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MATTHÄUS-PASSION DO 22.03.2018

MATTHÄUS-PASSION · er die Matthäus-Passion in Berlin auf und löst eine regelrechte Bach-Renaissance aus. Für die Aufführung kürzt er Bachs Meisterwerk um alles, was ihm zu

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KONZERTHAUS DORTMUND

Brückstraße 21 / 44135 DortmundT 0231–22 696 200 / F 0231–22 696 222

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MATTHÄUS-PASSIONDO 22.03.2018

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LOUISE KEMÉNY SOPRAN

JESSICA CALE SOPRAN

CLAUDIA HUCKLE MEZZOSOPRAN

ELEANOR MINNEY MEZZOSOPRAN

HUGO HYMAS TENOR

RODERICK WILLIAMS CHRISTUS

MATTHEW BROOK BASS

CHOIR OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT

ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT

MARK PADMORE EVANGELIST, LEITUNG

Abo: Chorklang

In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy-klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen

während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!

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SAISON 2017 / 18

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PROGRAMM

JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750)Passio secundum Matthaeum (Matthäus-Passion) BWV 244 (1736)

Erster Teil

– Pause ca. 20.15 Uhr –

Zweiter Teil

– Ende ca. 22.15 Uhr –

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WERKE

Vokabular aus Motiven, Figuren und Symbolen überwuchert. Etwas im Stile Georg Philipp Tele-manns schwebte den Herren vor, eingängig und musikantisch, keinesfalls so beunruhigend und kompliziert wie Bachs Johannes-Passion, deren Uraufführung sie 1724 in Leipzig erlebt hatten. Doch Bach ließ sich nicht irritieren. Den Hader mit Ratsherren und vorgesetzten Behörden war er gewohnt, und da gab es ja noch andere Kreise, vornehmlich in der Leipziger Kaufmannschaft, die über genügend Einfluss, Geist und Begeisterung verfügten, seine Musik zu würdigen.

Der Aufbau der Matthäus-Passion ist sehr komplex. Das Geschehen – der erste Teil mit Abend-mahl, Gebet in Gethsemane, Gefangennahme, der zweite mit Verurteilung, Kreuzigung und Grablegung – lässt Bach auf mehreren Text- und Darstellungsebenen voranschreiten: episch-rezitativisch entfaltet sich der biblische Passionsbericht des Evangelisten Matthäus; bei drama-tischen Höhepunkten steigert sich dessen Erzählton gar zu leidenschaftlicher Affektsprache. Dies gilt ebenso für die Worte Jesu und der anderen wie Petrus und Pilatus. Biblischen Ursprungs sind auch die dramatischen Chöre der Volksmenge (Turba-Chöre), welche die Fragen der Jünger, das Toben der erregten Menge, die Aussprüche der Hohepriester und der Kriegsknechte wiedergeben. Ein meditatives Element bilden die freien Verse nach Christian Friedrich Henrici genannt Picander: breit angelegte lyrische Arien, in denen die gläubige Seele ihre Empfindungen im Angesicht des Martyriums Christi zum Ausdruck bringt. Von Picander stammt auch der Text zu den monumen-talen Eingangs- und Schlusschören. Schließlich treten Choräle aus dem überlieferten Liedgut der evangelischen Kirche hinzu, in denen die von der Passion ergriffene Gemeinde ihre Gedanken und Empfindungen wiederfindet und die als Symbol für die kirchliche Gemeinschaft stehen. Der musikalische Apparat besteht aus zwei alternierenden Chören, zwei Orchestergruppen – ohne Trompeten natürlich, für die in einer Passion kein Platz ist – und zwei Orgeln. Wenn die Passion als einheitliches Ganzes wirkt, so ist das auf die fortlaufende Abfolge von Ereignis und Betrach-tung, Handlung und Meditation zurückzuführen, auf die tonartliche Gebundenheit der einzelnen Vorgänge und nicht zuletzt den »milden Grundton der versöhnenden Liebe« (Philipp Spitta). Denn Bach beschränkt sich nicht darauf, die Leidensgeschichte Christi zu erzählen: Seine heftige An-teilnahme an dem Seelenzustand der Personen, sein Streben, über die Darstellung der Leidens-geschichte hinaus zur letzten Erkenntnis ihres Sinns durchzudringen, erhebt diese Passion zum umfassendsten Glaubensbekenntnis, das es je gab – ein Werk großer Menschlichkeit.

Uraufgeführt wurde die Matthäus-Passion wohl am 11. April 1727, einem Karfreitag-Nach-mittag, in der Leipziger Thomaskirche innerhalb des Vespergottesdiensts. Eine Reaktion seitens der Kirchengemeinde oder anderer Zeitgenossen ist nicht überliefert. Bach selbst maß seiner Passion große Bedeutung zu und überarbeitete sie mehrfach. 1736 übertrug er seine letzte Fassung in Reinschrift. Sie gilt als Bachs schönstes und sorgfältigstes Autograf. Dennoch verschwand das Werk aus dem Bewusstsein. Fast hundert Jahre später bekommt ein hoch-begabter Junge aus Leipzig eine Abschrift der Partitur zu seinem 15. Geburtstag von seiner

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AUF ENTDECKUNGSREISE Johann Sebastian Bach Passio secundum Matthaeum (Matthäus-Passion)

BWV 244

»Es gibt kein Wort für dieses Werk«, brachte es Nikolaus Harnoncourt bei Bachs Matthäus-Passion auf den Punkt. »Vielleicht Vollkommenheit in allem.« Vollkommenheit, die selbst ein Agnostiker für göttlich halten würde. Seit 1717 war es zur Tradition geworden, am Karfreitag während der Vesperandacht, die kurz vor vierzehn Uhr begann, ein Passionswerk aufzuführen. Im Mittelpunkt der gesungenen Aufführung – zwischen dem ersten und zweiten Teil der Pas-sion – stand die Predigt. Der Gläubige, der bereits einen Gottesdienst von sieben bis elf Uhr hinter sich hatte, musste noch weitere vier oder fünf Stunden in der Kirche ausharren. 1725 beauftragten die Stadtoberen zu Leipzig ihren Thomaskantor Johann Sebastian Bach, eine Mu-sik zur Leidensgeschichte Jesu zu komponieren. »Keine Opernmusik« verlangten die Leipziger Honoratioren, da sie fürchteten, das heilige Bibelwort werde durch das im Barock entwickelte

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WERKE

Großmutter geschenkt – Felix Mendelssohn Bartholdy ist fasziniert. Am 11. März 1829 führt er die Matthäus-Passion in Berlin auf und löst eine regelrechte Bach-Renaissance aus. Für die Aufführung kürzt er Bachs Meisterwerk um alles, was ihm zu »barock« erscheint. Etliche Arien nimmt er heraus, vier Accompagnato-Rezitative und sechs Choräle zugunsten der drama-tischen Teile. Die nun »halbe« Passion wird als eine Art Oper wahrgenommen. »Warum erhebt man dieses magnifizente Werk«, schreibt der Kritiker Hadrian von Goetze, »nicht geraden Wegs auf die Opernbühne? Sie würde auch dort eine bella figura machen...«. Und auch der Dirigent Hans von Bülow verstand die Passion als ein »Oratorium im Operngewand«. Nicht wenige tun dies, bis heute ein Missverständnis. Bach hatte sich 1723 bei seinem Amtsantritt in Leipzig vertraglich verpflichtet zur »Beybehaltung guter Ordnung in denen Kirchen die Music dergestalt einzurichten, daß sie nicht zulang währen, auch also beschaffen seyn möge, damit sie nicht opernhafftig herauskommen, sondern die Zuhörer vielmehr zur Andacht aufmuntere«.

Bis in die späten 1960er-Jahre entstanden Monumentalversionen von kathedralenhafter

spätromantischer Wucht mit riesigem Orchesterapparat, obwohl Bachs ursprünglich begleiten-des Ensemble sich aus wenigen Stadtmusikanten, Zöglingen der Thomasschule, Studenten der Universität wie Mitgliedern des Collegium musicum zusammensetzte; im besten Falle standen Bach zweiundzwanzig Instrumentalisten zur Verfügung. »Wir können sicher sein, dass Bach sich überaus wohl fühlt mit den ihm zur Verfügung stehenden vokalen und instrumentalen Stilmitteln«, fand schon Paul Hindemith und missbilligte jene Aufführungen, »bei der man Chor und Orchestermassen möglichst in der Stärke eines halben Infanteriebataillons ihre Gruppen-schwenkungen ausführen sieht, geführt von einem Kommandanten, zu dessen alleiniger Ver-herrlichung der ganze Aufwand oft genug veranstaltet zu sein scheint«.

Neben Musikern meinten auch Regisseure dem Leiden und Sterben Jesu Christi noch mehr Nachdruck verleihen zu müssen und machten das Oratorium zum Objekt szenischer Experi-mente, als sei Bachs Musik nicht ergreifend, nicht dramatisch genug. Bereits 1914 dachte Fer-ruccio Busoni über eine szenische Aufführung der Matthäus-Passion nach. 1921 wurde die Idee dingfest. Auf zwei Ebenen sollte sich das Geschehen abspielen, mit einer Kanzel im Zentrum und einer gotischen Kathedrale an beiden Seiten für den Chor. Die Arien sollten größtenteils gestrichen werden, da sie »die Handlung ungebührlich aufhalten und unterbrechen«. Buso-nis Entwürfe wurden nie realisiert. 1949 wurde die Matthäus-Passion vom »Sissi«-Regisseur Ernst Marischka verfilmt, dem Spezialisten für wienerische Operettenseligkeit. 2013 brachte der amerikanische Regisseur Peter Sellars seine Sicht auf die Bühne. In seiner »ritualisier-ten« Inszenierung knien, kauern und liegen die Solisten auf dem Podium. Mit von der Partie war auch Mark Padmore als Evangelist. Für ihn war diese Produktion nur eine Station »einer Entdeckungsreise«, die nie zu Ende sei. In Dortmund wird der britische Tenor als Evangelist glänzen und jedes Wort wie ein Bekenntnis mit Ausdruck füllen – ganz im Sinne Bachs, der

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bei der Reinschrift des Werks 1736 das Bibelwort durch rote Tinte hervorgehoben hatte. Dem feinsinnigen Padmore wird es auch als Dirigent des Orchestra of the Age of Enlightenment ge-lingen, vollständig in den Hintergrund zu treten und es ganz der Musik überlassen, ihr Wissen um die letzten Dinge auszusprechen. »Während der melodische Bogen sich schließt«, schrieb der große Bach-Forscher Hans Mersmann, »öffnet sich die Harmonik ins Grenzenlose. Was Bach hier gelingt, ist mit Malerei oder Ausdruck nicht mehr zu erklären, und wir denken an den aufgebrochenen Himmel in Grünewalds Isenheimer Altar«.

GEHÖRT IM KONZERTHAUSZuletzt erklang Bachs Matthäus-Passion vor zehn Jahren im Konzerthaus in einem außerge-wöhnlichen Programm: Zwischen die beiden Teile der Passion nahm Steven Sloane den zweiten Akt aus Wagners »Parsifal« auf und spürte mit den Bochumer Symphonikern den Gemeinsam-keiten dieser beiden Werke nach.

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JOHANN SEBASTIAN BACHPASSIO SECUNDUM MATTHAEUM (MATTHÄUS-PASSION) BWV 244(Text: Christian Friedrich Henrici alias Picander, 1700 – 1764)

ERSTER TEIL

Chor

Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen;Sehet! Wen? Den Bräutigam.Seht ihn! Wie? Als wie ein Lamm.Sehet! Was? Seht die Geduld.Seht! Wohin? Auf unsre Schuld.Sehet ihn aus Lieb und HuldHolz vom Kreuze selber tragen. O Lamm Gottes unschuldigAm Stamm des Kreuzes geschlachtet,Allzeit erfund’n geduldig,Wiewohl du warest verachtet.All’ Sünd hast du getragen,Sonst müssten wir verzagen.Erbarm Dich unser, o Jesu. Rezitativ

Evangelist, Jesus

Da Jesus diese Rede vollendet hatte,Sprach er zu seinen Jüngern:Ihr wisset, dass nach zweien TagenOstern wird, und des Menschen SohnWird überantwortet werden,Dass er gekreuziget werde. Choral

Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,Dass man ein solch hart Urteil hat gesprochen?Was ist die Schuld, in was für MissetatenBist du geraten?

Was bekümmert ihr das Weib?Sie hat ein gut Werk an mir getan!Ihr habet allezeit Arme bei euch,Mich aber habt ihr nicht allezeit.Dass sie dies Wasser hat auf meinen LeibGegossen, hat sie getan, dass man michBegraben wird. Wahrlich, ich sage euch:Wo dies Evangelium gepredigt wirdIn der ganzen Welt, da wird man auch sagenZu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. Rezitativ

Alt

Du lieber Heiland du,Wenn deine Jünger töricht streiten,Dass dieses fromme WeibMit Salben deinen LeibZum Grabe will bereiten;So lasse mir inzwischen zu,Von meiner Augen TränenflüssenEin Wasser auf dein Haupt zu gießen. Arie

Alt

Buß’ und Reu’Knirscht das Sündenherz entzwei,Dass die Tropfen meiner ZährenAngenehme Spezerei,Treuer Jesu, dir gebären. Rezitativ

Evangelist, Judas

Da ging hin der Zwölfen einer,Mit Namen Judas Ischarioth,Zu den Hohenpriestern, und sprach:Was wollt ihr mir geben?Ich will ihn euch verraten.Und sie boten ihm dreißig Silberlinge.

Rezitativ

Evangelist

Da versammelten sich die HohenpriesterUnd Schriftgelehrten und die Ältesten im VolkIn dem Palast des Hohenpriesters,Der da hieß Kaiphas; und hielten Rat,Wie sie Jesum mit Listen griffen und töteten.Sie sprachen aber: Chor

Ja nicht auf das Fest,Auf dass nicht ein Aufruhr werde im Volk. Rezitativ

Evangelist

Da nun Jesus war zu Bethanien Im Hause Simonis des Aussätzigen,Trat zu ihm ein Weib, die hatteEin Glas mit köstlichem Wasser,Und goss es auf sein Haupt, da er zu Tische saß.Da das seine Jünger sahen,Wurden sie unwillig und sprachen: Chor

Wozu dienet dieser Unrat?Dieses Wasser hätte mögen teuer verkauftUnd den Armen gegeben werden. Rezitativ

Evangelist, Jesus

Da das Jesus merkete, sprach er zu ihnen:

Und von dem an suchte er Gelegenheit,Dass er ihn verriete. Arie

Sopran

Blute nur, du liebes Herz.Ach, ein Kind, das du erzogen,Das an deiner Brust gesogen,Droht den Pfleger zu ermorden,Denn es ist zur Schlange worden. Rezitativ

Evangelist

Aber am ersten Tage der süßen BrotTraten die Jünger zu JesuUnd sprachen zu ihm: Chor

Wo willst du, dass wir dir bereitenDas Osterlamm zu essen? Rezitativ

Evangelist, Jesus

Er sprach:Gehet hin in die Stadt zu einem Und sprecht zu ihm: Der Meister lässtDir sagen: Meine Zeit ist hier, ich willBei dir die Ostern halten mit meinen Jüngern. Und die Jünger täten, Wie ihnen Jesus befohlen hatte Und bereiteten das Osterlamm.Und am Abend satzte er sich zu TischeMit den Zwölfen, und da sie aßen, sprach er:Wahrlich, ich sage euch,Einer unter euch wird mich verraten.Und sie wurden sehr betrübt und huben an,Ein jeglicher unter ihnen, Und sagten zu ihm:

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Chor

Herr, bin ich’s? Choral

Ich bin’s, ich sollte büßen,An Händen und an FüßenGebunden in der Höll’.Die Geißeln und die Banden,Und was du ausgestanden,Das hat verdienet meine Seel’. Rezitativ

Evangelist, Jesus, Judas

Er antwortete und sprach:Der mit der Hand mit mirIn die Schüssel tauchet, der wird mich verraten.Des Menschen Sohn gehet zwar dahin,Wie von ihm geschrieben stehet;Doch wehe dem Menschen, durch welchenDes Menschen Sohn verraten wird.Es wäre ihm besser, dass derselbige MenschNoch nie geboren wäre.Da antwortete Judas,Der ihn verriet, und sprach:Bin ich’s, Rabbi?Er sprach zu ihm:Du sagest’s.Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot,Dankete und brach’sUnd gab’s den Jüngern und sprach:Nehmet, esset, das ist mein Leib.Und er nahm den Kelch und dankete,Gab ihnen den und sprach:Trinket alle daraus;Das ist mein Blut des Neuen Testaments,Welches vergossen wird für viele,Zur Vergebung der Sünden.Ich sage euch, ich werde von nun an

Choral

Erkenne mich, mein Hüter,Mein Hirte, nimm mich an.Von dir, Quell aller Güter,Ist mir viel Gut’s getan.Dein Mund hat mich gelabetMit Milch und süßer Kost.Dein Geist hat mich begabetMit mancher Himmelslust. Rezitativ

Evangelist, Jesus, Petrus

Petrus aber antwortete und sprach zu ihm:Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten,So will ich doch mich nimmermehr ärgern.Jesus sprach zu ihm:Wahrlich, ich sage dir, in dieser Nacht,Ehe der Hahn kräht,Wirst du mich dreimal verleugnen.Petrus sprach zu ihm:Und wenn ich mit dir sterben müsste,So will ich dich nicht verleugnen.Desgleichen sagten auch alle Jünger. Choral

Ich will hier bei dir stehen;Verachte mich doch nicht!Von dir will ich nicht gehen,Wenn dir dein Herze bricht.Wenn dein Herz wird erblassenIm letzten Todesstoß,Alsdenn will ich dich fassenIn meinen Arm und Schoß. Rezitativ

Evangelist, Jesus

Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe,Der hieß Gethsemane,

Nicht mehr von diesem GewächsDes Weinstocks trinken, bis an den Tag,Da ich’s neu trinken werdeMit euch in meines Vaters Reich. Rezitativ

Sopran

Wiewohl mein Herz in Tränen schwimmt,Dass Jesus von mir Abschied nimmt,So macht mich doch sein Testament erfreut.Sein Fleisch und Blut, o Kostbarkeit,Vermacht er mir in meine Hände.Wie er es auf der Welt mit denen SeinenNicht böse können meinen,So liebt er sie bis an das Ende. Arie

Sopran

Ich will dir mein Herze schenken,Senke dich, mein Heil, hinein.Ich will mich in dir versenken;Ist dir gleich die Welt zu klein, Ei, so sollst du mir alleinMehr als Welt und Himmel sein. Rezitativ

Evangelist, Jesus

Und da sie den LobgesangGesprochen hatten, gingen sie hinausAn den Ölberg. Da sprach Jesus zu ihnen:In dieser Nacht werdet ihrEuch alle ärgern an mir.Denn es stehet geschrieben:Ich werde den Hirten schlagen,Und die Schafe der HerdeWerden sich zerstreuen.Wenn ich aber auferstehe,Will ich vor euch hingehen in Galiläam.

Und sprach zu seinen Jüngern:Setzet euch hier,Bis dass ich dorthin gehe und bete.Und nahm zu sich PetrumUnd die zween Söhne ZebedäiUnd fing an zu trauern und zu zagen.Da sprach Jesus zu ihnen:Meine Seele ist betrübt bis an den Tod;Bleibet hier und wachet bei mir. Rezitativ

Tenor, Chor

O Schmerz! Hier zittert das gequälte Herz!Wie sinkt es hin, Wie bleicht sein Angesicht!Was ist dir Ursach’ aller solcher Plagen?Der Richter führt ihn vor Gericht,Da ist kein Trost, kein Helfer nicht.Ach, meine Sünden haben dich geschlagen.Er leidet alle Höllenqualen,Er soll für fremden Raub bezahlen.Ich, ach Herr Jesu, Habe dies verschuldet,Was du erduldet!Ach, könnte meine Liebe dir, mein Heil,Dein Zittern und dein ZagenVermindern oder helfen tragen,Wie gerne blieb ich hier! Arie

Tenor, Chor

Ich will bei meinem Jesu wachen,Meinen Tod büßet seiner Seele Not.Sein Trauern machet mich voll Freuden.So schlafen unsre Sünden ein.Drum muss uns sein verdienstlich LeidenRecht bitter und doch süße sein.

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Rezitativ

Evangelist, Jesus

Und ging hin ein wenig, fiel niederAuf sein Angesicht und betete und sprach:Mein Vater, ist’s möglich,So gehe dieser Kelch von mir;Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst. Rezitativ

Bass

Der Heiland fällt vor seinem Vater nieder,Dadurch erhebt er mich und alleVon unserem FalleHinauf zu Gottes Gnaden wieder.Er ist bereit, Den Kelch, des Todes BitterkeitZu trinken,In welchen SündenDieser Welt gegossen sindUnd hässlich stinken,Weil es dem lieben Gott gefällt. Arie

Bass

Gerne will ich mich bequemenKreuz und Becher anzunehmen,Trink ich doch dem Heiland nach.Denn sein Mund,Der mit Milch und Honig fließet,Hat den GrundUnd des Leidens herbe SchmachDurch den ersten Trunk versüßet. Rezitativ

Evangelist, Jesus

Und er kam zu seinen JüngernUnd fand sie schlafendUnd sprach zu ihnen:

Könnet ihr denn nicht eine StundeMit mir wachen? Wachet und betet,Dass ihr nicht in Anfechtung fallet.Der Geist ist willig,Aber das Fleisch ist schwach.Zum andernmal ging er hin,Betete und sprach:Mein Vater, ist’s nicht möglich,Dass dieser KelchVon mir gehe, ich trinke ihn denn,So geschehe dein Wille. Choral

Was mein Gott will, das g’scheh’ allzeit,Sein Will’, der ist der beste;Zu helfen den’n er ist bereit,Die an ihn glauben feste;Er hilft aus Not,Der fromme Gott,Und züchtiget mit Maßen.Wer Gott vertraut,Fest auf ihn baut,Den will er nicht verlassen. Rezitativ

Evangelist, Jesus, Judas

Und er kam und fand sie aber schlafend,Und ihre Augen waren voll Schlafs.Und er ließ sie und ging abermal hinUnd betete zum dritten MalUnd redete dieselbigen Worte.Da kam er zu seinen JüngernUnd sprach zu ihnen:Ach! Wollt ihr nun schlafen und ruhen?Siehe, die Stunde ist hier,Dass des Menschen SohnIn der Sünder Hände überantwortet wird.Stehet auf, lasset uns gehen,

Siehe, er ist da, der mich verrät.Und als er noch redete,Siehe, da kam Judas, der Zwölfen einer,Und mit ihm eine große Schar,Mit Schwertern und mit Stangen,Von den Hohenpriestern Und Ältesten des Volks.Und der Verräter hatte ihnenEin Zeichen gegeben und gesagt:Welchen ich küssen werde, Der ist’s, den greifet.Und alsbald trat er zu Jesum und sprach:Gegrüßet seist du, Rabbi!Und küssete ihn. Jesus aber sprach zu ihm:Mein Freund, warum bist du kommen?Da traten sie hinzu und legten die HändeAn Jesum und griffen ihn. Duett

Sopran, Alt, Chor

So ist mein Jesus nun gefangen.Lasst ihn, haltet, bindet nicht!Mond und LichtIst vor Schmerz untergegangen,Weil mein Jesus ist gefangen,Sie führten ihn, er ist gebunden.

Sind Blitze, sind Donner In Wolken verschwunden?Eröffne den feurigen Abgrund, o Hölle.Zertrümmre, verschlinge mit plötzlicher WutDen falschen Verräter,Das mördrische Blut. Rezitativ

Evangelist, Jesus

Und siehe, einer aus denen,

Die mit Jesu waren, reckete die Hand ausUnd schlug des Hohenpriesters KnechtUnd hieb ihm ein Ohr ab.Da sprach Jesus zu ihm:Stecke dein Schwert an seinen Ort;Denn wer das Schwert nimmt,Der soll durchs Schwert umkommen.Oder meinest du, dass ich nicht könnteMeinen Vater bitten, dass er mir zuschickteMehr denn zwölf Legion Engel?Wie würde aber die Schrift erfüllet?Es muss also gehen.Zu der Stund’ sprach Jesus zu den Scharen:Ihr seid ausgegangen, Als zu einem Mörder,Mit Schwertern und mit Stangen Mich zu fahen;Bin ich doch täglich bei euch gesessenUnd habe gelehret im Tempel, Und ihr habt mich nicht gegriffen.Aber das ist alles geschehen,Dass erfüllet würden die Schriften Der Propheten.Da verließen ihn alle Jünger und flohen. Chor

O Mensch, bewein’ dein’ Sünde groß;Darum Christus sein’s Vaters SchoßÄußert und kam auf Erden.Von einer Jungfrau rein und zartFür uns er hier geboren ward.Er wollt’ der Mittler werden.Den Toten er das Leben gab, Und legt’ dabei all’ Krankheit ab,Bis sich die Zeit herdrange,Dass er für uns geopfert würd’,Trüg unsrer Sünden schwere Bürd’Wohl an dem Kreuze lange.

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ZWEITER TEIL

Arie

Alt, Chor

Ach! Nun ist mein Jesus hin! Wo ist denn dein Freund hingegangen,O du Schönste unter den Weibern? Ist es möglich? Kann ich schauen?Wo hat sich dein Freund hingewandt?Ach! Mein Lamm in Tigerklauen!Ach! Wo ist mein Jesus hin?So wollen wir mit dir ihn suchen.Ach! Was soll ich der Seele sagen,Wen sie mich wird ängstlich fragen?

Rezitativ

Evangelist

Die aber Jesum gegriffen hatten,Führeten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas,Dahin die Schriftgelehrten und ÄltestenSich versammelt hatten. Petrus aber folgete ihm nach von ferneBis in den Palast des Hohenpriesters; Und ging hineinUnd satzte sich bei den Knechten,Auf dass er sähe, wo es hinaus wollte.Die Hohenpriester aber und ÄltestenUnd der ganze Rat suchten falsch ZeugnisWider Jesus, auf dass sie ihn tötetenUnd funden keines. Choral

Mir hat die Welt trüglich gericht’tMit Lügen und mit falschem G’dicht,Viel Netz und heimlich Stricke.Herr, nimm mein wahr in dieser G’fahr,B’hüt mich für falschen Tücken.

Rezitativ

Evangelist, Hoherpriester, Zeugen

Und wiewohl viel falsche Zeugen herzutraten,Funden sie doch keins. Zuletzt traten herzuZween falsche Zeugen und sprachen:Er hat gesagt:Ich kann den Tempel Gottes abbrechenUnd in dreien Tagen denselben bauen.Und der Hohepriester stand auf Und sprach zu ihm:Antwortest du nichts zu dem,Was diese wider dich zeugen?Aber Jesus schwieg stille. Rezitativ

Tenor

Mein Jesus schweigt zu falschen Lügen stille,Um uns damit zu zeigen,Dass sein erbarmenloser WilleFür uns zum Leiden sei geneigt,Und dass wir in der gleichen PeinIhm sollen ähnlich seinUnd in Verfolgung stille schweigen. Arie

Tenor

Geduld, wenn mich falsche Zungen stechen,Leid’ ich wider meine SchuldSchimpf und Spott,Ei, so mag der liebe GottMeines Herzens Unschuld rächen. Rezitativ

Evangelist, Jesus, Hohepriester

Und der Hohepriester antwortete

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TEXTE24 / 25

Und sprach zu ihm:Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott,Dass du uns sagst, ob du seiest Christus,Der Sohn Gottes.Jesus sprach zu ihm:Du sagst’s. Doch sage ich euch, von nun anWird’s geschehen, dass ihr sehen werdetDes Menschen Sohn sitzenZur Rechten der KraftUnd kommen in den Wolken des Himmels.Da zerriss der Hohepriester sein Kleid Und sprach.Er hat Gott gelästert;Was dürfen wir weiter Zeugnis? Siehe,Jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehöret.Was dünket euch?Sie antworteten und sprachen:

Chor

Er ist des Todes schuldig! Rezitativ

Evangelist

Da speieten sie aus in sein AngesichtUnd schlugen ihn mit Fäusten.Etliche aber schlugen ihnIns Angesicht und sprachen:

Chor

Weissage uns, Christe,Wer ist’s, der dich schlug?

Choral

Wer hat dich so geschlagen, mein Heil,Und dich mit Plagen so übel zugericht’?Du bist ja nicht ein SünderWie wir und unsre Kinder;Von Missetaten weißt du nicht.

Herz und Auge weint Vor dir bitterlich. Choral

Bin ich gleich von dir gewichen,Stell’ ich mich doch wieder ein;Hat uns doch dein Sohn verglichenDurch sein’ Angst und Todespein.Ich verleugne nicht die Schuld,Aber Deine Gnad’ und HuldIst viel größer als die Sünde,Die ich stets in mir befinde. Rezitativ

Evangelist, Judas

Des Morgens aber hielten alle HohepriesterUnd die Ältesten des Volks einen RatÜber Jesum, dass sie ihn töteten.Und bunden ihn, führeten ihn hinUnd überantworteten ihnDem Landpfleger Pontio Pilato.Da das sahe Judas, der ihn verraten hatte,Dass er verdammt war zum Tode,Gereuete es ihn und brachte her wiederDie dreißig Silberlinge den Hohenpriestern Und Ältesten und sprach:Ich habe übel getan,Dass ich unschuldig Blut verraten habe.Sie sprachen:

Chor

Was gehet uns das an? Da siehe du zu. Rezitativ

Evangelist, Hohepriester

Und er warf die Silberlinge in den Tempel,Hub sich davon, ging hin und erhängeteSich selbst. Aber die Hohenpriester nahmen

Rezitativ

Evangelist, 1. Magd, 2. Magd, Petrus

Petrus aber saß draußen im Palast;Und es trat zu ihm eine Magd und sprach:Und du warest auch Mit dem Jesus aus Galiläa.Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach:Ich weiß nicht, was du sagest.Als er aber zur Tür hinausging, Sahe ihn eine andere Und sprach zu denen, die da waren:Dieser war auch mit dem Jesu von Nazareth.Und er leugnete abermal und schwur dazu:Ich kenne des Menschen nicht.Und über eine kleine Weile traten hinzu,Die da standen und sprachen zu Petro: Chor

Wahrlich, du bist auch einer von denen,Denn deine Sprache verrät dich.

Rezitativ

Evangelist, Petrus

Da hub er an, sich zu verfluchenUnd zu schwören:Ich kenne des Menschen nicht!Und alsbald krähete der Hahn.Da dachte Petrus an die Worte Jesu,Da er zu ihm sagte:Ehe der Hahn krähen wird,Wirst du mich dreimal verleugnen.Und ging heraus und weinete bitterlich. Arie

Alt

Erbarme dich, mein Gott, Um meiner Zähren willen;Schaue hier,

Die Silberlinge und sprachen: Es taugt nicht, dass wir sieIn den Gotteskasten legen,Denn es ist Blutgeld. Arie

Bass

Gebt mir meinen Jesum wieder!Seht, das Geld, den Mörderlohn,Wirft euch der verlorne SohnZu den Füßen nieder. Rezitativ

Evangelist, Jesus, Pilatus

Sie hielten aber einen Rat und kauftenEinen Töpfersacker darum, zum BegräbnisDer Pilger. Daher ist derselbige Acker genennetDer Blutacker, bis auf den heutigen Tag.Da ist erfüllet, das gesagt istDurch den Propheten Jeremias, da er spricht:Sie haben genommen dreißig Silberlinge,Damit bezahlet ward der Verkaufte,Welchen sie kauften von den Kindern Israel;Und haben sie gegeben Um einen Töpfersacker,Als mir der Herr befohlen hat.Jesus aber stund vor dem Landpfleger,Und der Landpfleger fragte ihn und sprach:Bist du der Juden König?Jesus aber sprach zu ihm: Du sagest’s.Und da er verklagt ward Von den HohenpriesternUnd Ältesten, antwortete er nichts.Da sprach Pilatus zu ihm:Hörest du nicht, wie hart sie dich verklagen?Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort, Also, dass sich auch der Landpfleger Sehr verwunderte.

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Choral

Befiehl du deine WegeUnd was dein Herze kränktDer allertreusten Pflege des,Der den Himmel lenkt;Der Wolken, Luft und WindenGibt Wege, Lauf und Bahn,Der wird auch Wege finden,Da dein Fuß gehen kann. Rezitativ

Evangelist, Pilatus, Pilatus’ Weib

Auf das Fest aber hatte der LandpflegerGewohnheit, dem Volk einen GefangenenLoszugeben, welchen sie wollten. Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen,Einen sonderlichen vor andern,Der hieß Barrabas. Und da sieVersammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen:Welchen wollet ihr, dass ich euch losgebe?Barrabam oder Jesum,Von dem gesagt wird, er sei Christus.Denn er wusste wohl,Dass sie ihn aus Neid überantwortet hatten.Und da er auf dem Richtstuhl saß,Schickete sein Weib zu ihmUnd ließ ihm sagen:Habe du nichts zu schaffenMit diesem Gerechten; ich habe heuteViel erlitten im Traum von seinetwegen.Aber die Hohenpriester und die ÄltestenÜberredeten das Volk, dass sie um BarrabamBitten sollten und Jesum umbrächten.Da antwortete nun der LandpflegerUnd sprach zu ihnen:Welchen wollt ihr unter diesen zweien,Den ich euch soll losgeben?Sie sprachen:

Von einer Sünde weiß er nichts,Dass das ewige VerderbenUnd die Strafe des GerichtsNicht auf meiner Seele bliebe. Rezitativ

Evangelist

Sie schrien aber noch mehr und sprachen:

Chor

Lass ihn kreuzigen!

Rezitativ

Evangelist, Pilatus

Da aber Pilatus sahe, dass er nichts schaffete,Sondern dass ein viel größer Getümmel ward,Nahm er Wasser und wusch die HändeVor dem Volk und sprach:Ich bin unschuldig an dem BlutDieses Gerechten, sehet ihr zu.Da antwortete das ganze Volk und sprach:

Chor

Sein Blut komme über uns und unsre Kinder.

Rezitativ

Evangelist

Da gab er ihnen Barrabam los; aber JesumLieß er geißeln und überantwortete ihn,Dass er gekreuziget würde. Rezitativ

Alt

Erbarm es Gott!Hier steht der Heiland angebunden.O Geißelung, o Schläg’, o Wunden!Ihr Henker, haltet ein!Erweichet euch der Seelenschmerz,

Chor

Barrabam!

Rezitativ

Evangelist, Pilatus

Pilatus sprach zu ihnen:Was soll ich denn machen mit Jesu,Von dem gesagt wird, er sei Christus?Sie sprachen alle:

Chor

Lass ihn kreuzigen! Choral

Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe! Der gute Hirte leidet für die Schafe;Die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,Für seine Knechte! Rezitativ

Evangelist

Der Landpfleger sagte:Was hat er denn Übels getan?

Rezitativ

Sopran

Er hat uns allen wohlgetan.Den Blinden gab er das Gesicht,Die Lahmen macht’ er gehend,Er sagt’ uns seines Vaters Wort,Er trieb die Teufel fort,Betrübte hat er aufgericht’t,Er nahm die Sünder auf und an;Sonst hat mein Jesus nichts getan. Arie

Sopran

Aus Liebe will mein Heiland sterben,

Der Anblick solchen Jammers nicht?Ach ja, ihr habt ein Herz,Das muss der Martersäule gleichUnd noch viel härter sein.Erbarmt euch, haltet ein!

Arie

Alt

Können Tränen meiner WangenNichts erlangen,Oh, so nehmt mein Herz hinein!Aber lasst es bei den Fluten,Wenn die Wunden milde bluten,Auch die Opferschale sein. Rezitativ

Evangelist

Da nahmen die KriegsknechteDes Landpflegers Jesum zu sichIn das Richthaus und sammleten über ihnDie ganze Schar; und zogen ihn ausUnd legeten ihm einen Purpurmantel an;Und flochten eine DornenkroneUnd setzten sie auf sein HauptUnd ein Rohr in seine rechte HandUnd beugeten die Knie vor ihm Und spotteten ihn und sprachen:

Chor

Gegrüßet seist du, Jüdenkönig!

Rezitativ

Evangelist

Und speieten ihn an und nahmenDas Rohr und schlugen damit sein Haupt. Choral

O Haupt, voll Blut und Wunden,

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Voll Schmerz und voller Hohn!O Haupt, zum Spott gebundenMit einer Dornenkron!O Haupt, sonst schön gezieretMit höchster Ehr’ und Zier,Jetzt aber hoch schimpfieret:Gegrüßet seist du mir!Du edles Angesichte,Dafür sonst schrickt und scheutDas große Weltgewichte,Wie bist du so bespeit!Wie bist du so erbleichet,Wer hat dein Augenlicht,Dem sonst kein Licht nicht gleichet,So schändlich zugericht’t? Rezitativ

Evangelist

Und da sie ihn verspottet hatten,Zogen sie ihm den Mantel ausUnd zogen ihm seine Kleider anUnd führeten ihn hin, dass sie ihn kreuzigten.Und indem sie hinausgingen,Fanden sie einen Menschen von Kyrene,Mit Namen Simon; den zwungen sie,Dass er ihm sein Kreuz trug. Rezitativ

Bass

Ja! Freilich will in uns das FleischUnd Blut zum Kreuz gezwungen sein;Je mehr es unsrer Seele gut,Je herber geht es ein. Arie

Bass

Komm, süßes Kreuz, so will ich sagen.Mein Jesu, gib es immer her.

Spotteten sein, samt den SchriftgelehrtenUnd Ältesten und sprachen:

Chor

Andern hat er geholfenUnd kann ihm selber nicht helfen.Ist er der König Israels,So steige er nun vom Kreuz,So wollen wir ihm glauben.Er hat Gott vertrauet, der erlöse ihn nun,Lüstet’s ihn; denn er hat gesagt:Ich bin Gottes Sohn. Rezitativ

Evangelist

Desgleichen schmähten ihn auch die Mörder,Die mit ihm gekreuziget wurden. Rezitativ

Alt

Ach, Golgatha, unsel’ges Golgatha!Der Herr der HerrlichkeitMuss schimpflich hier verderben,Der Segen und das Heil der WeltWird als ein Fluch ans Kreuz gestellt.Der Schöpfer Himmels und der ErdenSoll Erd’ und Luft entzogen werden;Die Unschuld muss hier schuldig sterben.Das gehet meiner Seele nah;Ach, Golgatha, unsel’ges Golgatha! Arie

Alt, Chor

Sehet, Jesus hat die HandUns zu fassen ausgespannt;Kommt! – Wohin? In Jesu Armen sucht Erlösung, Nehmt Erbarmen,

Wird mein Leiden einst zu schwer,So hilf du mir es selber tragen. Rezitativ

Evangelist

Und da sie an die Stätte kamen, mit NamenGolgatha, das ist verdeutschet Schädelstätt’,Gaben sie ihm Essig zu trinken Mit Gallen vermischet;Und da er’s schmeckete,Wollte er’s nicht trinken. Da sie ihn aberGekreuziget hatten, teilten sie seine KleiderUnd warfen das Los darum;Auf dass erfüllet würde,Das gesagt ist durch den Propheten:Sie haben meine Kleider unter sich geteilet,Und über mein GewandHaben sie das Los geworfen.Und sie saßen allda und hüteten sein.Und oben zu seinem Haupte hefteten sieDie Ursach’ seines Todes beschrieben, Nämlich:Dies ist Jesus, der Juden König.Und da wurden zween MörderMit ihm gekreuziget,Einer zur Rechten und einer zur Linken.Die aber vorübergingen, lästerten ihnUnd schüttelten ihre Köpfe und sprachen:

Chor

Der du den Tempel Gottes zerbrichstUnd bauest ihn in dreien Tagen, hilf dir selber.Bist du Gottes Sohn, So steig herab vom Kreuz.

Rezitativ

Evangelist

Desgleichen auch die Hohenpriester

Suchet! – Wo?In Jesu Armen.Lebet, sterbet, ruhet hier,Ihr verlassenen Küchlein ihr.Bleibet! – Wo?In Jesu Armen. Rezitativ

Evangelist, Jesus

Und von der sechsten Stunde an wardEine Finsternis über das ganze LandBis zu der neunten Stunde.Und um die neunte StundeSchrie Jesus laut und sprach:Eli, lama asabthani?Das ist: Mein Gott, Warum hast du mich verlassen?Etliche aber, die da standen,Die das höreten, sprachen:

Chor

Der rufet den Elias.

Rezitativ

Evangelist

Und bald lief einer unter ihnen, nahmEinen Schwamm und füllete ihn mit EssigUnd steckete ihn auf ein RohrUnd tränkete ihn. Die andern aber sprachen:

Chor

Halt! Lass sehen, ob Elias kommeUnd ihm helfe.

Rezitativ

Evangelist

Aber Jesus schrie abermals laut Und verschied.

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Choral

Wenn ich einmal soll scheiden,So scheide nicht von mir!Wenn ich den Tod soll leiden,So tritt du dann herfür!

Wenn mir am allerbängstenWird um das Herze sein,So reiß mich aus den ÄngstenKraft Deiner Angst und Pein!

Rezitativ

Evangelist

Und siehe da, der Vorhang im TempelZerriss in zwei Stück, Von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete,Und die Felsen zerrissen,Und die Gräber täten sich auf,Und standen auf viel Leiber der Heiligen,Die da schliefen; und gingenAus den Gräbern nach seiner AuferstehungUnd kamen in die heilige StadtUnd erschienen vielen. Aber der Hauptmann,Und die bei ihm waren Und bewahreten Jesum,Da sie sahen das Erdbeben Und was da geschah,Erschraken sie sehr und sprachen:

Chor

Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.

Rezitativ

Evangelist

Und es waren viel Weiber da,Die von ferne zusahen, die da waren

Rezitativ

Evangelist

Und Joseph nahm den Leib Und wickelte ihnIn ein rein’ Leinwand. Und legte ihnIn sein eigen neu Grab,Welches er hatte lassenIn einen Fels hauen;Und wälzete einen großen SteinVor die Tür des Grabes und ging davon.Es war aber allda Maria MagdalenaUnd die andere Maria,Die satzten sich gegen das Grab.Des andern Tages, der da folgetNach dem Rüsttage, Kamen die HohenpriesterUnd Pharisäer sämtlich zu PilatoUnd sprachen:

Chor

Herr, wir haben gedacht,Dass dieser Verführer sprach,Da er noch lebete:Ich will nach dreien Tagen Wieder auferstehen,Darum befiehl, Dass man das Grab verwahreBis an den dritten Tag, auf dass nichtSeine Jünger kommen und stehlen ihnUnd sagen zu dem Volk:Er ist auferstanden von den Toten,Und werde der letzte Betrug ärger Denn der erste.

Rezitativ

Evangelist, Pilatus

Pilatus sprach zu ihnen:

Nachgefolget aus GaliläaUnd hatten ihm gedienet;Unter welchen war Maria MagdalenaUnd Maria, die Mutter Jacobi und Josefs,Und die Mutter der Kinder Zebedäi.Am Abend aber kam ein reicher MannVon Arimathia, der hieß Joseph,Welcher auch ein Jünger Jesu war.Der ging zu Pilato und bat ihnUm den Leichnam Jesu.Da befahl Pilatus, Man sollte ihm ihn geben. Rezitativ

Bass

Am Abend, da es kühle war,War Adams Fallen offenbar.Am Abend drücket ihn der Heiland nieder;Am Abend kam die Taube wiederUnd trug ein Ölblatt in dem Munde.O schöne Zeit! O Abendstunde!Der Friedensschluss ist nun Mit Gott gemacht,Denn Jesus hat sein Kreuz vollbracht.Sein Leichnam kommt zur Ruh.Ach, liebe Seele, bitte du,Geh, lass dir den toten Jesum schenken.O heilsames, o köstlich’s Angedenken! Arie

Bass

Mache dich, mein Herze, rein,Ich will Jesum selbst begraben.Denn er soll nunmehr in mir,Für und für,Seine süße Ruhe haben.Welt, geh aus, lass Jesum ein!

Da habt ihr die Hüter; Gehet hin und verwahret’s, Wie ihr wisset.Sie gingen hin und verwahreten das GrabMit Hütern und versiegelten den Stein. Rezitativ

Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor

Nun ist der Herr zur Ruhe gebracht.Mein Jesu, gute Nacht!Die Müh ist aus,Die unsre Sünden ihm gemacht.Mein Jesu, gute Nacht!O selige Gebeine seht, Wie ich euch Mit Buß und Reu beweine, Dass euch mein Fall in solche Not gebracht.Mein Jesu, gute Nacht!Habt lebenslang vor euer Leiden Tausend Dank,Dass ihr mein Seelenheil so wert geacht’.Mein Jesu, gute Nacht! Chor

Wir setzen uns mit Tränen niederUnd rufen dir im Grabe zu:Ruhe sanfte, sanfte ruh’!Ruh’t, ihr ausgesognen Glieder,Ruhet sanfte, ruhet wohl.Euer Grab und LeichensteinSoll dem ängstlichen GewissenEin bequemes RuhekissenUnd der Seelen Ruhstatt sein.Höchst vergnügt schlummernDa die Augen ein.Wir setzen uns mit Tränen niederund rufen dir im Grabe zu:Ruhe sanfte, sanfte ruh’!

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34 / 35 BIOGRAFIEN

in Mendelssohns »Ein Sommernachtstraum« im Barbican Centre auf und sang bei einer Europa-tournee mit dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists Bachs Matthäus-Passion. Ihre jüngsten Konzertauftritte umfassen Mozarts »Große Messe« in c-moll, Mendelssohns »Eli-as«, Monteverdis Vespern mit Solisten von I Fagiolini, Händels »Dixit Dominus« mit dem Gabrieli Consort & Players, Vivaldis Gloria im Barbican Centre und Dido in Purcells »Dido and Aeneas« mit dem Erebus Ensemble. Neben Barockgesang und klassischem Repertoire singt Jessica Cale gerne zeitgenössische Musik und arbeitet mit verschiedenen Komponisten zusammen. So trat sie kürzlich bei der Uraufführung zweier Werke von Sally Beamish während eines Konzerts beim »Ryedale Festival« auf.

CLAUDIA HUCKLE

Claudia Huckle studierte am Royal College of Music, New England Conservatory und Curtis Insti-tute of Music. Sie war »Grand Final Winner« der »Metropolitan Opera National Council Auditions« und absolvierte das »Domingo-Cafritz Young Artist Program« an der Washington National Opera. 2013 gewann sie den »Birgit Nilsson Prize« bei der »Operalia« – als erste Frau und Britin. Sie war von 2009 bis 2013 Ensemblemitglied der Oper Leipzig. Aktuelle Engagements umfassen u. a. Olga in »Eugen Onegin« an der Welsh National Opera, Erda in »Das Rheingold« und »Siegfried« an der Oper Leipzig, Floßhilde in »Das Rheingold« am Teatro Real in Madrid sowie eine Rückkehr ans Royal Opera House Covent Garden, um die erste Norne und Schwertleite in einer Neupro-duktion des »Ring des Nibelungen« zu präsentieren. Sie singt »Dream of Gerontius« und Mahlers Sinfonie Nr. 2 mit dem Hallé Orchestra, Elgars »Sea Pictures« mit dem BBC National Orchestra of Wales und Tadaaki Otaka sowie Verdis Requiem im King’s College Cambridge mit Jac van Steen.

Sie gastierte u. a. mit der Titelpartie in »The Rape of Lucretia« bei »Glyndebourne on Tour«, als Hippolyta in Brittens »A Midsummer Night’s Dream« beim »Glyndebourne Festival«, als Hän-sel in »Hänsel und Gretel« an der Garsington Opera sowie als Mérope in »Œdipe« am Royal Opera House, wo sie zudem als dritte Dame in »Die Zauberflöte« auftrat; diese Partie führte sie auch zum »Festival d’Aix-en-Provence« und an die Dresdner Semperoper. Auf der Konzertbühne sang sie u. a. Schwertleite unter Sir Andrew Davis beim »Edinburgh Festival«, Anna (»Les Troyens«) unter Valery Gergiev und »Hogboon« unter Sir Simon Rattle, beide mit dem London Symphony Orchestra, sowie die zweite Magd (»Elektra«) mit dem Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons. Weitere Engagements umfassten Schuberts Messe in As-Dur und Beet-hovens Chorfantasie mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Kent Nagano, die Rückert-Lieder mit der Britten Sinfonia und dem Royal Scottish National Orchestra sowie Elgars »The Apostles« beim »Three Choirs Festival«. Zudem sang sie den »Messias« etwa mit dem Na- tional Symphony Orchestra, dem San Francisco Symphony und der Academy of Ancient Music.

LOUISE KEMÉNY

Louise Kemény absolvierte ihr Studium an der Opernschule des Royal Conservatoire of Scot-land. Sie ist Stipendiatin der britischen Musicians’ Company, »Britten-Pears Young Artist«, Mit-glied der Worshipful Company of Musicians und Gewinnerin des »David Goldman Awards«, des »Joaninha Trust Prize« sowie des »Basil A. Turner Prize«. Auf der Opernbühne sang sie u. a. Barbarina (»Le nozze di Figaro«) an der Nationale Opera in Amsterdam, Teofane (»Ottone«) mit der English Touring Opera, Jano (»Jenufa«) an der Scottish Opera, Poppea (»Agrippina«) beim »Iford Arts Festival« sowie Serpetta (»La finta giardiniera«), Elisa (»Hipermestra«) und die erste adelige Waise (»Der Rosenkavalier«) beim »Glyndebourne Festival«. Als Liedsängerin tritt Louise Kemény regelmäßig mit Malcolm Martineau auf und war u. a. beim »Bath Festival«, beim »Oxford Lieder Festival«, im St John’s Smith Square, in der Wigmore Hall und beim »Mozartfest Würzburg« zu erleben. Zu ihren Konzertengagements gehörten etwa Mozarts »Große Messe« in c-moll, Beethovens Missa solemnis, Händels »Messias«, Mendelssohn Bartholdys »Lobge-sang«, Rossinis Stabat Mater, Bachs Weihnachtsoratorium und Matthäus-Passion, Orffs »Car-mina Burana« sowie Strawinskys »Les Noces«, die sie u. a. mit dem Royal Scottish National Orchestra, Mitgliedern des Bergen Philharmonic Orchestra, dem Organisten Stephen Cleobury sowie dem Concerto Köln aufgeführt hat.

JESSICA CALE

Jessica Cale studiert am Royal College of Music bei Rosa Mannion und wird dort ihren Master of Performance erwerben. Sie ist »Robert Lancaster Scholar« und wird vom Josephine Baker Trust gefördert. Bevorstehende Auftritte sind Serpetta in Mozarts »La finta giardiniera« beim »Ryedale Festival«, Brahms’ Requiem und Händels »Messias«. Außerdem geht Jessica Cale mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment auf Europatournee und singt sieben Mal Bachs Matthäus-Passion mit Mark Padmore und Roderick Williams. Jessica Cale stammt aus Pem-brokeshire in West Wales und schloss 2014 ihr Grundstudium an der Cardiff University mit Auszeichnung ab. Bei ihrem letzten öffentlichen Recital erhielt sie den »D. J. Lloyd Prize« für herausragende Leistungen. Während ihres Studiums in Cardiff trat Cale häufig als Solistin auf und sang mit dem University Chamber Choir in der Llandaff Cathedral Bachs Hochzeitskan-tate »Weichet nur, betrübte Schatten« und Vivaldis »Nulla in mundo pax sincera«.

Nach ihrem Umzug nach London baute Jessica Cale sich eine erfolgreiche Karriere als So- listin, Ensemble- und Consort-Sängerin auf und arbeitet regelmäßig mit führenden Barock-ensembles wie dem Monteverdi Choir, The Sixteen, dem Gabrieli Consort & Players und Tenebrae. Sie trat als Solistin mit Sir John Eliot Gardiner und dem London Symphony Orchestra

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BIOGRAFIEN

ELEANOR MINNEY

2010 schloss Eleanor Minney ihr Gesangsstudium am Londoner Trinity College of Music mit Aus-zeichnung ab. Außerdem erhielt sie den »Wilfred Greenhouse Allt Prize for Oratorio & Cantata« für ihre Darbietung in Bachs Johannes-Passion. Engagements in jüngerer Zeit waren Bachs Matthäus- Passion, h-moll-Messe, Magnificat und Trauerode mit Sir John Eliot Gardiner und den English Baroque Soloists, wiederum die Matthäus-Passion und Monteverdis Vespern mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment, Schumanns »Das Paradies und die Peri« mit dem Gewandhaus-orchester Leipzig und Händels »Messias« mit dem Mormon Tabernacle Choir in Salt Lake City. Ihre Opernpartien umfassen Ninfa / Proserpina in Monteverdis »L’Orfeo«, Ruggiero in Händels »Alcina«, Cherubino in Mozarts »Le nozze di Figaro«, Fanny Price in Doves »Mansfield Park«, Mercédès in Bizets »Carmen«, Claretta in Leoncavallos »Zazà« sowie Sukanyas friend in Shankars »Sukanya«.

Im Recital-Bereich tritt Eleanor Minney regelmäßig mit der Barockviolinistin Davina Clarke auf und gab Solorecitals in St Martin-in-the-Fields, der Cadogan Hall, im St. George’s Hanover Square sowie in der New Yorker Weill Recital Hall der Carnegie Hall. Zurzeit ist Eleanor Minney Nachwuchskünstlerin und »Resident Recitalist« des Handel House Museum. Künftige Engage-ments umfassen eine Europatournee mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment und Bachs Matthäus-Passion, die h-moll-Messe mit der Academy of Ancient Music und Coplands »In the Beginning« mit The Sixteen. Eleanor Minney ist außerdem eine vielbeschäftigte Consort-Sän- gerin und singt ein breites Repertoire mit dem Monteverdi Choir, I Fagiolini, The Tallis Scholars, Gallicantus und Tenebrae.

HUGO HYMAS

Der britische Tenor Hugo Hymas lernte zunächst Klarinette, sang dann in einem Kirchenchor und später im Clare College Choir in Cambridge. 2014 beendete er sein Musikstudium an der Uni-versity of Durham mit Auszeichnung. Er ist als Solist in bedeutenden europäischen Konzertsälen wie der Pariser Philharmonie, dem Concertgebouw Amsterdam, dem KKL Luzern, der Berliner Philharmonie und der Royal Albert Hall aufgetreten. Hymas ist zunehmend international gefragt und baut sich ein Renommee als Evangelist in Bachs Passionen auf. 2016 übernahm er die Tenorarien der Matthäus-Passion auf einer Europatournee des Monteverdi Choir unter Sir John Eliot Gardiner und in Bachs Magnificat ebenfalls auf Tournee. Er sang Arien und den Evangelisten in der Johannes-Passion im Nidarosdom mit dem Trondheim Barokk und in Kroatien mit dem Croatian Baroque Ensemble. 2017 trat er mit Dunedin Consort unter John Butt als Evangelist in der Matthäus-Passion auf; mit dem Ensemble gab er zudem Händels »Messias« und Bachs Weihnachtsoratorium auf Tournee. Sein Konzertrepertoire umfasst auch Monteverdis Vespern,

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BIOGRAFIEN38 / 39

Mozarts Requiem, Haydns »Schöpfung« und Brittens »Saint Nicholas«. Er ist überdies mit Werken das französischen Barock vertraut. Auf der Opernbühne sang Hymas Tamino (»Die Zauberflöte«), Basilio (»Le nozze di Figaro«), Jupiter (»Semele«), Acis (»Acis and Galatea«) und Aeneas (»Dido and Aeneas«). Er gab Recitals in Newcastle, Durham, London sowie Southwold und war »Britten-Pears Artist« in Aldeburgh. Kürzlich sang er Brittens »Canticles« in dessen ehemaligem Domizil The Red House. Hugo Hymas’ aktuelle Diskografie umfasst »Apocalypse« unter Sigiswald Kuijken, »Antonio Lotti – Crucifixus« unter Ben Palmer, »Martin Peerson: A Treatie of Humane Love«, Bachs Matthäus-Passion unter John Eliot Gardiner, »Monteverdi – The Other Vespers« unter Robert Hollingworth sowie Bachs Magnificat unter Sir John Eliot Gardiner. Höhepunkte dieser Saison sind Händels »Ormisda« mit der Opera Settecento, Bach-Kantaten mit den English Ba-roque Soloists und Uriel in »Die Schöpfung« sowie Damon in »Acis and Galatea« mit Les Arts Florissants unter William Christie.

RODERICK WILLIAMS

Roderick Williams beherrscht ein breites Repertoire von Barock bis hin zu zeitgenössischer Musik. Er pflegt Verbindungen zu allen großen britischen Opernhäusern und hat an Opern-Uraufführungen von David Sawer, Sally Beamish, Michel van der Aa, Robert Saxton und Alexan-der Knaifel mitgewirkt. Williams hat mit allen BBC-Orchestern und vielen weiteren Ensembles gesungen, darunter das Royal Scottish National Orchestra, das Philharmonia Orchestra, die London Sinfonietta, das Hallé Orchestra und das Scottish Chamber Orchestra. International ar-beitete er mit den Berliner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, Rus-sian National Orchestra, Orchestre philharmonique de Radio France, Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia und Bach Collegium Japan. Seine Festivalauftritte umfassen die »BBC Proms« sowie die Festspiele von Edinburgh, Cheltenham, Aldeburgh und Melbourne.

Er sang Oronte in Charpentiers »Médée«, Don Alfonso in »Così fan tutte« und Pollux in »Castor et Pollux« an der English National Opera, Toby Kramer in »Sunken Garden« in den Niederlanden, Lyon, Dallas und London, »After Life« am Melbourne State Theatre, Sharpless in »Madama But-terfly« an der Nederlandse Reisopera sowie die Titelpartien in »Eugen Onegin« an der Garsing-ton Opera und in »Billy Budd« an der Opera North. Auf die Konzertbühne führen ihn Auftritte u. a. mit dem Tonkünstler-Orchester, Cincinnati Symphony Orchestra, Melbourne Symphony Orches-tra und Orchestra of the Age of Enlightenment. Williams ist auch ein versierter Recitalkünstler und sang u. a. in der Wigmore Hall, im Concertgebouw, im King’s Place, LSO St Luke’s, Wiener Musikverein sowie beim »Oxford Lieder Festival« und »London Song Festival«. Regelmäßig tritt er bei BBC Radio 3 als Sänger sowie Moderator auf. Seine Einspielungen umfassen Opern von Vaughan Williams, Berkeley und Britten für Chandos und ein umfangreiches englisches

Liederrepertoire mit dem Pianisten Iain Burnside für Naxos. Williams arbeitet auch als Kompo-nist; seine Werke wurden in der Wigmore Hall und dem Barbican Centre, im Purcell Room und live im öffentlichen Rundfunk uraufgeführt. Im April 2016 war er künstlerischer Leiter von Leeds Lieder und gewann im Mai 2016 den »RPS Singer Award«.

RODERICK WILLIAM IM KONZERTHAUS DORTMUNDEnde 2007 übernahm Roderick Williams beim Weihnachtsoratorium unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann die Basspartie.

MATTHEW BROOK

Matthew Brook ist als Solist in Europa, Australien, Nord- und Südamerika und Asien aufge-treten. Er arbeitete mit führenden Dirigenten wie Sir John Eliot Gardiner, Richard Hickox, Sir Charles Mackerras, Christophe Rousset und Sir Mark Elder sowie Orchestern und Ensembles wie dem Philharmonia Orchestra, London Symphony Orchestra, Freiburger Barockorchester, Chamber Orchestra of Europe, Les Talens Lyriques und The Sixteen. Er gastierte u. a. bei den »BBC Proms« sowie den Festivals in Edinburgh, Cheltenham, Ambronay, Innsbruck und Florenz. Sein Opernrepertoire umfasst Partien wie Polyphemus (»Acis and Galatea«), Aeneas (»Dido and Aeneas«), Papageno (»Die Zauberflöte«), Leporello (»Don Giovanni«), Ned Keene (»Peter Grimes«), John Bunyan / Lord Hategood (»The Pilgrim’s Progress«), Jupiter (»Castor et Pollux«) sowie Zuniga (»Carmen«). Brook wirkte an einer Europatournee der English Baroque Soloists unter Sir John Eliot Gardiner mit, bei der er Don Alfonso (»Così fan tutte«) und Bartolo (»Le nozze di Figaro«) in London, Paris, Madrid und Pisa sang.

Unter Brooks Einspielungen finden sich eine mit einem »Gramophone Award« ausgezeichnete Aufnahme von Händels Dubliner Fassung des »Messias«, »Acis and Galatea«, Bachs Matthäus-Passion und h-moll-Messe sowie erst kürzlich Händels »Esther«, alle mit dem Dunedin Consort für Linn Records; außerdem Händels »Ariodante« mit Il complesso Barocco und Alan Curtis für EMI / Virgin. Auf der Konzertbühne sang Brook u. a. Brahms’ Requiem mit dem St. Petersburg Philharmonic, Bachs h-moll-Messe und Haydns Harmoniemesse mit der Sächsischen Staats-kapelle Dresden, Nielsens Sinfonie Nr. 3 mit dem Hallé Orchestra, Bachs Matthäus-Passion mit dem Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghe, Bachs Johannes-Passion mit dem Melbourne Symphony Orchestra, Bachs Kantaten mit dem Tonhalle-Orchester Zürich, »Elias« beim »Three Choirs Festival« mit dem Philharmonia Orchestra, Bachs Magnificat mit dem En-semble Orchestral de Paris, Beethovens Neunte mit dem Australian Chamber Orchestra und »Belshazzar’s Feast« mit dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg.

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BIOGRAFIEN

Kürzliche und künftige Höhepunkte sind Haydns »Schöpfung« mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra, Händels »Messias« mit dem Danish National Symphony Orchestra und Los Angeles Symphony Orchestra, Il Re di Scozia (»Ariodante«) am Staatstheater Stuttgart und auf Tournee mit The English Concert, Faurés Requiem mit dem Orchestre de Chambre de Paris und Royal Philharmonic Orchestra sowie Herod / Vater in Berlioz’ »L’enfance du Christ« mit dem Melbourne Symphony Orchestra unter Sir Andrew Davis.

CHOIR OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT

Der Choir of the Age of Enlightenment setzt sich aus einer Gruppe von professionellen Sängern zusammen. Ursprünglich als exklusiver Partner des Orchestra of the Age of Enlightenment ge-gründet – inzwischen agiert der Chor auch selbstständig – trat das Vokalensemble weltweit in dieser Kombination auf. Zahlreiche Aufnahmen dokumentieren diese Zusammenarbeit wie etwa Monteverdis Vespern, Purcells »Dido and Aeneas«, die Bach-Kantaten unter der Leitung von Gustav Leonhardt, Mozarts »Così fan tutte« mit Sir Simon Rattle und die TV-Aufnahme von Bachs h-moll-Messe im Jahr 2000 bei den »BBC Proms« aus Anlass des 250. Todestags des Komponisten. Zuletzt gastierten Chor und Orchester gemeinsam in Großbritannien und inter-national unter Dirigenten wie Richard Egarr, Emmanuelle Haïm, John Butt, Sir Roger Norrington und Sir Mark Elder. In einer Kritik einer Aufführung des Brahms-Requiems bei den »BBC Proms« 2013 unter der Leitung von Marin Alsop wurde der Chor gelobt für seinen »unerhört homogenen Klang, der unübertrefflich sei«.

BESETZUNG Sopran

Amy CarsonKaty Hill

ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT

Vor über drei Jahrzehnten warf eine Gruppe neugieriger Londoner Musiker einen gründlichen Blick auf die Einrichtung, die wir Orchester nennen, und beschloss, noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Als Erstes warfen sie die Regeln über Bord. Ein einziger Dirigent am Pult? Niemals. Sich auf das Repertoire einer bestimmten Epoche beschränken? Zu eng gedacht. Ein Werk per-fektionieren und dann zum Nächsten übergehen? Zu träge. Damit war das Orchestra of the Age of Enlightenment (OAE) geboren. Und während sich dieses bemerkenswerte Ensemble, das auf

Alt

David CleggDaniel Collins

Bass

Jonathan BrownPhilip Tebb

Tenor

Matthew BealeChristopher Fitzgerald Lombard

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BIOGRAFIEN42 / 43

Cambridge, wo er sein Musikstudium 1982 mit Auszeichnung abschloss. Er hat sich eine in- ternationale Karriere im Bereich Oper, Konzert und Recital aufgebaut. Seine Auftritte in Bachs Passionen erregten besonderes Aufsehen, darunter vor allem seine hochgelobten Evan-gelisten in der Matthäus- und Johannes-Passion mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle, die von Peter Sellars inszeniert wurden. Im Opernfach hat Padmore mit den Regisseuren Peter Brook, Katie Mitchell, Mark Morris und Deborah Warner zusammenge-arbeitet. Kürzlich gab er die Hauptrollen in Harrison Birtwistles »The Corridor« und »The Cure« beim »Aldeburgh Festival« und am Linbury Studio Theatre, Captain Vere in »Billy Budd« und den Evangelisten in einer Bühnenversion der Matthäus-Passion an der Glyndebourne Opera sowie den dritten Engel / John in George Benjamins »Written on Skin« am Royal Opera House Covent Garden. Zukünftige Projekte umfassen für ihn geschriebene Werke von Tansy Davies und Thomas Larcher.

Im Konzertbereich ist Mark Padmore mit führenden Orchestern aufgetreten; in der Saison 2016 / 17 war er »Artist in Residence« beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und hat 2017/ 18 dieselbe Position bei den Berliner Philharmonikern inne. Er singt regelmäßig mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment, mit dem er Projekte zu Bachs Johannes- und Matthäus-Passion entwickelt hat. Er arbeitet zudem regelmäßig mit der Britten Sinfonia zusam-men. Padmore hat weltweit Recitals gegeben. Er sang die drei Liederzyklen von Schubert in London, Liverpool, Paris, Tokio, Wien und New York. Regelmäßige Recital-Partner sind Kristian Bezuidenhout, Jonathan Biss, Imogen Cooper, Julius Drake, Till Fellner, Simon Lepper und An-drew West. Sally Beamish, Harrison Birtwistle, Jonathan Dove, Nico Muhly, Alec Roth, Mark-Anthony Turnage, Huw Watkins, Ryan Wigglesworth und Hans Zender haben eigens Werke für ihn komponiert. Neuere Veröffentlichungen aus Padmores umfangreicher Diskografie sind Beethovens Missa solemnis und Haydns »Schöpfung« unter Bernard Haitink bei BR Klassik und Lieder von Beethoven, Haydn und Mozart mit Kristian Bezuidenhout für Harmonia Mundi. Weitere Einspielungen für Harmonia Mundi sind Händel-Arien mit The English Concert (»BBC Music Magazine Vocal Award«), Schubert-Zyklen mit Paul Lewis (die »Winterreise« gewann 2010 den »Vocal Award« von »Gramophone«), Schumanns »Dichterliebe« mit Bezuidenhout (»Edison Klassiek Award« 2011) sowie Brittens Serenade und Nocturne und Finzis »Dies Na-talis« mit der Britten Sinfonia (»ECHO Klassik« 2013). 2016 wurde Mark Padmore von Musical America zum »Vocalist of the Year« gewählt und erhielt 2014 die Ehrendoktorwürde der Kent University. Er ist künstlerischer Leiter des »St Endellion Summer Music Festival« in Cornwall.

MARK PADMORE IM KONZERTHAUS DORTMUNDMark Padmore war 2014 und 2016 jeweils mit einem Liederabend im Konzerthaus zu erleben und präsentierte Werke von Haydn, Mozart, Beethoven, Schumann und Zender.

historischen Instrumenten spielt, zu etablieren begann, gab es sich selbst ein Versprechen. Es schwor sich, sich sein Leben lang zu hinterfragen, sich zu verändern und neu zu erfinden. Die Originalinstrumente sind nur ein Element dieser Suche nach Authentizität. Musik aus Barock und Klassik ist nur ein Teil des Repertoires.

Ideen und Talent gab es im Übermaß, Geld hingegen nicht. Das OAE überlebte das erste Jahr, dann zwei, dann fünf. Es veröffentlichte bahnbrechende Einspielungen und lockte bedeutende Dirigenten an, wurde zur Sensation des europäischen Tourneegeschäfts und erhielt Residenzen im Southbank Centre und beim »Glyndebourne Festival«. Dann folgte die eigentliche Herausfor-derung: Die Musiker galten als exzentrische Idealisten – und das wollten sie auch bleiben. Das OAE organisierte sich, blieb aber experimentell. Es bewahrte den Antrieb der Gründungszeit, hieß aber neue Talente willkommen. Es erforschte neue Auftrittsformate, Probemethoden und musikalische Techniken. In gewisser Hinsicht hat das OAE auch die Welt der klassischen Musik verändert. Sinfonie- und Opernorchester begannen, seinen Rat einzuholen. In ganz Europa und Amerika wurden neue Ensembles gegründet. Und so geht die Geschichte mit noch größerem Elan und größeren Visionen weiter. Die Reihe der »Night Shift«-Konzerte hat neue Maßstäbe gesetzt. Das neue Haus am Londoner King’s Place verstärkte die Vielfalt bei Planung und musi-kalischer Gestaltung. Bedeutende Aufführungen erscheinen beim orchestereigenen Label OAE Released. Das Ensemble hat den Grundstein für einige bahnbrechende Inszenierungen in Glynde-bourne gelegt und geht im Ausland sowie in ganz Großbritannien auf Tournee.

Dahinter stehen bemerkenswerte Menschen. Sir Simon Rattle, in den das OAE anfangs so großes Vertrauen setzte, bleibt dem Ensemble verbunden. Iván Fischer, der dem jungen Orches-ter einige seiner individuellsten Ideen verpasste, fordert es nach wie vor heraus. Sir Mark Elder forscht noch immer nach Strahlkraft, Schatten und Konturen. Vladimir Jurowski mit seinem unersättlichen Appetit für kreative Erneuerung hat ihm einige der aufschlussreichsten Klänge der letzten Jahre entlockt. Seit kurzem dient das Ensemble als Labor von John Butt und seinen Bach-Experimenten. Alle fünf teilen sich den Titel Principal Artist.

Unter den Musikern finden sich viele aus der Anfangszeit; seither sind zahlreiche hinzuge-kommen. Man bezeugt ihnen heute größeren Respekt, doch stellen sie sich weiter selbst in Frage. Denn sie sind stolz darauf, in keine Schublade zu passen. Und genau so wollen sie es haben.

MARK PADMORE

Mark Padmore wurde in London geboren, studierte an der Kent Junior Music School und spielte Klarinette im Kent Youth Orchestra. Er erhielt dann ein Chorstipendium für das King’s College in

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STIMMGEWALTIGSo klingt nur Dortmund

MENSCHLICHNach Kammermusik, Solo-Programm und einem Konzert mit Orchester fehlt Antoine Tamestit zum Abschluss seines Porträts nur noch eines: ein Liederabend. Mit der Sopranistin Christiane Karg und dem Pianisten Malcolm Martineau beleuchtet er die Klangverwandtschaft von Viola und der menschlichen Stimme mit selten zu hörenden Werken von Schubert, Wolf, Loeffler und Kantscheli.

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HEIMATGEFÜHLAndrè Schuens Abschiedskonzert als »Junger Wilder« wird ein Familientreffen auf der Bühne: Gemeinsam mit seinen Schwestern und seiner Cousine, die als Pop-Formation Ganes Erfolge feiern, sowie seinen Eltern unternimmt er eine Reise vom Volkslied über das Kunstlied bis zum

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TEXTE Teresa Pieschacón Raphael

FOTONACHWEISE S. 04 © Marco BorggreveS. 08 © Eric RichmondS. 14 © Marco BorggreveS. 32 © Marco Borggreve

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SO KLINGT NURDORTMUND

SAISON 2017 / 18

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FESTLICHESAISONERÖFFNUNG

DI 05.09.2017