine wo bekannt isch worde git’s: dä hei si gchöpft

    s’isch dr gouner bärnhard matter us em aargou win ig o wen o nid my urgrossvatter urgrossungglen allwäg scho dä het da vor hundert jahre üsem gschlächt e wäg bestimmt win i jitz ersch ha erfahre dass eim nüt meh wundernimmt

    är het i sym läbe gstole was im isch id finger cho und was nid isch cho ga z’hole het är gärn d’müe uf sech gno isch gar mängisch z’nacht ydrunge dür ne hüenerstall i ds hus und isch mit zwo gröikte zungen und zäh gulddukate drus

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 17

    drü- viermal het me ne gfange het ne ds gricht i ds gfängnis gsteckt aber är, s’isch nid lang gange het e fluchtwäg gäng usgheckt die diät vo brot und wasser het er ungärn zue sech gno und het alls dra gsetzt für dass er in e bessri peiz isch cho das het müesse ds gricht verdriesse es het zletscht befähl erla - nid die gfängnis besser z’bschliesse nei däm schelm dr chopf abzschla ds halben aargou isch cho gschoue win es schwärt dr oberscht bitz vo mym vorfahr het abghoue wi vom weichen ei dr spitz drumm chan i nüt garantiere was’s us mir no alles git s’cha no mängs mit mir passiere denn da spilt d’vererbig mit und we dir ds gfüel heit dertdüre chönn nech sicher nüt ebcho s’chunnt uf ds mal en unggle füre wo dir nüt heit gwüsst dervo s’chunnt uf ds mal en unggle füre wo dir nüt heit gwüsst dervo

    Mani Matter: Dr Bärnhard Matter, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 28-29.

    Zusammenfassung Der Bernhard Matter Um mehr über mich selbst zu erfahren, habe ich den Stammbaum der Familie Matter studiert. Darunter fand ich einen einzigen bekannten Vorfahren: den Gauner Bernhard Matter. Er stahl in seinem Leben, was ihm in die Finger kam. Drei-, viermal nahm man ihn gefangen, doch jedes Mal fand er wieder einen neuen Fluchtweg. Schliesslich wurde er geköpft.

    Wie ich selbst stammt auch er aus dem Aargau. Und wenn er doch nicht mein Urgrossvater ist, so womöglich ein Urgrossonkel. Vor hundert Jahren bestimmte er den Weg des Geschlechts der Matters. So bleibt offen, was aus mir noch werden wird, denn die Vererbung spielt da mit. Wer nun das Gefühl hat, vor solchen Geschichten verschont zu bleiben, soll sich dessen bewusst sein: Man ist sich eines solchen Onkels im Familienstammbaum nie ganz sicher.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 18

    Weiterer Liedtext Di Strass won i drann wone

    ir lüt, i wonen anere strass und nid symbolisch meinen i das i wonen anere strass, wi gseit wo zum fridhof geit

    i cha vom fänschter us d'umzüg gseh mit efeuchränz und bluemebouquet wen alben eine derhär chunnt da mit de füess vora

    en andre vilicht mahneti das geng dra, gly näm dr schryner scho ds mass ou ihm für ds tannige letschte chleid und das tät ihm leid

    Ig aber findes schön das mys bett vorlöifig no ke holztechel het und das i geng no dr himel gseh fröit mi drum descht meh

    die strass won i drann wonen isch zwar so dänken i e sackgass s'isch wahr hingäge für mi und i gniesse das no ke einbahnstrass

    Mani Matter: Di Strass won i drann wone, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 60.

    Texte Brief an die Mutter

    Liebe Mutter, wir leben in Zelten, waschen uns selten und nähren uns von Studentenfutter, Tee und Gschwellten.

    Liebe Mutter, du sollst uns deswegen nicht schelten. Es sind verschiedene Welten unsre und deine.

    Aber ich meine: Buben, die unsre nicht lassen gelten, weil sie sie gar nicht richtig kennen, weil sie sich nie von zuhause trennen. Stets nur den Eltern ins Schilee grennen –

    sind selbst die Geprellten!

    Mani

    Brief aus dem Lager, in: Franz Hohler, Mani Matter. Ein Porträtband. Düsseldorf und Zürich, 3. Auflage 2001, S. 27.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 19

    4 Liedermacher

    1 Mani Matter bei einem Solo-Auftritt, undatiert. Foto: Lukas Landmann, Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass Mani Matter.

    2 Die sechs Berner Troubadours von hinten links nach vorne: Fritz Widmer (1938-2010), Mani Matter (1936-1972), Jacob Stickelberger (*1940), Ruedi Krebs (*1938), Markus Traber (1946-2010) und Bernhard Stirnemann (1936-2011). Zwischen 1965 und 1971 trat Mani Matter im Programm der Berner Troubadours auf. Diese Gruppierung gab es in unterschiedlichen Formationen bis 2009. Letztes gemeinsames Programm der fünf Berner Troubadours:‘s het, so lang’s het (2009). Foto: privat, Ruedi Krebs.

    3 Mani Matter mit Franz Hohler bei einem Konzert für Amnesty International im Zürcher Hechtplatz-Theater, 25. Oktober 1970. Franz Hohler (*1943) ist Schriftsteller und Kabarettist und war freundschaftlich mit Mani Matter verbunden. Foto: Bruno Kirchgraber, Zürich.

    4 Eisbär in der Ausstellung «Mani Matter (1936-1972)» im Landesmuseum Zürich, zum Lied Dr Eskimo.

    Zwischen 1953 und 1972 verfasste Mani Matter, beeinflusst vom französischen Chanson, über hundert Lieder in Berner Mundart. Die ersten Auftritte erfolgen an Pfadfinderabenden und Schulanlässen. Klaus Schädelin, Berner Gemeinderat und Autor des Jugendbuches Mein Name ist Eugen, war begeistert von Mani Matters Chansons und nahm sie auf Tonband auf. 1960 wurden zum ersten Mal Lieder von Mani Matter am Radio gesendet. Ab 1966 folgten Auftritte mit den Berner Troubadours, Bernhard Stirnemann, Ruedi Krebs, Markus Traber, Fritz Widmer und

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 20

    Jacob Stickelberger, in der Deutschschweiz. 1971 trat Mani Matter erstmals alleine auf, unter anderem im Kleintheater von Emil Steinberger in Luzern. Objekte (Auswahl) Schallplatte der Berner Troubadours; Typoskript Dr Eskimo, um 1959; Typoskript D’Nase, 1965; Skizzen Mani Matters zu den Liedern Dr Eskimo/D’Nase; Eisbär als Inszenierung. Lied (Leitlied Station Ausstellung) Dr Eskimo

    kennet dir das gschichtli scho vo däm armen eskimo wo in grönland einisch so truurig isch um ds läbe cho är het dank em radio fröid ar musig übercho und het tänkt das chani i o so isch är i ds unglück cho nämlech är het sech für zwo fläsche läbertran es no guet erhaltes cembalo gchouft und hets i d’höli gno doch won är fortissimo gspilt het uf sym cembalo isch en ysbär ynecho het ne zwüsche d’chralle gno kunscht isch geng es risiko so isch är um ds läbe cho und dir gseht d’moral dervo choufet nie es cembalo süsch geits öich grad äbeso wi däm armen eskimo wo in grönland einisch so truurig isch um ds läbe chooooo

    Mani Matter: Dr Eskimo, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 20-21.

    Zusammenfassung Der Eskimo Dies ist das Lied des armen Eskimos, der in Grönland einst traurig ums Leben kam.

    Er hörte Musik im Radio und dachte: Das kann ich auch. Er kaufte sich für zwei Flaschen Lebertran ein Cembalo und nahm es mit in seine Höhle. Doch als er zu laut spielte, kam ein Eisbär herein und nahm ihn zwischen die Krallen.

    Kunst ist immer ein Risiko, und Sie verstehen sicher die Moral: Kaufen Sie nie ein Cembalo, sonst geht es Ihnen genau wie dem Eskimo, der in Grönland einst so traurig ums Leben kam.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 21

    Weitere Liedtexte Ballade (Lied zum Film „Dällebach Kari“)

    s’isch einisch eine gsy, dä het vo früech a drunder glitte dass ihn die andre geng usglachet hei am afang het er grännet het sech mit den andre gstritte s nützt nüt, das isch ja nume was si wei

    wenn’s mänge truurig macht, wo d’lüt sech luschtig drüber mache s het sälten eine luschtig gmacht wi dä är het sech gseit: nu guet wenn dir so gärn ab mir tüet lache i will nech jitze grund zum lache gä

    und är isch häreggangen und het afa witze rysse dass d’lüt sech jitz hei d’büüch vor lache gha het witze gmacht wo chutzele und witze gmacht wo bysse und het ke antwort ohni antwort gla

    und i däm grosse glächter wo’s het ggä ab syne witze isch ihn uszlache keim i sinn meh cho da het er all di lacher i däm glächter inn la sitze und het sech himeltruurig ds läbe gno

    Mani Matter: Ballade, in: Mani Matter: Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 34-35.

    Mir het dr Dings verzellt

    mir het dr dings verzellt dr dings heig ihm gseit eh wüsst der dä wo da vo letscht isch a däm dings gsy ja äbe dä heig ihm gseit es gäb jitz nöierdings so dings

    eh ja wi seit me – so dings eh wohl dir wüssets scho wo me so chlyni rundi dings dermit chönn mache das heig me nie ferigbracht doch jitz mit dene dings da glings

    i ha zum dings grad gseit dass was dr dings heig gseit wäg dene dings chönn i nid gloube, s wär ja furchbar wenn das ja stimmti de hätt gly jede rächts und linggs sys dings

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 22

    d’idee het mir allerdings chly angscht gmacht i bi dr dings ga frage öb es würklech jitz so dings gäb aber zum glück ischs nid wahr was är het gmeint sy dings nid dings

    Mani Matter: Mir het dr Dings verzellt, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 42-43.

    Dr Alpeflug

    s sy zwee fründen im ne sportflugzüg en alpeflug ga mache

    flügen ufe zu de gipfle und z’dürab de gletscher nache

    hinde sitzt dr passagier dä wo stüüret, dä sitzt vor

    und es ratteret und brummet um sen ume dr motor

    da rüeft dä, wo hinde sitzt: lue, ds bänzin geit us, muesch lande!

    wie? was seisch? rüeft dr pilot los, i ha di nid verstande

    wie? was hesch gseit? rüeft dä hinde warum landisch nid sofort?

    red doch lüter, rüeft dä vorne bi däm krach ghör i kes wort

    i versta’s nid, rüeft dä hinde warum machsch’s nid? bisch drgäge?

    i versta’s nid, rüeft dä vorne muesch mer’s würklech lüter säge!

    wie? was seisch? rüeft dise, lue dr tank isch läär, du flügsch nümm wyt!

    los, bi däm mordstonnerslärme rüeft dä vorne, ghör i nüt

    aber los doch, rüeft dä hinde gottfridstutz mir hei nid d’weli

    tue nid ufgregt, rüeft dä vorne red doch lüter, gottverteli!

    los, rüeft dise, we mir jitz nid lande gheie mir i ds tal!

    ghöre gäng no nüt, rüeft äine los begryf doch das emal!

    so het im motorelärme dr pilot halt nid verstande

    dass ihm jitz ds bänzin chönnt usga und dass är sofort sött lande

    da uf ds mal wird’s plötzlech still nämlech will ds bänzin usgeit

    und jitz wo me’s hätt verstande

    hei si beidi nüt me gseit

    Mani Matter: Dr Alpeflug, in: Mani Matter, Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 41-42.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 23

    Texte Ausschnitte Interviews

    In einem Interview sagte Mani Matter, dass er Musik nur benutze, um seine Texte zum Ausdruck zu bringen: „Ich kann ja nicht auf die Bühne stehen und zwei, drei Stunden lang rezitieren. Das würde kein Mensch aushalten.―

    Interview Bieler Tagblatt, 19.3.1971.

    „Selten sind es konkrete Erlebnisse, sondern viel eher abstrakte Ideen, die ich nachher darzustellen versuche, oft auch rein formale Einfälle oder zum Beispiel der Entschluss, einen Dialog zu machen.―

    Interview Zeitschrift Femina, September 1972.

    Auf die Frage, welchen Anspruch Mani Matter an sein Publikum stellte, antwortete er: „Ich probiere, ihm das Lachen nicht zu billig zu machen.―

    Interview Zeitschrift Femina, September 1972.

    (Frage) „Wenn ein Chanson ‚sitzt‘ – was pflegen Sie in den ersten Minuten der Entspannung zu tun?― (Antwort) „Daran zu zweifeln.―

    Interview Zeitschrift Femina, September 1972.

    „Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen, sollte dahinter aber auch etwas sehen können. Beispielsweise die Ratlosigkeit erkennen, die gewisse Ereignisse bei mir auslösen.―

    Interview Bieler Tagblatt, 19. März 1971

    „Ich wirke nicht wie ein rotes Tuch für das Publikum. Das ist ein Vorteil. Die Leute haben mir gegenüber vielleicht weniger Vorurteile als andern gegenüber, die ihr ‚Engagement‘ mit dem Holzhammer zum Ausdruck bringen. Wenn ich vor denjenigen Leuten auftreten kann, für die alles in bester Ordnung ist, und bei ihnen Zweifel aufkommen, ob wirklich alles in bester Ordnung ist, so kann ich doch annehmen, zumindest an ihrer Lethargie gerüttelt zu haben. Ich bin mir bewusst, dass dies wenig ist, meine aber, dass es doch besser ist, als überhaupt nicht Gelegenheit zu haben, von ihnen angehört zu werden und sich von vorneherein nur an Gleichgesinnte zu richten.―

    Interview Bieler Tagblatt, 19. März 1971

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 24

    5 Poet

    1 Mani Matter unterwegs im Worb-Bähnli, 1972. Aus der Aufnahmeserie zum Cover von Ir Ysebahn (1973). Mani Matter widmete mehrere Lieder Bahnhöfen, Zügen und Trams – eine Faszination, die möglicherweise über seinen Grossvater, der Oberbetriebschef der Schweizerischen Bundesbahnen war, zu erklären ist. Foto: Rodo Wyss.

    2 Mani Matter in seinem Wohnzimmer an der Weidenaustrasse 15 in Wabern bei Bern, Herbst 1969. Foto: Walter Studer © Peter Studer, Fotograf Bern.

    Mani Matter hinterliess Notizhefte mit Gedanken, Gedichten, Erzählungen und kurzen Theaterstücken, die Einblick in sein breites literarisches, philosophisches und theologisches Interesse geben. Mani Matter erwies sich als Meister der kleinen Form: Wie in seinen Chansons war er auch in seinen Aufzeichnungen an der Verknappung und Verdichtung seiner Gedanken interessiert. Wichtige Lehrmeister seiner poetischen Texte waren u.a. Georg Christoph Lichtenberg, Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern. Objekte (Auswahl) Erste Langspielplatte Ir Ysebahn, 1973; Typoskript Ir Ysebahn; Typoskript Hemmige; Sudelheft (Mani Matters Notizheft/Tagebuch); Brief von Mani Matter an Fritz Widmer; Plakat (gemeinsamer Auftritt von Kurt Marti und Mani Matter); Bahnhofsuhr und Eisenbahnbänke mit Ausblick auf den HB Zürich als Inszenierung.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 25

    Lied (Leitlied Station Ausstellung)

    Ir Ysebah

    ir ysebahn sitze die einten eso dass si alles was chunnt scho zum vorus gseh cho und dr rügge zuechehre dr richtig vo wo dr zug chunnt

    die andre die sitzen im bank vis-à-vis dass si lang no chöi gseh wo dr zug scho isch gsy und dr rügge zuechehre dr richtig wohi dr zug fahrt

    jitz stellet nech vor, jede bhouptet eifach so win är’s gseht, syg’s richtig, und scho hei si krach si gäben enander mit schirmen uf ds dach dr zug fahrt

    und o wenn dr kondüktör jitze no chunnt so geit er däm sachverhalt nid uf e grund är seit nume, was für nen ortschaft jitz chunnt s isch rorschach

    Mani Matter: Ir Ysebahn, in: Mani Matter, Warum syt dir so truurig. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 8.

    Zusammenfassung In der Eisenbahn In der Eisenbahn sitzen die einen so, dass sie alles, was auf sie zukommt, schon im Voraus sehen. Die anderen sitzen in der Bank gegenüber und können ganz lange sehen, wo der Zug schon war.

    Jetzt stellen Sie sich vor, jeder behaupte, seine Sichtweise sei die Richtige. Die beiden kriegen Streit und hauen mit Schirmen aufeinander ein. Und wenn der Kondukteur kommt, interessiert ihn die Sache nicht. Er sagt nur die nächste Ortschaft an: Es ist Rorschach. Weiterer Liedtext Nei säget sölle mir

    nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröime mir wo müesse läben i de gottvergässne stedt wo men uf em trottoir louft und wenn men über d’strass wott mues warte bis me vom’ne grüene liecht d’erloubnis het und wenn mes nid so macht de wird men überfahre isch das dr ändpunkt vo’r entwicklig vo füftuusig jahre?

    nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröime mir wo müesse schaffe i’re gottvergässne stell wo me win es redli isch i’re maschine wo niemer überluegt und wo eim gseit wird was me söll und wem e nid geng ufpasst wird men überfahre isch das dr ändpunkt vo’r entwicklig vo füftuusig jahre?

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 26

    nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröime als beschtefalls vo ferie vierzäh tag lang am’ne meer wo me kriminal-romän list under palme für chly z’gseh wi’s wär wenn ds läben intressanter wär bis dass me schliesslich froh isch wider heizue z’fahre isch das dr ändpunkt vo’r entwicklig vo füftuusig jahre?

    nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröime als sälber einisch z’wärde wi di bess’re here, wo e swimmingpool im garte hei und uf safari göh, solang si no ke härzinfarkt hei übercho solang si mit em merz no i ke boum sy gfahre isch das dr ändpunkt vo’r entwicklig vo füftuusig jahre?

    nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröime mir wo müesse läben i de gottvergässne stedt …

    Mani Matter: Nei säget sölle mir, in: Mani Matter, Einisch nach emene grosse Gwitter. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 62-63.

    Texte Tagebucheinträge

    Zwei Fahrräder stehen sich im Ständer gegenüber, die Scheinwerfer aneinander geschmiegt: im Tête-à-tête.

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch III, Eintrag 19, Zürich 2003, S. 103.

    Über einem Laden steht die Aufschrift: „Lebensmittel―. Was muss hier nicht alles verkauft werden!

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch III, Eintrag 20, Zürich 2003, S. 103.

    „Leute, die zu ihrem Arbeitsplatz täglich eine halbe Stunde Eisenbahn fahren müssen, pflegen sich darüber zu beklagen. Ich verstehe das, wenn sie im Zug Bekannte antreffen, die sie langweilen. Wenn sie aber unter fremden Leuten allein sein können, dann haben sie Unrecht. Denn eine halbe Stunde „Nichtstun―, Beobachtung, Zeit, zu lesen oder sich Gedanken zu machen, ist ein Geschenk, für das man dankbar sein sollte.―

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 26. Zürich 2003, S. 17.

    Du, schweigend, lehnst lässig an der Plakatsäule. Aber du siehst. Wie der Himmel aussieht, siehst du; wie die Schnürsenkel der Passanten auf ihren Schuhen hüpfen; wie der Wind die verschiedenen Bäume verschieden bewegt; dass es Abend wird, siehst du. Und weil du siehst, bist du turmhoch erhaben über alle Menschen rings um dich her, die eilen, Zeitungen kaufen, Autos besteigen und blind sind. Nur weil du siehst. Als einziger, in dem ein Leben glüht, der, egoistisch, leben will, die Welt in immerwährendem Staunen gierig einschlürfend – sehen. Und wenn du kühn genug bist, alles, was du siehst, als neu und nie zuvor gesehen zu erkennen – morgen bist du ein berühmter Mann!

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 73, Zürich 2003, S. 30-31.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 27

    6 Denker

    1 Coiffeurstuhl in der Ausstellung «Mani Matter (1936-1972)» im Landesmuseum Zürich, zum Lied Bim Coiffeur .

    Das Denken hatte für Mani Matter eine existenzielle Bedeutung. Seine Vorliebe für philosophische Fragen zeigt sich auch im Lied Bim Coiffeur: Eine alltägliche und zunächst harmlose Situation wird zu einem bedrohlichen Akt. Fragen aufzuwerfen und der Welt mit dem Mittel der Sprache beizukommen, standen für Mani Matter im Zentrum seiner kritischen Auseinandersetzung mit dem Leben. Philosophische Anregungen holte er sich u.a. bei Immanuel Kant, Ludwig Wittgenstein, Ernst Bloch und Ludwig Hohl.

    Objekte (Auswahl) Typoskript Bim Coiffeur, 1966; Coiffeurstuhl als Inszenierung. Lied (Leitlied Station Ausstellung) Bim Coiffeur

    bim coiffeur bin i gsässe vor em spiegel, luege dry und gseh dert drinn e spiegel wo ar wand isch vis-à-vis und dert drinn wider spieglet sech dr spiegel da vor mir und i däm spiegel widerum dr spiegel hindefür

    und so geng wyter: s isch gsy win e länge koridor i däm my chopf gwüss hundertfach vo hinden und vo vor isch ufgreit gsy i eir kolonne, z’hinderscht isch dr chopf i ha ne nümme gchennt, so chly gsy win e gufechnopf

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 28

    my chopf dä het sech dert ir wyti, stellet öich das vor verloren ir unäntlechkeit vom länge koridor i ha mi sälber hinde gseh verschwinde, ha das gseh am heiterhälle vormittag und wi we nüt wär gscheh

    vor chlupf han i mys muul ufgsperrt, da sy im koridor grad hundert müler mit ufggange win e männerchor e männerchor us mir alei, es cheibe gspässigs gfüel es metaphysischs grusle het mi packt im coiffeurgstüel

    i ha d’serviette vo mer grissen, ungschore sofort das coiffeurgschäft verla mit paar entschuldigende wort und wenn dir findet i sött e chly meh zum coiffeur ga de chöit dir jitz verstah warum i da e hemmig ha

    Mani Matter: Bim Coiffeur, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 54-55.

    Zusammenfassung Beim Coiffeur (Friseur) Ich sass beim Coiffeur und schaute in den Spiegel. Ich sah den Spiegel an der Wand gegenüber, und in diesem spiegelte sich der Spiegel vor mir. So bildete sich ein langer Korridor, in dem mein Kopf ganz zuhinterst noch so gross war wie eine Stecknadel.

    Ich sah mich in der Unendlichkeit verschwinden und öffnete vor Schreck meinen Mund. Da öffneten sich hundert Mäuler, wie in einem Männerchor, der nur aus mir allein bestand. Mich packte ein metaphysisches Gruseln.

    Texte Ausschnitt Interview

    „Ich probiere in meinen Chansons immer, Heimeliges mit Unheimeligem zu verbinden.―

    Interview Zeitschrift Femina, September 1972.

    Sprachspiel

    ein prokomes plexblem

    ein bemplexes komprox

    ein komblemes poblex

    ein problexes komblem

    ein komplexes problem

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch IV, Eintrag 10, Zürich 2003, S. 116.

    Tagebucheinträge

    Anders: Unser Schulsystem fördert die Oberflächlichkeit; denn man lobt immer den, der zuerst die Antwort gibt; und sind es nicht gerade die grossen Männer, die noch sagen: „Ich weiss nicht; lasst mich überlegen!―, wo andere längst eine Antwort bereit haben?

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 33, Zürich 2003, S. 18.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 29

    Der Umstand, dass zwei einander gegenübersitzen, kann einem Gespräch zwischen ihnen hinderlich sein. Sie sind gewissermassen in Positionen, ohne zuerst das Gemeinsame gesichert zu haben, das als Basis dienen muss. Deshalb ist es, vor allem für den Anfang eines Gesprächs, oft gut, wenn die beiden Partner etwas miteinander tun, spazieren, essen oder ähnliches, etwas, bei dem sie einem Dritten gegenüber (dem Weg, dem Essen) sich in gleicher Lage befinden. Im Speisewagen macht man mehr Bekanntschaften als im Abteil. Und oft habe ich bemerkt, dass bei einem Zusammentreffen oder einem Besuch das Gespräch erst dadurch in Gang kam, dass man vielleicht nur einen Moment lang etwas Gemeinsames tat, etwa zum Fenster hinaus zusah, wie es regnete. (Vgl. Twelve Angry Men!) „Ihr habt eben vorher keinen Gesprächsstoff gehabt, und jetzt konntet ihr über den Regen sprechen.― – Nein, das war es nicht – auch wenn wir nachher nicht über das Wetter sprachen! Kommunikation ist eben nur möglich, wenn sich der andere, und sei es in noch so oberflächlicher Weise, uns ähnlich zeigt!

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch II, Eintrag 27, Zürich 2003, S. 50-51.

    Ich sitze in meinem Zimmer, betrachte die Decke, die Wände, das Fenster, die Aussicht, den Tisch, den Stuhl, das Bett, die Fliege, die um die Lampe kreist. Wie kommt es, dass dieses Zimmer, diese Gegenstände, die mich umgeben, so gar keinen Einfluss auf mein Denken haben, dass dieses durch sie hindurchgeht, als wären sie nicht da? Der Zweck des Zimmers ist es, Störungen fernzuhalten. Hätte ich kein Zimmer, würde mich der Wind anblasen, der Regen netzen, die Sonne erhitzen; worauf ich mich setzte, wäre zu hart, worauf ich schriebe, zu uneben. Alles das würde mich als Störung beschäftigen. Nun habe ich mein Zimmer, das diese Störungen verhindert. Da seine Aufgabe sich im Verhindern erschöpft, verliert es mit den Störungen sein Interesse für mich. Erst wenn diese wieder einträten, würde ich mich ihm wieder zuwenden: um es zu verbessern, bis es die Störungen wieder zu verhindern vermöchte. Man kann also sagen: Das Zimmer ist nichts Positives, es verhindert nur das Negative. Anders ist es aber mit dem Bild, das an der Wand hängt. Dieses ist um seiner selbst willen da, als etwas Positives, als eine ‚positive Störung’ sozusagen; die ich um ihrer positiven Qualität willen nicht nur nicht verhindert, sondern sogar bewirkt habe. Es beschäftigt mich, wenn ich es anschaue, es gibt mir einen ‚geistigen Genuss’. (...)

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch II, Eintrag 72, Zürich 2003, S. 78-79.

    Man spricht heute viel vom Sein, aber wer kann denn das heute noch: sein? Ich meine nicht arbeiten, lesen, Auto fahren, ins Kino gehen oder so. Ich meine ganz einfach: sein. Stehen-, sitzen, liegenblieben, wo man ist, und nichts tun. Als schauen und hören, und riechen. Und vielleicht einen halben Gedanken haben, aber nicht mehr, höchstens zwei Drittel. – Man muss das lernen.

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 80, Zürich 2003, S. 33.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 30

    7 Politik

    1 Mani Matter unterwegs im Berner Matte-Quartier, Frühjahr 1970. Foto: Rodo Wyss.

    2 Abendessen der Stadt Bern zu Ehren des Schweizerischen Bundesrates, 1970. Von links nach rechts: Bundesrat Pierre Graber, Bundespräsident Hans-Peter Tschudi, Stadtpräsident Reynold Tschäppät, Mani Matter. Foto: Greti Oechsli.

    3 Parkingmeter in der Ausstellung «Mani Matter (1936-1972)» im Landesmuseum Zürich, zum Lied Dr Parkingmeter.

    1956 tritt der 20-jährige Mani Matter in die oppositionelle Gruppierung „Junges Bern― ein, die gegen eine erstarrte Parteipolitik antritt und eine offene politische Diskussion fordert. Von 1964 bis 1967 ist er Parteipräsident des „Jungen Bern― und engagiert sich bei der „Gruppe Olten―, der dissidenten Schriftsteller-Vereinigung. Er ist ein überzeugter Gegner von Ideologien oder dogmatisch begründeter Grundhaltungen in Politik, Gesellschaft und Kirche. Objekte (Auswahl) Typoskript Dr Parkingmeter, 1968; Communiqué des Jungen Bern, 1963; Wahlvers von Mani

    Matter, erschienen für das Junge Bern im Bund vom 3.12.1963; Typoskript des Vortrages zum

    Thema: Die Schweiz seit 1945 aus der Sicht der jungen Generationen; Parkingmeter als

    Inszenierung.

    Lied (Leitlied Station Ausstellung) Das Lied vom Parkingmeter hat auf den ersten Blick nichts mit Politik zu tun. Doch es erzählt, wie es ist, wenn eine Situation festgefahren ist und man nicht vom Fleck kommt. Manche Bürgerinnen und Bürger haben in jener Zeit die Politik der Parteien als erstarrt und unbeweglich empfunden. Die Partei „Das Junge Bern―, in der Mani Matter aktiv war, wollte etwas bewegen, indem eben Menschen mit verschiedenen Meinungen und Anschauungen miteinander eine offene Diskussion führen.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 31

    Dr Parkingmeter

    bimne parkingmeter ha ni mys outo welle la aber ha kes zwänzgi gha für bim gältschlitz ynezla

    ja was machen ig jitz da han i dänkt, i chönnti ja schnäll zur poscht am egge gah mir es zwänzgi wächsle la

    aber halt de müesst i ja chönne ds outo hie la stah und zu däm zwäck müesst i da zersch es zwänzgi ynela

    und es zwänzgi han i ja äbe nid, i müessti da zersch zur poscht am egge gah und mys outo hie la stah

    und für ds outo hie la z’stah müesst i zersch es zwänzgi ha und das isch was i nid ha wen i nid uf d’poscht cha gah

    zwar uf d’poscht müesst i nid gah wen i ds zwänzgi hätt, doch da i das zwänzgi ja nid ha chan i ds outo nid la stah

    und i cha kes zwänzgi ha will i nid uf d’poscht cha gah und uf d’poscht chan i nid gah will i ja kes zwänzgi ha

    bimne parkingmeter ha ni mys outo welle la aber ha kes zwänzgi gha und ha wider müesse gah

    Mani Matter: Dr Parkingmeter, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 48-49.

    Zusammenfassung Der Parkingmeter Ich wollte mein Auto bei einem Parkingmeter abstellen, aber ich hatte keine Münze zum Einwerfen.

    Tja, was tun? Ich könnte ja, dachte ich, zur nächsten Poststelle gehen und mir eine Münze wechseln lassen. Aber dazu müsste ich mein Auto hier stehen lassen. Da bräuchte ich aber zuerst eine Münze. Und eine Münze habe ich nicht, denn dazu müsste ich zur Poststelle gehen und mein Auto hier stehen lassen. Und für das bräuchte ich eine Münze, die ich nicht habe, wenn ich nicht zur Poststelle gehen kann.

    Ich wollte mein Auto bei einem Parkingmeter abstellen, aber da ich keine Münze hatte, fuhr ich wieder heim.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 32

    Weitere Liedtexte Ds Lied vom Kritisiere

    dene wo ir schwyz tüe kritisiere git me gärn zur antwort: syt doch froh dass dir hie so dörfet kritisiere a andren orte wär's de nid eso

    also höret uf mit kritisiere seit me dene. darum gäbet acht: jede het hie d'freiheit z'kritisiere wenn er's nume ja nid öppe macht

    Mani Matter: Ds Lied vom Kritisiere, in: Mani Matter, Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 16.

    Dene wos guet geit

    dene wos guet geit giengs besser giengs dene besser wos weniger guet geit was aber nid geit ohni dass’s dene weniger guet geit

    wos guet geit

    drum geit weni für dass es dene besser geit wos weniger guet geit und drum geits o dene nid besser

    wos guet geit

    Mani Matter: Dene wos guet geit, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 18

    Dr Hansjakobli u ds Babettli

    dr hansjakobli u ds babettli hei mit em chuchitaburettli es spieli zäme gschpilt zum göisse ’he he frou meier’ het das gheisse

    da isch zum byschpil zersch ds babettli druf gchlätteret uf ds taburettli und hansjakobli wo süsch zaagget isch tifig tifig drunder gschnaagget

    ganz lut het obehär ds babettli jitz gschtampfet uf das taburettli bis dass dr hansjakobli dopplet so lut het undenufe topplet

    u grüeft: he he frou meier machet doch nid so krach - du hei si glachet u är isch obe gsy äs unde u ds spil het disewäg stattgfunde

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 33

    vowäge grad so i däm spieli wi z‘grächtem - byspil git es vili - isch jede - daderfür wird gchrampfet — gärn dä wo obenabe stampfet

    es isch nid jede wi ds babettli so harmlos uf sym taburettli drum lueget dass wi hansjakobli geng einen undenufe toppli

    i wett fasch säge d'wält wär freier we meh würd grüeft: he he frou meier

    Mani Matter: Dr Hansjakobli und ds Babettli, in: Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 8-9.

    Si hei dr Wilhälm Täll ufgfüert

    si hei der wilhälm täll ufgfüert im löie z'nottiswyl

    da bruchts vil volk, gwüss z'halbe dorf het mitgmacht i däm spil

    die andri helfti isch im saal gsy bim'ne grosse bier

    als publikum het zuegluegt und isch gspannt gsy was passier.

    am afang isch es schön gsy da het als stouffacherin

    d'frou pfarrer mit em schnyder gredt i wort vo tiefem sinn

    und alls isch grüert gsy: si het dasmal nid gseit ds chleid syg z'tüür

    und är het guet ufpasst das är dr fade nid verlüür

    uf ds mal churz vor em öpfelschuss dr lehrer chunnt als täll

    sy suhn dä fragt ne dis und äis da rüeft dert eine schnäll

    wo undrem huet als wach isch gschtande so dass‘ jede ghört:

    wiso fragt dä so tumm het dä ir schuel de nüt rächts gleert?

    e fründ vom täll e ma us altdorf zwickt im eis uf ds muul

    und dise wo dr huet bewacht git ume gar nid fuul

    und stosst im mit syr helebarden eine zmitts i buuch

    da chunnt scho ds volk vo uri z'springe tonner jitz geits ruuch Fortsetzung nächste Seite

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 34

    die einte die vo öschterrych die näh für d'wach partei

    die andre die vo altdorf für e täll — ei schlegerei

    mit helebarde cartonschwärt gulisse schlöh si dry

    dr täll ligt undrem gessler scho da mischt dr saal sech y

    jitz chöme gleser z'flüge jede stillt sy gheimi wuet

    es chroose tisch u bänk u ds bier vermischt sech mit em bluet

    dr wirt rouft sech sys haar d'frou schinet brochni glider y

    zwo stund lang het das duuret du isch öschtrich gschlage gsy

    si hei der wilhälm täll ufgfüert im löie z'nottiswyl

    und gwüss no nienen i natu- ralistischerem schtyl

    d'versicherig hets zalt — hingägen eis weis i sithär

    si würde d'freiheit gwinne wenn si däwäg z'gwinne wär

    si würde d'freiheit gwinne — wenn si däwäg z'gwinne wär

    Mani Matter: Si hei dr Wilhälm Täll ufgfüert, in Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 10-11.

    Texte Tagebucheintrag

    In „An Stelle eines Parteiprogramms: Das Junge Bern― schrieb ich: „… die Stärke desjenigen nämlich, der Tag für Tag alle Fragen neu stellt, als ob sie noch nie gestellt worden wären.― Ich bezog es auf das Politisieren, heute. Vielleicht gilt es aber für alle Betätigungen; und hat immer gegolten.

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 47, Zürich 2003, S. 22.

    Gedicht

    verantwortung und opposition verantwortlich ist wer antworten muss

    antworten muss: auf fragen

    fragen an den, der verantwortlich ist (auch wenn sie ihm nicht behagen)

    es braucht also welche die fragen

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Gedichte, Zürich 2003, S. 187.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 35

    8 Früher Tod

    1 Mani Matter starb mit 36 Jahren. Bis heute ist er einer der bekanntesten Chansonniers der Schweiz. Foto: unbekannt.

    2 Todesanzeige. Leihgabe: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass Mani Matter.

    Mani Matter starb am 24. November 1972 auf dem Weg zu einem Auftritt in Rapperswil/SG bei einem Autounfall. Viele Medien berichteten über den Unfall. Sein früher, unerwarteter Tod hinterliess bei seiner Familie, bei seinen Freunden und im kulturellen Leben der Deutschschweiz eine grosse Lücke. Auch die Kleinkunstszene, die anfangs der 70er Jahre einen Mundartlieder-Boom erlebte, verlor einen ihrer bedeutenden Bühnenkünstler. Mani Matter zählt heute noch zu den erfolgreichsten Liedermachern und Mundartdichtern der Schweiz. Dieses Jahr wäre Mani Matter 75 Jahre alt geworden. Objekte (Auswahl) Typoskript Warum syt dir so truurig?, 1972; Plakat des letzten Konzertes, 24.11.1972; Zeitschrift Schweizer Woche: „Das war Mani Matter―, 6.12.1972.

    Lied (Leitlied Station Ausstellung) Warum syt dir so truurig?

    warum syt dir so truurig? wohl, me gseht nech’s doch a söttet emal öiji gsichter gseh, wenn der sitzet im büro söttet emal öiji gsichter gseh, wenn der fahret im tram

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 36

    warum syt dir so truurig? s’geit doch so wi der’s weit frou u chind sy doch zwäg, im pruef geit’s geng e chly vorwärts s’längt doch ou hie und da scho für nes chlys drübery warum syt dir so truurig? förchtet der das wo chönnt cho? aber dir syt doch versicheret gäge die mügleche zuefäll und wenn ds alter de chunnt heit der e rächti pension warum syt dir de truurig? nei, dir wüsset ke grund vilicht wenn der e grund hättet wäret der weniger truurig mänge, wenn ds läben ihm wehtuet bsinnt sech derdür wider dra.

    Mani Matter: Warum syt dir so truurig? in: Mani Matter: Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 48-49.

    Zusammenfassung Warum seid Ihr so traurig? Man sieht es an euren Gesichtern an, obwohl Ihr keinen Grund dazu habt: Es geht vorwärts im Beruf, Frau und Kind sind doch gesund, Ihr seid versichert gegen alle möglichen Zufälle.

    Ihr wisst keinen Grund – wenn Ihr einen Grund kennen würdet, wärt Ihr vielleicht weniger traurig. Wenn das Leben schmerzt, besinnt man sich wieder. Weiterer Liedtext Einisch am’ne Morge

    einisch am’ne morge oder am’ne namittag wärde zwee vo myne bekannte irgendwo sech träffe einisch am’ne morge oder am’ne namittag und si wärde brichte zäme über dis und das und äis und uf ds mal wird eine säge: bsinnsch du di a matter? wäretdäm si brichte zäme über dis und das und äis

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 37

    und de wird dr ander säge: meinsch dä, wo so liedli macht? ja, grad dä. – was isch mit däm? – dä syg chürzlech gstorbe! und de wird dr ander vilicht säge: eh was du nid seisch!

    Mani Matter: Einisch am’ne Morge, in: Mani Matter: Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 54. Texte Ausschnitt aus Der Unfall (Entwurf für eine Oper)

    nun gut: ich gehe nun gut: etwas unachtsam nun gut: auf die strasse

    auf einmal recht auf einmal schnell auf einmal nahe auf einmal wagen

    er sieht er bremst zu spät und bums überfahren

    die zeugen: ich die zeugen: selber die zeugen: schuld zu unachtsam

    nun gut: ich dachte nun gut: gerade nun gut: was andres

    das ist doch, oder? kein grund mich, oder? zu überfahren

    und doch: da lag ich.

    Franz Hohler darüber: „Das ist eine Stelle aus Mani Matters Opernentwurf „Der Unfall― Der Sprecher geht dann der Frage nach, woran er auf der Strasse gedacht hat. Er ist vorher an einem Musikgeschäft vorbeigegangen, und―:

    ja, da dachte ich: es ist doch schade dass ich kein musiker bin. wenn ich musiker wäre, wäre ich nicht überfahren worden. Wenn ich musiker wäre, hätte ich nicht gedacht, es sei schade, dass ich kein musiker bin

    Franz Hohler: Mani Matter. Ein Porträtband. Düsseldorf/Zürich, 3. Auflage 2001, S. 136-137.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 38

    9 Inspiration

    Skizzen und Nonsensgedichte (o.J.) von Mani Matter. Der Künstler und Dadaist Kurt Schwitters (1887-1948) hat Mani Matter nach eigener Aussage zum Zeichnen gebracht (Interview Zeitschrift Femina, September 1972). Leihgabe: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass Mani Matter.

    In seinen Chansons erzählt Mani Matter Geschichten, die Kinder und Erwachsene ansprechen. Dabei erweist er sich als präziser Beobachter des alltäglichen Lebens, das plötzlich ins Surreale und Groteske kippen kann, so z.B. im Nüünitram oder Är isch vom Amt ufbotte gsy. Seine Lieder entwickelte Mani Matter ausgehend von abstrakten Ideen oder seiner Lust an Sprachspielereien. Auch sein eigener Alltag inspirierte ihn: So entstand das Lied Arabisch (Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama) nach den Ferien in Tunesien und das Lied Farbfoto schrieb er, nachdem ihm seine Frau Joy Matter eine bunte Zeitschriftenwerbung für schottischen Whisky hingelegt hatte. Objekte (Auswahl) Sudelhefte von Mani Matter, 1974; Rumpelbuch von Mani Matter, 1976; Typoskript Aarabisch 1968; Typoskrypt Farbfoto 1970; Nomadenzelt als Inszenierung.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 39

    Lied (Leitlied Station Ausstellung) Arabisch

    dr sidi abdel assar vo el hama het mal am morge früe no im pijàma

    ir strass vor dr moschee zwöi schöni ouge gseh

    das isch dr afang worde vo sym drama s isch d’tochter gsy vom mohamed mustàfa dr abdel assar het nümm chönne schlafa

    bis är bim mohamed um d’hand aghalte het

    und gseit: i biete hundertfüfzig schaf a dr mohamed het gantwortet: bi allah es fröit mi, dass my tochter dir het gfalla

    doch wärt isch si, my seel zwöihundertzwänzg kamel

    und drunder chan i dir sen uf ke fall la da het dr abdel assar gseit: o sidi uf son e tüüre handel gang i nid y

    isch furt, het gly druf scho e billigeri gno

    wo nid so schön isch gsy, drfür e gschydi

    doch wenn es nacht wird über der sahara luegt är dr mond am himel häll und klar a

    und truuret hie und da de schönen ouge na

    und dänkt: hätt i doch früecher afa spara

    Mani Matter: Warum syt dir so truurig? in: Mani Matter: Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 21-22.

    Zusammenfassung Arabisch (Sidi Abdel Assar von El Hama) Sidi Abdel Assar von El Hama sah eines Morgens in der Strasse der Moschee zwei wunderschöne Augen.

    Es war die Tochter von Mohamed Mustafa. Abdel Assar konnte nicht mehr schlafen, bis er um ihre Hand angehalten hatte. Er bot hundertfünfzig Schafe. Mohamed wollte – bei Allah! – 220 Kamele. Abdel Assar rief: „Auf einen so teuren Handel gehe ich nicht ein!― Er ging heim und nahm sich bald darauf eine Billigere, die nicht so schön war, dafür klug.

    Doch wenn es Nacht wird über der Sahara, schaut Abdel Assar den Mond an, trauert den schönen Augen nach und denkt: Hätte ich doch früher angefangen zu sparen!

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 40

    Texte Tagebucheinträge

    „Er hat keine Phantasie; deshalb muss er sich damit begnügen, seine Träume aufzuschreiben.― Aber: Wessen Phantasie ist es denn, die die Träume erfindet? Was natürlich nicht heisst, dass, wer nichts träumt, keine Phantasie hat. Es kann auch sein, dass seine Träume im Wachen sich ausleben können (oder anderes). Wann träumt man am meisten? Im Fieber. Vor Examen. Etc. Wenn man an etwas leidet! Aber ein Kunstwerk soll ja, wie uns glaubwürdig versichert wird, auch aus der Not entstehen!

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch II, Eintrag 38, Zürich 2003, S. 57.

    Dass es mir so schwerfällt, eine (beliebige) Geschichte zu schreiben (obschon mir genügend Stoff einfällt!), kommt, glaube ich, daher, dass ein gewisser Widerstand fehlt. Es entsteht jeweils ein Rinnsal, das nach allen Seiten fliessen kann; und keine ist richtig oder falsch. Einfacher, eine vorgegebene Geschichte zu erzählen: das gibt Kriterien in die Hand, ist eine Aufgabe; möglich auch: eine Illustration zu finden zu einem bestimmten Gedanken. Auch hier gibt es Grenzen, Widerstände. – Moral: Die Arbeit muss zerlegt werden; man muss sich zuerst selbst die Aufgabe stellen! (Und diese nicht mehr antasten; sonst geht der Widerstand, den man sich geschaffen hat, zum Teufel!) – Dafür, dass man ohne einen gewissen Widerstand nicht arbeiten kann (der Widerstand kann auch sein: Du hast nur drei Seiten zur Verfügung! oder: Es muss sich reimen! oder ähnliches), ein Bild: Du möchtest etwas feilen und hast keinen Schraubstock, das zu Feilende zu befestigen; immer wenn du die Feile ansetzt, rutscht dir der Gegenstand davon.

    Mani Matter, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch II, Eintrag 13, Zürich 2003, S. 45.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 41

    10. Lieder

    1 Langspielplatte I han es Zündhölzli azündt 1975. Die Langspielplatte I han es Zündhölzli azündt enthält alle vier bis 1972 erschienenen „Singles―. Erweitert wird sie um die Ballade vom Nationalrat Hugo Sanders. Erschienen im Zytglogge Verlag.

    2 Typoskript Dynamit, entstanden 1969. Leihgabe: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass Mani Matter.

    Mani Matter veröffentlichte zwischen 1966 und 1972 vier EP (Extended Play) –Platten: I han en Uhr erfunde (1966), Alls wo mir i d Finger chunnt (1967), Hemmige (1970) und Betrachtige über nes Sändwitsch (1972). Die Langspielplatte Ir Ysebahn mit Live-Aufnahmen von 1972 erschien 1973 nach seinem Tod. 1975 wurden die vier EPs auf einer LP (Langspielplatte) I han es Zündhölzli azündt vereint. Kriminalgschicht mit sechs Matter-Liedern sowie Dr Kolumbus mit 23 frühen und letzten Liedern Matters, gesungen von Jacob Stickelberger und Fritz Widmer, wurden 1973 beziehungsweise 1977 eingespielt. Heute liegen die LPs als CDs vor. Alle 60 auf Tonträgern existierenden Matter-Lieder sind bei Zytglogge erschienen. Bis heute werden jährlich ca. 10‘000 Tonträger verkauft.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 42

    11 Danach

    1 Cover Versionen von Mani Matter-Liedern: Matter Rock (1992). Zum 20. Todestag von Mani Matter adaptieren Berner Rockmusiker seine Chansons. Erschienen im Zytglogge Verlag.

    2 Polo Hofer & SchmetterBand: Warum syt dir so truurig, 1991/92. Polo Hofer (*1945), Schweizer Mundart-Rocksänger, der grosse Erfolge mit

    seiner Band Rumpelstilz, mit Polos Schmetterding und mit SchmetterBand feierte. Einer seiner bekanntesten Song Alperose (1985, Polo Hofer /

    Hanery Amman) wird 2006 zum grössten Schweizer Hit aller Zeiten gekürt. Foto: Keystone.

    3 Züri West: Ds Eisi, 1992. Kuno Lauener (Stimme), Markus Fehlmann (Gitarre / Hammond), Peter von Siebenthal (Gitarre), Martin Gerber (Bass),

    Martin Silfverberg (Schlagzeug). Züri West ist eine der erfolgreichsten Schweizer Rockbands aus Bern. Von den Gründungsmitgliedern von 1984

    sind in der heutigen Besetzung nur noch Kuno Lauener und Markus Fehlmann. Ab 1987 entdecken sie die Lieder von Mani Matter und nehmen sie

    in ihr Repertoire auf. Foto: Keystone.

    Fast 40 Jahre nach seinem Tod sind Mani Matters Lieder unvergessen. Vier Schallplatten erscheinen zu Lebzeiten, zudem seine Liedtextsammlung Us emene lääre Gygechaschte (1969). Die LP Ir Ysebahn (1973) sowie zwei weitere Hefte werden nach seinem Tod herausgegeben: Warum syt dir so truurig? (1973) und Einisch nach emne grosse Gwitter (1992). Ebenfalls posthum werden Mani Matters Tagebucheinträge (Sudelhefte 1974) und literarische Schriften (Rumpelbuch 1976) veröffentlicht. Zu seinem 20. Todestag adaptierten Schweizer Musiker wie Stephan Eicher, Züri West, Polo Hofer und Dodo Hug seine Chansons im Album Matter Rock. Ein Jahrzehnt später fand der „Matter-Herbst― mit künstlerischen Darbietungen und Produktionen statt. Manche Musiker und Musikerinnen haben grossen Erfolg mit neuen Interpretationen der Lieder von Mani Matter. So schaffte es Stephan Eichers Song „Hemmige― in die Schweizer und sogar in die französischen Charts. Auch junge Künstler, beispielsweise Mundart-Rapper, arbeiten mit den Texten, mit den Liedern Mani Matters.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 43

    Manche von ihnen kannten Mani Matter persönlich, waren befreundet mit ihm, andere sind erst nach seinem Tod zur Welt gekommen, sind aber mit seinen Liedern gross geworden. Nicht nur Musiker lassen sich vom Werk Mani Matters anregen. Auch Schriftsteller und Forscher befassen sich mit seinem Leben und dem, was Mani Matter geschaffen hat. Franz Hohler erinnerte sich mit einem Buch an seinen Freund Mani Matter. Vor zehn Jahren drehte der Regisseur Friedrich Kappeler einen Film über das Leben und Werk von Mani Matter. Er gilt als der bisher meist gesehene Dokumentarfilm in der Schweiz. Objekte (Auswahl) Cover Versionen von Mani Matter-Liedern, Matter Rock (1992), Filmplakat Mani Matter – warum syt dir so truurig? Schweizer Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler (2001/02); Filmstill aus Dällebach Kari, Film von Kurt Früh (1970), Mani Matter komponierte dazu als Auftragsarbeit die Ballade vom Dällebach Kari (s’isch einisch eine gsy, dä het vo früech a drunder glitte…); Porträtband über Mani Matter von Franz Hohler (1977) Texte Franz Hohler stellt Kulturschaffenden Fragen zu Mani Matter

    (Frage) Erinnerst du dich noch, wann du Mani Matters Lieder zum ersten Mal begegnet bist?

    Stephan Eicher: Meine Mutter brachte mit eines Tages Ir Ysebahn nach Hause. Ich war etwa acht Jahre alt und glücklich, endlich etwas verstehen zu können, was aus unserer neuen Stereo-Anlage kam. Ja sogar mitsingen zu können.

    Kuno Lauener (Züri West): Wahrscheinlich in den sechziger Jahren, bei einem Zmittag, hörte ich zum ersten Mal Dr Hansjakobli und ds Babettli am Radio. (Frage) Was bedeuten sie dir seither? Oder einfacher: Was gefällt dir an Mani Matters Liedern?

    Stephan Eicher: Das Erzählerische, der Humor und später die Melancholie. Seine Treffsicherheit mit Nagelköpfen.

    Emil: An seinen Liedern geniesse ich die Knappheit der Texte. Die Einfachheit der Musik, die stete Präsenz des leisen Humors und die Möglichkeit, die er mir gibt, das Ganze mir optisch vorzustellen.

    Polo Hofer: Musikalisch nicht gerade meine Lieblingslieder, aber ich bewundere nach wie vor die knappe, präzise, witzige Form und das Philosophische.

    Mad Dodo (Dodo Hug): Mich berührt die Tiefsinnigkeit seiner Texte, welche durch eine einfache Sprache vermittelt wird.

    Dimitri: …sie sind, wie gesagt, zeitlos, haben Humor, sind poetisch und doch einfach, fast volksliedhaft, haben eine eigene Weisheit und sind musikalisch eingängig…

    Kuno Lauener (Züri West): Dass ich nach so vielem Anhören immer noch darüber lachen und nachdenken kann.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 44

    (Frage) Wie erklärst du dir den bis heute andauernden Erfolg dieser Lieder?

    Polo Hofer: Weil sie eben Tiefgang haben, was die Texte anbetrifft. Sie stellen Gefühle und Überlegungen dar, die die Menschen zu allen Zeiten berührt haben.

    Kuno Lauener (Züri West): Dass die meisten seiner Geschichten die letzten zwanzig Jahre überstanden haben und immer noch aktuell sind. (Frage) Was hast du für persönliche Erinnerungen an Mani Matter?

    Dimitri: Was ich an ihm auch bewunderte, war, dass er ja das ganze Liedermachen, wie Kafka das Bücherschreiben, neben seinem eher bürokratischen Beruf zustande brachte, und zwar so gut, wie wenn es sein Hauptberuf gewesen wäre.

    Franz Hohler, Mani Matter. Ein Porträtband. Düsseldorf/Zürich, 3. Auflage 2001, S. 120-124.

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 45

    Medienverzeichnis

    Literatur

    Mani Matter (1936-1972). Hg. von Wilfried Meichtry und Pascale Meyer, Schweizerisches Nationalmuseum und Zytglogge Verlag, Oberhofen a. Th. 2011.

    Mani Matter, Sudelhefte / Rumpelbuch, Erstausgabe Benziger Verlag, Neuauflage: Ammann Verlag, Zürich 2003.

    Mani Matter, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Neuauflage Ammann Verlag, Zürich 2003.

    Mani Matter, Einisch nach emene grosse Gwitter. Berndeutsche Chansons, Texte und Noten, Neuauflage Ammann Verlag, Zürich 2003.

    Mani Matter, Warum syt dir so truurig? Berndeutsche Chansons, Neuauflage Zytglogge Verlag, Oberhofen a. Th. 2011.

    Dr. iur. Hans Peter Matter, Die Legitimation der Gemeinde zur staatsrechtlichen Beschwerde, Stämpfli Verlag, Bern 1965.

    Franz Hohler, Mani Matter. Ein Porträtband, Benziger Verlag, Düsseldorf und Zürich, 3. Auflage 2001. (Vergriffen)

    Christine Wirz, Vom «Värslischmid», der ein Poet war, Stämpfli Verlag, Bern 2001.

    Stephan Hammer, Mani Matter und die Liedermacher. Zum Begriff des Liedermachers und zu Mani Matters Kunst des Autoren-Lieds. Verlag Peter Lang, Bern 2010. Audio Mani Matter und die Anfänge des Chansons. Radiosendung vom 27. Februar 1970. SRF Schweizer Radio und Fernsehen. Mit Kurt Marti, Guido Schmezer, Klaus Schädelin, Mani Matter, Ernst Eggimann u.a. © Zytglogge Verlag 2011 Schweizer Radio und Fernsehen.

    Berner Troubadours Live. Ruedi Krebs, Mani Matter, Jacob Stickelberger, Bernhard Stirnemann, Markus Traber, Fritz Widmer. Der erste Live-Tonträger der Berner Troubadours © Zytglogge Verlag 2003.

    Mani Matter. Warum syt dir so truurig? Gedenksendung SF DRS 1973. Die Originalsongs aus Manis Repertoire und Interviews mit seinen Kollegen. © Zytglogge Verlag 2002.

    Mani Matter. Dr Kolumbus. Jacob Stickelberger und Fritz Widmer singen Mani Matters unveröffentlichte Lieder. © Zytglogge Verlag 1990.

    Diverse Radiosendungen zu Mani Matter unter www.drs.ch Film / Fernsehen «Warum syt dir so truurig?»

    Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler. CH 2002; 88 Min. Schweizerdeutsch/Untertitel D/F.

    Mani Matter: Volkskultur und Freiheitswillen – Franz Hohler und Big Zis im Gespräch und seltene TV-Archivaufnahmen

    Sternstunde Kunst vom 7. Februar 2010: Am 28. Februar 1960 war der Berner Liedermacher mit seinen hintersinnigen Liedern zum ersten Mal am Radio zu hören. Mani Matters Lieder sind heute

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 46

    längst Teil der schweizerischen Volkskultur. 50 Jahre später erzählt Mani Matters früher Freund und Weggefährte Franz Hohler, wie das damals war, mit Matter und der Schweiz und weshalb diese dem studierten Juristen Matter durchaus am Herzen lag. Big Zis, die erfolgreiche Mundart-Rapperin aus Winterthur, spricht über das «Verse-Schmieden» heute und über die Möglichkeit, trotzdem zu lieben, was man kritisiert. Zum Gespräch zeigt die Sternstunde Kunst alle bestehenden Filmaufnahmen Mani Matters aus den Fernseharchiven. Eine Sendung von Anita Hugi, Redaktion, und Bernard Senn, Gesprächsleitung.

    www.videoportal.sf.tv/video?id=df9c8326-ad67-43db-81ec-220a5a41857c

    «Mani Matter - Warum syt dir so truurig»

    Gedenksendung vom 12. November 1992. Anlässlich des 20. Todestags, moderiert von Franz Hohler. Im November 1992 lud Franz Hohler verschiedene Schweizer Bands und Gäste ein zu einer Gedenksendung an seinen Freund Mani Matter. Gäste der Sendung von 1992 sind u.a. Polo Hofer, Fritz Widmer, Kuno Lauener, Adolf Muschg; Verschiedene Schweizer Bands – die zudem auf der CD «Matter Rock» vertreten sind.

    www.videoportal.sf.tv/video?id=e379f4a3-0bc0-4056-9278-1d0c4587fed1

    «Mani Matter – Ein Fernsehporträt»

    Ein Film von Franz Hohler, DRS 1973. www.videoportal.sf.tv/video?id=85080495-58da-42c8-bb75-4230850c16cb

    Wichtige Links www.manimatter.landesmuseum.ch

    Die Webseite zur Ausstellung «Mani Matter (1936–1972)» 27.05.2011-18.09.2011 im Landesmuseum Zürich. www.manimatter.ch

    Die Website von Joy Matter und der Kinder von Mani Matter versammelt u.a. wichtige Publikationen sowie auch Ton-Archive.

    http://www.videoportal.sf.tv/video?id=df9c8326-ad67-43db-81ec-220a5a41857chttp://www.videoportal.sf.tv/video?id=e379f4a3-0bc0-4056-9278-1d0c4587fed1http://www.videoportal.sf.tv/video?id=85080495-58da-42c8-bb75-4230850c16cbhttp://www.manimatter.ch/

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 47

    Mani Matter Quiz KM 1

    1. Mani Matter trat am Anfang seiner Karriere oft mit anderen Künstlern

    zusammen auf. Diese Gruppe wurde

    genannt.

    2. In welcher Stadt verbrachte Mani Matter seine Kindheit?

    3. Im Lied Är isch ufbotte gsy erzählt Mani Matter von einem

    Mann, der sich in einem Bürogebäude verirrt.

    4. Mani Matters richtiger Vorname lautet .

    5. Mani Matter schrieb ein Lied über das Risiko der Kunst. Die Hauptperson des

    Liedes ist ein Eskimo. Er hat zwei Flaschen

    für sein Musikintstrument bezahlt.

    6. Welche Sprache erlernte Mani Matter als erste?

    7. Im Lied Dr Parkingmeter möchte er auf der Geld wechseln.

    8. In einem seiner bekanntesten Lieder singt Mani Matter vom „metaphysischen

    Grusle―. Er sitzt auf einem und

    betrachtet sich im .

    9. Der Titel dieses Liedes über Sidi Abdel Assar vo El Hama heisst:

    .

    10. Wie lautete Mani Matters Pfadiname?

    11. Das Land inspirierte Mani Matter zu seinem Lied über

    Sidi Abdel Assar vo El Hama. Hier verbrachte Mani Matter einmal seine Ferien.

    12. Wie lautet der Titel von Mani Matters erstem Lied?

    Für das gesamte Rätsel gilt: Ä= AE; Ö=OE, Ü=UE

    Lösungswort

    Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben der Reihe nach gelesen das Lösungswort: Mani Matter bezeichnet sich in einem seiner Lieder als

  • Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung 48

    Mani Matter Quiz Lösungen/KM 1

    1. Mani Matter trat am Anfang seiner Karriere oft mit anderen Künstlern

    zusammen auf. Diese Gruppe wurde BERNER TROUBADOURS genannt.

    2. In welcher Stadt verbrachte Mani Matter seine Kindheit? BERN

    3. Im Lied Är isch VOM AMT ufbotte gsy erzählt Mani Matter von einem Mann,

    der sich in einem Bürogebäude verirrt.

    4. Mani Matters richtiger Vorname lautet HANS PETER

    5. Mani Matter schrieb ein Lied über das Risiko der Kunst. Die Hauptperson des

    Liedes ist ein Eskimo. Er hat zwei Flaschen LEBERTRAN für sein

    Musikintstrument bezahlt.

    6. Welche Sprache erlernt Mani Matter als erste? FRANZOESISCH

    7. Im Lied Dr Parkingmeter möchte er auf der POST Geld wechseln.

    8. In einem seiner bekanntesten Lieder singt Mani Matter vom „metaphysischen

    Grusle―. Er sitzt auf einem COIFFUERSTUHL und betrachtet sich im

    SPIEGEL.

    9. Wie lautet der Titel dieses Liedes über Sidi Abdel Assar vo El Hama

    ARABISCH.

    10. Wie lautete dort Mani Matters Übername? MANI

    11. Das Land TUNESIEN inspirierte Mani Matter zu seinem Lied über Sidi Abdel

    Assar vo El Hama. Hier verbrachte Mani Matter einmal seine Ferien.

    12. Wie lautet der Titel von Mani Matters erstem Lied? DR RÄGEWURM

    Lösungswort

    Die markierten Buchstaben ergeben der Reihe nach gelesen das Lösungswort:

    Mani Matter bezeichnet sich in einem seiner Lieder als:

    DR VAERSLISCHMID

  • Schweizerisches Nationalmuseum | La