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Martin Rösel
EVAs Biblische Reiseführer
ÄgyptenSinai, Nildelta, Oasen
Herausgegeben von Christoph vom Brocke und Christfried Böttrich
Übersicht
Einleitung
I. Kairo
II. Saqqara, Dahschur und Gizeh: Gräber und Pyramiden
III. Memphis
IV. Das Wadi Natrun
V. Die Oasen der westlichen Wüste
VI. Alexandria
VII. Das Nildelta
VIII. Die Sinai-Halbinsel
IX. Nilaufwärts
X. Luxor
XI. Edfu und Kom Ombo
XII. Assuan
Anhang
10
280
70
100
128
134
142
150
164
182
200
218
250
264
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 10Geographie und geschichtlicher Überblick ............. 13 Das Land ..................................................................... 14 Grundzüge der Geschichte ..................................... 17 Die Anfänge ............................................................... 18 Die erste Krisenzeit und die neue Größe ............ 20 Fremdherrschaft und Blütezeit .............................. 21 Das Erbe großer Zeiten ........................................... 24 Griechen und Römer ............................................... 25 Ausblicke ..................................................................... 26Einblicke in die Religion des Alten Ägypten ......... 27 Grundzüge ................................................................. 28 Hieroglyphen ............................................................ 32 Der König – Gott auf Erden ................................. 35 Götter Ägyptens ....................................................... 40 Welt- und Menschenbilder ..................................... 46 Die Sorge um die Toten .......................................... 51Ägypten und die Bibel – Juden und Christen am Nil . 57
I. Kairo 70On / Heliopolis ................................................................. 71Exkurs: Obelisken .............................................................. 72Das Nationalmuseum ................................................... 73Exkurs: Das Udjat-Auge ................................................... 80Die Altstadt: Das koptische und jüdische Kairo ... 82Exkurs: Die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten ..................................................................... 86Exkurs: Die Geniza und ihre Texte .................................. 90Die großen Moscheen ................................................... 91Streiflicht: Die deutsche evangelische Gemeinde .............. 97
II. Saqqara, Dahschur und Gizeh: Gräber und Pyramiden 100
Saqqara .......................................................................... 102Exkurs: Pyramidensprüche .............................................. 112Dahschur ....................................................................... 115Gizeh .............................................................................. 118Exkurs: Tod und Jenseits im Alten Testament ................. 123Pyramidenwissen und Pyramidomanie ................. 125
III. Memphis 128
IV. Das Wadi Natrun 134Die koptischen Klöster ............................................... 135Das Bischoi-Kloster (Deir al Amba Bischoj) ......... 136Das Kloster der Syrer (Deir es-Surjan) ................... 137Das Baramus-Kloster (Deir Amba Baramus) ....... 139Das Makarius-Kloster (Deir Abu Makar) ............. 140
V. Die Oasen der westlichen Wüste 142Siwa ................................................................................. 143Baharija .......................................................................... 144Dachla ............................................................................ 146Charga ............................................................................ 147
VI. Alexandria 150Kulte und Kultur ......................................................... 154Judentum ....................................................................... 157Christentum .................................................................. 158Besichtigung ................................................................. 161
7
VII. Das Nildelta 164Biblische Traditionen ................................................. 166Exkurs: Jeremia ............................................................... 167Der Exodus Israels: Geschichte und Geographie 167Exkurs: Mose ................................................................... 169Tanis / Zoan ................................................................... 170Bubastis: Katzengöttin und Katzenmumien ......... 174Leontopolis ................................................................... 176Christliche Erinnerungsorte im Delta ................... 177Die Klöster am Golf von Suez .................................. 179
VIII. Die Sinai-Halbinsel 182Die Quellen des Mose ................................................ 184Refidim – Das Wadi Feiran ...................................... 185Der Moseberg: Sinai, Horeb und die Erinnerung an Israels Wüstenlager .......................................... 187Exkurs: Die Gottesoffenbarung am Sinai – Das Kommen Gottes vom Süden her .......................... 190Das Katharinenkloster ............................................... 191Die Klosterbibliothek und der Fund des Codex Sinaiticus .................................................... 197
IX. Nilaufwärts 200Christliche Erinnerungsorte ..................................... 201Beni Hasan .................................................................... 202Eschmunein und Hermopolis magna .................... 204Tell el-Amarna ............................................................. 205Exkurs: Mose und Echnaton? ......................................... 209Lohnenswerte Besichtigungsziele auf dem Weg nach Süden ..................................... 211Dendera ......................................................................... 212Exkurs: Astrologie – die Sterne und das Schicksal ........ 215
8
X. Luxor 218Exkurs: Der Tempel und der Kosmos .............................. 220Der Amun-Tempel in Luxor und die Geburt des Gottkönigs ........................................................ 223Die Tempel von Karnak ............................................ 227Das Israel-Relief ........................................................... 231Theben-West: Auf der anderen Seite des Nils ...... 233Medinet Habu: Ramses III. und die biblischen Philister ................................. 235Der Totentempel der Hatschepsut .......................... 240Das Tal der Könige ..................................................... 244Exkurs: Unterweltsbücher ............................................... 247
XI. Edfu und Kom Ombo 250Edfu ................................................................................ 251Exkurs: Die Mythen um Osiris, Isis, Horus und Seth ............................................................... 254 Die »Hiob«-Reliefs ....................................................... 256Kom Ombo ................................................................... 258Exkurs: Polytheismus und Monotheismus ...................... 262
XII. Assuan 264Philae .............................................................................. 267Exkurs: Die Religion der Spätzeit ................................... 270 Elephantine ................................................................... 272Exkurs: Die jüdische Gemeinde auf Elephantine .......... 275 Das Simeonskloster (Amba Hadra) ......................... 277
AnhangNachbemerkung .......................................................... 280Zeittafel .......................................................................... 282Hieroglyphen ................................................................ 284Register .......................................................................... 285Literatur- / Quellenverzeichnis ................................. 299
9
Einleitung
Osirispfeiler am Tempel der Hatschepsut
Ägypten ist kein »biblisches Land« im engeren Sinne. Nur sehr wenige Epi-soden der alt- und neutestamentlichen Geschichte spie len im Land am Nil: Abraham flüchtet vor der Hungersnot dorthin (1. Mose 12), Joseph wird nach Ägypten verkauft, steigt zum hohen Beamten Pharaos auf und kann so seine Familie und damit ganz Israel retten (1. Mose 37–50). Mose führt später sein Volk aus Ägyp ten heraus; am Sinai, der heute zu Ägypten gehört, empfängt er Gottes Gebote (Buch Exodus). Zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. flieht Jerobeam, der spätere König des Nordreichs Israel, vor Salomos Nachstellungen nach Tanis im Nildelta (1. Kön 11). Der Prophet Jeremia wird nach Ägypten verschleppt und stirbt wahrscheinlich dort (Jer 43). Im Neuen Testament ist es vor allem die Erzählung von der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten (Mt 2), die bis heute zu den Grundtraditionen der koptischen Christen gehört.
Ohne Ägypten ist aber die Bibel, wie wir sie heute haben, kaum denkbar. Die Religion des alten Israel und des Judentums stellt in die Mitte ihres Be-kenntnisses die Grunderfahrung, dass Gott sein Volk aus dem Sklavenhaus Ägypten gerettet hat. Doch trotz dieser Ablehnung Ägyptens findet eine enge Orien tierung am südlichen Nachbarn statt. Nicht nur Salomos Ehefrau, eine Pharaonentochter, ist hier zu erwähnen, wichtiger sind Über nahmen religiöser Vorstellungen, etwa zur Königsideologie oder Gerechtigkeitskonzeption.
Papyrus aus Elephantine: Besteuerung jüdischer Siedler
Einleitung 11
Nach dem Untergang des ersten Tempels (587/6 v. Chr.) entstehen in Ägyp-ten wie in Babylonien israelitische Diaspora-Gemeinden, die das Le ben ab-seits vom kultischen Zentrum Jerusalem einüben. In helle nistischer Zeit (ab dem 3. Jh. v. Chr.) entstehen im Norden Ägyptens Bethäuser und Synagogen, später die Vorbilder christ licher Kirchen. Zur gleichen Zeit wird in Alexandria die Hebrä ische Bibel ins Griechische übersetzt, was ein entscheidender Im-puls für die Ausbreitung der biblischen Botschaft in die hellenisti sche Welt war. Schließlich haben im 2. und 3. Jh. christliche Theologen in Alexandria maßgeblich zur Ausgestaltung der chri stlichen Dogmatik beigetragen; auch das Mönchtum hat seine Ursprünge in den Wüsten beiderseits des Nils.
In diesem Reisebegleiter sollen solche Bezüge zwischen Ägyp ten und der Bibel und dem Juden- und Christentum im Mit tel punkt stehen. Natürlich wird den großartigen Monumenten der Pharaonenzeit die ihnen gebührende Aufmerksamkeit gewidmet. Aber sie können nicht einmal ansatzweise um-fassend und erschöpfend behandelt wer den, sondern die wichtigsten und bekanntesten Stücke werden vor allem zur biblischen Tradition in Beziehung gesetzt. Ebenso wenig können hier Geschichte und Architektur des Islam in Ägypten ausreichend dargestellt werden. Am besten liest sich daher dieses Buch nicht statt, son dern neben einem guten herkömmlichen Reiseführer.
Zwei knappe Hinweise: In diesem Buch wird eine stark vereinfachte Um-schrift altägyptischer und arabischer Worte benutzt. Sie soll vor allem eine annähernd korrekte Aussprache ermöglichen. Die chronologischen Daten der altägyptischen Geschichte orientieren sich an Reclams Lexikon des Alten Ägypten.
Einleitung12
| |200 km
Memphis
Pelusium
Aqaba
Qantir
Bubastis
MendesButo
SaisNaukratis
Alexandria
Athribis
Heliopolis
Meidum
Gizeh
Abusir
Saqqara
Dime
Oxyrhynchos
Abusir el Meleq
Herakleopolis
Beni Hasan
Tell el-Amarna
Badari
Achmim
Abydos
Theben
Hibis
Ermet
Gebelen
Esna
Hierakonpolis
Edfu Kom Ombo
Assuan
Insel PhilaeI. Katarakt
Oase Dungul
Oase Kurkur
Oase Charga
Oase Dachla
Oase Farafra
Oase el Baharija
Oase Siwa
Balad
Kalabscha
Elephantine
Dendera
Qosseir
Koptos
Negade
Karnak
Luxor
El Kab
Hermopolis
Meir
Assiut
Medinetel-Fajjum
Tanis
Gaza
Gizeh
Geographie und geschichtlicher Überblick
Einleitung 13
Das LandÄgypten kann, etwas überspitzt, als Flussoase bezeichnet werden, denn über 95 % des Landes sind Wüste. Das Leben des Landes hängt am Nil, der einen schmalen Streifen der Wüste einerseits durch die Feuchtigkeit, andererseits durch im Oberlauf ausgewaschene Sedimente frucht bar macht. Der Wechsel zwischen Wüste und Kulturland kann oft auf einer Strecke von nur einem Meter beobachtet werden. Schon früh hat man die nutzbaren Gebiete am Flusslauf durch das Anlegen von Kanälen verbreitert. Im Norden des Landes sorgen meh-rere Flussarme – von denen heute nur noch zwei Wasser füh ren – dafür, dass ein dreieckförmiges, fruchtbares Gebiet ent steht, das Nildelta, das in römischer
Zeit einen Großteil der Getreideversorgung des Imperium Romanum sicherstellen konnte.
Möglicherweise hat diese unterschiedliche Landschaftsstruktur dazu geführt, dass in pha-raonischer Zeit »zwei Länder« unter schieden wurden: das Deltagebiet Unterägyptens nörd-lich von Memphis und Oberägypten, das seine traditionelle Grenze am 1. Katarakt (bei As-suan) hat. Das Zusammenbinden dieser bei-den Reichsteile war vornehmste Aufgabe der Pharaonen.
Karnak: Thot und Horus binden die Wappen-pflanzen der zwei Länder zusammen, darüber Ramses II.
Zwischen Wüste und Kulturland liegen wenige Meter.
Einleitung14
Die Südgrenze des Landes bei Assuan hat ebenfalls ihre Grün de in geogra-phischen Gegebenheiten, denn hier ist der Nil wegen Stromschnellen und Hin-dernissen nicht mehr schiffbar. Weitere fünf Katarakte folgen Richtung Süden. Dieses Gebiet wird klas sisch als Nubien, in der Bibel als Kusch (Gen 10, 6) bezeichnet. Wegen sei nes Goldreichtums, aber auch wegen der Handelswege ins Innere Afrikas hinein, gab es immer wieder ägyptische Bemühungen, die Südgrenze in nubisches Gebiet auszuweiten. Die heutige Grenze zum Sudan liegt beim 2. Katarakt.
Von Assuan aus flussabwärts sind die beiden Länder im Alter tum in Gaue/Provinzen eingeteilt worden, 22 im südlichen Ober- und 20 in Unterägypten. Herrschafts zentren waren vor allem im Süden Theben (heute Luxor), im Nor-den Memphis und später im Nildelta die Ramsesstadt (heute Qantir) und Ta-nis. Daneben gab es eine Fülle wichtiger Kult orte, die zu unterschiedlichen Zeiten auch überregionale Bedeu tung hatten. Im Rahmen moderner Studi-enreisen werden vor al lem das Gebiet zwischen Assuan und Theben (bis hin nach Den dera) und der Großraum Kairo besucht.
Die Wüstengebiete im Osten und Westen des Niltales sind zwar bis heu-te unwirtlich und lebensfeindlich. Dennoch hat man sie schon früh erkundet, um z. B. im Osten Gold oder auf dem Si nai Kupfer und Edelsteine zu fördern. Auch im Oasengürtel in der Libyschen Wüste (Charga, Dachla, Farafra, Baha-rija, Siwa) wur den Bauten aus pharaonischer Zeit gefunden. Hier machte man
Oase Siwa
Einleitung 15
sich die fossilen Wasservorräte der Senken zu Nutze; sicher bilde ten diese Orte aber auch eine militärische Verteidigungslinie.
Die heutige ägyptische Regierung versucht, im Rahmen des »New Valley Project« die frucht-baren Gebiete der Oasen zu ver größern und nennenswerte Bevölkerungsanteile aus dem (alten) Niltal umzusiedeln, um so der Überbe-völkerung und Versor gungsengpässen zu be-gegnen. Spektakulärer war ein weiteres Groß-projekt: Südlich des 1. Katarakts wurde bei Assuan 1971 der Nasser-Staudamm gebaut, der einen über 500 km langen See auf gestaut hat. Wie frühere Staudammprojekte auch, sollte er die regel mäßigen Nilüberschwemmungen regulieren. Allerdings sind die ökologischen Folgen verheerend. Zwar steht mehr Wasser zur Bewässerung der Felder Oberägyptens zur Verfügung, doch es fehlen die düngenden Sedi-mente, die von der Staumauer zurückgehalten
werden. Die Übersalzung der künstlich bewässerten Böden ist eine weitere Folge. Der Nutzen des Staudammes, insbesondere die Strom produktion, ist dagegen vergleichsweise gering geblieben.
Die veränderten Feuchtigkeitsbedingungen der Böden haben auch Aus-wirkungen auf die pharaonischen Monumente. Zum ei nen kann sich die Trag-fähigkeit des Untergrundes verändern, zum anderen dringt das Salz in die Sandsteinblöcke ein, so dass sie brüchig werden.
Die Bauten in Oberägyp ten waren wegen der großen Trockenheit bislang recht gut konser viert (ebenso auch Papyri), anders als diejenigen im Nildelta. Dort sind wegen des hohen Grundwasserspiegels nur wenige archäolo gische und schriftliche Überreste erhalten. Das ist einer der Grün de, weshalb das Ge-biet touristisch kaum erschlossen ist.
Nasser-Damm
Renovierungsarbeiten am Amun-Tempel von Hibis
Einleitung16
Zur leichteren Orientierung wird hier ein Überblick über die Dynastien der alt ägyptischen Geschich-te gegeben, wobei nur die im Text genannten Pharaonen aufgenommen wurden. Datierungen vor ca. 700 v. Chr. sind oft unsicher. Die Angaben richten sich nach Reclams Lexikon, S. 331– 333.
Prädynastische Zeit 5500–3100 v. Chr.
Frühdynastische Zeit 3100–2686
1. Dynastie 3100–2890
Narmer (Menes?) ca. 3100
2. Dynastie 2890–2686
Altes Reich (AR) 2686–2181
3. Dynastie 2686– 2613
Djoser 2667– 2648
Huni 2637– 2613
4. Dynastie 2613– 2494
Snofru 2613– 2589
Cheops 2589– 2566
Djedefra 2566– 2558
Chephren 2558– 2532
Mykerinos 2532– 2503
5. Dynastie 2494– 2345
Userkaf 2494– 2487
Unas 2375– 2345
6. Dynastie 2345– 2181
Teti 2345– 2323
Pepi I. 2321– 2287
Pepi II. 2278– 2184
Erste Zwischenzeit 2181– 2055
7. und 8. Dynastie 2181– 2125
Viele nur kurzzeitig herrschende Könige
9. und 10. Dynastie 2160– 2025
Herrschaft von Königen in Herakleopolis,
im Süden regierten die Gaufürsten
Mittleres Reich (MR) 2055–1650
11. Dynastie 2055–1985
Mentuhotep II. 2055–2004
12. Dynastie 1985–1795
Sesostris I. 1965–1920
Amenemhet III. 1855–1808
13. Dynastie 1795– ca. 1650
ca. 70 Könige
14. Dynastie 1750–1650
Unklare Herrschaftsverhältnisse,
wohl zeitgleich mit der 13. Dyn.
Zweite Zwischenzeit 1650–1550
15. Dynastie 1650–1550
»Große« Hyksos-Herrscher (Deltagebiet)
16. Dynastie 1650–1550
»Kleine Hyksos«, zeitgleich mit der 15. Dyn.
17. Dynastie 1650–1550
Zeitgleich in Theben regierende Herrscher
Neues Reich (NR) 1550–1069
18. Dynastie 1550–1295
Ahmose 1550–1525
Thutmose III. 1479–1425
Hatschepsut 1473–1458
Amenophis II. 1427–1400
Amenophis III. 1390–1352
Echnaton 1352–1336
(Amenophis IV.)
Semenchkare 1338–1336
Tutanchamun 1336–1327
Eje 1327–1323
Zeittafel282