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Universität Bielefeld Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft Mediale und konzeptionelle Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit Der Einfluss medial schriftlicher Internetkommunikation auf die Textproduktion in der Schule Jan-Henning Nix & Guido Nottbusch Universität Bielefeld

Mediale und konzeptionelle Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit · Universität Bielefeld Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft Einführung • Das Internet erlebt einen

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Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft

Mediale und konzeptionelle

Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit

Der Einfluss medial schriftlicher Internetkommunikation

auf die Textproduktion in der Schule

Jan-Henning Nix & Guido Nottbusch

Universität Bielefeld

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Einführung

• Das Internet erlebt einen seit Jahrzehnten

andauernden Aufschwung.

• Es wird u. a. zur privaten Kommunikation (IBK,

CvK, cmc) benutzt, die normferne Anpassungen

der übermittelten Nachrichten erfordern kann.

• Die Frage nach den Auswirkungen dieser

Anpassungen bildet ein Desiderat

sprachwissenschaftlicher Forschung ebenso wie

ein Thema des öffentlichen Laiendiskurses.

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 2

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EinführungForschungskontext

• Gegenüber der Sprachwissenschaft besteht die

Erwartung, die Frage der Wirkung der IBK zu

klären (vgl. u. a. Androutsopoulos 2007, Brommer

2007).

• Plester & Wood (2009) untersuchten die Aus-

wirkung von SMS auf die Schreibfähigkeit von

SchülerInnen.

• Dürscheid, Wagner et al. (in press) untersuchten

im Projekt Schreibkompetenz und neue Medien

den Zusammenhang zwischen IBK und

Schreibkompetenz von SchülerInnen.

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 3

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EinführungMerkmale der Internetkommunikation

• Unterscheidung nach Dürscheid (2003):

Kommunikationsformen im

Kommunikationsmedium Internet:

• In den Kommunikationsformen (E-Mail, Instant-

Messaging, Chat etc.) gelten jeweils unter-

schiedliche Bedingungen, die den (Schrift-)

Sprachgebrauch auf unterschiedliche Art und

Weise beeinflussen.

• Generell besteht eine Tendenz zur konzeptio-

nellen Mündlichkeit (Koch & Oesterreicher 1994).

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 4

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EinführungMerkmale der Internetkommunikation

Verändert nach Schlobinski (2006)

asynchron

synchron

orat literat

E-Mail

Skype (VoIP)

ICQ (IM)/ Chat

Online-

Netzwerke

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Theoretische Fragestellung

• Wie könnte die Annahme eines negativen

Einflusses der intensiven IBK-Nutzung auf die

orthographische Kompetenz theoretisch fundiert

werden?

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 6

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Registeraktivierung

Sprachliches WissenOrthographisches Output Lexikon

Außerschulischer

Produktionskontext

Schulischer

Produktionskontext

Normnahes,

normorientiertes

Schreibprodukt

Normfernes,

zweckorientiertes

Schreibprodukt

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Registeraktivierung

Außerschulischer

Produktionskontext

Schulischer

Produktionskontext

Normnahes,

normorientiertes

Schreibprodukt

Normfernes,

zweckorientiertes

Schreibprodukt

Sprachliches WissenOrthographisches Output Lexikon

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Registeraktivierung

Außerschulischer

Produktionskontext

Schulischer

Produktionskontext

Normnahes,

normorientiertes

Schreibprodukt

Normfernes,

zweckorientiertes

Schreibprodukt

Inp

ut

Sprachliches WissenOrthographisches Output Lexikon

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Registeraktivierung

Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon

<Versehen>

Normnaher Kontext

[+ Lehrerbewertung]

[+ Monologizität]

[+ mäßiges Zeitfenster]

[+ Planungsoption]

[+ Wohlgeformtheit]

<Versehen>

Normferner Kontext

[+ Peergroupbewertung]

[+ Dialogizität]

[+ geringes Zeitfenster]

[+ Spontaneität]

[+ Zweckmäßigkeit]

<versehn>

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Registeraktivierung

Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon

<Versehen>

Normnaher Kontext

[+ Lehrerbewertung]

[+ Monologizität]

[+ mäßiges Zeitfenster]

[+ Planungsoption]

[+ Wohlgeformtheit]

Normfernes Register

[+ Klein]

[+ Knappheit]

[- Korrektur]

[+ Spontanheit]

[+ Tilgung]

<Versehen>

Normferner Kontext

[+ Peergroupbewertung]

[+ Dialogizität]

[+ geringes Zeitfenster]

[+ Spontaneität]

[+ Zweckmäßigkeit]

Normnahes Register

[+ Groß/Klein]

[+ Ausführlichkeit]

[+ Korrektur]

[+ Geplantheit]

[- Tilgung]

<versehn>

-<e>

<V> <v>

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Registeraktivierung

Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon

<Versehen>

Normfernes Register

[+ Klein]

[+ Knappheit]

[- Korrektur]

[+ Spontanheit]

[+ Tilgung]

<Versehen>

Normnahes Register

[+ Groß/Klein]

[+ Ausführlichkeit]

[+ Korrektur]

[+ Geplantheit]

[- Tilgung]

<versehn>

-<e>

<V> <v>

Normnaher Kontext

[+ Lehrerbewertung]

[+ Monologizität]

[+ mäßiges Zeitfenster]

[+ Planungsoption]

[+ Wohlgeformtheit]

Normferner Kontext

[+ Peergroupbewertung]

[+ Dialogizität]

[+ geringes Zeitfenster]

[+ Spontaneität]

[+ Zweckmäßigkeit]

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Registeraktivierung

Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon

<Versehen>

Normfernes Register

[+ Klein]

[+ Knappheit]

[- Korrektur]

[+ Spontanheit]

[+ Tilgung]

<Versehen>

Normnahes Register

[+ Groß/Klein]

[+ Ausführlichkeit]

[+ Korrektur]

[+ Geplantheit]

[- Tilgung]

<versehn>

-<e>

<V> <v>

Normnaher Kontext

[+ Lehrerbewertung]

[+ Monologizität]

[+ mäßiges Zeitfenster]

[+ Planungsoption]

[+ Wohlgeformtheit]

Normferner Kontext

[+ Peergroupbewertung]

[+ Dialogizität]

[+ geringes Zeitfenster]

[+ Spontaneität]

[+ Zweckmäßigkeit]

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Registeraktivierung

Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon

<Versehen>

Normfernes Register

[+ Klein]

[+ Knappheit]

[- Korrektur]

[+ Spontanheit]

[+ Tilgung]

<Versehen>

Normnahes Register

[+ Groß/Klein]

[+ Ausführlichkeit]

[+ Korrektur]

[+ Geplantheit]

[- Tilgung]

<versehn>

-<e>

<V> <v>

Normnaher Kontext

[+ Lehrerbewertung]

[+ Monologizität]

[+ mäßiges Zeitfenster]

[+ Planungsoption]

[+ Wohlgeformtheit]

Normferner Kontext

[+ Peergroupbewertung]

[+ Dialogizität]

[+ geringes Zeitfenster]

[+ Spontaneität]

[+ Zweckmäßigkeit]

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RegisteraktivierungSpill-over

Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon

<Versehen>

Normfernes Register

[+ Klein]

[+ Knappheit]

[- Korrektur]

[+ Spontanheit]

[+ Tilgung]

*<versehn>

Normnahes Register

[+ Groß/Klein]

[+ Ausführlichkeit]

[+ Korrektur]

[+ Geplantheit]

[- Tilgung]

<versehn>

-<e>

<V> <v>

-<e>

<V> <v>

Normnaher Kontext

[+ Lehrerbewertung]

[+ Monologizität]

[+ mäßiges Zeitfenster]

[+ Planungsoption]

[+ Wohlgeformtheit]

Normferner Kontext

[+ Peergroupbewertung]

[+ Dialogizität]

[+ geringes Zeitfenster]

[+ Spontaneität]

[+ Zweckmäßigkeit]

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Hypothesen

• Bei der normungebundenen IBK bedienen sich

die SchreiberInnen normferner Register.

• Kommuniziert jemand viel im Internet, kann es zu

einem "Spill-Over-Effekt" kommen, der sich als

Normabweichung in medial andersartigen,

normgebundenen Kontexten äußert.

• Dies ist messbar in Form einer Korrelation zwischen

in einer Schreibprobe aufgetretenen Fehlern und

dem Umfang der IBK-Nutzung.

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 16

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MethodeVorgehensweise

• In einem Fragebogen erhobene Daten zur

Textproduktion im Internet wurden mit der

Fehlerzahl und -art aus Klassenarbeiten

verglichen.

• Die Fehlerkategorien wurden nach einerseits

durch IBK potentiell erklärbaren Fehlern gebildet,

andererseits nach häufig aufgetretenen Fehlern.

• Die untersuchte Textmenge betrug je 250 Wörter.

17DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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MethodeVorgehensweise

• Orthographische Fehler:

• R(g/k): mein lieblingsessen

• R(phon): weiß ich nich_

• R(g/z): mein lieblings_Essen

• R(sonst): Bestelung, einverne_mlich

• Interpunktionsfehler

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MethodeVersuchspersonen

Untersucht wurden:

• 51 Versuchspersonen (26w, 25m).

• Durchschnittsalter: 15,8 Jahre (SD = 0,8).

• Je ein E-Kurs der 9. und 10. Klasse einer

Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen.

• 80% (n = 41) deutsche MuttersprachlerInnen.

19DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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MethodeDatenerhebung: Fragebogen

• Erhebung der Standarddaten (Alter, Geschlecht)

• Daten zur Textproduktion im Internet

• Tägliche Nutzdauer

• Art der genutzten Kommunikationsformen

• Bevorzugt genutzte Kommunikationsform

• Daten zum Schreibverhalten

• Beachtung von Rechtschreibregeln bei der computervermittelten

Kommunikation

• Schreibverhalten in der Freizeit (nicht schulisch motiviertes Schreiben)

• Bevorzugter Schreibmodus (Tastatur- oder Handschrift)

• Daten zur Selbsteinschätzung

• Einschätzung der Rechtschreibfähigkeiten

• Einschätzung, ob ein Einfluss der Internet- auf die Schulschreibung

besteht

• Daten zur Muttersprache

20DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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MethodeDatenerhebung: Schreibproben

• Freie Textproduktion in Aufsätzen

• Klasse 9 – Kommunikationsanalyse (n = 21).

• Klasse 10 – Erörterung in Briefform (n = 30).

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 21

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ErgebnisseHypothesengeleitete Ausschlusskriterien

• Die Schreibungen Jugendlicher, die das Internet

wenig bis selten nutzen, können nicht oder nur

wenig beeinflusst sein.

→ Analyse der Fälle Nutzungsdauer > 1½ h/Tag

• Diejenigen Jugendlichen, deren Orthographie-

leistung schon sehr gefestigt ist, werden durch

die Internetnutzung kaum noch beeinflusst.

→ Analyse der Fälle Fehler ≥ 5 Fehler/250 Wörter

22DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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ErgebnisseVerhältnis Nutzungsdauer vs. Anzahl Fehler

23

0

5

10

15

20

25

30A

nza

hl F

eh

ler

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h

Y = 10,746 + ,815 * X; R2 = ,043

Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd

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ErgebnisseVerhältnis Nutzungsdauer vs. Anzahl Fehler

24

0

5

10

15

20

25

30A

nza

hl F

eh

ler

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h

Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd

Wenignutzer

viele Fehler

Wenignutzer

wenige Fehler

Vielnutzer

viele Fehler

Vielnutzer

wenige Fehler

Vielnutzer

Vielnutzer

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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ErgebnisseGruppen: Privates Schreibverhalten (ohne Internet)

25

0

5

10

15

20

25

30A

nza

hl F

eh

ler

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h

Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd

Wenignutzer

viele Fehler

Wenignutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

wenig Fehler

Wenignutzer

schreibe

gelegentlich

bis sehr oft

private Texte

n = 7

schreibe selten

oder nie

private Texte

n = 11

1 : 1,57

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ErgebnisseGruppen: Privates Schreibverhalten (ohne Internet)

26

0

5

10

15

20

25

30A

nza

hl F

eh

ler

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h

Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd

Wenignutzer

viele Fehler

Wenignutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

schreibe

gelegentlich

bis sehr oft

private Texte

n = 4

schreibe selten

oder nie

private Texte

n = 9

Internet-Vielnutzer schreiben

seltener auch außerhalb des Internets private Texte

1 : 1,57 1 : 2,25

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ErgebnisseGruppen: Beachtung von Orth.-Regeln im Internet

27

0

5

10

15

20

25

30A

nza

hl F

eh

ler

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h

Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd

Wenignutzer

viele Fehler

Wenignutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

wenig Fehler

Wenignutzer

beachte

Regeln nicht

n = 2

beachte

Regeln teilw.

n = 11

beachte

Regeln

n = 0

2 : 11 : 0

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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ErgebnisseGruppen: Beachtung von Orth.-Regeln im Internet

28

0

5

10

15

20

25

30A

nza

hl F

eh

ler

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h

Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd

Wenignutzer

viele Fehler

Wenignutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

wenig Fehler

Vielnutzer

beachte

Regeln nicht

n = 9

beachte

Regeln teilw.

n = 8

beachte

Regeln

n = 1

Internet-Vielnutzer beachten die

Orthographieregeln bei der Textproduktion im Internet seltener

9 : 8 : 12 : 11 : 0

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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ErgebnisseGruppen: Nutzungsdauer vs. Anzahl Fehler GKS

29

An

zah

l Fe

hle

r G

KS

Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h

0

2

4

6

8

10

12

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Y = 1,308 + ,533 * X; R2 = ,099; F (1, 29) = 3.182; p < 0.1

Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd

DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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Ergebnisse

• Keine erkennbaren Tendenzen bezüglich

• der hauptsächlich genutzten

Kommunikationsformen (IM, Social

Networking, Mail, etc.)

• des bevorzugten Schreibmodus (Handschrift

vs. Tastaturschrift),

• der Zahl der phonologisch plausiblen Fehler

(*<nich_>) → treten kaum auf (n = 12),

• der Zahl der Kommafehler.

30DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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Ergebnisse

• Die Einschätzung "die Art, wie du im Internet

schreibst beeinflusst die Art, wie du in der Schule

schreibst" vertreten nur vier Jugendliche, die alle

zu der Gruppe mit vielen Fehlern zählen.

• 27 Jugendliche glauben nicht an einen Einfluss.

31DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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Diskussion

• Ein signifikanter Effekt der IBK-Nutzung auf die

orthographische Kompetenz ist nicht

nachweisbar. Es findet sich allenfalls eine

schwache Tendenz.

• Beschränkt man die Untersuchung auf

diejenigen Fälle, bei denen am ehesten ein

Effekt zu erwarten ist, findet sich bei der Groß-

und Kleinschreibung ein schwacher Effekt.

32DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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Diskussion

• Kritische Punkte der Untersuchung:

• Der zeitliche Umfang der IBK-Nutzung ist eine

zentrale Variable der Untersuchung. Daher ist

die Erhebung dieses Datums aufgrund einer

spontanen Selbsteinschätzung methodisch

gesehen ein Schwachpunkt.

• Möglicherweise sind die Vpn im Schriftsprach-

erwerb bereits so gefestigt, dass sie für einen

Einfluss nicht mehr anfällig sind.

33DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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Diskussion

• In der gesprochenen Sprache gibt es ebenfalls

verschiedene Register, die ohne Interferenzen(?)

nebeneinander existieren können.

34DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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Ausblick

• Wenn SchreibanfängerInnen (wie etwa die

gegenwärtigen GrundschülerInnen) früher als

unsere ProbandInnen und mit noch größerer

Selbstverständlichkeit die internetbasierte

Kommunikation nutzen, könnte der Effekt stärker

ausfallen.

• Ein stärkerer Effekt könnte ggf. in einer

homogenen Gruppe mit noch nicht gefestigter

orthographischer Kompetenz und gleichzeitiger

intensiver Nutzung der IBK nachgewiesen

werden.

35DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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Ausblick

• Dazu müsste die tatsächliche Nutzung der IBK

genau ermittelt werden: Welche Normabwei-

chungen treten in welcher Frequenz auf und

finden sich in den schulischen Schreibungen

wieder?

• Eine solch detaillierte Erhebung stößt daten-

schutzrechtlich an Grenzen.

36DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010

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ENDE

Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!

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Literatur

• Androutsopoulos, J. (2007). Neue Medien - neue Schriftlichkeit? Mittelungen des Deutschen Germanistenverbandes, 54 (1), 72-97.

• Brommer, S. (2007). Ein unglaubliches Schriftbild, von Rechtschreibung und Interpunktion ganz zu schweigen: Die Schreibkompetenz der Jugendlichen im öffentlichen Diskurs. Zeitschrift für germanistische Linguistik, 35, 315-345.

• Dürscheid, C. (2003). Medienkommunikation im Kontinuum von Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Theoretische und empirische Probleme. Verfügbar unter: http://www.uni-koblenz.de/~diekmann/zfal/zfalarchiv/zfal38_2.pdf [2.2.2010].

• Dürscheid, C., Wagner, F. & Brommer, S. (in Press). Schreibkompetenz und neue Medien.: Theoretische und empirische Aspekte. Berlin: de Gruyter.

• Günther, H. & Ludwig, O. (Hrsg.). (1994). Schrift und Schriftlichkeit. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft: Bd. 10.1. Berlin; New York: de Gruyter.

• Koch, P. & Oesterreicher, W. (1994). Schriftlichkeit und Sprache. In H. Günther & O. Ludwig (Hrsg.), Schrift und Schriftlichkeit (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 1, S. 587–604). Berlin; New York: de Gruyter.

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